Der Traum vom Universum
oder
Die Arche der Zukunft
Éowyn S.
Lebe deinen Traum.
Sehnsüchtig sah ich aus dem Fenster. Der Himmel war strahlend blau und wolkenlos, eigentlich freute ich mich darüber, doch die Zeit verging einfach viel zu langsam. Ich wollte wieder die Sterne sehen, nach zwei Wochen in denen sie von Wolken bedeckt gewesen waren. Mein Teleskop stand am Fenster und ich freute mich darauf es endlich wieder zu benutzen.
In vielleicht zwei Stunden würden die Sterne zu sehen sein, bis dahin musste ich noch warten.
Ich trat an mein Regal und sah auf die vielen DVDs. Die meisten waren von Star Trek, ich hatte alle Kinofilme, dazu noch alle Staffeln aller Serien. Meine Eltern und meine Schwerster fanden mich verrückt, und auch alle anderen Menschen waren dieser Meinung, doch mir war das egal. Ich war sowieso nicht sonderlich gern unter Menschen und da war es mir auch egal was sie von mir dachten.
Ich nahm eine der DVDS aus dem Regal, es war Star Trek The next Generation Staffel 1.
Ich schob sie in meinen DVD Player und startete sie. Als die Titelmusik ertönte packte mich wieder das Fernweh. Ich würde alles dafür geben einmal ins Weltall zu fliegen.
Ich fühlte mich auf der Erde so fehl am Platz. Ich sah neben mein Sofa, dort lag mein Hund. Er spitzte aufmerksam die Ohren und wie so oft hatte ich das Gefühl das er genauso gerne Star Trek sah wie ich. Ich streichelte ihn und er wich (wie immer aus). Er mochte es nicht gestreichelt zu werden und zeigte jedem Menschen die kalte Schulter. Wegen dieser Gefühlslosigkeit hatte ich ihm den Namen Spock gegeben der meiner Meinung nach gut zu ihm passte.
Mein Hund war der einzigste mit dem ich wirklich gern meine Zeit verbrachte, er nervte mich nicht mit sinnlosen Fragen.
Als die Folge fertig war schaltete ich den Fernseher aus. Es war zwar noch nicht dunkel, aber ich musste noch mit Spock nach draußen. Ich ging aus meinem Zimmer und schloss die Tür hinter mir ab, ich mochte es überhaupt nicht wenn andere Leute in mein Zimmer gingen. Dann polterte ich die Treppe nach unten und Spock folgte mir. „Jim?“ hörte ich meine Mutter aus der Küche. „Was ist Mum?“ fragte ich. „Sei bitte in einer halben Stunde wieder da, dann gibt’s essen.“ Ich nickte, obwohl ich wusste das sie das nicht sehen konnte, und schlüpfte schnell in meine Schuhe. Dann zog ich mir meine Jacke über und nahm Spocks Leine von der Kommode neben der Tür. Ich ging mit meinem Hund aus dem Haus und nebeneinander gingen wir durch den Vorgarten. Als wir am Tor ankamen harkte ich die Leine in Spocks Halsband ein und ging dann mit ihm vom Grundstück. Spock sah aufmerksam auf den Weg. Er hatte kurzes schwarzes Fell, er war ein Mischling, doch ich wusste das auf jeden Fall Boxer unter seinen Vorfahren waren, das konnte man ihm einfach ansehen. Ich ging mit Spock die Straße entlang und in Richtung Feld. Die Sonne begann langsam unterzugehen und ich wusste das es nicht mehr lange dauern konnte bis die ersten Sterne zu sehen waren. Meine Eltern waren nicht gerade begeistert von meiner Liebe zu den Sternen und fernen Galaxien, oft blieb ich ganze Nächte wach um die Sterne zu beobachten. Meine Eltern waren der Meinung das die Schule darunter leiden würde, doch ich schrieb immer gute Noten und war auch nie zu müde.
Ein leichter Wind kam auf und meine Haare wehten mir ins Gesicht. Das war definitiv der Nachteil an Haaren die von der Länger her bis zur Mitte des Nackens reichten, sie wehten leicht ins Gesicht. Doch so mochte ich meine Haare am liebsten, es hob mich von meinen Mitschülern ab, sie alle hatten kürzere Haare wie ich. Ich schob mir die nach vorne gewehte Sträne wieder hinters Ohr und ließ Spock laufen. Er trabte den Feldweg entlang. Ich ging langsam hinterher und dachte nach. Ich war sicher das ich die Sterne heute Abend gut sehen würde, es war gutes Wetter und zum Glück kamen auch durch den Wind keine Wolken auf.
Nach einer Weile sah ich auf die Uhr, Spock und ich waren schon eine Stunde unterwegs. Das würde Ärger zuhause geben. Ich pfiff und sofort kam mein Hund wieder zu mir. Jetzt musste ich schnell nach Hause, ich hatte zwar keinen Drang dazu etwas mit meiner Familie zu machen, aber meine Eltern bestanden darauf das wir wenigstens gemeinsam aßen.
„Jim wo warst du denn so lange?“ fragte mich meine Mutter vorwurfsvoll als ich nach Hause kam. Sie saß zusammen mit meinem Vater und meiner Zwillingsschwester Kristen am Tisch.
