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Das Leben ist kein Ponyhof

Das Leben ist kein Ponyhof

 

Thriller

 

Éowyn S.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vorwort


Diese Geschichte ist vollkommen frei erfunden und nicht wirklich so passiert. Da es ein Thriller ist möchte ich das vorher kurz erwähnen.

Na dann, viel Spaß beim Lesen.

Ich hoffe euch gefällt mein Buch …


LG Éowyn















1.Kapitel


Vor 15 Jahren war ich das letzte Mal auf dem Hof meines Großvaters gewesen, ich konnte es kaum glauben das es schon so lange her war. Damals war ich 20 gewesen und bei diesem Besuch hatten wir uns so zerstritten das der Kontakt abgebrochen war. Vor zwei Wochen hatte ich dann von seinem Tod erfahren und zu meiner großen Überraschung hatte ich den Hof geerbt. Ich konnte mich noch an den kleinen Hof erinnern, ich hatte immer meine Ferien dort verbracht. Mein Großvater hatte damals zwei Pferde gehabt und immer davon geträumt mit seiner Stute eine Zucht zu gründen. Bei diesem letzten Besuch hatte die Stute ein Fohlen gekommen, doch ich wusste nicht ob aus der Zucht etwas geworden war.

„Wann sind wir endlich da?“ Ich sah in den Rückspiegel meines Autos. Meine achtjährige Tochter Deanna sah mich erwartungsvoll an. „Es dauert noch ein wenig.“ gab ich zur Auskunft. „Mama, bekomme ich eigentlich ein eigenes Pferd?“ fragte nun Tasha, meine vierzehnjährige Tochter.

Ich lächelte, sie war genauso verrückt nach Pferden wie ich und lag mir mit diesem Wunsch schon lange in den Ohren. Doch ich arbeitete als Reitlehrerin und verdiente damit nicht genug Geld um ein Pferd zu kaufen. „Auf dem Hof sind noch Tiere, ich weiß nicht wie viele. Aber meine Großvater hatte schon früher Pferde und er wird die Pferdehaltung sicher nicht aufgegeben haben.“ gab ich als Antwort.

Wenig später kamen wir in das Dorf das in der Nähe des Hofes lag. Es hatte sich vergrößert, doch ich wusste genau wo ich langfahren musste. Ob noch alles so war wie früher?


Ich stieg mit Tasha und Deanna aus dem Auto. Auch der Hof hatte sich vergrößert und es gab sogar einen Reitplatz. Mir war am Telefon gesagt worden das eine Nachbarin sich um die Tiere kümmerte und sie mir auch einen Zettel mit Forderungen geben würde. Diese Forderungen hatte mein Großvater gestellt, wenn ich sie erfüllte durfte ich von nun an auf dem Hof wohnen.

Eine Frau die ungefähr in meinem Alter sein musste kam auf mich und meine Töchter zu. „Hallo, sie müssen Miranda sein. Ihr Großvater hat viel von ihnen erzählt.“ begrüßte sie mich und ich schüttelte ihr die Hand. „Ich bin Lily, ich wohne im Haus nebenan.“ stellte sie sich vor und drückte mir einen Briefumschlag in die Hand. Ich öffnete ihn und las den Zettel. Das einzigste was mein Großvater wollte, war das ich den Hof nicht verkaufte, das Lily ihre Pferde hier behalten durfte und das sie auch ihre Reitschule weiter betreiben durfte. „Wir können ja zusammenarbeiten.“ schlug ich vor, ohne daran zu denken das Lily nichts von meinem Beruf wusste. Sie sah mich fragend an und schnell erklärte ich das ich Reitlehrerin war. „Komm ich zeig euch den Hof.“ meinte Lily nachdem ich Tasha und Deanna vorgestellt hatte. Also hier sind im Moment sieben Pferde, zwei Kühe, zwei Schafe und fünf Hühner.“ als erstes zeig ich euch mal die Pferde. Dein Großvater hat mir gesagt das du drei von ihnen kennst.“ erklärte Lily und mein Herz pochte vor Aufregung schneller. Nach all den Jahren gab es noch die Pferde von früher? Wir kamen an einer Koppel und nach einem Pfiff von Lily kamen sieben Pferde an den Zaun. „Stern!“ rief ich und fiel dem Haflinger um den Hals. Ich hatte dieses Pferd in meiner Jugend geliebt und hätte nie gedacht das der Wallach noch lebte. Er war schon um die dreißig und auch wenn Pferde so alt werden konnten, hatte ich nicht daran gedacht das Stern so alt wurde.

Ich sah mir nun auch die anderen Pferde an und erkannte einen schlanken Rappschecken. Es war Cora, die Tinkerstute die mein Großvater so sehr geliebt hatte. Stern, der dicke Haflinger schob sich eifersüchtig zwischen uns als ich begann die Stute zu streicheln. Ich musste lachen und forderte Lily auf mir die anderen Pferde vorzustellen. „Die drei anderen Schecken sind Fohlen von Cora, der Fuchsschecke dort ist Sleipnir.“ den kannte ich, er war in dem Jahr geboren worden als ich das letzte mal hier gewesen war. „Die Braunscheckstute dort heißt Keyra und der Rappschecke ist Gizmo.“ Lily machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „Und die beiden anderen sind mir. Der Graufalbe heißt Amor und die Rappstute dort Lady.“ ich sah sie an. „Welche Pferde nimmst du in den Reitstunden?“ „Cora, Keyra, Gizmo und Amor.“ antwortete Lily. „Mama, wann darf ich mal reiten?“ fragte Tasha. „Ich denke wir schauen uns erstmal weiter den Hof an und dann können wir ja mal einen Ausritt machen. Freudig strahlte meine Tochter mich an. „Ihr könnt auch erstmal ausreiten. Danach können wir ja über die Reitstunden sprechen.“ meinte Lily und ich sah das Tasha vor Freude fast platzte. „Kannst du auf Deanna aufpassen? Sie reitet erst seit kurzem und ist noch nie im Gelände gewesen.“ fragte ich Lily. „Klar. Wenn sie will kann ich ihr ja eine Reitstunde auf Stern geben.“ antwortete sie. Dankbar lächelte ich sie an und zusammen mit meinen Töchtern brachte ich die Koffer ins Haus. Dann zogen wir uns um und schon wenig später waren wir wieder bei den Pferden. „Wen willst du reiten?“ fragte ich Tasha und sie sah nachdenklich die Pferde an. Schließlich entschied sie sich für Cora und ich nahm Gizmo. Lily zeigte uns wo alles war und eine halbe Stunde später saßen Tasha und ich auf.

Ich versuchte mich an die Wege zu erinnern und ritt in Richtung Wald voran. Soviel ich wusste hatte es nie viele Wege gegeben und so würden wir uns schon nicht verirren.

Gizmo war ein tolles Pferd, er war gelassen und ich konnte verstehen das er sich so zu einem guten Schulpferd gemacht hatte. Tasha strahlte und schien mit Cora sehr zufrieden zu sein.


