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Kapitel 1

Ihre Schritte hallten auf dem leeren Schulflur. Sie hörte ihren keuchenden Atem, versuchte, Luft in ihre Lunge zu pumpen. Doch sie war zu weit gerannt, selbst für ihre Verhältnisse.

Vor der Sporthalle blieb sie stehen und versuchte, sich ein wenig zu beruhigen, bevor sie die schwere Tür aufstieß und einen Schritt in den großen, müffelnden Raum trat.

„Hallo? Scott?“

Sie hörte ihr eigenes Echo, sonst blieb es still.

Flink zog sie ihr Handy hervor und warf einen Blick auf die letzte Nachricht, die sie bekommen hatte.

 

Scott, ihr bester Freund, hatte ihr geschrieben. Der Text klang panisch und sagte aus, dass er nicht alleine hier wäre und Hilfe bräuchte.

Aber sie hörte keinen Mucks in dieser Halle. Lediglich ein regelmäßiges Tropfen war zu hören.

Sie hielt inne.

Moment.

Woher kam das? Es regnete doch gar nicht?
Okay, es machte keinen Sinn, hier im Halbdunklen herumzuirren. Also tastete sie die Wand nach dem Lichtschalter ab und betätigte ihn schließlich. Die Neonröhren flackerten kurz und tauchten dann alles in ein kaltes Licht.

Kaylas Blick fiel auf die Turnringe. An ihnen hing, je einen Arm in einem Ring, eine menschliche Gestalt. Sie schnaubte. Da hatte sich Scott anscheinend mit der Theatergruppe einen kleinen Streich mit ihr erlaubt. Gut, dass sie nicht schreckhaft war. Kayla ging näher heran. Das Blut sah wirklich täuschend echt aus!

Leicht berührte sie das Bein der Puppe, was sie dazu brachte, sich leicht zu bewegen. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf. Doch als sie das Gesicht erkannte, hielt sie den Atem an.


Scott.

 

 

Mit einem Schrei fuhr sie hoch. Sie zitterte am ganzen Körper, ihr Schlafshirt war schweißdurchtränkt. Hastig griff sie nach ihrem Handy und wählte Scotts Nummer. Danach hielt sie sich es ans Ohr und lauschte dem Freizeichen.

„Kayla?“, hörte sie schließlich Scotts verschlafene Stimme. „Ist was passiert?“
„Geht es dir gut?“, flüsterte sie heiser. „Bitte, sag, dass es dir gut geht.“

„Ja, klar. Rufst du deshalb mitten in der Nacht an?“
Er gähnte.

Sie warf einen Blick auf ihren Wecker. Es war halb fünf in der Früh. Ein Seufzer entwich ihr.

„Tut mir leid, Scott. Ich hab was Schreckliches geträumt. Schlaf weiter.“
„Du auch.“
Er legte auf. Kayla dachte allerdings gar nicht daran, sich wieder hinzulegen. Noch so einen Traum würde sie nicht überleben! Stattdessen stand sie also auf, zog sich eine Jogginghose und ein weites T-Shirt an und außerdem auch noch ihre Laufschuhe. Fing sie heute halt mal früher mit dem Training an.

 

Sie griff nach ihrem Schlüssel und schlich sich dann aus dem Haus. Nicht, dass ihr Vater noch wach wurde! Normalerweise stand sie um halb sechs auf, selbst das fand er übertrieben. Sowieso, dass sie vor der Schule immer laufen ging, passte ihm nicht in den Kram. Aber er konnte nichts dagegen tun, Kayla war schließlich alt genug und solange ihre Noten gut waren, war er machtlos.

 

Sie trat aus der Tür und schloss erst einmal die Augen, während sie tief einatmete. Die frische, kühle Luft am Morgen mochte sie sehr gerne. Vermischt mit dem Duft des nahe gelegenen Waldes war es für sie jedes Mal ein Gefühl der Freiheit. Genüsslich dehnte sie sich, bevor sie loslief.

 

Die ersten Schritte waren befreiend und mit jedem weiterem, den sie lief, schüttelte sie den Schrecken des Albtraumes ein wenig mehr ab.

 

Weshalb hatte sie überhaupt so reagiert? Okay, die Antwort fand sie schnell: Sie liebte Scott. Sie liebte Scott so sehr, dass es wehtat. Aber er wollte nicht mehr als Freundschaft von ihr, da war sie sich sicher. Ihn darauf ansprechen? Nie im Leben!

 

Sie waren schon so lange befreundet. Im dritten Schuljahr hatten sie sich kennengelernt und seit dem hatte es keinen Tag mehr gegeben, an dem sie sich nicht sahen. Sie hatte ihn sogar dazu überreden können, mit ihr gemeinsam zum Karate-Unterricht bei ihrem Vater zu gehen! Als sie auf die weiterführende Schule wechselten, kam noch jemand Drittes in den Freundeskreis – Fiona.

Kayla mochte sie. Wirklich! Aber sie war doch ziemlich eifersüchtig auf sie.

Fiona war hübsch, sehr hübsch. Sie hatte lange, dunkelblonde Haare, tiefblaue Augen, ein schönes Gesicht. Und ihre Figur war einfach perfekt! Da konnte Kayla nicht mithalten, mit ihren schlammfarbenden Augen, den dunklen, kurzen Haaren und der eher drahtigen Figur. Gut, Fiona war nicht sportlich, da konnte Kayla auftrumpfen, aber dennoch sahen die meisten Jungs in ihr nicht mehr als einen Kumpel.

 

Aber das war egal, sie wollte schließlich nicht irgendeinen Jungen, sie wollte Scott. Der sie nicht wollte. Zumindest nicht, dass sie wüsste. Doch er hatte auch noch nie etwas in diese Richtung angedeutet.


Energisch schüttelte sie den Kopf. Sie wollte jetzt nicht nachdenken, sie wollte jetzt einfach laufen! Ihre Füße schlugen von allein die Route durch den Wald ein. Es war eine lange Strecke, die sie normalerweise nur in den Ferien lief. Aber sie hatte ja Zeit bis um halb sieben, bevor sie wieder daheim sein musste.

 

Es war sogar erst viertel nach, als sie ankam. Ihr Vater warf ihr einen bösen Blick zu, welchen sie mit einem Grinsen quittierte. Schnell lief sie hoch und ins Bad, bevor ihr Bruder John aufstand und alles blockierte. Dieser Idiot. Er war der Meinung, dass er unwiderstehlich war mit seinen siebzehn Jahren, denn er sah, seiner Meinung nach, einfach nur unglaublich gut aus. Kayla konnte nur lachen, wenn sie das hörte.

Ihre Klamotten flogen weg und kurz darauf ließ sie das warme Wasser der Dusche auf sich herabrieseln. Sie spürte, wie sich ihre Schultern entspannten und seufzte leise. Wie gut das doch tat! Jeden Morgen erfreute sie ihre Dusche erneut.

 

Eine Stunde später saß sie in ihrem Auto und fuhr zur Schule. Auch, wenn sie es nie zugeben würde, freute sie sich auf den Unterricht – denn heute stand ausschließlich Sport auf dem Stundenplan! Jedes Jahr gab es einen Hungerlauf an ihrer Schule. Die Schüler wurden dazu aufgefordert, Sponsoren zu suchen, die ihnen pro Runde, die sie liefen, schwammen oder mit den Inlinern fuhren, einen bestimmten Betrag auszahlten. Kayla hatte das erst Schwierigkeiten bereitet, da sie in der Umgebung schon für ihre sportlichen Leistungen bekannt war. Doch schließlich hatte sie einen Sponsor in Scotts Vater gefunden, der mal bei einem Glücksspiel gewonnen hatte – und das, obwohl er normalerweise eher ein Pechvogel war.

Wie auch immer.

Er ließ eine hübsche Summe springen. Auch Scott sponserte er, aber dieser war nicht sonderlich sportlich. Nach drei, vier Runden ging ihm schon die Puste aus.

 

Sie parkte und verschloss ihr Auto, nachdem sie ausgestiegen war. Dann lief sie zu dem Ort, an dem sie sich jeden Morgen mit Fiona und Scott traf – und erstarrte.

Die beiden waren schon da. Und sie waren in einem innigen Kuss vertieft. Scotts Hände lagen an Fionas Hüfte, ihre Arme um seinen Hals und zwischen die beiden hätte kein Blatt mehr gepasst.

 

Kayla war, als würde die Welt aufhören sich zu drehen. Ihr Herz schien mit dem Schlagen aufzuhören und in eine tiefe Schlucht zu fallen, tiefer und tiefer, ohne irgendwo aufzukommen. Urplötzlich war ihr schlecht und ihr Körper wurde von einem starken Zittern überrollt.

 

Sie sah nichts mehr außer dieses Paar.

Scott und Fiona, ihre besten Freunde.

Scott, den sie schon seit Jahren kannte, mit dem sie so gut wie jedes Geheimnis austauschte!
Er hatte ihr nicht erzählt, dass er etwas für Fiona empfand!

Fiona!

Fiona wusste, was sie für Scott empfand!

Warum tat sie ihr das an?

 

Hastig wendete sie sich ab, aus Angst, dass der Kuss beendet würde und Scott in ihre Richtung sah – und die Tränen bemerkte, die über ihre Wangen strömten. Sie rannte los in Richtung Sporthalle, hoffte, dass sie schon längst auf der Laufbahn war, ehe Fiona zum Umziehen in die Umkleidekabine kam. Denn wenn sie diese Blondine jetzt sehen müsste, würde sie für nichts garantieren.

 

Eine Viertelstunde später stand sie auf dem Platz und dehnte sich zum zweiten Mal an diesem Tag. Ob heute Morgen so weit zu laufen intelligent gewesen war? Sie wollte unbedingt viel Geld erlaufen, denn dieses würde in die Krebsforschung einfließen – eine Sache, die ihr sehr am Herzen lag, denn ihre Mutter war an dieser Krankheit gestorben, als Kayla gerade mal zweieinhalb Jahre alt gewesen war. Gerade wollte sie tiefer in ihren Gedanken versinken, als sie dabei unterbrochen wurde.

 

„Kayla? Wieso warst du nicht an unserem Treffpunkt?“
Himmel tat es weh, seine Stimme zu hören. Diese Stimme, die ihr sonst eine wunderschöne Gänsehaut bescherte, traf sie jetzt direkt ins Herz, wo sie sich wie ein Giftpfeil hinein bohrte.

„Ich war da“, erwiderte sie mit leiser, kalter Stimme. „Aber ihr wart zu beschäftigt, um mich zu bemerken.“

„Oh, sorry!“

Er sah zu ihr herunter.

„Du bist sauer auf mich, nicht wahr?“
„Ich bin auch euch beide sauer.“

„Weil wir dir nicht gesagt haben, dass wir uns mögen?“
Sie hob ihren Blick und funkelte ihn wütend an.

„Ja! Ich dachte, wir wären Freunde Scott. Ich dachte auch, dass Fiona meine Freundin ist, aber da habe ich mich wohl geirrt. Für euch war ich doch immer nur das fünfte Rad am Wagen! Ihr wärt doch immer lieber nur zu zweit unterwegs gewesen. Denkt ihr, das hätte ich nicht gemerkt? Pah! Natürlich habe ich! Weißt du, Scott, wenn ich mit einem von euch alleine war, hatte ich Spaß, wirklich. Aber nie, nie, nie, wenn ich mit euch beiden unterwegs war! Ihr habt ständig die Köpfe zusammengesteckt und getuschelt und gelacht und wenn ich gefragt habe, was los ist, habt ihr euch angeguckt, lauter gelacht und den Kopf geschüttelt und „Nicht wichtig, Kayla!“ gesagt! Ihr habt mich ständig in allem ausgeschlossen! Wenn wir in einen Club sind, wart ihr es, die zusammen auf der Tanzfläche verschwunden sind, während ich die Getränke hüten durfte. Wenn wir im Kino waren, habt ihr immer nebeneinander gesessen und während des Filmes miteinander geflüstert, während ich außen saß und kein Wort von eurem Gespräch verstanden habe. Wenn wir zusammen gelernt haben, habt ihr euch gegenseitig in den Heften und auf den Blöcken herum gemalt, euch gegenseitig eure Fragen beantwortet, während ihr für mich meistens nur ein genervtes Seufzen übrig hattet, wenn ich mal wieder in Mathe etwas nicht verstanden hatte. Jedes Mal, wirklich jedes Mal, wenn wir uns gesehen haben, dachte ich, dass ich vermutlich nackt vor euch her rennen könnte, ohne, dass ihr mich auch nur in eurem Unterbewusstsein registriert!“

Er sah sie finster an.
„Wenn es dir so auf den Sack gegangen ist, mit uns unterwegs zu sein, weshalb hast du es nicht einfach gelassen?“
„Gott, Scott, weil ich bei DIR sein wollte! Weil ich immer nur... mit dir unterwegs sein wollte.“

Sie sah auf den Boden.

