Herz
Er ist in völliger Dunkelheit gehüllt und kann sich nicht erklären, wo er ist und wie er dort
hingekommen ist. Er geht kurz in sich und sieht dann ein Licht, es ist eine Tür, als er hindurch geht, ist er in einem Krankenzimmer mit nur einem Bett, in dem Sie liegt, scheinbar fried-
lich, aber er spürt das etwas schreckliches passiert ist. Er fühlt ihren Puls und bricht zu-
sammen, er fühlt den körperlichen Tod in sich und versucht wieder zur Fassung zu kommen.
Erst dann begreift er was passiert ist, er will sie an sich drücken, doch als er es tut, spürt er
kein Leben mehr in ihr und da ist er wieder, der eigene innere Tod, der noch viel stärker als
eben, durch ihn hindurch dringt. Dann nimmt er Licht war, aber es ist nur das Fenster durch
das sehr hell die Sonne scheint. Plötzlich muss er wieder an den dunklen Raum denken und
ihm wird klar, das er noch immer nicht weiss, wo er vorher war und wie er in diesen Raum gelangt ist. Er hat keine Erinnerung daran, was an diesem Tag passiert ist, nur ein Gefühl,
das sein Herz in ihm stirbt, eine unheimlich schmerzende Kraft in seiner Brust, er fühlt
keine Angst und nimmt erst jetzt wieder ihren leblosen Körper an sich wahr.
Sie ist so schön wie immer, und er kann nicht einen Moment länger ertragen, das ihr traum-
haft schöner Körper völlig ohne Leben ist. Für eine Weile schaut er sie aus einiger Entfernung
an, bis er die Gewissheit nicht mehr erträgt, sie nie wieder berühren zu können.
Aber er kann den Blick auch nicht von ihr abwenden, weil das wie ein endgültiger Abschied
von ihr wäre und spürt auf einmal die wärmende Sonne auf seinem Rücken und wendet
sich kurz zum Fenster. Er sieht das es ziemlich weit hinunter geht und ihm wird sofort klar,
das es der einzige Weg für ihn ist, wieder bei ihr zu sein, als er es öffnet fühlt er sich frei
von dem quälenden Schmerz in seiner Brust und der Gewissheit ihres Todes. Er denkt nicht
weiter darüber nach und springt. Das erste was er als nächstes wahrnimmt, sind ihre Augen.
Sie sagt: Ich wußte das du es tust, in dem Moment, als du das Zimmer betrats und ich wollte es mehr als alles andere, auch wenn es falsch ist, aber ich hätte dich ja auch nicht davon abhalten können, aber viel wichtiger für mich, wie fühlts du dich ?
Er: Ich weiss nicht...du lebst !
Sie: Nein, also nicht körperlich und du jetzt auch nicht mehr. Du bist eben aus dem
Fenster gesprungen und das neben dir ist dein Körper und jetzt nochmal. Wie gehts dir ?
Er: Ich weiss nicht, aber ich fühle mich gut. Ich bin so glücklich dich wieder lebendig zu
sehen und mit dir reden zu können.
Sie: Das bin ich auch, aber verstehst du das du tot bist ?
Er: Nein, ja, da ist mein Körper, ich hab auch schon mal besser ausgesehen, oder ?
Sie: Du wirkst auf mich, als würde es dir ganz gut gehen, wenn du auch schon wieder Witze machen kannst.
Er: Ja, ich bin erstmal einfach froh dich lebendig zu sehen über den Rest denke ich später
nach. Lass uns in den kleinen Park gehen, weg von hier und erzähl mir, was passiert
ist. Im Park angekommen, legen sie sich auf ein kleines Stück Rasen, am Rande des Parks,
um ungestört zu sein.
Sie: Sind dir die Menschen aufgefallen, die uns angesehen haben, die folglich auch tot sind. Vielleicht sollten wir eine von Diesen ansprechen und Fragen stellen?
