Mein Name ist Elena und ich wohnte in Berlin. Ich war glücklich dort zu leben und hatte nicht vor es jemals zu ändern. Eines morgens als ich gerade dabei war den Tisch zu decken hörte ich einen schrillen Schrei aus dem Schlafzimmer meiner Eltern. Ich erschrak und rannte sofort los. Ich sah meine Mutter blutend auf dem Bett liegen. „Oh mein Gott ! Was ist passiert ?!“ , schrie ich weinend. Mein Vater kam mit einem blutigen Messer aus dem Badezimmer. „DAD!“ , schrie ich ihn an. Mein Dad war vorbestraft , wegen versuchten Mordes. Ich dachte , dass die zwei Jahre im Gefängnis ihm geholfen hätten , aber anscheinend war er rückfällig geworden. Ich hatte meine Eltern nachts streiten hören. Mir war klar , dass meine Eltern kurz vor einer Scheidung standen. Sie stritten in letzter Zeit ziemlich oft und es machte mich traurig zu wissen , dass sie nicht glücklich waren. Mein Vater sah mich an , als hätte er den Verstand verloren. Vielleicht war er drogenabhängig , ich wusste es nicht. Ich wusste nur , dass ich den Arzt rufen und dann verschwinden musste. Vorsichtig trat ich zwei Schritte zurück. Ich hatte Angst , dass ich eine falsche Bewegung machen würde. Doch meinen Vater schien es nicht zu stören , dass ich das Zimmer verlies. Als ich wieder im Flur war fing ich nocheinmal an zu weinen und rannte zum Telefon. Ich wählte die Notarzt-Nummer und wartete bis jemand abnahm. Ich erzählte ihnen was passiert war und der Notarzt riet mir , dass Haus zu verlassen und zur Polizei zu gehen , er wäre gleich bei mir. Ich dachte mir , dass es sicherer war seinen Rat zu befolgen und darum nahm ich meinen Schlüssel und ging. Draußen atmete ich tief durch. Ich konnte nicht glauben was eben passiert war. Ich machte mich auf den Weg zur Polizei. Mir war klar , dass sie meinen Dad wieder einsperren würden , doch nach dieser Szene war mir das sowieso lieber ! Eigentlich kam es mir so vor , als wäre mein Dad wie ein ganz normaler Vater , doch nun war mir klar, dass er alles andere als normal war. Weinend stand ich vor der Tür der Polizei. Ich trat ein und machte dem Polizisten klar , dass mein Vater ein Wahnsinniger war ! Ich wusste , dass ich meinen Vater liebte , aber im Moment hatte ich so viel Wut in mir , dass ich gar nicht wusste wohin damit. Wenn meine Mutter sterben würde , würde ein Teil von mir auch sterben. Ich liebte sie , weil sie immer für mich da war ! Der Polizist stand auf und meinte er würde sofort mitkommen. Als wir wieder vor unserem Haus waren traten mir alle schönen Errinnerungen in den Sinn. Ich wusste noch genau wie wir hier eingezogen waren. Mir liefen unzählige Tränen die Wangen hinunter. Dann nahm mich der Polizist in den Arm und flüsterte : „Du musst stark sein und darfst die Hoffnung nicht aufgeben. Tu‘ es für deine Mutter.“ Ich nickte. Er hatte ja recht. Aufgeben konnte jeder. Ich musste strak sein , für Mum ! Der Notarzt traf nun auch ein. Er sah mich an und nickte nur. Das sollte wohl heissen „Wie gehen rein !“ , denn der Polizist ließ mich los und trat mit dem Arzt zur Haustür. Der Polizist meinte : „Ich geh vor.“ Und machte den ersten Schritt. Als sie ins Schlafzimmer kamen , war mein Vater bewusstlos geworden. Der Arzt rief aus dem Fenster , dass ich nun reinkommen konnte. Ich kam ins Schlafzimmer , ging hasserfüllt auf meinen Vater zu und schlug ihn mitten ins Gesicht. Zwar wusste ich ,dass er sich nicht daran errinnern könnte , aber trotzdem fühlte ich mich viel besser. Der Polizist zog mich zurück. „Lass‘ den Arzt zu deiner Mutter gehen.“ , meinte er leise. Ich nickte und machte Platz. Der Arzt untersuchte meine Mutter für einen Moment und schüttelte nur den Kopf. Ich brach weinend auf dem Boden zusammen und schrie ständig : „Nein !“ Es war nicht zu glauben. Wütend stand ich auf ging zu meinem Vater und schrie : „Du verdammtes Arschloch !“ Ich war so wütend wie noch nie. Doch es war nicht nur Wut sondern auch Trauer und Verzweiflung. Flehend sah ich den Polizisten an und stotterte : „Wo soll ich denn jetzt hin ?!“ „Hmm. Hast du keine anderen Verwandten zu denen du ziehen kannst ?