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Vampire
Biss zum Wahnsinn


Kapitel 1


Die Insel der Wahrheit hatte die stürmischen Tage endlich überwunden und schlummerte gelassen in der Morgensonne, als das Unheil gerade im Hafen von Gisparo anlegte. Das Unheil, das durch eine zu kurz geratene Familie namens „von Qualm“ verkörpert wurde, kannte keine Gnade. Gleich nachdem sie angekommen waren, machten sie sich auf den Weg zum Rathaus, um sich ein Haus und einen Hobbyraum zu erwerben. Für die Familie von Qualm war es sehr wichtig, dass sich der Hobbyraum außerhalb ihres eigenen Hauses befand. Die Begeisterung des Bürgermeisters über die Freundlichkeit der Familie Qualm war so groß, dass er ihnen das zweitbeste Haus am Marktplatz gab. Das Haus befand sich direkt neben dem Haus des Bürgermeisters. Sieben lange Jahre gingen ins Land, bis das Unheil seinen Höhepunkt erreichte. In der Zeit kamen und gingen die Häuser und ihre Besitzer, die es neben den Qualm`s nicht mehr aushielten. Nur drei Häuser trotzen der Anwesenheit der Qualm`s. Das Erste war das Haus des Bürgemeisters, das Zweite gehörte einer zurückgezogen Familie die nur selten vor die Tür ging und das Dritte war das Freudenhaus, dass schon von Anbeginn der Zeit da stand, oder sogar noch früher.

Das Freudenhaus das als Pondon zur Weinstube galt, trug seine Freude auch des Öfteren außerhalb seines Eigentums herum. Dazu genügte auch manchmal nur ein einfacher Strich, wo die Freude entlang gehen konnte. Mehr Freude als in diesem Haus, gab es sonst nirgends auf der Insel der Wahrheit.

Im angrenzenden Haus, wo die nette zurückgezogene Familie wohnte, hätte es bestimmt auch viel Freude geben können, wenn dort nicht die Qualm`s ihrem Hobby nachgegangen wäre.
Denn dort unten im tiefen Keller befand sich die schlimmste Räucherei von der Insel der Wahrheit. Betrieben wurde die Räucherei von nur einem Mann namens Mikele von Qualm. Nur unter Verwendung von selbstgepresster Affenkacke, die er in seine Pfeife stopfte, qualmte Mikele die Bude voll. Die arme Familie konnte niemals ihre Fenster zum Lüften öffnen, da aus ihrer Wohnung sonst selbst eine Räucherei geworden wäre. Aus dieser Tatsache verbarrikadierten sie sich in ihrer Wohnung und kamen nur selten ans Tageslicht. Dies hatte zu Folge, dass sie alle ziemlich bleich geworden waren und von naiven Mitbürgern nicht all zu oft für Vampire gehalten wurden. Vampire, so etwas gibt es doch gar nicht, oder doch? Auf der Insel der Wahrheit konnte man es leider nicht mit Bestimmtheit sagen, aber ab und zu verschwanden Leute auf unerklärliche Weise, die man Wochen später völlig ausgelutscht im Wald wiederfand. Aus diesem Grund war eine Vielzahl von Bürger überzeugt, dass es Vampire einfach geben muss. Die Vernünftigen der Insel aber waren schlau genug die irren Vampirjäger in eine Klinik einzusperren, wo sie Tag und Nacht betreut wurden.
Doch nun zurück zu der armen Familie, die es eines Tages gewagt hatte sich zu wehren. Da sie doch irgendwann einmal das Tageslicht und die frische Luft genießen wollten, entschieden sie sich die Luftschächte mit Fensterscheiben zu verschließen. Der Ärger ließ nicht lange auf sich warten, als eines Tages der Bürgermeister des Dorfes vor ihrer Tür stand und sich beschwerte.
