Cover

Kapitel 1

Gelangweilt sah Abigail aus dem Fenster und zog an ihrer Zigarette. Auch wenn sie ihren Job liebte, so war sie doch viel zu ungeduldig dazu. Seit zwei Stunden wartete sie darauf, dass sie in die Maske konnte, doch der Fotograf verspätete sich. Erst in einer weiteren Stunde würde er hier auftauchen, sein Flug hatte Verspätung. Theoretisch hätte sie auch noch mal nach Hause gehen können, aber gelohnt hätte es sich nicht.
Endlich ging die Tür auf und die Visagistin kam herein.
"Wir sind jetzt bereit für Sie, Miss Hale. Kommen Sie."
Wartend hielt sie die Tür auf. Abigail drückte ihre Zigarette aus, erhob sich und lief an ihr vorbei in den nächsten Raum, wo sie sich direkt auf einen der Stühle vor den großen Spiegeln setzte.
Das Make-Up dauerte eine weitere Stunde. Diesmal vertrieb Abigail sich die Zeit indem sie ein wenig in ihrer Zeitschrift blätterte und einige Nachrichten an ihre Freundinnen verschickte. Sie hatten geplant am Abend in einen angesagten Club zu gehen, daher klärten sie ab, was sie anziehen würden.
Nachdem sie endlich bereit war, wurde sie in das eigentliche Fotostudio begleitet, wo der Fotograf sie überschwänglich begrüßte, sich wortreich entschuldigte und ihr dann Anweisungen gab.
Der Shot dauerte auch wieder drei Stunden, die wirklich sehr anstrengend waren. Doch die Fotos waren am Ende echt gut und so bedankte sie sich lächelnd.
Als sie dann im Taxi nach Hause saß, machte sie sich noch einen Termin bei ihrem Masseur und fuhr auch direkt dorthin.
Die Massage war entspannend und wohltuend. So war sie bereit für eine lange Partynacht.
Daheim öffnete sie schon einmal eine Flasche Champagner, stellte sie kalt und legte eine Gesichtsmaske auf. Diese wusch sie kurz bevor sie ihre Freundinnen erwartete wieder ab und öffnete die Tür, sobald es klingelte. Lachend umarmten sie sich alle und begannen dann sich zu stylen und den Champus zu trinken.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie fertig waren und endlich losziehen konnten.

Damon seufzte und lehnte sich in den schweren, schwarzen Ledersessel zurück.
Jeden Tag war es dasselbe Spiel. Frühs zur Firma, abends erschöpft nach Hause. Ab und zu, nein, eigentlich ständig, endete der Abend dann bei ihm Zuhause mit irgendeinen Weib und viel Sex.
Und sein Leben gefiel im überaus gut so. Er wollte kein anderes!
Vor allem nicht, nachdem sein Vater erst gestern verkündet hatte, das er bald in den Ruhestand gehen würde und Damon die Firma komplett übernehmen würde.
Schon seit ganzen fünf Jahren wartete er auf diesen Augenblick. Natürlich hätte er auch noch weiter gewartet, war es jedoch allmählich leid. Zumal er inzwischen selbst eine ziemlich gute und sehr erfolgreiche Firma gegründet hatte.
Nach einen Blick auf die Uhr, bemerkte der 25jährige, dass es bereits kurz nach 22 Uhr war. Höchste Zeit um hier raus zu kommen, dachte er sich und fuhr den PC herunter.
Heute war er mal wieder mit seinem besten Kumpel verabredet. Wenn er mit Steven um die Hause zog, wurde es wirklich immer lustig. Steven war schon seit jeher sein einziger wirklicher Freund und Damon vertraute ihm sogar sein Leben an.
Nachdem der PC aus war, fuhr er mit dem Lift von dem 35 Stockwerk bis nach unten in die Tiefgarage, wo sein neuer getunter Audi r8 schon auf ihn wartete.
Schnell stieg er ein und fuhr die paar Minuten bis zu seinem Penthouse.

Die Mädchen gingen immer in den selben Club. Die Türsteher kannten sie bereits und so mussten sie nicht anstehen und konnten auch gleich in den VIP-Bereich vordringen, wo sie sich auf die breite Couch dort setzten.
Es dauerte nicht lange, bis die ersten Kerle kamen und ihnen Getränke ausgaben, die sie kichernd annahmen. Doch beeindrucken ließen sie sich nicht.
Abigail schnappte sich irgendwann ihre beste Freundin Alessa und zog sie mit sich auf die Tanzfläche.
Sie liebte das Tanzen. Für sie gab es nichts besseres, um mal abzuschalten. Den Bass zu spüren, sich auf ihren Körper zu konzentrieren und auf die Musik... selbst den Schweiß auf ihrem Körper mochte sie! 
Natürlich dauerte es nicht lange, bis sie angetanzt wurde, doch immer wich sie den Kerlen aus, zeigte ihnen lediglich ihr strahlendes Lächeln. 
Kerle wollten alle nur das gleiche, das hatte sie schon in der Schule gelernt. Mehr als Sex war nie drin gewesen, egal wie sehr sie in den jeweiligen Jungen verknallt war. Auch in der Model-Welt lief es so. Darum ließ sie sich auf niemanden mehr ein.

Nachdem er schnell geduscht, sich rasiert und angezogen hatte, kam Steven an, der ebenfalls einen Schlüssel zum Penthouse hatte.
"Biste fertig soweit?", fragte er an Damon gewandt. Diese nickte bestätigend und lächelte, wobei er seine strahlend weißen und perfekten Zähne zeigte.
"Jup, also los!" Grinsend gingen beide hinunter wo bereits die Limousine wartete. 
"Danke, Jeff!", meinten beide gleichzeitig zum Chauffeur, der beide freundlich anlächelte während sie einstiegen.
Sie ließen sich zu ihren Club fahren. Wie gut das Damon diesen Club aufgekauft hatte.
Allein im letzten Jahr hatte er mehr als hundert Millionen eingespielt. Sie gingen wie immer hinein, jeder begrüßte sie respektvoll.
Im VIP Bereich gab es noch einen Sonderbereich, wo nur die beide und ihre jeweilige Begleitung hin durften. Schon oft gab es deswegen Probleme, die jedoch nie zu weit ausarteten.
Entspannt lehnte sich Damon auf der samtenen Couch zurück und genoss seinen Drink, der wie immer schon bereit stand. Steven tat es ihm gleich.
Der 25 Jährige ließ seinen Blick suchend durch die Menge schweifen, auf der Suche, nach einer Tusse für heute Nacht.
Alleine ihre Anwesenheit in diesem Bereich, reichte schon aus, das die Ladys zu ihnen starrten.

Doch irgendwann hatte Abigail genug. Alessa hatte sich schon längst zurückgezogen, sie tanzte nie lange. Atemlos lief Abigail zur Bar und beugte sich richtig schön weit vor. So bekam sie viel schneller ihren Drink. 
Mit dem Rücken an die Bar gelehnt ließ sie ihren Blick auf der Suche nach bekannten Gesichtern schweifen, sah auch hier und da eine Person, der sie zunickte. Aber es gab niemanden, mit dem sie sich gerne unterhalten hätte. 
Ihre Augen wanderten nach oben und wie jedes Mal, wenn sie in diesem Club war, schielte sie zum VIP-VIP-Bereich hinauf. Zu gerne wäre sie mal dort! Nicht, dass sie neugierig wäre oder so. Neeein, sie doch nicht! 
Huch, wer war das denn?
Abigail sah einen recht gut aussehenden Mann dort oben. Schwarze Haare und sein Körper schien auch... heiß zu sein. Ein leiser Seufzer entwich ihr. Die Möglichkeit, dass er sie entdecken würde, war eh schon sehr gering und selbst wenn er es täte und Interesse zeigen würde - dann doch nur um sie ins Bett zu bekommen! Nee, das machte sie nicht nochmal mit!

Sein Drink war fast vollständig leer, als er plötzlich eine junge Dame an der Bar sah, die gegen die Theke gelehnt war. Irgendwie kam sie ihm merkwürdig bekannt vor.
Die Stirn runzelnd beobachtete er jede ihrer Bewegungen sehr genau. Leider konnte er sie zu schlecht erkennen, da die Beleuchtet bei der Bar immer etwas gedämpfter war.
"Komm schon ins Licht!", knurrte er leise.

Was auch immer. Abigail stellte das inzwischen leere Glas wieder ab und machte sich zurück zu ihren Freundinnen. Dabei sah sie immer wieder nach oben und versuchte herauszufinden, ob sie den Mann kannte.

Ja, geh weiter da lang, dachte er nun schon ein wenig grinsend.
Als sie bei den anderen Girls, die sie offensichtlich kannte, kam ihr Gesicht immer wieder in das Scheinwerferlicht. So konnte Damon endlich ihr Gesicht sehen und da war es...
Alle Farbe wich aus seinem Gesicht und mit einen lauten Klirren, stelle er sein leeres Glas auf den kleinen Tisch.
Oh ja, er kannte sie!
Und wie sehr er sie hasste!

"Seht ihr den Kerl da oben?", flüsterte sie grinsend und sofort sahen alle hinauf. 
Genervt verdrehte sie die Augen.
"Doch nicht alle gleichzeitig!"
Ein einstimmiges "Zu spät!" kam zurück und Abigail musste lachen. 
"Oh man, ihr! Aber heiß ist er, oder?"
"Den schnappe ich mir!", rief Alessa und sprang auf.
"Nix da!"
Abigails Hand schloss sich um das Handgelenk ihrer blonden Freundin. 
"Ich hab ihn zuerst gesehen!"
"Dann versuch doch dein Glück! 100 Dollar, dass du nicht bei ihm landen kannst."
"Wette gilt!", erwiderte die Dunkelhaarige selbstbewusst, schlug ein und ging zur Absperrung wo sie den Türsteher verführerisch anlächelte.
"Hi, ich habe da oben gerade einen Bekannten gesehen. Ich darf doch?"

Was tat sie denn jetzt um Himmels Willen?
War sie vollkommen verrückt geworden? Aber eigentlich...Wenn er genau darüber nachdachte, gefiel ihm dieser Zufall!
Oh ja...Endlich konnte er den Spieß mal umdrehen.
Lächelnd stand er auf und ging die paar Stufen hinunter zu ihr und dem Wachmann.
"Ist schon gut, Cliff. Sie kann durch." 
Damon lächelte sie verführerisch an und hielt ihr die Hand hin.
"Ich bin Matthew!", stellte er sich lügend vor.
Mit strahlenden Augen nahm sie seine Hand entgegen.
"Abigail! Puh, da hab ich aber Glück gehabt, dass du mich entdeckt hast. Du bist mir aufgefallen und ich wollte dich kennen lernen."
Sein Lächeln wurde einige Grad kühler, was er jedoch geschickt zu verbergen vermochte.
"Freut mich sehr, dich kennen zu lernen. Möchtest du nicht gerne mit nach oben kommen?", bot er kühl an.
Sie nickte und gemeinsam gingen sie die Stufen hinauf.
"Darf ich vorstellen? Steven, meine rechte Hand!"
"Hi, Süße."
"Hi", begrüßte sie ihn fröhlich und zwinkerte ihm zu, ehe sie sich neugierig umsah. "Sieht ja auch nicht viel anders aus als unten. Aber man fühlt sich gleich bedeutender."
Dann sah sie die beiden Männer wieder an.
"Matthew und Steven also. Ihr seid echt süß! Warum versteckt ihr euch hier?"
Innerlich verdrehte er nur die Augen. Äußerlich bot er ihr an, sich zu setzen. Erst als sie zwischen ihm und Steven saß, setzte er sich ebenfalls.
"Auch wenn es ein wenig arrogant klingt, aber als Besitzer dieses Clubs bin ich bedeutender. Und wir verstecken uns keineswegs."
Damon beugte sich zu ihrem Ohr.
"Und du bist nicht nur süß."

Seine Stimme jagte ihr eine Gänsehaut über die Haut und sie wandte den Blick so, dass sie ihm direkt in die Augen sah.
"Besitzer also? Dann muss ich mich wohl bei dir bedanken. Wir sind beinahe jedes Wochenende hier."
Abigail legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel und beugte sich jetzt ihrerseits zu ihm. 
"Danke", hauchte sie an seinem Ohr.
Er legte seine Hand auf die ihre, die andere legte er unter ihr Kinn.
"Sehr gern geschehen. Ich hoffe, bisher war alles zu deiner Zufriedenheit."
Seine Hand auf ihren Oberschenkel, rutschte ein wenig höher.
Grinsend nickte sie und schob seine Hand nicht weg, obwohl sie es wollte. Da Alessa wusste, dass sie nie mit jemandem ging oder sich mit nach Hause nahm, war "bei ihm landen" in diesem Falle lediglich ein Kuss. Oder eben mehrere.
Wieder sah sie ihm tief in die Augen.
"Wäre ich nicht zufrieden, wäre ich nicht wiedergekommen."
"Dann bin ich ja sehr beruhigt."
Ganz plötzlich ließ er beide Hände von ihr und widmete sich seinen neuen Drink. 
"Du möchtest doch sicher auch noch etwas trinken."
Damon sah Abby fragend an und deutete zum Kellner, der auf etwas wartete.
Sie nickte.
„Ich hätte gerne einen Virgin Sex On The Beach“, sagte sie zu dem Kellner und sah dann sofort wieder zu Damon.
Der Kellner nickte nur und eilte davon.

Damon mied absichtlich eine Weile ihren Blick und unterhielt sich kurz mit Steven. Sie sollte nur nicht denken, das ihr nun seine ganze Aufmerksamkeit gehören würde.
Doch das störte sie nicht. So konnte sie sich noch einmal ganz in Ruhe umschauen. Schnell bemerkte sie, dass man hier über den ganzen Club schauen konnte und bemerkte, dass ihre Freunde zu ihr hinauf schauten, immer einer nach dem anderen. Grinsend zwinkerte sie ihnen zu.
Der Kellner kam zurück. Sie nahm das Cocktail dankend entgegen und nahm einen Schluck. Dann lehnte sie sich zurück und sah sich Steven genauer an. Auch ein Hübscher!
Steven bemerkte ihren Blick und zwinkerte fröhlich.
Natürlich sah Damon es, sagte jedoch kein Wort dazu. Ja, wozu auch? Sie würde auf jeden Fall heute Nacht in seinem Bett landen, daran hatte der junge Clubbesitzer keinerlei Zweifel.
"Lust zu tanzen?", fragte er sie ganz plötzlich.

Überrascht sah Abigail ihn wieder an, nickte dann aber.
"Ja, das wäre toll!"
Schon war sie auf den Beinen und grinste ihn an.
Gelassen stand er auf und ließ ihr den Vortritt zur Tanzfläche. Normalerweise war das ja so ganz und gar nicht sein Ding, aber in diesem besonderen Fall, wollte er doch eine Ausnahme machen.
Unten angekommen, in der nähe von den offensichtlichen Freundinnen, zog er sie sofort eng an sich.
Sie zog die perfekt gezupften Augenbrauen hoch, schmiegte sich aber sogleich an ihn. Ihr Körper passte sich seinem perfekt an und sofort begann sie sich im Takt der Musik zu bewegen und das natürlich ziemlich heiß.

Es überraschte ihn keineswegs wie sie sich bewegte. Schon damals war sie ziemlich heiß gewesen...
Damon beugte sich wieder zu ihrem Ohr, legte seine Hände auf ihren Hintern und drückte sie leicht an sich.
"Du bist wirklich ziemlich heiß, aber du hast doch wohl mehr im Kopf."
"Mache ich etwa den Eindruck?", kicherte sie und grinste ihn an. "Ich bin Model, was erwartest du?"
Damon nickte leicht und hauchte eine Luftkuss auf ihren Hals.
"Bei Models erwarte ich nicht wirklich Köpfchen, nur eine heiße Figur und viel Spaß im Bett."
"Nun, ich habe aber sowohl Köpfchen als auch einen heißen Körper..."
Nur Spaß im Bett würde er mit ihr nicht haben. Wieder sah sie ihn intensiv an. 
"Also bist du so ein Aufreißer, hm?"
Nun lachte er leise und ließ sie abrupt los.
"Keineswegs, Süße. Ein Aufreißer stürzt sich auf die Frauen, wie die Motten auf das Licht. Aber ich brauche nur abwarten, denn ich bin das Licht, kleine Motte."

Okay, er war definitiv ein richtiges Arschloch. Da konnte er noch so gut aussehen.
"Wie gut, dass du eh nicht mein Typ bist", grinste sie und sah ihn an. "Deinen Freund finde ich nämlich viel interessanter."
Ein Schmunzeln kam sofort von ihm
"Na dann viel Spaß bei ihm! Aber vielleicht sollte ich dich warnen, das er um einiges Schlimmer ist als ich", sagte Damon und ließ sie einfach stehen.
Wütend ballte Abigail die Hände zu Fäusten. So ein... boah! Doch den Schmach Alessa die 100 Dollar geben zu müssen, wollte sie nicht über sich ergehen lassen. 
Sie erhob ihre Stimme ein wenig, so dass er sie noch hören musste.
"Gibt es einen Mann, der eine Frau auch erst einmal ausführt, bevor er sie fickt? Sich Zeit nimmt, sie kennen zu lernen?"
Damon drehte sich zu ihr um und musste lachen. Mit zwei Schritten war er wieder bei ihr.
"Ich habe kein einziges Wort davon gesagt, das ich dich überhaupt ficken will. Ich wollte lediglich nett sein, da du ja anscheinend mal unbedingt nach dort oben wolltest."
"Du hast angefangen von Weibern im Bett zu sprechen! Und ich habe dir gedankt, dass du mich hochgeholt hast."
"Das heißt nicht, das diese Worte auf dich bezogen waren. Die kleine Blonde dort ist mehr mein Geschmack."
Er zeigte auf ihre süße blonde Freundin.
"Ach, so ist das! Klar, warum auch nicht. Warte, ich ruf sie her."
Über die Musik hinweg rief sie nach Alessa, welche irritiert zu ihr sah, doch dann ankam.
"Was gibt es? Belästigt er dich?"
"Nein, keine Sorge."
Zuckersüß lächelte sie Damon an.
"Bitte."

Wieder musste er lachen, zog die Kleine an sich und küsste sie vor den Augen von Abby. Und das Girl erwiderte den Kuss sofort, was ihn nur noch mehr anspornte.
Nach kurzer Zeit, ließ er von der Blonden ab und sah Abby wieder an.
"Ich wünsche euch noch viel Spaß hier. Die Drinks gehen alle auf mich", zwinkerte er und ging dann sehr zügig davon.
Hinter seinem Rücken zeigte sie ihm den Mittelfinger, während Alessa irritiert da stand.
"Was..."
Abigail zuckte mit den Schultern, nahm ihr Portemonnaie und gab ihrer Freundin den Schein.
"Die Wette verliere ich gerne."

Von seinen Bereich aus, beobachtete er sie unauffällig weiter und holte sich irgendwann ein anderes sehr heißes Girl nach oben und machte ein wenig mit ihr rum. Allerdings war nicht mehr als Küssen und ein ganz kleines bisschen streicheln über den Oberschenkel.
Abigail hingegen war die Lust vergangen. Lange blieb sie nicht mehr. Ohne ein Wort des Abschiedes packte sie ihre Tasche, holte ihr Jacke aus der Garderobe und trat hinaus auf die Straße. Leider waren die Taxis alle belegt und so musste sie warten.

Er sah es, als sie ging. In null Komma nichts war Damon draußen hinter ihr und seine Limousine fuhr vor. Jeff öffnete.
"Soll ich dich nach Hause fahren?"
Erschrocken zuckte sie zusammen und hatte auch schon ausgeholt, um ihn zu treten, doch dann nahm sie den Fuß wieder herunter.
"Nein, danke. Ich warte auf das nächste Taxi."
"Die Taxis sind um diese Zeit ziemlich rar gesät. Du könntest noch Stunden hier stehen und dir könnte sonst was passieren."
"Aber zu einem Fremden ins Auto steigen?", lachte sie sarkastisch. "Klar, liebend gern doch!"
"Hinter uns sind mehr als fünf Wachmänner die genau sehen, wie du bei mir einsteigen würdest. Wenn jemand sich also um dich Sorgen machen sollte, weil du nicht wieder auftauchen solltest, würde man mich sofort verdächtigen. Ich lege keinen all zu großen Wert darauf, so einen Medienrummel mit zu machen."
"Dennoch werde ich nicht mit dir in diesen Wagen steigen!", sagte sie schärfer als beabsichtigt.
Es hatte sie ja schon irgendwie verletzt, dass er Alessa ihr vorgezogen hat.
Er zog eine Augenbraue hoch."Du willst deine Wette, also doch nicht noch gewinnen? Oder zumindest dein Geld zurück?"
"Hab ich nicht nötig."
Sie sah ihn, obwohl sie kleiner war als er, von oben herab an.
"Auch wenn mir kein Club gehört, verdiene ich gut. Manchen Leuten gefällt mein Aussehen nämlich."
Er zuckte achtlos die Schultern und steig ein. Genau in diesem Augenblick begann es zu regnen. Aber nicht einfach ein bisschen, nein, es fing gleich richtig an.
"Dann komm gut nach Hause, Prinzesschen!"  

Kapitel 2

Ein ganz und gar nicht damenhafter Fluch kam über ihre Lippen und bevor er irgendetwas tun konnte, war sie neben ihn gerutscht.
Damon konnte sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen. Zu gerne hätte er jetzt etwas dazu gesagt, ließ es jedoch bleiben.
"Wo kann ich dich absetzen?", fragte er dann, nachdem Jeff die Tür geschlossen hatte.
Sie nannte ihm eine Straße in der Nähe ihrer Wohnung, aber die letzten Meter würde sie auch durch den Regen laufen können. Dann lehnte sie sich zurück und sah aus dem Fenster.
Damon gab die Adresse weiter und runzelte die Stirn. Nein, so schnell wollte er nicht vorgehen.
"Jeff, setz´ mich bitte zuerst ab und bring dann die junge Lady nach Hause", fügte er hinzu und holte sein Handy raus.
Er wollte noch schnell jemanden anrufen. Eine ganze Weile sprach er auf schnellen italienisch ins Handy.
Abigail sagte kein Wort, bis der Wagen hielt. Auch da murmelte sie nur einen kurzen Dank und stieg aus, um ihn an sich vorbeizulassen.
Beim Aussteigen streifte er aus Versehen ihren Busen und grinste, ohne dass sie es sehen konnte.
"War mir ein Vergnügen dich kennen zu lernen."
Damon nahm ihre Hand und hauchte einen zarten Kuss darauf.
"Vielleicht sieht man sich ja mal wieder."
Die Hände in den Taschen vergraben, ging er zum Eingang, wo der Portier ihm die Tür aufhielt und ihn freundlich grüßte.
Seine Berührung hatte ihr wieder eine Gänsehaut bereitet, doch sie ließ sich nichts anmerken. Stattdessen setzte sie sich einfach zurück ins Auto.

Er fuhr in sein Penthouse hoch und machte es sich auf der großen Couch bequem, nachdem er sich seines Jacketts und der ledernen Schuhe entledigt hatte. Erschöpft schloss er die Augen und lehnte sich zurück. Dass er Abigail wieder getroffen hatte, veränderte ein paar Sachen. Noch sehr genau konnte er sich an alles von früher erinnern. An die ganzen Erniedrigungen, die sie und ihre Freundinnen ihm zugefügt hatten. Irgendwann schlief er einfach so ein.
Abigail ließ sich von dem Fahrer einen Block von ihrer Wohnung entfernt absetzen und lief dann die letzten Meter nach Hause. Dort schleuderte sie als erstes ihre High Heels von den Füßen und ging dann ins Bad, um sich abzuschminken und für die Nacht fertig zu machen.
Nachdem sie noch ein großes Glas Wasser getrunken hatte, legte sie sich nackt ins Bett und genoss das Gefühl des glatten Satins auf ihrer Haut. Ein paar Minuten dauerte es noch, bis sie in einen tiefen Schlaf fiel.

Am nächsten Morgen wachte er ganz von selbst bereits um kurz nach sechs Uhr auf. Er zog sein morgendliches Ritual durch und fuhr ins Büro. Obwohl es Samstag war, konnte er die Arbeit einfach nicht ruhen lassen. Bis hin zum frühen Nachmittag, war er damit beschäftigt, Akten durch zu sehen und einige wichtige Anrufe zu erledigen.
Abigail hingegen schlief bis in den späten Vormittag hinein, stand dann auf, zog sich gemütliche Sachen an und bestellte einen deftigen Brunch. Ihre Mädels würde auch bald aufkreuzen.

Damon war einfach nur noch genervt und ständig kreuzte eine bestimmte Person in seinen Gedanken auf. Das gefiel ihm nicht ein Stück. Sie sollte nicht ständig dort oben sein. Das war sie schon früher gewesen... Schnell fasste er einen Entschluss und rief jemanden an, der innerhalb einer halben Stunde Abigails Adresse hatte. Lächelnd schickte er zwei Dutzend rote Rosen zu ihr mit einer Essenseinladung!
Sie war noch im Morgenmantel, als es klingelte und sie die Tür öffnete. Irritiert sah sie die Rosen an.
"Ehm.. danke..."
Sie gab dem Lieferanten ein Trinkgeld und schloss die Tür wieder. Erst dann entdeckte sie den Zettel mit der Einladung und war dann erst recht irritiert. Wer...?
Seufzend stellte sie die Blumen in eine Vase, legte die Einladung auf ihr Tischchen neben dem Sofa und zog sich endlich an.

Kurze Zeit später klingelte es wieder, das Frühstück wurde geliefert. Nachdem alles auf dem richtigen Platz stand, machte sie sich weiter fertig, dann kamen auch schon ihre Freundinnen.
Damon machte entspannt weiter. Steven kam auch bald schon an und half ihm bei einigen Sachen und entführte ihm dann zum Essen.
Irgendwann war es so spät, dass er, wie die Tage zuvor, nach Hause fuhr und sich fertig machte. Auch wenn sie nicht kommen würde, so würde er in dem Restaurant essen.

Den ganzen Tag tranken die Frauen wieder Champagner und aßen immer mal wieder etwas, aber hauptsächlich lästerten sie über irgendwelche Leute, die sie nicht ausstehen konnten. Und immer wenn die Sprache auf das kam, was gestern im Club geschehen war, stellte Abigail auf stur und auch Alessa schwieg dazu.
Nachdem ihre Freundinnen dann gegangen waren, nahm sie wieder die Einladung zur Hand und entschied, hinzugehen, nur um zu schauen, von wem sie stammte. Doofe Neugier! Sie zog sich ein hübsches Kleid an, ließ ihr langes Haar offen und schminkte sich nicht sehr. Dann nahm sie ein Taxi und fuhr zu dem Restaurant.
Schon von weitem sah Damon sie aus dem Taxi steigen. Er konnte nicht verhindern, das ein Grinsen sein Gesicht für einen kurzen Moment erhellte. Der Oberkellner kümmerte sich sogleich um sie und führte sie zu seinem Tisch. Damon stand auf.
"Hallo Abigail."
Die Angesprochene hob die Augenbrauen.
"Du? Was soll das?"
Er nickte leicht.
"Ich wollte mich für mein Verhalten gestern entschuldigen. Es war nicht grade Gentlemanlike von mir gewesen."
"Was genau?", fragte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ich habe wohl den Eindruck vermittelt, als ob ich die Damen nur ins Bett haben will." Damon lächelte leicht. "Das war keineswegs meine Absicht, Abigail. Bitte lass es mich hiermit wieder gut machen."
Nach einem Moment des Nachdenkens nickte sie.
"Gut. Dann bin ich mal gespannt."
Ohne auf seine Aufforderung abzuwarten, nahm sie am Tisch Platz. Innerlich verdrehte er die Augen und setzte sich dann auch ganz gelassen hin. Er gab dem Ober ein Zeichen, Champus zu bringen.
"Danke, dass du mir eine Chance gibst."
Abigail nickte nur knapp und überkreuzte ihre Beine.
"Also, Matthew... wie viele Clubs gehören dir?"
Damon atmete erleichtert aus, da sie ihm den Namen abkaufte. Sie schien tatsächlich keine Ahnung zu haben, wer er war!
"Im Moment erst drei Clubs. Aber ich bin im Moment grade dabei, einen vierten zu übernehmen!"
"Das ist bestimmt viel Arbeit."
Der Champagner kam und lächelnd nippte sie daran. Er zuckte die Schultern.
"Es geht. Es macht einfach nur Spaß verschiedene Firmen zu kaufen."
Er trank sein Glas fast vollständig leer.
"Was möchtest du essen?"
"Spaß?", hakte sie nach und entschied sich zugleich für ein leckeres Gericht mit vielen Meeresfrüchten.
"Natürlich Spaß. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man immer mehr sein Eigen nennen kann."
Abigail zuckte mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Ich leg mein Geld lieber an."
Interessiert lehnte er sich vor. "Für was legst du es denn an?"
"Na, für meine Zukunft! Irgendwann werd´ ich nicht mehr modeln können."
Damon musste leicht grinsen.
"Stimmt wohl. Es ist kein Beruf, den man bis ins Alter ausüben kann."
Wenige Augenblicke später kam auch schon ihr Essen. Er hatte sich für ein schönes blutiges Steak entschieden.
"Lass es dir schmecken."
"Danke, du dir auch."
Sie nickte.
"Ja, ist leider so. Es macht mir aber Spaß."
"Und was Vernünftiges machst du nicht?", fragte er neugierig.
"Und wenn nicht?"
Interessiert sah sie ihn an.
"Dann wäre das Vorurteil gegen Models wohl doch nicht einfach aus der Luft gegriffen. Dennoch denke ich, wie ich gestern schon sagte, dass du mehr im Kopf hast."
"Oh, ich habe nicht behauptet, dass ich dumm bin. Natürlich habe ich mich noch anderweitig abgesichert. Aber dich geht es doch gar nichts an, was ich sonst noch so mache?"
Sofort lehnte er sich zurück und sah sie einen Moment schweigend an.
"Du scheinst nicht besonders darauf scharf zu sein, Smalltalk zu betreiben."
"Ich frage mich einfach, weshalb du mich eingeladen hast."
"Das habe ich doch schon gesagt, um mich für mein Verhalten von gestern zu entschuldigen. Und um dir zu zeigen, dass es sehr wohl noch Männer gibt, die sich Zeit für das Kennenlernen nehmen."
"Ach, so ist das. Du willst mich also kennenlernen? Dann wirst du ja noch bemerken, dass ich sehr wohl was im Kopf habe."
"Das hoffe ich doch sehr!"
Er zwinkerte ihr zu und sie widmeten sich ihrem Essen in Ruhe. Immer wieder sah Damon ihr ins Gesicht und versuchte zu ergründen, was in ihr vorgehen mochte. Sie zwinkerte ihm zu und genoss dann ihr Essen.
"Ist echt lecker!"
Dabei beobachtete sie ihn, war sie sich doch immer noch nicht sicher, was genau er bezweckte. Lange brauchte er nicht, um mit seinem Essen fertig zu sein. Manierlich legte er das Besteck auf dem Teller zusammen und genoss den Rotwein, welchen er zu dem Essen bestellt hatte.
"Freut mich, das es dir schmeckt. Hier gehe ich meistens hin."
Sie nickte.
"Das verstehe ich, hier fühlt man sich richtig wohl."
Auch sie beendete das Essen und tupfte sich mit der Serviette den Mund sauber.
"Ganz meine Meinung", schmunzelte Damon und lehnte sich ein wenig zurück, um sie besser betrachten zu können.
Schon gestern war ihm ja aufgefallen, dass sie sich kaum verändert hatte, heute jedoch, wirkte sie ganz und gar nicht mehr so selbstsicher wie im Club. Eher kam sie ein wenig zurückhaltender vor.
Natürlich konnte das auch einfach nur so sein, aber sein Gefühl sagte ihm, dass auch ihr Leben nicht ganz so perfekt verlief, wie sie es gerne hätte. Vielleicht hatte sie mit ihrem Freund Probleme oder mit ihren Eltern? "Wird dein Freund dir ´ne Ansage machen, weil du den Abend mit mir verbracht hast?"
Abigail lachte heiser.
"Freund? Als ob ich so was nötig hätte! Ihr Männer wollt doch eh immer nur das Gleiche und darauf hab ich echt kein Bock."
Auch sie lehnte sich zurück. In letzter Zeit hatte sie sich sehr einsam gefühlt und eigentlich sehnte sie sich nach einer richtigen Beziehung. Sie wollte morgens aufwachen und im Arm gehalten werden, abends mit jemandem einschlafen. Einfach nicht mehr so alleine sein. Aber jeder Kerl mit dem sie sich abgab, war eben nicht in der Lage dazu.
Damon zog eine Augenbraue hoch.
"Du scheinst keine besonders guten Erfahrungen gemacht zu haben, wenn du wirklich jeden Mann so verallgemeinerst."
Er beugte sich wieder vor um einen weiteren Schluck des roten Getränks zu sich zu nehmen.
"Aber es gibt auch noch ziemlich Anständige. Jedoch muss ich wohl ganz ehrlich sagen, dass ich nur zu der Mittelschicht zählen würde. Ich habe zwar alle Manieren, die man haben sollte in meinem Alter, aber wenn ich etwas haben will würde ich alles tun um mein Ziel zu erreichen."
"Zum Beispiel eine Essenseinladung, hm?", fragte sie und sah ihm in die Augen, während sie auch einen Schluck trank und sich dann langsam über die Lippen leckte.
Er schmunzelte leicht wegen ihrem Verdacht, der gar nicht mal so unbegründet war. Tatsächlich hatte er diese Einladung geplant, um näher an sie ran zu kommen. Doch auch, weil er wirklich vorhatte, mehr über sie heraus zu finden. Was sie gerne machte, was sie gar nicht mochte, wie sie ihr Essen am liebsten hatte und so weiter. Natürlich würde er ihr dies nie so sagen. Genauso wenig, den wahren Grund für ein offenkundiges Interesse an ihr.
"Warum hast du denn nicht Alessa zum Essen eingeladen? Sie schienst du ja interessanter zu finden", wechselte sie das Thema von sich weg.
Er beugte sich so weit es ging zu ihr herüber, ohne das es merkwürdig aussah.
"Das beste Mittel, um das Interesse eines Menschen zu wecken, egal ob weiblich oder männlich, ist selbst Desinteresse zu vermitteln", sagte er leise in einen verführerisch heisere Tonfall.
"Nun, mich schreckt das eher ab. Wobei Interesse das auch tut."
Vergnügt lehnte er sich wieder zurück.
"Und schon habe ich etwas dich erfahren", lächelte er sie amüsiert an. "Ist doch gar nicht so schwer. Allerdings reicht mir das noch lange nicht. Ich möchte mehr hinter deiner spröden Fassade schauen. Sehen, wer sich wirklich hinter diesem hübschen Äußeren versteckt."
"Wer sagt denn, dass meine Fassade spröde ist? Und wer sagt, dass ich etwas verstecke?"
Mit hochgezogenen Augenbrauen sah sie ihn an und verfluchte sich dafür, dass sie so viel verraten hatte. Damon schmunzelte wieder.
"Ich habe eine ziemlich gute Menschenkenntnis. Fast würde ich schon so weit gehen, zu behaupten, ich könnte Menschen besser einschätzen, als sie sich selbst."
"Ach ja?"
Sie lehnte sich interessiert zurück und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
"Dann erzähl mir was über mich."
Damon überlegte einen Moment und sah sie sehr intensiv an.
"Du fühlst dich einsam."
"Warum sollte ich? Ich habe all meine Freundinnen."
"Und dennoch bis du einsam. Du kannst mir da nichts vormachen. Auch deine ganzen Freundinnen, können diese Leere nicht füllen."
"Ich weiß es nicht."
Damit hatte sie es ja wirklich zugegeben, dass er Recht hatte. Doch aus einem unerfindlichen Grund brachte es nicht die erhoffte Befriedigung. Eher störte ihn der Gedanke, dass sie einsam war. Schnell rief er sich wieder zur Ordnung. Nein, sie bedurfte nicht seines Mitleids.
"Vielleicht brauchst du nur einen Freund."
"Witzig", entgegnete sie und trank noch etwas. "Weil Männer es ja immer auf eine Beziehung absehen. Gerade in der Modebranche."
Damon zuckte die Schultern.
"Gut, dass ich nicht aus dieser Branche bin", tat er es einfach nur ab und trank sein Glas leer.
"Du hast mir gestern aber deutlich gesagt, dass du ein Aufreißer bist, Matthew."
Forschend sah sie ihn an. Aufrichtig nickte er.
"Aber ich habe dir auch vor kurzem erklärt, dass ich Manieren habe. Wenn eine Frau nicht will, respektiere ich es."
"Das machen die meisten. Trotzdem findet man so keinen Mann, mit dem frau den Rest seines Lebens verbringen will."
Wieder nahm sie einen Schluck.
"Warum legst du dich nicht fest?"
Er zuckte erneut die Schultern.
"Ich würde schon was Festes eingehen, wenn ich nicht so genau wüsste, wie Frauen wirklich sind. Immer nur auf das Aussehen bedacht."
Sein Blick wurde hart und er sah wieder die Vergangenheit vor sich.
"Das kannst du auch nicht verallgemeinern. Viele Frauen legen Wert darauf, damit sie wahrgenommen werden oder auch um sich selbstbewusster zu fühlen. In der heutigen Zeit muss man gut aussehen, um etwas zu erreichen. Wie viele Frauen hast du schon verschmäht, weil sie etwas mehr auf den Rippen hatten?"
"Da muss ich dich enttäuschen, Abigail. Mir ist das Aussehen vollkommen egal. Und ich habe lieber eine Frau mit etwas mehr auf den Rippen, als nur ein Knochengestell unter mir zu haben."
Oh Himmel, das machte ihn in ihren Augen noch heißer! Tatsächlich lächelte sie ein wenig.
"Damit gehörst du den seltensten Männern überhaupt."
Er erwiderte ihr Lächeln einseitig.
"Stimmt wohl. Leider wollen die meisten nur ein hübsches Gesicht. Am besten noch mit hohlen Kopf, was sie dann zur Schau stellen können. Doch mir steht der Sinn nach mehr. Ich muss mich auch mit meiner Partnerin unterhalten können und zwar über mehr, als nur die neueste Mode."
Zustimmend nickte Abigail.
"Reden ist einer Beziehung sowieso wichtig."
Doch dann stockte sie. Warum unterhielten sie sich überhaupt über so etwas?
"Sehe ich genauso. Natürlich sollte man sich auch nicht zu sehr gehen lassen, was die äußere Erscheinung anbelangt. Eine gewisse Pflege sollte schon vorhanden sein. Aber eine Frau kann genauso schön aussehen in einem Jogginganzug und einem einfachen Pferdeschwanz, als wie wenn sie ein schickes Abendkleid tragen würde."
Damon zwinkerte. Erneut nickte sie.
"Man sollte immer tragen, worin man sich wohl fühlt."
"Richtig."
Ihre Einstellung imponierte ihm irgendwie. Ganz so hohl wie früher war sie dann also doch nicht mehr. Aber immer noch zu sehr von sich überzeugt.
"Aber reden wir nicht weiter darüber. Was machst du gerne? Was sind so deine Hobbys?"
"Hm... na ja, das Modeln ist mein Hobby eigentlich. Ich gehe gerne einkaufen, lasse mich massieren... einfach so Wohlfühl-Zeug. Mit zwei körperlich anstrengenden Jobs brauche ich das. Und dann gehe ich noch viel feiern um abzuschalten. Aber nur jedes zweite Wochenende. Die anderen bleib ich dann daheim und lese ein wenig, entspann mich in der Badewanne..."
Sie zuckte mit den Schultern.
"Und du so?"

Das war ja wirklich interessant. Lesen also...
"Welche Autoren magst du denn am liebsten?", fragte Damon ehrlich neugierig.
Ein Model das gerne las, war ja wirklich eine große Seltenheit.

"Beantworte erst meine Frage, dann beantworte ich deine."
Grinsend sah Abigail zu ihm und beugte sich ein wenig vor.
"Was sind deine Hobbys?"
Puh, sie war wirklich nicht dumm. Er seufzte. "Ich fahre gern Auto", erwiderte er nur ausweichend.
"Das nenn´ ich mal eine Aussage! Einfach nur Autofahren?"
"Na ja..."
Er sah etwas zur Seite, da er eh noch nie besonders gut lügen konnte. Früher nicht und heute erst recht nicht. Es sei denn natürlich, es ging um Rache!
"Rennen. Ich liebe es mit dem Wagen so schnell es geht zu fahren."
"Rennen?"
Ihre Augen begannen zu strahlen.
"Nimmst du mich mal mit? Ich find´s voll heiß, wenn Kerle ihr Auto in hohen Geschwindigkeiten beherrschen..."

Sofort zog er wieder eine Augenbraue hoch. Ganz sicher würde er sie nie mit dorthin mitnehmen, da die Rennen nicht legal waren. Aber vermutlich würde es sie gar nicht stören, daher nickte er dann.
"Von mir aus. Bedauerlich, dass du sicher heute keine Zeit mehr dafür hast."
"Wer hat das denn gesagt? Ich hab nichts mehr geplant."
Damon sah sie einen Moment unentschlossen an und zuckte dann die Schultern. Vielleicht war es ja ganz hilfreich, wenn er sie mitnehmen würde. So würde er immerhin Interesse und Vertrauen signalisieren.
"Nun gut, dann kannst du gerne mitkommen."
"Oh, Klasse! Kann ich das hier anlassen oder soll ich mich noch umziehen?"
Ihm war plötzlich ziemlich unwohl.
"Nein, du kannst es anlassen."
"Gut."
Sie lächelte ihn strahlend an.
"Nun gut, dann lass uns fertig dinieren und danach können wir uns gern auf den Weg machen."
Er winkte den Ober herbei.
"Möchtest du noch etwas?", fragte Damon dann noch an Abigail gewandt.
"Nein, danke. Ich trinke noch mein Glas leer. Das Essen war wirklich sehr lecker, ich denke, ich komme jetzt öfter her."
"Gut."
Er nickte und zückte seine Platincard um zu bezahlen. Nur wenige Zeit später konnten sie gehen. Damon führte sie zu seinem Audi und hielt ihr sogar die Tür auf. Sie musterte das Auto anerkennend und setzte sich dann in die weichen Ledersitze.
"Geile Karre."
"Danke", meinte er, als er ebenfalls eingestiegen war.
Schnell startete er den Motor und fuhr los. Ganz automatisch erhöhte er das Tempo so weit, wie es in dem Verkehr möglich war. Sie lehnte sich zurück und genoss dieses Gefühl. Schon immer hatte sie es gemocht, bei jemandem mitzufahren, der wusste, wo das Gaspedal war.