“ , antowortete er zaghaft. Naja. Vielleicht konnte ich zu Tante Astrid ziehen. Oder zu Oma Anni. Da ich meine Tante nicht sonderlich mochte , war für mich klar , dass meine erste Wahl auf meine Oma fiel. Doch noch konnte ich mir nicht vorstellen mein schönes Haus allein zu lassen. Und doch war mir klar , dass es besser für mich war , denn hier hätte ich ständig das Bild von meiner toten Mutter vor Augen. Außerdem konnte ich doch noch nicht allein wohnen ! Ich meine , ich war 14 ! Mir fiel auf , dass der Polizist noch immer keine Antwort bekommen hatte. „Ähh. Doch ! Meine Oma Anni hätte bestimmt Platz. Seit Opa’s Tod ist sie sowieso so einsam.“ Der Polizist nickte. „Könntest du sie vielleicht anrufen ?“ Statt einer Antwort ging ich zum Telefon. Erst jetzt fiel mir auf , dass ich meine Oma noch nie besucht hatte. Ich wusste also gar nicht wo und wie sie wohnte. Weil mir das im Moment ziemlich egal war , wählte ich die Nummer. Ich hatte meine Oma ewig nicht gesehen. Ich musste ihr wohl auch klarmachen ,dass ihre Tochter tot auf ihrem Ehebett lag. Ich entschied mich es kurz und schmerzlos zu machen. Endlich nahm sie ab. „Oma Anni ? Hier ist Elena. Deine Enkelin. Ich weiss wir haben uns ewig nicht gesehen ,aber ich habe schreckliche Nachrichten !“ Anni wartete. „….Ja ??“ „Deine Tochter …meine Mutter ist…tot !“ , schrie ich weinend in den Höhrer. Ich spührte eine Hand auf meiner Schulter. Es war der Polizist der mir aufmunternd die Hand auf die Schulter klopfte. Meine Oma schien schockiert. „Wie war das ?“ , meinte sie , „ Wer sind Sie nochmal ? Elena…Meine Enkelin ?“ „Genau !“, stimmt ich zu. „Und du willst mir erzählen ,dass meine Tochter tot ist und du jetzt allein mit deinem Vater ist ja ?“ , fragte Anni. Ich meinte : „Naja fast. Mein Vater…er...“ Der Polizist nahm nun den Hörer an sein Ohr. „Frau Anni ?, begann er, „ Ihr Schwiegersohn hat ihrer Tochter großen Schaden zugefügt ! Daher würde ich sie bitten sich auf ein Gespräch mit ihrer Enkelin einzulassen , denn diese hat nun ein Problem mit ihrem Heim.“ Ich hörte den lauten Seufzer meiner Oma am Telefon. „Da hör‘ sich das einer an ! Da ruft mich meine Enkelin nach fünf Jahren mal wieder an , um mir zu sagen ,dass meine Tochter von ihrem ach so tollen Ehemann umgebracht worden ist ! Aber na klar , wir können reden.“ Der Polizist meinte , meine Oma wäre zu einem Gespräch bereit , sie wolle mich sowieso gern wiedersehen. Er fügte hinzu : „Ich schätze sie muss sich noch darüber im klaren werden ,dass sie soeben ihre Tochter verloren hat.“ Ich nickte abwesend. Ich hatte auch zufällig auch meine Mutter verloren. Und mein Vater war für mich sowieso gestorben ! Sooft der Polizist auch versuchte mich zu ermutigen , es machte mich trotzdem noch trauriger. Und doch war ich glücklich , dass meine Oma mit mir reden wollte. Ich hoffte nur , dass sie auch bereit war mich aufzunehmen ! Um drei Uhr nachmittags trafen der Polizist, meine Oma und ich uns. Ich freute mich als meine Oma mich umarmte , als wir uns sahen. „Hallo Oma !“, begrüßte ich sie. „ Ach Schatz es tut mir ja so Leid was mit deiner Mutter passiert ist ! Ich hab ja schon immer gewusst , dass dein Vater ein kranker Mensch ist !“ Der Polizist mischte sich ein : „Ähhm. Kann das sein , dass Sie gar nicht an ihre Tochter sondern ständig daran denken , dass Sie Recht behalten ??“ Er schien empört. Anni schien verlegen : „Tut mir Leid. Es ist nur so…ich habe meine Tochter ewig nicht gesehen. Es ist fast so als wäre eine Fremde verstorben. Klar , eigentlich müsste ich am Boden zerstört sein , aber zwischen uns liegen viele viele Jahre .. wissen Sie?“ Der Polizist nickte. „Aber ich möchte mit Ihnen noch ein weiteres Problem besprechen. Wissen Sie. Ihre Enkelin hier weiß nämlich nicht wo sie nun leben soll.“ Meine Oma meinte : „Ach so ? Für mich war das selbstverständlich , dass sie nun bei mir wohnen würde.“ Ich lächelte und fiel ihr in die Arme. Nun war es also geklärt. Meine Oma würde mir sicher helfen , nicht mehr so oft an Mum und Dad zu denken. Die Fahrt dauerte lange. Ich muss zugeben , ich hatte ein bisschen Angst , ob meine Oma noch im Stande war diese lange Fahrt zu meistern. Ich schaute aus dem Fenster und öffnete es einen Spalt weit. Der Wind wehte mir um die Nase und ich genoss es. „Wenn Mum doch nur hier wäre…oder ich wenigstens wissen müsste , dass sie zuhause ist und kocht.