Ich stand einfach nur da. Ich wusste das Menschen mir nichts taten, das hatten sie noch nie. Doch ich verstand nicht warum meine Menschen nicht hier waren. Sonst waren sie doch immer bei mir gewesen. Es war laut und der Strick mit dem ich angebunden war war sehr kurz. Aber ich stand ruhig, so wie ich es gelernt hatte. Menschen gingen an mir vorbei, manche blieben stehen und sahen mich an. Aufmerksam betrachtete ich sie und schaute mich um. Was sollte ich hier. Um mich herum waren noch mehr Pferde und mit der Zeit kamen immer mehr Menschen. Viele blieben stehen. Einige von ihnen streichelten mich, gingen um mich herum, hoben meine Beine an. Ich ließ das alles über mich ergehen, es gab für mich keinen Grund warum ich es nicht machen sollte.
Dann stieg mir ein unangenehmer Geruch in die Nase und kurz darauf sah ich einen riesigen Mann. Er blieb vor mir stehen und betrachtete mich eingehend. Dann zog er grob meine Beine nacheinander nach oben und riss mein Maul auf. Erschrocken zuckte ich zurück. Noch nie war ein Mensch so grob zu mir gewesen. Wenig später band er mich los und riss grob am Strick, was überhaupt nicht nötig gewesen wäre da ich jedem Menschen brav folgte. Der Mann machte mir einfach Angst. Er brachte mich in einen Transporter, damit hatte ich kein Problem, noch wo ich ein Fohlen gewesen war hatte ich gelernt in einen Anhänger zu steigen. Ich hatte als Fohlen alles gelernt was ein Pferd an Grundlagen brauchte und war bei den nettesten Menschen aufgewachsen die man sich vorstellen konnte.
Einige Zeit später wurde die Klappe des Hängers wieder geöffnet und der Mann führte mich so grob wie vorher wieder nach draußen und in einen Stall. Dort kam ich in eine kleine Box, sie war gerade so groß das ich mich umdrehen konnte. Ein anderes Pferd sah mich von der Box neben mir an. Wir beschnupperten uns durch die Gitterstäbe, dann holte der Mann das andere Pferd nach draußen und riss es grob mit sich. Ich sah mich in meiner Box um und entdeckte ein Heunetz. Sofort machte ich mich über das Heu her.
Am nächsten Tag kam der Mann wieder. Er öffnete die Boxentür und ich sah ihm entgegen. Dann zog er mir ein Halfter über und schnallte es viel zu eng fest. Als nächstes wurde ich vor der Box angebunden und der Mann verschwand. Ich war so kurz angebunden das ich den Kopf kein Stück bewegen konnte, aber ich ließ es über mich ergehen. Der Mann kam wieder und hatte nun Sattel und Trense dabei. Er warf den Sattel auf meinen Rücken. Es war unangenehm, doch der Sattel war nicht schwer. Dann zog er den Sattelgurt ruckartig zu und schnallte ihn viel zu fest. Mir blieb im ersten Moment die Luft weg und ich scharrte nervös mit den Hufen. Der Mann trat gegen mein Bein und vor Schreck erstarrte ich. Noch nie hatte mich ein Mensch getreten und ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte. Nun bekam ich auch die Trense angezogen, auch sie wurde viel zu eng geschnallt und ich schüttelte den Kopf. Ich wollte diese Trense so schnell wie möglich loswerden, sie tat mir weh. Merkte der Mann denn nicht das ich auch Gefühlte hatte und Schmerzen empfand?
Er riss an den Zügel und ich spürte wie das Metall des Gebisses in mein weiches Maul schnitt. Ich folgte dem Mann schnellen Schrittes aus dem Stall um so wenig Druck wie möglich im Maul zu spüren. Wir kamen zu einer Rennbahn und mir wurde klar was er mit mir vorhatte. Ich sollte ein Rennpferd werden. Der Mann riss meinen Kopf nach hinten und blieb stehen. Auch ich blieb stehen und der Mann stieg auf. Er nahm sich eine Gerte und trat mir mit voller Wucht in die Seiten. Ich lief los und kaute etwas widerwillig auf dem Gebiss.
Der Mann lenkte mich durch grobes Reißen an den Zügeln auf die Rennbahn und ich folgte seinen Anweisungen so schnell wie möglich. Auf der Rennbahn gab er mir die Galopphilfe und noch bevor ich reagieren konnte schlug er mir mit der Gerte auf die Kruppe. Ich galoppierte los und als er mich nochmal schlug rannte ich nur noch schneller. Anscheinend war genau das sein Ziel, genau das wollte er erreichen. Er schlug mich noch einmal und ich versuchte noch schneller zu laufen. Meine Beine taten weh, aber ich lief weiter. Warum waren nicht alle Menschen so wie meine Vorbesitzer? Die hatten mich nie dazu gezwungen zu rennen.