„Weil ich in dich verliebt bin, Scott. Seit der dritten Klasse.“
„Das... das wusste ich nicht.“
„Aber Fiona wusste es. Fiona wusste es!“


Kayla wandte sich ab, als der Startschuss ertönte, ließ Scott, der gerade etwas erwidern wollte, stehen und begann loszulaufen.

Das Laufen war ihr einziger, wahrer Freund, schon immer gewesen und würde es immer bleiben. Nur mit dem Laufen konnte sie sich frei fühlen. Ihr Körper liebte es, ihr Herz liebte es und das beste – es konnte sie nicht verletzen.

Klar, sie konnte fallen und sich ein Bein brechen. Oder den Arm. Oder das Genick. Irgendwas.

Aber es konnte ihr nicht das Herz brechen, so wie ihre besten Freunde es getan hatten.

 

Scott und Fiona konnten sie mal sonst wo lecken.

Kapitel 2

Nick machte sich Sorgen um seine Tochter. Sie lag seit Tagen bloß auf ihrem Bett, aß wenig und ging exzessiv laufen. Das war nicht nur ungesund, es wies auch darauf hin, dass etwas nicht stimmte. Er wusste nicht, wie er es aus ihr rausquetschen sollte, da sie nicht sprach.

An diesem Tag reichte es ihm nun.

Er rief bei Scott an.

Es dauerte sehr lange, bis er ranging. Seine Stimme klang erstaunt.

„Kayla? Ich hätte nicht gedacht, dass du dich so schnell bei mir meldest.“
„Hier ist Nick, nicht Kayla. Was hast du mit ihr gemacht?“
„Nichts! Nick! Ich kann doch nichts dafür!“
„Was ist passiert, Scott?“
„Fiona. Ich. Keine Ahnung! Kayla hat mir so viele Dinge an den Kopf geworfen! Woher soll ich denn wissen, was sie für mich empfindet?“

Seine Stimme zitterte.

„Ich rede mit ihr. Wenn sie auf meine SMS antwortet, wenn sie sich ein wenig beruhigt hat. Es tut mir leid, Nick.“

Scott legte auf. Nick legte sein Gesicht in seine Hände und seufzte schwer.


Kayla lief in den Wald. Aus ihren Kopfhörern dröhnte harte Deathmetal-Musik um ihre Gedanken zu übertönen. Sie konzentrierte sich nur auf ihre Schritte. Doch nach einigen Kilometern war der Akku von ihrem iPod leer und sofort traten wieder die Bilder vor ihre Augen, wie Scott Fiona in seinen Armen hielt und nicht sie.

Ihre Beine gaben plötzlich nach, sie sank auf den Boden. Sie begann am ganzen Körper zu zittern und ein Kloß bildete sich in ihrem Hals. Mit einem leisen Schrei beugte sie sich vornüber, schlang ihre Arme um ihre Brust.

Warum tat es so weh?
Warum?

Ihr Atem ging hastig und eine erste, vorwitzige Träne stahl sich aus ihren Augen. Das löste eine wahre Sturzflut aus und zum ersten Mal seit dem Augenblick als sie die beiden sah, weinte sie. Sie weinte so lange, bis ihr Hals weh tat und ihre Augen brannten. Doch selbst dann schaffte sie es nicht aufzuhören. Die Tränen liefen und liefen und sie konnte nichts dagegen tun.


Sie fühlte sich schwach.
Seit wann weinte sie denn bitte? Sie war nicht der Typ dafür! Egal, was geschah, sie blieb kalt. Warum ausgerechnet jetzt? In dieser Situation?

Fiona hatte ihre Schwärmereien immer als solche abgestempelt. Aber anscheinend war es doch mehr gewesen.

Nachdem ihre Tränen endlich versiegt waren, stand sie auf und setzte ihren Lauf fort.


Es war spät, als sie nach Hause kam. Ihr Vater saß im Wohnzimmer.

„Kayla, komm mal bitte“, sagte er ernst.
Sie schlich zu ihm und blieb mit vor der Brust verschränkten Armen in der Tür stehen.

„Was gibt´s?“

Kurz war er überrascht, da sie ihm antwortete, doch dann fing er sich wieder.
„Warum gehst du nicht mehr in die Schule?“

„Tu ich d-“

„Lüg mich nicht an, Kayla! Die Schule hat bei mir angerufen und nach dir gefragt! Scheiße, so geht es nicht weiter. Du benimmst dich wie ein Zombie und das gefällt mir nicht. Es ist beinahe schlimmer als damals.“
Betroffen senkte sie ihren Blick.
„Es tut mir leid, Pa.“

„Morgen fahre ich dich hin“, erwiderte er, „Geh ins Bett.“
Sie nickte, ging schweigend in ihr Zimmer und machte sich auf ihrem Bett lang, ohne zu duschen oder noch etwas zu essen. Wozu auch?


Am nächsten Tag weckte ihr Vater sie zeitig und schob sie ins Bad. Nachdem sie geduscht und angezogen war, ging sie zu ihm in die Küche.

„Iss dein Müsli, dann fahren wir“, sagte er leise aber bestimmt.

Kayla seufzte und schüttelte den Kopf.

„Ich hab keinen Hunger. Lass uns gleich fahren.“
„Da ich dich nicht zwingen kann...“
Er reichte Kayla noch eine Dose mit einem Brot und ging dann mit ihr zum Auto.


Die Fahrt verlief schweigend. An der Schule stieg sie aus, verabschiedete sich nicht einmal und lief direkt ins Gebäude.

Nick sah ihr einen Moment hinterher, ehe sein Blick auf die Schüler fiel, die gerade den Bus verließen und in der Menge Scott und Fiona erkannte – händchenhaltend. Jetzt verstand er zwei Dinge. Zunächst Scotts Gestammel vom Vortag, aber auch Kayla. Natürlich hatte er mitbekommen, dass sie in Scott verliebt war. Kayla und Fiona waren nie wirklich leise gewesen, wenn sie über so etwas gesprochen hatten. Nachdem er ihnen noch einen Moment hinterher geschaut hatte, fuhr er davon.


Kayla schloss sich auf der Toilette ein und holte tief Luft. Sie wollte ihre ehemals besten Freunde nicht sehen. Warum nur hatte sie all ihre Kurse mit ihm gemeinsam gewählt?

Die Antwort war eigentlich nicht schwer: Sie hatten daran geglaubt, für immer Freunde zu bleiben. Doch das war jetzt vorbei. Selbst wenn sie es noch gewollt hätte, wäre es schon allein wegen dem, was sie ihm alles an den Kopf geworfen hatte nicht mehr möglich. Aber sie wollte nicht mit ihm in einem Raum sitzen... Sie wollte nicht wieder in Tränen ausbrechen – vor seinen Augen.

Erst nachdem es geklingelt hatte, betrat sie die Klasse. Schweigend ließ sie sich auf ihren Platz sinken. Dem Platz neben Scott. Dieser schon ein paar Sekunden später einen Zettel zu ihr.

Es tut mir leid stand dort in seiner ungelenken Schrift. Kayla ignorierte ihn einfach, schlug ihre Unterlagen auf, sah zum Lehrer und tat so, als würde sie dem Unterricht folgen.


Die Stunde verging quälend langsam. Sie bekam kein Wort des Lehrers mit, obwohl es tatsächlich den Anschein hatte, dass sie an seinen Lippen hing.

Niemand bemerkte, dass ihre Hände in einem weg zitterten.

Niemand bemerkte die Tränen, die ihr ab und an über die Wangen rannen, die sie jedes Mal hastig wegwischte.

Niemand außer Scott.


Ihm gefiel es nicht seine beste Freundin so zu sehen. Ganz und gar nicht. Ihre Freundschaft war ihm immer so viel wert gewesen und er wusste, es lag nur an ihr, dass er ein wenig Selbstbewusstsein erlangt hatte in den letzten Jahren. Als sie sich kennengelernt hatten, war er ein kleiner dicker Junge gewesen, schüchtern, hatte sich nicht getraut, auch nur jemanden anzuschauen. Er war von seinen Klassenkameraden schikaniert worden, weil er mal in einem Heim gelebt hatte. Seine Eltern waren kurz nach seiner Geburt gestorben. Nach seinem sechsten Geburtstag hatten ihn Gideon und Jane adoptiert, zwei wundervolle Menschen, die ihm alles gegeben hatten, was er gebraucht hatte, vor allem Liebe.

Und er hatte Kayla kennengelernt.

Schon damals war sie unfassbar sportlich gewesen, hatte die besten Sportnoten gehabt und bei den Bundesjugendspielen abgeräumt. Sie hatte ihn fasziniert.

Es war ein Tag im Oktober gewesen, an dem sie sich angefreundet hatten. Mal wieder hatten ihn die Jungs aus seiner Klasse geärgert – die Mütze abgezogen, sein Pausenbrot auf den Boden geworfen, seine Hefte zerrissen, was Jungs in dem Alter eben so taten. Wie ein Häufchen Elend hatte er auf dem Schulhof in einer Ecke gehockt, geweint, hatte versucht seine Hausaufgaben notdürftig zusammenzuflicken.
Da hatte sie plötzlich vor ihm gestanden, die Hände in die Hüfte gestemmt. Damals hatte sie noch lange Haare gehabt, die wie bei einer Kriegsgöttin im Wind geweht hatten.

„Wer war das?“, hatte sie ihn mit einer Stimme gefragt, die ihm sofort Respekt einflößte.
Hastig nannte er ihr die Namen und sie nickte nur.

„Dachte ich mir schon.“

Und verschwunden war sie. Scott war noch verwirrt von dieser Begegnung, als er auf einmal einen Schrei hörte. Hastig sprang er auf und lief in diese Richtung. Zu seinem Erstaunen erblickte er Kayla, wie sie die beiden Jungs, die ihm das angetan hatten, vermöbelte.

„Lasst ihn doch einfach in Ruhe!“, rief sie dabei wütend und unterließ ihre Gewalttätigkeit erst, nachdem sie von einem Lehrer weggezogen wurde.

Am nächsten Tag schlichen die beiden an ihm vorbei, ohne ihn auch noch anzuschauen und noch einen Tag später nahm Scott all seinen Mut zusammen, ging in der Pause zu Kayla und tippte sie an. Sie wandte sich um zu und verlegen hielt er ihr eine Blume hin, die er auf dem Schulweg für seine Retterin gepflückt hatte. Sie grinste und umarmte ihn einfach.

„Dich mag ich!“


Laut schrillte die Klingel durch die Klasse und Scott schreckte aus seinen Gedanken hoch. Hastig drehte er sich in die Richtung in der er Kayla vermutete, wollte mit ihr sprechen, doch er sah nur noch ihren Fuß aus der Tür verschwinden.

Fiona bemerkte diesen Blick und wurde auf der Stelle eifersüchtig. Was hatte dieses Weib nur an sich? Sie war sowieso überrascht gewesen, dass Scott ihren Kuss erwidert hatte, eigentlich war sie immer der Meinung gewesen, er hätte Gefühle für Kayla. Doch er hatte ihren Kuss erwidert! Also warum sah er ihr jetzt nach? Sie hatte ihn doch von ihr abgeschottet, immer irgendwelche Insider mit ihm gemacht, damit das Mädchen sich ausgeschlossen fühlte.