Auf dem Highway angelangt, gab Damon dann richtig Gas. Er beschleunigte auf fast 200 und lächelte dabei. Wie sehr er dieses unbeschreibliche Gefühl liebte!
Nach wenigen Minuten fuhr er wieder runter und bei den ganzen Lagerhallen entlang. Hier wurden immer die Rennen veranstaltet.
"Wenn dich jemand fragt, wer du bist, dann sag du wärst meine Freundin. Es ist sicherer."
Die Fahrt hatte sie wirklich genossen. Dass das hier alles nicht gerade legal war, hatte sie schon geschnallt, daher nickte sie.
"Mach ich."
"Gut..."
Er hielt neben einen ziemlich geilen aufgetunten Porsche, an dem eine heiße Blondine lehnte. Damon stieg mit Abby aus und umfasste sofort ihre Taille, nachdem er neben sie getreten war. Kurz sah sie ihn an, dann schmiegte sie sich an ihn und schaute sich um. So viele geile Autos!
In dem Moment fuhr ein silber-schwarzer Maserati vor. Ein Kerl mit ziemlich guten Muskeln stieg aus, mit ihm eine brünette Frau. Auch ihn kannte Damon noch von früher und knurrte daher.

"Bryan!", rief Abigail überrascht aus.

Kapitel 3

Damon kannte ihn von den Rennen. Mehr offiziell nicht.
"Du kennst ihn?", fragte er gespielt überrascht.
Sie nickte.
"Wir waren zusammen auf einer Schule und für kurze Zeit ein Paar."
Er zog eine Augenbraue hoch und nickte.
"Verstehe. Du willst ihn sicher begrüßen."
Sein Griff um ihre Taille verstärkte sich noch, als er mit ihr zu seinen Erzfeind ging.
"Rip! Wen hast du denn da", fragte Bryan und strahlte Abigail an.
Rip war Damons Spitzname bei den Rennen.
"Moment? Ist das Abigail?"
"Hey!"
Sie löste sich aus Damons Umarmung und ging zu Bryan, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben.
"Wir haben uns ja wirklich lange nicht mehr gesehen."
Bryan nickte lächelnd.
"Und WOW! Du siehst noch genauso scharf aus wie früher. Respekt Süße."
Er zwinkerte ihr zu.
"Frau tut, was sie kann", erwiderte sie bescheiden. "Du fährst also auch Rennen?"
"Na, aber sicher doch. Besonders gern mit Rip!"
Dabei sah er Damon knurrend an.
"Er ist der Beste, seit drei Jahren! Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ich ihn irgendwann besiege."
"Daraus schlussfolgere ich, dass ihr euch nicht leiden könnt?"
Fragend sah sie zu Damon. Dieser nickte.
"So kann man es am besten ausdrücken", bestätigte er und sah Bryan an.
Natürlich hatte seine Abneigung gegen Abigails noch einen tieferen Grund.
"Okay..."
Kurz dachte sie nach, dann nahm sie ihr Notizbuch aus ihrer Tasche, schrieb ihre Handynummer auf einen Zettel und reichte ihn Bryan.
"Du kannst dich ja die Tage mal melden."
Dann ging sie zu Damon zurück, welcher die Arme vor der Brust verschränkt hatte und sie ausdruckslos ansah.
"Du kannst auch gern bei ihm bleiben."
"Nein! Ich bin mit dir hier und außerdem hat er ein Weib dabei. Dein Auto ist bestimmt eh schneller."
"Na ja, da ich seit drei Jahren ungeschlagen bin, sollte man das eigentlich annehmen", meinte er nur großspurig und zuckte die Schultern.
"Doch ich glaube es dir erst, wenn du es mir beweist", flüsterte sie und lehnte sich dabei an ihn.
Nun legte er wieder einen Arm um sie und sah sich suchend um. Wo steckt Steven bloß?
Als hätte er ihn damit herbei geschworen, kam dieser dann auch schon mit seinem blauen Ferrari angefahren. Abigail legte den Kopf an seinen Oberarm und sah sich das neu angekommene Auto an.
"Ihr habt alle echt Kohle, hm?"
"Naja, Steven hat das Auto von mir. War ´nen Geburtstagsgeschenk letztes Jahr."
Damon ging mit Abi zu seinen besten Freund und ließ sie kurz los, um den anderen zu begrüßen.
"Hey, ist das nicht die Kleine von gestern?", fragte Steven mit hoch gezogener Augenbraue und sah Abby an. Damon nickte.
"Problem damit?", fragte Abigail ihn frech.
"Oh, keineswegs. Dachte nur du wärst nicht so leicht rum zu kriegen. Aber unser lieber Rip bekommt ja immer was er will", lachte Steven und zwinkerte ihr zu. "Aber schön dich so schnell wieder zu sehen. Rip hat mir ja erzählt, dass du mich viel süßer als ihn findest."
"Wer sagt, dass er mich rum gekriegt hat?" Sie lachte leise. "Wer sagt, dass mich überhaupt jemals jemand rum kriegt?"
"Na ja, du bist mit ihm hier. Er bringt nur Weiber mit, mit denen was läuft!", grinste Steve. "Nein, Scherz. Bisher hat er noch nie ein Girl mit her gebracht."
"Na, dann schein´ ich ihm ja wohl was zu bedeuten."
Sie streckte ihm die Zunge raus und zwinkerte Damon zu. Der seufzte nur und verdrehte die Augen. Dass Steven aber auch immer so viel reden musste!
"Hören wir doch mit dem Blödsinn auf. Lass uns lieber loslegen."
Er grinste, legte den Arm wieder um ihre Taille und ging mit ihr zu John, der die Rennen immer organisierte. Sie begrüßten sich mit einem Handschlag und beredeten ein wenig. Dann konnte es auch schon losgehen. Damon setzte sich mit Abigail in seinen Wagen und fuhr an die Startlinie.
"Hoffentlich schreist du nicht bei der Geschwindigkeit", grinste Damon.
"Bin ich eine Memme oder was?", entgegnete sie, hielt sich aber vorsichtshalber am Türgriff fest. "Wie schnell fahrt ihr so?"

Abigail war total aufgeregt. Irgendetwas sagte ihr, dass all das hier verboten war und das ließ ihr Herz schneller klopfen.
Oder lag es an Matthew? Nein! Es war die Aufregung!
Er sah sie grinsend an und fuhr los, da das Signal gegeben wurde.
"Ab 300 wird´s spannend", erklärte er und fuhr schon jetzt fast 200 wieder.
"Oh ja!", rief sie begeistert und lachte befreit.
Damon lächelte über ihre Freude und beschleunigte weiter. Bryan war dicht hinter ihm und überholte schon bald. Doch das störte Damon nicht, wusste er doch, dass er eh gewinnen würde. Es war nur ein Aufwärmrennen. Kurz vorm Ziel drückte Damon das Gaspedal richtig durch, auf 370 km/h und schoss vor Bryan durchs Ziel.
Abigail hatte sich schon erschreckt, als er das Pedal plötzlich so durchgetreten hatte, dann aber wieder gelacht.
"Oh Gott, das war geil!"
Damon drehte noch eine kleine Kurve und kam dann mit quietschenden Reifen vor den anderen zum stehen.
"Steht mir als Sieger auch ein Preis zu?", fragte er Abigail und sah sie intensiv an. "Oder muss ich mich gedulden, bis das große Finale kommt?"
Sie grinste ihn frech an.
"Kommt drauf an, um was es geht."
Er beugte sich zu ihr rüber.
"Wie wäre es mit einem kleinen, harmlosen Kuss?"
"Da musst du wohl bis ins Finale warten. So leicht bekommt man meine Küsse nicht."
"Dann bemühe ich mich heute mal etwas, anstatt einfach nur zum Spaß zu fahren", grinste er sie an und stieg endlich aus.
"Ach ja?" Auch sie stieg aus und sah ihn lachend an. "Der Sieger bekommt also einen Kuss von mir."
Sie sah zu Bryan und zu Steven und zwinkerte beiden zu. Ohne das sie es sehen konnte, da er mit dem Rücken zu ihr stand, presste er die Zähne fest aufeinander und sah einen Moment wütend aus. Allerdings beherrschte er sich recht schnell wieder.
"Du brauchst die anderen gar nicht so an zu sehen. Sie werden eh verlieren. Und ich erhöhe den Einsatz noch!" Er sah Steven frech und Bryan arrogant an. "Zwei Millionen!"
Jetzt hob Abigail die Augenbrauen und schüttelte verständnislos den Kopf. Selbst Steven sah ihn zunächst schockiert an.
"Das ist eine ziemlich große Summe, Alter!"
Damon nickte nur und setzte sein maskenhaftes Lächeln auf.
"Aber das ist es mir wert!" Dabei sah er zu Abigail rüber. "Also einen Kuss von dir und zwei Millionen Dollar!"
Sie zuckte mit den Schultern.
"Solange ich kein Geld geben muss. Aber du scheinst dir ja wirklich sehr sicher zu sein."
"Nein, keine Angst. Nur einen Kuss für den Sieger, wie du es angeboten hast." Damon zwinkerte ihr zu. "Und ja, ich bin mir sehr sicher. Und wenn nicht... 2 Mille sind nicht viel für mich."
"Ich bin jedenfalls gespannt!"
"Gut, dann kann es ja weiter gehen. Steven ist jetzt dran!"
Besagter grinste frech und stieg in seinen Wagen. Schon nach kurzer Zeit bei seinem Rennen, wurde klar, dass er Damon kaum in etwas nachstand.
Abigail stand am Rand und sah den beiden zu. Wer sollte gewinnen? Was war ihr lieber? Damon spielte mit dem Handy in seiner Hosentasche rum. Es war ein kleines Spiel zwischen ihm und Steven. Ohne dass es jemand bemerkte, gab er dem Wagen mehr Power.
Gespannt beobachtete sie das Rennen und bemerkte gar nicht, dass sie ihre Handtasche richtig fest umklammerte.
"Findest du das überraschend?", fragte Damon sie.
Sofort fing sie sich wieder.
"Nein. Es bedeutet einfach nur, dass du nicht der Beste bist", grinse sie. "So irrt man sich, was?"
"Wenn du wüsstest", schmunzelte er.
Vorhin hatte er ja nicht einmal das Nitro eingesetzt.
"Wann startet das große Finale?"
"In Kürze", erwiderte er nur vage und hob kurz die Schultern und um signalisieren, dass es durchaus noch ein wenig dauern könnte.
Heute waren ungewöhnlich viele dabei. Und das Finale würde durch die halbe Stadt gehen.
"Okay", murmelte sie und schlang ihre Arme um sich.
Langsam wurde ihr ein wenig kalt. Natürlich sah Damon es, ging zu ihr und zog sie an sich. Ihm war unglaublich warm im Moment und dementsprechend strahlte er auch eine gewisse Hitze aus.
"Du könntest dich auch ins Auto setzen, wenn dir so kalt ist."
Abigail sah ihn kurz an, schmiegte sich dann in seine Arme und schloss kurz die Augen.
"Nein, dann seh´ ich ja gar nichts."
Da hatte sie gar nicht mal so Unrecht.
"Warte. Ich habe noch eine Idee."
Er ließ sie wieder los und ging zum Auto, um sein Jackett zu holen, welches er ihr sogleich um die Schultern legte.
"So müsste es ja auch gehen."
"Ui, danke!"
Sie lächelte ihn wieder an, lehnte sich dann aber trotzdem an ihn. Immerhin sollte sie seine Freundin spielen. Er nickte nur und konzentrierte sich wieder auf das Rennen. Mittlerweile waren zwei weitere vorbei und sein eigenes zweites würde somit gleich stattfinden. Schon jetzt konnte er den Motor seines Schätzchen wieder schnurren hören. Die dunkelhaarige Schönheit schwieg auch wieder, nahm aber ihr Handy raus und checkte ihre Nachrichten. Nur ein paar kleine Minuten mussten sie noch warten, ehe es auch schon los ging.

Damon stieg in seinen Wagen, wartete bis Abigail sich angeschnallt hatte und fuhr dann zur Startlinie. Das war ja jetzt nur so etwas wie ein Halbfinale, also musste er sich nicht besonders anstrengen. Es reichte ja schon, wenn er nur grade so gewann.
Abigail hielt sich wieder fest und sah Damon an.
"Woher kommt der Name Rip?"
Das Startsignal wurde gegeben und er gab Gas.
"Was denkst du denn? Die Bedeutung kennst du ja sicher."
"Ja, klar. Aber warum heißt du so, Matthew?"
Bei seiner Antwort, waren sie schon durchs Ziel hindurch, als erstes natürlich. Er drehte sich zu ihr um, noch ehe der Wagen vollständig stand.
"Weil ich den Tod bringe!"
Und schon stand das Auto.
"Dann sollte ich wohl besser nicht bei dir sitzen, hm?"
Er lachte leise.
"Keine Angst. ich würde diesem Wagen niemals etwas antun. Nein, es ist eigentlich auf meine Arbeit bezogen. Ich kaufe Firmen auf, die kurz vor dem Bankrott stehen und zerteile sie um die einzelnen Stücke gewinnbringend zu verkaufen. Ich töte die Firmen also."
"Da hab ich ja dann nochmal Glück gehabt."
Wieder sah sie ihn intensiv an.
"Und warum soll ich dich küssen, wenn du gewinnst?"
Er zuckte die Schultern.
"Nur so. Deine Lippen sehen echt süß aus und verführen regelrecht zum küssen."
"Ach so."
Das war für sie nichts Neues. Schon oft hatte sie Werbespots für verschiedene Lippenstifte gedreht.
"Außerdem will ich deinen Puls zum Schlagen bringen, Lust in dir wecken", fügte er noch an.
Unwillkürlich wich sie zurück.
"Da spiel´ ich nicht mit. Ich bin keine Frau für eine Nacht. Das will ich nicht sein."
Ein raues Lachen kam von ihm. "Oh, ich habe doch kein Wort von Bett oder allgemein von Sex gesagt, Süße. Man kann auch Lust verspüren,ohne gleich Sex zu haben."
"Ich empfinde keine Lust. Das mache ich nie."
Damon zog eine Augenbraue hoch.
"Wenn du es NIE tust, wie kannst du dann wissen, dass du es nicht tust, da du ja nicht weißt, wie es sich anfühlt."
"Doch! Weil ich damit aufgehört habe. Aber warum reden wir überhaupt darüber? Es geht dich eigentlich gar nichts an!"
Vorsichtig legte er eine Hand an ihre Wange und sah ihr ernst in die Augen.
"Was hat dich dazu gebracht damit auf zu hören? Es gibt doch fast nichts Schöneres als ein wunderschönes zärtliches Liebesspiel bei Kerzenschein. Wenn ich deinen Körper sanft mit meinen Fingern erkunde und jede Stelle deiner reizenden nackten Haut mit Küssen übersäe."
Er ließ einen Finger an ihren Hals entlang streichen. Abigail konnte nichts gegen die Gänsehaut tun, die sich auf ihrem Körper ausbreitete.
"Weil ich mehr als das will", flüsterte sie heiser und konnte ihn nicht ansehen.
"Mehr...", murmelte er nur und beugte sich vor um mit seinen Lippen, federleichte Küsse an ihre Wange zu hauchen.
"Ja", nuschelte sie und erschauderte leicht.
Warum hatte sie ihren Körper nicht unter Kontrolle? Warum gefiel ihr das?
"Wie viel mehr?", fragte Damon flüsternd und küsste nur ihren Mundwinkel.
Weiter wollte er nicht gehen. Doch sie drehte ihm ihr Gesicht entgegen.
"Ich möchte nicht mehr allein sein. Ich möchte morgens mit jemandem gemeinsam aufwachen und abends gemeinsam mit jemandem einschlafen."
"Weswegen?" Ihre Lippen berührten sich fast und doch rührte er sich keinen Millimeter weg. "Wenn man zu enge Bindungen hat, ist man verletzbar."
"Das ist wohl das Risiko", flüsterte sie und sah ihm in die Augen. "Einsam zu sein ist nicht schön."
"Ich war immer alleine und es hat mir nicht geschadet. Ganz im Gegenteil. Ich bin dadurch nur stärker geworden und habe gelernt, dass nichts auf der Welt umsonst ist."
"Und ich war immer nur von Leuten umgeben, die so getan haben, als würden sie mich mögen. Das bin ich immer noch - meine Freundinnen würden nie auf meine Gefühle Rücksicht nehmen. Ich möchte nur einmal in meinem Leben richtig geliebt werden."
Himmel, weshalb sagte sie ihm das alles! Lag bestimmt am Alkohol.
Damon war wie gebannt von ihren Augen und versuchte seine Wut zu unterdrücken, die langsam in ihm aufstieg und die er sich nicht anmerken lassen durfte.
"Warum denkst du dann, es wären Freundinnen? Steven würde alles für mich tun, so wie ich für ihn. Nur er war immer an meiner Seite in all den Jahren. Und es gibt verschiedene Arten von Liebe, meine schöne Abigail."
"Wenn ich sie nicht als Freundinnen zähle, wen habe ich dann?"
Tränen traten in ihre Augen und sie begann leicht zu zittern.
"Wen habe ich dann noch, Matthew?"
"Du könntest mich haben", flüsterte er heiser.
Ihre Tränen waren nun doch schon etwas anderes. Durch ihr Zittern streiften ihre Lippen seine und er konnte gar nicht anders, als sie wirklich zu küssen. Zaghaft, liebevoll, zum Zeichen, das sie jeder Zeit nein sagen konnte. Doch das tat sie nicht. Sie hielt ganz still und spürte, wie ihre Tränen die Augen verließen, über die Wangen rannen und schließlich auch bei ihren Lippen ankamen. Die Flüssigkeit schmeckt salzig und Matthew.. der schmeckte gut.

Als sie nichts gegen ihn tat, verstärkte Damon den Druck seiner Lippen ganz leicht und legte eine Hand an ihre Wange. Abigail öffnete ihre Lippen ein wenig und rutschte so nah es ging zu ihm. Schon lange war sie nicht mehr so geküsst worden. Vorsichtig glitt seine Zunge in ihren Mund und liebkoste ihre sehr zärtlich. Er hielt noch nie viel davon, wie ein Bekloppter in dem Mund einer Frau zu wühlen. Nein, man musste es mit Raffinesse und Geduld tun. Ihr entwich ein leises Seufzen und ihre Hände verschränkten sich in seinem Nacken. Unsicher ging sie auf sein Spiel ein.
Nun legte er seine andere Hand an ihre Seite und drückte sie nur ganz leicht an sich. Nur nicht zu weit gehen, sagte er sich in Gedanken immer wieder.
Sanft löste er seine Lippen wieder von ihren und sah ihr weiterhin in die Augen.
"Du musst nicht alleine sein, wenn du es nicht willst."
Er war selbst überrascht, wie echt seine Worte klangen. Und nie vergaß er seinen Plan. Nun wusste er ja genau, was sie sich wünschte. Und das würde er ihr geben, nur um es ihr dann wieder zu nehmen.
"Du kennst mich doch gar nicht", flüsterte sie, "Und ich dich auch nicht."
Langsam wand sie sich aus seiner Umarmung.
"Das hätte nicht geschehen dürfen. Ich geh besser nach Hause."
Abigail öffnete die Autotür und stieg aus.
Er steig ebenfalls auf und lief ihr nach.
"Und wenn wir es ändern? Wenn wir uns kennen lernen?"
Nein, sie durfte nicht so gehen, nicht mit diesem Bereuen. Das konnte er nicht zulassen! Ihre Schritte wurden langsamer, sie blieb stehen. Unsicher drehte sie sich zu ihm um.
"Warum, Matthew? Du kannst doch jede Frau haben, die du willst. Gestern hättest du nur mit dem Finger schnippen brauchen und jede meiner Freundinnen wär´ gesprungen."
Damon lächelte nun. Mit dieser Antwort hatte sie ihm doch gut in die Hände gespielt.
"Genau aus diesem Grund! Ich brauche nur mit den Fingern zu schnippen und sie sind da. Aber das will ich nicht. Ich möchte eine Frau, die Rückgrat besitzt und mir auch mal die Meinung sagt. Die sich nicht einfach so von mir einwickeln lässt"
Abigail nickte.
"Verstehe. Ich habe deinen Jagdinstinkt geweckt."
"So könnte man es ausdrücken, aber es ist mehr als das. Ich habe das Gefühl, dich schon länger zu kennen. Ja ich weiß, so´n üblicher Anmachspruch, aber es stimmt..."
Hilflos zuckte sie mit den Schultern und deutete dann auf die Autos, die sich aufreihten.
"Du musst ein Rennen fahren."
"Wenn du mitfährst. Sonst fahr ich nicht."
Sie erinnerte sich daran, dass sie dem Sieger einen Kuss versprochen hatte und seufzte.
"Na gut. Aber nur, wenn du mich hinterher nach Hause fährst. Hier bekomm´ ich eh kein Taxi."
Sofort nickte Damon. "Das hatte ich so oder so vor."

Ohne ein weiteres Wort lief Abigail zurück zu dem Auto, stieg ein und schnallte sich an. Gedankenverloren starrte sie aus dem Fenster. Er folgte ihr, schnallte sich ebenfalls und fuhr zu dem neuen Startpunkt. Nun würde es wirklich interessant werden.
Wieder hielt sie sich fest, sah aber immer noch nicht zu ihm. Seine Worte geisterten ihr durch den Kopf und natürlich der Kuss auch. Mit Sicherheit meinte er es nicht ernst - sie war schwer zu kriegen und er wollte vermutlich jede Frau in der Stadt mal im Bett gehabt haben.
Eine heiße Schnalle ließ ein Tuch fallen, was den Startschuss signalisierte. Sofort bogen die beiden Autos auf dein Highway ein und gaben richtig Gas. Abigail lehnte sich zurück, zog ihr iPhone raus und antwortete Alessa auf eine SMS. Sie benahm sich, als würde ihr die Geschwindigkeit nichts ausmachen, obwohl ihr schon leicht übel wurde. Aber die Blöße würde sie sich nicht geben. Das Beste kam auch erst noch, als sie mitten in der City waren und ständig anderen Autos ausweichen mussten. Damon liebte diese Geschwindigkeit und lächelte daher versonnen. Andere Fahrer hupten und wichen ihnen aus.
Jetzt sah sie doch auf und hielt sich ein wenig mehr fest, sagte aber immer noch kein Wort.
"Ich kann dich auch irgendwo raus lassen", meinte er beiläufig und bog scharf in eine Kurve.
Driften liebte er am meisten beim Fahren.
"Und wenn dich das deinen Sieg kostet?"
Überheblich grinsend sah er zu ihr.
"Würde es nicht."
Jedoch beschleunigte er noch mehr.
"Dann lass mich raus, sobald wir in einer besseren Gegend sind."
Wieder tippte sie auf ihrem Handy.
"Ich wusste, dass du Schiss hast", meinte er amüsiert.
Sofort sah sie ihn an.
"Ich habe keine Angst!"
Hatte sie auch nicht. Zumindest nicht vorm Autofahren.
"Nicht?"
Er zog eine Augenbraue hoch und sah direkt zu ihr. Natürlich hatte er dabei alles unter Kontrolle.
"Nein. Warum sollte ich?"
Damon zuckte die Schultern, sah wieder nach vorne und wich einem großen LKW aus.
Ungerührt verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah wieder aus dem Fenster. Die Lichter der Stadt verflossen zu einem bunten Farbwirbel.
"Also doch", murmelte er nur und bog langsam zum Highway ab.
Kurz vor der Ausfahrt, bremste er scharf.
"Wenn du willst steig aus. Du kannst aber auch noch meinen Sieg feiern."
Sein Gegner war noch ein kleines Stück hinter ihm, kam aber näher.
"Fahr weiter", nuschelte sie bloß.
Ohne zu zögern gab Damon erneut Gas und streifte seinen Gegner fast.
"Gute Entscheidung!"
Grinsend fuhren sie in Richtung der Lagercontainer, wo das Ziel war. Sein Gegner gab immer mehr Gas und zog an Damon vorbei, der gelassen blieb. Als es soweit war, betätigte er einen Knopf und ließ das Nitro hinein laufen, woraufhin der Wagen um drei Längen Vorsprung ins Ziel raste.

 

Kapitel 4

Ein Aufquietschen hatte sie sich nicht verkneifen können, als das Auto plötzlich so viel schneller geworden war. Daraufhin lachte er nur und stieg aus. Sofort kamen alle an und gratulierten ihm wie immer. Auch sie stieg aus und versuchte ihre zitternden Beine zu verbergen, indem sie sich an das Auto lehnte und geduldig wartete. Steven ging zu ihr.
"Na? Wie hat es sich angefühlt bei Rip mit zu fahren?"
"War cool", antwortete sie lässig und hatte dann einen Gedankenblitz.
Vielleicht mochte Matthew ja keine Raucher! Also fischte sie eine Zigarette aus ihrer Tasche, steckte sie an und nahm einen tiefen Zug. Nicht, dass ihr der Kuss nicht gefallen hätte... er hatte ihr zu sehr gefallen. Aus dem Augenwinkel sah Damon es und schmunzelte leicht. Eigentlich hatte er seinen Kuss ja schon bekommen, doch auf den nächsten freute er sich noch mehr. Gut das es ihn nicht störte, wenn die Frau rauchte. Steven zwinkerte ihr zu.
"Dann kommt wohl jetzt sein Gewinn. Komm mit."
"Zwei Millionen, nicht wahr?"
Sie warf die Kippe weg, trat sie aus und folgte ihm dann. Er schüttelte den Kopf.
"Ich meinte deinen Kuss. Auf das Geld wird er verzichten."
"Wow, dann hat es ihm ja echt viel gebracht. Meine Küsse sind es ja voll wert", sagte sie sarkastisch.
"So ist er eben. Ich blicke da auch nicht immer so ganz durch. Auch früher schon nicht."
Steven zuckte die Schultern und ging mit ihr zu Damon hinüber. Dieser sah Abigail mit dem gleichen Blick wie schon vorher im Auto bei dem Kuss, an. Sofort liefen ihr wieder Schauder über den Rücken. Sie blieb ein Stück vor ihm stehen und sah ihn an. Er zog sie behutsam an sich.
"Nur deswegen habe ich gewonnen... damit kein anderer deine wundervollen Lippen berührt."
Sanft küsste er sie. Ohne, dass sie es wollte, schlang sie die Arme um seine Taille und drückte sich leicht an ihn. Seine Arme schlossen sich etwas fester um sie und auch den Druck seiner Lippen verstärkte er ganz leicht. Damon wusste ja genau, wie sie auf ihn reagierte und nutzte das schamlos aus. Wieder öffnete sie ihre Lippen und wartete nur auf ihn. Ihr Verstand hatte sich vollkommen ausgeschaltet.
Zu gerne folgte er ihrer stummen Einladung und glitt mit seiner Zunge in ihren Mund. Der Kuss wurde dem im Auto immer ähnlicher, doch Damon hätte nicht damit gerechnet, dass sich auch bei ihm Verlangen melden würde.
Jetzt wanderten ihre Hände hoch, blieben kurz auf seinen Armen liegen, strichen dann über die Brust und fanden schließlich wieder ihren Platz in seinem Nacken. Nur mit Mühe konnte der Braunhaarige sich beherrschen, obwohl es ihm sekündlich schwerer fiel.
Es war wie damals, als er sie das erste Mal gesehen hatte, wo sein Kopf vollkommen ausgesetzt hatte, bis er bemerken musste, mit wem sie so abhing.

Plötzlich ertönte Bryans Stimme.
"Nehmt euch lieber ein Zimmer! Ich will euch nicht dabei zugucken."
Dies riss Abigail aus diesem Kuss und schnell war sie einen Schritt von ihm weg. Damon hätte ihm am liebsten den Kopf abgerissen. Es war grade so gut gelaufen, dachte er wütend und sah ihr tief in die Augen.
"Einen schöneren Sieg hätte es nicht geben können", meinte er mit rauer Stimme.
"Bringst du mich nach Hause?", gab sie leise zur Antwort.
"Natürlich."
Er nickte, nahm ihre Hand und ging wieder zum Auto, wo er ihr die Beifahrertür aufhielt. Nachdem sie eingestiegen war, nahm auch er Platz und fuhr sofort los. Abigail sah schweigend aus dem Fenster. Selbstverständlich fuhr er zu der gleichen Adresse, die sie gestern dem Fahrer genannt hatte.
"Was soll das?", seufzte sie, "Du weißt doch, wo ich wohne."
"Ich dachte es wäre dir lieber wenn ich dich dort absetze, wo mein Fahrer es machen sollte. Ich will dir ja nicht zu nah treten."
"Das ist albern."
Abigail sah zu ihm.
"Außerdem ist es spät und ich will nicht allein durch die dunklen Straßen laufen."
Damon grinste nun, fuhr weiter, da er den Motor noch nicht ausgestellt hatte und hielt vor dem Gebäude in dem sie wohnte.
"Dann schlaf´ schön, Abigail."
"Du auch", flüsterte sie und drehte sich zu ihm um. "Und danke."
Er winkte ab.
"Ich habe dich gern heim gefahren."
Sie schüttelte den Kopf.
"Auch für das Essen. Der Abend war... schön. Irgendwie."
"Irgendwie?" Damon lachte rau und nickte. "Ich fand es sehr schön."
"Ehm... okay. Also danke."
Abigail beugte sich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Das überraschte ihn nun doch ziemlich. Bis sie in der Haustür verschwunden war, blieb sein Blick an ihr heften. Erst dann fuhr er weiter. Etwas enttäuscht schloss sie die Tür zu ihrer Wohnung auf. Irgendwie hatte sie gehofft, dass er sie küssen würde...
Die Nacht verbrachte Damon ziemlich unruhig. Nachdem er nach Hause gekommen war, hatte er sich einfach nur ausgezogen, die Sachen überall verstreut, und sich ins Bett fallen lassen. Aufräumen würde morgen dann die Haushälterin. Auch Abigail war todmüde ins Bett gefallen und froh, dass sie ausschlafen konnte, ehe sie am Abend auf eine Veranstaltung gehen musste.

Der nächste Morgen begann ziemlich hektisch, da sein Vater unangemeldet herein platzte.
"Heute Abend müssen wir zu einer Veranstaltung. Also trödle heute nicht so lange!"
"Ich trödle nie, Dad" presste Damon hervor, stand auf und zog sich an.
"Ganz wie du meinst. Um 10 Uhr ist noch ein sehr wichtiger Termin. Beeil´ dich also etwas."
Abigail hingegen stand erst am Nachmittag auf, aß eine Kleinigkeit und fuhr dann mit dem Taxi in das Hotel, in dem sie neben dem Modeln arbeitete. Dort half sie dabei, alles vorzubereiten. Sie würde kellnern müssen, wenn hier heute Abend wichtige Geschäftsmänner eine Versammlung hatten. Etwa um die Zeit, wo Abigail sich auf dem Weg machte, hatte Damon die meiste Arbeit erledigt und er fuhr nach Hause, um sich für den Abend fertig zu machen.
Gegen acht zog Abigail sich einen engen schwarzen Rock, eine weiße Bluse und eine schwarze, figurbetonende Weste an. Ihre Haare band sie zu einem Zopf und geschminkt war sie auch nur ganz dezent. Dann hieß es Position einnehmen.
Da Damon trinken würde, entschied er sich dafür mit der Limousine zu fahren. Vor dem Eingang traf er sich mit seinem Vater und ging hinein. Sofort wurde er von allen möglichen Partnern begrüßt und auch deren Ehefrauen, Freundinnen oder Verlobten zeigten sich überaus an ihm interessiert.
Abigail bekam ein Tablett mit Champagner-Gläsern in die Hand gedrückt. Mit einem aufgesetzten, freundlichen Lächeln lief sie in die Menge hinein und bot es den verschiedenen Gästen an. Damon stand mit dem Profil zu ihr und musste sich grade gegen die Flirtversuche einer der Töchter verteidigen. Als sie ihn sah, musste sie schlucken, machte dann aber ein professionelles Gesicht und ging zu ihm und dieser Tussi.
"Kann ich Ihnen ein Getränk anbieten?"
Ihre Stimme erkannte er sofort. Mit einen liebevollen Lächeln drehte er sich zu ihr, sein Blick fest auf ihren gerichtet.
"Ich danke dir, Abigail", lächelte er warm.
Sie lächelte schmal und hielt ihm das Tablett hin.
"Bitte sehr."
Irgendwie verwirrte es ihn. Er nahm eines der Gläser und beachtete die Olle an seiner Seite gar nicht, die wohl annahm, das dieses Glas für sie wäre. Damon leerte es in einen Zug. Sie wartete, bis die Frau sich auch ein Glas genommen hatte. Danach war das Tablett leer und so ging sie zurück. Er sah ihr nach. Da er ziemlich groß war, konnte er über die meisten drüber weg sehen. Mit zitternden Knien gönnte sie sich eine kleine Verschnaufpause, ehe sie mit einem weiteren Tablett, diesmal mit kleinen Happen, wieder zurück ging.

Den ganzen Abend über hielt er nach ihr Ausschau. Und jedes Mal wenn sie einem Mann zu nahe kam, wurde er wütend. Endgültig vorbei mit seiner Beherrschung war es dann, als einer der Meinung war, ihren Arsch anfassen zu müssen. Ohne drüber nach zudenken, ging er hing und zerrte sie von dem Typen weg. Ihn sah Damon gefährlich wütend an.
"Lassen sie ihre Finger bei sich", zischte er dem alten Sack zu.
Abigail war die Situation sichtlich unangenehm.
"Matthew!"
Sie legte ihre Finger um seinen Unterarm und sah ihn an. Das war doch völlig normal hier... Nur mit Mühe konnte er seine Wut noch etwas im Zaum halten. Doch er sah sie nun auch böse an.
"Gefällt dir das etwa?"
"Nein, natürlich nicht!", rief sie empört. "Für wen hältst du mich?"
"Das wüsste ich auch gern."
Er presste die Lippen aufeinander, ließ sie los und ging nach draußen.
Für ihn war der Abend zu Ende.
Kurz war sie irritiert, doch lief ihm dann nach und hielt ihn fest.
"Matthew... ich... danke. Ich hätte mich gegen ihn nicht gewehrt."
Damon sah auf ihre Hand an seinem Arm.
"Ich kann es nicht leiden, wenn so ein alter Sack meint, einfach einer schönen Frau so nahe zu kommen, obwohl sie es nicht will. Und schon gar nicht, wenn ich sie auch noch mag."
"Du magst mich?", flüsterte sie leise und sah zu ihm hoch.
"Natürlich! Denkst du, so was wie gestern mach ich für jede? Die Rennen sind nicht legal!"
"Das dachte ich mir schon."
Weiterhin sah sie ihn an und lächelte dann leicht.
"Ich hab jetzt Feierabend."
"Und?" fragend hob er eine Augenbraue an.
"Na ja, wenn du hier nicht mehr bleiben willst und sonst nichts vor hast, könnten wir vielleicht noch was machen?"
Das klang doch schon mal ganz gut.
"Von mir aus. Aber ich kann dich auch einfach nur nach Hause fahren, damit du dich ausruhen kannst."
"Du kannst auch mit zu mir kommen und wir schauen einen Film oder so?"
Ups.
Das war ihr jetzt einfach so herausgerutscht.
Schmunzelnd strich er über ihre Wange. "Die Idee finde ich auch ziemlich gut."
"Okay... ich hol nur noch meine Tasche."
Sie lief schnell hinein und holte erst mal tief Luft. Er sah ihr nach und seufzte. Ob das gut gehen konnte? Immerhin war er grade echt auf 180! Nachdem sie ihre Tasche gefunden hatte, lief sie wieder hinaus und verspürte ein seltsames Gefühl der Erleichterung, als sie ihn noch dort stehen sah. Sie lief zu ihm und pfiff dann auf zwei Fingern nach einem Taxi. Ein Schmunzeln konnte Damon sich nicht verkneifen.
"Wozu ein Taxi? Bin mit Limo hier."
"Kann ich ja nicht riechen", gab sie zur Antwort und winkte den Fahrer weiter.
"Hast du wirklich gedacht, dass ich mit Alkohol fahren würde oder das ich mich mit dem teuren Anzug in so´n versifftes Ding setze?"
"Oh nein, wie konnte ich nur! Tut mir wirklich leid, der Herr."
"Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen", knurrte er leise und drehte sich zu der Limo, die in diesem Moment vorfuhr. "Ladys First.."
Natürlich hielt er ihr selbst die Tür auf. War wohl doch keine so gute Idee gewesen, ihn einzuladen, dachte sie. Trotzdem kletterte sie auf die Rückbank und lehnte sich dann zurück. Unauffällig beobachtete er sie. Nachdem sie bei ihr angekommen waren, half er ihr höflich aus dem Wagen und ging mit ihr zur Haustür. Natürlich hatte er den Fahrer weg geschickt. Sie fuhren mit dem Aufzug nach oben, wo sie dann die Wohnungstür aufschloss. Nachdem sie im Wohnzimmer waren, deutete Abigail auf einen Schrank.
"Such dir einen Film aus. Ich zieh mich schnell um."
Mit diesen Worten verschwand sie im Schlafzimmer. Mehr oder weniger desinteressiert, sah er sich die Filme durch und seufzte. Natürlich war keiner dabei den er JETZT sehen wollte. Rasch tauschte Abigail ihre Kellnerinnen-Kleidung gegen eine weite Jogginghose und ein hautenges Top aus. An ihre Füße zog sie sich weiche Kuschelsocken. Dann ging sie in die Küche, machte einen guten Wein aus und trug ihn mit zwei Gläsern ins Wohnzimmer.
"Entschieden?"
In der Zeit, die sie im Schlafzimmer und der Küche verbracht hatte, nutzte er um sich seiner Schuhe und des Jacketts zu entledigen. Außerdem hatte er die Krawatte abgelegt und das Hemd ein wenig geöffnet. In der Hand hielt er den fünften Teil von The Fast and the Furious. Abigail lachte leise.
"Wundert mich nicht."
Sie nahm ihm die Hülle aus der Hand und legte die Disk ein, ehe sie es sich auf dem breiten Sofa gemütlich machte. Damon setzte sich in den Sessel, damit sie nicht das Gefühl hatte, bedrängt zu werden. Niemals durfte er sein Ziel aus den Augen verlieren, also schön langsam angehen lassen.

Dass er sich so weit wegsetzte, irritierte Abigail irgendwie. Sie hätte erwartet, dass er sich neben sie setzt und... fuck, das hätte ihr sogar gefallen!
"Wein?", fragte sie ihn und drückte auf Play.
Lächelnd sah er zu ihr und nickte.
"Sehr gern."
Dazu musste er allerdings schon ein kleines Stück näher zu ihr. Sie klopfte neben sich und schenkte dann ein. Innerlich seufzend, äußerlich lächelnd, setzte er sich zu ihr und nahm das Glas entgegen, das sie ihm hin hielt.
"Danke."
"Bitte", erwiderte sie, nahm ihr Glas und trank einen großen Schluck.
Und dann noch einen. Leicht verwirrt sah er ihr dabei zu, ehe er selbst einen kleinen Schluck trank. Als ihr Glas leer war, schenkte sie sich wieder nach und lehnte sich dann zurück.
"Wenn dir meine Gegenwart so unangenehm ist, das du den Wein runter kippen musst, gehe ich wohl besser."
Damon stand auf und stellte das Glas auf den Tisch. Irritiert sah sie ihn an.
"Was? Nein!" Sie schüttelte den Kopf. "Das hat damit gar nichts zu tun."
"Sondern?"
Fragend zog er wie immer eine Augenbraue hoch und sah sie intensiv an.
"Dieser Kerl", nuschelte sie. "Warum passiert das immer wieder? Warum können Männer ihre Finger nicht bei sich behalten, wenn die Frau keinerlei Andeutungen macht, dass sie ihn will?"
Sofort setzte er sich wieder und sah sie einfach nur an.
"Weil Männer meistens nicht mit dem Kopf denken", meinte er fast flüsternd. "Aber es sind nicht alle so, Abigail."
"Du nicht, oder?", flüsterte sie und sah ihn an.
Er schüttelte den Kopf.
"Ich dränge mich keiner Frau auf. Es ist nicht richtig so. Und auch wenn es ein wenig überheblich klingt, ich habe es auch gar nicht nötig."
Abigail nickte und legte den Kopf an seine Schulter.
"Danke, dass du mir geholfen hast."
Damon legte vorsichtig einen Arm um sie.
"Das habe ich gern getan. Jeder braucht jemanden, der ihn dann und wann mal zur Hilfe kommt."
Dabei dachte er an die Vergangenheit.
"Das weiß ich jetzt auch", flüsterte sie. "In der Schule hab ich ganz schön viel Mist gebaut. Erst als ich alleine da stand, wurde mir das klar."
Damon presste die Lippen fest aufeinander. Beinahe hätte er dazu was Bestimmtes gesagt.
"Man lernt immer mal dazu."
"Ja... weißt du, ich würde mich voll gerne entschuldigen."
Sie setzt sich im Schneidersitz hin und sah ihn an.
"Ich weiß noch, dass er Damon hieß und klein war und dick und eine Brille hatte. Ich hab ihm das Leben ganz schön schwer gemacht und das tut mir wirklich furchtbar leid."
Er musste die Wut in sich unterdrücken. Als ob es ihr wirklich Leid tun würde! Sie wollte doch jetzt nur als die Gute dastehen, aber nicht mit ihm. Er wusste genau, wie hinterhältig sie war.
"Stell dir mal vor, wenn er heute ganz anders aussehen würde. Richtig gut. Und wenn er schwer reich wäre. Was würdest du dann tun?", fragte er, um sich nichts anmerken zu lassen.
"Ich würde mich entschuldigen, ihm meine Gründe darlegen und hoffen, dass er mir irgendwann verzeihen kann", sagte sie fest und dann auf den Wein.
So gerne sie dieses Getränk mochte, es löste ihre Zunge und das ärgerte sie gerade ziemlich. Damon ballte eine Hand fest zur Faust, so dass sie es nicht sehen konnte.
"Und du meinst, mit einer Entschuldigung wäre es dann getan?"
"Mehr kann ich nicht tun! Ich kann immerhin die Zeit nicht zurückdrehen."
"Da hast du Recht. Dann hoffe ich nur, das er nicht rachsüchtig ist."
Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
"Ich auch", flüsterte sie und sah ihn an.
Wieder rutschte sie näher zu ihm. Damon konnte kaum glauben, dass sie ihn wirklich nicht erkannte. Hatte er sich so stark verändert? Ja, das hatte er! Und es würde Abby noch viel mehr Leid tun, wenn er erst einmal mit ihr fertig wäre. Sanft drückte er sie an sich.
"Zu gerne würde ich dich wieder küssen", flüsterte er leise und lächelte.
Abigail war schon längst in seinen Augen versunken und nickte daher nur. Hauchzart legte er seine Lippen auf ihren und zog sie etwas enger an sich. Ihr entwich ein leiser Seufzer, aber sonst hielt sie ganz still. Er strich ihr durchs Haar. Seine Hände glitten über ihren Rücken.

