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Kapitel 1




„Emma! Aufstehen!“, rief meine Mutter Julia von unten. Müde rieb ich mir über die Augen und gähnte. Mann, war ich müde! Nebenan hörte ich meinen Bruder Luis. Er war schon im Bad. Wie konnte das denn sein? Luis war der totale Morgenmuffel, also schlug ich die Decke zurück und schlüpfte in meine Hausschuhe. Ich schlurfte den Flur hinunter und sah, dass die Badezimmertür offen stand. Vorsichtig spähte ich hinein. Luis stand vor dem Waschbecken und hatte die Augen geschlossen. Es sah so aus, als wäre er beim Händewaschen eingeschlafen. Ich kicherte, schlich mich hinter ihn und packte ihn bei den Schultern. Luis fuhr zusammen und rief: „Spinnst du?! Soll ich einen Herzinfarkt bekommen?“ Zum Glück war Luis nicht wirklich sauer auf mich und deshalb saßen wir ein paar Minuten später auch friedlich am Frühstückstisch. „Habt ihr gut geschlafen?“, fragte meine Mutter. Ich nickte während Luis bloß irgendetwas Unverständliches brummelte. Verschlafen griff er nach der Marmelade und stieß dabei das Nutella vom Tisch. Meine Mutter fing es auf, bevor es am Boden landete. Als Luis sein Brot zu schmieren begann, stieß er mit dem Ellenbogen gegen sein Glas. Es fiel um und rollte auf den Rand des Tisches zu. Ich bekam es gerade noch zu fassen. Während Luis aß beobachteten wir ihn genau und verhinderten alle Katastrophen. Erst als Luis fertig war, aufstand und murmelte er würde jetzt Zähne putzten begannen meine Mutter und ich mit dem Frühstück. So war das hier jeden Morgen, wenn Luis nicht ausschlafen konnte. Meine beste Freundin Linda meinte einmal, es wäre fast so, als würde man mit einem Zombie frühstücken. Inzwischen waren meine Mutter und ich gut darin, alle Katastrophen zu verhindern, denn es war seit Wochen nichts mehr zerbrochen oder auf dem Boden gelandet Als wir fertig waren ging ich nach oben weckte meinen Bruder auf der schon wieder im stehen eingeschlafen war und machte mich bereit für die Schule.
Eine Halbestunde später war Luis wach und ich fertig, sodass wir mit unseren Fahrrädern los fuhren und nur zehn Minuten später vor der Schule hielten. Linda wartete schon auf mich. Während ich mein Fahrrad anschloss sagte sie: „Ich habe gehört, dass heute eine Neue in unsere Klasse kommt. Wie findest du das? Also ich finde es aufregend! Ich habe ein total gutes Gefühl. Bestimmt ist sie super nett!“ Ich nickte zustimmend und wir gingen gemeinsam zu unserem Klassenraum.
Kaum waren wir da kam auch schon Frau Honig, unsere Mathelehrerin. Schnell setzten wir uns auf unsere Plätze. Leider saßen wir nicht zusammen. Ich saß ganz hinten und Linda zwei Reihen vor mir neben Anna. Der Platz neben mir war frei. „Guten morgen!“, begrüßte uns Frau Honig. „Guten morgen Frau Honig!“, antworteten wir.

Nach einer unendlich langen Stunde kam unsere Deutsch, Kunst und Klassenlehrerin in den Raum. Ein Mädchen folgte ihr. Sie war klein und zierlich. Ihre Haare waren golden und fielen ihr in leichten Wellen bis zur Mitte ihres Rückens. Die Augen waren eisblau, aber nicht kalt. Es schien so, als würde ein goldenes Licht sie umgeben. Ich konnte meinen Blick nicht von ihr abwenden und meinen Klassenkameraden ging es nicht besser. Dieses Mädchen war einfach perfekt. Ein Schauer überlief mich. Sie war zu perfekt.