Ich zog mir Jacke und Schuhe aus und räumte alles zusammen mit der Leine meines Hundes weg. Dann wusch ich mir die Hände und setzte mich zu den anderen. Durch das alles hatte ich nochmal mehr Zeit rausgezögert und ich sah das sie mit dem Essen fast fertig waren. „Wie war denn die Schule heute?“ fragte meine Mutter nachdem sie auf ihre letzte Frage keine Antwort bekommen hatte. Ich nahm mir von dem Essen und antwortete wieder nicht. Meine Schwester, die sonst sehr viel redete, antwortete ebenfalls nicht, wenn es um Schule ging sagte sie nichts. Ich war mit ihr in einer Klasse, sie war jedoch nicht so gut wie ich was ihr unsere Eltern immer wieder vorhielten. Da Kristen jedoch nicht antwortete fühlte ich mich zu einer kurzen Antwort verpflichtet. Sonst würden meine Eltern nie aufhören zu nerven und ich wollte ja später meine Ruhe haben um die Sterne zu beobachten. „Wir haben Physik und Mathe wiederbekommen.“ sagte ich daher. „Und was habt ihr für Noten?“ fragte unser Vater nun. Ich streckte einen Daumen in die Höhe um ihnen zu zeigen das ich in beiden Arbeiten eine Eins geschrieben hatte, ich schrieb immer Einsen und daher waren meine Eltern auch sehr zufrieden mit meiner schulischen Leistung. Meine Schwester schrieb meistens Zweien und Dreien, ich wusste das unsere Eltern damit nicht sonderlich zufrieden waren, es war ihnen sehr wichtig das Kristen und ich gute Noten schrieben.
Ich war mit dem Essen fertig und stand auf bevor ich mich noch mehr mit meiner Familie unterhalten musste. Ich pfiff nach Spock und verschwand zusammen mit dem Hund wieder in meinem Zimmer. Wie immer schloss ich meine Tür hinter mir ab.
Der Abend wurde dann noch wirklich schön. Die Sterne waren gut zu sehen und wieder packte mich das Fernweh. Ich würde wirklich alles dafür geben wenigstens einmal dort oben zu sein. Zwischen den Planeten und Sternen, weit weg von der Erde.
Am nächsten Tag hatte ich wieder Schule, doch ich war nicht müde. Ich war es gewohnt lange aufzubleiben.
Wie immer fuhren Kristen und ich mit dem Bus zur Schule. Dort wurde sie sofort von ihren Freunden begrüßt. Ich hatte keine Freunde, worüber ich wirklich froh war, und setzte mich auf eine Bank. Dort wartete ich bis der Unterricht begann.
Es gab einen neuen Schüler, Nick, der sich neben mich setzen sollte. Neben mir war der einzigste freie Platz und daher war das die einzigste Möglichkeit.
In der Pause wollte ich wieder auf die Bank gehen. Doch ich stellte fest das Nick mir folgte. Er wollte sich doch hoffentlich nicht mit mir anfreunden. Ich setzte mich hin ohne ihn zu beachten. „Kann ich mich neben dich setzen?“ fragte er zaghaft. Ich zuckte mit den Schultern und er setzte sich. „Du hast einen sehr amerikanischen Namen, woher kommst du?“ Ich verfluchte unseren Deutschlehrer der Nick direkt alle Namen der Klasse gesagt hatte und der Neue schien ein gutes Personengedächnis zu haben. „Meine Eltern kommen aus Amerika.“ antwortete ich knapp. Allzu ungewöhnlich war es ja auch nicht das Familien auswanderten und meine Eltern waren eben von Amerika nach Deutschland ausgewandert.
Natürlich hatten wir einen recht amerikanischen Nachnamen, Wheaton. Leider hatte ich feststellen müssen das ich nicht mit dem Schauspieler Wil Wheaton, der in Star Trek The Next Generation mitgespielt hatte, verwand war. Ich hatte eine aufwendige Ahnenforschung betrieben und bis zu meinen Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großeltern gab es keine gemeinsamen Verwandte. Danach hatte ich aufgegeben, die Erforschung des Alls war mir dann doch wichtiger gewesen.
Ich antwortete Nick noch immer nicht, doch er redete munter weiter. „Was machst du eigentlich in deiner Freizeit?“ Jetzt war ich langsam genervt. Ich schaute ihn an und meinte: „Ich mach viel mit Astronomie.“ „Das ist das mit den Sternen oder?“ Okey, wie hatte es der Junge auf ein Gymnasium geschafft? Der war doch wirklich dumm wie ein Stück Brot. „Sowas wie in diesem Star Wars, Star Trek Zeug oder?“ ZEUG? War der noch bei Verstand? Star Trek und Star Wars war überhaupt nicht miteinander zu vergleichen. Ich persönlich hasste Star Wars, ich fand es einfach unnötig, obwohl ich es nie wirklich gekuckt hatte. Star Trek hingegen liebte ich, ich hatte sogar ein paar Uniformen aus den Filmen und den Serien.
Den Abend wollte ich wieder am Teleskop verbringen. Ich sah hindurch und schaute mir einige Sternbilder an. Dann betrachtete ich den Mars genauer. Er sah so aus wie immer, und trotzdem beobachtete ich ihn eine Zeit lang.
Vielleicht nach fünf Minuten bemerkte ich eine Bewegung und veränderte die Stellung meines Teleskopes leicht. Es sah aus wie ein Satellit, doch es war größer und die Ecken waren runder.
Hätte ich es nicht besser gewusst würde ich sagen es wäre ein Raumschiff, doch ich wusste das solche Raumschiffe wie dieses was ich meinte zu sehen nicht existierte. Und außerdem war noch kein bemannter Flug bis zum Mars gekommen. Ich beobachtete das komische Ding noch weiter, konnte jedoch keinen Hinweis darauf finden was es war.
Irgendwann gab ich frustriert auf und ging von Teleskop und Fenster weg. Ich machte mich im Bad fertig. Als ich in den Spiegel über dem Waschbecken war strahlten mir wie immer meine Augen entgegen. Sie hatten ein sehr außergewöhnlich strahlendes Hellblau auf das ich immer wieder angesprochen wurde. Ich hatte noch niemanden mit solchen Augen gesehen und sah sie als eine weitere Sache die mich einzigartig machte. Ich war einfach nicht so wie die anderen und wollte auch nicht so sein. Ich wollte nicht so sein wie andere Menschen, ich war froh das ich anders war. Das ich mich eher für die Zukunft als für die Vergangenheit interessierte, das ich immer nach vorne sah und das ich nicht wollte das die Erde zerstört wurde. Würden die Menschen jetzt die Erde zerstören würde die Zukunft nie passieren. Daher tat ich alles um nicht an der Zerstörung der Erde beteiligt zu sein, ich fuhr nicht selten Auto oder Bus. Ich lebte Vegan um die Massentierhaltung nicht zu unterstützen und ich achtete darauf möglichst sparsam zu leben. Meine Familie verstand das nicht und es gab auch jeden Tag Fleisch oder andere tierische Produkte zum Essen, doch ich hatte kein Verlangen danach. Es gab für Fleisch, Milch und Eier guten Ersatz und meine Mutter kochte es auch extra für mich.