Abigail war froh, dass ihm ihr Geständnis nichts auszumachen schien und rutschte so eng an ihn, dass sie auf seinem Schoß landete. Überrascht nahm er es einfach nur zur Kenntnis und drückte sie wieder leicht an sich. Sie sollte wirklich Stop sagen können, wenn es ihr zu viel werden wurde... Doch stattdessen begann sie, ihn zurückzuküssen.
Irritiert aber auch erleichtert intensivierte er den Kuss. Doch nur bis zu einen bestimmten Punkt. Für seine Rache musste er sie wirklich weich kochen, was auch hieß, jetzt noch nicht mit ihr zu schlafen und ihr damit zu zeigen, dass er nicht nur das von ihr wollte. Mit roten Wangen zog sie sich zurück.
"'Tschuldigung... das ist der Wein."
"Ist schon okay. Ich wollte doch dich küssen", lächelte er und küsste sie noch einmal kurz.
"Magst du mich wirklich?", fragte sie und verschränkte ihre Finger mit seinen. "Oder spielst du nur mit mir?"
Natürlich schüttelte Damon den Kopf.
"Nein, ich spiele nicht nur. ich mag dich echt. Du bist nicht so hohl, wie die ganzen Weiber, die ich kenne. Du hast auch Tiefgang, wie man so schön sagt. Das du auch noch unglaublich toll aussiehst, ist da nur ein Nebeneffekt."
Hoffentlich war diese Wärme in ihrem Gesicht keine Röte!
Ob es eine war! Damon fand es wahrhaftig richtig niedlich, was ihn etwas säuerlich werden ließ. Nein, sagte er sich, an dieser Frau ist rein gar nichts niedlich! Sie war und ist ein verdammtes kleines Biest!
"Noch Wein?", flüsterte sie und stand hektisch auf.
Er schüttelte den Kopf.
"Lieber nicht, sonst schwirrt mir der Kopf und ich will dich noch mal küssen."
"Willst du?", fragte sie leise und blieb orientierungslos stehen.
"Am liebsten würde ich es die ganze Zeit tun", flüsterte er und sah sie zärtlich lächelnd an.
Lief doch alles wirklich perfekt.
"Obwohl ich so ein schrecklicher Mensch bin?"
"So viel wie ich grade verstanden habe, warst du es. Nicht bist. Was spielt es also für eine Rolle? Ich war auch nicht immer mustergültig."
"Jetzt musst du mir aber auch erzählen, was du angestellt hast!"
Abigail ließ sich wieder zu ihm aufs Sofa fallen und sah ihn neugierig an.
"Autodiebstahl, Drogen... Schon etwas schwerere Sachen. Aber ich war grade mal 16 als das passierte. In der Schule gab es... nun ja... Probleme."
"Oh... das ist schon heftig."
"Glaub mir. Wenn du damals in meiner Haut gesteckt hättest, hättest du auch alles Mögliche getan..."
"Was war denn in der Schule?"
Wieder lehnte sie sich an ihn. Diesmal schloss sie auch die Augen.
"Ich rede nicht gerne darüber...", murmelte er in die Enge getrieben.
Da hatte er wohl leider zu viel gesagt.
"Vielleicht ja irgendwann..."
Ihre Stimme wurde mit jedem Wort leiser und ihre Glieder schwerer. Dann war sie auch schon eingeschlafen. Damon bemerkte es und seufzte, dann breitete sich ein böses Lächeln auf sein Gesicht.
"Ganz sicher sogar!"
Mit einem wohligen Seufzer kuschelte sie sich in seine Arme. Vorsichtig hob Damon sie auf seine Arme und suchte nach dem Schlafzimmer, was er ziemlich schnell fand. Er legte sie sanft ins Bett und deckte sie zu.
"Schlaf noch gut...", murmelte er und verschwand dann aus ihrer Wohnung.  

Kapitel 5

Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war sie einen Moment orientierungslos. Das letzte, an das sie sich erinnerte, war, dass Matthew von seiner Schulzeit erzählt hatte.
Wo war er?
Doch als sie auf die Uhr sah, seufzte sie. Vermutlich zuhause. Und sie musste dringend zu einem Vorstellungsgespräch. Hastig stand sie auf, machte sich fertig und rief sich dann ein Taxi, das sie zu einem großen Firmenkomplex fuhr.
Damon hatte die halbe Nacht nicht schlafen können Und als er doch endlich ins Traumland gefunden hatte, gönnte der Wecker ihm nicht mehr als zwei kleine Stunden. Für ihn war es nichts Ungewöhnliches und so stand er ganz normal auf, mache sich fertig und fuhr zur Firma.
Abigail strich ihr Kostüm glatt und ging hinein. Sie wurde von einer freundlichen Dame in Empfang genommen, die sie in einen Raum führte. Und in diesem saß...
"Steven?"
Steven sah überrascht hoch.
"Abigail?"
Sofort lächelte er sie an, stand auf und begrüßte sie mit einen Handschlag.
"Schön dich zu sehen. Was führt dich her?"
"Ich habe mich hier beworben und letzte Woche wurde ich für heute zum Vorstellungsgespräch eingeladen."
Er zog eine Augenbraue hoch.
"Aber nicht als persönliche Assistentin, oder?"
"Ehm... doch?"
Steven seufzte.
"Na gut. Dann lasse ich dich mal zu Da...Matthew rein."
"Oh... das ist Matthews Firma?"
Abigail sah sich interessiert um.
"Das wusste ich gar nicht."
Schnell versuchte Steven sich was zu überlegen. Aber so falsch war es ja gar nicht. Immerhin hieß Damons Dad tatsächlich Matthew und noch gehörte ihm die Firma.
"Jap. Na dann komm mal."
Er führte sie zu der Tür von Damons Büro und ging ohne anzuklopfen rein. Natürlich ging Abigail ihm nach, konnte aber nicht verhindern, dass sie nervös wurde. Damon hielt grade noch eine Videokonferenz ab. Er stand mit den Rücken zur Tür und hörte sie daher nur. Natürlich war ihm schon aufgefallen, dass sie sich hier beworben hatte.
"Arigatô, Tashibana-san! Sayonara!", verabschiedete er sich von dem japanischen Geschäftsfreund und drehte sich zu den beiden.
Nun tat er überrascht Abigail hier zu sehen.
"Hi", begrüßte sie ihn und lächelte schief. "Und bye."
Irritiert sah er sie an.
"Bye?"
"Nun, ich denke nicht, dass du ein hohles Model für dich arbeiten lässt."
Damon konnte nicht verhindern, das ein kleines Schmunzeln auf sein Gesicht kam.
"Ich glaube eher, das du nicht für einen so schlimmen Jungen wie mich arbeiten willst", neckte er sie.
"Das ist doch nur eine Ausrede. Komm, sag gleich, dass du mich nicht willst."
Die Doppeldeutigkeit ihrer Worte war ihr bewusst und sie grinste dementsprechend. Damon gab Steven mit einer Handbewegung zu verstehen, das er gehen konnte. Als er raus war, ging Damon dichter zu Abigail.
"So, du denkst also ich will dich nicht?"
Er ging voll und ganz auf dieses Spielchen ein.
"Etwa, weil ich gestern ein Gentlemen war und dich nur ins Bett gelegt habe, ohne es mit dir gemeinsam zu zerwühlen?"
"Genau deshalb", erwiderte Abigail sofort. "Ich dachte, du nutzt meine Trunkenheit aus."
Damon seufzte schwer und schüttelte den Kopf.
"Ich dachte wirklich, ich hätte dir erklärt, das ich nicht so einer bin. Ich streite gar nicht ab, das ich dich heiß finde und dich in meinem Bett willkommen heißen würde. Aber ich würde nichts machen, sofern du nicht im Vollbesitz deiner geistigen Fähigkeit bis."
Bei seinen Worten begann es in ihr zu Kribbeln, doch sie schob den Gedanken an sich in seinem Bett ganz schnell wieder fort.
"War doch nur Spaß. Also... wie schaut es aus? Bekomm´ ich eine Chance oder nicht?"
Okay, das ließ er erst einmal so stehen.
"Eine Chance bekommt jeder."
Er ging hinter seinen Tisch und setzte sich, dann bedeutete er ihr, dass sie sich auch setzen sollte. Nachdem sie es tat, schlug er ihre Bewerbungsmappe auf, beachtete sie allerdings nicht.
"Ich schätze durch das Modeln, bist du an Teamarbeit gewöhnt und ebenfalls daran schnell zu arbeiten und Anweisungen auszuführen, ohne gleich eine Streit zu beginne?"
"Natürlich. Ich arbeite sogar sehr gern im Team, das ist beim Kellnern ja nicht anders. Jeder hat seinen Aufgabenbereich und muss dieses perfekt erfüllen, nur so läuft alles rund. Und was Anweisungen angeht - ja, beim Modeln muss ich Anweisungen sofort ausführen und das mache ich in anderen Berufen nicht anders."
"Gut. Gegen Reisen wirst du dann sicherlich auch nichts haben. Und gegen ungewöhnliche Zeiten beim aufstehen? Als meine persönliche Assistentin kann es auch mal passieren, dass ich mitten in der Nacht weg muss und da musst du dann an meiner Seite sein."
"Nein, habe ich nichts gegen. Ich bin ungebunden, in beiden Berufen. Shootings nehm´ ich nur die an, die mir gefallen und im Hotel arbeite ich nur, wenn Not am Mann ist. Mit dem Aufstehen... nun, daran kann man sich gewöhnen."
"Gut, gut."
Er lächelte sie an.
"Dann würde ich sagen, herzlich Willkommen!"
Ihre Augenbrauen fuhren überrascht nach oben.
"Ernsthaft?"
Damon sah sie ernst an.
"Natürlich."
Abigail lächelte.
"Danke."
"Es ist mir ein Vergnügen", erwiderte er zwinkernd, stand auf und hielt ihr die Hand zum Einschlagen hin. "Auf eine gute Zusammenarbeit."
Selbstverständlich nahm sie seine Hand.
"Das hoffe ich doch."
"Wann kannst du anfangen?"
"Sofort", sagte sie ohne zu zögern.
Damon zog wieder einmal eine Augenbraue hoch und lächelte dann.
"Wunderbar. Kannst du auch sofort reisen?"
"Wo soll es denn hingehen?"
"Kairo", antwortete er lächelnd und rief Steven schon wieder zu sich, damit dieser den Jet startklar machte.
"Oh, da war ich noch nie. Darf ich noch packen? Oder keine Zeit mehr?", grinste sie.
"Brauchst du nicht. Wir gehen shoppen, wenn wir ankommen", grinste er zurück, meinte es verdammt ernst.
"So viel Geld hab ich dann auch wieder nicht", erwiderte sie trocken.
"Du brauchst auch keinen Cent. Nennen wir es einfach Arbeitskleidung", zwinkerte er und lief zur Tür. "Na komm."
Abigail musste leise lachen und folgte ihm dann.
"Du scheinst dich darauf zu freuen, mit mir zu verreisen."
Er nickte bestätigend.
"Es ist eine klasse Abwechslung mal eine wunderschöne Frau an seiner Seite zu haben als immer nur Steven."
"Als Chef solltest du mir nicht schmeicheln. Sieht sonst aus als ob ich mich hochgeschlafen hätte."
Sie streckte sich kurz.
"Soll ich lieber sagen: Ich habe lieber eine Olle statt ´nen Kerl an meiner Seite?", fragte er grinsend und versuchte nicht auf ihre Brüste zu sehen.
Abigail lachte leise und hakte sich bei ihm unter.
"Natürlich. Diese Ausdrucksweise ist gewünscht."
"Ganz wie du wünschst. Ach nein, Verzeihung. Ganz wie Sie wünschen, Miss Hale."
"Aber mal was anderes. Wir fliegen mit einem Privatjet?"
Er nickte.
"Natürlich. Was hast du denn erwartet?", grinste er.
Einige Minuten später fuhren sie auch schon zum Flughafen, wo Steven schon alles erledigt hatte und sie gleich einsteigen konnten.
"Unglaublich", murmelte sie und sah sich neugierig um.
Sie waren ganz allein, außer den beiden Piloten war sonst niemand hier.
"Nur was ganz Normales", tat er es ab und musterte sie wieder eingehend.
Was sie wohl zu dem ganzen Reichtum sagte? Aber eigentlich müsste sie es ja wegen ihrem Job als Model gewohnt sein...
"Ich wusste ja, dass du reich bist, aber so? Wow..."
Er grinste.
"Es imponiert dir also?", neckte er sie und sie setzten sich auf die ledernen Sitze. "Hinten ist auch ein kleines Bad, ein Schlafzimmer und eine kleine Kochnische."
"Muss ich ehrlich zugeben, ja."
Sie lehnte sich, ohne es zu bemerken, an ihn und schloss die Augen.
"Das ist auch nötig, oder? Nach Kairo fliegt man doch eine Weile...", murmelte sie.
Damon fand es wirklich sehr gut.
"Stimmt, so etwas braucht man."
"Wie es sich gehört", meinte er nur schulterzuckend und klappte seinen Koffer auf.
Durch seine Bewegung musste sie von ihm wegrutschen.
"Also keine Flirtereien?", frage sie grinsend.
"Korrekt. Kein flirten mehr, versprochen", antwortete er ernst.
Oh ja, er wusste genau, dass sie auf ihn stand und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie von alleine ankommen würde. Vor allem bei seinem Haus in Kairo.
"Hm, okay."
Abigail fragte sich, weshalb sie so enttäuscht war. Sie mochte Matthew, aber sie war doch nicht in ihn verliebt oder so. Oder? Oder?!
Er sah sie von der Seite an während er den kleinen Laptop auf seinen Schoß stellte und den Startknopf drückte.
"Ist etwas nicht in Ordnung?"
"Nein, alles gut!", widersprach sie sofort und streifte ihre High Heels ab. "Hast du was dagegen, wenn ich ein paar Knöpfe an meiner Bluse öffne?", fragte sie dann schelmisch und legte die Hand an den obersten Knopf.
Damon widmete sich dem Laptop, der nun fertig hochgefahren war.
"Tu dir keinen Zwang an. Fühl´ dich wie zuhause."
Er tat ganz so, als würde es ihn gar nicht interessieren, ob sie nun mehr Haut zeigen würde oder dergleichen.
"Gut", erwiderte sie und öffnete ihre Bluse bis zu dem Anfang ihres BHs.
Dann lehnte sie sich zurück. Am liebsten hätte sie auch noch ihren Rock ausgezogen, der drückte nämlich auch. Aber sie hatte ja nichts zum Umziehen dabei und nackt wollte sie sich ihm auch noch nicht präsentieren. Nur einen ganz kurzen Blick warf er ihr noch zu, ehe er noch einmal alles durch ging. Es handelte sich um einen Milliardendeal im ganz großen Stil und eine ganze Menge hing davon ab.

Abigail lag das ruhige Sitzen nicht und inzwischen waren sie in der Luft. Also stand sie auf und sah sich ein wenig um. Auch die anderen Zimmer sah sie sich an. Zunächst fand sie das Bad. Es war sehr luxuriös eingerichtet, genau wie die daneben liegende Küche. Doch das Schlafzimmer übertraf alles. In der Mitte stand ein riesiges Bett, das einfach nur himmlisch weich aussah. Und es gab Fenster! Alles war in dunklem Holz gehalten, mit weinroten Akzenten.
Mit einem Lächeln ließ sie sich auf das Bett fallen und seufzte tief. Ja, so ließ es sich leben. Kurz dachte sie nach, doch kam dann zum Entschluss ein Nickerchen zu machen, Matthew arbeitete ja sowieso und er hatte ihr nicht gesagt, was sie tun könnte. Hatte ja eh nichts dabei. Also zog sie sich endlich den nervigen Rock aus und warf die Bluse auch zur Seite, um sich dann unter die Bettdecke zu kuscheln und die Augen zu schließen.
Damon hatte so gut wie alles fertig, klappte den Laptop runter und stand auf. Genüsslich streckte er sich und sah zur Schlafzimmertür. Ob sie sich wohl hingelegt hatte? Sicher. Leise öffnete er die Schlafzimmertür und schaute in das Zimmer hinein. Sie sah wirklich ziemlich süß aus, wie sie da in seinem Bett lag. Und plötzlich entdeckte er auch ihren Rock und die Bluse und musste schmunzeln. Sie war also auch noch so gut wie nackt. Einen kurzen Moment überlegte Damon, legte sich dann aber auch aufs Bett.

Kurz darauf hatte sie sich ihm zugedreht und einen Arm über seine Brust und ihr Gesicht in seine Halsbeuge gelegt. Selbstredend genoss er jede einzelne Berührung von ihr und schloss schon bald die Augen. Doch an Schlaf war keineswegs zu denken. Die ganze Zeit lag er wach und starrte an die Decke. Irgendwann befreite er sich wieder von ihr und stand auf.
Bald würden sie landen und so weckte er sie sanft.
"Nein", nuschelte sie und zog sich die Decke über das Gesicht.
"Komm schon Prinzessin", meinte er noch einmal und lächelte.
Aufstehen mochte sie also schon mal nicht. Blinzelnd öffnete sie ihren Augen und sah ihn verschlafen an.
"Ich dachte schon, du willst Dornröschen spielen", neckte er sie und stellte sich wieder aufrecht hin.
"Ja...", flüsterte sie und ließ ihn nicht aus den Augen.
"Dornröschen wird aber mit einen Kuss geweckt", gab er zu bedenken.
"Das weiß ich."
Ihre Wangen färbten sich rot. Aber sie wollte unbedingt von ihm geküsst werden... ihr Traum war sehr heiß gewesen.
"Und du willst es", überlegte er laut und seufzte. "Ich habe dir versprochen, es rein beruflich zu lassen."
Sofort verschloss sie ihre Miene und setzte sich auf.
"Ja, Sir. Könnten Sie mich für einen Augenblick alleine lassen?"
"Abby, so förmlich musst du doch nicht werden. Benimm´ dich nicht wie ein kleines Kind."
Natürlich kam er ihren Wunsch nach und verschwand aus dem Schlafzimmer.
"Doch", nuschelte sie, "Immerhin bist du mein Chef."
Sie stand auf, zog sich wieder an und kämmte ihre Haare mit ihren Fingern durch, um sie danach zu einem Zopf zusammen zu binden. Dann ging sie wieder in den Hauptteil des Flugzeuges. Damon hatte sich bereits wieder gesetzt und tippte erneut auf den Tasten seines Laptops herum. Schweigend setzte sie sich zu ihm und sah aus dem Fenster. Wo standen ihre Gefühle nun? Sie wollte sich nicht verlieben... unter keinen Umständen!
Doch Matthew zog sie an.

Eine knappe halbe Stunde später landeten sie und Damon erhob sich.
"Wir fahren zuerst zu meinem Haus, dann gehen wir einkaufen für dich."
Abigail nickte, sah ihn jedoch nicht an, als sie aufstand und nach ihrer Handtasche griff. Eine weitere halbe Stunde später kamen sie an der schönen, modernen, kleinen Villa an. Damon half ihr beim Aussteigen.
"Ich habe schon ein Zimmer für dich herrichten lassen. Wenn du dich frisch machen willst, du hast ein eigenes Bad."
"Da ich weder etwas zum Anziehen noch eine Zahnbürste oder ähnliches dabei habe, ist es nicht nötig", erwiderte sie mit kühler Stimme.
"Gut. Dann fahren wir gleich los, wenn ich mit allen Angestellten geredet habe."
"Dauert wie lange?"
"Zehn Minuten", sagte er sofort und ließ sie dann stehen.
Eine ältere Dame kam an und lächelte sie liebevoll an.
"Hallo. ich bin Gerda, seine Haushälterin hier."
"Abigail", erwiderte sie und reichte der Frau die Hand. "Matthews persönliche Assistentin."
Gerda wäre beinahe ein Kommentar zu dem Namen rausgerutscht, doch sie konnte es sich noch verkneifen.
"Freut mich sehr dich kennenzulernen, Kindchen. Wenn ich dir einen Tipp geben darf: Pass auf, dass du ihm nicht verfällst. Unser Kleiner ist ein wahrer Herzchenbrecher. Auch wenn er wirklich sehr Gentlemen ist."
"Ich weiß", erwiderte sie leise und musste ihren Blick abwenden.
Gerdas Augen wurden etwas größer.
"Du bist ihm wohl schon verfallen", meinte sie lächelnd. "Na komm, ich zeige dir nun mal dein Zimmer."
"Bin ich nicht", erwiderte sie heftiger als beabsichtigt, folgte der freundlichen Dame aber.
"Schon gut, Kindchen. Das passiert jedem weiblichen Wesen."
"Weil er so unglaublich toll ist, oder was?"
Abigail schüttelte den Kopf.
"Ich verliebe mich nicht, das geschieht auch bei ihm nicht."
"Ohhh, er ist nicht nur toll. Natürlich hat auch er seine Schattenseiten!"
Sie dachte dabei an das, was er mit diesem Mädchen abzog.
"Aber gegen Liebe, wenn sie einmal kommt, kann man nichts ausrichten."
Die Dunkelhaarige seufzte.
"Als ob ich nicht genau wüsste, dass er mit mir spielt. Nun ja, wie auch immer. Ab sofort läuft es auf beruflicher Basis."
"Nur beruflich? Hat er das gesagt?"
Gerda lächelte das Mädchen an und schmunzelte.
"Ich bin ehrlich beeindruckt. Das hat er noch zu keiner schönen Frau gesagt. Außer bei... Na ja egal."
"Er meinte keine Flirtereien mehr. Ich bin gespannt."
Doch dann horchte sie auf.
"Außer?"
"Dann meint er es auch ernst", meinte Gerda und lächelte dann traurig. "Es gab mal ein Mädchen, das er wirklich sehr mochte, doch sie hat ihn nur wie alle anderen auch, gemobbt. Weißt du, er sah vor ein paar Jahren noch ziemlich anders aus."
"Oh", murmelte sie, "Dann wundert es mich, dass er sich noch mit mir abgibt."
"Wieso?", hakte Gerda nach.
"Weil ich selbst so eine Person war. Und das weiß er."
Die alte Frau sah die Jüngere überrascht an.
"Du siehst nicht wie eine solche Person aus."
Abigail zuckte mit den Schultern.
"In den letzten Jahren hat sich einiges verändert."
Sie blieben vor einem Raum stehen und Abigail linste hinein. Wow! Das Zimmer war wirklich überwältigend schön.
"Ja, Menschen ändern sich. manchmal zum Guten und manchmal... manche werden rachsüchtig..."
Ein schlechtes Gefühl machte sich in Abigail breit und sie sah die Frau zweifelnd an.
"Ich sollte nach Hause fliegen, oder?"
Gerda schüttelte lächelnd den Kopf.
"Mach dir keine Sorgen, Kindchen. Du hast ihm doch nichts getan."
"Okay", flüsterte sie und seufzte dann. "Wie lange braucht er noch? Ich würde mich wirklich gerne waschen und umziehen."
"Er wird sicher gleich fertig sein."
Und schon tauchte er an der Zimmertür auf.
"Wir können nun los."
"Gut!", rief sie und setzte ihr bestes Lächeln auf, welches allerdings ihre Augen nicht erreichte.
Gemeinsam gingen sie zum Auto und fuhren ein paar Sekunden später los.
"Welche Modemarke bevorzugst du?"
Abigail zuckte mit den Schultern.
"Ist mir eigentlich egal."
Damon seufzte.
"Wie du willst."
Schnell kamen sie beim nächsten riesigen Einkaufszentrum an. Damon suchte sich extra ein gutes schattiges Plätzchen zum Parken aus.
"Du hast kein Limit beim einkaufen."
"Da es Arbeitskleidung ist, sollten Sie wählen." Sie stieg aus. "Zumindest das, was man sieht."
Dass sie ihn siezte, missfiel ihm sehr. Niemand in der Firma tat es.
"Abigail!", meinte er ziemlich ernst, nachdem er es ihr gleich getan hatte und den Wagen abschloss. "Hör auf mich zu siezen!"
"Nein!", widersprach sie heftig. "Wenn ich du sage, ist die Gefahr zu hoch."
Irritiert zog er eine Augenbraue hoch.
"Die Gefahr? Wovon sprichst du?"
"Das ist privat."
Abigail lächelte professionell und ging in das Einkaufszentrum hinein. Er folge ihr.
"Aber niemand siezt mich", meinte er nun ziemlich kühl.
Was sie konnte, konnte er schon lange!
"Nun, Sie küssen auch nicht jeden anderen, oder?"
Nun seufzte Damon.
"Mach was du willst!"
Abigail nickte.
"Sie suchen jetzt Kleidung, die ich an der Arbeit tragen soll und ich verschwinde in einem Drogeriemarkt."
Er nickte und ließ sie dann einfach stehen. Dieses Weib machte ihn total fertig! Aber bitte, ganz wie sie wollte.
Damon suchte für sie natürlich ziemlich heiße Klamotten aus, auch um sie zu ärgern. Dann musste sie doch einfach selbst was aussuchen!
Sie hingegen ging tatsächlich in die Drogerie, kaufte sich einige Kosmetikartikel, unter anderem auch endlich eine Zahnbürste. Ihr nächster Halt war das Dessousgeschäft. Dort war gerade Schlussverkauf und so erstand sie ein paar wirklich heiße Teile zu einem super Preis. Nachdem diese in eine unauffällige Tüte verpackt waren, war sie fertig. In der Mitte der Mall war ein großer Brunnen, an welchen sie sich setzte.
Damon kam grade aus dem Geschäft, als sie am Brunnen Platz nahm. Zielstrebig lief er zu ihr.
"Fertig?" "Ja", erwiderte sie knapp, "Ich muss nur noch in ein Sportgeschäft."
"Erste Etage", meinte er nur kühl.
Abigail nickte, stellte sich auf die Rolltreppe und kam kurz darauf an. Sie kaufte sich einen Jogginganzug und lief danach noch in das nebenan liegende Schuhgeschäft, wo sie sich zwei paar High Heels kaufte, Sport- und Hausschuhe und auch Ballerinas. Geduldig wartete Damon auf sie. Immer wieder wurde er von etlichen Frauen angesehen, ignorierte diese jedoch. Mit mehreren Tüten kam Abby schließlich zurück.
"Ich bin fertig." "Endlich", gab er zurück, nahm ihr die Tüten ab und lief zum Ausgang des Zentrums.
"Ich hätte auch alleine fahren können", gab sie zurück und reckte stolz das Kinn. "Und auch die Tüten kann ich alleine tragen."
"Jaja", winkte er nur ab und lief bereits auf seinen Wagen zu.
Schnell verstaute er die ganzen Tüten im Kofferrum und stieg ein. Eigentlich hatte Abigail keine Lust, wieder ins Auto zu steigen. Aber sie musste wohl oder übel, also tat sie es auch. Als sie endlich drin saß, gab er ordentlich Gas und kam recht zügig vor einem Hotel an.
"Ich muss kurz jemanden etwas geben. bin sofort wieder da."
Damon steig aus und lief in das Hotel rein. Gelangweilt zog Abigail ihr Handy hervor und sah, dass sie ein paar SMS ihrer Freundinnen hatten, die fragten, ob sie Zeit hätte. Jeder schrieb sie, dass sie unterwegs sei und schaltete das Telefon dann ab. Nach nur zehn Minuten war er auch schon wieder da und fuhr weiter.
"Wie sieht der Terminplan aus?", fragte sie irgendwann und sah zu ihm.
Einen kurzen Blick warf er auf sie.
"Heute ist nichts mehr geplant. Du kannst also blau machen, dich vielleicht an den Pool legen oder so." "Und die nächsten Tage?"
"Werde ich dir heute Abend beim Essen sagen. Aber leicht wird es nicht."
"Ich bin ja auch nicht zum Vergnügen hier."
Als sie endlich ankamen, stieg sie wieder sofort aus, ging an den Kofferraum und nahm den Großteil der Tüten an sich. Er stieg ebenfalls ab, nahm den Rest und ging ihr nach.
"Das gehört zur Arbeit."
"Was genau?", frage sie verwirrt, "Das Essen oder das Vergnügen?"
"Das Essen!", meinte er nur und sah sie emotionslos an.
"Wann findet es statt? Ich würde gerne duschen und mich umziehen, falls ich das vorher noch schaffe."
"Um Punkt zwanzig Uhr und zieh dir was Elegantes an. Du findest alles in der Tüte. Es wird noch jemand anwesend sein."
"Wer denn?", fragte Abigail neugierig und machte die Tür zu ihrem Zimmer auf.
"Eine gute Freundin!", erwiderte Damon nur kurz angebunden.
"Okay", erwiderte sie wieder ganz kühl und verschloss die Tür hinter sich.
Dort warf sie die Tüten aufs Bett, zog sich aus und ging in das Bad, das zum Zimmer gehörte, wo sie sich unter die Dusche stellte. Frustriert über ihre Sturheit, verzog Damon sich in sein Arbeitszimmer und tätigte einige Anrufe. Eigentlich war gar kein Gast eingeplant gewesen, doch nun erschien es ihm perfekt.

Nachdem sie fertig war, warf sie einen Blick auf die Uhr und seufzte. Es war bereits sieben. Daher legte sie sich schnell ein wenig Wimperntusche und einen farblosen Lippenstift auf, ehe sie wieder in ein Kostüm schlüpfte. Dann föhnte sie sich, was bei ihren langen Haaren eine ganze Weile dauerte.
Bis kurz vor 20 Uhr befand Damon sich im Arbeitszimmer und als es klingelte, machte Gerda die Tür auf und brachte Elisa rein. Elis war ein amerikanisches Model und wirklich eine Schönheit. Ein paar mal war Damon mit ihr ausgegangen, aber da sag schon lange zurück.
Als es soweit war zog Abigail ihre neuen Heels an und lief hinunter. Sie war neugierig auf diese Freundin. Er sah Abigail grade oben an der Treppe, als Elisa ihn begrüßte. natürlich mit einem Kuss... auf den Mund!

Kapitel 6

Eisiger Schmerz durchfuhr ihren Körper, doch sie ignorierte ihn, so gut sie nur konnte. Mit ihrem perfekt aufgesetzten Lächeln ging sie die Treppe hinunter und hielt diesem Flittchen die Hand hin.
"Abigail."
Damon musste sich ein Grinsen verkneifen und behielt seine kalte Maske auf. Elisa ignorierte die Hand und hakte sich bei Damon unter.
"Das ist Elisa", stellte er sie daher vor und seufzte innerlich.
Frauen!
"Oh Damon, lass uns bitte essen. Ich muss dir doch auch noch so viel erzählen", trällerte Elisa lächelnd.
Angepisst nahm Abigail ihre Hand wieder runter, trug das aber natürlich nicht nach außen.
"Wenn es nicht geschäftlich ist, Matthew, frage ich mich, was ich bei diesem Essen soll."
Oh, plötzlich ohne Sie? Na das lief doch schon mal gut. Und Elisa ignorierte er einen Moment, auch wenn diese ihn beleidigt ansah.
"Oh, es ist geschäftlich, Miss Hale."
"Nun, aber ich arbeite ab sofort nicht mehr für Sie, Matthew. Oder soll ich Damon sagen?!"
Eilig lief sie die Treppe wieder hoch.
Er seufzte frustriert, befreite seinen Arm von Elisa und lief ihr nach.
"Abby, warte!" Es gelang ihm, ihren Arm zu nehmen und sie fest zu halten.
"Fass mich nicht an!", rief sie und befreite sich. "Ich dachte du wärst ehrlich zu mir!"
Ihr stiegen Tränen in die Augen. Sie konnte es einfach nicht verhindern.
"Abigail! Bitte lass es mich erklären." Wieder griff Damon ihren Arm. "Ich habe schon so oft erlebt, Elisa gibt da wohl das beste Beispiel ab, wie Frauen sich an mich ran gemacht haben, nur wegen dem Geld. Ich bin einfach nur vorsichtig und da ich dich wirklich mag und dich kennen lernen wollte, wollte ich auf Nummer sicher gehen."
"Als hätte ich nicht von Beginn an gewusst, dass du Kohle hast!", rief sie und machte sich erneut los. "Lass mich bloß in Ruhe!"
Nun begann sie wirklich zu weinen.
"Und ich Idiot verlieb´ mich auch noch in dich... war doch klar, dass das wieder in die Hose geht! Gott, wie sehr ich so was hasse!"
Verliebt? Sehr interessant! Innerlich jubelte er, da sein Plan aufging. Nun musste er nur ganz in Ruhe weiter machen...
"Du bist auch in mich verliebt?"
"So wie die ganzen restlichen weiblichen New Yorkerinnen? Ja! Aber es ist scheißegal, weil du mich belogen hast!"
Sie stürmte die Treppe weiter hinauf und zog währenddessen ihr Handy aus der Tasche, welches sie vor einer halben Stunde wieder eingeschaltet hatte, um sich ein Flugticket zu besorgen.
"NEIN! So wie ich in dich!", brüllte er ihr hinterher, drehte sich dann jedoch um, meinte zu Elisa, dass sie sofort gehen sollte und verschanzte sich im Arbeitszimmer. Es musste ja echt aussehen. Aber warum kam dieses befriedigende Gefühl nicht, da seine Rache so erfolgreich war?
Abigail hatte diese Worte noch gehört, aber sie glaubte es nicht. Immerhin hatte er schon bei seinem Namen gelogen... nur bei seinem Namen!
Leider bekam sie erst einen Flug für den nächsten Abend und alle Hotels in der Nähe des Flughafens waren voll belegt. Und nun? Hier bleiben? In seiner Nähe?
Damon fuhr sich durch die etwas längeren Haare und seufzte viele Male. Was sollte das nur? Wieso machte sich nicht die große Freude breit?
Aber sie musste wenigstens für ein paar Stunden raus. Darum zog sie ihren neuen Jogginganzug so wie die Sportschuhe an und verließ die Villa hastig.
Damon, der immer noch am Fenster stand, sah sie und seufzte nur. Irgendwie musste er noch weiter kommen bei ihr.

Da sie keine Ahnung hatte, wo sich hier was befand, lief sie einfach in irgendeine Richtung und konnte die Tränen noch immer nicht zurückhalten.
Ihr Herz schmerzte wie irre. Das letzte Mal hatte sie sich so gefühlt, als Bryan sie nach ihrem ersten Mal abgesägt hatte.
Es wurde immer später und später. So langsam machte er sich sogar Sorgen um sie und lief nach draußen. Etliche male rief Damon ihren Namen.
Abigail hatte einen Stein auf dem Weg übersehen und war mit ihrem Fuß daran hängen geblieben. Es hatte einen lauten Knack gegeben und dann hatte sie da gelegen. In ihrer Nähe war kein Mensch, das Handy war in der Villa und aufstehen konnte sie auch nicht - doch es war ihr egal.
Damon überstürzte lieber nichts und rief seinen Wachmann und dessen Männer an damit sie einen kleinen Suchtrupp bildeten.
"Wir finden sie, Sir", meinte Roland, der Chef.
Damon nickte nur und sah den Männern nach, machte sich dann aber auch auf den Weg.

Okay, vielleicht war es ihr doch nicht so egal, denn es wurde immer kälter, je dunkler es wurde. Immer wieder bekam sie Zitteranfälle und ihr Fuß tat einfach unglaublich weh. Also versuchte sie wieder aufzustehen, knickte dabei aber wieder um und fiel erneut - und es tat dann noch mehr weh.
Mehr als kriechen konnte sie nicht und eigentlich tat sogar das weh, aber sie tat es trotzdem, in Richtung der Villa.
Nach wenigen Minuten sah er in einiger Entfernung etwas. War das...? Er presste die Lippen fest aufeinander und rannte zu ihr.
"Was ist passiert?", fragte er sofort und hockte sich zu ihr.
"Trag´ mich einfach nur zurück!", fauchte sie wütend.
"Beruhige dich bitte", versuchte er es und seufzte.
Behutsam nahm er sie auf seine Arme und ging langsam zur Villa zurück. Sie ließ sich kein bisschen gehen, als sie in seinen Armen lag, sondern versteifte sich sogar noch etwas. Damon versuchte es gar nicht zu beachten und kam recht zügig an. Schnell brachte er sie in ihr Zimmer, sagte dem Suchtrupp Bescheid und rief auch noch einen Arzt.
"Ich brauche keinen Arzt", sagte Abigail kühl, doch bewegte dann aus Versehen ihren Fuß.
Ein leiser Schmerzensschrei entwich ihr. Damon zog arrogant eine Augenbraue hoch.
"Brauchst du also nicht? Gut, dann steh doch mal auf und lauf ein wenig rum. Wenn du das kannst, lasse ich sofort den Jet starten und du kannst nach Hause."
"Leck mich", murmelte sie und drehte sich auf die Seite.
"Liebend gern. Aber dafür solltest du dich besser auf den Rücken legen", erwiderte er trocken.
"Keine Sorge, dazu wird es nie kommen."
Damon schnaubte nur und ging aus dem Zimmer.
"Zicke", meinte er noch an der Tür, bevor er diese dann schloss.
"Arschloch!", brüllte sie ihm hinterher, schnappte das, was sie als nächstes greifen konnte - es war die Nachttischlampe - und war es gegen die Tür.
Er ging runter und genau in dem Moment kam der Arzt. Gerda brachte ihn hoch, da Damon auf keinen Fall mit Abigail zusammen stoßen wollte.
Natürlich wollte der Arzt sie zum Röntgen in ein Krankenhaus schicken, aber sie weigerte sich lautstark. Also ging der junge Mann runter zu Damon und kratzte sich am Kopf.
"Ich habe die Befürchtung, dass der Fuß Ihrer Frau gebrochen ist. Nur müssten wir das röntgen lassen, aber sie möchte nicht ins Krankenhaus."
Seiner Frau? Damon musste sich das Grinsen verkneifen.
"Ich werde mit ihr reden."
Damit ging er auch schon nach oben.
"Jetzt hör mir mal genau zu, Abs. Der Fuß muss geröngt werden und zwar im Krankenhaus. Wenn du mitfahren würdest, wärst du immerhin weg von mir."
"Ich geh in kein abgefucktes Krankenhaus!", zischte sie, "Ich hab nicht mal eine Krankenversicherung, geschweige denn fürs Ausland! Und ganz sicher werde ich nicht in einem fremden Staat in ein Krankenhaus gehen und schon gar nicht allein!"
"Du benimmst dich wie ein kleines Kind, Abigail", sagte er nun in einer Tonlage, in der man mit einen kleinen Kind sprach, wenn es nicht hören wollte. "Versichert bist du durch den Arbeitsvertrag und für alle sonstigen Kosten komme ich natürlich auf. Ich habe schon ein Privatzimmer für dich bestellt."
Mit bebender Unterlippe sah sie ihn an und schluckte mehrmals, ehe sie ihr Gesicht abwandte.
Sie wollte nicht ins Krankenhaus. Auf keinen Fall. Denn wenn sie etwas hasste, dann waren es Ärzte und dieser Geruch da... und sie hatte Angst. Was, wenn mit ihrem Fuß etwas war, weshalb sie Wochen da bleiben musste? Wochenlang... allein.
Doch dann kam ihr ein Gedanke in den Kopf und mit einem triumphierenden Blick hob sie diesen wieder.
"Ich habe noch gar keinen Vertrag unterschrieben."
Damon seufzte. Dass sie aber auch daran denken musste. Eigentlich wollte er genau das heute Abend beim Essen erledigen...
"Selbst dann bekommst du die beste Behandlung. Geld ist nun mal sehr mächtig. Und jetzt suche nicht weiter nach irgendwelchen Ausreden."
Trotzig reckte sie ihr Kinn.
"Du wirst mich schon zwingen müssen."
Er knurrte leise.
"Wenn du nicht gehst, werde ich dich jetzt küssen und noch ganz andere Sachen mit dir machen!"
Abigail lachte trocken.
"Richtig harte Drohung."
Ohne noch ein Wort zu sagen, ging er direkt zu ihr, drückte sie ins Kissen und küsste sie hart. Und sie tat gar nichts. Weder erwiderte sie diesen Kuss, noch wehrte sie sich. Sofort löste er sich wieder von ihr und sah sie missbilligend an.
"Verdammt, Abs! Verstehst du denn nicht, dass ich mir Sorgen um dich mache?", rief er aus und marschierte wieder zur Tür.
"Tust du nicht", flüsterte sie leise und sah ihn an. "Aus irgendeinem Grund hasst du mich. Das sehe ich in deinem Blick. Ich könnte mir vorstellen, dass es dir lieber gewesen wäre, wenn ich da draußen verreckt wäre. Aber nun gut, ruf ein Taxi, das mich ins Krankenhaus bringt."
Er blieb stehen, mit dem Rücken zu ihr, und starrte nun die Tür an.
Hasste er sie wirklich so sehr, das man es sehen konnte?
"Ich werde veranlassen, das du danach wieder hier in die Villa kommst", presste er nur hervor und verließ das Zimmer.
Sie sah ihm nach und ihr Atem wurde hastiger. Er hasste sie. Er hatte es nicht bestritten.
Unten klärte Damon alles mit dem Arzt und dem Krankenhaus und überließ das Gerda den Rest, während er sich ins Arbeitszimmer verzog.

