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Ungewolltes Gespräch auf der Parkbank



Herr Häberle sitzt auf einer der vielen Bänke in dem schönen Park nahe seines Hauses. Er möchte einfach nur in Ruhe seine Zeitung lesen. Da kommt auch schon sein geschwätziger Nachbar.
"Hallo Herr Häberle. Was machen Sie denn Schönes?"
"Ach! Grüß Gottle Herr Maibaum. I hab Sie ja gar net g´sehn. I versuch mai Zeidung zu lesa, wenn´s gestaddet isch."
"Klar, lesen Sie nur. Lassen Sie sich von mir nicht stören." – Pause – "Lesen Sie denn die heutige Zeitung?"
"Noi, die von 1918. Do wird verkündet, dass der erschde Weltkrieg vorbei isch."
"Ha ha, sehr witzig!" – Pause – "Das da drüben im Sandkasten ist mein Enkel. Winken Sie ihm doch mal zu, er guckt gerade her."
"I ko net winga. I han mir geschdern vor Langeweile dr rechte Arm abg´nagt, weil nix in der Klotze komma isch. I wink ihm zua, wenn er mol mai Rente zahlt."
"Wir sind doch schon in Rente, Herr Häberle. Das wird dem Kleinen zeitlich nicht mehr reichen. Oh! Schauen Sie mal. Das Flugzeug da oben scheint Probleme zu haben. Es taumelt so seltsam."
"Solang´s mir net uff mein Deggel fliegt, isch mir des einerlei.“
"Sie sind ein grober griesgrämiger Klotz, Herr Häberle."
"Habe Sie dohoim nix zum do, Herr Maibäumle?"
"Für Sie immer noch Herr Maibaum –baaaaum."
"Für mi send Sie a Bäumle. Ond an Pandoffelheld. Ond an Sitzpinkler."
"Im Sitzen zu pinkeln ist viel hygienischer. Und wenn Sie schon das Verhältnis zwischen mir und meiner lieben Frau Rosa ansprechen; wir sind glücklich."
"Jo. I hör´s emmer, wenn wiedr ´d Fetza flieget. Von wega liab, des isch doch an Hausdracha."
"Gut. Rosa ist nicht immer einfach."
"Herr Maizweigle, Ihr Handy bimmelt im Hosadäschle."
"Jaaa, hier Maibaum. Ach, Rosa-Schnuckel, du bist es. Ja, bin am Sandkasten mit dem Kleinen. Nein, ich rede nicht mit Fremden. Ja, das blaue Hemd hab ich an. Nachher noch einkaufen, gut. Das mach´ ich. Ja, Rosa. Ist gut, Liebes. Nein, ich komm´ nicht zu spät heim. Tschüss mein Rehkitz."
"Des sind abr dicke Rehkitze, die do em Wald rumtobet."
"Ach, Herr Häberle! Gerade habe ich meine Art mit Rosa zu reden mitbekommen. Es stimmt wohl was Sie sagen. Ich will es ihr immer recht machen, damit sie nicht sauer wird."
"Jo, i wois, weil wenn des Röschen sauer wird, wächst koi Gras meh. Do moint mr dann, dr zwoite Weltkriag dät beginna."
"Was soll ich bloß machen, Herr Häberle? Ich bin ihr weder körperlich noch innerlich gewachsen. Außerdem liebe ich mein Täubchen doch."
"Jo. Abr die Viecher werret emmer größer während dr Ehe. Wartet Se net, bis Se beim Kamel ogelangt send. Sie misset mit ihrem Kälbchen reda. Des bringt sonscht elles nix. Ganget Se doch in a Paartherapie. Do war i au mit meiner Frau domols. Heit simmer glücklich g´schieda."
"Kommen Sie, Herr Häberle. Wir gehen jetzt erst mal einen heben. Und wenn ich zu spät nach Hause komme, kann sie eh nix machen."
"Moment, Herr Maibäumle, Ihr Handy bimmelt scho wieder."
"Maibaum hier. Ja, Rosa-Liebes, ich pass auf den Kleinen auf. Ja....nein...nö....doch....ja...genau... . Du Rosa, pass mal kurz auf was ich sage! Ich werde mir jetzt mit unserem Herrn Nachbar einen hinter die Binde kippen! Den Kurzen bringe ich schnell zu dir! Wohin ich gehe, werde ich nicht sagen! Wann ich komme, auch nicht! Vertraue mir jetzt einfach! Ich muss Schluss machen, bin gleich bei dir mit dem Spross!"
"Wow! Des war jetzt abr a reife Leischdung. Mein lieber Herr Kokoschinski. Hut ab!!!"
"Ich hoffe, ich bin nicht zu weit gegangen, Herr Häberle."
Um acht Uhr abends kommt Herr Maibaum zu Hause bei seiner Rosa an.
"Hallo, Liebes. Hier bin ich."
"Grüß dich, Herbert. Ich bin ja so froh, dass du hier bist. Und betrunken bist du auch nicht. Ich habe mir Sorgen gemacht. So ein Verhalten kannte ich von dir gar nicht. Aber nun weiß ich, du kannst auf dich aufpassen. Ich habe dich wohl immer zu sehr behüten wollen. Unbewusst habe ich dich wohl bevormundet. Es tut mir so leid, mein Engel. Bitte verzeih mir. Lass uns neu anfangen."
"Oh, Rosa. Das wollte ich dir schon lange sagen. Wollte aber nicht, dass du böse wirst. Ich mag es nicht, wenn wir streiten."
In dem Moment klopft es an der Terrassentüre.
"Na? Isch wieder elles im Lot? I dät mit Ihrer Frau Rosa au gern mol an Kaffee süffla. Darf i mi eilada, Herr Maibaum?"
"Setzen Sie sich, Herr Häberle. Ich bin übrigens der Herbert und das ist Rosa."
Alle drei saßen zufrieden am Esstisch und tranken Kaffee, während sie sich unterhielten.

Ende

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Tag der Veröffentlichung: 18.10.2009

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