Manchmal muss ich feige vor mir selber fliehen
und mich wie ein Kind vor den Gedanken ducken,
die im Einsamsein durch mein Zerebrum zucken,
und vor meinem eignen Kopf den Kopf einziehen.
Manchmal will ich taub sein hinter schweren Toren,
wenn die langen Abende an Angst erkranken,
meinen Geist verschließen vor den Nachtgedanken,
die sich laut in meine innren Ohren bohren.
Eines doch erlaubt mir dann noch Trost zu finden:
wenn die grauen Wolken groß vorüberschleichen
und mir ihre ruhigen Geräusche reichen,
will ich lauschen nur, dem Regen und den Winden.
Wenn die frühen Blüten glühen,
Goldgeklingel Flüsse weckt
und ein müder Hund mit Mühen
sich die Nüsse leckt,
Lieder von Naturtenören
schön ertönen, aus dem Flug,
und dich am Balkon betören,
hab ich schon genug...
Einsam kauern sie auf kleinen Wieseninseln,
Flaschen, Zigaretten schwemmt die Stadt dort an,
selten hört man Vögel in den Ästen winseln,
manchmal lehnt an grauem Stamm ein müder Mann.
Zu den Füßen breitgebauter Ungeheuer
knien die verbognen Bäume knochenkahl,
kratzen krumm und kränklich an Betongemäuer,
fassen durch der hohen Zäune starren Stahl.
Ach, die Dichter der Moderne
dichten nicht mehr über Sterne.
Das ist schade, denn gerade,
unsre Sterne sind das Schönste,
was wir, paradoxerweise,
auf der kleinen Erde haben.
Wenn wir nächtens, still und leise
uns auf eine große Reise
dann begeben und uns laben,
an den himmelholden Gaben,
und erleben, was es heißt,
nach dem Innersten zu graben,
das da draussen, in uns ruht.
Auf den dichterischen Mut!
Er hinkt dem Heute hinterher,
sucht Halt in alten Fotoalben -
verblasste Kähne, Schmuckseeschwalben,
ein Mutterlachen und das Meer.
Dort winkt von weit, von diesem Strand,
an dem er abends Muscheln siebte,
das kleine Leben, das er liebte
mit starrer, unbewegter Hand.
Ihr Mondgemälde malt die Nacht
hin, auf die Firmamentfassade.
Sie schwingt den Silberpinsel sacht
zum sanften Zirpen der Zikade.
Auf kieselweichem Pfade wacht
im Einsamsein ein Nachtnomade
und singt der Nacht in Träumertracht
und barfuß eine Mondballade.
Ich hatte einen leisen Morgen
mit allem, was dazugehört
und keine meiner lauten Sorgen
hat mich in dieser Zeit gestört.
Ich saß im Gras (die Nachbarsfrau
schien diesbezüglich leicht empört)
und schüchtern schimmernd hat der Tau
mein ruhevolles Schaun betört.
Nun zieht die Sonne in das Blau
und richtet sich dort häuslich ein;
ich atme ein und weiß genau,
es wird ein gutes Heute sein.
Tag der Veröffentlichung: 07.12.2013
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