Frau Kaster schob das Mädchen vor sich und sagte: „Das ist Selena eine neue Schülerin. Ich hoffe doch ihr werdet euch gut verstehen. Selena, du kannst dich da hinten neben Emma setzen. Emma, bitte führ Selena in der Pause etwas herum. Könntest du sie in den ersten Wochen unter deine Fittiche nehmen?“ Fragend schaute sie mich an. Ich nickte und versuchte zu lächeln. Selena war es offenbar unangenehm so angestarrt zu werden, weshalb sie schnell zu ihrem neuen Platz ging. Alle Blicke folgten ihr. Doch sobald sie saß lenkte Frau Kaster die Aufmerksamkeit an die Tafel. Als es zur Pause klingelte stand Selena blitzschnell auf und zog mich aus dem Raum bevor auch nur ein anderer aufstehen konnte. Als wir im Mädchenklo standen hatte ich die Überraschung verdaut und wurde wütend. Ich riss mich los und fuhr sie an: „Hey! Was soll denn das?“ Selena lächelte entschuldigend und erklärte: „Es tut mir wirklich leid, aber ich hatte keine Lust wieder so angestarrt zu werden.“ Ich wollte ihr gerade sagen, dass ich das verstand, als jemand hinter uns sagte: „Was macht ihr denn hier?“ Selena und ich drehten uns um und standen Bastian und seinem Kumpel Max gegenüber. Mist! Waren wir etwa auf dem Jungenklo? Ich guckte Selena an die ebenfalls verwirrt war. „Seit ihr jetzt zu Jungen mutiert, oder was?“, fragte Max. „Das gleiche wollte ich grad fragen! Das ist nämlich das Mädchenklo.“, erwiderte Selena. „Nee, eindeutig nicht.“, meinte Bastian. Allerdings sah ich dass er sich plötzlich nicht mehr so sicher war. „Natürlich ist das das Mädchenklo!“, sagte da eine andere Stimme. Linda stellte sich zu Selena und mir. Max und Bastian wurden knallrot und liefen hinaus. Nachdem die Tür hinter ihnen zugeschlagen war prusteten wir los. „Hast du die Gesichter der beiden gesehen?!“, lachte ich. Als wir uns wieder beruhigt hatten fragte Linda: „Sollen wir dir jetzt die Schule zeigen?“ Selena nickte und gemeinsam verließen wir das Mädchenklo. Bei unserer Führung wurde Selena dauernd angestarrt. Wo wir auch hin gingen, immer wurde getuschelt. Selena war das sichtlich unangenehm. Als wir an Johanna und ihrer Clique vorbeigingen, rief Johanna uns nach: „Na? Führt ihr das Alien ein bisschen herum? Ich meine dass die da nicht normal ist sieht doch jeder! Vielleicht will sie unseren Planeten auslöschen. Oder ist sie bloß hinter unseren Jungs her? Ich hab gehört sie hat Max und Bastian ins Mädchenklo gelockt. Zum Glück bin ich immun gegen diese Schleimerin! Soll sie doch die blinden nehmen. Die die noch zwei funktionierende Augen haben sehen nämlich, dass sie nicht normal ist!“ Selena zuckte zusammen. Offensichtlich war sie nicht auf soviel Hass vorbereitet gewesen. Ihr traten Tränen in die Augen. Das brachte das Fass zum überlaufen. Den ganzen Tag wurde Selena schon angestarrt, es wurde über sie getuschelt, manche Mädchen hatten offen ihren Neid gezeigt und nun das! „Du bist doch bloß neidisch, weil Selena viel hübscher ist als du mit deinen teuren Klamotten und der ganzen Schminke! Und das haben alle hier schon längst bemerkt. Vor allem deine tollen Jungs, die du gerne behalten kannst! Wir brauchen sie nämlich nicht. Und ja du hast recht; Selena ist nicht normal. Sie ist etwas Besonderes! Schon allein deine Reaktion auf sie beweist das. Lass uns einfach in Ruhe!“, brüllte ich sie an. Linda, Selena und ich drehten uns um und ließen eine sprachlose Johanna zurück. Ich kochte vor Wut. Johanna hatte Recht, Selena war anders. Aber auf eine gute Weise. Als wir außer Sichtweite waren nahm Selena mich in den Arm und flüsterte: „Danke! Vielen Dank!“ Ihre Umarmung war warm und herzlich, fühlte sich aber trotzdem wie ein Windhauch an. Als würde man das Licht umarmen. Es war ein tolles, aber zugleich auch irritierendes Gefühl. Als sie mich los ließ war ich so glücklich wie lange nicht mehr. Meine Wut war verpufft und stattdessen war dort eine wohlige Wärme. Wie hatte Selena das gemacht? „Das hast du gut gemacht, Emma! Wollen wir jetzt trotzdem weiter!“, unterbrach Linda meine Gedanken.