Er sprach: „Mir ist berichtet worden, dass sie die Luftschächte auf ihrer Terrasse verschlossen haben, damit sie auch einmal im Jahr Lüften können. Dies ist aber nicht korrekt, da jetzt Herr Qualm nicht mehr Lüften kann und sein Sohn ständig Asthmaanfälle hat. Sie wissen ja, der Hobbykeller ist sein Eigentum. Also reden sie mit ihm und finden sie eine schnelle Lösung, bevor die Situation noch eskaliert.“
„Etwa eine Endlösung? Soll ich etwa meine geliebte Heimat verlassen?“, dachte Vater Rost.
„Wir haben auch das Recht auf frische Luft“, sagte Mutter Rost geborene Braten, die sichtlich erregt war.
„Seit sieben langen Jahren konnten wir nie Lüften und als wir jetzt uns gewährt haben, bekommen wir noch einen Anschiss von ihnen. Das Einzige was wir wollen ist frische Luft für unsere Wohnung“, fuhr sie fort.
„Bitte redet miteinander, bevor ihr auch in die Klinik eingeliefert werdet“, ermahnte der Bürgermeister, Vater Rost und Mutter Braten.
Dann drehte sich der Bürgermeister um und machte sich aus dem Staub.
Trotz mangelnder Lust machte sich Vater Rost auf den beschwerlichen Weg zur Räucherei, wo Mikele von Qualm sich gerade eine neue Pfeife ansteckte. Mikele nahm einen großen und tiefen Zug, den er genüsslich an Decke steigen ließ, als Vater Rost an der Türe klopfte. Es war kaum zu glauben, dass der Tod so gut schmecken konnte.
Vater Rost fragte: „Hallo, können wir kurz reden?“
„Natürlich“, sagte Mikele und kam langsam auf Vater Rost zu.
Vater Rost sprach: „Hör zu Mikele, deine Qualmerei stinkt so zum Himmel, dass wir seit sieben Jahre nicht mehr Lüften können. Auch wir haben das Recht auf frische Luft.“
„Eeh, dies ist meine Hobbyraum und ike könne da macke was ike wolle dort. Isse meine Eigetum, du verstehe“, motze großkotzig Mikele herum.
„Verstehen sie nicht, dass wir auch lüften müssen?“ fragte Vater Rost.
„Doch verstehe schon, aber isse meine Eigetum und ich mache nun gerne mal Qualm. Wenn keine Lösung, dann wir gehen vor Gericht, du verstehe?“ drohte Mikele.
„Zyankali wäre auch ne Lösung“, dachte Vater Rost mit hochrotem Kopf.
Gerade als Vater Rost seine Gedanken Mikele mitteilen wollte, hatte er eine Idee.
Er sagte: „Am besten wir machen ein paar Uhrzeiten aus, wo wir lüften können und sie nicht rauchen.“
„Ah, gute Idee, könne fast von mir sein“, sagte Mikele.
„Nun gut, ich schlage vor, dass wir jeden Morgen und Abend von sieben bis neun lüften und sie nicht rauchen. Den Rest des Tages können sie Qualm machen.“
„Haste du Glück, kannst vier Stunden lüften und ich viel weniger“, laberte Mikele.
Um das Gerede nicht unnötig in die Länge zu ziehen sprach Vater Rost: „In Ordnung wir machen es jetzt so.“
Da kam Mutter Braten zu Vater Rost und sagte zu Mikele von Qualm: „Das sie ihre Räucherei direkt unter unserer Wohnung haben, ist doch pure Absicht. Ihre eigene Familie muss nicht unter ihrem Gestank leiden so wie wir.“
„Moment, was du unterstelle mir? Wenn nicht aufpasse, wir gehen Gericht“, schrie Mikele und fuchtelte aufgeregt mit seinen Händen hin und her.
„Etwa zum Jüngsten oder doch zum Letzten?“ warf Vater Rost spontan ein.
„Das werde konzeqense gebe“ tobte Mikele und lief rasch zum Bürgermeister, um sich abermals zu beschweren.
Am nächsten Tag kam auch schon der Bürgermeister mit dem Einlieferungsbescheid für die Familie Rost und Braten. Rasch packten sie ein paar Habseeligkeiten ein und stiegen in die Kutsche des Wahnsinns ein. Nun ging alles ganz schnell und im Handumdrehen war Familie Rost und Braten in der Klinik. Dort wurden sie mit Tabletten und Ketten ruhig gestellt.


