Das Cover wurde erstellt unter Verwendung eines Bildes von Renatekaufmannarts.
Vielen Dank, Renate!
beteiligte Autoren:
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Jacob Nomus
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Die Fotos wurden bereitgestellt von Monirapunzel und Loui.parthe
Mit Zeichnungen von:
Cosimetta
Jacob Nomus
Fatamorgana
Serena
Wie alles begann ...
Hallo zusammen,
bei dieser Geschichte kann jeder gerne mitmachen. Bitte jeweils nur wenige Zeilen schreiben.
Die Geschichte beginnt heute und soll Weihnachten enden. Also Weihnachten darf nicht schon in einer Woche sein.
Grüße von Monirapunzel
29. Nov 2009 um 02:35:48
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Eine Weihnachtsgeschichte
Heute ist der erste Advent. Es ist noch sehr früh. Alle schlafen noch. Aber ein Bett ist leer. Es ist das Bett von ....
... Adalbert, dem Mistkäfer. Er hatte Durchfall und war schnell raus zur Latrine gerannt. In höchster Eile hatte er die Tür offen gelassen.
"Ploff, ploff, rattattattattat!", pladderte es aus ihm hinaus. Seine Dünste verteilten sich im Hof, die Schwaden züngelten sich schon bald durch die Tür ins Haus und in die Nasen seiner Mitbewohner. Die kleine Grille Heidi wurde wach und sprach: "Jule, Weihrauch, bald ist das Fest der Liebe da!" Jule machte ihre Augen auf und sah ...
... Adalbert, der mit einem glücklichen Lächeln das Haus betrat. "Einen frohen ersten Advent wünsche ich euch."
Plötzlich ein Donnern. Die Balken bogen sich und krachten hier und da.
"Der Menschenvater hat gefurzt!", sagte Heidi mit leiser Stimme.
Voller Respekt fügte Adalbert hinzu: "Das war ein tiefes C."
"Hoffentlich bringt das Glück", lachte Jule.
Der Menschenvater Hans lebte oben im Haus, zusammen mit der Menschenmutter Ingrid und dem Menschenkind Nils. Nils, durch den frühmorgendlichen Urknall erwacht, sprang aus dem Bett und rief: "Mama, ist die erste Kerze schon an?"
Andächtig lauschten die kleinen Mitbewohner unter dem Holz. Nils war ihnen sehr sympathisch.
... Adalbert erzählte Jule noch schnell von dem schönen Wald, den sie an diesem Tag besuchen wollten.
Dann hörten sie, wie ...
… die Menschenmutter mit dem Zündholzschächtelchen klapperte.
"Nein!" brüllte Hans so laut, dass die kleinen Mitbewohner unter dem Holz fast in die Ritzen der Dielen rutschten. "Noch nicht! Wenn du jetzt ein Streichholz anzündest, explodiert das ganze Haus!"
Adalbert, Heidi und Jule saßen unter den Dielen und blickten sich schelmisch an.
"Warum nicht nutzen, was sie uns vorlegen?" flüsterte Heidi. "Nils würde sich freuen."
Sie hob einen Finger in die Höhe und ließ ihre Fingerspitze winzige, schnelle Kreise vollführen. Ihr Fingernagel begann zu funkeln. Die Funken - wie die einer Wunderkerze - hüpften durch die Ritzen in den Dielen und hinauf zu den Menschen. Heidi grinste.
Gleich würde...
… sicher das ganze Haus explodieren!
Vorsorglich hielten sich Adalbert, Heidi und Jule die Ohren zu.
Nach einigen Sekunden aber war noch immer nichts von einer Explosion zu hören. Ganz langsam nahmen die drei ihre Fühler wieder von den Ohren und schauten verwundert nach oben.
Statt eines Knalls hörten sie nur lautes Gelächter von den Menschen. Nils übertönte seine Eltern mit seiner hellen Stimme und schnell waren die drei davon angesteckt. Sie schauten sich an und fingen ebenfalls lauthals an zu lachen.
In dem Moment wurde...
… ihnen klar, was passiert ist. Der Menschenvater Hans hatte sich in die Hose gemacht.
Laut hörten sie die Menschenmutter Ingrid lachen: "Das kommt davon, wenn du zu früh Druck ablässt."
Adalbert, Heidi und Jule kicherten immer noch und ...
... wurden sich schlagartig bewusst, dass ihre Gedanken so gar nicht weihnachtlich waren.
Dumpf hörten sie Nils fragen: "Du, Papi, was ist denn der erste Advent?", worauf sein Vater antwortete: "Das ist, wenn die erste Kerze brennt."
Adalbert, Heidi und Jule sahen sich fragend an. Alle drei fanden die Antwort nicht besonders hilfreich, doch selbst wussten sie es auch nicht besser.
Also beschlossen sie, hinaus zu gehen und die Weihnacht zu suchen, um sie zu fragen, was denn der erste Advent sei und worin er sich vom zweiten unterscheidet. Die Antwort wollten sie dann Nils geben. Irgendwie jedenfalls.
"Auf, auf", sagte Jule, "wir haben nur sechs Tage Zeit!" ...
… Die drei Winzlinge machten sich rasch auf den Weg, um dem Geheimnis rund um den ersten Adventssonntag auf die Spur zu kommen. In der Eile hatten sie ihre Mäntel und Mützen ganz vergessen, was aber kein Problem darstellte, da sich der erste Advent von seiner milden Seite zeigte.
Heidi sah eine Kutsche vorbeifahren und bildete sich ein, ein Zwinkern im Auge des Pferdes auszumachen. Sie rief: ...
… „Pferdchen, mach Galopp!“
Nils erwartete sie schon. Er machte ein besorgtes Gesicht. Irgendjemand sollte angeblich kommen, mehr wusste er auch nicht. Er befürchtete das Schlimmste.
„Es wird doch nicht etwa Kattelbach kommen“, meinte die jüngere Schwester. ...
… „Na, dann hör mal gut zu“, sprach Ingrid zu ihrem Sohn. "Advent bedeutet Ankunft und diese beginnt vier Wochen vor Weihnachten.“
"Welche Ankunft?" fragte Nils.
"Die Ankunft von Jesus Christus!"
Ingrid erzählte weiter, dass das irgendwann in Rom durch Papst Gregor festgelegt wurde. Anfangs stellten die Menschen vierundzwanzig Kerzen auf, aber die vier Sonntagskerzen war besonders groß, bis irgendwann die Menschen sie auf vier reduzierten.
"Ach Nils so viele Überlieferungen gibt es; mir hat mein Vater erzählt, dass man in der Anthroposophie die Kerzen den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft zuordnet."
Nils gab sich damit vorerst zufrieden, also die Erste Kerze war für das Element Feuer. ...
… Der wissbegierige Nils aber fragte dann doch: „Und Christus, ist das der Vater vom Christkind, das kommt doch auch?“ ...
… "Das ging aber schnell," sagte Adalbert. "Jetzt wollen wir doch erstmal alle Menschen und Tiere, die wir treffen, fragen, ob sie wissen, dass die erste Kerze das Element Feuer bedeutet."
"Ich habe das nicht gewusst," sagte Jule.
"Ich auch nicht," sagte Heidi.
Also machten die drei Winzlinge sich jetzt auf den Weg und taten ganz geheimnisvoll.
Jule flüsterte: "Wir werden fragen, ob sie es wissen. Wir verraten es natürlich nicht."
Zuerst lief ihnen Benny, der große Nachbarshund, über den Weg.
Adalbert sagte: ...
… "Hey, Benny, altes Haus. Weißt du, was die erste Kerze vom Advent bedeutet?"
Benny antwortete standesgemäß mit "Wuff!"
Adalbert schaute ratlos Jule, das Glühwürmchen, an. "Heute hat er irgendwie keine Lust zu reden. Weißt du, was 'Wuff' heißt?", fragte Adalbert.
Jule zuckte mit den Schultern.
Also malte Adalbert einen Riesenkreis, den Adventskranz, auf den Boden und markierte vier gegenüberliegende Stellen mit kleinen Kreisen, die die Kerzen darstellten. Im letzten Kreis ging er in die Hocke und begann zu drücken: "Arghhhhhh!!!"
Heidi wusste, was dies bedeutete. Schnell hielt sie sich mit ihren Fühlern die Nase zu, rannte zu Adalberts Hinterteil und schnippte mit den Fingern, bis sie kleine Funken erzeugten. Plötzlich schoss eine Feuersäule aus Adalbert hinaus in den Winterhimmel.
"Wie sieht es aus, Heidi?", schrie Adalbert.
"Unglaublich! Ein wahrlich weihnachtliches Licht", freute sich seine Kumpanin.
Benny näherte sich neugierig dem Spektakel, sah den aufgemalten Kranz, die kleinen vier Kerzen, von denen eine zu brennen schien. Er schnüffelte, verbrannte sich das Maul, dann hob er das rechte Hinterbein und markierte sein Revier. Genau auf Adalbert, der sofort erlosch.
"Hmmmm, riecht das gut", frohlockte Adalbert, "welch wohlig warmer Schauer."
Jule rief aus sicherer Entfernung: "Wenn ihr überzeugt davon seid, dass Benny es verstanden hat, können wir dann weiter?" ...
… Der alte Kater Jakob hatte das Treiben aus dem Küchenfenster beobachtet. Jetzt erhob er sich von der schönen, warmen Ofenbank und lief so schnell er konnte nach draußen. Mit bauschigem Schwanz und grimmigem Gesicht baute er sich von unseren drei Winzlingen auf und schimpfte:
"Ihr seid ja wohl verrückt geworden! Was treibt Ihr hier für einen Unsinn? Ihr benehmt Euch ja schlechter als Rammstein!"
Adalbert, Heidi und Jule zuckten zusammen und machten sich noch kleiner, als sie es schon waren. So ein Donnerwetter von Jakob war übel.
Jule begann ganz leise: "Wir wollten doch nur ..."
"Papperlapapp, interessiert mich nicht die Katz", zischte der alte Jakob zwischen seinem weißen Schnurrbart hervor, so dass die drei zitterten wie Espenlaub.
Adalbert klammerte sich an Heidi, Heidi an Jule, die ungewollt einen Satz machte, denn sie war kitzlig, und so in Kater Jakobs Blickfeld rückte.
Der ließ nicht mit sich spaßen und hob seine Pranke.
"Du klügster aller Kater, eine Frage", krächzte Heidi aus dem Hintergrund.
Das ließ sich der auch im Alter noch eitle Kater gerne sagen und stoppte seine Pfote. ...
… "Ja,ja..." fiel Jakob ihr ins Wort "Das sagst du immer! Ihr wolltet nur...immer nur Unsinn machen! Das wolltet ihr! So wie's aussieht, wisst ihr alle nicht, was es bedeutet, wenn eine Kerze am Antventskranz brennt!" schimpfte er. ...
… "Das heißt nicht Antventskranz, das heißt Adventskranz," flüsterte Heidi, "und das bedeutet Ankunft".
Obwohl Heidi nur geflüstert hatte, hörte Kater Jakob es und Heidi konnte noch so eben seiner Pranke ausweichen.
„Oh, oh, das hätte ins Auge gehen können," sagte Jule, " kommt, lasst uns schnell hier verschwinden, der kann uns sowieso nicht weiterhelfen.
Aber auch das hörte Jakob und er setzte zum Sprung an ...
… Plötzlich schnellte eine Riesentatze zwischen den Kater und die drei Gefährten. Jakob schlug sich heftig den Kopf und machte dann einen ziemlich bedöpperten Eindruck.
Jasmin, Jakobs Schwester, auch "Eisenpranke" genannt, fragte mit lieblich gehauchter Stimme: "Und, Bruder Jakob, was hörst du?"
"Glocken! Laut und deutlich, danke!", kam es kurz miaut.
"Heute ist der erste Advent, das Fest der Liebe naht und du haust auf unsere kleinen drei Freunde? Findest du das gut?"
"Nein, aber sie nerven. Gerade heute habe ich unerträgliche Kopfschmerzen, meine Sinne sind hypersensibel und der da in der Mitte stinkt unerträglich zum Himmel."
"Oh, wo du es sagst, stimmt. Sag mal Adalbert, was hast du denn gestern gegessen, dass du so stinkst?"
Adalbert schaute verlegen, denn er wollte nicht zugeben, dass er Heidi die Adveniat-Fenchel-Kekse geklaut hatte, um einen Absynth-Tee zu zaubern.
Jasmin verstand, sie war schlau: "Ok, Adalbert, probier es nächstes mal mit Lebertran, vielleicht stinkst du dann für Katzen erträglicher. Aber jetzt würde ich raten, damit jedem geholfen ist", Jasmin lächelte, als sie Benny wieder markieren sah, "dass ihr euch ganz schnell verpisst."
Die drei Gefährten ließen sich das nicht zweimal sagen und verschwanden schleunigst, um mit ihrer weihnachtlichen Mission fortzufahren.
Aus der Ferne hörten sie noch Jasmins Worte "Tragt das Herz stets voller Liebe!" und dann einen heftigen Schlag, als ob jemand mit voller Wucht eine Pfanne vor die Stirn gedonnert bekommt. Es folgten lieblich gesprochene Worte: "Jetzt darfst du Kopfschmerzen haben." ...
… Während um Jakobs Schnurrharre liebliche, weihnachtliche Sternlein tanzten, wendeten sich die drei Gefährten dem Weg zu. Es war ein kalter, klarer Morgen und hier und da hörten sie das Klirren der Eiszapfen an den Dachrinnen und Bäumen.
"Warum nicht DIE fragen?" flüsterte Jule geheimnisvoll und schwang sich in die Luft - hinauf zu einem besonders grazilen Eiszapfen.
"Weißt du, was den ersten Advent vom zweiten unterscheidet?" fragte sie.
"Kalllllllt." klirrte der Eiszapfen mit einer Stimme, die an ein winziges, silbernes Glöckchen erinnerte.
"Wie? Kalt? Was meinst du?"
"Eissssskalllt." antwortete der Eiszapfen.
"Hmm..." Jule ließ die Schultern sacken und flog zurück zu ihren Gefährten. "Ich glaub, er weiß es nicht."
"Vielleicht sollten wie Rudolph fragen?" schlug Adalbert vor und schnupperte unter einem seiner Flügel. ...
… Jule fragte: "Rudolph? Den mit der roten Nase?" ...
… Heidi lachte. "Ach wo, der Rudolph mit den roten Nüssen!"
"Wieso sind seine Nüsse rot? Hat er die sich irgendwo verbrannt?", fragte Jule, in Gedanken noch bei der wirklich beeindruckenden Benny-Stichflamme.
"Nein, Rudolph, das Eichhörnchen, malt die Nüsse, die er zur Adventszeit findet, immer rot an". "Warum?", fragte Jule.
"War ein Scherz, Jule", lachte Heidi.
Jule war verwirrt. "Also meint ihr nicht Rudolph, das Eichhörnchen?" ...
… "Nein", antwortete Adalbert, "Rudolph, den Floh. Der lebt doch im Pfarrhaus und trinkt das Blut vom alten Pfarrer. Vielleicht macht das schlau."
Jule juchzte. "Tolle Idee! Und wenn nicht durchs Bluttrinken, so hat er vielleicht durch die Gespräche des Pfarrers etwas mitbekommen, was uns weiter hilft."
Und so machten die drei sich auf den weiten Weg zum Pfarrhaus ...
… Babette, die Haushälterin des Pfarrers, hängte eben dessen karierte Bettdecke zum morgendlichen Lüften aus dem Fenster.
Adalbert, zwar etwas mundfaul, aber keineswegs auf den Kopf gefallen, erkannte sogleich DIE Gelegenheit und übernahm die Führung: "Da werden wir Rudolf finden. Folgt mir unauffällig", sagte er und steuerte die Bettecke an, wo er sich mit seinen Widerhaken verankerte. ...
… Babette beobachtete das Ganze vom Fenster. Sie wischte sich genüsslich den Mund ab, denn sie hatte die Frühstücksreste des Pfarrers gegessen. Da kam ihr etwas Lustiges in den Sinn: ...
… "Hach, die Weihnachtszeit."
Wie jedes Jahr würde sie die fettigste und dickste Butter kaufen, das feinste Mehl und die süßesten kandierten Früchte. Tagelang würde sie in der Backstube stehen und den alten Pfaffen mit einem Kochlöffel aus der Küche treiben müssen.
Abends dann, wenn sich der alte Pharisäer seinen Grog hinter die Binde gekippt hatte würde sie ein kleines Körbchen mit dem herrlichen Backwerk füllen und sich mit dem Kutscher in der Scheune treffen. Wie schon die letzten 30 Jahre würden sie knabbernd und kichernd im Winterheu sitzen, nur nicht zu laut, bloß nicht den Pfarrer wecken. So wie damals, vor etwa 20 Jahren, als sie noch ein hübsches, wenn auch recht rundliches, junges Ding war.