Also ging sie jetzt zu Scott, nahm seine Hand und flüsterte ganz dicht an seinem Ohr:
„Lass uns wohin, wo wir ungestört sind.“
Doch er warf ihr nur einen gequälten Blick zu, packte seine Sachen und rannte hinaus.

„Kayla!“


Kayla zuckte zusammen, als sie ihren Namen hörte. Was wollte Scott von ihr? Sie wollte nicht mit ihm sprechen! Nie wieder! Sie hasste... nein, sie hasste ihn nicht. Sie liebte ihn. Aber trotzdem. Es tat weh in seiner Nähe zu sein und sie hasste den Schmerz, den er ihr bereitete. Am liebsten wäre sie nie wieder in die Schule gegangen. Dumm nur, dass sie ihr Abi brauchte, um studieren zu können.

Lange schon träumte Kayla davon Sportlehrerin zu werden. Bald würde es wahr werden, die Eignungsprüfungen für die Uni waren bald. Sie und Scott hatten sich auch noch an den gleichen beworben. Hoffentlich bekam er woanders einen Platz. Sie betete darum.

Scott wollte ein Kunststudium einschlagen, finanziert von seinen Eltern. Manchmal war sie ein wenig eifersüchtig, dass er echt alles zugeschustert bekam, aber generell war es ja eigentlich egal. Ihr Vater tat auch, was er konnte.


Scott eilte ihr hinterher, doch sie war ihm zu schnell. Wäre er doch bloß auf all ihre Trainingsangebote eingegangen! Aber er hatte zu sehr an sich gezweifelt. Seine Angst nicht mit ihr mithalten zu können, war zu groß gewesen.

Aber dann sah er, wie sie stehenblieb. Ein Junge aus dem Fußballteam hielt sie auf. Kayla gestikulierte wild und lachte, doch selbst auf die Entfernung klang es falsch.

Endlich kam er atemlos bei ihr an.
„Kayla, lass uns reden, bitte!“
Sie sah ihn eiskalt an.

„Ich wüsste nicht worüber.“
Dann wandte sie sich wieder einem der Kerle zu.

„Also heute Abend dann? Ich hab Zeit. Was wollen wir machen?“
„Kino?“, schlug der Kerl vor.

„Liebend gern. Den einen Actionfilm würde ich gerne sehen. Vergessen wie er heißt.“
„Action klingt gut. Dann hol ich dich um acht ab.“
„Ja, gerne! Bis dann!“
Sie lächelte und tat dann etwas, was Scott die Sprache verschlug – und dem Kerl anscheinend auch.
Kayla schlang ihre Arme um den Fußballspieler und küsste ihn innig auf den Mund.

Kapitel 3

Scott wusste nicht, wie ihm geschah. In seinen Adern brannte es, eine unglaubliche Wut machte sich in ihm breit. Unwillkürlich ballte er seine Hände zu Fäusten und musste wirklich an sich halten, um diesem Macho nicht ins Gesicht zu schlagen.

Zu seinem Glück – oder auch Pech – kam Fiona jetzt da zu.

„Hey, Liebling!“, flötete sie und gab Scott einen Kuss, den dieser nur halbherzig erwiderte. Dann sah das blonde Mädchen zu ihrer ehemaligen besten Freundin.

„Kayla? Du bist wieder in der Schule! Lass uns darüber reden, ja?“

Doch diese sah sie nur mit vor Zorn funkelnden Augen an.

„Nein.“
Dann zwinkerte sie dem Fußballer zu und verschwand. Auch dieser ging, ohne auch nur einen Blick auf das Pärchen zu werfen.

„Sie scheint schon darüber hinweg zu sein“, sagte Scott gefühllos und nahm Fionas Hand. „Haben wir jetzt gemeinsam Unterricht?“
„Ja, Bio“, antwortete diese und ging mit ihm in den Naturwissenschaftstrakt.


Sie war froh, dass sie jetzt Sport hatte. Zu sehen, wie Fiona Scott umarmte, küsste… das brachte sie um den Verstand. Die Frage, warum er sich in die blonde Schönheit und eben nicht in sie, das Mannsweib, verliebt hatte, erklärte sich von selbst.

Würde ihre Mutter doch noch leben. Dann würde sie unter Garantie anders aussehen. Sie hätte jemanden gehabt, der ihr die Haare gebürstet hätte und sie hätte sie nicht abgeschnitten. Ihr Vater hätte sie nicht immer mit zum Karateunterricht genommen und sie hätte weniger Sport gemacht… aber wie hieß es so schön? Hätte, hätte, Fahrradkette!

Sie sollte sich einfach ihrem Schicksal fügen – auch wenn es verdammt schwer war. Jeder Gedanke an Scott und Fiona tat weh, ein jedes Mal schien ihr Herz erneut zu zerreißen.

Der Sportunterricht jetzt würde sie unter Garantie ablenken. Sie würde abschalten können und das war bitter nötig.

Nachdem sie sich umgezogen hatte, lief sie hinauf in die Halle und dehnte sich erst einmal. Ihr Körper gierte auf die Bewegung, die ihm bevorstand.

Doch als die Sportlehrerin kam und die Schüler bat einige Matten in der Halle zu verteilen, ahnte Kayla Schlimmes – und behielt Recht. Sie machten Gymnastik, der einzige Sport, den Kayla abgrundtief hasste. Das teilte sie der Lehrerin auch mit, doch hatte keine Chance.

So war sie nach den zwei Stunden noch aufgewühlter, was ihr missfiel.


Der restliche Tag verging zum Glück schnell, sie hatte noch zwei Schulstunden Englisch, dann konnte sie nach Hause.

Sie beschloss die Abkürzung durch den Wald zu nehmen und atmete erst einmal tief ein. Die frische Luft tat ihrem Kopf gut. Der Duft der Tannennadeln und des Moses war eh wundervoll.

Kayla ließ sich Zeit für den Rückweg. Wollte sie sich wirklich mit Kevin treffen? Sie hatte ihm eigentlich nur zugesagt, weil Scott dabei gewesen war. Deshalb auch der Kuss.
Plötzlich tauchten die Bilder ihres ersten Kusses vor ihrem inneren Auge auf. Er war zehn Jahre her, sie war neun gewesen. Scott hatte bei ihr übernachtet, da seine Eltern auf einer Hochzeit eingeladen waren. Tagsüber hatten sie sich eine Höhle aus Decken mitten in ihrem Zimmer gebaut und sich abends da hinein verzogen. Kayla hatte unerlaubterweise ein paar Kerzen und ein Küchenmesser mit herauf genommen und ihre Tür verriegelt.

Im Kerzenschein hatten sie das Messer genommen, sich jeder einen Schnitt an der Hand zugefügt und ihr Blut miteinander vermischt.

„Blutsbrüder, für immer“, hatte Scott geflüstert.

„Und ewig“, hatte Kayla erwidert und dann hatten sie ihre Lippen aufeinander gepresst. Nur ein paar Sekunden, aber das war der Augenblick gewesen, in dem Kayla sich verliebt hatte.


Sie hätte es ihm sagen sollen. Irgendwie. Vielleicht hätte sie ja eine Chance bei ihm gehabt.

Warum vergeigte sie immer alles? Das war doch kein Leben.

Hoffentlich schaffte sie wenigstens die Aufnahmeprüfung für das Sportstudium. Nur, damit ihr Leben einen Sinn bekam. Ein weiterer Vorteil wäre natürlich, dass sie so nicht mehr auf Fiona und Scott treffen würde...


Kayla ließ sich an einem Fluss nieder und starrte hinein. Das Wasser floss wild, brach sich an den grauen Steinen, die ihm im Weg lagen, doch setzte seinen Pfad fort. Möglicherweise sollte sie wie das Wasser werden. Ihre Vergangenheit hinter sich lassen, nicht mehr daran denken, in die Zukunft schauen, ihren Weg suchen. Wobei dieser vermutlich vom Schicksal bereits vorherbestimmt war. Schicksal, dass Fiona und Scott sich gefunden hatten und es würde Schicksal sein, dass entschied, ob sie an der Uni angenommen wurde.

Seufzend ließ sie sich auf den Rücken fallen.

Wieso war alles so schwierig?


Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie hörte, wie sich jemand mit einem Schnaufen neben sie fallen lief, beruhigte sich aber, als sie sah, dass dieser jemand Sportkleidung trug.

Es war ein Kerl, etwa in ihrem Alter. Sein blondes Haar leuchtete im Sonnenlicht und seine hellblauen Augen funkelten.

„Hi.“

„Ehm... hi?“, erwiderte Kayla unsicher und sah ihn an.

Irgendwie hatte sie ein seltsames Gefühl. Ob es an diesem Typen lag oder daran, dass sie von ihm im Wald angesprochen wurde, ohne, dass jemand in der Nähe war, wusste sie nicht.

„Ich bin Kade!“, sprach er da schon weiter und reichte ihr die Hand.
Zögerlich nahm sie diese und drückte sie leicht.

„Kayla.“
„Das ist ein hübscher Name.“
„Danke?“
Sie war sich immer noch sehr unsicher, hatte keine Ahnung, was er von ihr wollte. Kade lachte leise.

„Tut mir leid, aber ich musste dich gerade einfach ansprechen. Brauchst auch keine Angst vor mir zu haben, ehrlich!“

„Hab ich doch gar nicht“, nuschelte sie. Wozu auch? Sie war immerhin im Kampfsport erprobt.

Doch sie hatte schon irgendwie ein komisches Gefühl. Einfach so im Wald angesprochen zu werden... darum erhob sie sich und streckte sich kurz.

„Ich muss weiter.“

Und schon war sie weg.


Kade sah ihr nach und schmunzelte. Er hatte sie schon oft durch den Wald laufen sehen und war von ihrer Ausdauer beeindruckt. Aber nicht nur davon. Sie war hübsch, hatte eine heiße Figur – fand er zumindest. Seine Freunde hätten ihn für verrückt erklärt, wüssten sie davon.

Auch er erhob sich und lief langsam wieder los. Schon schade, dass sie so schnell verschwunden war, lange hatte er überlegt, wie er sie ansprechen konnte. Ob er sie bald wiedersah? Notfalls würde er einfach vierundzwanzig Stunden lang im Wald bleiben...


Nachdem Kayla zuhause ankam, warf sie ihre Schultasche in die Ecke und stellte sich unter die Dusche. In wenigen Stunden würde Kevin sie abholen. Musste sie sich irgendwie besonders anziehen? Schminken? Ohne Freundin an der Seite war es echt schwierig, sein erstes Date zu haben... wobei, war es überhaupt eines? Doch, bestimmt!

Auch wenn sie Fiona hasste, so vermisste sie sie doch.

Letztendlich entschied sie sich für eine normale Jeans und ein Top, dass ihre flache Brust voller wirken ließ. Ihre Wimpern hatte sie getuscht, das musste reichen. Sie war eben nicht der Typ für dieses ganze Mädchen-Zeug.

Jetzt hieß es warten. Sie schlug sich die Zeit tot, indem sie sich sinnlose Zeichentrickserien im Fernseher ansah, es langweilte sie jedoch und oft schüttelte sie den Kopf vor so viel Dummheit auf einen Haufen.


Als es klingelte, stand sie auf, strich sich noch einmal durch die Haare und öffnete Kevin die Tür.

„Hi!“

„Hey Kayla. Bereit?“

Er grinste breit und reichte ihr seinen Arm.

„Ich freue mich schon total auf den Film. Der soll echt gut sein.“

„Hab ich auch gehört.“
Kevin brachte sie zu einem Auto und hielt ihr die Beifahrertür auf. Lächelnd nahm sie Platz und schnallte sich an.

Die Fahrt zum Kino dauerte eine Viertelstunde. Kevin bezahlte die Karten und auch die Getränke und das Popcorn, obwohl Kayla dagegen protestierte.