“ , dachte ich. Gegen meinen Willen liefen mir schon wieder Tränen über die Wangen. Meine Oma sah , dass ich wieder dabei war in traurige Gedanken zu verfallen und lenkte mich ab. „Ich wohne tief im Wald. Es ist schön dort. Ich denke es wird dir gefallen. Es ist so lange her , dass ich Besuch hatte. Schön , dass ich nun nicht mehr mit dem Gedanken einschlafen muss allein zu sein.“ Ich nickte nur. In Gedanken war ich immer noch bei meiner Mutter. „Nach ein paar Wochen ist das vorbei mit den schlimmen Gedanken.“ , sagte meine Oma als habe sie meine Gedanken gelesen. Ich nickte erneut und macht ihr deutlich , dass ich keine Lust auf eine weitere Unterhaltung hatte. Sie akzeptierte es und konzentrierte sich nun wieder auf die leere Landstraße vor ihrem Auto. Nach einer Zeit kamen wir aus dieser wüstenartigen Gegend und kamen in einen tiefen Wald. „Gleich sind wir da.“ , meinte meine Oma lächelnd. Ich schaute ohne Reaktion in die unzähligen Baumkronen über uns. Schließlich kamen wir im tiefsten Teil des Waldes zu einem RIESIGEN Haus. „Boa.“, machte ich , „Sag‘ mir nicht das du HIER wohnst ! Oma ! Das ist ja echt gigantisch !“ Anni nickte stolz. „Ja nicht wahr ?“ Ich lächelte leicht. Als wir ausstiegen kam mir das Haus noch gigantischer vor. Das war kein Haus .. Nein ! Das war eine Villa. Doch inmitten dieser vielen Bäume hatte es einen bedrohlichen Eindruck auf mich. Egal ! Es musste wundervoll sein , dort zu wohnen. „ Aber Oma. Wo ist hier die Schule ? Auch wenn ich jetzt woanders wohne. Ich denke , ein Schulabschluss wäre nicht schlecht !“ , sprach ich schließlich. Anni lachte. „Haha. Keine Angst Kleines. Die Schule ist von der Bushaltestelle , die du in 20 Metern erreichen kannst , gar nicht weit.“ Ich atmete auf. Dann konnte ich vielleicht auch neue Freunde finden. Denn wenn meine Oma mal keine Zeit für mich haben sollte , würde ich ohne Freunde wieder in Depressionen verfallen. Das wichtigste war nun einfach Ablenkung. Doch das dürfte mit dem coolen Haus kein Problem sein ! Sogar einen Pool hatte sie ! Wir traten ein. In einer riesigen Vorhalle fand ich die ersten von ihnen. Im Schlafzimmer die nächsten. PUPPEN ! Das ganze Haus war voller Puppen. Und nicht diese fast echten , die man sofort ins Herz schließt , sondern diese altmodischen Puppen! Ich wusste nicht wieso , aber ich hatte schon immer Angst vor diesen Puppen gehabt. Meine Oma lächelte und hob eine ihrer Puppen auf den Arm. „Sind die nicht wunderschön ? Die haben schon meiner Ur-Ur-Ur-UR-Großmutter gehört. Wenn ich mal nicht mehr bin , sollst du sie bekommen dürfen.“ Ich lächelte und dachte : „Nein Danke. Dazu sehen sie viel zu angsteinflößend aus , wenn du mich fragst.“ Ich hoffte nur , dass in dem Zimmer wo ich schlafen würde nicht auch solche Mörderpuppen stehen würden ! Meine Oma führte mich durch den gigantischen Flur in den allerletzten Raum im Haus. Sie öffnete die Tür „ Und hier schläfst du!“ Ich trat in den riesigen Raum. Und doch. Schon wieder starrten mir unzählige Puppenaugen entgegen ! Sogar noch mehr wie in den anderen Räumen. Ich schüttelte den Kopf. „Das gibt’s doch nicht ! Gibt’s hier überhaupt einen Raum ohne diese Puppen ?“ , fragte ich. Meine Oma schüttelte stolz den Kopf. „Wie jetzt ? Auch im Bad ?“ , rief ich entgeistert. Meine Oma nickte. In meinem Kopf ging es die ganze Zeit nur : „Oh Gott Oh Gott Oh Gott ! Ich werde hier keine Nacht überleben , beobachtet von diesen schrecklichen Gesichtern. Nein ! Viel zu viele Schauermärchen hatte ich über sie gehört diese Mörderpuppen !“ Es wurde dunkel und meine Oma sagte , dass sie nun bald schlafen gehen würde. „ Na toll , dachte ich , „jetzt bin ich gleich mit diesen Puppen allein. Und das auch noch im Dunkeln !“ Trotzdem. Irgendwie würde ich mich schon an sie gewöhnen. Ich musste ja. Oma Anni’s Haus war meine einzige Chance ! Im Nachthemd ging ich barfuß über die kalten Fliesen zu meinem Zimmer. So schlimm würde es nicht werden. Ich meine , mir war doch klar , dass diese ganzen Geschichten über mörderische Puppen einfach erfunden waren. Ich öffnete leise die Tür und trat ein. Im Dunkeln tappte ich auf das Bett zu, als ich einen Arm streifte und eine Puppe hinunterwarf. „Verflixt !