Ja, damals, als ...
… Ja, ja, damals ist sie erwischt worden, als der dicke Peter, der Holzknecht, zu ihr ins Fenster klettern wollte. Der Tollpatsch kam einfach nicht durch den kleinen Fensterrahmen und dann fiel auch noch die Leiter um. Peter steckte fest. Es half alles nichts, kein Ziehen und kein Drücken, sie musste den Pfarrer um Hilfe holen.
Zu zweit hatten sie ihn dann zurück geschubst und er war im Misthaufen gelandet. Vier Wochen musste sie beten "Heilige Maria, Mutter Gottes!".
Babette schluckte den letzten Bissen herunter, als sie ein lautes Pochen an der Haustüre vernahm. ...
… Es war der kleine Nils, leichenblass, nur seine rote Nase brachte ein wenig Farbe ins Gesicht. "Schnell schnell, der Herr Pfarrer muss kommen!" stammelte Nils und sprang von einem Bein auf das Andere.
"Aber Nils, was ist denn passiert? Komm erstmal rein." Babette setze ein besorgtes Gesicht auf und rief den Pfarrer.
Dieser schmiss missmutig seinen Talar über den Morgenmantel und machte sich mit dem kleinen Nils, der totenbleich kein Wort mehr sprach, und der aufgeregten Babette auf den Weg. ...
… Unsere drei kleinen Winzlinge rannten aufgeregt hinterher. Was mag denn nur passiert sein? ...
… Plötzlich traf ein Dimensionsblitz das Haus und die Einwohner rutschten durch ein inverses Zeitfenster, das sie zurück zu Folge 27 schleuderte; allerdings mit neu geordneter Wortfolge. Das war das Gesetz des Dimensionsblitzes.
So kam es wie folgt:
Es war Nils kleine Leiche, nur seine rote Farbe brachte ein wenig Nase ins blasse Gesicht. "Schnell, Herr, schnell, der Pfarrer muss kommen!" stammelte das andere Bein und sprang von einem Nils auf den anderen.
"Passiert ist denn was, Nils, aber? Rein mit dir und komm erstmal", rief Babette und setze sich auf das besorgte Gesicht des Pfarrers.
Dieser schmiss missmutig seinen Talar über den Morgenmantel und machte sich mit der erregten Babette auf den Weg; mit dem toten, bleichen Nils sprach er kein Wort.
KATAPAUTZ!
Ein weiterer Dimensionsblitz gab den Protagonisten dieses seltsamen Szenarios einen finalen Stoß und rückte alles wieder ins rechte Licht.
Die Zeitachse lief wieder grade:
Es war der kleine Nils, leichenblass, nur seine rote Nase brachte ein wenig Farbe ins Gesicht. "Schnell schnell, der Herr Pfarrer muss kommen!" stammelte Nils und sprang von einem Bein auf das Andere.
"Aber Nils, was ist denn passiert? Komm erstmal rein." Babette setze ein besorgtes Gesicht auf und rief den Pfarrer.
Dieser schmiss missmutig seinen Talar über den Morgenmantel und machte sich mit dem kleinen Nils, der totenbleich kein Wort mehr sprach, und der aufgeregten Babette auf den Weg. ...
… Unsere drei kleinen Winzlinge rannten aufgeregt hinterher. Was mag denn nur passiert sein? ...
… "Der Kater Jacob, und seine Schwester Jasmin schlagen sich," rief aufgeregt der kleine Nils, "und Jasmin liegt nun blutend auf dem Boden und der Kater schlägt immer noch auf sie ein, ich habe Angst , dass er sie totschlägt“, jammerte Nils, „und Jasmin ist doch meine Katze, Ihr müsst mir helfen, Bitte, bitte." ...
… Alle rannten los, aber da kam noch ein Dimensionsblitz und ein großer Sturm und alle wurden bewusstlos und fielen dann in einen tiefen Schlaf.
Als sie endlich erwachten war schon der 1. Dezember.
Unsere kleinen Winzlinge erwachten in dem schönen Wald und schauten sich staunend um.
"Habe ich nur geträumt?" fragte Adalbert.
Jule fragte: "Was denn? Was ist eigentlich los? Wo sind wir? War denn nicht gestern noch Sonntag?" ...
… Plötzlich hörten die Drei die Stimme des Pfarrers: "Jo mei, scho wida oi Tag wen'ger. Potz Blitz, ans Schaltjahr' wuid i mi nimols g'wohne. Nu aber hopp hopp, schnell zua Katz."
Der Pfarrer erklärte Nils das Ritual des Katzenexorzismus, und tatsächlich war Jasmin alsbald in Sicherheit und Jakob in der Pfanne, zusammen mit Kastanien und etwas Rotwein.
"Des Rezept hab i vom Tschines'n. Woinachtsplaat nennen's das."
Adalbert rümpfte die Nase, aber Heidi und Jule konnten von dem süß-sauren Geruch nicht genug bekommen. War der olle Jakob doch noch zu was gut gewesen.
Der Pfarrer und Babette rülpsten und furzten wie es Luther einst gelehrt hatte, Nils ging zufrieden nach Hause und auch die Drei machten sich auf, weiter nach dem Geheimnis des Adveniats zu forschen.
Wo war eigentlich Rudolph, des Pfarrers Floh, geblieben? ...
… Rudolph saß derweil wohlig in des Pfarrers Bettdecke und wartete schon gierig auf sein Nachtmahl; des Pfarrers Blut. Wenn der Pfarrer dann endlich sägend in seinem Bett lag, dass sich die Balken nur so bogen, dann konnte es Rudolph wagen, denn sein Opfer fiel sozusagen in einen Dornröschen-Schlaf; er zapfte es an und sog sich rund und voll. ...
… Für Rudolph war Weihnachten eine ganz besonders schöne Zeit. Dann schmeckte das Blut des Pfarrers nämlich so herrlich süß. Manchmal konnte Rudolph sogar eine Note von Lebkuchen erahnen. Ach, war das köstlich. ...
… Wenn das doch das ganze Jahr über so köstlich schmecken würde,
Rudolph seufzte und dachte an die Zeit, als der Pfarrer noch jung war und sein Blut so herrlich frisch, wie gerade gemolkene Milch, Jetzt war der Pfarrer schon alt und sein Blut schmeckte fast ranzig.
Jäh wurde Rudolph aus seinen Gedanken gerissen, die Tür ging auf und ...
… die dicke Babette schlich auf leisen Sohlen ins Schlafgemach des Herrn Pfarrers.
"Was will die denn hier?" fragte sich Rudolph.
Sie kam Pfarrers Bett verdächtig nahe und Rudolph bekam es mit der Angst zu tun. Die wird doch nicht … die kann doch nicht ernsthaft ...
… Oh doch! Genau das tat Babette.
Sie schlich um das Bett des Pfarrers und machte vorsichtig sein Nachtschränkchen auf. Leise quietschte es: "agnus deiiiiiiii". Dann begann sie, die Zeitungen heraus zu ziehen und auf den Boden zu legen; Prayboy, Sheep Rustler, Marias Virgins.
"Du meine Güte, was nicht alles mit der Post kommt", dachte Babette.
Dann endlich fand sie, was sie suchte. Scheppernd ging der Verschluss auf und entlud etwas von seinem Inhalt auf den Boden. Babette zog leicht zitternd das Gerät auf sich zu und erzeugte so einen feinen, graden Strich frischesten Weihrauchpulvers. Dann senkte sie ihren Kopf, hielt sich eine Nasenloch zu und zog sich mit dem anderen den gesamten Weihrauch in den Schädel.
Welch eine Dröhnung! Schon bald hörte sie die Glocken, setzte sich schwer auf die Decke und lies einen fahren.
Adalbert entfuhr es entzückt: "Ein Engel! Vollkommen! Göttlich!"
Heidi hustete: "Sie hat sich genau auf Rudolph gesetzt."
In dem Moment stand Babette auf und an ihrem Hintern hingen die Reste des aufgeplatzten Rudolph. Er hatte sich zu voll gesaugt und so war sein Körper nicht mehr klein und elastisch genug gewesen, um Babette zu entgehen.
"Schade", sagt Adalbert, "aus dem kriegen wir nichts mehr raus.“
"Brauchen wir auch nicht", freute sich Jule. "Er hat uns etwas sehr Wichtiges gesagt: Zu Weihnachten sollst du nicht nach dem Blut anderer gieren!"
"Und was ist mit dem Stehlen von Weihrauch?", fragte Heidi.
In dem Moment torkelte die vollgedröhnte Babette gegen das Fenster, welches unter dem Gewicht nachgab und die fette Kuh in die Tiefe stürzen lies.
Die Drei schauten hinab und sahen einen roten Fleck, der Rudolphs Überresten sehr ähnelte.
Und während Babettes aufgeplatzte Organe in den Nachthimmel stanken, sagte Jule: "Sehr ihr, zu Weihnachten sollst du auch nicht stehlen!"
Adalbert sah die Hundeleine unter Babettes Körper hervorkommen. "Und was hat Benny gemacht?"
"Benny, wieso Benny?", fragte Jule.
"Die fette Babette ist auf ihn draufgefallen."
"Ah, ok, ja dann haben wir noch etwas gelernt: Zu Weihnachten sollst du nicht bellen."
Und so machten sich unsere Drei auf, weiteres über die so seltsame Weihnacht zu erfahren. ...
… Zuerst musste Heidi sich vor lauter Ekel auskotzen. ...
… Adalbert schaute nachdenklich auf die Bröckchen, die Heidi auf dem Fußboden hinterlassen hatte - und plötzlich hellte sich seine Miene auf. "Das sieht aus, wie das Sternbild des Schwans", jubelte er. "Und bei Schwan fällt mir der alte Weiher ein. Und bei dem alten Weiher fällt mir die große Eiche ein."
"Und mir fällt auch gleich was - noch mal aus dem Gesicht", murmelte Heidi.
Jule klopfte ihr mitfühlend auf den Rücken.
"Ihr habt auch gar keine Ahnung", maulte Adalbert. "In der Eiche wohnt Bogumil, der Borkenkäfer."
"Ganz toll - und?" Heidi sah ihn missmutig an. "Muss man den kennen?"
"Nein, aber er ist der Adoptivvater von Birger, dem Bücherwurm."
Heidi sagte nichts mehr, aber Jule jauchzte. "Aus Büchern lernt man!"
"Genau." Adalbert nickte zufrieden. "Also, lasst uns gehen." ...
… "Und wieso hat Birger, der Bücherwurm einen Adoptivvater? Hat er keinen richtigen?" erkundigte sich Heidi.
"Das ist eine lange Geschichte", meinte Adalbert und er machte ein trauriges Gesicht.
"Erzähl es uns", bat Jule.
"Na gut, ich werde es euch erzählen. Birgers Vater lernte Birgers Mutter kennen, als beide ein paar Monate in einem Buch von Erich Kästner lebten, da zeugten sie auch Birger. Zu der Zeit lebte hier im Lande eine böser Diktator, der mochte den Kästner nicht und ließ alle seine Bücher verbrennen. Und das war kurz nach Birgers Geburt und Birgers Eltern kamen dabei ums Leben, nur der kleine Birger überlebte." ...
… Da weinte Jule bitterlich und ...
... eine glitzernde Träne fiel zu Boden, aus dem sofort der Spross eines wunderschönen Weihnachtssterns entwuchs.
Eine leise Stimme sprach zu den Drei: "Seid euch bewusst, das Leben ist in euch. Erich bedankt sich bei dir, Jule, dass du dich so sehr an ihn erinnerst, und Birgers Eltern danken dir für die Anteilnahme und fragen, ob du ihren Sohn für sie umarmen kannst."
Da lächelte Jule und war für einen Moment das glücklichste Glühwürmchen auf der ganzen Welt. ...
… Adalbert räusperte sich vernehmlich. "Wir sollten unsere Aufgabe nicht vergessen", sagte er mit rauer Stimme, denn er wollte nicht zugeben, dass auch er gerührt war.
Jule nickte. "Du hast recht, obwohl ich ganz schön müde bin." Sie seufzte.
Heidi legte einen Arm um ihre Schultern. "Ich bin sicher, bei Bogumil und Birger erfahren wir alles, was wir wissen möchten. Danach kannst du schlafen, solange du willst."
Jule gähnte ausgiebig wie zur Bestätigung und lachte. "Nun denn - da bleibt uns wohl nichts anderes übrig. Bringen wir's hinter uns." ...
… Also machten sich die drei auf den Weg und weil es schon dunkel war, ging Jule, das Glühwürmchen, voran und zündete dabei ihre 100-Watt-Glühlampe an.
Heidi meinte lachend zu ihr:" Du, Jule, hoffentlich hast du noch genug Ersatzlampen. Du weißt doch, dass es bald nur noch Sparlampen gibt, und da dauert es, bis die mal so hell sind, wie Deine 100-Wattlampe.“
Jule drehte sich um und sah Heidi entsetzt an:" Nein, das glaube ich jetzt nicht.“ ...
… "Doch, das stimmt," sagte Adalbert und plötzlich hörten unsere drei kleinen Winzlinge ein lautes Gelächter.
Sie kamen an eine Hütte. Darin brannte ein kleines Licht und ein dicker Mann saß mit einem Buch am Tisch und lachte und lachte und lachte und sein dicker Bauch wackelte lustig dazu.
"Könnt ihr erkennen welches Buch er liest?" fragte Heidi höchst neugierig.
Adalbert schlich sich schnell in die Hütte und schaute nach. Aber er konnte nicht den ganzen Buchtitel lesen, weil der dicke Mann seinen dicken Daumen drauf hielt. Adalbert erkannte nur: "Ein intelligentes Ha..."
… "Vielleicht heißt das Buch "Ein intelligentes Haus", spekulierte Adalbert und schaute die anderen fragend an.
"Nein", sagte Heidi und winkte ab.
"Wieso nicht?" fragte Adalbert schnippisch. "Vielleicht handelt das Buch über ein Haus, welches sich automatisch selbst reinigt und aufräumt."
Heidi prustete los und spuckte dabei ein Stück Kartoffel gegen die Fensterscheibe.
Der Mann hob seinen Kopf aus dem Buch und schaute zum Fenster, an dem nun ein kleines Stück Kartoffel klebte. Langsam hob er seinen schweren Körper vom Stuhl und ...
… ging zum Fenster, schaute hinaus, nahm unsere kleinen Winzlinge nicht wahr und widmete sich wieder seinem Buch.
"Nichts wie weg," sagte Jule.
Adalbert meinte: "Wir sollten uns jetzt endlich auf den Weg machen. Wo wollten wir eigentlich nochmal hin?" ...
… "Wir wollten zum Borkenkäfer und ihn fragen, ob er weiß. in welchem Buch sich gerade sein Adoptivsohn Birger, der Bücherwurm, aufhält. Der soll uns nämlich etwas über den 1. Advent erzählen, weil er ja so belesen ist, " half Jule Adalberts Gedächtnis auf die Sprünge. ...
… Unsere Winzlinge machten sich wieder auf den Weg. Sie kamen an einem Garten vorbei und sahen eine Frau, die von einem Kirschbaum einen Zweig abschnitt.
Adalbert sprach die Frau an: "Warum machst Du das jetzt im Winter?" ...
… "Heute ist doch das Barbarafest", entgegnete die Frau, „und da schneidet man Kirschblütenzweige ab, holt sie in die Wohnstube, damit sie zu Weihnachten blühen, dass sie uns Zukünftiges prophezeien, z. B. den nahenden Frühling." ...
… "Heute ist doch das Barbarafest", entgegnete die Frau, „und da schneidet man Kirschblütenzweige ab, holt sie in die Wohnstube, damit sie zu Weihnachten blühen, dass sie uns Zukünftiges prophezeien, z. B. den nahenden Frühling." ...
… "Du wiederholst Dich“, machte Adalbert die Frau aufmerksam.
"Ach“, erwiderte die, „habe ich das schon einmal gesagt? Entschuldigt bitte, aber das passiert mir öfter, dass ich alles doppelt erzähle. Mein Mann beschwert sich auch immer darüber."
Heidi sah Jule an und tippte sich an die Stirn, als ob sie sagen wollte: Ganz schön meschugge, die Alte. ...
… "Jetzt müssen wir uns aber sputen," sagte Adalbert. "Wenn wir nicht endlich zügig unsere Aufgaben erledigen, dann kommen wir zu spät nach Hause und verpassen noch den Nikolaus." ...
… "Na, nun mach mal nicht so einen Stress!" beschwerte sich Jule und schwang vergnügt ihre glitzernden Flügelchen. "Der Nikolaus kommt doch erst morgen!"
