„Reitstall sucht Mitglieder –
Der neue Reiterhof ‚Freeland‘ sucht Mitglieder! Wenn Sie zu uns kommen wollen, melden Sie sich bei Lena Strohmayer –
Am Wegscheid 11,
Tel.: 12345/6789
E-Mail: lena.strohmayer@freeland.de
WIR FREUEN UNS AUF SIE!“
Als Amy Kidman an einem Montagmorgen in den großen Ferien diese Zeitungsannonce in der „News“ las, war sie sofort Feuer und Flamme.
„Mama, kann ich mich da mal umschauen?“ fragte Amy ihre Mutter Nathalie und gab ihr die News. Nathalie nahm die Zeitung und musste nicht lange suchen, bis sie die Annonce fand, die Amy rotunterringelt hatte. Schnell wurde die Anzeige überflogen.
„Nein, Amy! Du sollst gefälligst ENDLICH mal mit dieser Reiterei aufhören und dich auf die Schule konzentrieren!“ fuhr Nathalie sie an. „Aber Mama! Es sind F-e-r-i-e-n! Außerdem: Der Mittlere Schulabschluss würde mir sowieso reichen…“ protestierte Amy, während ihre ‚Ach-so-perfekte‘ Schwester Ashley in die Küche kam. Ashley trug – wie immer – schon ihre Markenklamotten, ihre blonden Haare waren offen und ihre blau-grünen Augen sahen mit etwas Schminke sehr gut aus. Ashley war das Ebenbild ihrer Mutter, nur jünger.
„Morgen, Mama.“ begrüßte Ashley ihre Mutter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Es verging nicht viel Zeit, da roch auch schon die Küche nach dem Frühstück, das Nathalie für ihre Tochter zubereitet hatte. Der Speck brutzelte in der Pfanne und zog sich zusammen und das Spiegelei daneben verfärbte sich nach und nach weiß. Ashley musste sich ein ‚Schnuppern‘ unterdrücken. Typisch… Mich ignoriert ja eh jeder hier, dachte Amy frustrierend.
„Na, Schwesterchen? Was stellst du heute wieder Schlimmes an?“ fragte Ashley Amy herausfordernd. Wieso war das jetzt so klar?, Amy brodelte vor Wut. „Lass mich in Ruhe, Ashley!!“ rief sie und lief auf ihr Zimmer. Der Appetit war ihr jetzt endgültig vergangen.
Sie sah sich im kleinsten Zimmer um, das natürlich ihrs war, holte ihre selten benutzten Reitklamotten aus dem winzigen Kleiderschrank raus und zog sie an.
Ihre schwarze Reithose, die sie vor längerer Zeit von einer Tante bekommen hatte, passte ihr immer noch wie angegossen. Dazu trug sie noch ihre weiß schwarzen Reitsocken, die perfekt zur Hose passten. Danach betrachtete sie sich nochmal im Spiegel: Ihre braun-schwarzen Haare waren zu einem geflochtenen Pferdeschwanz zusammengebunden. Na toll… Jetzt hab ich Locken… Naja, wahrscheinlich werden die mich eh nicht nehmen, dachte Amy traurig, während sie den Zopf aufmachte und ihre Haare durchkämmte. Das Kämmen ziepte ein wenig und Amy dachte darüber nach, ob sie die Haare noch glätten sollte, doch schnell verwarf sie den Gedanken wieder.
Kurz darauf schminkte sie sich. Ihre braunen Augen waren noch verschwollen durch die Tränen in der Nacht, aber nach dem frischen Make-Up sah sie nahezu perfekt aus.
Amy rannte die Treppe herunter, rief zum Abschied „Bis später, Mama, Ashley!“ und stürzte sich aufs Fahrrad, bevor ihre Mutter irgendwas hinterherschreien konnte. Die ersten Meter trat Amy noch so fest, wie sie konnte, in die Pedale ihres Rads, da sie Angst hatte, ihre Mutter könne sie noch aufhalten. Später, als sie sich sicher war, dass ihr so schnell niemand mehr folgen würde, verlangsamte sie ihr Tempo und radelte nun entspannt zu ihrem Ziel. Es war nicht weit und so brauchte Amy nicht allzu lange, bis sie den Stall erreichte.
Am Wegscheid 11… Das muss Freeland sein, freute sich Amy, während sie auf den Hof fuhr. Sie schaute sich um, der große Stall, die saftigen, grünen Weiden, der perfekte Trainingsplatz, das großartige Gutsgestüt... Wow! Hier würde ich mich wohlfühlen, wenn sie sich überhaupt für mich entscheiden, jubelte sie innerlich, was sie sofort bereute. Wer würde mich schon wollen?, seufzte sie.
Da kamen zwei Reiterinnen und ein Reiter auf den Hof. „Hallo. Wer bist du?“ fragte eine hochgewachsene Reiterin mit langen, blonden Haaren und blauen Augen. Ihr Hengst war ein total schicker Rappe mit einem Stern auf der Stirn. „Hi, ich bin Amy Kidman. Ich hab’ die Zeitungsannonce gelesen… Suchen Sie noch?“ antworte Amy schüchtern.
„Klar suchen wir noch. Du kannst uns duzen. Ich bin Lena Strohmayer und das sind mein kleiner Bruder Nick und meine Freundin Jeanette Haaß. Ich bring’ nur noch Saphir auf die Weide, dann steh ich dir gerne für einen Rundgang zur Verfügung.“ Lena band Saphir an einem der Putzpfosten fest, sattelte und trenste ihn ab, um ihn dann anschließend auf die Weide zu führen.
Sie kam innerhalb von fünf Minuten wieder zu Amy. „Komm mit. Ich zeig’ dir alles.“ forderte Lena sie freundlich auf. Sie gingen als Erstes in den Stall. Es roch nach Pferden, frischem Heu und Stroh. „Das ist unser Stall. 25 große Boxen bieten unseren Pferden genügend Platz. Ein paar Boxen sind auch noch frei. Apropos, hast du eigentlich ein eigenes Pferd?“ wollte Lena von Amy wissen.
Amy antwortete traurig „Nein… Ich dürfte, um ehrlich zu sein, gar nicht hier sein.“ und wurde rot. „Kein Problem. Wir haben jede Menge toller Pferde hier. Du könntest dir ein Pflegepferd aussuchen.“ versuchte Lena sie aufzumuntern, was ihr gelang.
Als Nächstes kamen sie zur Sattelkammer, wo die rothaarige Jeanette gerade Sättel polierte. „Ach, hi, ihr Beiden! Ich bin gleich fertig und würde euch dann begleiten, falls ihr eine Verstärkung braucht.“ begrüßte Jeanette sie und ihre braunen Augen strahlten. „Klar, Janny. Komm uns dann einfach nach. Wir sind gleich mit dem Stall fertig und gehen dann zur Weide“ lächelte Lena sie an, drehte sich zu Amy. „Also, wie du siehst lagern wir hier unsere Sättel, Trensen und Putzzeug, halt das, was wir brauchen.“ informierte sie Amy.
„Wie alt seid ihr?“ fragte Amy noch, bevor sie mit Lena aus dem Stall ging. „Ich bin 22, Janny 20 und mein Brüderchen ist 19. Und du, Amy?“ antwortete Lena ihr. „Ich werde in einem Monat 18.“, sagte sie.
Die zwei kamen an den saftigen Weiden an. Eine kleine Palomino-Stute galoppierte sofort an den Zaun, um sich Leckerlies abzustauben. „Heeey! Sternchen, du verfressenes Pony!“ lachte Lena, während sie aus ihrer Reiterhose eine Stück Apfel holte und ihn der Stute hinhielt. Da kamen auch alle anderen Pferde und Ponys hinzu und stampften ungeduldig. „Na gut… Jeder kriegt einen Apfel.“ beruhigte Lena die Pferde. „Amy, willst du auch ein paar Äpfel verteilen?“ lächelte Lena sie an und gab ihr Äpfel. „Hey, ich auch!“ rief Jeanette den beiden schon entgegen.
Ein hübscher Schimmel-Wallach kam zu Amy und stupste sie liebevoll an. Sie gab ihm einen Apfel. „Wie heißt der Schöne?“ „Das ist unser Angel. 14 Jahre, ein Araber-Hanno-Mix.“ klärte plötzlich eine charmante Männerstimme Amy auf. „Ach so…“ murmelte sie leise, und errötete. Als sie sich umdrehte, trafen ihre Augen Nick. Er sah einfach umwerfend aus: Groß, schlank, muskulös, längeres blondes Haar und vor allem seine tiefblauen Augen. Das ist mein Traumboy…, dachte Amy träumend, jedoch rief sie sich schnell zur Vernunft. Aber wahrscheinlich längst vergeben…
„So ihr Süßen, die Äpfel sind alle. Gehen wir weiter?“ sagte Lena. Amy nickte nur und folgte ihr. „Et voila, das Gutshaus ganz zum Schluss.“ Jeanette lächelte. Der Wohnraum war großzügig: Eine lavendelfarbige Wandseite erstrahlte perfekt zu den weißen Möbeln. Ein cremefarbenes Sofa, ein Flat-Screen-Fernseher und ein riesiges, weißes Holzregal machten den Raum gemütlich. Einige Bilder von Pferden schmückten das Wohnzimmer perfekt.
„Magst du ausreiten und die Landschaft kennenlernen?“ fragte Lena nach ein paar Minuten. „Oh, ja!“ rief Amy vor Freude. „Dann komm mit.“ Sie gingen wieder zurück zur Weide. „Welches Pferd soll ich nehmen?“ wollte Amy gerne wissen. „Hm… Wie lange reitest du schon?“ erwiderte Lena. Amy sagte „Seit mindestens 6 Jahren.“ Lena überlegte laut „Wenn das so ist, würde ich dich gerne erst mal longieren sehen… Wie wär’s mit Angel?“ „Sehr gern…“ stotterte Amy nervös.
Angels Kopf ging sofort nach oben, als er seinen Namen hörte. Er trabte zum Zaun, um sich wieder Leckerlies abzuholen. Amy nahm ihn am Halfter und führte ihn zum Putzplatz. „Lena, welches Putzzeug ist für Angel?“ fragte sie. „Schau mal in der Sattelkammer nach, da steht eine blaue Putzbox. Ich bin mal kurz im Gutshaus. Über den Putzsachen hängt sein Sattelzeug.“
In der Sattelkammer fiel Amy die Putzbox gleich auf. Sie legte sich die Trense über die Schulter, nahm den Sattel in eine und die Putzsachen in die andere Hand, und ging wieder zurück zu Angel. Sie begann damit sein Fell zu striegeln. Dann kratzte sie die Hufe aus und kämmte noch vorsichtig die Mähne.
Als sie ihn schließlich auch noch gesattelt hatte, führte Amy ihn zum Longierplatz, hängte die Longe an die Trense und schnalzte mit der Zunge. Der Wallach lief los. Sie ließ ihn schon ein paar Runden in einem guten Tempo laufen, als Lena wieder zu ihr stieß. „Du kannst ihn, wenn du magst, schon antraben lassen.“ zwinkerte sie ihr zu. „Na dann, du hast es gehört.“ Amy schnalzte erneut mit der Zunge. Angel spitzte die Ohren und trabte dann los. Nach ein paar Minuten bremste sie den Schimmel ab und ließ ihn zu sich kommen. Sie ließ ihn eine Vorhandwendung machen und wieder loslaufen. Ein paar Runden ging er Schritt, dann ließ ihn Amy antraben. Warm musste er nun sein, deshalb forderte sie den Wallach auf, zu galoppieren. Er zickte am Anfang rum, aber dann gehorchte er endlich.
Amy band Angel nach einer viertel Stunde wieder an und führte ihn im Hof herum. Lena lächelte sie an und sah zufällig auf ihre Armband-Uhr. „Oh Mist! Ich muss in 15 Minuten auf eine Auktion! Amy, warte schnell…“ Sie rannte zum Gutshaus.
Hm… Wahrscheinlich wird Jeanette mich begleiten, wägte Amy ab, während sie auf Lena oder Jeanette wartete und Angel gedankenversunken den Hechtkopf kraulte. Da sah sie Lena und Jeanette wegfahren. Na großartig. Ich darf also mit Nick ausreiten. Hoffentlich blamier ich mich nicht allzu sehr.
Als Nick zu Amy kam, führte sie Angel auf den Hof. „Hi, ich hab mich vorhin nicht vorgestellt: Ich bin Lenas Bruder, Nick. Und du Amy, oder?“ Er lächelte. Amy grinste unbeholfen zurück. „Ja…“ „Freut mich dich kennenzulernen.“ fügte er noch hinzu. „Meine Schwester und Janny sind zu der Auktion gefahren, also zeige ich dir jetzt ein wenig die Gegend. Das ist doch okay für dich, oder?“ Amy nickte. „Gut.“ Er lächelte. „Ich hole mir eben Rainbow von der Weide. Du kannst mir dann beim Putzen helfen, wenn du magst. Angel kannst du ja am Putzplatz anbinden.“ Mit diesen Worten ging er.
„Na dann komm Angel.“ Der Wallach folgte ihr. Sie hatte ihn gerade angebunden, als Nick mit einer wunderschönen Stute gelaufen kam. Es war eine Paint Horse Stute, braun-weiß gescheckt und mit schwarzen Beinen. Als auch die Stute angebunden war, holte Nick sofort ihr Putz- und Sattelzeug. „Fängst du schon auf der Seite hier an zu putzen? Ich auf der anderen.“
Nach 10 Minuten waren beide fertig. Nick kratzte noch die Hufe aus und dann sattelte er Rainbow. Als beide auf ihren Pferden saßen, fragte Nick „Wohin willst du als Erstes? Wald, Wiese oder Strand?“ „Ich würd’ am liebsten erst mal in den Wald.“ „Ok. Ich reite vor.“
Sie ritten gemütlich Schritt vom Hof, trabten im Freien dann an. Amy und Nick waren an den ersten Bäumen angekommen, als plötzlich ein umgestürzter Ast ihnen den Weg versperrte. „Mist…“ flüsterte Nick. Rainbow wollte losgaloppieren, aber Nick hielt die Stute geschickt zurück und drehte sich zu Amy um. „Angel war mal ein Springer, doch dann hatte er vor ein paar Jahren diesen Unfall mit seiner früheren Besitzerin. Er war schwer verletzt und dann fast zum Schlachter gekommen, doch Lena hat ihn gerettet. Seit dem springt er kaum noch. Aber vielleicht springt Angel ja heute, ihr scheint euch immerhin gut zu verstehen… Probier’s mal.“
Auch das noch… Bitte, Angel, lass mich nicht im Stich, flehte Amy. „Alles gut, Junge… So ist’s brav. Hab keine Angst. Du schaffst das locker“ flüsterte Amy Angel zu, sie saß nochmal ab und führte ihn an das Hindernis. Er scheute und Amy versuchte, ihn zu beruhigen „Ruhig, Angel. Es ist nur ein kleiner Ast… Das schaffst du schon…“ Sie massierte seinen Kopf mit kleinen Kreisen, bis er sich entspannte. Amy und Angel gingen zurück zu Nick. Sie setzte sich wieder in den Sattel. Wir schaffen das!, redete sich Amy selbst nochmals Mut zu.
Sie galoppierten an. Angel war total nervös, aber seine Reiterin hatte ihn im Griff. Da lag schon das Hindernis nur noch fünf Galoppsprünge vor ihnen. Nick, der das Ganze scharf beobachtete, hielt die Luft an. „Und jetzt: SPRING!“ rief Amy ihrem Wallach zu. Glücklicherweise flog Angel in diesem Augenblick schon über den Ast, den er gar nicht touchierte. Amy bremste ihn ab „Hoooh. Ganz ruhig.“, bis der Schimmel wieder Schritt ging und lobte Angel total, indem sie ihn umarmte und „Super gemacht!“ flüsterte.
In diesem Augenblick war auch schon Nick in der Nähe und rief „Wow! Klasse, Amy! Das hat noch keiner von uns geschafft!“ Sie errötete und murmelte leise „Danke.“ Nach diesem Erlebnis ließen die Beiden ihren Pferden lange Zügel. Sie ritten durch den Wald und hörten Vögel zwitschern. Als sie die letzten Bäume überquert hatten, lag vor ihnen ein wunderschöner, weicher Strand mit blauem Meer, bis das Auge reicht.
„Lust auf ein Rennen?!“ forderte Nick Amy heraus. „Wer als Erster am Meer ist!“ „Okay, abgemacht, aber geschummelt wird nicht.“ „Auf die Plätze! Fertig! LOS!“ Rainbow war blitzschnell unterwegs. Nick führte um fast fünf Pferdelängen. Aber Amy kämpfte sich heran. Sie war sogar als Erstes am Meer, das in der Sonne glitzerte.
„Angel, du bist der Beste!“ Sie stieg ab und grinste schadenfroh, als Nick nach einer kleinen ‚Ewigkeit‘ auch ankam. „Tja… Mach dir nichts draus." schmunzelte Amy. „Hey, werd nicht zu frech.“ lachte Nick und saß auch ab. „Die Beiden haben sich die Pause verdient.“ Nick wird sogar immer süßer…, seufzte Amy leise. Nach einigen Minuten wieherten Angel und Rainbow. Amy und Nick schwangen sich wieder in die Sättel und machten sich auf den Rückweg über die blumenbestückten Wiesen. Sie ließen ihre Pferde am langen Zügel und quatschten über dies und jenes. Ich könnte ihm stundenlang zuhören, nur um seine Stimme zu hören, seufzte sie innerlich.
Als sie wieder auf den Hof kamen, fiel Amy sofort das schwarze Auto ihrer Mutter auf. NEIN! Bitte kein Theater!, stöhnte Amy auf, als auch schon die Autotür aufging und Nathalie wutgebrannt auf sie losstürmte.
„JUNGES FRÄULEIN! WAS DENKST DU DIR DABEI, EINFACH ABZUHAUEN!?! KOMM JETZT SOFORT MIT NACH HAUSE!“ brüllte sie Amy wütend an. Nick und Amy stiegen ab. „Komm, ich nehm’ dir Angel ab. Bis morgen, Amy.“ verabschiedete sich Nick von ihr. Kurz berührten sich ihre Hände, als er ihr den Wallach abnahm. Amy drehte sich um, lief Richtung Auto und erreichte es tränenüberströmt.
„JETZT HÖR SCHON AUF ZU HEULEN, AMY!“ schrie Nathalie, während sie das Auto startete und aufs Gas drückte. Amy hörte auf zu schluchzen, aber die Tränen ließen nicht nach. Endlich zuhause angekommen stieg Amy sofort aus und flitzte in ihr Zimmer, ohne dass sie Ashley bemerkte, die höhnisch lächelnd ihren Kopf aus dem Wohnzimmer streckte. Amy schloss sich ein und ließ sich aufs Bett fallen. „Papa, warum bist du nicht mehr hier?“ flüsterte sie traurig und nahm ein Bild vom Nachttisch, das sie anstarrte.
Auf dem Bild war ein hochgewachsener Mann mit schwarzem, kurzem Haar, einer Brille über seinen grünen Augen und einem drei-Tages-Bart. Amys Vater, Mike Kidman, war vor fünf Jahren an einem tragischen Autounfall verstorben. Sie vermisste ihn extrem stark, weil er die einzige Person in der Familie war, mit der sich Amy wirklich verstanden hatte. Sie schlief ein, während sie ausgiebig ihr Kissen vollweinte und um ihren Papa trauerte.
Am nächsten Morgen graute es Amy davor, hinunter zu gehen. Sie wusste schon, dass sie eine halbe Ewigkeit Hausarrest bekommen würde, als Strafe dafür, dass sie sich nicht an das Verbot gehalten hatte. Aber der Magen knurrte ihr irgendwann zu sehr und sie ging in die Küche.
Da saßen schon Ashley und Nathalie um den Küchentisch und unterhielten sich. Sie drehten sich, wie immer, nicht um, als Amy zögernd eintrat. Sie machte sich einen Nutella-Toast, holte Milch aus dem Kühlschrank und setzte sich hin. Lustlos biss sie in ihr Brot, das ihr heute nach nichts schmeckte.
Ashley ging nach dem Frühstück ihre heißgeliebten Serien anschauen, also waren nur noch Nathalie – bis zu diesem Zeitpunkt vertieft in die News – und Amy, die ständig das Geschirr von ihrer großen Schwester und ihrer Mutter abspülen musste, in der Küche.
„Amy…“ begann Nathalie nett und verzog ihr Gesicht zu einem honigsüßen Lächeln, „DU HAST LEBENSLANG HAUSARREST, HABEN WIR UNS VERSTANDEN?!“ donnerte sie zum Schluss. Ashley steckte ihren Kopf in die Küche und musste grinsen. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Amy stand vom Tisch auf und knallte die Küchentür zu. Sie hörte noch ihre Schwester leise kichern und ihre Mutter empört nach Luft schnappen. Doch das war Amy egal. Sie wollen mich also nur bestrafen und mich nicht wirklich haben – gut, mir egal! Mir reicht’s!, dachte Amy stinksauer, als sie den Koffer vom Dachboden holte und begann, ihre Sachen wütend reinzustopfen. Kein Problem!! Ich GEH!!! Und zwar heute noch!!!
Amy lauerte auf ihre große Chance und lauschte. „Mama, kannst du mich jetzt in die Stadt fahren? Ich würd’ heute total gerne mit Lisa, Sabrina und Mareike shoppen gehen…“ fragte Ashley gerade ihre Mutter. Nathalie antwortete „Natürlich, Liebes. Gib mir fünf Minuten und ich fahr dich.“ „Oh, suuuuuper!!! DANKE MAMA!“ rief Ashley und ging, ihre Sachen zu holen. „Ich muss noch was mit Amy besprechen. Warte doch schon im Auto, Schatz.“
Oh scheiße, sie kommt rauf… Wo versteck ich den blöden Koffer schnell?!, überlegte Amy hektisch und entschied sich, ihn unter das Bett zu schieben. Sie schaffte es gerade noch rechtzeitig, den Koffer zu verstauen, als auch schon die Zimmertür aufflog und ihre Mutter herein stolzierte. „KENNST DU KEIN ANKLOPFEN?!“ wollte Amy wissen. Nathalie überhörte die Frage und teilte ihr mit „Ich fahr Ashley in die Stadt. Du bleibst hier. Ich sperr’ die Haustür zu. Und WEHE, DU BIST, WENN ICH WIEDERKOMM, NICHT DA!“ Amy schaute ihrer Mutter hinterher. Sie hörte, wie Nathalie den Schlüssel umdrehte und zum Auto ging. Danach fuhren die Beiden weg.
Amy wartete noch fünf Minuten, um sicherzustellen, dass sie nicht zurückkommen und lächelte. Wie gut, dass Papa mir einen Schlüssel gegeben hat, von dem niemand weiß… Sie ging zum Telefon, wählte eine Nummer von einem Taxi, zerrte ihren vollbepackten Koffer runter und sperrte die Haustür wieder auf. Als nach zehn Minuten das Taxi vor ihr stand, jubelte Amy und dachte glücklich GESCHAFFT! FREELAND, NICK… ICH KOMME!
Die 5 minütige Autofahrt kam Amy wie zwei Minuten vor. Jetzt hab ich endlich ein Zuhause, wo ich hingehöre… Mit Lena und Janny wird’s bestimmt total cool… Ich werde Angel als Pflegepferd nehmen… Und da ist ja auch noch Nick…, träumte sie vor sich hin.
Der Fahrer holte sie in die Wirklichkeit zurück, denn er sagte „Wegscheid Nummer 11. Da wären wir. Bitte 20 Euro!“ Amy gab ihm das Geld, holte ihren schweren Koffer aus dem Kofferraum des Taxis und sagte: „Vielen Dank…“ Das Taxi fuhr wieder los.
Da kamen auch schon Lena und Jeanette. „Hey Amy! Schön, dass du kommst!“ Sie begrüßten sie herzlich. Als die Beiden Amys Koffer bemerkten, tauschten sie verwundert Blicke aus.
„Ähm, Mädels, ich muss euch um was bitten… Ich bin von Zuhause abgehauen und würd’ wahnsinnig gern hier wohnen, wenn’s euch nichts ausmacht…“ stotterte Amy. „Kein Problem! Ein Zimmer haben wir schon noch frei! Aber warum bist du weggelaufen?“ wunderte sich Jeanette. „Das ist eine lange Geschichte… Also…“ wollte Amy schon anfangen, wurde aber von Lena unterbrochen, die vorschlug, erst den Koffer reinzustellen und noch auf die Weide zusehen.
„Mit dem Koffer… Überlass das mir.“ Urplötzlich tauchte Nick auf. „Schwesterherz, welches Zimmer kriegt Amy?“ fragte er Lena. Lena dachte nach. „Hm… Neben mir und Janny wär doch eins frei, oder habt ihr Beide was dagegen?“ sie schaute erst Jeanette an und dann Amy. Alle zwei schüttelten die Köpfe. Nick nahm Amy den Koffer ab.
Kurze Zeit später standen Amy, Lena und Jeanette vor der Weide. Angel galoppierte sofort zu Amy hinüber und stupste sie sanft. „Hey, mein Schöner…“ murmelte sie und genoss es, mit ihm zu kuscheln. Sie gab ihm zum Abschied einen Kuss auf seine samtweichen Nüstern. Lena und Jeanette staunten „Angel baut nie so schnell Vertrauen auf… Ach ja, Nick hat uns geschildert, wie du gestern gesprungen bist, großen Respekt, Amy. Du kriegst ihn als Pflegepferd.“
Als sie im Wohnzimmer auf der Couch saßen, begann Amy zu erzählen „Meine Kindheit war furchtbar. Ashley, meine ‚perfekte‘ Schwester, bekam immer ALLES von Mama, was sie sich wünschte. Ich bekam ständig nur ihre alten Sachen, die sie ‚out‘ fand oder billiges Zeug. Schon im Kindergarten fühlte ich mich als die totale Außenseiterin. Dann kamen Ashley und ich in die Schule. Sie fand jede Menge Freundinnen… Ich dagegen wurde permanent ausgelacht.
Als ich dann auf der Realschule war – und Ashley im Gymnasium – wurde ich von ALLEN gemobbt, seien es meine Mitschüler gewesen oder SOGAR die Lehrer, die nichts gegen das Hänseln unternahmen. Ich kam oft weinend nachhause, niemand außer mein Papa achtete auf mich. Papa war derjenige, der mir Reitstunden bezahlte – in einem Reitverein, in dem ausgerechnet meine Mobber-Clique auch war. Ich freundete mich nur mit einer Welsh-Pony-Stute namens Trixy an. Trixy starb eines Nachts an einer Kolik. Ich flog aus dem Reitstall raus. Als auch noch mein Papa vor über fünf Jahren an den Folgen eines Autounfalls starb, war ich völlig am Ende. Die Situation zuhause verschlimmerte sich noch mehr. Immer bin ich an allem schuld.“ Amys Stimme brach ab und Tränen fielen auf ihre Hose, aber sie schilderte ihnen trotzdem noch den Streit heute Morgen, danach konnte sie ihre Gefühle nicht mehr zurückhalten. Lena hatte ihr, während sie ihnen tapfer ihre Geschichte anvertraute, ihren Arm leicht um die Schulter gelegt und ließ Amy sich ausweinen.
Eine halbe Stunde später sah Amy das erste Mal ihr neues Reich: Ein großes Bett, ein nobler, hölzerner Kleiderschrank, ein Fernseher und sogar ein eigenes kleines, aber feines Bad befand sich im Zimmer. Sie schmiss ihre Klamotten in den Schrank und ging danach mit ihrem klitzekleinen Schminkkoffer ins Bad. Amy entschied sich heute für ein dezentes Make-Up, sie schminkte sich nur so viel, dass ihre verquollenen Augen verschwanden und trug dann noch ihren Lieblings-Lipgloss auf.
Sie schlenderte Richtung Esszimmer, weil es Mittagessen gab: Pizza. Sie setzte sich neben Nick und Lena und ließ es sich schmecken – sie hatte ja zum Frühstück nur einen Toast gegessen.
Kurze Zeit später kam ein schwarzer Golf auf dem Hof an. Amy sah ihre Mutter aussteigen und flehte Lena, Nick und Jeanette an „Bitte sagt ihr, ich bin nicht da! Bitte, bitte, bitte.“ „Reg dich nicht auf. Janny, komm mit, ich hab einen Plan.“ Lena stand auf und zerrte Jeanette mit nach draußen.
Amy hatte Angst, dass Lenas Plan schiefgehen könnte und trommelte nervös mit ihren Fingern auf den Tisch. Irgendwann nervte es Nick offensichtlich, denn er legte seine Hände sanft auf ihre, sah sie an und sagte leise „Die Pläne von Lena funktionieren immer. Mach dir keine Sorgen, wir halten zu dir.“
Plötzlich klingelte Nicks Handy und er ging ran. „Lena?! Sie will Amy suchen? Hier?“ Er stellte sein Smartphone auf laut. „Ja! Aber ich hab’ einen Plan. Janny richtet euch Angel und Rain her und wartet hinterm Haus auf euch. Nick, bring Amy weg! Ich werde versuchen, sie solange abzulenken.“
„Alles klar!“ Er legte auf und sah Amy an, „Komm mit.“ Sie rannten in den Garten. Amy nahm nur den leichten Geruch von Lavendel und Rosen wahr – sie hatte momentan keine Nerven, sich genau umzuschauen. Jeanette hatte Mühe, Angel und Rainbow zu halten. Angel wollte, sowie er Amy sah, zu ihr hin und stampfte ungeduldig mit dem rechten Vorderhuf.
Sie hörten Schritte. „Schnell!“ Sie hatten keine Zeit mehr, die Pferde zu satteln, also mussten sie nur mit dem Halfter und einem Strick zurechtkommen. Amy kam nicht rauf. Angel drehte durch den Stress vollkommen durch. Die Schritte kamen immer näher… Oh, Mist! Wir schaffen es nicht mehr!, glaubte sie.
„Junge, bitte! Wir müssen hier weg, Angel. Bitte lass mich dich reiten!“ versuchte Amy den nervösen Wallach zu beruhigen und machte ihm die gleiche Massage wie gestern. Binnen zwei Minuten war Angel ruhiger. „So ist’s gut.“ wisperte sie ihm zu.
Amy, Nick und Jeanette hörten Nathalie stinkwütend schreien „Aber sie muss doch irgendwo sein!!! AMY KOMM AUF DER STELLE HER!“ „Bitte regen Sie sich nicht auf und brüllen hier nicht rum, Frau Kidman.“ entgegnete Lena höflich aber bestimmend.
Endlich hatte sich Angel so entspannt, dass Amy mit Hilfe von Jeanette, die Angel hielt, und Nick, der ihr eine Räuberleiter machte, aufsteigen konnte. Nick schwang sich selbst lässig auf Rainbow und er und Amy ritten los. Zum Glück sah sie niemand vom Hof galoppieren. Puh… Gerade nochmal gutgegangen…, dachte Amy.
Ein Monat war vergangen: Amy, Lena und Jeanette hatten sich eng angefreundet, Amy sprang mit Angel schon bis zur M-Klasse auf Turnieren. Sie fühlte sich das erste Mal im Leben richtig glücklich.
Als Amy eines Sommermorgens ins Esszimmer kam, saßen da ihre Freundinnen und Nick mit einem Geburtstagskuchen, liebevoll verziert mit Herzen und einem Pferd aus Marzipan. Oh, stimmt ja, ich hab heute meinen 18. Da sangen die Anderen schon schräg „Happy Birthday to you!“ Lena und Jeanette umarmten Amy. Sie aßen den Kuchen, der wunderbar schmeckte, zum Frühstück.
Lena und Jeanette schlugen vor, an Amys Geburtstag in eine Disco am Strand zu fahren. Da klingelte es plötzlich. „Ich mach mal auf!“ Jeanette ging zur Tür. Fünf Minuten später kehrte sie zurück und sagte „Draußen ist jemand, der dir auch gratulieren will, Amy.“ WER?! Außer Papa haben ja eh alle immer so getan, als ob ich Luft wär…. Unsicher erhob sich Amy und spähte durch das Glasfenster in der Haustür raus. Da stand ein fremdes Ehepaar Mitte 30.
Die kleine Frau hatte kurze, schwarze Haare, grün-graue Augen und trug Stallklamotten. Die braunen Augen des großgewachsenen Mannes strahlten und sein braunes Haar war zerzaust. Auch er hatte Reitsachen an. Amy trat aus dem Haus und begrüßte die Beiden. „Hallo. Bist Du Amy Kidman?“ fragte die Frau freundlich. Amy nickte und stotterte „Wer sind Sie?“ Der Mann antwortete auf niederbayerisch „Des is mei Frau Sabine und i bi da Marcus.“
Okay, sie kommen schon mal aus Bayern… Aber warum sind sie hier?!, überlegte Amy und fragte verwirrt nach dem Grund ihres Kommens. Sabine lüftete das Geheimnis „Amy, Du hast doch heute Geburtstag. Wir würden dich endlich gern kennenlernen.“ Ähm, ja… Oder?, Amy sah die Beiden mit großen Augen an.
Sabine begann zu erzählen „Amy, ich war erst 17 und Markus 24, als ich schwanger wurde. Ich fühlte mich zu jung für ein Baby und Marcus war ständig unterwegs, um an Spring-Turnieren teilzunehmen. Also fragten wir uns, was wir dem Kind schon geben könnten. Die Antwort lautete: Nix. Keine richtige Familie, keine glückliche Zukunft … Da gaben wir es lieber zur Adoption frei, um ihm so ein schönes Leben zu ermöglichen.“
Marcus ergänzte „Als ma unser Kind dann zur Adoption freigem hom, hob i des Autokennzeicha vo der neien Familie aufgschriem… I kannte an Polizisten, der uns dann den neien Nama rausgfunden hot.“ „Wir fragten uns oft, wie es unserem Mädchen ergangen hat, haben uns aber nie getraut, Kontakt aufzunehmen…“
Also bin ich das Baby?!, Amy wollte wissen „Was hat das alles mit mir zu tun? Bin ich etwa Ihre Tochter?“ Sie nickten beide. „Wie habt ihr mich gefunden?“ durchlöcherte Amy ihre leiblichen Eltern. „Durch Zufall waren ich und Markus auch auf dem Turnier letzten Sonntag, wo Du mit diesem wunderschönen Schimmel-Wallach geritten bist… Du wurdest ja mit Namen und Stall aufgerufen… Und jetzt sind wir hier.“ sagte Sabine.
„Amy, kommst du?“ rief Lena, die gerade von der Weide Saphir holte, „Wir wollten doch ausreiten!“ „Ja, Moment noch, Lena“ sagte sie und wandte sich wieder Sabine und Markus zu. „Wenn ihr wollt, treffen wir uns morgen?“ Sie nickten „Sehr, sehr gerne. Bis morgen, also!“ und verschwanden zum Auto.
Das muss ich erst mal verkraften…, Amy ging zur Koppel, rief Angel, der sofort herangaloppierte und sich problemlos zum Putzplatz führen ließ, da band sie ihn an und holte seine Sachen. Lena und Jeanette waren längst dabei, Saphir und Jeanettes Goldie, eine hübsche, braune Hannoveraner Stute, zu striegeln. „Wer war das?“ schoss Jeanette sofort los. Amy antwortete „Verwandte…“ – sie wollte die Wahrheit noch bisschen für sich behalten – und fing an, Angel zu putzen. Kurz darauf ritten die Drei vom Hof.
„Sag mal… Was läuft da zwischen dir und Nick?!“ versuchte Jeanette Amy auszufragen. Nicht dieses Thema! – im Punkt ‚Nick‘ war Amy nicht weitergekommen… Amy errötete und stand Rede „Na gut… Du gibst eh keine Ruhe, Janny, also… Ich find ihn total süß…“ – sie wurde immer mehr rot – „Aber Lena, sag mal… Hat er eine Freundin?“ Lena lächelte „Soweit ich weiß, ist mein Brüderchen Single…“ Sie galoppierten zum Strand und machten dort ein kleines Picknick.
„Aber bin ich sein Typ?“ fragte jetzt Amy die Beiden aus. Lena grinste „Er hat schon zugegeben, dass er dich mag…“ und flüsterte Jeanette was ins Ohr.
Im Anschluss an den Ausritt war es schon Zeit, sich für die Disco fertigzumachen. Amy duschte, danach zog sie ihr Lieblingskleid, ein schwarzes mit Glitzer, an, schminkte sich und wählte noch passende Accessoires dazu. „Hey! Amy, beeil dich mal!“ kam von unten, als sie gerade ihr Zimmer verließ.
Lena sah in ihrem schwarzen Minikleid im Gegensatz zu ihren alltäglichen Klamotten super aus, und auch Jeanette hatte ein perfektes Outfit gefunden – ein langes, rotes Kleid. „Also Fahrpläne: Janny, du kommst mit mir. Amy, du darfst mit Nick fahren.“ kommandierte Lena rum. „Alles klar?“ Amy schaute ihnen hinterher.
Kurze Zeit später fuhr Nick schon vor. Wie ein Gentleman hielt er Amy die Autotür seines schwarzen BMW-Cabrios auf. O Mann, das ist’s also gewesen, was sich Janny und Lena vorher ausgemacht haben! Schweigend startete Nick das Auto. Als er diese Stille nicht mehr aushielt, platzte es aus Nick heraus „Du schaust heute klasse aus… Weißt du das?“ „Danke…“ Amy war ganz verlegen und sah schnell wieder aus dem Fenster, als sich ihre Blicke kreuzten.
Am Strand angekommen winkten Lena und Janny ihnen zu und tanzten weiter. Nick schlug einen Spaziergang vor. Die Abendsonne versank gerade wunderschön und romantisch im Meer. Es wurde bald kühl und Amy begann, zu frieren. „Hier.“ Nick legte seine warme Jacke über Amys Schultern.
Eine Haarsträhne fiel Amy ins Gesicht und Nick strich sie sanft zurück. Plötzlich klingelte sein Handy. Aber er ignorierte den Anruf einfach und hauchte „Happy Birthday.“ Er beugte sich zu ihr hinunter. Seine Lippen näherten sich langsam den ihren. Und dann küssten sie sich zärtlich. Amy konnte es gar nicht fassen, wie glücklich sie war.
Irgendwann schlenderten die beiden händchenhaltend zurück zur Disco, wo Lena und Jeanette sie schon vermissten. „Da seid ihr ja!“ Lena lächelte wissend und Jeanette fragte „Na? Ist unsere Überraschung geglückt?“ Ja, ist sie…, Amy sah Nick hilfesuchend an. Der grinste. Ah, jetzt versteh ich’s… Totale Absprache… Na wartet! Amy ging auf Jeanettes Frage ein „Nein, wisst ihr… Ihr Zwei seid unmöglich!“ Da sah Amy sie und sagte zu den Anderen schnell „Kommt, hauen wir ab!“ Doch es war zu spät…
Eine junge Frau stolzierte in Richtung Amy. Ihr seidenglattes, schwarzes Haar wehte im Wind und ihre grünen Augen funkelten gehässig, als sie Amy sah: „Wen haben wir denn da?! Unsere Amy...“ Sie lächelte übertrieben freundlich. „Ach hi, Sue! Dich hab ich gar nicht bemerkt.“ antwortete Amy scheu und wollte gehen.
„Amy, bleib doch noch bisschen hier. Der Abend wird jetzt, da wir uns getroffen haben, erst richtig klasse!“ säuselte Sue und grinste spöttisch. Nick griff jetzt ein „Sue, lass sie in Ruhe.“ „Oh, hi Süßer!“ Sue gab ihm einen Schmatzer auf dem Mund, „Komm mit… Die ist ja kein Umgang für dich.“ – sie deutete auf Amy und zog Nick auf die Tanzfläche, wo sie sich eng an ihn schmiegte.
Amy verabschiedete sich von Lena und Jeanette – die beiden sahen sie verwirrt an – und bestellte sich ein Taxi. Ich will so schnell wie es geht weg!, zweifelte sie, War ja klar… Was würde Nick schon von mir wollen?
In Freeland angekommen rannte sie direkt zu Angel in seine Box. „Hallo Junge.“ Sie kuschelte sich an das seidenweiche Fell. Ihre Lippen brannten noch vom Kuss… Logisch… Nick hat nur mit mir gespielt, dachte sie traurig. Tränen kullerten ihr übers Gesicht und auf Angels Fell. Er stupste sie sanft an. Amy flüsterte „Ach, Angel… Du bist wenigstens ein Freund.“ und fing an, ihm den Tag – mit dem Schock am Morgen und dem unglücklichen Zusammentreffen vorher – zu erzählen. Angel schnaubte ab und zu leise und tröstete sie auf seine Art.
Am nächsten Morgen fand Lena Amy zusammengekuschelt in Angels Box. Der Hechtkopf lag auf Amys Knien. „Amy? Hast du hier geschlafen?“ wunderte sich Lena. „Und warum bist du gestern so schnell abgehauen? Sie antwortete auf die erste Frage „Ich wollte nur noch mal nach Angel schauen und war dann zu müde, um ins Zimmer zu gehen.“ – Amy tat so, als ob sie die zweite Frage überhört hätte und ging zum Duschen. Lena schaute ihr überrascht nach…
Als Amy ihr Zimmer wieder verließ, traf sie Nick. „Morgen Amy.“ begrüßte er sie. Amy ließ ihn einfach stehen und machte sich Frühstück – Cornflakes. Das wird was…, verzweifelte sie und ging nach einer Schüssel Maisflocken wieder zu Angel, der sie freudig erwartete und ihr schon entgegen wieherte.
Amy führte ihn zum Putzen und fing an, sein Fell zu bürsten. Da kam Sabine in Freeland an. Freudestrahlend gab sie Amy die Hand „Hallo.“ Sie streichelte Angel liebevoll. „Hallo.“ sagte Amy „Ich hab unser Treffen völlig vergessen…“ und wurde rot. „Macht doch nichts. Ist ja für uns alle ungewohnt. Marcus musste leider wieder zurück auf unser Gestüt… Eine Stute hat Komplikationen bei der Geburt.“ „Das klingt nicht gut…“ Amy hatte Angel endlich fertiggeputzt. „Eigentlich würd ich jetzt total gerne trainieren.“ gestand Amy Sabine. Sabine lächelte „Kein Problem. Ich schau euch gern zu.“ und sie gingen zur Reithalle, wo Amy auf ihren Wallach stieg.
Sie war jetzt voll auf Angel konzentriert, und machte ihn warm. Nach 10 Minuten Trab – Galopp – Wechseln war Angel fit zum ersten Springen. Amy saß ab und baute zuerst ein paar leichtere Sprünge auf. Wieder schwang sie sich in den Sattel.
Ich will Nick einfach während dem Üben vergessen, hoffte sie. „Na dann, Junge, auf geht’s!“ Amy schnalzte mit der Zunge und Angel galoppierte sofort an. Sie steuerten das erste Hindernis an. Angel streifte ganz leicht die Stangen und Amy hörte sie herunterfallen.
Kurze Zeit später sprang er aber fehlerfrei über die leichten Hürden und Amy stieg erneut ab, um einen M-Parcours aufzubauen. „Bitte stopp auch die Zeit.“ bat sie Sabine und gab ihr eine Stoppuhr. Danach saß sie nochmal auf. Angel wusste genau, was ihm jetzt befohlen wurde, und galoppierte auf den kleinsten Schenkeldruck an. Amy machte noch einige Volten und Achter, bis sie sich den Sprung Nummer 1 näherten. Er sprang einwandfrei. Sie galoppierte in einer engsten Kurve das nächste Hindernis an. Auch das touchierte Angel nur ganz minimal – die obere Stange klapperte leicht, aber sie blieb gottseidank liegen. Bei den folgenden Sprüngen war es perfekt.
Sie waren schon an der allerletzten Hürde angelangt – ohne Fehler –, da bemerkte Amy, dass Nick dazugekommen war. Egal… Nur weiter reiten… Ihn gar nicht beachten…, forderte Amy sich selbst auf, doch es war nicht einfach. Nur noch fünf Galoppsprünge waren sie inzwischen entfernt. Vier… Drei… Zwei… Unglücklicherweise war Amy immer noch in Gedanken. Angel sprang zu früh ab, das Hindernis riss er vollständig und schleuderte Amy aus dem Sattel. Amy fiel ungeschickt auf den Sandboden und schrie „Au!“
Da kamen ihr Sabine und Nick schon zur Hilfe. Nick hatte Lena geholt, die Angel erst untersuchte und – als sie erleichtert merkte, dass er nicht verletzt war – herumführte, um ihn abzukühlen. „Amy, geht’s?“ wollte Sabine wissen „Kannst du aufstehen?“ Ihr linker Knöchel tat weh und sie konnte ihn nicht belasten.
„Nick, bring Amy ins Haus und hol ihr was zum Kühlen.“ befahl Lena. Nick wollte Amy helfen, aufzustehen, aber sie schaffte es irgendwie allein und humpelte selbstständig zum Haus. Er lief ihr nach. „Amy! Warte!“ bat Nick. Amy sah ihn an „Was willst du?!“ und hinkte weiter. „Mit dir reden! Warum bist du heute so schlecht drauf?“
„DAS weißt DU ganz genau! LASS MICH IN RUHE!“ Sie wollte einfach nur weg und achtete gar nicht auf ihren Fuß. Tut das weh…, jammerte Amy innerlich und stürzte fast wieder. Starke Hände fingen sie in letzter Sekunde auf.
„Ist es wegen Sue?!“ Amy nickte. „Amy, ja. Ich WAR mit ihr zusammen. Aber jetzt nicht mehr.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Komm, ich stütz dich jetzt…“ Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Haus.
Ein Auto mit Pferdeanhänger fuhr an ihnen vorbei. Und niemand anderes als Sue stieg mit einem strahlenden Lächeln aus. „Hey Nick. Wir wollten doch ausreiten… Kommst du?“ forderte sie ihn auf und bemerkte Amy. „Ach, Amy, vom Gaul gefallen?“ spottete sie schadenfroh. Jetzt reicht’s mir!, Amy humpelte zum Haus. Sie holte sich Eis aus dem Kühlschrank in der Küche und setzte sich aufs Sofa und blickte traurig aus dem Fenster.
Da sah sie Nick auf Rainbow und Sue auf einer braunen Araberstute wegreiten. Tränen der Enttäuschung standen ihr wieder in den Augen.
Lena, Jeanette und Sabine kamen kurz darauf zu Amy und fragten, wie’s dem Knöchel geht. „Besser… Ich reit jetzt mit Angel aus… Bis später!“ Die Drei schauten ihr mit großen Augen nach. Sie ging – trotz großen Schmerzen – zu Angel auf die Weide.
30 Minuten später waren sie am Strand angekommen. Amy bemerkte sofort Rainbow und die Stute und wollte leise wieder zurück reiten, als sie Lachen hörte. Wie angewurzelt stand sie hinter einem Strauch und beobachtete die beiden: Sue und Nick badeten im Meer und spritzten sich gegenseitig ab. Nix wie weg! Amy galoppierte in vollem Tempo los. Sie schluchzte; dicke Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie war so traurig und enttäuscht. In nur 10 Minuten kam sie wieder auf Freeland an. Während sie immer noch weinte, ritt sie Angel trocken.
Sabine wollte ein paar Tage später abreisen und fragte Amy, ob sie nicht beabsichtige, mitzukommen. „Nein… Vielleicht ein anderes Mal.“ antwortete sie. Ihre Mutter blickte enttäuscht drein und gab ihr ihre Handynummer. „Falls du dir das anders überlegst, bist du jederzeit willkommen. Ich bin bis morgen früh da.“ Sie umarmten sich herzlich und Sabine stieg in ihren silbernen Renault. Amy winkte ihr nach.
Einige Stunden darauf ritten Amy, Lena und Jeanette aus. „Amy… Was ist mit dir? Du bist so komisch…“ bemerkte Lena. „Ich will nicht drüber reden!“ „Wir machen uns Sorgen, Amy. Du kannst uns Beiden alles erzählen…“
Na gut, bevor sie nie aufhören…, seufzte Amy. „Ihr wisst nicht, wie es ist, in einen Jungen verknallt zu sein… Ich krieg jedes Mal Gänsehaut und Herzklopfen, wenn ich ihn seh’. Aber ich bin nicht ‚gut‘ genug für ihn… Ich werde ihn nie erobern können. Reicht das?!“ Amy verkniff sich ein Schluchzen. Sie drehte Angel um und machte sich auf den Weg zurück. Lena und Jeanette sahen ihr besorgt nach. Amy hatte jeden Kontakt zu Nick vermieden, dennoch ging er ihr nicht aus dem Kopf. Immer wenn sie ihn zufällig traf, erinnerte sie sich an den Kuss an ihrem Geburtstag…
Amy lag die ganze Nacht wach und grübelte. In den frühen Morgenstunden fasste sie einen Entschluss. Hoffentlich ist’s jetzt nicht zu spät… Sie suchte ewig nach einer Telefonnummer. Als sie schon fast aufgeben wollte, fand sie den Zettel endlich.
Kurz nach dem Telefonat holte sie ihren Koffer und packte. Sie ging zum Frühstück runter. Lena und Jeanette begrüßten sie. „Ich werde abreisen…“ verkündete sie ihren Freundinnen. Lena wollte wissen, wohin sie zog. Amy entgegnete „Zu meinen Eltern nach Bayern, um sie besser kennenzulernen...“ „Es ist deine Entscheidung, Amy, aber du wirst uns fehlen.“ Jeanettes Mühe, Amy zu überzeugen, nicht wegzuziehen, war umsonst.
Amy ging nach dem Essen zu Angel. „Mach’s gut, mein Junge. Bereite ihnen keinen Ärger und vergiss mich nicht.“ verabschiedete sie sich traurig von dem Wallach, sie umarmte ihn noch ein letztes Mal und bedankte sich für die wunderschönen Momente mit ihm. Zum Schluss gab Amy Angel noch einen Kuss auf seine Stirn und ging traurig weg. Sie versprach Lena und Jeanette, Kontakt zu halten und umarmte beide, ehe sie ins Auto ihrer Mutter stieg.
Stundenlang fuhr Sabine mit Amy Richtung Süden. „Du hast noch zwei Geschwister: Franziska ist 9 und sieht dir total ähnlich; unser Leon ist erst 3.“ informierte sie Amy. Amy freute sich „Ich wollte schon immer kleine Geschwister.“ Freudestrahlend sagte Sabine „Die hast du ja jetzt.“ und begann, über ihr Gestüt zu erzählen.
Sie waren endlich angekommen. Amy sah als allererstes das ‚Willkommen‘-Schild am Straßenrand. Ein aufsteigendes, stolzes Pferd wies darauf hin, dass hier Pferdefreunde wohnten. Rechts und links von der kleinen Straße befanden sich kleine Lindenbäume. Dahinter entdeckte sie saftige, grüne Weiden, auf denen Stuten mit ihren Fohlen grasten. „Wir sind da.“ verkündete Sabine. Sie rollten auf einen, mit Kieselsteinen bedeckten, großen Hof.
Amy war total aufgeregt und blieb erst mal noch im Auto, während ein schwarz-braun haariges Mädchen ihre Mutter freudig umarmte. Das ist also meine Schwester... Ein kleiner Junge, auch mit braunen Haaren, tapste unsicher Richtung Amys Mutter und plapperte los „Mama!“ Sabine hob den Kleinen hoch und gab ihm ein Bussi, danach setzte sie ihn wieder auf die kurzen Beinchen. Oh. Ist Leon aber niedlich! Da kam Marcus noch dazu. Er begrüßte seine Frau mit einem innigen Kuss und freute sich, sie wiederzusehen.
„Mama, wer isn des im Auto?“ fragte Franziska, sobald sie Amy bemerkte. Amy hielt es jetzt für den richtigen Moment, auszusteigen. „Hi…“ stotterte sie nervös, „Ich bin deine Schwester Amy.“ Franziskas braune Augen leuchteten „Schee, di endlich moi kenna zu lerna. Mama und Papa hobn scho vui vo dir erzählt.“
Marcus strahlte übers ganze Gesicht, als er Amy begrüßte und forderte Franziska liebevoll auf, Amy in ihr Zimmer zu führen. „Ja, Papa. Amy, kimm mit.“ Amy holte ihren Koffer aus dem Auto und staunte, als sie den Wohn-Ess-Bereich betrat. Zuerst war da eine riesige, braune, bequem aussehende Couch. In der Ecke stand eine Vitrine mit glänzenden, zahlreichen Pokalen, die vermutlich Marcus und Sabine bei Springturnieren gewonnen hatten. Der ganze Raum war lichtdurchflutet. Ein hübscher Raumteiler, ebenso aus Holz, spaltete das Zimmer. Der Essbereich bestand aus einem gläsernen Tisch, auf dem in der Mitte ein gewaltiger, duftender Blumenstrauß aus riesigen Sonnenblumen und winzigen Flockssternen stand.
Franziska führte Amy nach oben. „Do hintn is des Bad und do is dei Zimmer.“ sie zeigte auf eine am Ende des Flurs gelegene Tür und dann auf eine zweite, offene Tür. Amy bedankte sich und betrat ihr neues Reich: Ein großes Bett stand an einer cremefarbig gestrichenen Wand, neben dem der hölzerne Schrank war; es gab sogar einen kleinen Fernseher und einen Computer im Zimmer. Da hörte sie Marcus rufen „Amy, Franzi! Es gibt vei Essen.“ Amy stellte ihr Gepäck ab und ging wieder hinunter.
Es roch nach Spaghetti mit Tomatensoße. Klasse! Leon saß schon auf seinem Trip Trap und versaute den Tisch mit der Soße. Die Nudeln schmeckten so gut, wie sie rochen und Amy hörte nur zu, wie sich die Anderen auf bayerisch unterhielten. Sie war in Gedanken in Freeland.
Später schaute sich Amy im Gestüt um. Ein riesiger Stall mit lauter tollaussehenden Pferden, eine ordentliche Sattelkammer nebenan und ein phantastischer Trainingsplatz, hinter dem ein Reitweg zu sehen war, waren vorhanden. Amys Handy klingelte und sie ging ran.
„Ach, Lena! Du bist’s!“ freute sie sich, als sie Lenas Stimme hörte. „Hi Amy… Gut angekommen?“ „Klar… Hier ist’s total schön… Stell dir mal vor: Ich hab eine neunjährige Schwester und einen süßen, kleinen Bruder!“ „Super, freu mich für dich.“ „Was gibt’s bei euch Neues?“ „Ach, nichts… Erzähl mir lieber mehr von dir!" Sie quatschten noch ewig.
Die Zeit verging wie im Flug: Amy hatte sich gut eingelebt und suchte nach einer Ausbildung, die möglichst mit Pferden zu tun hat. Aber noch immer vermisste sie Freeland.
Eines trüben Sonntagmorgens fragte Marcus Amy und Franziska „Wie wärs? Fahrma zuna Auktion? Franzi, du brauchst eh moi a gressers Pony, Gypsy is dir scho ganz schee zu kloa, und Amy, des wär a Erfahrung, die du vielleicht moi in deina Ausbildung gebraucha kannst.“ Franziska jubelte sofort los und auch Amy war glücklich. „Ich komm gleich, ich zieh mir nur noch was an.“
Sie verabschiedete sich von Leon und ihrer Mama, die zuhause blieben. Amys kleiner Bruder konnte ziemlich quengeln, wenn ihm langweilig wurde. Ungeduldig warteten Marcus und Franziska schon im schwarzen Geländewagen. Marcus hatte auch einen Transporter dabei, falls sie ein Pony ersteigerten.
Endlich waren die Drei auf dem Auktionsgelände angekommen und Marcus ließ seine beiden Mädchen schon mal aussteigen. „Mir treffa uns am Eingang. I such nur n Parkplatz. Bis glei!“ Amy war ganz nervös, schließlich war das ihre erste Auktion, bei der sie dabei sein durfte. Franziska zog Amy hinter ihr her. „Kimm mit.“
Amy stoppte auf einmal abrupt. Da sah sie ihn. Er wurde gerade ausgeladen. Seine silberne Mähne glänzte in der Sonne und sein hellbraunes Fell sah samtweich aus. Sein edler Kopf war von einem weißen Stern bedeckt und seine Fesseln waren auch weiß. Auf seiner Kruppe stand die Nummer 7. Den würd ich so gern haben wollen…, überlegte Amy gerade, als Marcus herbeikam. Amy blickte immer noch in die Richtung des Hengstes – oder Wallaches – und Marcus folgte ihren Augen. „Amy? Des is ja a scheener Hengst… Kimmst du jetz mit?“
Sie schlenderten zur Eingangstür von der großen, grauen Halle, die fast schon voller Leute war, und drängten sich vor. Zu diesem Zeitpunkt trabte schon ein weißes Shetlandpony mit der Nummer 3 im Vorführ-Gehege. Eine tiefe Männerstimme drang aus den Lautsprechern. „8750 Euro… Zum ersten… Zum zweiten… Und…“ Doch es hob sich im letzten Augenblick ein kleines Schild. Der Leiter der Auktion musste wieder von vorne beginnen. „8850 Euro… Zum ersten… Zum zweiten… Und zum dritten. Dieses Pony geht an die Nummer 277, Herzlichen Glückwunsch! Sie können sich ihr neues Shetty hinter der Halle abholen.“ Bei den nächsten Pferden lief der Verkauf ähnlich ab.
„Und jetzt die Nummer 7! Ein wunderhübscher, erst siebenjähriger, Hannoveraner-Mix, veredelt mit Araber. Super Abstammung – Klasse Hengst. Name: Silverado! Und diesen Prachtkerl gibt’s für den unschlagbaren Anfangspreis von 1000 Euro!“ dröhnte es aus den Lautsprecher. Silverado wurde reingelassen und galoppierte aufgeregt hin und her. Der Leiter wartete einige Sekunden. „Keiner will ihn?! Kommen Sie schon! Wenn er heute nicht gekauft wird, landet er beim Schlachter. Und das wär doch unfassbar schade bei so einem wunderbaren Hengst.“
Da schaute Marcus Amy eindringlich an. Amy nickte sofort begeistert. „Kein Gebot… Zum ersten… Zum zweiten… UND zum…“ Blitzschnell hob Amys Vater in der letzten Sekunde sein Schild hoch. „Ahhh… Da bietet ja doch jemand… 1000 Euro… Zum ersten… Zum zweiten… UND zum dritten… Silverado wurde von der Nummer 777 ersteigert! Auch Sie können sich Ihren Hengst hinten abholen.“
Amy war überglücklich, endlich ein eigenes Pferd zu haben, und so stürzte sie sich schon zum Hintereingang. Da hörte sie einen Mann murmeln „Was zum Teufel will dieser Mann mit einem durchgedrehten Gaul? Der wird sich total an Silver freuen.“ Amy war geschockt. Silverado ist also nicht ohne Grund so billig…?
Sie ging wieder zurück zu ihrer Familie. Ein braunes Welsh-Pony versuchte Marcus, zu ersteigern, was sich als äußerst schwierig herausstellte. Denn gleich zwei andere wollten dieses Pony auch. „9000 Euro… Zum ersten…“ – Eine Frau hob ihr Schild. „9100 Euro… Zum ersten…“ – Ein anderer Mann hob sein Zeichen. „9200 Euro… Zum ersten…“ – Marcus hielt die Nummer 777 hoch. Die Frau und der Mann schüttelten enttäuscht die Köpfe – „Zum zweiten… UND… Zum dritten… Bella geht auch an die Nummer 777. Sie können Ihre beiden Pferde abholen.“
Marcus rief Amy und Franziska, die über ihre ganzen Gesichter strahlten, zu sich. „Mir holn jetzt unsere beiden Pferdl ab, bringen sie in den Transporter, bezoin sie und fahrn wieda heim.“ Amy umarmte aber erst noch ihren Vater und bedankte sich. „I habs gern gmocht, mei Große. I bezoi des schnell, bringt sie doch scho zum Transporter.“
Sie gingen an sämtlichen Boxen vorbei, bis sie Bella und Silverado fanden. Neben den Boxen hingen zwei ganz einfache Halfter. Franziska holte ihr neues Pony problemlos aus ihrer Box raus und führte sie überglücklich Richtung Hänger, Amy, dagegen, hatte schon totale Schwierigkeiten, Silverado auf zu halftern. Er war sehr unruhig und versuchte, immer zu entkommen. Aber irgendwie schaffte Amy es trotzdem. Der Hengst tänzelte nervös, während sie versuchte, ihn mit Worten wie „Ruhig“, „Es passiert dir nichts“ oder „Bald wirst du Hilfe kriegen“ zu entspannen.
Bella stieg sofort in den Transporter und Franziska klopfte ihr noch sanft auf die Kruppe, ehe sie Amy hinließ. Silverado scheute vor dem Anhänger und bäumte sich auf. Sie hatte Mühe, ihn festzuhalten und gleichzeitig Freiraum lassen. Wacklig stand der Hengst jetzt wieder auf dem Boden. Da hatte Amy eine Idee.
„Franzi… Im Auto ist ein Tuch von mir… Bringst du’s mir bitte?“ Ihre Schwester holte verwundert ein schwarzes Tuch und gab es Amy. „Danke.“ Sie band das Tuch um Silverados Augen. Hoffentlich klappt das auch in echt… Im Film hat’s ja gewirkt… Und es funktionierte. Silverado tapste vorsichtig in den Hänger.
Marcus war inzwischen am Auto angekommen. „Super, ihr hobt die beiden ja scho eigelada. Mir kenna losfahrn.“ Amy und Franziska stiegen in den Wagen ein und Franziska erzählte ihrem Vater gleich, wie Amy es geschafft hat, Silverado in den Transporter zu bekommen. Marcus wunderte sich. „Sag moi, wia bistn auf die Idee mitm Tuch kimma?“
„Seine Augen waren verbunden, also musste er mir vertrauen… Das haben die in den Film ‚Black Beauty‘ so gemacht – bei dem Feuer – und da dacht ich mir halt, ein Versuch ist’s zumindest wert.“ Sie informierte Marcus auch von dem murmelnden Mann. Dieser sah nicht glücklich aus, aber Amy war sich zu hundert Prozent sicher „Was Silver braucht, ist Zeit, viel Liebe und Zuwendung, Marcus. Gib ihm und mir eine Chance, ok?“
Die ganze Rückfahrt war Amy völlig in Gedanken, wie sie dem Hengst helfen könnte. Hm… Ich recherchier dann sofort im Internet mal… Und vielleicht wissen Lena und Janny ja auch was… Hm… Wahrscheinlich unter ‚Pferdeflüstern‘ oder ‚Heilmittel für traumatisierte Pferde‘ nachschauen…Ich schwöre dir, Silver, ich kann dich heilen!
Zuhause lud erst Franziska Bella aus und brachte sie zum Eingewöhnen in den Stall. Amy wendete wieder ihren Trick mit dem Tuch an und ging auch mit Silverado in Richtung Boxen. Als sie ihn reingestellt hatte, holte Amy ihm noch Heu und Wasser und verschwand dann im Haus – sie dachte sich, je weniger Silverado im Stress war, desto schneller würde er sich einleben.
Sie ging schnurstracks nach oben in ihr Zimmer, schaltete ihren Computer ein, der ewig brauchte, bis er hochgefahren war. In der Zwischenzeit zog Amy die unbequeme Jeans aus und eine Jogginghose an.
Als erstes öffnete sie ‚Skype‘ – in der Hoffnung, dass Lena gerade on war. Mist, sie ist noch nicht online… Naja, dann bin ich jetzt eben auf mich allein gestellt… Amy holte Google her und suchte zum Anfang ‚Pferdeflüstern‘, fand aber nichts Richtiges außer der Join-Up-Methode.
„Die Join-Up-Methode wurde entwickelt, um Pferden das Vertrauen zum Menschen zu geben und sie zu veranlassen, diesen als Leittier anzusehen. Man kann damit junge Pferde und Problempferde gewaltfrei näher zu ihrem Menschen führen.“
Da war sie auf der richtigen Spur. Sie klickte sich noch auf mindestens zehn anderen Seiten über Join-Up durch. Klingt super… Werd’ ich mal versuchen. Danach schaute sie noch nach Heilmitteln. Es waren Lavendel und bestimmte Bachblüten zur Beruhigung verängstigter und sensibler Pferde geeignet.
Amy war so vertieft in ihre Seiten, dass sie gar nicht bemerkte, dass Lena inzwischen da war.
Hey Amy? Bist du da?
Oh, hallo Lena! Sorry, ich war total in einer Recherche versunken… Ich ruf dich mal an, ok?