Kapitel 2




Drei Wochen waren vergangen seit Selena neu in unsere Klasse gekommen war. Sie hatte sich mit Linda und besonders mit mir angefreundet. Die andern in der Klasse starrten sie manchmal noch an, aber es hatte zum Glück nachgelassen. Bastian und Max hatten ihren peinlichen Auftritt überwunden und Johanna strafte uns mit Ignoranz. Offensichtlich merkte sie nicht, dass das für uns keineswegs eine Strafe, sondern eher eine Belohnung war. Trotzdem musste ich immer wieder an ihre Worte denken, dass Selena ein Alien war. Natürlich war das völliger Quatsch, aber das Selena anders war als wir, konnte ich nicht abstreiten. Vor allem, weil mir ihre Umarmung nicht mehr aus dem Kopf ging. Seit dieser einen Umarmung hatte sie jeden Körperkontakt vermieden.

„Achtung Emma!“, riss mich Lindas Stimme aus meinen Gedanken. Ich blickte auf und konnte gerade noch der alten Dame ausweichen. „Pass doch auf, wo du mit deinem Fahrrad hinfährst!“, rief sie mir nach. Linda fuhr neben mich und schaute mir besorgt in die Augen. „Was ist in letzter Zeit mit dir los? Du bist mit deinen Gedanken dauernd wo anders. Manchmal kommst du mir fast wie Luis beim Frühstück vor.“, meinte sie. Ich überlegte, ob ich ihr von meinen Gedanken über Selena erzählen sollte. Gerade hatte ich mich dagegen entschieden, da fragte Linda: „Geht es um Selena?“ Verblüfft schaute ich sie an. Offensichtlich deutete sie meinen Gesichtsausdruck als ja, denn sie erklärte: „Mir war schon klar das du über sie nachdenkst. Das tut wahrscheinlich jeder an unserer Schule. Immerhin hat sie diese besondere Aura! Die kann wirklich jeder spüren.“ Oh nein! Jetzt fing Linda schon wieder mit diesem Auraquatsch an. Ich dachte das hätte sie schon hinter sich! Eine Zeit lang war sie ganz begeistert von solchen Dingen wie die Aura und Traumdeutung und diesem ganzen Quatsch gewesen. Es war echt schwer sie wieder für etwas anderes zu interessieren. Doch mit viel Überredung, etwas Erpressung und der Androhung unsere Freundschaft zu beenden, hatte ich es geschafft. „Selbst du müsstest ihre Aura sehen! Sie ist so stark, dass man sie einfach nicht übersehen kann!“, sagte Linda. „Lass das! Mit der Aura von Selena möchte ich absolut nichts zutun haben! Aber ja, damit du zu frieden bist, ich hab ihre Aura gesehen. Obwohl, nein nicht ihre Aura! Nur so ein goldenes Leuchten um Selena herum.“, brüllte ich. Ein kleiner Junge der gerade aus einem Geschäft gekommen war, guckte mich ängstlich an und lief wieder hinein. Linda lachte. Wütend schaute ich sie an und überfuhr dabei fast einen kleinen Dackel. „Du solltest echt aufpassen wo du hinfährst! Außerdem hast du dem armen Jungen ganz schön Angst gemacht.“, kicherte Linda. Ich schnaubte. „Tut mir leid! Lass uns weiter über Selena reden.“, entschuldigte Linda sich. Ich starrte sie an und meinte: „Was willst du denn da groß sagen? Sie ist einfach perfekt! Selena sieht gut aus, ist immer nett und hat diese besondere Ausstrahlung.“ Linda guckte als ob ich etwas Wichtiges außer Acht gelassen hätte. „Hat sie jemals etwas von ihrer Familie, ihren Hobbys oder ihrer Vergangenheit erzählt? Nein. Selena hat uns nicht mal erzählt wo sie wohnt. Und wie gesagt, sie hat diese besondere Aura! Vielleicht hat Johanna recht und Selena ist ein Alien.“, erklärte Linda. Ich erwiderte nach kurzem Überlegen: „Quatsch! Sie ist kein Alien. Etwas Besonderes, vielleicht etwas außergewöhnliches, aber kein Alien. Ich schwöre dir Linda, ich werde heraus finden wer oder was sie ist!