"Warum eigentlich?" fragte Heidi. "Ist das der Sohn vom Christkind? Und weil Papa ihn am 24. keine Geschenke bringen lässt, macht er sich schon mal am 6. auf die Socken? So als jugendlicher Rebell? Und wenn das so ist, warum hat ihn sein Papa nicht schon mal zurechtgewiesen?" ...
… Die Antwort kam stante pedes:
Ein Rentier-Fuß stand auf dem Weg, allerdings ohne das dazugehörige Bein, geschweige denn der Rest des Tiers. Wenige Meter weiter lag dann der Corpus Delicti: das Rentier. Es lag auf der Seite, ein Bein mit einem Wagenheber in den Himmel gehoben.
"Ist wohl kaputt", schloss Adalbert, "vielleicht tot".
"Wäre besser für das Tier", sagte Jule und zeigte auf den Rumpf des Tieres, dem der Kopf fehlte.
Einige Meter weiter saß ein Mann an einem Feuer. Andächtig drehte er den halbgaren Rentierkopf.
"Hei-ho, meine Freunde!", rief er.
"Hallo, Klaus", rief Heidi. "Was machst du hier?"
"Ich habe Hunger."
"Und da isst du dein Rentier?"
"Ist kaputt gegangen. War leider nichts mehr zu machen. Ich recycle es gerade."
"Und nun?", fragte Adalbert, der bereits einen gierigen Blick auf das röstende Rentierauge geworfen hatte.
"Ruprecht besorgt grade ein neues. Ich warte hier solange. Kann etwas dauern."
"Du, Nikolaus, kannst du uns etwas über dich sagen?", fragte Heidi.
"Sicher, ich habe ja keine Eile. Du kannst mich aber auch Robin nennen."
"Robin?"
"Ja, Robin Hut."
"Der aus dem Schärwut Vorgeäst?"
"Genau."
"Äh, ich versteh gerade nichts", signalisierte Adalbert sein Unverständnis.
Der alte Mann schaute den kleinen Mistkäfer mit väterlichem Blick an. "Du weißt, dass der Nikolaus den guten Kindern Geschenke bringt?"
"Ja."
"Du weißt aber nicht, dass er sie den bösen weg nimmt."
"Äh, nein, das ist mir neu."
"Ok, das tut er auch nicht. Das Rentier macht das. Das nennt man Arbeitsteilung. Das Rentier klaut die Spielsachen, die ich an die guten Kinder verteile."
"Und das findest du gut?"
"Von den Bösen zu nehmen, um es den Guten zu geben? Ja, irgendwie finde ich das gut. Aber es obliegt ja nicht mir zu entscheiden, es liegt in der Natur meiner Rentiere: Sie sind diebisch wie eine Elster."
Adalbert schaute verwundert.
Der alte Mann sprach weiter: "Warum meinst du denn, können meine Rentiere fliegen? Mein Vater, Dr. Von Stein, hat bei seinen vielen Experimenten so manche seltsames Geschöpf erzeugt. Das hier ist eines der nützlicheren Ergebnisse. Ein mit einer Elster gepaartes Rentier, das fliegen kann, aber eben auch klaut. Meine Aufgabe ist es, diesen Trieb zum Guten umzulenken. Schau mal dort drüben."
Adalbert drehte sich um und sah den Eingang zu einem kleinen Bauernhof. Vor der Tür standen die Stiefel des Bauern, bis an den Rand gefüllt mit dampfender Rentierkacke.
"Als ich dem Rentier den Kopf abtrennte, haben sich die Muskeln zusammengezogen und sein Darm sich entleert. Das ist natürlich. Meine Aufgabe ist es nur, Gutes daraus zu machen."
Und schon hörten die Drei, wie sich die Tür öffnete und der Bauer seine mit Scheiße gefüllten Stiefel sah. "Hermine, es ist wunderbar, der Nikolaus hat uns frischen Dung für unsere Felder gebracht!"
Die Drei sahen und verstanden.
Auch der Nikolaus hatte verstanden, griff mit seinen Fingern in die Augenhöhle des Rentierkopfes und schenkte Adalbert eine leckere, saftige, geleeartige Kugel.
Und wieder hatte er ein gutes Wesen sehr glücklich gemacht, mit Nichts außer Aufmerksamkeit und Liebe. ...
… Adalbert hielt das Auge wie einen besonderen Schatz in seinen Händen und biss genussvoll hinein.
Jule schluchzte auf, setzte sich an den Straßenrand und begann bitterlich zu weinen.
"Was hast du denn auf einmal?" fragte Adalbert erschrocken und versteckte seine Leckerei hinter dem Rücken, unsicher darüber, ob nicht seine Essgewohnheiten Anlass für Jules plötzlichen Ausbruch waren.
"Ich mag nicht mehr", heulte Jule. "Wir wollten doch die Bedeutung vom Advent herausfinden, und jetzt haben wir schon den 2. Advent und laufen nur durch die Gegend und erreichen überhaupt nichts. Ich bin müde und ich habe Hunger ..."
Zögernd hielt Adalbert ihr das Auge entgegen, doch Jule winkte ab. Erleichtert aß er weiter.
"Wir wollten doch zu Bogumil und Birger, doch wenn das so weitergeht, kommen wir nie dort an."
"Was ist denn hier los?" Ruprecht landete gerade mit einem neuen Rentier und Nikolaus erklärte ihm kurz alles. Dann wandte er sich an Jule. "Würde es dir Spaß machen, mit dem Rentier zu fliegen?"
Jule sah ihn mit großen Augen an und sofort versiegte der Tränenstrom. "Ich darf - mit deinem Rentier? Oh, wow!" sagte sie ehrfürchtig.
Und so kam es, dass Nikolaus unsere drei Winzlinge mit seinem nagelneuen Rentier zu der großen Eiche am alten Weiher flog. ...
..., wo Bogumil und Birger wohnten. ...
… Sie konnten ihn schon sehen:
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… Bogumil staunte nicht schlecht, als er die drei Winzlinge mit dem Nikolaus und seinem neuen Rentierschlitten ankommen sah. Er trat vor die Tür und sah sie fragend an ....
… "Grrützi mitanander!" Bei so hohem Besuch wurde Bogumil ganz schummrig. "Jo, wenns denn solche Herrschoften zu mirr kumme, dann muass i schnell a Festmahl uff denn Disch zauboarn!" Sprach's und verschwand wieder in seiner Eiche. ...
… "Oh, nein, nein, bitte lieber Bogumil," rief Adalbert dem Borkenkäfer hinter her. "Mach dir um Himmels Willen keine Umstände! Wir haben nur eine wichtige Frage an Birger." Adalbert schüttelte sich bei dem Gedanken an sein erstes und einziges Mal mit Bogumil. Fichtenklöschen im Eichenmantel mit Birkensouffle. Auf gar keinen Fall wollte er noch einmal ein derart trockenes, staubiges Essen verzehren.
Bogumils Kopf erschien zwischen den Borken. "Birger? Dem ischt sein läschtes Büchli nit bekomme. Seit einere Wochi ischt er malad."
"Wie schrecklich!" rief Jule entsetzt. "War das Buch verfault?"
"Nei, ich glaubi. es war ein Krimi. Ich ha ihm ümmer g'sait. er soll bässer go lürge, in welli Bücher er got."
"Können wir etwas für Birger tun?" fragte Heidi, die Bogumils Dialekt nicht verstand.
"Nei, ich hab ihm 30 Wärmfläschli uf de Läib druf und alli Stund massier ich sei Büchli, aber es chummt noch immer Mord und Totschlag hinte ussi." ...
… Die Heidi guckte dumm und verstand kein Wort. ...
… "Hast du mal versucht, es mit etwas ganz anderem auszugleichen?" fragte Adalbert Bogumil.
"Jo mit woas den?"
Adalbert überlegte fieberhaft. Dann sah er Heidi an.
"Mit "Heidi"!" schlug er vor.
Bogumil blinzelte verblüfft. "I kann doch nett dein Freindin an Birger farfittan! Ja. wo komm war denn da hie?"
"Doch nicht DIE Heidi! Die von Johanna Spyri!" ...
… "Jo mei, sags das do glai. Fraili. Nua das mit da Klara in da Straßn Frankfurts hat ihm Blähungn braitet."
"Aber Alm-Öhi, Peter und Zickli waren ok?", fragte Jule.
"Jo, das hat ihm dmals pfuatig guat gtan!"
Ein kurzer Blick in die Runde und die drei Freunde setzten sich hin und schrieben in Windeseile 1.800 Seiten mit neuen Heidi-Abenteuern auf der Alm. Sie lachten viele Tage und Nächte, denn keiner von ihnen hatte je eine Alm, geschweige denn einen Öhi, einen Peter oder ein Zickli gesehen. Aber es wurde trotzdem eine schöne Geschichte, und als das Werk fertig war, übergoss es Bogumil mit Spargelcremesoße und brachte es Birger ans Bett.
Die Drei lauschten, wie Birger es mit Genuss verspeiste und am vierten Tag stand er genesen vor ihnen.
"Vihli, vihli, daaaaaaaankschin. Fihl mi wi naaaaaaigbiiirn."
"Das 'Aaa' hat Birga vo mia glernt!", sagte Bogumil, nicht ohne einen Hauch väterlichen Stolzes. ...
… „Jetzt erzähle uns doch, welches Buch dir so den Magen verdorben hat?“ fragte Jule den strahlenden Birger.
„Ähhh…“ Birger blickte verlegen auf den Boden. „Es war kein Buch.“
„Jo, ich dacht es warrr ä Krimmi!“ Bogumil war erstaunt.
„Naiii, ich traf den Scheuer. Das ist ein Studienkollege von früher. Der meinte zu mir: ‚Birger, du bist nicht up to date. Ich bin schon lange im Internet und lese dort meine Bücher. Wenn dir eines nicht gefällt – schwups – ein Klick und du bist im nächsten. Mach mal, wird dir gefallen!’ Na, und ich hab's probiert und – ja – was soll ich sagen: es war berauschend. Ich arbeitete mich durch hunderte von Büchern und wurde immer größer und dicker.“
„Und dabei hast du dich überfressen, stimmt’s?“ Adalbert kicherte leise in sich hinein.
„Nein, viel schlimmer. Eines Tages nahm ich die falsche Abzweigung. Ich landete nicht in der Bücherliste, sondern im Forum. Da gibt es unendlich viel zu lesen und ich nahm mir vor, mich dort bis zum Grund durchzuarbeiten.“ Birger verzog schmerzhaft sein Gesicht. Der Leib schwoll kurz an, dann ertönte ein Bass.
„Hast du pups gemacht?“ fragte Heidi arglos.
Alle schauten interessiert auf Birgers Hinterteil. Dort sah man kleine gelbe Kreise mit grimmigen Gesichtern gegeneinander kämpfen.
„Jaaa, Herrgottle, noch mehr von derre Sort.“ Bogumil fing die gelben Kämpfer ein und verstaute sie in einen großen Sack. „Sei Laib waaar bis zur Däcke aufgeschwollä mit denni grusige Figure.“ ...
… "Jo mei, du Sau, du debberdi, woast net, dass mer ball den triddn Adwent ham?", sagte Trudel lamettabehangen. "Ihr haobts mi zwar wieder net oiglade, awwer ich bin trotzdem kumm:".
Einige der Anwesenden schauten sich achselzuckend an, als Trudel anfing die Kerzen auszupubsen, als das Unglaubliche geschah. …
… Sie drehte sie sich einmal um die eigene Achse.
Holte aus... und – boiiing ... bekam der Dummschwätzer
mit Schmackes eins auf die Schnute. Er fiel für immer um. ...
… "So, jetzt reicht mir der ganze Blödsinn hier," rief Heidi, „nun möchte ich endlich von Birger erfahren, was es mit den 4 Adventssonntagen auf sich hat; denn schließlich sind wir deshalb hier, und heute ist schon der 3. Advent und wir wissen es immer noch nicht,"
Birger schaute erstaunt in die Runde:"Na so was, das lernt doch jedes Schulkind. Na gut, ich erkläre es euch.
Der 1.. Advent bedeutet: Wiederkunft Christi am jüngsten Tag.
Der 2. Advent bedeutet: Vorbereitung auf den kommenden Erlöser
Der 3. Advent bedeutet: Vorläufer des Herrn (Johannes der Täufer)
Und der 4. Advent ...“
" Halt," unterbrach Adalbert ihn, "das sollten wir vielleicht selbst herausfinden, verrate uns nur, in welchem Buch Du das gelesen hast." ...
… "Im Amarna-Grab“, sagte Jule vorwitzig. ...
… Plötzlich riss der Boden unter ihnen auf und eine halb verfaulte Mumie entstieg ihrem Grab.
"Wer wagt es, so einen Scheiß zu verzapfen?"
Die Drei sprangen erschrocken zurück.
"Wa-wa-was für ein Scheiß denn, Herr Pfarrer-oh?", stotterte Adalbert.
"Der Witz mit meinem Grab, du stinkender Grabkäfer!"
Eingeschüchtert zeigten Heidi und Adalbert mit 12 Beinen auf Jule, die zitternd und mit geschlossenen Augen ihr rasches Ende erwartete.
Die Mumie hielt ein.
Jule öffnete ein wenig die Augen und blinzelte zum Pharao.
Der hatte sich in der Zwischenzeit einen Hocker gesucht, nahm besagten Roman in die Hand und sagte: "In dem von dir genannten Buch steht nichts über den vierten Advent. Der Titel ist dummerweise nur der Zauberspruch, mit dem mich meine Frau Nofretete alle zweihundert Jahre weckt. Das nervt auf die Dauer. Entschuldige, wenn ich etwas überreagiert habe."
Jule konnte unter dem leicht geöffneten Verband kaum das vertrocknete Gesicht des alten Pharao erkennen. Sie war sich trotzdem sicher, dass er lächelte, freute sich und setzte sich hell leuchtend zu ihm.
"Weißt du denn, in welchem Buch das Geheimnis des vierten Advents steht?"
"Nun, meine kleine Sonnenkönigin, das ist alles nach meiner Zeit. Ich bin da eher old fashioned, aber da wir ja schon so ähnliche Gedanken hatten, die ..." Plötzlich hielt die Mumie inne, näherte sich Jule und sprach leise weiter. "Das liest du am besten in diesem Roman nach, den du eben genannt hast", hüstelte, richtete sich wieder auf und sprach in ruhigem Ton weiter: "Ähm, ja, im Pirelli-Adventskalender habe ich die Antwort auf deine Frage gefunden."
Er griff in die Bandagen hinein und zog ein verstaubtes Werk aus seinem hohlen Brustkorb. "Hat seinen Vorteil, so eine Mumifizierung."
Er klopfte zwei Maden vom Deckblatt und schlug den 20. Dezember auf.
"Hier: Der vierte Advent steht für die nahende Freude."
"Die nahende Freude?", fragte Adalbert, dem die stinkende Mumie höchst sympathisch war.
"Seltsam, aber so steht es geschrieben ...", sagte die Mumie.
Heidi machte ein fragendes Gesicht. "Sollten wir nicht immer Freude in uns haben? Wieso sollten wir es feiern, wenn weitere Freude kommt?"
Jule strahlte von ganzem Herzen und ganzem Hintern. "Aber natürlich! Das ist es doch! Die weihnachtliche Freude ist nicht für uns. Jene, die das Glück haben, die Freude immer zu verspüren, sollen die nehmen, die da kommt, und sie verschenken."
"Die, die da kommt?", erschrak die Mumie.
"Ja, wieso?", fragte Jule.
"Das ist der Name meiner Frau! Ich verschwinde jetzt besser."
Und ganz still, ohne irgendein Katapautz oder ähnliches, verschwand der König im Erdboden, der sich nahtlos über ihm verschloss. ...
… "Oh weh, was passiert denn jetzt?", flüsterte Jule ängstlich. Noch blieb es still, doch dann ...
… Adalbert sah dem Verschwinden des Pharao wehmütig zu, eine Träne kullerte aus einem Auge.
"Adalbert, du weinst ja!" Heidi kam sofort zu ihm und strich ihm tröstend über die Wange. "Was nimmt dich denn derart mit?"
"Ich muss an meinen Opa denken", antwortete Adalbert schniefend.
"An deinen Opa?" Auch Jule war näher gekommen und nahm eine seiner Hände. "Weil Weihnachten ist, oder?"
"Nein", Adalbert schüttelte den Kopf. "Wegen dem Pharao." Er seufzte abgrundtief. "Mein Opa hat mir früher oft von Ägypten erzählt. Das muss ein wunderbares Land sein. Viel Sonne - und vor allem: Sie verehren den Skarabäus als heiliges Tier."