“ , fluchte ich leise. Die Puppe flog zu Boden und es tat einen mächtigen Schlag. Dazu hörte ich noch Oma’s Schrei. „Wieso schreit sie so?“ , fragte ich mich. Meine Oma kam ins Zimmer gestürmt und schrie mich an : „Wieso hast du das gemacht du kleines Miststück ? Mach‘ das bloß nie wieder oder es setzt was !“ Perplex schaute ich meiner Oma in die Augen. Was war denn plötzlich mit der los ? Ich stotterte : „Entschuldige. Es war dunkel und ich habe nichts gesehen und dann habe ich nicht an die Puppen gedacht und…Tut mir Leid.“ Meine Oma schien versöhnter. Sie seufzte : „Schon ok. Bald stelle ich dir hier ein Nachtlämpchen auf , dann kannst du sehen wohin du läufst !“ Ich nickte. Anni verließ das Zimmer. Als sie gegangen war , ging’s mir ein wenig besser. Ich legte mich ins Bett und schloß die Augen um diese Glasgesichter nicht mehr zu sehen. „Gott sei Dank war die Puppe nicht kaputt gegangen , dachte ich , „Wer weiß wie Oma Anni sonst ausgeflippt wäre ?!“ Am nächsten Morgen freute ich mich , die erste Nacht hinter mir zu haben. Außerdem freute ich mich auf die neuen Leute in meiner Schule. Andere hätten vielleicht Angst am ersten Tag in eine neue Schule zu kommen. Doch nicht ich ! Glücklich zog ich mich an und betrat zum ersten Mal mein eigenes Bad. Ich erschrak. Und was hatte das jetzt wieder zu bedeuten ? Auf den Spiegel war mit roten Lippenstift : „Fass mich nie wieder an !“ , gekritzelt worden. „Na toll. , dachte ich , „wenn das Oma liest bringt sie mich um. Ich wisch‘ das wohl besser weg !“ Ich nahm mir ein Tuch und wischte den Spiegel ab , als meine Oma das Badezimmer betrat. Kopfschüttelnd kam sie auf mich zu. Ich schaute sie an und meinte : „Ich hab das nicht geschrieben. Achso. Tut mir übrigens immer noch Leid wegen gestern. Nur .. was war los mit dir ? Du warst plötzlich so wütend dabei ist gar nicht kaputt gegangen.“ „Ja aber es hätte was kaputt gehen können !“ , schrie meine Oma schon wieder. Schließlich hatte sie sich wieder unter Kontrolle und sprach : „Naja versteh‘ doch Elena. Diese Puppen sind ein Teil von mir. Von mir und unserer Familie. Sie sind mir unbeschreiblich wichtig. Ungefähr so wichtig wie die Luft zum Atmen weißt du ?“ Ich nickte. Anni verließ das Badezimmer und ich zog die Augenbrauen in die Höhe. „Ahja. Wie die Luft zum Atmen also. Sind zwar nur Puppen aber klar. Leben und Puppen. Voll der Vergleich.“ , murmelte ich leise. Meine Oma schrie aus der Küche : „Essen Elena ! Du musst doch gleich ab zur Schule !“ Ich machte mich auf den Weg. Nach dem Essen ging ich zur Bushaltestelle. Ein bisschen aufgeregt war ich schon. Mit hippeligem Gefühl setzte ich mich in den Bus. Alles würde gut werden. Wenn ich ich selbst war , würden sie mich schon mögen. „Hat doch in der alten Schule auch geklappt.“ , sagte ich zu mir selbst. An der Schule angekommen stand ich noch fünf Minuten vor dem Klassenzimmer meiner zukünftigen Klasse und beruhigte mich selbst mit ruhigen Gedanken. Schließlich klopfte ich an. Als ich eintrat sah ich ein paar Kinder , die sich zueinander lehnten und komisch tuschelten. Die Lehrerin war wohl noch nicht da. Sofort standen zwei Jungen auf und kamen auf mich zu. „Du bist doch die , die bei der Puppen-Lady eingezogen ist oder ?“ , fragte der eine. Ich schaute ihn verwirrt an. „Puppen-Lady ? Wieso nennt ihr sie Puppen-Lady ?“ „Na. Du müsstest das doch wissen. Wenn du schon bei ihr warst. Stimmt das etwa nicht , dass sie da überall diese alten Puppen rumstehen hat ? Denn darüber wird hier im Ort recht oft gesprochen weißt du ? Hier haben alle ein bisschen Angst vor der Puppen-Lady. Naja ich bin Andreas und du bist dann wohl Puppen-Lady-Junior. Nein Spaß hehe. Du bist doch Elena oder ?“ Ich nickte. Mir war egal woher er meinen Namen wusste , mich interessierte nur , was das mit der Puppen-Lady auf sich hatte. Es schienen alle darüber Bescheid zu wissen , denn sonst hätten sie ja auch nachgefragt. Also wollte ich auch wissen , was hier in dem Ort über meine Oma Anni erzählt wurde. „Ok. Würde mich jetzt mal jemand aufklären , was hier über meine Oma erzählt wird ?