Es dauerte noch ein wenig, bis der Film begann und die Zeit vertrieben sie sich, indem sie sich über Filme, die sie bereits gesehen hatten und jene, die sie sehen wollten, unterhielten.

Er hatte Karten für die letzte Reihe besorgt, was Kayla ein wenig misstrauisch machte, denn es hieß, dass die Sportler dies nur taten, wenn sie mit dem Mädchen, mit dem sie dort waren, schlafen wollten. Aber hey, wer war Kayla schon? Auf so etwas würde sie sich nie einlassen. Also blieb sie ganz ruhig.

Während der Trailer unterhielten sie sich noch ein wenig über gemeinsame Lehrer, ab dem Vorspann schwiegen sie.

Der Film war spannend, verdammt spannend. So bemerkte Kayla zunächst nicht, dass Kevin seinen Arm um sie legte. Doch als seine Hand herunterwanderte und ihre Brust umschloss, zuckte sie heftig zusammen.

„Was soll das?“

Er grinste nur.

„Du bist heiß.“
„Und nicht zu haben.“
„Seit wann hast du einen Freund?

„Habe ich nicht! Aber...“
„In der Schule hast du mich geküsst und mir damit deutlich gemacht, dass du auf mehr aus bist.“
„Das war doch nur...“
Sie brach ab und wurde rot, fasste dann aber einen Entschluss.

„Ja, okay, ich will schon irgendwie mehr. Aber nicht so schnell.“

„Nicht so schnell? Heißt?“
„Dass ich garantiert nicht nach dem Film mit zu dir komme oder du zu mir.“
„Mensch, Kayla...“
„Nichts Kayla!“

Jemand drehte sich zu ihnen herum und zischte, dass sie leise sein sollten. Sie seufzte und lehnte sich an Kevin.
„Ich bin eben nicht so bewandert, was solche Dinge angeht.“
„Sorry“, murmelte er und küsste sie kurz auf die Lippen. „Also langsam.“
„Bitte.“

Eine Stunde später verließen sie das Kino und tauschten sich aufgeregt über den Film aus. Gemeinsam stiegen sie ins Auto und fuhren davon. Kayla bemerkte nicht, dass Kevin nicht den Weg zu ihr nach Hause nahm, sondern Richtung Wald fuhr und dort dann neben einem Gebüsch hielt. Sie sah auf.
„Was...“
„Nur ein bisschen küssen“, flüsterte er und drückte seine Lippen auf ihre.

Kayla erwiderte seinen Kuss und fühlte sich gar nicht mal so unwohl. Auch als seine Hand wieder ihre Brust umschloss, sagte sie nichts – im Gegenteil, sie seufzte vor Wonne. Es gefiel ihr.

Neckisch begann er mit ihrer Knospe zu spielen, durch das Shirt hindurch. Sie trug keinen BH, das war bei ihr nicht nötig, und so spürte sie seine Finger ziemlich gut.

Es begann verdächtig in ihrem Unterleib zu kribbeln und ein leises Stöhnen entwich ihr. Dies spornte Kevin nur an. Langsam schob er die Topträger von ihren Schultern, zog das Kleidungsstück ein Stückchen herunter und wanderte mit seinen Lippen über ihren Hals.

Mit geschlossenen Augen ließ Kayla ihren Kopf gegen das Fenster fallen und genoss seine Zunge, die begann, mit ihrer Brust zu spielen. Auf der anderen lag seine Hand.

Tatsächlich spornte sie ihn noch an, krallte sich mit ihren Fingern in seinen Haaren fest, drückte ihn enger an sich.

Sie war erregt. Es fühlte sich gut an – damit hatte sie nicht gerechnet.

Kevin presste seine Lippen wieder gierig auf ihre und seine Finger begannen über ihren Oberschenkel zu streichen, hinauf, unter den Rock.

Das weckte Kayla auf.

„Nicht!“

Hastig versuchte sie ihn von sich zu schieben, doch er rührte sich nicht und ließ seine Hand unaufhörlich weiter nach oben wandern.

Kayla schrie laut auf.

Kapitel 4

Kade war ganz in der Nähe, als ihr Schrei die Stille zerriss. Sofort ließ er alles stehen und liegen und rannte los. Schnell kam er an dem Auto an und riss die Beifahrertür auf. Er hob Kayla hastig aus dem Fahrzeug, drehte sich mit dem Rücken zu dem Kerl und half dem zitterndem Mädchen dabei, sich wieder richtig anzuziehen, wobei er versuchte keinen Blick auf ihren nackten Körper zu werfen.

„Hey“, ertönte es da hinter ihm.

Sofort wandte er sich um und verdeckte Kayla.

„Was ist?“

„Nimm mir nicht das Weib weg, du Schwuchtel!“

„Kayla hat sich bei dir nicht wohlgefühlt“, erwiderte er ruhig, „An deiner Stelle würde ich jetzt ins Auto steigen und nach Hause fahren.“

Erstaunt beobachtete Kayla, wie Kevin dies tatsächlich tat. Kade drehte sich zu ihr zurück.

„Alles okay?“
Sie nickte, doch schüttelte dann den Kopf. Mehrmals öffnete sie ihren Mund, ehe sie leise krächzte:
„Ich will nach Hause.“

„Ich bring dich hin“, flüsterte er, nahm ihre Hand und führte sie aus dem Wald heraus.

Kayla zitterte noch immer, was Kade besorgt zur Kenntnis nahm. So drückte er ihre Hand fester.

„Er ist weg.“

„Aber... wie konntest du... und in der Schule... und...“
„Wenn er sich nicht von dir fernhält, sorge ich dafür.“
Ihre erste Frage ignorierte er mit purer Absicht. Die Augen des Mädchens wurden groß. Seine Worte waren aggressiv betont gewesen, so als würde er es fürchterlich gerne tun. Warum?

Da er ihr keine vernünftige Antwort gab, murmelte sie ein Okay.


Kurz darauf kamen sie bei ihr an. Kayla bedankte sich und ging hinein, direkt auf ihr Zimmer. Ihr Vater rief noch, doch sie antwortete nicht. Warum wusste sie selbst nicht, doch im Moment fühlte sie sich einfach nicht dazu verpflichtet. Eigentlich spürte sie gar nichts.

Stattdessen machte sie sich Vorwürfe. Als Kevin sie im Kino berührt hatte, hätte sie sofort aufstehen und davonlaufen sollen. Doch ihre Naivität hatte sie festgehalten.

Warum nur glaubte sie immer an das Gute im Menschen? Auch dass sie einfach mit Kade mitgegangen war! Doch immerhin hatte er sie aus dieser Situation befreit...

Es war auch wirklich komisch gewesen, ihn wieder zu treffen. Dass er gerade zu diesem Zeitpunkt im Wald gewesen war. Zufall? Vermutlich. Sonst wäre es echt seltsam. Er musste ganz in der Nähe gewesen sein.


Wenn Kayla an Kevins Lippen dachte, wurde sie rot. Es hatte sich toll angefühlt, sie hatte gespürt, dass er erfahren war. Noch nie zuvor hatte sie so etwas verspürt und sie war sicher, dass man es als Verlangen bezeichnen konnte.

Was würde am Montag in der Schule geschehen? Würde er herum erzählen, dass sie prüde war? Oder wahlweise eine Schlampe... Das würde ihren Ruf natürlich völlig ruinieren – nicht, dass sie einen hatte.


Noch immer apathisch stieg sie unter die Dusche und versuchte Kevin von sich abzuwaschen. Ihre Gedanken begannen zu schweifen und landeten bald dort, wo sie immer landeten: Bei Scott. Wenn er es doch nur gewesen wäre im Auto! Das hätte ihr gefallen. Zwar wäre sie auch nicht bis zum Schluss gegangen, aber trotzdem. Doch Scott tat all diese Dinge mit Fiona.

Ein plötzlicher, schmerzhafter Stich in ihrem Herzen löste sie aus der Starre und ihr Körper begann wieder zu zittern, obwohl sie unter dem warmen Wasser stand.

Die Frage, was geschehen wäre, wenn Kade nicht aufgetaucht wäre, brannte sich in ihren Kopf.


Die Nacht war schlaflos. Sie hatte Glück, dass Wochenende war, sonst wäre sie in der Schule bloß eingepennt. Doch so konnte sie lange schlafen. Nach dem Aufstehen joggte sie ein wenig durchs Feld, in den Wald wollte sie nicht. Später half sie ihrem Vater dann bei den Kids, die er unterrichtete und am Abend sah sie sich mit ihrem Bruder sinnlose Ballerfilme an, bei denen sie nicht nachdenken musste.

Den Sonntag verbrachte sie ähnlich, nur blieb sie da viel länger im Bett.


Der Montag kam zu schnell. Gerade noch hatte Kayla sich gefreut, Kevin erst mal nicht sehen zu müssen, doch gleich vor der ersten Stunde lief er ihr über den Weg. Mist war das. Der Blick, den er ihr zuwarf, war bitterböse und Kayla lief ein unangenehmer Schauder über den Rücken. Wortlos lief sie an ihm vorbei und war froh, dass ihre Klasse schon geöffnet war, sodass sie sich direkt auf ihren Platz setzen konnte.

Scott kam ein paar Minuten später. Er nahm einen Stuhl und setzte sich so, dass sie sich gegenüber saßen. Ernst sah er sie an.

„Kayla, wir müssen über all das reden.“
„Warum?“
„Du hast mir einige Dinge an den Kopf geworfen, die ich klären möchte. Geht das? Bitte? Ich kann an nichts anderes mehr denken.“
„Na gut“, nuschelte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was willst du reden?“
„Es hat mich schon ziemlich verletzt“, flüsterte er, „Kam dir das wirklich immer so vor?“

„Ja.“

Ihre Antwort war knapp, was Scott seufzten ließ.

„Das war nie so gemeint. Du warst immer so still und sahst aus, als hättest du eigentlich keine Lust, dabei zu sein. Es tut mir leid, dass ich nicht bemerkt habe, was du mir gegenüber empfindest.“
„Warum Fiona?“, rutschte ihr hinaus, „Weil sie eine richtige Frau ist?“
Scott wurde rot.

„Ich weiß es nicht. Sie hat mich geküsst und mir gesagt, dass sie in mich verliebt ist... also...“
„Also hast du sie genommen, weil sie da war?“
„Nein! Ach, Mensch, Kayla... ich hab doch keine Ahnung. Seit wann bist du in mich verliebt?“
„Seit wir uns damals geküsst haben“, murmelte sie, „Und es war erst komisch, dann noch seltsamer und irgendwann hab ich es akzeptiert. Hätte doch eh nie eine Chance bei dir gehabt.“
„Doch“, nuschelte er, „Hättest du. Wenn du es mir nur gesagt hättest.“
„Ach ja?“

Sie war verwirrt und froh, als jemand hinein kam. So wurde ihr Gespräch unterbrochen, was ihr ganz gelegen kam. Das musste sie jetzt erst mal verdauen.


Die Stunde verging mal wieder quälend langsam und ihre Gedanken gingen drunter und drüber. Sie hätte es ihm nur sagen müssen? Das glaubte sie ihm nicht! Das konnte nicht sein... war doch alles Kacke. Scheiß Leben.

In der Mittagspause setzte Kayla sich ganz an den Rand des Schulhofes auf eine Bank und lehnte sich an die sich dahinter befindende Wand. Sie genoss die letzten Sonnenstrahlen des Jahres, während sie ihre Brote aß. Doch plötzlich verdunkelte ein Schatten ihr Gesicht. Irritiert öffnete sie die Augen.

„Was zur...“

„Hi“, sagte die Person grinsend und ließ sich neben sie sinken.

„Kade?“
„So heiße ich. Wie geht’s dir, Kayla?“
„Gut soweit. Besser. Und dir?“
„Ja, mir auch.“
Er lachte leise.

„Witzig“, murmelte sie und biss noch einmal ins Brot. „Was machst du eigentlich hier?“
„Ich wollte dich fragen, wie es ausschaut. Ob ich den Kerl verprügeln muss.“
„Nein, keine Sorge, er hat mich nicht angesprochen.“

„Gut.“

Aufmerksam sah er sie an.

