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Leseprobe

Andreas Löw

 

 

DAS DARM

PHÄNOMEN

 

 

 

Ernährungs- und

Lebensstilfaktoren

bei

 

Rheuma | Krebs

Diabetes | Gicht

Autoimmunkrankheiten

Reizdarm | Reizmagen

 

 

 

 

1. Auflage 2021

© alle Rechte vorbehalten.

andreasloew.de andreasloew.de/blog/

 

Wichtiger Hinweis

Dieses eBook ist ein Ratgeber und dient als erste Orientierungshilfe. Bitte holen Sie sich darüber hinaus zusätzlich noch fachmännischen Rat.

 

Sämtliche Inhalte dieses Buches wurden – auf Basis von Quellen, die der Autor und der Verlag für vertrauenswürdig erachten – nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und sorgfältig geprüft. Trotzdem stellt dieses Buch keinen Ersatz für eine individuelle medizinische Beratung dar und dient allein der Wissensvermittlung.

 

Anmerkung

Ich verwende im Buch abwechselnd und willkürlich weibliche und männliche Formen, also z. B. Autor oder Autorin. Fühlen Sie sich bitte in jedem Fall angesprochen, egal, wie Sie sich gendertechnisch identifizieren.

 

Haftungsausschluss

Die in diesem Buch enthaltenen Informationen können die Beratung durch einen Arzt nicht ersetzen. Sie sind keine medizinischen Anweisungen. Die Inhalte dienen der Vermittlung von Wissen und sind nicht mit der individuellen Betreuung bei einem Sprechstundenbesuch zu vergleichen. Die Umsetzung der gegebenen Empfehlungen sollte deshalb immer mit einem qualifizierten Therapeuten abgesprochen werden. Das Befolgen der Empfehlungen erfolgt auf eigene Gefahr und in eigener Verantwortung.

Inhaltsverzeichnis

 

