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Das Tagebuch des Fergus

Man schrieb das Jahr 1600 in Irland und das Land befand sich mitten im neunjährigen Krieg

 

Fergus stand oben an der Treppe und sah seinen beiden Söhnen nach. Sie verschwanden auf ihren Pferden den Pfad entlang und waren auf dem Weg in den Krieg, der gerade in Irland wütete.

Im Schloss brannten schon die Fackeln an den Wänden und Eoin, sein Bediensteter verbeugte sich vor ihm, bevor er durch die Tür verschwand und in Richtung Scheune ging. Dort hatte er ein kleines Zimmer. Fergus ging über die Treppe nach oben und im nächsten Stockwerk einen Korridor entlang. Ein Stück weiter ging er in ein Zimmer und setzte sich dort an seinen Schreibtisch.

 

Tagebuch des Fergus 1.5.1600

Heute sind Coemgen und Conchobhar aufgebrochen, um in die Schlacht zu ziehen. Ich weiß, das es gefährlich ist, aber sie sind gute Krieger. Ich hoffe, das sie bald wieder nach Hause kommen. Seit meine Frau vor einem Jahr gestorben ist habe ich Angst die beiden ebenfalls zu verlieren. Es sterben viele Krieger im Krieg, auch die guten.

 

Fergus schrieb schnell und unordentlich. Er konnte sich nicht konzentrieren und war in Gedanken immer bei seinen Söhnen. Er schritt den ganzen restlichen Tag ruhelos durch das kleine Schloss, ging immer wieder durch alle Zimmer, über die Treppen.

Schließlich sank der Mann erschöpft ins Bett und war schon bald darauf eingeschlafen.

 

Am nächsten Morgen stand er früh auf und ging nach Unten. Die Köchin hatte Frühstück gemacht und obwohl er keinen Hunger hatte, aß Fergus etwas. Danach ging er ruhelos über den Hof und die Wiesen und Ländereien, die rund um das Schloss lagen. Er hörte seine Pferde im Stall wiehern und Eoin der mit ihnen redete während er sie versorgte. Das einzigste, was Fergus wollte, war eine Nachricht von seinen Söhnen, doch er wusste das es noch dauern würde bis er eine bekam.

 

Tagebuch des Fergus 2.5.1600

Meine Söhne sind wahrscheinlich schon am Lager angekommen und ich frage mich wann sie das erste Mal mit in die Schlacht müssen. Ich mache mir große Sorgen um die beiden, ich will nicht das sie sterben, ich will sie nicht verlieren.

 

Auch am nächsten Tag war Fergus ruhelos, und auch die zwei Wochen danach. Dann wurde er krank, seit seine Söhne weg waren hatte er kaum gegessen und das rächte sich nun. Von Tag zu Tag ging es ihm schlechter und er schrieb kaum noch in sein Tagebuch. Er war krank, sehr krank und lebte in der ständigen Angst zu sterben. Noch einmal, wenigstens einmal, wollte er seine Söhne sehen bevor er starb, doch von ihnen kam einfach keine Nachricht.

Noch immer war Fergus ruhelos, und wann immer es sein Zustand zuließ, lief er durch das Schloss. Doch er war nun schwach und ausgemergelt. Und an diesem einen Tag an dem es ihm ein wenig besser ging, schrieb er zum letzten Mal in sein Tagebuch.

 

Tagebuch des Fergus 25.5.1600

Ich weiß das ich bald sterben werde, ich spüre es, aber ich will nicht sterben. Nicht bevor ich Coemgen und Conchobhar noch einmal gesehen habe. Ich brauche die beiden jetzt, aber sie wissen nicht wie schlecht es mir geht. Sie wissen nicht das es mit mir dem Ende zugeht. Sie sind im Krieg und denken es geht mir gut. Sie machen was ich ihnen gesagt hatte bevor sie gingen, wie kam ich nur auf die Idee ihnen zu erlauben in den Krieg zu ziehen? Warum habe ich gesagt sie sollen sich keine Sorgen um mich machen?

 

Das war der letzte Eintrag den Fergus in sein Tagebuch schrieb. Einen Monat später verstarb er und auch seine Söhne starben wenig später im Krieg. Was jedoch am Anfang niemand wusste, war das Fergus als Geist in seinem Haus blieb. Erst als das Haus immer und immer wieder den Besitzer wechselte, wurde erzählt das es in dem Schloss spukte. Fergus hatte gewartet, immer gewartet, darauf gewartet das seine Söhne wiederkamen. Doch sie waren nie gekommen und er blieb einfach da und wartete weiter. Er hatte sich bei seinem Tot geschworen seine Söhne noch einmal zu sehen und dieser Schwur war mit dem Tod nicht gebrochen worden.

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Tag der Veröffentlichung: 01.03.2014

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