Eine Stunde später waren wir wieder auf dem Hof. Zusammen mit Tasha versorgte ich die Pferde und ging dann mit Lily ins Haus. „Also, wie ist das mit den Reitstunden?“ fragte ich.

„Am Wochenende sind keine. An allen anderen Tagen gibt es zwischen zwei und drei Stunden mit bis zu vier Reitschülern. Ich mach das nur nebenbei, eigentlich arbeite ich in der Stadt als Anwältin.“

„Wie schaffst du das?“

„Indem ich entweder im Büro oder hier bin.“

„Okey, ich werde dir so die Hälfte der Stunden abnehmen, da ich sonst nichts machen werde. Dann kannst du dich auch mal entspannen.“
„Das ist nett von dir. Falls mal ein Pferd lahmt oder so kannst du Lady nehmen. Eigentlich läuft sie nicht in Stunden mit, da sie Athrose hat und durch häufige Belastung fängt sie an zu lahmen und das will ich ihr auf Dauer nicht antun. Aber sie ist ein gutes Ersatzpferd.“
„Ist ok.“

„Darf ich fragen was mit dem Vater von Tasha und Deanna ist?“
„Er hat mich verlassen als ich mit Deanna schwanger war. Er wollte kein zweites Kind.“

Lily nickte, anscheinend wusste sie nicht was sie darauf antworten sollte. Ich hatte mich inzwischen damit abgefunden und bei der Scheidung hatte ich festgelegt das mein Ex die Kinder nicht sehen sollte. Ich hatte das alleinige Sorgerecht und wollte nicht das sich dieses Arschloch in die Erziehung meiner Kinder einmischte.

„Wie ist es bei dir mit Familie?“ fragte ich Lily.

„Ich bin Single und hab keine Kinder.“ antwortete sie schlicht.

Wir unterhielten uns noch eine Weile bis Lily schließlich nach Hause ging. Ich kochte für mich und meine Töchter und war glücklich endlich in einem Haus zu wohnen. Wir hatten vorher in einer kleinen Wohnung gelebt. „Dürfen wir uns Zimmer aussuchen?“ fragte Tasha.
„Klar, das Haus ist groß genug. Solange ihr euch nicht streitet ist es mir egal welche Zimmer ihr nehmt.“ antwortete ich und sofort rannten meine Töchter aus der Küche und nach oben.

Ich brauchte keinen Mann, ich kam allein mit meinem Leben und meinen Kindern klar. Ich hatte bis jetzt alles allein geschafft und wollte nicht abhängig sein. Ich war glücklich mit meinem Leben.


















2.Kapitel


Ich schreckte aus dem Schlaf. Der Traum war so real gewesen. Wie ich sowas hasste, man dachte der Traum wäre echt und dann wachte man auf. Ich hatte von meinem Großvater geträumt, er hatte vor mir gestanden und gesagt: „Miranda, ich hatte keine Zeit mehr dazu. Aber du hast sie. Verwirkliche deinen Traum. Beginne Pferde zu züchten, gründe ein richtiges Gestüt. Auch wenn ich Fohlen hatte war mein Hof nie ein Gestüt. Mir fehlte ein Hengst. Bitte Mädchen, kaufe einen Hengst. Du wirst es merken wenn es der richtige ist, du wirst an ihm viel Freude haben.“

Was sollte ich davon bitte halten? Ich stand auf und sah aus dem Fenster. Lily brachte etwas Heu zu den Pferden. Entsetzt sah ich auf die Uhr, es war schon sieben. Naja, was hieß schon. Für einen Samstag war es eigentlich früh zum Aufstehen. Aber ich hatte schließlich Tiere die versorgt werden wollten. Schnell zog ich mich an und verließ das Haus. Lily hatte sich Lady von der Koppel geholt und putzte sie. „Guten Morgen Lily. Wie geht’s dir?“ gestern hatten wir uns noch das Du angeboten und ich freute mich darüber.

„Morgen. Ich geh mal mit Lady ins Gelände. Die Tiere sind alle gefüttert.“

„Danke, aber du musst das nicht machen.“

„Mich stört das nicht, ich helfe dir gern.“

„Du bist ein Schatz. Aber unter der Woche musst du morgens nicht vorbeikommen, ich weiß doch das du dann in die Stadt musst.“
„Danke.“ sie verschwand im Stall um das Sattelzeug von Lady zu holen und ich beschloss schnell in die Stadt zu fahren um einzukaufen.

Es gab noch immer den Lebensmittelhändler und ich kaufte Brötchen und Marmelade. Außerdem kaufte ich alles nötige an Lebensmitteln und natürlich Getränke.

Als ich den Laden verließ hörte ich eine Stimme hinter mir: „Mira? Mira bist du das?“ Ich drehte mich um und sah Tom. Tom war der beste Freund meines Großvaters gewesen und ich hatte ihn fast jeden Tag gesehen wenn ich bei meinem Opa gewesen war. „Du musst wissen das deinem Großvater der Streit leidgetan hat, aber er war zu stolz um sich zu entschuldigen.“ begann Tom und ich nickte, genau so war es bei mir auch gewesen. Es war wirklich ein dämlicher Streit gewesen, mein Großvater hatte meinen Ex, den Vater meiner Töchter, nicht leiden können und mir von einer Hochzeit abgeraten. Ich hatte seine Argumente damals natürlich nicht verstanden, ich war verliebt gewesen. Ich hatte gedacht das mein Großvater sich da in etwas reinsteigerte und war gefahren. Danach hatte ich auf seine Anrufe nicht reagiert. Im Nachhinein hatte ich zwar gewusst das er vollkommen Recht gehabt hatte, doch ich war zu stolz gewesen um mich zu entschuldigen. Jetzt tat mir das alles schrecklich Leid.

„Also Mira, dein Großvater hat in den letzten Jahren angefangen Lotto zu spielen. Und er hatte wirklich Glück.“ erzählte Tom, doch ich wusste nicht was er mir sagen wollte.

„Das heißt?“

„Er hat mir gesagt das du den Rest haben sollst. Hier ist die Kreditkarte.“
„Wieviel ist da drauf?“ fragte ich und dachte das es nicht sonderlich viel sein konnte.

„Es sind drei Millionen.“
„DREI MILLIONEN??“

„Schau nicht so entsetzt, Mädchen.“ wie sollte man dabei denn bitte nicht entsetzt sein?

„Nimm die Karte.“ forderte Tom mich auf ohne auf eine Antwort von mir zu warten und drückte mir die Kreditkarte in die Hand. Mit zitternden Händen sah ich auf die Karte und konnte es noch immer kaum glauben. Nebenbei bekam ich mit das Tom sich verabschiedete, doch ich achtete nicht richtig darauf. Ich war noch immer total perplex.

Ich fuhr wieder nach Hause und natürlich merkten meine Töchter das mit mir etwas nicht stimmte. Ich erzählte es ihnen und während Deanna den Sinn meiner Worte noch nicht richtig verstand, sie war ja erst in der zweiten Klasse und mit so hohen Zahlen noch nicht vertraut, sie wusste nicht wieviel Geld wir auf einmal hatten, freute sich Tasha und umarmte mich. Dann fragte sie was ich mit dem Geld machen wollte.
„Ich denke ich werde eine Zucht aufbauen.“ antwortete ich und Tasha strahlte.