Kapitel 2


Nicht nur Familie Rost und Braten hatte ein schweres Schicksal zu ertragen, auch Familie Gurkens standen schwere Zeiten bevor. Wie es dazu kam, sieht man in den nächsten Zeilen.
Herbert Gurkens badete gerade in seinen nicht ganz so glücklichen Erinnerungen. Dazu benutzte er die alte Blechbadewanne seines Großonkels, indem er krampfhaft versuchte seine Erlebnisse auf Toilettenpapier zu verewigen. Er hatte schon einige Rollen für seine Memoaren verwendet und sie dann aus Unzufriedenheit zu sich in die Wanne geworfen. Als er dann noch warmes Wasser, Milch und Honig einfließen ließ, sah er nach einigen Minuten so aus wie ein überdimensionales Pappmaschee-kaninchen, das man reinzufällig in der Bahnhofstoilette vergessen hatte, wo jeder Arsch der Welt sich verewigen musste.
Herbert das Pappmascheekaninchen trieb nun sein Unwesen als ruhelose Mumie. Die Menschen vermuteten, das es sich bei der Kaninchenmumie um dem verlorengegangenen Pharao Papp Masch Ee handelte, der in der 17. Dynastie für einen ganzen Nachmittag regierte, bevor er von Cleopatra mit einer Luftschlange getötet wurde.
Herbert war als Kaninchen ständig auf der Flucht vor den Mumien- und Vampirjägern, die ihm nach dem Leben trachteten. Irgendwann erwischten sie Herbert doch, als der gerade sein nötigstes Geschäft verrichtete. Sie schnappten ihn und Banden ihn an vier Seilen Fest, die sie dann auseinander zogen, bis Herbert ein X darstellte. Dann vollendeten sie ihre abscheuliche Tat indem sie ihn in fünf Teile zerschnitten. Danach ließen ihn einfach liegen und suchten das Weite.
Als die Nachtwächter Herbert zu seinem Enkel Norbert und seiner Frau Bärbel brachten sagte einer der Nachtwächter: „Guten Tag Frau Bärbel wir haben ihren Mann gefunden. Ich weiß nicht genau wie ich es ihnen sagen soll, aber Herbert das Pappmascheekaninchen ist nicht mehr so gut beisammen wie früher.“
„Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Und wo ist der alte Suffkopf jetzt“, rief Bärbel, die davon ausging, dass Herbert wieder einmal einen über den Durst getrunken hatte.
„Wie soll ich es ihnen nur beibringen, ihr Mann ist seit neustem eine geteilte Persönlichkeit“, sprach der Nachtwächter.
„So ein Quatsch“, rief Bärbel, „mein Mann ist zwar ein Trottel, aber seine fünf Sinne hat er immer beisammen.“
„Seit heute gibt es die fünf Sinne nur noch geschnitten und nicht mehr am Stück“, entgegnete der Nachtwächter.
„Kostet das extra?“ fragte Bärbel, die immer noch nicht begriff, was der Nachtwächter ihr mit hängen und würgen sagen wollte.
„Nein meine Dame, die Lieferung kostet nichts. Es tut mir wirklich sehr Leid, aber ich sag es ihnen am besten durch die Blume. Ihr Mann Herbert hatte ein genau so einschneidendes Erlebnis wie diese gelbe Rose, die ich hier in meinen Händen halte“, sagte der Nachtwächter.
„Dann bringt ihn doch endlich hoch, damit ich ihm die Leviten lesen kann. Keine Angst, ich werde ihn heute nicht krankenhausreif schlagen, da ich in meinem linken Schnitzelklopfarm sehr starke Schmerzen habe“, sagte Bärbel.
„Entschuldigung meine Dame, aber ihr Mann ist tot. Er hat sich so zusagen von ihnen getrennt. Und das gleich fünfmal, meine verehrte Frau Bärbel“, sagte der Nachtwächter, der langsam aber sicher seine Geduld verlor.