Ich beobachtete das Flugobjekt wie ich es jetzt einfach mal nannte noch eine Woche lang, es war immer in der Nähe vom Mars.
Auch heute wollte ich wieder schauen ob ich es sehen konnte und war gerade auf dem Weg in mein Zimmer. Ich hatte die Vorhänge zugezogen, das machte ich oft da ich einfach lieber im Dunkeln war. Ich hörte draußen Motorengeräusche und wenig später klingelte es an der Tür. Mich störte das nicht, es war schließlich nichts ungewöhnliches, wahrscheinlich war es einfach mein Vater der von der Arbeit nach Hause kam und wie so oft seinen Schlüssel vergessen hatte. Ich sah zu Spock der ruhig neben meinem Bett lag und aufmerksam zur Tür schaute. Dann nahm ich mir ein Buch aus meinem Regal und legte mich auf mein Bett um zu lesen. Es würde noch ein wenig dauern bis die Sterne zu lesen waren und mir fiel nichts besseres ein als zu lesen, für einen Film war die Zeit dann doch zu wenig.
„JIM? JIM KOMMST DU MAL BITTE!“ rief meine Mutter von unten und ich stand genervt aus. Ein leiser Pfiff genügte und Spock war an meiner Seite. Zusammen verließen wir mein Zimmer (welches ich hinter mir abschloss) und gingen die Treppe hinunter. Meine Mutter stand am Fuße der Treppe und sah sehr traurig aus. Neben ihr waren zwei Männer in Anzügen. Ich wusste natürlich nicht was los war und daher schaute ich fragend vom einen zum anderen. Wer waren diese Männer? „Am besten wir setzen uns irgendwo hin.“ meinte einer der Männer. Er war riesig, bestimmt zwei Meter groß und hatte graues schütteres Haar. Meine Mutter nickte langsam und ging dann vor in Richtung Wohnzimmer. Ich folgte den Erwachsenen. Die fremden Männer setzten sich auf die Couch während meine Mutter in die Küche ging. Ich setzte mich auf einen Sessel und beobachtete die Männer. Der zweite Mann war fast genauso groß wie der Erste. Jedoch war er um einiges jünger und hatte lockige schwarze Haare. Seine Augen waren leuchtend grün und er sah irgendwie unmenschlich aus.
Meine Mutter kam zurück und gab den Männern je ein Glas Wasser. Dann blieb sie vorm Fenster stehen.
Der ältere Mann ergriff nun wieder das Wort. „Du bist Jim oder?“ ich nickte und fragte mich was er von mir wollte. „Wir wissen das du dich für Astronomie interessierst. Also wollten wir dir etwas anbieten.“ Ich sah den Mann verblüfft an, woher wusste er das? Und was wollten sie mir anbieten? Nun begann der junge Mann zu sprechen. Er hatte eine komische Stimme, es klang ein wenig als würde er singen. „Wir wollten dir anbieten mit uns zu kommen und das Universum zu erforschen.“ Sollte das ein Scherz sein. „Ja klar, mach ich.“ sagte ich sofort und stand auf. So eine Chance würde ich vielleicht nie wieder bekommen, auch wenn ich keine Ahnung hatte um was es genau ging und woher die Männer mich kannten, oder wer sie überhaupt waren stimmte ich zu. Meine Mutter sah mich entsetzt an. Der ältere Mann grinste: „Gut, wir haben noch einiges mit deiner Mutter zu klären. Pack vielleicht schonmal einen Koffer.“ Es sollte schon sofort losgehen? Mich störte das nicht, doch ich wusste das meine Mutter etwas dagegen haben würde. Hoffentlich erlaubte sie es trotzdem das ich mit den Männern gehen konnte.
Ich sprintete nach oben und riss meinen Kleiderschrank auf. Dann warf ich Klamotten in einen Rucksack und holte auch meine Sachen aus dem Bad. Schon zehn Minuten später ging ich wieder nach unten. Meine Mutter stand mit den Männern am Fuß der Treppe und umarmte mich. Sie wusste das ich es hasste umarmt zu werden und an jedem anderen Tag hätte ich mich sofort befreit, heute ließ ich die Umarmung jedoch über mich ergehen. „Ich werde dich vermissen Jim. Willst du nicht noch warten bis Dad und Kristen nach Hause kommen?“ sagte sie mit weinerlicher Stimme. Bevor ich etwas sagen konnte ergriff der ältere Mann das Wort. „Nein, wir müssen jetzt los.“ Ich war ihm dankbar, ich hasste Verabschiedungen und diese ewige Umarmerei. Ich zog mir Schuhe und Jacke an und folgte den Männern nach draußen. Sie gingen von unserem Grundstück und die Straße entlang bis ins Feld. Das verwirrte mich, warum hatten sie ihr Auto nicht vor unserem Haus geparkt? Sie waren ja sicher mit dem Auto und nicht zu Fuß gekommen. Erst jetzt fiel mir auf das ich seit Jahren das erste Mal ohne Spock ins Feld ging, ich hatte sofort gewusst das ich meinen Hund nicht würde mitnehmen können und auch garnicht gefragt.