“ Der zweite Junge meldete sich zu Wort : „Ich bin Julian und ich werde dir jetzt mal erzählen warum wir alle Angst vor deiner Oma Anni haben ja ? Der Grund ist : Diese Frau hat sie nicht alle ! Sie denkt diese Puppen wären ihr Leben. Sie denkt , dass sie ohne sie nicht leben kann. So wie für uns das Herz lebenswichtig ist , sind für sie die Puppen lebenswichtig. Das hat sie zumindest zu meiner Mom gesagt. Keine Ahnung wieso sie das denkt und das alles ich weiß nur , dass sie fest davon überzeugt ist , dass diesen Puppen nichts passieren darf , sonst wird ihr dasselbe zustoßen.“ Ich kniff die Augen zusammen : „Du meinst , meine Oma fühlt mit diesen Puppen ?“ „Ganz genau !“ „Das würde dann auch die gestrige Szene mit dem schrecklichen Geschrei erklären. Es ist so als hätte ich sie bedroht.“ , dachte ich. Das hieß für mich meine Oma hatte den Verstand verloren. Doch an wen sollte ich mich wenden ? Und wie sollten mich die anderen Kinder akzeptieren , wenn die wussten , dass ich bei einer Wahnsinnigen lebte ? Aber…ich wusste trotzdem nicht ob ich auf diese Kinder hören sollte , denn es wird viel erzählt , wenn der Tag lang ist. Ich beschloss also meine Oma selbst darauf anzusprechen. Als der erste Schultag beendet war und mich alle Kinder aus meiner Klasse noch einmal ausgefragt hatten , ob sie wirklich überall Puppen hatte , überlegte ich mir, wie ich meine Oma darauf ansprechen sollte , dass sie verrückt war sozusagen. Bei Anni angekommen lief ich sofort zu ihr in die Küche. Als sie mich sah fragte sie : „Hey , na Elena wie war dein erster Schultag ?“ „Ehrlich gesagt ziemlich merkwürdig. Wusstest du eigentlich , dass komische Sachen über dich verbreitet werden ? So nach dem Motto , du kannst ohne deine Puppen nicht leben und so weiter.“ Ich spielte es absichtlich ein bisschen runter , nicht das sie dachte , dass ich ihnen glaubte. Doch meine Oma blieb gelassen. „Wieso komische Sachen ? Ich hab doch gesagt diese Puppen sind ein Teil von mir. Wenn die verletzt werden , werde auch ich verletzt. Wenn sie sterben, sterbe auch ich.“ „Ja Aber …Teil von dir. Meinst du nicht einfach , dass sie wichtig für dich sind ? Klar für mich sind auch einige Sachen wichtig. Fast so wichtig , dass ich meinen könnte , dass ich ohne sie nicht leben kann. Meinst du nicht auch eher sowas ?“ Meine Oma schüttelte den Kopf. „Nein. Diese Puppen sind dasselbe für mich , was deine Organe für dich sind.“ Ich war irritiert. Das konnte doch nicht sein , dass ein Mensch von Puppen leben kann. Ich nickte nur und ging in mein „Zimmer“. Dort kam es mir so vor , als würden die Puppen wütend auf mich hinab starren. „Komische Frau.“ , sagte ich zu mir selbst. Ich erschrak fürchterlich , als die erste Puppe zu Boden fiel. Ich hatte keine Ahnung was hier vor sich ging. Alle Puppen die vorher unberührt auf ihren Böden im Regal gesessen hatten , flogen nie auf den Boden und einige zerschellten wie ein Glas , als sie den Boden trafen. Erschrocken dachte ich , dass meine Oma schrecklich traurig darüber sein würde , dass ihre geliebten Puppen kaputt gingen , doch meine Oma kam ins Zimmer und war sehr wütend. Sie schrie mich an : „Eine komische Frau bin ich also ?! Wie kannst du sowas sagen , nachdem ich dich schon bei mir wohnen lasse ??“ Wie hatte sie das hören können ? Ich hatte das noch nur zu mir selbst gesagt. Oder nicht ? Es kam mir immer so vor , als würde ich beobachtet werden. Wenn Anni Recht hatte und sie wirklich mit diesen Puppen fühlte , hätte sie auch jetzt schreckliche Schmerzen spüren müssen. Ich zuckte zusammen , als meine Oma zu Boden sank. Erschrocken riss ich die Augen auf. Meine Oma blutete am ganzen Körper. „Was hast du gemacht du kleine Hexe?“ , schrie meine Oma empört , „Was hast du mit meinen wertvollen Puppen getan? Wolltest du mir weh tun ja? Das hättest du dir zweimal überlegen sollen!“ Man sah meiner Großmutter deutlich an , wie wütend sie war! Sie hob die Hand und wollte mich schlagen, doch ich konnte ihrer Hand grade noch so ausweichen. Total ängstlich lief ich nach draußen und wollte mich hinter ihrem Gartenhäuschen verstecken , als ich bemerkte , dass dort viel zu viele Werkzeuge waren , womit meine Oma mich verletzen könnte. Ich wusste nicht , ob sie zu so etwas überhaupt im Stande war , doch das Risiko wollte ich eindeutig nicht eingehen, deswegen entschloss ich mich es mit dem Wald zu versuchen. Ich lief in den Wald und merkte , dass ich nicht mehr hinausfand. Ich drehte mich im Kreis und entdeckte ein kleines Haus. Ich dachte nicht, dass darin überhaupt jemand leben könnte , doch als ich an die Tür trat merkte ich, dass es dort eine Klingel gab. Ohne darüber nachzudenken, klingelte ich. Als die Tür geöffnet wurde , konnte ich nicht glauben wer vor mir stand. Mein Opa öffnete mir die Tür und zog die Augenbrauen nach oben. „Elena?!