"Hat dein Opa dir erzählt?" fragte Heidi skeptisch.
"War zumindest früher mal so", ließ sich Birger aus dem Hintergrund vernehmen.
"Und was ist ein Skarabäus?" fragte Jule.
"Eine Art Mistkäfer", antwortete Adalbert und lächelte verzückt. ...
… Der sonst eher wortkarge Adalbert kam total in Fahrt:
"Der heilige Pillendreher. Ich bin sozusagen verwandt mit ihm. Ja, und wenn diese saudumme Mumie nicht so eilig wieder abgetaucht wäre, hätte ich ein paar Fragen gehabt. Ahnenforschung. Also wirklich, saudumm ist das jetzt gelaufen. Diese Mumie hatte bestimmt einen meiner Ahnen auf der Brust - die wollte auferstehen und hat hier nur Zwischenstation gemacht, deshalb hatte sie es so eilig. Schade. Das kannst du als Glühwürmchen natürlich nicht verstehen, Julchen. Ihr glüht nur und basta." ...
… "Glühen?" echote Jule spitz, "meinen Hintern hab ich mir an der ersten Kerze verbrannt, hat mal einer einen kalten Lappen für mich? Die sabbernde Mumie ist ja schon wieder in den ewigen Jagdgründen verschwunden, da hätt ich mich glatt noch reinsetzen können. Also, wir wollten ja nun das Geheimnis des jedes Jahr wiederkehrenden Advents ergründen...was hat der Advent denn überhaupt mit Kerzen zu tun? Ich könnte meine Familie zusammentrommeln und dann setzen wir uns allesamt auf einen Kranz und glühen vor uns hin..."
"Du stumpfes Hirn", grummelte Adalbert, "und dann den ganzen Kranz zum Brennen bringen, da erleben wir ja den 4. Advent nicht mehr...es sei denn..."
… Da meldete sich Birger zu Wort:"Ich habe etwas über die 4 Adventskerzen im Internet gelesen. Da stand Folgendes:
Die 1. Kerze heißt Frieden, die 2. Kerze nennt sich Glauben, die 3. Kerze hat den Namen Liebe und die 4. Kerze möchte Hoffnung genannt werden.
Könnt ihr mit dieser Auskunft etwas anfangen?" Birger sah alle fragend an. ...
… Allgemeines Sinnieren über die Kerzenfrage.
Plötzlich, aus heiterem Himmel, schoss ein Flugobjekt haarscharf an ihnen vorbei. Funken sprühten und der Fahrtwind riss die drei zu Boden.
„Jesses, ein Ufo“, schrie Julchen.
„Nein, das war eine Rakete, was sonst!“ wusste es Adalbert besser.
Das Flugobjekt bremste quietschend, drehte ab, zog eine Kurve in den Himmel und kehrte zurück. Vollbremsung. Es entpuppte sich als Besen, dem eine garstig anzuschauende Hexe entstieg mit Zottelhaar unterm Kopftuch, Hakennase mit Warze und einem Flickenrock.
„Ciao, amici“, krächzte sie, und Adalbert starrte entgeistert auf den einen schwarzen Zahn, den ihre Lippen entblößten.
„Hallo“, hauchten die drei verdattert.
„Sono la Befana“, stellte sich die Hexe vor.
„Hä?“ tönte es im Chor.
„Wie, ihr versteht mich nicht?“ erschrak die Hexe, die zum Glück zweisprachig war.
„Jetzt schon“, meinte Adalbert.
„Maledetta scopa! Verfluchter Besen! Er hat zu weit gen Norden gesteuert! Chruzitück noch mal!“ Die Hexe raufte sich die Haare und trat nach dem Besen.
„Ich bin die Befana aus Italien“, brachte die Hexe Licht ins Dunkel.
„Ja, Italien, hab ich schon gehört“, sagte Julchen. „Italien, alles rund und bunt und nichts in Ordnung – sagt mein Großvater. Wir haben da nämlich viele Verwandte.“
Die Befana guckte etwas seltsam. „Non capisco. Versteh ich nicht.“ Aber das war auch besser so.
„Was machst du denn hier?“ fragte Birger
„Wisst ihr, ich suche das Jesuskind, il Bambin Gesù, und eigentlich sollte ich auf den Startschuss der Hirten warten, bevor ich mich auf den Besen schwinge. Aber ich hab mir gedacht, ich mach mich dieses Jahr schon früher auf den Weg. Ich will der Sage ein Schnippchen schlagen. Denn laut der bin ich schön blöd. Laut Sage mache ich mich zu spät auf den Weg, verliere die Orientierung, mache einen Umweg und komme dann erst mit dem Melchi, Balti und Kasper ans Ziel, meine obendrein noch, das Jesuskind sei in einem Haus zu finden, und gehe darum von Haus zu Haus und beschenke sicherheitshalber jedes Kind – denn jedes Kind könnte ja das Jesuskind sein. So was hat uns die Sage auf den Leib geschrieben.
Jetzt wollte ich sie austricksen und hab mich früher auf meinen Besen geschwungen.
Und jetzt, chruzitück, hab ich mich schon wieder verflogen!“
Adalbert, Julchen und Birger kriegten ihre Münder nicht mehr zu.
„Si, si, jetzt muss ich aber eilen, damit ich es bis zum 6. Januar schaffe, nicht dass die 3 Könige vor mir da sind und womöglich noch über mich tratschen.“
Sprach’s, und mit einem „Ciao e buon Natale“ schwang sich die Befana auf den Besen und wirbelte ein paar Sterne am Himmel auf, denn inzwischen war es schon dunkel geworden. ...
... "Wo ist denn unsere Freundin, die Grille Heidi, abgeblieben?" Adalbert sah sich suchend um.
"Ja, und der Nikolaus mit seinem Rentierschlitten ist auch weg", wunderte sich Jule, das Glühwürmchen, "und wie kommen wir jetzt ohne Fahrzeug so schnell zum Nils?"
"Zuerst müssen wir Heidi suchen, ohne sie unternehmen wir gar nichts, schließlich ist sie unsere Freundin", Adalbert sah Jule strafend an.
Die senkte beschämt den Blick nach unten und plötzlich schrie sie erschreckt auf …
… TTTTTTTTTTTTTTTTRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR
Mit Lichtgeschwindigkeit tauchte ein schwarzer Kopf aus der Erde. Eine lange gelbe Schnauze ging mit einem Plopp in Stellung.
„Jemand ze hage? Jemand ze hage?“
Die gelbe Schnauze beroch Adalbert.
„Ääääähhhh, stinkn Bolln.“
„Na, hör mal..“ rief Adalbert empört.
Aber die Schnauze hatte sich bereits abgewendet und beschnupperte Jule:
“Schneewante. Oh, Schneewante.“
Jule starrte das Monster mit offenen Augen an.
„Autschn! Autschn!!“ die gelbe Schnauze hatte sich an der 100 Watt-Birne verbrannt und verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
„Was war das für ein seltsamer Kauz?“ Adalbert schüttelte unwillig seinen Kopf.
„Das war René Mariks Maulwurf. Der ist immer auf der Suche nach Schneewittchen und Rapunzel. Er weiß offensichtlich immer noch nicht, dass die beiden jetzt zusammen in der Neubausiedlung wohnen. Ich hab gehört, die wollen heiraten.“ Birger wusste wieder genau Bescheid.
„Hat er eine Zahnspange oder einen Sprachfehler?“ Jules Birne flackerte noch immer vor Aufregung.
„Schade, das wollte ich ihn auch schon immer fragen. Jetzt ist er weg. Zu dumm!!“ Birger kratzte sich den belesenen Kopf. „Aber jetzt wird’s Zeit, Heidi zu suchen.“
„Heeeeiiiiiidiiiiii“ rief Adalbert was der Panzer hergab.
„Haaaidi!“ stimmten Jule und Birger mit ein. …
… Niemand hatte bemerkt, dass Heidi sich heimlich auf den Besen der Hexe Befana aus Italien gesetzt hatte und inzwischen unendlich weit geflogen war. Da Heidi so klein war, hatte Befana sie gar nicht bemerkt und ihr piepsiges Stimmchen nicht rufen gehört.
Als Befana plötzlich nach einem Tiefflug einen dreifachen Salto machte, konnte Heidi sich nicht mehr festhalten und fiel zum Glück auf ein seichtes Dünengrab. Heidi war ganz schwindelig und sie wollte sich gerade setzen, als sie am Ende des Dünengrabs eine Höhle entdeckte. Neugierig, aber vorsichtig ging sie langsam darauf zu, schlich hinein und entdeckte direkt am Eingang:
… "Kreidezeichnungen des Homo Lara", sagte Heidi verblüfft.
Ihre Verwunderung über den Fund war so groß, dass sie nicht die Schritte hinter sich hörte, die aus der dunklen Tiefe der Höhle direkt auf sie zu kamen ...
… Sie erschrak, als sie eine tiefe Männerstimme hinter ihr sagen hörte:
"Wer immer nur suchet,
Dem bleibt oft verwehrt,
Die Wahrheit zu finden,
Das goldene Schwert,
Die Zeichen der Höhle,
Zeigen dir den Weg,
Wenn du dich beeilst,
Ist es noch nicht zu spät" ...
… "Wer bist Du?" fragte Heidi ängstlich.
"Das musst Du selbst herausfinden", antwortete die tiefe Männerstimmer und die Schritte kamen immer näher.
"Ich habe schon einmal etwas vom Homo Faber gehört und von einem Lara Croft way, bist Du etwa Faber? und was hast Du mit Lara zu tun.? Ist das vielleicht der Weg, der mich wieder zu meinen Freunden Adalbert und Jule führt? Bitte erkläre es mir."
Die Schritte kamen immer näher und dann stand er plötzlich vor ihr.
Heidi riss vor Erstaunen die Augen weit auf. ...
… Es war Horst, ihr Stiefonkel! Heidi hatte ihn schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen und hatte keine Ahnung, warum er jetzt vor ihr stand. Wusste er wirklich mehr über die Geheimnisse, die sie entdecken wollte? Konnte er ihr weiterhelfen, was ihre Freunde betraf? Sie wollte ihn gerade danach fragen, als hinter ihnen in der Höhle ein Höllenlärm losbrach. ...
… Das Menschenkind Nils hatte die ganze Zeit von den Abenteuern unserer Helden nichts mit bekommen. Nils war heute in das Poesiealbum seiner Mutter Ingrid vertieft:
Wenn man zu Gott spricht, ist man religiös.
Doch wenn Gott mit einem spricht, ist man irre.
(Dr. Gregory House - Hugh Laurie)
Der Vorteil der Klugheit besteht darin,
dass man sich dumm stellen kann.
Das Gegenteil ist schon schwieriger.
(Kurt Tucholsky)
Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange
als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat.
(Mark Twain)
Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute;
seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.
(George Bernard Shaw)
Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung
zu zertrümmern als ein Atom.
(Albert Einstein)
Viele Menschen sind zu gut erzogen, um mit vollem Mund
zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit
leerem Kopf zu tun.
(Orson Welles)
Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft,
hat schon verloren.
(Bertolt Brecht)
Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt,
der lasse sich begraben.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Kleine Taten, die man ausführt,sind besser
als große,die man plant.
(George Marschall)
Es ist nicht das Beste, die Pferde zu wechseln,
solange man den Fluss überquert. (Abraham Lincoln)
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse,
aber nicht für jedermanns Gier.
(Mahatma Gandhi)
Man muss ja nicht zu den Sternen klettern,
es reicht, wenn man versucht, nach ihnen
zu greifen.
(Georg Herrmann)
Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt.
Wir fällen sie und verwandeln sie in Papier, um unsere
Leere darauf auszudrücken.
(Khalil Gibran) ...
… Während hinter Heidi ein Höllenlärm losbrach, suchten Adalbert, Jule und Birger immer noch verzweifelt nach ihr.
Jule schlug zögernd vor: "Vielleicht sollten wir nach dieser Frau "Die, die da kommt" rufen?" ...
… Und das taten sie, alle mit vereinten Kräften.
Kurz darauf kam mit überhöhter Geschwindigkeit ein Mobil angefahren. Es hielt direkt neben Birger. Brunhild, Birgers Freundin einstieg dem Gefährt, das von vier Spinnen angetrieben wurde.
„Hallo, Schätzchen“ sie gab Birger einen fetten Kuss auf den erlesenen Kopf. „Hast du Besuch?“ Sie nickte freundlich in die Runde.
Birger war vor Freude rot angelaufen und sprachlos.
Adalbert fasste sich als erster. „Hey, das ist ja ein Forsche, das neuste Model mit spinning-wheels-Direktantrieb, stimmt’s?“ Mit Kennermiene strich er über die Karosserie aus veredelten Rosenblättern.
„Tja, ich sehe, du kennst dich aus.“ Brunhild grinste zufrieden. „Birger, mein Herzenswurm, wir können schon heute in die Weihnachtsferien aufbrechen. Ich habe uns ein herrlich dickes Buch besorgt, mit dem wir uns vergnügen werden. ‚Harry Schlotter und die schwarze Maggie’. Du wirst begeistert sein.“
„ÄÄhhh, du Brunheide …ähh Hilde, wir suchen nämlich gerade die Hilde.. ähh ….nein, die Heide.“ Birger war noch immer ganz verdattert. Der neue Forsche und die süßeste aller Bücherwürmelinen, seine Brunhild waren einfach überwältigend. ...
..."Da, seht mal den Stern dort oben wie hell der leuchtet," rief Jule aus," Vielleicht zeigt der uns den Weg zu Heidi."
"Bist Du vielleicht blöd", Birger tippte sich an etwas, was wohl seine Stirn bedeuten sollte, "das ist doch der Stern von Bethlehem, und der führt uns höchstens zum Stall, in dem das Jesukind geboren wurde, und das ist schon 2009 Jahre her." ...
… Derweil Adalbert Brunhild von seinem VW Käfer erzählte, den er während der Power Flower-Zeit zusammen mit einer Biene auf dem Beifahrersitz zum Bestäuben benutzte, erschrak sich Heidi fürchterlich: Horsts Buchregal war mit lautem Getöse zusammengebrochen.
"Ok, Bambus ist nix zum Stützen", sagte Horst freudig. "Habe ich dem Verkäufer vom Obi direkt gesagt, aber er bestand ja darauf, dass Bambus das stabilste Material schlechthin sei."
"Und warum freut es dich, dass das Buchregal zusammengebrochen ist?"
"Weil wir um ein Fässchen Bier gewettet haben."
Heidi blickte ihren Onkel verwundert an. Sie beneidete ihn um die Gabe, alles zum Guten wenden zu können.
"Onkel, du sagtest, dem Suchenden bliebe die Wahrheit verwehrt, aber die Zeichen der Höhle würden den Weg zeigen."
"Ja, wenn du dich beeilst."
"Warum die Eile?"
"Es sind Zeichen, die mit dem Sonnenlicht entstehen. Je mehr wir uns der Sonnenwende nähern, desto weniger lang sind sie sichtbar. Heute werden sie nur wenige Sekunden sichtbar sein, wenn die Sonne am höchsten Punkt ihres Laufs steht. Schon morgen wird sie zu tief stehen und ihr Licht die Zeichen nicht erzeugen. Erst am 25. Dezember wirst du den Hinweis wieder sehen können."
"Wieso am 25. Dezember?", fragte Heidi, die in Mathematik keine Ahnung hatte.
"Sieh, Heidi, in der zweiten Hälfte des Jahres werden die Tage immer kürzer und die Nächte immer länger, weil der Gang der Sonne immer niedriger ist. Der kürzeste Tag des Jahres, der, an dem der Zenit der Sonne am niedrigsten ist, ist der 21. Dezember."
"Und dann werden die Tage wieder länger?"
"Richtig, bis zum 21. Juni. Dann werden sie wieder kürzer. Diese beiden Tage nennt man Sonnenwende. Vielerorts finden dann Feiern statt."
"Und was hat das mit dem 25. Dezember zu tun?"
"Heute ist der 17. Dezember und der letzte Tag an dem das Zeichen in der Höhle zu sehen ist. Es werden vier Tage bis zur Sonnenwende vergehen. Also dauert es weitere vier Tage, bis die Sonne wieder den heutigen Verlauf nimmt und das Zeichen zeigt. Und 21 + 4 = 25."
"Jetzt verstehe ich", sagt Heidi begeistert. "17 + 4 = 21 und 21 + 4 = 25."
"Genau", sagt Horst stolz. Er hat schon immer gewusst, dass Heidi mehr drauf hatte als ein Holzwurm.
"Und ob der 25. Dezember mit der Sonnenwende verbunden ist oder nicht - das sagt dir gleich das Licht."