Okidoki, Amy! Amy klickte auf Videoanruf. Lena und Jeanette saßen gemütlich auf dem Sofa.
„Hi! Was gibt’s bei euch neues?“ „Vieles… Haben einige neue, junge Pferde gekauft. Und das Beste: Ich hab mit Saphir einen Pokal gewonnen!“ – Lena strahlte übers ganze Gesicht. Sie erzählte Amy jeden Sprung. „Yeah! Gratuliere, Lena!“ „Und was Neues bei dir?“ fragte Jeanette nach Lenas Schilderung.
Nun war es Amy, die lächelte. „Abgesehen davon, dass ich mit Franzi und Papa heute auf einer Auktion war und Papa mir einen totschicken Hengst – Silverado, kurz nenn ich ihn Silver, ein hellbrauner achtjähriger Hanno-Araber-Hengst mit weißer Mähne, Stern und weißen Fesseln – gekauft hat, nichts… Obwohl, ach ja, Silver ist völlig traumatisiert.“ Sie berichtete ihnen alles – auch ihre Recherchen. Lena und Jeanette gaben Amy Mut. Sie sollte das Join-Up und die Mittel ausprobieren. Außerdem sollte sie sich Filme und Bücher von Monty Roberts oder Andrea Kutsch kaufen.
Amys Mutter rief sie irgendwann zum Abendessen. „Okay, Lena, Janny… Ich muss runter – wir essen… Moment noch, wie geht’s Angel?“ „Ach, supi, Amy!“ antwortete Lena. Sie legten auf.
Bis bald, ihr zwei… Ich verhungere… Und danke für alles… Ich vermisse euch so!
Gern geschehen, wir vermissen dich auch… Und drücken dir für Silver alle Daumen. Kopf hoch! Du schaffst das. Guten Appetit und wir telen oder skypen bald wieder.
Amy ging hinunter. „Was gibt’s zum Essen, Mama?“ wollte Franziska wissen. Sabine antwortete „Pizza, hausgmacht.“
Sie setzten sich alle hin und nach einer Weile Essen fragte Amy: „Sagt mal… Ich bräuchte irgendeine Hilfe für Silver. Kennt ihr zufällig einen Tierarzt, der sich auch mit Homöopathie und so auskennt?“ „Da haste Glück, Amy. Moang kimmt unsa Tierärztin, Rosi, zu a Untersuchung vo a tragenden Stute… Rosi is Heilpraktikerin…“ meinte Sabine. „Super!“
Am nächsten Morgen wartete Amy in der Nähe von Silverado, der ganz unruhig in seiner Box stand, gespannt auf diese Rosi… Sie kam erst nach der Betrachtung der Stute. „Ois ok mit Lady, Marcus. Derer feit nix.“, beruhigte eine nett klingende Frauenstimme ihren Vater.
Marcus stellte nun Amy vor „Rosi, des is unser Tochta Amy.“ Rosi, geschätzt Mitte 40, hatte kurze blonde Haare und grüne Augen. Sie trug einen Arztkittel und darunter abgenutzte Jeans. Sie gaben sich die Hand. „I hob scho vui von dir gehört, Amy. Freit mi, di endlich kenna zu lerna!“ lächelte Rosi Amy an. Amy lächelte zurück und zeigte der Tierärztin ihren Hengst, der von den vielen Leuten noch nervöser geworden war.
„Ich hab im Internet bisschen recherchiert… Glauben Sie…“ „Du konnst mi ruhig duzen.“ „Okay… Glauben… - Glaubst du, dass Lavendel ihn entspannt? Und welche Bachblüten helfen ihm?“ „Lavendel auf jedm Foi. Wega Bachblüten… Do hob i an Mix Versurchmas moi… I hob a Flaschn im Auto und bring da’s.“
Rosi kehrte nur fünf Minuten später zurück. „Einfoch ihn moi schnuppa lassn… Pferdl wissa genau, was ihnen hilft und was ned.“ Sie hielt Silverado die kleine Flasche über die Boxentür hin und betrachtete ihn gar nicht. Nach einigen Minuten näherte der Hengst sich langsam dem Behältnis und schnupperte an dem Inhalt. Er wollte tatsächlich die ganze Flasche fressen.
„Na aiso! Gib ihm die ruhig zu jedm Wasser dazu… 20 Tropfen reicha… Und Lavendel schadt koim Pferd. Einfach Lavendelblatteln in sei Futta reingebn und wenn er anfassbar wird, kannst ihm ja mit Lavendelöl massieren… Lass ihn aber Zeit! Wenn du Fragn host, mei Telefonnummer hot Marcus. I wünsch da vui Glück! Bis boid, Amy.“ „Vielen Dank! Bis dann.“ verabschiedete sich Amy.
Amy tat wie geheißen. Jeden Wassereimer gab sie 20 Tropfen rein und ins Futter mischte sie Lavendelblätter. Nach ein paar Wochen war Silverado schon viel entspannter und Amy traute sich das erste Mal mit ihm ein Join-Up zu versuchen. An einem sonnigen, späten Nachmittag holte sie ein Halfter und eine Longe aus der Sattelkammer und ging damit zu Silverado.
„Na, Junge? Lust auf ein Experiment?“ redete sie vor sich hin, während sie ihm das Halfter probierte, anzulegen. Das dauerte bisschen, aber, wie durch ein Wunder, blieb der Hengst eigenermaßen ruhig. Auf dem Weg zum Longierplatz hatte sie jedoch wieder das alte Problem: Silverado tänzelte unruhig vor sich hin und suchte immer wieder einen Fluchtweg. Als sie endlich im Longierplatz drin waren, band Amy den Hengst ab und stellte sich in die Mitte vom Kreis und behielt ihn immer aggressiv im Auge. Silverado galoppierte sofort schnell los, als müsste er flüchten, doch er fand keinen Ausweg.
Nach einer halben Stunde wurden seine Bewegungen geschmeidiger. Er galoppierte jetzt rhythmischer und langsamer. Amy wartete auf das erste Zeichen, das nach zwanzig weiteren Runden endlich kam. Silverado begann, das innere Ohr nach Amy auszurichten. Er verlangsamte nochmal das Tempo nach einer Runde und fing an, den Kopf zu senken und zu kauen. Da wusste Amy aus den Büchern und Filmen über Monty Roberts und Andrea Kutsch, dass sie sofort eine defensive Haltung einnehmen musste. Also drehte sie Silverado den Rücken zu und vermied jeglichem Blickkontakt mit ihm.
Der Hengst blieb schweratmend stehen und sah in Amys Richtung. Er überlegte offenbar, ob er ihr vertrauen konnte. Amy fühlte sich unbehaglich und angespannt, versuchte allerdings, ruhig dazustehen.
Und endlich hörte Amy das heiß ersehnte Geräusch: Das Knirschen des Sandes unter Silverados Hufen, als er zu ihr hinüberkam. Er kommt, jubelte sie innerlich. Zögernd näherte Silverado sich Amy zu. Sie spürte bald seinen heißen Atem des Pferdes an ihrem Hals. Amy durchlief ein Schauer. Noch immer hielt sie ihren Blick gesenkt, drehte sich aber langsam um und streichelte Silverado zwischen den Augen. Schließlich wandte sie sich wieder ab und begann, kreuz und quer im Platz zu laufen. Silverado folgte ihr auf Schritt und Tritt.
Am liebsten hätte Amy sich jetzt so gefreut, aber das wäre keine gute Idee gewesen. So knipste sie die Longe wieder an das Halfter und führte Silverado vollkommen ruhig zurück zum Stall. In seiner Box angekommen halfterte sie ihn ab und beschloss, ihn mit bisschen Stroh trockenzureiben. Und auch dies ließ sich Silverado problemlos gefallen. Endlich ist der erste Schritt geschafft…
Nach dem Trocknen holte Amy noch ein Lavendelöl und massierte ihren Hengst in kleinen Kreisen ein. „So, Junge. Das reicht für heute.“ flüsterte sie, als sie ihm die Abendration Heu und ein frisches Wasser mit Bachblüten reinstellte.
Überglücklich erzählte Amy beim Abendbrot der Familie ihren Erfolg und alle gratulierten ihr. Als sie satt war, konnte sie es kaum erwarten, Lena und Jeanette anzuschreiben. Sie rannte auf ihr Zimmer, machte ihren PC an und, sobald er warmgelaufen war, klickte sie auf ‚Skype‘.
Hey! Ich hab super Neuigkeiten!
Amy wartete auf eine Antwort…
Hi Amy… Ich bin’s, Nick. Lena und Janny sind unterwegs… Wie gefällt’s dir bei deinen Eltern?
Oh nein… Nick!
Super. Sagst du ihnen bitte, sie sollen sich schnellstmöglich melden?
Sag ich.
Gut. Danke.
Sie schaltete ‚Skype‘ sofort aus und wartete und wartete und wartete. Lena und Jeanette riefen irgendwann aufs Handy an. Amy schilderte auch ihnen den ersten kleinen Erfolg. „Wir haben’s immer gewusst, dass du es schaffst!“ jubelten beide.
In den nächsten Tagen wiederholte Amy das Join-Up mit Silverado. Der Hengst wurde von Tag zu Tag ruhiger. Er kam eine Woche später schon nach zwei Runden zu ihr und Amy wagte den nächsten Schritt: Satteln und Trensen. Also holte sie einen Sattel aus der Kammer. Amy ließ es langsam angehen, erst nahm sie die weiße Decke und schuf die Möglichkeit für Silverado zu schnuppern. „Die ist ganz weich und tut dir gar nichts, Silver.“ Vorsichtig, falls er durchdrehen würde, legte sie die Decke auf seinem Rücken und belohnte ihn mit Kraulen an der Stirn.
„War doch nicht schlimm, oder, Junge? Wollen wir’s mit dem Sattel probieren?“ Amy nahm ihm die Decke wieder runter, um sie erneut am Sattel zu befestigen. Danach ließ sie ihren Hengst an dem für ihn ungewohnten Gegenstand schnüffeln. Er zeigte keinerlei Angst, also war er wirklich bereit.
Mit Bedacht, ohne ihn doch noch zu erschrecken, hob sie den Sattel auf seinen Rücken und fasste unter seinen Bauch nach dem Gurt. Dann zog sie ihn langsam in die Schnallen und korrigierte die Lage. „Super! Das hast du tollgemacht.“ Amy gab Silverado eine Karotte und verschwand wieder, um eine Trense zu besorgen.
Zehn Minuten später war Silverado auch getrenst. Amy gab ihm Zeit, sich an alles zu gewöhnen und machte noch ein Join-Up mit der Trense und dem Sattel an Silverado. Er kam innerhalb einer Runde zu ihr. Sie beschloss, für heute aufzuhören, sattelte und zäumte ihn ab. Anschließend brachte sie Silverado auf die Weide. Amy war überglücklich und konnte es kaum erwarten, ihn endlich zu reiten.
In dieser Nacht brachte Amy kein Auge zu. Ihre Gedanken kreisten ständig um den nächsten Tag, denn da sollte es richtig spannend werden: Sie würde das allererste Mal auf Silverado reiten… Amy war so nervös und aufgeregt, dass sie es im Bett nicht mehr aushielt. Sie zog sich also wieder an und ging zu Silverado. „Hi Junge… Morgen ist unser großer Tag, weißt du das?“ Der Hengst schnaubte und Amy lehnte sich an ihn. Irgendwann setzte sich Amy an die Boxenwand und schlief ein.
Amy wachte durch Pferde, die ungeduldig stampften, auf. Sie sah Marcus und Sabine mit vollbeladenen Futtereimern umhergehen. Oh, Mist… Ist’s schon so früh?!, dachte sie verschlafen. Silverado blies ihr liebevoll ins Gesicht, ehe sie die Box verließ. „Amy? Was mochst du hier?“ fragte Marcus, als er sie bemerkte. „Ich konnte nicht schlafen… Bin mal duschen. Bis dann.“ Amy holte erst noch Silverados Morgenration und ging dann ins Haus.
Ein paar Stunden später war es dann soweit: Amy sattelte Silverado mit zitternden Händen und machte vor der allerletzten Stufe nochmal ein Join-Up. Allerdings nicht allein – wie üblich –: Ihre Eltern, ihre Schwester und Rosi, die Tierärztin, sahen zu.
Amys Nerven flatterten innerlich, jedoch bemühte sie sich, es nicht auf ihren Hengst zu übertragen. Silverado blieb cool und kam innerhalb von fünf Minuten zu seiner Besitzerin. „Bravo, Silver!“,lobte Amy ihn, ehe sie ihn stoppte. Das Publikum klatschte. Da geschah es: Silverado stieg empor und Amy schaffte es in letzter Sekunde, ihm Freiraum zu geben. „Ruhig, Junge. Es sind doch nur Leute, die applaudierten. Entspann’ dich wieder.“ Amy bat die Zuschauer um etwas mehr Zurückhaltung.
Der Hengst hatte sich wieder beruhigt, also konnte Amy ihre Steigbügel einrichten. Sie fasste die Zügel kurz, hob ihren linken Fuß in den Bügel und stieß sich vorsichtig, aber schwungvoll, vom Boden ab, um dann ganz sanft in den Sattel zu kommen. Amy war auf alles vorbereitet, doch Silverado blieb vollkommen ruhig. Sie belobte ihn durch Kraulen des Halses. Amy traute sich erst nicht, loszureiten, doch dann ermutigte sie sich doch. Sie berührte Silverados Flanken, für ihr Gefühl, leicht.
Wahrscheinlich war es doch noch zu hart, denn Silverado trabte sofort an. Amy wusste jetzt, dass sie noch sanfter sein muss und zog total kurz und sachte an den Zügeln. Silverado verlangsamte und ging endlich das erwünschte Tempo.
Sie ritt einige Volten und Achten im Schritt, um so ein Gefühl für ihren Hengst zu bekommen. Danach trabte Amy an, in dem sie vorsichtig und sanft mit Silverados Flanken in Berührung kam.
Silvers Gang ist majestätisch..., schwärmte Amy, ehe sie ihn wieder in den Schritt brachte und abstieg. Sie war so unendlich glücklich, dass sie Silverado umarmte. „Hey! Super gemacht, Amy!“ kam es von zwei vertrauten, lange nicht mehr gehörten, Stimmen. Amy löste sich von Silverado. Ihr Herz blieb stehen, als sie Nick bemerkte.
Lena kam auf dem Platz und umarmte Amy, die immer noch Silverado am Zügel hielt, innig. „Das ist also Silver? Totschick, Amy!“ Lena betrachtete ihn von Kopf bis Fuß. Amy starrte nach wie vor zu Nick, der sie anlächelte. Ich muss weg! Sie schwang sich wortlos wieder auf Silverados Rücken und galoppierte davon. „Amy! Wo willst du hin?!“ riefen ihr alle nach, aber sie wollte nichts mehr hören.
Amy ritt blind in einen Wald, da blieb sie stehen und saß ab. In ihr war Freude, weil Lena gekommen war und Wut und unendliche Trauer wegen Nick. Tränen rannten ihr herunter und sie musste herzzerreißend schluchzen. Amy band Silverado, während sie immer heftiger weinte, an einem Baum an und ließ sich auf dem kalten Waldboden nieder. Dort vergrub sie ihr Gesicht und blieb eine kleine Ewigkeit reglos, bis sie sich ausgeweint hatte.
Erst dann schaute sich Amy um. Panik stieg in ihr auf, weil es schon dunkel geworden war. Sie stieg schnell wieder auf den Rücken ihres Hengstes und trabte langsam einen Pfad entlang, der sie wieder zum Gestüt zurückbringen sollte. Hoffte Amy jedenfalls…
Nach 20 Minuten wusste sie aber: Sie hatte sich vollkommen verirrt. An einer kleinen Lichtung hielt Amy an und suchte vergebens ihr Handy. Mist, es ist nicht da! Was mach’ ich jetzt? Es wurde immer kälter und Amy begann, zu zittern. Sie hatte außerdem einen Bärenhunger und Silverado wurde ungeduldig.
Amy entdeckte eine alte, verkommene Scheune an der Lichtung. Sie ließ sich vom warmen Sattel runtergleiten und führte Silverado in die Scheune. Da hörte sie Schritte…
Amy rannte, so schnell sie konnte, zurück und schrie „Hallo! Hilfe!!!“ Sie sah eine Taschenlampe auf sie zu kommen. Dann erstarrte sie. Ein junger Mann kam direkt auf sie zu. Zuerst fielen ihr seine rabenschwarzen Augen und genauso schwarze, nach hinten gegelte Harre auf. Langsam wurde ihr auch bewusst, dass er riesengroß war – über 2 Meter, schätzte sie – und total mit Muskeln bepackt. Und als letztes erkannte sie, dass sie den Mann kannte. Sein Name war Timon. Jetzt steck’ ich wirklich in der Patsche!, dachte sich Amy ängstlich.
Timon musterte Amy von Kopf bis Fuß und auch er wusste sofort, wer sie war. „Wen hab’ ich denn da?“ Seine Stimme klang ölig wie früher. „Meine Amy!“ „H-hi T-Timon.“ Mehr brachte Amy nicht raus – vor lauter Angst stotterte sie. Timon knipste seine Taschenlampe aus. Es war jetzt die totale Finsternis. Amy konnte weder Timon noch sonst etwas erspähen. Ihre Angst wuchs von Sekunde zu Sekunde.
Plötzlich spürte Amy einen heißen Atem an ihrem Nacken. Sie wollte nur noch weg und wäre losgesprintet. Doch, ehe sie eine klitzekleine Chance hatte, umklammerten sie starke Arme. „HILFE!!!“ brüllte Amy. „Na, na, na! Dich hört eh kein Mensch. Wir sollten unser Wiedersehen doch feiern, meinst du nicht, meine Süße?“ hauchte Timon ihr ins Ohr.
Amy kämpfte gegen seine Umarmung, aber sie war zu schwach. Timon drängelte sie auf dem Boden. Als sie unten lag, meinte er „Sooo… Süße, Zeit, dich auszuziehen! Und wehe, du sagst irgendjemanden was. Dann ist dein Gaul so gut wie tot.“ Amy bekam schreckliche Angst. Nicht nochmal!, flehte sie. Doch er versuchte, ihr das T-Shirt hochzuziehen. Amy wehrte sich mit Händen und Füßen. Sie strampelte und schlug wild um sich und wie es schien, hatte sie ihn getroffen. Er schrie auf „Autsch! Jetzt hör auf, dich zu wehren! Du hast eh keine Chance gegen mich!“
Amy wehrte sich weiter, doch Timon schaffte es trotzdem irgendwie ihr das T-Shirt über den Kopf zu ziehen. „So, jetzt ziehen wir dir noch deine Hose aus, Süße!“ Er wollte gerade den Knopf an Amys Reithose öffnen, als sie wieder anfing, um sich zu schlagen. Amy verließen so langsam die Kräfte, denn sie war schon zu erschöpft und müde vom Weinen, doch sie hörte nicht auf. Er schrie wieder auf – sie hatte ihn dieses Mal direkt in den Magen getroffen und danach noch einmal direkt in seine Geschlechtsteile. Timon krümmte sich vor Schmerz zusammen.
Das ist meine Chance!, dachte Amy. Sie sprang auf und versuchte wegzurennen, doch Timon merkte es, rappelte sich auf und lief Amy hinterher. Nach etwa 20 Metern hatte er sie eingeholt und stellte ihr ein Bein. Amy fiel. „Du hast doch nicht wirklich geglaubt, mir entkommen zu können oder?“ lachte Timon. „Ein Versuch war es wert!“ krächzte Amy, wofür sie von Timon eine Ohrfeige bekam.
Timon zog ihr die Hose herunter, und gleich darauf auch die Unterhose. Amy versuchte noch einmal sich zu wehren, doch er war einfach zu stark, sie sah keinen Ausweg mehr und ergab sich. „Es geht doch, Süße!“ Er lachte, zog sich selbst noch aus und begann sie fordernd und hart zu küssen…
Amy wusste nicht, wie viel Zeit vergangen ist, als Timon sich endlich von ihr löste. Ihr war eiskalt und sie fühlte sich extrem elend. Timon zog sich wieder an und küsste sie nochmal zum Abschied. Ohne ein Wort ging er fort. Ihre Kleidung war über die ganze Lichtung gestreut. Rasch sammelte Amy sie auf und schlüpfte wieder rein. Unsicher tapste sie in Richtung Scheune. Da stand Silverado friedlich und fraß Heu, das er gefunden hatte. Amys Beine konnten sie nicht mehr halten. Sie fiel hin. Doch der Aufprall interessierte sie nicht. Auch nicht, dass sie am rechten Knie blutete. Sie war so fertig, dass sie nur noch weinen konnte…
Irgendwann wurde Amy bewusst, dass es hell wurde. Aber auch das verdrängte sie. Kurz darauf hörte Amy jemanden ihren Namen rufen. Eigentlich sollt’ ich ja zurück schreien…, überlegte sie schwach, aber sie fand ihre Stimme nicht. Die Rufe kamen immer näher und jetzt merkte Amy auch Hufgetrampel.
„Amy? Bist du da drin?“ fragte eine Männerstimme, die Amy sofort erkannte und sie so liebte, dass Amy sich dafür hasste. Nick… Oh mein Gott… Wenn der mich so sieht… Nick öffnete langsam die Tür und die frühen Sonnenstrahlen drangen in die Scheune. Amy wischte sich die Tränen aus ihrem Gesicht, erst dann drehte sie sich um.
„Hey… Was ist los, Amy?“ Langsam näherte sich Nick ihr. „Nichts…“ „Ich sag den Anderen kurz, dass ich dich gefunden hab’.“ Er holte sein Smartphone aus der Tasche. Nachdem Telefonieren fragte Nick, ob Amy Hunger hatte. Kraftlos nickte diese. Er ging zu seinem Pferd und kam mit ein paar Brötchen und Kaffee wieder. Amy aß schweigend. Und schon wieder kullerten ihr dicke Tränen runter. „Es ist wegen mir, stimmt’s? Du bist damals vor mir hierher geflohen. Lena hat mir endlich die Wahrheit erzählt, Amy.“ sagte Nick. Tolle Freundin…
Er redete weiter „Amy. Als du weggegangen bist, habe ich mir solche Vorwürfe gemacht – Ich war ein Idiot. Aber eins musst du mir glauben: Ich mag dich wirklich. Sehr sogar. Und nicht nur als Bruder deiner besten Freundin. Ich mach’ jetzt endlich reinen Tisch. Ich hab’ mich verliebt… Und zwar in dich, Amy.“ Aber sie hörte ihm nicht zu.
Wortlos ritten sie zurück zum Gestüt ihrer Eltern. Da angekommen warteten Amys Eltern schon ungeduldig auf ihre ‚Ausreißerin‘. Marcus und Sabine umarmten Amy und sagten, gottseidank sei ihr nichts passiert.
Amy entzog sich ihren Umarmungen, versorgte Silverado schnell mit dem Nötigsten und ging, ohne einen Blick auf die Familie und Lena am Mittagessen, in ihr Zimmer. Sie sperrte sich ein und wollte am liebsten nie wieder rauskommen. Amy hatte Angst, zu schlafen, obwohl sie hundemüde war. Sie setzte sich auf ihr Bett. Irgendwann schlief sie dennoch ein. Im Traum war sie wieder im Wald – alleine mit Timon.Sie schreckte hoch. Nur ein Traum… Es war nur ein Traum… Ich bin in Sicherheit… Abermals vergoss Amy Tränen in ihr Kissen. Sie erschrak, als es plötzlich klopfte. „Amy?“ hörte sie Lenas Stimme, „Kann ich reinkommen?“ „Wann versteht ihr das endlich?! Ich will ALLEINE sein!“ Lena verschwand von der Tür.
In den folgenden Tagen mied Amy jeden Kontakt zu allen, aß kaum noch und schlief nicht gut. Sie fühlte sich von der ganzen Welt einsam und verlassen. Sabine und Marcus machten sich große Sorgen um Amy. Sie hörte sie andauernd diskutieren. Der einzige, mit dem Amy sprach, war Silverado.
Eines Abends war Amy wieder bei Silverado, als sie Schritte hörte. „Amy… Ich weiß, du bist da.“ Nick lugte in die Box. „Hau’ wieder ab. Ich will nichts und niemanden sehen!“ „Amy… Was ist los mit dir…?“ „NIX! UND JETZT VERSCHWINDE!“
Amy rannte an ihm vorbei und schloss sich wieder in ihr Zimmer ein.Ein paar Minuten später klopfte es an ihrer Tür. „Nein!“ „Komm. Mach bitte auf, Amy. Ich hab’ dein Gespräch mit Silver mitgekriegt. Mir kannst du nichts mehr vormachen.“ bat Nick. „Lass mich endlich in Ruhe!“ Doch Nick blieb hartnäckig.
Irgendwann nervte Amy sein Geplapper und sperrte auf. Amy setzte sich unter Tränen aufs Bett. „Hey… Nicht weinen… Das macht’s nicht mehr anders.“ Nick kam zögernd näher und legte ihr einen Arm leicht über die Schulter. Später lehnte Amy ihren Kopf an Nicks Schulter. „Komm her.“ Er umarmte sie fest. Tränen tropften auf sein Shirt Nick ließ Amy sich ausweinen. Sanft strich er immer wieder ihren Rücken und murmelte irgendetwas Tröstliches.
Amy wusste nicht, wie lang sie sich an Nick geklammert hatte, als sie sich von ihm löste. Nick wischte ihre übrigen Tränen vorsichtig mit dem Daumen weg. „Wo sind die anderen?“ flüsterte Amy heiser. „Keine Sorge. Deine Eltern und Lena sind drei Tage auf einem Turnier; Franzi übernachtet solange bei einer Freundin und Leon ist bei eurer Tierärztin. Hast du Hunger?“ Sie nickte schwach. „Dann mach’ ich uns was.“ Nick gab Amy einen Kuss aufs Haar, ehe er runterging.
Eine viertel Stunde später kehrte er mit einem Tablett, auf dem zwei Schüsseln standen, zurück. Nick hatte eine Nudelsuppe gekocht. Sie aßen schweigend, aber Amy bemerkte immer wieder Nicks besorgte Blicke. Als die leckere Nudelsuppe ausgelöffelt war, brachte Nick alles wieder runter.
„Lust auf einen Film, Amy?“ rief Nick vom Wohnzimmer aus. „Mir egal…“ „Dann nicht.“ Nick kam wieder hoch. „Was möchtest du gerne?“ Amy zuckte mit den Schultern. „Ich geh’ dann mal… Bis morgen, Amy.“ „Lass’ mich bitte nicht allein.“ flüsterte Amy hilflos, als Nick sich umdrehen wollte. „Schon gut.“ Er kehrte sofort um und drückte Amy wieder an sich.
„Du bist ja ganz kalt…“ Nick hüllte Amy in ihre Bettdecke ein und zog sie sanft aufs Bett.Nick verschränkte seine Finger mit Amys. Sie legte ihren Kopf auf seinen Arm. Er streichelte Amy die ganze Zeit über den Rücken und spielte mit ihren Haaren, dabei kamen sie sich immer näher. Nicks Lippen waren schon kurz vor Amys, als sie sich abwandte und aufsetzte. „Nick…“ begann sie, doch sie wurde sofort unterbrochen. „Ist schon okay.“ sagte Nick – doch ein wenig enttäuscht. „Nein, es ist nicht okay, aber ich kann das jetzt einfach noch nicht. Nach dem was im Wald…“ Weiter sprechen konnte sie nicht, da sie sofort wieder anfing zu schluchzen.
„Hey, schtsch. Mausi.“ Er versuchte Amy zu beruhigen, was ihm aber nur sehr langsam gelang. Irgendwann hatte sich Amy soweit beruhigt, dass die zwei sich wieder hinlegten. Nick erzählte, was in den letzten Wochen auf Freeland losgewesen war. Er merkte, dass Amy sehr müde geworden war, deshalb brach er ab und sagte nur noch „Gute Nacht Amy, schlaf gut.“ Er gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und dann war sie auch schon eingeschlafen.
„Amy, aufwachen.“ Behutsam weckte Nick Amy am folgendem Morgen auf. Verschlafen und noch nicht ganz da reckte sie sich und fragte, wie spät es ist. „Es ist 10, du Schlafmütze.“ Liebevoll sah Nick sie an. „Frühstück?“ Auf Amys Tisch befand sich ein Tablett, auf dem Brötchen mit Marmelade, mit Schokolade, Spiegelei und vielem mehr standen. Oh Mann, er scheint es echt ernst zu meinen!, dachte Amy. Sie war hin und weg. „Wow, ähm, danke.“ brachte sie gerade so heraus. Als Amy satt war, brachte Nick das Tablett wieder runter.
Amy zog ihren lilanen Lieblings-Joggingsanzug an und ging ins Bad. Wie sich Amy im Spiegel ansah, fiel ihr sofort auf, dass sie ihre Lieblingshalskette nicht – wie üblich – umhatte. Hm… Wo könnte die sein?!, überlegte sie fieberhaft. Sie suchte ihr ganzes Zimmer ab und schaute sogar unter dem Bett nach, doch da war nichts. Im ganzen Raum war die Kette nirgends zu finden. Im Stall?, hoffte sie.
Amy rannte also in den Stall und rammte fast mit Nick zusammen, der auf dem Weg nach oben war. „Amy, was ist los?“ Er folgte ihr in den Stall. „Ich find’ meine Lieblingskette und meinen Glücksbringer nicht!“ „Ganz ruhig, Mausi. Ich helf’ dir suchen.“
Zusammen durchwühlten sie Silverados Box, die Sattelkammer und die Futterkammer. Vergebens. „Amy, atme mal ganz tief durch und überleg’, wann du sie das letzte Mal umhattest.“ bat Nick. Oh, shit! Im Wald…, fiel Amy ein.
„Wir müssen in den Wald…“ stotterte sie. „Warum ist dir die Kette so wichtig?“ „Das ist nicht nur irgendeine Kette, Nick. Ich hab’ sie einen Tag, bevor mein Adoptivvater Mike verunglückt ist, von ihm geschenkt bekommen. Sie ist mein absolutes Lieblingsschmuckstück und außerdem mein Glücksbringer…“ „Verstehe, Amy… Ich würd’ aber vorschlagen, ich such’ sie allein. Leg’ dich lieber wieder hin, Mausi.“ Amy fing an, zu schluchzen.
„Heey… Ich bin doch nicht lange weg.“ „Aber ohne dich halt’ ich’s nicht aus… Bitte, Nick, bleib’ bei mir.“ flehte Amy ihn unter Tränen an. Nick war sofort wieder bei Amy. „Schsch, Liebling… Kompromiss: Wir suchen deine Kette morgen zusammen. Heute solltest du dich noch ausruhen…“ Er umarmte sie voller Liebe.
Als Amy sich wieder beruhigt hatte, sagte Nick „Ach ja, da will dich jemand unbedingt sehen.“ Sie gingen zur Weide. Nick pfiff einmal. Und kein anderes Pferd als Angel kam herbeigaloppiert. Angel wieherte Amy an – voller Freude, sie wiederzusehen.
„Hallo Junge! Ich freu’ mich auch total.“ Amy lächelte das erste Mal seit Timon – ganz leicht nur, aber immerhin. Da kam auch Silverado angetrabt. Silverado drängte Angel weg vom Zaun. „Da ist aber jemand eifersüchtig auf Angel... Wer wär’s nicht, bei so einem hübschen Mädchen?“ Nick grinste.
„Silver. Keine Angst – du bist und bleibst meine Nummer eins.“ Amy gab ihrem Hengst einen Kuss auf die Stirn und drehte sich zu Nick um, der immer noch lächelte. „Bin ich etwa hübsch?“ „Nein, Amy, bist du nicht.“ Empört und sauer japste Amy auf und wollte weggehen, doch Nick zog sie an sich und wisperte in ihr Ohr „Hübsch ist weit untertrieben. Du bist… Ich find’ keine Worte für dich. Auf jedem Fall wunderwunderwunderschön.“
Er ließ sie wieder los und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. Amys Gesicht wurde ganz heiß. „Wird da jemand rot? Ich mein’s ganz ernst. Themawechsel: Wollen wir ausreiten?“ Amy, die immer noch rot war, nickte nur, weil sie kein einziges Wort herausbrachte.
Warum tut Nick mir nur so was von gut?, überlegte Amy, während sie Silverado von der Koppel führte. „Der Reitweg hinterm Trainingsplatz würde uns an den Chiemsee bringen.“ sagte Nick irgendwann mitten beim Putzen ihrer Pferde.
Also ritten sie den Reitweg entlang. Schon fast angekommen, tauchte plötzlich ein umgestürzter Baum vor ihnen auf. Angel sprang problemlos darüber und buckelte ein paar Mal aus purer Leidenschaft.
Amy wollte eigentlich an dem Baum vorbeireiten, jedoch galoppierte Silverado auf das Hindernis zu. Sie versuchte, ihn zu bremsen – ohne Erfolg. Will er tatsächlich springen?, wunderte Amy sich. Sie ritt einen kleinen Kreis und ritt ein Stück zurück, um etwas Anlauf zu nehmen. Nick frage schon, wo sie blieb.
Amy nahm ihren ganzen Mut zusammen und gab Silver einen leichten Schenkeldruck. Da war es auch schon geschehen: Silverado war nicht mehr zu kontrollieren – er galoppierte von selbst an und Amy hatte Mühe, ihren leichten Sitz zu bekommen.
Nur noch drei Galoppsprünge war die Hürde von ihnen entfernt… Zwei… Einen… Amy brauchte Silverado nur minimal zu unterstützen, er flog direkt über den Baum hinüber – ohne ihn auch nur ein bisschen zu touchieren. Voller Übermut buckelte der Hengst so stark, dass seine Reiterin sich nicht im Sattel halten konnte und herunter fiel.
Nick ritt sofort zur Unglücksstelle und stieg ab. „Amy? Ist dir was passiert?“ Amy blieb reglos liegen und stöhnte. „Oh mein Gott, Amy?“ Nick wollte den Krankenwagen rufen, er hatte schon die Nummer gewählt. Da grinste Amy und setzte sich wieder auf. „Nicht nötig. Mir ging’s lange nicht mehr so gut wie heute!“
Sie stand schon wieder. Nick starrte Amy ungläubig an und, als er erleichtert merkte, dass ihr wirklich nichts passiert war, lachte er. „Amy, du hast mir einen Schock zubereitet.“ „Ich weiß.“ Schadenfroh grinste sie. Da reichte es Nick und kitzelte Amy durch. Sie fielen beide vor Lachen hin und bekamen sich nur schwer wieder ein. „Wo sind Angel und Silverado eigentlich?“ fragte Amy immer noch lachend. Doch die Pferde grasten gemütlich am Wegrand.
„Da sind sie ja!“ Nick zog Amy hoch. Beide setzten sich wieder in die Sättel. Amy war sich sicher: In Silverado steckte ein großes Springtalent und sie war ganz wild, noch mal über den Baum zu hüpfen. Also lenkte sie ihn wieder auf die Hürde. Und abermals flog der Hengst, ohne den Baum zu berühren, darüber.
„Reiten wir zurück?“ Amy war außer Atem. Nick nickte grinsend und so machten sie sich auf den Rückweg.
Als Amy und Nick am nächsten Tag in den Wald ritten, wäre Amy am liebsten ständig umgekehrt. Sie beschrieb Nick knapp ihre Kette „Es ist eine kleine, silberne mit silbernem, steigendem Pferd.“ „Hey… Du musst nicht mitkommen… Ich such’ sie allein.“ Nick sah es Amy total an, dass sie Angst hatte. „
Komm her.“ Er nahm Angel mit einer Hand an die Zügel und streckte seine freie Hand Amy entgegen. „Sollen wir nicht doch besser zurückreiten? Und’s später nochmal versuchen?“
Amy nickte unsicher. Tränen fielen auf Silverados Fell, während sie umdrehten. Zuhause angekommen zog Nick Amy erst mal an sich und ließ sie sich ausweinen.
Am späten Nachmittag starteten sie einen neuen Anlauf. Amy bemühte sich, unter Kontrolle zu bleiben, doch es fiel ihr sehr schwer. Nick drehte sich immer wieder besorgt nach ihr um. Endlich waren sie an der Lichtung angekommen und stiegen ab. „Alles okay bei dir, Mausi?“ Amy nickte nur schwach – bei ihr war eigentlich überhaupt nichts in Ordnung. Erinnerungen kamen hoch und sie wäre am liebsten schnell wieder gegangen.
Nick durchschaute Amy und blieb, während sie suchten, immer in ihrer Nähe. Sie durchkramten die ganze Lichtung, was lange dauerte – es wurde schon dunkel, aber die Kette war nirgendwo zu finden. Amy wollte gerade aufgeben, als Nick noch eine Idee hatte. „Ich bin gleich wieder da. Du kannst schon mal zu den Pferden gehen.“ Er war schon in Richtung Scheune unterwegs.
Amy sah plötzlich etwas am Boden glitzern und bückte sich hoffnungsvoll nieder, doch es war nur eine Münze. Enttäuscht wollte sie sich wieder aufrichten. Da baumelte wie aus heiterem Himmel ein kleines, silbernes Pferd vor Amys Nase herum.
„Na, Süße? Suchst du zufällig die hier?“ kam es von hinten. Amys Atem stockte. Sie wollte Nick rufen, doch brachte keinen Ton heraus. Langsam näherte sich Timon ihr. „Hm… Ich bin doch so nett und hab dir die Kette aufgehoben, oder Amy?“ Timon lachte. „Was ist meine Belohnung?“ Er umarmte Amy wieder, um zu verhindern, dass sie fliehen konnte. Amy wehrte sich mit ganzer Kraft, doch sie wusste schon jetzt, dass ihre Kraft nie ausreichen würde.
Sie biss Timon in den Daumen. Er keuchte auf und ließ Amy frei. „Wehren wir uns schon wieder, Süße? Ich dachte, du hättest verstanden, gegen mich hast du keine Chance!“ Timon feixte und kam bedrohlich näher. Er zog ihr genüsslich das Top aus. Nick… Wo bist du?, schrie Amy innerlich, aber weit und breit war Nick nicht zu sehen. „Jetzt hör’ schon auf zu heulen, Süße!“, flüsterte Timon in ihr Ohr, während er versuchte, ihren BH zu öffnen. Dieser klemmte zum Glück und machte Timon es schwer, doch es gelang ihm. Mit funkelnden Augen streifte er ganz langsam den ersten Träger ab und wollte gerade den zweiten runterziehen, als Timon von Amy weggezerrt wurde.
„Lass.sie.in.Ruhe!“ fuhr Nick Timon an. Timon antworte „Hey, Kleiner, geh’ du lieber Mal wieder mit deinen Legos spielen und überlass’ die Mädels mir.“ Nick ließ sich von Timons Macho-Gehabe nicht beeindrucken. „Halt deine Klappe und nimm die Finger von ihr weg!“ entgegnete er Timon. „Kümmre dich doch um deinen eigenen Mist!“ blaffte dieser zurück. Nick hatte genug, er stürmte auf Timon zu und schlug ihm ins Gesicht. Timon wurde jetzt auch wütend und verpasste Nick eine saftige Ohrfeige. Die zwei schlugen sich noch eine Weile, bis Nick in die Geschlechtsteile von Timon traf. Dieser krümmte sich sofort zusammen und ließ die Kette von Amy fallen. Nick trat ihm zusätzlich noch ein paar in den Magen, um sicher zu gehen, dass Timon sich nicht zu schnell wieder erholte.
Nach zehn Minuten kehrte Nick zu Amy zurück. Seine Nase blutete ein wenig und er musste natürlich einige andere Schläge einstecken, doch er ignorierte die Schmerzen. Für ihn zählte gerade nur noch Amy. Sie stand immer noch ohne T-Shirt und mit offenem BH an derselben Stelle wie vorher. „Hey… Schon gut… Du bist jetzt in Sicherheit, Mausi.“ Sanft machte Nick Amys BH zu und half ihr ins T-Shirt. Er führte sie zu den Pferden und half ihr in den Sattel. Danach stieg auch er auf, doch Amy war so weggetreten, dass sie sich kaum im Sattel halten konnte. Nick stieg wieder von Angel ab und nahm Silverado und Angel an die Zügel und führte sie zurück auf den Hof.
Als sie ihr Ziel erreichten, konnte Amy sich nicht auf den Füßen halten. Sie wäre fast hingefallen, aber Nick fing Amy noch auf. Behutsam trug er sie in ihr Zimmer. Amy schluchzte an seiner Schulter. Nick legte Amy auf ihr Bett, wo sie gleich den Kopf unter ihrem Kissen versteckte und weinte. „Ich bin sofort bei dir. Angel und Silver gehören noch versorgt.“
Nach zwanzig Minuten war er wieder zurück. Amy lag immer noch so da, wie Nick sie allein gelassen hatte. „Mausi.“ – Er ließ sich auch nieder – „Komm her.“ Amy klammerte sich an ihn. Nick strich ihr, während sie immer heftiger weinte, sanft und beruhigend den Rücken. So blieben sie ewig eng zusammen gekuschelt liegen.
Wie Amys Wimmern langsam weniger wurde, flüsterte Nick ihr zu „Hunger?“ Amy schüttelte nur den Kopf. „Du musst doch essen.“ „Ich bekomm’ nichts runter.“ sagte sie heiser. „Wenigstens ein einziges Brot.“ „Na gut.“ Nick machte ihr also ein Salami-Brot. Still aß Amy auf.
Nachdem sie fertig war, gingen die zwei runter ins Wohnzimmer und zappten sich durch die Fernsehprogramme. Dabei schmiegte sich Amy an Nick und schlief irgendwann ein. Sie wachte nochmal kurz auf, als er sie hochtrug. „Schsch. Schlaf weiter, Mausi.“ wisperte Nick Amy zu.
Diese Nacht wachte Amy immer wieder auf, weil sie in ihren Träumen im Wald mit Timon war. Doch Nick beruhigte sie ständig.
Als Amy am Morgen aufwachte, war Nick nicht neben ihr. Sie hörte ihn unten mit jemandem telefonieren, doch Amy verstand nichts. Fünf Minuten später brachte Nick Frühstück ans Bett: Nutella-Croissants mit einem heißen Kakao. „Hey… Ich wollt’ dich nicht aufwecken. Wie geht’s dir?“ „Ehrlich gesagt: Scheiße...“ „Ich hab’ grade mit Janny gesprochen… Ihr Opa ist gestorben und sie fliegt noch heute in die USA zurück… Das heißt, ich muss zurück nach Freeland.“ „Bitte lass mich nicht allein zurück.“ Amy schluchzte.
„Ich hab’ auch schon mit Lena, Sabine und Marcus geredet… Mausi, du und Silver kommt mit. Falls du überhaupt willst.“ „Und Lena?“ „Die hat noch jede Menge Turniere in der Gegend… Sie bleibt vorerst hier. Das Wichtigste ist für mich im Moment, dass es dir bald wieder besser geht, Amy.“ Amy brauchte gar nicht zu überlegen. „Wenn’s dir wirklich nix ausmacht, komm ich gern mit…“ So wie Amy fertig gefrühstückt hatte, packte sie ihren Koffer. Nick machte derweil Angel und Silverado transportfertig.
Irgendwann, während dem Autofahren, schlief Amy ein. Nick ließ sie auch noch schlafen, als sie Freeland erreichten. Er lud die beiden Pferde aus und brachte Angel auf die Weide und Silverado zum Eingewöhnen in die Box. Als Nick die Pferde versorgt hatte, startete er das Auto wieder.
An seinem Ziel angekommen flüsterte Nick „Aufwachen, Dornröschen.“ und gab Amy einen Kuss auf die Stirn. „Sind wir schon da?“ Verschlafen schaute Amy sich um. Nick lächelte, als Amy sich verwundert zu ihm drehte. „Das ist eigentlich Lenas und mein Zuhause, Mausi. Komm, ich zeig’ dir alles.“
Sie stiegen aus und Amys Mund klappte auf, als sie das Haus sah. Es war in Wirklichkeit kein Haus – eher eine Villa. Vom wunderschönen Garten, der mit roten Rosen und weißen Schneebällen bestückt war und herrlich duftete, konnte man das ganze Meer überblicken. Im ganzen Flur waren Marmorböden verlegt worden, das Wohnzimmer erinnerte sehr an das von Amys Eltern: Eine phantastische beige Couch war perfekt zum Kuscheln. Die weinrote Küche war offengehalten und auch von hier aus sah man das Meer.
Nick führte Amy nach oben und grinste verschmilzt „Das wär’ eigentlich unser Gästezimmer, aber du schläfst ja bei mir, stimmt’s?“ Amy wurde rot und nickte. „Dann willkommen in unserem Reich, Mausi.“ Er öffnete eine weiße Tür.
Das Zimmer war riesig: die Wände waren in einem hellen braun gehalten. In der Mitte des Raumes stand ein großes, dunkelbraunes Himmelbett mit cremefarbener Bettdecke und Kopfkissen. An der Wand gegenüber stand eine alte Kommode, die perfekt zu den restlichen Möbeln passte.
„Wow. Ich bin gerade echt sprachlos.“ sagte Amy leise. „Also gefällt es dir?“ fragte Nick ein wenig aufgeregt. „Ja. Es ist einfach umwerfend!“ Amy ließ ihre Tasche fallen und legte sich in das Himmelbett. Sie war die ganze Zeit am Kichern, rannte und hüpfte im Zimmer herum.
Bei diesem Anblick musste Nick, der immer noch in der Tür stand, lächeln. So glücklich hatte er Amy lange nicht mehr gesehen. „Hach ja, meine Amy…“ brabbelte er leise vor sich hin, doch anscheinend hatte es Amy gehört. Sie blieb auf einmal stehen und fragte „Hast du etwas gesagt, Nick?“ Er wurde rot, schaute auf den Fußboden und sagte „Nein, alles in Ordnung.“ „Das glaub’ ich dir aber nicht!“ Sie lachte und lief zu ihm. „Doch, ich hab’ wirklich nichts gesagt!“ „Ich glaub’ es dir trotzdem nicht, aber egal.“ Sie drückte ihm einen Kuss auf den Mund und ging dann aus dem Zimmer hinaus, um sich auch noch den Rest der Villa anzuschauen.
„Mausi? Ich geh’ erst einmal die Koffer aus dem Auto holen!“ rief Nick ihr noch zu bevor er sie allein ließ. Nick holte also das Gepäck aus dem Auto, während Amy immer noch nicht fassen konnte, dass sie mit ihm für längere Zeit ganz alleine – und auch noch in einer fantastischen Villa – war. Still räumten sie ihre Sachen in das gleich nebenanliegende Ankleidezimmer, das nur mit großen, weißen Schränken bestückt war. Als die Koffer leer waren, sagte Nick „Wir müssen zurück nach Freeland und nach den Pferden sehen.“
Sie brauchten nur wenige Minuten, da waren sie in Freeland angekommen. Amy bemerkte sofort, dass Freeland neue Pferde hatte. Es war genaugenommen eine stolze, bunte Herde geworden, die friedlich auf der Weide graste.
Eine ältere Frau war gerade dabei, eine schwarze Rappstute von der Koppel zu holen, als sie Amy und Nick bemerkte. „Hey Nick!“ „Gabi, was machst du hier?“ Nick war ganz überrascht. Gabi kam mit der Stute an den Zaun. Ihr blondes Haar glänzte in der Sonne und ihre blauen Augen strahlten freundlich. Sie hatte eine abgenutzte Jeans und ein rotes Top an. „Lena hat mich angerufen, ich soll mal wieder aushelfen.“ „Typisch Schwester. Warum hat Lena nichts gesagt?“
„Keine Ahnung, warum Lena nichts gesagt hat. Naja, nachdem ich Urlaub habe, könnte ich mir nichts Schöneres vorstellen, als hier zu sein. Von daher….“ Sie lächelte und registrierte Amy. „Nick, willst du mir deine Freundin nicht vorstellen?“ „Amy, das ist unsere Tante Gabi. Gabi, das ist Amy – und nein, wir sind nicht zusammen.“ Er zwinkerte Amy zu.
Amy verstand, was er meinte und bejahte die Aussage „Ich bin mit Lena befreundet.“ „Was können wir noch tun, Gabi?“ fragte Nick seine Tante. Diese überlegte „Hm… Eigentlich bin ich nach Layla“ – sie klopfte der Stute auf den Hals – „fertig. Außer ihr nehmt das neue Pferd und führt ihn bisschen herum.“
Nick wusste noch gar nicht, dass sie einen neuen Bewohner hatten und wunderte sich „Wir haben ein neues Pferd?“ „Na, dieser wunderschöne Palomino mit Stern, der im Stall steht.“ klärte Gabi auf. Da mischte Amy sich ein. „Silver? – Das ist meiner.“ „Achso. Ich hab’ mich schon gefragt, warum Lena nichts gesagt hat. Dann muss ich mich nicht um ihn kümmern, oder, Amy?“ Gabi schaute sie lächelnd an. „Nein. Ginge noch gar nicht, Silverado hat immer noch Angst vor Fremden.“ „Hab’s schon gemerkt. Naja, dann bis später!“ Gabi führte Layla zum Putzen.
Nun waren Amy und Nick wieder allein. „Lust auf einen Ausritt?“ fragte Nick. „Ja…“ Nick holte Angel von der Weide. Eine halbe Stunde später ritten sie gemütlich vom Hof. „Was hast du mit Silver vor? Ich mein’, er ist ein Springtalent!“ wollte Nick wissen. „Mal schau’n… Er muss erst noch Vertrauen zu anderen bekommen… Dann könnt’ ich mir schon vorstellen, mit ihm auf Turniere zu gehen… Es macht ihm Spaß – Das ist das Wichtigste für mich…“ Amy klopfte ihren Hengst am Hals. „Und das Wichtigste für mich bist jetzt nur du, Mausi. Ich merk’s nämlich immer noch, wie mies es dir geht.“ „Hmhm.“
Nick forderte sie später zu einem Wettrennen auf. „Nein… Reiten wir lieber zurück?“ „In Ordnung, Schatz.“ Als sie wieder auf Freeland ankamen, versorgten Amy und Nick schnell ihre Pferde. „Ihr wart ja nicht lange weg.“ stellte Gabi fest. Nick meinte nur, dass Silverado müde von dem langen Transport wäre. „Okay… Dann euch noch einen schönen Abend.“
„Danke!“ rief Nick ihr nach und flüsterte Amy zu „Den werden wir haben.“ Nick streckte seine Hand Amy entgegen und so schlenderten sie zurück zur Villa.
Die Zeit verging… Amy und Nick kamen sich immer näher. Amy trainierte viel mit Silverado, um ihn fit für ihr erstes Turnier zu machen. Als Amy den Tag vor Lenas Rückkehr einen Parcours mit Bravour geschafft hatte, bemerkte sie Nick. „Klasse, Amy. Er macht riesen Fortschritte!“ „Find’ ich auch.“ Sie klopfte ihren Palomino auf die Kruppe. „Genug für heute, Silver.“
Nick kam zu Amy und grinste sie an „Lust auf einen Ausritt?“ „Silver hat genug gearbeitet heute.“ Amy ritt den Hengst schon kalt. „Ja, er schon, aber Angel nicht.“ Nick gab nicht auf. „Oki, sagen wir in zwanzig Minuten, beim Putzplatz?“ „Alles klar, Mausi.“ Er lächelte sie an, ehe er ging.
Amy kam nach zwanzig Minuten also zur Putzstange. „Das nenn’ ich einen Service!“ entgegnete sie, als Angel schon gesattelt dastand. Nick saß schon auf Rainbow. „Huch, ist das komisch, wieder auf einem anderen Pferd zu reiten!“ meinte Amy, wie sie gemütlich vom Hof ritten. „Wer als Erstes am Meer ist?“ forderte Nick Amy heraus. „Wenn du uns wieder von hinten sehen willst, bitte.“ Sie grinste schelmisch. „Auf die Plätze. Fertig. Los!“ Sie galoppierten los. Nick fiel immer weiter zurück, doch Amy hatte kein Erbarmen.
Amy war als Erstes am Meer und stieg ab. Nach einer halben Ewigkeit war Nick auch angekommen. „Was hab’ ich dir gesagt?“ Frech streckte sie die Zunge heraus und rannte davon. Nick fing Amy wieder ein. „Ich hab’ dich nur extra gewinnen lassen.“ Amy konterte „Jaja – das sagen alle Verlierer.“ und versuchte sich, aus Nicks Umarmung zu befreien. Aber er war zu stark und drehte sie zu sich hin. Langsam näherten sich ihre Lippen… Viel zu kurz für Amys Geschmack… „Um halb 8, gleiche Stelle?“ hauchte Nick, ehe er sie losließ.
Später chattete Amy noch mit Lena und Jeanette.
Oh, Mist. Schon fast 7… Mädels, ich hab’ noch ein Date.
Mit wem?, wollte Jeanette wissen.
Ist doch klar, Janny – mit meinem Bruder, oder Amy?, schrieb Lena.
Wer weiß…? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht… Bye!
Amy warte!, bat Lena, Wenn’s doch Nick ist, richt’ ihm bitte aus, dass ich mich noch einen Tag erhol und erst übermorgen komm!
Alles klar, werd’s ihm ausrichten. Muss jetzt wirklich los!
Amy machte den PC aus und überlegte hektisch, was sie anziehen sollte, während sie in den Ankleideraum ging. Hm… Jetzt hab’ ich’s…, sie schlüpfte eilig in ihr weinrotes, langes, mit Paletten bestücktes Kleid und kämmte ihr offenes Haar noch durch.
Sobald Amy die Haustüre geschlossen hatte, tauchte Nick auf. „Hallo Mausi.“ Er gab ihr einen flüchtigen Kuss. „Du schaust wunderschön aus.“ Amy errötete. Er streckte ihr seine Hand entgegen und sie schlenderten zum Strand.
Fast angekommen, stoppte Nick auf einmal. Er zog ein braunes Tuch aus der Hosentasche und band es Amy um die Augen. „Hey!“ beschwerte sie sich und wollte die Augenbinde wieder abmachen. Nick sagte nur „Überraschung.“ und hielt beide Hände von Amy, um zu verhindern, dass sie schummelte. „Ich hasse Überraschungen.“ stöhnte Amy. „Diese aber nicht.“ Nick führte sie an sein Ziel.
Amy hörte leise, ruhige Kuschelmusik, während sie blind Nick folgte. Außerdem vernahm sie einen leichten Rosenduft und fühlte, wie der weiche Sand zwischen ihren nackten Füßen knisterte. Endlich blieb Nick stehen und knotete vorsichtig das Tuch wieder auf.
Amy blinzelte und ihr Mund klappte runter, als sie das sah: Ein Weg aus Rosenblättern und Teelichtern führte zu einer weißen Decke, hinter der große Kerzen in Herzform brannten. Nick hatte auch für Snacks gesorgt. Träum’ ich, oder wie?, war das Einzige, was Amy denken konnte. Als wie Nick ihre Gedanken hätte lesen können, flüsterte er „Mausi, es ist kein Traum… Ich beweis’ es dir.“ Sie setzten sich auf die Decke.
„Hunger?“ Grinsend schaute Nick Amy an. „Was haben wir da?“ „Augen zu, Mund auf.“ Er fütterte sie mit süßen, saftigen Erdbeeren. „Woher wusstest du, dass ich Erdbeeren lieb’?“ fragte Amy kauend. „Wusst’ ich nicht.“ Sie futterten lange. Zu dem Obst gab’s außerdem Sahne und einen Sekt.
Es war schon dunkel – nur der Kerzenschein brachte Licht –, als Amy sagte „Bin ich satt.“ Sie ließ sich nach hinten fallen und blieb liegen. „Du hast da noch Sahne an den Lippen.“ Nick stützte sich auf einem Arm und beugte sich zu Amy herunter. Zögernd näherte sich sein Mund Amys. Lange und zärtlich küssten sie sich. Nick streichelte Amy, während der Kuss immer leidenschaftlicher wurde.
Amy wurde es zu viel und drehte ihren Kopf weg. „Nick… Ich kann’s immer noch nicht…“ schluchzte sie und wollte schon gehen. „Hey, Mausi… Schon gut. Geh’ nicht…“ Nick zog sie sanft wieder zu sich. „Ich bin nicht dieser Arsch, Mausi. Vertrau’ mir bitte. Ich würde dir nie, nie, niemals wehtun.“
Schweigend sah Amy in den Nachthimmel und entdeckte eine Sternschnuppe. Ich wünsche mir, dass ich Timon wenigstens für heute Abend vergessen kann…, sagte sie in Gedanken.
„Komm. Schenkst du mir diesen Tanz?“ Nick stand auf und half Amy auf ihre Füße. Eng umschlungen wippten sie zu ‚Robbie Williams – Angels‘ hin und her. Viel zu schnell war der Song aus, jedoch blieben sie stehen und schmusten herum. Eine Haarsträhne fiel Amy ins Gesicht und Nick strich sie zärtlich zurück. „Frierst du?“ fragte er, als er bemerkte, dass Amy zitterte. „Schon ein bisschen…“ Amys Zähne klapperten. „Komm, wir gehen rein.“ Arm in Arm gingen die beiden zurück in die Villa.
„Komm her, Mausi.“ Sanft zog Nick Amy ins Bett und wickelte ihnen die Decke um. Sie kuschelte sich an ihn. Nick spielte mit Amys Haar, dabei kamen sich ihre Lippen immer näher. Nick stoppte kurz vor Amys Mund und flüsterte „Mach’ mal die Augen zu.“
Dann küsste er sie liebevoll und streichelte sie am ganzen Körper. „Mehr…“ murmelte Amy mit weiterhin geschlossenen Augen. Amy genoss seine Liebkosungen und schlief irgendwann überglücklich in den Armen von ihrem Freund ein.
„Hey, Nick… Da will dich jemand sprechen. Es geht um Reitunterricht.“ Gabi kam Nick und Amy am nächsten Tag entgegen, die gerade vom Ausreiten zurückgekommen sind. Nick gab Amy Angels Zügel. „Bin gleich wieder da, Mausi.“
Amy führte Angel und Silverado zum Absatteln. Als sie Silverados Sattel in die Sattelkammer bringen wollte, hörte sie vertraute Stimmen.„Hey, Mama, dreh’ dich mal um!“ sagte Ashley zu ihrer Mutter feixend, sobald sie Amy erblickte. Amy erstarrte.
An ihre Adoptivfamilie hatte sie nicht mehr gedacht. Wieso auch?! Sie haben mich nie gewollt… Außerdem hab’ ich ja jetzt eine richtige Familie!, dachte sie sich.
Nathalie drehte sich um, bemerkte Amy und lief rasend vor Wut direkt auf sie zu. „Hallo.“ murmelte Amy und wollte gehen.Nathalie brüllte sie an „HALLO?! IST DAS ALLES, WAS DU ZU SAGEN HAST?! WIR HABEN UNS DIE GRÖSSTEN SORGEN GEMACHT!“Amy brodelte inzwischen vor Wut. Ja, klar… Und warum haben sie dann nie angerufen?
„Ach echt?! Wenn ich euch ja so wichtig bin, wieso habt ihr mir zum Beispiel nie gesagt, dass ich adoptiert bin?! Oder mich aufs Handy angerufen?“ meinte Amy. Da platzte Nathalie der Kragen. Sie gab Amy eine starke Ohrfeige. „WAG’S JAR NICHT, MIT MIR SO ZU REDEN, FRÄULEIN!!!“ schrie sie Amy an. „UND JETZT HEUL’ NICHT! DU KOMMST JETZT MIT, VERSTANDEN?!“
Amy reichte es… Sie lief blind vor Tränen zu Angel, der noch am Putzplatz gesattelt und festgebunden war. Sie stieg auf und rief Nathalie nach „Ihr könnt mich alle mal! Ich hab’ ja jetzt eine richtige Familie, die mich so liebt, wie ich bin! Außerdem bin ich volljährig.“Sie galoppierte mit Angel vom Hof.
„Hier bist du… Ich hab’ dich schon überall gesucht.“ Nick fand Amy weinend am Strand. Sie wollte ihre Tränen wegwischen, aber Nick zog sie an sich. „Du bist immer noch nicht über ihn hinweg, oder?“ Amy nickte nur schwach. Nick flüsterte ihr zu „Ich ruf’ Gabi an, dass sie Angel abholen soll, Mausi. Danach kann ich mich viel besser um dich kümmern…“
Seine Tante kam innerhalb von zehn Minuten. Als sie Amys verweintes Gesicht bemerkte, fragte, was los sei. „Ach, nix… Sie hat sich nur den Knöchel verstaucht, weil sie von Angel runtergefallen ist. Amy muss ins Haus und ihren Fuß kühlen.“ schwindelte Nick und half Amy auf. Gabi wünschte Amy gute Besserung, nahm Angel und führte ihn zurück. Amy konnte sich nicht mehr halten und brach unter Tränen zusammen. Nick setzte sich zögernd zu ihr. Als Amy weinend ihren Kopf auf seine Schulter legte, umarmte er sie leicht. Lange blieben sie so sitzen…
Am folgenden Nachmittag baute Amy zum ersten Mal einen M-Parcours für Silverado auf. „So, mein Süßer… Bereit für die Königsklasse?“ flüsterte sie ihrem Hengst, der noch friedlich am Putzplatz angebunden war, zu. Silverado schnaubte. Amy band ihn los und führte ihn zur Reithalle. Dort saß sie auf und ritt Silverado warm, indem sie ihn 15 Minuten lang Achten und Volten im Trab-Galopp-Wechsel laufen ließ.
Dann war es soweit. Amy ritt nervös auf den ersten Oxer zu. Die Stangen klapperten leicht, blieben aber liegen. Sie galoppierte scharf nach rechts, um an den zweiten Sprung, einen gewaltigen Hochsprung, zu kommen. Silverado berührte die oberste Stange sachte, die allerdings nicht herunterfiel. Die anderen Hürden waren perfekt. Amy galoppierte in das Ziel, bremste ihren Superspringer ab und fiel ihm überglücklich und voller Stolz um den Hals.
Erst als sie sich wieder eingekriegt hatte, sah sie hoch. Und bemerkte Nick. „Gratuliere, Amy! Das war turnierreif.“ „Wirklich?“ sie wurde rot. „Ganz wirklich.“ Amy konnte es kaum fassen und ritt Silverado im Schritt kalt.
Als sein Fell wieder trocken war, schwang Amy sich aus dem Sattel und führte Silverado zum Absatteln. Danach kam er auf die Weide. Amy schaute verträumt ihrem Hengst hinterher, der sich sofort genüsslich auf der Wiese wälzte. Sie lächelte und wollte sich umdrehen, weil sie Silverados Sachen noch nicht weggeräumt hatte.
Auf halbem Weg berührte eine Hand plötzlich ihren Rücken. „Hier geblieben, Amy.“ sagte Nick und drehte sie zu sich, um ihr tief in die Augen sehen zu können. Dabei nahm er sie in die Arme. Und küsste sie zart. Amy konnte ihre Gefühle nicht länger zurückhalten, sie presste Nick an sich und erwiderte den Kuss, der schnell leidenschaftlicher wurde. Nick zog ihr Top aus der Hose und streichelte Amy unter ihrem T-Shirt. Amy bekam überall Gänsehaut, wo Nick sie berührte. Der Atem von beiden wurde immer schneller.
„Da haben wir aber was verpasst, oder, Lena?“ „Sieht so aus, Janny.“ Abrupt hörten Amy und Nick das Knutschen auf und tauschten sich Blicke. Warum gerade jetzt?!, dachte sich Amy und wusste, dass Nick den gleichen Gedanken hatte. Verlegen und knallrot löste sie sich von ihm.
Da standen Lena und Jeanette bis zu den Ohren grinsend und mit vollem Gepäck vor ihnen. „Ja, Amy. Wir sind wieder da!“ riefen beide gleichzeitig und umarmten zuerst sie und dann Nick.Sie gaben Nick ihre Koffer und Lena sagte „Brüderchen, du kannst unsere Sachen reinbringen.“ „Ja, war klar…“ er ging zum Gutshaus.