Die Männer blieben stehen und drehten sich zu mir. „Du wirst jetzt für längere Zeit nicht nach Hause kommen. Alles andere erklären wir dir später. Jetzt erschrick bitte nicht.“ eine halbe Sekunde später gab es einen Schlag und ich machte einen Satz zurück. Die Warnung des Mannes hatte nichts gebracht. Ein Raumschiff, wie aus den Filmen war vor uns aufgetaucht und ich sah es entsetzt an. Die Männer gingen wie selbstverständlich eine Rampe hoch und ich folgte ihnen. Dann ging es durch viele Korridore und an Männern in Uniformen vorbei. Ich folgte dem älteren Mann, der jüngere Mann ging nach einem kurzen Stück durch eine Tür und verschwand. Er ging mit mir viele Gänge an und schließlich kamen wir in einen Raum der wohl das Kommandozentrum war. Auf Stühlen saßen vielleicht zehn Männer an deren Uniformen ich erkennen konnte das sie höhere Ränge hatten. Im vorderen Bereich des Raumes waren riesige Bildschirme und viele Computer und Technologien bei denen ich mir sicher war das sie zur Steuerung des Raumschiffes waren. Ein Mann auf den vorderen Stühlen drehte scih um. Ich vermutete das es der Kaptain war. „Hallo Jim. Ich bin Kaptain Tiberius, herzlich Willkommen auf meinem Schiff. Danke Brian das du ihn gebracht hast, du kannst jetzt gehen.“ Der ältere Mann verschwand und ich betrachtete den Kaptain genauer. Er war vielleicht einen halben Kopf größer wie ich und damit beachtlich kleiner wie die beiden Männer die mich abgeholt hatten. Ich war so um die 1,70. Und trotzdem hatte ich mich sehr klein gefühlt als ich abgeholt worden war. Ich sah den Kaptain genauer an. Er lächelte mich freundlich an. „Ich werde dir jetzt von unserer Mission erzählen. Du weist ja wie die Erde von den Menschen behandelt wird. Wir kommen aus der Zukunft und sind extra 400 Jahre zurück gereist um dich zu holen. Es gibt viele die dagegen sind wie die Welt in deiner Zeit behandelt wird, aber nach unseren Recherchen bist du der einzigste der sich auch für Astronomie interessiert.“ Woher wussten die das alles? „Wir werden jetzt wieder in die Zukunft, also meine Zeit, reisen und dann versuchen die Erde zu retten. Denn sie ist kurz davor entgültig kaputt zu gehen.“ fuhr er fort. Was sollte ich dabei helfen? Doch der Kaptain sagte es mir nicht, er meinte nur: „Ich rufe jetzt Brian damit er dich in dein Zimmer bringt. Wir haben eine Uniform für dich bereitgelegt.“ Damit wandte er sich wieder den anderen zu und ließIch durch ein Mikrofon Brian ausrufen. Wenig später kam Brian durch die Tür und bedeutete mir mit einem Nicken ihm zu folgen. Ich ging ihm hinterher durch weitere Flure. Einige Male gingen wir über Treppen oder standen in Aufzügen.
Nach vielleicht zehn Minuten (das Raumschiff war wirklich riesig) blieb Brian vor einer Tür stehen und öffnete sie für mich. „Das hier ist dein Zimmer. Zieh deine Uniform an. Sie hängt im Schrank. Du kannst erstmal hier bleiben, wir werden dich rufen wenn wir wieder in unserer Zeit sind. Also für dich in der Zukunft.“ mit diesen Worten verschwand er und ich ging in mein Zimmer. Die Tür fiel hinter mir zu und ich sah mich um. Der Raum war nicht sonderlich groß, das störte mich jedoch nicht. Es gab einen Schrank, ein Bett und einen Fernseher. Außerdem führte eine Tür in einen Nebenraum und ich hatte ein eigenes Fenster. Ich ging in den Nebenraum, es war ein Bad. Als ich gerade wieder in mein Zimmer ging spürte ich einen Ruck und trat ans Fenster. Wir hoben gerade ab und gebannt sah ich zu wie die Langschaft unter mir kleiner wurde. Immer schneller stiegen wir nach oben und schon kurz darauf war das Raumschiff weit über den Wolken und höher wie jedes Flugzeug der jetzigen Zeit. Die Sterne sahen von hier viel größer aus und ich war glücklich endlich zwischen ihnen zu sein. So lange hatte ich davon geträumt und jetzt war dieser Traum in Erfüllung gegangen. Das Raumschiff flog immer höher und wurde immer schneller. Die Sterne kamen näher, doch schon bald waren wir so schnell das sie nur noch als Streifen zu sehen waren.
Es klopfte an meiner Tür und Brian kam herein. „Du sollst auf ins Kommandozentrum und danach zeige ich dir das Schiff.“ Ich nickte und sah nocheinmal in den Spiegel. Die blaue Uniform gefiel mir.
Mit raschen Schritten folgte ich Brian. Durch die Fenster an denen wir vorbeikamen sah ich Sterne und Planeten.
Hier im Weltall fühlte ich mich wohl, ich fühlte mich das erste Mal Zuhause.
Wenig später waren wir schon im Kommandozentrum und zusammen mit Brian trat ich vor den Kaptain und die Offiziere. „Also Jim. Wir sind jetzt wieder in unserer Zeit also in 2414.“ ergriff Kaptain Tiberius das Wort und sah mich an. „Nun werden wir die Erde umrunden und dir ein paar Sachen zeigen. Bitte erschrick nicht, es hat sich sehr viel verändert.“ „Warum bin ich eigentlich hier?“ fragte ich vorsichtig. Der Kaptain lächelte. „Damit wir die Welt retten können. Vor etwa zweihundert Jahren hat die Menschheit umgedacht, jedoch wurden alle Angaben zu den Dingen die die Welt so sehr kaputt gemacht haben zerstört. Wir können unserem Planeten nicht helfen wenn wir nicht wissen was passiert ist.“ Ich nickte. Die Menschen schienen nicht nur zu meiner Zeit nicht nachgedacht zu haben. Auch später hatten sie anscheinend schwerwiegende Fehler gemacht. Ich wusste nicht genau was die Erde entgültig kaputt gemacht hatte, woher sollte ich das auch wissen, doch ich war mir sicher das all die Treibhausgase und Abgase einen großen Teil dazu beigetragen hatten. Schließlich hatten die Fabriken davon immer so viel produziert das es irgendwann zu Schäden des Planeten hatte kommen müssen. Vielleicht gab es inzwischen ja ein nicht so schädliches Gas. Ich hoffte es. Doch so wie ich den Kaptain verstanden hatte war das der Fall.