„Bringen sie ihn sofort zu mir, damit ich ihn noch mal sehen kann“, sprach Bärbel mit Tränen in den Augen.
Der Nachtwächter lief die Treppen hinunter und kam ein wenig später mit fünf schwarzen Tüten wieder zurück. Norbert und Bärbel packten Herbert aus und setzten ihn vorsichtig wieder zusammen.
Norbert sagte: „Herbert sieht doch ganz Gesund aus, wenn man davon absieht, dass er tot ist. Blass war er ja schon immer.“
„Ja, aber jetzt kann er nicht mehr mit mir sprechen“, beklagte sich Bärbel.
„Das schon, aber widersprechen kann er jetzt auch nicht mehr“, merkte Norbert an.
„Na ja, man muss immer das Positive im Leben sehen und dazu gehört auch seine Lebensversicherung, die 1.000 000 Kronen beträgt“, seufzte Bärbel.
Der Nachtwächter verabschiedete sich und sagte: „Für den Fall, dass sie dennoch ärztliche Hilfe benötigen, können sie sich in der Klinik Teufelsend ohne Anmeldung einen Termin verpassen lassen. Also Kopf hoch und noch einen schönen Abend.“
Dann lief der Nachtwächter rasch die Treppen hinunter, sprang in seine Kutsche und rauschte mit quietschenden Rädern davon. Bärbel und Norbert schnappten sich Herbert und brachten ihn zum nächsten Bestattungsinstitut, damit die ihn für die Beerdigung vorbereiten konnten. Zwei Tage später war auch schon die Beerdigung in der Kirche St. Petunien, wo der bekannteste Knabenchor der Kirche war. Die Messe wurde von Pater Bein abgehalten, der mit sehr viel Verständnis und Feingefühl Herbert huldigte.
Nach der Beerdigung fragte Pater Bein: „Na Bärbel, na Norbert, wie hat euch meine Predigt gefallen?“
„Die Predigt hat mir persönlich missfallen, da sie Herberts wahren Charakter nicht dargestellt haben“, sprach Bärbel mit Tränen in den Augen.
„Also meiner Meinung nach, war die Mitternachtsmesse stinklangweilig. Nicht einmal einen Toten außer Herbert gab es, obwohl in der Kirche unzählig viele todgeweihte Rentner herumsaßen und vor sich hin faulten“, meckerte Norbert.
Da Bärbel noch nicht bei der Testamentsverlesung war, hatte sie eher spärliche Mittel, um einen angemessenen Leichenschmaus zu organisieren. Darum gab es auch nur Walnüsse als Vorspeise und als Hauptgericht ein schwäbisches Studentenschnitzel. Als Nachtisch musste der alte Schnaps von Herbert herhalten.
Norbert brachte seiner Großmutter Bärbel eine Schüssel Walnüsse und versuchte sie damit zu trösten.
Bärbel nahm ein paar Walnüsse und meinte dann: „Ich liebe Walnüsse für mein Leben gern. Es tut mir aber dennoch in der Seele weh, wenn ich daran denken muss wie viele Wale für diesen Gaumenschmaus ihre Nüsse verlieren mussten. Außerdem verstehe ich gar nicht, warum sie so kleine Nüsse haben, wenn der Rest von ihnen so riesengroß ist.“
Dann entschied sich Bärbel dafür, den Hauptgang ausfallen zu lassen und gleich zum Nachtisch über zu gehen. Ungeschickt wie Bärbel nun einmal war versaute sie gleich mit dem Ersten Schluck ihr kurzes Minikleid. Typisch. Bärbel die eigentlich viel zu kurz für ihre üppigen Brüste war, trotzte ihrem Alter indem sie überkurze Miniröcke anzog, damit sie überhaupt irgendjemand wahrnahm. Dabei musste sie so manchen Spot über sich ergehen lassen.