„Aber es ist etwas geschehen.“

Kayla sah ihn an und senkte den Blick.

„Wir kennen uns nicht gut genug, als dass ich mit dir darüber sprechen könnte, Kade.“

„Manchmal ist es aber besser, mit jemandem zu sprechen, den man nicht kennt.“

Verlegen sah sie zu Boden.

„Das kann ich nicht.“

„Okay.“

Er stand auf und lächelte.

„Dann lernen wir uns eben erst einmal besser kennen und dann erzählst du mir, was dich bedrückt. Was machst du nach der Schule?“

Hilflos zuckte sie mit den Schultern.

„Laufen wahrscheinlich.“

„Gut, dann laufen wir zusammen.“

Das brachte sie zum Grinsen.

„Kannst du denn mit mir mithalten?“

„Darauf wette ich!“

„Gut! Wenn ich gewinne, dann gibst du mir ein Eis aus.“

„Bin dabei!“

Lachend schlug er ein.

„Wann hast du Schulschluss?“

„Um halb drei.“

„Treffen wir uns um drei bei dir vor der Haustür? Schaffst du das?“

„Ja, denke schon.“

„Dann bis nachher!“

Und schon war er wieder verschwunden.


Kayla lehnte sich wieder zurück. Warum tauchte der Kerl ständig überall auf? Seltsam war das. Echt seltsam. Aber süß, dass er sich Sorgen um sie machte. Wenigstens einer, der nicht zu ihrer Familie gehörte...

Der nächste Kurs dauerte wieder Ewigkeiten – was daran lag, dass sie ihn mit Fiona zusammen hatte und neben ihr saß. Immer wieder suchte die blonde Schönheit das Gespräch, doch Kayla ignorierte sie einfach. Wie sollte sie ihr verzeihen? Dass so etwas sich beste Freundin nannte, konnte sie immer noch nicht fassen.

Irgendwie hatte sie die letzten Tage das Vertrauen in alle Menschen verloren... konnte sie sich da mit Kade treffen? Würde er sie nicht genau so verletzen? So wie Scott, wie Fiona, Kevin... wie ihre Mutter. Selbst ihr Bruder und ihr Vater sagten oft Dinge, die ihr weh taten!

Also, was gab es für Gründe, überhaupt jemandem zu vertrauen? Man konnte doch nur auf Risiko setzen.

Sie würde sich mit Kade treffen und hoffen, dass er ihr nicht das gleiche antat, was Kevin ihr hatte antun wollen.


Bald war es drei und sie fuhr heute mal mit dem Bus nach Hause, um auch pünktlich anzukommen. Ihr Vater war ein wenig verwundert, doch sie grinste ihn nur an, lief auf ihr Zimmer und zog sich eine Jogginghose und ein enges Top an. Dann war es auch schon so weit und als es klingelte, lief sie schnell hinunter und begrüßte Kade. Gemeinsam gingen sie Richtung Wald und unterhielten sich dabei ausgiebig.

Am Waldrand angekommen, begannen sie schneller zu laufen und plötzlich entwickelte sich das alles zu einem Wettrennen. Erst als sie an der Stelle am Fluss ankamen, an der sie sich zum ersten Mal getroffen hatten, blieben sie stehen. Kade hatte mit zwei Schritten voraus gewonnen.

"Das nehm ich dir übel!", rief Kayla, sprang in das kühle Nass uns spritzte ihn mit Wasser voll. Kade lachte bloß, sprang ihr hinterher und tunkte sie unter, was sie danach auch bei ihm versuchte. Es misslang ihr jedoch kläglich.

Eine Weile spielten sie noch wie zwei kleine Kinder, dann kletterten sie hinaus und legten sich in eine sonnige Ecke.

„Ich war hier oft mit meiner besten Freundin“, sagte Kade plötzlich, „Bevor ich ihr gesagt habe, dass ich sie liebe.“

„Du...“
„Jap. Ich war in meine beste Freundin verliebt. Aber sie hat etwas mit meinem besten Freund angefangen.“
Mit großen Augen sah Kayla ihn an.

„Wirklich?“
Kade nickte und sah sie an.

„Das war das beschissenste Gefühl, dass ich je hatte. Wochenlang hab ich nur geheult und gesoffen.“
„Ich weiß, wie das ist“, murmelte sie und sah zur Seite. „Fiona wusste, dass ich Scott mag...“
„Wer?“
Sie seufzte.

„Mein bester Freund. Meine beste Freundin. Die gleiche Sache. Kack ist das.“
„Geht es dir deshalb so mies? Hast du dich deshalb auf diesen Kerl eingelassen?“
Kayla nickte.

„Ich wollte Scott eifersüchtig machen. Hat nicht geklappt. Heute hat er zu mir gesagt, dass ich eine Chance bei ihm gehabt hätte, wenn ich es ihm gesagt hätte. Aber na ja...“
„Du glaubst ihm das nicht.“
„Wie könnte ich? Warum sollte er so empfinden? Was ist schon an mir?“
„Du bist ein echt hübsches Mädchen, Kayla, und ich habe das Gefühl, dass du für deine Freunde da bist, wenn sie dich brauchen. Oder für deine Familie. Für jeden, der deine Hilfe braucht. Und das ist eine unglaubliche Charaktereigenschaft, die nicht viele haben.“
„Woher willst du das wissen? Du kennst mich nicht.“
„Gut genug. Glaube mir, Kayla.“
„Aber jetzt nutzt es mir auch nichts mehr.“
„Vielleicht gewinnst du ihn ja noch für dich.“
„Und dann bin ich genau so eine Schlampe wie Fiona.“

„Ach Quatsch!“
Kade grinste sie an.
„Das bist du nur, wenn du gleichzeitig noch mit einem anderen was am Laufen hast.“
Sofort horchte sie auf. Das hörte sich so an, als wüsste er etwas...

„Erzähl!“
„Nein, das musst du selbst herausfinden. Außerdem wäre ich ganz schön dumm, wenn ich dafür sorgen würde, dass du mit Scott zusammen kommst, nicht wahr?“
„Warum wärst du das?“, fragte sie verwirrt.

„Na, weil ich dich auch haben will!“, rief er und schlug sich dann die Hand vor den Mund.


Kapitel 5

„Du…“
„Kayla, das wollte ich nicht sagen. Es tut mir so leid.“
„Was?“
„Na, dass…“
„Aber dafür kannst du doch nichts! Man kann nichts für seine Gefühle! Ich bin nur gerade echt geschockt…“
„Ich verstehe, wenn du jetzt nicht mehr mit mir rumhängen willst.“
„Doch, Kade. Aber ich brauch erst mal einen Moment.“
Sie lehnte sich zurück und starrte in die Sonne, bis sie Punkte vor den Augen hatte. Erst dann sah sie ihn wieder an.
„Warum?“
„Das habe ich dir doch erklärt. Und dabei bleibt es auch.“
„Woher weißt du so viel über alle?“
Kade wurde rot
„Ich weiß doch gar nicht viel.“
„Doch. Du weißt alles!“
„Na ja, kann halt Menschen gut einschätzen...“
„Okay, anscheinend möchtest du nicht darüber sprechen“, flüsterte sie und stand dann auf. „Lass uns zurück gehen. Es wird langsam dunkel.“
„Schade. Aber wenn du magst.“
Er lächelte verunsichert, erhob sich auch und gemeinsam joggten sie los. Erst als sie vor Kaylas Haustür standen, sahen sie sich wieder an.
„Dann mach´s gut, Kade“, murmelte Kayla und drehte sich sofort zur Tür.
„Treffen wir uns übermorgen wieder zum Laufen?“
Das ließ sie nun doch lächeln.
„Gerne.“


Nachdem sie in der Tür verschwunden war, seufzte Kade schwer. Beinahe hätte er sich ihr verraten – doch das durfte er nicht. Niemals. Sie war ein wundervolles Mädchen und er wollte ihre Freundschaft genießen, bis er nicht mehr konnte.

Sein Leben war doch schon schwer genug. Warum hatte er sich verlieben müssen? Warum in sie? Wusste er doch, dass sie eigentlich Scott wollte und niemand anderen. Ihren Scott. Auch wenn der Kerl es nicht wahrhaben wollte, Kade wusste, dass die beiden zusammen gehörten. Einmal waren die zwei gemeinsam im Wald unterwegs gewesen. An dem Tag, an dem Kayla Kade das erste Mal aufgefallen war. Sie hatten sich im Einklang bewegt und nebeneinander wie ein Paar gewirkt. Darum hatte Kade erst gar nicht versucht sie anzusprechen.

Dass Scott Kayla liebte, hatte er auch auf den ersten Blick gesehen. Er hatte sie angesehen, als wäre sie der Mittelpunkt der Welt, hatte an ihren Lippen gehangen und seine Hand hatte immer wieder in ihre Richtung gezuckt.

Kade verstand nicht, warum dieser Scott nicht einfach die Initiative ergriffen hatte. In den meisten Fällen lebte man nur einmal und hatte in diesem Leben oft keine zweite Chance. Man sollte jede nutzen, die man zu fassen bekam.

Kannte Scott diesen Spruch nicht? In dem es darum ging, dass man jede Gelegenheit nutzen sollte... vermutlich nicht.

Aber warum regte Kade sich gerade so über diesen Kerl auf? So hatte er jetzt immerhin seine Stunde der Gunst bei Kayla bekommen. Und die würde er verdammt noch mal nutzen.


Die nächsten Tage kamen Kayla endlos lang vor. Es war vor allem einfach immer das gleiche. Schule, den Großteil der Stunden Scott und Fiona ausweichen, dann nach Hause, ein wenig Sport mit Kade und abends lernen. Sie war es leid. Wozu brauchte sie eigentlich ihr Abi? Na ja, okay, sie wollte studieren, aber... ach, verflucht!

Also musste sie wohl irgendwie dadurch.

Früher war ihr das Lernen leichter gefallen... aber da hatten ihre Gedanken auch nicht als um Scott und Fiona gekreist. Sie stellte sich vor, wie die beiden sich zum Lernen trafen, aber eben nicht lernten und das lenkte sie so sehr ab, störte sie so sehr, dass sie nichts in ihrem Kopf behalten konnte.

Scott konnte ihr so oft er wollte erzählen, dass er sich vielleicht für sie entschieden hätte, hätte sie etwas gesagt. Sie glaubte ihm nicht. Absolut nicht. Und Kades Worten wollte sie auch keinen Glauben schenken. Nein, er konnte gar nicht in sie verliebt sein...

War doch alles Mist! Am besten wäre es vermutlich, sie würde sich einfach von hier verabschieden, ein neues Leben beginnen, irgendwo.

Aber wenn sie an der Uni angenommen werden würde, wäre sie ja weg von hier. Zum Glück.


Eine Woche war der große Tag endlich gekommen. Schon früh morgens fuhr sie mit ihrem Vater zu der dreihundert Kilometer entfernten Universität.

Sie war so unglaublich nervös! Ihre Hände zitterten und ihr Herz klopfte doppelt so schnell wie normal. Aber Kayla genoss das Gefühl. Es bedeutete, dass sie es schaffen konnte. Vor ihren Wettbewerben fühlte sie sich oft genauso. Ihr Vater tat sein bestes sie zu beruhigen, aber sie hörte ihm gar nicht zu.

Angekommen stießen sie auf Massen von Menschen, die alle diesen Test machen wollten. Zu Beginn wurden Nummern verteilt und nach einer Stunde Wartezeit wurden sie in mehrere große Gruppen eingeteilt. Kayla war in der, die mit einem Sprint begannen, dann Hochsprung machten, später Weitwurf und –sprung und letztendlich eine Stunde Ausdauerlauf machen mussten.

Sie meisterte alles ohne Probleme.

Denn sobald sie mit dem Sport begann, beruhigte sich ihr Puls. Ihr Atem ging
ruhig und sie war in ihrem Element. Total. Ihr Vater stand am Rand, sah ihr zu, motivierte sie jedes Mal, wenn sie in seine Nähe kam, mit einem Lächeln. Das gab ihr Kraft. Wenn es eine Person auf Erden gab, von der sie sich sicher war, dass sie sie liebte, war es dieser Mann.