Eine Stunde später war Abigail mit dem Röntgen fertig und wartete auf das Ergebnis. Dabei starrte sie nur stumpf vor sich her, sprach mit keinem und versuchte das unangenehme Gefühl in sich zu verbannen.
Ein Arzt kam zu ihr.
"Hallo, ich bin Dr. Ignaz. Ich muss ihnen leider mitteilen, das ihr Knöchel leicht angebrochen ist."
"Schön", brummte sie, "Kann ich jetzt nach Hause?"
"Wir wurden dazu angewiesen, sie wieder zu Mr. Raven zurück zu bringen, sobald wir fertig sind. Also ja."
Abigail verdrehte die Augen.
"Gut."
"Schön. Dann bekommen sie nur noch ihren Gips und man wird sie zurück bringen."
"Muss das sein?", murrte sie, "Der Gips? Geht das nicht auch so?"
Der Arzt lachte leise.
"Doch, es würde auch so gehen. Aber nur, wenn sie sich von alleine keinen Millimeter mit dem Fuß bewegen, damit es heilen kann."
"Dann ran mit dem Scheiß", knurrte sie und lehnte sich zurück.
Noch einmal lachte der Arzt. Eine halbe Stunde später wurde sie von Damons Chauffeur abgeholt und zur Villa zurück gebracht. Er half ihr auch nach oben, da Gerda ihr mitteilte, dass Damon nicht da sei. Er wolle in der Stadt übernachten, um ihr seine Anwesenheit nicht zumuten zu müsse.
Er war nicht da?! Wütend griff Abigail nach ihrem Handy und wählte Damons Nummer.
Im ersten Moment nahm er es gar nicht wahr, ging aber nach dem fünften Klingeln endlich ran.
"Was ist?"
"Vielleicht bin ich ja bereit dir diese Namenssache zu verzeihen. Aber mit Sicherheit nicht, wenn du mich alleine lässt!"
"Eine Villa mit über 20 Angestellten würde ich nicht grade allein bezeichnen", meinte er trocken und trank sein Glas leer.
"Natürlich bin ich allein, wenn ich niemanden kenne! Ich will dich sehen", gab sie, wenn auch ungern, zu.
"Du verstehst dich doch gut mit Gerda", gab er zurück und seufzte. "Ich dachte vielleicht, dass du mich eher nicht sehen willst..."
"Ja, wir verstehen uns, aber sie ist nicht du." Ihr entwich ein leises Schluchzen. "Du weißt wie sehr ich es hasse allein zu sein und hast mich mich nicht mal ins Krankenhaus begleitet..."
"Du warst sauer auf mich. Wieso sollte ich also annehmen, dass ich mitkommen sollte?", fragte er zurück und füllte sein Glas nach. "Aber wenn du es willst, komme ich zurück."
"Ja! Wir müssen reden... aber ich möchte dich dabei ansehen."
"Ist gut."
Seufzend legte er auch schon auf und fuhr zurück.
Abigail erhob sich, humpelte mit den Krücken zum Schrank und suchte sich die knappsten Klamotten raus, die sie hatte. Diese zog sie dann an, ehe sie sich zurück aufs Bett legte, ein Buch nahm und zu lesen begann.
Erst eine ganze Stunde später kam er in der Villa an. Er musste sich gut überlegen, wie er nun vorgehen würde. Es war sehr gut, dass Abigail ihn sehen wollte.

Inzwischen war sie eingeschlafen. Ganz eng zusammen gerollt lag sie da, so gut es eben mit dem Bein ging. Ganz langsam ging Damon die Stufen hinauf und atmete vor ihrem Zimmer erst einmal sehr tief durch, ehe er die Tür öffnete und hinein ging. Abigail seufzte im Schlaf leise und drehte sich auf die andere Seite. Langsam ging er zu ihr, setzte sich an den Rand des Bettes und sah sie einfach nur an. Wieder überfielen ihn die ganzen Bilder von früher und er seufzte.
Abigail drehte sich erneut unruhig um, diesmal auf den Rücken. Der Träger ihres Tops war verrutscht und eine ihrer Brüste lag frei. Damon versuchte den Blick ab zu wenden, doch es gelang ihm nicht sofort. Vorsichtig strich er einmal mit dem Zeigefinger über die Knospe.
Diese reckte sich ihm sofort entgegen und über die Lippen der Frau kam ein leises Seufzen voller Wonne. Damon konnte es sich nicht verkneifen auch ein einziges Mal mit der Zungenspitze darüber zu kitzeln, während seine Hand sich ganz um ihre Brust schloss.
Davon erwachte sie. Einen Moment sah sie ihn erschrocken an und wusste nicht, was sie empfinden sollte, aber dann legte sie beide Hände auf seinen Kopf und versuchte ihn von sich zu schieben.
Und sofort löste er sich von ihr, fluchte laut und stand auf. Mit geröteten Wangen sah sie ihn an, zerrte dann hastig ihr Top hoch und setzt sich auf.
"Darum bist du mit mir ausgegangen, nicht wahr? Eigentlich magst du mich gar nicht, willst mich aber ins Bett kriegen..."
Sein Blick war kalt, als er sie wieder ansah.
"Nur um dich ins Bett zu bekommen, bräuchte ich nicht so viel Theater machen", konterte er eisig und schnalzte missbilligend mit der Zunge. "Du wolltest das ich herkomme. Und ich kann nichts dafür, wenn dein Top so verrutscht. Ich bin halt auch nur ein Mann und bei einer so schönen Frau..."
Er ließ den Satz unvollendet.
"Was hast du dann vor?", fragte sie leise und sah ihn direkt an. "Du hast es nicht mal dementiert, als ich sagte, du würdest mich hassen."
"Warum sollte ich bei einer so lächerlichen Behauptung was dazu sagen?", erwiderte er nur tonlos.
Verdammt! Das lief im Moment gar nicht gut! Warum hatte er sich nur dazu hinreißen lassen und war wieder hier?
Ja klar, es war sein Haus, aber das war... Damon würde noch verrückt werden!
Im Kopf zählte Abigail bis zehn und atmete dann tief durch.
"Tut mir leid. Du hast mich wirklich erschreckt gerade. Und vorhin war ich so durch den Wind wegen den Schmerzen."
"Mir tut das mit eben auch sehr leid. Ich kann ja nichts dafür, das Männer diese Triebe haben", versuchte er es nun halb scherzend.
"Und mir tut es leid, dass ich so ausgerastet bin wegen deinem Namen... bestimmt findet man dich unter Matthew nirgends und du kannst mehr du sein und musst nicht den großen Geschäftsmann raushängen lassen ständig."
Sie streckte die Hand zu ihm aus. Er nickte dazu erst nur und ging wieder zu ihr.
"Sobald jemand meinen Namen erfährt, egal ob weiblich oder männlich, sehe ich nur noch die Dollarzeichen in deren Augen. Es ist nicht besonders toll, nur als Geld gesehen zu werden."
Damon setzte sich auf die Bettkante und sah sie an. Vielleicht könnte man es ja auch auf die Tour schaffen...
"Mir ist dein Geld egal", flüsterte sie und griff nach seiner Hand. "Wirklich."
Seine Finger schlossen sich um ihre.
"Das habe ich mittlerweile auch schon bemerkt. Aber da war es wegen dem Namen schon zu spät."
"Und warum hast du es mir dann nicht gesagt? Es ist mir schon ein wenig unangenehm, dass ich dich immer mit Matthew angesprochen habe... jetzt müssen mich alle für dumm halten."
Sie sah kurz zu Boden, dann wieder ihn an.
"Das wollte ich tun, wenn wir den Vertrag unterschreiben. Ganz in Ruhe. Aber plötzlich warst du so... anders."
Er sah ihr direkt in die Augen und drückte ihre Hand leicht.
"Weil ich festgestellt habe, dass ich Gefühle für dich habe. Wie sollte das dann im Job laufen? Und als ich heute Abend die Treppe runterkam und gesehen habe, wie sie dich küsste, sind bei mir alle Sicherungen durchgebrannt."
Damon runzelte die Stirn. Dass sie Gefühle hatte, machte ihm seine Rache nur noch schöner, aber es fühlte sich schon nicht mehr ganz so richtig an. Dennoch wollte er an seinem Plan fest halten.
"Du warst also eifersüchtig."
"Und wie!", rief sie aus und ihre Augen funkelten. "Sie ist wunderschön und sie kannte deinen richtigen Namen und sie hat dich geküsst!"
Damon seufzte.
"Ich war eine Weile mit ihr zusammen. Zwei Monate oder so... Aber so schön finde ich sie nun auch nicht. Ich liebe es lieber natürlich."
"Und wenn ihr nicht mehr zusammen seid, warum lädst du sie dann hierher ein? Wenn ich dabei bin... und du sonst immer offensichtlich versuchst, mich rumzukriegen?"
"Weil ich immer noch geschäftlich mit ihr in Verbindung bin."
"Okay", murmelte sie und sah ihn an. "Aber da ist wirklich nichts mehr?"
"Schon eine Ewigkeit nicht mehr", grinste er.
"Gut", flüsterte sie und lehnte sich an ihn. "Bleibst du heute Nacht bei mir?"
Damon legte einen Arm um sie. "Ich glaube, das wäre keine so gute Idee."
Mit geschlossenen Augen kuschelte sie sich an ihn.
"Warum nicht?"
"Weil ich dann mit dir schlafen möchte."
Abigail wurde rot und sah ihn von unten herauf an.
"Wirklich?"
Er nickte einfach nur.
"Und danach wäre ich dir scheißegal, hm?"
"Wenn du mir dann scheißegal wärst, würde ich wohl kaum sagen, dass ich lieber nicht die Nacht hier bleiben sollte."

Abigail zögerte kurz, doch konnte sich dann nicht mehr zurückhalten. In der nächsten Sekunde lagen ihre Lippen auf seinen.
Es überraschte ihn so sehr, das er erst zögerte, den Kuss dann aber leidenschaftlich erwiderte. Ihr entwich ein Stöhnen und sie vergrub ihre Finger in seinem dichtem Haar, um ihm ganz nah sein zu können. Damon überlegte gar nicht weiter und drückte sie sanft zurück. Seine Finger glitten über ihren Bauch hoch zu ihren schönen Brüsten. Ihr Atem wurde hastiger und sie zerrte sein Hemd hoch. Fahrig glitten ihre Hände über seinen wohl definierten Oberkörper. Nur wenige Sekunden später war ihr Top verschwunden und seine Zunge kreiste um die bereits harten Knospen.
Abigail stöhnte erregt auf und legte ihre Hände wieder auf seinen Hinterkopf, um ihn fester an sich zu drücken. Daraufhin legte er eine Hand auf ihren Bauch, zog ein paar sanfte Kreise um ihren Bauchnabel und verschwand dann mit der Hand in ihrer Hose, wo sie ebenfalls nichts drunter trug. Vorsichtig reizte er ihre Perle.
"Ah! Damon!", rief sie laut und bäumte sich ein wenig auf.
Es war sooo lange her!
Das war die reinste Musik in seinen Ohren und er grinste frech.
"Was ist?", fragte er rau und drang nun mit einen Finger in sie ein.
Sie konnte ihm gar keine Antwort geben, da sie sich auf die Lippe biss, um nicht erneut laut zu schreien. Stattdessen öffnete sie seine Hose und glitt mit der Hand hinein, um ihn zunächst zärtlich zu streicheln und dann zu umfassen.
Ein rauer Laut kam über seine Lippen, doch er hörte nicht auf sie zu fingern. Irgendwann hielt er es jedoch nicht mehr aus, nahm ihre Hand von seiner Erregung und zog ihr die Hose aus. Nun ersetzte er seine Finger durch seine Zunge.
Jetzt schrie sie doch wieder laut seinen Namen. Ihr unverletztes Bein legte sich auf seinen Rücken und sie versuchte ihn näher an sich zu ziehen.
Ein leichtes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Er hob den Kopf und sah ihr in die Augen. Damon legte sich neben sie und streichelte nun wieder ihre Brüste und die Spitzen. Atemlos erwiderte sie seinen Blick und nutzte die Gelegenheit um ihre Hand erneut an sein Geschlecht zu legen.
Wieder kam ein raue Laut von ihm.
"Du machst mich verrückt meine Schöne."
Und das war nicht einmal gelogen!
Grinsend machte sie weiter.
"Du mich auch. Ständig."
"Dabei mache ich ja nicht mal was."
Sein Grinsen wurde noch breiter.
"Ich weiß auch nicht, wie du das schaffst", murmelte sie und sah ihn schüchtern an.
Langsam ließ Damon die Hand wieder runter gleiten und reizte sie erneut.
"Mh..."
Sofort stöhnte sie wieder auf. Sie war bereit für ihn, so bereit!
"Bitte..."
"Was bitte?", fragte er heiser nach und kannte doch schon die Antwort.
Abigail konnte es nicht aussprechen, wurde stattdessen knallrot. Damon lächelte leicht und spreizte ihre Beine etwas weiter um sich dann dazwischen zu legen.
Sie schluckt aufgeregt und sah ihn intensiv an. Ihre Arme legten sich wieder um seinen Nacken. Das genügte ihm als ja. Vorsichtig drang er Stück für Stück in sie ein.
Zunächst verkrampfte sie sich ein wenig. Es war wirklich viel zu lange her und... nun ja, Damon war nicht unbedingt klein gebaut. Doch nach einigen Sekunden konnte sie sich entspannen.
Er wartete, bis ihre Verkrampfung sich löste, eher er sich dann richtig bewegte. Ein Gefühl der tiefen Genugtuung erfasste ihn bei jeden weiteren Stoß.
Abigail genoss es einfach nur und verfluchte ihren gebrochenen Fuß, durch den sie ja doch ziemlich eingeschränkt war.
Ihn störte es keineswegs. Immer wieder küsste er sie, wenn er hart in sie stieß. Und jeden dieser Küsse erwiderte sie innig. Als sie schließlich ihren Höhepunkt erreichte, schrie sie ihn sehr laut hinaus.
Was er nie gedacht hätte war, dass er mit ihr gemeinsam kommen würde und dass es ein so unglaublich befreiendes Gefühl war.
Erschöpft kuschelte sie sich hinterher in seine Arme und gähnte herzhaft. Damon legte einen Arm um sie und zog die Decke über sich und sie. Sein Blick war an die Decke geheftet. Kurz darauf war sie eingeschlafen. Damon hingegen lag noch eine halbe Ewigkeit wach, ehe er ebenfalls einschlief.  

Kapitel 7

Abigail wurde ziemlich früh wach, da es unter dem Gips wie verrückt juckte. Sie versuchte aufzustehen, ohne Damon zu wecken, doch ihre Krücken lagen zu weit vom Bett entfernt und als sie versuchte, sie aufzuheben, knallte sie der Länge nach hin.
Sofort war er hellwach und fluchte.
"Was hast du dir denn dabei gedacht?", fauchte er ungehalten, stieg aus dem Bett und hob sie hoch, um sie wieder ordentlich hin zu legen.
"Es juckt!", rief sie, "Und außerdem muss ich auf Toilette!"
Noch einmal fluchte er und trug sie dann zum Bad.
"Wegen dem Jucken kann ich dir leider nicht helfen."
"Hast du einen Stab oder so?", fragte sie.
"Einen Stab?", fragte er verständnislos und dann machte es doch noch Klick. "Ich sehe mal unten nach."
Und schon war er verschwunden.
Froh darüber, dass sie es geschafft hatte ihn aus dem Bad zu scheuchen, erledigte sie das, was getan werden musste.
Damon ließ sich absichtlich Zeit. Er wusste ja wie lange Frauen im Bad brauchten. Und da sie verletzt war, würde sie sicherlich noch ein Weilchen länger brauchen. Seufzend ging er in die Küche und suchte nach etwas geeigneten, fand jedoch leider nichts. Dabei ließ er gestern Revue passieren. Er hatte seine Rache doch schon zum Teil bekommen. Eigentlich brauchte er ihr nun nur noch zu sagen, wer er wirklich war und damit hätte sich die Sache. Doch irgendetwas hielt ihn vehement davon ab. Nur was genau?

Es war ganz schön umständlich, sich zu waschen, aber es gelang Abigail irgendwann und sie humpelte ins Zimmer zurück, wo sie endlich ihre Krücken aufhob. Mit denen war es dann schon leichter zum Bett zu kommen und erschöpft ließ sie sich darauf fallen.
Ihre Gedanken wanderten zu dem vorigen Abend und sie wurde allein beim Gedanken daran rot. Es war so schön gewesen, so schön wie nie zuvor. Und sie betete, dass er sie wirklich mochte...
Damon atmete ein paar Mal tief durch und ging dann nach oben zurück.
"Tut mir leid, ich habe leider nichts gefunden. Aber Gerda findet sicherlich etwas."
Sie setzte sich ein wenig auf und stützte sich auf ihren Unterarmen ab.
"Schon okay. Du kannst mich ja ablenken", flüsterte sie heiser.
Damon lächelte sofort.
"Und womit?"
Wortlos streckte sie die Hand zu ihm aus. Genauso still ging er zu ihr und setzte sich neben Abigail. Seine Lippen legten sich auf ihre. Sogleich entwich ihr ein leiser Seufzer und sie zog ihn auf sich. Und wieder schlief Damon mit ihr. Es war irgendwie so... anders... Aber er musste diesen Gedanken abschütteln. Zufrieden und befriedigt kuschelte sie sich an ihn und flüsterte:
"Mit dir ist es so anders..."
Dass es ihm genauso ging, sagte er ihr selbstredend nicht. Stattdessen sah er sie an.
"Inwiefern?"
"Schön", erwiderte sie knapp und sah ihn an.
"Das freut mich."
Er lächelte sie an, doch dieses Lächeln erreichte seine Augen nicht. Das sah sie und unwillkürlich zuckte sie zurück.

Damon legte eine Hand an ihren Kopf und schmiegte diesen wieder an seine Brust. Seine Gedanken wirbelten nur so umher... Irgendwie kam das Gefühle der Befriedigung noch immer nicht. Hatte er einen Punkt vergessen? Vermutlich...
Sie konnte gar nichts für die Tränen, die sich aus ihren Augen stahlen.
Er merkte die Nässe und hob ihren Kopf, damit sie ihm in die Augen sehen musste.
"Was hast du?", fragte er flüsternd.
"Ich hab eine solche Angst, dass du mir weh tust!"
Irgendetwas in ihm regte sich. Sie sah im Moment wirklich verletzlich aus und sie erinnerte ihn an sich selbst von früher. Doch er durfte kein Mitleid haben! Abigail war damals die Schlimmste von allen gewesen und das, obwohl sie jünger als er selbst war. Das durfte er niemals vergessen. Niemals!
"Warum sollte ich das tun?"
"Warum solltest du nicht?"
Sie setzte sich auf und sah ihn ausdruckslos an.
"Es gab bisher niemanden, der es nicht getan hat."
"Nach dem, was du mir erzählt hast, warst du auch nicht immer so brav gewesen. Du solltest also nicht immer nur das Schlechteste von den Menschen denken. Du hast dich doch auch geändert."
"Ja, ich weiß... aber..."
Sie seufzte und legte sich wieder hin.
"Weißt du, wenn ich nur Gutes erwarte, werde ich noch schlimmer enttäuscht am Ende."
"Und wenn du nur Schlechtes erwartest, verpasst du alles gute."
"Da magst du recht haben."
Endlich kuschelte sie sich wieder an ihn und genoss seine Wärme. Innerlich seufzte er erleichtert. Das war ja noch mal gut gegangen. Noch war nicht die Zeit gekommen, dass er sie abschoss... Er freute sich jedoch schon darauf... Oder?
"Na siehste du!", lächelte er.
"Können wir was essen? Ich hab total Hunger... hab seit... na ja, bevor ich zum Vorstellungsgespräch bin hab ich einen Müsliriegel gegessen, zählt das?"
Nun sah er sie ungläubig an.
"Wie bitte? Du hast seitdem nichts gegessen?"
Schnell war er auf den Beinen und hob sie kurzerhand mit hoch. Natürlich achtete er auf ihr Bein.
"Wir ziehen dir jetzt was Vernünftiges an und dann wird was gegessen."
"Na ja, wann denn?", murmelte sie, "Wir sind direkt losgeflogen, dann war ich eifersüchtig und dann hab ich mir den Fuß gebrochen und Ewigkeiten im Krankenhaus gesessen..."
Dann nickte sie.
"Das wäre super."

Damon seufzte und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, nachdem er sie ordentlich aufs Bett gesetzt hatte. Schnell suchte er ein Kleid und Unterwäsche für sie raus. Für ihn etwas vollkommen Normales.
"Oh... du.... du wühlst in meiner Unterwäsche. Oookay...", murmelte sie und sah verlegen weg.
Er zog eine Augenbraue hoch und sah sie grinsend an.
"Ich habe doch schon alles von dir gesehen. Und ich will dir ohne Hintergedanken helfen beim Anziehen!"
Damon betonte das Anziehen extra, damit deutlich wurde, dass er lieber immer das Gegenteil tat und das nun total gegen seine Natur war.
"Ohne Hintergedanken?", hakte sie amüsiert nach und grinste breit. "Kann ich das tatsächlich glauben?"
"Na hör mal!", empörte er sich gespielt und grinste noch viel mehr. "Als wenn ich ständig Frauen anziehen würde!"
Sie kicherte und sah ihn fröhlich an.
"Dann kann ich mich ja geehrt fühlen!"
"Oh ja, und wie. Ich habe mich bisher noch nie so um eine Frau gekümmert. Meine Mutter mal ausgeschlossen."
Er legte die Sachen neben ihr aufs Bett.
"Dann kannst du mich ja vielleicht doch leiden."
Sie zwinkerte ihm zu und griff sich das Höschen. Allerdings war das schon ziemlich schwierig anzuziehen.
"Das sage ich dir doch die ganze Zeit."
Er nahm es ihr weg, kniete sich vor sie und streifte es ihr über die Beine. Lächelnd sah sie zu ihm herunter.
"Das gefällt mir. Aber ich hab eben Zweifel, weil du mich manchmal so kalt anschaust."
"Ach, das liegt nur an meiner Vergangenheit", meinte er lächelnd.
Und es war ja nicht einmal gelogen.
"Okay", murmelte sie und streifte sich das Kleid über.
Lächelnd nickte er und half ihr beim Aufstehen.
"Soll ich dich tragen oder willst du es alleine versuchen?"
"Ich versuch es allein."
Sie nahm ihre Krücken und humpelte zur Tür.
"Hoffentlich pack´ ich die Treppe."
"Ich bin ja auch noch da zur Not."
Ganz Gentleman, öffnete er die Tür und ging die Treppe vor ihr runter, mit dem Gesicht zu ihrem. Sie brauchte wahrlich Ewigkeiten, doch schaffte es tatsächlich nach unten zu gelangen.
"Perfekt", lobte er sie und gemeinsam schafften sie es dann auch noch in die Küche, wo er ihr auf einen der Stühle half, da diese etwas höher waren. "Was möchtest du essen?"
"Puh... irgendwas! Etwas das satt macht am besten. Und keine Tomaten!"
"Magst du keine?", fragte er nach und öffnete den Kühlschrank und das Gefrierfach. "Wie wäre es mit Pizza?"
"Pizza klingt gut. Nee, die sind so glibberig."
Angewidert verzog sie ihr Gesicht.
Damon lachte leise, holte eine Pizza heraus und stellte den Ofen an. Den Angestellten hatte er heute frei gegeben.
"Keiner da?", fragte Abigail, als ihr die Stille auffiel.
"Nein, ich habe heute allen frei gegeben, da ich nicht wusste, wie du gelaunt bist. Ich dachte halt, du würdest lieber erst einmal deine Ruhe haben wollen."
"Wegen meinem Fuß oder wegen dem Sex?"
"Beides", grinste er und zwinkerte ihr zu.
Sie lachte leise.
"Also, wegen dem Fuß bin ich echt pissig, aber der Rest hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Gerne wieder."
Gespielt erstaunt zog er eine Augenbraue hoch.
"Gerne wieder?", hakte er nach und grinste dann noch mehr. "An mir soll es nicht scheitern."
"Guuut."
Sie lehnte sich nach vorne, sodass er ihr praktisch bis auf den Bauchnabel schauen konnte. Und das tat er, wobei er sich leicht über die Lippen leckte.
"Gefällt´s dir?"
"So gut, dass ich die Pizza glatt vergessen und dich hier auf dem Tisch lieben will."
Eine zarte Röte schlich sich auf ihre Wangen.
"Und mich hungern lassen?"
"Glaub mir, verhungern würdest du ganz sicher nicht."
"Ach ja? Wie willst du denn dagegen vorgehen?"
"Es gibt noch Erdbeeren und Sahne!", grinste er.
"Hm, lecker!"
Sie lächelte ihn an und setzte sich dann wieder normal hin. Damon atmete erleichtert aus und schob nun die Pizza in den vorgeheizten Ofen.
"Finde ich auch."
"Wenn ich Pizza bekommen habe, stehe ich dir vollkommen zur Verfügung."
Abigail grinste breit. Er grinste ebenfalls.
"Na dann hoffe ich doch mal, dass der Ofen schnell fertig sein wird. Ich habe nämlich plötzlich auch Hunger."
"Und ich will sie essen, damit ich dann Erdbeeren bekomme!"
"Oh, auf Pizza habe ich keinen Hunger...", murmelte er und setzte sich zu ihr.
Sofort lagen seine Lippen wieder auf ihren.

Mit einem Seufzer schlang sie die Arme um seinen Hals und erwiderte den Kuss sofort. Damon war wirklich versucht, sie einfach auf den Tisch zu heben und lange zu lieben. Lächelnd schmiegte sie sich in seine Arme. Nie hätte sie gedacht, dass er sie auch mögen könnte!
"Abby, wenn ich jetzt nicht aufhöre dich zu küssen, wird die Pizza ganz sicher verbrennen", murmelte er leise.
Pizza oder Damon? Nun, die Entscheidung fiel ihr ehrlich gesagt nicht schwer.
Sie schob ihre Hand unter sein Shirt und streichelte seine breite Brust, wobei sie ihm tief in die Augen sah.
Schnell war die Pizza vergessen.
Damon schaltete nur noch den Ofen wieder aus, trug Abigail wieder nach oben und liebte sie noch einmal. Ihr Körper war einfach atemberaubend, aber das war er schon früher gewesen. Und auch schon früher hatte er mit ihr schlafen wollen. Nun gab sie sich ihm sogar bereitwillig von alleine hin.
Lächelnd kuschelte sie sich an ihn und gab keinen Ton von sich. Stattdessen genoss sie einfach mal das unglaublich gute Gefühl, dass sie hatte. Auch wenn die Angst immer noch da war - sie musste ihm vertrauen, denn sonst würde sie nie glücklich sein mit ihm. Apropos... waren sie jetzt... na ja, in einer Beziehung? Vorsichtig schielte sie zu ihm hoch, traute sich aber nicht ihn zu fragen.
Damon behielt seine Augen geschlossen und dachte weiterhin angestrengt nach. Er wusste genau, das sie ihm soweit vertraute und auch das sie in ihn verliebt war. Er war also fast am Ziel! Und warum zum Teufel, wollte noch immer nicht die Freude über seinen Sieg aufkommen? Vielleicht ja, weil sie noch nichts davon wusste... Weil sie noch keine Ahnung hatte, dass sie den hässlichen, dicken, kleinen Damon aus der Schule vor sich hatte.
Sie hauchte einen Kuss auf seinen Hals und drückte sich fester an ihn. Aber dann knurrte ihr Magen ganz laut. Das brachte ihn wieder zu ihr zurück und Damon lachte leise.
"Wir sollten gucken, ob die Pizza noch zu gebrauchen ist. Obwohl, wir bestellen einfach was."
"Klingt gut", nickte sie und grinste. "Aber ich will auch die Erdbeeren."
"Bekommst du. Aber wir haben noch viel Zeit", zwinkerte er nun und stand auf.
Wieder half er ihr beim Anziehen, wobei es etwas erotisierend ausfiel, da er immer wieder ihre empfindlichen Stellen streifte.
Abigail genoss das total und war schon wieder scharf auf ihn. Das war ihr noch nie passiert! Er hatte etwas an sich, was sie unglaublich anzog und irgendwie gefiel ihr das.
Damon fand es einfach unglaublich, wie sie die ganze Zeit über auf ihn reagierte.
Lächelnd gingen sie kurz danach wieder runter und Damon bestellte die Pizzen. Danach half er ihr auf die große Veranda. Mit einem Seufzer lehnte sie sich auf einem der weichen Stühle zurück und hielt das Gesicht in die Sonne. Kurz tankte sie das Licht auf, dann nahm sie sich eine der riesigen Pizzen vor und begann sie zu verschlingen - anders konnte man das nicht ausdrücken.
Amüsiert sah Damon ihr dabei zu und aß langsam. Zu viel auf einmal war ja auch nicht gut und er war schon viel zu lange nicht mehr trainieren.
Bald schon war sie fertig. Sich den Bauch streichelnd lehnte sie sich zurück.
"Das war lecker!"
"Freut mich."
Er nickte ihr zu und sah dann durch den Garten. Es war angenehm warm und nicht zu heiß.
"Warum bist du so muffig?"
Fragend sah er wieder sie an.
"Bin ich doch gar nicht."
"Na gut, dann eben kurz angebunden. Du denkst über irgendwas ziemlich intensiv nach."
Ehrlich nickte Damon, doch was es war, wollte er ihr nicht sagen. Konnte es eigentlich auch gar nicht.
"Kann ich dir irgendwie helfen?"
Sie zwinkerte.
"Dazu bin ich doch als persönliche Assistentin da."
Damon musste lächeln. Sie war wirklich irgendwie... süß.
"Leider nicht, Cara. Dieses Problem muss ich alleine lösen und es hat auch nichts mit der Arbeit zu tun."
Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen.
"Cara? Mein Name ist Abigail!"
Sie schnappte ihre Krücken und stand auf. Damon seufzte frustriert, stand ebenfalls auf und trat zu ihr.
"Du kannst wohl kein italienisch. Cara heißt Liebling"
Abigail hielt inne und wurde rot.
"Liebling?"
"Soll ich lieber Geliebte sagen?"
Das Rot vertiefte sich.
"Ich bin nur überrascht."
"Worüber? Wir haben miteinander geschlafen. Da finde ich nur Abigail oder Abs doch recht kühl."
"Also... also nur wegen dem Sex?", fragte sie leise und sah zu ihm hoch.
Damon berührte sanft ihre Wange und lächelte.
"Glaubst du das wirklich? Ich bin ein Mann, meine Schöne, wir reden nicht ständig über Gefühle."
Sie holte Luft und nahm all ihren Mut zusammen.
"Dennoch möchte ich wissen, woran ich jetzt bei dir bin."
Er seufzte wieder.
"Warum müsst ihr Frauen nur immer so viel fragen?" 
Damon beugte sich zu ihr runter und küsste sie sehr zärtlich, ehe er daran dachte ihr zu antworten.
"In diesem Haus war noch keine meine Freundinnen, Cara. Reicht das?"
"Oh", murmelte sie und sah verlegen zur Seite.
"Nicht so schüchtern."
Er küsste sie erneut so zärtlich. Diesmal erwiderte sie den Kuss und zwar mit der gleichen Zärtlichkeit.
Und so dauerte es nicht lange und sie verbrachten den restlichen Tag im Bett.

Kapitel 8

Am nächsten Morgen wachte Damon bereits lange vor ihr auf, ging in die Küche hinunter und ließ von Gerda ein leckeres Frühstück vorbereiten. Als Abigail erwachte und Damon nicht da war, blieb sie kurz liegen, entschied sich aber dann dazu, das mit dem Anziehen selbst zu versuchen. Aber sie machte es sich einfach und zog sich einfach das Kleid vom Vortag über und humpelte dann die Treppe hinab.
Das Essen war schon fertig soweit und Damon befand sich bereits im Arbeitszimmer und erledigte die liegengebliebene Arbeit. In der Küche war nur Gerda.
"Guten Morgen."
Abigail lächelte sie an.
"Oh, guten Morgen, Kindchen", lächelte Gerda und stellte noch einen Teller mit Waffeln auf den Tisch. "Ich wusste nicht genau, was du magst und habe daher von allem etwas gemacht."
"Huch, das ist aber echt viel! Eigentlich trinke ich nur eine Tasse Kaffee und esse eine Schüssel Müsli, aber ich werde von allem probieren! Ich hab unglaublichen Hunger."
Sie kicherte und versuchte auf einen der Stühle zu kommen.
Sofort half Gerda ihr.
"Iss nur so viel wie du magst und dein Magen verträgt."
"Ja klar, keine Sorge."
Das tat sie dann auch und erst eine halbe Stunde später war sie satt.
"Wo ist Damon?"
Die alte Frau drehte sich zu Abigail herum und lächelte.
"In seinem Arbeitszimmer. Gestern ist ine Menge liegengeblieben. Er hatte wohl andere Sachen im Kopf", erklärte sie und grinste vielsagend.Abigails Wangen färbten sich rot.
"Na ja. Dann helf´ ich ihm mal besser."
Sie stand auf, nahm eine kleine Schüsseln mit Erdbeeren und humpelte damit ins Arbeitszimmer. Ohne Anzuklopfen trat sie ein.
Damon erschrak sich leicht, zeigte es jedoch nicht und drehte sich zu ihr herum. Schnell beendete er das Gespräch.
"Hallo Cara."
Sie humpelte zu ihm, stellte die Erdbeeren auf den Tisch und umarmte ihn.
"Guten Morgen."
Damon legte seine Arme um sie und küsste Abigail sanft. Lächelnd erwiderte sie seinen Kuss und kuschelte sich an ihn. Er sah an ihr runter und seufzte innerlich.
"Ich hab Erdbeeren für dich mitgebracht. Gerda meinte du hättest noch nicht gefrühstückt."
"Ich esse morgens selten was", gestand er lächelnd und küsste ihre Stirn.
"Aber das ist nicht gesund! Das Frühstück ist am wichtigsten."
Sie nahm eine der Erdbeeren und hielt sie ihm an den Mund.
Grinsend öffnete Damon den Mund und biss ein kleines Stück ab. Sofort beugte er sich jedoch zu ihr, legte seine Lippen auf und ihre teilte mit der Zunge ihre Lippen. Sacht ließ er das Stück in ihren Mund gleiten.
"Hey", murmelte sie, nachdem sie das Stück herunter geschluckt hatte, "Ich hab schon gegessen."
Damon lachte leise.
"Und? Willst du keinen Nachtisch?"
"Doch, darum hab ich ja keine Unterwäsche an", flüsterte sie und sah ihn unschuldig an.
"Du hast was...?", fragte er verblüfft und grinste dann schelmisch.
"Kannst gerne nachschauen."
Sie brauchte ihm ja nicht zu erzählen, dass sie es allein einfach nicht hinbekommen hatte.
Als ob er sich das zwei Mal sagen lassen würde. Ganz langsam strich er ihren Körper hinab und gelangte an ihrer Mitte an. Sein Grinsen wurde breiter als er die Hand unter den Stoff des Kleides gleiten ließ und sie reizte. Abigail kicherte und lehnte sich an ihn.
"Siehst du?"
"Nein, sehen tu ich es nicht. Noch nicht."
Damon hob sie hoch und setzte sie auf den Tisch.
"Nicht!", rief sie, "Ich wollte doch dich mal verwöhnen!"
"Du verwöhnst mich auch, wenn ich dich so berühren und spüren darf."
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schob die Unterlippe vor.
"Nie darf ich mal... ich will doch auch wissen, wie du schmeckst."
Damon konnte nicht anders und lachte leise.
"Wenn dein Bein wieder okay, Cara."
"Na gut!", brummte sie und presste ihre Oberschenkel zusammen. "Dann müssen wir aber grundsätzlich so lange warten."
"Hey, das ist jetzt aber sehr unfair!"
"Find´ ich nicht!"
"Oh doch! Aber ganz wie du willst."
Er drehte sich von ihr weg und grinste. Abigail räkelte sich auf seinem Schreibtisch und betrachtete unverhohlen seine Rückansicht.
"Du kannst wirklich ein Biest sein", murmelte er und sah über die Schulter zu ihr.
Sofort meldete sich seine untere Region wieder.
"Vielleicht spiele ich ja einfach gerne mit dem Essen?"
"Mit dem Essen?", fragte er ungläubig und schaute sie entgeistert an, ehe er in schallendes Gelächter ausbrach und ihren Mund eroberte.

Jetzt konnte sie sich nicht mehr zurückhalten und erwiderte seinen Kuss leidenschaftlich.
'Wusste ich es doch', dachte sich Damon und wurde immer leidenschaftlicher, bis er sie schließlich auf dem Schreibtisch liebte. Abigail verfluchte sich hinterher selbst, aber sie hatte es auch so sehr genossen! Lächelnd half Damon ihr beim Anziehen.
"Ja ich muss ehrlich sagen. Mein Hunger ist fürs Erste gestillt", grinste er frech.
"Gut", grinste sie, "Dann kannst du mich ja endlich mal anlernen."
Er lachte rau.
"Aber erst wenn du Unterwäsche anhast. Sonst komme ich vermutlich doch noch mal auf dumme Gedanken."
"Dabei musst du mir helfen", gab sie zu, "Ich bekomm´ es nicht auf die Reihe."
Hatte er also richtig gedacht.
"Kein Problem. Ich hole dir was und du machst es dir in meinem Stuhl bequem."
Ohne eine Antwort ab zu warten, ging er hinaus und nach oben in ihr Zimmer. Es lief wirklich super so und bald war der Punkt erreicht, wo er ihr alles sagen würde... Kurze Zeit später kam er wieder zu ihr und half ihr beim Anziehen. Liebevoll lächelte Abigail ihn an.
"Vielen Dank, Schatz."
Schatz? Es hörte sich merkwürdig, aber auch ziemlich gut, an.
"Immer wieder gerne. Obwohl ich dich ja lieber aus- statt anziehe ."
"Ich dachte du wärst erst mal satt?", grinste sie.
Dann hielt sie sich an der Tischkante fest und zog sich mit dem Stuhl an den Schreibtisch. Neugierig linste sie auf die Unterlagen, die dort ihren Platz hatten.
"Was sind meine Aufgaben?"
Er lachte leise.
"Auf dich habe ich immer Appetit, Engel."
Dann beugte er sich zu ihr.
"Hauptsächlich alles Organisatorische."
"Also Meetings vorbereiten und planen, Kundengespräche, Reisen... so was?"
"Genau. Zudem musst du mich fast überall hin begleiten. Reisen, Veranstaltungen und dergleichen."
"Klingt gut. Wie oft im Jahr bin ich dann daheim?"
"Oft genug", grinste er und strich über ihre Wange
"Also rentiert sich meine Wohnung noch?"
"Du kannst gern in mein Penthouse ziehen", schlug er lässig vor.
Sofort schüttelte sie den Kopf.
"Da lebst du doch."
"Ja und?", fragte er verwirrt. "Was ist daran so schlimm? Du bist doch eh meine Freundin!"
"Aber sollten wir uns nicht erst besser kennenlernen, ehe wir zusammen ziehen?", fragte sie verunsichert.
Damon lächelte.
"Das Penthouse ist so groß, dass wir uns nicht immer auf der Pelle hocken. Und wir werden eh sehr viel unterwegs sein. Auch wegen Aufträgen und alles. Wir werden also kaum dort sein. Du würdest dir demnach die Miete für deine Wohnung sparen."
"Ich schau es mir an und denke darüber nach, okay?"
"Okay, lass dir ruhig Zeit damit", erwiderte er leichthin.
Dann klingelte schon wieder sein Handy. Schnell ging er ran und sah sie entschuldigend an. Elisa war dran und lud ihn zu ihrem Vater ein, der an diesem Wochenende Geburtstag hatte. Mit spitzen Ohren belauschte sie das Gespräch und war gespannt, was er darauf erwidern würde. Dabei klickte sie sich ins Internet und checkte ihre Emails.
Damon sah Abigail genau an und überlegte. Eigentlich war es ja so etwas wie ein Geschäftsessen.
"Okay, wir werden kommen!", sagte er dann und legte schon auf.
"Wir?", hakte sie nach, während sie sich in eine Mail von ihrem Agenten vertiefte.
"Natürlich wir. Denkst du wirklich, ich gehe zu einer Party von dem Vater einer Ex-Geliebten? Ganz alleine? Ich möchte dich immer an meiner Seite haben, Abigail"
Zaghaft lächelte sie ihn an.
"Das ist schön. Ich dich nämlich auch."
Hastig schrieb sie ihrem Agenten ein paar Zeilen zurück und loggte sich dann aus.
"Gut, dann lasse ich eine Schneiderin kommen, wegen einen Kleid für dich."
"Was? Geht keines von den gekauften?"
Sie hatte sich die Kleidung, die er besorgt hatte, noch gar nicht angesehen.
"Nun ja, ich dachte, dass du vielleicht gerne, etwas Neues haben wollen würdest"
"Wenn du zahlst", scherzte sie.
"Alles was du willst", meinte er ernst.
Sie lachte leise und sah ihn verliebt an. Und plötzlich lagen ihr diese drei kleinen Worte auf der Zunge. Hastig schluckte sie.
Sie konnte ihm doch nicht sagen, dass sie ihn liebte!