“ , fragte er überrascht. Ich nickte und fiel ihm in die Arme. „Wie kannst du…? Alle denken du bist tot…Opa!“ Er nickte und meinte : „Ich weiß, aber ich habe es bei deiner Oma nicht mehr ausgehalten. Diese ganzen Puppen…schrecklich!“ Das war zu verstehen. Die waren wirklich furchtbar. „Aber…wieso wohnst du…hier?!“ Er bat mich herein, und schenkte mir einen Erdbeer-Tee ein. Mir rollten Tränen über die Wangen, als mir einfiel, dass wir auch früher immer zusammen Erdbeer-Tee zusammen getrunken hatten. Er nahm mich in den Arm und meinte : „Da ist wohl eine Erklärung nötig.“ Und Ob ! Er erzählte : „Vor drei Jahren habe ich deine Oma verlassen, nicht nur wegen dieser Puppen, sondern auch, weil deine Oma sich schlagartig änderte. Sie wurde gemein und ruppig und es schien, als habe sie ihr Herz weg gegeben. Sie schien, als wäre sie eine andere Person geworden, denn von da an, fing sie an zu erzählen, dass diese Puppen ihr Leben seien und sie ohne sie nicht leben könne. Natürlich ist das Blödsinn.“ Ich schüttelte energisch den Kopf. „Opa. Die Puppen sind vorhin hinuntergefallen und Oma hat davon schlimme Verletzungen getragen.“ Mein Großvater riss die Augen auf. „Aber das ist unmöglich!“ Ich schüttelte den Kopf. Mein Opa meinte : „Dann benachrichtigen wir jetzt einen Psychologen.“ Ich erschrak, als ich sah, dass meine Oma am Fenster stand. Ich deutete meinen Großvater darauf hin, woraufhin dieser nur einen Seufzer ausstieß. Er öffnete das Fenster. „Anni. , sagte er, „ folgst du dem armen Kind jetzt schon bis hierher? Ist doch klar, dass sie Angst hat bei dir zu wohnen. Bei diesen Puppen! Ich hab in der Zeitung gelesen, sie hat erst ihre Mutter verloren. Lass‘ sie bloß in Ruhe. Und jetzt verschwinde! Wir werden einen Psychologen benachrichtigen.“ Meine Oma lachte höhnisch. „Ihr seid die diejenigen die einen Psychologen brauchen! Das ihr einfach nicht verstehen kann, was diese Puppen für mich sind!“ Mein Opa stöhnte entnervt und schloss das Fenster. „Egal was sie sagt, wir werden jetzt sofort einen Psychologen benachrichtigen! Es kann doch gar nicht sein, dass diese Puppen…nun ja ein Teil von ihr sind…wie Organe.“ Er nahm das Telefon und meinte, dass der Arzt gleich da sein würde. Was wohl los war mit meiner Oma? Als der Psychologe eintrat und meine Oma sich wiederwillig hatte untersuchen lassen, meinte der Arzt : „Es scheint, als habe sich ihre Fantasie auf ihren Körper ausgewirkt. Sie glaubt so sehr daran, dass sie diese Puppen braucht, um zu überleben, dass sich auch ihr Körper nicht vorstellen kann anders zu leben.“ Mein Opa und ich waren überrascht. „Sowas gibt es?“, fragte ich ungläubig. „Anscheinend. Bis jetzt hatte ich auch noch keine Erfahrung damit.“ Er wandte sich an meinen Großvater : „Und Ihnen kann ich nur raten ihre Frau in sie Psychatrie einliefern zu lassen, damit sie wieder etwas klarer im Kopf ohne die Puppen wird. Wer weiß? Vielleicht ist sie danach geheilt? Ich werde zumindest dafür sorgen, dass alle Puppen wegkommen.“
„Und…was machen sie dann mit den Puppen?“, fragte ich kleinlaut. „Na die kommen dann auf die Müllhalde und werden dort verschrottet.“ , meinte der Psychologe. Mein Opa riss die Augen auf. „Aber meine >>Frau<< fühlt doch mit diesen Puppen. Das heißt, sie wird sterben. Tun sie mir den Gefallen und tun sie den Puppen nichts.“ Als der Arzt mich nur prüfend an sah nickte ich zustimmend. Er gab nach. „Na schön. Ich werde versuchen sie los zu werden, aber solange sie nicht von den Puppen weggekommen ist, setzt diese Frau keinen Fuß vor die Tür. Das könnte im Chaos enden.“ Wir stimmten zu. Meinem Großvater und mir ging es auch nur darum, dass die Puppen nicht zerstört wurden, denn egal wie krank meine Oma war, mein Opa und ich…wir liebten sie trotzdem.