So ging es einige Wochen weiter bis es an einem Tag anders war. Wie immer wurde ich aus dem Stall geholt. Doch dieses Mal waren überall Menschen. Ich hatte mich an meinen groben Besitzer gewöhnt und lief jetzt einfach wenn er mich schlug. Ich hatte ja auch keine andere Möglichkeit. Die Menschen waren um die Rennbahn herum, doch mein Besitzer schien sich daran nicht sonderlich zu stören sondern zerrte mich einfach in die Starbox. Dann kam ein anderer Mann zu uns den ich noch nie gesehen hatte und stieg auf meinen Rücken. Im Gegensatz zu meinem Besitzer wog er fast garnichts und das tat meinem Rücken gut, in letzter Zeit hatte ich immer wieder Rückenschmerzen die davon kamen das ich mit viel Gewicht rennen musste.
Die Türen der Startboxen schwangen auf und ich galoppierte sofort los. Ich bemerkte das noch andere Pferde auf der Bahn waren, doch ich ignorierte sie. Ich rannte so schnell ich konnte und immer wenn ich drohte langsamer zu werden bekam ich einen Schlag mit der Gerte. Ich gab noch einmal alles und schließlich erlaubte mein Reiter mir zu bremsen.
Ich spürte das ich nass vor Schweiß war, doch mein Reiter klopfte mir den Hals und das machte alles wieder gut. Er streichelte kurz meine Schulter und sprang dann von meinem Rücken um zu meinem Besitzer zu gehen. Die beiden unterhielten sich und dann klopfte mich auch mein Besitzer kurz am Hals. Ich war stolz, endlich hatte ich es geschafft ihn zufrieden zu stellen.
Eine Woche später wurde ich in einen Anhänger geführt und zu einer anderen Rennbahn gefahren. Wieder gab ich alles und überholte alle anderen Pferde. Mein Reiter klopfte mir wieder den Hals und mir fiel auf das er mich dieses Mal schon etwas weniger geschlagen hatte. Ein paar Männer kamen auf uns zu, darunter auch mein Besitzer. Einer der Männer legte mir etwas um den Hals und grelle Blitze zuckten auf die mich verunsicherten. Doch mein Reiter streichelte mir den Hals und das beruhigte mich. Wenig später fuhren wir wieder zurück und ich kam wieder in meine Box. Dort bekam ich eine Extraportion Hafer worüber ich mich sehr freute.
So ging es einige Monate weiter. Immer wieder überquerte ich als erstes der Pferde die Ziellinie. Doch meine Beine taten langsam weh, ich konnte nicht mehr. Jeden Tag musste ich mehrere Male über die Rennstrecke galoppieren, ich schaffte das einfach nicht mehr.
Heute war irgendetwas anders, wieder fuhren wir zu einer fremden Rennbahn, doch mein Reiter und auch mein Besitzer wirkten nervös. Als ich in die Startbox geführt wurde flüsterte mein Reiter mir etwas zu und klopfte meinen Hals. Dann gingen die Türen der Startbox auf und ich galoppierte los. Ich stolperte und bekam einen Schlag mit der Gerte. Ich lief weiter, immer weiter und ließ die anderen Pferde hinter mir zurück. Ich sah die Ziellinie und legte noch einen Zahn zu um sie möglichst schnell zu erreichen, dann würde ich endlich bremsen dürfen.
Ich stolperte wieder und auch dieses Mal schlug mein Reiter mich. Ich riss mich zusammen, noch ein paar Meter bis zur Ziellinie. Ich spürte wie meine Beine mir den Dienst versagten, aber ich stolperte vorwärts. Die Ziellinie war so nah! Ich überquerte sie und nun gaben meine Beine unter mir nach. Meine Vorderbeine knickten ein und sah aus den Augenwinkeln wie mein Reiter einen Satz von meinem Rücken machte. Dann knallte ich mit voller Wucht auf meinen Rücken und die Luft wurde aus meinen Lungen gepresst. Ich rollte mich auf die Seite und versuchte aufzustehen, doch ich hatte einfach keine Kontrolle über meinen Körper. Mein Besitzer, mein Reiter und einige andere Leute kamen zu mir. Sie begutachteten mich, doch sie halfen mir nicht. Sie standen einfach nur da. Dann gingen alle, auch mein Besitzer und mein Reiter. Nur ein Mann blieb bei mir. Ich spürte wie ein kaltes, rundes Stück Metall an meinen Kopf gehalten wurde, dann verspürte ich einen stechenden Schmerz im Kopf und alles wurde schwarz.
Tag der Veröffentlichung: 08.03.2014
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für Anna die mich gezwungen hat diese Kurzgeschichte so schnell wie möglich online zu stellen :) xD
Sonst hätte ich sie vermutlich niicht hochgeladen xD