Er fiel in ihr Lachen ein, beugte sich zu ihr und küsste sie wieder sanft. Gleich darauf rief er die Schneiderin an und bestellte sie für den Nachmittag, wo er sowieso weg musste.
"Ach ja, bevor ich es vergesse. Um 16 Uhr habe ich einen kleinen Termin. Ist es okay, wenn ich dich für ein, zwei Stunden alleine lasse?"
"Was denn für einen?", fragte sie neugierig und ging auf seine Frage nicht ein.
"Nur mit einen Anwalt", sagte er lapidar.
Abigail verstand, dass er nicht mehr sagen würde und lehnte sich zurück.
"Dann nehm´ ich in der Zeit ein Bad, wenn das mit der Schneiderin nicht so lange dauert, wie dein Termin."
"Eine gute Idee. Entspannung wird dir sicherlich gut tun."
"Ja. Und wenn du wieder kommst, kannst du mir Gesellschaft leisten", zwinkerte sie. "Kannst du mir meine Krücken geben?"
"Liebend gern."
Er reichte ihr das Verlangte und lächelte warm.
"Hast du auch Hunger?"
"Ein wenig", gestand er grinsend und ließ seinen Blick begehrlich über ihren Körper gleiten.
"Auf richtiges Essen!", rief sie und lachte.
"Ach? So etwas gibt es?", scherzte er. "Ja, ich habe wirklich Hunger."
"Wollen wir zusammen kochen?", fragte sie und strahlte ihn vor freudig an.
"Ich kann überhaupt nicht kochen", sagte Damon, nickte jedoch. "Aber versuchen können wir es sehr gerne."
"Dann bring ich es dir bei!", rief sie fröhlich und humpelte los.
"Nein, keine Chance. Ich muss nicht kochen können", grinste er und zog sie sanft an sich.
"Sicher? Frauen mögen es, wenn ein Mann ihnen auch mal was kochen kann."
"Kann ich doch. Ich kenne die meisten Nummer von Lieferanten auswendig!", grinste er.
"Wow!", rief sie und lachte.
"Genau! WOW! Und nun komme endlich. Du bist ja wirklich ziemlich lahm", neckte er sie grinsend, half ihr jedoch zur Küche.
Gerda hatte schon wieder alles aufgeräumt und war augenscheinlich dabei, einen Kuchen zu backen.
"Hi", begrüßte Abigail sie, "Wie lange brauchst du noch? Ich wollte Damon Kochen beibringen."
Gerda sah sie belustigt an.
"Da schaffst du es eher, das Schweine fliegen können:"
"Ach was", grinste die hübsche Dunkelhaarige, "Ich werde ihn schon dazu bringen."
"Na dann viel Glück!"
Die ältere Frau klopfte der Jüngeren aufmunternd auf die Schulter.
"Danke!"
Sobald Gerda gegangen war, streckte sie die Arme zu Damon aus. Wortlos überbrücke er die wenigen Zentimeter und schlang seine Arme um sie. Abigail kuschelte sich an ihn und schloss die Augen.
"Ich bin so froh, dich kennengelernt zu haben."
"Ich auch", nuschelte er mit den Lippen an ihrem Haar.
Irgendwie beschlich ihn nun ein sehr ungutes Gefühl...
Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Brust und atmete seinen wunderbaren Duft ein. Nach ein paar Minuten löste er sich aber von ihr.
"Na dann versuche jetzt mal, mir kochen beizubringen."
"Oh ja, natürlich!"
Sie lachte und öffnete einen Schrank. Sofort fielen ihr die Nudeln in den Blick.
"Nudeln! Mit einfacher Tomatensoße! Das müsste doch zu schaffen sein!"
Skeptisch sah er die Dinger in der Tüte an. "Na ja...wenn du meinst."
Abigail kicherte.
"Das ist gar nicht schwer, Schatz. Also, erst mal brauchen wir einen Topf!"
Damon zuckte die Schultern, ging zu einem Schrank und holte einen ziemlich kleinen Topf heraus.
"Damon, du bist doch bestimmt gut in Mathematik."
"Einserschüler und Jahrgangsbester", nickte er und verstand nicht, was sie wollte.
"Okay. Dann erkläre mir mal bitte, wie 500 Gramm Nudeln und zusätzlich noch etwa ein Liter Wasser darein passen sollen."
Sofort grinste er sie an.
"Du hast nicht explizit nach einen Topf für Nudeln verlangt."
"Mit deiner Intelligenz hättest du dir das auch denken können!"
Sie lachte.
"Also, wir brauchen einen größeren Topf."
"Vielleicht wollte ich dich ja einfach nur zum Lachen bringen, da ich dein Lachen liebe!", zwinkerte er vergnügt und holte den Nudeltopf heraus.
"Nein, ich glaube das war keine Absicht", grinste sie und humpelte zum Herd.
"Ganz wie du meinst", schmunzelte Damon.
Natürlich hatte er gewusst, wofür sie einen Topf gewollt hatte, aber er wollte tatsächlich ihr Lachen hören.
"Kannst du ihn mit Wasser auffüllen und herbringen? Aber nicht bis zum Rand! Nur etwa dreiviertel voll."
Sollte er ihr vielleicht sagen, dass er kochen konnte? Niemand wusste etwas davon. nicht einmal Gerda. Und Abby bemühte sich so süß, dass er entschied, es für sich zu behalten. Damon tat was sie sagte und stellte den schweren Topf auf den Herd.
"Toll machst du das", lobte sie ihn großzügig und gab Salz ins Wasser. Dann stellte sie die Herdplatte an. "Okay, während das anfängt zu kochen, können wir mit der Soße anfangen."
Sie deutete auf eine Schüssel, die mit Tomaten befüllt war.
"Die brauchen wir."
Sofort nahm er die Schüssel und sah sie fragend an. "Und jetzt?"
"Kleinschneiden!"
Abigail reichte ihm ein Brett und ein Messer und humpelte dann zum Kühlschrank.
"Und wie?" Er grinste sie an. "Halbieren? Würfeln? Scheiben?"
"Würfeln", erwiderte sie. "Aber schön, dass du nachfragst."
"Ich will mich ja als guter Schüler zeigen, damit ich auch eine Belohnung bekomme." In seine Augen funkelte das Verlangen nach ihr erneut. Ob das wohl je vergehen würde? Abigail lachte.
"Wenn wir gegessen haben und es schmeckt, dann reden wir darüber!"
"Über was?", fragte er unschuldig und grinste wieder.
Die Tomaten waren nun fertig gewürfelt.
"Über deine Belohnung!"
Sie warf ihm weiteres Gemüse hin.
"Die kann ich mir doch sicherlich aussuchen?" Erst jetzt fiel ihm etwas ein. "Wollen wir nicht lieber was ohne Tomaten machen? Die magst du doch nicht."
"Werden wir sehen", erwiderte sie leichthin und sah ihn dann überrascht an. "Daran erinnerst du dich?"
Damon nickte lächelnd.
"Natürlich. Warum sollte ich auch nicht?"
"Männer können sich so was nicht merken."
Sie grinste und sah ihn an.
"Gekocht esse ich sie."
"Verstehe", murmelte er und schnitt auch noch das andere Gemüse.
"Wird gedeutet als: Himmel, Frauen sind vielleicht seltsam!"
Er lachte leise. "Von mir aus... So falsch ist es gar nicht mal."
Während sie weiter kochten, unterhielten sie sich noch über allerlei andere Dinge. Schließlich war das Essen fertig.
Damon deckte freiwillig den Tisch und stellte das Essen auf die hingelegten Unterplatten.
"Na dann versuchen wir es einmal", grinste er, rückte ihr den Stuhl ordentlich damit sie sich gleich setzen konnte und schob ihn danach auch wieder an seinen Platz.
Er selbst setzte sich ihr gegenüber. Also der Duft war schon mal nicht schlecht, fand er selbst.
"Riecht gut!", lobte sie sofort und tat dann erst ihm, dann sich auf.
Er hatte zwar mächtig Hunger, aber er wollte erst ihr Urteil des Ganzen erfahren. Würde es ihr schmecken?
Sie nahm einen Bissen und lächelte dann.
"Und es schmeckt."
Damon stieß den zuvor angehaltenen Atem erleichtert aus und probierte dann selbst. Natürlich schmeckte es ihm. Als sie ein paar Mal nicht hingesehen hatte, hatte er noch einige andere Gewürze rein getan.
"Für den ersten Versuch gar nicht so schlecht", lobte er sich selbst.
Abigail lachte.
"Komm schon, das war nicht das erste Mal, dass du gekocht hast. Sonst wärst du nie auf die Idee gekommen diese Gewürze dran zu machen."
"Du hast es gesehen?", fragte er leicht verblüfft.
Dabei dachte er wirklich, immer genau drauf geachtet zu haben das sie weg sah.
"Ich bin eine Frau", erwiderte sie trocken, "Ich sehe alles."
"Alles?"
Damon zog eine Augenbraue hoch und dachte an die ganzen Sachen hier, die ihn eigentlich unweigerlich verraten mussten. Aber anscheinend sah sie sich nichts an, was sein Geheimnis aufdecken würde...
Sie zuckte mit den Schultern.
"Woher soll ich das wissen?"
Damon lachte.
"Du hast eben gesagt, dass du alles siehst"
"Vieles", schränkte sie ein.
"Ah, wir kommen der Sache schon näher." Er nickte und sah ihr in die Augen. "Okay, du hast gewonnen. Ich habe mich ein paar Mal an ein paar Rezepte versucht. Aber du hast so schön gelächelt und dich gefreut mir das Kochen bei zu bringen, dass ich es dir nicht sagen wollte. Ich liebe dein Lächeln einfach."
Abigails Wangen nahmen eine hauchzarte Röte an.
"Das ist süß."
Aber dann grinste sie.
"Gut, ab jetzt bekochst du mich!"
Damon zuckte die Schultern.
"Von mir aus. Aber nur wenn du schnell wieder fit wirst dadurch", zwinkerte er.
"Das hoffe ich auch", schmunzelte sie. "Will ein paar Sachen im Bett probieren."
Er zog eine Augenbraue hoch. "Im Bett? Was schwebt dir denn da vor?"
"Dinge, wofür ich zwei Beine brauche", lachte sie.
Wieder musste er lachen. Das erstaunte ihn zunehmend. Normalerweise war er niemand, der so oft lachte. Und schon gar nicht über derlei Kleinigkeiten. So langsam fing er an, echtes Interesse an ihr zu haben.
Abigails Blick wurde zärtlich, als sie ihn ansah.
"Du hast ein wunderschönes Lachen, wenn du es ehrlich meinst."
Er sah sie an.
"Ach ja? Das habe ich noch nie zu hören bekommen."
"Ich vermute auch ganz stark, dass du nie so befreit lachst."
Sie nahm seine Hand und strich mit dem Daumen drüber.
"Aber ich bin froh, dass du es bei mir tust."
Wie kam sie nur darauf? Damon konnte es einfach nicht verstehen. Abigail schien ihn genauestens zu kennen. Jedenfalls einen Teil von ihm. Und irgendwie brachte sie immer wieder eine andere Seite an ihm zum Vorschein.
"Du bist so ernst, Damon. Als hättest du Angst irgendwas falsch zu machen. Verbissen!"
"Ich habe nur gelernt, das man nur überleben kann in dieser Welt, wenn man ernst ist und nicht alles nur als Spaß ansieht."
Sie schüttelte den Kopf.
"Das stimmt nicht. Klar, man sollte nicht alles auf die leichte Schulter nehmen, aber immer ernst zu sein, macht auch keinen Sinn."
"Bei mir schon. Ich habe sehr früh gelernt, dass es nichts bringt, wenn man all zu nett ist und auch mal was riskiert. Ich liebe mein Leben wie es ist. Und ich brauche keinen weiteren Spaß oder dergleichen. Das ist nur Zeitverschwendung."
"Bin ich auch nur Zeitverschwendung?", fragte sie leise.
Abigail wusste ja, dass sie ihn vom Arbeiten abhielt, aber eigentlich hatte sie das bisher als positiv gefunden. Denn wenn Damon so weiterarbeitete, würde er mit vierzig an einem Herzinfarkt sterben.
Er schüttelte ehrlich den Kopf. Zeitverschwendung war es ganz sicher nicht.
"Nein, du bist weitaus mehr als nur Zeit. Du bist etwas Besonderes."
Sie glaubte ihm kein Wort, sagte aber nichts mehr. Stattdessen ließ sie seine Hand los und aß weiter.
Schweigend sah er ihr dabei zu, schob aber nach ein paar Minuten den Teller weg und stand auf.
"Ich muss noch ein wenig telefonieren. Sag Bescheid wenn du fertig bist. Ich werde dann abwaschen."
Damit verließ er die Küche und ging ins Arbeitszimmer.
Durch seine Stimmungsschwankung irritiert, aß sie auch fertig, stand dann auf und überlegte, wie sie die Teller alle zur Spüle bringen konnte, ohne dass etwas zu Bruch ging. Stören würde sie ihn garantiert nicht.

Kapitel 9

Obwohl Damon wirklich vorhatte, sich ganz und gar auf die Arbeit zu konzentrieren, wollte es ihm einfach nicht gelingen.
Irgendwie bekam Abigail es hin, die Küche aufzuräumen. Na gut, okay, Gerda kam und half ihr.
Danach ging sie hinaus und legte sich in die Sonne, um ein wenig braun zu werden. Dabei schlief sie ein.
Dass sie sich vor sein Fenster legte, wusste sie wohl nicht. Damon sah erher zufällig nah draußen und bemerkte ihren halbnackten Körper. Sofort durchflutete ihn wieder die Erregung siedend heiß. Verdammtes Weib!
Seufzend reckte sie sich den Sonnenstrahlen entgegen. Ihre Träume handelten von Damon und sie waren verdammt erotisch.
Er konnte seinen Blick kaum von ihren Körper wenden. Immer wieder sah er mal aus dem Fenster.
Als sie eine Stunde später wieder wach wurde, hatte sie einen schönen Sonnenbrand. Sie war die ausländische Sonne eben nicht gewohnt.
Abigail stand schwerfällig auf und humpelte hinein. In der Küche trank sie ein großes Glas Wasser und sah dann hinaus.
Toll. Was sollte sie den Rest des Tages machen?
Damon seinerseits war heilfroh ,dass er sie nicht mehr so sehen musste. Sicherlich war sie in ihr Zimmer gegangen, dachte er sich und ging in die Küche. Als er sie sah, konnte er nicht anders als sie anzustarren.
Abigail lächelte ihn an, als sie ihn bemerkte.
"Hey, fertig telefoniert?"
Damon erwiderte ihr Lächeln nur leicht, schüttelte den Kopf und ging weiter zu ihr, um sie kurz zu küssen. "Ich war etwas, nun ja, abgelenkt."
"Wovon denn?", fragte sie ahnungslos.
"Von dir, du verführerische Sirene."
Abigail lachte.
"Was hab ich denn gemacht?"
"Dich halbnackt vor mein Fenster gelegt und in der Sonne gereckelt", meinte er ungerührt.
"Oh, das tut mir leid!", entschuldigte sie sich sofort.
Daraufhin lachte er abermals. Nur Abigail konnte sich wegen so etwas entschuldigen. Es gehörte ganz einfach zu ihr, dachte er amüsiert.
Noch einmal küsste er sie. Dieses mal jedoch voller Verlangen und heißer Leidenschaft. Mit einem leisen Seufzer erwiderte sie seinen Kuss, schmiegte ihren Körper an seinen. Daraufhin hob er sie vorsichtig hoch und ging mit ihr zur Treppe.
"Ich will dich!", raunte er ihr zu.
"Schon wieder?", kicherte sie, "Ich bin bestimmt schon wund."
Damon blieb auf der Stelle stehen und sah sie besorgt an. Sie erwiderte seinen Blick zärtlich.
"Das war ein Spaß. Es geht mir gut."
"Okay...", murmelte er nur und setzte seinen Weg fort.
Oben angekommen ging er nicht in ihres sondern in sein eigenes Zimmer und legte sie aufs Bett. Die Tür fiel von alleine ins Schloss und die beiden waren vollkommen alleine. Zärtlich begann er ihren Hals und den Brustansatz zu küssen. Lächelnd vergrub sie ihre Hände in seinem vollen Haar. Ihr Herz verfiel in einen wilden Rhythmus und sie hatte das Gefühl, vor Glück platzen zu können.

Damon liebte sie lange und sehr leidenschaftlich. Er hatte immer mehr das Gefühl, dass ihm die ganze Geschichte über den Kopf wachsen würde, doch er verdrängte es so gut es ging. Als sie später aneinander gekuschelt da lagen, konnte Abigail sich nicht mehr länger zurückhalten. Das Gesicht an seine Brust gedrückt nuschelte sie:
"Ich liebe dich."
Damon versteifte sich leicht und ließ auch seine Hand auf ihren Rücken ruhen.
"Ich dich auch...", flüsterte er und seine Stimme klang tatsächlich ernst und nicht unruhig.
Sie lächelte und hob ihren Blick. Ihr Herz schlug Purzelbäume und ein irres Glücksgefühl breitete sich in ihr aus.
Mit der Antwort hatte sie absolut nicht gerechnet!

In seinen Inneren sah es ganz anders aus. Sein Magen krampfte sich zusammen, als er sie so glücklich sah und sein Kopf sagte ihm, dass er damit zu weit gegangen war.
"Wie spät ist es?", fragte sie einige Augenblicke später leise. "Du hast um vier doch einen Termin und die Schneiderin wollte kommen..."
Damon sah auf die Uhr und fluchte sofort.
"Scheiße! Es ist kurz vor vier!"
Er sprang hastig auf, hob seine Sachen auf und streifte sie sich schnell über. Abigail seufzte, stand auch auf und bemühte sich auch sich anzuziehen.
"Warte, ich helfe dir."
Rasch suchte er ihre Sachen zusammen und half ihr dann dabei. 
"Den Rest schaffst du bestimmt alleine und Gerda hilft auch noch. ich muss sofort los."
Damon küsste sie flüchtig auf die Wange und war dann auch schon verschwunden. Mit seinen Auto brauchte er zwar nicht mehr als zehn Minuten bis zur Stadt, aber er war ohnehin schon ziemlich spät dran.
Sie sah ihm nach und fuhr sich dann durch die Haare. Himmel, sie würde ihn vermissen, während er weg war, das wusste sie jetzt schon.
Trotzdem humpelte sie runter und begrüßte die Schneiderin. Diese nahm ihre Maße und sprach mit ihr über Stoff und Schnitt und verschwand dann wieder.
Das alles hatte keine Stunde gedauert und Damon hatte ja gesagt, er wäre mindestens zwei weg. Also ging sie, wie angekündigt, in die Wanne. Gerda half ihr beim Ausziehen, wofür sie sich ziemlich schämte, aber es ging einfach nicht anders.
Kurz darauf lag sie im warmen Wasser, das kaputte Bein hing über dem Wannenrand und sie vertiefte sich in ein Buch.
Wie er es schon geahnt hatte, kam er selbstredend ein wenig zu spät. Gott sei Dank hatte sein Termin damit keinerlei Probleme und so konnte es los gehen.
Immer wieder sah er auf die Uhr und dachte ständig nur an Abigail. 'Was sie wohl macht', ging es ihm durch den Kopf und er lächelte leicht. Er fühlte sich einfach wohl in ihrer Nähe und er liebte die kleinen Gespräche und Neckerein zwischen ihnen. Ganz allgemein liebte er alles, was mit ihr zu tun hatte. Er liebte ... Erschrocken über seine Gedanken versuchte er sich wieder zu konzentrieren.
Auch Abigails Blick wanderte immer wieder zur Uhr. Sie verzehrte sich so sehr nach Damon, dass es beinahe schon weh tat.  Nie hätte sie gedacht, dass sie so heftige Gefühle für jemanden entwickeln konnte...

Erst nach guten drei Stunden war Damon endlich fertig und der Vertrag war unterschrieben. Lächelnd stießen sie auf den Erfolg an und Damon verabschiedete sich kurz darauf wieder. Er hatte Abigail tatsächlich sehr vermisst...
Inzwischen war sie eingeschlafen. Ihr Kopf ruhte friedlich am Wannenrand und sie wachte nicht mal durch das inzwischen eiskalte Wasser auf.
Damon fuhr mit rasanten Tempo zurück und lief beschwingt die Treppe hinauf in ihr Zimmer.
"Abigail?", fragte er laut als er niemanden im Zimmer vorfand.
Gerda kam ebenfalls hinein und lächelte ihn gut mütterlich an.
"Sie ist in der Wanne", erklärte sie.
Sofort stürmte er ins Bad und fand sie so schlafend vor.  Ein sanfter Ausdruck legte sich auf sein Gesicht und er ging in die Hocke vor ihr.
"Wach auf, Engel."
Sobald seine Stimme ertönte, wandte ihr Gesicht sich ihm mit einem leisen Seufzer zu. Doch sie schlief noch immer. Die letzten Tage hatten ziemlich an ihren Kräften gezerrt.
Sanft strich er über ihre Wange. Ja, sie war wirklich anders als früher und seine Rache löste sich beinahe von selbst auf. Doch das er sie so hintergangen hatte, konnte er nicht auslöschen. Er müsste es ihr bald erklären, denn er hatte vorhin erkannt, dass er sich wirklich in sie verliebt hatte. Aber nicht erst seit jetzt! Er war schon immer in sie verliebt gewesen.
"Wach auf Schlafmütze!"
"Mag nicht", nuschelte sie, noch immer im Dämmerzustand.
Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen.
"Wenn du nicht aus der Wanne kommst, muss ich den leckeren Kuchen leider ganz alleine essen."
Endlich schlug sie die Augen auf.
"Hab schon viel zu viel gegessen heute. Muss ja morgen in das Kleid passen."
"Wirst du auch so. Aber das Wasser ist eiskalt und wenn du weiter hier schläfst, wirst du nicht in das Kleid passen, da du im Bett bleibst."
Abigail streckte die Arme zu ihm aus.
"Hilfst du mir?"
"Natürlich."
Lächelnd hob er sie aus dem kalten Wasser und drückte sie fest an sich. Wie leicht sie doch war! Und wie perfekt sie in seine Arme passte. Er trug sie ins Schlafzimmer und setzte sie aufs Bett, ehe er ihr auch noch ein Handtuch holte.
"Wie lief der Termin?", fragte sie, während er sie abtrocknete.
"Ziemlich gut. Ich habe vorhin wieder einmal knappe 150 Mille gemacht."
Ihr blieb die Luft weg. So viel Geld! Ach du Scheiße... Damon musterte sie.
"Was hast du?", fragte er neugierig und setzte sich zu ihr. "´Nen bisschen wenig, was?"
"Wenig?", krächzte sie und sah ihn ungläubig an.
Er nickte ernst.
"Es ist nicht alles ganz so gelaufen, wie geplant. Einen Teil der kaputten Firma konnte nicht gerettet werden und so sind es rund 100 weniger als vorgesehen."
"Dass du so leichtfertig über so riesige Summen sprichst", murmelte sie und legte den Kopf an seine Schulter.
Damon lachte kurz.
"Für mich sind es nur kleine. Alleine mein eigenes Konto weißt eine neunstellige Zahl auf."
"Schlechter Zeitpunkt, um dir zu sagen, dass ich über das Zusammenziehen nachgedacht habe, oder?", nuschelte sie und versuchte rauszukriegen, was sie gerade empfand.
"Und wie hast du dich entschieden?"
"Ich hatte gerade so eine Sehnsucht nach dir, als du weg warst", flüsterte sie, "Und ich will nicht nur an der Arbeit sehen..."
"Ich habe dich auch sehr vermisst", gestand er ehrlich und war selbst davon überrascht.
Doch was würde geschehen, wenn sie die Wahrheit kannte? Würden ihre Gefühle stark genug dafür sein um bei ihm zu bleiben?
Lächelnd legte sie die Arme um seine Hüfte.
"Hattest du nicht was von Kuchen gesagt?"
Er nickte.
"Ich hole ihn von unten."
Sanft löste er sich wieder von ihr, küsste sie kurz aber sehr zärtlich und verschwand aus dem Zimmer. Abigail ließ sich auf das weiche Bett zurück sinken und seufzte leise.
Mann, ihr fehlte es rauszugehen und eine Runde zu joggen. Ihre Gedanken fuhren Karussell und meist half ihr das Laufen dabei, ein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen...
In der Küche, stellte sich Damon einen Moment ans Fenster und sah raus. Was ging nur in ihm vor? Die ganze Zeit hatte er alles unter Kontrolle gehalten, doch was war jetzt? Er konnte sich kaum auf die Arbeit konzentrieren und würde lieber seine Zeit mit Abigail verbringen. Natürlich auch im Bett. So wie bei ihr hatte er sich noch nie gefühlt. Sein Verlangen nach ihr wurde immer stärker, als dass es sinken würde. Niemals würde Damon genug von ihr bekommen, da war er sich sicher.

Ob es eine gute Idee war, einfach auf ihn zu warten? Besser wäre es, wenn sie runtergehen würde. Dann würden sie wenigstens nicht die verbleibenden Stunden des Tages im Bett verbringen...
Vor allem kam er einfach nicht wieder!
Entschlossen stand sie auf, zog sich einen Morgenmantel über und humpelte hinunter.
Den Kuchen hatte Damon mittlerweile vollkommen vergessen. Seine Gedanken kreisten unaufhörlich nur über die eine Sache und er wusste wirklich nicht weiter. Das war ihm schon so lange nicht mehr passiert.
Abigail fand ihn in der Küche.
"Damon?"
Erschrocken drehte er sich zu ihr.
"Was ist?"
"Ist alles okay? Du bist nicht wiedergekommen..."
"Ich war nur am nachdenken", erwiderte er ehrlich und seufzte. "Entschuldige bitte."
"Ist dir das alles auch zu heftig?", flüsterte sie sehr leise und wich seinem Blick aus.
"Zu heftig?", fragte er verständnislos.
Was empfand sie denn als zu heftig?
"Wir kennen uns kaum", murmelte Abigail und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. "Und dennoch liebe ich dich bereits. Dennoch bin ich bereit alles zu geben, damit du dich gut fühlst und ich will dich glücklich machen..."
Er ging zu ihr und zog sie an sich.
"Du machst mich auch glücklich, wenn du nicht alles tun würdest."
"Aber du vertraust mir nicht", murmelte sie und schmiegte sich an ihn.
"Ich vertraue dir, Abigail."
Sie schüttelte den Kopf.
"Ist egal jetzt. Wo ist der Kuchen?"
Er schüttelte den Kopf.
"Es ist nicht egal. Ich vertraue dir wirklich."
'Nur mir nicht', dachte er dazu.
"Wenn du das sagst..."
Dann lächelte sie, um das Thema erneut zu wechseln.
"Das Kleid wird klasse!"
"Abigail! Wieso wechselst du das Thema immer wieder?"
Er hob ihr Kinn an und küsste sie kurz. Sie seufzte schwer.
"Du hast ein ziemlich großes Geheimnis vor mir."
"Woher willst du das wissen?"
"Du schweifst oft mit deinen Gedanken ab und schaust mich dabei irgendwie komisch an... deine Finger klopfen dabei immer auf irgendwas herum."
Verdammt! Er hätte sich selbst dafür ohrfeigen können, dass er nicht mehr auf sich aufgepasst hatte.
"Das bildest du dir ein."
Damon seufzte leise und ging zum Tisch wo der Kuchen stand. Nachdem sie etwas getrunken hatte, stellte sie das Glas weg und schloss kurz die Augen. Dann schnappte sie ihre Krücken.
"Ich lese noch ein wenig."
So schnell sie konnte lief sie in ihr Zimmer.
Doch als sie oben ankam, hatte sie schon keine Lust mehr dazu und begann unruhig umher zu gehen.
Warum machte sie nur immer alles kaputt!
Wütend warf sie ihr Buch gegen das Fenster.

Beunruhigt sah er ihr nach. Auch wenn er diese leichten Gefühle hatte, durfte er einfach nicht nachgeben. Ehe er was Dummes tun konnte, verließ er das Haus und ging in den Garten. Er zog sich Hose und Hemd aus und sprang in den Pool.
Abigail war so sauer auf sich selbst! Und ihr verfluchtes Gefühlschaos nervte sie!
Es vergingen einige Stunden, in denen sie hauptsächlich wütend vor sich her starrte.
So langsam wurde es Abend und Gerda hatte das Abendessen bald fertig Damon ging in sein Zimmer hoch, duschte ausgiebig, eiskalt, und zog sich wieder an. Dieses Mal jedoch sehr leger.
Inzwischen lag Abigail zusammengerollt unter ihrer Decke. Ihre Augen waren rot von ungeweinten Tränen und sie zitterte leicht.
Gerda ging zu dem Mädchen hoch und klopfte.
"Abiail, das Essen ist fertig."
"Ich hab keinen Hunger", gab sie leise zur Antwort und drehte sich auf den Rücken.
Das alles machte ihr so Angst...
Gerda öffnete die Tür und trat ein.
"Du musst aber was essen, Kindchen."
Doch Abigail schüttelte nur den Kopf und zog das Kissen darüber.
"Ich möchte nicht."
Die ältere Frau setzte sich zu ihr aufs Bett.
"Was beschäftigt dich?"
Zunächst zögerte sie, doch dann platzte es aus ihr heraus.
"Damon!"
Es überraschte die Ältere keineswegs, dass er das Problem darstellte.
"Was ist mit ihm?"
"Ach, keine Ahnung... er vertraut mir nicht, ich liebe ihn schon jetzt und..."
Sie zuckte mit den Schultern.
"Es ist mir gerade zu viel."
"Ich weiß genau, was du meinst."
"Ich mag jetzt einfach nur schlafen, okay?"
Gerda nickte verständnisvoll, erhob sich und ging zur Tür.
"Ich kann dir nur sagen, das Damon es wirklich nicht leicht hatte früher, daher verschließt er sich oft. Aber ich habe ihn noch nie so fröhlich wie in deiner Gegenwart gesehen", meinte sie an der Tür und verschwand dann.
Jetzt begann Abigail zu weinen und presste ihr Gesicht in ihr Kissen. Erst Stunden später fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
Damon aß alleine und nicht wirklich viel. Sofort danach fuhr er in die Stadt um sich ein wenig ab zu lenken. Eine seiner alten Liebschaften war zufällig in der nähe und er blieb die Nacht bei ihr

Am nächsten Morgen ging Abigail in Damons Schlafzimmer, doch er war nicht da. War er schon wieder bei der Arbeit? Aber auch im Büro war er nicht... Also humpelte sie runter und sah sich dort um.
Gegen Zehn Uhr kam er nach Hause und ging durch den Hintereingang ins Haus.
Abigails Hände zitterten und sie humpelte wieder nach oben. Er sah sie als er grade zur Treppe wollte. Schnell blieb er stehen bis er sicher war, dass sie in ihrem Zimmer war. Dann eilte er hinauf und in sein eigenes Zimmer. Aber sie hatte ihn gehört und trat sofort zurück auf den Flur, als er gerade in dem Raum verschwinden wollte.
"Damon?"
Kurz zögerte sie, ehe sie flüsterte:
"Wo warst du?"
"In der Stadt", meinte er nur ausweichend und sah sie ungerührt an. "Wolltest du was Bestimmtes?"
Sie zuckte zurück und sah ihn mit großen Augen an, welche sich langsam mit Tränen füllten.
Er stieß sie wieder von sich...
Genervt seufzte er, ging zu ihr und nahm sie in den Arm. "Entschuldige."
Zuerst wollte sie ihn von sich schieben, doch dann erstarrte sie für einen Augenblick, als sie den Geruch wahrnahm, der von ihm ausging. Sofort zog sie ihn näher an sich und... entdeckte Lippenstift auf seiner Wange!
Jetzt stieß sie ihn wirklich weg.
"Du warst bei einer anderen!"
"Abby...", begann er und wusste nicht wirklich, was er sagen sollte.
Damon zuckte die Achseln.
"Ich war mit einen Kumpel essen und dabei haben wir Elisa getroffen und begrüßt."
"Darum riechst du so stark nach ihr?"
"Wir haben den Abend halt zusammen verbrach. Und dann habe ich im Hotel geschlafen"
"Warum hast du mir nicht Bescheid gesagt?"
Doch das konnte sie sich eigentlich schon selbst beantworten. Sie bedeutete ihm nichts. Auch wenn er das behauptete... und sie glaubte ihm kein Wort.
"Weil wir im Streit auseinander gegangen sind und ich dir keine Rechenschaft schuldig bin!", erwiderte er nun kühl und verschränkte die Arme vor der Brust.
Er musste unbedingt auf Abstand gehen.
"Als deine Freundin habe ich ein Recht darauf zu erfahren, wo du bist! Vor allem..."
Sie schluckte.
"Wenn du mit anderen Frauen unterwegs bist und... du hattest was mit ihr, nicht wahr?"
Wieder verdrehte er die Augen.
"Ich hatte nichts mit ihr! "
"Wenn du mich anlügst, Damon, dann bin ich schneller weg, als du gucken kannst", flüsterte sie und drehte sich weg.
"Ich lüge dich aber nicht an!"
Und das tat er wirklich nicht. Zwar war er die Nacht über bei Elisa gewesen, aber es war nichts gelaufen.
"Ich weiß nicht, ob ich dir das glauben kann", murmelte sie, "Immerhin wolltest du dich an mir vorbei schleichen..."
"Weil ich genau wusste, wie du reagieren würdest", sagte er seufzend.
Abigail setzte gerade zu einer Antwort an, als es klingelte.
"Abigail!", ertönte Gerdas Stimme von unten, "Die Schneiderin ist mit deinem Kleid da."
"Das brauch ich nicht mehr", murmelte sie und verschwand in ihrem Zimmer.
'Das war ja mal wieder so klar gewesen', dachte Damon und ging ihr nach.
Lässig lehnte er sich in den Türrahmen.
"Kannst du mir auch mal sagen, warum du es nicht mehr brauchst?"
"Weil ich nicht mit dir weggehen werde", erwiderte sie und bemühte sich, ihre Stimme unbeschwert klingen zu lassen. "Scheint dir ja mehr Spaß alleine zu machen."
Wieder seufzte er. Warum mussten Frauen eigentlich immer gleich so angepisst sein?
"Und wann habe ich das gesagt?", fragte er ruhig nach.
"Du hast es gezeigt."
Sie lächelte zuckersüß.
"Aber ist okay. In New York werde ich auch wieder meinen Spaß haben."
"Ist das dein Ernst?", fragte er wieder ruhig, dieses Mal aber gefährlich ruhig. Alle wussten, das er nun sauer war, nur Abby konnte es ja nicht wissen.
"Ich lass mich nicht von dir verarschen, Damon", erwiderte sie leise und sah ihn fest an. "Das hab ich oft genug durchmachen müssen."
Natürlich hätte er jetzt gerne gesagt, dass er sie nicht verarschen würde, aber er tat es ja! Nichtsdestotrotz konnte sie so ganz sicher nicht mit ihm reden!
"Dein letztes Wort?"
"Wenn du mich nicht davon überzeugst, dass du mich liebst, dann ja."

Kapitel 10

"Erpressen lasse ich mich ganz sicher niemals von einer Frau, Abigail", meinte er nun richtig kühl und sah sie an. "Jetzt weiß ich wieder, warum ich nie was Festes wollte. Man wird verwundbar..." Er drehte sich rum und ging einen Schritt raus. "Wenn du doch noch mitkommen willst, werde ich bis kurz nach acht auf dich draußen warten. Wenn nicht, fahr ich alleine und werde auch so Spaß haben."
Dann ging er endgültig.
Abigail sah ihm verbissen nach. Ganz sicher würde sie nicht mitgehen... wozu auch? Um diesen sengenden Schmerz der Eifersucht zu verspüren, wenn immer er mit Elisa sprach oder sie gar anschaute?
Außerdem hatte sie kein Kleid.
Und sie würde...
Ach verflucht! Sie liebte ihn und sie würde perfekt aussehen, sodass er nur Augen für sie haben würde!
Pünktlich um acht war Damon fertig und ging nach draußen. Seinen Wagen hatte er schon vor dem Duschen vorgefahren und lehnte sich nun entspannt dagegen. Sie würde ganz sicher mitkommen!
Immer wieder schaute Damon auf die Uhr und wurde langsam wieder wütend. Wenn sie ihn wirklich versetzte, war´s das definitiv!

Zum Glück hatte Gerda das Kleid entgegen genommen und es saß perfekt. Es zeigte viel von ihrem Dekolletee, der Rücken war größtenteils frei. Aber es wirkte kein bisschen nuttig, es sah sexy, aber dennoch elegant aus. Es ging bis zum Boden, womit ihr Gips verdeckt war und sie entschied auf die Krücken zu verzichten. Auch geschminkt war sie perfekt.
Leider dauerte etwas länger die Treppe herunter zu gehen.
Schließlich kam sie unten an, ging raus und setzte sich ohne ihn auch nur anzuschauen in das Auto.
Innerlich grinste er, Äußerlich blieb er gelassen und setzte sich ebenfalls rein. Ohne sich an zu schnallen fuhr er auch schon los. Die Fahrt über schwiegen beide.
Als sie ankamen, stieg Abigail sofort aus, flüsterte vorher aber noch:
"Schaut sie dich einmal mit einem Blick an, der mir nicht gefällt, kratz ich ihr die Augen aus."
Er grinste nun.
"Von mir aus. Sie ist mir egal..."
Er steig ebenfalls aus und ergriff sofort ihre Taille als er neben ihr stand. Gemeinsam gingen sie rein. Seine Berührung brannte auf ihrer Haut, aber wieder sagte sie kein Wort.
Freundlich wurden sie begrüßt und Damon stellte sie als seine Freundin vor. Der alte Mann, Elisas Vater, musterte sie lächelnd und nickte dann.
"Wirklich eine gute Wahl, mein Lieber."
Innerlich kochte Abigail vor Wut. Freundin. Als ob! Er hatte sie bisher nicht einmal angesehen. Damon plauderte ein wenig mit ihm und hielt Abigail fest an sich gedrückt. Auch als Elisa kam und ihn mit einen Kuss auf die Wange begrüßte, verhielt er sich so. Doch Elisa würdigte die Andere nur einen kurzen abfälligen Blick und widmete sich dann voll und ganz dem Flirten mit Damon.

Sobald Abigail dieses... Weibsstück sah, wurde sie wütend und je länger diese Tusse mit Damon - ihrem Mann! - flirtete, desto mehr staute sich die Wut in ihr. Nach etwa einer halben Stunde begann sie sogar zu beben.
Damon registrierte es mit einiger Genugtuung. Endlich hatte er sie wirklich soweit... Aber noch immer fühlte es sich nicht besser an...
"Ach, Damon mein Lieber", zwitscherte Elisa nun und sah Abigail dabei an. "Vater hat mir ein altes Foto von dir aus der Schulzeit gezeigt. Ich habe es grade zufällig bei mir."
Auch dazu sagte die Dunkelhaarige nichts. Ruhig wartete sie ab, bis sie der Nutte ihre Extensions ausreißen konnte. Damon seinerseits verkrampfte sich etwas.
"Es wäre wirklich nett, wenn du dieses Foto einfach vernichten würdest. Vergangenheit ist Vergangenheit. Und somit gehört sie nicht hierher", erwiderte er eisig.
"Damon, ich muss zur Toilette", funkte sie endlich dazwischen.
Er nickte und nahm ihre Hand.
"Ich zeige dir wo es ist...." Dann sah er kurz zu Elisa. "Entschuldige uns bitte."
Ohne noch etwas zu sagen, drehte er sich mit Abby um und ging in den Flur. Schweigend humpelte sie mit ihm und wünschte sich, sie wäre nicht so dumm gewesen mit herzukommen.
Vor einer schwarzen Tür mit goldenem Griff blieb er stehen und öffnete diese. Er ging gemeinsam mit Abigail rein, schloss die Tür ab und lehnte sich dagegen.
"Willst du mir jetzt zuschauen oder wie?", fragte sie kühl.
"Gehen und dich ihren Lügen aussetzen werde ich sicherlich nicht."
Entschlossen sah er zur Seite und schloss die Augen.
"Sorry, aber ich hab keine Ahnung wovon du sprichst."
"Brauchst du auch nicht zu wissen", meinte er nur kühl und verschränkte die Arme vor der Brust
Abigail lächelte kühl.
"Und da wären wir wieder. Brauche ich nicht zu wissen. Natürlich brauche ich das nicht, immerhin bin ich nur eine Sexpuppe, die gedacht hat, sie würde dem schwerreichen Damon, der wirklich jede bekommen kann, etwas bedeuten. Wie konnte ich nur so dumm sein..."
Damon sah nun doch wieder zu ihr.
"Jetzt machst du dich aber wirklich lächerlich Abigail. Wenn du mir nichts bedeuten würdest, wärst du nicht an meiner Seite hier. Und schon gar nicht als meine Freundin. Ich würde dich auch ganz anders behandeln. Und eine Sexpuppe bist du schon mal gar nicht."
"Irgendwas ist mit dir los, aber du vertraust mir nicht genug es zu erzählen und das tut verdammt weh", murmelte sie.
Wenn sie wüsste, was es genau war, dann würde es ihr sicherlich noch viel mehr weh tun... In diesem Moment beschloss Damon es ihr niemals zu sagen und für immer ein Geheimnis daraus zu machen...
"Du weißt genau, dass ich es nicht so mit Worten und Gefühlen habe."
Abigail seufzte und sah ihn müde an.
"Ich mag nicht mehr streiten."
"Ich habe nicht damit angefangen", meinte er nur schulterzuckend und sah sie eindringlich an.
Dann wandte er den Blick abermals ab. Er konnte ihr nicht mal in die Augen schauen...
"Lass mich bitte allein. Ich muss wirklich."
Damon seufzte und ging dann tatsächlich raus.
"Aber beeil´ dich!", meinte er noch, ehe er die Tür von außen schloss.
Ach, wollte er jetzt auch noch über ihre Toilettenzeiten bestimmen? Sie ließ sich extra viel Zeit. In dieser Zeit hatte sich natürlich wieder Elisa zu ihm gesellt, mit ihrem Vater allerdings. Die beiden Männer redeten übers Geschäft und Elisa stand sehr dicht neben Damon.
Eine halbe Stunde später verließ Abigail das Bad und blieb stumm stehen, als sie die drei Personen sah.
Warum eigentlich sollte sie die ganze Zeit bei ihm stehen? Sie konnte doch wohl auch Kontakte knüpfen... schwerfällig lief sie los, entfernte sich von denen, warf aber immer mal wieder Blicke hin.
Damon sah ihr nur sehr kurz hinterher.
Die Leute begegneten ihr mit feindseligen Blicken und so lief sie einfach nur in den großen Garten, wo sie sich weit ab auf einer Gartenbank niederließ.
Nach einer Weile machte sich Damon schon ein wenig Sorgen, dachte allerdings nicht daran, ihr hinterher zu gehen. Doch plötzlich war Elisa auch nicht mehr zu sehen und seine Gedanken überschlugen sich. Hoffentlich waren die beiden nicht allein.
Doch genau dies geschah...
Elisa hatte gesehen wie Abigail nach draußen gegangen war und ging ihr nun nach. In der Hand hielt sie das Foto, welches Damon von früher zeigte. Ungefähr zu der Zeit, wo Damon und Abby sich das erste Mal kennengelernt hatten.
"Es ist wirklich schön hier draußen", flötete Elisa, nachdem sie die andere endlich gefunden hatte.
Ohne zu fragen setzte sie sich daneben.
"Hier kann man zumindest Leuten entkommen, die man nicht sehen will", erwiderte sie kühl.
"Oh, wie bissig du doch sein kannst. Ich habe ja echt keine Ahnung, was Damon an dir so toll findet. Du hast ´nen fetten Arsch und hast keine Ahnung wie man sich in unseren Kreisen bewegen muss." Elisa legte das Foto neben sich. "Aber so wie Damon früher aussah, wundert es mich nicht, dass er sich nun mit solchen Pöbel rum schlägt."
Abigails Augen funkelten wütend.
"Komm mal runter, Schlampe. Als könntest du irgendwas anderes als dümmlich lächelnd in der Gegend rumzustehen. Vermutlich weißt du nicht mal, wie man "Pöbel" buchstabiert." Sie stand auf. "Und glaub mir, ich seh´ um einiges besser aus als du."
Doch in ihrem Kopf ratterte es. Was meinte Elisa damit? Wie Damon früher aussah? Das Foto sah sie gar nicht, zu sehr war sie gefangen in ihrer Wut.
Auch Elisa stand auf drückte Abigail direkt das Foto an die Brust.
"Schau dir deinen ach so tollen Damon mal genau an!" Dann stolzierte sie davon.
Obwohl sie es nicht wollte, sah Abigail sich das Foto an.
Ihr Herz setzte für einige Sekunden lang aus.
Was... wie war das...
Sie konnte den Blick nicht von dem Bild abwenden.
Das war nur ein Scherz. Das musste ein Scherz sein.

