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„Sergant Technologies Inc.
Vielen Dank, dass Sie sich für unser Produkt interessieren! Wir hoffen Sie von unseren Nanochips überzeugen zu können. Neuste Technologien und ständige Forschung in eigenen Testzentren und Laboratorien garantieren absolute Qualität für Ihr Unternehmen! Die Sicherheit Ihrer Mitarbeiter steht auf Platz Eins unserer Prioritäten. Jahrzehnte lange Forschungen und Tests garantieren Ihnen volle Sicherheit! Entscheiden Sie sich für unser Produkt und genießen Sie sämtliche Vorteile unseres Sergant Watch Programms! Das Sergant Watch Programm garantiert Ihnen volle Kontrolle über alle Mitarbeiter in Ihrem Unternehmen. Implantierte Nanochips auf dem Handrücken lösen all Ihre Probleme!
Zugangskontrollen, Ortungen, Zeiterfassung, Krankmeldungen via PC Interface, Mitarbeiterkonten für die Betriebskantine etc. All dies und vieles mehr bieten wir Ihnen mit Sergant Watch.“

Nicolas blätterte den Infoflyer, den er gerade neben den Vertragsunterlagen bekommen hatte, durch. Er kam gerade von einem Vorstellungsgespräch bei Namtra. Einem mittelständischen Unternehmen, welches Zeitschriften und Bücher für große Verlage herstellte. Er hatte sich als Fahrer im großen Fuhrpark des Unternehmens beworben und Namtra hatte seit zwei Jahren das Sergant Watch Programm eingeführt. Er war sich nicht sicher ob er so einen Job annehmen sollte. Bei Vertragsabschluss würden sie ihm einen Chip in die Hand implantieren. Das war ihm nicht geheuer. Vielleicht sollte er erst einmal eine Nacht darüber schlafen. Auf dem Weg nach Hause leuchteten Ihm Reklametafeln von Sergant Technologies entgegen. Sein Haus war auf dem Land. Mitten in einem kleinen Wäldchen. Als er vor seiner Tür stand, holte er einen Schlüssel aus seiner ledernen, abgegriffenen Tasche. Die Tasche hatte Ihm sein Großvater geschenkt. Was bin ich doch altmodisch, dachte er sich. Aber er mochte diese antiken Dinge und schloss auf. Am Abend setzte er sich auf sein Sofa und schaute noch einmal die Unterlagen durch. Der Vertrag mit Namtra war sehr gut. Die Bezahlung als Fahrer war dort besser als bei allen anderen Firmen in der Umgebung. Und er hatte keine Möglichkeit einen anderen Job anzunehmen. Das hatte er gelernt und er war inzwischen in einem Alter, wo es schwer war einen Job zu bekommen. Klar, das Gesetz schrieb den Firmen inzwischen vor, einen gewissen Prozentsatz an über 50 Jährigen zu Beschäftigen, aber die Meisten dieser Stellen waren nicht anstrebenswert. Und so war er besonders froh gewesen als Namtra die Stelle als Fahrer ausgeschrieben hatte. Leider war es nur so das Sie ihm dieses verdammte Ding implantieren wollten. Ohne das Implantat keinen Vertrag. Er begann sich durch die Klauseln zu lesen. … werden Ihnen alle Tore der Firma geöffnet. Durch den Watch Chip können sie Ihr Fahrzeug starten, der Fahrtenschreiber erkennt Sie automatisch als Fahrer. … Oha, dachte er sich, das ist ja mal ein Vorteil. Früher, als er noch die alten LKWs fuhr, mit den Tachoscheiben die man einlegen musste. Dann kam dieser digitale Krams und dann der mit dem Chip. Aber das hörte sich gar nicht so schlecht an. Es scheint ja doch eine Erleichterung zu sein, dachte er sich. … Ihr Chip dient weiterhin als Zugangsmöglichkeit für alle Türen und Tore. Watch erkennt automatisch Ihre Arbeitszeiten und gibt diese an die Buchhaltung weiter…

Ah, früher ist es oft passiert, dass die Arbeitszeiten falsch ausgerechnet wurden. Das scheint ja auch eine Verbesserung zu sein, überlegte Nicolas. Stand da nicht auch irgendetwas von Ortung? Er suchte, aber er konnte die Passage nicht mehr finden. Kontrollieren wollte er sich eigentlich nicht lassen, immerhin war er ein frei geborener Mensch. Es war schon spät und es wurde langsam Zeit ins Bett zu gehen. Nachts träumte er von Computerchips, die unter seiner Haut brannten und Alarmsignale, die laut aufschrieen, als er durch Tore schritt. Schweißgebadet schreckte er mehrere male in der Nacht hoch. Am nächsten Tag würde er den Job absagen. Wenn es ihm schon so Probleme bereitete, noch bevor er die Arbeit angetreten war, sollte es nicht das Richtige sein.

Ein Monat später im Firmeneigenen OP Saal von Sergant Technologies…
„Und wieder einer, den wir in die Sklaverei schicken….“ Der junge Arzt beäugte den älteren Patienten, der friedlich unter Narkose auf dem OP Tisch schlief. „Traurig um die Unterschicht, Herr Dr. Drogus!“ Eine Schwester kontrollierte die Werte des Patienten. „Die werden so lange beredet und bearbeitet, bis sie glauben sich durch das Implantat eine Lebenserleichterung zu schaffen. Aber dass die Firmen mit ihren Knebelverträgen nur ein Vorwand für die totalitäre Kontrolle der Regierung ist, werden die nie erfahren. Ich meine, diese Schicht ist die Einzige, die noch nicht zu 100% implantiert worden ist. Und die mussten sich schon ganz schön etwas überlegen, um auch an diese Leute zu bekommen.“ Der junge Arzt hielt seine Hand über eine Scanfläche und eine Computerstimme flötete: „Guten morgen Herr Dr. Drogus. Dies ist Ihre 2465. Implantation. Das Licht wird auf Ihre Bedürfnisse eingestellt. Ihre Schichtzeit dauert schon 22 Stunden. Bitte wenden Sie sich umgehend nach dem Eingriff beim Untersuchungsdienst. Ihre Körperwerte entsprechen nicht dem Standard.“ Der Arzt seufzte und machte sich an die Arbeit. Dabei wurde er vom System kontrolliert. Sie wussten zu jeder Zeit wo er war, was er machte, wie seine Körperfunktionen waren. Man konnte ihm Zugriff gewähren oder ihn ihm verwehren. Er konnte mit seiner Hand bezahlen und sich ausweisen. Und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie auch seine Gedanken lesen konnten…

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.07.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine ehemaligen Kollegen

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