1. Vorwort 9

1. Vorwort 9

2. Systemversagen Pharmaindustrie 15

3. Darmbakterien 17

4. Darm-Gehirn-Kommunikation 18

4.1 Vagusnerv 19

5. Darm 22

5.1 Was den Darm so einzigartig macht 22

5.2 Gute Darmbakterien 23

5.3 Schlechte Darmbakterien 24

5.4 Antibiotika 25

6. Verdauung & Stoffwechsel 27

6.1 Augen und Geruch 27

6.2 Mund 27

6.3 Speiseröhre 28

6.4 Magen 29

6.5 Dünndarm 31

6.6 Dickdarm 34

7. Im Land der Lügen 36

8. Erkrankungen 39

8.1 Der Darm als Entgiftungsorgan 39

8.2 Verstopfungen 43

8.3 Immunsystem 46

8.4 Reizdarm und Reizmagen 47

8.5 Reflux 52

8.6 Darmkrebs 55

8.7 Psyche 56

8.8 Autoimmunerkrankung 57

8.9 Darmsanierung 58

8.10 Entzündung 60

8.11 Rheuma und Gicht 70

8.12 Gluten, Zöliakie und Glutensensitivität 73

8.13 Typ 2 Diabetes 75

8.13.1 Vererbung und Lebensweise 76

8.13.2 Symptome 77

8.13.3 Zerstörte Nerven 77

8.13.4 Diabetes 77

9. Was Sie tun können 82

9.1 Ernährung 82

9.1.1 Ernährung im Wandel der Zeit 82

9.1.2 Ernährung unserer Vorfahren 83

9.1.3 Ernährung von heute 83

9.1.4 Was ist gesundes Körpergewicht? 84

9.1.5 Körpergewicht reduzieren 88

9.1.6 Basische Ernährung 99

9.1.7 Transfette 102

9.1.8 Fleischkonsum 104

9.1.9 Weißmehlprodukte 104

9.1.10 Alkoholkonsum 105

9.1.11 Omega 6 Fettsäuren 105

9.1.12 Milch und Milchprodukte 106

9.1.13 Fermentierte Lebensmittel 106

9.1.14 Warum ballaststoffreiche Ernährung? 111

9.1.15 Nahrungsbestandteile 113

9.1.15.1 Wasser 113

9.1.15.2 Kohlenhydrate 115

9.1.15.3 Protein 128

9.1.15.4 Öle und Fette 131

9.1.15.5 Vitalstoffe 132

9.1.15.6 Geschmacksverstärker und Konservierungstoffe 134

9.2 Sport und Bewegung 137

9.3 Shinrin Yoku - Waldbaden 138

9.4 Yoga und Meditation 139

9.5 Schlaf 140

9.6 Umstellung auf gesunde Darm-Ernährung 141

9.7 Exkurs Natur Apotheke 142

9.7.1 Magnesium 144

9.7.2 Kräuter und Gewürze 149

9.7.3 Omega 3 / 6 / 9 149

9.7.3.1 Omega 3 Fettsäuren 149

9.7.3.2 Omega 6 Fettsäuren 150

9.7.3.3 Omega 9 Fettsäuren 151

9.7.3.4 Beziehung Omega 3 zu Omega 6 152

9.7.4 Vitamin D 153

9.7.5 MSM 156

9.7.6 Astaxanthin und OPC 159

9.7.7 Curcumin 163

10. Was Sie vermeiden sollten 166

10.1 Alkohol 166

10.2 Lärmbelastung 167

10.3 Umweltgifte, Weichmacher und Plastik 167

10.4 Chronischer Stress 170

10.5 Nikotin 171

11. Abschließende Worte 173

12. Über den Autor 175

13. Literaturverzeichnis 176

14. Urheberrecht 181

15. Haftungsausschluss 182

16. Haftung für Links 183

17. Impressum 184

18. Weitere Bücher des Autors 185

 

 

Liebe Leserin, lieber Leser!

 

Seit jeher ist bekannt, dass der Darm das Organ des Zentrums unserer Gesundheit und Gesunderhaltung ist. Wir werden zwar immer älter, aber immer früher chronisch krank. Im Durchschnitt ist eine Frau mit 42 Jahren davon betroffen. Mehr als die Hälfte des Lebens verbringt man mit einer solchen Erkrankung. Hepatitis, Mumms und Masern wurden besiegt. Autoimmunkrankheiten, chronische Erkrankungen, Morbus Crohn und viele weitere Gesundheitsbeschwerden sind explosionsartig auf dem Vormarsch. Die alten Griechen wussten bereits, dass eine Vielzahl von Krankheiten ihren Ursprung im Darm haben. Viren, Pilze und Bakterien wohnen dort nicht zufällig, sondern spielen eine zentrale Rolle unseres Wohlergehens. Bereits die Art und Weise wie wir diese Welt betreten, mit Kaiserschnitt oder auf natürlichem Weg, hat entscheidenden Einfluss auf unser Darmmilieu und somit auf unsere Gesundheit.

 

Dieses Bewusstsein ist erst in der jüngsten Vergangenheit deutlich geworden. Der Darm zeichnet unter anderem verantwortlich für die Verdauung, den Stoffwechsel, die Herstellung von Vitaminen, die Energiegewinnung, die Beibehaltung der Darmbarriere und das Training unseres Immunsystems. Der Kontakt mit Medikamenten, Stress und nicht artgerechte Ernährung kann unser Mikrobiom nachteilig beeinflussen.

 

Wer sich langfristig falsch ernährt, macht sich anfällig für Krankheiten. Laktose-und glutenfreie Nahrung in den Supermärkten scheinen keine Marketingmaßnahmen der Industrie zu sein. Der Bedarf ist wirklich vorhanden, denn die Menschen haben zunehmend Probleme. Die Nahrung und unser Essverhalten haben sich verändert. Früher haben wir den Apfel vom Baum gegessen, auf dem sich natürliche Keime tummelten. Gemüse wurde aus dem Garten bezogen und war nicht steril in begastem Plastik verpackt. Wie also soll sich der Darm regenerieren? Es kann kaum noch abgeschätzt werden, inwieweit das alles unsere Darmbakterien verändert. Es ist nur sehr schwer möglich, gesunde, wirklich gute und vollwertige Nahrung zu finden. Wer weiß, welche Zusatzstoffe, bei welcher Person mit welcher Vorerkrankung, welcher genetischen Belastung, welche epigenetischen Veränderung und welchem aktuellen Micronährstoffstand, was in unserem Körper anrichtet?