Damon derweil machte sich so langsam auf die Suche. Als er Elisa wieder rein kommen sah, und wie sie selbstgefällig grinste, hatte er ein ungutes Gefühl.
Damon lief schnell in den Garten hinaus, sah sich um und fand sie bald. Mit großen Schritten war er bei ihr.
"Abigail? Alles in Ordnung?"
Sie hob den Blick und sah ihn ausdruckslos an. Dann warf sie ihm das Foto vor die Füße und wandte sich ab. Er hob das Foto auf und erstarrte. Woher hatte sie das? Von Elisa?
"Abby..."
Sie zeigte ihm einfach über ihre Schulter hinweg den Mittelfinger und ging langsam weiter.
"Warte doch mal."
Er ging ihr nach und legte eine Hand auf ihre Schulter.
"Ich habe mich seit der Highschool äußerlich rein gar nicht verändert", flüsterte sie.
"Und warum ist das jetzt von Belang?"
"Als du bei mir warst, in der Wohnung, hab ich dir erzählt, dass ich dich früher immer gemobbt habe. Dass ich mich bei dir entschuldigen will. Aber du hast dich mir nicht zu erkennen gegeben. Ich frage mich warum?"
"Warum hätte ich das auch tun sollen? Es ist nicht von Interesse, ob du dich entschuldigen willst oder nicht. Was du getan hast, kannst du nicht mehr rückgängig machen."
Damon klang zutiefst verbittert.
"Und dennoch beginnst du eine Beziehung mit mir?"
"Du liebst mich", erwiderte er schlicht und warf ihr einen vielsagenden Blick zu. "Glaubst du tatsächlich, dass ich es lange mit dir ausgehalten hätte?"
Irgendwie lief es ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte. Hatte er sich nicht grade noch geschworen, dass er seine Rache aufgibt?
Abigails gesamter Körper verkrampfte sich - und ihr Herz auch.
"Und diesen Moment gerade genießt du gerade, hm?"
Er schüttelte aufrichtig den Kopf. "Eigentlich war es so geplant, aber es will nicht..."
"Es war geplant? Was genau?"
"Du solltest dich in mich verlieben und dann hätte ich dich von mir gestoßen und dir alles genommen!"
Abigail nickte und ging dann weiter.
"Aber jetzt ist es nicht mehr so!", rief er ihr hinterher.
Sie lachte.
"Klar!"
Mit blitzenden Augen drehte sie sich um.
"Weißt du was? Ich glaube, du hast es genau so geplant, wie es gerade läuft! Du wusstest, dass ich auf jeden Fall mitkommen würde, weil ich dich nicht allein zu ihr lassen würde. Du wusstest, dass sie deine Vergangenheit kennt. Du wusstest, dass sie dich immer noch will und mich darum verjagen möchte. Weißt du was, Damon? Fick dich. Mich siehst du nie wieder."
Nein, das hatte er eben NICHT!
"Abigail, das ist doch Schwachsinn. Ja, es stimmt das ich es von Anfang an geplant hatte, mich an dir zu rächen. Aber mittlerweile weiß ich, dass du nicht mehr so bist wie früher! Und ich habe meinen Plan aufgegeben!"
"Lügner!"
Sie holte aus und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.
Er hatte es hingekommen, ohne sich nur zu ducken. Dabei wäre es ein leichtes für ihn gewesen. Damon war der Meinung, dass er es wirklich verdient hatte. Aber sie durfte einfach nicht gehen.
Nicht jetzt, nicht so!
"Es ist die Wahrheit."
"Als ob ich noch ein Wort glauben würde, das aus deinem dreckigen Mund kommt!"
So schnell sie konnte ging sie weiter und versuchte nicht loszuheulen. So ein....
Mit wenigen Schritten war er bei ihr und langte nach ihren Arm. Als er ihn zu fassen bekam, drehte er Abigail zu sich rum.
"Wenn ich meinen Plan weiter verfolgt hätte, hätte ich dich vor allen hier lächerlich gemacht!"
So langsam wusste er auch nicht mehr weiter. Klar hatte er die Schuld hier dran, aber so verweichlicht war er ja nun auch nicht. Und dass er einer Frau hinterher lief, grenzte eh schon an ein Wunder.
Abigails Blick war kühl, als sie ihn ansah.
"Dann mach das doch. Los. Ich will dir ja nicht deinen Triumph verwehren."
Es reichte ihm wirklich.
"Ich sagte: hätte! Und dass ich es gar nicht mehr will! Hörst du eigentlich nie zu?"
"Dir? Sicherlich nicht!"
Sie befreite sich aus seinem Griff und lief weiter.
"Wenn du jetzt gehst, Abigail, brauchst du mir nie wieder über den Weg laufen!", rief er ihr nach und ballte die Hände zu Fäusten.
Als Antwort zeigte sie ihm lediglich den Mittelfinger.
Damon schäumte regelrecht vor Wut und musste stark an sich halten, ihr nicht nach zu gehen und sie mit sich zu zehren. Was wollte sie denn noch? Er hatte doch ehrlich alles zugegeben. Und es stimmte was er gesagt hatte. Hätte er seinen Plan weiter ausführen wollen, hätte er sie tatsächlich hier vor allen lächerlich gemacht. Aber das hatte er ja eben nicht. War das nicht Beweis genug?

Sie kämpfte sich durch die Leute auf der Party und fühlte sich furchtbar verloren.
Es dauerte Ewigkeiten, bis das Taxi, was sie bestellt hatte, vorfuhr. Erst, als sie dann einige Straßen von der Party entfernt waren, begann sie zu weinen.
Der Tränenstrom versiegte auch nicht, als sie schließlich in die Villa stolperte. Dort ging sie sofort auf ihr Zimmer und warf das Kleid von sich, zog sich stattdessen einfach die Sportkleidung an, die sie sich selbst gekauft hatte, nahm ihre Handtasche, ihre Krücken und ging wieder hinunter. Den Taxifahrer hatte sie gebeten zu warten. Bald darauf war sie am Flughafen. Sie kaufte sich ein Ticket, aber es ging erst am nächsten Tag ein Flug, so setzte sie sich in die nächste Bar und begann zu trinken.

Damon ging wieder hinein und von da an trank er ohne Unterlass. Irgendwann, es waren gewiss drei oder vier Stunden vergangen, wollte er nur noch dort weg So setzte er sich in sein Auto, ohne vorher jemanden Bescheid gegeben zu haben, und raste los. Immer wieder geriet er ins Schlängeln, da er wirklich zu viel getrunken hatte.
Damon achtete nicht auf die Straße, da er mit seinen Gedanken nur bei Abigail war. Irgendwie tat es weh, dass er sie nie wieder sehen würde... Ja, er liebte sie... So in Gedanken versunken bemerkte er auch nicht den Laster, der viel zu schnell fuhr und in den er nun rein raste! Alles um ihm herum wurde schwarz...
Der Lkw-Fahrer stand zwar unter Schock, war aber dennoch in der Lage einen Krankenwagen zu rufen. Es dauerte eine ganze Weile bis der Notarzt eintraf und man ihn in das nächste Krankenhaus brachte. Sofort wurde eine Not-OP durch geführt.
Es vergingen etliche Stunden, in denen zahlreiche Ärzte um Damons Überleben kämpfen. Dabei schätzten sie seine Chance eher gering ein. Doch endlich hatten sie es geschafft, dass er stabil war. Nach weiteren 3 Stunden wurde er auf die Intensivstation gebracht, wo er im Koma lag. Man informierte Gerda darüber, die versprach alles weitere zu regeln. Auch seinen Vater an zu rufen.

Abigail wurde von einem Kerl angesprochen. Ihr war alles egal, auch, dass er sie auf sein Hotelzimmer mitnahm und nach allen Regeln der Kunst durchnahm.
Scheiß doch drauf!
Himmel, sie würde sich nie, nie wieder gefühlsmäßig auf einen Kerl einlassen. Nie wieder. Also konnte sie sich auch wie die Nutte vom Dienst benehmen.
Als sie endlich im Flugzeug saß, starrte sie hinaus und fasste einen Entschluss. Um Damon wirklich nie wieder zu sehen, konnte sie nicht in New York bleiben...
Stunden später landete sie. Mit dem Taxi fuhr sie in ihre Wohnung und begann dort dann zu packen. Es dauerte nicht lange, ehe sie fertig war. Schließlich steckte sie ihre Schlüssel in einen Briefumschlag, adressierte ihn an Alessa, ohne einen Hinweis auf ihr Verbleiben, ließ das Handy neben dem Großteil ihres Besitzes in der Wohnung und ging in die Tiefgarage, wo ihr kleines Auto mit Automatikgetriebe stand. Die paar Taschen, die sie mitnahm, waren darin schnell verstaut und sofort fuhr sie los. Bloß weg hier. Unterwegs hielt sie an, warf den Brief ein und drückte dann richtig aufs Gas.

Nächster Halt: Neues Leben.

Kapitel 11

Es vergingen Wochen und Monate. Sie wurden zu einem Jahr...

Damon war zwar wieder aufgewacht, nun aber an den Rollstuhl gefesselt. Die Ärzte versicherten ihm, er könne wieder laufen lernen, doch sein Wille spielte nicht mit. Ihm war es vollkommen egal. Auch die große Narbe, die sich über sein linkes Auge zog und ihm fast die Sicht komplett nahm.
Damons Vater würde heute auf eine Veranstaltung gehen. Auch wegen ihm selbst. Auf dieser kleinen Party ging es um Spendengelder für körperlich behinderte Menschen. Damon dachte wieder einmal verbissen an sein jetzigen Leben und verzog verächtlich den Mund. Er selbst musste heute auch als Ehrengast mit. Gott sei Dank würde er erst zum Schluss hin auftauchen müssen, doch ihm graute schon jetzt heftig davor.
Wenige Stunden später war es dann soweit. Damon hielt sich in einen kleinen Raum auf, wofür nur er den Schlüssel hatte und den er von ihnen verriegelt hatte.

Abigail sah in den Spiegel und verzog ihr Gesicht zu einem sarkastischen Grinsen. Ihre Wangen waren tief eingefallen, unter ihren Augen waren dicke Ringe - aber nichts, das man nicht mit ein wenig Make-Up wieder wegbekam. Und das war gut so, sie hatte nämlich seit langer Zeit wieder einen Job.
Auf ihrer Handfläche lagen zwei kleine, weiße Pillen, die sie, ohne mit der Wimper zu zucken, einwarf und herunterschluckte. Dann schloss sie ihre Augen, hoffte, dass die Wirkung bald einsetzte, denn ihre Gedanken waren mal wieder dort, wo sie nichts zu suchen hatten.
Ihre Badezimmertür ging auf und ein Mann kam rein, sagte kein Wort sondern erledigte sein morgendliches Wasserlassen. Ihn störte es nicht, dass Abby mit ihm Raum war und sie störte nicht, dass er das in ihrem Beisein tat. Sie würde ihn eh nicht wieder sehen.
So wie keinen der unzähligen Männer, die sie, seit sie in Los Angeles war, gehabt hatte.
Der Tag verging wie immer. Sie aß eine Kleinigkeit, brach sie danach wieder aus, hatte noch ein wenig Sex mit dem Kerl vom Vorabend, wusch sich, machte sich auf den Weg zur Arbeit, bereitete alles vor, hatte zwischendurch was mit einem Kollegen, zog sich um und wartete dann, bis diese komische Veranstaltung begann.

Sein Vater stand nun auf den kleinen Podest und beginn mit seiner Rede. Zwischen den Gästen wuselten ein paar Keller und Kellnerinnen rum. Eine von den Frauen kam ihm merkwürdig bekannt vor, doch er schob den Gedanken beiseite.
Die Reporter stürzten sich regelrecht auf Mr. Raven.
"Mr. Raven. Mir ist zu Ohren gekommen, dass auch Ihr einziger Sohn, Damon, seit einigen Monaten zu denen gehört, die Sie mit dieser Aktion unterstützen. Er soll wohl einen schweren Autounfall gehabt haben. Stimmt das?", rief einer der Reporter sehr laut.
Damons Vater räusperte sich und nickte.
"Das ist wahr. Mein Sohn Damon lag mehr als zwei Monate im Koma und es grenzt an ein Wunder, dass er überhaupt wieder wach ist. Leider ist er nun an den Rollstuhl gebunden, da er nicht mehr laufen kann."
Er antworte ganz ehrlich. Trotz allem liebte er seinen Sohn ja sehr.
"Wieso nimmt er nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teil?", fragte ein anderer Reporter.
"Nun, diese Frage sollten Sie ihm wohl selbst stellen. Ich kann nur spekulieren."

Wie immer zog Abigail die Blicke von jedem Kerl auf sich, doch anstatt sich wie früher abzuwenden, sah sie jetzt jedem direkt in die Augen und bewegte sich sehr bewusst.
Sie zuckte nicht einmal zusammen, als jemand die Hände auf ihre Hüften legte und sich zu ihr herunterbeugte.
"Wo sind wir hier ungestört?"
Ohne mit der Wimper zu zucken ging sie los, zu einem kleinen Raum und betätigte die Türklinke. Doch die Tür schwang nicht wie sonst auf.
"Was soll der Scheiß?", murmelte sie halblaut und versuchte es erneut.
Aber als sich noch immer nichts tat, zuckte sie mit den Schultern und ging einfach noch ein paar Schritte den Flur herunter, wo sie sich gegen die Wand lehnte.

Mr. Raven ging in den Flur, sah die junge Frau und den Kerl und schüttelte nur den Kopf. Dann klopfte er an die verschlossene Tür.
"Damon, komm bitte raus."
Eine ganze Weile tat sich rein gar nichts. Dann wurde die Tür doch noch geöffnet und Damon kam in seinen Rollstuhl heraus. Er sah nicht zur Seite und ließ sich von seinem Vater schieben.
Aber Abigail sah ihn und erstarrte.
War das... Damon?
Sein Haar trug er nun so lang, dass die beschädigte Hälfte seines Gesichtes fast vollständig bedeckt war. Nur das Ende der Narbe, am Kinn, konnte man noch sehen. Auch seine ganze Haltung war stark verändert. Er wirkte nicht mehr lebensfroh, eher wie eine leere Hülle.
Ihr ganzer Körper begann zu zittern und hastig rannte sie an der Familie vorbei und verschwand in der Küche. Dort zerrte sie ihre kleinen Wunderpillen aus ihrer Handtasche und schluckte schnell welche. Damon schaute nicht einmal auf. Sein Vater schob ihn wieder in den großen Saal und auf das kleine Podest.  Damons Blick war stets nach unten gerichtet.

Während Abigail auf die Wirkung wartete, versuchte sie ihr Herz zu beruhigen und die Tränen zurückzuhalten, die ihr ein jedes Mal, wenn sie an ihn dachte, in die Augen traten.
Jetzt war sie doch extra so weit weg gegangen! Warum war er hier? Warum nur?

Ein paar Reporter stellten Damon selbst Fragen, doch auf keine einzige reagierte er. Bis...
"Und was ist mit dieser Abigail? Auf dem Geburtstag von Mr. Farereed hat man Sie zusammen mit dem Model gesehen."
Damon zuckte heftig zusammen und sah den Mann an. Sein Blick war so eisig, dass der andere Mann erschauderte.
"Ein Irrtum. Ich kenne keine Abigail!"
Gerade als er diesen Satz sagte, betrat sie den Raum und es war wie ein Dolch mitten in ihr Herz. Er verleugnete sie. Und dann sah sie erst, dass er... dass er im Rollstuhl saß?!
Sämtliches Blut wich ihr aus dem Gesicht und sie taumelte zurück.
Der Reporter gab noch nicht auf, jetzt wo er endlich die Aufmerksam von Damon hatte.
"Und warum haben Sie Ihre Clubs verkauft? Warum sieht man Sie nirgends mehr?"
Damon überlegte ob er antworten sollte oder nicht, hielt es dann jedoch für das Beste, um endlich wieder seine Ruhe zu haben.
"Haben Sie keine Augen im Kopf?"
Seine Stimme klang so zornig wie noch nie.
"Ich bin ein verfickter Krüppel! Ein Monster, wenn Sie es genau wissen wollen!"
Mit einer wütenden Handbewegung schob er sich die Haare aus dem Gesicht und entblößte die Narbe. Aber nur ganz kurz, ehe jemand ein Foto machen konnte.
"Denken Sie wirklich, dass jemand so einen in seiner Nähe haben will?", schloss er und wandte das Gesicht wieder ab.
"Also stimmt es auch, dass Sie sich zweimal das Leben nehmen wollten?"
Dieser Typ gab einfach nicht auf. Und wo hatte er die ganzen Infos her?

"Damon", flüsterte Abigail und legte die Hand auf ihr Herz, welches sich immer wieder schmerzhaft zusammenzog.
Immer weiter drängte sie sich durch die Menge nach vorne, ehe sie genau vor dem Podest stand. Dort konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und flüsterte immer wieder seinen Namen.
Ihr Geflüster hörte sich für Damon wie die Stimme in seinem Kopf an. Wie oft hatte er sie so gehört?  Jeden Gott verdammten Tag! Und niemals würde er diese Stimme vergessen können. Und doch wusste er auch, das sie nie mehr als eine Einbildung war. Er hatte Abigail verloren und würde niemals eine zweite Chance bekommen. Ohne den Blick zu heben, nickte er einfach nur.
"Und ich hasse die Leute, die mir das "Leben" gerettet haben..."
Wieder klang er so zynisch.
"Man munkelt, dass es etwas mit dieser Abigail zu tun hat, auch wenn Sie leugnen sie zu kennen. Sie sollen wohl sehr darunter leiden, dass sie nicht mehr in Ihrem Leben ist. Der Autounfall hatte sich doch auch am Abend der Geburtstagsparty ereignet. Stimmt das?"
Damon zitterte schon langsam, wandte sich nun komplett ab und rollte die kleine Rampe runter. Sein Vater war sofort hinter ihm.

Am Ende der... es war ihre Schuld... es war ihre gotteverdammte... aber... er hatte sie belogen!
Alles um Abigail herum drehte sich, genau wie ihre Gedanken.

Damon ließ sich zu der Küche schieben, wo er sich sofort eine Flasche Whiskey verlangte und sie in schnellen Schlucken austrank. Die Nächste folge sofort. Warum hatte er grade jetzt wieder ihre Stimme hören müssen...? Plötzlich spürte er, wie eine Träne über seine Wange lief. Gott sei Dank hatten hier keine Reporter Zutritt. Und auch niemand, den er kannte...

Als die Menschenmasse um Abigail herum sich verstreute, taumelte sie in die Küche zurück und ohne nach links oder rechts zu gucken direkt auf ein Spülbecken zu. Sie würgte ein wenig, als sie sich darüber beugte, doch nichts kam heraus. So nahm sie einfach ihre Hände und benutzte sie als Becher, um ein wenig Wasser zu trinken.
Damon stand mit seinem Rollstuhl nicht weit davon entfernt und hatte die zweite Flasche leer.
"Noch eine!", brummte er nur, ohne jemanden an zu sehen.

Seine Stimme durchfuhr sie bis aufs Mark.
Erschrocken taumelte sie zurück, erhaschte aber nur einen kurzen Blick, ehe sie in ein Regal mit Töpfen fiel.
Von dem Metall bedeckt, brach sie in Tränen aus.
Durch den Tumult erschreckt, sah er hoch und auf das Desaster. Wieder wurde ihm bewusst, wie nutzlos er war. Nicht einmal helfen konnte er jetzt!
"Alles in Ordnung mit Ihnen?", konnte er nur fragen, da er auch das Weinen vernahm.
"Hör auf mit mir zu sprechen!", rief sie und schluchzte heftig, "Du bist nicht hier! Das ist nicht real!"
Augenblicklich erstarrte er und wurde total bleich. Mit einen Schlag war er wieder komplett nüchtern. Nein! Das konnte nicht wirklich sein! Sie konnte nicht hier sein...
"Warum, warum bist du hier! Wir sind 2790 Meilen von New York entfernt! Du kannst nicht hier sein!"
Panik breitete sich in ihr aus, als sie sich durch die Töpfe kämpfte und versuchte, aufzustehen.
Damons Kehle brannte, als sie sich immer weiter von den Töpfen befreite und er sie tatsächlich sehen konnte. Aber sie durfte ihn nicht so sehen! Niemals wollte er das Entsetzen und die Abscheu in ihren Blick sehen, wenn sie ihn ansah. Es reichte schon, wenn alle anderen ihn so ansehen. Bei ihr könnte er es niemals ertragen!
"Ich..."
Seine Stimme erstarb in einen Krächzen. Gleich würde sie aufsehen und ihn erblicken. Nein, das konnte er nicht zulassen. Er hatte ihr einfach schon zu viel angetan. So gut es ging, rollte Damon sich zur Tür und drückte, doch sie war nur durch Ziehen von dieser Seite zu öffnen...
"Verdammter Scheiß!"
Sie schaffte es endlich und sah dann zu ihm.
Emotionslos. Wie immer.
Aus Reflex verschränkte sie ihre Arme vor ihrem abgemagerten Körper und senkte dann den Blick.
Nun zog er an der dummen Tür, doch natürlich war der Rollstuhl ihm im Weg. Er schaffte es einfach nicht, die Tür zu öffnen und so langsam machte sich Panik in ihm breit.
Abigail wusste nicht, was sie jetzt tun sollte, entschied dann aber, ihm zu helfen. Immerhin war sie ihm das schuldig...
Sie schob ihn zur Seite, was sie einiges an Kraft kostete und öffnete die Tür für ihn. Dabei sah sie ihn nicht an.
"Lass das! Ich weiß auch so was ich bin!", herrschte er sie sofort wütend an, fuhr aber nach draußen.
"Was?", fragte sie leise.
Er blieb stehen.
"Du sollst mir nicht helfen! Und ich weiß selbst, das ich ein Krüppel bin... nichts mehr wert... einfach nur noch... Ach egal."
Abigail straffte die Schultern.
"Ich hab dir nur geholfen, damit du endlich verschwindest. Es liegt bestimmt nicht an dem Rollstuhl, dass ich dich nicht sehen will, Arschloch."
Und ob es auch dran lag, das wusste er genau. Er sah über seine Schulter, so dass sie die Narbe sehen konnte. In seinen Blick lag nichts als Schmerz.
"Keine Sorge, du wirst mich nie wieder sehen müssen..."
Damit rollte er weiter und bot einen jämmerlichen Anblick damit.
"Gut. Es schmerzt zu sehr", sagte sie fest und schloss die Augen.
"Mein Anblick schmerzt mich selbst jeden Tag..."
Dabei hatte er keinen einzigen Spiegel mehr in seinem Apartment. Alle hatte er zerstört.

Damon verstand sie nicht. Verstand nicht, dass ihr sein Aussehen scheißegal war... es tat weh, weil er sie so hintergangen hatte. Bald hatte er das Ende des Flurs erreicht und verzog sich ins Zimmer zurück. Erst wenn diese dumme Veranstaltung beendet wäre, würde er wieder raus kommen, so schnell es ging zur Limousine, die am Hintereingang stand, und so schnell es ging wieder von hier fort. Weit weg von Abigail... und seiner Tat.

Die doofen Pillen begannen natürlich erst jetzt zu wirken!
Doch sie halfen Abigail dabei, wieder in die Menge zu gehen, ein kühles Lächeln aufzusetzen und Getränke anzubieten.
Damon seinerseits hockte wie immer alleine in dem Zimmer und tat sich gütlich an dem Alkohol. Besonders jetzt nach dieser Begegnung.

Mr. Raven entdeckte das Mädchen sofort wieder und ging zu ihr.
"Entschuldigen Sie bitte, aber Sie kommen mir so bekannt vor. Ich glaube mein Sohn hat ein ziemlich zerknittertes Foto von Ihnen immer bei sich."
Sie zuckte so heftig zusammen, dass ihr das Tablett aus der Hand glitt und die Gläser am Boden in tausend Scherben zersprangen.
"Sie müssen mich verwechseln", murmelte sie, ehe sie sich hinkniete und begann, die Scherben aufzusammeln.
Er hielt sie sofort davon ab.
"Vorsicht, sie könnten sich schneiden." 
Fest hielt er ihre Hände.
"Und ich bin mir eigentlich ziemlich sicher. Moment..."
Er kramte in seiner Hosentasche und fischte tatsächlich ein Foto von ihr raus.
"Ja, das sind ganz sicher sie, junge Dame."
"Vielleicht kannte Damon mich mal, aber jetzt nicht mehr", flüsterte sie und sah dem alten Herrn emotionslos in die Augen.
Er überging es einfach.
"Sie müssen mir helfen."
"Wobei bitte?", fragte sie kühl, "Sie haben genug Kohle, alles zu kaufen, damit Sohnemann bessere Laune bekommt."
"Es geht nicht direkt um seine Laune, Abigail. Er will einfach nicht mehr leben..."
Sein Blick wurde verzweifelt. Man sah ihm sehr genau an, wie sehr er seinen Sohn liebte.
"Ich weiß, was er Ihnen angetan hat und das ist unentschuldbar! Niemand wird je gut machen können, wie sehr er sie getäuscht hat, aber er ist mein einziger Sohn und wenn ich mein Leben dafür geben könnte, dass er wieder leben will, würde ich es tun. Aber egal was ich tue oder sage, es hilft nichts. Und ihm immer wieder das Leben zu retten, weil er sich die Pulsadern aufschneidet oder Tabletten schluckt... Das macht mein Herz auch nicht mehr lange mit..."
Sie hatte nicht gewusst, dass Damon so am Ende war. Dass er sich umbringen wollte. Doch keine ihrer Emotionen drang nach außen.
"Und wie soll ich dann helfen?"
"Auch wenn Sie es nicht glauben, er liebt sie. Er liebt sie mehr als alles andere. Ich glaube, wenn sie mit ihm reden und ihm ordentlich zureden, könnte er wieder der Alte werden... Ich flehe Sie an. Ich werde Ihnen jede Summe bezahlen, die Sie wollen. Von mir aus können Sie auch die Firma haben. Sie bedeutet mir nichts, wenn mein Sohn nicht mehr ist."
"Das glaube ich nicht. Ich werde nichts ausrichten können. Denn auch wenn er es behauptet, geliebt hat er mich nie", erwiderte sie leise. "Und ich habe ihn früher nie gut behandelt, womit ich daran natürlich eine gewisse Schuld trage. Aber er wird mich nicht sehen wollen."
Sie wandte sich ab.
"Und ich ihn nicht."
"Nein, er hat es niemals zu mir gesagt... Aber ich habe es immer gesehen. Hast du ihn je weinen gesehen? Früher vielleicht? Nein, das hat er niemals getan, auch Zuhause nicht. Aber seitdem das passiert ist, heult er jeden Abend. Ich kann es kaum ertragen."
Selbst dem etwas älteren Mann kamen wieder die Tränen und er sank sogar auf die Knie.
"Ich bitte dich! Versuch es wenigstens. Du bekommst alles, was du willst!"
"Eine Zeitreise?", fragte sie spöttisch und hielt dem Mann die Hand hin. "Er wird mich davon jagen."
Mühselig stand er auf.
"Die kann ich dir leider nicht geben... Aber du sollst mein ganzes Geld und die Firma bekommen."
"Die Firma will ich nicht. Ich möchte nur monatlich Logis und Kost zur Verfügung gestellt bekommen."
"Das ist alles?", fragte er ungläubig und konnte es kaum fassen.
Nein, sie sollte noch viel mehr bekomme.
"Und ein kleines Taschengeld. Sagen wir... einen Tausender."
"Ich bin eher für das Zehnfache."
"So viel brauche ich nicht", erwiderte sie knapp. "Aber ich komme auch sofort mit."
"Alles was du möchtest."
Seine Augen strahlten plötzlich wieder und er hielt ihr den Arm hin.
"Meine Handtasche muss ich noch schnell holen", murmelte sie und verschwand in der Küche. Kurz darauf war sie wieder bei ihm.

Gemeinsam gingen sie zum Wagen, in dem Damon bereits wartete.
"Lass dich bitte nicht verscheuchen, auch wenn er es versucht", sagte Mr. Raven noch.
Er sah nicht hin, als die beiden sich rein setzten. Seine Arme waren vor der Brust verschränkt und seine Augen geschlossen.
Abigail setzte sich extra weit von ihm weg und schloss kurz die Augen.
Sie war doch ein Masochist, dass sie sich das antat!

Sofort fuhren sie los. Das Innere des Wagen roch nach dem Alkohol von Damon. Ohne zu schauen, richtete er das Wort an seinem Vater.
"Gib mir mal ´ne Tablette."
Damit meinte er seine Schmerztabletten fürs Bein. Um sie entgegen zu nehmen, musste er zwangsläufig die Augen öffnen und erstarrte dabei. Unverwandt sah er Abigail an.
"Du solltest keine Tabletten nehmen, wenn du Alkohol getrunken hast", sagte sie distanziert. "Das bekommt dir nicht. Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung."
Sofort sah er seinen Vater an.
"Was macht SIE hier?"
Auf ihren Einwand ging er gar nicht ein, schnappte sich die dumme Tablette und schluckte sie mit einen Schluck Whiskey runter.
"Dummer Idiot", sagte sie, klar und deutlich, "Willst du so enden wie ich?"
Sein Vater sah sie traurig an.
"So ist er schon, sei er aus dem Koma aufgewacht ist..." 
"Was interessiert es dich?", meinte Damon dazu.
"Ich sag doch: Dummer Idiot", erwiderte sie an seinen Vater gewandt und sah dann wieder Damon an. "Elisa findet es bestimmt nicht toll, wenn du dich umbringst."
"Alle finden es gut, wenn das Monster nicht mehr da ist!"
Obwohl sie wusste, dass er über sich sprach, nickte sie und sagte:
"Ja, ich möchte die Nutte auch tot sehen. Aber sie stopft sich ja nicht mit Tabletten und Alk voll."
Er sah sie wütend an.
"Nicht sie, du dummes Stück."
Was anderes als sich in seine Wut zu flüchten, blieb ihm nicht und so schnappte er sich mühsam noch eine Tablette. Sein Bein tat wieder höllisch weh... Schnell nahm er diese auch noch.
Abigail beugte sich zu ihm, legte die Hand auf seinen Oberschenkel und flüsterte in sein Ohr.
"Was muss ich dir anbieten, damit du den Scheiß lässt?"
Damon versteifte sich sofort.
"Verschwinde einfach und vögel dich weiter durch die halbe Stadt!"
"Wer sagt, dass ich so was tue?"
Sie drehte ihren Kopf ein wenig und sah ihm direkt in die Augen.
"Du stickst nach ´nem Kerl!", meinte er nur tonlos und sah ihr ebenfalls in die Augen.
"Wow, tut mir leid! Aber ich bin Single und darf tun und lassen, was ich will, falls du das vergessen haben solltest."
"Mach doch was du nicht lassen kannst, Schlampe, aber verschwinde aus meiner Nähe"  

Kapitel 12

Abigail holte aus und knallte ihm eine.
"Wer ist hier der widerliche Dreckskerl?! Scheiße, ich will gar nicht wissen mit wie vielen Tussen du gevögelt hast, wenn du nicht in der Villa warst! Wahrscheinlich war deine Scheiß-Arbeit immer nur vorgeschoben!"
Damon zuckte nicht mal zusammen.
"Wenn du das wirklich denkst, bist du echt erbärmlich. Ich mag ein Playboy gewesen sein, aber ich hatte niemals etwas mit zwei Frauen gleichzeitig!", zischte er.
"Und der Lippenstift ist von alleine an dein Hemd gelangt, nicht wahr?" Sie lächelte zuckersüß und lehnte sich zurück, riss dann gespielt überrascht die Augen auf. "Oder verkleidest du dich gerne als Frau?"
Er knirschte mit den Zähnen.
"Du weißt sehr genau, wie Elisa ist. Sie hat alles perfekt inszeniert. Aber was soll das ganze hier überhaupt? Egal was ich sage, du glaubst es eh nicht, was dein gutes Recht ist. Genau wie es mein gutes Recht ist, dich zu ignorieren!"
Abigail lachte.
"Schätzchen, du weißt genau, dass du mich nicht ignorieren kannst."
Schätzchen? Damon glaubte wirklich sich verhört zu haben... Und sie kannte den jetzigen Damon nicht.  Ihm war alles egal und an so manchen Tag, ignorierte er alles und jeden. Und genau damit begann er auch jetzt. Er verschränkte die Arme wieder vor der Brust, schloss die Augen und verzog sich in seine Welt. Außerdem wirkten die Tabletten nun so langsam. Sein Vater sah Abigail nun entschuldigend an.
"Es tut mir wirklich leid, wie er sich benimmt, Abigail. Ich hätte wissen müssen, dass heute wieder einer der schlimmsten Tage ist."
"Er ist ein Idiot", erwiderte sie schlicht. "Ich hab mit nichts anderem gerechnet."
"Dennoch tut es mir leid..." Der ältere Mann sah sie bekümmert an. "Ich sollte es dir ersparen, nachdem was er getan hat... aber er ist doch mein einziger Sohn..."
"Wissen Sie denn, was genau geschehen ist?"
"Du warst eine derjenigen, die ihn früher das Leben schwer gemacht haben und er wollte sich rächen, nachdem er dich wieder gesehen hat..."
Abigail nickte.
"Voll im Bild."
"Ich bin ein verzweifelte Vater, der nicht umhin kam, seine Notizen zu lesen... Die vor dem Unfall... Was auf der Party damals passiert, weiß ich allerdings nicht genau."
"Ich hab es herausgefunden und bin so schnell ich konnte verschwunden." Sie senkte den Blick. "Selbst da konnte er es nicht lassen. Hat ständig gesagt, er will sich nicht mehr rächen. Aber darauf bin ich nicht hereingefallen und ich werd´ nie wieder auf ihn hereinfallen."
Die letzten Sätze murmelte sie eher für sich selbst.
"Hatte er dir den Plan wahrheitsgemäß erzählt?"
"Wahrheitsgemäß?"
"Hat er versucht es zu leugnen und sich raus zu reden, dass es nur ein Missverständnis wäre?"
"Nein. Und wenn hätte ich ihm das auch nicht geglaubt."
Damons Vater seufzte. Hätte sein Sohn seinen Plan weiter verfolgen wollen, hätte er es doch abgestritten, oder?
Kurze Zeit später kamen sie am Flughafen an, wo schon ein großer Mann wartete, um Damon zu helfen. Doch natürlich war das gar nicht so einfach.
"Ich mach das alleine!", zischte er dem Kerl zu und hievte sich mit aller Gewalt selbst in den Rollstuhl.

Abigail nutzte die Gelegenheit, um auf der Toilette zu verschwinden. Dort sah sie kurz in den Spiegel, schüttelte dann den Kopf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
Wie dumm war sie eigentlich?
Okay, sie brauchte das Geld. Ihr Pillenkonsum hatte sich in den letzten Wochen rapide gesteigert und als Kellnerin verdiente sie einfach nicht genug.
Sie nahm schnell eine und ging dann wieder hinaus, zurück zu den Männern.