Zum Beispiel lachten die Leute und meinten dann: „Wenn wir deine Schenkel ansehen, dann fühlen wir uns wie Nils Armstrong. Krater so weit das Auge reicht.“
Jedes Mal wenn jemand so einen miesen Spruch abließ, kam ihr Enkel Norbert ins Spiel, der die ungehobelten Gesellen das Fürchten lehrte. Die meisten waren danach spurlos verschwunden und wurden erst Wochen später nackt als Fahrradständer wieder gefunden. War er vielleicht ein Vampir? Um keinen unnötigen Fehler zu machen, lieferte der Bürgermeister auch die beiden in die Klinikuniversität ein. Dort sollten in Sicherheit, für sich und die Inselbewohner als Geleerte arbeiten. Schon am nächsten Morgen durften sie als Geleerte anfangen.


Kapitel 3


Dichtgedrängt standen die anstehenden Geleerten im Leergang und warteten auf ihre Leerer. Es war ein kalter und ungemütlicher Ort, der überall mit Fliesen, die schon Jahrzehnte ohne Pflege auskommen mussten ausgelegt war. Alle zwei Meter ragten umgedrehte Wasserhähne aus der Wand die bedrohlich krähten. Vermutlich wussten die armen Tiere schon was ihnen bald blühen wird. Nun kamen die Leerer in ihren dunklen Roben und befahlen den angehenden Geleerten sich zu auf die Wasserhähne zu setzen. Es war totenstill im Leergang, als zwei der Leerer den Druck vor den Geleerten erhöhten. Dazu benutzen sie ein alte Pumpe, die mit purer Muskelkraft angetrieben werden mussten.
Endlich ergriff ein Leerer der sich für wichtig hielt das Wort: „Sehr geehrte anstehende Geleerte, heute ist ein besonderer Tag für euch. Heute werdet ihr euer inneres nach aus außen kehren. Also reden wir nicht mehr um den heißen Brei herum, sondern lassen wir ihn raus.“
Als der Leerer seine kurze Ansprache beendet hatte, waren auch die zwei anderen Leerer mit dem Druckaufbau in der Leeranlage fertig. Mit der Hymne der vollkommenen Entleerung öffnete er das Ventil. Rasch verließen die Leerer den Leergang um die bevorstehende Holstunde vorzubereiten. Da die Leerer immer darauf bedacht waren ihre leeren Lehren weiterzugeben, waren sie ständig auf der Suche nach einem geeigneten Füller, der mit Ersatzpatronen die Geleerten versorgen kann. Eine weitere Aufgabe eines Füllers war es, dass Geleerte auch zu den dümmsten Bauern des Landes zu bringen, damit auch sie was von dem Leeren hatten. Oft kam es aber vor, dass sie mit dem gelieferten Mist nix anfangen konnten und es einfach in den Bach kippten. Sozusagen ging das ganze Geleere mehr oder weniger den Bach hinunter und landete auf unzähligen Wegen dort wo es einmal herkam. Nämlich als Rubenseintopf im Speisesaal der Universität. Dort wurden die Geleerten von den Füllern neu befüllt und zum Leergang geschickt. So war der Kreislauf des Lebens gegeben, wo jeder seine spezielle Aufgabe hatte.
Immer wieder fragten sich die Geleerten, ob es auch noch andere Dinge im Leben gab als sich Tag für Tag leeren zu lassen. Gab es vielleicht einen Ausweg aus dem Kreislauf des Lebens, wo jeder dann sein Geschäft verrichten konnte, wann es ihm gerade in den Kram passt? Viele Fragen und viele unlösbare Thesen flogen in den Köpfen der Geleerten herum, als sie dichtgedrängt im Leergang standen und mit einem Handbesen in sich kehrten. Das musste auch dringend sein, da die Wasserhähne nicht immer genug Druck aufbauen konnten um die festgeklebten Nüsse auch auszuspülen.