Plötzlich verlängerte sich das Licht auf dem Boden, huschte unter Heidi und Horst her, glitt langsam die Wand hoch und erzeugte ein seltsames Spiel auf ihr. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann zog sich das Licht wieder zurück, aber es reichte, um Heidi verstehen zu lassen und ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern.
Plötzlich sprang sie ihren Onkel an, umarmte ihn mit allen sechs Beinen und gab ihm einen Knutscher, während ihre Fühler ihm aufgeregt auf die Stirn hämmerten.
"Onkel, ich habe das Zeichen verstanden. Jetzt weiß ich, wo ich das Geheimnis der Weihnacht finde. Und was noch viel wichtiger ist: Jetzt weiß ich, wie ich meine Freunde wiederfinde." ...
… Adalbert und Jule wurden immer unruhiger.
„Brunhild, kannst du uns mit deinem Flitzer helfen, die Heidi zu finden?“ fragte Adalbert und versprühte dazu ein ganzes Kilo Charme.
„Aber natürlich, du kleiner Bestäuber!“ rief die Brunhild lachend. „Für was habe ich den intelligenten Navi? Damit haben wir die Heidi im Nu gefunden.“
„Was ist ein intelligentes Navi?“ fragte Jule interessiert.
„Eine speziell gezüchtete Ameise. Die Orientierung und die Ortskenntnis der Ameisen ist ja unübertroffen, aber die gewöhnlichen Ameisen verfügen nur über einen sehr kleinen Wortschatz. Meist sind es nur drei Worte: IM LAUFSCHRITT MARSCH, MARSCH. Meine Kunigunde hat jetzt ein hoch differenziertes Sprachzentrum.“
„Na dann nichts wie los!!“ Adalbert wollte gerade in den Forsche einsteigen, als Bogumil mit einem Tablett erschien.
„Halt, halt, hier geht niemand nüchtern auf die Heiden-Suche. Erst wird ein Stück Stollen gegessen und dazu gibt es ein Tässchen Eicheltee mit Wacholderschnaps.“
Also setzten sich alle brav und ließen sich von Boguml bewirten.
„Oh, der schmeckt aber gut! Hast du den selbst gemacht?“ Brunhild war begeistert.
„Ja, das ist ein Rezept von meiner Mutter.
Man nehme:
10 gehäufte Maikäferflügel voll gemahlene Tannenzapfen,
10 Hornisseneier,
ich hatte leider nur noch 5 und habe deshalb 5 Wespeneier dazu genommen.
4 Junikäferflügel voll fein gehackte Eicheln,
6 Junikäferflügel voll getrocknete Rebläuse,
20 fein gemahlene Fichtennadeln
5 maulvoll Ebereschensaft
und nach Geschmack etwas Dumm-Aroma.
Alles mit frischem Tau zu einem luftigen Brei vermantschen. Den Teig die Nacht über rühren und im ersten Morgengrauen für eine Stunde in den Feuersalamander einschieben. Am Vormittag hat er schon zu viel Oberhitze, da wird der Stollen trocken.
Wenn der Stollen erkaltet ist, wird er mit Blütenpollen bestäubt. Ich persönlich verwende für den Weihnachtsstollen ausschließlich Schlüsselblumenpollen mit ein wenig Edelweiß vermischt.“
„Und den Schnaps haste sicher auch selbst gebrannt.“ Adalbert spülte den trockenen Stollen mit viel Tee hinunter.
„Ja, natürlich. Soll ich euch mein Rezept verraten?“ Bogumils Brust war auf Cup E angeschwollen.
„Nein, nein, mein lieber, guter Ziehvater. Verrate nur nicht all deine Geheimnisse.“ Bilger klopfte dem Borkenkäfer anerkennend auf den Panzer. „Jetzt wird es Zeit aufzubrechen. Wir wollen den 4. Advent nicht ohne Heidi feiern.“ ...
… Derweil begann es leise zu schneien ...
... die kahlen Bäume kleideten sich in Weiß, als ob sie zum Altar schritten.
Ein weicher Teppich legte sich übers Land und ließ bald alle Wege und Zeichen verschwinden. …
... Stille legte sich über den Wald. Es war, als hielte die Welt den Atem an, in Erwartung der Weihnacht.
Nur an der großen Eiche herrschte Unruhe, denn Brunhild startete ihren Flitzer ...
… Nils war heute mit seinem Vater in der Stadt, um ein Weihnachtsgeschenk für seine Mutter zu kaufen. Ingrid, die Menschenmutter hatte es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht und freute sich über die Ruhe. Sie hatte in alten Briefen ihrer Freundin Elsa gekramt und las gerade:
Freitag Abend fing es leicht an zu regnen! Den ganzen Samstag hat es geregnet! Leicht und sanft, herrlich. Ich bin stundenlang mit Regenjacke und Gummistiefeln durch den Garten gestrolcht und haben den Pflanzen beim Wachsen zugesehen. Ich dachte an diesen Film, in dem James Dean auf dem Bauch liegt und seinen Böhnchen beim Wachsen zu sieht.
Auf den Apfelbäumchen habe ich Marienkäfer entdeckt. Das ist doch ein gutes Zeichen, letztes Jahr habe ich kaum welche gesehen. Der Rittersporn sieht wieder munter aus. Das Schöllkraut zeigt die ersten Blüten. Alles sieht munter aus. Die Erdbeeren sind ganz viel gewachsen. Einige Fingerhüte sind auch gewachsen. Mit Fingerhut ist das bei mir seltsam. Ich habe sie an verschiedenen Stellen in Sonne und Schatten. Einige sind schon richtig groß, die daneben bleiben klein. Die Regentonnen sind alle voll!
Letzte Woche entdeckte ich in unserem Wald etwas lila Bühendes. Es kam mir bekannt vor, aber ich wusste nicht was es war und suchte schon in meinen Gartenbüchern. Unser Wald ist der ca. 45 Jahre alte Baumbestand am Ende des Gartens an der Straßenseite, ca. 25 m lang und 4 m breit. Da sind Kiefern, Tannen, Fichten, Eiben, Ahörner, Eichen, Holunder, Buchen, riesige Lebensbäume, Ilex u.a. Der Boden ist bedeckt von Efeu, verschieden Nesselgewächsen, Immergrün, Schöllkraut und noch vielen, die ich noch nicht identifiziert habe. Da lasse ich alles so wachsen wie es möchte, nur trockene Äste entferne ich. Da steht der alte Kirschbaum, der jetzt so prächtig blüht. Zu meiner Schande habe ich ihn erst letztes Jahr entdeckt. In den ersten 4 Jahren hier war er mir nicht aufgefallen, er muss kaum geblüht haben. Letztes Jahr entdeckte ich ganz plötzlich ca. 20 Kirschen, seitdem behalte ich ihn im Auge. Wegen Straßenbauarbeiten musste eine riesige Lärche gefällt werden. Ich schätze mal die nahm ihm das Licht.
Vor ca. 15 Jahren hatte ich in meinem ersten Garten einige geschenkte Silbertaler. Wir sind dann umgezogen und hatten lange keinen Garten. Vor 2 Jahren las ich irgendwo im Netz von Silbertalern. Ich konnte nicht verstehen, wie ich die nur vergessen konnte. Hier bei uns in der Gegend habe ich noch keine gesehen. Irgendwie war in meinem Kopf nur noch das Bild von den "Talern", an die Blüte konnte ich mich kaum erinnern. Ich bekam Samen von jemandem aus ich weiß nicht mehr welchem Forum. Aber irgendwie keimte nichts. Schade. Letzes Jahr bot wieder irgendwo jemand Silbertaler-Samen an. Dieses Mal säte ich ihn an verschiedenen Stellen und schaute dauernd danach. Im Herbst entdeckte ich die ersten Keimlinge, den ganzen Winter schaute ich nach ihnen. Richtete sie wieder auf und redete ihnen gut zu. Diejenigen, die zu viele haben und sie vielleicht sogar loswerden wollen, werden sicher mit dem Kopf schütteln. Jetzt sind einige schon ca. 20 cm hoch und es kommen immer noch neue Keimlinge. Als ich Samstag nun durch den Wald stapfte und mir das lila blühende genauer ansah, ca. 10 Pflanzen, einige schon fast 1 m hoch, traf mich auf einmal der Schlag. Das sind ja Silbertaler! Was bin ich blöd! Ich hatte die Blätter erkannt, weil sie so aussehen wie die bei meinen kleinen. Und jetzt erinnerte ich mich auch an die Blüte. Ich kramte in alten Fotos und fand auch eins, auf dem meine Silbertaler von damals zu sehen waren. Als ich vor 2 Jahren gesät habe, hatte ich sie nur wenig mit Erde bedeckt und zu der Zeit war es sehr stürmisch. Also muss der Wind die Samen in den Wald gefegt haben. Unglaublich, da hätschel und tätschel ich und ca. 8 m entfernt wachsen welche von ganz alleine.
Ingrid lächelte und überlegte, ob sie Elsa zu Weihnachten anrufen oder ihr schreiben sollte.
Inzwischen war bei unseren Helden ...
… „Brunhildch..“, begann Birger.
„Mein geliebter Birger, bitte nenne mich nicht Brunhildchen. Du läufst Gefahr bis an dein Lebensende mein Birgerlein zu sein.“ Brunhild sah verschmitzt zu ihrem Freund auf. Der stand an der geöffneten Forschetür.
Sein Gesicht drückte Besorgnis aus. „Sei vorsichtig. Um Weihnachten tummeln sich seltsame Gestalten hier im Wald. Und jetzt bei dem Wetter ist kaum jemand unterwegs.“
„Ja, die elf dornigen Schleifer sollen letzte Woche bei uns gesehen worden sein. Haste das nicht gelesen, Bruni? Stand groß in der Wildzeitung.“ Bogumil nickte wichtig.
„Haha“, Brunhild konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. „Die Wildzeitung macht ihrem Namen alle Ehre, aber du weißt doch, dass ich nur die Globalworld lese.“
Adalbert hatte die Beifahrertür geöffnet. „Ich glaube, es ist besser, ich fahre mit dir.“
„Und wo soll dann Heidi sitzen? Auf deinem Schoß wird sie keinen Platz haben.“ Brunhild schüttelte entschieden den Kopf.
„Schade, ich wär so gern mal mit deinem rosa Forsche mitgefahren.“ Enttäuscht schlug er die Tür zu.
Brunhild öffnete Kunigundes Fach. „Wir fahren zur Heidi. Such schon mal den kürzesten Weg raus.“
„Heidi Heidenreich?“ fragte Kunigunde.
„Die heißt Elke. Wir suchen Heidi, die Grille“, korrigierte Brunhild.
„Gutes Gedächtnis, die Mutter“, brummte die Ameise. „Ich muss erst noch austreten. Vorher berechne ich gar nichts.“
Seufzend setzte Brunhild ihre Navi auf die Erde. „Sie ist erst ein Prototyp. Da müssen noch ein paar Kinderkrankheiten ausgemerzt werden.“
Doch dann war es endlich soweit. Der Forsche jagte mit atemberaubendem Tempo durch den Wald.
Bogumil, Birger und seine Freunde sahen dem rosa Gefährt hinterher.
„Du solltest sie heiraten.“ Bogumil legte Birger väterlich eine Hand auf die Schulter.
„Was denkst du, wie viele Anträge ich ihr schon gemacht habe“, sagte Birger leise.
„Na und??“ Adalbert hatte gleich die Ohren gespitzt.
„Was und.. nichts und!! Ist ihr zu altmodisch“, sagte Birger resigniert.
Derweilen ließ Brunhild die Navi-Ameise die Route berechnen. Sie kamen gut voran, dank der Winter-Tarantel, die sie schon vor zwei Monaten untergeschnallt hatte.
Plötzlich landete ein Eichelhäher direkt vor ihr. Mit kreischenden Taranteln kam der Forsche zum Stehen.
Der Häher zückte eine rote Kelle und bedeutete Brunhild an die Seite zu fahren.
„Wohin soll's den so schnell gehen, schönes Weibchen?“ fragte der Wächter sie durchs geöffnete Fenster.
„Ich hole eine Freundin ab“, erklärte Brunhild wahrheitsgemäß.
„Daraus wird wohl nichts werden. Sie sind mit mittlerer Fluggeschwindigkeit unterwegs gewesen, das gibt eine Beugehaft. Sagen wir mal von einer Woche.“ Der Häher grinste hämisch.
„Also, jetzt mal langsam, Herr Wächter. Der Forsche fährt zwar schnell, aber fliegen kann er nicht. Die Taranteln haben ja keine Flügel. Und seit wann gibt es für eine Geschwindigkeitsüberschreitung eine Haftstrafe?“ Brunhild war langsam genervt.
„Ja, mein Weibchen, bei mir gibt’s alles.“ Der schräge Vogel fuhr mit seinem Flügel über Brunhild Rücken.
„Wenn Sie nichts dagegen haben, fahre ich jetzt weiter.“ Entschlossen wehrte sie den Flügel ab und schloss das Fenster.
Ein greller Pfiff und zehn abgerissene Typen, alle als Eichelhäher verkleidet, umstellten den Flitzer. Sie waren bis an die Schnäbel mit Dornen bewaffnet.
‚Heilige Reblaus, das sieht nicht gut aus’, dachte Brunhild ärgerlich. ‚Mir sollte jetzt etwas einfallen.’
Die Ganoven begutachteten mit Freude den Forsche. Sie hatten nicht damit gerechnet so einen guten Fang zu machen.
„Steig mal aus, Weibchen“, sagte einer und trat gegen die Tür.
„Nein, ihr macht sofort den Weg frei und lasst mich weiter fahren.“ Brunhild war schon richtig wütend.
„Schau, schau, das Weibchen ist eine karäsige.“ Alle lachten.
‚Jetzt ist es Zeit zu handeln.' Brunhild atmete tief. ‚Für was hab ich mir neulich den Zauberstab aus einem Buch mitgenommen? Wie war doch gleich der Spruch dazu?’ Aus der Mittelkonsole entnahm sie einen winzigen schwarzen Stab mit goldener Spitze.
Da wurde ihre Tür geöffnet und zwei der Unholde zerrten sie heraus.
Einer der Banditen setzte sich sofort ans Steuer.
„Bimberlabim!“ Brunhild riss den Zauberstab hoch.
Nichts passierte. Die Vögel bogen sich vor Lachen und Brunhild überlegte fieberhaft, wie der Zauberspruch lautete.
Die Ganoven schleiften sie ins Gebüsch.
„Ach du liebe Reblaus.“ Entfuhr es Brunhild. Sie stand vor einer schäbigen Waldhütte – und zwar allein.
Sie blickte sich nach allen Seiten um, aber von den Eichelhähern war nichts zu sehen. Doch – neben ihr standen zwei Rebläuse.
„Stimmt, jetzt fällt es mir wieder ein“, rief sie glockenhell. „Ich hatte den Zauberstab auf Reblaus programmiert. Warum ist mir das nicht gleich eingefallen? Die Typen hatten mich doch verwirrt.“ Eilig sammelte Brunhild alle Rebläuse in ein Jutesäcklein ein, auch die vom Fahrersitz.
„Die bekommt Bogumil für den Weihnachtsstollen nächstes Jahr.“
Sehr zufrieden ließ sie die Taranteln so schnell laufen, wie der verschneite Weg es zuließ. Und nach kurzer Zeit kam sie an eine Höhle.
„Wir sind da“, meldete Kunigunde.
Brunhild sprang aus dem Fahrzeug und rief laut nach Heidi.
Horst stand Pfeife rauchend im Höhleneingang. „Wenn du meine Nichte Heidi suchst, die ist schon auf dem Weg zu ihren Freunden.“
„So ein Ärger, diese verfluchte Bande.“ Brunhild stemmte beide Fäustchen in die Taille.
„Was für eine Bande?“ Horst freute sich über den hübschen Besuch, mit dem er nicht gerechnet hatte. „Komm erst mal rein. Wir trinken einen Glüher zusammen. Siehst ja ganz verfroren aus.“ …
… Wo war Heidi jetzt?
