Kein Wölkchen trübte das Himmelsblau an diesem windstillen Tag. Zumindest war das so in Saschas Vorstellung, denn seinen Spaziergang mit Giselgund sollte nichts trüben. Also ignorierte er erfolgreich die sich auftürmenden grauen Wolken und flanierte Hand in Hand mit seiner Traumfrau durch die Straßen seiner Heimatstadt.
„Du, sag mal, sollten wir nicht langsam wieder zurück gehen?“ Giselgund beäugte skeptisch den Himmel. „Es sieht mir doch arg nach Regen aus.“
„Ach was, das täuscht. Wo du bist, scheint immer die Sonne.“ Er blieb stehen, zog sie in seine Arme und küsste sie so verheißungsvoll, dass jeder Gedanke an Regen aus ihrem Kopf verschwand.
Platsch! Ein dicker Tropfen zerplatzte auf Saschas Nase. Irritiert sah er hoch – und bekam den nächsten Regentropfen ins linke Auge. „Scheiße!“ fluchte er. „Schnell, nach Hause!“ Er sah sich kurz um. „Wir gehen über den Friedhof, das ist kürzer“, entschied er und griff nach ihrer Hand.
„Und ich sag' noch …“, murmelte Giselgund, da wurde sie auch schon von dem los spurtenden Sascha mitgerissen.
Sie hatten den Friedhof gerade halb überquert, als ein Blitz den Himmel auf riss und scheinbar Tonnen von Wasser zu Boden schepperten.
„Dort können wir uns unterstellen!“ schrie Giselgund gegen die tosenden Elemente an.
„Aber, das ist …“, versuchte Sascha zu protestieren, doch ihm lief Regenwasser in den Mund und er folgte Giselgund nur zu bereitwillig, die die Gruft längst erreicht hatte und die nur angelehnte Tür vollends aufzog.
Kurz darauf saßen sie im Trockenen, einem blumengeschmückten Sarg gegenüber, und sahen sich unbehaglich an.
„Ich konnte doch nicht ahnen, dass hier ein Toter …“, sagte Giselgund vor Kälte zitternd.
Sascha winkte ab. „Ist jetzt eh egal. Aber wir müssen aus den nassen Klamotten raus, ehe wir uns den Tod …“ Er erschrak und schielte zu dem Sarg hinüber. „'tschuldigung“, murmelte er kleinlaut.
Giselgund nickte und zog sich ihr T-Shirt über den Kopf. „Du hast recht – und es ist ja eigentlich auch recht warm hier.“
Sascha schluckte. Giselgund trug keinen BH, und der Anblick ihrer großen, festen Brüste, deren Brustwarzen einladend hart waren, ließ ihn vergessen, dass er fror. Im Gegenteil wurde ihm ziemlich heiß, als Giselgund kurz entschlossen auch Rock und Slip auszog.
Kurze Zeit später schickte Sascha noch eine Entschuldigung Richtung Sarg, allerdings nur in Gedanken, denn sein Mund umschloss gerade eine von Giselgunds Brustwarzen, während seine Hand zwischen ihre Beine glitt und wohlige Nässe fand. Unmittelbar darauf war er über ihr und in ihr, sie hatte die Beine um seine Hüften geschlungen und bewegte sich in seinem Rhythmus unter ihm, mit ihm. Und dann …
Gigantisch! Er schwitzte und atmete schwer. Wow! Er war nicht mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, rollte sich von ihr runter und lag neben ihr auf dem Rücken, mit wild klopfendem Herzen, leichtem Kopf und einem glückseligen Lächeln auf den Lippen. Seine Augen wanderten über die Decke der Gruft, blicklos, ziellos, doch da war etwas … seine Augen kehrten zu dem Punkt zurück, der – ganz kurz nur – seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Und je länger er darauf starrte, desto mehr Bewegung geriet in seine trägen Gedanken.
„Das ist es!“ Abrupt setzte er sich auf.
„Häh?“ Giselgund blinzelte. Sie war kurz davor gewesen, entspannt einzuschlafen. „Was ist was?“
„Na, das da.“ Er deutete zur Decke.
Ihr Blick folgte seinem ausgestreckten Arm. „Ein Zeichen.“ Sie kniff die Augen zusammen. „Könnte ein Sigill sein oder so.“
„Quatsch, das ist die Lösung“, sagte er lächelnd.
Seufzend setzte auch Giselgund sich auf. „Die Lösung wofür?“ Sie wusste, sie würde diese Frage bereuen.
„Na, für meine kaputte Waschmaschine.“ Er strahlte. „Das da sieht nämlich aus wie ein Schaltplan – und jetzt weiß ich, wie ich die Maschine reparieren muss.“
„Ein Schaltplan.“ Giselgund verdrehte die Augen. „Aber du wolltest doch dieses Mal einen …“
„Schsch.“ Er legte seinen Zeigefinger auf ihre Lippen. „Das ist nicht nötig – ich weiß, was ich tun muss. Da kann gar nichts schief gehen“, meinte er strahlend. „Komm, auf.“
„Es regnet noch.“
Er lauschte dem Trommeln der Regentropfen.
„Stimmt – na gut, warten wir noch etwas. Einstweilen …“ Er grinste und zog sie an sich. „Machen wir einfach da weiter, wo wir gerade aufgehört haben.“ Seine Hand strich über ihren Rücken und verursachte eine erneute Gänsehaut.
„Einverstanden“, murmelte sie noch, bevor sie in einem Kuss versanken.
Giselgund saß auf dem Sofa, hatte die Beine übereinander geschlagen und wippte nervös mit dem frei schwebenden Fuß. Seit einer Stunde war er schon mit der Waschmaschine zugange und hatte jegliche Hilfsangebote ihrerseits rigoros abgelehnt. Und wenn sie an das letzte Mal dachte, als er seine Kaffeemaschine repariert hatte …
Er trat aus der Küche und grinste breit. „Sitzt, passt, wackelt und hat Luft“, verkündete er fröhlich.
„Wie bitte?“ fragte sie perplex.
„Sie läuft. Ich hab' doch gesagt, ich weiß, was ich tue.“
„Das glaub' ich nicht.“ Sie sprang auf. „Das will ich sehen.“
„Bitte sehr.“ Er trat zur Seite.
Sie öffnete mit Schwung die Tür, trat in die Küche und war ihm Nu völlig durchnässt.
Unter der Küchendecke ballten sich schwarzgraue Wolken, von der laufenden Waschmaschine zuckten beständig Blitze nach oben und durch den dichten Regenvorhang war gerade noch das Küchenfenster auszumachen, das den Anblick eines sonnigen Sommerabends bot.
„Und?“ fragte Sascha erwartungsvoll aus dem Wohnzimmer. „Hab' ich das nicht toll hingekriegt? Und alles wegen dem Zeichen in der Gruft.“
„Ganz toll“, murmelte Giselgund kopfschüttelnd. „Und es war doch ein Sigill – muss ein Regendämon sein.“ Sie seufzte.
Tag der Veröffentlichung: 11.01.2010
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Widmung:
Tut mir Leid, Jacob, musste sein ... ;)