“ Linda grinste: „Das ist es, was ich hören wollte!“ „Stooooop!!!“, brüllte plötzlich jemand. Vor Schreck fiel ich fast vom Fahrrad. Vor uns stand ein Mann mit einem Becher Kaffee in der Hand. Er zeigte auf Linda, die nur einen Meter vor ihm zum stehen gekommen war und rief: „Bist du verrückt geworden?! Fast hättest du mich umgefahren!“ Linda wurde rot, doch ich musste grinsen. Der Mann schüttelte den Kopf und ging davon. „Was gibst denn da zu grinsen?“, fuhr Linda mich an, sobald wir weiter fuhren. „Du hast doch vorhin auch über mich gelacht. Guck mal! Da vorne ist Selena!“, antwortete ich. Linda folgte meinem Blick und winkte Selena zu. Wir überquerten die Straße und hielten neben ihr. „Hi Selena! Was machst du denn hier?“, fragte ich. Selena zeigte auf das Kino hinter sich und sagte: „Ich wollte ins Kino gehen. Es ist heute dieser neue Fantasyfilm rausgekommen. „Warum hast du nicht gefragt ob wir mit wollen?“, fragte Linda. Selena zuckte mit den Achseln und meinte: „Ihr wolltet doch ins Schwimmbad. Aber wenn ihr wollt, könnt ihr ja mit reinkommen.“ Komischerweise war Selena total nervös, freute sie sich so auf den Film? Linda und ich nickten, kauften uns auch Karten und saßen fünf Minuten später mit Selena im Kino. In dem Film ging es darum, dass ein böser Kobold die Macht über den Elfenwald übernehmen will und deswegen irgend so ein blitzendes Ding gestohlen hat. Daraufhin waren alle total verzweifelt und eine Elfe wurde auserwählt in die Menschenwelt zu reisen um Menschen auszusuchen, die ihr helfen können. Währenddessen baut der Kobold eine riesige Armee auf. Die Endszene war so: Der Kobold guckt in die Kamera und sagt: „Sie ist unter euch! Hörst du kleine Elfe, ich habe deinen Plan durchschaut und werde dich erwarten!“. Ich fand das Ende doof und den gesamten Film ziemlich unrealistisch, doch Linda war total begeistert. Selenas Reaktion war am überraschendsten. Sie war geschockt und wir bekamen sie nur schwer wieder aus dem Kino raus. „Selena! Was ist denn mit dir los?!“, rief ich. Als sie nicht reagierte gab ich ihr eine schallende Ohrfeige. Selenas Kopf flog zur Seite, ihre Wange wurde leuchtend rot und sie stöhnte vor Schmerz und Überraschung. Aber immerhin kam sie wieder zu sich. „Er weiß es! Aber woher? Es muss einen Verräter geben! Was mach ich denn jetzt?“, flüsterte Selena. Panisch blickte sie sich um und lief dann plötzlich los. „Hey! Was soll der Scheiß?!“, rief ich während ich sie einholte. Ich packte ihren Arm und drehte sie zu mir um. Sie zog ihren Arm weg und rief: „Wir müssen weg hier!“ Dann lief sie wieder los. Linda und ich liefen ihr hinter her. Fünf Straßen weiter zog Selena uns in einen alten Schuppen. Ich riss mich los und wollte sie schütteln, doch Linda hielt mich auf und sagte: „Lass sie in Ruhe!“ Wütend funkelte ich die beiden an. „Was soll das alles?!“, wendete ich mich schließlich an Selena. „Er hat einpaar Kobolde geschickt, um uns zu holen!“, antwortete diese. Gerade wollte ich fragen, ob sie verrückt wäre, da keuchte Linda auf. Ich schaute sie an. In ihren Augen sah ich die Angst. „Was ist?“, fragte ich. Mit zitternden Fingern zeigte sie auf die andere Straßenseite. Durch die verdreckte Scheibe sah ich einen Kobold. Unmöglich wollte ich schreien. Doch er stand da und hielt nach etwas oder jemanden Ausschau.