Um Kayla herum kapitulierte ein Bewerber nach dem anderen, gewollt oder nicht. Viele brachen einfach vor Erschöpfung zusammen.

Nach sieben Stunden war die Tortur vorbei. Jeder bekam noch eine Informationsmappe, dann durften sie gehen.

Die ganze Rückfahrt grinste Kayla selbstzufrieden vor sich hin. Sie würde einen Platz an der Uni bekommen, da war sie sich sicher, und es gefiel ihr verdammt noch mal sehr gut!


Kade lächelte zufrieden, als er dem Auto, in dem Kayla und ihr Vater saßen, hinterher sah. Er hatte gewusst, dass Kayla das meistern würde und er war unglaublich stolz auf sie! Das Mädchen hatte es sich seiner Meinung nach verdient und er dankte dafür, dass sie ihn nicht in den Massen an Menschen entdeckt hatte. Aber er hatte wissen wollen, ob alles gut ging. Er mochte sie, er mochte sie wirklich sehr und niemandem gönnte er den Erfolg so sehr wie ihr.

Sie hatte es verdient.


Am nächsten Tag musste sie wieder in die Schule und war daher sehr nervös.

Scott zu sehen würde zwar eine Qual werden, aber sie wollte ihn auch sehen. Es tat ein jedes Mal weh, doch Kayla konnte auch nicht ohne ihn sein, niemals. Das ging einfach nicht. Und vielleicht hatte sie ja Glück und Fiona war krank oder so. Aber darauf wollte sie sich nicht verlassen.

Daher war ihre Stimmung eher trüb, als sie sich auf den Weg zur Schule machte, obwohl der Tag wie immer begonnen hatte. Sie war aufgestanden, gelaufen, hatte geduscht, sogar etwas gefrühstückt. Ihr Vater fuhr sie zur Schule, da er eh einen Termin hatte.

Und als Kayla ausstieg, konnte sie ihren Augen nicht trauen. Scott stand alleine auf dem Schulhof! Sie hatte verdammt noch mal tatsächlich Glück!
Kayla nahm all ihren Mut zusammen und ging zu ihm.

„Wo ist denn dein Anhängsel?“

„Ich hab mich von Fiona getrennt. Gestern Abend war ein Kerl bei mir, der mir erzählt hat, dass sie noch mit drei anderen was am Laufen hat.“

„Was?!“, rief die Dunkelhaarige entsetzt, „So eine billige…“

Sie wandte sich ab.
„Wie kann sie dir nur so weh tun.“

„Ich verkrafte es schon, Kayla“, erwiderte er leise, „So sehr geliebt habe ich sie nicht.“
„Trotzdem.“
Kaylas alter Beschützerinstinkt gegenüber Scott kam an die Oberfläche.
„Das ist nicht okay!“
Ihr ganzer Körper zitterte vor Wut. Der Junge legte seine Hand auf ihren Unterarm.

„Beruhig dich, bitte. Erzähl mir lieber, wie dein Aufnahmetest war.“

Kayla atmete mehrmals tief durch, bemühte sich um Normalität.

Durch Fionas Verhalten war ihre Wut auf Scott verpufft und richtete sich jetzt komplett gegen die ehemalige beste Freundin. Sowieso hatte Scott nicht so viel davon gegolten, immerhin konnte er nichts dafür. Aber sie war eben verletzt gewesen!

Sie lächelte ihn an und begann dann ihm alles zu erzählen.

Scott hörte aufmerksam zu, stellte Zwischenfragen, war total interessiert und freute sich ganz ehrlich für sie. Auch seiner Meinung nach hatte das Mädchen es verdient. Und er würde sich an der gleichen Uni bewerben, hoffte darauf, angenommen zu werden, immerhin war es eine der besten des Landes. Natürlich würde er nicht in Richtung Sport gehen. Seine Stärken lagen eher im künstlerischen Bereich und auch das konnte er dort studieren. Aber das würde er dann sehen, wenn er sein Abi bestanden hatte.

Gemeinsam gingen die beiden rein, ganz wie in alten Zeiten und beide genossen es. Ohne Fiona waren sie schon immer entspannter unterwegs gewesen, hatten viele Abende zuhause verbracht, vor dem Fernseher, oder hatten einfach nur gequatscht. Aber nachdem sie alle drei volljährig geworden waren, hatte die Blondine immer darauf bestanden wegzugehen. Scott hatte eingewilligt, weil er keine Spaßbremse sein wollte und Kayla hatte eben auch aus diesem Grund zugestimmt.

Als sie jetzt auf dieses Thema zu sprechen kamen, hielten sie beide inne und begannen dann herzlich zu lachen.

Danach schlossen sie sich in die Arme.

„Ich hab dich so vermisst, Kayla“, flüsterte Scott heiser und drückte sie ganz fest an sich.

„Ich dich doch auch… ich…“
Sie hob den Blick und sah ihn unendlich traurig an.
„Es tut mir alles so leid.“
„Ist schon okay“, erwiderte er leise und lächelte sie zärtlich an.

„Wenn du das sagst“, murmelte Kayla und schmiegte sich wieder an seine Brust – zumindest so lange, bis sie brutal angerempelt wurde.

Sie drehte sich um und sah nur noch einen blonden Haarschopf um die Ecke verschwinden.

„So ein Biest“, kommentierte Scott das nur und sie gingen in den Unterricht.


Die nächsten Tage redeten sie viel miteinander, verbrachten ihre Pausen gemeinsam und verabredeten sich Freitag schließlich für den Abend.
Kayla war total aufgeregt, als sie ihr Zimmer auf Vordermann brachte. Ihr Bruder und ihr Vater waren das ganze Wochenende nicht da, so hatte es sich angeboten, sich bei ihr zu treffen. So toll Scotts Eltern auch waren, sie konnten einen ganz schön nerven. Sein Vater bot ihnen alle fünf Minuten was zu essen an und seine Mutter konnte es gar nicht leiden, wenn sie den ganzen Abend vor dem Fernseher oder Computer saßen.

Ihrem Vater hingegen war das egal. Hauptsache ihr ging es gut. Und er war ja sowieso nicht da!

Bald schon klingelte es an der Tür und Kayla zuppelte ihre Haare noch ein wenig zurecht, bevor sie öffnete.

„Hey!“

Scott grinste ihr entgegen.
„Na.“
„Komm rein. Bestellen wir gleich die Pizza? Dann können wir schon mal mit dem ersten Film anfangen.“
„Klingt gut.“
„Das gleiche wie immer?“
„Ja, natürlich!“

Scott lächelte glücklich. Es war plötzlich alles wieder so normal!
Während Kayla den Pizzalieferanten anrief, ging er bereits in ihr Zimmer und legte die erste DVD ein. Danach machte er es sich mit der Fernbedienung auf dem Bett gemütlich. Seinen Rucksack hatte er, wie es bis vor einigen Wochen Gewohnheit gewesen war, einfach auf den Boden geworfen.

Kayla kam kurz darauf auch in den Raum und sprang einfach neben ihm aufs Bett, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Im gleichen Moment drückte Scott auf „Play“.

Ja, es war alles fürchterlich normal. Zumindest war es das, bis Scott sich traute seinen Arm um Kaylas Schultern zu legen. Bis Kayla sich an ihn kuschelte, mit einem glücklichen Lächeln.

Da endete die Normalität. Aber keiner der beiden störte sich daran. Jeder genoss einfach die Nähe des anderen.

Zwar hingen immer noch unausgesprochene Dinge zwischen ihnen, doch diese konnten warten. Es würde alles gut werden.






Kapitel 6

Kayla erwachte mit einem wunderbaren Duft in der Nase. Mit einem wohligen Seufzer kuschelte sie sich enger an den warmen Körper neben sich. Ihre Hand glitt über eine männliche Brust, über den Bauch, kam dann an der Hüfte zur Ruhe. Ihr Gesicht vergrub sie am Hals des Körpers. Sie atmete tief durch.
Scott wurde durch ihre Berührungen wach und war, wie jeden Morgen, erregt. Diesmal aber noch mehr als sonst, wegen ihr. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er strich über ihr Haar, die andere Hand legte sich auf ihren Rücken, als er sich auf die Seite drehte, damit er sie eng an sich ziehen konnte. Vorsichtig legte er seine Lippen an ihre Stirn, hauchte einen sanften Kuss darauf. Kayla hob ihr Kinn ein wenig an und sah ihm in die Augen, dann auf seine Lippen. Scott verstand dies als Aufforderung ihre mit diesen zu berühren.
Sanft. Federleicht. Kaum spürbar.
Er bemerkte, dass der schmale Körper des Mädchens erzitterte, als sie sich etwas an ihn drückte, aber zusammenzuckte und zurückwich, als sie seine Erregung wahrnahm. Scott wurde sofort knallrot.
„Tut mir leid! Das... das ist morgens immer so...“
Kayla schluckte und setzte sich auf.
„Ist ja nicht schlimm.“ Es lag also nicht an ihr... „Hast du Hunger? Ich könnte ein paar Eier braten oder wir essen Cornflakes, wie früher.“
„Cornflakes klingt gut“, erwiderte er leise, hielt aber ihre Hand fest. „Glaube mir, Kayla, du trägst einen ziemlichen Teil dazu...“ Bei diesem Wort zeigte er nach unten. „Bei. Und ich würde wirklich gerne irgendwann mit dir schlafen. Das wollte ich schon immer. Ich wollte immer nur dich.“
Jetzt wurde sie auch rot.
„Echt?“
„Ja, Kayla! Aber ich dachte, dass es zwischen uns gerade total zerbrechlich ist. Wir müssen uns wieder kennenlernen, uns annähern... und sowieso bist du zurückgewichen.“
„Denke ich auch“, murmelte sie und umarmte ihn. „Können wir uns trotzdem so schon nah sein?“
„Natürlich! Ich hab dich so unglaublich lieb und am liebsten würde ich dich jetzt wieder küssen.“
Kayla kicherte.
„Ich hab dich doch auch lieb! Und warum tust du es dann nicht?“

Scott fackelte nicht lange, legte seine Arme um sie und küsste sie übermütig. Kayla musste lachen und drückte ihn mit ihrem Gewicht nach hinten, so dass er lag, ehe sie seinen Kuss erwiderte.
Als sie mit ihrer Zunge über seine Lippen strich und Scott seinen Mund öffnete, musste er leise stöhnen. Kayla lag flach auf ihm, er spürte ihren gesamten Körper. Ihre kleinen, festen Brüste, die sich an seine breite Brust drückten. Ihren durchtrainierten Körper, der ihn schon immer wahnsinnig gemacht hatte.
Das trug nicht gerade dazu bei, dass seine Härte sich verflüchtigte.
Aber Kayla schien es nicht zu stören, daher sagte oder tat er nichts. Lieber genoss er ihre weichen Lippen auf seinen, ihr klopfendes Herz an seiner Brust.

Während sie sich küssten, dachte Kayla an Kade. Warum wusste sie nicht und es störte sie gewaltig. Gerade in diesem Moment sollte doch nur Scott zählen, oder? Aber sie musste daran denken, wie Scott angefangen hatte Kade zu beschreiben, als sie ihn gefragt hatte, wie derjenige aussah, der ihm von Fionas Affären erzählt hatte. Und sie fragte sich, weshalb Kade das getan hatte. Hatte er ihr zuvor nicht noch gesagt, dass er sich in sie verliebt hätte?
Ach, zur Hölle damit!
Sie lag hier auf Scott, ihrer großen Liebe! Das sollte sie genießen...

Was sie dann auch tat.

Zärtlich knabberte sie an seinen Lippen, ließ ihre Hand unter sein T-Shirt gleiten und streichelte seinen Bauch. Scott war nicht wirklich dünn, man konnte ein Bäuchlein erahnen, was daran lag, dass er mindestens genauso viel aß wie sein Vater. Dieser hatte allerdings eine Stoffwechselkrankheit hatte, durch die er nicht zunahm.