 

Darüber hinaus können chronische Entzündungen des Darms entstehen, die das Risiko für z.B. Darmkrebs erhöhen. Es gibt eine Reihe von Lebensstilfaktoren und Lebensmitteln, die Erkrankungen des Darms aufrechterhalten, verschlimmern oder auslösen können. Ist die Darmflora erst einmal geschädigt, wird der gesamte Organismus nicht mehr richtig ernährt.

 

In diesem Buch gebe ich Ihnen einen Einblick, wie Sie mit Ernährung und einer angepassten Lebensführung Einfluss auf Ihre Darmgesundheit und somit auf ihre Gesamtverfassung nehmen können.

 

In diesem Buch zeige ich Ihnen:

  • Wie es zu einem Ungleichgewicht im Darm kommt.
  • Welche möglichen Auswirkungen diese Disbalance auf Rheuma, Krebs, Diabetes, Gicht, Autoimmunkrankheiten, Reizdarm und -magen haben kann.
  • Welche Nahrungsmittel und Lebensstilfaktoren begünstigend auf die Heilung ihrer Beschwerden wirken können.
  • Warum eine pflanzen-basierte artgerechte Ernährung Darmkrankheiten vorbeugen kann.

 

Im Schlussteil dieses Buches stelle ich Ihnen als Bonus einen Download von über einhundert leckeren und gesunden Rezepten bereit.

 

Mit der richtigen Ernährung können Sie Darmproblemen und Folgeerkrankungen wirksam entgegentreten. Ernährung bietet jedem eine echte Chance, etwas gegen seine Gesundheitsbeschwerden zu unternehmen und dem Heilungsverlauf eine positive Richtung zu geben.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg auf Ihrem Weg der Genesung und viel Spass bei der Lektüre dieses Buchs.

 

Beste Grüße

Andreas Löw

 

1. Vorwort

„Der Tod sitzt im Darm“ – Paracelsus

 

Es ist ein Zentrum der Intelligenz und beinhaltet eine vergleichbare Menge an Nervenzellen wie das Gehirn eines Haustieres. Deren Bewohner leben in uns und sind mit bloßem Auge nicht sichtbar. Die Rede ist von unserem Darm. Etwa 200 Millionen Neuronen befinden sich in diesem Organ. Hinzu kommen ca. 1,5 kg Bakterien, Pilze und Viren in unserem Verdauungstrakt, dem sogenannten Darmmikrobiom1. Der Hype um die Darmbakterien und eine balancierte Darmflora ist aktuell größer denn je.

 

Seit Neuestem überrascht uns die Wissenschaft mit Einblicken, die dem Volksmund von jeher geläufig sind. Wenn wir verliebt sind, haben wir Schmetterlinge im Bauch und Stress schlägt uns auf den Magen. Doch wie kommen diese Kleinstlebewesen in unsere Körper? Als Ungeborenes ist ein Kind völlig frei von Bakterien. Erblicken wir das Licht der Welt, sind wir Milliarden von Mikroorganismen ausgesetzt. Keime der Mutter werden bei unserer Geburt übertragen. Diese Lebewesen besiedeln unseren Darm und beginnen im Zusammenspiel mit der Außenwelt die Darmflora zu bilden.

 

In diesem Moment nimmt unser Verdauungs- und Immunsystem seine Arbeit auf. Das Darmmikrobiom gerät immer mehr in den Fokus von Forschern, denn Darmbakterien entscheiden von Anfang an über unser gesundheitliches Befinden. Im Laufe von ca. drei Jahren bildet sich das Mikrobiom auf eine einzigartige Weise aus und ist gefestigt2. Diese Ansammlung von Bakterien ist Gegenstand eines medizinischen Umdenkens, denn die Forscher erkennen darin nach und nach einen verborgenen Schatz. Meistens interessieren wir uns erst für den Darm, wenn er Probleme verursacht. Dabei ist er ein spannendes Organ, denn er hat eine Art zweites Gehirn.