Mittlerweile hatte Damon es bereits in die kleine Privatmaschine geschafft und saß auf seinen Platz. Nachdem Abgail auch an Bord war, ging es auch schon los.
Sie setzte sich so weit wie möglich von allen weg, sah aus dem Fenster und erinnerte sich an das letzte Mal, als sie in so einem privaten Flugzeug gesessen hatte. Voller Hoffnung... und jetzt? Ihr war alles scheißegal und sie wollte Damon weh tun, so wie er ihr weh getan hatte.
Natürlich flogen sie nicht nach New York. Dort wohnte Damon schon lange nicht mehr. Er war zu seinen Vater nach Italien gezogen. Dort gelandet, verlief es ähnlich wie davor und Damon weigerte sich Hilfe an zu nehmen. Dafür musste er wieder Schmerzmittel nehmen...
"Ich hätte nie gedacht, dass du mal ein widerlicher Suchti werden würdest", sagte Abigail in einem angewiderten Tonfall und richtete sich dabei augenscheinlich an niemand bestimmten.
Doch Damon wusste genau, dass sie ihn meinte und wurde abermals wütend. Um sich keine Blöße zu geben, ignorierte er sie weiterhin. Auch als sie längst in der Villa seines Vaters angekommen waren.
"Du bist sicher auch müde. Ruh dich aus, Abigail. Melissa wird dir dein Zimmer zeigen", meinte Mr. Raven und lächelte sie freundlich an.
"Danke", erwiderte sie und sah ihn an. "Und ein Tipp: Sämtlicher Alkohol sollte entweder da stehen, wo Damon nicht dran kommt oder komplett verschwinden."
Damons Vater lachte sarkastisch.
"Er kommt fast nirgends ran. Und hier gibt es keinen Alkohol mehr außer im Weinkeller."
Sein Sohn war schon längst oben.
"Gut."
Dann streckte sie die Hand aus.
"Ich will die Tabletten. Sämtliche Tabletten. Niemand außer mir soll welche haben." Sie grinste fies. "Er wäre dann abhängig von mir."
Ohne Wiederworte händigte er ihr die Tabletten aus.
"In seinem Bad sind noch welche, aber da kommt er nur mit Hilfe ran. Du kannst sie also ganz in Ruhe morgen holen, wenn du ihm jetzt nicht mehr begegnen willst."
"Hm, nein, ich glaube ich hole sie jetzt. Na ja, wenn ich weiß wo sein Zimmer ist. Und meines."
"Melissa kümmert sich um dich. Gute Nacht."
Damit ging er davon und ein junges, bildhübsches Mädchen kam zu ihr.
"Hallo, ich bin Melissa. Ich zeige dir dein Zimmer und wenn irgendwas ist, sag einfach Bescheid."
Sie gingen gemeinsam hoch und sie blieb vor Damons Zimmer stehen.
"Dort haust das Monster", flüsterte sie.
"Monster?", fragte Abigail amüsiert und zog die Augenbraue hoch. "Ich nenne ihn lieber Arschloch, aber jeder wie er will."
"Du hast doch gesehen, wie entstellt er ist."
Melissa schüttelte sich und wollte weiter gehen.
"Warte kurz. Ich muss was aus seinem Zimmer holen."
Ohne Anzuklopfen marschierte sie herein, ging direkt ins Bad, durchwühlte die Schränke und steckte alle Tabletten ein. Dann ging sie in den eigentlichen Schlafraum und begann auch die Schränke dort zu durchsuchen.
Und dort lag Damon auf dem Bett.
"Was zur Hölle tust du da?", schrie er zornig und richtete sich auf.
"Nichts, Süßer", flötete sie und fand noch weitere Packungen, die sie sich einsteckte.
Schließlich kroch sie zu ihm aufs Bett und hob Kissen und Decke an. Sofort packte er sie, drehte sie auf den Rücken und drückte sie ins Bett. Er beugte sich über sie, während er ihre Hände neben ihrem Kopf fest hielt.
"Was wird das, Miststück? Denkst du, ich kann keine Tabletten nehmen, weil du die hier weg nimmst?"
Sein Gesicht war genau über ihrem.
"Ich denke, dass dein Vater dich viel zu sehr verwöhnt. Und ich glaube, dass du ein Idiot bist."
Sie erwiderte seinen Blick kühl.
"Verwöhnt? VERWÖHNT?" Er klang fast schon hysterisch. "Du hast ja keine Ahnung! Wenn er mich verwöhnen würde, wäre ich längst nicht mehr. Er bestraft mich doch nur. Und jetzt noch mehr als sonst!"
"Wo ist deine Mutter, Damon? Lebt sie noch?"
Der Themenwechsel stellte ihn auf der Stelle ruhig.
"Was hat sie damit zu tun?"
"Beantworte mir die Frage."
Damon wusste nicht so recht, was das sollte.
"Ich habe keine Ahnung, wo dieses billige Flittchen ist!"
"Daraus schlussfolgere ich, dass sie deinen Vater verlassen und dich bei ihm gelassen hat. Was glaubst du geschieht, wenn du auch noch gehst?"
Er schüttelte den Kopf.
"Sie hat ihn nicht verlassen, er hat sie weg geschickt, nachdem sie jahrelang eine Affäre hatte!", presste er hervor. "Und es ist mir egal... So ein Monster braucht niemand und es ist für ihn nur besser dann."
"Oh, also noch schlimmer - sie hat ihm jahrelang weh getan. Und genau das tust auch, Damon. Mit deinem ganzen Benehmen, deinen Selbstmordversuchen... er wird an dir zerbrechen." Sie setzte sich auf, auch wenn es sie viel Mühe kostete, Damon von sich zu schieben. "Er liebt dich bedingungslos und würde alles geben, damit es dir wieder besser geht."
"Dann kann er lange warten...Man kann kein Monster ändern...", flüsterte er und schloss die Augen.
Abigail lachte leise.
"Du bist so dumm, Damon."
"Ja, das bin ich wohl..." Er ließ sich zurück fallen und starrte an die Decke. "Ich hatte mich in eine Frau verliebt, die vermutlich schlimmer als meine Mutter war und an der ich mich hatte rächen wollen...Und merkwürdigerweise gebe ich ihr keine Schuld an dem Unfall..."
"Diese Frau weiß, dass sie nicht Schuld an dem Unfall ist, weil sie es nämlich nicht war, die sich besoffen hinters Steuer gesetzt hat", erwiderte Abigail ruhig. "Dieser Frau hast du das Herz herausgerissen. Du hast ihr gezeigt, dass man niemandem vertrauen kann, egal wie sehr man ihn liebt. Du hast ihr gezeigt, dass das Leben nichts wert ist und du hast sie wieder zu der gemacht, die sie nie wieder sein wollte."
Er sah sie nicht an und schloss die Augen.
"Dann gib mir die Tabletten wieder und du bist mich los... Und nimm dir ruhig alles Geld was ich noch habe... Es steht dir zu, nach allem was ich getan habe... und tun werde, wenn du nicht verschwindest."
"Was wirst du tun, wenn ich bleibe?" Sie legte die Tabletten auf das höchste Regal, ging wieder zu ihm und setzte sich neben ihn. "Was wirst du tun?"
"Das hier!"
Brutal zog er sie an sich und presste seine Lippen auf ihre. Das würde ihr wohl eine Lehre sein, ihm nie wieder so nah zu kommen. Abigail stieß ihn mit aller Kraft von sich und gab ihm erneut eine Ohrfeige. 
"Lass deine dreckigen Pfoten von mir, du Arschloch." Schnell sprang sie auf, stemmte ihre Hände in ihre Hüften und sah ihn wütend an. "Hättest du nicht mit mir gespielt, wäre ich jetzt immer noch Deine. Aber du bist ja so dumm und vergeigst es! Also hast du auch kein verdammtes Recht mich zu küssen, Wichser."
Anscheinend verstand sie es wirklich nicht ganz... Er wollte sie nicht als die Seine haben... Er wollte ihr nur zeigen... Damon seufzte.
"Ich wollte dir nur zeigen, wie es ist von einem Monster... Verschwinde endlich, Abigail, bevor es uns beiden leid tun wird."
"Du bist bloß ein Monster, weil du dich selbst dazu machst."
Sie nahm alle Tablettenpackungen, die sie gefunden hatte und ging zur Tür. Dort drehte sie sich noch mal um.
"Das schlimmste an der ganzen Sache ist, dass ich dich trotz allem immer noch liebe."
Dann ging sie hinaus.

Nein! Sie liebte ihn nicht! Sie hatte das nie getan... Und niemand tat es! Damon hatte sich schon längst damit abgefunden, dennoch schlug sein Herz einen Moment schneller...
Abigail ließ sich von Melissa ihr Zimmer zeigen, dass direkt auf dem gleichen Flur lag. Dort ging sie als erstes unter die Dusche und legte sich dann nackt ins Bett, frische Kleidung hatte sie ja nicht dabei.
Typisch.
Immer wenn sie auf Damon traf, verreiste sie ohne Tasche...
Mit einem Seufzer drehte sie sich auf den Rücken und sah an die Decke. Wie sollte das jetzt hier weiter gehen?

Damon konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Erst als der Morgen schon graute, fand er ein wenig Ruhe.
Sie hingegen schaffte sich Abhilfe, indem sie sich einige von Damons Tabletten einwarf und schlummerte kurz darauf ein, wie ein Baby.

Am nächsten Morgen schlief Damon trotz allem nicht besonders lang. Er ließ sich sein Essen wie immer ins Zimmer bringen und aß ein klein wenig. Man merkte es ihm mittlerweile an, wie wenig er an Nahrung zu sich nahm. Er hatte arg abgenommen und kaum noch Kraft für irgendwas, aber es war ihm egal.
Erst gegen Mittag erwachte Abigail. Sie gähnte ausgiebig, warf sich ihre Pillen ein und zog ihre Kleidung, die sie gestern vor dem Kellnern angehabt hatte, an. Dann ging sie zu Damon und riss seine Zimmertür auf.
"Los, aufstehen! Wir gehen raus!"
Natürlich lag er noch im Bett und las. Er zuckte weder zusammen, noch sah er sie an, als sie die Tür so abrupt aufriss.
"Irrtum. DU gehst raus. Ich werde wie immer hier bleiben."
"Nein, Damon, wir. Ich brauch ein paar Klamotten und ich geh bestimmt nicht mit deinem Vater oder so einkaufen! Nee, da musst du durch. Wenn du in fünf Minuten nicht in der Eingangshalle bist, komme ich zurück, schleppe dich unter die Dusche, ziehe dich an und nehm´ dich einfach so mit."
Abigail verließ das Zimmer wieder und schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln.
"Dann lass dir Geld geben!", rief er ihr nur ganz ruhig hinterher und las in Ruhe weiter.
Abigail könnte ihn eh nicht halten, also würde ihre "Drohung" eh leer ausgehen.
Nachdem die fünf Minuten verstrichen waren - sie hatte garantiert nicht die Zeiger auf der Uhr keine Sekunden aus den Augen gelassen! - ging sie zurück, einfach wieder in das Zimmer und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Deine Zeit ist um."
Damon sah ganz kurz hoch, dann wieder auf die geschriebenen Zeilen.
"Und? Selbst wenn ich wollte - was ganz sicher nicht der Fall ist , wie du sicher bemerkt hast - könnte ich gar nicht mit. Und damit ist diese Unterhaltung beendet."
Als Antwort schnaubte sie.
"Klar kannst du. Und du willst auch. Du musst nämlich ganz dringend zum Friseur."
"Ich will und kann nicht", meinte er nur und sah sie nun wirklich an. "Und meine Haare sind noch zu kurz, um alles zu verdecken.
"Ich finde es sieht scheiße aus. Die kurzen Haare standen dir besser." Sie lehnte sich an den Türrahmen. "Aber ich will, dass du mitkommst. Ich meine, ich kann natürlich auch ab sofort nackt rumlaufen, wenn dir das lieber ist."
"Es ist vollkommen egal, was mir besser steht... Jedoch wird nicht sofort jeder in die Flucht geschlagen, da die Haare alles verbergen. Dieser Punkt ist vollkommen indiskutabel, Abigail. Genau wie das ich raus gehe. Oder mit dir shoppe... Wie ich jetzt einsehen muss, scheint dir noch immer nicht bewusst geworden zu sein, das ich mich nicht in der Verfassung befinde, mit zu gehen."
"Erstens siehst du nicht so schlimm aus, wie du denkst. Als könnte dich irgendwas entstellen! Zweitens musst du mal hier raus kommen - und nicht um auf irgendeine Gala zu gehen! Und drittens... gut, dann rollst du eben mit oder wie auch immer ich es bezeichnen soll."
Er sah sie wütend an.
"Lass es endlich sein, Abigail. Ich werde dieses Zimmer nur verlassen, wenn ich mal wieder einen dieser unnötigen Arzttermine habe. Du scheinst noch immer nicht zu verstehen, dass es nicht mehr wie früher ist... Ich BIN ein Krüppel und Monster. Denkst du ich weiß nicht, was die Angestellten denken? Vor dem Unfall hätte ich nur mit den Fingern zu schnipsen brauchen und ein Mädchen wie Melissa hätte sich ein Bein ausgerissen, um meine Wünsche zu erfüllen. Heute zuckt sie zusammen und versucht sich immer zu beeilen, wenn sie in dieses Zimmer muss."
"Du bist es, weil du dich selbst dazu machst! Zur Hölle, du könntest laufen, wenn du es nur wollen würdest! Du kannst mit dieser Narbe klar kommen und zur Not ist die plastische Chirurgie inzwischen so weit, dass es kein Problem sein sollte, dein Gesicht wieder wie vor dem Unfall zu rekonstruieren! Kein Wunder, dass sie hier nur weg will, du benimmst dich widerlich!"
"Nein, Abigail! Ich bin es, weil ich es bin! Und ich werde nicht wieder laufen können, egal was diese dummen Ärzte sagen. Und selbst wenn doch, ich will es gar nicht, weil es mir nichts bringt." Er atmete tief ein und aus. "Ich sehe es als meine Strafe an, also belasse es einfach dabei."
Er nahm wieder das Buch hoch und begann weiter zu lesen. Mittlerweile war er soweit, das er zugesagt hätte mit ihr zu fahren, aber er hoffte, das sie nicht weiter darauf beharren würde
"Als Strafe? Wofür?" Sie setzte sich neben ihn und schlug sein Buch zu. "Lass uns uns darüber bei einem Kaffee im nächsten Einkaufszentrum unterhalten."
Er seufzte. Natürlich erfüllte man seinen Wunsch nicht.
"Na schön, wenn du dann endlich Ruhe gibst komme ich mit, aber es gibt nichts zu reden."
"Wenn du das sagst."
Abigail stand auf.
"Brauchst du Hilfe?"
Als Antwort knurrte er nur. Er hasste es, wenn man ihm Hilfe anbot. So fühlte er sich noch mehr als ein Nichts...
"Nicht von dir! Geh raus!", stieß er aus und kämpfte sich zum Bettrand.
"Okay, aber beeil´ dich. Ich will aus den Klamotten raus."
Nachdem sie das Zimmer verlassen hatte, atmete er ein paarmal tief ein und aus. Ehrlich gesagt hatte er so keine Ahnung, wie er das alleine bewerkstelligen sollte... An den Rollstuhl kam er mit einer Hand ran und zog ihn zu sich. Doch als er sich grade rein setzen wollte, knickte er natürlich weg und landete unsanft auf dem Boden. Er fluchte nur leise damit Abigail ihn nicht hören würde.
Sie hörte, dass er fiel, tat aber den Teufel nachzugucken. Stattdessen seufzte sie einfach nur. So ein Idiot.

Kapitel 13

Irgendwie schaffte er es dann doch noch und fuhr ins Bad. Dort hatte er selbstredend wieder mit einer Schwierigkeit zu tun. Wie sollte er so duschen? Sein Vater hatte zwar ein paar Sachen anbringen lassen, aber ausziehen musste er sich wohl alleine. Er stellte seine Beine auf den Boden und stemmte sich hoch. Einen winzigen Augenblick lang hielt er sich tatsächlich auf ihnen...
Als es erneut rumpelte, verdrehte Abigail die Augen, ging ins Bad und sah ihn an.
"Du brauchst wohl doch Hilfe."
Sie packte ihn unter den Armen und half ihm hoch.
Eigentlich hätte er sie am liebsten weg gestoßen, schluckte aber für den Augenblick seinen Stolz runter. Leichte Verlegenheit lag in seinem Blick.
"Nur beim... Ausziehen...", brachte er mühsam heraus und kniff die Lippen zusammen.
"Das krieg´ ich hin", erwiderte sie trocken und half ihm sich zu setzen.
Dann zog sie ihm sein Shirt aus - und musste schlucken.
Wie dünn er geworden war...
Er selbst drehte seinen Kopf sofort weg und schloss die Augen. Am Oberkörper hatte er auch einige kleinere Narben, die sie nun sehen würde... Ja, es war seine Strafe und er nahm sie voll und ganz an.
"Warum isst du nicht?", fragte sie leise und ließ die Hand über seinen Bauch gleiten.
Damon spannte sich sofort an.
"Warum sollte ich?", stellte er die Gegenfrage.
"Weil es ungesund ist, nichts zu essen."
Sie sah ihm in die Augen und öffnete seine Hose.
"Du scheinst auch nicht besonders viel zu essen", bemerkte er trocken. "Außerdem ist es dir doch eh egal."
"Oh, ich esse", erwiderte sie kühl, "Ich geb´ es nur sofort wieder von mir."
Abigail entledigte ihn seiner Hose und sah ihn weiter fest an.
"Dann sind es wohl die Drogen, die dich so abgespannt und alt wirken lassen. Von deinen eingefallen Wangenknochen mal gar nicht zu reden."
"Ich nehme keine Drogen", sagte sie sofort barsch und noch um einiges kühler.
"Ach? Und warum regst du dich dann so darüber auf?"
Endlich sah er sie wieder direkt an. Er war wütend.
Sie entgegnete nichts und zog ihn einfach weiter aus. Diesmal sah sie ihn dabei nicht an.
"Also habe ich Recht."
Wie konnte sie das nur tun? Wieso machte sie ihr ganzes Leben, ihren wundervollen Körper kaputt? Er packte ihre Arme und zog sie ein Stück hoch.
"Warum?"
"Die Pillen helfen meine Gefühle zu unterdrücken", murmelte sie und machte sich los. "Jetzt geh duschen."
Er schüttelte über ihre Antwort nur den Kopf.
"Und wie lange? Ein paar Stunden vielleicht?" Er sah sie an. "Du machst deinen wundervollen Körper und deine Gesund damit kaputt. Du bist noch so jung und hübsch. Mach lieber was daraus."
Sie schnaubte.
"Du musst gerade reden!"
Sein Lächeln wirkte gequält.
"Mein Leben ist schon vorbei. Das lässt sich nicht mehr ändern. Aber du kannst dir noch einen anständigen Mann suchen und Kinder haben."
"Als ob ich mich jemals noch mal auf jemanden einlasse! Und jetzt mach hinne!"
"Warum nicht? Ich war nicht der Erste, den du geliebt hast. Und ich werde auch nicht der Letzte sein. Irgendwann begegnet dir jemand und du wirst gar nicht mehr an all das hier denken..."
Er drehte das Wasser auf und ließ es über seinen nackten Körper gleiten.
"Geliebt?", fragte sie leise und schüttelte den Kopf. "Doch. Du warst der erste für den ich diese Art von Gefühlen entwickelt habe."
"So´n Unsinn. Du wirst schon oft für jemand geschwärmt haben. Auch für mich war es nicht mehr. Dabei wollte ich es unbedingt." Er sah sie an. "Auch wenn du mir nicht glaubst... Ich hatte mich wirklich in dich verliebt und wollte keine Rache mehr..."
Dann seufzte er und nahm sich das Duschbad. Langsam rieb er sich damit ein.
"Du kannst nicht wissen, wie meine Gefühle stehen, Damon", erwiderte sie leise und versuchte ihn nicht anzustarren. "Und nein, das glaube ich dir wirklich nicht. Denn ich bin nicht dumm."
"Bisher war meine Menschenkenntnis ausgezeichnet..." Seufzend spülte er sich ab. "Mittlerweile ist es mir ziemlich egal, ob du es glaubst oder nicht. Aber weißt du wo der Unfall passiert ist?"
"Nur, dass er nach der Party war."
Damon schloss die Augen.
"Kurz vor dem Flughafen..."
"Was wolltest du denn da?", fragte sie verständnislos.
"Ist jetzt nicht mehr wichtig."
Er stellte das Wasser ab und nahm sich nun ein Handtuch. Sie schwieg eine Weile und sah ihn dann erst wieder an.
"Wenn du mich wirklich geliebt hast, dann... dann kannst du mir das beweisen, indem du wieder... laufen lernst... Wille zeigst... und... vielleicht lasse ich ja auch eine Belohnung springen?"
Damon glaubte sich schon wieder verhört zu haben
"Eine Belohnung springen? Für etwas, das nie geschehen wird?" Er schüttelte den Kopf und zog den Rollstuhl wieder näher ran. "Was sollte ich davon haben zu laufen? Es bringt mir nichts..."
"Nein, natürlich nicht. Du kannst nicht mal alleine duschen... aber das macht dir ja nix aus." Kurz überlegte sie. "Für jeden Fortschritt den du machst?"
Damon sah zu ihr und legte sich das Handtuch auf den Schoß nachdem er seinen Oberkörper abgetrocknet hatte.
"Normalerweise geh ich auch nicht raus und habe Unmengen an Zeit fürs Duschen und dergleichen." Er seufzte. "Was solltest du mir schon geben..."
"Was immer du dir wünschst."
"Heirate mich!"

Sämtliche Farbe wich aus ihrem Gesicht.
"Können wir nicht klein anfangen?!"
Damon lachte zynisch.
"Da haben wir es doch. Auch du willst das Monster nicht... Aber ich kann es dir nicht verübeln..." Er hievte sich in den Rollstuhl zurück. "Du brauchst mir keine richtige Antwort darauf geben. Ich weiß sie auch so schon. Nur verstehe ich einfach nicht, warum du unbedingt willst, das ich wieder laufen kann."
"Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht will, Damon", flüsterte sie, "Aber ich bin gerade ziemlich überrascht." Sie zögerte, dann nickte sie. "Gut. Ich heirate dich. Wenn du wieder laufen kannst und vernünftig isst, die Tabletten sein lässt und weniger trinkst."
Okay, damit hatte er nicht gerechnet... Er verbarg es allerdings gekonnt hinter einer kalten Maske.
"Wenn es sein muss... Du lässt die Drogen aber ebenfalls weg. Ich erlaube auch nicht, dass meine Ehefrau indiskret mit ihren Liebhabern ist!"
"Gut, dann bin ich eben diskret." Sie drehte sich um. "Zieh dich an, ich will los."
Damons Herz setzte einen Schlag aus. Sie würde ihn heiraten... und andere Männer haben... Es tat ihm höllisch weh.
Abigail zitterte leicht. Er wollte also nicht mal, dass sie monogam mit ihm lebte... nur indiskret sollte sie nicht sein... so ein... Sie warf sich aufs Bett und schloss die Augen.
Irgendwie schaffte er es tatsächlich sich Boxer und Hose anzuziehen. Seine Gedanken hingen bei der jungen Frau im Nebenraum und dem was grade passiert war. Wollte sie ihn erst heiraten, wenn er wieder laufen konnte? Oder jetzt schon? Er fuhr zu ihr in sein Schlafzimmer.
"Ich liege vermutlich richtig in der Annahme, du legst keinen Wert auf was Großes?"
"Nicht wirklich."
Sie setzte sich wieder auf.
"Gut."
Er nickte und rollte sich zur Tür.
"Vielleicht solltest du noch ein Hemd anziehen, Damon", sagte sie, als sie ihm folgte.
"Hier oben sind keine mehr...", murmelte er nur.
Es gelang ihm die Tür selbstständig zu öffnen.
"Ach, läufst du sonst nackt rum?"

Damon erwiderte nichts und machte sich weiter auf den Weg in den hinteren Teil der Villa, wo sich die Waschküche befand. Er nahm sich ein frisches Hemd streifte es über und kam zurück.
Mit vor der Brust verschränkten Armen wartete Abigail auf ihn und schloss wieder die Augen.
Unterwegs rief er nach Gregory, den Fahrer. Damon setzte sich grundsätzlich nicht mehr in normale Autos.
"Wir brauchen ihn nicht, ich fahre." Sie schwenkte einen Schlüssel, den sie sich kurz nach dem Aufstehen von Damons Vater geholt hatte. "Greg hat frei."
Damon versteifte sich.
"Dann vergiss es!"
Sofort drehte er um und rollte zu seinem Zimmer zurück
"Dann heirate ich dich auch nicht. Außerdem kann ich gut fahren!"
"Das hat nichts mit dir als Fahrerin zu tun", rief er nur.
"Was macht es dann für einen Unterschied, ob ich oder Greg fahre!"
"Du würdest nicht die Limo fahren."
"Natürlich nicht. Aber der BMW ist auch groß genug, findest du nicht?"
Damon drehte den Kopf zu ihr herum.
"Ich steige in kein normales Auto."
"Solltest du aber. Außerdem hab ich weder was getrunken noch was genommen heute, heißt meine Reaktionsfähigkeit ist voll da. Aber..." Sie legte den Schlüssel auf einen kleinen Tisch. "Wenn du mir nicht vertraust, dann ist das hier eh alles für´n Arsch."
"Es geht nicht ums Vertrauen", presste er hervor und sah wieder weg. "Wenn ich einen kleineren Wagen zu Nahe komme, wo ich weiß, dass ich da rein müsste, breche ich einfach in… Panik... aus."
"Bitte..." Sie ging zu ihm und kniete sich vor ihn. "Dann lass uns doch daran arbeiten!"
Eindringlich sah er ihr in die Augen und seufzt.
"Du gibst wohl nie auf. Warum ist dir das alles so wichtig?"
"Obwohl ich dich am liebsten hassen würde, tue ich das nicht", erklärte sie schlicht.
"Das ist kein wirklicher Grund. Und wir wissen beide, dass du mich hasst!"
"Nur einen Teil von dir hasse ich. Und zwar den, der sich an mir rächen wollte." Abigail erhob sich wieder. "Aber ich weiß auch nicht, was in unserer Zeit der echte Damon war."
"Der echte Damon hat dich verführt...", murmelte er und sah sie an. "Er hat dir Komplimente gemacht... Auch wenn ich es nicht sofort wahr haben wollte... Und nun ist es unwichtig geworden." Damon seufzte heftig. "Lass uns noch einen kleinen Deal für jetzt machen. Ich steige in das beschissene Auto, wenn wir nie wieder was wegen früher anfangen zu reden. Weder wer was gemacht hat noch ob es Gefühle gab. Das ist alles gestorben."
Abigail schluckte, nickte dann aber.
"Gut. Dann komm jetzt."

Zehn Minuten später waren sie am Auto.
Damon sah sich den Wagen ziemlich ausführlich an und man konnte ihm sehr genau ansehen, was in seinem Kopf vor sich ging. Er schloss einen Moment die Augen und atmete tief durch.
"Und wie willst du das Ding da rein bekommen?", fragte er, zeigte auf den Rollstuhl und behielt die Augen geschlossen.
"Der Kofferraum ist groß genug."
Sie öffnete ihm die Beifahrertür.
"Soll ich helfen?"
Blinzelnd öffnete Damon die Augen wieder und schüttelte den Kopf. So gut es ging setzte er sich in den Wagen und schluckte heftig. Abigail lud den Rollstuhl ein und rutschte dann hinter das Steuer.
"Ich habe überlegt, ob ich mich hier mal bei ein paar Agenturen bewerbe." Nachdem sie den Sitz eingestellt hatte, fuhr sie langsam los. "Aber ich weiß nicht, ob das überhaupt Sinn macht. Die italienischen Models sind alle größer, schlanker und tausendmal hübscher als ich."
Damon hatte seine Hände auf seine Oberschenkel gelegt und war total verkrampft.
"Ist deine Entscheidung, aber du musst nicht arbeiten. Mein Geld ist auch deines in Zukunft."
"Ich kann doch auch nicht den ganzen Tag zuhause sitzen. Außerdem bin ich davon ausgegangen, dass du einen Ehevertrag schließen möchtest." An der Straße bliebt sie stehen. "Wo muss ich denn lang?"
"Natürlich kannst du das! Andere Frauen tun das genauso. und ja, es wird einen Ehevertrag geben."
Endlich öffnete er die Augen und zeigte nach rechts.
"Aber ich fühle mich dann nicht wohl." Sie bog ab und drückte aufs Gas. "Und wenn es einen Vertrag gibt, stehe ich ja hinterher ohne alles da. Wenn du genug von mir hast."
'Wenn du mich genug gequält hast', fügte sie gedanklich hinzu.
Damon schüttele den Kopf.
"Du wirst sich ziemlich wundern deswegen."
"Weswegen?"
"Du wirst alles bekommen."
"Vergiss es", erwiderte sie sofort und sah zu ihm. "Auf keinen Fall."
Sie entdeckte ein Schild, das zum Einkaufszentrum leitete, und folgte diesem. Und Damon dachte nicht daran, an seiner Idee was zu ändern.

Endlich angekommen stellte Abigail sich auf einen der Behindertenparkplätze direkt am Eingang. Der Wagen stand ziemlich quer, Einparken gehörte eben nicht zu ihren Stärken.
Sie stieg aus, holte den Stuhl aus dem Kofferraum und brachte ihn zu Damon.
Es dauerte nur wenigen Augenblicke bis er saß. Gemeinsam betraten sie das Zentrum. Damon versuchte den Blicken aller auszuweichen.
Direkt beim ersten Laden blieb Abigail stehen.
"Kommst du mit rein?"
Sofort schüttelte er den Kopf.
"Lieber nicht. Ich will dich nicht blamieren."
"Du blamierst mich nicht! Und du musst mir helfen. Komm!"
Sie streckte ihre Hand zu ihm aus.
Wieso drängte sie so darauf? Was hatte sein Vater ihr für die Hilfe versprochen?
"Nimm einfach alles was dir gefällt und lass´ es auf meinen Namen schrieben."
"Aber ich brauch deine Hilfe wirklich! Wir gehen heute Abend nämlich mit deinem Vater essen, in so ein Steakhouse. Er meinte, da müssten wir uns gut kleiden, aber ich hab ja gar nix hier und ich bin ziemlich entscheidungsunfreudig... oder willst du wirklich bis heute Abend hier bleiben?"
"Wie bitte?!?" Sein Gesicht wurde eine Nuance blasser. "Auf keinen Fall werde ich irgendwo hingehen. Das könnt ihr beiden ganz schnell vergessen. Und du solltest echt mal ´nen Gang zurück fahren. Kauf dir einfach was dir gefällt und lass ihn aussuchen, wenn du unbedingt Hilfe brauchst. Mich interessiert es nicht was du anhast. Ich sehe dich am liebsten nackt."
Der letzte Satz war ihm ungewollt raus gerutscht.
Und genau dieser Satz schickte ein wohliges Kribbeln durch ihren Körper.
"Damon..."
Nach einer Sekunde des Nachdenkens setzte sie sich auf seinen Schoß und nahm sein Gesicht in ihre Hände, wobei sie seine Haare nach hinten schob.
"Bitte hör auf dich zu verstecken." Diese Worte flüsterte sie total zärtlich, doch dann räusperte sie sich und wich ein kleines Stück zurück. "Deal. Du kommst heute Abend mit essen, dafür schlaf´ ich heute Nacht bei dir – nackt."
Damon war noch ziemlich überrumpelt von diesem Körperkontakt.
"Du liebst es anscheinend mich zu quälen. Vielleicht vergisst du es auch mit Absicht, aber ich bin immer noch ein Mann, wenn auch kein vollständiger mehr. Du wirst ganz sicher nicht nackt bei mir schlafen. Sorry, aber so masochistisch bin ich dann doch nicht. Immerhin bist du die pure Versuchung."
"Bin ich das?", fragte sie leise und strich mit ihren Lippen über seine Wange, bis ihn zu seinem Ohr. "Was kann ich dir bieten, damit du mitkommst?"
Er spürte das leichte Verlangen in sich und schluckte schwer.
"Es gäbe Einiges, wenn ich kein Krüppel wäre..." Damon drehte sein Gesicht zu ihr. "Heirate mich noch diese Woche."
"Erst wenn du wieder laufen kannst, war die Abmachung", flüsterte sie und knabberte an seinem Ohrläppchen.
Oh Gott. Sie wollte ihn.
So sehr er es auch wollte, durfte er ihr nicht nachgeben. Nein, er wollte ihr Leben nicht noch mehr versauen. Etwas unsanft schob er sie weiter weg.
"Dann geh endlich rein, damit wir hier wieder weg kommen. Die Leute starren uns schon an."
"Wenn ich alleine gehe, dauert es nur länger. Aber na gut."
Sie verschwand in dem Laden und kam eine halbe Stunde später mit leeren Händen zurück.
"Weiter."Geduldig wartete er und ging dann mit ihr weiter zum nächsten Laden. Natürlich wartete er wieder draußen.
Und wieder ließ Abigail sich richtig viel Zeit. Diesmal fand sie sogar was und kam mit einer Tüte zurück. Ohne ein Wort zu sagen, ging sie in den nächsten Laden, dann den in den übernächsten und... nun ja, im Endeffekt betrat sie jedes Geschäft in dem Einkaufszentrum und brauchte in jedem Ewigkeiten. Aber sie fand auch ein paar Klamotten, die ihr gefielen.
Nachdem sie mit dem letzten Laden durch war, ging sie zielstrebig auf einen Friseursalon zu.
Damon folgte ihr immer nur wie ein Schatten in einiger Entfernung. Auf keinen Fall sollte jemand merken, dass sie gemeinsam mit ihm hier war. Die Leute hatten dann wahrscheinlich mit ihr Mitleid, dass sie so einen Krüppel bei sich hatte. Das wollte er ihr ersparen.
Vor dem Friseur wartete sie allerdings auf ihn, nahm kurzerhand die Griffe des Rollstuhles in die Hand und schob ihn hinein.
Sofort kam ein junger Mann auf sie zu und fragte nach ihren Wünschen, aber auf Italienisch und so verstand Abigail kein Wort, weshalb sie im Englischen blieb und hoffte, dass der Kerl sie verstand.
"Hi. Sowohl ich als auch er", sie deutete mit dem Kopf auf Damon, "brauchen einen Haarschnitt."
Sie hatte Glück, wurde verstanden und zu einem Spiegel geführt.
"Erst er", befahl sie dem jungen Mann und deutete auf Damon. "So, dass man sein Gesicht sieht."
Damon schäumte vor Wut und langte nach ihrer Hand. Sein Griff war hart.
"Damit gehst du eindeutig zu weit, Abigail! Sehe alle Vereinbarungen für nichtig."
Damit drehte er sich wieder zum Eingang und verließ den Friseur. Sofort ging sie ihm nach und hielt ihn fest.
"Was ist so schlimm daran! Ich will deine Augen sehen und du wirkst total verwahrlost mit der Frisur!"
"Meine Augen haben dich nicht zu interessieren. Und diese Frisur dient doch nur dazu, dass niemand diese grässliche Narbe sehen muss." Er sah sie finster an. "Und ich lasse dich nicht einfach über mich bestimmen, wie es dir gefällt. Wenn dir was nicht passt, kannst du gerne gehen."
"Die Narbe ist nicht grässlich!" Sie streckte die Hand aus und berührte eben diese zärtlich. "Was grässlich ist, ist deine Scheißlaune. Vielleicht solltest du mal ein paar von meinen Pillen versuchen", versuchte sie zu scherzen.
Unter der Berührung zuckte er heftig zusammen und hielt wieder ihr Handgelenk fest.
"Ich habe nur Scheißlaune, weil ich Schmerzen habe. Also steck´ dir deine Pillen sonst wohin."
"Hör mal, Damon." Sie beugte sich zu ihm und strich ihm mit der freien Hand ein paar Strähnen aus dem Haar. "Wir sind beide gerade in einer doofen Situation, wissen nicht wohin mit unseren Gefühlen und was der andere noch empfindet. Aber irgendwie müssen wir damit klarkommen, okay?"
"Was für Gefühle? Bei mir ist rein gar nichts mehr, außer Wut über deine Unverfrorenheit!" Er schlug ihre Hand weg. "Ich kann mich vielleicht nicht mehr frei bewegen, aber deswegen lasse ich nicht andere über mich bestimmen, Abigail. Und dass du mich genauso versuchst zu behandeln, wie die anderen das tun, zeigt nur allzu deutlich, dass auch du mich für einen Krüppel hältst. Denkst du das ist ein schöner Gedanken?"
"Ich halte dich nicht für einen Krüppel! Wie oft soll ich dir das noch sagen? Wir haben ein paar Abreden getroffen. Zum Beispiel willst du mich heiraten. Warum, wenn ich dir nichts mehr bedeute? Kannst du mir das verraten? Und ich mag deine Augen eben!" Sie ging einen Schritt zurück. "Du wirst mich erst wieder los, wenn du mich umbringst."
Damon knurrte leise und sah sie nun wirklich gefährlich ruhig an. Eigentlich hatte sie ja Recht, was die Hochzeit betraf. Warum wollte er das noch? Weil er sie liebte, aber das würde ihm nicht über die Lippen kommen.
"Ich lasse mir auf jeden Fall jetzt die Haare schneiden. Mach was du willst."
Sie verschwand wieder in dem Salon.
Seufzend sah er ihr nach. Diese Frau war schon immer eine echte Gefahr für sein Seelenheil gewesen. Jetzt noch mehr als früher... Geschlagen fuhr er auch wieder zurück.  

Kapitel 14

Abigail gelang es tatsächlich, Damon aus ihrem Kopf zu vertreiben, als sie sich den fähigen Händen des Friseurs hingab.
Eine Stunde später war sie fertig und liebte ihre neue Frisur schon jetzt. Die Haare, die vorher bis zu ihrem Gesäß gegangen waren, waren jetzt auf Brustlänge gekürzt und in einem regelmäßigen Schwarzton gefärbt, nur ab und an blitzten ein paar hellere Strähnen hervor. Zufrieden zahlte sie.
Damon musterte sie und seufzte. Nun war sie noch viel attraktiver als zuvor. Warum musste sie das tun? Es war doch echt nicht wirklich fair. Er hatte schon genug gebüßt.
"Sicher, dass du nicht doch willst?"
"Alles, was du willst", meinte er, sich selbst überraschend.
Abigail sah ihn erstaunt an und lächelt dann glücklich.
Eine halbe Stunde später hatte Damon wieder kurze Haare. Dabei fühlte er sich nicht sonderlich wohl und hielt den Kopf gesenkt.
Abigail hingegen war total begeistert und das machte sie ihm auch deutlich, als sie auf dem Weg zurück zum Auto waren.
"Du siehst echt klasse aus! Der Schnitt betont deine Gesichtszüge. Wusstest du, dass die total männlich sind? Ich liebe deine Wangenknochen!"
Zu jeden Wort murrte er nur weiter und versuchte sein Gesicht immer weg von ihr zu drehen. Sie öffnete ihm die Beifahrertür und verstaute den Rollstuhl, nachdem er drin saß. Dann verstaute sie noch ihre Taschen und stieg selbst ein.
"Willst du noch wo hin?"
"Nur nach hause", knirschte er und legte eine Hand auf sein schmerzendes Bein.
"Okay. Wir müssen uns ja eh bald fürs Essen fertig machen. Waren ja jetzt ganz schön lange unterwegs!"
Abigail fuhr relativ zügig und kurz darauf kamen sie an.

Nachdem er im Rollstuhl saß, verzog er sich sofort in sein Zimmer und schloss es ab. Wo waren die verdammten Tablette? In einer kleinen geheimen Nische fand er noch eine Packung und nahm eine. Wirklich nur für die Schmerzen. Aber das würde Abigail nicht verstehen.
Die Dunkelhaarige gönnte ihm eine kleine Auszeit. Sie striezte ihn ja wirklich. Aber hey, sie kam voran!
Die Wirkung fing nur langsam an und so legte er sich aufs Bett und wartete einfach. Sofort glitt er in einen leichten Schlaf.
Um acht wollten sie essen gehen, so machte Abby sich gegen sieben fertig. Um viertel vor klopfte sie dann an Damons Tür.
"Damon?"
Doch Damon schlief noch immer seelenruhig.
Sie klopfte fester und ihre Stimme wurde auch lauter.
"Damon!"
Und weiterhin schlief er.
Abigail schnaubte, wandte sich ab und stiefelte in ihr Zimmer zurück. Super, wie bekam sie ihn jetzt wach? Er würde mit zu dem Essen gehen, darauf bestand sie. Ohne ihn wollte sie auch nicht.
Wenige Minuten später erwachte Damon und gähnte. Schon eine ganze Weile hatte er nicht mehr so gut geschlafen wie jetzt.
Nachdenklich ging Abgail doch zu seiner Tür zurück und versuchte erneut den Türgriff zu betätigen.
Damon zuckte leicht zusammen und atmete dann erleichtert aus. Gott sei Dank hatte er abgeschlossen. Ganz sicher wollte sie ihn nicht so mit freien Oberkörper sehen.
"Verdammt, Damon!"
"Was denn?", rief er zurück und fluchte leise.
"Dein Vater wartet schon auf uns."
"Ich komme gleich", teilte er ihr mit und quälte sich erneut aus dem Bett.
"Beeil´ dich, ja? Und wenn du Hilfe brauchst... ich warte hier."
"Nicht nötig", rief er noch einmal und schaffte es sich nun mühelos in den Rollstuhl zu heben.
Nur einige Minuten später - er hatte sich ein normales T-Shirt angezogen - öffnete er die Tür.
"Hey, du brauchst ein Hemd."
Sie lächelte ihn an und sah ihm in die Augen, strich ihm zärtlich durch die Haare. Grimmig erwiderte er ihren Blick.
"Wenn ich schon dazu gezwungen werde, dann lass mir wenigsten die Wahl meiner Kleidung!"
"Na gut", lenkte sie ein, beugte sich runter und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Dann komm."
"Und das solltest du auch lassen, wenn du nicht willst, dass ich wie eine wilde Bestie über dich herfalle sobald du mir zu nah kommst!"
Er folgte ihr mit einen gewissen Abstand.
"Soweit ich weiß, sind wir verlobt. Und da tauscht man eben Zärtlichkeiten aus", erwiderte sie trocken und blieb neben der Limousine stehen.
"Auch in einer Zweckehe?", fragte er ironisch und ließ sich von Gregory beim Einsteigen helfen.
"Mir egal."
Zum Glück war ihm noch nicht aufgefallen, dass ihre Pupillen wieder ziemlich geweitet waren und hoffentlich blieb das auch so. Sie rutschte neben ihn und legte den Kopf an seine Schulter.
Seufzend ließ Damon es zu.
Abigail lächelte und streichelte seinen Oberschenkel hinauf.
"Darf ich bei dir schlafen?"
"Nur, wenn du mit mir schläfst."
Sofort kribbelte es auf ihrer Haut und zwischen ihren Beinen machte sich ein süßes Ziehen breit.
"Gerne", hauchte sie und küsste ihn auf seinen Hals.
Damon runzelte skeptisch die Stirn und drehte den Kopf zu ihr.
"Wieso bist du einverstanden?"
"Weil ich gerne mit dir zusammen bin."
"Hm...", murmelte er nur.
Sein Vater stieg dazu und sah seinen Sohn anerkennend an.
"Wenigstens schon mal die Haare."
"Er sieht toll aus, nicht wahr!", lächelte Abigail Matthew an und schmiegte sich dann wieder an Damon.
Dieser nickte.
"Oh ja. Wie mein Sohn früher aussah. "
Abigail nahm Damons Hand und schloss die Augen, während sie seine Finger mit ihren verschränkte.
Schweigend ließ er diese kleine Geste zu und dachte sich nicht weiter dabei. Auch kommentierte er nicht, dass sein Vater die beiden schmunzelnd beobachtete.