„Kaufst du dann auch neue Pferde?“

„Ja, ich werde mich umhören wo ich einen Tinkerhengst finde. Wir haben hier vier Tinker und ich mag die Rasse. Außerdem können wir dann mit Cora und Keyra die Zucht beginnen.“

„Bekomme ich auch ein eigenes Pferd.“

„Natürlich.“ Ich wusste das das Tashas größter Wunsch war und ich hatte ja nun auch genug Geld und Platz um ihn ihr zu erfüllen. Nun mussten wir nur noch passende Pferde für uns beide finden.












3.Kapitel


Es war Montag und ich stieg mit Tasha und Deanna ins Auto. Ich hatte ihnen versprochen sie an ihrem ersten Tag zur Schule zu fahren und nun mussten wir los.

Ich lieferte Deanna in der Grundschule im Dorf ab und fuhr dann mit Tasha in die Stadt. Ich freute mich schon auf den Nachmittag, da ich dann endlich meine erste Reitstunde auf dem Hof geben würde.

Als ich wieder Zuhause war und aus dem Auto stieg hatte ich das Gefühl als würde mich jemand beobachten. Es war dieses unangenehme Gefühl im Nacken was ich hasste. Ich drehte mich in alle Richtungen, einmal im Kreis, doch niemand war da. Ich war allein. Die Tiere waren auf den Koppeln im Wald, also konnte auch keines von ihnen mich angesehen haben.

Auch wenn ich wusste das ich wirklich allein war, hatte ich das Gefühl als würde mich jemand beobachten, auf jeden meiner Schritte achten. Schnell eilte ich ins Haus und schlug die Tür hinter mir zu, schon besser.

Den Rest des Vormittags überlegte ich was ich in den beiden Reitstunden, die ich später an diesem Tag geben würde, machen sollte. Lily hatte mir erzählt das es eigentlich eine recht große Anfrage gab, doch jedes der vier Schulpferde sollte nur eine Stunde laufen. Daher schränkte das die Zahl der Reitstunden und Schüler stark ein. Ich konnte Lilys Entscheidung verstehen, so wurde keines der Pferde überlastet. Aber vielleicht sollten wir über die Anschaffung eines weiteren Schulpferdes nachdenken, ich hatte gerade die Liste der Leute gesehen die darauf warteten das ein Platz frei wurde, und es waren recht viele. Natürlich würde da ein Schulpferd mehr nichts bringen, doch es war ein Anfang.

Ich beschloss mit Sleipnir auszureiten, danach wollte ich mich mal im Internet nach Pferden umsehen.


Um die Mittagszeit holte ich Deanna von der Schule ab und eine Stunde später kam auch Tasha nach Hause.

„Achso, Tasha. Wir schauen uns am Wochenende ein paar Pferde an.“ informierte ich meine Tochter und sie umarmte mich stürmisch.

„Bekomme ich dann ein eigenes Pferd?“ fragte sie aufgeregt.
„Wenn wir ein passendes für dich finden.“ ich lächelte sie an.

























4.Kapitel


Die Woche verging wie im Flug. Ich fand mich gut ein und kam mit allen meinen Reitschülern richtig gut klar.

Doch die ganze Zeit hatte ich das Gefühl als würde mich jemand beobachten, ich redete mir zwar ein das ich es mir nur einbildete, jedoch machte es mir nach einigen Tagen richtig Angst.

Nun war wieder Samstag und ich war schon seit einer Woche hier. Ich liebte den Hof und die Tiere jetzt schon und freute mich schon darauf das ich nun noch mehr Pferde kaufen würde. Tasha war sehr aufgeregt und konnte den ganzen Morgen nicht stillsitzen.


Am späten Vormittag kamen wir schließlich auf einem großen Hof an. Ein junger Mann begrüßte mich und meine Töchter und brachte uns in einen Stall. Dort durften wir uns allein umsehen. „Wenn sie ein Pferd zur Probe reiten wollen, sagen sie einfach Bescheid.“ das waren die letzten Worte des Mannes, dann verschwand er in einem Büro am Ende der Stallgasse, An jeder Boxentür hing ein Schild mit Informationen zu dem Pferd. Ich ging von Box zu Box, sah mir die Pferde an und laß die Schilder durch.

Nach einiger Zeit fand ich ein Pferd das vielversprechend war. Es war eine Ponystute. Sie hatte dunkelbraunes Fell und streckte mir neugierig ihren Kopf entgegen. Laut der Tafel trug sie den Namen Sphinx und war ein gutes Schulpferd. Ich beschloss sie später Probezureiten und ging weiter.

Eine Fuchsstute erregte schon wenig später meine Aufmerksamkeit. Sie stupste mich mit ihrer Nase an und während ich sie streichelte las ich ihr Schild. „Beverly heißt du also.“ sagte ich leise zu ihr. Sie war ein Freizeitpferd, jedoch nicht für Anfänger geeignet und kein Schulpferd. Außerdem war sie kein Tinker und somit konnte ich sie nicht für die Zucht nehmen. Trotzdem schrie eine innere Stimme mich an das ich dieses Pferd mitnehmen sollte. Naja, es würde sicher nichts schaden wenn ich sie später kurz ritt.

„Mama.“ ich hatte garnicht bemerkt das Tasha hinter mich getreten war und zuckte kurz zusammen.

„Ich hab ein Pferd gefunden. Komm mit, ich zeig ihn dir.“ mit diesen Worten packte sie meinen Arm und zog mich hinter sich her. Wir blieben vor einem Palominowallach stehen. Das Fell schimmerte hellgolden und er ließ sich von Tasha streicheln. Schnell las ich das Schild, er war anscheinend sehr gelassen und brav, Tasha sollte ihn einfach mal reiten und dann würden wir wissen ob meine Tochter mit dem Pferd zurecht kam.
„Ich werde Bescheid sagen das wir ein paar Pferde ausprobieren wollen.“ meinte ich zu meiner Tochter und verschwand in Richtung Büro. Wo war Deanna eigentlich abgeblieben? „Tasha, schau mal nach deiner Schwester.“ rief ich über die Schulter zurück und trat dann ins Büro.

„Wir würden gerne Sphinx, Beverly und Aurum ausprobieren.“ sagte ich freundlich und der Mann folgte mir zurück in den Stall. Dort wies er einige Pferdepfleger an die drei Pferde für uns fertigzumachen. Tasha und Deanna kamen auf mich zu. „Sie war bei diesem Pony dort vorne, Sphinx heißt sie.“ erklärte Tasha und legte einen Arm um ihre kleine Schwester. Ich sah meine beiden Töchter an und musste lächeln, meiner Kleinen schien das Pony schonmal zu gefallen.