Als Norbert der frisch Geleerte mit dem Kehren fertig war, entdeckte er eine Zeitschrift, die vermutlich ein Leerer aus versehen verloren hatte. Neugierig blätterte er in der Zeitschrift und war ziemlich erstaunt, als er sah, dass es auch Toiletten für eine Person gab. Besonders hatte es ihm eine Biotoilette angetan die mitten im Wald stand und wohl einer gewissen Dixie gehörte. Auf der nächsten Seite gab es eine Abbildung von dieser Dixie, die nur leicht bekleidet war und ein weißes Handtuch in ihren Händen hielt. Der Geleerte ging davon aus, dass Miss Dixie ihr Handtuch zum beseitigen eingefahrenen Leeren benutze. Er schaute immer länger das wundervolle Foto an, bis er sich in Miss Dixie verliebt hatte. Nun gab es für ihn nur ein Gedanke und der hieß Dixie. Dixie die ihn mit ihrem schneeweißen Handtuch zuwinkte, damit sie gemeinsam ihre Leeren vom Leben ziehen konnten. Bärbel war leider unbrauchbar für das Leeren, da sie einfach zu wenig aß. Da entschied sich der Universitätsrektor dafür, dass Bärbel als Krankenschwester in der Klinik arbeiten sollte.
Bärbel war für den Keller zuständig, wo die schlimmsten Vampirjäger ihr Dasein fristeten. Dazu gehörten unter anderem Schach Matt, Roy Fläsch und Bingo Star. Zum bedauern von Bärbel, war auch die Familie Rost und Braten wegen Platzmangel dort gestrandet. Sie mochte die Familie und pflegte sie daher besonders gut. Bärbel gab sogar der Familie einen neuen Namen, der Rostbraten lautete. Glücklicherweise war Bärbels Herz so gut, dass sie eigentlich alle gut behandelte. Aus Überzeugung setzte sie bei ihren Patienten die Tabletten ab und befreite sie von ihren Ketten. Rasch schöpften die Patienten neue Lebenskraft und zum Bedauern des Klinikdirektors wurden sie zusätzlich immer normaler. Der Direktor befürchtete sogar, dass er sie unmittelbar entlassen musste. Dies war aber keines Weges der Plan von manchen Leuten, die ihr Leben in vollen Zügen genossen. Kurzer Hand entschied sich der Direktor, dass er die Rehabilitierten Störenfriede um die Ecke bringen musste. Er ließ alle antreten und brachte sie um die Ecke. Als alle um die Ecke gegangen waren, ergriffen Roy Fläsch, Bingo Star Schach Matt und Familie Rostbraten die Flucht.
Als der Direktor zur Klinik zurückkam, brach Bärbel in Tränen aus.
Der Direktor sprach: „Hör auf zu weinen Bärbel und schreib einen Brief an die nächsten Verwandten der Familie. Schreib bitte, dass sie um die Ecke gebracht wurden.“
Stinkt wütend lief Bärbel an dem Direktor vorbei, um die Verwandten zu informieren. Eilig sprang Bärbel auf ihren neuen Esel, der sie per Huckepack zur Familie Rost bringen sollte.


Kapitel 4


Die Familie Rost lebte etwas abgeschieden nahe dem Wald, wo sie zusammen mit einer anderen Familie eher schlecht als recht einen Bauernhof führten. Familie Rost und Familie Latte lebten seit neuestem ziemlich im Klinsch, das zu Folge hatte, dass sie sich nicht nur mit Worten, sondern auch in Handgreiflichkeiten austauschten. Irgendwann eskalierte die Situation und Familie Rost schritt abermals zur Tat. Eines Nachts griffen sie die Familie Latte an und nagelten sie an ihren Zaun, als Mahnmal für zukünftige Nachbarn. Ein paar Wochen später bekamen Familie Rost besuch von ihrer Tante Braten.
Herr Rost sagte: „Was treibt euch denn hier her? Wenn ihr von uns unsere Kartoffeln wollt, kommt ihr leider zu spät. Letzte Nacht hat uns jemand alles weggenommen. Ich hoffe, dass ihr es nicht wart.“
„Du hast wohl nicht mehr Latten am Zaun“, entgegnete Tante Braten aufgebracht.