Er: Aber hast du denn schon konkrete Fragen, aber was mir viel wichtiger ist. Was ist dir
passiert ?
Sie: Ich weiss es selber nicht so genau. Ich war heut vormittag kurz im Supermarkt, um mir eine Flasche Wasser zu holen. Als ich rauskam, trank ich einen Schluck davon, dann muss
ich umgekippt sein, noch auf dem Parkplatz des Supermarktes. Ich wachte im Kranken-
bett auf, dachte ich zuerst. Ich stand auf und als ich mich umdrehte, lag mein Körper noch
im Krankenbett. Es war ein unheimlicher Schock und dann kamen schon Ärtzte und Kranken-
schwestern reingestürmt und versuchten mich wiederzubeleben, aber wie du siehst ver-
geblich.
Er: Das ist überhaupt nicht witzig.
Sie: Du hast direkt nach deinem Tod, schon ein saudämlichen Witz gemacht.
Er: Der zählt nicht, da hatte ich das ganze noch gar nicht realisiert.
Sie: Und hast du es jetzt realisiert ?
Er: Ich denke schon, nein wenn ich jetzt so darüber nachdenke, eigentlich immernoch
nicht. Aber ich fühle mich wohl, also schon die ganze Zeit. Ich denke noch gar nicht daran,
das ich körperlos bin. Ich bin einfach nur glücklich bei dir zu sein. Ich habe mich wesentlich schlechter gefühlt, als ich dich leblos in diesem Bett gesehen habe, da fühlte ich den Tod
in mir und einen unheimlich starken Schmerz. Jetzt geht´s mir gut, ich fühle mich regelrecht lebendig, auch wenn das für dich wahrscheinlich komisch klingt.
Sie: Nein, ehrlich gesagt bin ich erleichtert, denn du bist wegen mir gesprungen und es sah wirklich nicht so aus, als hättest du darüber sehr lange nachgedacht.
Er: Ja, du hast recht, ich habe glaube ich, keine Sekunde drüber nachgedacht. Ich habe es
aber seitdem auch noch keine Sekunde bereut oder auch nur in Frage gestellt. Du weisst
wie sehr ich dich liebe.
Sie: Ja, das weiss ich und als du das Zimmer betreten hast, habe ich einfach gespürt, das
wir gleich wieder zusammen sind und das machte mir auch Angst, dieselbe wie jetzt. Denn du hattest eine Wahl und hast dir nicht die Zeit genommen, eine klare überlegte Entscheidung zu treffen. Ich will damit sagen, das ich große Angst habe, das wenn du es erstmal klar realisierst, du es bereust.
Er: Du hast Recht, das kann ich jetzt noch nicht wissen, aber ich kann ja nur mir Vorwürfe machen und ich weiss, das ich überhaupt nicht darüber nachgedacht habe, aber ich denke jetzt, so kann ich mir nicht vorwerfen nach innerem Abwägen die falsche Entscheidung getroffen zu haben.
Sie: Ich bin mir nicht sicher, ob du dir das so einfach machen wirst.
Er: Aber du weisst ganz genau von mir, das du das einzig Gute in meinem Leben bist und ich bin mir sicher, das ich es sowieso nicht verkraftet hätte und irgendwann nach endlos langer Quälerei mein Leben ein Ende gesetzt hätte und deshalb fühle ich mich jetzt auch so frei und wohl in meiner Haut, auch weil ich diesen Qualen so entgangen bin, aber vor allem weil ich mit dir zusammen bin. Ich sag nur, zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen. Außerdem wärst du nach ein paar Monaten für mich gar nicht auffindbar. Dann wäre ich tot und allein und der Schmerz würde für mich weitergehen und so ist keiner mit seinem Schmerz allein.
Sie: Wenn du wirklich so denkst, hast du natürlich recht. Dann kann ich es ja sagen, ich bin echt froh das du da bist.
