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Copyright der Texte by Mirjam Nützler, sie sind meine Ideen und Fortsetzungen bzw. Verwendungen der von mir erschaffenen Figuren sind ebenso nicht erlaubt wie das Ausgeben meiner Texte als seine eigenen!


Mondschatten und Königskind



Sein Fell war blau. Natürlich nicht richtig blau. Es gibt keine blauen Pferde. Es war schwarz, doch im Mondlicht schimmerte es bläulich. Er sah mich an, mit seinen klaren klugen Augen.
So tief.
Er wusste, wie ich mich fühlte. Ich sah es in seinen Augen. Er wusste, warum ich hier war. Dass ich hier war, um das alles zu beenden. Dass ich mit dem Leben abgeschlossen hatte.
Doch sein Blick ließ mich zögern, einen Schritt vor dem Abgrund. Ich konnte es nicht tun.
Dieser Blick hielt mich gefangen, ließ mich nicht los. Wo kam dieser Hengst her? Hier, direkt vor dem Abgrund. War er ein Geist, ein Hirngespinst der wenigen Gedanken, die mich noch zögern ließen?
Doch er war kein Trugbild. War zu echt. Ich streckte meine Hand aus und berührte seine samtig-weichen Nüstern. Er wich nicht zurück, obwohl meine Hand zitterte und in meinem Innern alles schrie, schrie vor Verzweiflung und von dem Wunsch, dies alles zu beenden. Doch ich konnte es nicht tun. Seinetwegen. Diese schwarze Schönheit hielt mich auf. Zog mich an. Meine zitternden Finger strichen über seinen Kopf, sein Fell. Und er sah mich an. Sah mich unverwandt an.
Und ich hielt seinem Blick stand. So lange Zeit war mir dies nicht gelungen, hatte mich immer vor allen Blicken versteckt. Sie waren voller Enttäuschung, Hass und Vorurteilen gewesen.
Doch sein Blick war voll Liebe, Verständnis, Geduld. Er hasste, verurteilte mich nicht. Er nahm mich so, wie ich war. Wollte mein Vertrauen.
Mir liefen die Tränen übers Gesicht. Er stupste mich an, ganz sanft. Er wollte mich nicht ärgern, wegstoßen, nein, er gab mir Trost. Den Trost und die Zuneigung, die ich jahrelang vermisst hatte, die ich mir gewünscht hatte. Weinend lehnte ich meinen Kopf an seinen Hals, der mir Wärme und Nähe vermittelte.
Ich war nicht allein. Ich hatte einen Freund. Jemanden, der mich mochte, dem ich vertrauen konnte.
Und in meinem Kopf erklang eine Stimme: „Mein liebes Kind, du bist nicht allein und warst es niemals. Ich war bei dir, alle Zeit, und werde es auch immer sein. Du musst nur zu mir kommen, in meine liebenden Arme. Verurteile dich nicht selbst, denn ich habe dich so gemacht, wie du bist, und liebe dich so. Komm zu meinem Kreuz und lege deine Sorgen und Probleme nieder. Sei mein Königskind!“
Und ich wusste, diese Stimme war keine Einbildung, sie war die Stimme Gottes, dessen, den ich mein ganzes Leben lang gesucht hatte, der mir bedingungslose Liebe schenkte und mich annahm. Er hatte dieses Wesen zu mir geschickt, um mich aufzuhalten, sich zu offenbaren.
Ohne Zögern schwang ich mich auf den Rücken des schwarzen Hengstes und er trug mich sanft durch weites Land. Ich sah mein Leben vor mir, wie einen Film. All die Trauer, die Enttäuschungen. Ich legte sie unter das Kreuz, dem Ziel meiner Reise. Und sie belasteten mich nicht mehr. Ich fühlte mich endlich frei, nach all den Jahren, gefangen in meiner Verzweiflung.
Frei!



Entsetzlich oder Ehrfurcht gebietend?