Ich sah auf dem großen Monitor die Erde auftauchen. Ich erkannte sie an dem blau des Wassers. Auf dem Monitor war einer der Pole zu sehen, doch er war kleiner geworden und sehr viel weniger weiß war zu sehen. Er war fast komplett blau. Dann sah ich Land, es sah sehr nach Europa aus. Doch ein großes Stück im Osten und halb Afrika waren verschwunden. An ihrer statt war nur noch Wasser. Die Klimaerwärmung musste stark zugenommen haben. Wir flogen weiter, doch es war nichts zu sehen. Ich merkte das wir die Erde in großer Geschwindigkeit umrundeten, da Europa bald vom Monitor verschwunden war. Doch Amerika tauchte nicht auf. Amerika war verschwunden, überschwemmt. Bald waren wir wieder auf der Seite von Europa und der Kaptain und die Offiziere sahen mich an. „Wir werden in etwa einer Stunde landen. Wir müssen tanken und dann kann Brian dir gleich mal die Hauptstadt zeigen. Jaco und Ludo werden euch begleiten.“ meinte einer der Offiziere, er nickte uns zu und Brian ging zur Tür. Ich schloss aus dem Verhalten das wir entlassen waren und folgte Brian. Er ging mit mir durch das Schiff und in den Maschinenraum. „Für die Herstellung von Treibstoff gibt es inzwischen eine ganz neue Möglichkeit. Viel wird aus Sonnenenergie hergestellt, außerdem wird auch ein wenig Wasserstoff verwendet, jedoch nicht in Raumschiffen, sondern nur in sicheren Maschinen. Außerdem benutzen wir auch andere Edelgase und im letzten Jahrhundert wurde auch eine Möglichkeit gefunden Kohlenstoffdioxid so umzuwandeln das man ihn als Treibstoff benutzen kann. Das ist jedoch sehr kompliziert und teuer. Ich weiß selbst nicht genau wie es funktioniert, ich weiß nur das dieser Treibstoff bei Raumschiffen benutzt wird.“ Ich hörte ihm zu und sah mich im Maschinenraum um. An Maschinen hatte ich nie so ganz großes Interesse gehabt. Ich wusste mit einem Teleskop umzugehen, das hatte mir immer gereicht und auch jetzt wollte ich nicht wissen wie die Maschinen funktionierten. Es interessierte mich viel mehr was aus der Erde geworden war.
Ich merkte wie das Raumschiff begann zu sinken. Als ich aus dem Fenster sah merkte ich das wir uns der Erde mit einer ungeheueren Geschwindigkeit näherten und nur langsam abbremsten. Bald kam ein großes Gebäude in Sicht und wir steuerten direkt darauf zu. Durch eine Luke im Dach kam das Raumschiff in das Gebäude und schon eine Minute später waren wir sicher gelandet. „Die Besatzung bitte an die Ausgänge. Wir werden drei Tage auf der Erde bleiben, danach werden wir neue Befehle haben.“ kam die Stimme des Kaptains durch die Lautsprecher und ich machte mich auf den Weg zum nächsten Ausgang.
Ich ging die Treppe hinunter und sah mich um. Ich befand mich in einer riesigen Halle in der ungefähr zwanzig Raumschiffe standen. Überall waren Leute, manche hatte ich schon auf dem Schiff gesehen.
Brian kam auf mich zu. Der Mann der auch dabei gewesen war als ich abgeholt wurde war dicht hinter ihm. Er reichte mir nun die Hand und stellte sich als Jaco vor. Ein Mann der breit gebaut war tauchte hinter den beiden auf. Er war vielleicht einen halben Kopf kleiner als ich, jedoch breit und muskolös. Er schüttelte mir die Hand und meine Knöchel knackten. Scharf atmete ich aus, der Mann war kurz davor meine Hand zu zerquetschen. „Ich bin Ludo.“ stellte er sich mit einem Grinsen vor. Ich stellte mich ebenfalls vor und endlich ließ er meine Hand wieder los. Ich rieb meine Knöchel und Brian grinste mich an. Er schien die Situation wirklich lustig zu finden. „Wir sollen zum Präsidenten gehen. Er will mit dir sprechen Jim.“ sagte Jaco. Irgendetwas an seiner Stimme faszinierte mich, doch ich wusste nicht genau war. Wir gingen los und Ludo begann zu erzählen: „Seit ungefähr hundert Jahren sind alle Länder die es früher gab zusammengelegt worden. So ist ein viel friedlicheres Leben entstanden. Es gibt einen Präsidenten, der alle fünf Jahre neu gewählt wird. Außerdem gibt es nur noch wenige Sprachen. Wir in den Raumschiffen sprechen weites gehend Deutsch, jedoch wird auf der Erde nur noch Englisch gesprochen.“
Wir verließen die Halle und gingen in einen Aufzug.
Ich spürte wie der Aufzug mit hoher Geschwindigkeit nach oben fuhr und fiel fast um als er aufeinmal seitwärts nach rechts fuhr. Brian und Ludo lachten mich aus, Jaco sah mich einfach nur an. Gerade als ich mein Gleichgewicht wieder hatte hielt der Aufzug an und die Türen gingen auf. Brian und Jaco gingen voraus, Ludo und ich folgten ihnen.