Eine Stunde später war klar das wir alle drei Pferde kaufen würden. Ich erkundigte mich nach den Preisen und sah mit die Beine der Pferde genau an. Ich wusste worauf ich achten musste und wollte kein krankes Pferd kaufen. Außerdem waren alle drei nicht sehr teuer und die Ankaufsuntersuchungen würden am Ende mehr kosten wie die Pferde. Natürlich hatte ich viel Geld, doch trotzdem fand ich es nicht nötig und so vereinbarten wir mit dem Mann das er alle drei am nächsten Tag zu uns bringen sollte.






























5.Kapitel


Am Dienstagmorgen hatte ich den Tierarzt angerufen, mir war aufgefallen das den drei neuen Pferden noch Impfungen fehlten und die wollte ich nun nachholen. Ich wartete bis Deanna und Tasha auf dem Weg zur Schule waren, nahm mir die drei Halfter und ging dann los zu der Pferdekoppel. Am Tag zuvor hatten Lily und ich die Pferde auf eine Koppel gebracht die weit vom Hof weg war, der Fußweg dauerte eine halbe Stunde. Eigentlich hatte ich kein Problem damit längere Strecken zu Fuß zurückzulegen, doch ich hatte wieder das Gefühl beobachtet zu werden. Das Gefühl hatte ich inzwischen immer wenn ich das Haus verließ und langsam machte es mir Angst. Es war unheimlich. Woher kam dieses Gefühl? Beobachtete mich wirklich jemand? Oder bildete ich mir das alles nur ein? Ich lief schneller, bis ich fast rannte. Ich wollte so schnell wie möglich wieder aus dem kleinen Wald raus sein in dem ich mich gerade befand.

Völlig außer Atem kam ich an der Koppel an. Nachdem ich den Strom ausgestellt hatte kletterte ich durch den Zaun und sah mich suchend nach den Dreien um. Ich entdeckte als erstes Sphinx und ging auf das Pony zu. Sie war ziemlich pummelig, doch das störte mich nicht weiter, schließlich hatten viele Pferde im Frühling einen Grasbauch. Es war April, das Gras war saftig und frisch und die Pferde freuten sich darüber. Auch Beverly und Aurum hatten ziemliche Bäuche, wahrscheinlich hatte der Vorbesitzer die drei etwas zu gut gefüttert.

Ich halfterte die Pferde auf und machte mich wieder auf den Rückweg zum Hof. Ich fühlte mich zwar immer noch beobachtet, doch die Pferde gaben mir Sicherheit und dieses Mal hatte ich keine Angst. Eigentlich war der Weg durch den Wald wirklich schön, an beiden Wegrändern blüten Blumen und auch einige der Bäume standen in voller Blüte.


Wieder auf dem Hof stand ein fremdes Auto vorm Haus. Ein älterer Mann stieg aus und kam auf mich zu. „Hallo, ich bin Dr. Peters.“ stellte er sich vor und ich schüttelte ihm die Hand. „Ich bin Miranda.“ stellte ich mich ebenfalls vor, ich stellte mich eigentlich bei jedem mit meinem Vornamen vor, ich fand das besser. Ich wurde nicht gern mit `Frau´ angeredet, das war mir einfach zu formell. „Das sind also Ihre drei Neuen. Na, die haben aber ordentliche Bäuche.“ lachte Dr. Peters und streichelte Beverly. Ich gab ihm die Impfpässe und er sah sie sich genau an. Dann ging er an sein Auto und machte die Spritzen fertig.

„Haben sie eine Ankaufsuntersuchung gemacht?“

„Nein, sie waren alle ziemlich billig, da stand das nicht im Verhältnis. Ich hab selbst die Beine kontrolliert, da ist alles gut und auch sonst sehen sie ja vollkommen gesund aus.“

„Ja, der Meinung bin ich auch.“
Der Tierarzt impfte Beverly und meine Stute zuckte zusammen, ich strich ihr beruhigend durchs Fell und sie beruhigte sich sofort wieder.

„Alles gut Mädchen. Wie heißt die Schöne denn?“

„Das ist Beverly, der Wallach heißt Aurum und das Pony Sphinx.“
Der Tierarzt impfte nun den Wallach, er blieb ruhig und ich klopfte ihm den Hals.

Zum Schluss wurde auch Sphinx geimpft, sie blieb vollkommen gelassen stehen und zuckte nur etwas mit den Ohren. Der Tierarzt strich der kleinen Stute über den dicken Bauch und hielt auf einmal Inne.
„Sie wissen das die Kleine trächtig ist?“

Perplex sah ich ihn an.

„Nein.“ sagte ich vorsichtig und legte Sphinx eine Hand auf den Bauch, nun fühlte ich auch einen Tritt des Fohlens.

Dr. Peters ging zu Beverly und strich mit beiden Händen über den Bauch der Stute.

„Bei ihr fühle ich nichts. Aber ich kann noch ein Ultraschall machen wenn sie wollen.“ bot er mir an und ich nickte zustimmend.

Wenig später war klar das beide Stuten hochträchtig waren. Einerseits war ich wütend auf den Vorbesitzer, da er mich nicht informiert hatte. Andererseits freute ich mich auch auf die Fohlen.























6.Kapitel


Als ich zwei Wochen später auf die Koppel kam bemerkte ich sofort die beiden Fohlen. Beverly und Sphinx hatten sie in der vergangenen Nacht bekommen. Ich ging auf meine Beverly zu, neben ihr stand ein schlankes dunkelbraunes Fohlen das mich neugierig ansah. Es war ein kleiner Hengst. Als ich näher kam versteckte er sich hinter seiner Mutter.

Ich ging weiter zu Sphinx, neben ihr lag ein kleines Rappfohlen im Gras. Als es mich sah sprang es schnell auf und stellte sich dicht neben Sphinx. Auch dieses Fohlen war ein kleiner Hengst. Ich beschloss mir in den nächsten Tagen Namen für die beiden zu überlegen und nahm nun Cora, Keyra, Gismo und Amor mit zum Hof. Bis zu den Reitstunden sollten sie auf die Koppel neben dem Pferdestall kommen.

Inzwischen standen die Pferde auf einer Koppel die fast eine Stunde Fußweg vom Hof entfernt war. Ich wollte den Reitschülern den langen Weg einfach nicht antun. Leider konnten Lily und ich noch immer nicht mehr Reitschüler nehmen, denn da Sphinx ja jetzt ein Fohlen hatte konnte sie erstmal in keinen Reitstunden mitlaufen.


Wieder auf dem Hof rief ich bei Lily im Büro an. Ich informierte sie darüber das die beiden Stuten gefohlt hatten und wie ich schon erwartet hatte war sie vollkommen aus dem Häuschen. Außerdem rief ich auch Dr. Peters an, da ich wollte das er die beiden kleinen Hengste in den nächsten Tagen untersuchte. Sie sahen zwar gesund aus, trotzdem wollte ich das der Tierarzt sie sich ansah. Nur damit ich sicher sein konnte das es den Fohlen und auch den Stuten gut ging.