Er: Du machst mich echt glücklich das du es mal aussprichst, denn immerhin habe ich mein Leben für dich geopfert.
Sie: Wie meinst du das jetzt?
Er: Ich wollt dich nur foppen, du kennst mich. A pro po poppen, wie funktioniert das denn nach dem Tod?
Sie: Siehst du, das meine ich damit, das du vorher überhaupt nicht nachgedacht hast, ich denke nicht das sowas überhaupt irgendwie geht.
Er: Das ist echt ein Tiefschlag, du siehst wie immer total heiss aus. Du hast recht, wir müssen uns hier noch über einiges klar werden, aber wir sind zusammen, ich meine, egal was kommt, wir schaffen das. Darf ich trotzdem mal deine Brüste anfassen, nur mal sehen was passiert.
Sie: Von mir aus.
Er: Scheisse, ich kann gar nichts fühlen. Ok, jetzt kriege ich gerade eine kleine Panikattacke,aber ich fang mich gleich wieder. Man das wird echt hart für mich, du weisst wie sehr ich deinen Körper liebe, ich meine den ganzen Körper, ich meine dich immer zu sehen und nichts anfassen zu können.
Sie: Beruhig dich, das dir das als erstes bewußt wird, hätte ich mir eigentlich denken können. Sag mir bescheid, wenn du wieder unten bist. Ausserdem gibts vielleicht eine spirituelle Art, wie wir körperliche Nähe haben können.
Er: Ja, aber...
Sie: Jetzt halt die Klappe oder wechsel das Thema, du Neandertaler.
Er: Ok, ich habs verstanden, trotzdem hab ich gerad ne Schockstarre.
Sie: Ich wusste es, jetzt wird dir hoffentlich langsam klar, was es bedeutet tot zu sein, das
du erstmal nur klug daher redest, hätte mir gleich klar sein sollen, das kennen wir ja von dir.
Er: Entschuldige, ich bin eben ein bisschen ausgetickt. ich habe noch gar nicht richtig
gefragt, wie es dir eigentlich geht. Das ist mir eben bewußt geworden, du musst ziemlich fertig sein. Stimmts ?
Sie: Ja, deine kleine Panikattacke hat es mir wieder bewußt gemacht und da bin ich dir wohl schon etwas voraus. Verstehst du, unser Leben, so wie wir es kennen und lieben, ist mit einem Schlag vorbei. Wir haben alles verloren, unsere Familie, unsere Freunde und alles was wir geteilt haben mit ihnen und natürlich auch was wir miteinander geteilt haben, wie du so trefflich an dem dir scheinbar wichtigsten bemerkt hast. Das ist für mich ein Tiefschlag. Sorry, das meinte ich jetzt gar nicht so. Ich kann das alles noch gar nicht erfassen, geschweige denn wissen, wie ich damit umgehen soll.
Er: Ich versuch mal was. Er geht mit seinem Astralleib in ihren.
Er: Siehst du was ich mache,fühlst du was ?
Sie: Was machst du und wo bist du ?
Er: Ich bin in dir und es fühlst sich wahnsinnig gut an. Wenn es dir bewußt ist, fühlst du es auch.
Sie: Ja, es ist wunderschön, Gott liebst du mich, das bist doch du.
Er: Ich bin mir nicht sicher, aber genau das fühle ich gerade sehr stark in mir.
Sie: Jetzt versuch es mal bei mir, du musst dich total auf mich konzentrieren und wenn es nicht deine dir vertrauten Gefühle sind und sich weiblich und etwas fremd anfühlen, dann glaube ich, bin ich das.
Er: Wow, mir war nicht klar das du so schön innerlich bist.
Sie: Das lass ich dir mal als Kompliment durchgehen.
Er: Nein, ich kenne das von dir irgendwie, aber nicht die Intensität. Jetzt wird mir schwindlig, lass uns mal ne Pause machen. Sie trennen sich.