Aber Kayla störte das nicht. Sie mochte Scotts Körper, das war schon immer so gewesen. Seine nackte Haut unter ihren Fingern zu spüren, gefiel ihr wirklich total, so lange hatte sie ihn schon berühren wollen!

Auch Scott schien es zu gefallen, denn er setzte sich ein wenig auf, zog sein Shirt aus und warf es zur Seite, ehe er sich wieder in die weichen Kissen zurücksinken ließ. Anstatt ihn wieder zu küssen, legte Kayla die Lippen diesmal auf seinen Hals und saugte leicht an seiner Haut. Sie hörte, wie sein Atem schwerer wurde und seltsamerweise machte sie das total an. Zunächst unsicher, aber dann immer mutiger, begann sie seinen gesamten Oberkörper mit ihrem Mund zu erkunden. Dabei rutschte sie immer weiter herunter und sah sich schließlich seinem Schritt gegenüber. Nachdem sie tief Luft geholt hatte, öffnete sie seine Hose.

„Kayla!“, unterbrach er sie da und hielt ihre Hände fest. „Aber... wir hatten doch eben darüber gesprochen!“

„Ich mag nur mal gucken, okay?“, nuschelte sie und war knallrot, traute sich gar nicht, ihn anzuschauen.

„Okay“, erwiderte er leise und sehr nervös.

Mit einem leichten Lächeln zog Kayla seine Hose ein Stück runter und strich federleicht über die Beule, die sich unter seinen Shorts abzeichnete.

Scott kam.

Dann wurde er knallrot und sprang hastig auf. Zog seine Hose eilig hoch. Und rannte hinaus.

Mit Tränen in den Augen sah Kayla ihm nach.
„Scott“, flüsterte sie, als sie die Haustür knallen hörte.

Jetzt hatte sie wohl alles kaputt gemacht!

Kade sah, wie sein ärgster Rivale das Haus seiner Angebeteten verließ und schlich sich dann ums Haus nach hinten. Dort bemerkte er, dass ein Fenster offen war. Er nutzte seine Chance und kletterte an der Regenrinne, die sich daneben befand, nach oben, kroch durch das Fenster und landete lautlos auf den Fliesen des Bades. Kurz sah er sich um, seufzte dann und ging in den Flur. Plötzlich hörte er ein leises Schluchzen. Sogleich ging er in diese Richtung und sah durch eine offene Zimmertür, wie Kayla auf dem Boden saß und weinte. Nach einem Moment des Zögerns, klopfte er leise an den Türrahmen und sah, wie sie zusammenzuckte.

„Kade! Erschrecke mich doch nicht so!“
„Sorry, Kayla. Die Haustür war offen, wollte schauen, ob alles okay ist bei dir. Schaut ja nicht so aus.“
Er ging zu ihr und ließ sich neben sie sinken. Kayla zitterte.

„Doch, es ist alles gut. Nur ein kleiner Rückschlag, aber das wird wieder.“
„Sicher?“
„Ja! Auf jeden Fall. Gott, ich war einfach zu übereilig, okay?“
„Wenn du das sagst.“

Er legte seine Arme um sie und drückte sie sanft an sich, ohne ein Wort zu sagen. Doch innerlich lächelte er. Wenn Kayla und Scott sich jetzt schon erneut gestritten hatten, dann war seine Chance doch noch nicht vertan. Auch wenn er Scott erzählt hatte, was für ein falsches Spiel Fiona trieb, so hatte er Kayla jedoch noch nicht aufgegeben. Und das würde er nie, solange er lebte. Das war eine ziemlich lange Zeit für einen wie er es war...


Nachdem das Mädchen sich beruhigt hatte, sahen die beiden sich gemeinsam einen Film an. Scott meldete sich nicht und Kayla traute sich nicht, Scott anzurufen. Daher versuchte Kade eben, sie abzulenken.

Als der Film fertig war, entschieden die beiden, noch ein wenig Laufen zu gehen. Wieder artete es zu einem Wettbewerb aus, den Kayla, eindeutig dadurch, dass Kade sich zurückhielt, gewann. Schließlich lagen sie wieder an dem Ufer des Flusses, wo sie sich zum ersten Mal getroffen hatten.

Kade sah ganz verwirrt aus, als Kayla aufstand und begann sich zu entkleiden.

„Kommst du mit ins Wasser?“
„Ja“, murmelte er, konnte aber den Blick nicht von ihren Brüsten abwenden. Warum zum Teufel trug sie keinen BH?!

Hastig zog er Hose und Shirt aus, um reinzuspringen, in der Hoffnung, dass sie nicht bemerkte, wie sehr sie ihn anmachte.

Nur in Höschen folgte sie ihm.

„Hui, das ist kalt.“
„Ja“, brummte er und starrte auf ihre Nippel, die sich zusammenzogen und wünschte, er könnte sie einfach zwischen seine Lippen nehmen.

Umso erleichterter war er, als sie zu schwimmen begann. Aber sofort wieder schockiert, als sie direkt auf ihn zukam und sogar ihre Arme um seinen Hals schlang.

„Bin ich wirklich so... unfähig, Kade?“
„Wofür denn unfähig?“, fragte er rau und legte seine Hände auf ihre Hüften.

„Ich hab Scott nur ein wenig gestreichelt, da ist er aufgesprungen und weggerannt.“

„Gestreichelt?“
„Na ja...“ Sie wurde rot. „Da unten halt.“
„Oh.“ Kade lachte leise. „Wahrscheinlich hat ihm das schon ausgereicht und das war ihm peinlich.“
„Wie ausgereicht?“
„Kayla, wenn du mich jetzt da unten berühren würdest, würde ich entweder sofort mit dir schlafen oder auf der Stelle kommen.“
Kurz sah sie mit offenem Mund an. Dann schluckte sie mehrmals.

„Echt?“

„Ja, echt.“

„Und du willst das?“
„Ich wünsche es mir. Du bist eine so unglaublich heiße Frau. Hast dazu noch einen so tollen Charakter.“
„Kade...“
„Es ist schon okay. Ich hab dir gesagt, was ich fühle und du erwiderst es nicht. Damit komme ich klar, solange ich bei dir sein darf.“

„Darfst du“, flüsterte sie und legte ihren Kopf an seine Schulter. „Und ich weiß nicht, was ich für dich empfinde. Du verwirrst mich...“

„Ach ja?“

„Ja...“
Kade konnte sich nicht beherrschen und streichelte vorsichtig über ihre Pobacken, was sie dazu brachte, zischend einzuatmen.

„Darf ich nur ein wenig?“

Sie gab ihm keine Antwort, presste stattdessen ihre Lippen an seinen Hals. Das nahm er als ein Ja hin. So streichelte er ihre Beine, ihren Rücken und ihr Haar. Langsam ging er mit ihr ins seichte Gewässer und legte sie hin. Kayla sah ihm in die Augen, ihre Wangen waren gerötet und ihr Mund leicht geöffnet. Sie sah zum Küssen aus.

Kade konnte nicht widerstehen und fing ihre Lippen mit seinen ein. Bewegte sie sanft darauf und war verwundert, dass das Mädchen seinen Kuss erwiderte. Dass sie jetzt ihre Hände über seinen Rücken gleiten ließ, auf seinen Hintern legte und ihn eng an sich zog. Seine Härte stieß an ihre Mitte, was Kayla ein leises Stöhnen entlockte.

„Ich will dich“, murmelte er und tat dann endlich das, wonach es ihn sehnte, seit sie sich ausgezogen hatte.

Vorsichtig nahm er eine ihrer Brustwarzen in den Mund, saugte und knabberte daran. Kayla spürte, wie es zwischen ihren Beinen immer stärker kribbelte und dass eine Feuchtigkeit entstand, die von innen zu kommen schien und nichts mit dem Wasser zu tun hatte, in dem sie lag.

„Kade“, nuschelte sie und drückte seinen Kopf auf ihre Brust.
Der Angesprochene lachte leise, nahm sich die andere Seite vor und wanderte dann mit Küssen ihren Bauch hinab.
An ihrem Höschen stoppte er.

„Darf ich?“

Mit bittenden Augen sah er sie an, doch Kayla erstarrte. Angespannt hielt Kade den Atem an.


„Nein!“, rief sie da, sprang auf und zog sich ihr T-Shirt über. „Nein, Kade! Wir hätten nicht... oh Gott!“
Ein verzweifelter Schluchzer entkam ihrer Kehle und sie stieg in die Jogginghose.

„Das hätte nie passieren dürfen! Nichts!“

„Kayla“, versuchte er sie zu beruhigen und ging langsam auf sie zu.

„Nichts Kayla“, schnauzte sie, „Wenn du das Scott erzählst, bring ich dich um!“
Seufzend hob Kade die Hände und wich einen Schritt zurück.
„Ich erzähle es ihm nicht, wenn wir weiterhin befreundet sind. Aber wenn du beginnst mich zu ignorieren, werde ich es tun. Sofort und auf der Stelle. Wir werden wie gewohnt jeden zweiten Tag laufen gehen und uns lange unterhalten, über alles.“

Seine Stimme war sehr leise und klang bedrohlich. Sie sorgte dafür, dass Kayla Gänsehaut bekam und unwillkürlich zu zittern begann.

„Gut“, erwiderte sie ebenso leise, „Aber wenn du es ihm erzählst, bringe ich dich um.“
Kade schmunzelte.

„Einverstanden.“ Er zog sich wieder an und reichte ihr die Hand. „Komm, ich bring dich nach Hause.“

Kayla schloss für einen Moment die Augen, holte tief Luft und ergriff sie dann.
„Gut, ich habe nämlich einen Bärenhunger!“

Kapitel 7

Zwei Tage später stand Scott vor ihrer Tür. Sein Blick war schuldbewusst. Das sah sie, obwohl er ihn gesenkt hielt.
„Können wir reden?“
Einen Augenblick lang zögerte sie, doch ließ ihn dann hinein und ging in ihr Zimmer.

„Eigentlich bin ich am Lernen.“
„Ich auch, aber ich kann mich kaum konzentrieren. Es tut mir leid, Kayla.“
„Was jetzt?“
„Dass ich einfach abgehauen bin. Deine Berührungen haben mich total überfordert. So weit bin ich mit Fiona doch noch nie gegangen!“
„Du hättest es einfach sagen können. Dass es zu viel ist. Dann hätte ich es sofort gelassen.“
„Weiß ich doch. Aber es hat sich gut angefühlt. Mensch, Kayla, bitte sei mir nicht böse.“
„Bin ich nicht, versprochen. Darf ich jetzt weiterlernen?“, erwiderte sie mit einem sachten Lächeln.
Scott sah sie an und gab ihr dann einen kurzen, aber dennoch absolut gefühlvollen Kuss.
„Natürlich. Dann sehen wir uns morgen in der Schule?“
„Ja, klar“, versprach Kayla sofort und lächelte ihn erneut an.

Genauso schnell wie er gekommen war, verschwand er auch wieder und Kayla lehnte sich mit einem Seufzen zurück. Die Stuhllehne knarzte leise, aber das war ihr in diesem Augenblick egal, ebenso wie das Telefonklingeln und die laute Musik ihres Bruders. Obwohl er mal wieder dieses dämliche Dupstep-Zeug hörte, das sie so sehr hasste... Heftig schüttelte sie den Kopf. Das war nicht der richtige Zeitpunkt, um über diese Musik nachzudenken. Scott war wichtiger. Viel wichtiger!

Sie musste es Scott sagen, das war ihr bewusst – doch wie? Er würde nicht mehr mit ihr reden. Verdammt, warum hatte Kade sie so wahnsinnig gemacht?

Nicht wissend, wie ihr geschah, aber plötzlich war sie aufgesprungen und hatte mit einer Handbewegung sämtliche Unterlagen von ihrem Schreibtisch gefegt.

Gott, was sollte sie nur tun?
Sie konnte Scott nicht verlieren, doch er hatte ein Recht darauf es zu erfahren.