Als Tasha und Deanna aus der Schule kamen stieg ich mit ihnen ins Auto und wir fuhren zur Koppel. Sie beobachteten die Fohlen und strahlten beide übers ganze Gesicht. Es machte mich glücklich das meine Töchter sich so sehr über die beiden Fohlen freuten.






























7.Kapitel


Die Fohlen waren nun eine Woche alt und hatten beide schon Namen bekommen. Das Fohlen von Beverly hatte ich Wesley genannt und das von Sphinx Shirkhan.

Nun war ich wieder auf dem Weg zur Koppel. Wie immer hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden, und auch wenn es mir noch immer Angst machte hatte ich mich inzwischen damit abgefunden.

Sobald ich die Koppel erreichte war mir klar das etwas nicht stimmte. Ich sah einen hellen Pferdekörper auf dem Boden liegen. Es sah aus als würde das Pferd schlafen, doch die anderen Pferde waren ungefähr zehn Meter entfernt.

Kein Pferd schlief allein, wenn ein Pferd schlief blieb die Herde dabei und wachte über es. Vom Zaun aus sah es so aus als würde Stern oder Aurum auf dem Boden liegen.

Ich ging schnell in die Koppel um nach dem Pferd zu sehen. Als ich neben das liegende Pferd trat fing ich hysterisch an zu schreien. Es war tot und über und über mit Blut beschmiert. Wunden klafften an allen Möglichen Stellen. Ich sah genauer durch das Blut und erkannte Stern. Ich fiel auf die Knie. Tränen rannen mir über die Wangen. Stern war ermordet worden. Das war offensichtlich. Ich kniete neben meinen alten Liebling und begann ihn zu streicheln. Meine Tränen tropften in sein Fell.

Als ich nach einiger Zeit wieder aufstehen wollte hörte ich ein Knistern. Mein Blick fiel auf einen Zettel. Was war das? Da der Zettel voller Blut war öffnete ich ihn mit spitzen Fingern.


Ich will dein Geld, die 3 Millionen.

Bring sie bis morgen Abend in die kleine Hütte im Wald. Wenn du die Polizei einschaltest stirbt noch ein Pferd. Du siehst ja wie dieses hier gelitten hat, sei dir sicher das es dem nächsten auch so gehen wird. Vielleicht nehme ich auch eins der kleinen. Ich hoffe das ist dir eine Warnung und vergiss nicht mir das Geld zu bringen.


Der Brief war aus einzelnen Buchstaben die anscheinend aus Zeitungen stammten zusammengebastelt worden. Ich zitterte. Der Mörder von Stern war nicht nur ein Tierquäler, sondern auch ein Erpresser. Ich würde die Polizei trotzdem einschalten, ich konnte das nicht hinnehmen. Obwohl der Mann, oder die Frau, mich gewarnt hatte würde ich nicht klein beigeben. Ich konnte ja noch immer alle Pferde in den Stall bringen, dort sollten sie möglichst sicher sein.

Aber woher wusste er, oder sie, überhaupt von meinem Vermögen?


Wenig später war ich wieder Zuhause. Ich rief zuerst bei Lily im Büro an und sie versprach so schnell wie möglich zu kommen. Dann rief ich bei der Polizei an um Anzeige zu erstatten. Ich hoffte das der Erpresser nicht noch mehr Pferde von mir so grausam abschlachten würde. Ich würde sie in den Stall bringen und wenn er dort einbrechen würde würde ich ihn nochmal anzeigen. Ich sah es nicht ein ihm einfach so das Geld zu geben und ihn ohne Strafe davonkommen zu lassen.

Außerdem rief ich den Abdecker an. Ich vereinbarte mit ihm das er in zwei Stunden Sterns Leiche von der Koppel holen und natürlich auch mitnehmen würde. Ich hatte zudem beschlossen ihn zur Obduktion zu geben, denn die Polizei wollte wissen womit das Pferd ermordet worden war.


Als Lily wenig später kam nahm sie mich in den Arm. Sofort fing ich wieder an zu weinen. Ich hatte Stern so lange gekannt, und gerade als ich ihn nach all den Jahren wieder hatte, starb er. Er tat mir Leid, bestimmt hatte er vor seinem Tod höllische Schmerzen gehabt.

Wir standen eine Weile einfach nur da, hielten uns in den Armen und weinten. Auch Lily hatte den Wallach lange Jahre gekannt. Für uns beide war dieser plötzliche Abschied schwer, doch wir wussten das es weitergehen musste und daher überlegten wir wie wir unsere anderen Pferde vor diesem Tierquäler schützen konnten.


Nachdem er Abdecker Stern abgeholt hatte, brachte ich zusammen mit Lily alle anderen Pferde in den Stall. Wesley lief um mich und Beverly herum und nervte mich etwas indem er ständig vor meine Füße lief. Einige Male brachte mich der junge Hengst zum Straucheln und mir wurde bewusst das ich mit dem Fohlen noch einiges an Arbeit haben würde.

Bald würde ich anfangen die beiden ans Halfter zu gewöhnen und wenn Wesley beim Führen so war wie jetzt würden meine Nerven auf eine Probe gestellt werden.

Gerade als wir auf den Hof kamen, Beverly, Sphinx und die Fohlen waren die letzten, kamen Tasha und Deanna. Tasha holte ihre kleine Schwester fast jeden Tag von der Schule ab und ich war ihr sehr dankbar dafür.

Jedoch musste ich ihnen jetzt das mit Stern sagen, um sie nicht in Aufregung und Angst zu versetzen sagte ich jedoch er sei über Nacht friedlich eingeschlafen. Beide weinten, doch ich sagte ihnen das er ein schönes und auch langes Leben gehabt hatte und das schien sie zu beruhigen. Nur gut das beide nicht so sehr an dem Pferde gehangen hatten, meine Töchter hatten ihn nicht lange und auch nicht gut gekannt, das würde ihnen den Abschied erleichtern.































8.Kapitel


Am nächsten Tag hatte Tasha am Morgen eine Freistunde und kam daher mit mir in den Stall. Sie lief sofort zu Aurum und kuschelte mit ihm. Ich ging zu allen Pferden und sah sie mir an, es ging ihnen allen gut. Zum Glück hatte der Tierquäler sein Wort nicht gehalten. Vielleicht brachte es wirklich etwas wenn die Pferde im Stall standen. Ich sah kurz auf die Uhr. „Tasha, dein Bus kommt bald. Verabschiede dich von Aurum, du siehst ihn doch in ein paar Stunden wieder.“ meinte ich als ich sah das meine Tochter sich nicht von ihrem Pferd trennen wollte. Tasha lachte und umarmte auch mich zum Abschied. Dann verließ sie den Stall und ich war allein mit den Pferden. Ich ging zu Beverly, die Stute wieherte leise als sie mich sah und ich schloss meine Arme um ihren Hals. Ich vergrub mein Gesicht in ihrer Mähne und atmete den Pferdegeruch ein. Von einem unsanften Stoß gegen mein Bein fuhr ich zurück. Die frechen Augen von Wesley funkelten mich an und ich wuschelte ihm durch die kurze Mähne. Er ließ es sich gefallen und hieb mir gleich noch seinen Kopf in den Bauch. Keuchend machte ich einen Schritt rückwärts, es steckte ordentlich Kraft in diesem jungen Fohlen. Da er nicht lernen sollte so mit mir umzugehen schob ich ihn bestimmend von mir weg. Er schüttelte seinen Kopf und sah mich etwas beleidigt an.