Amy sah ihn sehnsüchtig hinterher. „Komm, Amy, wir reiten aus.“ forderten Lena und Jeanette sie auf. „Naaa gut.“ Amy ergab sich. „Aber vorher muss ich noch was erledigen. Sagen wir in 10 Minuten?“ „Oki.“ grinste Lena und Jeanette fügte lächelnd hinzu „Doki.“
Amy ging ins Haus, wo Nick gerade mit den Koffern hochschleppen fertig geworden war. „Hey, Nick. Ist’s okay, wenn ich Angel zum Ausreiten nehm’?“ Sie wurde schon wieder rot. „Klar.“ „Danke!“ Nick kam näher und zog Amy zu sich. „Wo waren wir stehengeblieben?“ flüsterte er, ehe seine Lippen abermals Amys berührten. Und schon wieder störten Lena und Jeanette sie. „Amy??? Komm jetzt.“ Nick gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und ließ Amy los.
Amy wusste, was jetzt kommen würde. So sagte sie, bevor ihre Freundinnen eine Frage stellen konnten „Ja, wir sind irgendwie schon zusammen…“ „Irgendwie?!“ hakte Jeanette nach. „Naja…“ Amy war knallrot „Okay… Ich liebe ihn.“ Jetzt ist’s raus…, dachte sie und erzählte ihnen alles – außer von Timon.
„Ach ja, liebe Grüße von deinen Eltern und Franzi, Amy.“ richtete Lena später aus. „Danke.“ Lena sah sie an. „Was war denn damals los mit dir, Amy?“ „Lange Geschichte…“ „Und? Wir haben Zeit…“ versuchte Jeanette sie zum Reden zu bekommen. „Nicht heute…“ Schon beim Gedanken an Timon schluchzte sie. „Bitte Themawechsel.“ Lena und Jeanette tauschten sich verwundert Blicke.
„Macht’s euch was aus, wenn ich zurückreite…? Mir geht’s nicht mehr gut.“ sagte Amy nach langem Schweigen und bemühte sich, nicht das Weinen anzufangen. Lena fragte, ob sie Amy begleiten sollen. „Nicht nötig… Bis morgen!“ Sie galoppierte davon und konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.
„Hey, Mausi. Was ist los?“ Nick fand Amy weinend in der Sattelkammer. Amy schluchzte „Sie wollten von Timon wissen.“ Nick umarmte sie liebevoll und Amys Tränen sickerten in sein Shirt. Als Amy sich beruhigt hatte, schlenderten die beiden Arm in Arm Richtung Villa.
Sie begegneten Lena und Jeanette, die gerade von ihrem Ausritt zurückkamen. „Amy? Was ist los mit dir?“ Besorgt näherten sich Amys Freundinnen. Amy schaute zu Nick, der nickte. Und so stellte sie sich ihrer Vergangenheit. „Kay…“ begann sie, jedoch versagte ihre Stimme und schaute nach unten. Nick kam ihr zur Hilfe „Kümmert euch lieber vorher noch um Saphir und Goldie… In einer halben Stunde im Wohnzimmer? Ach ja, das wird keine Gute-Nacht-Geschichte…“
30 Minuten später saß Amy schweigend mit Nick auf der Couch und überlegte, ob sie ihnen – auch ihrem Freund – wirklich alles von Timon erzählen sollte. Ihr Verstand sagte: Ja., ihr Herz jedoch: NEIN! Da kamen Lena und Jeanette und machten sich auch auf dem Sofa gemütlich.
„Okay… Das ist wirklich das erste Mal, dass ich jemandem das anvertrau’…“ fing Amy an. Sie fuhr fort: „Mit 15 Jahren hab’ ich mich in einen Timon verknallt, der damals in der Dreizehnten in der FOS nebenan – und der Mädchenschwarm der ganzen Schule – war… Soweit, so gut… Eines Abends hatte ich mal sturmfrei zuhause… Plötzlich klingelte es und niemand anderes als Timon stand lächelnd vor der Tür. Ich flippte innerlich total aus, denn er sagte, er hätte sich in mich verliebt und wollte mit mir gehen…Tja, erst kuschelten und knutschten wir herum – ich war happy – doch nicht lange… Er wollte mehr, ich aber nicht… So vergewaltigte er mich das erste Mal…
Am nächsten Schultag wurde ich blöd angeschaut, von allen. Ich wusste erst nicht, warum… Da sagte mir eine aus der Mobber-Clique ‚Hey! Das Video von dir ist so hot.‘ und zeigte mir das Filmchen, das Timon vermutlich mit dem Handy gemacht und es ins Internet gestellt hatte…Seitdem hat er mich ständig mit dem Video erpresst und mich immer öfters gezwungen, mit ihm zu schlafen…“
Dicke Tränen liefen über Amys Gesicht und Lena, Jeanette und Nick tauschten sich entsetzte Blicke. Nick legte seinen linken Arm sanft um Amy, die den Faden wieder aufnahm. „Damals, als ihr nach Bayern gekommen seid – und ich vor Nick geflüchtet bin –, habe ich mich im Wald verirrt… Und bin Timon wiederbegegnet…“ Amys Stimme brach ab und Nick erzählte kurz den Rest.
Nach der Schilderung schwiegen Lena und Jeanette fassungslos. Ich kann nicht mehr, ich muss weg!, Amy lief schluchzend davon. Ihr Ziel war Silverado, der ruhig in seiner Box stand. „Hallo, Süßer.“ flüsterte Amy heiser und schlüpfte zu ihm. Sie umarmte den Hengst. Silverados Hals wurde bald nass von Amys Tränen.
„Hier bist du.“ Amy erschrak, als sie plötzlich Nicks Stimme hörte. Er kam zu ihr in Silverados Box. „Hey… Komm her, Mausi.“ Nick schloss Amy fest in seine Arme.
Als Amy ihren Kopf nach langer Zeit wieder hob, wischte Nick ihre restlichen Tränen zart weg. „Komm…“ Er hielt ihr seine Hand hin. „Ich hab’ mein Auto geholt.“ Schweigend fuhren sie zur Villa.
„Warum tust du das alles für mich?“ flüsterte Amy später, wie sie engangekuschelt im Bett lagen. Sie fuhr zögernd fort „Noch nie hat sich ein Junge so um mich gekümmert…“ Nick stützte sich ab, um in Amys Augen sehen zu können. „Amy… Ich liebe dich und du bist jetzt das Wichtigste in meinem Leben.“ Unsicher beugte er sich zu Amy herunter und küsste sie zärtlich und liebevoll. Amy konnte nicht anders. Sie erwiderte den süßen Kuss, der kurz darauf intensiver und leidenschaftlich wurde. Nick zog Amy auf sich und streichelte sie unter ihrem Pyjama-Oberteil. Amy bekam wieder überall Gänsehaut. Ewig kuschelten und knutschten die beiden noch, bis Nick auffiel, dass Amy hundemüde war. Er gab ihr noch einen letzten Kuss und hauchte „Ich liebe dich, Mausi.“ „Ich dich auch.“ Engumschlungen schlief Amy ein, während Nick sie immer noch liebevoll streichelte.
An diesem Abend drehte sich alles um den folgenden Tag.
Amy und Nick saßen aneinander gekuschelt auf dem Sofa vom Gutshaus, als Lena und Jeanette meinten „So, Amy! Genug geknutscht! Wir müssen dir noch Tipps geben.“ Sie verdrehte die Augen „Lena, Janny… Ihr habt doch schon alle möglichen Tipps verraten…“ „Amy, du musst das morgen ernst nehmen! Deine Eltern und Franzi kommen doch.“ „Jaha, ich weiß… Okay! Ich fasse zusammen: In der ersten Runde auf Sicherheit gehen… Wenn ich ins Stechen kommen sollte, da dann Risiko… Silver nicht zu sehr fordern, aber ihn auch nicht unterfordern… Auf die Zeit achten…“ Lena grinste „Das Wichtigste hast du wieder vergessen: Spaß haben! Und jetzt ab ins Bettchen… Du musst morgen ausgeschlafen sein…“
Amy lachte „Lena, du bist schlimmer als meine Mutter.“ Ehe diese was erwidern konnte, sagte sie noch „Jaja, schon gut… Ich geh’ jetzt schlafen.“ und schaute Nick an. „Kommst du nach?“ flüsterte sie so leise, dass nur er es hören konnte. Nick nickte unbemerkt. „Bis morgen also…“ verabschiedete sich Amy von ihren Freundinnen. Da es Herbst – und somit kühler – geworden war, zog sie ihre blaue Jacke über und machte sich auf dem Weg zur Villa.
„Amy? Schläfst du schon?“ wisperte Nick. Amy antwortete „Ich bin viel zu nervös, um zu schlafen.“ So leise es ging, fügte sie für sich noch hinzu „Außerdem hab’ ich dich vermisst.“ Ihre Wangen glühten. Nick hatte es trotzdem gehört und grinste verschmilzt. „Wieso wirst du rot?“ stellte er sich ahnungslos. „Ach… Nichts.“ Amy schaute verlegen nach unten.
„Glaub’ ich dir nicht, also?“ Nick kam näher und hob sanft Amys Kopf, sodass sie ihn ansehen musste. Amy grinste nur und schüttelte den Kopf. Nick ließ sie los. „Du hast’s nicht anders gewollt.“ Er kitzelte Amy von oben bis unten durch. „Aufhören, ich ergebe mich!“ japste sie nach wenigen Minuten. Nick lachte „Geht doch.“ Amy musste erst mal tief Luft holen und gestand dann „Ich kann ohne dich nicht einschlafen…“ Nick zog sie zu sich und flüsterte irgendwann „Du solltest jetzt schlafen, Prinzessin. Morgen ist euer Tag.“
„Mist! Nick, weißt du, wo mein neues Turnierzeug ist?“ rief Amy am nächsten Morgen vom Ankleidezimmer aus. Nick kam zu ihr. „Amy, die sind doch schon im Transportauto.“ „Gut…“ Amy überlegte noch mal, ob sie alles dabei hatte. Helm…, Jackett… Handschuhe…, Gerte…, meine weiße Reithose hab’ ich unter der Jogginghose an, damit sie nicht dreckig wird… „Ich glaub’, ich hab’ alles… Wir können los…“
In Freeland angekommen, bekam Amy einen Schock, als sie Silverado in der Box sah: Sein Fell war nicht mehr – wie gestern – sauber. Er hatte sich außerdem die Mähnenzöpfe ruiniert, die Amy ihm am vorherigen Tag gemacht hatte. „Silver… Musste das sein?“ Amy blieb das Herz stehen. Sie holte sein Putzzeug und fing an, ihren Palomino erneut zu putzen. „Na gut… Auf ein Neues!“
Innerhalb 20 Minuten hatte der Hengst wieder sauberes, glänzendes Fell und Amy machte sich daran, die Mähne noch schnell neu einzuflechten. „Amy! Wir müssen…“ rief Lena gerade, als sie den letzten Zopf fertig hatte. Amy, die Silverado schon aus dem Stall führte, erwiderte „Ich komm’ ja schon!“
Sie waren kaum am Turnierplatz angekommen, als Amy von ihrer Familie bemerkt wurde. „Hallo Amy!“ Franziska umarmte ihre große Schwester stürmisch. Amy lächelte und umarmte erst Franziska, danach ihre Mutter und dann Marcus. Sie freute sich „Schön, dass ihr hier seid!“
Zum Plaudern war allerdings kaum Zeit. Lena hatte Amys Startnummer, die Nummer 55, von der Anmeldestelle herausgefunden und das Turnier war schon bei dem vierzigsten Paar. Also holte Amy ihren Silverado aus dem Transporter und machte ihn warm.
„Nummer 54 bitte in die Bahn! Jessica Supur mit Whisper.“ dröhnte eine Männerstimme aus den Lautsprechern. „Amy, du hast dich doch noch gar nicht umgezogen!“ Jeanette holte eilig Amys Sachen. Sichtlich nervös zog Amy ihre Jogginghose flink aus und schlüpfte eilig in ihr graues Jackett. In der Zwischenzeit putzte Nick Silverado noch kurz über. Amy saß wieder auf. Ihre Nerven flatterten, als es hieß „Bitte Nummer 55 in die Bahn! Amy Kidman mit Silverado.“ Sie drehte sich noch kurz zu ihrer Familie und ihren Freunden um. Diese wünschten ihr viel Glück und sagten, sie würde es schaffen.
Amy trabte mit Herzklopfen in die Arena. Das Publikum hieß sie willkommen und klatschte. Sie schaute sich noch flüchtig um. Amy flüsterte Silverado zu „Los, Junge, das schaffen wir.“, um sich selbst Mut zuzureden, ehe sie angaloppierte. Der Hengst reagierte auf jede kleinste Hilfe.
Amy steuerte auf den ersten Steilsprung zu, den sie mühelos meisterten. In einer engen Wende ritt sie das nächste Hindernis, einen wuchtigen Oxer, an, um dann die lange Strecke vom imposanten Wassergraben zur furchteinflößenden Trippelbare zu passieren. Danach ging es in die zweifache Kombination über eine weitere enorme Galoppstrecke. Erst den riesigen Steilsprung, dann gleich einen gewaltigen Oxer. Amy steuerte eine kleine Mauer an und gleich den nächsten Steilsprung. Dann gab es nur noch die schwierigste Phase zu lösen: Erst ein erneuter Steilsprung. Direkt danach die dreifache Kombination mit Oxer, Oxer, Steilsprung. Silverado galoppierte ins Ziel. „Das waren null Fehler und 60,85 Sekunden, Amy Kidman ist im Stechen.“ hallte es in der Halle. Die Zuschauer applaudierten Amy zu. Sie konnte es kaum fassen, dass sie es bis ins Stechen geschafft hatte.
Amy ließ überglücklich Silverado am langen Zügel zum Abreiteplatz zurücktraben. Da erwarteten sie schon alle. Amy nahm ihren warmen Reithelm ab. Lena, Jeanette und Franziska brüllten Amy entgegen, sobald sie sie sahen „Super!“ Sabine und Marcus lächelten stolz „Gratuliere!“ und tätschelten Silverado, ehe Amy ihn trockenritt.
Doch Nick hatte was dagegen, denn er hielt den Hengst fest. „Ich muss ihn doch abreiten…“ beschwerte sich Amy erst, aber stieg dann ab. Nick lächelte und schloss Amy innig in seine Arme. Ehe sie sich voneinander lösten, flüsterte er ihr ins Ohr „Klasse geritten, Mausi.“
Er ging zum Imbissstand, um sich ein Mittagessen zu kaufen. „Ach hallo, Amy!“ Urplötzlich stand Sue gehässig vor ihr. Sue spottete „Na? Schade, dass du nicht von deinem Gaul gefallen bist… Aber das kommt im Stechen, wetten?“ „Haha, sehr witzig.“ Amy drehte sich um und wollte Silverado endlich trockenreiten, doch sie umzingelten fünf junge Frauen.
„Lasst mich durch.“ bat sie und drängte sich durch, aber eine Blondine stellte ihr ein Bein. Amy fiel in ein Schlammloch und die Clique lachte schadenfroh. „Du kannst ja nicht mal laufen… Komm, du Baby, wir haben einen Kinderwagen für dich!“ feixte Sue und die anderen bekamen einen Lachanfall. Amy rappelte sich unter Tränen auf.
„Jetzt heult die Heulsuse auch noch. Bitte eine Runde Mitleid für Amy!“ forderte Sue ihre Freundinnen auf. Diese gehorchten und machten „Ohhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!“ Amy, von Fuß bis Kopf voller Schlamm und vollkommen aufgelöst, sprintete davon. Sue schrie ihr noch nach „Ach ja! Lass bloß deine dreckigen Flossen von Nick!“
„Amy? Was ist passiert?“ wunderten sich alle, als sie vom Essen zurückkamen. „Nix… Ich reit’ aber so das Stechen nicht mehr.“ erklärte Amy ihnen klipp und klar. Marcus versuchte, seine Tochter umzustimmen „Amy?! Du hast große Chancen, zu gwinna!“ Wortlos rannte sie zum Auto und schloss sich darin ein.
Plötzlich klopfte es am Fenster. „Komm, mach bitte auf.“ bat Nick. Sie entriegelte das Auto wieder. „Wir haben noch zwei Stunden, um dich umzuziehen…“ „Nick, vergiss es. Ich will nicht mehr reiten.“ Er sah Amy verblüfft an.Amy schilderte ihm die Szene von vorher knapp und Nick erwähnte, dass die Clique ihr Ziel erreichen würden, wenn sie jetzt aufgab. Amy reagierte zustimmend „Na gut. Du hast vermutlich recht… Fahren wir schnell heim, ich hab’ ja noch meine andere Reithose…“
Zuhause angekommen, wusch Amy schnell ihre Haare und zog sich um. „Maus, komm her.“ Nick schloss sie in die Arme und flüsterte ihr ins Ohr: „Vergiss Sue… Ich weiß, du schaffst das jetzt.“ „Warum bist du dir da so sicher?“ wollte Amy wissen. „Weil du in der ersten Runde so super warst.“ Er spürte Amys Anspannung und murmelte „Entspann dich, Schatz.“ Ehe sie wieder zurückfuhren, atmete Amy einige Male tief durch.
Sue und ihre Clique staunten nicht schlecht, als sie Amy wieder begegneten. „Was machst du noch hier?“ grinsten sie fies. Amy antwortete so cool wie möglich „Ich hab’ ein Turnier zu gewinnen.“ und ging zu Sabine, Marcus, Franziska, Lena, und Jeanette, die gerade vertieft in den letzten Starter des Normalparcours waren.„Frank Knight mit Red 4 Fehlerpunkte, 64,90 Sekunden. Wir sehen in 30 Minuten das Stechen zwischen Amy Kidman auf Silverado, Björn Seefeld auf Mr. X, Doro Rindfleisch auf Daisy, Leon Potter auf Starlight, Joanna Richards auf Teartrops, Tim Lustig auf Firewalker und Sue Birnbaum auf Lady Diana!“ hieß es dann.
„Amy, da bist du ja!“ Erleichterung machte sich bei allen breit. „Reitest du?“ „Seh’ ich so aus, als ob ich kneifen würde, weil Sue und ihre Gang das so wollen?“ Amy schaute sich um. Silverado war nirgends zu sehen. „Wo ist Silver?“ fragte sie. Lena antwortete, er sei im Transporter. „Oki, ich mach’ ihn nochmal warm.“
Amy ging zum Hänger, wo der Hengst angebunden war und friedlich graste. Sobald er seine Besitzerin erspähte, wieherte Silverado. Amy lächelte zufrieden und dachte sich Vor zwei Monaten wär’ er durchgedreht… „Hallo Junge, Lust aufs Stechen?“ begrüßte sie ihn und gab ihm ein Bussi auf seine samtweichen Nüstern.
„Hast du denn keinen Freund zum Knutschen?!“ fuhr Sue Amy an. „Ach ja, stimmt… Du denkst ja immer noch, dass Timon dich liebt, oder?“ stichelte sie. Amy ritt wortlos los, doch Sue gab ihren Freundinnen ein Zeichen. Sie kreisten Reiterin und Pferd ein. „Lasst mich durch.“ „Warum denn?“ fragte Sue und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Die anderen kamen immer näher an Silverado heran.
Dieser hatte immer noch Angst vor Fremden und scheute. Nur mit Mühe gelang es Amy, nicht herunterzufallen. Alle lachten Amy aus. „Wir lassen dich erst gehen, wenn du mit deinem Klepper nicht im Stechen antrittst.“ klärte Sue Amy auf und fügte noch boshaft hinzu „Oh… Ach ja… Ich hab’ geseh’n, wie du, Baby, Nick anschmachtest. Deshalb gleich extra langsam zum Mitschreiben: Er… ist… MEIN… Freund. Punkt, aus, amen, basta. Und wenn du auch nur noch einmal in seiner Nähe bist, machen wir mit deinem Gaul das Gleiche, wie mit dieser komischen Stute damals im Reitstall. Haben wir uns verstanden, du Memme?“ Amy nickte unter Tränen nur leicht. „Was? Wir können dich nicht verstehen, bitte lauter!“ spottete Sue.
„Lass Amy in Ruhe, Sue!“ wie aus heiterem Himmel tauchte Nick auf. Diese sagte zu ihren Freundinnen „Mädels, geht schon mal. Bis gleich.“ Die Clique verzog sich und Sue näherte sich Nick. Sie gab ihm einen Schmatzer auf den Mund „Hi Süßer…“
Nick, jedoch, stoß Sue von sich weg und sagte ihr scharf „Ich bin nicht dein Süßer und jetzt verpiss dich einfach!“ Sue verschwand. Amy versuchte in der Zwischenzeit, Silverado wieder zu entspannen. Er war völlig durch den Wind, also stieg sie ab und redete auf ihn ein, während sie seinen Kopf in kleinen Kreisen massierte und weinte.
Nick kam zu Amy. „Hey… Ich kann’s wirklich verstehen, dass du heute nicht mehr reiten willst…“ Sie drehte sich zu ihm um und erklärte, sie reite schon. „Sicher?“ „Ja… Ich will’s denen zeigen!“ Der Hengst hatte sich schnell beruhigt und so blieben Amy noch fünfzehn Minuten, um Silverado endlich warmzureiten und den Plan vom Stechparcours zusammen mit Lena, Jeanette, Sabine und Marcus durchzugehen.
„Tim Lustig auf Firewalker: 4 Strafpunkte und 50,89 Sekunden!“ Das Publikum klatschte. „Freuen wir uns auf Amy Kidman auf Silverado!“ rief der Stadionsprecher Amy auf. Ihre Familie und Freunde gaben Amy noch mal den letzten Mut. Sie trabte in die Halle und wurde von den Zuschauern begrüßt.
Amy schaute sich um und versuchte, sich an die Tipps von vorher zu erinnern. Dann galoppierte sie an. Silverado war längst nicht mehr so konzentriert wie bei der ersten Runde. Der erste Sprung, ein riesiger Oxer, klapperte leicht, doch seine Stangen blieben gottseidank liegen. Puuh, Glück gehabt… Amy musste eng wenden, um an die Mauer zu kommen. Diese riss sie beinahe vollkommen, doch Silverado sprang gerade noch rechtzeitig ab. Danach ging es scharf nach links über die ganze Bahn zum ersten Steilsprung, den sie perfekt passierten. Amy ritt jetzt voller Mut in die zweifache Kombination aus einem weiteren Oxer und einem hohen Steilsprung. Sie drehte Silverado fast im Stand nach rechts und übersprang das letzte Hindernis, den Rick. Amy spornte den Hengst noch mal an und er galoppierte ins Ziel.
„Amy Kidman auf Silverado 0 Fehler und 50,14 Sekunden!“ Das Publikum applaudierte. Amy, völlig verausgabt, trabte zurück und ließ sich müde von allen feiern. „Komm, Amy, ich reit’ Silver ab.“ bot Lena ihr an. Amy übergab Lena ihren Palomino. „Sue Birnbaum auf Lady Diana hat jetzt schon einen Fehler, damit gewinnt AMY KIDMAN mit 50,14 Sekunden!“
Wie bitte…?, dachte sich Amy, während sie erst von ihrer Familie und dann von ihren Freundinnen umarmt wurde, Das kann doch nicht wahr sein…!
„Wir bitten um die Siegerrunde! Platz 7 Björn Seefeld auf Mr. X mit 12 Fehlerpunkten und 58,91 Sekunden, Leon Potter auf Starlight wird 6. mit 9 Fehlern und 61,50 Sekunden. Der 5. Platz geht an: Doro Rindfleisch auf Daisy, die 8 Strafpunkte und 55,88 Sekunden hatte. 4. wurde Joanna Richards auf Teartrops mit ebenso 8 Fehlern, aber 54,92 Sekunden. Tim Lustig auf Firewalker wird 3. mit 4 Punkten und 50,89 Sekunden. Sue Birnbaum auf Lady Diana hat den hervorragenden 2. Platz mit 4 Strafpunkten und 50,63 Sekunden gemacht… Und der 1. Platz belegt Amy Kidman auf Silverado, die es als einziges Paar schafften, mit 0 Fehlern und einer sagenhaften Zeit von 50,14 Sekunden nachhause zu reiten! Herzlichen Glückwunsch!“ Das Publikum rastete aus, während Amy es immer noch nicht fassen konnte.
Amy stieg ab und fiel sofort Silverado überglücklich um den Hals.Nach einigen Minuten kamen die anderen freudestrahlend zu ihr und sangen „We are the champions!“. Jeder umarmte Amy innig und tätschelte den Hengst voller Stolz und Bewunderung.
Doch Amy hatte nur noch Augen für Nick, der natürlich als Letzter an der Reihe war. Verschmilzt grinsend zog er sie an sich. „Ich wusste, dass du’s schaffst, Amy.“ sagte er leise zu ihr und küsste sie. Amy vergaß alles um sich herum.
Lena und Jeanette bestanden darauf, am Abend feiern zu gehen.„Geht schon mal vor… Ich muss noch was organisieren.“ verkündete Nick. Amys Freundinnen zerrten sie ins Auto und fuhren davon. Lena fragte Amy während der Fahrt aus „Ist’s also was Ernstes zwischen euch? Habt ihr eigentlich schon mal miteinander geschlafen?“
„Ihr könnt nie aufhören!“ lachte Amy und antwortete „Also… Mal ehrlich gesagt: Keine Ahnung, warum er sich nicht eine andere sucht… Er könnte doch alle haben.“ Ja, mein Selbstvertrauen ist scheiße…, seufzte sie. Lena unterbrach Amy, indem sie einwarf „Nick will aber dich, Amy. Du bist was ganz besonderes. Nun zur zweiten Frage, habt ihr schon mal?“ „Öhm, nein… Noch nicht…“ Wie ich die beiden grade hasse…, schoss es ihr durch den Kopf.
Im Club angekommen, kauften sich die drei Cocktails und setzten plaudernd sich an die Bar. „Mädels, kommt! Tanzen!“ Jeanette zog Lena mit sich auf die Tanzfläche. Diese drehte sich noch mal um und rief „Amy, kommst du?“ Diese schüttelte den Kopf und blieb sitzen, während die beiden anderen wild zur Musik tanzten.
Wo bleibt Nick?, dachte Amy sich irgendwann sehnsüchtig. Sie bekam einen Schrecken, weil sie ohne Vorwarnung von hinten umschlungen wurde. „Hi Mausi.“ hauchte Nick Amy ins Ohr. Amy wollte natürlich wissen, was er so lange organisieren musste, doch Nick lächelte geheimnisvoll und antwortete nur mit ‚Überraschung‘. Als sie ihren Erdbeer-Cocktail ausgetrunken hatte, sagte Nick „Komm, hauen wir ab.“ Er gab ihr seine Hand und sie waren gerade an der Tür angekommen, als Sue hereinkam. „Oh, wen haben wir da? Unseren neuen Champion!“ feixte sie und wandte sich an Nick „Komm, Süßer… Unser Baby ist nix für dich.“ Der antwortete „Und du also schon, oder wie?“ „Natürlich… Hat die Memme dir zum Beispiel nie gesagt, dass sie ein krasses Sex-Video von sich ins Internet gestellt hat?!“ „Ja… Hat Amy… Allerdings mit einem kleinen Unterschied: Nicht Amy, sondern Timon war’s. Und bevor du fragst, wem ich jetzt glaub’, es ist Amy. Und tschüss, Sue!“ Nick und Amy drängten sich an ihr vorbei.
„Schatz… Vergiss sie einfach…“ flüsterte Nick Amy im Auto zu. Ich muss es einfach wissen…. „Nick… Du und Sue gehört zusammen… Ich versteh’s wirklich nicht, warum grade ich?“ „Weil ich dich einfach liebe, Mausi, nicht Sue, keine andere, nur dich.“ Als Amy das hörte, wurde sie rot und schaute schnell aus dem Fenster, als sich ihre Blicke kreuzten.
„Amy… Bleib bitte noch kurz im Auto. Ich muss noch was erledigen.“ bat Nick, sobald sie zuhause waren. Fünf Minuten später kam er zurück und führte Amy zum offenen, brennenden Marmor-Holzkamin im Wohnzimmer, wo eine braun-weiß-gestreifte Kuscheldecke davor lag. Nick machte die Lichter aus und setzte sich zu Amy. Er legte sanft einen Arm um sie. Amy wollte irgendwas sagen, da wisperte Nick nur „Schscht. Entspann’ dich einfach heute Abend.“ Lange saßen sie nur da und schauten ins Feuer. Irgendwann legte sich Amy hin und so stützte sich Nick ab. Er spielte mit Amys Haar, während ihre Lippen sich langsam näherten. Zärtlich küssten sie sich am Anfang, doch der Kuss wurde schnell feuriger.
Nick zog Amys Sweatshirt hoch. Da setzte sich Amy abrupt auf. „Sorry. Ich weiß nicht, ob ich das schon kann…“ gestand sie Nick. Dieser beschwichtigte sie „Mausi… Schon okay.“ „Nein, es ist nicht ok.“ „Doch, Amy… Ich lass’ dich kurz alleine.“ Ehe Amy reagieren konnte, war er schon auf den Weg aus dem Zimmer. Shit. Er ist enttäuscht…, dachte Amy sich traurig. Sie überlegte ewig hin und her, ob sie schon so weit war und fasste einen Entschluss.
Sie hörte schon von der Treppe aus leise Musik. „Nick?“ fragte sie, als sie ihr Zimmer leer vorfand. „Du hast mich ja lange warten lassen.“ kam es schmunzelnd von der Tür. Unsicher fügte Nick hinzu „Komm…“ Er näherte sich ihr und hob Amy hoch. Ohne Widerstand ließ sich Amy tragen.
Zögernd öffnete Nick die Tür zum großen Badezimmer und setzte Amy ab. Amy brachte nur „Wow“ raus. Nick hatte das ganze Bad mit unzähligen Teelichtern dekoriert, die als Lichtspender funktionierten. Außerdem floss die riesige Badewanne schon voll und auf dem Abstellplatz neben der Wanne waren zwei Champagnergläser und viel frisches Obst. Und da befand sich auch noch ein gigantisches Herz aus Plastikrosenblättern und Teelichtern auf den Marmorfliesen. „Mausi, mach’ mal die Augen zu.“ Amy gehorchte und hörte nur, wie Nick sich näherte. Auf einmal war sie in seinen Armen und fühlte ihre Herzschläge. Ganz zärtlich und gefühlvoll küsste Nick Amy. Langsam zog er erst ihren Pulli und ihr T-Shirt aus und streichelte ihren freien Rücken.
„Nick… Ich kann’s doch nicht…“ Amy entzog sich der Umarmung und wandte sich schluchzend ab. Nick drehte sie wieder zu sich, nahm sie wieder in seine Arme und flüsterte ihr zu „Mausi… Ich schwör’ dir, ich tu’ dir niemals weh…“ Er spürte, dass Amy Angst hatte, während sie unsicher nickte. Wieder legte Nick seine Lippen auf Amys und machte zögernd ihren Jeansknopf auf. Er zog die Hose aus und öffnete sanft Amys BH. Sachte streifte Nick die Träger ab. Dann wanderten seine Hände liebevoll runter zum Slip. Er hob sie anschließend in die dampfende Wanne. „Amy… Mund auf.“ Nick fütterte sie mit Erdbeer-, Melonen-, und Traubenhappen.
Eine halbe Stunde später trug Nick die in ein riesiges Handtuch gewickelte und zitternde Amy zum Aufwärmen auf die Decke vor dem immer noch brennenden Kamin. Sie fingen bald an, zu knutschen. Nick griff später nach einer kleinen Flasche, die er vorher auf dem Wohnzimmertisch gestellt hatte, und hauchte „Mach’s dir gemütlich, Mausi.“ Amy kuschelte sich sofort eng an ihn heran und seufzte: Wo könnt’s schon besser sein, als so? Nick grinste, als ob er ihre Gedanken gehört hätte, und begann, Amy einige Male sanft durchs immer noch feuchte Haar zu streicheln. Er wärmte dann etwas Öl aus der Flasche zwischen seine Handflächen auf und fing an, Amy von Kopf bis Fuß zu massieren. Amy genoss die vielen, zärtlichen Streicheleinheiten und machte ihre Augen zu. Zum Schluss bedeckte Nick Amys Gesicht mit unzähligen kleinen Küsschen. Am Mund angekommen, küssten sie sich lange.
Irgendwann trug Nick Amy hoch ins dunkle Zimmer, wo nur Kerzen brannten und leise Musik aus der Anlage kam. Er legte sich ins Bett und zog Amy gleich zu sich. Wieder fanden ihre Lippen zueinander. Während sie knutschten, streifte Nick Amy das Handtuch ab und streichelte sie überall. Sie bekam totale Gänsehaut. „Du bist so wunderschön, Amy.“ murmelte Nick. Sie versuchte bald unsicher und mit zittrigen Fingern, die Knöpfe von Nicks Hemd aufzumachen. Dieser lächelte und half ihr. Amy kuschelte sich so eng wie möglich an ihn. Ihre nackten Oberkörper berührten sich und sie machten da weiter, wo sie aufgehört haben. Die Küsse, jetzt so intensiv wie noch nie, raubten den beiden schnell den Atem. In einer kurzen Luftholpause wisperte Nick völlig atemlos Amy ins Ohr „Mausi…? Ich will dich… Jetzt… Sofort…“ Ehe er noch „Okay, wenn wir’s versuchen…?“ fragen konnte, war Amy schon dabei, seine Hose auszuziehen…
Ewig später kuschelte sich Amy überglücklich an Nicks Körper. Dieser gab ihr noch einen letzten süßen Kuss, hauchte „Schlaf gut, Mausi. Träum was Süßes.“ und streichelte sie weiter. Glückselig schlief Amy nach kurzer Zeit ein.
Am nächsten Morgen kam Amy auf, weil sie Nick im Flur telefonieren hörte. „Ja. Lena, ich sag’s ihr… Ähm, vermutlich kommen wir erst später. Er bedeutet Amy nämlich ganz viel…“ Er legte auf und trat wieder ins Zimmer. „Hab’ ich dich geweckt, Amy?“
„Ja… Was sollst du mir sagen? Wer bedeutet mir ganz viel?“ durchlöcherte Amy Nick. Dieser näherte sich schweigend dem Bett, legte sich wieder zu ihr und zog Amy zu sich. „Mausi? Du musst jetzt ganz stark sein… Silver ist nicht mehr da. Verschwunden, geklaut, ausgebüxt… Wir wissen’s nicht. Lena und Janny haben schon alles abgesucht. Nirgends gefunden.“ Silver… ist weg…?, Amy war völlig durch den Wind und wollte es erst nicht wahrhaben. Als sie Nick mit großen Augen anstarrte, flüsterte er „Es ist wahr, Amy… Tut mir leid.“ Neeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiin…, schrie sie innerlich und schluchzte stark.
Nick schloss die weinende Amy ganz fest in seine Arme. „Hey… Schscht.“ „Warum ausgerechnet Silver?!“ „Ich weiß’s doch auch nicht… Amy.“ Nick streichelte ihr sanft übers Haar und ließ sie um ihren Hengst trauern… Er murmelte irgendwann für sich „Eigentlich hab’ ich mir den Morgen anders vorgestellt…“ „Und wie?“ Amy lächelte schwach unter Tränen. Nick hauchte „So, Mausi.“, ehe er sie innig küsste.
Doch der Kuss hielt nicht lange, denn sein Handy piepste. „Wer schreibt?“ Amy setzte sich auf und schielte auf das Display. Allerdings drückte Nick die SMS schnell weg und sagte, es sei nicht so wichtig. Er ging bald darauf Frühstück machen und kehrte mit einem Tablett zurück, auf dem zwei heiße Schokoladen, Muffins, frisches Obst, Spiegeleier, Brötchen und noch viel mehr standen. Nachdem Essen legten sie sich noch mal hin. „Ich weiß echt nicht, was ich ohne dich machen würd’…“ nuschelte Amy irgendwann unter Tränen.
„Sag’ mal, Amy… Warum warst du neulich so schnell weg?“ fragten Lena und Jeanette bei einem Ausritt einige Tage später. Amy hatte nun wieder Angel als Pflegepferd, aber immer, wenn sie an Silverado dachte, kamen ihr Tränen. Amy stellte sich unwissend und fragte zurück „Wann?“ „Na, als wir im Club waren…“ erinnerte sie Lena. „Ach sooo… Da…“ Amy wurde knallrot, als sie an den traumhaften Abend zurückdachte. Lena und Jeanette bemerkten es und stellten sie zur Rede „Amy?!“ I
ch könnt’ die beiden jetzt umbringen!, dachte diese sich und gestand immer noch mit heißen Wangen „Nick… Er hat mich abgeholt…“ „War uns klar… WEITER?!“ Amy holte Luft. Ich hab’ eh keine Chance., und fing an, ihnen den Abend zu erzählen…
„Und das erzählst du uns erst jetzt?“ grinste Jeanette, während Lena schon die nächste Frage auf Lager hatte „Wie war es?“ „Lena, das geht euch eigentlich gar nix an… Aber schön, ihr Nervensägen gebt mir eh keinen Frieden… Es war ein total neues Gefühl… Ganz anders wie bei Timon... So liebevoll… So zärtlich… Ach… Es ist unbeschreiblich…“ Amy bekam überall Gänsehaut und ihr Gesicht färbte sich dunkelrot.
„Komm schon, Amy! Mehr Details!“ forderten ihre Freundinnen, aber Amy stellte sich nun stur und sagte „Nix mehr gibt’s, Mädels… Ich reit’ jetzt zurück. Mama, Papa und Franzi fahren doch heute und ich will mich noch verabschieden…“ Amy drehte Angel um und galoppierte in Richtung Freeland.
Angekommen, wartete Amys Familie schon vor dem silbernen Renault auf sie. Amy sprang schnell von Angel herunter und band ihn schon mal am Putzpfosten fest. Danach ging sie zu Sabine, Marcus und Franziska. „Sorry, Mädchengespräch…“ „Mir dachtn scho, du hättst uns vergessa…“ Franziska umarmte ihre große Schwester traurig und flüsterte „Mochs gut, Amy.“ „Du auch, Franzi. Und wir seh’n uns spätestens Weihnachten wieder.“ Franziska löste sich von Amy und stieg ins Auto. Sabine und Marcus schlossen ihre Tochter auch in die Arme. Sabine ließ Amy als Letzte los und tröstete sie noch mal „Wirst sehn, Amy. Silver kimmt zruck. Hoit die Ohrn steif.“
Sie stiegen ein und fuhren los. Amy winkte ihrer Familie hinterher, bis sie das Auto nicht mehr sah. Sie wollte sich gerade umdrehen und zum Schimmel-Wallach zurückgehen, als ein rotes Mercedes-Cabrio auf den Hof fuhr und sie anhupte.
Das Fahrzeug blieb zwei Meter vor Amy stehen und niemand anderes als Sue stieg aus. Sie schlug ihr offenes, schwarzes Haar nach hinten und begrüßte sie freundlich „Hallo Amy… Ich will mich für alles, was wir dir angetan haben, entschuldigen… War echt blöd von uns.“ Bin ich im falschen Film?, wunderte sich Amy verdutzt und wollte irgendwas sagen, doch Sue war schneller und gab ihr ein Kompliment „Du bist auf dem Turnier super geritten, Amy.“ Diese, immer noch misstrauisch, fragte, ob das echt gemeint war. „Logo.“ antwortete Sue ihr. WAS geht hier vor?! „Amy… Lass uns einfach neuanfangen… Komm, reiten wir ein Stückchen aus.“ schlug Sue vor
Kurze Zeit später ritt Amy tatsächlich fassungslos mit ihrer Feindin vom Hof. Amy hatte Sue die Friesenstute Layla gegeben und sie selbst ritt noch mal Angel. Erst plauderten die beiden ganz normal miteinander. „Ähm, Amy…“ Sue hielt Layla auf einmal an. „Es geht mich ja nichts an… Aber du und Nick…“ Amy fuhr sie an „Sue! Es geht dich wirklich einen Scheißdreck an, was mit mir und Nick ist!“ und wollte umdrehen. „Amy… Warte bitte… Ich will dich doch nur warnen!“ „Warnen? Wovor?“ „Bitte, Amy… Er spielt mit jedem Mädchen! Als wir noch zusammen waren, hat er mich total oft betrogen und verarscht… Deshalb hab’ ich ihm den Laufpass gegeben. Ich will doch nur nicht, dass du die Nächste in seiner Sammlung bist!“
„Wieso soll ich dir auf einmal glauben?! Nachdem du und deine tollen Freunde mich JAHRELANG fertiggemacht habt?“ „Amy… Ich hab’ mich geändert, bitte glaub’s! Du bist nur ein weiteres Spielzeug von Nick!“ „Nein Sue, das kann und will ich dir nicht glauben. Nick ist nicht so ein Arsch!" Amy wendete Angel und galoppierte zurück nach Freeland.
Einen Tag später bekam Amy auf einmal einen Anruf. Sie Nummer kannte sie nicht. „Hallo, Kidman hier." meldete sie sich. „Amy, bist du das? Ich bin es, Sue. Können wir bitte noch einmal reden?" „Sue, ganz ehrlich? Ich hab' nichts mehr mit dir zu besprechen, ich bin fertig mit dir." „Amy, nein. BITTE! Gib' mir doch noch eine Chance!" „Wieso sollte ich? Wie könnte ich dir noch vertrauen, nachdem was ihr mir jahrelang angetan habt?" „Ich hab' mich geändert! Ich will doch nur nicht, dass dir dasselbe passiert wie mir damals." „Nein, ich glaube, du willst mich und Nick auseinander bringen, damit DU freie Bahn hast!" Amy war total rot angelaufen vor Zorn und legte auf. Sie schmiss das Handy auf das Bett und rannte zu Angel.
„Hey Süßer... Ich weiß im Moment echt nicht mehr weiter... Wem soll ich glauben? Sagt Sue die Wahrheit? Und wo steckt Silver? Oh Silver..." Amy versteckte ihr Gesicht in Angels Mähne. Die Tränen wollten kein Ende nehmen.
Am nächsten Morgen bekam Amy Post. „Amy…? Hier ist ein Päckchen für dich…“, sagte Lena und gab ihr das Paket. Es fühlte sich leicht an, und eine CD war vermutlich drinnen. Außerdem war kein Absender zu finden und es stand nur ‚Für Amy‘ darauf. Amy wunderte sich, wer ihr was anonym schickt und ging mit der Post wieder zurück zur Villa. Dort schmiss sie neugierig den Laptop sofort an und legte die unbeschriftete CD ein. Der PC lud ewig.
Endlich sah Amy was… Es war total dunkel und irgendwo wieherte ein Pferd von Angst erfüllt. Amy erkannte das Wiehern sofort. Silver…! Dann drehte sich die Kamera… Und Amys Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie erstarrte und blickte in Timons Gesicht. „Hallo, Süße… Willst du deinen Gaul“ – er zeigte den völlig verstörten und von Kopf bis Fuß verschmutzten Silverado – „nicht wieder?“ schnurrte Timon. Er schwenkte die Kamera wieder und fuhr lächelnd fort „Doch dafür musst du bei mir vorbeikommen – ALLEIN. Und dann… Tja… Wir werden’s sehen, Süße. Und wehe, du rufst die Polizei oder kommst mit deinem Freundchen, dann siehst du den armen Klepper nie wieder. Verstehen wir uns? Sehr gut! Dann meld’ ich mich bald…“ Und dann war die DVD vorbei. Amy saß lange erstarrt und verängstigt vorm Laptop und konnte keinen klaren Gedanken fassen.
Amy erwachte aus ihrer Starre, als sie hörte, wie Nick die Haustüre aufmachte. „Hier bist du… Wir suchen dich schon ewig.“ Er kam näher zum Sofa und erst jetzt bemerkte Nick, dass Amy weinte. „Hey… Was ist los?“ „Schau dir mal das an…“ stotterte Amy heiser und klickte wieder auf Play. Während Nick das Video anschaute, vergrub Amy ihr Gesicht an seiner Schulter.
Nick machte den Laptop aus und zog Amy zu sich. „Mausi… Komm her.“ Er hielt sie ganz fest. Irgendwann flüsterte er „Hunger, Schatz?“ „Mhm.“ machte Amy nur. Nick bestellte Pizzen, die innerhalb einer halben Stunde kamen. Amy aß lustlos und Tränen kullerten ihr immer noch übers Gesicht.
Als sie fertiggegessen hatten, merkte Nick, dass Amy zitterte. „Du frierst… Komm, wir gehen hoch.“ Schweigend folgte Amy Nick in ihr Zimmer, wo Nick sie in die Decke wickelte und Amy sich eng an Nick schmiegte. Dieser ließ Amy sich ausweinen. Die Tränen trockneten langsam.
„Morgen, Mausi…“ wisperte Nick am nächsten Morgen und küsste Amy wach. „Wie geht’s dir, Amy?“ Noch unausgeschlafen murmelte sie „Geht so…“ „Du brauchst dich nicht vor mir verstecken… Dir geht’s scheiße, oder?“ Amy nickte leicht und schon wieder waren ihre Augen feucht. „Komm her, Schatz.“ Ewig klammerte sich Amy an Nick. Sie verbrachten den Tag zusammen und Nick kümmerte sich so rührend um Amy, dass diese die Warnungen von Sue vergaß.
Am späten Nachmittag ließen sich Amy und Nick auf Freeland blicken. Nick fragte irgendwann, während ‚Titanic‘ im Fernseher lief, leise „Amy? Kann ich dich kurz allein lassen?“ Amy, ganz vertieft in Titanic, nickte kurz. „Gut, Mausi. Bis später!“ Nick drückte Amy noch einen Kuss auf die Stirn und verschwand.
Als der männliche Hauptdarsteller im Eismeer kläglich erfror, flossen bei Amy, Lena und Jeanette dicke Tränen. Ausgerechnet da ging die Tür auf und Nick kam herein. „Hey, Mädels! Ihr braucht doch nicht um den da heulen… Ihr habt doch mich!“ lachte er.
Lena streckte ihrem kleinen Bruder die Zunge raus und Jeanette maulte was von „Ruinierst die Stimmung, Nick.“. Nur Amy gab Nick recht „Stimmt schon, aber nur für mich – Lena und Janny haben ja keinen Freund.“ grinste sie in Richtung Lena und Jeanette. Diese machten „Pff“ und schauten Amy gespielt finster an. „Mädels, ich entführ‘ jetzt Amy. Euch beiden noch viel Spaß beim Heulen!“ Nick half Amy auf und sie gingen. „Janny… Jack ist soooooo süß…“ hörten sie Lena noch vom Flur schwärmen und Jeanette antwortete „Jaaa…“ Amy und Nick sahen sich an und mussten beide kichern.
„Nick…“ Amy konnte wieder mal nur staunen. Nick hatte ein Candle-Light-Dinner für sie vorbereitet: Auf dem Esstisch brannten Kerzen, rote und weiße Rosenblätter waren verteilt, der Kamin war wieder angezündet worden und es lief leise eine romantische Musik. Außerdem hatte er gekocht. Nick grinste „Was, Mausi?“ „Das hätte doch nicht sein müssen…“ „Ich weiß, Amy, aber ich hab’ im Gefühl, dass dir das guttun würd’. Komm und setz’ dich einfach.“ Als Erstes gab es eine köstliche Nudelsuppe, danach ein Lachsfilet in einer Sahnesoße, dazu Kartoffeln. Als Nachspeise servierte Nick eine Mousse Of Chocolate mit Früchten.
„Ich wusst’ gar nicht, dass du so gut kochen kannst.“ sagte Amy nachdem Essen. Die Kerzen waren schon fast niedergebrannt. „Amy. Du weißt Vieles von mir nicht.“ schmunzelte Nick und fügte noch hinzu „Tanzen wir?“ Nick führte Amy in die Nähe des Kamins, wo sie Platz hatten, und spulte ein paar Lieder mit einer Fernbedienung vor. Als ‚You Raise Me Up‘ von ‚Westlife‘ erklang, legte er die Fernbedienung wieder weg und zog Amy an sich. Engumschlungen wippten sie hin und her, während sich ihre Lippen immer näher kamen. Und schließlich blieben sie ganz stehen und knutschten. Viel zu schnell war der Song aus.
Während sie sich immer noch küssten, hob Nick Amy hoch und trug sie nach oben ins Bad. Das war erneut wunderschön mit unzähligen Teelichtern dekoriert. Amy und Nick zogen sich langsam gegenseitig aus. Ewig kuschelten und knutschten sie in der Badewanne.
„Augen zu, Schatz.“ wisperte Nick eine Stunde später. Sie lagen mittlerweile engumschlungen vorm Kamin. Amy gehorchte und schlief fast ein, so sehr genoss sie die zärtlichen Streicheleinheiten überall am Körper, mit denen Nick sie verwöhnte. Als er aufhören wollte, murmelte sie „Mehr…“ Nick lachte leise und flüsterte zurück „Kann es sein, dass ich deine Droge bin?“ „Öhm… Kann sein…“ Amy errötete grinsend. „Da muss ich ja achtgeben… Sonst werd’ ich dich ja nie wieder los.“ Nick lächelte, als Amy erwiderte „Du wirst mich ja sowieso nicht mehr los…“ „Nein… Dafür liebe ich dich zu sehr, Mausi.“
Er beugte sich zu ihr und küsste Amy lange, während er ihr nachgab und anfing, sie wieder zu streicheln. Geht doch…, dachte Amy unter Nicks Küssen und seufzte wohlig auf. „Zufrieden?“ grinste Nick irgendwann. „Nö. Noch nicht ganz, Nicki…“ Er verdrehte die Augen. „Wie hast du mich grade genannt?“ Amy lachte „Nicki, Nicki, Nicki.“ „Ist ja schon gut. Also: Was fehlt noch?“ „Ganz einfach… DAS!“ Amy legte sich auf ihn. „Verstehe…“ Lächelnd trug Nick Amy ins Bett.
Als Amy, Lena und Jeanette am folgenden Tag nach einem langen Ausritt zurückkamen, sah Amy ein rotes Mercedes-Cabrio vor dem Stall stehen. Oh nein, was will DIE jetzt bitte hier?, dachte Amy. Kurz darauf kam Sue aus dem Stall gelaufen, ein paar Schritte dahinter Nick. Sie sah, wie die beiden gerade ihre gesattelten Pferde – Sue mit ihrer Lady Diana und Nick mit Rainbow – aus dem Stall führten.
„Kommst du Amy?“ rief Janny auf einmal zu. „Ähm, reitet schon einmal vor, ich will mit Angel noch eine Runde allein drehen…“ „Okay, dann bis später.“ antwortete Lena skeptisch, denn sie war Amys Blick gefolgt, der an Sue und Nick hing.
Die beiden stiegen gerade auf ihre Pferde und ritten los – wieder einmal Richtung Strand. Super, wollen die jetzt wieder Babyspiele zusammen spielen?! Amy ritt den beiden in großem Abstand hinterher, damit sie ja nicht erwischt wurde. Nick und Sue hatten den Strand erreicht, sie machten ein Wettrennen. Mist, wie bleib ich jetzt dran? Am Strand sehen sie mich ja gleich…, Amy blieb verdeckt am Waldesrand, obwohl sie die beiden langsam aus den Augen verlor.
Nach ein paar Minuten sah sie die beiden wieder. Sie waren abgestiegen und hatten sich in den Sand gesetzt. Gerade als Amy ein kleines Stück näher herangekommen war, fiel Sue über Nick her. Die beiden kampelten freudig miteinander. Amy wollte sich das nicht weiter anschauen, drehte um und ritt unter Tränen zurück nach Freeland. Sie sah fast nichts mehr, konnte somit auch kaum den Weg erkennen, doch Angel wusste, wo es entlang ging.
Auf dem Hof angekommen sattelte Amy Angel schnell ab und steckte ihn sofort auf die Koppel. Sie konnte es nicht fassen. Amy war einerseits stinkwütend, andererseits so unfassbar traurig und enttäuscht und rannte zu der Villa. In ihrem Schlafzimmer suchte sie sich ihren Koffer hervor.
Gerade als sie ihre ersten Sachen eingepackt hatte, kam Nick. „Hey, was ist los Mausi? Ich habe von Lena erfahren dass du hierher gerannt bist...“ fragte er besorgt, während er versuchte, sie von hinten zu umarmen. Doch Amy drehte sich um „Was los ist?? Das frage ich dich! Ich ziehe zurück nach Freeland. Ich habe keinen Bock, mich hier weiter verarschen zu lassen.“ Sie wollte die nächsten Klamotten holen, doch Nick hielt sie fest „Was soll ich bitte getan haben? Was ist los mit dir?“ Er versuchte, so gut es geht ruhig zu bleiben, doch Amy war sehr kurz vorm Explodieren „Lass mich in Ruhe! Ich hab' keinen Bock mehr auf diesen ganzen Mist hier! Es ist aus! Schluss, aus, vorbei!“
„Amy, verdammt! Jetzt sag mir was hier los ist?“ Nick wurde jetzt auch wütend. Er konnte nicht glauben, dass Amy Schluss machen wollte. „Lass mich jetzt los! Ich packe meine Sachen und geh'! Los, verschwinde! Renn' zu deiner Sue!“ wütete sie. „Was willst du jetzt mit Sue? Amy, ich versteh' dich nicht! „Ich hab' euch mal wieder am Strand gesehen, das ist los!“ Amy hatte die nötigsten Sachen gepackt und rannte aus dem Haus.
An diesem Tag war mit Amy nichts mehr anzufangen, sie hatte sich in ihrem alten Zimmer auf Freeland eingeschlossen. Nick versuchte, immer und immer wieder mit ihr zu reden, doch sie wollte von ihm nichts mehr hören. Das ging die nächsten Tage auch so, sie ging Nick aus dem Weg, redete noch nicht einmal mit Lena oder Janny, aß allein und vermied auch sonst jeglichen Kontakt zu allen Personen.
Eines Abends kam Janny zu ihr gerannt „Amy! Warte mal bitte kurz!“ „Was willst du?“ fragte Amy fertig. „Du hast Post bekommen. Es steht kein Absender darauf.“ „Danke...“ Amy ging mit dem Paket in der Hand in ihr Zimmer und packte es aus. Es war ein Video.
Amy
Amy graute es davor, sich das Video anzuschauen. Sie vermutete, eine neue Botschaft von Timon in der Hand zu haben. Schweren Herzens und mit einem gewaltigen Kloß im Hals holte Amy früher oder später – es war schon Nacht, alle schliefen schon – den Laptop für alle aus dem Wohnzimmer und trug ihn mit zitternden Händen nach oben. Der PC brauchte eine Ewigkeit, bis er auf Hochtouren lief. Amys Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie die DVD ins Laufwerk legte.
„Hallo Süße… Ich hab’ für übermorgen alles hergerichtet, komm bitte um 19:00 Uhr ALLEIN zum Waldrand… Ich hol’ dich da ab. Und nochmals: DU SIEHST DEINEN GAUL NIE WIEDER, WENN DU IRGENDJEMANDEN MITBRINGST… Verstanden? Gut! Ich freue mich auf dich, Süße.“ Die Kamera schwenkte noch einmal kurz zur Seite, wo Amy einen kurzen Blick auf Silverado erhaschen konnte. Er war total abgemagert, hatte matte, traurige Augen und ein paar Striemen an der Flanke. Danach war das Video aus.
Amy zitterte am ganzen Körper und hüllte sich weinend in ihre Bettdecke ein. Nick… Warum bist du nicht hier?, flüsterte sie innerlich und schluchzte noch mehr. Ich kann nicht mehr…, schoss es Amy irgendwann, während sie immer mehr weinte, durch den Kopf. Erst verlier’ ich meinen Silver… Dann auch noch Nick… Mein Leben ist schon immer scheiße gewesen, aber jetzt kann ich einfach nicht mehr…
Sie setzte sich wieder auf, suchte ein Blatt Papier und einen Stift und begann unter Tränen, zu schreiben. Als sie fertig war, faltete sie den Brief einmal und schrieb nur ‚Für Nick‘ darauf. Amy beschloss, das Geschriebene morgen Lena zu geben, in der Hoffnung, dass sie das Schreiben eines Tages Nick gibt…
Nick
Ich versteh’ die Welt nicht mehr… Was hab’ ich falsch gemacht? Warum gibt mir Amy nicht mal die Chance, zu reden? Diese Gedanken machte sich Nick, seit Amy Schluss gemacht hatte.
„Bruderherz? Hier ist ein Brief für dich… Von Amy.“ Lena gab ihm einen gefalteten Zettel. Hm… Vielleicht klärt’s sich ja jetzt endlich. „Danke Lena.“ Nick wollte gehen, aber Lena rief ihm nach „Warte, Nick! Ich und Janny fahren ja für eine Woche auf ein Turnier… Ich hab’ Gabi wieder herbestellt.“ „Ok. Euch viel Glück und bis dann mal.“ verabschiedete sich Nick und verkroch sich im Stall.
Ihm fiel sofort auf, dass Angel fehlte. Nick setzte sich auf einem Heuballen, faltete den Brief auf und begann, zu lesen. Dicke Tränenkleckse befanden sich auf dem Papier.
Lieber Nick,
Sue hat mir einiges über eure Beziehung erzählt und mich immer wieder gewarnt, dass du nur mit mir spielst… Seit ich euch neulich wieder am Strand gesehen habe, ist mir klar, dass Sue ausnahmsweise mal Recht hatte. Ich bin nur ein weiteres Spielzeug für dich, was mich sehr verletzt… Und deshalb hab ich Schluss gemacht… Ich stehe dir ab jetzt nicht mehr im Weg; Ich weiß, dass ihr zwei zusammen gehört!
Eine Bitte habe ich aber noch… In meinem Zimmer liegt eine DVD von Timon… Bitte versuch’, meinen Silver für mich zu befreien und such’ für ihn ein neues Zuhause, denn ich werde nie wieder kommen… Ich werde von der Klippe springen… Ich kann einfach nicht mehr… Ich will einfach nicht mehr…
Sag auch noch meinen Eltern, Franzi, Lena und Janny, dass ich sie lieb hatte. Und umarm’ Angel/Silver von mir… Auch wenn du mich nur als Spielzeug genutzt hast: Danke für die wunderschönen Momente mit dir…
Mach’s gut, Nick.
Ich liebe dich!
Amy
Diese blöde Sue!!! Ich hab’ doch gar nicht mit Amy gespielt… Im Gegenteil! Ich liebe Amy und muss sie finden, BEVOR sie sich umbringt…, dachte Nick sich und holte Rainbow aus der Box. Für das Putzen und Satteln hatte er keine Zeit, also schwang sich Nick sofort, als er Rain aus dem Stall geführt hatte, auf ihren Rücken und galoppierte in Richtung Strand.
Nick sah Amy schon von weitem. Sie stand am Abgrund auf einer der größten Klippen am Meer, wo man nicht mit Pferden hinkam. Er entdeckte Angel unten am Meer stehen und bremste seine Stute, um abzusteigen. Nick wusste zwar einen bequemen Weg nach oben, aber dieser dauerte zu lange. Also kletterte er auf den Fels und rutschte fast ein paar Mal ab. Doch sein Leben bedeutete ihm jetzt nichts, für ihn zählte nur Amy. Die letzten Meter nach oben musste Nick schon ganz schön schnaufen. Völlig außer Atem zog er sich auf dem Berg und schrie „Amy! Tu’s nicht!“
Amy
„Angel… Tust du mir einen Gefallen und gehst zurück…? Du kannst mich jetzt nicht mehr begleiten.“ Amy war abgestiegen und hatte sich unter Tränen vom Schimmel-Wallach verabschiedetet. Danach hatte sie den leichten Weg auf die Klippe genommen – durch den Strand führte ein kleiner Pfad nach oben – und nun stand Amy direkt vor der Tiefe.
Soll ich?, Amy überlegte lange hin und her, entschloss sich aber dann doch zu springen. Also zog sie sich fast komplett aus und ging zitternd wieder zum Abgrund. Oh mann… Ist das hoch!, zweifelte sie. Zitternd stand Amy ewig am Schlund.
„Amy! Tu’s nicht!“ schrie Nick ihr irgendwann völlig außer Atem zu. Amy wollte sich gerade in die Tiefe stürzen, als Nick sie in allerletzter Sekunde von hinten umschlang. Amy fuhr ihn an „Was soll das?! Lass mich los!“ „Amy, nein. Ich lass’ dich auf gar keinem Fall los.“ entgegnete Nick. Amy versuchte, sich aus der Umarmung zu befreien, doch Nick war zu stark. Sie gab langsam auf, sich zu wehren und drehte sich um.
„Was willst du überhaupt von mir?“ fragte Amy mit den Zähnen klappernd. „Amy… Ich weiß nicht, was Sue dir erzählt hat, aber bitte, bitte, BITTE lass’ uns reden…“ „Reden?! Worüber?“ „Amy… Wenn du für mich wirklich nur ein Spielzeug wärst, erklär’ mir mal bitte eins: Warum bin ich jetzt hier?“ „Keine Ahnung! Vielleicht, weil du jetzt doch ein schlechtes Gewissen hast?!“ „Amy. Ich hab’ kein schlechtes Gewissen…“ „Sondern?“ „Was hat dir Sue erzählt?“ „Was wohl?! Dass du mit JEDEM Mädchen spielst… Dass du ihr oft fremdgegangen bist und sie deshalb Schluss gemacht hat…“
„Ich und fremdgehen? Sie war’s doch, die mit allen gut aussehenden Typen in die Kiste stieg. Bitte, Amy, glaub’ mir!“ Wem soll ich vertrauen?! Während Amy sich diese Frage stellte, flehte Nick flüsternd „Bitte… Ich liebe dich… Dich und keine andere… Ich kann ohne dich nicht mehr leben.“ „Ehrlich…?“ stotterte Amy vor Kälte.
Zum Beweis legte Nick seine Lippen auf Amys eisige, ehe diese sich wehren konnte. Er küsste sie so zärtlich, so liebevoll, so süß, wie noch nie zuvor. „Komm… Wir müssen dich aufwärmen.“ wisperte Nick. Amy schlüpfte stark zitternd in ihre Klamotten hinein. Nick zog seine Jacke aus und legte sie um Amys Schultern „Hier, Mausi.“ Schweigend ritten sie zurück. Amy weinte so sehr, dass sie den Weg nicht mehr sah. Doch Angel trottete friedlich Rainbow hinterher.
Zuhause angekommen merkte Amy auf der Stelle, dass ein rotes Mercedes-Cabrio dastand und Sue sich lässig am Auto angelehnt hatte. Na super… Kann ich nie Ruhe haben?, fertig stieg sie von Angel ab, während Sue sich gleich näherte. „Hallo Süßer! Lust, auszureiten?!“ Sue ignorierte Amy total und gab Nick einen Kuss auf dem Mund. Amy reichte es… „Ach ja?! MIR die große Liebe vorspielen und dann wieder zu ihr rennen! Nick, du bist ein LÜGNER!!! UND FÜR MICH ENDGÜLTIG GESTORBEN!“
Ehe Nick irgendwas erwidern konnte, flitzte Amy blind vor Tränen in ihr Zimmer und sperrte sich schluchzend ein.
Nick
„Amy, warte!“ schrie Nick ihr nach. Er konnte es nicht fassen, was er da von Amy wieder gehört hatte und wollte ihr nachrennen. Doch Sue hielt ihn fest. „Was soll das, Sue?!“ Nick drehte sich zu ihr um. „Süßer… Wir wissen doch beide, dass wir zusammengehören… Vergiss die Memme doch endlich!“ Sue zog ihn mit sich in die Scheune, wo Freeland Heu und Stroh lagerte. „Was willst du hier?“
Sue lächelte „Na, was wohl?“ und wollte Nick ausziehen. „Lass das, Sue! Ich will nicht mit dir schlafen!“ „Ach, komm schon!“ „Wem gehst du diesmal fremd?!“ bevor Sue antworten konnte, fügte Nick hinzu „Ich hab’ die Schnauze voll von dir, wann geht das endlich in dein Hirn rein?! Lass mich und gefälligst Amy in Ruhe!“ Sue wollte irgendwas sagen, doch schon wieder war Nick schneller. „Ja, Sue, ich LIEBE Amy! Und jetzt verpiss dich einfach!“ Ohne ein weiteres Wort ging er fort.
Angel und Rainbow standen noch gesattelt an der Putzstange. Nick versorgte die Pferde schnell und ging dann zu Amys Zimmer. Er hörte schon von der Treppe, dass Amy weinte. „Amy? Bitte…“ „NEIN! ICH WILL DICH NICHT MEHR SEHEN! HAU AB!“
Amy
„Warum tut er mir das an?“ schluchzte Amy und ließ sich aufs Bett fallen. Dort vergrub sie sich unterm Kissen und ließ ihren Tränen freien Lauf. „Amy? Bitte…“ hörte Amy Nick später an der Tür. „NEIN! ICH WILL DICH NICHT MEHR SEHEN! HAU AB!“ schrie sie.