Kapitel 3




Ich starrte den Kobold an. Er sah genauso aus wie die in dem Film. Er war etwa einen Meter und dreißig Zentimeter groß und trug eine zerrissene Hose. Sein Hemd war schmuddelig und er war barfuß. Außerdem waren seine Ohren ziemlich lang, die Füße zu groß und die Haut etwas zu grün. Abgesehen davon sah er aus wie ein zehnjähriger Junge. „Das ist unmöglich! Wusstest du das etwa?“, fuhr ich Linda an, als ich mich erinnerte, dass sie sich vorhin für Selena eingesetzt hatte und jetzt auch nicht sehr überrascht war. Sie schüttelte den Kopf und sagte: „Ich wusste es nicht, aber ich habe so etwas vermutet. Wegen meiner Träume in letzter Zeit.“ Ich wollte aufwachen. Am besten ganz schnell! Doch dies hier war kein Traum. „Alles in dem Film ist wahr!“, meldete sich Selena zu Wort. Na toll! Da wusste ich auf einmal was los war und brach in Gelächter aus. Irritiert schauten Selena und Linda mich an. „Das ist ein wirklich guter Scherz! Ihr solltet Schauspieler werden!“, lachte ich. Linda strich mir über den Arm, während Selena meinte: „Das ist kein Scherz! Alles in dem Film ist wirklich passiert!“ Ich schüttelte den Kopf: „Wenn das alles wirklich passiert wäre, müsste hier eine echte Elfe rumlaufen. Wahrscheinlich wirst du gleich sagen, dass du die Elfe bist! Ihr kanntet den Film schon und dachtet, damit können wir Emma einen guten Streich spielen. Wann habt ihr den Film denn schon gesehen? Heute Mittag als ich meiner Mutter beim Putzen helfen musste?“ Linda schüttelte besorgt den Kopf: „Wir kannten den Film vorher noch nicht! Selena ist eine echte Elfe. Und das da drüben ist auch ein echter Kobold.“ Ich wollte ihnen nicht glauben, doch Linda war nicht der Typ für solche Scherze. Außerdem hätten sie ihren Spaß doch schon gehabt und könnten mir jetzt gestehen, dass es nur ein Scherz war. Aber keine der beiden sagte etwas. Selena starrte geistesabwesend vor sich hin, während Linda abwechselnd den Kobold und mich anstarrte. „Wenn…wenn das alles kein Scherz ist, bist du dann in Gefahr?“, fragte ich Selena. Sie antwortete nicht. Linda packte sie am Arm, sodass Selena zusammenzuckte. „Hm..was ist los?“, murmelte Selena irritiert. „Bist du in Gefahr?“, wiederholte ich meine Frage. Selena nickte und erklärte: „Aber nicht nur ich. Wenn der Kobold uns zusammen sieht, wird er denken ihr währt die Menschen die mir helfen wollen. Vielleicht hat er uns auch schon gesehen. Wir müssen vorsichtig sein!“ Ängstlich blickte ich zu dem Kobold hinüber. Er sah überhaupt nicht gefährlich aus. Allerdings konnten die Kobolde in dem Film alles in wenigen Sekunden in eine Waffe verwandeln und sehr gut kämpfen. Ich wusste nicht ob Kobolde noch irgendwelche anderen Sachen konnten. Ehrlich gesagt wollte ich das auch lieber nicht herausfinden. Plötzlich hatte ich tausend Fragen. Ich drehte mich zu Selena und fing an sie zu bombardieren: „Was ist das für ein Gegenstand den die Kobolde gestohlen haben? Und was macht er? Was können Elfen? Fliegen? Oder zaubern? Warum wurdest du ausgewählt herzukommen? Sind Linda und ich die Menschen die du gesucht hast? Woher wusste der Kobold wo du bist? Was werden sie mit dir machen, falls sie dich fangen? Was werden sie mit uns machen?