 

Zumeist intelligente Organismen, Bakterien, Pilze und Viren verbergen sich in ihm. Die Qualität und Vielfalt dieser Mikroorganismen beeinflussen die Entwicklung und Immunabwehr des Babys, des Kindes und später des Erwachsenen. Depressionen, Autoimmunkrankheiten, Übergewicht und viele weitere gesundheitliche Beschwerden werden durch aktuelle Forschungen mit der Darmgesundheit in Verbindung gebracht3.

 

Bei der Verknüpfung von Erkrankungen mit entsprechenden therapeutischen Ansätzen steht man jedoch noch ganz am Anfang. Der Zustand unseres Mikrobioms scheint jedoch ohne Zweifel für unsere Gesundheit maßgeblich zu sein. Das Verständnis von Krankheit und deren Entstehung verändert sich in der Folge. Somit betrifft das Thema Darmgesundheit uns alle. Nahrung ist ein wesentlicher Faktor, um das Mikrobiom zu beeinflussen.

 

Unser physisches Wohlbefinden und unser Bauch, besser gesagt der Darm, sind sehr voneinander abhängig und beeinflussen sich gegenseitig. Ein kontinuierlicher Austausch zwischen Darm und Gehirn sind der Grund dafür. Neurowissenschaftler haben herausgefunden, dass sowohl die Nervenzellen des Darmgehirns als auch der chemische Informationsaustausch dem des zentralen Nervensystems ähneln. Über die sogenannte Darm-Hirn-Achse sind Darm und Gehirn miteinander verbunden4.

 

Der Informationsaustausch von Darm und Gehirn findet wesentlich über zwei Wege statt. Zum einen über die Blutbahn und zum anderen über die schnellere Verbindung, den Vagusnerv. Botenstoffe und Neurotransmitter z. B. das im Darm produzierte Glückshormon Serotonin oder Kortisol werden durch die Blutbahn in Richtung Gehirn transportiert. Als elektrisches Signal gelangen über 80 % der Informationen vom Darm über den Vagusnerv zum Gehirn. Die restlichen 20 % werden über die Blutbahn vom Gehirn zum Darm übermittelt. Damit kann der Darm vermutlich auf fundamentale Funktionen des Gehirns Einfluss nehmen. Dieses System arbeitet völlig autonom.

 

Es zeigt in der Gesamtheit, dass sich nicht nur unsere Gefühle auf den Bauch auswirken, sondern genauso umgekehrt. Das obere Gehirn wird auch als zentrales Nervensystem, der Darm oder das Untere Gehirn als enterisches Nervensystem bezeichnet. Viele neurologische Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer, Schizophrenie und Autismus-Spektrum-Störungen korrelieren mit Magen-Darm-Problemen oder veränderten Darmmikrobiomen5.

 

Die ersten primitiven Mehrzeller bestanden nur aus einem Verdauungstrack, aus dem sich später ein enterisches Nervensystem entwickelt hat. Die Evolution sorgte dann dafür, um unsere Ernährung zu verbessern, dass unser Kopf-Hirn um ein Vielfaches gewachsen ist. Als der Mensch in der Frühzeit lernte, das Feuer zu beherrschen, trug das entscheidend zu seiner Entwicklung bei. Er konnte nun Raubtiere abwehren und Fleisch garen. Da ab diesem Zeitpunkt weniger Energie für die Verdauung benötigt wurde und mehr Energie für die Entwicklung eines größeren Gehirns zur Verfügung stand, verdoppelte sich das Volumen unseres Gehirns6.