Der Wecker klingelte am übernächsten Tag. Ist’s schon Zeit, zu gehen?, Amy sah auf die Uhr und tatsächlich zeigten die Zeiger 18:45 Uhr an. Timon wartet…, sie wischte sich die Tränen vom Gesicht und stand wacklig auf. Ängstlich machte sie sich auf dem Weg in den Wald.
An einer verwahrlosten und verkommenen Holzhütte angekommen, begrüßte Timon Amy „Hallo Süße!“ Er strahlte über das ganze Gesicht, „Schön, dass du pünktlich bist.“ Amy stotterte „W-wo ist Silver?“ und schaute sich suchend um. Silver… Wo bist du? Timon war ihren suchenden Blicken gefolgt und meinte, erst die Vereinbarung und dann könne Amy ihren Klepper wiederhaben. „Und wehe, du wehrst dich, Süße… Denn dann ist dein Gaul auch so gut wie tot!“ fügte er lächelnd hinzu. Amy nickte nur ängstlich.
„Na dann… Komm rein, Süße.“ Timon öffnete die Holztür. Langsam und unsicher trat Amy in den Raum. Es war schmutzig, staubig und eng. Sobald Amy drin war, schloss Timon die Tür und zog einige zerrissene Vorhänge zu. Es war inzwischen dunkel geworden und nur der Mond schien kläglich durch die Gardinen hindurch.
Amy fiel in eine Schockstarre, als sich Timon ihr lächelnd näherte. Er drückte ihr erst einen feuchten Kuss auf die Lippen und fing dann an, sie leicht am ganzen Körper zu streicheln. Als er an ihrem Hintern angekommen war, griff er ihr unter den Pullover und schob ihn nach oben. „Ah, du hast noch ein Unterhemd an? Wieso packst du dich so ein, mein Schätzchen?" fragte Timon. „N-n-nenn mich nicht Schätzchen…" stotterte Amy total beängstigt. „Achso, wieso nicht?" lachte er jetzt. Wie als Strafe, zog er ihr auch noch das Unterhemd über den Kopf.
Er kniete vor ihr nieder, doch es war keine unterwürfige Geste. Er knöpfte ihre Hose auf und zog sie gleich mit dem Slip herunter. „Mach deine Beine breit, ich will immerhin, dass du auch ein wenig Spaß hast." verlangte er, doch Amy konnte sich nicht bewegen. Timon wurde ungeduldig und hakte noch einmal nach „Wird's bald?!" Amy bewegte sich wiederum nicht. Nick... Hilf mir!, flehte sie stumm. „Okay, wenn du nicht willst, dann leg dich jetzt hin!“ kommandierte Timon rum. Amy tat, wie ihr befohlen wurde, und legte sich auf eine kleine, dreckige und stinkende Decke, die anscheinend einfach auf dem Boden geworfen worden war.
Als Amy nun da lag, auf dem Rücken, total verspannt und steif, schob Timon ihr letztes Kleidungsstück nach oben - ihren BH. Er öffnete seine Hose und zog sie ein Stückchen nach unten. Nick… Ich liebe dich…, dachte Amy sich und machte den Fehler, es zu nuscheln. Timon kam bedrohlich näher und fragte, ob er richtig gehört hatte. Als Amy zögernd nickte, schlug Timon ihr seine flache Hand ins Gesicht. Er betrachtete sie ein weiteres Mal und schmunzelte „Na dann wollen wir mal… Süße.“
Plötzlich brach jemand die marode Tür auf. „Finger weg von ihr!“ In letzter Sekunde zog Nick Timon von Amy weg und verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht - mit der Faust. „Hatten wir das nicht schon mal, Kleiner?!“ brüllte Timon Nick an. Doch Nick blieb ruhig und meinte nur „Die Polizei ist schon unterwegs, Timon…“
Timon wollte fliehen, aber es war zu spät. Gerade an der Tür angekommen, nahmen ihn zwei Polizisten fest. Eine dritte Polizistin ging in das Zimmer. „Sie müssten, wenn Sie Zeit haben, auf unser Revier kommen und Ihre Aussage machen.“ Nick bedankte sich.
Als die Polizei weg war, kam Nick behutsam zu Amy. Diese hatte sich, wie Timon von ihr weggezerrt wurde, in die hinterste Ecke versteckt und wimmerte leise vor sich hin. Nick kniete sich zögernd zu Amy herunter. „Hey… Komm, Mausi.“ Er half der völlig fertigen Amy in ihre Kleider. „Schscht. Es ist vorbei.“ Er zog sie zu sich und Amy konnte nicht aufhören zu weinen.
Irgendwann taumelte Amy blind vor Tränen Nick hinterher und stolperte über eine Wurzel. Sie fiel hin und konnte nicht mehr aufstehen. „Es ist nicht mehr weit. Ich trag’ dich jetzt…“ Vorsichtig hob Nick sie hoch und trug sie zur Villa, während Amy ihren Kopf an seiner Schulter vergrub. Zuhause setzte sich Nick mit Amy aufs Sofa. Amy kuschelte sich früher oder später eng an Nick, der sie gleich umarmte. Tränen tropften auf seinen Pullover.
Oh mein Gott… WAS mach’ ich hier neben Nick?!, Amy entzog sich bald der Umarmung. „Amy?“ verwirrt schaute Nick sie an. Amy stand wacklig auf und brüllte „Ein für alle Mal! Lass mich in Ruhe, Nick!“ Danach ging sie zitternd. „Amy. Ich lass dich nicht in Ruhe.“ Nick lief ihr hinterher. Amy wollte lossprinten, doch ihre Beine konnten sie nicht mehr halten. Sie wäre wieder gestürzt, wenn Nick sie nicht aufgefangen hätte. „Amy.“ Er drehte sie zu sich und hob ihren Kopf, sodass Amy ihn ansehen musste. „Weißt du eigentlich, was du mir bedeutest? Weißt du, was du für mich bist? Weißt du, wie sehr ich die Zeit mit dir genossen hab’?“ Amy schüttelte stumm den Kopf und meinte „Ich weiß nur, dass ich DEIN NEUES SPIELZEUG bin!“
Nick blieb seelenruhig „Da irrst du dich, Schatz. Sue hat das alles inszeniert, um uns auseinander zu bringen und sich wieder an mich ranmachen zu können.“ Er suchte nach Worten.
„Amy... Ich hab’ mich, als wir uns das erste Mal getroffen haben – damals an der Koppel – sofort in dich verliebt und hab’ Lena überredet, dass nicht Janny sondern ich dich bei deinem ersten Ausritt begleiten durfte… Dass du reiten kannst, hab’ ich gleich gemerkt, spätestens aber dann, wie du Angel zum Springen brachtest.
Den ersten Monat warst du dann so mit Lena, Janny und Angel beschäftigt, dass ich dich nicht stören wollte. An deinem Geburtstag sah ich endlich die Chance und nutzte sie. Aber Sue kam ja dazwischen… Auf einmal warst du weg. Für mich brach eine Welt zusammen und ich brauchte lange, bis ich Lena dazu brachte, mir zu sagen, wo du bist. Als Lena dann sagte, sie muss eh nach Bayern, fuhr ich mit.
Und dann bist du abgehauen… Ich hab’ mir solche Vorwürfe gemacht. Als du am nächsten Morgen immer noch verschwunden warst, hab’ ich nach dir gesucht… Es dauerte ewig, bis du über Timon hinweg warst, aber ich ließ dir alle Zeit der Welt. An dem Abend am Strand hatte ich gehofft, dir noch näher zu kommen, allerdings warst du immer noch nicht so weit und ich hab’s akzeptiert. Also hab’ ich gewartet, bis du bereit warst… Amy – die beiden Nächte mit dir waren die Schönsten meines Lebens…
Als du neulich Schluss gemacht hast, war ich so fertig, so verwirrt. Dann kam dein Abschiedsbrief und mir ging ein Licht auf, dass Sue eine verlogene, fiese Schlampe ist. Während ich dich suchte, hatte ich nur einen Gedanken: Bitte nicht Amy! Gottseidank konnte ich dich noch im letzten Augenblick davon überzeugen, nicht zu springen… Und schon wieder drängte sich Sue zwischen uns. Sie wollte sogar mit mir schlafen, aber ich hab’ ihr eine Ansage gemacht… Heute sah ich dich in den Wald geh’n und folgte dir, weil ich wusste, wenn dieser Arsch dir nochmal was angetan hätte, hättest du dich vermutlich endgültig umgebracht… Hab’ ich recht?“ Amy nickte stumm unter Tränen. „Mausi, du bist das Wichtigste in meinem Leben… Ich liebe dich mehr, als alle Worte sagen können.“ Zögernd näherten sich Nicks Lippen Amys. Kurz vorm Kuss drehte Amy jedoch ihren Kopf weg, so konnte Nick sie nur innig umarmen.
Arm in Arm schlenderten sie zurück zur Villa. Dort machte Nick erst mal die Spaghetti mit Tomatensoße vom Mittagessen warm und heizte den Kachelofen ein. „Essen ist fertig.“ Nick kam mit den Nudeln zum Wohnzimmertisch. Schweigend und lustlos aß Amy Nick zuliebe auf.
Später kuschelte Amy sich weinend an Nick. „Schatz, komm her, du bist ganz kalt…“ Nick mummte Amy in eine große Decke ein und zog sie auf eine weitere vorm Kamin. Flüsternd versuchte Nick, Amy zu beruhigen. „Mausi… Es ist vorbei… Er kann dir nichts mehr tun.“ „I-i-ich w-weiß, a-aber trotzdem…“ stotterte Amy und schmiegte sich eng an Nick. Dicke Tränen rannen ihr Gesicht herunter. Lange Zeit nahm Nick Amy in den Arm und streichelte sie liebevoll. Irgendwann schlief Amy unter Tränen ein.
Nick
„Nick? Da ist die Polizei… Du hast doch nichts ausgefressen?!“ Nicks Tante Gabi kam am nächsten Abend mit Begleitung einer jungen Polizistin zur Villa. „Nein, hab’ ich nicht… Beruhige dich.“ antwortete Nick auf Gabis Frage. Diese verabschiedete sich erleichtert und ging zurück nach Freeland.
Nick forderte die Polizistin freundlich auf „Kommen Sie doch rein.“ „Sag’ mal, Nick. Erkennst du mich nicht mehr?!“ schmunzelte diese und stellte sich vor „Paulina, die beste Freundin deiner Schwester im Teenager-Alter.“ „Natürlich… Jetzt erkenn’ ich dich wieder! Aber…“ „Lena hat mich vorher angerufen und ja… Jetzt bin ich hier, um einer Amy Kidman die Fortschritte von der Suche ihres Pferdes zu berichten…“ schnitt Paulina ihm das Wort ab. Sie gingen zu Amy, die auf dem Sofa saß und nichts tat.
Amy
Amy hörte, wie Nick und noch jemand zurückkamen, erschreckte sich aber trotzdem, als sie sich näherten. „Amy… Das ist Paulina, eine alte Freundin von Lena.“ stellte Nick die Polizistin vor. „Hallo.“ murmelte Amy nur. „Hallo Frau Kidman, oder darf ich noch du sagen?“ Paulina streckte Amy die Hand entgegen. Erst jetzt bemerkte Amy, dass sie Lena total ähnelte. Paulina hatte ihr längeres, blondes Haar zum Pferdeschwanz zusammengebunden und ihre graugrünen Augen wirkten freundlich. Amy meinte „Mir egal.“ „Dann duzen wir uns… Schließlich kennen wir beide Lena.“ lächelte Paulina sie an. Amy nickte.
Paulina fing vorsichtig an „Ich bin hier, um dich vom neusten Stand der Suche zu informieren… Erst einmal das Gute: Timon Brand hat seine Taten gestanden…“ „Das Schlechte?“ wollte Amy wissen. Paulina fuhr zögernd fort „Also… Amy, tut mir leid. Aber dein Silverado ist nirgends im Wald zu finden. Meine Kollegen haben sogar mit Hunden und Hubschraubern gearbeitet… Keine einzige Spur von ihm…“
Sie wandte sich an Nick. „Sag’ mal, Nick… Hast du eine Ahnung, wo ein Pferd versteckt sein könnte? Ich mein’ nur, ihr kennt euch doch am besten in der Umgebung aus…“ Nick überlegte scharf. „Ähm… Spontan fiele mir jetzt nur die alte Mine am anderen Waldrand ein… Aber nee… Das wär’ viel zu gefährlich für Mensch und Tier, weil die Mine einsturzgefährdet ist… Amy, fällt dir vielleicht ein gutes Versteck ein?“ Alle Augen richteten sich auf Amy.
„Mal überlegen… Nein, nix. Und wisst ihr was?! Ihr könnt eure Suche abbrechen. Silver war, ist und BLEIBT verschwunden! Wann kapiert ihr’s auch mal?“ Amy rannte weg. Blind vor Tränen wusste sie nur ein Ziel: Angel.
Der Schimmel-Wallach kaute gemütlich Heu in seiner Box, als Amy reinschlüpfte. „Angel… Ich k-kann bald n-nicht m-mehr…“ Amy umarmte Angel und vergoss dicke Tränen in sein Fell. „Hier bist du…“ Amy erschrak, als sich Nick näherte. „Ich bin’s nur.“ Er kam in die Box. Amy löste sich von Angel. „H-halt’ mich fest.“ schluchzte sie leise und voller Verzweiflung. Nick schloss sie in seine Arme und wisperte: „Schatz? Was ist los…?“ „T-t-Timon… F-fast wärst du z-zu spät g-ge-gekommen… I-ich hatte solche Angst…“ stotterte Amy unter Tränen. „D-dann auch n-noch S-Silver… I-ich kann b-bald n-nicht m-mehr…“ „Schscht… Ich bin ja da, Mausi…“ Nick streichelte sie lange liebevoll, während Amy weinte. Irgendwann flüsterte er „Wir müssen ins Warme…“ Amy konnte sich nur schwer von Nick lösen. Arm in Arm gingen sie zurück in die Villa, während Amys Tränen kein Ende nehmen wollten.
„Mausi… Komm her.“ Nick legte sich aufs Bett und zog Amy zu sich. Diese schmiegte sich immer noch weinend eng an Nick, der sie weiter streichelte. Ewig verharrten sie so… Als Amy sich ein bisschen beruhigt hatte, strich Nick die letzten Tränen vorsichtig weg. Zögernd näherten sich dann seine Lippen Amys und stoppten nur Millimeter vor ihrem Mund. Nick hauchte „Mausi? Mach mal deine Augen zu…“, ehe er sie küsste. Der Kuss raubte Amy alle Gedanken, so zärtlich war er. Und viel zu schnell vorbei. Das hab ich total vermisst…, dachte Amy sich schwach und errötete.
„Warum wirst du rot?“ murmelte Nick. „Ich? Werd' doch gar nicht rot.“ „Oh, doch. Also?! Oder muss ich dich wieder durchkitzeln?“ „Alles, außer durchkitzeln!“ lachte Amy und durch ihren Kopf schoss Wie schafft er’s immer, mich zum Lachen zu bekommen…? „Hm… Was anderes als durchkitzeln? Kannst du haben!“ Nick löste sich blitzschnell aus der Umarmung und zerrte eines der Kissen hervor, das er auf Amy fallen ließ. Amy griff grinsend nach noch einem Kissen und schlug mit ihm auf Nick ein. Damit war die Kissenschlacht eröffnet. Es flogen bald sämtliche Kissen hin und her. Einige Federn schwebten herum.
Irgendwann, als Amy mal nicht aufpasste, stürzte sich Nick lachend auf sie. „Gibst du auf?“ neckisch kitzelte er sie durch. „Ich ergebe mich!“ keuchte Amy. „Na gut… Ich hör’ auf, aber nur, weil’s du’s bist. Also?“ grinste Nick. Amy, noch immer unter Nick begraben, atmete einige Male tief durch. Und gestand dann kleinlaut und knallrot „Ich hab’ dich wahnsinnig stark vermisst, Nicki…“
Nick beugte sich zu ihr herunter und strich ihr gedankenverloren eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er flüsterte Amy, die immer noch heiße Wangen hatte, ins Ohr „Mausi… Ich dich auch.“. Und dann legte er seine Lippen abermals auf Amys. Amys Herz schmolz dahin wie Eis in der Sommerhitze. Lass uns nie aufhören…, seufzte sie leise. Nick, der ihre Gedanken erriet, brach grinsend ab. Amy machte einen Schmollmund, als er meinte, er sei gleich wieder da.
So war es auch. Keine zwei Minuten brauchte Nick, um eine CD und ein paar Kerzen zu holen. Er legte erst die CD in seine Anlage, aus der gleich leise Kuschelmusik erklang, und stellte die Teelichter am Nachttisch auf. Danach zündete er sie an, machte das Licht aus und kehrte zu Amy zurück. „So ist’s doch viel besser, Schatz.“ wisperte Nick. Amy schmiegte sich sofort wieder an Nick und nuschelte nur „Joa.“ Nick spielte mit einer Hand mit Amys Haar und streichelte mit der freien ihren Rücken, während sich ihre Lippen langsam immer näher kamen. Und schließlich küssten sie sich ganz zärtlich und lange.
Auf einmal meldete sich ihr Magen mit einem starken Knurren. Nick hauchte „Wart’ hier… Ich bring’ dir was zum Essen.“ Und ehe er in die Küche ging, gab er ihr noch einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. Ein paar Minuten später stellte Nick das Tablett, das er aus der Küche mitgebracht hatte, vorsichtig auf Amys Beine. Darauf war eine kleine Schüssel Vanille-Eis mit vielen Erdbeeren zu sehen.
„Alles nur für mich?“ flüsterte sie fragend. Nick grinste leicht „Naja… Da sind ja zwei Löffel dabei…“ Bevor Amy noch irgendetwas erwidern konnte, schob Nick ihr einen vollen Löffel in den Mund. Nach und nach verzehrten sie die Süßspeise. Als Nick Amy mit dem letzten Löffel gefüttert hat, brachte er alles wieder runter.
Irgendwann zog Nick zögernd, während sie kuschelten, Amys Pullover und ihr T-Shirt hoch und liebkoste die freigewordenen Stellen. „Nick…“ wollte Amy anfangen, aber er schnitt flüsternd ihr das Wort ab „Schscht, Mausi. Entspann’ dich einfach und vertrau’ mir…“ Lächelnd fügte er noch hinzu „Es ist heute Amy-Verwöhn-Abend. Also lassen Sie sich überraschen, Prinzessin?“ Amy nickte mit funkelnden Augen. „Dann wart’ kurz im Wohnzimmer.“ Nick drückte ihr noch einen Kuss auf die Stirn und brachte Amy aus dem Zimmer.
Er kam eine halbe Stunde später zurück. „Mausi? Bitte verbind’ deine Augen.“ Sobald Amys Augen mit einem weichen Seidentuch verbunden waren, hob Nick sie vorsichtig hoch und trug sie. Wohin wusste Amy nicht. Auf einmal legte Nick sie auf einer Decke, Matratze oder einem riesigen Handtuch nieder. Amy wollte ihre Augenbinde abnehmen, aber er wisperte „Nein, mein Schatz… Die bleibt jetzt drauf.“ Plötzlich war sie in Nicks Armen. „Hey, Liebling… Entspannen…“ flüsterte er, weil Amy sich verkrampfte.
Nach einiger Zeit Kuscheln nuschelte Nick, er habe noch was vergessen. Er ging noch einmal aus dem Zimmer. Amy tat, sobald sie allein war, ihre Augenbinde herunter. Ihr Mund klappte nach unten, als sie das Schlafzimmer sah. Die Fensterrollos waren zu, das Licht aus, aber dank der unzähligen Teelichter auf den Fensterbrettern konnte Amy gerade noch so alles erspähen. Auf den beiden Nachttischen rechts und links lagen rote und weiße Rosenblätter in Herzform und im Herz befanden sich zwei Sektgläser, weitere Kerzen und noch mal Rosenblätter. Sterne und Herzen leuchteten schwach an den Wänden. Nick…, seufzte Amy und Glückstränen standen ihr in den Augen, Ich fass’ es echt nicht…
Sie hatte nicht viel Zeit, um Tränen zu vergießen, denn nach ein paar Minuten kam Nick schon wieder. „Hey Mausi, was ist denn los?" fragte er, als er die Tränen bemerkte und fügte noch empört hinzu „Ich kann mich nicht daran erinnern, gesagt zu haben, dass du die Augenbinde abnehmen darfst!“ „Ach, es ist alles okay, es ist nur so... Ähm… Traumhaft? Und ich hab' es mit diesem Ding nicht mehr ausgehalten“ lächelte Amy Nick an. „Achso, na dann.“ schmunzelte er. nahm Amy wieder in die Arme und küsste sie zärtlich. Amy schmiegte sich so eng wie möglich an ihn und begann irgendwann, Nicks T-Shirt ein wenig nach oben zu schieben.
„Was wird das, Mausi?“ abrupt stoppte Nick das Knutschen und lächelte Amy liebevoll an. „Es ist doch heute Prinzessin-Amy-Verwöhn-Abend…“ Amy seufzte „Stimmt, Nicki…“ „Gut…“ murmelte er und zog sein T-Shirt trotzdem über den Kopf. Anschließend wisperte Nick „Liebling, Augen zu und genießen…“ und legte seine Lippen wieder auf Amys. Er zog ihr früher oder später ihren Pullover aus und wanderte mit den Küssen langsam zu Amys Hals. „Nick…“ wollte Amy anfangen, aber Nick flüsterte ihr nur ins Ohr „Schscht… Entspann’ dich… Genieß’ es… Lass’ es einfach zu, Mausi.“ Zart drückte er ihr wieder einen Kuss auf den Mund und streichelte sie. Amy ließ sich schließlich innerlich fallen und entkrampfte sich seufzend.
„So ist’s gut, Schatz.“ hauchte Nick ihr zu, als er ihr ihr Unterhemd über den Kopf zog. Überall, wo Nick sie berührte, bekam Amy Gänsehaut. Jetzt zog er sie auf sich. Schon bald wanderten Nicks Finger gemächlich zum BH und öffneten ihn. Langsam und voller Liebe strich er ihr mit einer Hand über den nun freien Rücken, während er mit der anderen Hand die Träger Stück für Stück abstreifte. Nun schob Nick Amy sachte wieder von sich und begann, sich allmählich nach unten zu küssen. Am Bauch angekommen, wanderten seine Finger zur Hose und zog diese aus, danach krabbelten sie in die Unterhose. Als Amys Slip auch entfernt war, stellte Nick flüsternd fest „Mausi… Du bist wunderschön…“
Sie errötete wiedermal und drehte ihren Kopf zur Seite, um es zu verbergen. Nick rutschte sofort wieder nach oben und drückte ihr einen Kuss auf den Nacken. Sein Mund wanderte zu ihrem Mund. OH MEIN GOTT!, dachte Amy nur. Nick raubte ihr den Atem. Amy brachte nur ein gestöhntes „Nick…“ hervor.
Dann wanderte sein Mund wieder nach unten. Erst über den Hals, hin zum Dekolleté und dann nahm er ihre linke Brustwarzen in den Mund, saugte daran und umkreiste sie mit der Zunge. Mit der rechten Hand streichelte Nick die andere Brust, während nun seine Lippen weiter nach unten zu Amys Bauch wanderte. Amy war hin und weg und wollte sich vor Lust aufbäumen, doch Nick drückte sie zurück auf das Bett.
Nick lies nun eine Hand zwischen Amys Beine wandern und fing an, Amy zu fingern. Er spielte mit ihrer Klitoris und ließ einen Finger immer wieder rein und raus gleiten. Amy konnte sich kaum noch halten und zitterte am ganzen Körper vor lauter Lust. Und als schließlich Nick noch weiter nach unten wanderte und sein Gesicht zwischen ihren Beinen vergrub, während seine Hände wieder ihre Brüste massierten, gab Amy der Erregung nach und verlor jegliche Kontrolle über ihren Körper…
„Ich hab’s dir ja gesagt!“ Frech grinsend drehte sich Amy am übernächsten Tag zu Nick um. „Nicki, Merk’s dir lieber gleich für immer: Ich bin unbesiegbar!“ Nick stieg auch von Rainbow ab und kam lachend näher. „Ich hab’ dich nur gewinnen lassen!“ meinte er.
Amy antwortete feixend „Du bist immer noch ein total schlechter V-e-r-l-i-e-r-e-r!“ und streckte ihm die Zunge entgegen, ehe sie losflitzte. Nick lief ihr hinterher, aber er erwischte sie erst in der Scheune. „Hab’ ich dich!“ vorsichtig schubste er sie ins weiche Heu. Amy griff schnell nach Nicks Jacke, sodass sie beide hinfielen. Kichernd stürzte sich Nick auf Amy und küsste sie voller Leidenschaft. Amy wurde während dem Knutschen knallrot, denn ihre Gedanken schweiften sofort wieder zum unglaublichen Abend vor zwei Tagen ab.
Nick hauchte in ihr Ohr „An was denkst du, Schatz?“ „Naja…“ Ihre Wangen färbten sich immer mehr. „Ich denk’ nur an vorgestern.“ „Mausi… Es muss dir nicht peinlich sein.“ „Trotzdem…“ Amy hatte schon von der Erinnerung totale Gänsehaut und drehte ihren Kopf weg, um sich wieder zu fangen. „Amy…“ Sanft nahm Nick Amys Kopf, damit sie ihn ansehen musste. Er flüsterte „Ich liebe dich über alles, Mausi.“, ehe er seine Lippen zärtlich auf ihre legte. „Amy, bist du da drin?!“ Sie hörten Gabis Schritte auf die Scheune zukommen. Schnell rafften sich Amy und Nick wieder auf.
„Amy… Ein Brief ist für dich angekommen.“ lächelte Gabi sie an, gab ihr den Umschlag und fragte noch, was sie eigentlich hier trieben. Amy lief erneut rot an, aber Nick hatte ganz lässig die Antwort parat „Siehst du doch, Gabi… Wir holen Heu, stimmt’s, M… – Amy?“ Sie nickte nur. „Im Dunkeln…?“ hakte seine Tante nach. Darauf wusste nicht mal Nick eine passende Antwort „Ähm…“ Gabi zwinkerte ihnen wissend zu und meinte „Dann noch viel Spaß beim ‚Heu holen‘. Ach ja, ich hab schon beim letzten Mal gemerkt, dass ihr zwei mehr als nur Freunde seid.“ Grinsend drehte sie sich um und ging wieder aus der Scheune.
Amy und Nick schlenderten auch ans Tageslicht. „Von wem ist das?“ fragte er sie. Amy musterte den Umschlag genau und meinte „Keine Ahnung, da ist kein Absender drauf…“
„Ähm, Mausi? Die Pferde müssen noch versorgt werden.“ fiel Nick ein. Also gab er ihr noch einen flüchtigen Kuss auf den Mund und ging in Richtung Stall. Amy wunderte sich immer noch über diesen Brief und starrte noch lange auf den Umschlag, wo nur ihr Name darauf gekritzelt war. Wer schreibt mir?!, fieberhaft überlegte sie hin und her, fand aber die Antwort nicht. Also öffnete sie nach einer Weile neugierig den Umschlag und überflog den Brief schnell. Danach schluchzte Amy entsetzt auf und ihre zitternden Hände ließen den Brief fallen. Sie rannte blind vor Tränen weg.
Nick
„Ähm, Mausi… Die Pferde müssen noch versorgt werden.“ fiel Nick ein. Also gab er ihr noch einen flüchtigen Kuss auf den Mund und ging in Richtung Stall. Dort angekommen, sattelte und trenste er Rainbow und Angel ab. Anschließend putzte er sie noch kurz über und führte beide Pferde in die Boxen, wo er ihnen noch ihre Winterdecken auf den Rücken schmiss. Nick holte dann frisches Wasser und die Abendrationen Heu für alle Pferde.
Als er die 20 Pferde fertig gefüttert hatte, ging er zum Putzplatz, denn da hatte er vorher das Sattelzeug von Rainbow und Angel stehen lassen. Nick schaute sich kurz im Hof nach Amy um. Sie war nirgendwo zu sehen, also dachte er sich Sie wird wahrscheinlich schon zuhause sein… und brachte schwerstbeladen die Sachen vom Reiten zurück in die Sattelkammer.
Als er fertig war verabschiedete sich Nick noch von Gabi, die gemütlich im Gutshaus fernsah. Erst als er „Gabi… Es sind alle versorgt und wir verschwinden für heute.“ sagte, schaute seine Tante auf. „Alles klar! Bis morgen und gute Nacht.“ Nick antwortete „Danke, gleichfalls.“ und wollte sich umdrehen, als er noch „Hast du Amy gesehen?“ hinzufügte. „Öhm… Nein.“ Gabi dachte scharf nach. „Oh… Doch, sie ist vorhin weggelaufen…“ „Danke, ich werd’ sie schon finden.“
Nick schlenderte in Richtung Villa. „Mausi? Bist du da?“ Er suchte Amy im ganzen Haus – vergebens… Da stimmt was nicht… Er rannte den Weg zurück nach Freeland und suchte da alles ab. „Hm… Ich hab’ ein total scheiß Gefühl bei der Sache…“ murmelte Nick vor sich hin. Plötzlich sah er das Kuvert am Boden, darunter den Brief. Er bückte sich schnell und las das Schreiben. Die Buchstaben waren aus Zeitungen ausgeschnitten und schlampig aneinander geklebt worden:
Wenn du deinen Gaul wiederhaben willst, komm heute noch zu der Hütte im Wald – Alleine.
Amy
Silver… Ich komme…, Amy war zum vereinbarten Ort gekommen und erkannte, dass es die gleiche Holzhütte war, die Timon für ihr Treffen auserwählt hatte. Oh shit… Was soll ich tun…? Verängstigt stolperte sie zur Tür. „H-h-Hallo?! J-jemand d-da?“ Amy lugte in das Zimmer. Als sie niemanden erspähen konnte, trat sie schließlich langsam und unsicher in die vermoderte Hütte.
Da schlug blitzartig die Tür zu. Amy, die in der totalen Finsternis überhaupt nichts sah, hielt den Atem an und drehte sich um. Eine Person kam direkt auf sie zu. Erst, als sie vor Amy stoppte, erkannte sie Sue. Gottseidank nicht Timon…, schoss es Amy durch den Kopf. Erleichtert seufzte sie auf.
„Sue? Wo ist Silver?!“, fragte Amy scharf. Sue grinste wie ein Honigkuchenpferd und antwortete „Hättest DU gedacht, deinen Gaul ohne Bedingungen wiederzubekommen?!“ Sie lachte hässlich. „Na, na, na, da kennt mich jemand schlecht…“ „WO IST ER?!“ schrie Amy sie an. „Keine Ahnung… Oder…? Hm… Vielleicht doch.“ Sue spielte vor, dass sie stark grübeln würde. „Ja… Ich erinnere mich…“
„Jetzt sag schon: Wo ist Silverado?“ Amy bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Hm… Sagen wir, wenn du endlich deine dreckigen Flossen von MEINEM Freund fernhältst, lüfte ich dir das Geheimnis… WENN NICHT, ist dein geliebter Klepper t-o-t!“
Und jetzt wurde es Amy bewusst: Sue war nicht alleine – sie hatte ihre Clique mitgebracht. Amy wurde von allen Seiten umstellt. Sue befahl „Entscheide dich!“ und beugte sich zu Amy. „Egal wie du dich entscheidest, du wirst Nick sowieso verlieren.“ Höhnisch grinste sie Amy an und fuhr fort „Nick… Dein Gaul… Oder doch Nick…? Ne, lieber doch dein Klepper?“ Sie seufzte schwer. „Entscheidungen, Entscheidungen…“
Ich kann ohne Nick nicht mehr leben… Aber Silver, mein Junge, mein Silverado, mein Süßer…, Amy hatte jetzt Tränen in den Augen. Sue lachte auf und sagte zu ihrer Clique „Seht euch diese Heulsuse an…“ Nun lachten alle Amy aus. „Sag’s schon, du Memme!“ forderte Sue Amy auf. Doch Amy konnte nichts erwidern. Lange stand sie stumm da und starrte auf den Boden, während ihr Tränen über die Wangen tropften. Sue wurde ungeduldig und brüllte Amy an „WIRD’S BALD?!“
Da ging die Holztür auf. „Isa, mach’ bitte wieder zu… Es war nur der Wind.“ bat Sue die nahste Person an der Tür und wendete sich wieder Amy zu. Sie fragte nochmals „Wird es bald?!“ und, als Amy stumm den Kopf schüttelte, kam Sue bedrohlich näher. Ehe sie sie schlagen konnte, machte jemand das Licht an. „Lass sie in Ruhe, Sue!“ befahl Nick.
„Ähm, Mädels, wir sehen uns…“ sagte Sue zu ihren Freundinnen. Diese machten sich schnurstracks auf den Weg nach draußen. Nick ging auf Amy zu und fragte leise „Alles ok…?“ Amy nickte nur schwach, also legte er einen Arm um sie. Nick seufzte schwer. „Sue, wie oft denn nun noch? Ich will nichts mehr von dir. Ich bin jetzt mit Amy zusammen. Punkt. Aus. Basta.“ „Wie kommst du darauf, dass ICH noch etwas von DIR will?!" versuchte sie höhnisch abzulenken. „Ganz einfach Sue: ich hab' alles, was du sagtest, mitgehört! Und jetzt sag endlich, wo Silver steckt.“
Sue schüttelte energisch den Kopf. „Nie. Im. Leben.!“ Sie wollte zur Tür, doch Nick versperrte ihr den Weg. „Du kommst erst raus, wenn wir’s wissen… Verstanden, Sue?“ „Dann müsst ihr ja nicht lange warten… Die Mine…“ Abrupt stoppte Sue und nuschelte „Na toll… Ich bin sowas von blöd…“
„Welche Mine???“ hakte Nick nach, aber Sue tat so, als ob sie ihren Mund mit einem Schlüssel verschließen würde. Anschließend warf sie den unsichtbaren Schlüssel weg und grinste nur. „Ich sag’ erst, wo ihr Gaul ist, wenn SIE mit DIR Schluss macht!“
„Sue. Du hast gewonnen… Nimm ihn dir.“ meldete sich Amy flüsternd zu Wort. Nick drehte sich zu ihr. „Amy, nein!“ „Doch, Nick…“ sagte sie fertig. „Schon okay so…“ Er starrte Amy fassungslos an. Sue lächelte triumphierend und lüftete endlich das Geheimnis „Dein Klepper steht in der einsturzgefährdeten Mine am Ende des Waldes.“, ehe sie sich sofort an Nick schmiegte.
Amy lief unter Tränen weg. Sie wusste nicht, wohin sie jetzt noch sollte. Bald schon ließ sie sich schluchzend an einem Baumstamm nieder und vergrub ihr Gesicht in ihre Hände.
Nick
„Ich sag’ erst, wo ihr Gaul ist, wenn SIE mit DIR Schluss macht!“ „Sue. Du hast gewonnen… Nimm ihn dir.“ meldete sich Amy flüsternd zu Wort. Nick drehte sich zu ihr. „Amy, nein!“ „Doch, Nick…“ sagte sie fertig. „Schon okay so…“ Er starrte Amy fassungslos an. Sue lächelte triumphierend und lüftete endlich das Geheimnis „Dein Klepper steht in der einsturzgefährdeten Mine am Ende des Waldes.“, ehe sie sich sofort an Nick schmiegte. Amy lief unter Tränen weg.
„Amy! Warte!“ Nick wollte ihr hinterher, allerdings hielt Sue ihn fest. Sue sagte „Vergiss’ die Memme, Süßer.“ und ihre Lippen näherten sich seinen. Kurz bevor sie sich küssten, stoß Nick Sue von sich weg. „Glaubst du wirklich, ich fall’ nochmal auf dich rein?! Sue, du bist eine verlogene, fiese Schlampe und ich will nichts mehr mit dir zu tun haben!“ Er ging zur Tür. „Ach ja. Halt’ dich gefälligst von Amy und Silver fern!“ „WAS willst DU von DER?!“ Nick blieb ruhig. „Ganz einfach: Ich liebe sie.“ und machte sich auf den Weg zu Amy.
Amy
Bald schon ließ sie sich an einem Baumstamm nieder und vergrub ihr Gesicht in ihre Hände. Irgendwann klingelte Amys Handy. Doch sie ignorierte es einfach. Ewig blieb sie so sitzen und weinte. Weinte um Nick.
Auf einmal kniete sich jemand zu ihr runter, aber Amy konnte vor Tränen nicht erkennen, wer. Es war ihr egal... Alles war ihr egal… „Komm her…“ flüsterte eine Stimme Amy zu, die sie sofort wiedererkannte. Amy konnte nur ‚Nick‘ schluchzen, schon lag sie in seinen Armen. Lange Zeit hielt Nick Amy einfach innig fest. Als Amys Tränen schließlich getrocknet waren, küsste Nick sie zärtlich.
Erst als Amy zu zittern begann, wisperte er heiser „Wir müssen zurück, Amy…“ Nick zog seine Jacke aus und legte sie über Amys Schultern. Sie machten sich Arm in Arm auf den Weg nachhause.
Angekommen machte Nick zunächst den Kachelofen an. „Frierst du noch, Mausi?“ Er sah zu Amy. Amy saß mit den Zähnen klappernd auf dem Sofa und nickte. Nick holte ihr zuerst eine Decke, bereitete danach eine heiße Schokolade vor und ging mit der dampfenden Tasse zurück zu Amy. Er warnte sie „Vorsicht, heiß.“ und stellte das Gefäß erst einmal auf dem gläsernen Wohnzimmertisch.
Sowie Nick sich hinsetzte, schmiegte sich Amy an ihn. „Du kannst deine Finger einfach nicht von mir lassen…“ lachte er und umarmte sie. Sie grinste nur leicht zurück, nahm die inzwischen abgekühlte Schokolade vom Tisch und nippte sie langsam aus.
Amy legte später ihren Kopf zum Fernsehen auf Nicks Schoß und schlief ein. Er schaltete bald das Fernsehgerät ab und streichelte immer wieder voller Liebe durch Amys Haar.
„Morgen, Prinzessin.“ Amy murmelte verschlafen „Nur noch fünf Minuten…“ und schmiegte sich erneut an Nick, der Amy zärtlich wachküsste. „Weißt du was?“ fragte Nick unter den Küssen. Amy sah ihn verwirrt an. Lächelnd hauchte er ihr ins Ohr „Ich liebe dich, Schatz.“
Einige Stunden später machten sich Amy und Nick mit dem Auto auf den Weg Richtung Mine. Sie fuhren eine Schnellstraße durch den Wald. Amy sah Bäume vorbeirauschen und bemühte sich, sich innerlich zu beruhigen. Sie hatte keine Ahnung, wie es Silverado ging, und machte sich große Sorgen.
Nick erriet ihre Gedanken und sagte leise „Hey… Alles wird gut…“ „Und was, wenn nicht? Was, wenn er wieder völlig traumatisiert ist? Was, wenn er verletzt ist?“ „Amy… Silver ist stark…“ „Trotzdem…“ Die restliche Autofahrt hingen beide ihren eigenen Gedanken nach.
Fast an der alten Mine angekommen, entdeckte Amy plötzlich auf einer Wiese einen Mann mit einer Peitsche in der Hand und ein Pferd. Amy öffnete schnell das Fenster vom Auto, während Nick stehenblieb. Sie lauschten. „JETZT KOMM SCHON, DU KLEPPER!“ brüllte der fremde Mann, stellte sich vor das Tier und die Gerte sauste herab. Das Zischen konnten Amy und Nick bis zum Auto hören.
Das Pferd versuchte sich vom festen Griff des Manns zu befreien und stieg empor. Immer wieder preschte die Peitsche, traf das Pferd an der Brust, am Auge, am Ohr, an den Nüstern und verursachte blutige Stellen. Irgendwann machte das Pferd einen gewaltigen Satz nach vorne auf den Mann zu, er stürzte, und endlich war das Tier frei. Es galoppierte Richtung eines Zaunes, der die Wiese vom nächsten Gestüt trennte.
Nick murmelte „Scheiße… Da vorne sind Stacheldrahtzäune.“ und startete das Auto blitzschnell. Sie hatten keine Zeit und überquerten die Wiese. „Amy! Du bist schneller da…“ Amy sprang sofort aus dem Auto und spurtete los.
Sie war gerade nähergekommen, als es passierte. Das Pferd wich ihr aus, um zu entkommen. Es bemerkte den Stacheldraht aber nicht und lief in vollstem Galopp in den Zaun hinein. Bevor es stand, hatte es schon Pfähle aus dem Boden gerissen. Schweißgebadet, am ganzen Körper zitternd, blieb das Pferd stehen.
Amy bremste ab, als sie sah, wie das Pferd die Augen rollte. Nackte Panik im Gesicht. Die Welt um Amy herum blieb stehen. Sie atmete einige Male tief durch, bis sie merkte, dass sie sich beruhigt hatte, dann nahm Amy die Haltung des Pferdes in sich auf. Die Ohren, Augen, Nüstern, Lippen, die Position der Beine, den Schweif, den Hals. Jedes Haar. Schaum bildete sich an der Brust und aus dem Maul tropfte Blut. Es sah Amy an.
Diese senkte den Blick, vermied buchstäblich jeden Augenkontakt und wendete sich ganz langsam vom Pferd ab. So verharrte sie, bis sie spürte, dass das Tier ruhiger wurde. Sie schloss die Augen. Bewusst ließ sie den Atem langsam durch den Körper fließen. Ruhe ist das Einzige, das dem Pferd jetzt helfen kann. Auf gar keinen Fall darf ich es erschrecken., mahnte Amy sich und öffnete die Augen wieder. Sie drehte sich ganz vorsichtig mit dem Körper zum Pferd, blieb aber weiterhin in einer passiven Stellung. Sie musste sehen, in welcher Situation sich das Tier befand.
Der Großteil des Zauns lag auf der Erde. Der untere Stacheldraht war auf Spannung, der obere gerissen. Amy suchte den Grund für die vorhandene Spannung und fand ihn im rechten Vorderbein des Pferdes. Durch die Drehung hatte sich die Vorderhand in den Draht gewickelt, der nun in die Fessel schnitt. Ich muss den Draht durchschneiden… Aber womit? Amy wühlte in ihren Hosentaschen. Leer. Ihr Blick suchte den Boden ab. Nichts. Wenn ich’s schaffen würde, dass das Pferd seitlich ginge, hätt’ ich vielleicht die Chance, die Spannung zu verringern. Aber was dann? Wie sollte ich so viel Vertrauen gewinnen, um die Schlinge zu lösen und den Draht aus dem Fleisch ziehen zu können, was unmöglich ohne Schmerzen geht? Verzweiflung machte sich in Amy breit.
Amy merkte, wie das Pferd wieder unruhig wurde. Es grollte wie ein Bär. Die Ohren zuckten hin und her. Es wich zurück, blieb aber stehen, als der Draht stärker ins Fleisch schnitt. Amy spürte, wie ihr eine Hand etwas in die hintere Hosentasche schob. Sie drehte vorsichtig den Kopf und sah im Augenwinkel gerade noch, wie Nick wieder zurück zum Auto schlich. Sie zog das längliche Teil aus der Hosentasche. Ein Taschenmesser. Genau das, was sie brauchte. Ganz langsam bewegte sie sich zu einem der umgestürzten Pfosten, weg von dem Tier. Amy wusste, dass sein Blick ihr folgte. Es war ein kluges Pferd, das sich nicht allein von seinen Instinkten, dem Geruch von Blut, von Schmerz, Gefahr oder Fluchtimpulsen leiten ließ. Es war ein Wunder, dass es immer noch dastand und das machte Amy Hoffnung.
Mit dem Messer löste sie den unteren Draht vom Pfosten. Das war nicht einfach, doch zum Glück war das Messer scharf. Die Spannung ließ nach. Jetzt kommt ein ganz kritischer Moment. Amy hielt die Luft an. Würde das Pferd erneut die Flucht ergreifen, nachdem die Spannung am Vorderfuß nachließ?
Sie drehte sich langsam um. Die Nüstern blähten sich auf, die Ohren drehten sich, durch den Körper lief ein Zittern. Es verlagerte sein Gewicht auf die Hinterhand, bereit für einen Satz weg von Amy. Sie ging in die Hocke und verfolgte mit den Augen den Draht. Die Schlinge war noch immer um das Fesselgelenk des Pferdes gewickelt. Ganz langsam folgte Amy den Draht auf dem Boden, immer bedacht darauf, das Tier nicht zu erschrecken. All ihre Sinne waren aufmerksam auf das Pferd gerichtet.
Es blieb stehen. Es schwitzte. Amy spürte seine Hitze, die Feuchtigkeit dampfte aus seinem Fell ab. Sie war nah genug bei ihm, um an seinen rechten Vorderhuf zu kommen. Amy kniete sich hin. Ohne das Tier zu berühren, fasste sie das eine Drahtende und hielt es fest. Das andere Ende schob sie vorsichtig in Richtung des Hufes. Im ersten Moment sah es so aus, als würde sich gar nichts bewegen, dann, allmählich löste sich der Draht aus dem Bein. Allerdings nicht weit genug. Das Pferd wieherte und stampfte mit dem linken Huf ungeduldig auf. Amy erstarrte, bereit, den Draht sofort wieder loszulassen. Leise flüsterte sie immer wieder auf das Tier ein, um es zu beruhigen. Vorsichtig näherte sich Amy mit der Hand dem Bein. Strich sanft in Richtung Huf und endete am Fesselgelenk. Mit der anderen Hand löste sie den Draht komplett aus dem Fleisch. Das Tier war offensichtlich noch so mit Adrenalin vollgepumpt, dass es nicht merkte, wie sich der Draht löste. Amy drückte die Schlinge ganz flach auf den Boden. Strich erneut mit der anderen Hand vom Knie zum Fesselgelenk herunter. „Gib Huf.“ Sie sagte es leise, aber bestimmt. Und doch war ihr klar, wie idiotisch dieser Versuch war.
So absurd die Situation war, einen kurzen Moment hob das Pferd den Huf an, bevor es sich widersetzte. Doch das reichte Amy. Sie zog den Draht weg, verlor aber dabei das Gleichgewicht. Sein Huf landete Zentimeter neben ihrem Kopf. Ein Knall ertönte. Erschrocken sprang das Tier zurück, blieb jedoch nah bei Amy stehen. Ihr Herz klopfte. Sie sah, wie sich Panik im Körper des Tieres breitmachte.
„Ruhig, Junge.“ versuchte sie, das Pferd zu beruhigen. Es richtete seine Ohren aufmerksam auf Amy. Einige Schauer durchliefen seinen Körper. Amy merkte, wie die Anspannung nachließ. Es verlagerte sein Gewicht immer mehr auf die unverletzten Gliedmaßen. Amy richtete sich langsam auf, senkte den Kopf und verharrte sitzend. Weiter konnte sie ihre Haltung nicht verändern. Die Ohren des Hengstes zuckten nervös. Amy schloss die Augen. Irgendwann hörte sie das Pferd näher kommen, wagte es aber nicht aufzustehen. Sie fühlte die Wärme seines Körpers. Der warme Atem aus seinen Nüstern, der über ihre Haare und die Arme strich. Amy hob den Kopf, öffnete die Augen. Vermied jedoch den Blick zum Pferd. Langsam hob sie die Hand und wartete. Der Hengst schmiegte seinen Kopf ganz unsicher an Amys Hand. Und nun erkannte Amy das Pferd.
„Silverado…?“ flüsterte sie fassungslos. Silverado war total abgemagert, man konnte seine Rippen sehen, seine einst so schimmernde Mähne war total verdreckt, sodass sie fast schwarz anstatt beige aussah, sein Fell struppig, ungebürstet, seine Augen matt, glanzlos und voller Schmerz. Er sah so verwahrlost aus, dass Amy die Tränen kamen. Silverado schloss kurz die Augen, dann hob er den Kopf und wich wieder zwei, drei Schritte zurück. Amy erhob sich schwerfällig, ging zu Nick, der mit dem Rücken am Wagen alles beobachtet hatte.
„Dr. Walther kommt gleich. Wie schaut’s aus?“ flüsterte er. Amy zuckte mit den Achseln. „Er entlastet das rechte Vorderbein. Der Draht steckte total tief im Fleisch drin.“ Ihre Stimme klang fertig. „Ich weiß es nicht… Ich bin kein Tierarzt, Nick.“ Diesmal war sie es, die flüsterte.
Amy lehnte sich erschöpft an Nick. Sie schwiegen. Silverado stand immer noch genau da, wo er sich zurückgezogen hatte. Die Augen halb geschlossen, als würde er dösen. War es Erschöpfung oder hatte er bereits aufgegeben? In Amy war es leer. Ihre Augen verharrten auf ihrem Silverado, ohne ihn wirklich zu sehen. All ihre Kraft war aufgebraucht.
Ein Auto mit Pferdeanhänger kam den Weg herunter. In Silverados Körper kam wieder Spannung. Die Augen folgten den Geschehnissen, die Ohren zuckten nervös hin und her. Amy hörte geflüsterte Worte, den Sinn erfasste sie nicht. Eine Hand berührte ihre Schulter. Nick stand neben ihr.
„Amy? Das ist seit Langem unser Tierarzt, Dr. Walther.“ Sie gaben sich die Hand. Der Tierarzt hatte schon graue Haare, ein runzliges, aber sympathisches Gesicht, aus dem grüne Augen hervor strahlten. Er trug einen weißen Arztkittel, darunter eine abgenutzte Jeans. „Wo ist unser Fall?“ fragte Dr. Walther freundlich.
Amy stotterte „S-Silver steht dahinten…“ und gemeinsam machte sie sich mit ihm auf den Weg Richtung Pferd. Sobald sie näherkamen, wurde der Hengst wieder unruhig. Trotz Schmerzen fing er an, zu flüchten. Wild schlug sein Schweif. Seine Augen rollten nach oben, vor Panik. Er wollte zurückweichen, aber der Schmerz ließ seinen ganzen Körper erzittern.
„Hey… Hey… Hey… Wir tun dir doch nichts.“ Sanft versuchte Amy, ihren Silverado zu beruhigen. Vergebens. Sie gingen langsam zurück zu den Autos. Sobald Silverado merkte, dass der angebliche Feind zurückwich, wurde er wieder ruhiger.
„Hilft nur noch eins…“ Dr. Walther sah Amy an. „Sie müssen ihm eine Beruhigungs- und Schmerzspritze geben.“ Sie starrte auf die Spritze in seiner Hand. Amy schüttelte nur den Kopf. Mehr Kraft hatte sie nicht. „Okay… Ich versuch’s alleine.“ Dr. Walther ging erneut langsam auf Silverado zu. Amy konnte sehen, wie sich die Nüstern wieder blähten. Die Ohren wieder zuckten. Der Schweif wieder schlug. Sie spürte Tränen in ihren Augen. Dr. Walther verharrte immer noch an der gleichen Stelle. Auf drei Beinen und mit hängendem Kopf hüpfte er weg.
Silverado schrie nicht. Er jaulte nicht. Er weinte nicht. Der Anblick zerschnitt Amy das Herz. Sie ging zu Dr. Walther und nahm ihm die Spritze ab. Er zog sich zurück. Silverado blieb stehen. Sein Blick richtete sich auf Amy. Diese senkte sofort ihren Blick, Tränen tropften auf das Gras, das sich langsam gelblich verfärbte.
Versteht er, dass ich ihm helfen will?, Amy hoffte es inständig. Seine Ohren richteten sich auf sie. Langsam, vorsichtig ging Amy weiter auf ihn zu. Silverado blieb stehen. Sie streckte die Hand aus, ihr ganzer Körper bebte, sie sah vor Tränen fast nichts.
Wie bei einem Hund hielt sie ihm die Hand unter seine Nüstern. Zeigte ihm, dass sie nun wusste, wer er war. „Ich bin’s, Junge. Ich, hörst du?“ Amy flüsterte ohne einen Laut. Silverado roch an ihr, dann hinkte er auf seinen drei Beinen einen Schritt auf sie zu und legte den Kopf auf ihre Schulter. Amy legte ihre Arme um seinen abgemagerten Hals und drückte ihren Kopf in das struppige, warme Fell. Die Zeit schmolz dahin. Unmengen von Gefühlen durchströmten Amy im ganzen Körper. Schmerz, Freude, Angst, Traurigkeit, Verlust, Wut, Hass. Liebe. Unendlich viel Liebe. Die Gefühle kamen von überall zu ihr.
„Hab’ keine Angst, Silver… Ich bin bei dir… Ich will dir nicht wehtun… Ich will dir nur helfen… Lass mich dir helfen…“ Sie strich seinen Hals entlang, dann schob sie sanft seinen Kopf von meiner Schulter. Ihre Hände waren jetzt ganz ruhig. Ihre linke Hand glitt an die Pferdebrust, fasste eine Hautfalte und die rechte Hand stieß die Nadel der Spritze unter die Haut. Langsam drückte Amy die Flüssigkeit in seinen Körper. Als sie fertig war, rieb sie die Stelle.Amy konnte sehen, wie die Spritze allmählich wirkte. Das Gesicht von Silverado entspannte sich, der Druck seiner Kiefermuskeln ließ nach.
Als sich hinter ihnen jemand näherte, spannte Silverado sich noch einmal an, doch Amy kraulte beruhigend seine Stirn. „Keine Angst, ich pass’ auf dich auf, Süßer… Niemand tut dir was, wir wollen dir nur helfen.“ Er verstand zwar ihre Worte nicht, aber er war bereit, ihr zu vertrauen. Ganz langsam, Schritt für Schritt, bewegten sie sich gemeinsam auf den Hänger zu. Amy konnte spüren, wie schwer es Silverado fiel. Immer wieder wankte er von dem gespritzten Beruhigungsmedikament, blieb vor Schmerz stehen, und Amy versuchte, ihm Halt zu geben. Als er endlich im Hänger stand, war sie genauso schweißgebadet wie er. Ihre Hände zitterten, als sie vorne aus der Luke stieg. Vorsichtig, mit einem letzten Blick auf die schmerzerfüllten Augen, schloss Amy die Tür.
Das Auto fuhr sanft an. Sie sah zu, wie der Hänger den Weg entlang schlich. „Gut gemacht, Mausi…“ Nick nahm Amy in die Arme. Doch schon bald entzog sie sich der Umarmung. „Wir müssen hinterher. Ich muss Silver ausladen.“
Die Klinik bestand aus zwei Teilen: Einem gelben, großen Haus und ein direkt gegenüber liegender, großer Stall. Dr. Walther war bereits am Ausladen von Silverado, als Nick die Hofeinfahrt hochfuhr. Amy sprang sofort aus und ging langsam auf die beiden zu. „Lassen Sie mich mal?“ bat sie. Der Tierarzt gab Amy den Führstrick. „Klar. Er kommt in die erste Box, rechts.“
Wieder fiel es Silverado schwer, einen Schritt nach den anderen zu machen. Wieder kamen sie langsam an ihr Ziel. Die Box war groß, Sägespänen als Einstreu. Silverado konnte sich kaum noch halten, seine Muskeln zitterten und er brach langsam zusammen. Amy kniete sich neben ihn, streichelte seinen Kopf, seinen durchschwitzten Hals, seine sich schwerfällig hebenden Flanken. Stumme Tränen tropften auf sein schon total nasses Fell.
„Amy…? Komm… Wir können jetzt nichts mehr für ihn tun…“ Irgendwann tauchte Nick neben ihr auf und zog Amy sanft hoch. Ein allerletztes Mal streichelte Amy Silverados Stirn. Gab ihm noch einen allerletzten Kuss auf die weichen Nüstern. Und stand unter Tränen schwersten Herzens auf. „Frau Kidman? Dr. Walther will Sie sprechen. Er wartet auf dem Hof.“ Eine Assistentin informierte Amy. Vor Tränen konnte sie sie gar nicht erkennen.Amy flüsterte Silverado zu „Mach’s gut, Junge…“, sah ihn ein letztes Mal voller Traurigkeit, Schmerz, Verzweiflung und Angst an und ging zu Dr. Walther.
„Wird er wieder gesund?“ war Amys erste Frage an Dr. Walther,Dieser sah sie an und meinte dann „Also, er hat eine Sehnenentzündung. Es scheint nicht zu schwerwiegend zu sein, jedoch würde ich ihm trotzdem erst mal ein paar Wochen Boxenruhe verordnen. Danach müssten wir uns unterhalten, wie wir ihn weiterhin behandeln. In den ersten Wochen hätte ich ihn auch gern noch mit hier in der Klinik, zur Beobachtung.“ Amy nickte stumm. Nick übernahm das Reden für sie. „Ja ist in Ordnung. Wir kommen dann morgen wieder vorbei um nach ihm zu schauen. Vielen Dank, Dr. Walther.“ Der Arzt nickte, winkte den beiden zu und verschwand dann wieder in der Klinik.
„Da seid ihr ja…“ riefen zwei vertraute Stimmen, gerade, als Nick das Auto eingeparkt hatte. Lena und Jeanette standen grinsend auf dem Hof. „Wo wart ihr?! Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Gabi war weg, ihr wart weg…“ schimpfte Lena los.
Erst als Amy schniefend ausstieg, beendeten Lena und Jeanette sofort ihre Predigt.Verwundert über die Tränen fragte Lena „Amy… Was ist passiert?“ Doch sie schwieg weiter. „Wir haben Silver gefunden…“ antwortete Nick helfend. Lena und Jeanette fielen Amy stürmisch um den Hals. „Aber das ist doch großartig, Amy!“
Amy befreite sich gleich aus den Umarmungen und erwiderte traurig „Silver ist verletzt! Es besteht die Hoffnung, dass er wieder ganz gesund wird, es kann aber auch passieren, dass er bleibende Schäden davon trägt…“ Danach rannte sie weg. Blind vor Tränen. Zu Angel in die Box. „A-Angel… Warum musste es so kommen? Warum immer ich? I-ich hab’ doch nichts getan… Angel… W-wenn Silver nicht wieder gesund wird, bin ich S-Schuld.“ Schluchzend vergrub sie ihren Kopf in Angels Mähne und ließ ihren Tränen freien Lauf. Der Schimmel schnaubte ab und zu und tröstete Amy ewig auf seine Art.
„Mausi?“ Nick lugte in die Box. „Komm her…“ Amy löste sich schwerfällig von Angel. Angel stupste sie liebevoll an und Nick umarmte sie ganz innig. Amy wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sich plötzlich jemand räusperte, konnte jedoch nicht aufsehen. Erst als sich das Räuspern wiederholte, lösten sich Nick und Amy voneinander und drehten sich um.
„Na? Deinen Gaul gefunden, Memme?“ Feixend schaute Sue Amy an. „Offensichtlich nicht, sonst würdest du nicht wieder mal heulen.“ Jetzt kam Sue in Angels Box. Ohne Vorwarnung gab sie Nick einen Kuss auf den Mund. „Hi, Süßer, ich hab’ dich vermisst.“ Lächelnd fügte sie hinzu „Wollen wir ausreiten? Ich hab’ Lady dabei…“ und versuchte, Nick mitzuziehen.
Dieser blockte ab. „Nein, ich hab’ KEINE Lust, mit dir auszureiten, Sue!“ „Aber…“ „Verstehst du’s immer noch nicht?! Ich will gar nichts mehr mit DIR zu tun haben.“ Amy hatte sich hingesetzt, die Arme um sich geschlungen und weinte. Weinte. Weinte um Silverado. „Na, Heulsuse?“ Sue lächelte zufrieden und wendete sich wieder an Nick. „Was willst du jetzt von der da?!“ „Sue, wie oft denn nun noch?! Ich l i e b e Amy, wann geht’s endlich in dein Erbsenhirn rein? Und jetzt zisch ab.“ Doch Sue bewegte sich keinen Zentimeter.
Nick drehte sich zu Amy und flüsterte „Komm, Amy… Wenn sie nicht geht, gehen wir.“ Sanft half er ihr auf und legte ihr zärtlich einen Arm um die Taille. „Hey, hatten wir nicht eine Abmachung?!“ fragte Sue scharf und fügte noch gehässig hinzu „Flossen von ihm weg, Amy!“ Als keiner antwortete, versperrte Sue den beiden ihren Weg. Amy und Nick drängten sich trotzdem vorbei und, während Amys Tränen kein Ende nehmen wollten, gingen sie nachhause.
Amy flüsterte irgendwann hemmungslos schluchzend „Halt’ mich fest…“ Und Nick zog sie zu sich. Sprach nichts, tat nichts anderes. Er war nur da. Da, wo er gebraucht wurde. Da, wo er hingehörte. Manchmal streichelte er Amy leicht, über das Haar, über den Rücken. Oder wisperte nur „Ich bin da, Mausi.“. Er ließ sie sich einfach ewig um den Hengst trauern.
Wie viel Zeit vergangen war, als sich Amy beruhigte, wusste sie nicht. Sie sah nicht auf, wie ihr Wimmern immer weniger und weniger wurde, sondern genoss es einfach, in Nicks starken Armen zu sein. Genoss die Nähe zu ihm. Genoss die Streicheleinheiten von ihm.
Ihr Magen knurrte früher oder später und Amy sah auf. „Hier, Schatz.“ Nick zog behutsam die Bettdecke über sie. „Kann ich dich kurz alleine lassen?“ Unsicher nickte Amy. Nick küsste sie flüchtig und ging nach unten. Kurze Zeit später kehrte er mit einem Tablett zurück. Er stellte es vorsichtig auf Amys Knie. Auf dem Tablett waren zwei Teller Spaghetti Bolognese und zwei randvolle Rotweingläser. Sie aßen schweigend auf.
Amy dachte an Silverado und schon wieder kamen ihr Tränen. „Hm…“ machte Nick. Amy fragte schniefend „Was?“ „Ach nichts… Ich überleg’ grade, wie ich dich aufmuntern könnte… Kino? Langweilige Kitschfilme im Fernseher? Oder…“ – Er machte eine Pause – „Soll ich dich heute wieder mal verwöhnen?“ Nick grinste wissend, als Amy bei dem Wort ‚Verwöhnen‘ unter Tränen leicht lächelte.
„Ich geh’ ja schon.“ erwiderte Amy, als sie mit dem Essen fertig waren und bevor Nick etwas sagen konnte. Sie verschwand aus dem Zimmer, in Richtung Bad, um sich schon mal bettfertig zu machen.
Als Amy nun vor dem Spiegel stand, bekam sie einen Schock. Wegen ihren vielen Tränen war ihr Gesicht ganz rot, von ihren Augen ganz zu Schweigen. Sie holte als Erstes ihre Bürste aus ihrem Waschtäschchen, das unter dem Waschbecken hing, und fuhr unsanft durch die Zotteln im Nacken, bis sie glatt und die Borsten voller Haare waren. Sie putzte sich akribisch die Zähne. Dann wusch sie ihr rotgeheultes Gesicht, das so angenehm war, dass sie beschloss, doch noch zu duschen. Sie holte ihren Pyjama, ihr Rosenduschgel und ihr Erdbeershampoo aus dem Ankleideraum und ging wieder zurück ins Bad. Dort zog Amy sich aus und sprang unter die Dusche.
Amy schrie unter dem Waschen auf, weil plötzlich das Wasser eiskalt wurde. Sie stellte es ab und schaute hinter dem Duschvorhang hervor. Nick stand am Waschbecken und grinste. „Was soll das?! Du hast mich total erschreckt.“ meinte Amy mit wutfunkelnden Augen. Nick antwortete lachend „Echt? Ich dachte, das kalte Wasser tut dir ganz gut.“ „Ich bin noch nicht fertig.“ – sie deutete auf den Schaum in ihrem Haar – „Aber das gibt Rache, das schwör’ ich dir.“ „Echt süß, meine Amy, mit einem Berg Shampoo im Haar, schwört Rache.“ Nick schmunzelte. „Verzeihst du mir? Biiitte?“ Er lächelte das Lächeln, das Amy liebte. Amy grinste „Mal schau’n… Stell’s Wasser bitte wieder an.“ Er machte lachend das Wasser wieder aus. „Danke…“ Amy verzog sich wieder hinter dem Vorhang.
Dieser öffnete sich auf einmal erneut. Erschrocken drehte sie sich wieder um. Da stand Nick, nur in der Unterhose, grinsend. Ohne ein Wort kam er näher und nahm Amy die Brause ab. Ihr stand ein großes Fragezeichen ins Gesicht geschrieben, deshalb flüsterte er nur „Verwöhnen… Schon vergessen?“ Nick spülte Amys Shampoo gründlich aus den Haaren und seifte sie erneut ein. In kleinen zärtlichen Kreisen massierte er ihr ihre Kopfhaut. Amy genoss es total, sie bekam überall Gänsehaut. Überall.