Nur... wenn sie es ihm sagen würde und er würde sich abwenden... dann würde sie erneut in dieses tiefe Loch der Verzweiflung fallen, das sie doch gerade erst wieder verlassen hatte. Und sie war sich bewusst, dass sie dort nicht mehr so schnell herauskommen würde. Dieses Mal nicht.

Verflucht, diese ganze Sache mit Kade ging ihr ziemlich an die Nieren und vor allem an ihre verdammtes Mädchenherz. Wie hatte sie sich nur auf ihn einlassen können? Wie hatte sie nur so verdammt... naiv sein können? Ein fremder Kerl, der sie im Wald ansprach... selbstverständlich war der nicht nur auf eine Freundschaft aus!

Nun gut, er war echt verdammt heiß. Wenn sie nur an seinen Körper dachte, da wurde ihr schon ganz anders. Diese Muskeln zum Beispiel! Und das Tattoo auf seiner Brust. Seine so tiefe Stimme... Aber Scott war doch auch nicht zu verachten! Vielleicht nicht ganz so trainiert – eigentlich überhaupt nicht – aber er war so süß mit seinen großen Augen und dem schönen Lächeln. Und er war so unglaublich lieb zu ihr...

Kade hingegen hatte dieses Gefährliche an sich, was sie in irgendeiner Weise anzog. Wenn er sie ansah, funkelte es in seinen Augen, sie fühlte sich klein neben ihm – doch das gefiel ihr. Dass er sie vor Kevin gerettet hatte, war unglaublich gewesen. Kayla wusste immer noch nicht, wie er es geschafft hatte. Immerhin hatte er nur ein paar Worte gesagt und der Fiesling war verschwunden.

Sie schloss ihre Augen und atmete tief ein und aus. Scott war der, den sie liebte. Darum musste sie ehrlich zu ihm sein.

So ein Gefühlschaos direkt vor dem Abi hatte ihr noch gefehlt. Nie hatte sie Probleme gehabt, bis diese dämliche Fiona ankam!

Mit einem lauten Rums landete sie auf ihrem Hintern und presste die Hände auf ihre Augen. Fehlte noch, dass sie jetzt losheulte.

Was war sie doch für ein Schwächling.

 

Scott lief durch den Wald und lauschte den zwitschernden Vögeln. In der Ferne hörte er den Bach gluckern, aber sonst war es still. Er mochte diese Ruhe.

Mit einem leisen Seufzer schob er die Hände in seine Hosentaschen. Kayla war eben wirklich seltsam gewesen. Lag das nur daran, dass er sie abgewiesen hatte? Das glaubte er eigentlich nicht, so ein Mensch war sie nicht. Aber was war es dann? Er hatte ihr doch nichts getan, oder? Nun, sie konnte natürlich immer noch etwas stinkig wegen der Sache mit Fiona sein, doch daran glaubte er nicht. Es war schon immer schwierig gewesen das Mädchen einzuschätzen.

Sie war immer so stark gewesen, jeden Tag. Hatte die anderen Kinder verprügelt, um ihn zu schützen, ihn aufgemuntert, wenn es ihm schlecht ging. Ihr schien es immer gut zu gehen – bis zu dem Zeitpunkt, wo sie ihn und Fiona gesehen hatte.

Zwar hatte er schon vorher Gefühle für sie gehabt, aber erst in dem Augenblick, in dem sie ihm all diese schrecklichen Dinge an den Kopf geworfen hatte, war ihm bewusst geworden, dass Kayla auch Gefühle hatte. Wie unmenschlich das von ihm klang.

Scott schloss die Augen und richtete sein Gesicht in einen Sonnenstrahl, der sich durch die Äste der Bäume seinen Weg suchte. Er erinnerte ihn an seine Freundin. Kayla hatte auch immer ihren Weg gefunden und das würde sie auch weiterhin. Obwohl sie sich die letzten Wochen so verändert hatte. Er glaubte an sie und er würde immer an sie glauben. Ja, sie war stark. Und am stärksten war sie, wenn sie niemanden bei sich hatte, der sie blockierte. Wie beim Laufen. Musste sie auf niemanden Rücksicht nehmen, war sie am besten.

Plötzlich spürte er eine Träne auf seiner Wange und wischte sie ungläubig weg. Machte es ihm eine solche Angst, irgendwann ohne sie sein zu müssen? Denn es würde so kommen, dessen war er sich bewusst. Spätestens, wenn sie an die Uni wechselte. Scott machte sich da nichts vor, er würde auf keinen Fall in der gleichen Stadt landen, auch wenn er sich nichts mehr wünschte. Vermutlich würde er hier bleiben, eine Ausbildung machen und dann bei seiner Mutter im Atelier arbeiten.

 

Seine Gedanken wurden schlagartig unterbrochen, als er eine Stimme hinter sich hörte.

„Oh, hey, Scott.“

Hastig drehte er sich um und sah diesen Kerl vor sich stehen, der ihm erzählt hatte, dass Fiona ungefähr an jedem Finger einen anderen Typen hatte.

„Was machst du denn so alleine hier?“, fragte er und strich sich eine seiner dunklen Haarsträhnen hinters Ohr.
„Spazieren gehen“, antwortete Scott leise und richtete sich auf. „Und du bist auf dem Weg zu Kayla?“

„Richtig“, nickte der Typ, „Wir müssen noch etwas klären.“

„Ach so.“ Nachdenklich nickte er. „Weißt du, ich wollte sie heute auch noch besuchen.“
„Oh, Scotty, hast du etwa Angst, wenn ich mit ihr alleine bin?“

„Was? Natürlich nicht!“, stritt Scott schnell ab, doch genau das hatte er. „Ich möchte nur meine Freundin besuchen, das wird mir doch wohl erlaubt sein?“
„Ich denke aber nicht, dass du unser Gespräch mit anhören möchtest.“
Kade richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Er überragte Scott um zwei Köpfe und seine Muskelmasse machte ihn auch doppelt so breit. Kaylas Freund ballte die Hände zu Fäusten und reckte sein Kinn nach oben.

„Und warum bitte nicht?!“

 

Kaylas Atem ging gleichmäßig, genau wie ihr Herz. In ihren Ohren dröhnten Falling in Reserve, halfen ihr dabei einen klaren Kopf zu bekommen. Ihre Füße trommelten im Takt auf den Boden und ihre Augen sahen nur auf den Weg vor sich.

Sie hatte sich entschieden.

Ihr Weg führte sie geradewegs zu Scott und direkt danach würde sie Kade aufsuchen, um ihm zu sagen, dass sie ihn nie wieder sehen wollte. Selbst wenn Scott sie hassen würde.

Kayla wusste, dass sie nicht so schnell über den Schmerz, den ihr ein zerrüttetes Verhältnis mit Scott würde, siegen können würde. Doch sie konnte nicht unehrlich in eine Beziehung starten. Vielleicht fand er es ja auch gar nicht so schlimm. Vielleicht verzieh er ihr.

Doch daran glaubte sie nicht.
Sie glaubte nur daran, dass er sie nie wieder ansehen würde. Daran, dass er schnell eine andere Freundin bekäme und daran, dass sie lange Zeit benötigen würde, um ihr zerbrochenes Herz zu heilen.

Sich vor allem zu verschließen, die Gefühle nicht zuzulassen, vielleicht sogar weiterhin mit Kade etwas zu unternehmen, ihn zu küssen oder mehr, das kam nicht in Frage. Nein. Kayla wollte nicht, dass Kade eine Art Trostpreis war. Denn er verdiente es genau so sehr glücklich zu werden, wie Scott auch.

Nicht mit ihr.

Aber bestimmt traf auch Kade bald ein anderes Mädchen, das um einiges interessanter war als sie. Eines, das nicht bereits anderweitig verliebt war.

Ohne es verhindern zu können, verließ ein lauter Schluchzer ihre Kehle. Rasch fasste sie sich daran und blieb stehen. Was zur Hölle war nur los mit ihr? Seit wann bitte war sie so ein... Mädchen? Kam sie etwa erst jetzt in die Pubertät? Na super.

Kayla schüttelte ihren Körper und ging hinunter zum Bach. Dort zog sie sich aus und sprang in das kühle Nass. Zwar war es heute nicht so warm, aber es war ihr egal, wenn sie krank werden würde. Dann könnte sie das mit Scott nämlich noch herauszögern!

Nur ihr Gewissen machte da einfach nicht mit.

Einige Minuten später kletterte sie wieder hinaus und zog sich ihre Kleidung über. Ihren MP3-Player in der Hand lief sie in normaler Geschwindigkeit weiter. Warum war sie eigentlich gerannt, sie hatte es doch sowieso nicht eilig. Leise vor sich her murmelnd, schlug sie ihre Hand vor ihre Stirn. Manchmal verstand sie sich ja selbst nicht!

Es war schön der Stille hier zu lauschen. Warum machte sie sich das immer mit ihrer Musik kaputt? So war es viel entspannender. Vielleicht sollte sie öfters mal hinaus gehen, ohne zu rennen. Ja, vielleicht. Aber das würde wohl darauf ankommen, wie es ihr ging, wenn sie von Scott zurückkam...

 

Plötzlich durchriss ein lautes Lachen die Ruhe. Sofort eilte Kayla in die Richtung, von der aus es zu ihr wehte, denn irgendwas daran kam ihr bekannt vor. Und tatsächlich, Kade stand dort auf dem Weg... mit Scott?! Aus einem Instinkt heraus versteckte sie sich hinter einem Baum und schielte zu den beiden.

„Soll ich dir verraten, worüber ich mit ihr reden möchte?“, fragte Kade gerade mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen.

„Ja!“, erwiderte Scott und seine Stimme klang stinkwütend. „Ja, ich will wissen, was du mit meiner Freundin zu schaffen hast!“

„Gut, ich werde es dir verraten, kleiner Scotty.“
Kayla konnte nicht fassen, wie fies und kühl Kades Stimme klang. Noch nie hatte sie ihn so erlebt! Oh ja, jetzt war sie sich sicher, dass er auch wirklich gefährlich sein konnte. Vorsichtig ging sie einen Schritt hinter dem Baum heraus und sah Scott direkt in die Augen.

Nur durch ein winziges Zucken seiner Augenbraue erkannte sie, dass er sie gesehen hatte. Doch sie machte keinen Versuch Kade aufzuhalten und er ebenso wenig. Beide waren neugierig, was er Scott zu sagen hatte.

Doch als der Dunkelhaarige seinen rechten Zeigefinger unter Scotts Kinn legte und die andere Hand auf seinen Nacken, war Kayla kurz davor hinzustürmen. Er würde ihm doch nicht weh tun?!

„Ich verrate dir, was ich mit deiner Freundin zu besprechen habe“, wiederholte Kade lachend. „Ich will ihr nur eine kleine Mitteilung machen. Ihr vielleicht einen Vorschlag machen, was sie sofort tun sollte. Und weißt du was, Scotty? Sie wird dich verlassen. Denn sie liebt mich.“
„Das ist nicht wahr!“, rief Scott sofort und spuckte dem Größeren ins Gesicht. „Du bist doch nur ein dahergelaufener Schwanzlutscher, der keine Ahnung von Kayla hat!“

Kade entkam ein lautes Knurren und er wischte sich mit einer fahrigen Handbewegung über das Gesicht, ehe er die Finger wieder an Scott legte.

Ich habe keine Ahnung von ihr? Wach mal auf, Kleiner! Wer spielt hier gerade den großen Macker und kann nicht mal eine Frau richtig befriedigen? Denn wenn du es könntest, wäre sie ja wohl nicht zu mir gekommen!“
Kayla ballte die Hände zu Fäusten. Hatte er gerade tatsächlich...

„Wie bitte?“, fragte Scott harsch und seine Augen blitzten vor Wut.

„Ja, du hast richtig gehört, mein Lieber.“ Kade beugte sich hinunter und fletschte die Zähne. „Ich hab deine Freundin gefickt!“

Impressum

Texte: liegt bei mir
Bildmaterialien: Danke an Selina (Nekochan) für das Cover :)
Tag der Veröffentlichung: 07.02.2013

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