Der Psychologe meinte : „Dann fangen die Müllmänner und ich gleich heute an.“ Mein Opa und ich riefen im Chor : „Ich helf mit!“ Ich war überglücklich, dass mein Großvater gar nicht tot war und das ich mit eigenen Augen sehen durfte, wie diese schrecklichen Puppen nach und nach aus der Wohnung meiner Oma verschwanden. Dieser Moment war wie ein Blick in eine neue, glückliche Zukunft. Ich sah auch meinem Opa an, dass ihm ein großer Stein vom Herzen fiel, als endlich alle Puppen aus dem Haus waren. Er sah sich zufrieden um: „Erst jetzt fällt mir auf, wie schön dieses Haus ist.“ Ich lächelte und nickte. Er hatte Recht. Die Wohnung war eigentlich total schön und auch recht gut eingerichtet. Wir schlugen ein. Für uns beide war das ein riesiger Moment, den uns niemand nehmen konnte. Wir blickten auf, als das Telefon schellte. Mein Großvater nahm den Hörer ab. Er legte auf und meinte: „Schlechte Nachrichten. Anni kann nicht aufhören von den Puppen zu reden. Was ist wenn sie nie wieder normal wird? Dann wird sie da ewig in diesem Irrenhaus sitzen Elena!“ Ich erwiderte: „Aber deswegen ist sie doch dort Opa. Damit es ihr bald wieder besser geht. Irgendwann wird sie merken, dass sie auch ohne diese Puppen leben kann!“ „Das kann sie aber nicht, wenn sie gar nicht hier ist, um zu sehen, dass sie alle weg sind!“,schrie mein Opa. Mir war klar, dass ich meinen Opa niemals davon abbringen könnte, dass seiner Ansicht nach Richtige zu tun. Als er das Haus verließ und meinte, ich solle mit ihm zur Psychatrie fahren, war mir klar, was er vorhatte. Er wollte Oma daraus holen und ihr ihre alte Wohnung zeigen. Ich hatte keine Ahnung, ob das eine gute Idee war. Doch vielleicht hatte er Recht und Oma würde sehen, dass sie ohne diese Puppen immer noch lebt. Ich sah aus dem Fenster. Wir waren da. Ich hatte ein bisschen Angst, weil ich nicht wusste wie Anni auf mich reagieren würde, kurz nachdem ich vor ihr geflüchtet war. Sie wohnte in Zimmer 412. Als wir vor der Tür standen, schlug mein Herz bis zum Zerspringen. Wir traten ein und ich fand, meine Oma sah genauso aus wie diese Irren aus den Horrorfilmen. Auch mein Opa schien vor ihrem Anblick geschockt zu sein, denn er ging mit vorsichtigen, langsamen Schritten auf seine Frau zu. „Anni?“, fragte er vorsichtig. Keine Reaktion. Opa tippte vorsichtig auf ihre Schulter. Eine Krankenschwester betrat das Zimmer. „Sie hat seit ihrer Einlieferung nicht gesprochen. Ich denke, dass sie einfach denkt, dass ihr Leben ohne ihre geliebten Puppen keinen Sinn mehr hat!“
Plötzlich sah ich, wie meine Oma sich umdrehte und meinem Opa Andreas direkt in die Augen schaute. „Das ist alles deine Schuld. Ich kann nicht fassen, dass du im Stande bist, mir meinen Lebenssinn zu nehmen Andreas!“ Die Krankenschwester wollte dazwischen gehen, als meine Oma sich langsam von ihrem Bett erhob. „Es ist nur zu deinem Besten. Und deshalb möchte ich, dass du jetzt mit nach Haus kommst und dir ansiehst, was wir mit deiner Wohnung gemacht haben ja?“ Meine Oma riss die Augen auf. „Was habt ihr gemacht?!“, schrie sie wütend. „Wirst du sehen.“, erwiederte ich. Die Krankenschwester schüttelte den Kopf. „Was meinen Sie eigentlich, wie man sich in einer Nervenklinik zu verhalten hat hm? Hier kann man nicht einfach rein und raus spazieren wie es einem passt.“ Andreas verdrehte die Augen und murmelte etwas wie: „Auch das noch!“ Die Krankenschwester stellte das Tablett auf einen Tisch und marschierte erhobenen Hauptes wieder aus dem Zimmer. Ich wendete mich an meinen Opa: „Na toll. Und was jetzt? Das wird doch nie was, wenn sie hier nicht raus kann.“ Mein Opa schaute mich triumphierend an und meinte: „Dann müssen wir hier eben raus ohne das es jemand merkt.“ Mit diesen Worten bat er mich, meine Jacke und meine Kappe meiner Oma zu geben, damit sie nicht aussah wie eine Patientin. Langsam verließen wir das Zimmer. Wir zuckten zusammen, als ein Arzt an uns vorbei lief, doch dieser nickte uns nur zu und verschwand in seinem Sprechzimmer. Wir atmeten auf.