Nun ging es einen langen Flur entlang bis wir vor einer goldenen Tür stehen blieben. Ludo klopfte und als von innen ein „Herein!“ kam stemmten er und Jaco die große Tür auf. Brian und ich gingen vor in den großen Raum. Er war wirklich riesig und fast leer. An den Wänden waren Bildschirme und überall standen Computer und andere Technologien. Ansonsten gab es nur einen Schreibtisch der etwa fünf Meter vor uns stand. An dem Schreibtisch saß ein Mann den ich auf Mitte fünfzig schätzte. Er stand auf und breitete seine Arme aus: „Herzlichen Willkommen auf der Erde.“ er kam mit raschen Schritten auf uns zu und legte mir die Hände auf die Schultern. „Du musst Jim sein, ich habe schon auf dich gewartet. Setzt euch doch.“ wir folgten ihm zurück zu dem Schreibtisch und setzten uns auf vier Stühle. „Ich bin Präsident Conill.“ stellte sich der Mann nun vor. Er redete Deutsch, doch es hätte mich auch nicht gestört wenn er Englisch reden würde. „Also Jim. Brian, Jaco und Ludo werden dir in der nächsten Zeit alles hier auf der Erde zeigen. Danach wäre es nett wenn du uns etwas von früher erzählen würdest. Danach werde ich zusammen mit dem Rat entscheiden was wir tun. Entweder die Erde ist zu retten oder es muss ein neuer Planet für die Menschheit gesucht werden.“ er sah mich erwartungsvoll an. Noch immer war ich sehr verwirrt, warum wollten sie Hilfe von mir? Schafften sie es nicht allein die Welt zu retten? Und warum hatten sie sich keinen Wissenschaftler sondern einen einfachen Schüler geholt. Vielleicht würde ich es in den nächsten Tagen noch erfahren, oder ich würde einfach mal Brian fragen.
Zwei Stunden später entließ der Präsident uns wieder und Brian, Jaco und Ludo gingen mit mir wieder aus dem Gebäude. Wir stiegen in ein Auto, das denen aus meiner Zeit überraschend ähnlich sah. Es fuhr jedoch ohne jegliche Geräusche zu machen. Eigentlich hatte sich nicht so viel verändert, doch ich vermutete das sich an den Technologien sehr viel geändert hatte.
Wir fuhren über breite Straßen und waren schon bald aus der Stadt raus. Nun fuhren wir an Wiesen vorbei auf denen Pferde, Kühe und Schafe standen. „Warum habt ihr eigentlich mich geholt?“ fragte ich die drei Männer. Ludo lachte wieder, war ich so lustig? Dann ergriff Brian (mal wieder) das Wort: „Dein Schicksal war vorbestimmt. Uns war schon vor etwa zwanzig Jahren klar das wir irgendwann jemanden brauchen würden der sich mit der Vergangenheit auskennt. Wir haben also geforscht welche Möglichkeiten wir haben und nach einigen Jahren haben wir ein Baby in die Vergangenheit geschickt, dich. Du dachtest du lebst in der Gegenwart, doch es ist die Vergangenheit. Deine Eltern sind nicht deine Eltern, sie haben dich nur aufgenommen damit zu lernen kannst wie die Vergangenheit war. Es hätte natürlich auch ein Erwachsener gehen können, doch ein Baby war einfacher in die Vergangenheit. zu integrieren. Deine `Mutter´ gab aus das deine `Schwester´ eine Hausgeburt seien und ließ euch als Zwillinge eintragen. Niemand hat etwas gemerkt.“ Ich war sprachlos, meine Eltern waren nicht meine Eltern, Kristen war nicht meine Schwester. Kam daher auch mein Interesse für das Universum? „Bitte, erzählt mir von dem Leben hier.“ forderte ich die drei auf. Ich wollte alles wissen.
Eine Stunde später wusste ich schon viel mehr. Schon seit über fünfzig Jahren waren alle Menschen Veganer, was bedeutete warum auch ich immer alle tierischen Produkte abgelehnt hatte. Die Tiere waren inzwischen nur die Freunde der Menschen und als ich einen Hund am Straßenrand sah zerriss es mir das Herz. Ich vermisste meinen Spock, doch ich wusste das er schon lange nicht mehr lebte. Mein Hund war immer mein einzigster und bester Freund gewesen und der einzigste den ich aus der Vergangenheit vermisste. Darüber meine „Eltern“ und Kristen nicht mehr zu sehen kam ich hinweg. Doch Spock war fast immer an meiner Seite gewesen, ich wusste das es lange dauern würde bis ich den Verlust verkraftet hatte.
Ich hatte herausgefunden das Brian und die anderen mich am Anfang auch angelogen hatten, weil sie nicht wussten ob sie mir erzählen sollten das ich in der Vergangenheit gelebt hatte. Ich fand das nicht schlimm, jedoch fand ich es gut das sie es mir jetzt auch gesagt hatten. Ich kam damit klar, allerdings fand ich es schade nicht mein ganzes Leben in der Gegenwart, also der Zukunft, oder was auch immer es jetzt war, verbracht zu haben.
Das Auto hielt an und wir stiegen an einer Küste aus. Ich war verblüfft, wir waren fiel schneller gefahren wie alles Autos die ich kannte, ich fand das toll. Allgemein gefiel mir hier alles besser wie in der Vergangenheit, das einzigste was ich nicht mochte war das diese Welt bald nicht mehr existieren würde. Das Wasser war trüb und verunreinigt. Auch wenn ich vorher an den Pflanzen keinen Unterschied zu der Vergangenheit, meiner Zeit, entdeckt hatte, fiel er mir am Wasser nun um so stärker auf. Ich war entsetzt wie kaputt die Menschheit ihren Planeten gemacht hatte.