Nach erneutem Spülen sagte Nick leise „Fertig.“ und half ihr aus der Dusche. „Brrrrrr, ist das kalt.“ jammerte Amy in ein riesiges Handtuch gewickelt. Nick lachte „Tja, du hättest ja nicht mit eiskaltem Wasser duschen brauchen.“ „Na warte!“ Amy rannte zur Dusche zurück, stellte das Wasser, das auf kalt gestellt war, an und zielte die Brause voll auf Nick. „Es reicht, ich ergebe mich – ich sag’ nie wieder was!“ japste er nach wenigen Sekunden auf. „Hm… Na gut, ich hör’ auf…“ Grinsend drehte sie das Wasser zu.
Nick verband Amy, kurz bevor sie im Schlafzimmer angekommen waren, die Augen. Sie beschwerte sich mit einem „Hey!“ „Was denn? Das ist eine gerechte Strafe für vorher…“ meinte Nick. „Und damit das klar ist: Deine wunderschönen Äugelein müssen momentan nichts sehen…“ Sie nahm es seufzend hin und fügte sich widerwillig der Situation.
Schon bald fragte sie panisch „Nicki… Wo bist du?“ „Ich bin hier, entspann’ dich einfach…“ wisperte Nick Amy ins Ohr. „Vertrau’ mir.“, und dann legte er sanft seine Lippen auf ihre. Er hatte Mühe, Amys Pyjama-Oberteil wieder aufzuknöpfen. „Sag’ mal… Musstest du den unbedingt nochmal anziehen?“ beklagte er sich. Amy kicherte „Ja, musste ich, damit du noch eine Arbeit hast.“
Als alle winzigen Knöpfe geöffnet waren, streichelte Nick lange ihre nun freien Körperstellen – fast ohne jegliche Berührung. Allein das reichte, um Amy den Verstand zu rauben. Sie bekam am ganzen Körper Gänsehaut. Spürte Nicks Hand deutlich intensiver, als je zuvor. Fühlte, wie sein Mund ganz langsam sich nach unten küsste.
Wieder wanderte sein Mund hoch zu ihrem. Dieser Kuss nahm Amy ihren letzten, kleinen Verstand. Sie presste sich, so eng wie möglich, an Nick. Eine seiner Hände zog Amys Oberteil vollkommen aus, während die andere Hand Richtung Hose ging. Dort angekommen, streifte er die Pyjama-Hose ab.
Währenddessen war Amy schon dabei, blind seine Boxer-Short auszuziehen. „Stopp, Mausi… Du vergisst, dass Amy-Verwöhn-Abend ist.“ flüsterte Nick schwer atmend. „Hände weg von mir… Oder wir hören auf.“ Amy sagte leise um Atem und Verstand ringend „Ist ja schon okay.“ und ihre Hände verschwanden von Nicks Unterhose. „Braves Mädchen.“ spottete Nick leicht und fügte lachend hinzu „Wo waren wir stehengeblieben?“ „Öhm…“ bevor Amy noch etwas sagen konnte, lagen seine Lippen schon wieder auf ihren. Zärtlich. Liebevoll. Atemberaubend.
Amy vergaß alles: Timon, ihre Kindheit, Sue, sogar die Angst und Schuldgefühle wegen Silverado. Für sie zählte momentan nur noch Nick. Nick, der in ihren schwersten Zeiten für sie da war und wieder aufbaute. Nick, dem sie vertraute. Nick, den sie einfach liebte.
Jetzt wanderte er wieder langsam nach unten, erst küsste er ihren Hals, dann war Amys Schlüsselbein voller kleinen Küsse, die sich weiter ausbreiteten, bis sie schließlich an ihrer Brust ankamen. Er umkreiste die Brustwarze eine Zeit lang mit seiner Zunge, schleckte und biss sie leicht, bevor er zur Anderen wechselte.
„Nick…“ flüsterte Amy keuchend. Er reagierte, in dem er kurz aufhörte. „Was, Mausi…?“ Verlegen wurde sie rot und holte tief Luft. „Ach, nix.“ Er küsste sie erneut auf den Mund. Diesmal ließ Nick es zu, dass der Kuss leidenschaftlicher und intensiver wurde. Doch, als er bemerkte, dass Amy erneut versuchte, an seine Unterhose zu kommen, raunte er nur „Was haben wir gesagt? Finger von mir weg, Schnucki…“ Er wartete solange, bis Amys Hand verschwand, und flüsterte „Geht doch.“ und fügte noch hinzu „Bitte leg’ dich mal auf die Seite…“
Verwundert drehte sich Amy nach rechts. Nick ging hinter sie und wisperte „Genießen…“ Er umschlang sie von hinten, er zog sie näher zu sich. Er nahm ihre immer noch feuchten Haare und legte sie nach vorne. Dann küsste er ihren Nacken. Hin und wieder hauchte Nick Amy mit rauer Stimme zu, wie sehr er sie liebte. Schon bald suchte seine untere Hand nach ihren Brüsten, er massierte, knetete sie durch. Mit der freien oberen Hand streichelte Nick Amy überall, wo er hinkam. Sie japste nach Luft und dort, wo er sie streichelte, bildete sich sofort Gänsehaut.
Amy drehte ihren Kopf zu ihm. Wieder legte Nick seine Lippen auf ihre. Zärtlich und wunderschön. Nick hörte keine Sekunde auf, sie zu streicheln, während Amy sich auf dem Rücken drehte, und zog sie sanft an sich. Abermals wanderte seine Hand zu ihrer Brust. Außerdem kamen seine freien Finger langsam ihrer Scheide näher. „Nick…“ keuchte Amy. Diesmal machte er keine Pause, sondern fing an, leicht ihre Klitoris zu streicheln, während er immer noch die Brust massierte und die Küsse feuriger wurden.
Amy konnte nicht anders. Sie stöhnte genussvoll auf und versuchte von neuem, an Nicks Boxer-Short zu kommen. Nick stoppte erneut. „Wenn ich deine Finger nochmal in der Nähe von mir seh’, mach’ ich so was nie wieder…“ lachte er leise und fügte hinzu „Sieht so aus, als ob du eine Pause brauchst. Bin gleich wieder da.“ Flüchtig küsste er sie noch auf dem Mund und verschwand.
Amy bemühte sich, zu beruhigen. Vergebens. Was machte Nick mit ihr? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur eins: Wenn das so weiterginge, könne sie für nichts garantieren. Sie atmete einige Male tief ein und aus und versuchte nochmal, wieder klar zu denken. Aber Amy gab’s dann auf, weil sie andererseits gar nicht normal denken wollte.
Sie tat diese bescheuerte Augenbinde herunter, um sehen zu können. Und ihre Kinnlade klappte auf. Nur auf den Nachttischen und am Fenster brannten Kerzen, Rosen, weiße, rote, waren überall verteilt. Romantik pur. Womit hab’ ich ihn überhaupt verdient…?, schoss es ihr durch den Kopf. Sie wusste es nicht. Tränen der Glückseligkeit stiegen ihr in die Augen.
Doch zum Weinen hatte sie keine Zeit, denn da kam Nick schon wieder rein. „War so klar, dass du die Augenbinde runtertust, wenn ich für zwei Minuten weg bin.“ lachte er und stellte eine kleine Schüssel Erdbeeren mit Sahnehäubchen aufs Bett.
Amy wischte sich schnell die Tränen aus dem Gesicht. Nick flüsterte „Warum hast du geweint?“ „Ich?“ „Ja, du, Mausi.“ Amy grinste leicht „Vergiss es, ist nicht so wichtig…“ „Sag’ schon…“ er setzte ihr Lieblingslächeln auf, bei dem ihr Herz sofort wieder schneller schlug. Sie murmelte „Mal ganz ehrlich… Womit hab’ ich das alles verdient?“ Nur für sich selbst fügte sie noch nuschelnd hinzu „Und womit hab’ ich dich eigentlich verdient…?“ „Weil ich dich liebe, weil du für mich das Wichtigste auf der ganzen Welt bist, weil ich dich einfach über alles liebe, Amy…“ lächelnd tunkte Nick eine Erdbeere in die Sahne und steckte sie Amy in den Mund.
Still aßen sie auf, während er ihr bei jeder Erdbeere näher rückte. Bei der letzten Beere war sein Mund nur noch einen Zentimeter von ihren Lippen entfernt. Gerade als Amy runtergeschluckt hatte und ihn küssen wollte, drehte Nick sich nochmal weg und stellte die nun leere Schüssel schnell auf den Fußboden.
„Wo waren wir grade?“ stellte er sich ahnungslos und grinste sie so süß an, dass Amy meinte, ihr Herz würde gleich rausspringen. „Hmm…“ machte sie nur – mehr konnte sie nicht mehr sagen, weil da schon seine Lippen auf ihren waren. Nick zog sie bald zu sich ins Bett.
Sekunden später waren die Küsse so heiß, dass Amy das ‚Verbot‘ nicht beachtete und über Nicks Unterhose herfiel, was er gar nicht bemerkte. Wieder und wieder küssten sie sich. Mal ganz zärtlich, mal voller Leidenschaft. Er wanderte erneut mit seinem Mund nach unten. Er umkreiste eine Brustwarze mit seiner Zunge, biss und knabberte daran, während er seine Finger in ihre Scheide gleiten ließ. Rein, raus. Amy wollte sich vor Lust aufsetzen, aber Nick drückte sie sanft zurück. Sie konnte kaum noch atmen, zitterte am ganzen Körper und stöhnte auf.
In einer Atempause keuchte er „Hast gewonnen, Schatz.“
„So, Brüderchen, jetzt entführen wir dir Amy mal!“ Kaum als die beiden am nächsten Tag auf Freeland angekommen waren, zerrten Lena und Jeanette Amy weg.
Amy wehrte sich und fragte „Was habt ihr vor mit mir?“ „MÄDELSTAG!“ brüllten sie lachend. „Erst fahren wir zu Silver – Dr. Walther hat vorhin angerufen… Danach shoppen wir eine Runde. Und keine Widerrede!“ ergänzte Lena. „Ja, ist ja schon gut, bevor ihr mich wirklich entführt!“ lachte Amy. Ihre Freundinnen streckten ihr synchron die Zungen raus und wollten sie mitschleppen, als Nick grinsend dazwischen ging. „Gebt uns zehn Minuten.“ „Nee, höchstens eine halbe.“ korrigierte Lena ihren Bruder. Der verhandelte „Fünf?“„Na gut, fünf Minuten, aber keine Sekunde mehr.“ Lena und Jeanette ließen Amy los und verzogen sich in Richtung Auto. „Diese zwei bring’ ich doch nochmal um…“ murmelte Nick grinsend und umarmte Amy.
„Bruderherz?! Die fünf Minuten sind um, Amy gehört jetzt uns!!!¨ kamen Lena und Jeanette herbeigestürmt. „Könnt ihr uns nicht noch fünf Minuten geben?“ fragte er mit genervtem Blick. „Nein, wir haben noch viel zu tun und brauchen die Zeit, also lass’ Amy jetzt endlich uns über!“ meckerte Lena sofort los. Amy und Nick rollten nur mit den Augen und gingen dann Richtung Hof.
Vor dem Auto, wo Lena und Jeanette schon drinnen saßen, blieben sie stehen und knutschten noch eine Runde, bis Jeanette genervt die Fensterscheibe herunter ließ und fragte „Amy, brauchst du noch eine Extraeinladung?“Amy musste lächeln und gab Nick noch einen letzten Kuss, bevor sie einsteigen wollte. Doch Nick hielt sie nochmal fest. „Hier, kauf’ dir was Schönes.“ Er drückte ihr einen 500 Euro-Schein in die Hand, küsste sie zum Abschied noch auf die Stirn und flüsterte „Ich liebe dich.“ Ich will nicht weg…, seufzte Amy und sagte „Ich dich auch.“ „Bis später, Mausi.“ winkte Nick noch dem vom Hof fahrenden Auto hinterher.
„So, jetzt schnell zu Silver, gib’ Gas Lena!“ sagte Amy nachdem sie sich angeschnallt und zurück gelehnt hatte. „Jaja, schon gut.¨ lachte diese und bog ab auf die Hauptstraße. „Ich freu mich so, endlich mal wieder mit euch unternehmen zu können.¨ begann Jeanette. „Ich weiß schon nicht mal mehr, wann ich das letzte Mal shoppen war!“ schmunzelte sie dann. „Ja, ich auch nicht…¨ murmelte Amy und überließ das Reden dann wieder ihren Freundinnen.
Als die drei nach einer Weile bei der Tierklinik ankamen, sprang Amy sofort aus dem Wagen und rannte zu Silverado in die Box. „Hallo mein Süßer, na wie geht es dir?“ fragte sie vorsichtig. Seine Augen wirkten trüb, als wäre er nicht ganz da. Sie streichelte gedankenverloren Silverados Hals und merkte nicht, wie Lena und Jeanette mit Dr. Walther in den Stall gelaufen kamen.
Mit einem „Hallo Frau Kidman!“ wurde sie auf einmal von dem Arzt aus den Gedanken gerissen. „Oh, guten Tag!“ sagte sie überrascht und platzte sofort heraus „Wie sieht es aus? Gibt es schon etwas neues?“Als hätte er mit dieser Frage gerechnet, begann er zu erklären „Nun ja, also die Entzündung ist doch nicht so ‚einfach‘ wie wir dachten. Er braucht wirklich erst einmal strikte Boxenruhe. Wie lange kann noch keiner sagen, wir müssen schauen wie sein Bein verheilt.“
„Aber er wird wieder richtig gesund, oder?“ fragte Amy schon etwas ernüchtert. „Naja, so einfach lässt sich das nicht sagen. Bis jetzt lässt er auch niemanden außer Ihnen an sich heran. Wir mussten ihm Beruhigungsmittel verabreichen damit wir ihn noch einmal untersuchen konnten.¨ antwortete der Arzt. „Okay, was heißt das jetzt genauer?“ fragte Amy verunsichert. Sie ahnte nichts Gutes. „Naja, solange er sich nicht anfassen lässt von anderen Personen, ist es sehr schwer ihn zu Therapieren.¨ Sie nickte nur ab. „Könnt ihr mich bitte mal allein mit Silver lassen?“ fragte sie nur leise und die anderen verließen stumm den Stall.
Amy machte vorsichtig die Boxentür auf und ging hinein. Silverado humpelte in die hinterste Ecke seiner Box. „Hallo…“ schluchzte Amy. „Silver… Wenn ich nicht wäre, ginge es dir besser… Ich mach’ mir solche Vorwürfe, Junge…“ Jetzt fing sie an zu weinen. „Hätt’ ich doch nur das getan, was sie von mir verlangt hätten… Timon, Sue…“ Ihre Beine konnten sie nicht mehr tragen, so hockte sie sich hin. Und vergrub ihren Kopf zwischen den Händen. Plötzlich stupste sie jemand liebevoll an. Blies ihr sachte ins Gesicht.
Amy schaute auf. Direkt vor ihr stand der Hengst. Sie erhob sich blind und schlang ihre Arme weinend um Silverados Hals. „Ich hab’s doch nicht verdient, Silver… Dein Vertrauen… Nick… Ich hab’ euch doch überhaupt nicht verdient…“
Sie hörte Stimmen, die „Amy, kommst du?“ fragten, aber das ignorierte Amy vollkommen. „Erde an Amy?! Wir wollen doch shoppen!“ Erst jetzt merkte sie, dass Lena und Jeanette zurückgekommen waren. „Ja… Geht doch alleine. Ich bin nicht mehr in Stimmung dazu…“ Gedankenverloren kraulte Amy Silverados Hals, während ihr Gesicht immer noch tränenüberfüllt war.
Lenas und Jeanettes Geflüster interessierte sie nicht. Amy wünschte sich nichts sehnlicher, als wieder allein zu sein. Oder wenn wenigstens Nick da wär’…, den Gedanken löschte sie schnell wieder, weil sie erneut anfing, zu weinen. „Amy, komm schon!“ forderte Jeanette sie eindringlich auf. Doch sie schüttelte nur den Kopf und flüsterte mehr für sich als für Lena und Jeanette „Wenn ihr was für mich tun wollt, lasst mich alleine.“ Die beiden gaben schließlich auf und verabschiedeten sich verständnisvoll. Amy kuschelte ewig unter Tränen mit dem Hengst.
Als auf einmal die Boxentüre aufging, erschrak Amy. Silverado zog sich sofort humpelnd wieder zurück in seine hinterste Ecke, wo er sie misstrauisch beäugte. „Lena und Janny haben mich angerufen… Was ist los?“ Diese Stimme reichte Amy vollkommen aus. Sie warf sich schluchzend in seine Arme. Mehr brauchte Nick nicht tun.
Sie wussten beide nicht, wie viel Zeit vergangen war, als Amy wieder aufsah. Nick strich ihr mit dem rechten Daumen die letzten Tränen weg. „Meine Arbeit ist eigentlich jetzt erledigt…“ sagte er leise und grinste, als Lena und Jeanette lachend hereinstolzierten.
Durch die vielen Leute wurde Silverado unruhig. Er schlug mit dem Kopf. Seine Augen rollten. Seine Nüstern blähten sich auf. Er war kurz vor dem Durchdrehen. Er kollabierte fast. Amy flüsterte zu Nick „Geh bitte mal aus der Box, ich will nur ein einziges Mal versuchen, ihn zu beruhigen.“ Als Nick leise aus der Box verschwunden war, machte sie sich wieder klein. Sie beachtete den Hengst nicht, sondern ließ Sägespänen durch die Finger rieseln. Manchmal hob Amy ganz leicht den Kopf, um zu sehen, was Silverado macht.
Es dauerte eine Ewigkeit, so kam es Amy vor, als ihr Palomino endlich wieder ruhiger wurde. Doch sie wartete noch, bis er zu ihr rüber kam. Und nach langer Zeit humpelte Silverado Richtung Amy. Stupste sie sanft mit den Nüstern an und blies ihr ins Gesicht. Amy lächelte leicht und stand vorsichtig auf. „Na du? Hast mich ja lange genug warten lassen…“ flüsterte sie. „Ich komm’ morgen wieder, Silver. Versprochen.“ Sie gab ihm noch ein Bussi auf die Nüstern und streichelte ihn zwischen den Augen, ehe sie ihm den Rücken zuwandte und leise aus der Box ging.
Draußen warteten Lena, Jeanette und Nick. „Kommt, Mädels! Gehen wir endlich shoppen!“ rief Jeanette Amy und Lena entgegen. „Muss das sein?“ maulte Amy – sie wäre viel lieber jetzt bei Nick. „Ja, Amy, es muss sein! Also beweg’ dich hierher!“ kommandierte Lena rum. Sie schaute sehnsüchtig zu ihrem Freund hoch. Nick fragte grinsend „Wie wär’s, wenn ich euch begleite?“ „Nein, Brüderchen! DU musst dich um die Pferde kümmern!“ meckerte Lena gleich wieder los, während Amy „Ja, ja, ja!“ schrie.
„Ach, kommt schon! Du weißt genau, dass ihr die Pferde schon versorgt habt, während Amy noch zuckersüß geschlafen hat.“ argumentierte er. Amy errötete leicht und schwieg besser, bevor sie etwas sagte, was sie früher oder später bereuen würde. „Wenn dir die Pferde nicht genug Arbeit sind, geben wir dir gerne den Büro-Kram von drei Jahren, nicht wahr, Janny?“ lächelte Lena. Jeanette nickte begeistert. „Da sitzt du mindestens zwei Wochen dran.“ „Ja, ist gut! Könnt aufhören, ihr zwei.“ Nick gab stöhnend auf. „So ist’s brav, Brüderchen… Jetzt brauchen wir nur noch Amy und dann zisch ab. Und bis heute Abend ist die Buchhaltung von den letzten drei Jahren fertig, klar? Dann bekommst du sie auch wieder.“ schmunzelte Lena.
Nick näherte sich Amy zum Abschied nochmal und schlang seine Arme um sie. Ihre Lippen berührten sich. Amy vergaß alles um sich herum und erwiderte den Kuss, der schnell leidenschaftlich wurde. „Wird’s bald?“ Lena und Jeanette wurden ungeduldig. „Bis später, Amy.“ murmelte Nick außer Atem und küsste sie erneut – diesmal zärtlich –, ehe er sie los ließ. Dann drehte er sich um und ging.
„Na endlich.“ seufzte Lena und fuhr fort „Also, wo wollen wir als Erstes hingehen?“ „Mir egal, solange wir heute noch irgendwo eine Hose für mich finden. Ich brauch‘ mal wieder eine Ordentliche.“ antwortete Jeanette. „Brauchst du irgendetwas Besonderes, Amy?“ fragte Lena und wartete auf eine Antwort. Und wartete, doch sie bekam keine. Sie wedelte Amy vor dem Gesicht herum, als diese aufschreckte. „Ich hab dich etwas gefragt“ sagte sie nochmal zur Erinnerung. „Ähm, was wolltest du wissen?“ fragte Amy etwas verlegen. Jeanette mischte sich ein „Ob du etwas bestimmtes brauchst hat Lena dich gefragt.“ „Achso… Nein, eigentlich nicht.“ sagte Amy leise und starrte in die Richtung, in der Nick verschwunden war. Lena und Jeanette schauten sich gespielt genervt an und gingen nun, Amy hinterher ziehend, in die Einkaufspassage.
Eine Woche später klingelte am Vormittag das Telefon. „Amy, für dich!“ schrie Jeanette aus dem Fenster. Amy war gerade dabei, Angel für ein Springtraining zu satteln. „Komme, Janny!“ rief sie zurück und rannte ins Haus.
Sie keuchte am Telefon „Ja?“„Hallo, Frau Kidman!“ begrüßte Dr. Walther sie freundlich am Ende der Leitung. „Hallo, Sie hätten doch nicht anrufen brauchen, ich wär’ heute schon noch gekommen…“ wunderte sich Amy.„Ähm, ja, aber bitte mit Pferdeanhänger… Silverado kann nicht länger hierbleiben. Er hätte heute Vormittag fast eine Mitarbeiterin, die ihn nur füttern wollte, gebissen… Tut mir Leid, aber das kann ich nicht verantworten. In der Box kann er auch bei ihnen auf dem Hof stehen, ihn geht es schon nicht mehr so schlecht.“ Amy sagte erschüttert, sie sei in einer halben Stunde in der Klinik, verabschiedete sich und legte auf.
Sie ging zurück zu Angel, der ihr freudig entgegenwieherte. „Sorry, Junge, aber jetzt wird’s nichts mit unserer Runde…“ Schnell sattelte und trenste sie Angel wieder ab und brachte ihn anschließend auf die Weide.
Amy stieg sofort aus, als das Auto anhielt. „Da sind Sie ja!“ Dr. Walther hatte offensichtlich schon auf sie gewartet. Amy gab ihm die Hand und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Hengst. „Er braucht noch mindestens drei Wochen Boxenruhe mit möglichst wenig Bewegung. Achten Sie darauf, dass das Bein nicht heiß wird. Wenn doch, müssen Sie mich kontaktieren. Hab’ ich irgendwas vergessen?“ Dr. Walther überlegte kurz. „Nein, das war’s… Wir bleiben in Kontakt. Ich muss jetzt los. Tschüss und alles Gute!“
Amy murmelte „Danke, tschüss.“ und öffnete vorsichtig Silverados Boxentür. „Hallo mein Süßer…“ Langsam ging sie auf Silverado zu. „Hey… Was machst du bloß für Sachen, Silver…? Sie wollte dir doch nur dein leckeres Futter geben.“ Der Hengst spitzte die Ohren und schnaubte, als könnte er Amy verstehen. Sie lachte leicht und kraulte ihm die Stirn. Nachdem sie ihm vorsichtig ein Halfter angelegt hatte, führte Amy Silverado hinaus. Den Pferdeanhänger hatte sie direkt vor dem Stall geparkt und sie versuchte nun Silverado hinauf zu führen, doch er blieb nervös davor stehen. „Silver, es ist alles in Ordnung, den Hänger kennst du doch!“ redete sie leise auf den Hengst ein und streichelte ihn beruhigend am Hals. Nach ein paar Minuten hatte er sich wieder entspannt und Amy versuchte erneut ihn auf den Hänger zu führen. Silverado zögerte kurz, aber als Amy noch einmal auffordernd mit der Zunge schnalzte ging er hinauf. „Fein gemacht!“ lobte Amy ihn ausgiebig.
Wieder zurück auf Freeland lud Amy sofort ab und brachte ihn in seine alte Box. „So, willkommen zurück zu Hause, mein Süßer.“ lächelte sie, während sie ihn ausgiebig am Hals kraulte. Auf einmal hörte sie Schritte. Kurz darauf stand jemand direkt hinter ihr. „Mein Süßer? Muss ich mir Sorgen machen?“ wurde ihr ins Ohr geflüstert. Natürlich war es Nick. Amy antwortete gespielt grübelnd „Also… Ich, ähm…“ „Willst du mir etwas gestehen?“ hakte er nun etwas unsicher nach.
Amy drehte sich um und blickte auf den Boden „Du bist nicht der einzige ‚Mann‘ in meinem Leben. Es gibt da noch…“ Auf einmal konnte sich Amy nicht mehr halten und prustete laut los. „Wer ist es?!“ fragte Nick jetzt gespielt schockiert. Amy schaute auf den Boden und sagte, als sie sich etwas beruhigt hatte, leise „Nun ja, ich würde behaupten, du kennst ihn…“ und bevor Nick noch etwas erwidern konnte hatte sie ihm schon einen Kuss auf die Lippen gepresst. Nick zog sie in seine Arme und küsste sie leidenschaftlich.
Doch auf einmal wurde Nick zur Seite geschubst. Es war der andere ‚Mann‘ von Amy. Silverado drängelte sich zwischen die Beiden. Sie lachte und kraulte ihn an der Stirn „Silver, du bist doch nicht etwa eifersüchtig, oder?“ Als würde er sie verstehen, schnaubte der Hengst laut. Da schaltete Nick sich empört ein „Eeeh, hat er etwa keinen Grund, eifersüchtig zu werden?“ Amy kicherte und ging einen Schritt auf Nick zu. Sie legte ihre Lippen sanft auf seine. Dann löste sie sich von Nick und gab Silverado einen Kuss auf die Nüstern, der sie gerade anstupste.
Als die drei Wochen Boxenruhe um waren, begann sie langsam damit, Silverado zu bewegen. Dr. Walther hatte sein Okay dafür gegeben, da es keine weiteren Zwischenfälle gegeben hatte. Anfangs führte sie ihn einfach im Schritt ein paar Runden über den geteerten Hof. Sie ging immer ein kleines Stückchen weiter mit ihm, um die Sehne langsam zu trainieren. Dr. Walther kam in dieser Zeit auch einmal vorbei und war erstaunt über die Fortschritte, die Silverado machte.
So kam es auch, dass Amy den Hengst nach zwei Wochen das erste Mal longierte. Zunächst nur 10 Minuten im Schritt. In den nächsten Tagen ließ sie ihn immer länger laufen, wechselte dabei ziemlich oft die Richtung und ging auch ein paar Bahnfiguren, damit es Silverado nicht langweilig wurde. Ihm ging es von Tag zu Tag besser.
Nach knapp zwei Monaten durfte er erstmals seit dem Unfall traben. Er schien es vermisst zu haben, denn er wollte nicht mehr aufhören. Amy hatte große Mühe ihn wieder zu beruhigen, doch ihr gelang es dann ziemlich schnell. Die Trababschnitte wurden jede Woche länger.
Nachdem weitere Wochen vergangen waren, durfte sie mit Silverado einen Ausflug in den Wald machen. Sie ging vormittags in seine Box, um ihn dafür zu putzen. Nick machte in der Zeit Angel fertig, die zwei wollten Amy und Silverado begleiten. Nach ungefähr 10 Minuten waren beide Pferde startklar. Amy ging mit voraus, Nick und Angel folgten ihnen. Als sie in dem Waldstück ankamen rückte Nick auf, der Weg war nun breit genug für zwei Pferde.
„Er macht schon gute Fortschritte, nicht wahr?“ fragte Nick. „Ja“ erwiderte Amy stolz. „Es geht immer weiter bergauf. Wenn er so weiter macht, können wir in 2 Monaten auch schon versuchen zu reiten, hat Dr. Walther gestern Früh am Telefon gesagt.“ „Das ist ja toll!“ meinte Nick positiv überrascht. „Ja, finde ich auch. Ich hoffe nur, dass er dann auch ruhig bleibt und nicht übermütig wird. Das wäre sehr schlecht und könnte uns wieder weit zurück werfen.“ grübelte sie. „Stimmt… Aber wenn du willst, helfe ich dir anfangs dabei.“ zwinkerte er Amy zu. Sie nickte. Dann wurde der Waldweg wieder schmaler und Nick blieb hinter ihr zurück. Die Ausflüge in den Wald wurden nun öfter wiederholt und länger gestaltet. Schon bald kamen auch hier diverse Trabpassagen hinzu.
Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, war der Tag gekommen, als Amy endlich wieder auf Silverados Rücken steigen durfte. Sie stand an diesem Tag extra zeitig auf. Schon bald stand sie in der Dusche. Sie trällerte fröhlich vor sich hin, deshalb bemerkte sie auch nicht, wie sie Besuch im Badezimmer bekam.
„Guten Morgen, Mausi.“ säuselte Nick ihr ins Ohr, als er zu ihr in die Dusche stieg und sie von hinten umarmte. Amy atmete blitzartig ein. Erstens war Nicks Haut ziemlich kalt, zweitens war sie sehr erschrocken. Er schob ihre nassen Haare zur Seite und küsste sich ihren Hals entlang. Gleichzeitig streichelten seine Hände an ihrer Hüfte entlang, bis zu ihren Brüsten hinauf. Sie atmete abermals tief ein und schmiegte sich eng an ihn. Als Nick mit einer Hand tiefer glitt und bei ihrem Schritt Halt machte, konnte sie ein Stöhnen nicht unterdrücken. „Nick…“ flüsterte sie. „Was denn, Mausi?“ erwiderte er zwischen zwei Küssen an ihrem Hals. „Silver… Reiten…“ Mehr brachte sie in diesem Moment nicht heraus. „Achso. Meinst du nicht dass er noch eine halbe Stunde auf dich warten kann?“ Als Antwort bekam er nur ein weiteres Stöhnen, als seine Finger nun zwischen ihre Beine glitten.
Eine wundervolle Stunde später stand sie angezogen auf dem Hof und war auf dem Weg zu Silverado in die Box. „Na mein Süßer, wie geht’s dir heute? Bereit zum Reiten?“ frohlockte sie. Er schnaubte. Amy holte aus der Sattelkammer das Putzzeug, stellte es draußen hin und brachte anschließend auch Silverado auf den Putzplatz.
Nach einer viertel Stunde glänzte sein Fell und Amy holte Sattel und Trense. „So, kennst du das noch?“ Sie ließ Silver kurz daran schnuppern und dann legte sie ihm den Sattel vorsichtig auf den Rücken. Der Hengst blieb ruhig stehen. Sie machte den Sattelgurt erst ganz locker fest. Als sie Silverado aufgetrenst hatte, zog sie den Gurt fester. Silverado fing an leicht zu tänzeln, doch er beruhigte sich auch wieder schnell. „Super!“ lobte sie ihn. „Dann können wir ja jetzt anfangen.“
Sie führte ihn auf den Reitplatz, wo Nick schon wartete. Sie stellte Silverado in der Mitte der Reitbahn auf. „Womit möchtest du anfangen?“ fragte Nick. „Ich glaube, ich longiere ihn erst einmal kurz. Er soll sich an den Sattel gewöhnen.“ Ihr Freund nickte und reichte ihr eine Longe. „Danke.“ lächelte sie ihm zu.
Er machte Platz und dann konzentrierte sie sich auf Silverado. Der Hengst lief ohne Probleme im Schritt und Trab, sodass Amy schon bald Nick zu sich rief „Hilfst du mir jetzt bitte?“ Als er bei ihr war, fuhr sie fort „Hältst du ihn mal fest? Aber lass ihm auch etwas Spielraum.“ Nick tat, was im beauftragt wurde. Amy schaute nochmal, ob der Sattelgurt auch festgezogen war, und stellte einen Fuß in den Steigbügel. Dann lehnte sie langsam ihr Gewicht drauf. Silverado schnaubte nervös, jedoch blieb er stehen. Als sie komplett im Steigbügel stand, ließ sie Nick los laufen.
Da Silverado ziemlich ruhig ging, schwang sie schon bald ihr Bein über seinen Hintern. Eine Runde führte Nick Silverado noch an einem Führstrick, dann machte er diesen ab. Sie ritt langsam verschiedene Bahnfiguren. Silverado reagierte noch immer auf jeden Schenkeldruck. Amy fiel deshalb ein Stein vom Herzen. Nach einer halben Stunde hörte sie dann auf. Für diesen Tag hatte sie ihren Hengst genug gefordert.
Eines verschneiten, späten Abends saß Amy mit Lena und Jeanette gemütlich auf der Couch. „Ist’s hier schön warm…“ meinte Lena seufzend. „Was wollen wir tun? Spiele spielen? Fernsehen? Oder einfach quatschen?“ Jeanette war sofort begeistert und forderte grinsend „Spielen!“ „Wenn’s sein muss…“ sagte Amy lächelnd. „Mensch ärgere dich nicht?“ Lena hatte das Spiel von einem Regal hergeholt.
Da kam Nick herein. „Mädels, ihr könntet mir auch mal heiße Wassereimer schleppen helfen, anstatt hier rumzusitzen und nichts zu tun!“ beschwerte er sich. „Wir sitzen hier nicht rum, wir spielen, Brüderchen. Willst du auch mitspielen?“ fragte Lena.
Nick grinste und meinte „Von mir aus… Wenn ihr unbedingt verlieren wollt, bitte.“ Lena lachte laut auf „Haha, wer hat immer gegen Mama, Papa und dich gewonnen?! Das war immer noch ich, nicht du, Nickileinchen.“ „Wer ist wer?!“ Jeanette hatte schon alles aufgebaut. Amy verkündete „Ich nehm’ rot.“ „Okay, dann bin ich blau.“ Nick setzte sich neben Amy und legte einen Arm um sie. „Janny?“ wollte Lena wissen. „Ich wähle grün.“ „Oki, dann bin ich gelb. Wer die höchste Zahl würfelt, beginnt.“ Lena nahm die Würfel in die Hand und würfelte eine Zehn. Danach würfelte Jeanette eine Acht. „Ladies first.“ meinte Nick. Amy gelang eine Neun und Nick eine Drei. „Lena, fang an.“
Sie spielten eine Ewigkeit. Am Ende gewann Amy vor Nick vor Jeanette vor Lena. Amy lachte „Yeah, gewonnen… Tut mir ja so leid, Schatzi…“ und tätschelte Nick. „Ich hab’ dich doch nur gewinnen lassen!“ neckte er lachend zurück. „Weißt du…“ wollte Amy erneut anfangen, wurde aber von Lena unterbrochen. „Seid mal leise! Ich glaub’, ich hör’ Pferde!“
Augenblicklich wurde es mucksmäuschenstill. Und tatsächlich hörten sie Pferde, die im Tiefschnee weggaloppierten. „SCHEISSE!!!“ alle sprangen auf und rannten gleichzeitig in den Flur. Amys Reißverschluss klemmte, als sie ihre Winterjacke zumachen wollte. „Amy???!!! Kommst du?!“ rief Lena von draußen. „Ja! Kümmert euch nicht um mich! Ich komm’ nach!“ schrie sie zurück.
Endlich gab der Reißverschluss nach und Amy stürzte sich hinaus in den Schnee. Weit und breit waren Lena, Jeanette und Nick in der Dunkelheit verschluckt. Amy stürmte in die Sattelkammer und holte einige Halfter. Danach lief sie den Hufspuren im Schnee entlang und fand Angel am Gartentor. Schnell halfterte sie ihn und brachte ihn zurück in seine Box, in den lichthellen Stall.
Sie hatte Angels Boxentür gerade zugemacht, als es geschah. Der Stall wurde finster. Amy sah nicht mal mehr ihre Hände. Angst machte sich in ihr breit. Sie hörte Schritte. „Lena? Janny? Nick? Seid ihr das?“ fragte Amy in die absolute Dunkelheit. Doch niemand antwortete. Urplötzlich spürte sie, dass sie von hinten berührt wurde. „Nick! Das ist gar nicht witzig!“ beschwerte Amy sich. Noch immer Stille.
Nun wusste Amy, dass es nicht Nick war. Er würde sie nie so verängstigen. Sie zitterte am ganzen Körper. Nicht aus Kältegründen, aus Angst. „HIIIILFE!!!“ schrie sie, in der Hoffnung, Nick oder irgendjemand würde sie hören. Aber Amy war mutterseelenallein in der Dunkelheit.
Sie tastete sich ab. Suchte nach ihrem Handy in diversen Jackentaschen. Als sie es endlich hatte, schlug ihr es jemand wieder aus der Hand. Amy versuchte, zu entkommen, jedoch stolperte sie über die Halfter, die sie vorher einfach auf den Boden geschmissen hatte. Sie fiel schreiend hin. Fasste sich an das rechte Knie und fühlte Blut.
Unsanft wurde sie wieder auf die Beine gestellt und bekam die Augen mit einem kratzigen, stinkenden Tuch verbunden. Amy wurde einfach mitgezogen, sie konnte sich wehren, wie sie wollte. Es half nichts. Überhaupt nichts. Sie wurde in ein Auto geschubst.
Irgendwann hielt das Auto. Wo, wusste Amy nicht. Wieder wurde sie mitgeschleppt, eine Treppe hinunter. Die Person ging einfach nach oben, sobald sie Amy eingesperrt hatte. Amy bekam ihre Augenbinde nur mit Mühe herunter, weil sie so festgeschnürt worden war. Sie schaute sich blinzelnd um. Es gab wenigstens etwas Licht von einer einzigen, alten Glühlampe, die einfach in der Mitte des Raumes hing.
Offenbar war sie in einen alten, muffelnden und staubigen Keller eingeschlossen. Dieser war mit einer uralten, stinkenden, unbequem aussehenden Luftmatratze ausgestattet. Amy ging zur modrigen Holztür und hämmerte daran. „HALLO??? ICH WILL RAUS!“ Sie brüllte und klopfte, bis sie heiser war und ihre Hände schmerzten. Erst dann setzte sie sich auf die Matratze und fing an, furchtbar zu weinen.
„Hör’ jetzt auf, zu heulen!“ donnerte irgendwann eine Stimme, vor der es Amy graulte, und Schritte erklangen. Ein Schloss wurde aufgemacht. Amy hielt den Atem an. Vor ihr stand Timon. „T-T-Timon?“ stotterte sie ängstlich. Er kam bedrohlich grinsend näher und feixte „Ja, so heiß’ ich: T-T-Timon.“ Wieder verband er ihr die Augen mit dem grauen Tuch von vorher und sagte dann „Abmarsch nach oben, sofort!“
Amy stolperte also nach oben, wo sie gleich von Timon in ein anderes Zimmer gebracht wurde. „So ist’s fein, Schätzelein. Jetzt zieh’ dich noch brav aus, ja?“ kommandierte er. Jedoch machte sie es nicht, sondern sagte stur „Nein!“ „Oh, doch…!“ lachte Timon. „Sonst kriegst du drei Tage nichts zu essen und verhungern willst du ja auch nicht, oder?“ „NEIN! Ich werde mich nicht ausziehen!“ schrie sie.
Er gluckste. „Muss man immer alles alleine machen, Süße?“ Timon näherte sich ihr und machte ihre Jacke auf. „Schätzchen, warum bist du so dick eingepackt? Ab sofort trägst du nur noch eines meiner Unterhemden…“ Er zog ihren Pulli und das Unterhemd auf einen Schlag aus. „Und einen BH trägst du auch noch… Nee, nee, nee… So, nun leg’ dich mal hin.“ Amy wusste, dass sie zu schwach war und gehorchte stumm. Unter ihrem Tuch liefen ununterbrochen Tränen. Sie legte sich steif auf eine harte, dünne Matratze, wo Timon ihr gleich ihre Schuhe auszog. „Die brauchst du auch nicht bei mir. Aufstehen, aber dalli!“
Zittrig stand sie auf und Timon gab ihr einen leichten Kuss auf den Mund, während seine Hände hinter zu ihren BH gingen. Er machte ihn auf und streifte langsam und mit funkelnden Augen die Träger ab. Danach strichen seine Finger hinunter zu Amys Po. Dort blieben sie erst einmal kurz und grapschten umher. Timon kniete sich vor Amy hin, machte den Jeansknopf auf und zog die Hose mitsamt dem Slip aus. „Auch das kommt weg…“ Und dann verstaute er alle Sachen von Amy irgendwo.
Als Timon wieder zurückkam, stand Amy immer noch zitternd so da. „So… Süße, jetzt bist du an der Reihe.“ lachte er. „Leg’ dich hin und mach deine Beine auseinander.“ Amy stellte sich stur und fragte „Was, wenn nicht?!“ „Ach, komm schon! Wie gesagt, du kriegst drei Tage nichts zu essen und zu trinken, wenn du dich auch nur ein einziges Mal noch wehrst…“ Lachend fügte er „Ich hab’ alle Zeit der Welt, ich kann warten. Oder wie wär’s mal im Stehen?“ hinzu. Sie zögerte kurz, beschloss aber dann doch, ihm zu gehorchen. Hab’ ja eh keine Chance gegen ihn…
Ewigkeiten später bekam Amy ein weißes Unterhemd angezogen, sonst nichts. Nicht mal mehr ihre Unterhose hat sie zurückbekommen. Timon führte sie wieder hinunter in den Keller. „Ruh’ dich mal aus, ich bring’ dir was zum Essen.“ er ging auf Nummer sicher und sperrte ab. Amy tat ihre Augenbinde erneut herunter, erschöpft und am ganzen Körper zitternd setzte sie sich auf ihre Luftmatratze.
Da knackte das Schloss erneut und Timon stellte einen Teller mit uraltem, teils schon schimmligen Brot und einen Plastikbecher mit Wasser auf dem Fußboden. Ohne ein Wort verschloss er dann die Tür wieder und ließ Amy weinend und frierend alleine zurück.
Nick
„Lena?! Ich geh’ zurück nachhause. Ich nehm’ Silver und Layla mit…“ sagte Nick nach einer Stunde Pferdeeinfangen. Lena und Jeanette nickten. „Wir kommen auch bald nach!“ Er nahm also die beiden Pferde an die Führstricke und machte sich auf den Weg nach Freeland.
„So, ihr zwei Ausreißer. Da wären wir…“ Nick nahm Silverado und Layla an eine Hand, um das Licht anzuknipsen, danach führte er erst die Friesenstute Layla in ihre Box und dann Silverado in seine. Auf dem Rückweg schaute er noch ins Gutshaus rein, aber da war Amy nicht, also dachte Nick sich Was soll’s… Sie ist sicher schon bei uns. Doch er konnte sie auch in der Villa nirgends finden. Plötzlich brummte sein Handy. Nick, komm nochmal nach Freeland, Paulina ist gekommen. Lena Er rannte den Weg zurück, den er gekommen war.
Seine Schwester, Jeanette und die Polizistin saßen angespannt auf dem Sofa, als Nick das Wohnzimmer betrat. Paulina gelang ein leichtes Lächeln, als sie sich begrüßten. Ihr Gesicht verhärtete sich aber wieder.„Pauli, was gibt’s…?“ fragte Lena ihre Freundin, der sie so ähnlich war. Paulina verdrehte nur die Augen, als ihr Spitzname fiel, und fing an. „Timon ist uns gestern entkommen, Leute… Wir wissen nicht, wie er’s geschafft hat, aber Fakt ist: Er ist wieder frei. Natürlich suchen wir nach ihn, aber bis jetzt haben wir keine Spur…“ Jetzt wurden alle blass.
Irgendwann, als Nick die Stille nicht mehr aushielt, fragte er „Lena und Janny… Habt ihr eigentlich Amy gesehen?“ Sie schüttelten synchron die Köpfe und Paulina fragte sofort, warum. „Die Pferde sind vorhin ausgebrochen und Amy hatte Probleme mit der Jacke… Also sind wir ohne sie gegangen… Als ich zurückgekommen bin, war Angel in seiner Box, aber ich hab’ Amy nirgends gefunden…“ klärte Nick sie auf.
„Hast du im Stall nachgeschaut?“ wollte Paulina wissen. Er schüttelte den Kopf. Alle erhoben sich nun, zogen ihre Jacken wieder an und gingen erneut zu den Pferden. Lena fielen sofort die Halfter von Amy auf. „Schaut mal her!“ „Das ist doch getrocknetes Blut, da unten…!“ erspähten Paulinas Polizistenaugen. Ein paar Schritte weiter fanden sie die Überbleibsel von Amys Handy und ihre Halskette. „Ich glaub’, Timon steckt dahinter…“ Nick schluckte hart. Paulina nickte zustimmend und Lena und Jeanette flüsterten nur fassungslos „Ja…“
Nick
Sie beratschlagten sich noch ewig im Gutshaus, was sie tun sollten, bis Lena müde sagte „Wär’s nicht besser, wenn wir uns bisschen hinlegen?“
Am nächsten Tag hatte Jeanette die Idee. „Leute! Ich hab’s! Und zwar…: Wie wär’s mit einem Lottogewinn für Timon?!“Alle sechs Augen starrten Jeanette unwissend an und sie stand auf und erklärte es ihnen im Laufen genauer. Paulina sagte dann „Geniale Idee!“
Amy
Keine zwei Stunden schlief Amy in dieser Nacht. Ihre Glühbirne hatte in der Nacht ihren Geist aufgegeben, sie saß also in der Finsternis.Weinend verbrachte sie einen weiteren Tag… Sie wurde geholt und erst in der Nacht wieder in ihr Verließ gebracht.Am nächsten Morgen kam Timon, nur in Unterhose, schon wieder.„Na, Süße? Süß geträumt?“ Sie nickte nur stumm und verängstigt. Timon befahl „So, Schätzchen… Herkommen!“ Amy stand zittrig auf und ließ sich erneut die Augen verbinden. Er brachte sie hoch, in das gleiche Zimmer und zog sie und sich in Sekunden aus.„Brauchst du eine Extraeinladung?!“ fragte er sie und schubste sie dann unsanft auf die harte Matratze, während er schon grob in sie eindrang.
Das Telefon klingelte irgendwann und Timon sagte „Bleib so, wie du liegst! Ich komm’ gleich wieder und dann will ich, dass du mir einen bläst!“ Eine Minute später kam er zurück und forderte „Aufstehen!“
Amy wurde wieder das Unterhemd angezogen und kehrte in den Keller zurück. Timon warnte sie, bevor er abschloss „Ich bin kurz meinen Lottogewinn abholen. Wenn du dann nicht mehr da bist, bring’ ich deinen Gaul um!“ Amy nickte wieder stumm und setzte sich auf die Matratze. Sie zitterte vor Kälte und Angst am ganzen Körper. Fühlte sich elendig. Einsam und alleine. Von der Welt verlassen. Ihr kamen dicke Tränen, die sie nicht länger zurückhalten konnte. Sie hörte sein Auto wegfahren.
Auf einmal hörte sie kurze Zeit später jedoch im Obergeschoss Schritte. Kann doch gar nicht sein, dass er schon zurück ist… Oder?, fragte sich Amy fertig. Sie merkte, dass da mehrere Stimmen miteinander sprachen. Aber das interessierte sie nicht. Es interessierte sie auch nicht, dass ihr Name gerufen wurde. Sie wollte am liebsten nie gelebt haben.
Erst als die Stimmen lauter wurden, fiel ihr auf, dass auch die Stimme dabei war, die sie liebte. „Amy? Bist du da unten?!“ schrie Nick. Amy fand ihre Stimme nicht. Sie konnte nur bitterweinend „Nick…“ flüstern. Die marode Holztür wurde plötzlich eingeschlagen. Nick erkannte in der Dunkelheit nichts und rief schon enttäuscht nach oben „Hier ist sie auch nicht…“, als er ein Wimmern wahrnahm. „Wartet! Ich hab’ sie gefunden. Geht ihr schon mal zurück nach Freeland.“
Er machte sein Handy als Taschenlampe an und näherte sich zögernd und behutsam Amy, der immer noch dicke Tränen auf ihr Hemd tropften. „Hey Mausi… Alles gut…“ Nick legte sein Handy auf den Boden und setzte sich vorsichtig neben sie. „Schscht… Dir kann jetzt nichts mehr passieren… Komm her, Liebling… Komm, wir gehen hier raus…“ Nick steckte sein Licht wieder in die Hosentasche, hob dann Amy vorsichtig hoch und trug sie hinauf. Amy konnte nichts mehr sehen, so stark rannten ihr ihre Tränen übers Gesicht. Er flüsterte nur „Ich bin bei dir…“ und zog ihr sanft das Unterhemd aus, um sie in ihre Sachen, die er vorher gefunden hatte, einzupacken. Anschließend hievte Nick sie in sein Auto und fuhr los.
Er hielt nicht auf Freeland, sondern nahm die Straße, die zu der Villa führte. Angekommen legte Nick Amy ins Bett und zog ihr ihre Schuhe aus. „Komm her, Amy…“ murmelte er und legte sich zu ihr. Amy schluchzte bald verzweifelt „Halt’ mich fest, Nick…“ Er rutschte zu ihr hinüber, drehte sie sanft zu sich und umarmte sie zärtlich.
„Du bist eiskalt…“ wisperte er kurz und deckte sie zu. Danach nahm er sie wieder in seine Arme. Amy fielen irgendwann die Augen zu, während sie ununterbrochen und todunglücklich weinte.„Mausi, Schlaf gut. Ich liebe dich.“ – dies war das Letzte, was sie wahrnahm.
Eine Woche war vergangen, als Amy im Schlaf „Nein… Nein… NEIN!“ schluchzte. „Amy…“ Zärtlich fuhr Nick ihr durchs Haar, sodass sie schweißgebadet aufwachte. „Mausi… Alles gut. Bin ja bei dir…“ Sie nickte nur und Tränen standen ihr in den Augen. Er zog sie zu sich und flüsterte „Schlaf weiter.“, bevor er in Sekundenschnelle wieder tief einschlief. Amy jedoch kuschelte sich so eng wie möglich an Nick und brachte kein Auge mehr zu. Sondern weinte stumm, bis sie irgendwann doch die Müdigkeit wieder einholte.
Am nächsten Morgen wachte sie dadurch auf, dass Nick nicht mehr neben ihr lag. Unten hörte Amy Stimmen.„Mensch, sie soll sich nicht so sehr anstellen…!“ rief Lena laut. Jeanette fügte hinzu „Wir wollen doch nur, dass sie mit uns auf ein kleines Turnier fährt. Das war so abgemacht!“ „Ja, war es, aber Amy wurde entführt, Lena, Janny, setzt euch doch mal in ihre Lage.“ versuchte Nick die beiden zu beruhigen.
Es reicht… Ich hab’ genug gehört!, Wut packte Amy. Sie stand auf und zog sich schnell um, während sie der Diskussion unten folgte. Augenblicklich wurde es still, als Amy den Raum betrat. „Los, redet nur weiter… Ich hab alles mitgehört!“ fuhr sie ihre Freundinnen an. „Scheint so, als wär’ euch das Turnier wichtiger als ich.“ Lena ging auf sie zu und sagte „Wir haben’s nur gut mit dir gemeint!“ „Ihr meint wohl, mir ist ja nichts Weiteres passiert, hm… Lasst mich überlegen… Ach ja, nur das, dass ich entführt wurde.“ Amy standen jetzt Tränen in den Augen. „Wisst ihr, wo er mich eingesperrt hat? Wisst ihr, was er befohlen hat? Wisst ihr, was ich essen musste?“ Schweigend schüttelten Jeanette und Lena den Kopf. „Na also! Ihr wisst NICHT, was ich durchmachen musste.“
Mit diesen Worten rannte sie schluchzend wieder hoch und knallte die Schlafzimmertür zu. Amy ließ sich ins Bett fallen, vergrub ihren Kopf unter ihrem Kissen und weinte. Sie fühlte sich mutterseelenalleine. Einsam. Von der ganzen Welt verlassen.
Auf einmal zuckte sie zusammen, weil jemand anfing, ihr den Rücken zu streicheln. Doch sie entspannte sich wieder, als Nick „Ich bin’s.“ wisperte. Nur schwer beruhigte sich Amy ein bisschen und sie brauchte lange, um sich zu überwinden, sich nicht weiter unter einem Kissen zu verstecken. „Es tut Lena und Jeanette leid, was vorher los war.“ sagte Nick und strich ihr sanft eine Träne aus dem Gesicht. „Mausi… Ich will nicht, dass du dich auch noch von mir unverstanden fühlst… Aber… Bitte, bitte red’ wenigstens mit mir mal über ihn, auch wenn’s dir schwerfällt und wehtut… Wir wollen dir doch nur helfen, Amy.“
Seufzend und immer noch weinend nuschelte Amy „Ich schaff’s nicht, darüber zu reden.“ „Amy… Liebling…“ fing er an, jedoch nickte sie dann unsicher ganz leicht und begann zögernd mit der Entführung. „Ich hab’ Angel gerade in die Box gebracht, als das Licht ausging… Erst dachte ich, ihr seid es – ihr wollt mich nur erschrecken, oder so. Doch niemand hat auf mein ‚Wer ist da?‘ geantwortet. Ich hatte auf einmal Angst und holte mein Handy, das e-er mir wieder aus der Hand schlug… Wollte wegrennen, aber fiel über irgendetwas drüber. Ich wurde dann einfach mitgeschleppt, vorher verband er mir die Augen. Angekommen, sperrte er mich sofort in den Keller ein. Ich wurde irgendwann abgeholt – natürlich bekam ich nix Anderes zu sehen, außer meinen Keller… I-ich m-m-musste mit i-ihm das erste Mal s-schlafen…“
„Komm her, Mausi.“ flüsterte Nick, als Amys Stimme brach, und nahm sie in seine Arme. „Du musst dich nicht weiter quälen, Amy. Ich kann’s mir denken, wie es weitergeht…“ Sie schüttelte leicht den Kopf, legte ihn dann auf seine Schulter und nahm blind vor Tränen und am ganzen Körper zitternd den Faden wieder auf.„Anschließend zog e-er mir n-nur ein Unterhemd a-an, holte mir steinhartes, schimmliges Brot u-und wieder war i-ich alleine…Der nächste T-Tag w-war der Schlimmste meines Lebens… R-Rund um d-die Uhr bis mitten i-in der Nacht…“
Sie konnte nur noch „N-Nick…“ flüstern. Dieser zog Amy noch enger an sich heran und murmelte „Schscht. Ich bin bei dir.“ Immer wieder streichelte er ihr sanft den Rücken, bis sie sich nach einer Ewigkeit wieder beruhigte. Erst dann sah Amy auf, blieb aber in Nicks Armen. Tonlos nuschelte sie „Danke…“ und hatte erneut Tränen in den Augen. „Kein Ding.“ meinte Nick sanft und strich ihr nachdenklich eine Strähne hinters Ohr.
„Amy, in einer Sache haben Lena und Janny Recht. Du brauchst Abwechslung. Mal was anderes, was dir guttut…“„Das Einzige, das mir guttut, bist du, Nick.“ Er grinste leicht. „Ich weiß. Deshalb… Wie wär’s: Sommer, Sonne, Strand – nur wir beide?“ Sie nickte irritiert. „Dann pack’ deinen Koffer. Übermorgen geht’s ab in die Sonne.“
Amy war nun total durcheinander und fragte „Echt?“ „Ganz zufällig muss ich in die Karibik, weil da mein ältester Freund heiratet und ich hätt’ da zufällig noch ein Flugticket übrig… Wenn du das überhaupt willst… Wenn nicht, muss ich leider Lena fragen.“ Nick lächelte. „Ähm, ich…“ Amy war sprachlos. „Weißt du, was?“ Er grinste ihr Lieblingslächeln. Sie schüttelte den Kopf. Nick sagte „Du bist total süß, wenn du sprachlos bist…“ Amy wollte etwas erwidern, aber brachte wieder keinen Ton heraus. „Und weißt du noch was?“ Als sie erneut den Kopf schüttelte, fügte er leise hinzu „Ich liebe dich. Weißt du, was ich jetzt gern tun würde?“ Bei jedem Wort kamen Nicks Lippen näher und näher, bis sie kurz vor Amys stehen blieben, sodass Amy den letzten Schritt machen musste.
Unsicher wollte sie zurückweichen, konnte aber nicht, weil er sie trotzdem zärtlich küsste. „Mausi… Entspannen…“ hauchte Nick Millimeter vor ihrem Gesicht und legte seine Lippen abermals auf ihre. Voller Liebe. Süß. Unschuldig. Amy gab den Widerstand auf, schloss genüsslich ihre Augen und seufzte. Er ließ sich währenddessen langsam zurücksinken und streichelte sie überall, wo er hinkam. Spätestens jetzt dachte Amy das erste Mal seit ihrer Entführung über nichts mehr nach und genoss es einfach, mit Nick zu kuscheln.
Später bestand Nick darauf, dass Amy ihn nach Freeland begleitete. „Komm schon. Du kannst dich nicht ewig vor der Welt verstecken. Außerdem vermisst dich Silver schon…“Amy schluckte. Das letzte Mal, als sie auf Freeland war, wurde sie entführt. Nick sah die Angst und sagte leise „Ich lass’ dich keine Sekunde aus den Augen, Amy.“ Da draußen noch Tiefschnee herrschte, fuhr er das Auto vor, während sich Amy warm anzog.
Kurz darauf erreichten sie die spiegelglatte Hofeinfahrt. Amy wollte am liebsten schnell wieder weit weg und sah sich panisch um.Lena und Jeanette waren aus dem Gutshaus gekommen, als sie das Auto gehört hatten.Nick stieg aus und öffnete Amys Beifahrertür. „Komm, Amy.“ sagte er sanft und half ihr hinaus. Er legte beschützend einen Arm um sie.„Hi“ begrüßten sie die beiden. Jeanette fing sofort an. „Amy… Tut uns beiden unendlich leid, was heute Morgen los war.“ „Schon gut…“ murmelte Amy. Sie fühlte sich alles andere als wohl in ihrer Haut.
„Kommt, gehen wir ins Warme.“ meinte Lena. Amy hatte wieder Probleme mit dem Reißverschluss ihrer Jacke.Nick fragte „Alles okay bei dir…?“ und half ihr mit dem Reißverschluss- Sie nickte zwar, aber ihre feuchten Augen verrieten sie. Schnell wischte Amy ihre Tränen weg, bevor sie den Raum betraten.
Die anderen saßen schon gemütlich auf dem Sofa. Amy und Nick setzten sich nebeneinander und Amy schmiegte sich nach kürzester Zeit in seine Arme. „Weswegen seid ihr hier?“ fragte Lena gleich. Nick antwortete grinsend „Nur so…“ „Brüderchen, ich kenn dich, also?“ meinte Lena.
„Na gut, Lena… Hast du keine Einladung für Wills Hochzeit bekommen?“ „Ähm, doch. Irgendwann.“ erinnerte sich diese. „Einer von uns muss ja absagen. Wir können nicht beide Freeland verlassen…“ Nick lächelte. „Richtig und ich weiß schon, wer absagt.“
„Wer denn? Du, um bei Amy zu bleiben, oder?“ „So was in der Art, Schwesterherz…“ Er sah Lena an. „Nur… Dass du bleibst und ich Amy mitnehme…“ Lena war empört. „Nie im Leben! Ich will zu Williams Hochzeit.“ schrie sie ihn an. Doch Nick zuckte mit keiner Wimper und wartete, bis sie sich wieder beruhigt hatte. „Lena, denk mal nach. Ich meine, du warst mal ganz schwer in Will verliebt und hast deine damalige Clique zerrissen. Weil er mit einer anderen ging. Seitdem hattest du keinen Freund mehr… Weil du ihn immer noch liebst, richtig?“ „Kann sein.“ Lena wurde ein wenig rot. Nick sagte sanft „Schau mal… Wie würdest du jetzt auf der Hochzeit aussehen? Du weißt, Will heiratet Jacky und nicht dich. Hättest du Spaß? Oder würdest du nur leiden? Und die ganze Clique ist sicher auch da… Es gibt nur Zoff, wenn du hinfliegst, glaub’ ich. Und das hat er nicht verdient und Jacky erst recht nicht…“
„Du hast vermutlich Recht, Nick.“ gab Lena traurig zu. „Will war immer so was wie ein großer Bruder für mich und er wird sich tierisch freuen…“„Halt’ mal, Nick.“ mischte sich Jeanette ein. „Warum willst du eigentlich Amy mitnehmen?“ Er wählte seine Worte mit Sorgfalt. „Denkt mal nach… Amy braucht Abstand nach allem, was passiert ist… Außerdem kann und will ich sie jetzt nicht alleinlassen. Der Flug geht übermorgen.“
„Wie lange bleibt ihr?“ hakte Lena nach. Nick antwortete „So drei, vier Wochen.“ „Und wer kümmert sich um unsere Pferde während wir auf Turnieren sind?!“ fragte Jeanette aufbrausend. „Jetzt sind eh nicht viele Turniere, Janny… Und Gabi kommt nächste Woche wieder.“ beruhigte er sie. „Apropos Pferde versorgen, Janny. Komm, wir füttern sie schnell noch zu Ende.“ Lena stand auf und zog ihre Freundin mit. „Tschüss, bis dann.“„Bye!“ rief Nick ihnen noch nach, als sie schon im Flur waren.
Erst als die Haustür zuknallte, wandte sich Nick Amy zu. „Alles in Ordnung, Mausi…?“ Amy nickte schwach und wendete ihren Kopf, um die Tränen zu verbergen. „Amy.“ Er drehte sie so, dass sie ihn ansehen musste. „Ich kenn’ dich zu gut, um dir das abzukaufen. Also?“ „Das letzte Mal, als ich hier war, wurde ich entführt… Bring mich weg, Nick.“ flüsterte sie flehend und vergrub sich zitternd wieder in seine Arme. Nick streichelte Amy beruhigend.
„Was hat dieses Schwein nur mit meiner Amy gemacht?“ sagte er irgendwann mehr zu sich selbst. Sie schaute auf und grinste leicht. „‘Meine Amy‘? Soll das heißen, ich gehör’ dir?“ „Ja, klar. Und ich lass dich nie wieder gehen.“ meinte er grinsend und sah Amy das erste Mal seit Langem zögernd zurücklächeln. „An diesen Satz könnt’ ich mich glatt gewöhnen.“ murmelte sie. „Welchen Satz meinst du?“ „‘Ich lass dich nie wieder gehen.‘“ „Stimmt aber wirklich.“ Nick lächelte sie liebevoll an, als Amys Augen anfingen, leicht zu leuchten.
„Kommst du?“ fragte er sie bald und fügte schmunzelnd hinzu „Wir wollen doch beide nicht, dass Lena und Janny einen Herzinfarkt bekommen. Ich kann mich jedenfalls bald nicht mehr beherrschen, vor Allem, wenn du mich so anschmachtest.“ „Wie schau ich dich denn an?“ stellte Amy sich ahnungslos und sah ihn extra lange schwärmerisch an. Nick grinste nur „Das weißt du ganz genau.“ und half ihr auf. Sie gingen in den Flur und zogen sich wieder an.
„Willst du noch zu Silver…?“ Amy schluckte und schüttelte den Kopf. Sie war noch nicht bereit, in den Stall zu gehen.Nick hielt ihr seine Hand hin, die sie nahm. „Auch nicht, wenn ich bei dir bin?“ „Ich kann’s noch nicht, Nick…“ gab sie leise zu. Ihre Augen füllten sich mit neuen Tränen und sie zitterte am ganzen Körper. „Dann komm, wir fahren heim.“
Abends zappten sich Amy und Nick durch die Fernsehsender, doch es kam nichts Gutes. „Nicki?“ fing Amy irgendwann gelangweilt an und schmiegte sich an ihn. Er machte den Fernseher aus und zog sie zu sich. „Hm?“ Doch da verlor sie den Mut. „Ach, nix. Vergiss es.“ „Sag schon.“
„Na gut. Warum tust du das alles für mich? Ich mein’… Jeder andere hätte vermutlich schon längst mit mir Schluss gemacht. Nach allem, was passiert ist… Und warum ausgerechnet ich? Es liegen dir doch alle Frauen der Welt zu Füßen… Und du…“„Amy, stopp…“ unterbrach Nick sie flüsternd und legte einfach seine Lippen auf ihre. Zärtlich. Süß. Wunderschön. Amy schmolz dahin, wie Eis in der Sonne, und verlor jegliches Zeitgefühl.