 

In unserer gesamten Lebenszeit passieren 30 Tonnen Nahrungsmittel und ca. 50.000 Liter Flüssigkeit den Darm. Am Ende kommt dabei Kot heraus. Im Tagesschnitt sind das ca. 220 g. Ein einziges Gramm Darminhalt beherbergt mehr Lebewesen als die Erde Menschen. Forscher gehen davon aus, dass aktuell 1–10 % der Darmbakterien als bekannt und erforscht gelten. Unser Darm würde auseinandergerollt 8 Meter Länge ergeben.

 

Die Oberfläche des Darms beträgt einen Quadratmeter. Zum Vergleich: Der Bereich unserer Haut ist gerade einmal zwei Quadratmeter groß. Die Oberfläche des Darms vergrößert sich darüber hinaus durch Falten und Zotten auf eine Fläche von ca. 500 Quadratmeter. Damit ist unser Darm die größte Kontaktfläche zur Außenwelt. Man kann ihn sich als nach außen gestülptes Rohr vorstellen. Jeder Bereich, angefangen von der Speiseröhre, über den Magen und schlussendlich dem Darm zählt sinnbildlich zur Außenwelt. Alles, was sich im Darm befindet, muss erst noch über eine einzige Zellschicht aufgenommen werden.

 

Gerät unser Darm ins Ungleichgewicht nehmen wir entweder zu viele Giftstoffe oder zu wenig Nährstoffe auf. Der Erstkontakt mit pathogenen Stoffen findet im Darm statt. Für die Atmung, das Herz und unseren Kreislauf gibt es spezielle Areale im Gehirn, die diese steuern. Nicht so beim Darm, da findet die Steuerung direkt vor Ort statt. In der Darmwand verbergen sich Rezeptoren und Nerven, wie sie sonst nur im Gehirn vorkommen. 100 Billionen Bakterien und 1.000 verschiedene Arten besiedeln diesen Bereich des menschlichen Körpers7.

 

Das entspricht zehnmal so vielen Darmbakterien wie Körperzellen. Der Mensch ist dahingehend mikrobiell, dass unser Körper auf die Mikroorganismen im Darm angewiesen ist. Diese Mikroben sind wiederum auf unseren Organismus angewiesen. Wir bieten den Bakterien Wärme, Nahrung und Schutz. Dafür versorgen sie uns mit Stoffen, die chemisch betrachtet wie Pharmaka aussehen. Eine echte Symbiose im Dienst unserer Gesundheit.

 

Der Darm ist wie eine im Körper befindliche Apotheke, die auf Nachfrage das entsprechende Medikament herausgeben kann. Sie stellen Vitamine her und kümmern sich um den Blutzucker-Stoffwechsel. Daneben „verabreichen“ sie Hormone, erfüllen eine Unmenge an Aufgaben und gelangen sogar ins Gehirn, um unsere Launen zu beeinflussen. Wegen all dieser Funktionen wird der Darm bzw. die darin lebenden Mikroorganismen auch als „Superorgan“ bezeichnet.

 

Die Ordnung des Mikrobioms kann sich sehr schnell ändern und scheint ausgeprägt anpassungsfähig. So kann der Wechsel von fleischlastiger Ernährung zu einer pflanzenbasierten innerhalb eines Tages zu einer signifikanten Veränderung der Zusammensetzung des Bioms führen. Bakterien, die die Darmflora dominieren, lassen sich den folgenden vier Gruppen zuordnen: Firmicutes (z. B. Laktobazillen, Clostridien), Actinobakterien (z. B. Bifidobakterien), Proteobakterien (z. B. Eschericia coli) und Bacteroides (z. B. Prevotella). Was jedoch genau ein gesundes Mikrobiom ist, ist bislang immer noch nicht hinreichend erforscht8.

 

Es ist bekannt, dass die Entwicklung des Gehirns entscheidend vom Mikrobiom mitbestimmt wird. Wenn das Mikrobiom in Tierexperimenten entfernt wurde, entwickelten sich bei Labormäusen Defizite9 im Sozialverhalten, ähnlich wie bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung. Dies könnte bedeuten, dass das Mikrobiom in der frühkindlichen Entwicklung, beim Sozialverhalten10 und bei der Entstehungsgeschichte von Nervenerkrankungen eine wichtige Rolle spielt.