“ Ich hätte noch viele Fragen gehabt, doch Linda unterbrach mich. Sie meinte Selena würde uns schon alles erzählen. Wir setzten uns auf den Boden und Selena begann zu erzählen: „Der Gegenstand der gestohlen wurde ist ein Glimmerhorn. Das ist das Horn eines Einhorns, welches das Einhorn uns freiwillig gegeben hat. Dieses Horn wurde in Meerjungfrauenblut gebadet. Es ist das Wertvollste, das wir besitzen. Es gibt uns Elfen unsere Magie und sorgt dafür, dass alles im Elfenwald im Gleichgewicht ist. Außerdem hat es starke magische Fähigkeiten. Das heißt, wenn man weiß wie man es benutzt hat man die Macht über alles. Das darf auf keinen Fall passieren! Es gibt verschiedene Elfenarten. Es gibt die Himmelselfen. Sie sind die einzige Elfenart mit Flügeln. Dann gibt es die Wasserelfen, die unter Wasser atmen und sprechen können. Es gibt die Erdelfen, die können Pflanzen befehlen schneller zuwachsen und solche Dinge. Dann gibt es noch die Sonnenelfen. Zu denen gehöre auch ich. Wir können Wärme verbreiten und jedem durch Berührung ein gutes Gefühl geben. Und die letzte Elfenart sind die Schattenelfen. Sie sind in der Lage fast alles zu bekommen, indem sie anderen ein Schlechtes Gewissen einreden. Außerdem können sie sich sehr gut tarnen. Jede Elfe hat noch eine besondere Gabe. Ich habe die Gabe mich in Gedanken mit anderen unterhalten zu können.“ „Moment! Du müsstest gar nicht mit uns reden, sondern könntest einfach in unserem Kopf mit uns sprechen? Und wir könnten dir auch antworten?“, unterbrach ich sie. „Ja so ist es.“, sagte Selenas Stimme in meinem Kopf. Erschrocken schauten Linda und ich uns an. Sie hatte es also auch gehört. „Lass das bitte! Es ist etwas gewöhnungsbedürftig. Ich habe übrigens auch eine Frage. Ist deine Aura golden? Man kann immer ein goldenes Licht um dich sehen.“, wollte Linda wissen. „Nein, das ist nicht meine Aura. Jede Elfe wird von so einem Licht umgeben. Bei uns Sonnenelfen ist es gelb oder golden, bei den Schattenelfen schwarz oder grau, bei den Himmelselfen hellblau oder weiß, bei den Wasserelfen dunkelblau oder türkis und bei den Erdelfen braun oder grün. Ich wurde ausgewählt herzukommen, weil es meine Bestimmung ist. Im Elfenwald hat jede Elfe ihre Aufgabe. Manche Elfen, so wie ich, warten aber noch auf ihre Aufgabe. Als festgelegt wurde, dass eine Elfe in die Menschenwelt reisen muss meldeten sich alle Elfen ohne Aufgabe bei unseren Anführern. Es gibt übrigens zwölf und sie regeln alle Probleme die Auftreten. Manche von uns Elfen ohne Aufgabe hatten schon viel über die Menschen gelernt. Auch ich. Immerhin hatte ich viel Zeit dazu. Ich und noch einpaar andere kamen in die engere Auswahl. Jeder der Anführer schrieb den Namen der Elfe auf, von der er dachte, dass das ihre Aufgabe sei. Auf allen zwölf Zetteln stand mein Name! Also schickten sie mich her. Seit fünf Jahren ziehe ich schon durch die ganze Welt. Nun hat meine Reise ein Ende! Denn ich habe euch gefunden. Ihr seid die, die ich gesucht habe! Allerdings ist es mir ein Rätsel wie der Kobold von dem Plan erfahren hat. Noch beunruhigender finde ich allerdings, dass er weiß wo ich mich aufhalte. Wenn die Kobolde mich finden, werden sie mich umbringen. Euch wahrscheinlich auch. Zuerst würden sie aber alles über weitere Pläne wissen wollen. Darum fragt mich bitte nie nach weiteren Plänen. Wenn ihr es wisst könntet ihr in noch größere Gefahr geraten!“, erklärte Selena. Linda und ich schauten uns an. Damit hatte wohl niemand gerechnet. „Woher weißt du, dass wir die richtigen sind?“, fragte ich. „Weil Linda auch über magische Fähigkeiten verfügt und weil du ebenfalls etwas besonderes bist! Außerdem ist es meine Lebensaufgabe euch zu finden. Da werde ich euch schon erkennen! Also, kommt ihr mit und rettet meine Heimat?“ Linda und ich schauten uns an. Linda hatte magische Fähigkeiten? Am liebsten hätte ich noch etwas darüber nachgedacht, aber Lindas Entschluss stand fest. Ich wollte meine zwei Freundinnen auf keinen Fall im Stich lassen! Außerdem wollte ich unbedingt den Elfenwald sehen. Also nickte ich Linda zu und sagte. „Ja, wir kommen mit und helfen dir!“

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Tag der Veröffentlichung: 23.05.2012

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