Als er irgendwann aufhörte, machte sie einen Schmollmund. Nick schmunzelte. „Du kleine Genießerin.“ murmelte er. Sie wurde rot und sah verlegen auf den Boden. Sanft hob er ihren Kopf, sodass Amy ihn ansehen musste, und sagte leise „Amy. Weißt du… Ja, es lägen mir tausend andere zu Füßen. Und ja, du hast schon viel durchgemacht. Aber sieh mal deine Stärken, nicht deine Schwächen.“
Sie überlegte lange und kam schließlich zu einer Stärke „Ich kann reiten, na und?“ „Mehr nicht?“ fragte Nick und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Willst du wissen, was ich in dir seh’, was ich an dir mag?“ Amy nickte zögernd und er fuhr fort „Du bist wunderschön. Sexy. Klug. Hilfsbereit. Witzig. Ehrlich. Du bist ein Steh-Auf-Mädel. Kannst großartig mit Pferden umgehen, siehe Silver, siehe Angel. Reicht das?“ Nick nahm sie enger in die Arme. „Jedenfalls… Ich liebe dich. Nur dich. Du bist das größte Geschenk für mich. Und deshalb bin ich mit dir zusammen. Weil ich dich einfach liebe, mehr als alles andere auf der Welt.“
Amys Wangen wurden schon wieder rot, dieses Mal konnte sie – wollte sie – sich aber nicht weg drehen. Sie war sprachlos. Was Nick mit ihr anstellte, war ihr ein Rätsel. „Jetzt bist du dran.“ meinte Nick. Amy sah ihn ahnungslos an und fragte „Womit?“ Er grinste nur wie ein Honigkuchenpferd und Amy verstand. „Vergiss es, Nick!“ sagte sie. „Warum nicht?“ antwortete Nick und setzte ihr Lieblingslächeln auf. „Biiitte.“ „Ganz bestimmt nicht.“ lachte Amy und konnte ihm nicht in die Augen sehen.
„Bitte, bitte, bitte!“ Mit jedem ‚Bitte‘ näherte er sich ihr. Amys Widerstand bröckelte schon, als sie schwach „Nie im Leben sag’ ich dir, was ich so toll an dir finde.“ entgegnete. Nick flüsterte lächelnd „Da muss ich wohl nachhelfen…“, ehe seine Lippen zart auf ihren waren und somit der letzte kleine Widerstand verschwand.
In einer Atempause sagte Amy „Kannst aufhören, ich sag’s dir.“ „Geht doch, Mausi.“ spottete er leicht. „Also?“ „Alles?“ versuchte sie sich verlegen rauszureden und starrte auf den Boden. Sanft hob Nick Amys Kopf, sodass sie ihn anschauen musste, und sagte liebevoll „Alles zählt nicht.“
Sie atmete einmal tief ein. „Na gut. Bei dir fühle ich mich wirklich manchmal wie eine Prinzessin. Du bist immer für mich da, egal was ist, und ich vertraue das erste Mal seit Jahren jemandem richtig. Du bringst mich zum Lachen, zum Träumen, zum Staunen… Bei dir muss ich mich nie verstellen, sondern kann die sein, die ich wirklich bin.“
Nach einer Pause fügte Amy murmelnd hinzu „Und du schaust natürlich bombenmäßig aus, besonders deine Augen, einfach alles. Und kannst auch noch bombe küssen.“ Sie spürte, wie Röte in ihr Gesicht stieg, konnte aber Nicks intensiven Blick nicht widerstehen. Er zog Amy bald zu sich in die Arme und streichelte sie überall. Amy schloss irgendwann die Augen und ließ sich fallen. Und du machst mich wahnsinnig., fügte sie noch in Gedanken hinzu. Sie sprach es aber nicht aus, aus Angst, dass die Stimmung ruiniert werden könnte. Lange sagte niemand ein Wort. Irgendwann küsste Nick Amy. Zärtlich, unschuldig und süß lagen seine Lippen auf ihren. Amy schwebte im siebten Himmel. Sie wollte sich nie wieder lösen. Amy unternahm auch nichts, als sich Nicks Finger unter ihrem Unterhemd verkrochen, um sie da zu streicheln. Für sie war dieser Moment einfach unendlich kostbar.
Am übernächsten Morgen, am Tag der Abreise, wachte Amy auf. „Morgen, Nicki.“ sagte sie verschlafen und reckte sich. Dabei fiel ein Zettel aus dem Bett. Amy setzte sich auf und hob den Zettel auf.
Morgen Prinzessin,Wenn du mich vermissen solltest: Lena hat mir eine SMS geschickt. Penelope bekommt ihr Fohlen, und ich hab’s nicht übers Herz gebracht, dich zu wecken… Ich liebe dich und Kuss, Nick
Ach ja… Penelope und ihr Fohlen…, erinnerte sich Amy, während sie sich anzog. Sie war hin- und hergerissen: Einerseits hatte sie Angst vor den Erinnerungen an die Entführung, andererseits wäre das ihre erste live Geburt.„Komm, sei kein Feigling, Amy!“ sagte sie zu sich selbst. Sie beschloss kurzerhand, nach Freeland zu gehen.
Bevor sie sich anders entscheiden konnte, zog sie sich wetterfest an und stapfte im Tiefschnee Richtung Freeland. Je weiter sich Amy den Reiterhof näherte, desto mulmiger wurde ihr und desto schlimmer wurden die weggedrängten Ereignisse. Kurz vor dem Stall war ihr Gesicht tränenüberströmt und sie wollte am liebstennur noch weg, in Nicks Armen liegen und das Kopfkino schnell wieder verdrängen.
„Nick! Wir brauchen lauwarmes Wasser und frisches Stroh! Beeil dich.“ hörte Amy Lena herumkommandieren.Da riss sich Amy zusammen, öffnete tapfer die Stalltür und begrüßtealle Anwesenden mit „Ich kann helfen.“ Ihr war im Moment scheißegal, dass sie Tränen im Gesicht hatte.
„Amy, dann komm und beruhige Penelope. Uns lässt sie nicht ran,aber dir vertraut sie.“ meinte Lena schnell.Amy nickte und kam näher. Sie öffnete leise die Boxentür und trat vorsichtig hinein. Die Westfalen-Stute lag am Boden und atmete schwer. Ihr dunkelbraunes Fell war schweißnass.
Als sich Amy langsam vorarbeitete, rollte Penelope ängstlich die Augen und versuchte, aufzustehen. Aber sie war zu schwach. „Hallo, meine Süße…“ Sie setzte sich neben die erschöpfte Stute und streichelte sanft ihren nassen Hals. „Penelope, du schaffst das, hörst du? Sei stark. Für dein Fohlen. Für dich. Für mich.“ Ich bin ja auchstark, Penelope, nur für dich…, fügte sie in Gedanken hinzu. Amy rutschte nach oben, zum Kopf der Stute, und begann weinend, die werdende Mutterstute zu massieren. Automatisch bewegten sich ihre Hände in kleinen Kreisen.
Die nächste Wehe setzte ein und Penelopes Flanken hoben sich immer schwerer. „Psst. Gleich hast du’s geschafft, Kleine!“ flüsterte Amy der Stute zu. „Ich seh’ schon die Beinchen. Komm, noch einmalpressen und du bist Mama.“ Und Penelope presste erneut.
„Das Köpfchen ist draußen, Amy.“ meldete sich Lena zu Wort. Und nun war es geschafft. Mit der letzten Wehe plumpste das Fohlen ganz heraus. „Ganz ruhig, Penelope. Erhol dich erst ein wenig.“ murmelte Amy, als die Stute nach einigen Minuten schwerfällig versuchte, aufzustehen.
Nick kam vorsichtig mit frischem Stroh in die Box. „Hier. Reibst du sie trocken?“ Amy nickte und machte sich an die Arbeit. Bald hatte sich Penelope erholt und stand auf. Und jetzt richtete sich auch Amy auf und verließ die Box.„Lena? Komm mal bitte! So ein komischer Typ will dich sprechen, geht um eine Pensionsbox hier.“ rief Jeanette vom Gutshaus.
Lena sagte „Amy, Nick, bleibt ihr hier? Das Fohlen muss erst trinken, bevor wir es allein lassen können.“Amy nickte stumm und starrte weinend zu Angels Box rüber, während Nick seiner Schwester noch „Ja, Lena!“ nachschrie. „Ach ja, Amy.“ Lena drehte sich vor der Tür nochmal lächelnd um. „Das Fohlen gehört dir.“ Und dann krachte die schwere Stalltüre zu.
Jedoch hörte Amy sie nicht. Zu sehr war sie von der Vergangenheiteingeschüchtert. Immer noch auf Angels Box fixiert, fing sie nun total an, zu weinen. Amy ließ sich am ganzen Körper zitternd an Penelopes äußerer Boxenwand herunterrutschen und fühlte sich wie in ihrem schlimmsten Albtraum eingeschlossen. Nick setzte sich neben sie und nahm sie in seine Arme. „Mausi, komm her.“
Allein das reichte schon, dass Amy das Kopfkino ausschalten konnte. Sie schmiegte sich noch enger an Nick und fühlte sich geborgen und in Sicherheit. „Du kannst einfach nicht die Finger von mir lassen, was?“ flüsterte er lachend. Sie antwortete mit einem leichten Grinsen „Nein, kann ich nicht… Du aber auch nicht.“
„Psst, hörst du das?“ Amy lauschte. Und da waren leise Sauggeräusche. Sie sagte „Scheint so, als ob unser Fohlen trinkt.“ „Unser Fohlen? Nein, Schatz, das ist dein Fohlen, hat Lena doch vorhin noch gesagt.“ „Mein Fohlen?“ ungläubig starrte Amy Nick an. Als dieser nickte, glitzerten ihre Augen. Sie brachte nur „Wow…“ heraus und stand wieder auf.
Amy schaute vorsichtig in die Box. „Tatsächlich, das Kleine trinkt! Oh Gott, wie süüüß.“ Penelope stand ganz ruhig da, während das pechschwarze Fohlen an ihren Zitzen saugte und dabei sein kleines Schwänzchen herumdrehte, als sei sein Schweif ein Propeller. Amy konnte es noch immer nicht glauben, dass dieses kleine Wesen ihr gehörte.
Sowie das Schmatzen aufhörte, meinte Nick grinsend „Los, geh schon rein.“ Amy öffnete ganz langsam die Boxentüre. Penelope legte sofort die Ohren an, als sie die Box betrat. „Nicki, hast du ein Leckerli da?“ fragte sie und streckte eine Handfläche über die Box. „Danke!“
Amy murmelte „Na dann… Wollen wir mal, Penelope.“ und machte sich ganz klein. Sie legte die Karottenstückchen vor sich hin und wartete. Penelope war skeptisch. Die Stute machte zwei Schritte vor und einen Schritt zurück und das Fohlen blieb hinter seiner Mama. Doch irgendwann war die Versuchung zu groß und Penelopes Maul sammelte die Karotte im dicken Stroh auf. „Braves Mädchen. Lässt du mich mal zu deinem Baby?“ murmelte Amy und klopfte ihr auf den Hals.
Penelope sah ganz entspannt aus und so näherte sich Amy behutsam dem Fohlen. Nun sah sie es zum ersten Mal vollkommen: Es war rabenschwarz, hatte aber einen niedlichen weißen Stern auf der Stirn. Sie streckte eine Hand aus, sodass das Fohlen schnuppern konnte, wenn es wollte. „Na du? Willkommen auf der Welt.“
Das Fohlen wurde schnell neugierig, beschnüffelte Amy von oben bis unten und knabberte dann an ihrer Jacke. „Hey, hey, hey! Wenn du so frech bist, nehm’ ich dich doch nicht.“ lachte Amy und schob es sanft weg. Es flüchtete zu seiner Mama. „Wollen wir mal sehen, ob du ein Mädel oder ein Junge bist? Dann komm und knabbre mich von mir aus auch nochmal an.“ Mit großen Augen starrte das Fohlen Amy an und kam wieder näher, als sie sich klein machte.
„Du bist eine kleine Stute. Hm, wie nenn’ ich dich?“ Sie überlegte lange. „Ich hab’s! Desert Rose.“ Nick sagte auf einmal „Amy? Wir müssen langsam los.“ „Schon gut, komm ja schon.“ Sie streichelte Dessert Rose vorsichtig. „Mach den Mädels keinen Ärger, verstanden, Rose?“ Auch von Penelope verabschiedete Amy sich mit einem Kraulen des Halses. Danach verließ sie die Box. Sobald sie von der Box draußen war, wieherte Silverado ihr freudig entgegen. Amy konnte nicht anders und ging noch schnell zu ihrem Hengst. „Tschüss, mein Süßer.“ Sie gab ihm ein Bussi auf die Nüstern und umarmte ihn. „Ich hab’ dich auch lieb, Silver.“
Als Amy und Nick aus dem Stall gingen, kamen auch schon Lena und Jeanette herbei. „Und?“ fragte Lena sofort. Amy antwortete „Das Fohlen ist eine kerngesunde, freche und süße Stute, ich hab sie Dessert Rose getauft.“ „Dessert Rose?“ Jeanette schüttelte grinsend den Kopf. „Du suchst dir aber auch immer komplizierte Namen aus.“
„Na gut, sie hat einen Spitznamen: Rose.“ lachte Amy. „Und wehe, ihr gebt ihr einen anderen Namen, während wir weg sind.“ Lena und Jeanette riefen gleichzeitig empört „Wir doch nicht!“ und lachten. „Naja, macht’s gut, ihr zwei.“ verabschiedete sich Amy und umarmte ihre Freundinnen. „Du erholst dich, verstanden?“ lächelte Jeanette. Sie nickte ernst und löste sich von Lena und Jeanette.
„Und du, Brüderchen, richtest Will, Jacky und meiner Clique alles, alles Liebe aus. Und falls ihr in der Karibik Phil treffen solltet, grüß ihn von mir.“ sagte Lena zu Nick. Amy war ahnungslos und fragte sich: Phil?! Nick sah das Fragezeichen auf ihrem Gesicht. „Ähm, Lena? Während ich das Auto hol’, kannst du bitte Amy von unserem Bruder erzählen?“ „Bruder?“ Amy starrte die beiden Geschwister fassungslos an. „Ihr habt einen Bruder und ich weiß nichts davon?!“
Nicks Blick flehte sie an, während Lenas Gesicht sowohl wütend, als auch traurig wurde. Und dann ging Nick einfach.„Amy, bitte sei weder auf mich, noch auf Nick sauer.“ fing Lena an. „Wenn du die Geschichte kennst, wirst du verstehen, warum Phil für uns beide tot ist.“ Sie schaute Lena stumm an.
Diese fuhr zögernd fort. „Phil hat unsere Eltern auf dem Gewissen. Und einige teure Turnierpferde auch. Und beinahe gäbe es weder Freeland noch uns beide.“ „Wieso?“ Lena seufzte tief. „Er wollte offensichtlich unseren Hof, unser Land, alles. Phil war schon immer scharf darauf, das Anwesen teuer zu verkaufen. Tja, unsere Eltern waren so dumm und ernannten ihn zum Finanzhalter, nach seiner Ausbildung zum Bürokaufmann. Er setzte erst alle Versicherungen ab und eines Nachts brannte es im Stall. Mama und Papa wollten die Pferde retten, wir auch, somit gingen wir in den Stall. Gerade als Nick und ich vier Pferde, darunter Saphir, aus dem Stall gebracht hatten, brach der Stall in sich ein. Unsere Eltern konnten nur noch tot geborgen werden und alle restlichen fünfzehn Pferde auch. Phil stahl sich inzwischen das ganze Bargeld und machte sich auf und davon. Erst später wussten wir, dass er das Feuer gelegt hatte. Und heute haben wir keinen Kontakt, wissen aber, dass Phil sich in der Karibik einen Namen gemacht hat.“
„Krass…“ murmelte Amy. „Tut mir leid.“ Lena lächelte leicht. „Schon okay, Amy.“ Ein Auto kam die Einfahrt heraufgefahren und hupte. „Viel Spaß in der Karibik! Vergesst bei eurer Zweisamkeit bloß nicht, uns eine Karte zu schreiben!“ Jeanette und Lena umarmten Amy nochmal. Danach stieg sie zu Nick ins Auto.
„Mausi, kommst du?“ rief Nick etwas aufgeregt am nächsten Tag vor der Tür vom Bad. Amy kämpfte mit dem Reißverschluss ihres langen, ärmellosen, zartrosafarbenen Cocktail-Kleides. „Ja, Moment noch!“ Sie gab es auf und schminkte sich noch schnell mit Wimperntusche und einem zarten Lippenbalsam. Dann zog sie ihre High-Heels an und stöckelte zur Tür.
„Nicki, machst du mir bitte den Reißverschluss zu?“ Sie tat ihre langen, glatten Harre zur Seite, damit er besser an den Reißverschluss kam. Vorsichtig machte er ihr den Reißverschluss zu. „Du bist wunderschön, Amy.“ murmelte Nick. Ihr wurde heiß. „Danke, aber so ein Anzug steht dir auch nicht schlecht.“ Er hatte ein weißes Hemd an, dazu trug er eine schwarze Hose und ein schwarzes Jackett. Ein Taxi fuhr vor und die beiden stiegen ein.
Die Kirche war überfüllt mit weißen Blüten, die als Girlanden die Bänke schmückten, weiße Seidenbänder hingen von ihnen herab. Amy und Nick setzten sich nebeneinander in eine der hinteren Bänke und warteten. Amy erkannte kein bekanntes Gesicht, also war sie froh, dass es nicht mehr lange dauerte, bis die Braut, der Brautvater und die Brautjungfernen erschienen. Amy klappte der Mund auf. Eine der beiden Brautjungfernen im rotfarbenen Kleid war Sue. Sie betete, dass Sue sie nicht gesehen hatte.
Jacky ähnelte Sue, als wären die zwei Geschwister. Die Braut hatte ihr schwarzes Haar kunstvoll hochgesteckt und ihre grünen Augen glitzerten. Ihr Kleid war aus echtem, sehr wertigem Chiffon geschneidert und die Farbe war ein helles Cremeweiß. Zudem hatte es tolle Details: Eine schöne, nicht zu lange Schleppe. Ein echter Hingucker war auch die Korsage – sie war mit Perlen und dezenten Minipailletten bestickt.
Am Altar angekommen, nahm Jackys Vater ihre Hand und legte sie, als ein Symbol, das so alt ist, wie die Welt, in Williams. Die Eheversprechen waren die einfachen, traditionellen Worte, die schon unzählige Male gesagt worden waren. Der Pfarrer erklärte sie zu Mann und Frau, und dann küsste sich das Brautpaar ehrfürchtig. Die Gäste begannen, wild zu klatschen und zu jubeln.
Die Hochzeit ging nahtlos in den anschließenden Empfang über – ein Beweis für die perfekte Planung. Die richtige Feier fand draußen am Strand in einem Zelt statt, das auch nochmal mit weißen Blütengirlanden geschmückt worden war.
Alles wurde ruhiger, entspannter. Die Gästeschar verteilte sich im Raum. Jetzt hatten sie Zeit, zu reden und zu lachen. Amy und Nick gingen zu William und Jacky. „Herzlichen Glückwunsch, ihr zwei.“ gratulierte Nick ihnen und stellte Amy vor. „Freut uns.“ meinte William lächelnd. Dann machten Nick und Amy Platz für die nächsten in der Schlange.
Kein Brauch wurde ausgelassen. Blitzlichter blendeten Amy, als sie das Messer über die spektakuläre Torte – eine riesige, leckeraussehende Schokosahnentorte mit essbaren Blüten – anschnitten.
„Alle unverheirateten Damen hierher!“ rief Jacky irgendwann. Es traten ein paar junge Frauen – unter ihnen Amy – aus der Menge heraus und stellten sich hin. Jacky warf ihren weißen Rosenstrauß mit Geschick hoch in die Luft. „Weg da.“ Jemand stoß Amy absichtlich, während der Brautstrauß in der Luft war. Sie fiel hin. Direkt vor Amy fiel allerdings auch der Blumenstrauß hin und sie hob ihn auf. Die Menge klatschte und jubelte. William sagte gerade grinsend zu Nick „Da hast du ja jetzt was zu tun, Kleiner.“, als Amy sich wieder einen Weg zu Nick gebahnt hatte.
Als die Musik später einsetzte, zog William seine Frau zum traditionellen Eröffnungstanz in seine Arme. Er beugte sich herab und küsste sie, während sie tanzten. Kameras klickten wie wild. Ein neues Stück wurde gespielt und weitere Tanzpaare gingen auf die Tanzfläche.
Nick fragte Amy „Wollen wir?“ „Von mir aus.“ Trotz ihrer Angst zu tanzen ging sie bereitwillig mit, sie war einfach nur froh, in seinen Armen zu sein. Amy überließ Nick die Führung. „Was?!“ fragte sie ihn, als sie irgendwann merkte, dass er sie anlächelte. Nick beugte sich zu Amy herab und flüsterte „Ich frag’ mich nur schon die ganze Zeit, wie du wohl in einem weißen Kleid ausschauen würdest.“ „Soll das ein Antrag sein?“ wollte sie wissen. Er fragte grinsend zurück „Vielleicht, würdest du denn annehmen?“
„Theoretisch ja, praktisch musst du noch einiges von Will lernen, Schatzi.“ gelang es Amy lachend, sich herauszureden. Wenn dann will ich einen richtigen Antrag, mein Lieber…, dachte sie sich hoffnungsvoll. Ein neues, langsameres Lied begann und Amy kuschelte sich mehr an Nick, der lächelnd weiterfragte „Was muss ich denn von Will noch lernen?“ „Musst du selber herausfinden.“ grinste Amy und sah ihn verträumt an. „Bitte.“ Nick setzte ihr Lieblingslächeln auf. Sie sagte „Diesmal werde ich nicht weich, Nicki. Du hast mich neulich schon genug hypnotisiert.“ „Schade…“ murmelte er dicht vor ihren Lippen.
Amy konnte nicht mehr klar denken. Sie vergaß alles um sich herum. Für sie zählte nur noch Nick. Der sie nun endlich küsste. Süß. Zärtlich. Sie schloss ihre Augen und stellte sich vor, dass sie diejenigen waren, die sich heute das Jawort gegeben hatten. „Später, Amy… Später.“ hauchte er, als er sah, dass sie ihn sehnsüchtig anstarrte.
Amy löste sich nachdem Song, der von ihr aus noch ewig hätte weitergehen können, von Nick und sagte „Ich hol’ mir was zu trinken.“ Am riesigen Buffet angekommen, wurde sie plötzlich angetippt. „Hallo Amy!“ begrüßte eine bekannte Stimme sie. Sie konnte diese Stimme aber nicht einordnen. Amy drehte sich um und blickte in Paulinas geschminktes Gesicht.
Sie sagte „Hallo Paulina. Was machst du hier?“ Paulina, die in einem schwarzen Abendkleid gekleidet war, lächelte. „Früher war Will in meiner – und Lenas – Clique. Und du, woher kennst du die beiden?“ „Ähm, nirgendwo her. Ich bin nur ‚Ersatz‘ für Lena. Nick hat mich hergeschleppt.“ erklärte sie stammelnd.
„Und sonst…? Wie geht’s dir nach dieser Geschichte neulich?“ erkundigte sich die Polizistin. Amy schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. „Mir geht’s prima…“ meinte sie, was aber nicht stimmte. „Dann passt’s ja…“ Paulina lächelte sie an. „Willst du mal mitkommen? Würde dich gerne mal den Mädels vorstellen…“ Sie nickte und folgte Paulina zu einem der Tische.
„Mädels, das ist Amy, eine Freundin von Lena und Nick.“ stellte Paulina sie vor und ging der Sitzreihe nach die Namen ihrer Freundinnen durch. „Amy, das sind Steffi, Melissa, Jasmin, Annika und Iris.“ „Hallo Amy.“ begrüßten sie alle. „Wir vermissen unser Lenchen hier…“ Amy lachte. „Lenchen?! Muss ich mir merken.“ „Das wird Lena aber nicht gefallen, sie hasst ihren Spitznamen abgöttisch.“ erzählte Paulina grinsend.
Steffi, eine hübsche Brünette mit blaugrünen Augen, forderte Amy auf, zu reden „Soso, du bist also Lenas Freundin? Seit wann?“ „Also… Ich habe sie im vergangenen Sommer kennengelernt.“ fing Amy an, „Wir haben uns sofort gut verstanden und so.“
„Hat Lenchen denn endlich einen Freund…?“ wollten sie wissen. Amy schüttelte den Kopf. „Nein, sowie ich weiß, trauert Lena immer noch Will hinterher.“ „Die Arme.“ meinte Steffi. „Erst verliert sie ihre Eltern und ihren Bruder, dann auch noch ihre große Liebe, und zum Schluss sogar ihre Clique.“ „Lena wird irgendwann auch mal einen Freund finden und über Will hinwegkommen…“ meldete sich Annika, eine Blondine mit strahlenden braunen Augen, zu Wort.
Amy beschloss bald, wieder zu Nick zu gehen und verabschiedete sich „Naja, ich geh’ mal weiter… war schön, mal mit euch zu reden. Von Lena sollen wir euch viele liebe Grüße ausrichten… Und dass ihr jederzeit auf Freeland Willkommen seid.“ „Danke, vielleicht kommen wir mal vorbei! Mach’s gut, Amy.“ sagten die Anderen.
Sie stand auf und bahnte sich Richtung Tanzfläche einen Weg durch die Menge. Amy sah Nick von weitem schon. Was sie sah, gefiel ihr überhaupt nicht. Nick tanzte mit Sue. Engumschlungen presste sie sich an ihn. Als sie Amy bemerkte, grinste Sue ihr bedrohlich zu. Sie zog Nick noch mehr an sich und küsste ihn wild. In Amy brodelte es vor Wut, Enttäuschung und Trauer. Voller Verzweiflung und mit Tränen in den Augen sah sie zu, wie Sue sich an ihrem Freund heranmachte. Sie konnte nicht mehr hinsehen und drehte sich weg.
Als endlich das Lied endete und ein neues begann, tippte sie jemand von hinten an. „Lust zu tanzen?“ Amy blinzelte ihre Tränen weg, drehte sich um und erstarrte. Ein junger Mann, in Anzug und Jackett, stand direkt vor ihr. Seine rabenschwarzen Augen funkelten sie an und seine ebenso schwarzen Haare standen von allen Seiten weg.
T-T-Timon. AHHH! HILFE!, schrie es in ihr. Bemüht, nicht in Angst und Tränen auszubrechen, stotterte Amy „N-n-nein. T-t-Tanzen ist n-nichts für m-m-mich…“ „Schade…“ Er drehte sich um und ging. Amys Herz raste. Ihr war kotzübel und schwindelig. Sie zitterte überall. Sie bildete sich ein, dass Timons Gesicht überall zu sehen war. Egal, wo Amy hinblickte. Sie machte die Augen zu. Heiße Tränen rannten ununterbrochen ihre Wangen herunter. I-i-ich muss weg!, sie rannte blind durch die Menschenmengen. Aber Timon verfolgte sie in Gedanken.
Nick
Nick schob Sue während dem Kuss ihrerseits von sich weg und fragte scharf „Was sollte dieser Kuss, Sue?!“ Sie lächelte ihn an. „Gib es zu, dir hat er auch gefallen.“ „Sue, wie oft denn noch, ich bin mit Amy zusammen!“ „Mit dieser Tussi wirst du nie glücklich, Süßer.“ Nick gab nicht auf. „Ich war noch nie so glücklich wie mit Amy. Außerdem… Ach nix, du verstehst eh nichts!“
Er ließ Sue alleine auf der Tanzfläche stehen und ging zum Buffet, in der Hoffnung, dort Amy zu treffen. Doch da war sie nicht. Nirgends im Zelt fand er sie. Scheiße… Amy hat den blöden Kuss garantiert gesehen., ärgerte sich Nick und ging aus den Zelt. Draußen fand er Lenas Clique, die sich zurückgezogen hatte. Er beschloss, nach Amy zu fragen. „Hey ihr. Sorry, dass ich störe.“ „Quatsch, du störst doch nicht!“ meinte Paulina.
„Nur eine Frage…: Habt ihr Amy gesehen?“ wollte Nick wissen. Paulina antwortete zögernd „Ich glaub’, sie will dich nicht mehr sehen.“ „Bitte, Paulina! Du weißt ganz genau, was sie durchgemacht hat.“ flehte er sie an. „Oder grade durchmachen muss…“ nuschelte sie unverständlich und sprach jetzt wieder normal. „Na gut. Ich sag’s dir, aber auf deine Verantwortung. Sie sitzt da hinten.“ Paulina deutete auf eine kleine Düne. Nick bedankte sich kurz und rannte zum Sandhügel.
Amy
Sue fand Amy als erstes. „Na du Heulsuse?!“ Fertig fragte sie „Was willst du?“ „Eigentlich nur so viel, dass du Memme endlich MEINEN Freund, in Ruhe lässt.“ antworte Sue honigsüß. „Nimm ihn dir doch! Aber lass mich endlich in Ruhe!“ Amy war total am Ende. „Geh zu ihm und werdet von mir aus glücklich!“ Amy stand zitternd auf und rannte blind vor Tränen weg. Weg von Sue. Weg von Nick. Weg von den Erinnerungen an Timon.
Sie bremste sich erst, wie Sue sie nicht mehr sehen konnte. Amys Beine konnten sie nicht mehr tragen, so ließ sie sich schluchzend hinfallen. Dicke Tränen tropften auf den Sand. Amy fühlte sich elendig. Mutterseelenalleine. Von der ganzen Welt verlassen. Sie wollte am liebsten nie gelebt haben…
Plötzlich waren da sanfte Hände, die sie streichelten. Amy sah auf. Neben ihr saß Nick, den sie so liebte, dass sie sich selbst dafür hasste. „Was willst du?“ Ihre Stimme war nur ein leises Flüstern und klang fürchterlich. Traurig. Fast schon ohnmächtig. Sie konnte ihn nicht anschauen. Zu sehr tat er ihr weh.
„Dich.“ Seine Stimme zu hören, seine Berührungen zu spüren, waren wie Messerstiche in Amys Herz. „Ich will dich aber nie wiedersehen. Geh von mir aus zu deiner Sue…“ Doch Nick sagte nur leise „Amy. Mausi… Wäre ich hier, wenn ich mit Sue zusammen sein wollen würde?“ „Mir doch egal. Für mich bist du gestorben.“ Amy erhob sich mühevoll und wollte zittrig weitergehen, aber sie brach einige Meter entfernt von Nick erneut zusammen.
Keine drei Sekunden später war Nick wieder neben ihr. „Schatz.“ flüsterte er tonlos und hob ihren Kopf, sodass sie ihn ansehen musste. „Ich liebe dich, Amy.“ Diese vier Worte verwundeten Amys Herz, brachten es zum Bluten. Sie wollte „Ich dich aber nicht.“ erwidern. Konnte sich aber nicht selbstbelügen. Tief im Innersten wusste sie, dass ihr Herz nur Nick gehörte und das würde für immer so sein. Während sie nach einer passenden Antwort suchte, lagen auf einmal Nicks weiche Lippen auf Amys. Zuckersüß. Romantisch. Zärtlich. Amy vergaß alles. Sue. Timon. Sogar, wie sie hieß, woher sie kam. Sie konnte nicht anders, als die Augen zu schließen, zu genießen und sich an Nick zu kuscheln.
Dieser hauchte in einer Atempause zärtlich „Du kleine Genießerin.“ und wieder küsste er sie. „Willst du noch zurück auf die Party?“ fragte er irgendwann. Amy schüttelte nur den Kopf. Zu sehr war die Angst noch da, Sue oder irgendwen zu treffen. Nur mit Mühe fand sie ihre Stimme und murmelte fast unverständlich „Ich mag … mit dir alleine sein.“ „Dann komm. Wir hauen ab.“ Nick half Amy auf.
Es waren nur zehn Minuten vergangen, bis sie zuhause waren. Amy liefen weiter ununterbrochen dicke Tränen übers Gesicht. Sie konnte die Entführung von Timon nicht wieder verdrängen. Nick sagte „Warte hier. Ich hol’ schnell was.“ und löste sich von Amy. Ihr kam es endlos lange vor, bis er mit einer großen, braunen Decke wiederkam.
Nick zog Amy auf die Decke und fragte leise „Mausi, was ist los?“ „T-Timon…“ Es war ein Flüstern. Mehr brachte sie nicht zustande. Amy erzitterte bei dem Namen am ganzen Körper. Ihr war immer noch übel und schwindlig. „Halt’ mich fest.“ flehte sie schluchzend. „Amy. Schatz. Mausi… Schscht.“ Nick näherte sich vorsichtig und nahm sie in seine Arme. „Alles gut. Du bist tausende Kilometer von ihm weg. Er kann dir nichts mehr tun…“ Er hielt sie, bis sie sich beruhigt hatte. Immer wieder strich Nick Amy übers Haar und murmelte „Ich bin da.“
Nach einer Ewigkeit hatte sich Amy beruhigt. Sie schaute nicht auf, sondern schmiegte sich so eng wie möglich an ihn und genoss weiter seine Streicheleinheiten. Genüsslich schloss sie die Augen und schnurrte fast wie eine Katze. Nick lächelte. „Ich wusste gar nicht, dass du ein Kätzchen bist?“ „Schon immer…“ meinte sie und sah auf. „Danke…“ flüsterte sie. „Miezi, du brauchst dich nicht bei mir bedanken.“
Amy wollte irgendwas erwidern, aber schon küsste Nick sie zart. Später legten sie sich auf der kuschlig weichen Decke hin. Grinsend meinte Nick „Mach’s dir bequem, Mausi.“ und öffnete seine Arme für sie. Sie kuschelte sich an ihn und murmelte unverständlich „Wo könnt’s schöner sein?“ Amy träumte von ihrer Hochzeit. Sie im weißen Prinzessinnenkleid mit viel Schnickschnack und er ihr Prinz im schicken Anzug.
Wieder und wieder küssten sie sich. Bald gingen Nicks Hände auf Entdeckungstour. Wo auch immer seine Finger Amy berührten, hatte Amy sofort Gänsehaut. Sie spürte, wie er langsam den Reißverschluss ihres viel zu warmen Kleides öffnete. „Darf ich?“ fragte er zögernd. „Ja, ich will…“ murmelte Amy verträumt. „Süße, du übst doch noch nicht für unseren Tag, oder?“ lächelte Nick zärtlich und holte damit Amy in die Realität zurück. „Was?“ „Ach nix, mein Mausi.“ Wieder legte er seine Lippen sanft auf ihre, während seine Finger begannen, sie langsam und Stück für Stück auszuziehen.
Amy war im Moment egal, was Nick mit ihr anstellte. Für sie zählte nur eins: Sie war im Paradies. In ihrem persönlichen Paradies, was nicht aus Süßigkeiten oder Autos bestand, sondern nur aus Nick. Sie schmiegte sich immer noch mehr an ihn, während er sie ständig küsste. Zärtlich, honigsüß und wunderschön.
Kurze Zeit später lag sie ganz nackt da. Aber auch das interessierte Amy nicht. Zu beschäftigt war sie, Nicks Hemdknöpfe aufzubekommen. „Warte…“ Grinsend setzte sich Nick auf, zog sein Hemd über den Kopf und legte sich wieder zu Amy.
Sie schmiegte sich sofort wieder an ihn. Hauchzart liebkoste er sie immer wieder mit Küssen, mit Streicheleinheiten, mit intensiven Blicken. Sie ließ sich mehr und mehr fallen und genoss es einfach, in seinen Armen zu sein. Sie schwebte auf Wolke sieben. Sie stand unter ihrer Droge. Ihrer ganz privaten Droge, die allein aus ihm bestand.
„Weißt du was?“ wisperte Nick irgendwann. Amy schüttelte nur den Kopf. Nick nahm sie vollkommen ein. Er grinste ihr Lieblingslächeln und sagte leise „Ich liebe dich mehr, als tausende Worte sagen können.“ Amys Herz setzte kurz aus. Sie war solche Liebeserklärungen noch immer nicht gewohnt. Ehe sie auch nur „Ich dich auch.“ sagen konnte, lagen seine Lippen wieder himmlisch auf ihren.
Nicks Hand glitt langsam über ihre Schulter, bis zu ihrem Bauch. Dort verharrte sie ein wenig und seine Lippen senkten sich langsam auf ihren Hals. Er küsste sich langsam über ihr Schlüsselbein hinunter bis zu ihrer Brust. Mit der Zunge umkreiste er ihre Brustwarze ein wenig, während seine Hand jetzt langsam zwischen Amys Schenkel fuhr. Amy bog ihren Rücken durch und ihre Beine bewegten sich fast automatisch auseinander. Als Nick das bemerkte, konnte er sich ein leises Kichern nicht verkneifen. Amy lief rot an und wollte ihre Schenkel schon wieder schließen, doch Nick sagte gleich „Hey Mausi, ist doch okay“. Ihre Beine entspannten sich wieder.
Nicks Lippen lösten sich langsam von ihrer Brust und glitten weiter nach unten. Seine Hand streichelte sie leicht am Oberschenkel, wovon sie gleich Gänsehaut bekam. Nick bemerkte es und lies seine Hand nun wieder zwischen ihre Schenkel gleiten und berührte dabei ihr Schamlippen leicht. Auf einmal lief Amy ein Schauer über den Rücken, da sie so erregt war. Sie konnte sich nicht mehr halten und schob Nicks Kopf zwischen ihre Beine, wo er seinen Mund sofort auf ihre Klitoris senkte.
Am nächsten Nachmittag lagen Amy und Nick zusammengekuschelt faul im Schatten einer der wenigen Palmen, die es am Strand gab, und genossen die Ruhe, die Stille. Das beruhigende Rauschen des Meeres machte Amy schläfrig und die sanften Streicheleinheiten von Nick machten es noch schlimmer.
„Hier seid ihr ja!“ lachten zwei bekannte Stimmen und William fügte noch hinzu „Aufstehen, es ist schon halb fünf.“ Nick sagte murrend „Halt’ doch die Fresse, Will.“ und gähnte. „Ohhhh“ machte William. „Ist das Nickileinchen etwa immer noch müde am helllichten Tag?“ „Das Nickileinchen wird Biene Mayas Willi gleich mal zeigen, was Sache ist.“ Nick stand auf und rannte William hinterher, der nach seiner Aussage sofort losgesprintet war. Die beiden kampelten am Strand.
„Hach ja, typisch Jungs, was?“ kicherte Jacky. Amy grinste „Genau das Gleiche hab’ ich mir auch grade gedacht.“ und setzte sich müde auf, um Nick und William ein wenig zuzuschauen. „Tja, kennst einen, kennst alle, sagte meine Oma immer.“ lachte Jacky und setzte sich zu Amy. „Du warst doch mit meiner kleinen Schwester in einer Klasse, oder?“
Ahhh, Schwestern… Daher diese Ähnlichkeit., dachte Amy sich, nickte kurz und antwortete bitter „Ja, ich war mit Sue und ihrer Clique in einer Klasse. Warum fragst du?“ „Ich war zwei Klassen über euch und hab euch oft gesehen – wie Sue und die anderen Mädels dich fertiggemacht haben und so. Tut mir leid, Amy. Meine Schwester ist nicht immer einfach.“ Amy lächelte gequält und log „Ist nicht so schlimm gewesen…“ „Mir kannst du nichts vormachen, schließlich hab ich dich jeden Tag ins Klo flüchten sehen.“ sagte Jacky. „Naja, Themawechsel…“
Sie plauderten, bis Nick und William irgendwann vom Strand aus „Mädels, kommt, spielen wir Beachvolleyball!“ riefen. „Wir kommen schon!“ schrien sie zurück und schlenderten gemütlich zu ihnen, während Nick und William schnell das Netz aufbauten. Jacky schlug vor „Jungs gegen Mädchen?“ „Wenn ihr unbedingt verlieren wollt, bitte.“ grinste William. Amy meinte lachend „Haha. Los, Jacky, wir haben ein Spiel zu gewinnen!“
William und Nick hatten offensichtlich schon oft zusammen gespielt, denn sie waren das perfekte Team und gewannen den ersten Satz. Amy und Jacky mussten sich erst einmal einspielen, aber dann rettete Jacky einen Matchball von Nick, indem sie sich ruckartig auf die rechte Seite schmiss. Amy bekam ihn noch und warf den Ball mit aller Kraft auf die gegnerische Seite. Und so stand es auf einmal eins zu eins. Es ging noch ewig so weiter, bis alle aus der Puste waren.
Nick und William verschwanden kurz im Haus, um kühle Getränke zu holen, also setzten sich Amy und Jacky wieder unter die einsame Palme und erholten sich. Die Ruhe dauerte allerdings nur wenige Minuten. „Jungs, was habt ihr jetzt schon wieder vor?“ beklagte sich Jacky, als sie über beide Ohren strahlend mit vier Wasserflaschen wiederkamen. William sagte unschuldig und mit Hundeblick „Wir wollen doch nur spielen!“ „Wer’s glaubt…“ antwortete Amy. „Also? Was grinst ihr so?“ Nick lächelte noch mehr und meinte nur „Mitkommen, dann weißt du’s.“
Amy und Jacky erhoben sich und gingen den beiden hinterher. Ein Taxi wartete am Hauseingang und sie stiegen ein. Während der Fahrt erzählte Amy Jacky von Silverado, den sie total vermisste. „Wie weit denn noch?!“ maulte Jacky irgendwann. Nick verkündete, sie seien gleich da. Und so war es auch. „Hä? Das ist ja der Flughafen.“ wunderte sich Amy. „Was habt ihr vor?!“
Hier verabschiedeten sich Jacky und William mit der Begründung, sie wollen sich in der Stadt ein Café suchen und kämen später nochmal vorbei. Nick grinste nur und antwortete auf Amys Frage „Wir holen zwei Gäste ab, die uns sehnsüchtig erwarten.“
Wer bitte schön sind diese Gäste?!, grübelte Amy, während sie Nick zum Terminal drei folgte. „Nicki, du meinst nicht zufällig Lena und Janny?“ fragte sie, als sie sich zum Warten hinsetzten. Er schüttelte den Kopf und erwiderte lachend „Da kommst du nie drauf.“ „Sag’ schon!“ Amy hatte das Warten satt und stand auf. „Nee, Mausi, sonst wär’ die Überraschung weg.“ Nick zog sie zu sich auf den Schoß und umarmte sie.
Ewigkeiten später kam eine ältere Frau daher. Sie hatte im braunen Haaransatz schon graue Strähnen, aber ihre grünbraune Augen strahlten vor Jugend. Sie trug eine dunkelblaue Flugzeuguniform. „Strohmayer?“ fragte sie mit einem englischen Akzent. „Yes, that’s me.“ antwortete Nick höflich. Die Frau musterte ihn gründlich und befahl dann schnell „Come with me, please.“ „Okay.“ Sie standen auf und folgten der Frau direkt zum Flugzeug.
Amys Herz machte einen Hüpfer, sobald sie seine weiße Mähne im grellen Sonnenschein erspähen konnte, und konnte es gar nicht fassen. Er wieherte ihr freudig entgegen, als wenn er „Hallo! Ich bin’s wirklich!“ rufen würde, und zog so am Zügel, dass der Führer ihn freilassen musste. In nur einer Minute überquerte Silverado das gesamte riesige Terminal und blieb vor der fassungslosen Amy stehen. Schnell fing Nick den Zügel auf, um zu vermeiden, dass er abhaute. „Überraschung gelungen?“ grinste er. Amy konnte nur nicken. Sie kraulte Silverado gedankenverloren die Stirn, als ein älterer Mann mit Nicks weiß-braun-schwarz gescheckter Paintstute Rainbow auftauchte.
Ein Pferdetransporter kam die Absperrung heraufgefahren und stoppte vor ihnen. Amy wollte helfen, die beiden Pferde einzuladen, war allerdings noch immer so perplex, dass sie keinen Schritt machen konnte. Schnell führte Nick erst Silverado und dann Rainbow in den Hänger und machte dann die Ladeklappe zu, während die beiden Flughafenangestellten mit geübten, schnellen Griffen Sattel- und Putzzeug in den Transporter umlagerten. Der Transporter fuhr los und Amy starrte ihn hinterher.
„Komm, fahren wir heim.“ sagte Nick zärtlich und legte einen Arm um ihre Taille. Gemeinsam gingen sie zurück zum Flughafeneingang und holten sich ein Taxi. Amy konnte nicht anders und lehnte sofort, als Nick sich neben ihr angeschnallt hatte, ihren Kopf an seine Schulter. Die Heimfahrt kam Amy kürzer vor, als die Hinfahrt. Schon vom Weiten sah sie den Transporter an der Einfahrt zu ihrem Ferienhaus.
Nick sagte auf einmal „Shit. Wir haben kein Heu und Stroh gekauft.“ Er schrieb William schnell eine SMS, bevor das Taxi anhielt. Nachdem sie bezahlt hatten, holten Amy und Nick gleich ihre Pferde aus dem Hänger. Den kleinen, aber gemütlichen Stall mit vier großräumigen Boxen neben dem Haus hatte Amy erst als Schuppen gesehen. Eilig schleppten sie auch die restlichen Sachen vom Transporter zum Stall und als das geschafft war, gab Nick dem Fahrer noch Trinkgeld, danach fuhr der Transporter wieder an. „Das hätten wir…“ sagte Nick grinsend und streckte Amy die Hand entgegen.
Amy nahm sie und so schlenderten sie gemütlich zu ihrer Palme, wo sie sich in den puren, weichen Sand hinsetzten. Nick zog Amy bald in seine Arme und wisperte in ihr Ohr „Alles okay? Du bist so still…“ „Wieso machst du das alles?“ flüsterte sie ohne Ton. Erst jetzt merkte sie, dass sie tatsächlich weinte. Er strich ihr eine Träne aus ihrem Gesicht. „Süße, ich kenn’ dich schon gut genug, um zu wissen, dass dir Silver fehlen würde.“ sagte er und fügte noch nachdenklich hinzu „Außerdem will ich nur eins.“ Amy fragte „Hm?“ „Dass es meinem Mausi gut geht. Dass du dich von der ganzen Entführungsscheiße, von ihm erholst. Hier. Mit mir.“
Mehr für sich selbst nuschelte sie noch immer unter Tränen und auf den Sand starrend „Ich hab’ das Alles hier doch gar nicht verdient, vor allem dich nicht…“ „Amy.“ Sanft hob Nick ihren Kopf so, dass sie ihn ansehen musste, „Hatten wir das Thema nicht schon mal?“ Er seufzte und hauchte zärtlich „Ich liebe dich, Mausi. Nur das zählt.“
Ehe sie etwas erwidern konnte, lagen seine Lippen auf ihren. Amy verdrängte das „Trotzdem…“, das schon auf ihrer Zunge lag, und ließ den Kuss zu. Genüsslich kuschelte sie sich an ihn und schloss die Augen. Der Kuss wurde gerade so richtig wunderschön. Süß. Sanft. Liebevoll. Als plötzlich jemand „Hier ist Privatbesitz!“ rief.
Nick
Er hörte schleunigst auf, Amy zu küssen. Nick erkannte die seit Jahren nicht mehr gehörte Stimme sofort wieder. Er stand auf und drehte sich um. Ihm stand eine sehr bekannte Person gegenüber. „Phil.“ Er konnte seinen Augen kaum trauen. Sein früher so ähnlich aussehender Bruder, damals mit kurzen, blonden Haaren, hatte jetzt einen schwarzen Kurzhaarschnitt. Seine Augen, die immer schon fast schwarz gewesen waren, waren durch die Haarfarbe nochmal dunkler. Und Phil trug nur schwarz.
Phil jedoch konnte seinen Bruder nicht wiedererkennen, musterte ihn gründlich und fragte dann „Wer bist du?!“ „War irgendwie logisch, dass du dich nicht erinnern willst, Phil.“ sagte Nick traurig. „Hilft dir der Name ‚Nick Strohmayer‘ beim Erinnern vielleicht?“ „Brüderchen! Was für ‘ne Überraschung!“ Phil lächelte ihn an – aber düster –. „Ich wette, Lena hat dich geschickt, richtig? Vergiss die Familienzusammenführung und verpiss dich ganz schnell wieder. Das hier ist mein Domizil!“
„Was bist du nur für ein Mensch? Weißt du, dass wir DEINETWEGEN unsere Eltern verloren haben? Weißt du, dass zehn Pferde im Feuer gestorben sind? Weißt du, wie ich und Lena uns gefühlt haben, plötzlich ohne Eltern, ohne jegliche Zukunft? Weißt du…?“ „Kleiner, mach mal den Mund zu, deine Milchzähne werden sauer!“ witzelte Phil gelassen. „Ich hab’s mal zufällig mitbekommen, halb so dramatisch…“ Er machte eine abwürgende Handbewegung über die Schulter.
Nick starrte ihn fassungslos an. „Halb so dramatisch?!“ Er meinte immer noch cool zu seinem Bruder „Jeder muss mal gehen, Nickilein. Und die Gäule, die eh Hohltiere sind, waren nix wert.“. Völlig entsetzt, was er hörte, stammelte Nick „Mama und Papa waren noch nicht mal fünfzig Jahre alt. Hey, schon klar.“ Er lachte nervös auf „Jetzt sagst du vermutlich, dass sie dich dazu gebeten haben. Und, oh, ein Olympiapferd ist ja nur bis zu 10 Millionen Euro wert.“
Phil bemerkte jetzt erst Amy und betrachtete sie ausführlich. „Hübsches Mädel hast du da.“ Er grinste ihr zu und dann lächelte er Nick bedrohlich an. „Leihst du sie mir auch mal?“ Diese Bemerkung brachte das Fass für Nick zum Überlaufen. Am liebsten wäre er seinem Bruder an die Gurgel gegangen. Aber er bemühte sich, nicht auszurasten. „Leck mich doch am Arsch, Phil.“ sagte er gerade, als Amy verzweifelt das Schluchzen anfing und sie schnell ins Haus flüchtete.
Und Nick wusste auch sofort, warum. „Echt super gemacht. Toll, Phil. Jetzt verzieh dich einfach! Diesen Privatsitz haben unsere Eltern UNS vermacht, und ich will deine Drecksfresse hier nie wieder sehen. Ach ja, schöne Grüße von Lena und ein gutes restliches Leben.“ Mit diesen Worten wollte Nick gehen, aber Phil hielt ihn fest. Mit seiner gefährlichsten Samtstimme drohte Phil „Hör mal gut zu, Kleiner. Red’ nicht so mit mir, sonst komm ich mal nach Deutschland und mach ein kleines, süßes Feuerchen bei euch.“
Nick riss sich radikal von Phil los und wollte ihm gerne eine scheuern, aber beherrschte sich. „So, Phil. Entweder du machst jetzt schnell einen Abgang, oder ich rufe die Polizei wegen Ruhestörung an einem Privatsitz.“ „Ich komm wieder, Brüderchen!“ Phil machte einen Stinkefinger in Nicks Richtung und ging dann einfach.
Als sich Nick ein bisschen beruhigt hatte, tauchten William und Jacky händchenhaltend auf. „Im Taxi ist euer Heu und Stroh.“ rief William schon von weitem und Nick half ihnen, es in den Stall zu schleppen. Die körperliche Arbeit tat ihm gut, denn er konnte sich so richtig abreagieren. Die beiden Boxen wurden eingestreut und die Pferde bekamen ihre Abendration Heu.
Nachdem Schuften fragte William Nick beiläufig „Wo ist deine Süße überhaupt?“ „Amy geht’s nicht so gut…“ antwortete er zögernd und seufzte, als die beiden ihn fragend anstarrten. Wohl oder übel musste er das Thema jetzt beantworten.
Ehe Jacky und William noch irgendwas fragen konnten, erzählte er ihnen die Kurzfassung von der Entführung und von Phil und beendete die Schilderung mit „So, das war’s…“. Blankes Entsetzen stand den beiden im Gesicht und sie schwiegen. „Wenn ihr nichts dagegen habt, geht bitte.“ sagte Nick. William und Jacky nickten nur.
Amy
Sie konnte den Blick nicht von Phil abwenden. Voller Angst rannten ihr ununterbrochen stumm die Tränen übers Gesicht. In ihren Ohren pulsierte es so, dass sie gar nichts mitbekam, ihr war richtig schlecht und schwindelig. Und Amys Herz raste. Als Phil sie mit seinen schwarzen Augen durchlöcherte, musste sie weg. Sie schluchzte auf und rannte so schnell wie sie konnte ins Haus. Weg von dem Kopfkino mit Timon.
Amy haute blind die Schlafzimmertüre zu und ließ sämtliche Rollos herunter. Im Halbdunkeln warf sie sich aufs Bett, vergrub ihren Kopf unter den Kissen und zerfloss in Tränen.
Plötzlich und unerwartet wurde sie sanft gestreichelt und erschreckte sich zu Tode. „Ich bin’s.“ flüsterte Nick tonlos und Amy entspannte sich wieder, auch weil er begann, ihren Rücken zärtlich zu massieren. Sie beruhigte sich kein bisschen und das merkte auch Nick. Er öffnete seine Arme und hauchte „Komm her, Mausi.“ „N-N-Nick…“ schluchzte sie herzzerreißend und warf sich ohne zu Zögern in seine starken Arme. Ununterbrochen und liebevoll wiegte Nick Amy ganz sanft hin und her, als wäre sie noch ein Baby, und streichelte sie. Hin und wieder murmelte er „Schtsch. Du bist in Sicherheit, Mausi…“
Es dauerte ewig, bis Amys Tränen langsam versickerten. Nun war es ganz still. Amy schmiegte sich erschöpft vom langen Weinen noch mehr in Nicks Arme, schloss die Augen und genoss die Stille. Von weitem hörte man leise das Meer rauschen. Sie spürte seinen Herzschlag. Fühlte, wie seine Hände sie hauchzart weiter liebkosten. Sie fühlte sich so wohl und geborgen, in Sicherheit, dass sie am liebsten nie wieder weg aus seiner Umarmung wollte.
Nach einer Weile kuscheln sah Amy widerstrebend zu Nick auf und sagte leise „Danke… Dass es dich gibt…“ Ihre Stimme war brüchig. Rau. Fremd. Und wieder kamen Amy Zweifel. Er ist zu gut für dich… Du hast ihn nicht verdient… Er ist zu gut… Hast ihn doch gar nicht verdient…, schrie eine Stimme im Kopf unaufhörlich zu ihr. Erneut hatte sie Tränen in den Augen, entzog sich der liebevollen, sicheren Umarmung und drehte sich weg.
„Mausi?“ fragte Nick ganz leise, verwundert über ihre Reaktion. „Nick… Warum ich? Ich hab dich doch überhaupt nicht verdient.“ Amy konnte es nur flüstern. Neue Tränen rannten ihr übers Gesicht. Er seufzte tief und zog sie wieder zu sich, in seine Arme. „Warum du?“ wisperte Nick. „Amy… Ich kann dir genau sagen, warum du.“ Und dann küsste er sie. Süß, himmlisch. Wunderschön, bombastisch. Amy erzitterte aus irgendeinem Grund, den sie nicht kannte. Sie presste sich an ihn, sodass sie sich zu einem Körper vereinten. Vergessen waren ihre Zweifel. Vergessen war Timon. Für Amy zählte nur noch eins: Nick, Nick und nochmals Nick.
Dessen Finger glitten unter ihr türkisfarbenes, schulter- und trägerloses Sommerkleid und eine Hand liebkoste ihre nackten Brüste. Sie hatte aufgrund des Kleides heute keinen BH an. Ein warmer Schauer rieselte Amy den Rücken runter und sie konnte sich ein leises Stöhnen nicht verkneifen. Nick bemerkte das sofort und grinste zufrieden.
Er trug sie irgendwann vom Bett raus, auf die Terrasse, die vom Schlafzimmer und vom Strand erreichbar war, und da draußen war ein romantisches Picknick vorbereitet: Auf einer weißen Decke befanden sich leckeraussehende Snacks, kleine Schokomuffins und Obst. Überall waren Rosen verteilt. Und die Abendsonne glitzerte wunderschön über das tiefblaue Meer. Amy war sprachlos. So richtig sprachlos. Sie aß völlig automatisch das, was Nick ihr in den Mund reintat. Mal war es eines der Muffins, dann wieder eine Erdbeere.
Als sie fertig gegessen hatten, färbte sich der Himmel rosa, lila, schwarz und Gold. Die rot glühende Sonne stieg herab ins Meer und einzelne Sterne schimmerten schon im Abendlicht. Amy kuschelte sich an Nick heran und genoss es, in seinen Armen zu liegen und den phänomenalen Sonnenuntergang zu sehen.
Bald schon, sowie die Sonne vollkommen untergegangen war, lagen seine Lippen auf ihren, genauso zärtlich und überwältigend wie vorher. Wieder schaffte es Nick, Amy zum Träumen zu bringen. Und abermals wanderte seine Hand behutsam zu ihren Brüsten. Sie erschauerte und er ließ später seine andere Hand ganz langsam zwischen ihre Schenkel gleiten. Nick raunte Amy irgendwann auf ihre Frage von vorhin „Ich liebe dich. Deshalb du, Mausi.“ ins Ohr. Ewig blieben sie noch draußen, enganeinander gekuschelt und genossen es.
Die Zeit verging wie im Flug. Amy erholte sich immer mehr von der Entführung und von Timon, was nur einer Person zu verdanken war: Nick. Täglich kamen außerdem William und Jacky vorbei, sie ritten oft lange zusammen aus, spielten Strandfußball oder Spiele wie Mensch ärgere dich nicht, Nick und William redeten manchmal über die ‚guten alten Zeiten‘. Sie gingen zusammen feiern, in Clubs, oder sie aßen in einem schicken Restaurant. Einmal war sogar Kino angesagt, und vorher waren sie stundenlang shoppen. Sie fanden außerdem eine echt schräge Karte, die sie zu Lena und Jeanette nachhause schickten.
Und wenn Amy und Nick abends alleine waren, machten sie es sich auf der Terrasse oder am Strand gemütlich und kuschelten. Amy wollte fast schon nicht mehr zurück nach Freeland, zu schön war es hier auf Curacao.
Der letzte Tag brach an und Silverado und Rainbow flogen heute noch zurück. „Amy, kommst du?“ fragte Nick von draußen. Sie antwortete mit „Ja, schon unterwegs!“ und ging zügig die Terrassentreppe hinunter zum Stall.
Eilig bereiteten sie ihre Pferde auf den Rückflug vor und legten ihnen ihren Transportschutz an. Dann hupte schon der Transporter, den Nick am Vortag bestellt hatte. Schnell luden sie Silverado und Rainbow auf und schleppten zügig Putzboxen, Sättel und Trensen in den Kofferraum des Transportautos. Danach stiegen sie in das große Auto ein, das gleich zum Flughafen aufbrach.
„Echt schade, dass die Zeit vorbei ist…“ murmelte Amy ein klein wenig traurig. Nick antwortete „Hach, Schatz. Wir können doch zurückkommen. Irgendwann.“ und lächelte geheimnisvoll, als er „Vielleicht kommen wir schneller zurück, als dir lieb ist…“ hinzufügte.
Am Flughafen angekommen, fuhr der Transporter wieder direkt zum Terminal drei, wo sie die Pferde ausluden und in große, geräumige Transportboxen führten und sich von ihnen verabschiedeten, und anschließend die restlichen Sachen verstauten.
Im Anschluss verließen Amy und Nick die Landebahn. Draußen vorm Flughafen warteten schon William und Jacky händchenhaltend auf sie. „Hey, das ging aber schnell mit dem Verladen.“ „Ja, was wollen wir heute machen?“ fragte Nick lächelnd. Jacky rief sofort begeistert „SHOPPEN!!!“ „Bitte nicht, Liebling.“ flehte William seine Frau an.
„Och, kommt schon, Jungs! Shoppen macht SPASS!!!“ meinte Jacky. Nick und William schüttelten beide synchron den Kopf und murmelten gleichzeitig irgendwas von „Weiberkram“. Jacky blickte enttäuscht drein. „Na dann, macht doch, was ihr wollt. Ich und Amy gehen eine Runde Shoppen, oder?“ „Nur wenn’s unbedingt sein muss.“ sagte Amy zu Jacky. „Ja, ES MUSS!“ Sie zog sie sofort mit und Jacky und Amy riefen grinsend noch zu den Männern „Euch einen schönen Männertag!“
Sie gingen zu Fuß vom Flughafen in die nicht weit entfernte Einkaufsstraße. „Wohin zuerst?“ wollte Jacky wissen. Amy antwortete „Mir egal, oder, warte! Ich will unbedingt nochmal in diesen wahnsinnig-teuren und hübschen Laden schauen.“ Also machten sie sich auf und waren bald da. Es war ein gemütlicher, kleiner Laden.
„Hm, Jacky? Welches soll ich nochmal anprobieren?“ fragte Amy ihre neue Freundin und deutete auf drei Kleider, die sie bei ihrer ersten Shoppingtour gefunden hatte. Aber dann hatten Nick und William ‚keinen Bock‘ mehr.
Das erste Kleid war ein rotes Minikleid, das hauptsächlich aus einem tiefen V-Ausschnitt – vorne wie hinten – bestand, der ganz schön viel nackte Haut sehen lassen würde. Ansonsten war das Kleid mit Fransen, Federn und Muscheln verziert.
Kleid zwei war weiß, rücken- und trägerfrei und extrem lang. Es war schlicht, aber elegant, und um den gesamten Ausschnitt herum und an den Ärmeln war es mit winzigen goldenen Glitzerperlen bestickt.
Und das dritte Kleid war schwarz und normal lang, aber in den Stoff waren tausende, glitzernde Silberpünktchen eingewoben und überall, wo Licht darauf fiel, funkelte es.
Jacky betrachtete die drei Kleider und antwortete „Schwierig zu sagen. Ich persönlich finde das zweite und dritte voll schön. Zieh doch beide an.“ Grinsend fügte sie hinzu „Heute nerven uns die Jungs ja gottseidank nicht!“ Amy ging also mit Kleid zwei und drei, ihren geheimen Favoriten, in eine Umkleidekabine und probierte beide an.
Jedes der Kleider hatte das gewisse Etwas. Jacky war keine große Hilfe, denn sie fand alle zwei ‚phänomenal‘, aber für sie gewann das Weiße. Amy zog sich wieder um und ging mit ihrem neuen Kleidungsstück zur Kasse, während Jacky auf sie wartete.
Sie warfen in fast jeden Laden auf der Einkaufszone einen Blick rein und Amy fand sich noch, passend zum neuen Kleid, goldene Ohrringe und ein niedliches, goldenes Armband mit Herzchen. Jacky hatte sich ein lilafarbenes Top und High-Heels gekauft, außerdem neue Unterwäsche und eine schwarze Jeans.
Fix und fertig, mit reicher Ausbeute und nach einem langen Shopping-Tag – mit nur einer kleinen Pause, im Cafe – bestellten Amy und Jacky sich abends ein Taxi. Amy stieg sofort erschöpft ein und seufzte. Sie merkte, dass Jacky nicht einstieg. „Jacky?“ fragte sie. „Ähm, ich treffe mich hier um die Ecke noch mit Will. Mach’s gut, Amy und viel Spaß heute noch. Bis bald.“ Ehe Amy sich verabschieden konnte, ging Jacky mit vollen Taschen in die andere Richtung. „Komisch…“ murmelte Amy und fragte sich die ganze Rückfahrt, WAS Jacky mit diesem ‚Viel Spaß‘ gemeint hatte.
„Nicki?“ rief Amy, als sie vollbeladen das Ferienhaus betrat, und stellte alles ab. Sie schaute in jedes Zimmer, aber Nick war nirgends zu finden. Verwundert wollte sie gerade aus dem Schlafzimmer gehen, als ihr eine wunderschöne, rote Rose auf ihrer Bettseite auffiel. Sie ging zum Bett und nahm die Rose. Unter ihr lag ein Zettel.