Wir stiegen aus und nun dachte ich zum ersten Mal richtig darüber nach das ich in der Vergangenheit gelebt hatte. Ich hatte die Ausmaße noch nicht richtig überdacht gehabt, doch jetzt merkte ich sie. Die Zukunft war schon geschrieben gewesen, es war schon sicher gewesen was mit meinen `Eltern´ und Kristen später passieren würde. Vielleicht hätte ich die Zukunft ändern können. Was hätte das für Ausmaße gehabt? Wäre jetzt alles anders?
Traurig sah ich das verschmutzte Wasser an und dachte nach. Vielleicht fragt ihr euch ob ich meine `Familie´ vermisste. Jeder normale Mensch würde traurig sein, oder wütend, oder was auch immer. Doch ich hatte ja schon angemerkt das ich eben nicht normal war und ich machte mir nichts aus Gefühlen. Ich nahm die Dinge wie sie kamen und wenn ich mal doch traurig war unterdrückte ich meine Gefühle. Ich war der Meinung das man andere Menschen stark beeinflussen konnte wenn man deren Gefühle kannte und ich wollte einfach nicht beeinflusst werden. Lieber galt ich als vollkommen kalt. Ich war nunmal so wie ich war, mich konnte niemand ändern. „Was denkst du?“ fragte mich Jaco und ich sah zu ihm hoch. „So schmutzig wie das Wasser ist werden alle Wassertiere … Gibt es überhaupt noch welche?“ Mitten im Satz fiel mir diese Frage ein und ich stellte sie. Brian schüttelte langsam den Kopf, da anderen sahen einfach nur aufs Meer. „Also, ich denke nicht das das Wasser komplett gereinigt werden kann, im Landesinneren sah eigentlich alles so aus wie früher.“ fuhr ich fort. „Du hast nur Teile gesehen. Die Wiesen wurden mit viel Sorgfalt für die Tierhaltung in Stand gesetzt, die meisten Wälder sind abgeholzt oder verdorrt. Außerdem wächst kaum noch etwas auf den Feldern und es wird schwerer die Bevölkerung zu ernähren. Auch viele Wiesen sind inzwischen einfach nur Gelb. Egal wo sind die Winter fast so warm wie die Sommer, es gibt keinen Unterschied zwischen den Jahreszeiten.“ erklärte Jaco und sah traurig aufs Meer. „Dann denke ich das die Welt nicht zu retten ist. Man kann sie vielleicht noch ein paar Jahre erhalten, aber sie wird in absehbarer Zeit nicht mehr genug Nahrung für die Menschen aufbringen und auch nicht für alle anderen Lebewesen. Früher oder später wird es also mit der Erde zuende sein.“ machte ich mein Fazit. Ich sah vollkommen gelassen auf das Wasser, mich machte all das nicht sonderlich traurig. Ich hatte immer gewusst das es mit der Erde irgendwann zuende gehen würde. Jeder Planet starb irgendwann, also würde es auch bei der Erde so sein. Wenn ich ehrlich war hatte ich keine Angst vor dem Tod, meine einzigste Angst war immer gewesen meine Träume nie zu erfüllen können, doch das hatte sich ja jetzt erübrigt.
Warum waren die Menschen immer so auf ihre Gefühle gerichtet, ich hatte es wirklich noch nie verstehen können. Der Tod war normal und gehörte zum Leben dazu.
Ihr dürft mich jetzt gefühlslos nennen, mich stört das nicht.
Drei Stunden später standen wir wieder vor dem Raumschiff. Wie ich nun an der Schrift am Rumpf sah hieß es Globetrotter. Ich dachte über die Unterhaltung nach die wir gerade mit dem Präsidenten gehabt hatten. Ich hatte ihm gesagt das ich es für unmöglich hielt das die Erde die nächste Generation überleben würde. Er hatte mich traurig angesehen und dann Kaptain Tiberius zu sich gerufen. Ich hatte inzwischen festgestellt gehabt das sich alle mit den Vornamen anredeten, und war zu dem Schluss gekommen das das irgendwann so eingeführt worden war. Ich hatte ja eine ziemliche Lücke zwischen der Vergangenheit und der Zeit in der ich jetzt war.
Brian, Jaco, Ludo und ich waren auch beim Kaptain und beim Präsidenten geblieben und hatten das Gespräch schweigend verfolgt. Beide hatten wohl schon vorher über dieses Thema geredet und der Präsident gab der Globetrotter den Auftrag nach einem neuen Heimatplaneten für die Menschheit und alle anderen Lebewesen der Erde zu suchen. Ich fragte mich ob ich jetzt auf der Erde bleiben würde, doch der Präsident meinte ich solle mit dem Raumschiff fliegen und meine Meinung dazu sagen wie die Natur der Erde in der Vergangenheit ausgesehen hatte, denn bei einem Weltkrieg (ich würde später nochmal Brian und die anderen fragen was da genau passiert war) schien sehr viel Bildmaterial vernichtet worden zu sein und bei kurzen Besuchen in der Vergangenheit war auch nicht viel rausgefunden worden. Außerdem war es für die Menschen auch gefährlich in die Vergangenheit zu reisen da niemand Technologien der Zukunft sehen durfte. Die anderen gingen an mir vorbei ins Raumschiff und ich wollte ihnen gerade folgen als ich eine Stimme hinter mir hörte. „Jim, warte mal bitte.“ Ich drehte mich um und sah den Kaptain. „Was gibt’s? Achso, nochmal danke das ich mitkommen darf.“ antwortete ich freundlich. „Ich muss mit dir reden. Du weist ja das du in die Vergangenheit geschickt wurdest um so viel wie möglich über die Erde der Zukunft herauszufinden. Eigentlich wäre es vorgesehen gewesen das wir dich irgendwann zurückholen und in die Erde unserer Zeit integrieren. Eigentlich wärst du nicht mit auf Missionen gekommen. Aber ich habe den Präsidenten darum gebeten das du mitkommen kannst.“ sagte er und ich wusste nicht worauf er hinaus wollte. „Was wollen Sie mir sagen Kaptain?“ Der Kaptain trat von einem Bein aufs andere und schien sich sehr unwohl in seiner Haut zu fühlen. „Also der wahre Grund … der wahre Grund das du mitkommen konntest ist … ich habe den Präsidenten darum gebeten.“ Fragend hob ich die Augenbrauen, ich wusste nicht was er mir sagen wollte. „Ich wollte dich kennenlernen. Ich bin dein Vater. Ich habe damals zusammen mit dem Präsidenten beschlossen dich in die Vergangenheit zu schicken.“ Ich sah Trauer in seinen Augen. Ich wusste nicht so recht was ich davon halten sollte. Doch letztendlich kam ich zu dem Schluss das das alles doch cool war. Ich hatte meinen Vater kennengelernt und noch dazu war er der Kaptain eines Raumschiffes. „Okee.“ sagte ich langsam, das war wirklich keine angemessene Antwort, aber ich wusste einfach nicht was ich sagen sollte.