Endlich hatten wir es nach draußen geschafft. Wir waren tatsächlich nicht aufgefallen! Nun konnten wir Oma Anni endlich zeigen, wie schön ihr Leben und ihre Wohnung ohne diese Puppen war. Die Fahrt kam mir viel länger vor, als die Hinfahrt. Als wir nach gefühlten zwei Stunden endlich vor dem großen Haus hielten, merkte ich wie aufgeregt Opa Andreas war! Er zitterte an beiden Händen. Ich flüsterte ihm zu: „Das wird schon.“ Er nickte nur. Wir betraten die Vorhalle, die mir bei meiner Reise hierher so riesig vorgekommen war. Dadurch, dass alle Puppen weg waren, schien die Halle noch größer. Oma Anni schaute sich um, als würde sie ihr eigenes Haus grade zum ersten Mal betrachten. Sie ging umher und sank schließlich auf die Knie. Opa wollte sofort zu ihr und sie auffangen, doch ich hielt ihn zurück. Er schaute mich verwundert an und fragte sich bestimmt, warum ich nicht wollte, dass er zu ihr ging. Doch schon bald verstand er. Ich wollte wissen, was passieren würde, wenn sie mal ganz auf sich allein gestellt war. Bis jetzt war noch nichts passiert. Oma Anni saß immer noch unverändert auf dem Boden und weinte langsam vor sich hin. Schließlich erhob sie sich. Mir zitterten die Hände. Was würde nun passieren? Ich rechnete mir gar nichts. Doch meine Oma schaute uns mit seltsam vertrauten Augen an. Opa ging auf sie zu. Sie lächelte und sagte: „Was ist hier los? Gestern sin die Puppen angekommen und schon sind sie wieder weg?“ Sie lachte leise. Mein Opa schüttelte ungläubig den Kopf. „Das gibt’s doch gar nicht. Zuerst wirst du in die Nervenklinik eingewiesen, weil diese Puppen >Dein Leben< waren und jetzt sitzt du hier und meinst, sie wären erst seit gestern hier gewesen.“ Jetzt schaute meine Oma ungläubig. „Ich in einer Nervenklinik? Daran würde ich mich errinnern.“ Nun wandte sie sich an mich. „Elena Schatz? Bist du gekommen um mich zu besuchen? Wie lieb von dir. Ich hab dich schon vermisst.“ Sie lächelte. Mir rollten Tränen über die Wangen, als ich sagte: „Darüber reden wir später.“ Die Tür wurde aufgerissen. Es waren ein Arzt und eine Krankenschwester aus der Nervenklinik. Der Arzt meinte: „Sie können nicht einfach einer meiner Patienten mit nach Haus nehmen. Dazu haben Sie nicht das Recht.“ Er schien aber gar nicht mehr verärgert als er auf meine Oma sah. „Wow. Frau Anni. Geht’s Ihnen besser? Sie sehen so…normal aus!“ Sie lachte und meinte : „Und sonst sehe ich unnormal aus oder wie? Woher kennen wir uns überhaupt? Ich habe Sie…“ Der Arzt unterbrach sie jäh: „Ist egal. Schön, dass es Ihnen gut geht, Auf ein Wiedersehen freue ich mich. Ich hoffe nur, dass es dann aus einem anderen Grund sein wird.“
Opa Andreas nickte. Der Arzt und die Krankenschwester verließen das Haus und ließen uns drei zurück. Mein Großvater sagte zu meiner Großmutter: „Schön, dass du wieder bei uns bist. Aber los jetzt erklären du und Elena dir erst einmal was los war ja?“ Von da an, konnte meine Oma ohne diese Puppen leben und schon bald waren Opa, Oma und ich Zeugen, wie sie auf der Müllhalde vernichtet wurden. Doch diesmal schrie Oma nicht. So sehr mir meine Mutter auch fehlte, das Leben würde weitergehen. Und eines Tages, machte Opa sogar den Vorschlag, seinen Schwiegersohn im Gefängnis zu besuchen. Ich freute mich zwar meinen Vater zu sehen, doch das was er getan hatte, konnte ich ihm einfach nicht verzeihen. Egal was er tun würde…Niemals. Ab diesem Tag, hatte die ganze Schule und auch die ganze Stadt mitbekommen, dass es meiner Oma auf unerklärliche Weise wieder gut ging. Sie wurde schon nicht mehr Puppen-Lady genannt. Und Freunde hatte ich nun auch genug. Gut, dass ich diese Puppen nie wieder sehen musste…die hatten mir sowieso immer Angst gemacht.
Tag der Veröffentlichung: 05.04.2012
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