Ingrid las in einem anderen Brief:
Anfangs wusste ich nicht was es für eine Pflanze war. Wir hatten das Vorgarten-Beet mit Findlingssteinen umrandet und dahinter eine Samenmischung Steinkraut gesät. Genau auf der Ecke wuchs etwas, das ich nicht definieren konnte, ich ließ es lieber stehen. Daneben wuchsen Blaukissen und Glockenblumen. Im nächsten Jahr wurde mein "Kraut" immer größer, es bekam schöne dichte Blätter und ich war schon ganz gespannt, als sich ein Blütenansatz bildete. Im Mai dann öffnete sich die Blüte. Zuerst dachte ich "Oh, ein riesiger Klatschmohn, der ist aber schön." Jeden Tag bewunderte ich die große Blüte und das schöne Rot leuchtete mir schon entgegen, wenn ich auf dem Heimweg war. Leider dauerte das Glück nur wenige Tage, denn es kam ein schlimmer Sturm. So schlimm, dass uns sogar eine alte Fichte umfiel und meine Mohnblüte war auch weg. Ich wusste nicht, ob er mehrjährig war und wartete erstmal ab. Im Herbst schaute ich mir alles genau an. Die welken Blumen, die ich so rausziehen konnte, waren wohl hinüber. Die fest saßen, dazu gehörte auch mein Mohn, ließ ich stehen und rupfte nur das Welke ab. Wir freute ich mich, als er im nächsten Frühjahr wieder prächtig wuchs. Inzwischen hatte ich von türkischem Mohn gelesen und war mir jetzt sicher, dass es so einer war. Dieses Mal bekam er sogar 2 Blüten! Die Freude war groß! Sie verblühten dieses Mal auch ganz normal. Ich wollte die Samen sammeln, um ihn zu vermehren, wusste aber nicht, ob ich warten sollte, bis die Kapseln von alleine aufplatzen, und wartete noch ab. Eines Tages komme ich heim und die Kapseln sind weg! Einfach abgeknipst von irgendjemandem, der meinen Samen geklaut hat. Was habe ich mich geärgert und konnte mich nur damit trösten, dass ich nächstes Jahr ja wieder neue Blüten haben würde. Für alle Fälle kaufte ich mir jetzt türkischen Mohnsamen und säte ihn im Vorgarten-Beet aus, weil ich zu der Zeit hinten noch keine richtigen Beete hatte. Ich bekam ganz viele kleine Mohns und sie überstanden den Winter gut. Dieses Jahr zu Ostern pflanzte ich die zu dicht stehenden Mohns um. Einige wuchsen sehr schnell und entwickelten sich schon ganz gut. Mein erster Mohn wuchs wieder prächtig.
Und dann kam das große Unglück, unser Rohrschaden, ich war nicht zu Hause, als auch ein Teil des Vorgartens aufgerissen werden musste. Fast alle Pflanzen wurden gerettet, aber mein besonderer Mohn war nicht dabei. Als ich nach Hause kam, war mein Mohn ganz weg, irgendwo im Baggerloch verschüttet. Ich hätte heulen können! Schnell kümmerte ich mich um die geretteten Pflänzchen. Wir errichteten ein Notbeet und da pflanzte ich alles vorübergehend ein. Das war im April und es goss hier tagelang wie aus Eimern. Mein Möhnchen wurden alle gelb, verkümmerten und lagen platt. Nur einer wuchs trotz unterer gelber Blätter weiter, er schoss in die Höhe. Schön sieht er nicht aus, langer Stiel, kaum Blätter, die meisten davon gelb, aber er bekam 3 Blütenansätze und die erste davon hat sich gestern geöffnet!
Jetzt hole ich mir Samen und ziehe mir welche in Töpfen groß.
Ingrid holte ihr Handy und ...
Was machten Adalbert und Jule? ...
… und fluchte leise. Der Akku war alle. Das Display ruhte gelassen in sich selber. Null Anzeige. Jetzt fiel ihr auch wieder das kurze Piepen ein, das sie beim Lesen am Rande wahrgenommen hatte. Das Handy verkündete da wohl programmgemäß mit letzter Power seinen Notstand. Umsonst, der Brief hatte gewonnen. ...
… Verdammte Technik. Andererseits, überlegte Ingrid nun wieder sichtlich entspannter, in geschriebener Form konnte man seine Gedanken doch ohnehin besser ausdrücken als am Telefon. Ihr Lächeln kehrte zurück und sie stand auf, um ...
… Ingrid holte sich Briefpapier und begann:
Liebe Elsa,
wie schnell doch die Zeit vergeht. Ich hoffe, es geht Dir und Deiner Familie gut. Ich wollte mich längst melden, aber wir haben immer soviel Stress. Warum weiß ich auch nicht, immer muss alles gleichzeitig erledigt werden. Du kennst das ja.
Am Wochenende wurden wir von einer Kältewelle überrascht. Minus vierzehn Grad! Kannst Du Dir das vorstellen? Es hat ohne Ende geschneit und wir haben stundenlang Schnee schippen müssen. Das Auto springt nicht mehr an. Alle Zufahrtswege sind zugeschneit. Zum Glück haben wir genug Vorräte im Haus und gleich werde ich Plätzchen backen.
Letzte Tage habe ich in Deinen alten Briefen gelesen. Es ist so schön, von Deinem Garten zu lesen, und ich hoffe, dass ich Dich bald besuchen kann.
Weihnachten rufe ich Dich an, versprochen!
Ich bin gerade schrecklich in Eile.
Viele Grüße von Ingrid
Adalbert und Jule suchen immer noch nach Heidi.
Ingrid geht in die Küche, wiegt Weizenkörner ab und stellt die Getreidemühle an ...
... den Computer einzuschalten, um Adalbert eine Mail zu senden, als sie an der Küchentür vorbei kam und ihr ein eigenartiger verbrannter Geruch entgegenkam.
"Ach, du liebe Zeit“, schrie sie auf, „meine Weihnachtsplätzchen, die habe ich ja ganz vergessen. Dieser verdammte Brief ist nur daran schuld."
Schnell lief sie zum Ofen und schaute nach, Aber da war nichts mehr zu machen, alles kohlrabenschwarz. Da blieb nur noch eins über, ab damit in den Müll.
Und nun klingelte es zu allem Überfluss auch noch an der Tür. …
… Wer stand draußen, natürlich die Müllmänner, die kriegten gleich mal die Mülltüte. Aber das reichte ihnen nicht, sie hielten einem eine Liste unter die Nase. Unter der Überschrift "Für einen guten Zweck" standen die Namen einiger Nachbarn und daneben stattliche Beträge. Unter zwanzig Euro konnte ich mich hier nicht beteiligen. In meiner Geldtasche fand ich nur 50 Euro. Die beiden Müllmänner strahlten. Natürlich kamen sie nicht auf die Idee, auf 20 raus zu geben. Man ließ sich nicht lumpen. Sollten sie es bekommen. Es machte auch einen guten Eindruck vor den nächsten Nachbarn. …
… Den Computer konnte Ingrid nicht einschalten, weil inzwischen die Telefonleitung zugefroren war.
Endlich konnte Ingrid in der Küche weiter machen. …
... Wieder klingelte es. Nochmal die Müllmänner? Nein, das war unwahrscheinlich. Ein Blick auf die Uhr. Oha, Punkt Zwölf. Es war Zeit für das tägliche Klingelspiel.
Ingrid lauschte, ob es jetzt noch einmal klingeln würde. Sie war neugierig, spürte Erregung in sich aufkeimen, denn 1 x Klingeln war das Zeichen, das sie mit Rudi dem Rammler verabredet hatte. Stille. Doch plötzlich klingelte es ein zweites Mal ...
… Das 2. Klingeln - das konnte nur bedeuten, dass der stramme Bert vor der Tür stand. Vergessen war die Küche, der Brief an Elsa war nicht mehr wichtig, es war nur noch von Interesse, ob es noch einmal klingelte ...
… Ingrid freute sich über das erneute Klingeln, denn den strammen Bert hatte sie gestern schon. 3 x Klingeln war das Zeichen für den scharfen Hannes. In freudigster Erregung malte sie sich die folgenden Momente aus. Ihre Träume wurden immer ausufernder, als es plötzlich erneut klingelte …
… Viermal. Es hatte tatsächlich viermal geklingelt. Was das bedeutete, war Ingrid sofort klar. Nicht Rudi, nicht Bert und nicht Hannes standen vor der Tür, sondern sie, ihre Freundin, Giselgund mit dem unersättlichen Schlund. Welch ungeahnte Wonnen mochte dieser Tag mit sich bringen?
Ingrid geriet immer mehr ins Träumen ob der Dinge, die sie erwarteten, als es ein fünftes Mal klingelte …
… Wenn jemand so stürmisch klingelte, konnte das nur die Polizei sein. Aber was hatte sie mit der Polizei zu tun. Ein wenig geängstigt …
… 5 Mal. Wessen Zeichen war das denn gleich nochmal? Wie peinlich, Ingrid erinnerte sich nicht. Ein sechstes Klingeln - gelobt sei, der da kommt - erlöste sie von ihrer Scham ...
… Gottlob, es klingelte tatsächlich ein 6. Mal, denn das bedeutete, dass der neue Dorfpfarrer vor der Tür stand. Der neue, junge Dorfpfarrer. Viktor hieß er und hatte einen langen ... Talar. Einen wirklich langen Talar. Nun, auch das versprach eine Menge Vergnügen und wieder malte sie sich die kommenden Szenen in den buntesten Farben aus, als ihr einfiel, für wen ein siebtes Klingeln galt, und so lauschte sie …
… Sie wartete auf das 7. Klingeln. Das wäre das Zeichen für die 7 Zwerge. Ein Akt ohne Ende. Wie lange ist es her, seit dem letzten Mal? Ingrid gedachte lange einem jeden einzelnen dieser sehr gut ausgestatteten, bauchnabelhohen Wesen. Viel Zeit verging, und erst spät fiel ihr auf, dass es gar nicht mehr geklingelt hatte. Etwas enttäuscht, dass nicht die 7 Zwerge vor der Tür standen, ging sie zur Tür und freute sich trotzdem, die Welt bald aus der Büßerstellung zu betrachten.
Knirschend ging die Tür auf.
Draußen war es weit unter Null Grad Celsius.
Aber vor ihr stand nicht der Pfarrer ...
Ingrid erschrak.
Vor ihr stand der erfrorene Postbote. Sein Zeigefinger kurz vor dem Klingelknopf an der Hauswand festgefroren.
"Oje", sagte Ingrid, "schon wieder. Fünf Postboten in fünf Jahren. Da wird mein Mann aber mit mir schimpfen."
Dann sah Ingrid in der Hand des Postboten einen Brief. Sie zog an ihm und - knacks - brach die Hand ab. Der Körper wippte, fiel nach hinten um und zerbrach in tausend Scherben.
"Schon wieder", sagte Ingrid, während sie sich abwendete. "Dass die aber auch kein Rückgrat haben."
Es war ein vereister Eilbrief. Ingrid legte ihn vor den Kamin. Nach einer Stunde war er aufgetaut. Sie öffnete ihn und nahm bestürzt zur Kenntnis, dass ihre Freundin Elsa am Vortag an einem Schreibkrampf gestorben war. "Die Arme. Was wohl aus ihrer Weihnachtskeksesammlung wird?"
Kaum war die Frage im Raum verhallt, nahm Ingrid alle Briefe, inklusive ihres eben erst geschriebenen, und gab sie den Flammen im Kamin zur Speise.
Sie hätte natürlich den Namen austauschen können gegen den einer anderen Freundin, aber dieses Jahr würde den Brief sowieso kein Postbote mehr abholen ...
… Nach diesen wilden Träumen und irren Taten widmete sich Ingrid endlich ihrer Küche. Die Getreidemühle lief immer noch, das Mehl war längst gemahlen ...
Adalbert und Jule suchten immer noch nach Heidi …
… Während Ingrid immer noch ihre Zutaten für die Plätzchen suchte, wurden im Radio Adventsgeschichten erzählt. Gerade las Nena eine Geschichte von Monirapunzel von 2007 vor:
Letzten Freitag war ich in der Mittagspause in der Stadt. Ich packte am Gemüsestand auf dem Wochenmarkt gerade meine Einkäufe ein, als eine Frau, die älter als ich aussah, an den Verkaufsstand kam.
Der Verkäufer, ein alter, freundlicher Mann, begrüßte sie mit "Hallo, junge Frau".
Sie fauchte ihn an: "Ich kann das nicht mehr hören. Lächerlich."
Er zuckte betrübt mit den Schultern und erwiderte: "Ich bin schon 82 und sage das mein ganzes Leben lang. Was soll man denn sagen?"
Ich sagte, dass ich mich immer freue, wenn ich auf dem Markt noch so angesprochen werde. Die griesgrämige Frau regte sich weiter auf, von wegen "Hallo" würde reichen und was der Quatsch soll und wandte sich einem anderen Verkäufer zu.
Nachdenklich ging ich weiter. Warum sind in der Adventszeit, die ja eigentlich besinnliche Zeit heißt, viele Leute so genervt und empfindlich und treten andere auf die Füße? Was macht dieser tägliche Arbeitsstress bloß aus uns? Warum überall dieses Gemeckere und Geschimpfe? Bin ich auch schon unausstehlich geworden? Tief in Gedanken versunken komme ich zu dem kleinen Bioladen.
Das ist so eine Art Tante Emma Laden. Da sind die Leute noch freundlich und man unterhält sich mal kurz. Vor dem Laden steht eine kleine, alte, feine Dame. Ihr Anblick sticht mich ins Herz. Vom Sehen kenne ich sie seit einigen Jahren, gesprochen habe ich mit ihr persönlich noch nie. Ich weiß nur, was man in dem Laden so hört. Sie kam immer in Begleitung eines großen, alten Herrn. Ein Mann in stattlicher Erscheinung, so ein richtiger Kavalier, wie es sie heute kaum noch gibt. Er kümmerte sich liebevoll um die Freundin seiner verstorbenen Frau. Die beiden gingen zusammen einkaufen, spazieren und machten sich oft einen schönen Tag. Neulich habe ich dann gehört, dass der alte Herr ganz plötzlich gestorben ist. Ich konnte das gar nicht glauben, er wirkte doch noch so gesund. Seitdem hatte ich die feine, alte Dame nicht mehr gesehen. Jetzt stand sie da, so einsam, verlassen und alleine und so schrecklich traurig. Ich weiß gar nicht wie das passiert ist, ich ging auf sie zu und sprach sie an und sie fasste meine Hand mit ihren beiden zarten Händen und drückte meine Hand ganz fest und lange. Sie weinte und war so dankbar für meine wenigen Worte. Ich spürte Tränen in mir aufkommen und dachte daran, wie sehr ich meine alte Nachbarin vermisse, die im Sommer gestorben ist. Zu der hatte ich selten Kontakt, aber wenn dann sehr intensiv. Sie hat mich immer an meine Oma erinnert. Ich habe schon so viele Menschen verloren ...
Mich hat das den ganzen Tag nicht mehr losgelassen. Als ich zurück im Büro meine Mails sortierte, stieß ich auf diesen Spruch:
"Freunde sind Engel, die uns auf die Beine helfen, wenn unsere Flügel vergessen haben, wie man fliegt."
Ingrid seufzte und dann ...
… Dann fiel ihr ein, dass sie ja erst noch den Vorgarten säubern musste.
Seufzend nahm Ingrid ihre Jacke, Schal, Mütze und Handschuhe von der Garderobe und den Besen aus dem Schrank unter der Treppe. Wenn sie jetzt rasch die Reste vom Postboten wegfegte, würde Hans vielleicht erst im neuen Jahr bemerken, was wieder geschehen war, und das Weihnachtsfest wäre gerettet. Viel Zeit war nicht mehr, da Hans bald von der Arbeit käme, also beeilte sie sich - auch damit sie nicht unnötig lange in der Kälte ausharren musste. Beinahe hätte sie mit dem Besen eine Grille erwischt, der es in letzter Sekunde gelang auszuweichen.
Eusebia rannte so schnell sie konnte, bis sie endlich in der Wohnung von Adalbert, Heidi und Jule war. Dort lehnte sie sich erst einmal keuchend von innen gegen die Wohnungstür. Beinahe wäre sie erwischt worden. Nicht auszudenken ...
Naserümpfend sah Eusebia sich in der Wohnung um. Sie fand es ja von Anfang nicht gut, dass ihre Lieblingsnichte in einer Wohngemeinschaft mit so einem stinkenden ... Sie atmete tief durch. Ruhig bleiben. Es war immerhin Weihnachten. Obwohl es in der Wohnung ja noch gar nicht weihnachtlich aussah. Und überhaupt - wo waren die eigentlich alle? Und wieso sah es hier so aus, als wäre schon länger keiner mehr hier gewesen und hatte sauber gemacht? Eusebia straffte sich. Nun denn, es war nun einmal Weihnachten und sie würde ihrer Nichte eine Freude machen - und hier endlich mal aufräumen und putzen.
Tatkräftig ging sie ans Werk, auch wenn sie in Gedanken immer noch bei der Frage war, wo Heidi stecken mochte. Na, die würde schon wieder heimkommen. Hoffentlich.