Wenn du das hier liest, komm zum Strand
Nick
Amy verstand gar nichts mehr. Gedankenverloren ließ sie sich nieder und rätselte ein bisschen. Sie stand auf, holte schnell ihre Einkäufe von heute, danach ging sie ins Bad, um sich noch frisch zu machen. Amy trocknete sich nach dem Duschen ab, föhnte sich aber nicht ihre braun-schwarzen Haare. Es war ein heißer, trockener Abend und sie würden schnell trocknen. Eilig schlüpfte sie in ihr neues Kleid und ging gespannt die Terrassentreppe hinunter zum Strand.
Noch immer konnte sie Nick nicht erspähen. „Nick?! Ich hab’ langsam die Schnauze voll von deinem Versteckspiel!“ sagte Amy gerade, als ihr jemand blitzschnell von hinten die Augen verband. Ängstlich wollte sie aufschreien, aber da flüsterte Nick „Ich bin’s.“
Ihre Finger waren sofort an der blöden Augenbinde und Amy versuchte, sie herunterzubekommen. „Nee, Mausi, die bleibt dran.“ meinte Nick nur, hob sie hoch und trug sie irgendwohin. Nach einer Weile setzte er sie wieder ab. Nick umarmte Amy von hinten und machte ihre Augenbinde auf, ohne den Körperkontakt zu beenden. Amy blinzelte einige Male wegen des plötzlichen Lichtes heftig und, als sich ihre Augen an die Situation gewöhnt hatten, klappte ihr Mund auf.
Amy brachte gerade noch so „Wunderschön…“ hervor. Sie waren an einer einsamen und verlassenen Bucht. Der Nachthimmel wurde schon dunkler. Tausende Sterne leuchteten schon über ihnen. Nick hatte unzählige Teelichter angezündet und unendlich viele rote Rosenblätter wiesen ihnen den Weg zu einer Decke, auf der einige Fressalien aufgedeckt waren. Außerdem lief leise Kuschelmusik.
„Genau wie du…“ wisperte Nick ihr ins Ohr. Natürlich wurde sie rot und brachte keinen Ton mehr heraus. Sie setzten sich auf die Decke und Nick fütterte Amy ewig mit kleinen, süßen Erdbeeren, genauso süßen Trauben- und Melonenstückchen und mit einem Schokokuchen. Zu den Happen gab es noch Champagner und Sahne.
Erst als sie papp satt war, sagte Amy „Bin ich satt!“ und schmiegte sich vollgefressen und überglücklich in Nicks Arme. „Hab ich dir schon gesagt, dass du wunderwunderschön bist?“ raunte er ihr zu. Amys Wangen wurden wieder heiß, doch sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Ehe sie etwas erwidern konnte, lagen seine Lippen auf ihren. Süß. Himmlisch. Atemberaubend. Seine Finger streichelten sie zärtlich. Automatisch presse sie sich mehr und mehr an ihn, das dazu führte, dass sie sich beide irgendwann weich nach hinten fallen ließen.
Irgendwann, als sie so richtig zu Kuscheln begannen, meinte Nick „Komm mal mit.“ und zog die etwas verwunderte und enttäuschte Amy auf die Beine. Sie machte einen Schmollmund, was er bemerkte. Er konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. „Hach, Mausi… Ich will dir doch nur schnell was zeigen!“ sagte er grinsend und führte sie zu einem kleinen Holzsteg am Meer. Das stille Wasser war ein perfekter Spiegel für den Nachthimmel. Von hier aus konnte man die Wellen leise rauschen hören. Es herrschte Idylle pur.
„Amy?“ meinte Nick ein wenig nervös und sie schaute auf. Überrascht, dass er sie beim Namen genannt hatte. Er atmete einmal tief ein. „Amy, ich liebe dich über alles auf der Welt. Du bist meine ganz große Liebe. Die Liebe meines Lebens. Willst du mich heiraten?“
Sie traute ihren Ohren nicht. Ihren Augen noch weniger, als sich Nick vor ihr niederkniete und eine kleine Schachtel öffnete. In dieser roten Samtschachtel lag er. Der wahrscheinlich schönste Diamant-Ring, den Amy je gesehen hatte. Er war voll mit kleinen Herzen bestückt und in der Mitte ragte ein wunderschöner Weißtopas in Herzform empor.
Sie starrte Nick und den Ring an und versuchte, zu realisieren, was gerade passiert war. Vergeblich. Als Amy endlich den Mund öffnete, kam kein Ton heraus. So nickte sie nur ganz minimal. Aber das reichte. Nick nahm ihre linke Hand so cool, als hätte er schon tausende Frauen um ihre Hand angehalten, und schob ihr den Ring auf den Finger.
„Passt ja.“ meinte er unbeteiligt. „Das ist super – dann müssen wir nicht noch zum Juwelier.“Amy spürte, dass sich viel mehr hinter Nicks beiläufigen Ton verbarg und schaute ihm ins Gesicht. Sie versuchte zu entschlüsseln, was er wirklich dachte und fühlte.
Er erwiderte ihren Blick und plötzlich fiel diese nervöse, lockere Fassade, die sie gar nicht von ihm kannte.Er strahlte – sein Gesicht strahlte voller Freude und Triumph. Und seine Augen waren so voller Liebe, voller Leidenschaft, voller Emotionen, dass es Amy den Atem verschlug. Das war ihr Nick, wie sie ihn liebte.Bevor sie wieder Luft holen konnte, lagen seine Lippen auf ihren. Sanft und wunderschön. In Amys Kopf drehte es sich bald alles. Das bemerkte auch Nick – dessen Atem ging genauso stoßweise wie ihrer.
Er strich ihr eine Träne aus den Augen. Jetzt erst nahm Amy wahr, dass sie weinte. Wortlos umarmte Nick sie innig. „Weißt du, was ich gemacht hätte, wenn du nein gesagt hättest?“ flüsterte er irgendwann heiser. Als sie den Kopf schüttelte, schmiss er sie kurzerhand ins Wasser. Amy rief, als sie wieder auftauchte, kichernd „Hey!“ und zog Nick ohne zu Zögern auch ins Wasser rein. „Ohhhh.“ Sie lachte über seinen Gesichtsausdruck. „Eine kleine Abkühlung tut dir sicherlich gut!“ Amy drückte Nick mit Kraft nach unten und meinte dann „Selber Schuld.“ Er keuchte auf. „Ich hasse dich und zieh’ die Verlobung zurück, wenn du so weitermachst.“ Jetzt konnte Amy sich absolut nicht mehr beherrschen und lachte ihn aus. „Ach, echt? Vor einer Minute war’s Liebe, jetzt Hass.“ Sie streckte ihm die Zunge entgegen und spritzte ihn absichtlich ab.
Sie plantschten, aber Amy wurde es später zu kalt. Somit gingen sie, kichernd und von Kopf bis Fuß nass, zurück zur Decke und setzten sich atemlos hin. Amy konnte nicht anders. Sie schmiegte sich – am ganzen Körper vor Kälte zitternd – an Nick, der sie gleich in die Arme nahm. „Ich bin gleich wieder da.“ murmelte er bald und erhob sich. Sie sah ihm nachdenklich hinterher, bis er von der Dunkelheit verschluckt wurde.
Amy wusste nicht, was dieser Mann mit ihr anstellte. Sie probierte einige Male, ihre Gedanken zu ordnen, und holte tief Luft. Vergebens. In ihrem Kopf gab es nur noch Gedanken von Nick. Ihr Körper sehnte sich nach seiner Wärme und nach seinen zärtlichen Berührungen. Es tat ihr so gut, ihr Hirn einfach auszuschalten und nur noch zu fühlen, zu hören, zu schmecken. Zu träumen. Bei ihm fühlte sie sich so unfassbar geliebt. Und das schaffte nur eine einzige Person, ihr diese überwältigende Liebe zu geben.
Er kam mit einer braunen Kuscheldecke wieder und lachte, weil Amy es offensichtlich kaum erwarten konnte, wieder in seinen Armen zu sein. Sie hatte in der Zwischenzeit nervös mit den Fingern getrommelt und sah dabei so verloren und süß aus. „Ich seh’ schon, dass ich dich nicht mal fünf Minuten alleine lassen kann.“ Sanft zog er sie wieder zu sich. Ihre Wangen färbten sich dunkelrot. „Bin ich so leicht durchschaubar?“ fragte Amy. Endlich war ihr Lebensinhalt wieder bei ihr und sie kuschelte sich sofort wieder an ihn. Jetzt konnte die Welt untergehen, ihr war alles egal. Hauptsache, Nick war bei ihr.
Lächelnd sagte er „Ich kenn’ dich.“ „Ach echt? An was denk’ ich denn gerade?“ wollte Amy wissen und dachte daran, wie schön sie es fände, wenn er sie wieder zum Träumen bringen würde. „Hm…“ Nick grübelte kurz. „Als erstes denkst du hoffentlich daran, dass du kalt bist.“ Er deckte sie mit der Decke zu und murmelte dann „Ich kann dir zeigen, woran du denkst.“ Mit jedem Wort näherte sich sein Mund ihrem. Und dann – endlich – küsste er sie. Amy schmolz in seinen Armen dahin, wie Eis in der Sonne. Der Kuss raubte ihr ihren letzten, klitzekleinen Verstand und sie bog ihren Rücken durch, um ihn noch mehr zu spüren. Alles, was Amy noch konnte, war zu fühlen. Zu schmecken. Zu genießen. Sie seufzte leise auf und ergab sich ihn ganz und vollkommen.
In einer kurzen Atempause glitt Nicks Hand langsam an ihr herab und liebkoste ganz leicht ihre Brust. Amy erzitterte am ganzen Körper und versuchte ihre Gänsehaut zu kontrollieren, was ihr aber nicht so gut gelang.„Lass es zu, Mausi… Lass es zu.“ wisperte er ihr ins Ohr. Amy konnte seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren und erschauerte erneut. Wieder lagen seine Lippen zart auf ihren, während Nicks Finger den Reißverschluss öffneten, um sie so besser streicheln zu können. Eine Hand wanderte erneut zu Amys Brust, während er sich langsam von ihren Lippen löste und ihr Schlüsselbein mit kleinen Küssen bedeckte. Automatisch machte Amy eine Brücke, als er ihr Kleid nach unten zog. Zärtlich streichelte er ihre nun nackte Haut und ein warmer Schauer lief ihr den Rücken hinunter.
Auf einmal setzte sich Amy wieder auf. „Was ist los, Mausi?“ fragte Nick überrascht. „Heute wirst du mal verwöhnt, das ist los.“ antwortete Amy leise und drückte Nick auf die Decke. Er wollte noch etwas erwidern, doch Amy legte ihre Lippen schnell auf seine, sodass er nichts mehr sagen konnte. Während dem süßen Kuss begann Amy, Nicks T-Shirt hochzuschieben und ihn leicht über den Oberkörper zu streicheln, bis er sich entspannt hatte. Das war ein vollkommen neues Gefühl für ihn, denn so hatte er Amy noch nicht erlebt. Er setzte sich kurz auf und zog sich das Shirt über den Kopf. Als er es neben die Decke geworfen hatte, drückte Amy ihn wieder sanft auf dem Boden zurück. Sie küsste ihn langsam den Hals hinunter, über das Schlüsselbein bis hin zur Brust. Dieses Mal war es Nick, der eine Gänsehaut bekam und Amy konnte sich deshalb ein Grinsen nicht verkneifen, doch Nick bekam das nicht mit. Er hatte die Augen geschlossen.
Während Amy weiterhin Nicks Oberkörper mit Küssen bedeckte, ließ sie eine Hand langsam an seiner Hüfte nach unten gleiten. Mit einer Hand öffnete sie vorsichtig den Knopf seiner Hose. Nun hob Nick seinen Hintern kurz an, damit Amy ihm seine Hose, samt der Unterhose, nach unten ziehen konnte. Ihre Lippen wanderten jetzt langsam über Nicks Bauch weiter nach unten. Sie atmete noch einmal kurz ein und näherte sich dann mit ihren Lippen Nicks Penis.
Plötzlich setzte sich Nick auf. Er drehte ihren Kopf zu sich und flüsterte „Mausi, du musst das nicht machen…“ „Aber ich will… Ich meine, du… mich…“ stammelte sie nervös und unsicher und wurde knallrot. „Mausi. Schau mich an…“ Er wartete so lange, bis sie ihm in die Augen sah. „Ich merk' doch, wie nervös du deshalb bist, du musst das nicht machen.“„Ja, aber…“ Nick schnitt ihr das Wort ab „Nichts aber.“ Er beugte sich zu ihr hinüber und senkte seine Lippen auf ihre. Amys Kopf war sofort wie leer gefegt. Nur noch Nick kam in ihren Gedanken vor.
Sie konnte ein leises Stöhnen nicht unterdrücken, als er begann sie am Oberschenkel zu streicheln, doch trotzdem verspannte sie sich auf einmal. „Lass los, Schatz.“ raunte er ihr ins Ohr und drückte sie nun auf die Decke. „Dreh dich mal ‘rum, Mausi.“ sagte er noch dazu. Als Amy sich auf den Bauch gedreht hatte, setzte er sich vorsichtig auf ihren Po und fing an ihre Schultern zu kneten. Er ließ seine Hände immer und immer wieder über ihren Rücken streichen, bis er merkte, wie sich Amy entspannte und fallen ließ.
Er beugte sich vor und küsste sie in den Nacken. Danach auf die Schulter, die Arme, die Wirbelsäule, bis er jede Stelle an ihren Rücken abgedeckt hatte. Amy drehte sich unter ihm wieder zurück auf den Rücken und zog seinen Kopf zu sich herunter. Sie küssten sich lange und leidenschaftlich.
Dann löste Nick sich von Amys Lippen und küsste sich schon fast stürmisch hinunter zu ihrer Brust. Seine Zunge umkreiste langsam Amys Brustwarze, während eine Hand ihre Brust knetete. Sie stöhnte auf und erzitterte.
Keuchend flüsterte Amy „Nick…“ Er sah grinsend auf. „Was denn?“ Sie wurde rot, drehte ihren Kopf zur Seite und stotterte „Nichts weiter.“ „Du musst dich doch für deine Gefühle nicht schämen, Mausi.“ wisperte Nick und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Widerstrebend sah sie ihn an. Seine Augen strahlten immer noch so voller Liebe, dass Amy abermals der Atem stockte. Nick beugte sich vor, bis er Millimeter vor ihrem Gesicht war und sie seinen kühlen Atem auf ihrer erhitzten Haut spürte. Schon wieder erzitterte Amy. Vergeblich versuchte sie, ihre Gänsehaut in den Griff zu bekommen.
Nick sagte leise „Schatz, entspann dich doch einfach. Ich bin wegen des Antrags doch jetzt kein anderer. Und wegen dieser Sache vorhin, vergiss es wieder.“ Amy wollte irgendwas erwidern, aber er legte schnell seine Lippen auf ihre. Zuckersüß. Liebevoll. Himmlisch. Unschuldig. Wunderschön. Sie schloss genüsslich die Augen. Genoss seine Nähe. Seine Finger, die sie hauchzart streichelten. Ein warmer Schauer lief Amy den Rücken herunter, doch sie ignorierte ihn. Sie schmiegte sich so an ihn, dass sie zu einem Körper verschmolzen. Alles was für sie in diesem Moment zählte, war Nick.
Dieser flüsterte in einer Atempause „Geht doch, Mausi.“ und strich ihr sanft eine Träne aus den Augen. Zögernd fügte Nick „Warum weinst du?“ hinzu.„Wegen allem. Vor allem aber wegen dir…“ gestand Amy. „Du … bist … Ähm…“ Sie rang nach Worten und konnte sich in seiner Nähe gar nicht konzentrieren. Du tust mir einfach gut… Viel zu gut.
Nick hauchte ihr „Amy, ich liebe dich.“ zu und legte seine Lippen einfach wieder auf ihre. Noch viel zärtlicher als vorher. Sie schaltete ihre Gedanken einfach ab und fühlte, schmeckte, träumte nur noch. Seine Hände gingen bald wieder auf Entdeckungstour. Eine wanderte erneut zu ihrer Brust und streichelte sie ganz leicht, fast ohne sie zu berühren. Amy hatte die Augen geschlossen und bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut.
„Mehr…“ stöhnte sie leise, als Nick kurz aufhörte. Um Atem ringend lächelte er über seine Amy, die sich noch enger an ihn gekuschelt hatte und schnurrte, und murmelte „Kleine Genießerin.“, bevor er sie weiter küsste. Weiter liebkoste.
Nicks andere Hand bewegte sich von der Brust allmählich hinunter, fuhr leicht zwischen ihre Schenkel und strich ganz langsam über ihren Slip. Amy erschauerte überall und stöhnte genussvoll auf. Mehr und mehr schaffte es Nick, sie zu verzaubern. Während dem süßen Kuss und den zärtlichen Berührungen oben, begann Nick Amys Höschen auszuziehen. Amy erzitterte unter seinen Händen, egal wo sie waren, und ihr Verstand setzte komplett aus. Sie keuchte auf, als seine Finger im Schneckentempo ihren gesamten Körper erkundeten.
Dann wanderte eine Hand wieder zur Brust und liebkoste diese liebevoll. Die andere Hand kroch allmählich hinunter, fuhr abermals zwischen Amys Beine, die sie automatisch spreizte. Immer wieder berührte Nick leicht und hauchzart ihren Kitzler und verwöhnte sie oben ständig weiter. Amy stöhnte wohlig auf und ergab sich ihm ganz und vollkommen…
Amy konnte auch am nächsten Tag noch nicht fassen, dass an ihrem linken Ringfinger ein Verlobungsring steckte. Während sie ihre Koffer packten, dachte sie immer wieder an die tollen, wunderschönen Momente hier mit Nick. Sie schaute sich zum tausendsten Mal den Ring an, als das Taxi vorfuhr.
„Das war’s…“ murmelte Amy traurig, wie Nick die Haustüre verschloss. Er sah sie im Auto an. „Das war’s nicht, Mausi. Wir können ja in unseren Flitterwochen wieder herkommen.“ Flitterwochen…, das Wort klang vollkommen neu in ihren Ohren. „Außerdem… Freust du dich gar nicht auf zuhause? Auf Lena, Janny? Auf Silver, Angel, Rose?“ fügte er noch hinzu. „Doch, klar! Trotzdem… Ich wäre halt gern noch bisschen geblieben, vor allem nach gestern.“ Amy wurde rot und ihr Herz schlug alleine von den Erinnerungen schneller. Nick lächelte, sagte aber nichts mehr. Irgendwann, während dem siebenstündigen Flug, schlief Amy an Nick angelehnt ein.
„Nicki? Ich geh’ schon mal nach Freeland!“; sagte sie, gab ihm einen flüchtigen Kuss und sprang aus dem angehaltenen Auto heraus. Amy konnte es jetzt kaum noch erwarten, Lena und Jeanette wiederzutreffen. Nick rief ihr noch „Okay, viel Spaß!“ hinterher. Auf dem vertrauten Weg überlegte sie, was sie alles erzählen wollte und was sie besser nicht preisgeben sollte.
Sobald sie auf den Hof angekommen war, rief Amy „Lena, Janny, seid ihr da?“ „Unsere Urlauberin ist ja auch wieder mal da!“ Lena und Jeanette kamen gerade von der Koppel und umarmten sie grinsend, „Danke für die obercoole Karte.“ „Wir mussten dabei sofort an euch denken!“ witzelte Amy. „Lass dich mal anschauen! Du schaust besser aus, als davor.“ bemerkte Lena und Jeanette fügte noch „Jap.“ hinzu.
Sie lächelte, als sie sagte „Ja, mir geht’s sooo gut wie noch nie! Kommt, reiten wir aus?! Hab’ euch ‘ne Menge zu erzählen.“ Amy wollte schon zur Weide gehen, als Jeanette den Ring bemerkte. „Amy?! Dieser Ring?!“ fing sie an, wurde aber von Amy mit „Später! Versprochen.“ unterbrochen.
Sie holten also ihre Pferde von der Koppel, putzten und sattelten sie und zwanzig Minuten später ritten die drei vom Hof. Amy hatte vorher entschlossen, mal wieder Angel zu reiten, damit sich Silverado noch vom Flug erholen konnte. Der letzte Schnee taute gerade und es waren schon erste Frühlingsblumen zu sehen. „Also looooooooos!“ forderte Lena. Jeanette ergänzte Lenas Forderung mit „Erzähl schon!“
Amys Gesicht wurde heiß und sie blickte starr auf Angels Mähne. Sie brachte nur „Es ist das, was ihr euch denkt. Er hat mich gestern gefragt.“ heraus. Ihre Freundinnen verlangten natürlich alle Details. Sie fragte „Lena, erinnerst du dich noch an die verlassene Bucht mit dem Holzsteg am Wasser neben der Villa?“ Lena nickte und Amy fing an, den ganzen Abend zu schildern. „Naja, ich war mit Jacky lange in der Stadt shoppen und kam nichtsahnend am Abend zurück… Da lag eine Rose aufm Bett…“
Ein paar Tage später kam Doktor Walther vorbei, um Amys Stutfohlen Dessert Rose, das täglich frecher und größer wurde, das erste Mal zu impfen. Also ging Amy mit dem Tierarzt auf die Weide, wo die Rappstute den ganzen Tag herumtobte. Während sie Dessert Rose kurz festhielt und mit Streicheleinheiten ablenkte, setzte Doktor Walther geschickt und schnell die Spritze und meinte dann „So, das war’s.“ Das Fohlen wurde wieder freigelassen und rannte sofort zu seiner Mutter. „Ansonsten ist sie gesund?“ hakte Amy nach. Der Arzt nickte zufrieden und hob seine Tasche auf.
Amy fiel ein, dass sie sich für nächste Woche bei einem Turnier angemeldet hatte, und fragte schüchtern „Darf Silver eigentlich wieder springen?“ Er schaute sie an und meinte „Ich kann mir den Burschen ja nochmal anschauen.“ Zusammen gingen sie zu Silverado, der friedlich neben Lenas Saphir graste. Der Hengst bemerkte Amy, schaute hoch und trottete fast schon lustlos zu ihr hin, als wollte er sagen „Was wollt ihr denn schon wieder?“. Sie gab ihm ein Bussi auf die Nüstern und Doktor Walther kniete sich hin. Er berührte vorsichtig Silverados einst kaputtes Bein.
„Hm…“ machte er stirnrunzelnd „Also ich würde den Kerl noch schonen. Die Schwellung ist noch nicht ganz verheilt… Außerdem hat er die Muskulatur nicht.“ Doktor Walther stand wieder auf und klopfte Silverado den Hals. Amy streichelte ihren Hengst noch mal kurz und gemeinsam machten sie sich auf zum Auto des Tierarztes. Nachdenklich starrte sie dem alten Truck hinterher.
Wie aus dem Nichts kam Lena herbei. „Alles in Ordnung mit Rose? Du schaust so nachdenklich aus.“ „Ähm, mit Rose ist alles in Ordnung, aber Silver sollte noch nicht springen…“ erklärte Amy ihrer Freundin. Lena fragte sofort „Und Angel?! Ihr beide seid doch auch ein super Team.“ „Hm… Stimmt!“
Fünf Tage vergingen. Amy putzte Angel an diesem Abend blitzblank. Silverado klopfte ungeduldig an seine Boxentüre, weil sich seine Besitzerin nur mit Angel beschäftigte, doch sie war zu sehr in ihren Turnier-Gedanken. Als der Schimmel silberglänzendes Fell und seidene Mähne hatte, hörte sie auf und polierte seine Ausrüstung noch gründlich. Danach gab sie ihren drei Lieblingen ein Gute-Nacht-Bussi.
„Und wer küsst mich?!“ fragte Nick grinsend, als Amy aus der Box von Dessert Roses Mutterstute Penelope kam. Er stand ganz lässig an Rainbows Boxentüre angelehnt und hatte sie offensichtlich schon länger beobachtet. Amy lächelte und schlenderte zu ihm hinüber. „Öhm, ich hab’ keine Ahnung. Ich jedenfalls nicht.“ Nick nahm ihre Hände und zog sie sanft zu sich. „Schade…“ murmelte er und legte seine Lippen süß auf ihre. Amy konnte einen leisen Seufzer nicht unterdrücken und kuschelte sich in seine Arme.
In diesem Augenblick kam von der Stalltüre ein Räusperer. „Hey, müsst ihr unbedingt in aller Öffentlichkeit knutschen?!“ „Vor einer Minute waren wir noch alleine hier, Schwesterchen.“ sagte Nick genervt, aber er ließ Amy nicht los. Lena täuschte ein Würgen vor und verdrehte die Augen. „Sucht euch wenigstens ein Zimmer. Ich wollte euch nur sagen, dass ich dann ausgehe. Janny ist ja bei ihrem Cousin, also habt ihr sturmfrei. Bitte macht den Nachtrundgang noch.“ Bei dem Wort ‚ausgehe‘ funkelten Lenas blaue Augen. „Lena? Du hast dich doch nicht etwa verliebt?“ fragte Amy. Sie antwortete ein wenig zu schnell „Nein, ich doch nicht! Also ich muss mich noch fertig machen. Bis morgen!“ Lena drehte sich um und verließ den Stall.
Ihr Bruder und ihre Freundin starrten ihr hinterher. Amy meinte „Hui. Die hat’s aber schlimm erwischt.“ „Hmhm. Hoffentlich ist das einer, für den es sich lohnt.“ erwiderte Nick. „Morgen, nach dem Turnier, quetsch’ ich sie aus, Nicki.“ „Hm… Wo waren wir stehen geblieben?“ Ohne ein weiteres Wort küsste er sie zart weiter. Amy schaltete alle Gedanken ab, sodass für sie nur noch Nick zählte. In einer Atempause strich er ihr nachdenklich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Neunzehnter Juli?“ fragte er leise. Amy nickte nur stumm und ihre Gedanken wanderten sofort wieder zum letzten Abend der Karibik.
Ihr Herz setzte aus, als Nick lächelnd „Woran denkst du grade?“ flüsterte. Sie wurde rot und antwortete „Vergiss es, Nicki.“ „Ach komm schon. Bitte. Biitte. Biiitte.“ flehte er mit seinem Hundeblick, sodass Amy ihn nicht in die Augen sehen konnte. Sie schüttelte den Kopf. „Bitte.“ murmelte Nick Millimeter vor ihrem Gesicht. Ihr Widerstand hob sich ganz auf, als er sie liebevoll küsste.
„Kannst aufhören. Ich denk’ an Curacao. An unseren letzten Abend. An – hach, an einfach alles…“ gestand Amy knallrot und wusste, dass er dieses ‚Alles‘ genau interpretierte. Nick sagte „Als du den Antrag angenommen hast, war ich der glücklichste Mensch der Welt, Mausi. Und das danach… Ich wiederhole mich: Du brauchst dich bei mir nicht für deine Gefühle schämen… Wirklich nicht.“ und wieder lagen seine Lippen auf ihren, bevor Amy etwas erwidern konnte.
Plötzlich rief eine ihnen bekannte Stimme zu „Du heiratest diese Schlampe?!“ Na toll… Gerade im richtigen Moment., dachte sich Amy und drehte sich von Nick weg. „Nein, Sue, ich heirate keine Schlampe. Sondern das Mädchen – die Frau, die ich liebe.“ Er zog sie wieder nah zu sich und verschränkte seine Hände um ihre Taille, sodass sie Körperkontakt hatten. Amy lehnte sich an seinen Körper an. „Da irrst du dich! Die da IST und BLEIBT eine billige Schlampe!“ fuhr Sue Nick scharf an.
Dieser blieb ganz ruhig, meinte „Zufällig hat sie einen Namen, Sue!“ und flüsterte Amy ins Ohr „Hör nicht auf sie, Mausi.“ „Ja, Namen hat sie viele. Und zwar Heulsuse, Baby, Memme, Schlampe und viele andere. Hat sie dir zum Beispiel erzählt, dass sie Timon angefleht hatte, mit ihr Sex zu haben?“Amy zitterte am ganzen Körper.
Ihr wurde schwindelig und schlecht und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Zu massiv war das Déjà-vu an Timon. Nur der beständige Kontakt zu Nick hinderte sie, abzuhauen. „Sue, es war anders, Amy wurde von ihm mehrfach vergewaltigt. Und tschüss!“ Er legte sanft einen Arm um Amy und sie gingen einfach. „Du Schlampe!“ schrie Sue ihnen nach „Na warte auf morgen! Da werd’ ich’s dir zeigen!“
„Hey, hey, hey. Komm her, Mausi.“ murmelte er zuhause auf der Couch in der Villa und nahm sie in seine Arme. Amy kuschelte sich sofort an ihn und versuchte, ihre innere Stimme zu ignorieren. Er ist viel zu gut für dich, er ist viel zu gut für dich, er ist viel zu gut für dich…
Am nächsten Morgen führte Amy Angel, der vor Vorfreude tänzelte, zu Lenas Rapphengst Saphir in den Transporter. Lena startete auch, aber in einer anderen Prüfung. Amy setzte sich auf die Rückbank neben den grinsenden Nick, während Jeanette auf dem Beifahrersitz platznahm. „Haben wir alles, Amy?“, fragte Lena nachdenklich. Sie überlegte nochmal kurz, nickte dann aber. „Glaub’ schon. Kannst losfahren, Lenchen!“
Sie erreichten den Turnierplatz und Amy, die in der Prüfung vor Lena startete, lud Angel ruhig und gelassen aus. Der Schimmelwallach war etwas nervös. Er tänzelte aufgeregt, blähte seine Nüstern und spitzte die Ohren. „Hey, Junge… Wir sind nur auf einem kleinen Turnier. Erinnerst du dich?“ Amy führte Angel ein wenig auf dem Abreiteplatz herum, um ihn zu beruhigen. Plötzlich bäumte sich der Wallach unerwartet empor, weil ein anderes Pferd ganz dicht an ihnen vorbeigaloppierte.
Amy ließ ihm den nötigen Freiraum und ging in Deckung, ohne den Führstrick loszulassen. Als Angels Hufe wieder sicher auf den Sandboden standen, redete sie leise auf ihn ein. „Na? Hat’s dir gefallen, Schlampe?“ fragte da Sue honigsüß hinter Amy. Diese drehte sich um und fing ganz entspannt einen Smalltalk an. „Hallo Sue, schön dich zu seh’n! Wir sind gerade angekommen, nett, dass du uns begrüßt. Wie sind die Bedingungen hier?“
„Amy?!“, rief Lena auf einmal von der anderen Seite des Abreiteplatzes. Amy lächelte Sue nochmal an und sagte begeistert „Wir seh’n uns!“, danach nahm sie Angel, der in der Zwischenzeit ruhig neben ihr am Zaunrand graste, wieder an den kurzen Führstrick und schrie Lena „Komme!“ zu. Während sie zu den anderen gingen, flüsterte sie Angel zu „Von der lassen wir uns unsere gute Laune heute mal nicht verderben, was?“ Der Wallach schnaubte zustimmend und Amy klopfte Angel lachend den Hals. „Genau das sag’ ich auch, Junge!“
„Lena, was gibt’s?“ fragte sie immer noch kichernd, als sie bei ihnen angekommen war. Erst jetzt registrierte Amy einen jungen Mann, ungefähr in Lenas Alter, an der Seite der inzwischen 23 Jährigen. Schnell fügte sie ein neugieriges „Hallo“ hinzu und musterte ihn genauer.
Er hatte kurze, dunkelbraune Haare, die er hochgestylt hat, und strahlend dunkelgrüne Augen. Außerdem hatte er sich einen Drei-Tage-Bart wachsen lassen und trug die klassische Turnierkleidung: Schwarze Leder-Reitstiefel, eine weiße Turnierreithose und ein schwarzes, elegantes Sakko.
„Du musst Amy sein?“ Er lächelte ihr freundlich zu. Amy nickte überrascht, dass er schon ihren Namen wusste. „Jonas, freut mich!“ Jonas gab ihr die Hand. „Lena hat schon viel von dir erzählt.“ meinte er mit einem Augenzwinkern.
„Amy, da bist du ja!“ sagte Jeanette, die hinter ihr auftauchte, erleichtert „Los, in 20 Minuten seid ihr dran! Du hast Angel ja noch nicht mal gesattelt.“ Schnell führte Amy Angel zum Transporter zurück und sattelte ihn im Schnelldurchgang.
20 Minuten später kündigte der Sprecher Amy mit „Nun sehen wir Amy Kidman auf Angel.“ an. Ein wenig nervös blickte sie nochmal zurück zu ihren Freundinnen, die sie euphorisch anlächelten. „Gut, Junge. Auf geht’s!“ Amy trabte in die Arena hinein, in der die Leute klatschten. Sie schaute sich noch einmal auf dem riesigen Platz um, grüßte und galoppierte an. Ihr Wallach reagierte auf jede noch so kleine Hilfe und gab Amy Sicherheit.
Der erste Sprung war ein mächtiger, bunter Oxer, den sie mit einem gewaltigen Satz bewältigten. Danach ging es schlangenlinienartig über den ersten Steilsprung, der ganz schwarz gehalten war, zum nächsten Oxer. Angels Hufe klapperten leicht an den Stangen, die zum Glück liegen blieben. Jetzt war der Schimmel noch aufmerksamer, was gut war. Denn nun kam die schwierigste Passage.
Mit sieben langen Galoppsprüngen galoppierte Amy nach links, um genau zum Wassergrabenabsprung zu kommen. Danach musste sie Angel stark bremsen und auf die Hinterhand nehmen, damit er perfekt die dreifache Kombination aus Steilsprung, Oxer, Steilsprung meistern konnte. Sofort waren mit der Rechtswendung wieder längere Galoppsprünge gefragt, weil dort ein weiterer Oxer stand. Jetzt folgten weitere S-Linien-förmige Sprünge, in Form von Steilsprung, Steilsprung, Oxer, um dann die Schlusslinie in den Angriff zu nehmen.
Amy verlängerte den Galoppsprung auf dem Weg zur furchteinflößenden Trippelbare gewaltig, um Angel danach sofort wieder zu verlangsamen. Schräg links von der Trippelbare stand eine kleine Mauer, deren Steine leicht verrutschten, aber nicht fielen. Zum Schluss galt es nur noch, die zweifache Kombination aus Oxer und Oxer zu überwinden.
Doch plötzlich wurde Angel unruhiger. „Angel, was ist los?“ wunderte sich Amy kurz vorm letzten Hindernis. Er schlug einmal aus und Amy hatte Mühe, im Sattel zu bleiben. Sie schaffte es, den immer unruhiger werdenden Wallach noch gut zum Absprungpunkt zu bringen. Er sprang nervös über den Oxer und legte die Ohren an. Da geschah es: Der Sattel verrutschte so, dass Amy sich nicht mehr lange halten konnte. Sie flehte „Bitte, Angel, bring mich noch ins Ziel!“.
Der Schimmel überquerte die Ziellinie gerade noch so. Amy achtete nicht auf den Sprecher, der die Zeit verkündete. Sie rutschte immer mehr aus den Sattel. Sie hatte keine Kraft mehr. Als sich Angel immer und immer höher aufbäumte, fiel und fiel Amy. Und der Sattel begrub sie. Sie blieb stöhnend liegen.
Nick
„Hey Süßer!“ Wie aus dem Nichts stand Sue auf einmal am Eingang zum Parcours neben ihm und lächelte ihn honigsüß an. Nick verdrehte innerlich die Augen, bemühte sich aber, ein nettes „Hallo Sue.“ über die Lippen zu bekommen. Endlich stoßen auch Lena und Jeanette zu ihnen dazu. Lena stellte ihrem kleinen Bruder schnell ihren Freund vor und Nick musste lächeln. Lächeln, weil Jonas William so ähnelte.
Doch dann waren sofort alle Augen auf Amy gerichtet, die angaloppiert war. In Gedanken ritt er mit und atmete bei jedem noch so kleinen Berühren einer Stange tief ein und aus. „Hm, hat jemand von euch eine Ahnung, was mit Angel auf einmal los ist?“ fragte Nick überrascht, als Amy die Schlusspassage sprang. „So kenn sogar ich ihn nicht.“ Lena zuckte mit den Schultern und Jeanette antwortete gerade „Vielleicht stört ihn eine Fliege? Wer weiß.“, als der Schimmel in die Luft stieg. Höher und höher bäumte sich Angel auf.
Das gesamte Publikum hielt den Atem an. Nur Sue grinste zufrieden. Auf einmal sah Nick, wie Amy aus dem Sattel rutschte und von Angel fiel. Sofort sprang er über die Absperrung und rannte zu ihr. Auf dem Weg sah er noch, wie der Sattel von Angel abfiel und auf sie draufkrachte.
Amy
Amy schob den Sattel gerade von sich herunter, als Nick angerannt kam. „Alles ok mit dir?“ fragte er keuchend. Sie antwortete schwach „Glaub’, mein rechter Knöchel ist verknackst. Aber sonst bin ich in Ordnung.“ „Dann komm. Ich helf’ dir.“ Nick stützte Amy auf den Weg zurück. Amy schaute sich verwirrt um. „Wo ist Angel?“ „Den haben vermutlich Lena und Janny schon geholt.“
Lena und Jeanette fragten ihre Freundin besorgt, ob alles ok sei, und brachten ihr ein Kühlpack, außerdem organisierten sie einen Stuhl für sie. „Ja, alles gut soweit. Hab mich nur tierisch erschrocken und bin deshalb fertig.“ Nick runzelte die Stirn. „Du schaust echt blass aus. Ich schau mir mal den Sattel an…“ Er küsste sie flüchtig auf die Stirn und ging in Richtung Parkplatz.
Als er nach 20 Minuten nicht wieder aufgetaucht war, wurde Amy unruhig. Eine böse Vorahnung machte sich in ihr breit, und so sagte sie „Ich muss mal, bis gleich!“ Sie hinkte los. Nichtsahnend, was sie gleich mitbekommen würde.
Nick
Er klopfte Angel kurz, der friedlich neben dem Auto döste, gedankenverloren den Hals. „Na, dann wollen wir mal schauen...“ Nick holte den Sattel aus dem Kofferraum und untersuchte ihn gründlich. Der Sattel war nicht das Problem gewesen, sah er sofort. Suchend blickte Nick sich um. „Wo haben sie nur den Sattelgurt hingetan?!“ murmelte er vor sich hin.
Endlich fand er die beiden kaputten Teile unter den Turniersachen seiner Schwester und beäugte sie genauer. Der Gurt war in der Mitte durchgerissen. An den Enden der geteilten Gurte sah er, dass sich dort eine deutliche Schnittlinie und Fransen befanden. Sabotage, aber eine gewaltige!, schloss Nick.
Und er kannte nur eine Person, die so etwas machen würde. Wütend rief er „Sue, na klar!“ und sah sich um. Ihre Clique stand nicht weit von ihm entfernt, aber Sue konnte er nirgends erspähen. Schnellen Schrittes ging er hin.
„Sieh mal einer an!“ begrüßte Katja, eine blonde Schönheit mit blaugrünen Augen, ihn. Nick sagte scharf „Hallo, ich mach’s kurz: Wo ist sie?!“ „Wer ist sie?“ fragte Katja zurück und die anderen kicherten. „Kommt, ihr wisst genau, wen ich mein’! Sue.“ Katja meinte „Ach die… Die ist grade schnell aufs Klo…“ „Danke für die Info.“ Kurz lächelte Nick in die Runde und machte sich auf den Weg.
„Sue?! Ich weiß, dass du da drinnen bist!“ Er wartete und wartete und wartete. Nichts passierte. Irgendwann hatte Nick das Warten satt und ging einfach rein. Dort fand er Sue, wie sie sich im Spiegel betrachtete und ihren Lippenstift benutzte. Sie drehte sich um, als sie Schritte hörte.
„Na endlich!“ säuselte sie und kam langsam näher. „Schön, dass du da bist, mein Süßer.“ Nick wollte „Ich bin nicht dein Süßer“ sagen, aber da küsste Sue ihn schon lange und leidenschaftlich. „Sue, es reicht!“ fuhr er sie an. „Ach, tu doch nicht so!“ Sie lachte gehässig. „Du weißt, dass wir zusammen gehören!“ Und Sue küsste Nick erneut.
„Hör auf damit!“ Er hielt sie noch immer an den Schultern von sich weg. „Du kotzt mich an. Versteh doch endlich bitte mal: Das hier ist Vergangenheit. Ich will dich nicht mehr! Ich bin mit Amy verlobt.“ Sue sagte spöttisch „Was willst du von der Schlampe?“ Bevor er antworten konnte, fügte sie schnell und fast wahnsinnig hinzu „Du willst MICH! Du wirst mich IMMER wollen!“
Sie schob ihn in eine Kabine und zog den Reißverschluss seiner Hose auf. Dann kniete sich hin. Nick zog die Luft ein. „Hör endlich auf!“ Da spürte er sie schon. Sue hatte Nicks Hose geöffnet und die Boxershorts zur Seite geschoben.
Ihre Lippen hatte sie leicht um seinen Penis geschlossen und ließ ihn langsam in ihren Mund rein und raus gleiten. Mit ihrer rechten Hand knetete sie Nicks Po und verhinderte somit, dass er sich ihr entzog, während sie mit der anderen Hand über seinen Rücken streichelte, soweit das möglich war aus dieser Position. Sue ließ ihre Zunge kreisen und entlockte Nick damit ein langes Stöhnen. Gerade kam jemand in die Toilette herein, doch Sue ließ sich daran nicht stören. Bis sich die Tür der Kabine öffnete.
Amy
„Lasst euch von mir nicht stören.“ meinte sie unbeteiligt und trat näher. „Hier hast du deinen Ring wieder… Ich will dich nie wieder sehen, Nick. Du bist für mich gestorben, und zwar endgültig.“ Amy versuchte ihre Tränen zu unterdrücken und schmiss den Ring einfach auf den Boden neben ihn. Ein letztes Mal sah sie in seine traumhaften Augen, die sie so liebte, verkniff sich einen Schluchzer und humpelte unter Tränen hinaus. Amy wusste nur ein Ziel. Angel. So schnell sie konnte hinkte sie zu ihm, während sie ihre Tränen jetzt frei laufen ließ.
Stumm umarmte sie den Schimmel und vergrub ihr Gesicht lange in seine weiche Mähne. Amy spürte irgendwann seine Präsenz. Sie wollte und konnte ihn nicht ansehen, geschweige denn mit ihm reden. Zu sehr tat er ihr weh. Sie weinte einfach weiter an Angels Mähne. „Hey…“ fing Nick an. Seine Stimme zu hören war wie zig Messer direkt in ihrem Herzen. Jetzt kam er noch näher. Berührte sie ganz zärtlich und Amy schluchzte noch mehr.
Sie brachte nur leise „Was willst du noch?“ heraus und erschrak vor ihrer eigenen Stimme, die so fertig, rau und brüchig war und fürchterlich klang. Stark bleiben…, befahl sie sich selbst, aber Nicks Anwesenheit brachte Amy aus dem Konzept. Ihr Körper reagierte auf jede seiner noch so kleinen Berührungen. Nick zögerte lange mit seiner Antwort und sagte dann „Mausi… Es tut mir so leid.“ Sie riss sich zusammen und sagte schwersten Herzens „Es wäre, glaube ich, besser, wenn du jetzt gehst!“ Bevor du mir nur noch mehr weh tust…, fügte Amy in Gedanken dazu.
Nick blieb noch eine Weile hinter ihr stehen. Amy hörte, wie er tief einatmete und dann leise seufzte. Dann drehte er sich um und ging langsam. Nach ein paar Metern blieb er nochmal stehen und hoffte anscheinend, dass Amy noch etwas sagte. Vergeblich.
Endlich war sie alleine. Alleine mit ihrem Schmerz. Ihre Knie gaben nach, so ging sie die wenigen Meter bis zum Auto, das komischer Weise offen war. Amy setzte sich auf den Beifahrersitz und schloss das Auto von innen ab. Dort ließ sie ihren Tränen freien Lauf.
Sie wusste nicht, wie lange sie so im Auto gesessen hatte, aber auf einmal klopfte es an die Scheibe. Amy schrak hoch, doch es war nur Lena. Sie machte das Auto mit dem Schlüssel auf und begrüßte sie vorsichtig. „Hey Amy. Willst du reden?“ Amy schüttelte den Kopf. „Ihm tut’s leid. Und er liebt dich. Wirklich.“ sagte Lena sanft. Nach Fassung ringend entgegnete Amy am Boden zerstört „Ich ihn aber nicht. Nicht mehr.“ „Ach, komm schon. Mir kannst du doch alles erzählen…“
„Gut. Bevor du nie aufhörst.“ sagte Amy entnervt und schüttete bei Lena ihr Herz aus. „Ja, ich liebe ihn. Sehr sogar. Vielleicht ist er auch die Liebe meines Lebens. Aber das ändert nichts daran, dass er zugelassen hat, dass Sue ihm einen Blowjob verabreichen konnte!“ Und dann fügte sie noch leise „Ich bin außerdem Schuld.“ hinzu.„Schuld?“ fragte Lena und Amy nickte und fuhr fort. „Was ich dir jetzt sage, darf niemand anderes – auch nicht Janny – wissen, ok?“ Als Amy sah, wie Lena kurz nickte, erklärte sie „Am letzten Abend auf Curacao, naja… Du weißt schon…, wollte ich ihn mal verwöhnen. Sprich: Ich wollte ihm einen blasen. Aber ich war zu feige dazu. Und deshalb hat er’s zugelassen!“
„Amy, du bist nicht schuld.“ widersprach Lena leicht erschrocken nach einer langen Schweigepause. Amy rannen immer noch dicke Tränen herunter. „Woher willst du das wissen?!“ fragte sie gerade, als die Autotüren aufgemacht wurden.
„Amy, ab nach hinten.“ kommandierte Jeanette herum. Ich soll mich neben ihn setzen?! Das überleb ich nicht!, dachte sich Amy, sagte aber nichts, weil sie keine Diskussion brauchte. Unwillig humpelte sie nach hinten. Jeanette stieg vorne ein und redete mit Lena die ganze Fahrt über das Turnier.
Amy spürte seine Blicke und bemühte sich, sie nicht zu erwidern. Sie sah aus den Augenwinkeln, wie Nicks Hand immer näher rückte, sodass sie sich fast berührten. Auch das ignorierte sie so gut es ging. Mit gläsernen Augen starrte Amy nach draußen, bis sie im Radio ‚Goodbye my Lover‘ hörte. Ein leises Schluchzen entfuhr ihr, doch zum Glück hielt Lena in diesem Augenblick vor dem Gutshaus von Freeland an. So konnte sie der ganzen Situation entkommen.
Sie sprang sofort aus dem Auto und rannte in ihr eigentliches Zimmer nach oben, obwohl ihr rechter Fuß wehtat. Amy verschloss blind vor Tränen die Tür, zog ihre Schuhe aus und schmiss sich bitterweinend ins Bett. So blieb sie endlos lange liegen.
Nick
„Ähm, Nick? Hilfst du mir bitte mal mit Angel?“ bat Lena. Nick nickte und murmelte „Mit dir wollt ich eh reden…“ Schnell luden sie Saphir und Angel aus, nahmen ihnen ihren Transportschutz herunter und brachten sie schweigend in die Boxen.
Erst dann sagte Lena leise „Ihr geht’s echt scheiße.“ Er nickte nur. „Ich weiß. Ich bin so ein Idiot.“ „Brüderchen, liebst du sie?“ Lenas Frage war ein Schock. „Wenn ja, klär das mit Sue und entschuldige dich bei ihr. Wenn nein, mach so weiter, aber spiel nicht mit ihren Gefühlen.“ „Lena, was soll die Frage?!“ fuhr er sie an. „Wenn ich Amy nicht lieben würde, hätte ich ihr doch niemals einen Heiratsantrag gemacht!“
„Fakt ist aber: Du hast sie verletzt, Nick. Und zwar stärker, als sie zugeben will.“ „Lena, ich wollte sie nie verletzen… Ich wollte das doch gar nicht, aber es ist passiert.“ sagte Nick bitter. Lena murmelte „Sie gibt sich selber die Schuld.“ „Was? Warum?!“ hakte er nach. „Ach nix…“ wich sie aus, seufzte aber dann und erklärte ihm „Amy denkt, dass du’s deshalb zugelassen hast, weil sie es sich nicht getraut hat.“ Nick nickte. „Ja, das hab ich mir schon gedacht… Und jetzt?“ „Du kennst doch Amy am besten… Was mag sie? Worauf steht sie?“ Endlich hatte er die perfekte Idee. „Lena? Kannst du Amy um halb neun in die Villa locken?“ „Ich versuch’s.“ „Oh super, danke Lena!“ bedankte er sich und spurtete Richtung Villa los.
Nick hoffte, dass sein Plan aufginge. Er räumte erst alles auf, stopfte schmutzige Wäsche in die Waschmaschine, saugte und wischte den gesamten Boden. Dann holte er eine weiße Tischdecke und bedeckte damit den großen Holztisch. Auf den kamen außerdem noch ein romantischer Kerzenständer und unzählige von Plastikrosenblättern. Auch bedeckte er das Wohnzimmertischchen nochmal mit Kerzen und Rosenblätter in Form eines riesigen Herzens. Zu guter Letzt heizte Nick den Holzofen ein wenig an und breitete davor eine Kuschelecke vor, mit erneuten Teelichtern, Rosen und vielen Kissen. Danach machte er noch Amys Leibspeise: Crêpes. Und er hatte auch noch Zeit, sich frischzumachen.
Gerade als er den letzten kleinen Schliff fertig bekommen hatte, läutete die Klingel. „Komme!“ rief er, schaute sich nochmal im Raum um und ging zur Tür. Dort stand nicht Amy, wie er gedacht hatte. Sondern die honigsüß lächelnde Sue.
„Hey Süßer!“ Sie drückte ihm einen schnellen, leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen und ging einfach hinein, als wäre dies ihre Villa. Nicks Eingeweide zogen sich zusammen. „Das ist jetzt ein ungünstiger Zeitpunkt, Sue…“ fing er an, doch sie fragte nur „Wollen wir da weitermachen, wo wir vorher aufgehört hatten?“ Nick rief entsetzt „Nein, Sue!“ und sah den Ring von Amy an ihrer linken Hand. „Gib den Ring her.“ Er versuchte, ihn herunterzubekommen, aber Sue küsste ihn einfach leidenschaftlich. Ihre Hände, die erst Nicks Hemdknöpfe aufmachten, gingen schon bald in Richtung Gürtel.
In diesem Moment ging die Haustüre erneut auf. Schnell versuchte Nick die Situation zu beenden, indem er Sue wegschubste. Aber es war nicht schnell genug. „Amy! Warte!“ Er ließ sie stehen und rannte Amy hinterher.
Amy
„Amy…?“ hörte sie irgendwann Lenas Stimme vor der Tür. „Kann ich reinkommen…?“ Amy ging zur Tür und schloss sie auf. „Was willst du, Lena?“ fragte sie leise und fertig. Sanft sagte Lena „Ich will wissen, wie’s dir geht.“ und setzte sich aufs Bett. „Siehst es ja…“ murmelte Amy und versuchte die Tränen wegzublinzeln. Lena umarmte sie. „Komm mal her.“ Lange verharrten sie so.
„Danke…“ flüsterte Amy, als sie sich wieder lösten. Lena lächelte. „Kein Problem, Amy. Komm, du duscht dich jetzt, ziehst deine Reitklamotten endlich aus und holst zusammen mit mir deine Sachen.“ „Muss das sein?“ zweifelte sie. Lena nickte, sagte „Er ist nicht da, wenn du das meinst.“ und zog Amy auf die Füße. „Na los. Während du dich duschst, such ich dir was anderes zum Anziehen. Danach noch ein wenig Make-Up und du siehst wie neu aus.“ „Na gut. Aber du kommst mit, versprich’s mir!“ „Hoch und heilig. Jetzt geh duschen, Amy.“ Lena schubste ihre Freundin leicht in Richtung Bad und ging dann raus. Amy warf ihre Reitsachen einfach auf den Boden im Bad und sprang unter die Dusche.
Zwanzig Minuten später stand Amy mit Lena und Jeanette in Lenas Zimmer. „Das Schwarze könnte dir passen, Amy.“ überlegte Lena und zog ein schwarzes, trägerloses Kleid mit kunstvoll angenähten Silberpailletten aus ihrem Kleiderschrank. „Leider passt’s mir nicht. Probier’s an.“ Amy seufzte leicht und schlüpfte in das Kleid. „Passt perfekt.“ meinte Jeanette und Lena nickte. „Nur der BH stört sehr. Versuch’s mal ohne?“ Also zog Amy widerstrebend das Kleid und den BH aus und dann das Schwarze wieder an. Wieso ist das sooo wichtig, wie ich aussehe?, überlegte sie, aber fragte nicht nach.
„Lena, du Make-Up und ich Frisur?“ fragte Jeanette. Nickend holte Lena ihren Schminkkoffer, während Jeanette Amy schon an die Haare ging. „Amy, Augen bitte zu!“ sagte Lena euphorisch. Amy gehorchte und Lena machte sich eifrig daran sie zu schminken. Als erstes trug sie einen hellen Puder in Amys Haut-Ton auf. „Machst du mal bitte so einen Fischmund?“ forderte Lena als nächstes und zauberte ihr mit etwas Rouge einen rötlichen Schimmer auf die Wange. Nun waren die Augen dran. „Janny, das zieht!“ beschwerte Amy sich, doch als Antwort bekam sie nur ein kicherndes „Entschuldigung, aber wer schön sein will muss leiden!“ und daraufhin ließ Amy alles Weitere stumm über sich ergehen.
„So, fertig.“ riefen Lena und Jeanette nach einer gefühlten Ewigkeit gleichzeitig und Amy musste lachen. „Sicher, dass ihr keine Zwillinge seid?!“ Jetzt kicherten alle drei laut los und Amys Stimmung stieg ein wenig. „Spieglein, Spieglein in der Hand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ grinste Lena, als sie sich alle wieder beruhigt hatten. Und Amy klappte der Mund auf, als sie sich im Spiegel ansah.
Ihre Haare waren kunstvoll am Kopf entlang geflochten und am Hinterkopf zu einer Schnecke gedreht und hochgesteckt. Vorn waren ein paar Strähnen offen und zu schönen Locken gedreht. Die Augen waren zu Smoky Eyes geschminkt worden, die Wangen schimmerten rötlich, genauso wie die Lippen. „Wow, ähm das sieht wunderschön aus.¨ staunte Amy.
Gemeinsam machten sich Amy und Lena auf den Weg. Lena sagte zu Amy auf einmal „Geh du schon mal vor, ich komm nachdem Füttern sofort nach!“ und drückte sie fest, bevor sie in Richtung Stall ging. Unsicher was sie machen sollte, schaute Amy ihrer Freundin lange nach. „Sei kein Frosch. Er ist ja nicht da.“ murmelte sie zu sich selbst und schlenderte gemächlich den vertrauten Weg entlang zur Villa. Angekommen, zögerte sie ein wenig den Schlüssel umzudrehen, aber irgendwann schaffte sie es mit zittrigen Händen. Ahnungslos machte sie die Tür auf und erstarrte. Im Gang sah sie Nick stehen. Und vor ihm Sue, die eifrig damit beschäftigt war, ihn auszupacken. Amy ließ ihre Tasche fallen und rannte schluchzend aus der Villa. „Amy! Warte!“ rief Nick ihr hinterher.
Sie blieb stehen, weil ihr Fuß wehtat. Amy setzte sich ins kalte Gras und weinte heftig. Lange musste sie nicht warten, bis Nick sie fand. „Hau ab!“ schrie sie ihn voller Verzweiflung an und gleichzeitig wünschte sie sich nichts sehnlicher, als in seinen Armen zu liegen. Doch anstatt zu gehen, kam er näher. „Amy, ich…“ fing er an, doch sie unterbrach ihn mit einem lauten „Nein!“ und stand wieder auf. „Bitte, Mausi, hör mir zu.“
Nick wollte Amy umarmen, aber sie brüllte „Ich bin nicht dein Mausi.“ und drehte sich weg. „Bitte, Amy!“ flehte er und zog sie näher zu sich. Sie hörte ihn „Ich liebe nur dich.“ flüstern. Zu gerne wollte sie ihm das glauben. Aber konnte es nicht.
Stattdessen schluchzte sie „Verwechselst du mich nicht?“ und wartete nicht auf Nicks Reaktion, sondern wand sich geschickt aus seinen Armen und lief blind vor Tränen weg. Amy rannte in ihr Zimmer nach Freeland, das sie sofort zittrig abschloss. Dort gaben ihre Beine nach, sie rutschte an der Tür hinunter und vergrub bitterweinend ihr Gesicht.
„Alle mal herkommen!“ schrie Lena am nächsten Morgen in aller Frühe. Gähnend und noch nicht ganz wach zog sich Amy schnell an. „Amy, dich brauchen wir auch, egal was du sagst!“ Wild klopfend hämmerte Lena an der Tür. Amy murmelte „Ich komm ja schon.“ und ging hinunter auf den Hof. Jeanette stand schon um Lena und Jonas herum. Amy wollte „Was gibt’s?“ wissen, als auch Nick herbeigerannt kam. Doch sie beachtete ihn nicht, auch wenn er ihr ständig Blicke zuwarf.
Lena erklärte schnell „Der Stall von Jonas Eltern ist heute Nacht abgebrannt und sie haben uns um Hilfe gebeten. Ein Hengst ist bei dem Feuer ums Leben gekommen, die anderen Pferde sind physisch wohlauf. Wie’s ihnen psychisch geht, wissen wir nicht. Wir nehmen fünf bis zehn Pferde auf, bis sich die Lage entspannt hat. Ich fahr mit Amy und Janny.“ Schnell wurden die beiden großen Anhänger, in denen gleich vier Pferde Platz hatten, in Beschlag genommen. Amy war froh, dass sie in Lenas Gruppe war und sagte leise „Danke.“, bevor sie einstieg.
„Seht ihr diese hübsche, braune Stute da hinten?“ fragte Jonas, als sie an der Weide, wo die Pferde untergebracht wurden, standen. „Promise ist das einzige Pferd, das nicht mehr normal ist.“ Lena sagte euphorisch „Das ist eine Aufgabe für unsere Amy.“ Diese schaute zu der Stute, die sich ganz hinten im Wald versteckt hatte, und bat die anderen, erst die übrigen Pferde von der Koppel zu führen. Lena, Jonas, Nick und Jeanette gehorchten.
„Sei aber vorsichtig. Promi ist zu Fremden immer schon ängstlich gewesen.“ sagte Jonas zu Amy. Sie nickte und näherte sich langsam der Stute, die mit jedem Schritt nervöser wurde. Erst jetzt sah Amy sie ganz. Promise hatte ein dunkelbraunes Fell, das in der Frühlingssonne schimmerte. Ihre Fesseln waren ein wenig weiß und auf der Stirn thronte eine kleine Blesse, die wie ein Regentropfen aussah.
Amy machte sich klein und beachtete sie gar nicht. Sie spielte mit dem Gras, streichelte Halme langsam und hob nur manchmal minimal den Kopf, um zu sehen, was Promise machte. Sie spitzte die Ohren bei jedem Geräusch, schnaubte ab und zu nervös. Eine Ewigkeit verging.
Endlich hörte Amy, wie Promise zögernd näherkam. „Na du Hübsche?“ murmelte sie. „Hast mich ja warten lassen.“ Ganz langsam streckte Amy eine Hand aus und verharrte so. Die Stute zögerte. Misstrauisch und unsicher, ob sie ihr vertrauen konnte. Vertrauen wollte. Aber Amy nahm sich die Zeit. Geduldig wartete sie, bis sich Promise entschieden hatte.
Ihre Gedanken schweiften irgendwann ab und sie musste wieder an Nick denken. Was ein Fehler war, denn schon kamen neue Tränen. Amy hätte ihn am liebsten nie kennengelernt. Zu sehr hat er ihr Leben geprägt. Sie mahnte sich selbst mit „Schluss jetzt! Hör auf, ständig an ihn zu denken.“, aber tief im Innersten wusste sie, dass sie ihn immer lieben würde. Wütend über sich selbst strich sich Amy die Tränen aus den Augen.
Da machte Promise zögernd noch einen Schritt weiter auf sie zu. Die Stute blies ihr sanft übers Gesicht und schmiegte unsicher ihren Kopf an Amys Körper. Obwohl sie noch immer weinte, musste Amy grinsen. Sie flüsterte „Na du? Wollen wir dein neues Zuhause mal anschauen?“ Schnell wischte sie sich ihre übrigen Tränen aus dem Gesicht und stand danach vorsichtig auf.
Promise folgte ihrer neuen Freundin wie ein Hund zum Koppelgatter. „Braves Mädchen.“ lobte Amy sie und führte sie langsam näher an den Transporter. Die Stute scheute. „Komm schon.“ munterte Amy Promise auf und schnalzte mit der Zunge. Aber sie rührte sich keinen Zentimeter. Amy führte sie nochmal ein paar Schritte zurück, klopfte ihr beruhigend den Hals und sagte dann leise „Auf ein Neues…“. Dies wiederholte Amy immer wieder, um Promise ihr Verständnis zu zeigen. Als Amy es endlich geschafft hatte, Promise in den Hänger zu führen, klopfte sie der Stute zum Abschied auf die Kruppe.
„Gut gemacht, Amy!“ lobte Jonas sie bewundernd. Sie wurde ein wenig rot und stieg erschöpft, aber froh über die Ablenkung zu Lena und Jeanette ein. Die beiden betrachteten ihre Freundin so, dass Amy lachen musste. Sie fragte kichernd nur „Was?!“. Jeanette tauschte sich mit Lena einen Blick, bevor sie „Sicher, dass du früher kein Pferd warst, wenn du so gut Pferdeflüstern kannst?“ antwortete. Jetzt lachten alle drei los und Amy meinte prustend „Klar! Ich wiehere euch gleich was vor!“
Später, als sie sich beruhigt hatten, fragte Lena beiläufig „Ähm, Amy? Was wird aus Roses Erziehung, Schrägstrich, wann fängst du an, Silver wieder zu trainieren?“ Daran hatte sie noch gar nicht gedacht und lächelte. Dankbar über jeden Zeitvertreib.
Sowie sie wieder auf Freeland waren, führten erst Lena und Jeanette die drei anderen Pferde heraus und brachten sie zum Eingewöhnen in die Box. Amy hatte Mühe, die nervöse Stute aus dem Hänger herauszuholen, schaffte es aber irgendwann irgendwie. „So, Promise. Ich schau später wieder nach dir.“ Sie kraulte ihr zum Abschied den Kopf und ging dann zu ihrer kleinen Stute, die mit ihrer Mutter auf der Weide war. Amy rief der Stute „Penelope komm her!“ zu.
Die dunkelbraune Mutterstute schaute zu ihr rüber und ließ sich Zeit. Amy lachte, weil Dessert Rose vom anderen Ende der Weide zu Penelope herüberschoss. Die schnaubte nur und trabte jetzt zum Zaun. Amy kraulte Penelope und ihr Fohlen. „Hallo meine Süßen.“ Penelope ließ sich ohne weiteres von der Weide führen, während Rose ihnen nachtrabte und die Welt erkundete.
„So, Rose, jetzt werden wir mal arbeiten.“ erklärte Amy ihr. Sie spitzte die Ohren und schnaubte. Amy lächelte und holte Penelopes Putzzeug aus der Sattelkammer, danach putzte sie Penelope, in der Hoffnung, Rose würde neugierig werden und von selber kommen. Doch es dauerte ein wenig, bis die kleine Rappstute wissbegierig an Amys Hand schnüffelte. Diese murmelte „Na du? Willst du auch mal geputzt werden?“, legte den Striegel weg und nahm sich die weichste Bürste aus dem Koffer. Mit der Kardätsche in der Hand näherte sich Amy nun langsam Rose. Diese schreckte zurück und suchte sofort Schutz bei ihrer Mutter, während Amy seufzte und fortfuhr, Penelope zu putzen.
Schon bald wurde Rose wieder vorwitzig und knabberte an Amys Hose. Sie schob sie sanft, aber bestimmend weg und ließ zu, dass Rose neugierig an der Bürste schnüffelte. Einige Minuten später strich Amy ihr vorsichtig und langsam den Kopf mit der Kardätsche. Während sie bedächtig über das rabenschwarze Fell strich, schaute sie irgendwann auf. Und entdeckte in der Ferne Nick, der mit einer Frau, vermutlich Sue, ausritt. Amy bekam Tränen in den Augen und blinzelte sie weg, aber es waren zu viele.