Ein junger Mann kam auf uns zu und ich war froh dem Kaptain, also meinem Vater, nicht antworten zu müssen. „Was gibt’s Faun?“ fragte mein Vater den Mann. Der Name erschien mir komisch, ich hatte noch nie gehört das Faun ein Name war. Für mich war es immer eine Sagengestalt gewesen. „Wir sind bereit zum ablegen.“ antwortete der junge Mann und wandte sich dann mir zu: „Du musst Jim sein. Herzlich Willkommen in unserer Crew. Ich bin Faustus, aber nenn mich einfach Faun, das tun alle.“ er schüttelte mir die Hand und lächelte freundlich. Ich lächelte zurück und meinte: „Ja, ich bin Jim.“ Dann folgte ich meinem Vater, ich würde mich dran gewöhnen müssen ihn so zu nennen, bestimmt er wartete er das und Faun in das Raumschiff. Wir gingen in das Kommandozentrum und der Kaptain und alle Offiziere setzten sich. „Hast du Lust mit mir in den Computerraum zu kommen? Ich suche dort nach einem Planeten auf dem ein Überleben für die Lebewesen unserer Erde möglich ist.“ Ich nickte und folgte ihm. „Erstmal müssen wir aus unserem Sonnensymstem, hier ist es ja schon seit langem bekannt das kein Planet existiert auf dem wir leben können.“ erklärte er mir und fuhr den Computer hoch. Der Monitor war riesig und bedeckte fast die komplette Wand. Nach einer Sekunde war eine Karte des Sonnensystems zu sehen auf dem sich verschiedene Punkte bewegten. „Die Punkte sind Raumschiffe, wir sind das grüne dort.“ meinte er und deutete auf einen Punkt der sich rasch von der Erde wegbewegte. Mir wurde erst jetzt bewusst das wir verdammt schnell unterwegs waren. Bald waren wir aus dem Sonnensystem raus und es waren kaum noch Raumschiffe in diesem Gebiet unterwegs. Nur ab und zu war ein anderer Punkt zu sehen. „Es kann sein das wir Wochen oder Monate unterwegs sein werden. Dieser Computer ist so programmiert das er jeden Planeten auf dem Leben möglich ist erkennt und dann gibt er Bescheid. Doch wir müssen weit von der Erde weg und dort suchen wo wir vorher noch nie gesucht haben. Das kann dauern.“ setzte Faun mich in Kenntnis und wir sahen beide auf den Bildschirm. Die Karte änderte sich und wir flogen an Planeten und Sternen vorbei.
Es klopfte an der Tür und ein Mann kam herein. Er war ungefähr in Fauns Alter und klopfte ihm auf die Schulter. Dann sah er mich an: „Hey du musst Jim sein. Ich bin Fionn, ich bin dafür zuständig das hier alles so funktioniert wie es sollte. Ich wollte mich einfach mal dem Sohn des Kaptains vorstellen.“ freundlich lächelte er mich an und schüttelte mir dann auch die Hand. Seine weißblonden Haare hatten ungefähr die Länge wie meine und fielen ihm in wilden Locken ins Gesicht. Er schüttelte den Kopf und sah dann auf den Monitor.
Schweigend standen wir da und beobachteten wie der Punkt an den Planeten vorbeiflog. Die Karte verschob sich weiter und irgendwann hörte ich auf sie zu betrachten, es passierte doch eh immer nur das selbe. „Soll ich dir die Forschung zeigen?“ fragte mich Fionn. „Klar.“ erwiderte ich freudig und ging ihm nach. Es ging bestimmt zehn Minuten durch Korridore und über Treppen. Dann standen wir vor einer Tür die Fionn aufschloss. „Hier untersuchen wir Proben die wir auf Planeten, Kometen und Sternen nehmen. Gerade hab ich ein paar Proben vom Mars hier. Ich hoffe jedoch auf unserer Reise noch viel mehr Proben von anderen Planeten nehmen zu können, ich hab kaum Proben in letzter Zeit bekommen und langweile mich langsam.“ erzählte mir Fionn und trat an ein Regal in dem Gefäße mit vielen verschiedenen Proben waren.
Wielange es wohl dauern würde bis wir einen Planeten fanden? Wir waren zwar schnell, doch es war noch nichtmal klar ob es einen Planeten gab auf dem das Leben von Menschen möglich war.
Am Abend ging ich in mein Zimmer und ging sofort schlafen. Ich war müde. Zum ersten mal war ich richtig froh das dieses Raumschiff über eine künstliche Schwerkraft verfügte, so konnte man sich normal bewegen und vor allem auch normal schlafen ohne sich irgendwo zu befestigen.
Ich fragte mich was mit meinen `Eltern´ und Kristen passiert war. Sicher waren sie schon gestorben, doch gab es vielleicht noch ferne Verwandte? Wo ich über Verwandte nachdachte fragte ich mich wer eigentlich meine Mutter war und hoffte sie bald kennenzulernen.
Tag der Veröffentlichung: 31.03.2014
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