 

2. Systemversagen Pharmaindustrie

Die Pharmaindustrie gehört zu den profitabelsten Branchen des Landes und sieht sich selbst als Fels in der Brandung, wenn es um ein gesundes und langes Leben geht.11 Gewährleistet werden soll dies durch Hersteller, die entsprechende Mittel entwickeln, testen und in Verkehr bringen. Pharma-Skandale bestimmen seit sehr vielen Jahren regelmäßig die Schlagzeilen. Dieses Konstrukt besteht aus einem mächtigen System geschulter Mitarbeiter und Lobbyisten, die versuchen die Bevölkerung und die Ärzteschaft gefügig zu machen und dafür sorgen, dass die Unabhängigkeit und Neutralität von medizinischen Leitlinien nicht gesichert ist.12 Regelmäßig werden Fortbildungen für Ärzte von dieser Industrie finanziell getragen.

 

Leitlinien geben Empfehlungen, wie eine Erkrankung festgestellt und behandelt werden sollte. Sie richten sich vor allem an Ärzte, aber auch an Pflegekräfte und andere Fachleute im Gesundheitswesen. Diese Vorgaben fassen das aktuelle medizinische Wissen zusammen, wägen Nutzen und Schäden von Untersuchungen und Behandlungen ab und geben auf dieser Basis konkrete Empfehlungen zur Vorgehensweise. Leitlinien verpflichten sich, die aktuelle medizinische Evidenz widerzuspiegeln und industrielle Interessen bei der Erstellung und Aktualisierung von medizinischen Vorgaben außen vor zu lassen. Bekommen die Menschen das beste Medikament oder das am besten beworbene?13 Es besteht ein Einfluss pharmazeutischer Unternehmen auf Leitlinien. In Studien werden z.b. Patientendaten nur selektiv ausgewertet oder primäre Endpunkte nachträglich verändert. Über 70.000 Ärzte erhalten Zahlungen von der Pharmaindustrie, die sich natürlich eine Gegenleistung wünscht. Gesunde werden zu Kranken erklärt und unnötig behandelt.14

 

Zeitgleich brechen jedoch die Ausgaben für Medikamente jedes Jahr immer neue Rekorde. Eine Formel wie die Preise für Medikamente zustande kommen, gibt es nicht. Bezahlen müssen dies die Krankenkassen und indirekt somit die Versicherten über ihre Beiträge. Je häufiger Ärzte Medikamente verschreiben, desto höher ist der Gewinn für die Hersteller. Über 42 % der über 65-Jährigen nehmen fünf oder mehr rezeptpflichtige Medikamente zu sich. Durch unerwünschte Wechselwirkungen sterben nach Schätzungen bis zu 25000 Personen pro Jahr, mehr als bei Unfällen auf den Straßen dieses Landes.15

 

Rund 3,8 Millionen Menschen hierzulande nehmen regelmäßig Kopfschmerztabletten. Paracetamol und Aspirin werden wie Süßigkeiten konsumiert.16 Werbung verspricht, dass Pillen vorbeugend in jeder Lebenslage genommen werden sollten und zu einem fitteren Leben beitragen. Die Pillen sind rezeptfrei und in Apotheken erhältlich. Diese nicht mehr als Medikamente wahrgenommenen und mit einem guten Image behafteten Lifestyle Produkte haben jedoch gefährliche Nebenwirkungen.