Sie: Das habe ich jetzt gebraucht und ich habe dich auch gleich erkannt an deinen Gefühlen, nur ist es intensiver, weil man die des anderen in seiner Intensität fühlt. Klug, wie schnell ich das verstanden habe, wir Frauen schalten in solchen Dingen einfach wesentlich schneller.
Er: Na ja, immerhin war es meine spontane Idee.
Sie: Aber mir kam der Gedanke schon viel früher, weiss du nicht mehr, als ich dir bei deiner Panikattacke was an die Hand geben wollte, damit du dich berührigst.
Er: Ja aber echten Sex kann das trotzdem nicht ersetzen.
Sie: Das das jetzt kommt, darauf hätte ich meine Eierstöcke verwettet, wenn ich noch welche hätte. Wir haben es doch erst einmal kurz angetestet und dann war es schon gleich zuviel für dich.
Er: Was willst du damit sagen ?
Sie: Gar nichts, nur das es sehr schön war und du es sofort abwerten musst.
Er: Ich hab ja nur gesagt, das es Sex wohl nicht ersetzen kann, mehr nicht.
Sie: Wie kannst du in unserer Situation überhaupt nur die ganze Zeit an Sex denken. Ist dir immernoch nicht bewußt, das wir kein Mensch aus Fleisch und Blut mehr sind.
Er: Ja, dadurch wird es mir eben bewußt und wenn dir die Art meines bewußt werdens
nicht passt... was soll ich denn machen.
Sie: Ich krieg dadurch nur das Gefühl, als würdest du hier neben mir sitzen und du mich in deinen Gedanken, die ganze Zeit durchvögeln.
Er: Das ist doch Blödsinn, na ja ich gebe zu, das mir von Zeit zu Zeit, natürlich unfreiwillig,
ab und zu, so ein Gedanke durch den Kopf huscht. Das ist der Stress, glaube ich.
Sie: Du bist ein Idiot!
Er: Und wieso war dabei ein Lächeln, als du es gesagt hast.
Sie: Jetzt halt die Klappe, wir sollten vielleicht konstruktiver denken, als das. Ich meine darüber nachzudenken, was wir tun sollen oder Möglichkeiten, an die wir noch gar nicht gedacht haben.
Er: Was meinst du ?
Sie: Ich weiss auch nicht, aber ich habe Angst und wenn ich das alles besser verstehe, nimmt es mir die Angst. Du musst doch zugeben, das unsere Zukunft für uns völlig ungewiss ist,
weil wir noch gar nicht begreifen in was für einer Situation wir uns befinden.
Er: Dann lass uns was tun, uns ausprobieren. Wir wär´s wenn wir tanzen, das können wir auf jeden Fall noch, auch wenn es sich wahrscheinlich ganz anders anfühlt.
Sie: Ich weiss nicht, ob ich jetzt Lust dazu habe.
Er: Jetzt krieg deinen Arsch hoch. Entschuldige, ich wollte sagen, dein wundervoll geformtes Hinterteil.
Sie: Weisst du, das du einen ziemlich stressen kannst mit deiner wundervoll geformten Ausdrucksweise.
Er: Ja, ich weiss. Jetzt komm schon. Zeig mir mal was in dir steckt ! Bist du gar nicht neugierig, wie sich das für eine Ballerina anfühlt zu tanzen ?
Sie: Wenn ich einen guten Tanzpartner hätte, vielleicht.
Er: Das hat echt weh getan, jetzt komm schon.
Sie: Na gut, aber wehe du tritts mir auf die Füsse.
Er: Der war gut und noch viel besser als früher.
Sie: Wenn ich darauf konzentriet bin, merke ich es auch jetzt, wie du weisst.
Er: Ok, ich bin gewarnt. Sie läuft auf ihn zu.
Er: Was hast du vor ?
Sie: Dirty Dancing, du weisst schon, heb mich hoch. Sie fällt in ihn hinein.