„Mist, jetzt sind schon wieder ein paar von der Familie Latte abgehauen. Wahrscheinlich sind sie die Diebesbande, die unsere großen Kartoffeln geklaut haben“, sagte Herr Rost.
„Ich muss der dümmste Bauer sein, dass ich immer vergesse, den Zaun zu kontrollieren“, fuhr er fort.
„Na ja, das würde auf jeden Fall die riesigen Kartoffeln erklären“, meinte Tante Braten.
„Aber jetzt Kopf hoch, ich habe euch Erdbiera und Breschdlinge dabei“, sprach Tante Braten weiter.
„Vielen Dank, dich schickt uns der Himmel“, lobte Herr Rost seine Tante Braten.
„Wegen deinem Lattenzaun kann ich dir nur sagen, dass morgens die Latte meistens feucht ist und daher leicht zu überwinden ist. Darum sind auch die meisten Frauen von einer Morgenlatte nicht erfreut“, erklärte Tante Braten.
Wenn die Morgenlatte einmal zu hoch angesetzt wurde, kommt es häufig zu einer Art Korrosion. In der Umgangssprache spricht man auch vom Lattenrost, der schwere Hautirritationen hervorrufen kann. Wenn dies geschieht, sollte man schleunigst seine Hygieneeinstellung ändern, sich gründlich waschen und zum Arzt gehen.
Herr Rost und Tante Braten setzten sich an den Tisch und schälten gemeinsam die Erdbiera, die Tante Braten mitgebracht hatte. Auf einmal klopfte es an der Tür. Als Herr Rost die Tür öffnete, erblickte er zwei Gestalten in seinem Hof. Der eine schnappte krampfhaft nach Luft, doch die andere Gestalt war taufrisch und schüttelte ihre zerzausten Haare im Wind.
Die Gestalt sagte: „Hallo, ich heiße Bärbel und bringe euch schlechte Botschaft. Euere Familie Rostbraten wurde leider um die Ecke gebracht, als sie auf dem Weg der Besserung war. Der Direktor, der miese Peter hat diese abscheuliche Tat selbst vollbracht.
„Wir werden sie rächen und alle die, die damit zu tun hatten umbringen“, schwor Herr Rost.
„Da mach ich auch mit“, rief Tante Braten und sprang vom Stuhl auf.
Rasch zogen sie ihre Trachten an, um den Peinigern eine Tracht Prügel zu verpassen. Dies war eine Tradition, die schon von Anbeginn der Zeit Tradition hatte.
Die Geschichte der Tracht hat wie schon erwähnt eine lange Tradition, die man nur schwer erklären kann. Hier ist ein kläglicher Versuch dazu. Die Tracht, bildschön, sexy, fesch, albern oder doch etwa schwul, dass ist hier die Frage die zu klären ist. Ab wann spricht man eigentlich von einer Tracht? Reicht es etwa schon aus, wenn man von den Eltern eine tracht Prügel bekommt, oder muss man oder besser gesagt Frau trächtig sein. Eine ungewollt trächtige Frau beschert ihrem Liebhaber nicht all zu oft eine tracht Prügel, obwohl beide beim Liebe machen nackt waren. Wenn der Liebhaber sich entscheidet seine Angebetete nicht mehr lieb zu haben, trachtet der Vater nicht all zu oft nach dem Leben des Liebhabers. Was und wie alles geschieht, es ist auf jeden Fall zünftig und solle lange alle ihren Spaß dabei haben, wird sich in naher Zukunft nichts ändern.
Doch in unserem Fall zog man die Tracht für die Rache an. Die Tracht der Rache war tiefschwarz und hatte rotgoldene Köpfe, die an beiden Seiten angebracht waren. Gerüstet auf Vergeltung schritten Herr Rost und Tante Braten zur Tat, um jeden den sie trafen um die Ecke zu bringen.
Etwa zur selben Zeit irrten Familie Rostbraten, Roy Fläsch, Bingo Star und Schach Matt durch den Wald.