Ich streichelte Mutter und Sohn nocheinmal kurz bevor ich den Stall wieder verließ. Hinter mir schloss ich ab, damit auch ja niemand in den Stall konnte, und lief dann zu meinem Auto. Ich musste mal wieder einkaufen, der Kühlschrank war fast leer und für heute war es schon zu wenig essen.


In der Stadt angekommen fühlte ich mich mal wieder beobachtet, doch ich schaffte es inzwischen dieses Gefühl zu ignorieren. Ich kaufte ein und sah immer wieder auf die Uhr. Ich wollte noch Zeit haben ein paar Pferde zu bewegen bevor meine Töchter wieder nach Hause kamen. Denn dann würde ich kochen und mit ihnen essen und wenig später fingen auch schon die Reitstunden an. Heute gab es drei verschiedene, zwei mit je einem Anfänger und eine mit zwei etwas fortgeschritteneren Reiterinnen. Die ersten beiden Stunde würde ich unterrichten, die letzte würde Lily machen und dann hätte ich auch Zeit für meine Pferde. Wenn die Fohlen ungefähr einen Monat alt waren, also in drei Wochen, sollte auch Sphinx anfangen in ein paar Reitstunden mitzulaufen.

„Mira?“ hörte ich eine Stimme hinter mir. Ich schreckte aus meinen Gedanken und drehte mich um. Tom kam auf mich zu und schloss mich in eine Umarmung.

„Ich habe das mit Stern gehört, du weißt ja, mein Sohn arbeitet beim Abdecker. Es tut mir wirklich sehr Leid.“

Er sah mich traurig an und ich merkte das die Tränen in mir aufstiegen.
„Ja. Es ist schrecklich.“
„Achso. Hab ich dir erzählt das meine Tochter inzwischen als Tierärztin bei Dr. Peters arbeitet? Sie haben deinen Stern untersucht. Die Verletzungen stammen wohl von einem Messer. Was es genau für eins war weiß ich nicht.“
„Okey. Vielleicht seh ich sie ja mal. Wie geht’s deinen Kindern denn sonst so?“ ich versuchte vom Thema Stern abzulenken und hoffte das es mir gelang. Ich wollte einfach nicht weiter über den schrecklichen Tod meines Pferdes sprechen.

„Maximilian, hat letztes Jahr geheiratet. Seine Frau ist natürlich nicht so erfreut darüber das er beim Abdecker arbeitet. Ist auch verständlich. Ich konnte auch nie verstehen was er an diesem Beruf findet.“ begann Tom freudig zu erzählen, er hatte schon immer gern geredet und ich ließ ihn einfach reden ohne das ich etwas sagte.

„Janine hat vor drei Jahren geheiratet. Vor zwei Jahren hat sie einen Sohn, Lukas, bekommen und letztes Jahr eine Tochter. Die kleine heißt Claire. Ich kann dir sagen, die beiden sind so süß.“

Er redete und redete, doch irgendwann hörte ich nur noch mit halbem Ohr zu. Immer wieder sah ich auf meine Uhr. Schließlich war die Zeit gekommen das ich wieder nach Hause musste und ich verabschiedete mich von Tom. Ich war etwas froh wieder allein zu sein, ich wollte nachdenken können und das konnte ich nun mal am Besten allein. Es war in letzter Zeit so viel passiert, langsam stieg mir das alles über den Kopf.






















9.Kapitel


Einige Tage später war Tasha krank. Ich erlaubte ihr zuhause zu bleiben und brachte Deanna in die Schule. Ich schärfte ihr ein sich auf dem Nachhauseweg zu beeilen. Ich wusste das der Weg nicht weit und auch nicht gefährlich war, da sie keine Straße überqueren musste, daher durfte sie nun auch allein nach Hause gehen. Es war seit Sterns Mord nichts mehr passiert worüber ich mir Sorgen machen musste und insgeheim hoffte ich das der Erpresser aufgegeben hatte.

Doch was wenn er noch ein Pferd ermorden würde?

Oder war er vielleicht sogar zu Schlimmerem bereit?

Ich hatte Angst, Angst um meine Tiere, Angst um meine Töchter und Angst um mich.

Würde der Erpresser meinen Töchtern oder mir etwas antun?

Soviele Fragen hatte ich, doch keine Antworten. Das alles machte mich verrückt. Ich wollte das dieser Spuck endlich zuende war, doch insgeheim wusste ich das es noch dauern würde bis das alles zuende sein würde. Doch wie lange?


Wenige Stunden später stand ich in der Küche und kochte. Tasha war in ihrem Zimmer und schlief, ich hatte ihr einen Tee gemacht und ließ sie ansonsten in Ruhe. Sie sollte sich einfach ausruhen dann würde sie auch schnell wieder gesund werden. Ich sah auf die Uhr, eigentlich sollte Deanna langsam nach Hause kommen.

Das Telefon klingelte und schnell ging ich ins Wohnzimmer um abzuheben, ich wollte nicht das Tasha aufwachte, sie brauchte ihren Schlaf.

„Ja?“ meldete ich mich.

Eine Computerstimme antwortete. Irgendetwas an dieser Stimme ließ mir das Blut in den Adern gefrieren, sie war kalt und grausam.

Ich habe deine Tochter. Du hast ja auf meine netten Aufforderungen nicht reagiert, also hab ich mir überlegt das ich deutlicher werden muss. Aber sei beruhigt, deiner Tochter geht es gut. … Noch. Ich stelle dir eine Frist von drei Tagen, wenn dann das Geld nicht an dem schon genannten Ort ist werde ich zu härteren Mitteln greifen. Ich verspreche du siehst die Kleine nie wieder.“

Damit wurde die Leitung unterbrochen. Zuerst starrte ich mit zitternden Händen auf das Telefon. Dann fiel ich auf die Knie. Tränen rannen über meine Wangen. Ein Schluchzer nach dem anderen erschütterte meinen Körper und ich konnte an nichts anderes mehr denken als an meine kleine Tochter.

Irgendwann spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Erschrocken drehte ich mich um und sah in die entsetzen Augen von Tasha. Sie nahm mich in den Arm und langsam, noch immer weinend, erzählte ich ihr alles. Ich merkte das auch sie zu weinen anfing, ich schlanker Körper zitterte in meinen Armen und ich drückte sie fest an mich.

Was sollte ich nun machen? Auf jeden Fall würde ich nochmal Anzeige gegen unbekannt machen. „Tasha, geh … geh wieder ins … Bett. Ruh … dich aus.“ sagte ich zu meiner Tochter. Ich wischte ihr mit meinem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Schweigend nickte sie und schlurfte wieder nach oben. Ich wusste das es ihr gut ging, sie gehörte ins Bett. Sie war zwar selten krank, aber wenn sie krank war, dann auch richtig.