Heidi indessen …
… Heidi war auf dem Weihnachtsmarkt. Man hatte ihr die Handtasche geklaut und sie saß auf der Polizeistelle und beschrieb den Räuber. Viel konnte sie allerdings nicht dazu sagen, was weiter half; denn der Dieb war als Weihnachtsmann verkleidet. …
… Wie war Heidi nur auf den Weihnachtsmarkt gekommen?
Eusebia hörte bis in die Wohnung von Adalbert, Heidi und Jule das Radio:
Vor ca. 30 Jahren habe ich mal wochenlang jede frei Minute mit einem Spiel verbracht. Das Spiel hieß Excalibur oder so ähnlich. Das lief auf einer alten IBM /36. Da gab es noch keine Grafiken usw. Das spielte sich nur im Kopf ab. Einige Striche zeigten die Landkarte einer Insel mit 3 Städten und man bewegte sich mit dem Cursor. Bei jedem Schritt passierte was, entweder war es gut oder schlecht. So eine Art Adventure-Spiel von anno dazumal. Besiegen musste man einen mächtigen Bösewicht und man musste das Schwert Excalibur finden. Man brauchte Geld und Krieger und Nahrung für die Krieger usw. Bekommen konnte man was, wenn man auf gute Geister, Feen, Zauberer usw. traf. Da musste man dann Fragen beantworten, das waren so kleine Nachrichtenfenster. Wenn man Glück hatte, bekam man unendliche Nahrungsvorräte oder man fand einen Goldtopf. In der Stadt konnte man einkaufen, das ging aber nur auf einem Markt mit Bieten. Aber meistens hat man unterwegs immer alles verloren und das Gefolge ist verhungert oder man wurde überfallen usw. Irgendwann kannte ich alle Fragen, dann waren die Überlebenschancen schon mal größer. Ich habe es aber als reines Glückspiel in Erinnerung. Die Städte veränderten immer ihre Standorte, wenn man kurz davor war und die Bösen, aber auch die Guten, traten immer aus dem Nichts auf. Irgendwann habe ich es geschafft und das Spiel gewonnen. An den Triumph kann ich mich noch gut erinnern. Der größte Triumph war, dass ich die erste war, die es bei uns im Büro geschafft hat, vor allem vor unserem Programmierer. Sein Gesicht werde ich nie vergessen. Er hatte mir das nicht zugetraut und sich Zeit gelassen. Er war lieber auf Schachturnieren.
Ach so, wir haben nicht in der normalen Arbeitszeit gespielt. Damals musste immer einer bis spät nachts bleiben, weil die Datensicherung noch mit Disketten lief und ewig dauerte.
Das war mein erstes und letztes Spiel. Ich war so süchtig, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte und im Nachhinein war es mir die Zeit nicht wert.
"Nanu, worum geht es da?" fragte sich Eusebia. Ihre Gedanken gingen wieder zu ihrer Lieblingsnichte. Irgendwann mussten doch mal alle nach Hause kommen. Sie putzte weiter und hörte wieder das Radio:
Bei uns in der Nachbarschaft wohnen 2 alte Lehrerinnen, Schwestern, so um die 70. Ich kenne die wohl jetzt so ca. 5 Jahre, aber außer mal so 5 Min. Blümchengespräche übern Zaun war da bisher nichts. Letztens hatten sie mir stolz erzählt, dass sie jetzt einen Computer haben. Ich hatte ihnen dann eine CD mit Bildern von meinem Garten und von unserer Stadt versprochen. Letzte Woche habe ich ihnen dann die CD in die Hand gedrückt. Sie haben sich herzlich und höflich bedankt. So richtig wohlerzogene alte Damen. Letzte Tage traf ich die eine Schwester "es ginge nicht". Ich dachte vielleicht haben die gar kein Bildbearbeitungsprogramm und versprach nächste Tage mal zu kommen. Gestern traf ich die andere Schwester. "Die Scheibe geht da nicht rein" Langsam kamen mir schon die übelsten Bedenken, sollten die vielleicht gar kein CD-Fach haben? Heute Abend wollte ich die Sache dann mal schnell erledigen und habe für alle Fälle den Irfanview mitgenommen. Weil ich ja nicht wusste, welche Windows Version die netten alten Damen haben, wollte ich mir den für alle Windows Versionen runterladen. Aber beim Download Irfanview gibt es für alle Windows Sorten immer dasselbe iview391.exe. Wieso dann extra Windows auswählen?
Gut, da angekommen, stellte ich schon mal erleichtert fest, ein CD-Fach ist da. Aber das ging nicht auf! Die drückten rechts und drückten links. Dann irgendwann nach ca. 3 Minuten ging das Dingen endlich auf, was ist das denn? Klemmt ein CD-Fach denn nicht total oder gar nicht? Dieses brauchte immer so ca. 3 Minuten zum öffnen
Die Beiden begannen ein munteres Pläuschchen und irgendwie habe ich gar nicht dran gedacht, mal genauer zu gucken, was das da alles eigentlich genau war. Von Aldi sagten sie, von Herrn Sowieoso günstig gekauft, schon ziemlich alt. Der Bildschirm eine riesige Flatterkiste, da wackelten alle Anzeigen. Die Maus so was von unhandlich und das Rädchen fehlte. Wie erkenne ich denn überhaupt genau, was die da für eine Kiste haben?
Kaum Symbole auf dem Desktop. Gefragt, was sie eigentlich so damit machen. "Kartenspiele, Telefonbuch und Lexikon gucken und demnächst möchten wir gerne Internet."
Also Windows 98 , habe den Irfanview drauf gespielt, einen Ordner angelegt, da die Bilder von der CD reingespielt. Die beiden alten Damen immer viel gestaunt und ich brav alles erklärt, was ich da mache/versuche und sie waren wirklich höchst interessiert und erzählten "Der Herr Sowieso hat alles installiert und zackzack gemacht und wäre ganz einfach und wir könnten nichts kaputt machen und kaum war er weg, da haben wir schon alles gelöscht. Der war noch nicht zu Hause und musste gleich wiederkommen und hat sehr mit uns geschimpft. Und dann wussten wir nicht, wie wir den Computer abschalten sollten, da haben wir dann einfach den Netzstecker gezogen. Da hat der Herr Sowieso wieder mit uns geschimpft."
Also, ich wollte die Bilder über den Windows Explorer öffnen, da öffnen die sich mit dem IE?? Ach guck, Outlook haben sie auch drauf, bloß noch kein Internet. Nebenbei von DSL erzählt, ja das möchten sie jetzt auch gerne haben. Mein Mann könnte doch mal gucken kommen, wie das so mit der Telefonleitung ist. Wo finde ich bei W98 die Einstellung, dass die jpg Dateien mit dem IranView geöffnet werden sollen? Öffnen mit finde ich da nicht im Kontektmenü. Habe ihnen dann gezeigt, dass sie direkt über den Irfanview öffnen sollen und wie etc. Meine Bilder sind alle mit ACDsee bearbeitet und gespeichert. Die sind im IW zu groß (passen sich nicht der Fenstergröße an, ist nur ein Teilausschnitt zu sehen), muss man immer mit Lupe verkleinern, was ist das denn schon wieder? Das mit der Lupe fanden die aber klasse. Ein neues Ratespiel "was mag das wohl sein......aha"
Neben Gartengesprächen wie neues Schneckenkorn mit gratis Bestattung wollte ich ihnen noch schnell Excel zeigen (die freuten sich schon darauf) aber da war keins. Wenigstens hatten sie Spaß an Thesaurus in Word, sind ja schließlich Lehrerinnen. Habe sie dann beide alleine Bilder öffnen üben lassen, bis sie es wirklich konnten. War alles sehr lustig.
O weh, worauf habe ich mich da wieder eingelassen?
Noch vergessen. Musik hören wollten sie auch noch. Hat auch geklappt, gab da irgend so einen CD-Player. Aber dann meinten sie, sie würden doch lieber Bilder gucken als Musik hören und waren höchst erfreut, dass sowas gleichzeitig geht. Die Bildnamen hatte ich nicht extra geändert und die beiden haben sich köstlich amüsiert. Zum Beispiel Schneebilder heißen bei uns Frau Holle. Dann habe ich ihnen noch gezeigt, wie sie mit dem Irfanview die Bilder bearbeiten können. Die waren von den Schiebereglern bei Farben ändern total begeistert. "Fein, da können wir ja richtig rumspielen". Habe sie aber gebeten damit noch zu warten, bis sie mal wissen, wie sie alles richtig speichern können. Ach ja, und den Papierkorb kannten sie auch noch nicht. Fanden sie richtig schön, das Raschel-Geräusch beim Leeren.
War unheimlich gemütlich bei denen, schönes mit Holz verkleidetes Dachzimmer, uralte Möbel, riesige alte Schreibtische und zig Bücherregale und 1000de Bücher, eben wie ein richtiges Lehrerzimmer. Die beiden wissen, dass ich eigentlich hatte Lehrerin werden wollen und haben mir gesagt, ich wäre eine gute Lehrerin geworden. Ich finde es einfach klasse, wenn man mit 70 noch so loslegen kann. Die sind total neugierig. Wollen mich bald besuchen, möchten mal so richtig surfen. Ich habe ihnen dann noch das Wort DAU erklärt und das wollen sie sich gut merken, wenn nächstes Mal der Herr Sowieso vorbei kommt.
Eusebia schüttelte den Kopf: "Merkwüdige Geschichten, was ist das denn für ein Sender?" Die Wohnung war jetzt blitzeblank und sie kochte sich Kaffee und schaute immer wieder zum Fenster ...
… Um sich etwas abzulenken, wechselte sie den Radio-Sender. "Indie-O-Rama 67 percent", so der Name eines Piratensenders, den es erst seit ein paar Wochen gab und den man nur dann auf einer ganz bestimmten Wellenlänge empfangen konnte, wenn man das Radiogerät in eine bestimmte Schräglage brachte. Und zwar musste der Winkel 67% zu der Unterlage, wo der Radio stand - in diesem Fall war es die Kommode im Eck - sein.
Statt einer Geschichte ballerten nun die Ramones aus den Boxen: "the kkk took my baby away..."
Eusebia bekam einen Grinser im Gesicht und brüllte lautstark mit. Wie sehr mochte sie diese unbekümmerte, energiegeladene Musik, die man auf den staatlichen und sonstigen privaten Sendern so gut wie nie zu hören bekam.
Der Titel des Songs erinnerte sie an ein Erlebnis mit ein paar Neo-Nazis, die vor ein paar Monaten …
... vor der Maniküreabteilung standen und sagten: "KKK-kalt so ohne Haare im Winter. Ich lass meine jetzt wachsen."
"Ich auch. Passt auch besser, wenn ich schon Kylie genannt werden will." ...
… Eusebia vollführte einen wilden Tanz zu der Musik, wirbelte durch die Wohnung, als gälte es, einen Wettbewerb zu gewinnen, und als die letzten Töne verklangen, blieb sie schwer atmend stehen und musste feststellen, dass die so schön aufgeräumte Wohnung nun wieder ziemlich unordentlich aussah, denn sie hatte im Vorbeitanzen ein Regal umgerissen, auf den Betten getanzt und zu guter Letzt sogar noch die Stehlampe umgestoßen.
Eusebia seufzte. Also noch mal von vorn ...
… Da kamen ihr The Specials mit "a message to you rudy" genau recht, da sie leicht beschwingt über den Parkett-Boden tanzend ihren Saustall wieder in Ordnung bringen konnte, und angesichts der fröhlichen Töne besserte sich ihre Laune gleich wieder und sie summte leise vor sich hin, als ...
... gleichzeitig an einem weit entfernten Ort Brunhild vor einer verlassenen Tankstelle stand. Um sie herum trieb der Wind Schneeballen vor sich her. Das vereiste Schild "Selbstbedienung" quietschte bei jeder Bewegung. Sie fragte sich: "Soll ich auf den Tankstellenwärter warten? Verdammt ungemütlich hier und langsam wird es dunkel."
Über ihr kam der Vollmond raus. Ihre Spinnen hatten sich einen Wolf gelaufen und fingen an zu heulen. Langsam entsprangen ihren Beinen messerscharfe Klingen. Langsam näherte sich das Gefährt Brunhild und kam unmittelbar hinter ihr zum Stehen. Brunhild drehte sich langsam um, kniete sich hin und gab jeder Spinne ein paar mit Curry und Käse überbackene Fliegen zum Abendbrot. Dann nagelte sie einen Zehner auf den Holztresen und begab sich zurück zum Forsche. Ein letzter Blick auf die Fernbedienung: "Ok, Spikes habe ich aktiviert. Da sollte auch Glatteis kein Problem darstellen. Also noch Licht anmachen und weitersuchen."
Gesagt, getan. Zwei Glühwürmchenhintern gaben ihr Bestes; der Forsche war bereit.
Im Lichtkegel sah Brunhild ein Holzschild in einiger Entfernung. Neugierig näherte sie sich. Der Wind hatte zugenommen. Schneewehen wurden hochgefegt. Das Schild war nur teilweise lesbar. "Sal..e...m..wig..ta..moritur.." las sie. "Ich würde doch gerne wissen, wo ich hier eigentlich bin."
Und so begann Brunhild langsam, das Holzschild vom Schnee zu befreien.
Derweil trieb ein Schatten zur Tankstelle.
Es war bereits dunkel, als Brunhild das Schild freigelegt hatte. Nur wenige Meter, vollkommen unbemerkt von ihr, näherte sich unausweichlich das Schicksal.
"Salve - Rom, ewige Stadt - morituri te salutant - 1 km" stand auf dem Schild. "Rom?"
"Ja, Rom, die Stadt, in der Würmer wie du im Kolosseum zur Freude aller zerquetscht werden", hörte sie eine Stimme hinter sich.
Blitzschnell drehte sich Brunhild um und sah eine Grille.
"Jesses, habe ich mich erschreckt, müssen Sie sich denn so leise anpirschen?"
"Oh, 'tschuldigung, aber bei der Kälte kriege ich den Mund kaum auf. Gestatten Sie, mein Name ist Heidi."
Eine Grille namens Heidi? Zufall? Brunhild hakte nach: "Kennen Sie ein Glühwürmchen namens Jule und einen ziemlich heftig riechenden Mistkäfer, der Adalbert heißt?"
"Jule und Adalbert? Aber sicher, das sind meine besten Freunde. Sie zu finden bin ich hier", jauchzte Heidi.
Brunhild war begeistert. "Na, dann bist du bei mir richtig. Ich bin Brunhild und suche genau dich, um dich zu deinen Freunden zurück zu bringen!"
Brunhild stieg mit Heidi in den Forsche und während sie den Schlüssel in den Hinterkopf der linken Spinne rammte und deren Hirn mit einer kleinen, rotierenden Handbewegung geringfügig verquirlte, eben genug um loszufahren, fragte sie: "Was für ein Zufall, das wir uns genau hier getroffen haben."
"Das war kein Zufall. Wir mussten uns hier treffen."
"Ach ja? Und woher sollte ich das wissen?"
"Nicht du wusstest das, sondern der Weg. Alle Wege führen nach Rom. Es war nicht wichtig, welchen Weg du beschrittst, äh, befuhrst. Es war allein wichtig, dass du dich überhaupt aufmachtest, einen Weg zu beschreiten."
"Und du wusstest, dass du hier finden würdest, was du suchtest?"
"Ja, denn ich wusste, dass meine Freunde keine Mühe scheuen würden, um mich zu finden. Ich wusste, dass sie einen Weg gehen würden, und ich wusste, dass wir uns am Ende dieses Weges begegnen würden."
Und so fuhren die beiden zurück. Kein Wort sprachen sie, doch beide lächelten, genossen sie doch die sternenklare Nacht, jeder in Gedanken versunken an jene, die ihnen so viel bedeuteten. Und als Brunhild auf Birgers Baum deutete, dem sie sich rasch näherten, und ihr sagte, dass dort Jule und Adalbert auf sie warteten, begannen Heidis Augen vor Freude hell zu leuchten.
Einen Augenblick später betrat sie das Heim von Bogumil und Birger und fiel ihren Freunden in die vielzähligen Arme. Danach aßen sie zu Abend und Heidi erzählte im Flackern des Kaminfeuers von ihrem unglaublichen Ritt auf dem Hexenbesen, dem Ereignis der Sonnenwende, sowie der tiefen Wahrheit, dass wohl meist nur der findet, der sich zu suchen aufmacht.
Dann blickte sie zu Brunhild und wusste, dass sie heute reich beschenkt worden war: Heidi hatte eine neue Freundin gefunden. ...