Plötzlich stand ein riesiger Werwolf vor ihnen, der sie drohend anfauchte. Roy Fläsch, Bingo Star und Schach Matt standen ruhig da und warteten ab was geschieht. Die Familie Rostbraten dagegen stand die Angst ins Gesicht geschrieben. Sie fürchteten, dass ihr Schicksal genauso wie ihr Namen enden würde. Und so kam es auch. Gerade als sie die Flucht ergreifen wollten, packte der Werwolf die ganze Familie und verspeiste sie allesamt mit einem Biss.
„Puuh, das war knapp“, sagte Schach Matt, „ich befürchtete schon, dass wir diese weiße Brut nie loswerden würden.“
„Das waren doch bestimmt Vampire, so blas wie die waren“, sprach Roy Fläsch.
„Gut gemacht Black Jack“ lobte Bingo Star den Werwolf.
Plötzlich verwandelte sich der Werwolf in einen Menschen und hervor kam der alte Black Jack, der noch fetter als früher war.
„Schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht es euch?“ murmelte Black Jack in seinen Bart.
„Ausgezeichnet“, antwortete Schach Matt.
„Ja, in meinen Adern fließt neuer Lebensmut“, fügte Roy Fläsch hinzu.
„Es ist nur Schade, dass wir Wampenrex nicht erwischt haben. Ich fürchte, er wurde schon früher um die Ecke gebracht“, sagte Bingo Star.
„Ich denke, er wird wieder versuchen ins Schloss zu kommen, um erneut sein Unwesen zu treiben“, meinte Black Jack dazu.
Oh nein, ich wandele mich demnächst wieder zu einem Werwolf. Bitte geht rasch, damit ihr nicht von mir gefressen werdet“, fuhr er weiter fort.
Schnell nahmen Roy Fläsch, Bingo Star und Schach Matt ihre Beine in die Hand und rollte durch den Wald. Die drei rollten so schnell, dass sie schon außer Reichweite von Black Jack waren, der sich in der Zwischenzeit wieder zu einem Werwolf verwandelt hatte. Man hörte Black Jack von Kilometerweit heulen, bis Mitternacht endlich vorbei war.


Kapitel 5


Das Schloss auf der Insel der Wahrheit stand seelenruhig da und schlummerte vor sich hin. Niemand hatte es gewagt das Schloss zu betreten, seit Vampenrex in die Klinik eingeliefert wurde. Niemand? Zwei kleine Ratten liefen gerade durch die Eingangshalle. Eine groß und eine kleiner Eins. Ja, sie haben richtig gelesen. Kleiner Eins kam zurück auf die Erde und wurde das, was er schon früher einmal war. Eine Ratte, die bösartiger nicht sein konnte. Die andere Ratte, die er im Schlepptau hatte, hieß Gisela. Sie war eigentlich eine Hexe, die sämtliche Hexsprüche beherrschte.
Gisela schnippte zweimal. Da verwandelte sich kleiner Eins wieder zu einem garstigen Zwerg. Gisela schnippte abermals zweimal, um auch eine menschliche Gestalt anzunehmen.
Kleiner Eins sagte: „Hier entlang meine Herrin. Los folgt mir, hier kenn ich mich sehr gut aus.“
„Bring mich zur Küche, damit ich ein paar Hexentränke mixen kann“, sprach Gisela.
„Und mich bringst du zum Schlüsselloch, damit ich ein bisschen wichsen kann“, befahl eine vertraute Stimme.
Kleiner Eins drehte sich um und sah seinen alten Herr und Gebieter. Rasch rannte Kleiner Eins zu ihm und küsste ihm die Füße.
„Kleiner Eins, wer ist die Schönheit, die du in mein Schloss gebracht hast?“ fragte Vampenrex.
„Das ist Gisela, die schrecklichste Hexe der ganzen Insel“, antwortete Kleiner Eins.
Da kam Gisela auf Vampenrex zu und meinte: „Willkommen zu Hause. Ik bin Jisela. Haste och nen Vornamen.“
„Ja, ik hess Jünter, aber bitte verrate es niemanden“, sagte Vampenrex. ....

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Tag der Veröffentlichung: 03.10.2012

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