Er: Wo bist du, bist du in mir ?
Sie: Ja, du Superleuchte, es hat nicht funktioniert. Vielleicht musst du dich darauf focuzieren, weisst du, wie in Ghost Nachricht von Sam. Du kennst doch den Film.
Er: Ja, ich kann mich dunkel erinnern, aber wie sollte ich das so schnell umsetzen.
Sie: Ich wollte sehen, ob es schon funktioniert, wenn du es einfach nur tun willst. Oder hast du dich gar nicht richtig konzentriet?
Er: Ich weiss nicht genau, doch eigentlich schon.
Sie: Na was denn jetzt, kannst du beschreiben, was in dir vorging oder warst du in Gedanken wieder ganz woanders. Hast du vielleicht meine Brüste massiert oder dich zum Höhepunkt hochgeschraupt. Sag schon!
Er: Erstmal waren das jetzt deine Fantasien und wenn du echt denkst, das mir nichts anderes durch den Kopf geht, verkennst du echt die Situation, du weisst doch das ich nicht so ticke. Jetzt fängst du mich langsam an zu nerven und ich hatte ungefähr die Konzentration, die ich
sonst auch immer dabei habe.
Sie: Was willst du mir denn damit sagen?
Er: Wenn ich gewußt hätte, das du gleich beim ersten mal eine perfekte Analyse willst, dann könnte ich es dir jetzt sagen. Lass es uns einfach nochmal machen und dann bin ich für dich auch Sigmund Freud. Ach ja, was ich dich schon heute morgen fragen wollte, trägst du heute
keinen BH ?
Sie: Ich weiss was du versuchst. Du willst mich auf die Palme bringen, aber wenn ich explodiere, vereine ich mich kurz vorher mit dir und dann sehen wir ja was passiert.
Er: Oh, jetzt habe ich aber Angst, wahrscheinlich nehme ich dich in Gedanken gerade von hinten und dann bin ich es der dann explodiert. Du verstehst ?
Sie: Jetzt hast du mich soweit. Ich bring dich um ! Sie stürmt auf ihn los und er läuft vor ihr weg.
Sie: Wieso läufst du denn weg, wenn du keine Angst hast?
Er: Ich hab gelogen, ich hab doch Schiss, du weisst doch gar nicht was passiert, wenn du das machst und wenn dein Blick das wiederspiegelt, was dann in mir passiert. Komm schon, reg dich ab. Wir haben uns doch gegenseitig hochgeschraupt.
Sie: Ok, du hast recht. Sie bleibt stehen und stürtzt wieder auf ihn zu, als er auch stehen bleibt. Sie fällt in ihn hinein.
Sie: Ich habe gerade keine Angst bei dir gespürt. Wieso ?
Er: Im letzten Moment habe ich gespürt, das du es nicht tuen wirst. Vielleicht weil ich dich gut genug kenne oder weil wir jetzt eine andere Wahrnehmung voneinander haben. Ich bin mir nicht sicher, aber es fühlt sich gerade unheimlich gut an,das du in mir bist, auch wenn du stinksauer bist, merke ich nichts davon.
Sie: Ich wollte es wirklich nicht tuen, aber trotzdem musste ich dir eins reinwürgen, irgendwie. Aber jetzt fühle ich mich auch einfach sau wohl. Wir haben uns einfach nur gezofft, wie tausend mal zuvor und als ich dich gefühlt habe, war die Wut verschwunden. Allerdings, wäre es gestern gewesen, hätte ich dich versucht zu erwürgen. Die Wahrnehmung ist wirklich irgendwie anders, man empfindet alles anders. Als ich in dich hineinfiel, habe ich, glaube ich das Vertrauen gefühlt, das du in mich hast oder das wir füreinander haben. Ich bin mir nicht sicher. Aber wir werden uns wohl auf ganz neuen Ebenen kennenlernen und sie viel intensiver miteinander teilen können. Ist dir das klar ?