Bald kamen sie an und wurden im Restaurant zu ihrem Tisch geführt. Es dauerte nicht lange, bis sie bestellt hatten und jeder ein Glas Wein vor sich stehen hatte. Selbstredend trank Damon es in einen Zug und musterte Abigail nun genau.
Abigail hingegen nahm nur einen kleinen Schluck und lächelte Damon dann liebevoll an.
Und da fielen ihm ihre Augen auf. Leicht wütend sah er sie an, sagte jedoch noch nichts darüber.  Das Essen km schon und die Kellnerin versuchte möglichst nicht zu nah an Damon zu kommen. Die Frau bemerkte davon nichts und unterhielt sich arglos mit Damons Vater.
Er selbst registrierte es nur allzu genau. Mit den Zähnen knirschend, senkte er den Kopf. Der Appetit war ihm gründlich vergangen. Genau eine solche Reaktion hatte er zu vermeiden versucht. Abigail legt die Hand auf seinen Arm und strich ihm zärtlich drüber, um ihn zu beruhigen.
Doch er nahm seine Arm sofort weg.
"Zeig lieber nicht, dass wir uns kennen."
"Ehm... Damon, wir sitzen gemeinsam an einem Tisch. Und warum sollte ich nicht zu meinem Mann stehen?"
Er knurrte leise.
"Ich habe eh keine Ahnung was du für ein Spiel spielst."
"Ich spiele kein Spiel!" Erschrocken sah sie ihn an. "Wie kommst du darauf?"
"Zum einen wissen wir doch beide das du mich hasst für das, was ich dir angetan habe. Zum anderen warst du zu schnell einverstanden mit einer Heirat."
"Und zum anderen liebe ich dich mehr als mein Leben. Ohne dich ist es wertlos."
"Ach komm schon, Abigail. Wir wissen doch beide, dass es nicht stimmt. Aber das ist mir gleichgültig. Ich werde dich besitzen."
"Ja, wirst du", erwiderte sie leise und sah ihn an.
Damon zog eine Augenbraue hoch.
"Keine Einwände dagegen?"
"Welche denn? Ich gehöre bereits dir."
Daraufhin seufzte Damon.
"Iss was, bitte", flüsterte sie und nahm selbst etwas zu sich.
Doch er verschränkte nur die Arme vor der Brust.
"Wenn du mir vorher auch welche von deinen Pillen gibst."
Abby ließ die Gabel sinken und sah ihn verständnislos an.
"Ich hab die alle weggeworfen. Wie kommst du jetzt darauf?"
"Deine Augen", antwortet er schlicht.
Sie hielt seinem Blick stand.
"Und? Du hast Schmerzmittel genommen."
"Mit dem Unterschied, dass deines richtige Drogen sind. Und das ich vorhin so heftige Schmerz hatte, das ich mir dieses verdammte Bein am liebsten abgesägt hatte."
"Und was ist mit dem Alkohol?"
Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ein Glas! genau wie du und Dad!", warf er ihr vor. "Was daran ist also verkehrt?"
"Du hast es runtergestürzt, als wäre es der letzte Tropfen Wasser in einer Wüste!"
"Wegen dir."
"Wie, wegen mir?"
"Du hast mich schon den ganzen Tag gequält."
"Inwiefern quäle ich dich bitte? Ich will dir doch nur helfen!"
"Aber auf die falsche Art und Weise!"
"Dann sag mir, wie du dir helfen lässt!"
"Auf jeden Fall nicht, indem du mir deinen Willen aufzwingst!"
"Ich zwinge ihn dir nicht auf! Ich verhandle mit dir." Sie lehnte sich zurück. "Und du verhandelst mit mir."
"Du willst es einfach nicht verstehen, Abigail." Er seufzte schwer. "Ich habe Angst um dich, wenn du die Dinger nimmst", flüsterte Damon dann.
Ihre Augen weiteten sich ein wenig.
"Wirklich?"
"Ja, verdammt! Weißt du, was sich in meinen Kopf abspielt?"
"Nein, woher denn?"
"Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan, weil ich mir ständig vorgestellt habe, wie du wegen deinen dummen Pillen irgendwo halbtot in einer Ecke liegst."
"Das wird nicht geschehen", flüsterte sie und sah ihn an.
"Woher willst du das wissen, Abigail", brauste er sofort wütend auf. "Das könnte jedes Mal passieren, wenn du wieder eine nimmst. Aber mir erlaubst du nicht einmal eine Tablette gegen meine Schmerzen zu nehmen!" Damon schüttelte den Kopf. "So hat das alles gar keinen Sinn. Verstehst du das nicht? Du erwartest nur, das ich Veränderungen vornehme. Aber selbst bist du nicht bereit das Gleiche zu tun. "
"Können wir das bitte nicht in der Öffentlichkeit besprechen?", flüsterte sie und sah auf ihre Hände.
"Von mir aus brauchen wir das gar nicht besprechen. Das Thema ist für mich vollkommen erledigt!" Damit verschränkte er die Arme erneut vor der Brust und sah sie nicht mehr an.
"Bin ich für dich erledigt?", fragte sie leise.
"Wieso solltest du? Ich habe doch schon gesagt, dass ich dich besitzen will."
Abigail sah ihn kurz an und erhob sich dann.
"Entschuldigt mich."
Sie ging zu den Toiletten. Ihr ganzer Körper zitterte, als sie sich am Waschbecken abstützte. Zwei Sekunden später brach sie in Tränen aus.

Wenn es Damon möglich gewesen wäre, so wäre er ihr sofort gefolgt. So aber sah er ihr einfach nur nach und seufzte. Ja, seine Laune war wirklich im Keller. Er hatte aber auch nicht ahnen können, dass sie noch einmal in seinem Leben sein würde.
Erst eine halbe Stunde später hatte Abigail sich so weit beruhigt, dass sie ihre Tränen trocknen, sich die verschmierte Wimperntusche entfernen und zum Tisch zurück gehen konnte.
Natürlich sah man ihr genau an das sie geweint hatte. Matthew blickte erst seinen Sohn und dann sie seufzend an.
"Vielleicht war das doch eine dumme Idee von mir, Essen gehen zu wollen."
"Da stimme ich dir zu, Vater."
Abigail sagte gar nichts dazu und setzte sich einfach wieder brav hin.
"Lasst uns dennoch essen", meinte sein Vater und lächelte Abigail aufmunternd zu.
Selbst Damon nickte dazu. Ob Abigail immer noch bei ihm schlafen wollt?
Sie zwang sich zurückzulächeln und aß dann etwas. Doch nicht sehr viel...
Nachdem Damon und sein Vater fertig waren - Abigail auch nicht nichts weiter aß - bezahlten sie und gingen hinaus. Ohne Umwege fuhren sie direkt zur Villa zurück, wo Damon sich in sein Zimmer zurück zog und gespannt drauf wartete, ob sie ihm folgen würde.
Doch zunächst ging sie auf ihr Zimmer, wo sie die etwas schickere Kleidung gegen eine Jogginghose und ein enges Top eintauschte, sich komplett abschminkte und ihre Haare zu einem Zopf zusammen band. Außerdem nahm sie Damons Tabletten. Erst dann ging sie zu seinem Zimmer und klopfte leise.
Er saß vor dem fester und sah in die Nacht. Doch bei ihrem Klopfen drehte er sich sofort zur Tür.
"Es ist offen."
Sie ging rein, sah ihn kurz an und legte dann die Tabletten auf die Kommode.
Skeptisch sah er ihr bei zu.
"Wie kommt´s?"
Aber Abigail sagte kein Wort und legte noch das kleine Päckchen mit ihren Pillen daneben.
Erst dann sah sie ihn an, ging zum Bett und setzte sich drauf. Er rollte ebenfalls dorthin und sah sie an.
"Wieso?"
Sie beugte sich vor und küsste ihn.

Der Braunhaarige war total überrumpelt, erwiderte den Kuss jedoch ohne zu zögern. Viel zu lange hatte er sie nicht mehr richtig bei sich gehabt... Aber auch heute würde es nicht gehen. Nicht so wie er wollte.
Abigail beendete den Kuss und rutschte zurück.
"Komm ins Bett."
"Gleich", nuschelte er nur, zog sich das Shirt aus und steig zu ihr ins Bett mit einiger Anstrengung.
Sie wartete geduldig auf ihn.
Damon legt sich so gemütlich wie möglich hin. Noch immer machte ihm sein Bein zu schaffen und er biss nur innerlich die Zähne zusammen. Dann streckte er den Arm zu Abigail aus und zog sie an sich.
Sobald sie sich an ihn gekuschelt hatte, küsste sie ihn wieder. Liebevoll. Zärtlich. Mit all ihrer Liebe...
Und wieder erwiderte er den süßen Kuss und versuchte an etwas vollkommen Anderes zu denken. Doch sein Verlangen nach dieser Frau pulsierte heiß in seinen Adern.
"Kannst du mich nur einmal... nur einmal...", murmelte sie zwischen zwei Küssen.
"Nur einmal was?"
"Behandle mich, als wäre ich wertvoll", flüsterte sie, "Als wäre zwischen uns nie ein Streit gewesen... als würdest du mich lieben..."
"So habe ich dich damals behandelt. Du warst das Wertvollste für mich und ich hatte dich geliebt...", murmelte er traurig, wurde dann aber ernst. "Aber ich kann dir nicht das geben, was du jetzt willst. Ich weiß nicht, ob es geht..."
"Warum sollte es nicht gehen? Ich dachte es ist nur dein Bein kaputt..."
Damon schüttelte leicht den Kopf.
"An den ganz schlechten Tagen spüre ich auch manchmal meinen ganzen Körper nicht."
Die Schwarzhaarige legte die Hand an seine Wange.
"Damon..."
"Du musst nichts dazu sagen. Wie ich dir bereits erklärte, sehe ich es als meine Strafe für das was ich dir angetan habe. Und genau deswegen will ich nichts an der Situation ändern!"
"Aber wenn du nichts daran änderst..." Sie schluckte. "Bitte, bitte, versprich mir, dass du alles gibst, um wieder richtig gesund zu werden."
"Warum willst du das? Ich habe dir so weh getan. Habe dich zu den Drogen getrieben..." Wieder schüttelte er den Kopf. "Nein, man kann nichts davon ungeschehen machen."
"So kannst du es wieder gut machen. Wenn du wieder wirst wie früher..."
"Man kann es nicht wieder gut machen, Abigail."
"Versprich es mir", flüsterte sie, "Bitte, versprich es mir."
In ihrer Stimme klang ein Hauch Verzweiflung mit.
"Fühlst du dich etwa schuldig?", fragte er nun genauso leise und konnte es sich eigentlich nicht vorstellen. Sie hatte doch keine Schuld. "Hör zu, das musst du nicht. ich habe aus eigenen Antrieb getrunken, weil ich so dumm war. Und auch aus eigenen Antrieb bin ich zum Flughafen um dich auf zu halten."
"Auch... aber bitte... bitte, Damon!"
"Nenn´ mir einen vernünftigen Grund!"
Jetzt begann sie zu weinen.
"Ich hab so eine Angst um dich! Du bist so depressiv und..." Ein lauter Schluchzer entwich ihr. "Was soll ich tun, damit es dir besser geht!"
Damon wischte ihr behutsam die Tränen weg. Sie hatte ihm keine wirkliche Antwort gegeben, aber er hatte ja auch keine erwartet. Besonders nicht die erhoffte.
"Bei mir sein, mich lieben... mir glauben! Ich hatte dich wirklich geliebt und wollte keine Rache mehr..."
"Ich bin doch bei dir! Ich liebe dich doch!"
"Aber du glaubst mir nicht... du vertraust mir nicht..."
"Ich glaube dir", murmelte Abigail und sah ihn an, "Aber das Vertrauen muss sich erst wieder aufbauen."
"Nein, du glaubst mir nicht."
"Damon..."
"Lass gut sein." Er zog die Decke über sie beide und legte sich auf den Rücken. "Schlaf lieber."
Sie legte den Kopf an seine Brust, ihr Bein über seine Hüfte und schloss die Augen.
Damon lag noch eine Weile wach und lauschte ihrem ruhigen Atem. Irgendwann fiel er in einen leichten Schlummer.

Abigail schlief total unruhig. Immer wieder krampften ihre Hände sich in seine Schulter oder seine Hüfte, sie rutschte hin und her und gab immer mal wieder Töne von sich, die schmerzvoll klangen.
Und Damon wachte immer wieder davon auf. Am Schluss fand er gar nicht mehr in den so dringend benötigten Schaf. Seufzend sah er sie ehe er sie versuchte wach zu machen. Besonders angenehm schien es ihr nicht zu gehen. Tatsächlich wurde sie wach und sie sah ihn zitternd an.
"Was ist los?", fragte er flüsternd und streichelte ihre Wange.
"Keine Ahnung", murmelte sie, "Seit ich von dir gegangen bin, schlafe ich schlecht."
"Hm..." Er runzelte die Stirn und küsste sie aus einen Impuls heraus. "Nun bist du doch aber wieder bei mir."
"Aber du hasst mich!"
Er lächelte.
"Habe ich das je gesagt?"
"Was könntest du mir gegenüber schon anderes empfinden", murmelte sie.
"Vielleicht gar nichts", murmelte Damon und sah auf ihre Lippen. "Vielleicht aber auch alles."
"Ich kann ohne dich nicht mehr leben", murmelte Abigail und sah weg. "Es geht einfach nicht."
Damon seufzte. Was wurde eigentlich von ihm verlangt? Sollt er sie vielleicht lieber frei geben, damit sie irgendwann ihrer großen Liebe begegnen konnte? Nein, so selbstlos war Damon einfach nicht. Er wollte sie wirklich für sich alleine haben!
Sein Seufzen wurde von ihr falsch interpretiert.
"Tut mir leid. Ich geh lieber in mein Zimmer."
Abigail stand auf.
"Wenn du jetzt gehst, dann auch aus diesem Haus. Du bleibst bei mir, Punkt!"
"Ich nerve dich doch nur!"
Abigail senkte den Blick. Das war ihr Plan gewesen - eine Nacht mit ihm und dann... weg.
"Ja, da kann ich dir nur zustimmen! Aber du bist meine zukünftige Frau und bleibst bei mir!"
Die Schwarzhaarige sah ihn mehrere Sekunden lang an, wandte sich dann ab, nahm ihre Pillen vom Schrank und verließ sein Zimmer.
"ABIGAIL!", schrie er ihr nach und setzte sich auf. Wie konnte sie es nur wagen einfach so zu gehen. "WENN DU NICHT SOFORT WIEDER HERKOMMST, VERSCHWINDE KOMPLETT!!!"
Sie schluchzte, als sie ihre Zimmertür hinter sich zu schmiss und dann zu Boden sank.
Damon fluchte ungehalten und legte sich wieder hin. Dieses sture Weib!
Abigail griff in die Tüte mit den Pillen und nahm einfach eine ganze Hand voll, es war ihr egal.
Irgendwann schlief sie einfach so ein.

Am nächsten Tag stand Abigail recht früh auf, packte ihre Sachen und verschwand.
Damon wurde von seinem Vater geweckt, der wütend ins Zimmer kam.
"Du hast es wieder geschafft!"
Verschlafen sah Damon ihn an und runzelte die Stirn.
"Was geschafft?"
"Abigail ist erneut verschwunden!"
Sofort war sein Sohn hellwach und verfluchte die junge Frau.

Zwei Tage später kam Abigail in New York an.
Alessa schaute ganz schön geschockt, als sie plötzlich vor ihrer Tür stand, wusste nicht, wie sie handeln sollte, ließ die Frau aber hinein und schob sie zum Sofa.
"Was ist passiert, Abigail?"
Und Abigail begann zu erzählen.

Damon konnte es einfach nicht fassen. Wieder hatte sie ihn verlassen. Dabei hatte er ihr dieses Mal nichts vorgemacht. Das bewies doch nur, dass Abigail ihn nie geliebt hatte und alles nur leeres Gerede war. Aber das würde er sich nicht bieten lassen! Das würde sie endgültig bereuen!

Kapitel 15

Es vergingen einige Monate.

Abigail machte einen Entzug, danach eine Therapie. Sie begann wieder zu arbeiten, ging feiern, benahm sich nach außen hin wie bevor sie Damon kennengelernt hatte. Aber innerlich... innerlich war sie zerbrochen. Die Sehnsucht nach Damon war so stark, sie weinte sich jeden Abend in den Schlaf. Warum kam sie nicht über ihn hinweg?
Trotzdem begann sie eine Art Beziehung mit einem anderen...
Und was tat Damon? Er war komplett der Alte. Mit allem was dazu gehörte.

Eines Abends nahm Abigails Freund sie mit zu einem Rennen im Industriegelände am Rande New Yorks.
Dort zu sein war... seltsam. Das letzte Mal war sie ja mit Damon hier gewesen.
Aber sie musste ihn vergessen!
Mit einem aufgesetzten Lächeln schmiegte sie sich an Bryans Brust.
"Du gewinnst doch, nicht wahr?"
"Klar doch, Babe", erwiderte Bryan, küsste sie kurz und sah plötzlich hinter sie. Ein ziemlich teuer aussehender Wagen, voll aufgetunt, kam auf sie zu. "Wer mag das sein?"
"Keine Ahnung, ist mir auch egal."
Genau in dem Moment stieg Damon aus dem Wagen. Er trug eine schwarze Jeans, ein weißes enges T-Shirt und eine lockere Lederjacke. Sein Blick ausdruckslos, als er ihn umherschweifen ließ. Auch beachtete er Abigail kein Stück. Dann stieg noch jemand aus. Eine ziemlich heiße Blondine, die sich sofort an Damon schmiegte.
"Das ist ja Damon!"
Abigails Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen und ihr Atem wurde schneller. Und als sie die Blondine sah, wurde ihr kotzübel.
Ganz gelassen ging Damon zu Bryan und Abigail rüber. Seine Augen schauten sie nur kurz einen Moment an.
Eiskalt.
"Jetzt hole ich mir meinen Titel zurück!", meinte er zu Bryan, der grinste.
"Wir werden sehen, Mann!"
"Damon", flüsterte die Dunkelhaarige und krallte ihre Hände in ihr Kleid.
Wieder warf er ihr nur einen kurzen Blick zu und hob eine Augenbraue.
"Was willst du? Ach, ehe ich es vergesse. Du hast deinen Scheck bei meinen Vater vergessen."
Er holt einen Zettel raus und warf ihn ihr vor die Füße. Dann sah er Bryan wieder an.
"Du solltest bei der Wahl deine Betthäschen vorsichtiger sein. Manche haben die Angewohnheit sich wie normale Huren zu benehmen."
Abigail ließ das Papier einfach liegen.
"Ich bin doch nur mitgegangen, weil ich bei dir sein wollte!"
"Und dein Verschwinden?", fragte er schneidend und schüttelt den Kopf. "Nein, sag es lieber nicht. Es interessiert mich nicht weiter. Ich hatte von Anfang an Recht gehabt, was dich betrifft. Gott sei Dank bist du abgehauen, bevor ich dich geheiratet habe. Sonst müsste ich mich jetzt immer fragen, mit wem meine Frau vögelt. Aber bei meiner zukünftigen Frau muss ich das ohnehin auch fragen. Elisa wird aber sehr diskret sein, nicht wie du."
Beim letzten Satz taumelte Abigail einige Schritte nach hinten. Ihr Atem begann unkontrolliert zu gehen, ihr wurde schwarz vor Augen.
Dann gaben ihre Beine nach und sie stürzte zu Boden.
Grade noch so konnte Bryan sie auffangen und sah Damon fragend an. Doch dieser schüttelte nur den Kopf und ging mit der Blondine zu seinem Wagen zurück.
Plötzlich hörte das Zittern auf, dass ihren Körper erfasst hatte und sie wurde ganz ruhig.
Bryan wusste schon, was nun folgte, packte sie, drehte sie auf den Bauch, setzte sich auf ihren Rücken und hielt sie fest.
Sofort begann sie sich zu wehren, zu schreien, versuchte Bryan abzuwerfen und zu treten.
Natürlich bekam Damon es mit und fing an zu lachen.
"Wie lächerlich du bist!", rief er zu den beiden und stieg in den Wagen.
Nach einer Minute war es vorbei und sie begann zu weinen. Bryan half ihr hoch.
"Ich bring dich nach Hause."
"Nein", erwiderte sie und schob ihn weg, "Ich ruf mir ein Taxi. Fahr dein Rennen, viel Erfolg."
Bryan sah sie einen Moment an, seufzte dann, küsste sie auf die Wange und stieg ihn sein Auto, während Abigail sich abwandte und loslief.
Damon fuhr los, noch ehe die Blondine saß. Schnell war er bei Abigail und versperrte ihr den Weg.
"Wo willst du denn so plötzlich hin? Habe ich dir den Abend verdorben? Oder bist du nur einfach wahnsinnig ängstlich? Dein schauspielerisches Talent scheint zur Neige zu gehen."
"Fick dich, du Wichser", erwiderte sie kühl, "Ich hab einfach kein Bock mehr hier zu sein."

Das konnte er so nicht auf sich sitzen lassen. Immerhin hatte SIE IHN verlassen. Zweimal! Er stieg aus und drückte sie gegen den Wagen.
"So sprichst du ganz sicher nicht mit mir, Abigail. Ich war nicht so feige und bin vor dem Krüppel geflüchtet. Und schon gar nicht nachdem ich den Antrag angenommen hatte." Damon atmete tief durch. "Aber sei froh. Damit hast du meine Liebe für dich endgültig gelöscht. Dabei hatte sie seit der Highschool bestanden. Endlich bin ich davon befreit. Genau wie von meinen idiotischen Träumen, dass es so etwas wie Liebe wirklich gibt. Und das es nur eine einzige Frau ist, die einen wirklich glücklich machen kann. Das nichts und niemand Liebende trennen kann. Nichts als Unsinn! Aber eines muss ich dir noch sagen..." Er ließ ihre Arme wieder los. Und er lächelte sogar aufrichtig. "Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich dir meine Liebe gestanden hatte... Genauso meine Beleidigungen dir gegenüber und erst recht, dass ich dachte, du würdest meine Gefühle ein wenig erwidern. Du hast mich ja eines Besseren belehrt, wofür ich dir wohl dankbar sein müsste. Ich wünsche dir wirklich alles Gute für die Zukunft. Und dass du irgendwann dein Glück finden wirst. Ich war es ja leider nicht. Also... Pass gut auf dich auf."
Er zog sie von seinem Wagen weg, küsste ihre Stirn dabei und stieg ein. Noch einmal lächelte er sie an.
"Leb´ wohl, Cara. Vergessen werde ich dich wohl nie."
"Du hast gesagt, ich soll gehen", flüsterte sie und ging einen Schritt zurück. "Und ich wusste, dass du mich nur heiraten willst, um mir erneut eins auszuwischen. Wenn deine Liebe wirklich so lange bestanden hätte, hätte sie je existiert, dann wärst du nie auf die Idee gekommen dich an mir zu rächen.
Und wie soll ich je mein Glück finden? Herzlichen Glückwunsch, Damon. Du hast mich zerbrochen. Abigail gibt es nicht mehr... und Kayleigh auch nicht... wer bin ich dann noch? Nicht mehr als eine Hülle..." Sie schüttelte den Kopf. "Leb´ wohl. Du wirst mich nie wieder sehen müssen."
"Ich wollte dich heiraten, weil ich dich liebe!" Dass er nicht in der Vergangenheit sprach, bemerkt Damon gar nicht. "Ich wollte, dass du für immer an meiner Seite bist. Dass ich jeden Morgen mit dir aufwachen kann, dich im Arm halten darf, dich küssen..."
"Würdest du mich zurück wollen, bräuchtest du nur ein Wort zu sagen und ich wäre an deiner Seite", flüsterte sie. "Aber das wirst du nicht. Warum auch? Ich bin... war ein Miststück."
Doch sie würde nie wieder jemanden falsch behandeln können. Nie wieder.

"Nein, Abigail. Ich werde dich zu nichts zwingen, was du nicht willst. Und das du das mit uns nicht wolltest, hast du eindrucksvoll bewiesen! Und das nicht, weil mir die Liebe fehlt, sondern weil ich gerade gelogen habe und sie noch immer da ist. Liebe bedeutet nicht nur nehmen, wie ich gelernt habe...Sie heißt vor allem geben. Und ich gebe dir deine so wichtige Freiheit."
Abigail schüttelte den Kopf.
"Du liebst mich nicht. Dann würdest du mich nicht wegschicken. Denn wenn ich jetzt gehe..." Sie brach ab. "Nein, ist egal. Leb´ wohl. Ich wünsch´ dir ein schönes Leben."
"Du merkst nicht einmal, dass du immer von alleine gehst, Abigail Ich habe dich weder jetzt noch sonst wann weg geschickt", flüsterte er nur, startete den Motor und fuhr in Richtung Bryan.
"Doch, gerade eben", flüsterte sie, "Als du mir "meine Freiheit" geschenkt hast." Sie schlang ihre Arme um sich und ging los. Bryan sah dem Wagen entgegen und verschränkte die Arme vor der Brust.
Damon parkte direkt neben diesem, stieg aus und lehnte sich an sein Auto. Er schloss die Augen. Und wieder war sie weg... Dieses Mal für immer. Dabei hatte er ihr doch alles gegeben was sie wollte...
"Sie wird sich was antun", flüsterte Bryan. "Aber weder ich noch Alessa oder sonst wer können sie davon abhalten. Es macht keinen Sinn sie festzuhalten. Wir haben alles versucht, glauben aber, dass du der Einzige bist, der es schaffen könnte. Jedes Mal wird es schlimmer..."
"Und was soll ich da tun? Sie will mich nicht! Sie wollte mich nie!"
"Oh, glaub mir, sie wollte nie einen anderen mehr! Was wirklich schade ist. Sie konnte dich in der Schule auch schon ganz gut leiden."
"Von wegen! Sie hat mich am meisten gemobbt. Und das obwohl ich sie schon damals geliebt habe."
"Und sie dich!"
Bryan fluchte leise.
"Verdammt, das hat sie mir erst vor ein paar Tagen erzählt. Ich wusste es nicht."
"Wenn sie mich geliebt hätte, hätte sie zu mir gestanden... Aber nicht mal vor ein paar Monaten, als ich ein Krüppel war, blieb sie bei mir. Immer flüchtet sie nur. Und so langsam hab ich auch kein Bock mehr auf das Ganze."
"Hast du sie gefragt, warum sie gegangen ist? Hast du sie gefragt, was sie geträumt hat, als sie bei dir im Bett lag? Verflucht noch mal, lass dir alles von ihr erklären! Und wenn sie es nicht sagen will, dann hak´ so lange nach, bis sie es tut!"
"Warum sollte ich? Sie rennt doch eh immer nur davon... " Damon knirschte mit den Zähnen und setzte sich trotzdem in den Wagen. Gleich würde das Rennen los gehen... Aber war Abigail nicht wichtige? Er wusste einfach nicht, was er noch tun sollte... Warum nahm jeder eigentlich an, nur Frauen könnten verletzt worden sein? Was war mit Männern?  Damon hatte doch auch Gefühle, auf denen Abigail immer nur getreten war... Schon damals... Bryan seufzte bloß und setzte sich dann auch in sein Auto.

Seelenruhig stand Abigail auf einer großen Brücke und blickte in die Ferne, wo die Autos sich zum Start aufstellten.
Ihr Weg würde hier vorbeiführen.
Und einer der Wagen würde sie erwischen, wenn sie sprang, sobald sie kurz vor der Brücke waren.
Damon fuhr zur Startlinie und verkrampfte sich. Wie würde sein leben ohne sie aussehen? Wollte er das wirklich...? Der Stratschuss fiel und Damon gab Gas, wendete jedoch sofort und fuhr woanders lang. Er musste sie finden! Er musste einfach... Natürlich musste er über die Brücke, wenn er Richtung Stadt wollte... Er beschleunigte noch mehr und war fast dort, genau wie die Autos unten. Und plötzlich sah er sie... Sein Herz blieb einen Moment stehen. 
Er hegte keinerlei Zweifel daran, was sie tun wollte... Kurz vor ihr bremste er scharf ab und sprang aus dem Wagen.
"Wenn du springst, folge ich dir."
Abigail zuckte zusammen, drehte sich dann zu ihm um und sah ihn mit einem unendlich leeren Blick an.
"Ich meine es ernst, Abigail..." Er ging dichter zu ihr. "Wenn du springst, werde ich dich in die Hölle begleiten."
"Du kommst aber doch in den Himmel, mein geliebter Damon", flüsterte sie und legte die Hand an seine Wange. "Immerhin hast du niemanden umgebracht."
"Wovon zum Teufel sprichst du?"
Als sie seine Wange berührte, hob er sie kurzerhand auf seine Arme und somit in Sicherheit.
"Sie hatte deine Augen", murmelte Abigail und schloss ihre, "Es war keine Absicht... sie ist einfach eingeschlafen... so klein... so zerbrechlich..."
"Wer hatte meine Augen? Wer ist eingeschlafen?" Damon verstand nun gar nichts mehr und drückte sie an sich... Doch dann verstand er plötzlich. "Wir haben ein Kind?"
Hatten würde bei ihrer Wortwahl wohl besser passen. Bei seiner Frage brach sie in Tränen aus.
"Abby..." Er drückte sie noch enger an sich. "Ich liebe dich. Alles wird gut."

Ihre Hände krallten sich in sein Shirt und sie konnte sich nicht beruhigen. Es ging nicht.
"Lass mich fallen!"
"Niemals!" Damon schluckte hart... Wenn er sie beschützen wollte, musste er einmal über seinen Stolz springen. "Hast du nicht gehört? Ich liebe dich, Abigail. Schon immer. Und es wird sich nie ändern... Ich werde dich nie wieder gehen lassen. Nie wieder zulassen das du gehst."
"Ich bin es nicht wert! Ich war es nie wert! Deine Liebe solltest du einer anderen schenken... oh Gott!"
Ihr Weinen wurde immer schlimmer.
"Liebst du mich? Hast du mich damals gemocht?"
"Ich liebe dich schon immer!"
"Dann heirate mich. Gleich morgen. Oder wann immer du willst. Abigail, ich will, dass du für immer bei mir bist."
"Bist du - bist du mir nicht böse?"
Langsam bekam sie ihren Atem unter Kontrolle und ihr Herz wummerte wild.
"Natürlich bin ich dir böse... Weil du immer von mir abhaust. Weil du einfach nicht bei mir bleiben willst." Er küsste sie kurz. "Und weil du noch immer nicht meine Frau bst!"
Als er sie küsste, begann sie beinahe schon wieder zu weinen. Aber sie musste jetzt erst alles mit ihm klären. Alles.
"Und wegen Kayleigh?"
"Das musst du mir sowieso genau erklären. Aber ich werde dir nicht böse sein, mein Liebling."
"Die Drogen? Und... das Mobbing?"
"Cara, das Mobben ist Vergangenheit. Und irgendwie sind wir damit auch quitt... Und die Drogen...Nun ja..." Er lächelte leicht. "Den Konsum meiner Schmerztabletten könnte man gleich setzen."
"Es tut mir so leid." Sie atmete tief aus und ein. "Nimmst du mich mit?"
"Mir tut es auch leid. Ich hätte niemals an Rache denken dürfen..." Wieder küsste er sie kurz. "Und ich nehme dich überall mit hin, mein Liebling."
"Können wir noch mal von vorne beginnen?"
"Alles, was du willst. Alles..."
Er trug sie zum Auto und setzte sie behutsam auf den Beifahrersitz. Dann steig er selbst schnell ein und fuhr zur Stadt, zu seinem Penthouse. Abigail legte den Kopf an die Scheibe.
"Plötzlicher Kindstod."
Damon sah sie kurz aus dem Augenwinkel an.
"Du kannst nichts dafür."
Bei seinem Penthouse angekommen, hob er sie aus dem Auto und trug sie zum Lift.
"Es war zu viel. Darum hab ich die Drogen genommen."
"Ich versteh dich, Cara..." Oben angekommen setzte er sich mit ihr auf die große Couch. "Und nun erzähl ganz in Ruhe..."
Sie lehnte sich vorsichtig an ihn.

"Als ich nach New York zurück kam, bin ich sofort abgehauen, nach L. A.. Da hab ich mir von meinem Ersparten eine Wohnung gekauft und hab einen Job bei einer Werbeagentur gefunden. Die Arbeit war hart und ich war jeden Tag mindestens achtzehn Stunden unterwegs und mir blieb keine Zeit zum Nachdenken, was gut war. Es hat so weh getan..."
Abigail machte eine kurze Pause, ehe sie weitersprach.
"Und dann hab ich rausgefunden, dass ich schwanger war. Zunächst hab ich niemandem was gesagt, aber irgendwann haben sie es mir angesehen und ich wurde entlassen. Von da an saß ich dann alleine in meiner Wohnung, tagein, tagaus, und ich dachte nur noch an dich. Aber die Schwangerschaft half mir dabei, nichts unüberlegtes zu tun und ich hatte mir fest vorgenommen dich aufzusuchen, wenn das Baby da war. Aber noch im Krankenhaus ist sie gestorben... einfach so..."
Die Dunkelhaarige begann zu zittern.
"Am liebsten wäre ich ihr gefolgt. Sie war doch alles für mich!"
Schweigend hörte er ihr bis zum Schluss zu.
"Ich bin froh, dass du ihr nicht gefolgt bist, Abigail."
Seine Stimme versagte... Zu viel auf einmal...
"Nachdem ich aus Italien weg bin, habe ich einen Entzug gemacht und ich gehe regelmäßig zur Therapie und zu einer Selbsthilfegruppe. Nicht, weil ich mir selbst das wert bin, sondern weil Alessa mich dann hochkant auf auf die Straße wirft."
"Du musst weiterhin hingehen, Abby... Für uns. Wie du siehst habe ich mein Versprechen gehalten. Auch wenn ich nie zugesagt habe, so habe ich es doch erfüllt und kann wieder laufen..."
"Ja und ich bin unglaublich stolz auf dich", flüsterte sie und umarmte ihn aus einem Impuls heraus.
Sofort schlang er die Arme um ihren zierlichen Körper. "Ich habe es für dich getan. Auch wenn es mir noch nicht bewusst war."
"Meinst du, das könnte mit uns klappen, wenn wir uns wirklich aussprechen?", murmelte sie an seinem Hals und schloss die Augen.
"Ja, ganz sicher. Ich liebe dich. Und anscheinend kann nichts daran etwas ändern."
"Oh Damon", murmelte sie und vergrub ihre Finger in seinen Haaren. "Es tut mir so unendlich leid... das in der Schule.. und ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen."
Er lächelte.
"Das habe ich schon lange..."
"Wirklich?"
"Seitdem du mir erzählt hast, dass du dich bei dem Jungen gern entschuldigen würdest. Da wusste ich, dass es dir wirklich leid tut. Du wusstest ja nicht, wer ich war."
"Willst du gar nicht den Grund wissen?"
"Du hast mich eigentlich gemocht."
"Ja, und darum hat es immer so unglaublich weh getan."
"Wenn du es getan hast?"
Sie nickte.
"Und weil ich wusste, wie du dich fühlst."
Damon seufzte.
"Mir ist es nicht mehr wichtig."
"Darf ich es dir trotzdem erzählen? Ich will nicht, dass noch irgendwas zwischen uns steht..."
"Du kannst mir alles erzählen. Solange du immer bei mir bleibst."
"Natürlich!"
Zur Bestätigung umarmte sie ihn fester.
"Als ich auf der Junior High war, war ich immer das Opfer. Ich war dick und meine Haare waren kurz, in einem ganz hässlichen Braunton. Ich hatte in jedem Fach nur Einsen und meine Nase war ungefähr so groß wie mein ganzer Kopf. In den Sommerferien dann, vor dem Wechsel, habe ich dann eine OP bekommen, Extensions, inzwischen sind sie aber echt, und hab irre viel abgenommen. Und ich habe mir selbst versprochen, mich nie wieder unterbuttern zu lassen. Ich hab absichtlich schlechte Noten geschrieben und auf jedem rumgehackt, der von der Masse nicht gemocht wurde... ich wollte gemocht werden... und nachdem ich einmal angefangen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören. Es tat gut, mal beliebt zu sein... aber jetzt weiß ich, dass es ein Fehler war, ein so großer Fehler und..." Sie brach ab. "Ich liebe dich, Damon. Mit all deinen Macken. Und ich hoffe, dass du mich auch liebst, so wie ich jetzt bin..."
Damon konnte nicht anders und lachte leise.
"Du und dick? Davon muss ich unbedingt ein Bild sehen..." Dann beruhigte er sich aber wieder und seufzte. "Ehrlich gesagt habe ich dich nicht nur angesprochen um mich zu rächen... Ich wollte dich schon immer haben. Und es hat so sehr weh getan, dass du mitgemacht hast. Dabei habe ich in deinen Augen immer den Schmerz gesehen... Aber ich liebe dich schon so lange, Abigail."
"Zeig ich dir..." Sie sah ihn an. "Jetzt gehöre ich dir. Für immer."
"Und ich werde dich nie wieder gehen lassen. Das verspreche ich dir, Cara."
"Bist du wirklich mit Elisa verlobt?"
Damon nickte leicht.
"Eigentlich schon... irgendwie... Ich dachte ja, dass ich dich nie wieder sehen würde. Und dass du mich nicht wirklich liebst."
"Hast du mit ihr geschlafen?"
"Ja."
"Bevor oder nachdem du wieder laufen konntest?"
Er lachte leise.
"Wie ich es dir erzählt hatte, ging da nichts... Also danach. "
"Und du findest das witzig? Ich hasse diese Schlampe! Du gehörst mir!"
"Entschuldige..." Damon lächelte nun nur noch. "Warum hasst du sie? Sie kann dir doch nicht mal annähernd das Wasser reichen, Cara."
"Sie will dich", erwiderte sie leise und rutschte weg, "Und du sie wohl auch."
Wieder seufzte er. Warum musste Frauen nur so kompliziert sein?
"Nein, ich will sich nicht. Ich will dich! Und du kannst mir nicht erzählen, dass es niemand außer mir gab, seit wir uns in meinen Club wiedergetroffen haben. Bei mir gab es nur dieses eine Mal mit Elisa und sonst nur du."
"Nur in der Drogenzeit", murmelte sie, "Als mir alles egal war."
"Denkst du vielleicht, davon bin ich sonderlich begeistert?", fragte er ruhig. "Aber das ist zu Ende. Nun gibt es nur noch uns füreinander."
"Dann ruf sie an und sag ihr das."
"Morgen. Heute wird sie schon schlafen. Und ich möchte dich einfach nur bei mir haben..."
"Warum sitzen wir dann noch auf dem Sofa?"
"Du brauchst doch Ruhe..."
"Ich will mit dir schlafen", flüsterte sie und sah ihn unsicher an. "Aber wenn du nicht willst, ist es auch okay."
"Wenn ich nicht will?" Er lachte leise und küsste sie kurz, aber sehr leidenschaftlich. "Nichts wünsche ich mir gerade lieber."
Abigail räusperte sich kurz und erhob sich dann.
"Ich weiß nicht, wo dein Schlafzimmer ist."

Auch Damon stand auf, nahm ihre Hand und führe sie zum Schlafzimmer. Behutsam drängte er sie zum Bett und küsste ihre weichen Lippen dabei.
Sobald seine Lippen ihre berührten, krallte sie ihre Hände in sein Haar und erwiderte den Kuss mit der selben Leidenschaft, die er ihr entgegen brachte.
Damon zerrte ihr regelrecht die Kleider vom Leib und stieß sie beinahe auf Bett. Schnell war er über ihr und liebkoste ihre Brüste mit den Händen und Mund.
"Damon", stöhnte sie und griff nach ihm. "Du hast noch zu viel an!"
"Entschuldige", lachte er gut gelaunt und zerrte sich das Hemd vom Leib. Dass auch die Knöpfe dabei abrissen, interessierte ihn herzlich wenig.
Sofort ließ sie ihre Hände über seinen Körper wandern.
"Du hast wieder zugenommen. Das gefällt mir."
"Musste ich wohl. Ich hatte kaum Kraft bei den Übungen."
Sie strich ihm durchs Haar.
"Ich liebe dich. So sehr."
"Ich liebe dich noch viel mehr."
Damon liebkoste sie immer weiter und schon bald waren sie in dem uralten Rhythmus vereint.

Später lag Abigail eng an ihn gekuschelt dort und sah ihm unentwegt in die Augen.
"Sie waren schon immer so wunderschön."
"Wer?", fragte er verwirrt und müde.
Verhalten gähnte er.
"Deine Augen!" Sie lachte und kuschelte sich an ihn. "Schlaf gut, Schatz."
"Du auch", nuschelte er nur, drückte sie fest an sich und war kurz darauf eingeschlafen.
Auch Abigail schlief bald darauf ein, mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen.

Epilog

Drei Monate später stand Abigail in einem kleinen Raum und sah sich im Spiegel an. Das weiße Kleid, das sie trug, betonte ihre Figur, ihre Haare waren hochgesteckt, ihre Augen strahlten. Alessa zupfte den Schleier der Dunkelhaarigen zurecht und küsste sie dann auf die Wange.
"Ich freue mich so für dich."
"Danke", erwiderte Abigail leise und umarmte ihre Freundin. "Danke für alles."
"Gerne. Immer."

Derweil stand Damon am Ende eines langen Ganges vor einem Altar. Seine Hände zitterten und immer wieder sah er zu der großen Flügeltür an der gegenüberliegenden Seite. Er wartete auf seine wunderschöne Abigail.
Und als sie endlich durch die Tür trat, blieb ihm der Atem weg.
Sie sah... einfach unglaublich aus und er konnte es kaum fassen, dass sie bald seine Frau sein würde.
Es hatte nicht lange gedauert, endgültig alle Differenzen aus dem Weg zu räumen. Abigail war sofort bei ihm eingezogen und das Zusammenleben hatte sich als ziemlich harmonisch herausgestellt. Damon begann wieder in der Firma zu arbeiten und stellte Abigail wieder als seine persönliche Assistentin ein und auch das lief einfach nur perfekt.

Eine Träne lief über seine Wange, als sie endlich vor ihm stand. Lächelnd wischte sie ihm diese weg.
"Ich liebe dich", formten ihre Lippen und er gab diese Worte genau so leise zurück.
Die beiden wandten sich dem Pfarrer zu, der zu sprechen begann, ihre Hände hielten sie fest miteinander verbunden. Schließlich fragte der Geistliche nach den Worten, die die zwei nur zu gerne bereit waren, zu sagen.
"Ich will", flüsterte Damon heiser, "Mit all meiner Liebe."
"Ich will auch", presste Abigail heraus, als sie dran war, den Tränen nahe. "Bis der Tod uns scheidet."

Später wiegten sie sich in einem perfekten Walzer auf der Tanzfläche und tauschten immer wieder kleine Küsse aus.
"Ich habe eine Kleinigkeit für dich", murmelte Damon irgendwann. "Ich hoffe, dass es dir gefällt."
"Was denn?", fragte die Dunkelhaarige neugierig und kuschelte sich an die breite Brust ihres Mannes.
"Wirst du nachher sehen."
"Ich habe auch etwas für dich", flüsterte sie und sah ihn an.
"Bekomme ich es auch erst später?"
"Ja. In etwa achtundzwanzig Wochen..."
Damon brauchte einen Moment, bis er verstand, ließ dann aber einen glücklichen Schrei los und wirbelte den schmalen Körper Abigails durch die Luft.

Die Zukunft würde perfekt werden.

Impressum

Texte: Ann Shavi; M. S. Night
Tag der Veröffentlichung: 29.03.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
„Angst haben wir alle. Der Unterschied liegt in der Frage: wovor?“ Frank Thieß (1890-1977), dt. Schriftsteller

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