Sie hatte nun keine Nerven mehr für Rose, so führte sie Penelope zurück auf die Wiese und machte sich auf den Weg zu ihrem Silverado. Der Palomino wieherte ihr schon freudig entgegen, als sie in den Stall kam, und Amy musste trotz der Tränen lächeln. Bei dem Anblick des Hengstes wurde ihr tonnenschweres Herz unfassbar leicht.
Sie ging in die Box hinein und lehnte sich ein paar Minuten einfach an ihren allerbesten Freund, der sie auf seine Art tröstete. Silverado schnaubte, als sich Amy wieder löste. „Danke, Silver…“ flüsterte sie ruhiger und halfterte ihn auf, bevor sie ihn nach draußen führte. Mit akribischen Bewegungen putzte Amy den Palomino schnell über, sattelte und trenste ihn. Ein bisschen nervös machte sie sich auf den Weg Richtung Reithalle.
Dort ließ Amy die Zügel los und legte in der Reithalle einfach vereinzelt Stangen auf dem Boden. Zufrieden kehrte sie zu Silverado zurück, setzte sich auf und klopfte ihm auf die Schulter. „Erst einmal nur Schritt, Süßer.“ murmelte sie und steuerte die erste Stange an. Diese verrutschte leicht und der Hengst ging ganz cool weiter. Zwanzig Minuten später trabte Amy an. Als auch das wunderbar klappte, hörte sie auf.
Die nächsten Tage und Wochen kam Amy mit allen drei Pferden gut voran. Dessert Rose lernte Schritt für Schritt etwas Neues dazu – Putzen, Hufe geben, Halftern –; Promise wurde jeden Tag ruhiger und gelassener und mit Silverado trainierte Amy schon bald mit Cavalettis. Es war eine wunderbare Ablenkung gegen ihre Probleme mit Nick, doch abends und vor allem nachts weinte Amy noch wochenlang um ihn.
Nick
„Lena? Reiten wir aus?“ fragte er eines späten Nachmittags, als die tägliche Arbeit schon gemacht worden war. „Bitteeee, Lena.“ „Na gut, ich komm mit. Gleich.“ Lena staunte nicht schlecht, als sie eine viertel Stunde später zu ihm stoß. Nick hatte schon ihren Saphir gesattelt. „Wow, was für ein Luxus.“ grinste sie, gab ihrem Hengst ein Bussi auf die Nüstern und stieg auf. Er selbst hatte den Fuchswallach Magic von Jonas, der heute noch nicht viel bewegt worden war, gesattelt und saß auch auf. Gemächlich ritten die Geschwister los. Lena durchschaute ihren kleinen Bruder. „Du willst doch nicht nur ausreiten?“ Nick nickte und lächelte. „Ertappt, Schwesterchen. Wie geht’s ihr?“
Lena runzelte die Stirn. „Naja, tagsüber lenken Silver, Promise und Rose sie gut ab…“ Sie zögerte mit der ganzen Wahrheit, seufzte und fuhr leise fort „Nachts weint sie.“ Er atmete tief durch. „Denkst du, ich bekomm das mit ihr wieder hin?“
„Ich weiß es nicht, Nick…“ sagte Lena ehrlich und lächelte traurig. „Könntest du nochmal versuchen, sie in die Villa zu bekommen?“ „Auch das weiß ich nicht, aber ich geb’ mein Bestes. Wann?“ „Ähm.“ Nick warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Um halb neun wieder?“ Sie nickte. „Aber ich kann’s nicht versprechen. Komm, drehen wir um…“ Sie tätschelte Saphir und wendete.
Amy
„Bis morgen, mein Süßer.“ verabschiedete sie sich als letztes von Silverado und küsste seine Nüstern. „Hab dich lieb, Silver.“ Amys Hengst blies ihr sachte ins Gesicht, bevor sie ins Gutshaus ging. Dort wartete Lena schon auf sie. „Amy, endlich!“ rief sie erleichtert aus. Amy seufzte. „Lena, kann ich noch fix duschen?“ Sie nickte und so ging Amy hinauf.
Als sie fünfzehn Minuten in Joggingsachen wieder zu Lena ging, sagte diese „Öhm, Amy…?“ „Ja?“ fragte sie zurück. Lena fing vorsichtig an. „Wir haben kein Brot mehr.“ und sie fuhr fort „Kannst du nicht schnell zur Villa gehen und eins holen?“ Als Amy erstarrte, redete Lena weiter. „Bitte Amy. Jonas kann jeden Moment kommen und Janny ist ja mit einer alten Freundin weg.“ „Ist er da?“ Amys Stimme bebte. „Nein, glaube nicht.“ sagte Lena. „Genau weiß ich’s nicht, Amy. Tust du mir den Gefallen?“ Sie seufzte nickend. „Danke, Amy!“ rief Lena ihr hinterher.
Sie zögerte an der Tür. Lichter waren keine an, also atmete Amy ein paar Mal tief ein und öffnete die Tür vorsichtig. Sie verschwendete keine Zeit und ging sofort zügig in die Küche, ohne sich richtig umzusehen. Amy wollte gerade das Brot aus der Tüte holen, als sie ihn spürte. „Stopp, Mausi.“ flüsterte die Stimme. Seine Stimme. „Ähm… Dann geh ich jetzt wieder.“ murmelte sie und wollte sich umdrehen.
„Amy, bitte geh nicht.“ flehte Nick sie an und sie antwortete nur „Warum?“ Amy konnte nicht in seine Augen sehen. „Weil ich dich liebe.“ sagte er ganz leise und kam näher. Amy bekam nur „Das reicht nicht.“ raus. Nick korrigierte sich „Weil ich einen riesen Fehler gemacht hab?“ und umarmte sie. Amy verspannte sich, gleichzeitig tat ihr die Nähe unfassbar gut.
Trotzdem schob sie ihn von sich weg. „Einen Fehler?! Du hast zugelassen, dass Sue dir einen blasen konnte! Und jetzt sagst du nur ‚Es war ein Fehler.‘?!“ Nick versuchte ihr in die Augen zu schauen und fing dann an zu stammeln „Es war nicht nur ein Fehler… Und das tut mir alles so unendlich leid…“ „Spar dir das. Dieses ‚es tut mir leid‘-Getue kauf ich dir nicht ab.“ „Bitte, Amy! Gib uns doch noch ‘ne Chance!“ flüsterte er verzweifelt und kam erneut auf sie zu.
Nick nahm sanft Amys Hand, die zurückzuckte, und legte sie langsam auf seine Brust. Sie spürte seinen ruhigen, gleichmäßigen Herzschlag und Tränen traten in ihre Augen, sodass sie nach unten schauen musste. „Amy?“ Er hob ihren Kopf, damit sie ihn richtig ansah. „Mein Herz schlägt nur für dich. Es tut mir so wahnsinnig leid! Wirklich. Du bist das Wichtigste in meinem Leben.“
Amy wusste im ersten Moment nicht, was sie antworten sollte. Schließlich sagte sie „Spar dir die Mühe und geh lieber wieder zu deiner Sue.“ und war froh, dass ihre Stimme nicht zittrig klang, sondern stärker, als sie sich fühlte. Trotzdem konnte sie die Hand nicht bewegen, die immer noch schlaff auf seiner Brust lag.
„Was soll ich mit Sue, wenn ich dich liebe?“ fragte er leise. „Amy, ich liebe dich. Fühlst du’s nicht? Ich liebe dich mehr als alle Worte dieser Welt sagen können.“ „Und trotzdem hast du zugelassen, dass Sue…“ fing Amy an, doch Nick schnitt ihr sanft das Wort ab. „Mausi, vergiss Sue, verzeih mir meine Fehler. Lass sie mich wieder gut machen.“
Dann umarmte er sie. Amy konnte sich nicht mehr wehren, zu sehr wollte sie endlich wieder in seinen starken Armen liegen. Seine sanften Hände an ihr fühlen. Seine zärtlichen Lippen auf ihren spüren. Sie schluchzte heftig und presste sich automatisch an seinen Körper. „Vorsicht, Mausi.“ murmelte Nick und zog sie sanft aufs Sofa.
„D-d-du h-hast m-mir s-so g-g-gef-fehlt.“ stotterte Amy blind vor Tränen. Er nahm sie liebevoll in die Arme und flüsterte heiser „Ich bin da.“ Ununterbrochen und ganz leicht wiegte Nick sie hin und her, während seine Hände sie überall sanft streichelten. Amy schloss weinend die Augen und genoss einfach seine Nähe und seine Berührungen, während sie den Schmerz der letzten Tage und Wochen losließ. Keiner der beiden fand jetzt noch Worte.
Als Amys Schluchzen immer weniger wurde, wollte sie ihn nie wieder loslassen und schmiegte sich noch mehr, noch enger an Nick. Irgendwann machte sich ihr Magen bemerkbar. „Hunger, Mausi?“ fragte Nick flüsternd. Zur Antwort knurrte ihr Magen noch einmal. Amy sah nicht auf, sondern murmelte bloß „Hab nur Hunger auf dich.“ „Mausi, du musst was essen…“ meinte er sanft und löste sich langsam von ihr.
Erst jetzt bemerkte sie die ganze Raumdeko. Kein einziges Licht brannte, stattdessen spendeten viele Kerzen warmes Licht. Und überall waren Rosenblätter verteilt worden, in Form von kleinen und großen Herzen. Nick… Du machst mich noch wahnsinnig., seufzte Amy leise.
„Der erste Crêpe ist fertig.“ Nick stellte den dünnen Pfannkuchen mit Erdbeermarmelade auf den Wohnzimmertisch und Amy begann schweigend zu essen.
Sowie sie fertig gegessen hatte, lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter. Amy spürte, wie Nick über sie leicht schmunzelte, aber es war ihr egal. Er breitete bald seine Arme für sie aus und sie kuschelte sich eng an ihn. „Kleines Kuschelmausi.“ murmelte er sanft und fing an, sie hauchzart zu streicheln. Amy seufzte wohlig auf und entspannte sich total.
Später hob Nick sie vorsichtig hoch und trug sie engumschlungen auf eine Kuscheldecke. „Mach’s dir bequem, mein kleines Kuschelmäuschen.“ wisperte er und öffnete erneut seine Arme für Amy. Diese schmiegte sich mit geschlossenen Augen wieder eng an ihn. Ihr Körper war süchtig nach ihm.
Seine Finger zeichneten bald ihre Konturen im Gesicht nach und spielten liebevoll mit ihren noch feuchten Haaren. Dabei kamen Nicks Lippen Amys Gesicht immer näher. Er küsste sie auf die Stirn, dann gab er ihr ein Bussi auf ihre Nasenspitze, wanderte über ihre Wange bis hinüber zum Ohr. Nick flüsterte ihr „Ich liebe dich“ ins Ohr und küsste sich mit ganz kleinen Küssen gemächlich zu ihrem Mund vor. Erst waren es ganz kurze Schmatzer, die immer längerer wurden. Als Amy einen Schmollmund machte, kicherte er leise und dann lagen seine Lippen lange auf ihren. Süß. Zärtlich. Unschuldig. Wunderschön. Unbeschreiblich. Für Amy war das das Paradies und der Himmel gleichzeitig.
Jedenfalls, bis die Tür mit einem Knall zuging. Amy schreckte hoch. „Was war das?“ fragte sie leise. Nick murmelte beruhigend „Wahrscheinlich nur der Wind.“ und küsste sie erneut. Sie schmiegte sich wieder genüsslich an ihn. Schnell war die Unterbrechung vergessen. Schon bald gingen Nicks Finger langsam zum Reißverschluss ihrer Joggingjacke. Er öffnete sie vorsichtig und seine Finger krabbelten später unter Amys Unterhemd. Nick zeichnete sanft kleine As und Ns auf ihren Bauch. Amy kicherte in einer Atempause leise „Das kitzelt.“ und sie hörte ihn schmunzeln. „Ich weiß, Mausi, deshalb mach ich’s ja.“
Da ging urplötzlich das Licht an und Amy musste heftig blinzeln, bevor sie Sue registrierte, die „Ich hab genug gesehen und gehört!“ brüllte. Nick stöhnte genervt auf und sagte bitter „Sue, du störst!“, während sich Amy in seinen Armen verkrampfte.
„Es gibt nur eine Person, die hier stört. Und das ist die Lusche da!“ rief Sue aus. „Wie neulich schon! Sag ihr, wie geil du auf dem Klo warst! Los, sag’s ihr!“ Amy traten Tränen in die Augen und wollte sich aufrichten, wollte nur noch weg. Doch Nick drückte sie an sich, flüsterte ihr „Geh nicht.“ zu und versuchte, ihr mit den Augen die Wahrheit zu vermitteln. Erst dann antwortete er Sue. „Genau das werde ich nicht tun.“
Diese lachte hässlich und meinte dann honigsüß „Gut, wie du meinst… Dann sag eben ich’s ihr.“ Sue machte eine Pause, bevor sie den Faden wieder aufnahm. „Wenn du nur ein paar Sekunden später reingeplatzt wärst, hättest du gesehen, wie er in meinen Mund gekommen wäre! Wie hätte dir das gefallen, du Memme?!“
Amy hatte ihr tränennasses Gesicht in Nicks Sweatshirt vergraben und schluchzte heftig. Nick funkelte Sue voller Zorn an. „Ich glaub’, es ist besser, wenn du jetzt gehst!“ „Wieso denn?“ säuselte sie übertrieben. „Ich fang grade erst an.“ Bevor er irgendwas erwidern konnte, sagte Sue noch „Ich glaub… Nein, ich bin mir sogar tausend Prozent sicher, dass die Heulsuse noch niiiiiiiiiiiiiie einen Schwanz im Maul hatte, geschweige denn an einem gelutscht hat, der auch gekommen ist!“ „Halt den Mund, Sue!“ schrie Nick. „Verpiss dich einfach!“ „Och, warum denn?“ fragte sie grinsend wie ein Honigkuchenpferd.
„Es reicht jetzt.“ Er löste sich vorsichtig von Amy, die panisch aufschaute. „Ich komm gleich wieder.“ murmelte Nick sanft und küsste sie flüchtig aufs Haar, ehe er aufstand. Er stellte Sue vor die Wahl und sagte ernst und hart „Entweder du gehst freiwillig, Sue, oder ich werfe dich raus.“ Sie spottete zuckersüß „Was willst du von der Memme?!“
Da platzte Nick der Kragen. So hasserfüllt wie er nur konnte meinte er „Es war verdammt nochmal ein Fehler, je mit dir zusammen zu sein. Ich. Will. Deine. Fresse. Nie. Wieder. Sehen.! Ach ja, lass den Ring hier, bevor du verschwindest!“ Eingeschnappt holte Sue Luft, um noch irgendwas zu erwidern, doch Nick war schneller. „Keine. Diskussion.!“
Sie blieb noch einige Zeit stehen und starrte zwischen ihn und der weinenden Amy hin und her. Dann schmiss sie den Ring auf den Boden, sagte mit ihrer gefährlichsten Honigstimme „Wir sehen uns.“ und warf ihr schwarzes Haar zurück. Mit einem letzten mörderischen Blick Richtung Amy schritt Sue von dannen.
Nick ging zügig zur Haustüre und sperrte sie vorsichtshalber zu, danach hob er Amys Ring auf, machte das Licht wieder aus und kehrte auf die Kuscheldecke zurück. Amy hatte sich unter den vielen Kissen versteckt und weinte sehr, sehr stark. Sobald er sich neben sie legte, wisperte er zärtlich „Komm her, Mausi.“ Amy schmiegte sich sofort wortlos eng in seine Arme und versuchte sich vergeblich zu beruhigen.
Es dauerte lange, bis sie sich überwinden konnte, Nick die Wahrheit zu sagen. „T-t-Timon.“ brachte Amy irgendwann stotternd hervor. Nick nickte und flüsterte „Das hab ich schon auf Curacao geahnt. Deshalb hab ich dich aufgehalten.“ „Aber wieso?“ Er sah sie ehrlich an. „Weil ich dich nie zum Sex zwingen will, Mausi.“
„Aber…“ fing Amy an, jedoch wurde sie von einem so sanften Kuss unterbrochen. Sie erschauerte überall und vergaß das „Aber…“. „Hach ja, mein kleines Genießermäuschen…“ murmelte Nick nach diesem Kuss süß. „Zurück zum Thema: Amy, ich stehe dir jederzeit zur Verfügung, was das angeht, aber ich liebe dich auch so. Und du brauchst dich bei mir zu nichts zwingen.“ Er grinste schelmisch, als er sich korrigierte. „Ähm, du brauchst dich zu nichts zwingen, außer zum Heiraten.“
Und Nick schob Amy den Ring das zweite Mal auf den linken Ringfinger, während Amy kicherte und hoffte, dort würde er jetzt bleiben. Wieder senkte er seine Lippen märchenhaft auf ihre, während seine Hände unter die Joggings-Jacke wanderten.
„So gefällt mir das.“ lächelte Nick in einer Atempause, als er feststellte, dass Amy keinen BH trug. Sie lachte leise und ließ zu, dass er ihr die Jacke ausziehen konnte. Dabei gingen ihre Finger Richtung Nicks Sweatshirt. Er verstand, setzte sich auf und streifte grinsend seinen dünnen Pullover mitsamt T-Shirt über den Kopf. Dann ließ sich Nick erneut nieder und Amy kuschelte sich zufrieden an seinen nun nackten Oberkörper.
„Mausiii?“ fing er später an, während er sie streichelte. „Hm?“ fragte Amy zurück. „Hab ich dir schon mal gesagt, dass ich dich ganz, ganz, ganz, ganz, ganz, ganz dolle liebe?“ flüsterte Nick in ihr Ohr. Sie erzitterte und wollte irgendwas erwidern, aber schnell lagen seine Lippen wieder auf ihren.
Während dem himmlischen Kuss zog Nick ihr das Unterhemd über den Kopf und ließ seine Hände immer und immer wieder hauchzart über ihre Brüste wandern. Amy bekam überall Gänsehaut, schloss seufzend die Augen und genoss einfach nur noch die Nähe zu Nick.
In dieser Nacht wälzte sich Amy ständig hin und her. Sie konnte ohne Nick nicht schlafen. Und der war nicht da, weil Lena und Jeanette darauf bestanden hatten. „Super.“ murmelte Amy zu sich selbst. „Echt super, dass ich morgen wahrscheinlich während der Trauung einschlaf‘.“
Da ging leise die Tür zu Amys Zimmer in Freeland auf. Sie sagte genervt zur Tür „Lena, ich schlaf doch schon.“ „Wusst’ ich’s doch, dass du mich brauchst.“ Seine Stimme reichte schon komplett aus, dass Amys Herz höher schlug. „Nicki…“ seufzte sie erleichtert. Als er sich langsam näherte, nuschelte sie mehr zu sich selbst als zu ihm „Nicki, ich brauch dich immer.“ und ihre Wangen wurden rot.
Nick lachte leise und legte sich neben sie. Amy schmiegte sich sofort in seine Arme. „Mein Kuschelmäuschen.“ flüsterte er und stützte sich auf, damit er ihr in die Augen schauen konnte. Nicks Blick lösten bei Amy tausende Schmetterlinge in ihrem Bauch aus, so viel bedingungslose Liebe lag in seinen Augen. Sie erzitterte unwillkürlich und das fühlte er.
Verlegen wollte Amy ihren Kopf wegdrehen, konnte es aber nicht. Stattdessen verspürte sie ein schier unstillbares Verlangen nach ihm. „Nick…“ stöhnte Amy voller Sehnsucht. Dieser verstand und raunte ihr heiser „Mausi, ich liebe dich.“ zu, bevor er sie leidenschaftlich und wild küsste. Als Nicks Hände stürmisch unter Amys T-Shirt krabbelten und ihre Brüste ungestüm zu massieren begannen, keuchte sie unter seinen Küssen auf und presste sich eng an ihn.
Amy bemerkte aber auch, dass dieser Kuss Nick nicht ganz kalt ließ. Am liebsten hätte sie ihn ganz nah an sich gespürt und er durchschaute sie. In einer kurzen Atempause zog Nick sich sein T-Shirt aus und half ihr, sich ihr Top über den Kopf zu streifen. „Die Hosen…“ murmelte Amy keuchend.
Sie verstand sich selbst nicht mehr. Ihr war es scheißegal, ob jemand sie hörte. Sie brauchte ihn jetzt so sehr. Sie wollte ihn jetzt so sehr. Nick nickte einfach und erfüllte ihr den Wunsch. Schnell zog er seine Boxershorts aus und riss dann einfach ihren Slip auseinander. Während er sich langsam wieder hochküsste, stöhnte Amy ungeduldig.
Nicks Finger wanderten zügig zurück zu ihrer Brust, wo sie sie noch hemmungsloser, noch intensiver, noch heftiger kneteten. Sie küssten sich so feurig, so hitzig, so leidenschaftlich, dass Amy jegliche Kontrolle über ihren Körper verlor. Ein Schauer jagte den nächsten, während sie ihren Durst auf Nick wenigstens ein wenig bändigte.
Später seufzte Amy überglücklich auf und kuschelte sich in Nicks Arme. Er flüsterte grinsend „Du solltest jetzt schlafen, Mausi.“ und küsste sie. Diesmal ganz zärtlich, süß und wunderschön. „Ich liebe dich.“ wisperte Nick ihr noch ins Ohr und dann streichelte er sie in den Schlaf. „Ich dich auch.“ gähnte Amy. Er lächelte. „Ach echt? Wusst ich gar nicht. Aber hey, schlaf jetzt, sonst bringen mich Lena und Janny noch um, wenn du morgen unausgeschlafen bist.“ Kichernd erwiderte sie „Da hab ich aber auch noch ein Wörtchen mitzureden.“ und schlief selig und fast wunschlos glücklich in seinen Armen ein.
Amy wachte früh auf und konnte nicht mehr einschlafen. Nick hatte sie offensichtlich in der Nacht noch alleingelassen, aber sie fand einen Zettel von ihm. Und sein Shirt lag darunter.
Wir sollten’s trotzdem nicht drauf ankommen lassen, nicht dass sie mich doch umbringen
Nick
Lachend sprang sie schnell unter die Dusche und zog eine viertel Stunde später einfach nur sein T-Shirt an. Danach legte sich Amy nochmal hin, aber an Schlaf war nicht mehr zu denken. Zu nervös, zu aufgeregt war sie schon jetzt, wenn sie nur an den heutigen Tag dachte. Stattdessen drehten sich ihre Gedanken um die vergangene Nacht. Sie konnte immer noch Nicks Küsse auf ihren Lippen spüren. Fühlte noch immer seine Berührungen. Seine Nähe. Und schon wieder konnte Amy es nicht erwarten, in seinen Armen zu liegen.
Da leuchtete ihr Smartphone auf. Sie wunderte sich, dass sie um diese Uhrzeit eine SMS bekommen hatte.
Ich weiß, dass du auf bist. Kuss Natürlich wusste Amy sofort, wer diese Kurznachricht verfasst hatte. Seufzend schrieb sie zurück. Ich bin aufgewacht und konnte ohne dich nicht mehr einschlafen. Kuss zurück Minuten später erschien schon die Antwort. Geht mir genauso, Mausi. Heute Nacht Kuschelmarathon? Amy lächelte, als sie Ich kann’s kaum erwarten. eintippte.
So ging es ewig hin und her, bis Lena an der Tür klopfte. „Amy? Es gibt Frühstück!“ „Komme schon!“ rief sie zurück und zog noch eine einfache Jogginghose an. Danach ging Amy runter. Dort warteten schon Lena und Jeanette, die schon am Tisch saßen und ihre üblichen Dosen Kaffee und Marmeladenbrötchen aßen. Amy setzte sich nur mit einer Tasse Cappuccino hin, sie war viel zu aufgeregt, um zu frühstücken. Sie rutschte ständig auf dem Stuhl hin und her, während die anderen aßen.
Ihre Freundinnen betrachteten sie kritisch und riefen vorwurfsvoll „Himmel! Wie sehen denn deine Augen aus?! Was hast du angestellt? Warst du etwa die ganze Nacht auf?!“ „Ähm, fast.“ Amy wurde ein wenig rot. Lena und Jeanette funkelten sie synchron an. „Wir haben jetzt nicht mehr viel Zeit.“ sagte Lena und sie und Jeanette stopften sich das Frühstück in den Mund. „Lena, Janny.“ stöhnte Amy auf. „Die Zeit wird nicht das Problem. Mein Problem wird sein, dass ich wahrscheinlich während der Trauung einschlafe. Dann nimmt er Reißaus.“ Sie lachten alle gleichzeitig und ihre Freundinnen zogen Amy in Lenas Zimmer, wo sie am Abend schon einen Tisch mit Utensilien wie in einem Schönheitssalon hergerichtet hatten. Amy döste ein wenig während der Schmink- und Haarprozedur ein.
Stunden später, so kam es ihr vor, rief erst Jeanette „Fertig!“ und dann innerhalb weniger Minuten auch Lena. „So schaust du schon besser aus, Amy.“ sagte Lena stolz, als sie Amy ihr Hochzeitskleid gab, und Jeanette nickte zufrieden „So kannst du dich blicken lassen.“ Die beiden halfen ihr rein, erst dann durfte Amy sich im überdimensionalen Spiegel betrachten.
„Bin das wirklich ich?“ Amy erkannte sich selbst kaum wieder. Sie betrachtete zum tausendsten Mal ihr weißes, trägerloses Kleid, das aus echter Seide genäht worden war. Sie hatte sich schon immer ein Prinzessinnenkleid für ihre Hochzeit gewünscht und jetzt war ihr Traum in Erfüllung gegangen. Es betonte sehr die Taille, floss samten die Hüfte herab, um eine lange, aber dezente Schleppe zu bilden. Am Dekolleté waren glitzernde Strasssteine angebracht, die bei jeder Bewegung glitzerten und funkelten.
Amys Blick ging weiter nach oben, zu ihren Haaren. Jeanette hatte ihr märchenhafte Locken gemacht, die auf ihrer rechten Seite kunstvoll hinüber glitten. Einige kleine lockige Strähnen vorne waren frei und fielen ihr ins Gesicht. Ein glitzerndes Diadem, an dem der weiße Schleier befestigt war, thronte auf ihrem Kopf. Und dank Lena hatte sie leichte Smoky Eyes, einen dezenten silbernen Lidschatten, der ihre Augen schön hervorhob und volle Wimpern. Außerdem waren ihre Wangen zart rötlich und ihre Lippen schimmerten ganz natürlich.
Als Lena und Jeanette sich auch umgezogen hatten, war das Dreamteam perfekt. Die Kleider der beiden waren schlicht in einem hellen Türkiston, der unten dunkler wurde, gehalten, und passten ihnen wie angegossen. Lena hatte ihre und Jeanettes Augen schnell noch geschminkt und einen leichten Lipgloss auf ihre Lippen getan. Die Frisuren waren einfach. Jeanette hatte sich eine elegante Hochsteckfrisur gemacht, während Lena ihre Haare offentrug. „Bereit?!“ fragten sie Amy. Diese schluckte ihren Kloß im Hals hinunter und nickte nur.
Vor der Haustüre wartete Amys Familie, die bereits ein paar Tage in der Gegend waren. Sabine hatte ein weinrotes Abendkleid an und Marcus stand sein eleganter Anzug gut. Der kleine Leon trug eine niedliche Lederhose mit weißem Hemd und Franziska schaute in ihrem fliederfarbenen Kleid einfach nur süß aus. „Wow, Amy! Scheens Kleidl host du oa.“ rief Sabine hingerissen aus. Amy wurde rot und stammelte nervös „Danke.“ Sie redeten noch ein wenig, aber Amy überließ das Reden lieber den anderen. Bis die offene Kutsche mit den edlen Friesen vorfuhr.
Der Geruch von hunderten Rosen, Lavendel und Freesien umgab Amy schon während der Fahrt mit einem leichten Nebel. Ein Streichorchester begann zu spielen, als sie am Strand anhielten. Amy wurde schlecht. „Alles ok?“ flüsterte Lena. Sie nickte bloß. „Amy, es wartet nur Nick auf dich.“ versuchte Jeanette sie zu beruhigen. Amy atmete einige Male tief durch und zwang sich, die Fassung zu bewahren. Die Musik ging langsam in ein anderes Stück über und Marcus stieß seine Tochter leicht mit dem Ellenbogen an. „Amy, mir samma dran.“ „Ja.“ Amys Stimme klang piepsig. „Nick. Okay.“ Mit zitternden Knien und klopfendem Herzen stieg sie nach Lena, Jeanette und Marcus aus. Draußen war die Musik lauter. Amy konzentrierte sich nur auf Nick und zwang sich weiterzugehen.
Plötzlich ertönte eine Fanfare und sie erkannte ihren Einsatz. Einen Schritt nach dem anderen…, ermahnte sie sich, während sie zu dem Marsch die Treppe hinunterging. Der Marsch schien viel zu langsam und Amy hatte Mühe, im Takt zu bleiben.
Erst als Amy wieder sicheren Boden unter ihren nackten Füßen hatte, hob sie den Blick und hielt nach ihm Ausschau. Einen kurzen Augenblick war sie von der Überfülle roter Rosen, die den ganzen Strand schmückten, abgelenkt, aber dann riss Amy sich von der Dekoration los und suchte in den Reihen, bis sie ihn endlich sah. Nick stand vor einem Bogen mit noch mehr roten und weißen Rosen. Das Einzige, was Amy jetzt noch wahrnahm, war sein Gesicht. Es erfüllte ihren Blick und überwältigte sie. Seine Augen waren fast so blau wie das Meer, in seinem Gesicht spiegelten sich seine Gefühle. Und dann, als er ihren scheuen Blick bemerkte, breitete sich ein Lächeln voller Glück, voller Liebe auf seinem Gesicht aus. Plötzlich war es nur der Druck von Marcus, der Amy davon abhielt, abzuhauen, doch sie atmete tief ein und aus und schaffte es irgendwie weiterzugehen.
Als sie vor den Altar trat, streckte Nick seine Hand seelenruhig nach ihr aus. Sobald Marcus ihre Hand in seine gelegt hatte, war Amy zuhause. Sie fühlte, wie sie ruhiger wurde, konnte aber noch nicht in seine Augen schauen. Stattdessen sah sie nach unten. Nick hatte ihre beiden Hände genommen und seine Finger spielten sanft mit ihren.
Der Standesbeamte sprach „Wir haben uns heute hier versammelt weil Amy Kidman und Nick Strohmayer den Bund der Ehe eingehen wollen. Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles und hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf. Und so hoffen wir dass sie euch beistehen wird. So frage ich Dich, Nick, wirst Du deine Frau ehren und lieben in guten wie in schlechten Zeiten, so antworte mit: Ja ich will.“
Erst jetzt zwang sich Amy, ihn in die Augen zu sehen und sie verlor sich in seinem Blick. Nicks Augen funkelten voller bedingungsloser Liebe, dass es ihr den Atem verschlug. Seine Stimme klang ruhig und beherrscht. „Ja, ich will.“
Amy schluckte. Jetzt war sie dran. „So frage ich Dich, Amy, wirst du deinen Mann ehren und lieben in guten wie in schlechten Zeiten, so antworte mit: Ja ich will.“ Als sie nicht gleich antwortete und Nick verträumt in die Augen sah, gab er ihr einen sanften Handdruck und schaute sie fragend an. „Ähm, was?“ Amy wachte aus ihren Tagträumen auf und das ganze Publikum lachte, Nick eingeschlossen. Sie wurde rot und sortierte sich schnell, um dann leise „J-Ja ich will.“ zu stammeln. „So erkläre ich euch nun Kraft meines Amtes zu Mann und Frau. Steckt nun im Zeichen eurer Liebe die Ringe einander an.“
Amys Hand zitterte ein wenig, als Nick ihr den Diamantring, in dem ‚Für immer und ewig – A&N – 19.07.2012‘ kunstvoll eingraviert worden war, an die rechte Hand steckte. Nicks Hand dagegen war so gelassen, dennoch schaffte es Amy mit ihren unsicheren Händen kaum, ihn seinen Ring anzustecken. „So erkläre ich euch nun Kraft meines Amtes zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“
Fast ehrfürchtig beugte sich Nick zu Amy und umarmte sie leicht. Jetzt war sie wirklich zuhause. Ihr Zuhause bestand nur aus Nick. Dessen Lippen lagen auf ihren. Süß. Unschuldig. Unglaublich. Amy vergaß das Publikum. Sie vergaß auch, wer sie war, woher sie kam, ihre Ängste, ihre Sorgen, ihre Träume.
Als sie sich schweratmend wieder lösten, kamen ihr die Tränen, die sie gar nicht wegzublinzeln versuchte. Womit hatte sie sich diesen Märchenprinzen überhaupt verdient? Sie wusste es nicht. „Wo sind die anderen?“ flüsterte Amy. Eigentlich hatte sie sich gedacht, dass Lena und Jeanette die ersten Gratulanten sein würden. Nick grinste leicht. „Ich hab Lena gestern noch gesagt, dass wir nachkommen, wenn du soweit bist, Mausi.“ Er küsste ihre Tränen weg. „Außerdem müssen die Pferde ja heute auch versorgt werden.“
Darauf wusste Amy keine Antwort. Schließlich brachte sie ein genuscheltes „Danke“ zustande und kämpfte schon wieder mit den Tränen. „Ich kenn dich halt schon.“ sagte Nick leise. Amy wollte irgendwas erwidern, aber schon lagen seine Lippen wieder süß auf ihren.
Sie wusste nicht, wie lange sie in seinen Armen lag. Als irgendwann ihre Gäste zurückkamen, wollte sich Amy am liebsten nicht lösen. Sehnsüchtig sah sie zu Nick auf. „Später…“ flüsterte er heiser und gab sie frei.
Wie vermutet stürmten Lena und Jeanette als erstes herbei und umarmten erst Amy und dann Nick. „So, Amy!“ Lena schaute sie ernst an. „Jetzt brauchst du ja dein Zimmer bei uns nicht mehr, die Villa ist immerhin groß genug für euch beide.“ Amy überlegte und sagte schließlich „Doch, als Abstellkammer, falls sich dein Bruder mal wieder nicht benimmt.“ Janny lachte „Ich hatte gehofft, du hast ihn selbst schon so erzogen, dass du unsere Hilfe nicht mehr brauchst.“ Nick verschränkte die Arme vor der Brust und verdrehte seine Augen. „Mädels, hört endlich auf so über mich zu reden, als wär’ ich ein nicht anwesender Hund!“ Kichernd machten Lena und Jeanette Platz für die anderen Gratulanten.
„Tja, jetzt bist du wohl auch unter der Haube gelandet.“ witzelte William, als er sich von Nick löste, und zwinkerte Amy freundschaftlich zu. Jacky stieß Will lachend den Ellenbogen in die Seite und umarmte zunächst Amy und dann Nick.
„Mir samma so stoiz, Amy!“ Sabine nahm ihre Tochter in den Arm und gab sie dann an Marcus weiter. „Danke, Mama, Papa. Für alles.“ murmelte Amy mit einem Kloß im Hals und drückte ihre Eltern fest an sich. Die wechselten verwundert einen Blick, denn ‚Mama‘ und ‚Papa‘ hatte Amy noch nie zu ihnen gesagt. Franziska, mit Leon an der Hand, war die nächste Gratulantin. Dann kam Nicks Familie, angeführt von seiner Tante Gabi. Auch Lenas frühere Clique war angereist, sowie Dr. Walther und Jonas.
„Amy, da will dir noch jemand gratulieren!“ sagte Lena auf einmal aufgeregt und ging davon. Nach wenigen Minuten kam sie wieder und kein anderes Pferd als Promise mit einer fast zu kitschigen, roten Schleife um den Hals zerrte so am Führstrick, dass Lena sie freigeben musste. Die Stute trabte zu Amy hin und wollte ihren Kopf an Amys Bauch schmiegen, doch Nick hielt sie geschickt zurück, damit das Brautkleid nicht dreckig wurde.
Amy fragte überrascht „Was hat das zu bedeuten?“ und strich der Braunen die Stirn. Jonas, der Lena von hinten umarmt hatte, antwortete ihr „Wir, also ich, Lena und Janny, haben lange überlegt, was wir dir schenken sollen. Und da du ja so gut mit Promi zurechtkommst…“ Sprachlos ließ sie zu, dass Lena ihre neue Stute zurück nach Freeland bringen konnte.
Nick legte sanft einen Arm um Amy. Lächelnd flüsterte er ihr ins Ohr „Ich find’s immer noch so süß, wenn du sprachlos bist, Mausi.“, was dazu führte, dass sie rot wurde und „Du wusstest davon?!“ nuschelte. Er nickte „Ich hab sie schließlich auf die Idee gebracht.“ und beugte sich vor, um sie zärtlich zu küssen. Amy blendete die klickenden Kameras aus und schmiegte sich automatisch an ihn. Nick hatte den Kuss begonnen und musste ihn irgendwann beenden.
Es wurde schon dunkel, als Nick seine Braut auf die Tanzfläche führte. Es wurde mucksmäuschenstill am Strand, bis das Orchester den Hochzeitstanz zu ‚River flows in You‘ spielte. „Bereit?“ fragte Nick leise. Amy nickte zögernd. Daraufhin begann er, sie über die Tanzfläche zu führen. Amy lachte, denn es war so, als könnte sie schweben. „Amüsieren Sie sich, Miss Strohmayer?“ flüsterte er grinsend. Sie antwortete kichernd „Jaaa.“. Für Amy war es komisch, mit ihrem neuen Nachnamen angeredet zu werden, aber Zeit zum Grübeln hatte sie nicht, denn das Orchester hatte aufgehört zu spielen.
Stattdessen legte jetzt ein DJ auf und machte Stimmung. Amy tanzte und quasselte mit jedem Gast mal Smalltalk. Als Nick wieder zu ihr stieß, forderte er sie erneut zum Tanz auf. Engumschlungen wippten sie zu ‚A thousand years‘ hin und her. Dabei schmolz Amy dahin, wie Eis in der Sonne, denn Nick küsste sie hingebungsvoll. Sie konnte sich ein leises Stöhnen nicht verkneifen.
Zwischen zwei Küssen flüsterte Nick „Hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass du umwerfend ausschaust heute…?“ Sie schüttelte leicht den Kopf, es war Amy unmöglich, einen Ton herauszubringen. „Dann sag ich’s dir eben jetzt: Du siehst echt hinreißend aus.“ Ihr Herz schlug Purzelbäume, als sich ihre Blicke begegneten. Amy verlor sich in seinen liebevoll funkelnden Augen und erzitterte unwillkürlich.
Da sah sie SIE. Sie hatte ein helles cremefarbenes Abendkleid an und lächelte honigsüß, als sie schnurstracks zu ihnen ging. „Oh scheiße…“ nuschelte Lena, die mit Jonas neben dem Hochzeitspaar tanzte. Amy hielt inne und starrte sie an. „Was ist denn, Mausi?“ fragte Nick verwundert und drehte sich auch um. Er fluchte nun auch und seufzte dann. Auch William und Jacky bemerkten sie und tauschten sich entsetzte Blicke.
„Hallo Sue“ begrüßte Nick sie vorsichtig. Diese säuselte „Hallo Darling.“ und wollte ihn um den Hals fallen. Doch er stieß sie von sich und fragte sie schärfer als beabsichtigt „Was machst du hier?“ „Ich dachte, ich könnte dich doch nur zur Vernunft bringen! Diese Schlampe ist nichts für dich!“ „Ach, und du bist schon was für mich?“ Nick musste sich ein Augenrollen verkneifen, als Sue nickte. Nun mischte sich Jacky mit ein. „Sue, hör endlich auf!“ Sue hüstelte und meinte zu ihrer Schwester „Halt du dich da raus, Jacky, das geht dich nix an!“ Amy hatte sich halb hinter Nick versteckt und bemühte sich, ihren Schluchzer mit auf die Lippe beißen zu unterdrücken.
Nick nahm ihre Hand und sagte kalt zu Sue „Verschwinde jetzt.“ Die sträubte sich und erwiderte lächelnd „Warum denn? Es ist grade sooooooo gemütlich hier.“ Jacky machte ihr deutlich „Wenn du nicht sofort verschwindest, erzähl ich Mama, was du so in deiner Freizeit machst!“ „Ich weiß nicht, was du meinst, Schwesterchen. Aber mach du ruhig, ich bin volljährig und kann tun und lassen, was ich will.“
„Sue, du nervst.“ ließ William sie wissen und Nick fügte knallhart „Verpiss dich“ hinzu. Sie lachte gehässig. „Ich will dich vor deinem größten Fehler im Leben bewahren! Die Lusche da hat doch noch einen anderen.“ Sue warf Amy einen mörderischen Blick zu und grinste dann zuckersüß. „Hm… Wie heißt er gleich nochmal?“ Sie tat so, als würde sie scharf überlegen. „Thomas? Nee… Tobias? Nee… Tamas? Auch nicht… Timo? Hm… Ich komm einfach nicht drauf. Sag’s du doch, Schlampe! Los sag’s!“
Amy riss die Augen weit auf und konnte nun ihr Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Nur Nicks Nähe und seine mit ihrer verschränkte Hand hielt sie davon ab, wegzurennen. Nick platzte der Kragen. „Warum verstehst du es immer noch nicht?! Ich liebe nicht dich, sondern Amy. Ich bin mit ihr zusammen, nicht mit dir. Und wie du siehst haben wir heute geheiratet…“ Sie schnitt ihm das Wort ab. „Ja, aber dennoch hast du mich an dich rangelassen!“
„Was der größte Fehler meines Lebens WAR!“ „Süßer, du wärst damals gekommen, wenn sie nicht reingeplatzt wäre, also kann ich doch nicht sooooooo schlecht sein!“ „Das spielt keine Rolle, du und ich sind Vergangenheit!“ Mit „Vielleicht kommst du ja noch zur Vernunft!“ und einem tötenden Blick Richtung Amy warf sie ihr Haar zurück und zischte ab.
Die Stimmung war jetzt ganz im Keller. Amy wollte nur noch eins. Alleinsein. Mit Nick. Während die anderen heftig über Sue diskutierten, fragte Nick schon bald leise „Hauen wir ab?“ Sie nickte, dankbar über diesen Vorschlag. Also gingen die beiden Arm in Arm in ihre Villa.
Dort angekommen küsste Nick sie erst ganz zärtlich, aber schon bald wurde der Kuss feuriger. Ihr Atem ging genauso stoßweise wie seiner, als er die Tür aufmachte, sie hochnahm und hineintrug. Schon wenige Meter nach der Tür lagen seine Lippen wieder auf ihren. Nick setzte Amy keuchend ab und drückte sie fest an die Wand.
Als ihre Finger Schwierigkeiten hatten, das Hemd aufzuknöpfen, schmunzelte er und zog es sich über den Kopf. Amy lächelte, als er den Reißverschluss ihres Kleides öffnete, um sie besser anfassen zu können. Sie stöhnte auf, weil Nicks Hände zu ihrer Brust wanderten und sie dort streichelten. Amy spürte, dass ihr Kleid an ihr hinunter rutschte, aber das war ihr egal. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, ihn noch ein wenig mehr auszuziehen. Ihre Finger öffneten gerade zügig seinen Gürtel, als Nick sie vorsichtig hochhob.
Amy strampelte mit ihren Beinen und war das Kleid endgültig los. Sie musste kichern, weil sie ihre Beine um Nicks Hüfte legte. Dieser grinste und meinte „Ich wusste nicht, dass ich heute ein Klammeräffchen geheiratet hab’.“, bevor er sie so den Gang entlang trug.
Nick setzte Amy einfach auf der Kochinsel in der Küche ab. „Was wollen Sie trinken, Miss Strohmayer?“ fragte er. Sie überlegte kurz. „Ähm, Champagner?“ „Kommt sofort.“ Nick ging zum Kühlschrank und holte ihn. „Oh, sogar mit Erdbeergeschmack!“ sagte Amy, als er ihr ein Glas mit dem rötlichen Getränk gab. Er sah ihr in die Augen. Und wieder lag unendlich viel Liebe in seinem Blick, dass sich Amy darin verlor.
Sie hatte auf einmal zittrige Hände und stellte ihr halbvolles Glas weg. Währenddessen bildete sich auf Amys Haut Gänsehaut, weil Nick begann, ihren gesamten Oberkörper zärtlich zu streicheln. „Nick…“ seufzte sie genüsslich auf und er legte seine Lippen, die noch leicht nach Erdbeerchampagner schmeckten, auf ihre, wo er sich langsam hinunter küsste. Nick bedeckte erst den Hals mit kleinen Küssen, dann arbeite er sich gemächlich zum rechten Schlüsselbein herunter bis hin zu ihrer Brust. Dort angekommen umwanderte er sie erst einmal spiralförmig, bis er endlich zur Brustwarze kam. Ganz leicht knabberte Nick minutenlang an ihr. Amy schloss die Augen und genoss es einfach.
„Mehr…“ stöhnte sie. Doch Nicks Mund wanderte seelenruhig weiter. Er wiederholte das Ganze auch mit ihrer linken Brust. Dabei wurde Amy ganz wahnsinnig. „Bitte Nick.“ keuchte sie mit halb offenen Mund. Dieser lächelte und flüsterte nur „Geduld, Mausi. Geduld.“ Wenig später bedeckte er ihren Bauch mit Bussis, bevor er ganz nach unten wanderte.
Amy vergaß, dass sie auf einer Kochinsel saß und legte sich stöhnend mit geschlossenen Augen hin. Sie machte eine Brücke und Nick zog ihr langsam ihren Slip aus. Sie hörte ihn schmunzeln, weil sie ihre Beine spreizte. Dann spürte sie, wie er ihren Kitzler mit ganz ganz zärtlichen Küssen bedeckte. „Nick…“ wimmerte sie leise. Und er lachte. „Na schön.“ murmelte Nick und erlöste Amy endlich…
Irgendwann trug Nick Amy hoch und warf sie lässig grinsend ins Bett. Während er schnell seine Hose ganz auszog, trommelte Amy mit den Fingern aufs Bett. „Was?“ fragte sie, als sie merkte, dass er sie anschaute. Nick beugte sich zu ihr und murmelte „Du kannst einfach nicht genug von mir bekommen.“, ehe sie sich schon in seine Arme gekuschelt hatte. Er schmunzelte und strich ihr zärtlich eine Strähne hinters Ohr. „Kleines Kuschelmausi.“ flüsterte er und Amy wurde rot. Sie wollte sich wegdrehen, doch Nick sagte leise „Du brauchst dich nicht schämen, Mausi. Ist schon okay so.“
Seine Augen…, dachte sie sich schwach und erzitterte unwillkürlich. Nicks liebevoller Blick traf Amy in ihr Herz und Tränen stiegen in ihre Augen Sie wandte den Blick ab, um sich wieder zu fangen. „Ich liebe dich.“ flüsterte er sanft und Amy schaute widerstrebend wieder auf. Nick küsste ihre Tränen weg und näherte sich dann langsam ihren Mund. Sie brachte nur „Ich dich auch.“ heraus. Zu mehr war Amy momentan nicht fähig.
Millimeter vor ihrem Mund wisperte Nick korrigierend „Ich liebe dich über alles.“, danach lagen seine Lippen zuckersüß auf ihren. Amy schmiegte sich so an Nick, dass sie sich zu einem Körper vereinten, und schloss seufzend die Augen. Sie wollte sich nie mehr lösen. Ganz hauchzart, sodass er sie kaum berührte, streichelte er sie überall. Nick ließ zu, dass der Kuss später außer Kontrolle geriet.
Hemmungslos knutschend und wild streichelnd bemerkte Amy, dass sie es versuchen wollte, versuchen musste. „Hm?“ machte Nick verwundert, als sie seinen Kuss nicht mehr so sehr erwiderte. Als sie nicht gleich antwortete, fragte er verunsichert „Mausi?“ „Ähm.“ Sie entzog sich jetzt ganz der Umarmung und setzte sich auf.
Mit zittriger Stimme nuschelte sie „Jetzt bist du dran.“ Nick verstand. „Amy, schau mich an.“ Er hob ihren Kopf. „Ich dachte eigentlich, das Thema wär jetzt durch. Du musst das nicht machen, wirklich nicht.“ „Ich… Du…“ stotterte sie unsicher. Nick seufzte leise und setzte sich auch hin. „Komm her, Mausi.“ Wieder öffnete er seine Arme für sie. Amy warf sich in seine Arme. Sofort wurde sie ruhiger. Sie war froh, dass ihre Stimme nicht piepste, als sie „Ich will’s wenigstens versuchen, Nick.“ sagte. „Mausi, du musst dich nicht quälen.“ flüsterte dieser. „Ich weiß, mach‘ ich auch nicht, aber trotzdem…“ „Nichts aber trotzdem.“ widersprach Nick sanft. „Nicki, wenn ich mich irgendwie quäl’, hör’ ich auf und so. Versprochen. Aber lass es uns bitte versuchen.“ Er sah sie lange an. „Du willst’s also?“ Als Amy zögernd nickte, hakte Nick nach. „Sicher?“ Sie nickte nochmal, unfähig, noch irgendwas zu sagen.
Seufzend lehnte sich Nick mit den Rücken an die Wand und ließ Amy nicht aus den Augen. Sie krabbelte schüchtern zu ihm rüber und kuschelte sich zu ihm hin. Nick zog sie in seine Arme. Wieder fanden ihre Lippen zögerlich zueinander, Amy wurde aber bald sicherer. Diesmal war es Amy, die die Geschwindigkeit bestimmte. Sie küssten sich immer feuriger, immer ungestümer. Nicks Hände kneteten Amys Brüste ungehemmt und unkontrolliert weiter, als sie sich ohne jegliche Pause hinkniete. Schnell zog Amy seine Boxershorts herunter und zögerte. Sie war hin- und hergerissen. Einerseits wollte sie ihn mal verwöhnen, andererseits nicht.
„Du musst es nicht machen, Mausi.“ brachte Nick keuchend zustande. Sie legte ihre Lippen wieder auf seine und ließ eine Hand langsam über seinen Bauch nach unten gleiten. Unterhalb des Bauchnabels streichelte sie wieder nach oben. Dann wieder nach unten. Ihre Fingerspitze berührte aus Versehen die Spitze seiner Eichel. Nick stöhnte auf. „Ähm, alles okay, Nick?“ fragte sie. Er nickte nur. So muss sich das bei mir wohl auch anfühlen…
Bevor sich sich weitere Gedanken über richtig und falsch machen konnte, zog Nick ihren Kopf sanft nach unten und legte seine Lippen auf ihre. Sie küssten sich leidenschaftlich. Amy fasste neuen Mut und ließ ihre Hand nun tiefer gleiten. Dann nahm sie seinen Penis in die Hand. Ihre Hand glitt langsam auf und ab und Nick stöhnte immer lauter.
Dann gab sie Nicks Penis zögerlich einen Schmatzer. Und noch einen, diesmal länger, direkt auf die Eichel. Sie lächelte, als Nick erneut stöhnte. Noch lauter. Amy hatte nun Gift geleckt und nahm sein Glied in den Mund. Sie schaltete alle Gedanken ab und saugte, leckte und knabberte…
Später, als sich Amy verlegen in Nicks Arme schmiegte, lächelte er. „War’s…“ fing sie errötend an, aber er unterbrach sie flüsternd. „Mausi.“ Zärtlich strich Nick Amy eine Strähne aus dem Gesicht. Sie sah widerstrebend in seine Augen. Vergessen war ihre Frage. Zu intensiv, zu liebevoll war sein Blick. „Jetzt bin nicht ich wichtig. Sondern nur noch du, Mausi.“ sagte Nick irgendwann leise. Amy wollte widersprechen, doch er legte seine Lippen unglaublich süß auf ihre. Ihre Gedanken waren sofort wie leergefegt. In einer Atempause fragte Nick „Soll ich dich verwöhnen?“ Als sie nickte, lächelte er ihr Lieblingslächeln und Amys Herz schlug Purzelbäume. „Dann zieh dir was an. Ich warte draußen an unserer Stelle.“ Nick küsste sie nochmal zuckersüß. Mit „Lassen Sie mich aber nicht zu lange warten, Miss Strohmayer.“ stand er auf, zog sich an und verschwand. Amy starrte ihn lange sehnsüchtig hinterher und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Vergeblich.„Naja, was soll’s…“ murmelte sie und schlüpfte einfach in eines von Nicks Shirts. Das war alles, was Amy anzog. Zügig machte sie sich auf den Weg zu ihrem Lieblingsplatz.
Amy ahnte, was er vorbereitet hatte, und trotzdem klappte ihr Mund auf, als sie zum Strand kam. „Nick… Du bist wahnsinnig.“ brachte sie gerade noch so heraus. Hunderte von Kerzen in Form eines riesigen Herzes spendeten warmes Licht. Im Herz lag eine weiße Kuscheldecke voller roter Rosenblätter. Außerdem lief ganz leise eine romantische Kuschelmusik.Nick lächelte und hob Amy hoch. „Ich weiß, dass ich wahnsinnig bin.“ Er fügte noch grinsend „Schickes T-Shirt hast du an.“ hinzu und sie musste kichern. „Aber ich muss dich leider leider vernaschen…“ lachte er und setzte sie auf der Decke ab.
Sekunden später waren Nicks Lippen schon auf ihren. Honigsüß. Unschuldig. Himmlisch. Amy schloss genüsslich die Augen und stöhnte unwillkürlich. Sie wollte sich nie wieder lösen. „Lust auf ein Eis?“ flüsterte Nick schon bald. „Mit vielen Erdbeeren und Sahne?“ Amy fand ihre Stimme nicht, so nickte sie nur leicht. Schweigend fütterte er sie.
Sowie sie ihr Schüsselchen Schokoeis aufgegessen hatte, kuschelte sich Amy erneut in Nicks Arme. Dieser schmunzelte, sagte aber nichts. Stattdessen ließen sie sich sanft nach hinten fallen. „Meine kleine Kuschelmaus…“ lächelte er zärtlich. „Hm?“ machte Amy, sie wurde jedoch leise von dem grinsenden Nick unterbrochen. „Weißt du, dass du unglaublich süß bist, wenn du mich so verträumt anschaust?“ Ihre Wangen glühten und sie drehte ihren Kopf um.
Nick gab ihr einen Kuss auf die Wange und fing an, sie ganz leicht zu streicheln. Erst nur ihre Haare, dann wanderten seine Finger langsam über ihr Gesicht. Dort zeichnete er ihre Konturen ab und ließ dann seine Finger gemächlich übers Schlüsselbein bis zum T-Shirt-Rand gleiten. Nicks Hand krabbelte unter ihr Shirt. „Nick…“ seufzte Amy leise auf, als er hauchzart über ihre Brust strich. Dieser schmunzelte. Irgendwann fragte er „Wollen wir tanzen?“ und half ihr auf. Amy genoss es, in seinen Armen zu liegen und schmiegte sich eng an Nick. Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter, schloss die Augen. Fühlte den weichen Sand unter ihren Füßen. Fühlte seinen Herzschlag. Seine sanften Liebkosungen. Hörte das Meer rauschen.
Während sie engumschlungen hin und her wippten, streifte Nick Amys viel zu großes Shirt über den Kopf. Sie erschauerte, weil er ihr über ihren Rücken streichelte. Immer und immer wieder, sodass Amy sich automatisch an ihn presste, und es einfach genoss. Sie fielen fast um. Aber nur fast, weil Nick „Vorsicht.“ murmelte. Er grinste und löste sich von ihr, um ein anderes, noch langsameres Lied her zu schalten. Amy lächelte, als sie das Lied erkannte. ‚Unbreakable‘ war ihr absolutes Lieblingslied. Als Nick sie umschlang, versuchte sie ihre Gänsehaut zu kontrollieren. Vergeblich.
„Mausi? Lass es zu…“ flüsterte er und zog sie sanft ganz intim, ganz nah an sich. Amy seufzte erneut wohlig auf und lehnte ihren Kopf wieder an Nicks Schulter. Dieser gab das Tanzen schließlich auf und legte seine Lippen auf ihre. Zärtlich, wunderschön und atemberaubend. Seine Finger erkundeten während des süßen Kusses jeden Millimeter von Amy. Sie brachte zwischen zwei Küssen stöhnend „Nick…“ heraus und wurde fast wahnsinnig, weil Nick nun auch noch begann, ihren Kitzler langsam zu streicheln. Ihre Körper verschmolzen zu einem, so stark schmiegte sich Amy an ihn. Sie taumelten zurück zur Decke, wo sie gleich zur Sache kommen wollte.
Nick ließ sich aber Zeit, flüsterte ihr immer wieder mit leidenschaftlich rauer Stimme zu, wie sehr er sie liebte, und suchte ständig tiefen Augenkontakt, während seine Finger gemächlich Amys Scheide bearbeiteten. Sie wollte sich vor Lust aufsetzen, aber er drückte sie sanft zurück und küsste sich im Schneckentempo hinunter. Jetzt wanderte Nicks Mund über ihren Hals zum Schlüsselbein, dort wieder hoch zum Mund, wo er lange blieb. Dann küsste er sich zum Ohr und wisperte „Ich liebe dich.“. Bei der Brust angekommen knabberte Nick ewig an ihren Brustwarzen. Danach ging es in ganz kleinen Küssen über Amys Bauch und endlich war er angekommen. Amy schloss lustvoll die Augen, spreizte ihre Beine ein wenig und schob stöhnend den grinsenden Nick dazwischen.
Dieser murmelte „Nicht so schnell, Mausi.“, bevor er ihr zärtlich einige Bussis aufdrückte. „Nick, bitte…“ wimmerte sie leise, doch er küsste sich langsam wieder hoch. Amy hätte Nick am liebsten in diesem Moment erschlagen, aber er legte seine Lippen schnell auf ihre. Ultrasanft. Megasüß. Bombastisch. Sie vergaß das Thema ‚Nick erschlagen‘ sofort. Für Amy war dieser phänomenale Kuss das Paradies. Der Himmel. Sie ließ sich stöhnend fallen. Fühlte, schmeckte und hörte nur noch. Träumte nur noch. Von Nick.
Dessen Finger strichen ihr über die Brust. Nur ganz minimal, sodass Amy leicht unter ihm erzitterte. Sie hatte Tränen in den Augen, als sie sich schweratmend nach einer Ewigkeit wieder lösten, und drehte ihren Kopf weg. „Mausi?“ fragte Nick flüsternd. Amy atmete einige Male tief durch, während ihre innere Stimme unaufhörlich Er ist viiiiiiiel zu gut für dich… Du hast ihn doch gar nicht verdient… Er hat eine bessere verdient…! schrie.
Nick schien zu erahnen, was in ihr vorging. Deshalb sagte er leise „Amy, schau mich bitte an…“. Widerstrebend wendete sie wenig später den Kopf. „Mausi… Hör auf, dir Gedanken zu machen… Über mich, über uns. Ich liebe dich, alles andere ist mir scheißegal.“ Amy nuschelte unter Tränen „Du hast aber eine bessere verdient, Nick…“ Sie wollte weitersprechen, doch er kam ihr zuvor. „Du bist perfekt, Amy… Für mich.“ Nick nahm zärtlich ihre Hand und legte sie auf seine nackte Brust. „Fühlst du’s?“ wisperte er so leise, dass Amy ihn kaum verstand. „Das hier schlägt nur für dich, Mausi. Nur für dich. Ich liebe dich. Mehr als alle Worte dieser Welt sagen können.“
Amy lief ein Schauer den Rücken hinunter. Sie wollte irgendetwas erwidern, fand aber ihre Stimme nicht. Sie war es immer noch nicht gewöhnt, das zu hören. Schließlich sagte sie leise „Trotzdem.“. Nach kurzem Zögern fügte Amy mehr für sich als für Nick „Sue wäre die bessere Wahl“ hinzu. „Amy, hab ich dich oder Sue heute geheiratet?“ fragte Nick. Sie stotterte unsicher „Mich… Aber, ähm, du musst doch zugeben, dass sie, ähm, besser ist.“
Er strich ihr nachdenklich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Mausi? Wenn du das meinst, was ich denke, dass du es meinst: Du warst vorher klasse. Nach allem, was er dir angetan hat.“ murmelte Nick nach längerer Schweigepause. „Wirklich?“ hakte Amy nach und wurde ein wenig rot.
Er antwortete nicht, stattdessen sah Nick ihr tief in die Augen. Seine funkelten so liebevoll, dass es Amy den Atem verschlug. Bevor sie Luft holen konnte, lagen seine Lippen abermals unendlich süß, unendlich hingebungsvoll auf ihren. Vergessen waren ihre Zweifel, vergessen war Sue, vergessen war Timon. Amys Kopf war sofort leergefegt, nur noch Nick kam in ihren Gedanken vor.
„Frierst du?“ fragte dieser schweratmend in einer kurzen Atempause. Sie nickte leicht, so mummte er sie in eine zweite Kuscheldecke ein. „Besser?“ flüsterte er. Amy kuschelte sich seufzend erneut an ihn und murmelte fast unverständlich „Jetzt schon.“. Nick schüttelte lächelnd den Kopf, erwiderte aber nichts. Sondern fing an, sie hauchzart zu streicheln. Erst nur übers Haar, dann wanderten seine Finger über ihr Gesicht, über den Hals bis sie wieder an der Brust ankamen. Sanft und ausgiebig liebkoste Nick sie. Unter seinen behutsamen Berührungen bekam Amy überall Gänsehaut.
Sie konnte sich ein Stöhnen nicht verkneifen und schloss genüsslich die Augen. „Du kleine Genießerin.“ murmelte Nick, weil sie sich noch mehr an ihn presste. Doch Amy war es egal. Ihr war im Moment alles egal. Für Amy zählte nur noch Nick, Nick und nochmals Nick. „Mehr…“ schnurrte sie mit halboffenem Mund leise und seufzte erneut. Lass uns nie aufhören… Wieder erzitterte Amy ganz leicht unter Nick, da er seine Lippen auf ihre legte. Genauso ultrazärtlich, genauso megasüß, genauso wunderschön wie vorher. Er hörte auch nicht auf, Amy zu streicheln.
Diese wurde fast wahnsinnig und schmiegte sich so an ihn, dass sie zu einem Körper verschmolzen. In einer Atempause flüsterte Amy sehnsüchtig „Nicki…“. Er kicherte und wisperte „Hey, schon okay, Mausi.“, als er sah, dass sie knallrot wurde. „Wo waren wir stehen geblieben?“ fragte Nick ganz leise.
Amy machte den Fehler und sah ihm in die Augen. Ihre Wangen glühten noch stärker, aber sie konnte, wollte den Blick nicht abwenden. Sie war wie gefesselt von der Intensität von seinen Gefühlen. Eine gewaltige, absolute Liebe lag in Nicks Augen, sodass Amy sich in ihnen verlor und es ihr abermals kalt den Rücken hinunter lief. Und das merkte er.
Nick lächelte leicht und wollte die Stimmung nicht kaputtmachen, also hauchte er nur „Weißt du was?“.Amy brachte kein Wort heraus, so schüttelte sie minimal den Kopf, ohne den Blickkontakt zu verlieren. Er sagte einfach „Ich liebe dich.“. Bevor sie irgendetwas erwidern konnte, lagen seine Lippen auf ihren. Unschuldig, sanft und bedingungslos.
Amy seufzte leise, kuschelte sich erneut enger an Nick und schmolz dahin, wie Eis in der Sonne. Nicks Finger wanderten langsam und behutsam zwischen ihre Schenkel. Amys Beine spreizten sich automatisch ein wenig und sie wurde wieder rot. „Mausi… Schscht.“ hauchte er zwischen zwei Küssen. „Genieß es.“
Amy wollte sich verlegen wegdrehen, aber Nick begann gerade, ihren Kitzler hauchzart zu streicheln. Sie stöhnte leise und schloss genüsslich die Augen. Nick murmelte „So ist’s gut.“ und zog sie sanft noch näher an sich. Seinen freien Arm wurschtelte er irgendwie unter sie, dass er ganz leicht ihre Brust liebkosen konnte. Und zu guter Letzt verwöhnte Nick Amy immer wieder mit atemberaubend süßen Küssen.
Für Amy war dieser Abend, diese Nacht, das Paradies und der Himmel gleichzeitig. Alle alten Wunden in ihrer Seele verheilten nun, als sie engumschlungen neben Nick lag und sich von ihm so richtig verwöhnen ließ. Diese Nacht war der Beginn eines neuen Lebens und das Ende ihres jetzigen. Doch eines wusste Amy jetzt endgültig für immer und ewig: Nick liebte sie und das würde immer so bleiben.
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Texte: Thessa und Anne W.
Tag der Veröffentlichung: 25.08.2013
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