Er: Ja, natürlich und wir fangen erst an es zu begreifen. Das Leben nach dem Tod hat uns wahrscheinlich auch eine Menge zu bieten. Ich meine das es auch lebenswert ist, vor allem wenn man nicht alleine ist, oder ? Ist dir aufgefallen, das wir unsere Umgebung,, was um
uns herum passiert, noch gar nicht bewußt wahrgenommen haben ?
Sie: Mir ist aufgefallen, das du sie überhaupt nicht wahrnimmst und dich nur auf mich konzentriest. Ist es so, weil es dir Angst macht, du wirkst auf mich, als seist du sehr gestresst.
Er: Nein, ich denke nicht, das mir das Angst macht. Ich nehme alles so wahr, wie immer. Aber du hast recht, ich bin gestresst, weil wir nicht so sind, wie immer. Macht es dir Angst, was um uns rum passiert ? Nimmst du es anders wahr als sonst?
Sie: Ja und Nein, ich habe einfach ein komisches Gefühl dabei und mir drängt sich
immer wieder die Frage auf, was mir eigentlich passiert ist.
Er: Das macht mir auch zu schaffen, aber ganz nüchtern betrachtet, muss ein starkes Gift in der Wasserflasche gewesen sein und sie werden deinen Körper obduktzieren und in ein paar Tagen haben wir dann die Gewissheit. Solange musst du mit der Ungewissheit leben. Wir sollten vor allem Pläne machen für die nächsten Tage und heute erstmal versuchen, etwas zur Ruhe zu kommen. Was meinst du?
Sie: Wie sollen wir mit all denen umgehen, die jetzt um uns trauern werden? Wir müssen ihre Nähe suchen, auch wenn sie Diese nicht spühren können, wissen Sie doch, das wir da sind. Du kennst sie und weisst doch, das es so ist und wir brauchen es genauso wie sie, uns von ihnen zu verabschieden. Du verstehst, um sie loslassen zu können in unserem Inneren.
Er: Ja klar, ich weiss was du meinst und sie haben die Gewissheit, das wir zusammen sind. Vielleicht macht es ihnen das ganze etwas leichter. Zumindestens mit der Zeit wird es ihnen dadurch leichter, glaub mir, auf jeden Fall.
Sie: Das denke ich in jedem Fall auch, aber wann gehen wir zu ihnen, sie werden es doch längst alle wissen ?
Er: Ich weiss nicht, ich lasse dich entscheiden, aber entweder heute oder spätestens morgen Vormittag. Oder was meinst du ?
Sie: Ich lasse es mir jetzt durch den Kopf gehen, also lass mich für eine Weile in Ruhe! Vielleicht guckst du dich mal um und erkundest unsere neue Welt ein bisschen? Aber geh nicht zu weit weg, nicht das ich dich gleich suchen muss.
Er: Ich guck mal, ob ich jemanden finde, mit dem man sich unterhalten kann, vielleicht finde ich ja Caspar den freundlichen Geist hier irgendwo ?
Sie: Du Spinner, egal wer, unterhalt dich und frage, wie Sie sich zurechtfinden und wie lange schon, usw., du weisst schon !
Er: Bis gleich. Er läuft ziellos einfach los und überlegt, wie er andere auf sich aufmerksam machen kann und über was er denn mit so einer Person reden soll.
Er denkt: Ich kann keinen klaren Gedanken darüber erfassen, weil ich selber noch nicht verstehe, wer und was ich jetzt bin und erkenne ich denn überhaupt den Unterschied zwischen Lebenen und Toten ? Ich muss mich einfach wie ein Verrückter benehmen, dann werden nur die Toten auf mich aufmerksam werden können. Er schreit und gestikuliert wild herum, aber niemand beachtet ihn. Er läuft von einer Ecke des kleinen Parks zur anderen und nur Sie wird von seinem Verhalten aufgeschreckt.