Als ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, rief ich bei der Polizei an und erstattete Anzeige, der Polizist versprach mir das er nach Zeugen suchen würde und mir Bescheid geben würde wenn es was neues gab.

Ich wollte das dieser Mistkerl so schnell wie möglich geschnappt wurde und hinter Gitter kam.

Warum war ich nur hier hingezogen? Es hatte mir bis jetzt nur Leid gebracht. Wäre ich doch nie umgezogen, hätte ich doch nie ein neues Leben angefangen. Dann würde jetzt alles besser sein.






























10.Kapitel


Eine Woche später ging Tasha wieder in die Schule. Ich hatte das Geld natürlich nicht dem Erpresser gegeben, und bis jetzt war auch zum Glück noch keine Reaktion von ihm gekommen. Ich verabschiedete mich von Tasha, wir waren wegen der Sache mit Deanna beide sehr traurig, ich wusste einfach nicht was ich jetzt machen sollte. Mit Tasha redete ich nicht über das alles, ich wusste zwar das es besser war wenn man über Dinge redete, doch ich konnte das einfach nicht. Ich konnte mit niemandem über die Entführung meiner Tochter reden.

Ich ging zum Stall hinüber und stellte erschrocken fest das das Schloss aufgebrochen war. Ich stieß die Tür auf und rannte in den Stall. Schnell sah ich mich um, es war ein Stall ohne Boxen und alle Pferde standen zusammen. Aber lag gerade eines am Boden? Schnell hatte ich einen liegenden Körper ausgemacht und rannte darauf zu. Die anderen Pferde sprangen erschrocken vor mir zurück, doch ich konnte jetzt einfach keine Rücksicht auf sie nehmen.

Ich kniete mich über das blutverschmierte Pferd. Es war Sleipnir. Weinend brach ich über dem toten Pferd zusammen.

Ich wusste nicht wie lange ich so auf ihm lag, doch irgendwann wurde ich durch eine Ohnmacht aus meinem Kummer erlöst.


„Miranda? Miranda? Alles ok? Wach auf.“ hört ich eine Stimme über mir. Ich merkte das ich im Stroh lag, jemand hatte mich von Sleipnir gehoben. Blinzelnd öffnete ich die Augen und sah Lily. War denn schon Nachmittag?

„Hey, Miranda du bist ja wieder wach.“ sagte sie und ich hörte die Sorge in ihrer Stimme. „Wo … wo ist … Tasha?“ fragte ich. Mein Hals war ausgetrocknet und ich konnte kaum sprechen.

„Noch in der Schule, sie hat doch heute lange.“ meinte Lily sanft und jetzt fiel es mir auch wieder ein. Dann drückte sie mir ohne ein Wort zu sagen einen Zettel in die Hand. Ich faltete ihn auseinander und begann zu lesen.


Ich habe schon viel zu lange auf das Geld gewartet. Jetzt ist meine Geduld am Ende. Das Pferd hier war nur der Anfang, ich werde dich erst in Ruhe lassen wenn ich das Geld habe. Also bring es mir bis heute Mittag oder du hast ein Problem.


Die Frist war schon abgelaufen, also konnte ich jetzt sowieso nichts mehr ändern. Würde Deanna jetzt sterben? Ich rief die Polizei an um eine weitere Anzeige gegen den Unbekannten, oder die Unbekannte, zu machen. Der Polizist am Telefon versuchte mich zu beruhigen. Doch er gab mir auch zu verstehen das er nichts tun konnte, er hatte den anderen Brief untersucht, er war ohne Fingerabdrücke, also gab es keine Hinweise auf den Täter. Der Polizist meinte das er auch noch keine Zeugen der Entführung gefunden hatte, also hatte auch noch niemand den Erpresser gesehen. Er versprach mir jedoch noch einmal zu mir zu kommen um sich alles anzusehen. Vielleicht ließ sich ja dieses Mal ein Hinweis auf den Täter finden. Denn ohne Hinweise konnte die Polizei nichts machen. Schließlich konnten sie ja nicht jedes Haus in der Gegend durchsuchen, sie brauchten einen Verdacht um einen Durchsuchungsbefehl zu bekommen. Und für diesen Durchsuchungsbefehl brauchten sie genaue Hinweise darauf das in diesem Haus oder Gebäude das sie durchsuchen wollten, ein Versteck von Dieben oder ähnlichem war.

Doch in dem Fall des Erpressers kamen die Polizisten nicht voran, es gab rein garnichts von dem Typen, keine Fingerabdrücke und auch sonst nichts.


Als ich wenig später wieder im Haus war setzte ich mich aufs Sofa und starrte gedankenverloren aus dem großen Fenster. Warum war mir kein normales Leben vergönnt? Womit hatte ich das alles hier verdient?

Das Telefon klingelte und ich rappelte mich hoch. Dann hob ich ab: „Ja?“

Hallo Miranda.“ es war die Computerstimme, ein leiser Schrei entfuhr mir und fast hätte ich aufgelegt, doch dann machte ich es doch nicht.

Ich habe Tasha. Noch geht es ihr und der Kleinen gut, aber beeil dich gefälligst mit dem Geld. Sonst sehe ich mich gezwungen zu noch härteren Mitteln zu greifen. Entführungen scheinen dich ja nicht zu beeindrucken.“

Damit beendete der andere den Anruf und ich brach weinend auf dem Boden zusammen. Nicht auch noch Tasha. Warum? Warum hatte der Erpresser meine Kinder entführt? Brauchte er so dringend Geld? Oder hatte er andere Gründe?

Aber warum machte ein Mensch sowas schreckliches überhaupt? War er, oder sie, psychisch krank? Oder rächte sich vielleicht jemand an mir? Aber wofür, ich hatte nie jemandem etwas getan. Ich konnte das alles einfach nicht verstehen.






11.Kapitel


Am nächsten Tag saß ich auf meinem Sofa und sah mir alte Fotos an. Allen Pferden ging es gut und das beruhigte mich wenigstens ein wenig. Ich nahm ein Foto in die Hand. Darauf war ich mich Tasha als Baby. Sofort schossen mir wieder die Tränen in die Augen, ich wusste noch genau wo dieses Bild aufgenommen worden war. Es war bei der Weihnachtsfeier im Fechtclub gewesen. Der Vater meiner Töchter hatte für sein Leben gern gefochten und dieser Club war sein zweites Zuhause gewesen. Oft waren ich und Tasha bei ihm an zweiter Stelle, hinter seinem geliebten Degen gewesen.

Ich nahm ein weiteres Bild in die Hand. In der Mitte des Bildes sah ich mich selbst, neben mir saß Tasha, zu diesem Zeitpunkt war sie sechs gewesen, in meinen Armen hielt ich Deanna, sie war an dem Zeitpunkt an dem das Bild gemacht wurde noch ein Baby. Damals waren mein Ex und ich schon getrennt. Ich begann zu weinen, ich konnte einfach nicht ohne meine Töchter leben. Ich vermisste sie, ich hatte Angst um sie.