Die Wahrheit



„Ich hasse Pferde, ich hasse alle diese Dinge!“, schrie ich. „Ich will nicht hier sein, in dieser verlassenen Gegend. Ich will nach Hause nach Berlin, mich mit meinen Freunden treffen, shoppen gehen…“ „Luciana“, sagte mein Vater ärgerlich, „reiß dich zusammen! Wir haben uns einen schönen Familienurlaub gewünscht und es wird großartig werden.“ Er sprach mich mit meinem vollen Namen an, wie immer, wenn er der Meinung war, mich korrigieren zu müssen. Ich hasste es, wenn er mit mir sprach, als wäre ich ein kleines Kind. „Ich habe nie darum gebeten, hierher zu kommen. Ihr habt mich dazu gezwungen. Es wird eine schreckliche Zeit werden!“, sprach ich aufgebracht zu meiner ganzen Familie. „Hey Lu, komm runter, ich bin doch auch noch hier! Wir werden so viel Spaß zusammen haben. Schau dich doch bloß einmal um! Der Hof sieht doch absolut klasse aus!“, sagte mein Zwillingsbruder Leon. Ich blickte mich um. Er hatte recht. Das Gestüt war wunderschön. Aber ich wünschte mich trotzdem weit weg, denn ich hatte Angst vor Pferden, doch hätte ich nie die Wahrheit zugegeben. Stattdessen fuhr ich an „Halt die Klappe, Leo, und lass mich in Ruhe!“ `Armer Leo´, dachte ich, `wenn du doch nur den Grund für meine Reaktion kennen würdest. Aber nicht einmal dir kann ich die Wahrheit anvertrauen. Niemand wird jemals herausfinden, wie sehr ich mich vor Pferden fürchte, denn ich werde mich die ganze Zeit gelassen, aber gleichzeitig abweisend verhalten. ´ „Lasst uns etwas Essbares suchen“, versuchte meine Mutter das Thema zu wechseln. So gingen wir alle zum Haupthaus.

Lightning



Nach dem Abendessen ging ich allein nach draußen und konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich rannte weg vom Haupthaus, ohne darauf zu achten, wohin ich lief. Einfach weg. Ich hielt nicht an, ehe ich vor einem Großen Zaun stand, der eine große Weide eingrenzte. Dort waren sie, die entsetzlichen Monster. Mein erster Wunsch war es, weg zu rennen, doch etwas hielt mich zurück. In der Mitte der Weide befand sich etwas Helles. Als es seinen Kopf hob, sah ich, dass auch dies ein Pferd war. Ein Schauer überlief mich. `Solch intelligente Augen´, dachte ich verwirrt. Nun kam das Pferd, es war mehr als weiß, näher zu mir. Es war, als hätte ich Wurzeln geschlagen. Als es direkt vor dem Zaun stand, schnaubte es mir ins Gesicht. Alle meine Ängste waren wie weggeblasen, es blieb nur noch Vertrauen zu dieser perfekten Kreatur. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und strich über seine Nase. Sie war samtweich. Der Hengst, denn es war einer, berührte mein Gesicht behutsam mit seinem Maul. Ich musste lachen, als er mich anstupste. „Du hast ja bereits einen neuen Freund gefunden“, erklang Leos Stimme hinter mir. „Dann ist ja jetzt alles gut und unser Urlaub gerettet. Falls du es noch nicht weißt, sein Name ist Lightning (=Blitz).“ Bevor ich ihn fragen konnte, woher er denn das wüsste, kam er mir zuvor „Die Besitzerin hat es uns erzählt. Er heißt Lightning, weil er so hell und schnell ist.“ Ich lächelte. Lightning war wundervoll, Ehrfucht gebietend und zugleich total lieb. `Mit ihm wird es eine wunderschöne Zeit werden´, dachte ich, `und ich werde mich bei Leo entschuldigen. ´



Ich liebe dich



Ich liebe dich, doch wer bist du?
Es heißt doch: Liebe ist ein Traum der wahr wird, doch meine Träume werden niemals wahr.
Wie oft schon war ich verliebt, doch wann war ich glücklich dabei? Meine Träume, die schönen, waren immer nur Schäume. Nur die Alpträume werden und sind schon wahr.
Immer sind sie schon vergeben, wohnen sonst wo, sind zu alt. Und ich, das kleine schüchterne Mädchen, traue mich doch sowieso nicht, jemanden anzusprechen.

Es mag ja Leute geben, die Glück haben mit der Liebe, für die sie ein schöner wahrgewordener Traum ist, doch für mich und so viele andere scheint das nicht zuzutreffen.
Ich wünsche mir einen Menschen, den ich liebe, der auch mich liebt, aber er soll auch ein Partner für´s Leben sein.
Viel zu viele, die immer reden von der Liebe, haben sie doch nie kennengelernt, wissen noch nicht einmal annähernd, was dieses Wort überhaupt bedeutet. Sie wollen ihren Spaß, das sagen sie, und wenn es ihnen zu langweilig wird, wechseln sie.
Das ist nicht meine Vorstellung von Liebe, das will ich nicht. Ich suche die eine große Liebe, für das gesamte Leben. Doch ob ich sie finde, weiß ich nicht. Ich hoffe nur, dass ich einmal herausfinde, wer du bist.
Du, zu dem ich sagen kann: Ich liebe dich.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 04.05.2011

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