Sie: Du sollst die anderen Geister nicht verjagen und sie in die Flucht schlagen. Ich will das du ein ruhiges Gespräch mit ihnen führst.
Er: Alles klar, Miss Neunmal klug, ohne deine geistreichen Ratschläge, wär ich jetzt echt aufgeschmissen. Aber wie bitte schön sollen sie denn auf mich aufmerksam werden, wenn
ich sie auch nicht von Lebenen unterscheiden kann. Soll ich auf jeden Einzelnen zugehen
und fragen, ob er tot ist.
Sie: So viele laufen hier doch nicht rum und du könntest wesentlich dezenter gestikulieren, um dann beim Einzelnen zu testen, ob er reagiert. Was denkst du denn, was du für eine Reaktion kriegst, wenn du wie ein geistig verwirrter Geist auf sie zugestürmt kommst ?
Er: Ok, du hast recht. Ich werde jeden höfflich fragen, wie es so geht, um dann eventuell den kleinen Schwenker zu machen, ob er tot ist oder nicht, oder ob er einfach im Moment nicht darüber reden will.
Sie: Ja ja, dann lass es einfach. Ich habe auch für heute eine Entscheidung getroffen. Wir bleiben hier und stellen uns morgen dem Ganzen, denn wir müssen erstmal zu Ruhe kommen. Oder was denkst du ?
Er: Auf jeden Fall, wir sind beide gestresst und mit der Situation überfordert. Ich bin es und du auch. Wir sollten uns für heute ganz aufeinander konzentrieren, das hat uns doch bisher von allem am Besten getan.
Sie: Du hast absolut recht, so haben wir doch auch schon ein paar Antworten gefunden und
dazu auch noch sehr angenehme, musst du doch zugeben!
Er: Genau, und trotzdem sind wir wieder sehr schnell davon abgekommen. Ich glaube, weil wir noch so gestresst sind und alles neu und anders ist, aber wir auch das noch nicht klar genug realisieren. Fällt dir nicht auf, das wir uns ständig zoffen, seit wir hier in dem Park sind?
Sie: Natürlich, mir sogar von Anfang an, aber ich schaffe es auch nicht, dem aus dem Weg zu gehen und dir, schien mir, ist das überhaupt nicht bewußt.
Er: Kann sein, ich bin momentan so durcheinander, das ich gar nicht weiss, was ich alles dämliches von mir gegeben habe. Aber mein Gefühl sagt mir und die Tatsache, das ich mich und dieses Gefühl gut kenne, wenn du mich sowas fragst, das es ziemlich schlimm gewesen sein könnte bis hin zu katastrophal. Was meinst du?
Sie: Ich weiss selber nicht genau, aber mein vertrautes Gefühl aus diesen Situationen sagt mir, das du noch Luft nach oben hast, um dich selbst zu übertreffen, aber noch hast du ja
ein paar Stunden. Fühlst du in dir Müdigkeit, ich frag mich gerade, ob man als Geist schläft?
Er: Nein, ich bin nicht müde, aber wenn man als Lebener in Träumen den Tag verarbeitet,
brauche ich heute mindestens 10 Stunden Schlaf. Also ich glaub schon das wir schlafen und
träumen werden und wenn ich dir heute weiter so auf die Nerven gehe, brauchst du auch
mindestens 10 Stunden Schlaf. Tut mir echt leid.
Sie: Ich habe wahrscheinlich auch dazu beigetragen, es ist alles ein bisschen viel auf einmal. Wie wär´s, wenn wir uns nochmal vereinen, wie beim ersten mal !
Er: Klar, super Idee.
Tag der Veröffentlichung: 09.08.2015
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Allen Wesen, die nur von mir träumen. Auf mich Rücksicht zu nehmen, ist wie eine Vorsichtnahme auf meine Vergangenheit oder einen Fehler zu riskieren!