Furchtbare Angst!


Am Abend kam Lily zu mir. Sie hatte im Moment alle Reitstunden übernommen und eigentlich tat es mir Leid das sie so viel zu tun hatte. Aber ich hatte einfach nicht die Kraft nach draußen zu gehen.

„Ist alles ok Miranda?“ fragte sie mich.

Anstatt zu antworten nickte ich schwach. Obwohl ich Lily sehr gern hatte wollte ich lieber allein sein, doch mit fehlte die Kraft ihr das zu sagen.

„Hast du heute schon was gegessen?“ fragte Lily weiter und ich schüttelte müde den Kopf. Den ganzen Tag über hatte ich einfach keinen Hunger gehabt, nachdem meine Töchter verschwunden waren hatte ich meinen Appetit verloren.

„Du musst was essen!“ sagte Lily sanft aber bestimmt, sie legte mir die Hände auf die Schultern und sah mir ernst ins Gesicht. Ich zuckte leicht mit den Schultern und wandte dann den Blick ab.
„Miranda! Ich kann nicht weiter zusehen wie du fast verhungerst.“ sagte Lily und ich hörte in ihrer Stimme einen traurigen Unterton. Ohne ein Wort zu erwidern ließ ich mich von ihr hochziehen. Zusammen gingen wir in die Küche und Lily ging an den Kühlschrank. Sie hatte dafür gesorgt das immer genug zu Essen da war, obwohl das alles sowieso schlecht werden würde, schließlich ließ ich es ja einfach nur dort liegen.

Lily machte mir etwas zu essen und ich setzte mich an den Tisch. Ich war zu schwach um Lily zu sagen das ich nichts essen wollte, also ließ ich sie machen.

















12.Kapitel


Das Telefon klingelte und kraftlos stand ich auf. In den letzten Wochen hatte ich stark abgenommen und ich hatte das Haus schon zwei Wochen nicht verlassen.

Ich nahm das Telefon in die Hand und hob ab.

„Ja?“ fragte ich leise und wie so oft antwortete mir die Computerstimme:

Oh, Miranda. Hast du kein Herz? Hast du kein Mitleid mit deinen Pferden? Sind dir deine Kinder egal? Oder warum sonst habe ich mein Geld noch nicht? Wo ich durch Pferde und Kinder nichts erreicht hab, werde ich mich jetzt direkt an dich wenden. Und ich schwöre dir, am Ende wird das Geld mir gehören.“

Damit wurde die Leitung still und ich sank zitternd auf den Boden. Würde ich sterben müssen? Ich konnte es mir eigentlich nicht so vorstellen, wahrscheinlich würde der Erpresser einfach zu mir kommen und mir das Geld, also die Kreditkarte, abnehmen. Aber eigentlich, eigentlich traute ich ihm auch mehr zu. Wer war er verdammt nochmal? Wo waren Tasha und Deanna? Ging es den Beiden gut?












13.Kapitel


Es war Vormittag und ich war allein im Haus. Ich stand am Fenster und sah nach draußen auf den Hof. Natürlich war niemand auf dem Hof, doch ich konnte die Kühe sehen die friedlich auf der Koppel an der anderen Seite des gepflasterten Hofes lagen. Die Pferde waren im Stall geblieben, eigentlich hatte ich vor sie noch raus zu bringen, doch ich konnte mich einfach nicht dazu aufraffen das Haus zu verlassen.

Plötzlich sah ich eine Gestalt. Sie schlich auf den Hof und sah sich vorsichtig um, schnell zog ich die Gardinen zu und beobachtete die Person weiter, sie kam mir sehr merkwürdig vor. Als die Person dann aufs Haus zuging schlüpfte ich in meine Schuhe und eilte durch die Hintertür in den Pferdestall. Was wollte diese Person von mir? War das der Erpresser? Am Besten würde es wahrscheinlich sein wenn ich einfach verschwinden würde. Ich schnappte mir die Trense von Gizmo und streifte sie dem Wallach über. Dann öffnete ich die vordere Stalltür und schwang mich auf den blanken Rücken des Pferdes. Es waren nur wenige hundert Meter bis zum Wald, dort würde ich hoffentlich sicher sein.

Ich trieb Gizmo in einen schnellen Schritt und verließ mit ihm den Stall. Die Tür schloss ich hinter mir. Die besagte Person war nicht mehr zu sehen als ich am Haus vorbeiritt, doch ich war mir sicher das er, oder sie, das Klappern der Hufe hören konnte.

Als ich auf den Weg zum Wald einbog drehte ich mich nocheinmal um. Die Person stand wieder vorm Haus und sah mir hinterher. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, ich kannte diese Person. Der Mann der dort stand war mein Ex, der Vater meiner Kinder. Außerdem sah ich das er eine Pistole in der Hand hielt und auf mich zielte. „Komm Gizmo, schnell.“ sagte ich leise zu meinem Pferd und gab ihm die Galopphilfe. Brav gehorchte er mir und es brach mir das Herz ihn auf diesem harten Steinweg galoppieren zu lassen. Zum einen war er nicht warmgelaufen, zum anderen war dieser Weg für seine Hufe verdammt schlecht. Doch hier ging es um mein Leben und ich war mir sicher das wirklich jeder so gehandelt hätte, wäre er an meiner Stelle gewesen.

Als ich den Schuss hörte war es als würde die Zeit langsamer vergehen, ich hörte den Schuss und trieb Gizmo weiter.

Noch zehn Meter bis zum Wald. Doch dann traf mich die Kugel, ein Schmerz fuhr von meinem Rücken aus durch meinen Körper und ich merkte das ich vom Pferd fiel.

Jedoch blieb der Aufprall aus.

Plötzlich sah ich mich von oben, tot lag ich auf dem Boden. Ich hatte nie daran geglaubt das die Seele nach dem Tod den Körper verlassen würde, ok, ich hatte nie wirklich geglaubt das es eine Seele gab die nach dem Tod weiterlebte.

Gizmo stand neben mir und stupste mich an, doch mein Ex war nicht zu sehen. Wo auch immer er war, sicher hatte er jetzt mein Geld. Alles war vorbei, ich würde meine Kinder nie aufwachsen sehen, nie würde ich wieder mit ihnen lachen. Nie wieder würde ich auf einem Pferd sitzen.

Mein Leben war vorbei, unwiederruflich.










Epilog


Lily nahm Tasha und Deanna an die Hand. Vor einer Woche hatte die Polizei die beiden gefunden und nun hatte Lily vor sie zu adoptieren. Die beiden hatten keine Verwandte mehr, nun ja, sie hatten ihren Vater, doch der saß im Gefängnis.

Ziemlich sicher würde er dort lebenslänglich sitzen, er hatte viele Anklagen; Tierquälerei, Erpressung, Entführung und schließlich auch Mord. Für die beiden Mädchen war das alles schlimm und Lily wusste das sie noch lange brauchen würden um über den Tod ihrer Mutter hinwegzukommen, doch sie hoffte das sie später beide ein ganz normales Leben haben würden.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.04.2014

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