… "So, ihr beiden Hübschen , jetzt wird es aber Zeit, dass wir endlich zu Nils kommen. Seine Mutter Ingrid wartet sicher schon auf uns. Ich habe ihr versprochen, dass ich ihr ein Weihnachtsplätzchenrezept mitbringe . Birger hat mir ein leckeres aus einem Rezeptbuch heraus gesucht"
Adalbert setzte seine Brille auf und las es Jule und Heidi vor: "Süße Bethmännchen.
Zutaten: 200 g. Marzipan-Rohmasse,
50 g. Puderzucker
1 Eßl. Mehl
1 Ei
50 g. abgezogene Mandeln
Marzipan.Rohmasse, Puderzucker und Mehl in eine Rührschüssel geben und mit dem Kenthaken des Handrührgerätes gut verkneten. Das Ei trennen, das Eiweiß gründlich unter den Marzipanteig arbeiten.
Dann eine Stunde kühl stellen.
Ein Backbelch mit Backpapier auslegen und sehr dünn einfetten. Aus dem Marzipanteig kleine Kugeln formen und sofort auf das Backbelch setzten. Mit verquirltem Eigelb bepinseln. Die Mandelkerne abziehen und mit einem Messer längs halbieren. Drei Mandelhälften an die Marzipankugeln drücken.
Auf der unteren Schiebeleiste in den Backofen schieben und 40 - 50 Minuten mehr trocknen als backen lassen
E.-Herd 120 °
Gas-Herd 1?2 - 1“
"Oh", rief Heidi, "das hört sich lecker an". ...
… Während unsere Winzlinge noch ihr Wiedersehen feierten - Adalbert sagte immer wieder "Alle Wege führen nach Rom. Das muss ich mir merken." - blätterte das Menschenkind Nils in seinem Fotoalbum:
… Nils Freund Loui ließ diesmal seine Briefmarkensammlung zu Hause, bereits im vergangenen Jahr hatte es Beschwerden gegeben. Daher brachte er lieber ein todsicheres Rezept für Ausstechplätzchen und einige Fotos mit. …
… Während die beiden mit ihren kleinen Augen die Fotos betrachteten, braute sich draußen über ihrem Haus ein heftiges Unwetter zusammen. Die Wolken verfärbten sich grau und schwarz, es fielen bereits die ersten Regentropfen auf die Wiese vor dem Hauseingang und die Luft roch frisch und wild. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der erste Donner zu hören sein würde. Wie damals, als Nils noch ein ganz kleines Kind war und seine Mutter ...
… mit ihm den Kölner Zoo besuchen wollte, denn das Buch mit den hübschen Tierfotos besaß Nils damals schon, und seit der Zeit hatte er den Wunsch, wenn er erwachsen ist, Tierarzt in einem Zoo zu werden.
Nils wurde jäh durch einen lauten Donnerschlag , dem ein besonders greller Blitz vorausgegangen war, als ob die Welt untergehen wollte, aus seinen Träumen gerissen. ...
… Nils und Loui wussten nicht wie ihnen geschah. Ein tosender Sturm riss das Dach vom Haus und die beiden wurden von gewaltigen Mächten ergriffen und flogen weit weg. Sie konnten sich gerade noch an den Händen fassen und klammerten sich aneinander. Dann fielen sie herunter und blieben bewusstlos liegen.
Nach einer langen Zeit erwachten sie und waren seltsamerweise unverletzt. Sie lagen auf weichem Gras mitten im Wald. Es war dunkel. Auf einem Baumast saß eine Eule. Sie standen auf und stolperten durch den Wald. Sie kamen um eine Ecke und plötzlich - hinter den hohen Bäumen, schimmerte taghelles Licht.
Nils schaute Loui an: "Was ist das denn?" Sie blieben sprachlos stehen. Um sie herum im Wald war es dunkel und vor ihnen sahen sie im Tageslicht nur Staub, Sand und Steine. Nils machte einen Schritt und schien für einen Moment fest zu hängen. Dann blitzte es.
Loui schrie "Nils!" und hastete los. ...
… Während Nils und Luis in der Einöde gelandet waren, rutschte Birger ganz dicht an Brunhild heran.
"Duuuu, Brunhild.."begann er.
"Immer wenn du einen Satz so beginnst, endet er mit einem Heiratsantrag." Brunhild klimperte mit den Wimpern.
"Ääähhh, ... du kennst mich ja so gut." Birger seufzte tief.
"Weißt du was, du süßester aller Bücherwürmer, mein Herz habe ich dir schon vor langer Zeit geschenkt, was hältst du von einer Lebenslesegemeinschaft mit beschränkter Haftung?" Brunhild kuschelte sich dicht an ihren Liebsten.
Dessen Äuglein fingen an zu leuchten und zart küsste er seine Herzenswürmeline auf den Mund.
Bogumil, der immer auf alles gefasst war, brachte ein Schächtelchen zum Vorschein. Er entnahm ihm zwei Kettchen, eine mit einem Rosa Herz, das andere mit einem blauen.
Er räusperte sich vernehmlich: "Meine lieben Freunde, mein geliebter Birger, liebe Brunhild! Endlich ist es soweit und ich darf die LmbH zwischen meinem Ziehsohn Birger und der hoch geschätzten Brunhild ausrufen. Als Zeichen eurer Gemeinschaft werde ich euch die Herzen eurer Liebe schenken. Sie mögen euch in schlechten wie in guten Büchern vereinen." Und er legten den beiden die Ketten um den Hals. "Für dich Brunhild natürlich passend zu deinem Forsche. Ach, was bin ich froh, dass ich das erleben darf!"
Adalbert, Jule und Heidi klatschten wie verrückt und zu Etta James "The night time is the right time" tanzten Birger und Brunhild ihren LmbH-Tanz und küssten sich so häufig, dass es allen schwindelig wurde. ...
… Nils und Loui waren geschockt.
Wo war die ganze schöne bunte Welt geblieben?
Und morgen war doch Heiligabend!
Waren sie in dem Land des Zauberers von Oz gelandet?
Mussten sie auch ihre Füße zusammenklopfen, um wieder heim zu kommen?
Wer würde jetzt ihre Geschenke auspacken und ihre Süßigkeiten essen?
Was würde Mama sagen, dachte sich Nils, würde sie mich vermissen?
Angst überkam ihn....
Lag vielleicht in dem hellen, grellen weißen Licht die Antwort auf all diese Fragen? …
… Plötzlich erschien ein Engel in dem gleißenden Licht , und er sprach:"Fürchtet euch nicht, vor 2009 Jahren habe ich den Menschen verkündet, dass der Heiland geboren wurde und Frieden auf Erden versprochen. Der Heiland, der Sohn Gottes, hat alle Sünden dieser Welt auf sich genommen und sich ans Kreuz schlagen lassen. Aber die Menschen sind nicht gescheit geworden. Es gibt immer noch keinen Frieden auf Erden.
Ihr sollt meine Botschafter sein. Ich werde euch wieder zur Erde zurück schicken und ihr sollt den Menschen sagen, dass Gott sehr erzürnt ist und alle Menschen bestrafen wird, wenn sie nicht endlich zu Vernunft kommen Und diese Strafe wird schlimmer als die Sintflut sein."
Nach diesen Worten verschwand der Engel wieder. …
… "Diese verdammten Drogen in meinem Milchkaffee..." dachte Nils. …
… Oder war es Wirklichkeit gewesen?
Wieder gab es einen lauten Knall und ein gleißender Blitz durchfuhr die Einöde, ergriff Nils und Loui ...
… und Nils landete mit seinem Freund in Ingrids Küche, wo diese gerade dabei war
den Rehrücken, der zwei Tage in Buttermilch mit den Gewürzen (pro Kilogramm ) 1 Lorbeerblatt, 6 Wachholderbeeren und 4 Pfefferkörnern ,eingelegt war, aus der Marinade heraus zu nehmen, um ihn schon einmal für das Festtagsmenü am 1. Weihnachstag anzubraten. Nils Mutter Ingrid hatte gerade die Gewürze aus der Marinade genommen, die Marinade weggeschüttet , hielt nun den Rehrücken in der Hand und hätte ihn beinahe vor Schreck fallen gealssen, als Nils und sein Freund Louis, wie aus heiterem Himmel in ihre Küche purzelten.
Nachdem sie sich von dem Schock erholt hatte, fing sie an den Rehrücken vorsichtig zu häuten, dann pfefferte und salzte sie ihn und bedeckte den Boden des Brattopfes mit ganz viel Speck, ließ ihn dann anbraten fügte noch pro Kilogramm 1 Eßlöffel Senf und 2 Eßlöffel Essig und die Gewürze aus der Buttermilch dazu. Nun musstder Braten ca. 60 - 90 Minuten schmoren.
Ingrid überlegte ob sie das Fleisch áuf dem Herd nur anbraten sollte und dann auf ca. 220 ° im Ofen weiter braten lassen sollte. Dann müsste sie das Fleisch ab und zu mit Würfelbrühe begießen.
Vor dem Anrichten muss der Bratenfond dann durchgesiebt werden, mit Sahne oder Dosenmilch aufgefüllt, eventuell mit Rotwein und Preisselbeeren abgeschmckt werden.
Dazu passen Birnenhälften aus der Dose mit Preisselbeeren gefüllt, Rotkohl und entweder Kroketten, Spätzle, Knödel oder kleine Petersilienkartoffeln.
Ingrid konnte sich noch nicht so recht entscheiden, ob sie Spätzle oder Kroketten als Beilage reichen sollte. …
… Nils und Loui hatten dafür aber kein Auge. Das Erlebte hatte ihnen auf den Magen geschlagen. In ihren Augen lag die gleiche Frage: Spinnen wir oder ist das wahr?
Mit Ingrid darüber reden konnten sie sich schenken. Sie war mit Umrühren, Abschmecken, Zeit im Auge behalten und Töpfe Rumrücken voll ausgelastet. Das Thema würde sie nicht erreichen oder wenn, definitiv den Rehbraten kosten. Die Verantwortung wollten sie auch nicht haben.
Sie beschlossen vor die Tür zu gehen. Erst mal tief Luft holen. …
… Aber ihnen blieb nicht mehr viel Zeit bis zum Weihnachtsabend.
"Wenn es wirklich wahr ist, was wir gerade erlebt haben, wie sollen wir bloß alle Menschen der Welt erreichen und ihnen diese Botschaft überbringen?" fragte Loui Nils total aufgeregt. "Wir sind die Botschaft!"
Nils überlegte, er lief den Bordstein auf und ab. Aber ihm fiel keine Antwort ein.
Die Nachbarn schauten Fernsehen, ein Weihnachtsmärchen, und die Tochter war in ihrem Zimmer und hing vor dem PC.
"GENAU, das ist es!!!" rief Nils auf einmal. ...
… Adalbert, Jule und Heidi hatten sich endlich auf den Heimweg gemacht und hörten: "GENAU, das ist es!!!"
Adalbert spitzte die Ohren: "Was ist denn da los?" …
… "Das ist Nils!", rief Heidi und tanzte herum, "wir sind wieder zu hause!"
Die drei versuchten mehr zu erfahren, doch zerrte Nils seinen Freund Loui schon in die Garage hinein.
"Die haben was vor! Kommt mit, vielleicht können wir ihnen ja helfen!" sagte Jule und zischte den Jungs hinter her, dicht gefolgt von Heidi und Adalbert.
Ganz aufgeregt sahen sie schon von weitem Nils wild mit den Armen gestikulierend und Loui, der keine Ahnung zu haben schien, was er von ihm wollte. ...
… Jetzt waren alle in der Garage und ...
… Nils war am verzweifeln "Man, Loui, hast du es jetzt endlich verstanden?"
Loui zögerte noch "Iiiiccchhh denk' schooonnnn"
"Dann lass uns endlich losgehen, viel Zeit bleibt uns nicht mehr! Ich geh grad hoch in mein Zimmer und hole mein Laptop! Ich hoff' nur,dass wir uns einklinken können in die Inet-Verbindung."
Und er lief los. …
… Jule reckte sich und fragte: "Was wollt ihr denn jetzt im Internet?" ...
… "Wir müssen allen Menschen auf dieser Erde eine Botschaft von Gott übermitteln!" Louis Stimme überschlug sich, so aufgeregt war er.
Skeptisch blickte ihn Adalbert an: "Eine Botschaft Gottes?"
"Jaaaaa, sagte ich doch!!! Er ist sehr böse auf die Menschen, weil es immer noch keinen Frieden auf Erden gibt und er doch extra Jesus geschickt hatte. Und wenn wir uns alle nicht bessern, dann kommt etwas noch viel Schlimmeres als die Sintflut!" Loui war außer sich, dass die Drei ihn nicht verstanden, dabei war es doch so einfach.
"Können wir euch helfen?" fragte Heidi ganz aufgeregt. ...
… Nils kam derweil wieder angerannt.
"Wir müssen uns beeilen!" Er schaltete das Laptop an und wartete. Die Sekunden fühlten sich wie Stunden, ja wie Tage an.
Er klickte mit zittrigen Fingern auf das Internet-Symbol. "Warten" konnten alle lesen.
Doch es funktionierte!!!!!!! Nils hatte tatsächlich eine offene Verbindung gefunden!
Da standen sie nun: Nils,Loui, Adalbert,Heidi und Jule. Mitten im Schnee unter sternenklarem Himmel.
Nils schaltete die Webcam ein und loggte sich in den Chat ein.
Da erstrahlte auf einmal aus dem Hintergrund ein gleißendes Licht,das sie alle in die Mitte nahm, und sie erstrahlen ließ.
Ja, sie sahen aus wie Engel. Kleine Engel. Nur ohne Flügel.
"Hallo Menschheit" sprach Nils, "ich bin Nils, das ist Loui, Jule, Heidi und Adalbert.
Es ist kurz vor Heiligabend. Und doch haben wir Jesus Christus' Werk, was er vor 2009 Jahren begonnen hatte, nicht beendet. Nein, noch nicht mal beibehalten. Wir müssen uns ändern, sonst wird eine zweite Sintflut kommen, die noch schlimmer wird wie die erste.
Menschen,egal wo ihr seid auf der Welt, kehrt zurück zu dem wahren Sinn des Weihnachtsfestes und lebt in Frieden miteinander."
Als Nils diese Worte gesprochen hatte, verschwand das Licht so schnell wie es gekommen war.
Aber sie hatten es geschafft, sie hatten die Botschaft an alle Menschen gesandt.
Daraufhin kam die zweite Sintflut und raffte alle weg.
"Schade", meinte Gott im Himmel, "sind die Menschen am Ende doch noch auf den Trichter gekommen. Aber was soll's. Angeordert ist angeordert, und so wie ich das einschätzen kann, war die Arbeit jetzt gründlicher als beim ersten Mal."
Was Nils und seine Freunde nicht wissen konnten: Gott hatte bereits vor 1924 Jahren eine überarbeitete, gründlichere Sintflut beim himmlischen Gericht angeordnet, die die Welt endgültig von ihrer größten Geißel, der misslungenen Schöpfung 'Mensch', befreien sollte. Es hatte nur sehr lang gedauert, bis seine Order durch alle himmlischen Instanzen durch, abgestempelt, unterschrieben und in zweifacher beglaubigter Kopie archiviert war.
Nils schlug die Augen auf und starrte einen Moment lang verwirrt an die Zimmerdecke, wo sein Planetenmodell hing und in einem leichten Luftzug erzitterte.
„Wow, was für ein Traum!“ dachte er und stand auf, um sich zu waschen und anzuziehen.
Seine Mutter Ingrid hatte schon den Frühstückstisch gedeckt und schüttete ihm gerade heißen Kakao in seine Tasse. Er setzte sich schweigend an den Tisch und nippte vorsichtig am Kakao.
„Was ist los mit dir?“ Ingrid sah ihn prüfend an. „So still kenn ich dich gar nicht. Du wirst doch hoffentlich nicht krank?“ Sie fühlte prüfend seine Stirn und seinen Nacken, doch die Körpertemperatur war normal, so dass sie ihre Hand wieder sinken ließ.
„Es ist nichts, Mama, nur ...“, er nahm eine Scheibe Brot und begann, ein Loch in deren Mitte zu pulen. „Ich hatte einen irren Traum.“
Er wollte gerade damit beginnen, seiner Mutter alles zu erzählen, als er ein leises Knarzen unter den Bodendielen vernahm. Einen kurzen Augenblick lang fragte Nils sich, ob nicht vielleicht doch unter ihren Füßen ein kleiner stinkender Mistkäfer namens Adalbert mit seinen Freundinnen Jule und Heidi wohnte. Er rollte das herausgepulte Brotstück zu einer Kugel zusammen und schnippte sie zu einem Astloch im Fußboden. „Lasst es euch schmecken“, murmelte er, lächelte beseelt vom Geist der Weihnacht und erzählte seiner Mutter seinen Traum ...
Tag der Veröffentlichung: 24.12.2009
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