 

Unsere Darmflora ist von höchster Bedeutung. Sie ist hochgradig sensibel und sehr leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wie genau das Zusammenspiel zwischen den unterschiedlichen Medikamenten und der Darmflora aussieht ist noch unbekannt. Um eine Gefährdung zu minimieren achten Sie unbedingt bei der Einnahme von Medikamenten, insbesondere Antibiotika, auf deren Notwendigkeit.17

3. Darmbakterien

Um eine möglichst reibungslose Verdauung zu gewährleisten gibt es mehrere Tausend Bakterienarten in unserem Darm. Prägung und Zahl der Darmbakterien, sind bei jedem Menschen unterschiedlich, die Art der Bakterien ist jedoch bei jeder Person gleich. Es wird zwischen Kolibakterien, den schlechten Darmbakterien und Probiotika, den guten Darmbakterien unterschieden. Kolibakterien erzeugen beim Abbau von Eiweiß giftige Substanzen u. a. Indol und Skatol18. Je geruchsloser unser Urin, Schweiß und Stuhl ist, umso reibungsloser funktioniert unser Entgiftungs- und Verdauungssystem.

 

Bakterienstämme, denen eine zentrale Bedeutung zukommt, sind Proteobakterien, Bacteroides, Actinobakterien und Firmicutes. Die Zuordnung zu einer dieser Gruppen sagt nichts über die Eigenschaften der einzelnen Bakterienarten aus. Studien an Labormäusen, denen ein Mikrobiom von Übergewichtigen oder Normalgewichtigen eingesetzt wurde, haben sich mit dem Zusammenhang von Bacteroides-Bakterien und dem Gewicht von Menschen auseinandergesetzt.19

 

Dabei wurde festgestellt, dass Menschen, die an Adipositas leiden, häufig einen eher geringen Anteil an Bacteroidetes- und dafür viele Firmicutes-Bakterien im Darm haben. Diese Bakterien zerlegen sehr gründlich den Nahrungsbrei und es führt dazu, dass der Körper mehr Energie aus der Nahrung verwertet, als notwendig wäre. Besiedlungen mit Bacteroidetes verstoffwechseln hingegen weniger Nahrungsfett und somit anteilig weniger Kalorien, was zu Folge hat, dass die entsprechenden Personen eher weniger übergewichtig sind.

4. Darm-Gehirn-Kommunikation

Freude, Angst und Wut - alles Gefühle, die eng mit dem Bauch verbunden sind. Fühlen wir Glück, wird im Gehirn Serotonin ausgeschüttet. Dieser Botenstoff wird aus der Aminosäure L-Tryptophan gebildet, die über Nahrung oder Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden können. Serotonin wirkt sich positiv auf die Stimmung aus20.

 

Dieses Hormon fördert das Wohlbefinden und wirkt beruhigend. Es wird zu 95 % im Darm gebildet, kann die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden und wird daher bei Bedarf und vor Ort hergestellt. Unser Darm-Gehirn produziert und reguliert mindestens 40 weitere Nervenbotenstoffe. Bis vor kurzem wurde vermutet, dass diese im Kopf ihren Ursprung haben. Darunter sind auch Dopamin und einige weitere Endorphine.

 

Dopamin dient im Gehirn der Kommunikation der Nervenzellen untereinander21, ist also ein Neurotransmitter. In bestimmten „Schaltkreisen“ vermittelt er dabei positive Gefühlserlebnisse („Belohnungseffekt“), weswegen er – so wie auch Serotonin – als Glückshormon gilt. Endorphine sind in erster

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 07.09.2022
ISBN: 978-3-7554-2026-2

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Leiden Sie an Verdauungsstörungen? Sind chronischen Erkrankungen wie Zöliakie, Erschöpfung, Rheuma und Allergien ihre Begleiter? Viel zu selten spielt ein Organ bei der Diagnose von Krankheiten eine untergeordnete Rolle - unser Darm. Ist die Darmbarriere durch Antibiotika, Stress oder Gluten durchlässig geworden, dringen Fremdstoffe in den Körper und lassen ihn chronisch krank werden. Diabetes, Autoimmunkrankheiten, Krebs und Gelenkschmerzen sind die Folge. Der Alltag wird zur Last. Eine Ernährungsumstellung und Darmsanierung könnten die Kehrtwende bedeutet. In diesem Ratgeber lernen Sie die Wahrheit kennen und erhalten wertvolle und kraftvolle Tipps. Sie werden Ihre Fokus auf Ernährung und Lebensumstände anpassen und wohltuende Verbesserungen hautnah erleben.

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