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Vergangenheit

 

Ich weiß noch genau wie wir, als ich vier Jahre alt war, meinen Geburtsort verlassen und in ein Dorf gezogen sind. Meine Eltern hatten sich ein Haus mit einem kleinen Restaurant dazu gekauft gehabt. Als wir da ankamen, sah ich, dass unsere Nachbarn einen Hof hatten mit Pferden, Hühnern, einem Hund und einer Katze. Es war eine sechs Köpfe Familie,  sie bestanden aus den Eltern, drei Söhne und einer Tochter. Die Tochter war in meinem Alter und ihre Brüder etwas älter, denn sie hatten schon bei den Arbeiten am Hof geholfen, während sie mit dem Hund spielte. 

Meine Mama war einfach überglücklich,  denn sie hatte sich endlich ihren Traum erfüllt gehabt, den Traum von einem kleinen Haus mit Restaurant. Mein Vater freute sich auch, das seine Frau glücklich war und so renovierten sie das Restaurant und konnten es nach einem Jahr, nachdem sie das gekauft hatten, eröffnen. Ich hatte mich in der Zwischenzeit mit den Nachbarskindern angefreundet und spielte jeden Tag mit ihnen.

Die Kinder wurden Hannes, Josh, Peter und Hanna gerufen. Hanna wurde meine beste Freundin, wir gingen durch dick und dünn. Selbst in der Schule waren wir unzertrennlich, viele hatten gemeint das wir was miteinander hätten, aber dem war nicht so, den wir waren wirklich nur die besten Freunde. 

Jeh älter ich wurde desto mehr interessierte ich mich für Jungs, für einen ganz bestimmten Jungen, nämlich für Josh. Josh war, wie ich dahin zog, sieben Jahre alt, konnte schon fließend lesen, schreiben, rechnen und sogar schon etwas Englisch. Er war sogar besser in der Schule als sein älterer Bruder Hannes. Doch Hannes war das egal, den er sagte immer, dass er irgendwann besser sein werde als Josh. Als Josh größer wurde, bekam er kurzes haselnussbraunes Haar, was seine braun grünen Augen zur Geltung brachte, und wurde bis zu einem Meter und einundachtzig groß. 

Für mich sah er einfach nur richtig gut aus. Und wie es sich herausstellte, empfand Josh dasselbe auch für mich und wir kamen, so wie ich vierzehn war, zusammen. Hanna fand das so super, dass sie immer wieder sagte, dass ich nicht nur ihre beste Freundin sei, sondern noch dazu ihre Schwägerin. Ja, unsere Eltern hatten uns zwei auch schon als Eheleute gesehen, ich glaub sie planten unsere Hochzeit schon wie wir noch klein waren. 

Mit Josh erlebte ich so viele Sachen zusammen, dass mir das wie in einem Traum vorkam. Jedes zweite Wochenende unternahmen wir was, und die anderen Wochenenden halfen wir bei unseren Eltern aus, er am Hof und ich im Restaurant. In meinem letzten Schuljahr machten wir alle zusammen Urlaub. Wir flogen mit dem Flugzeug nach Kopenhagen. Am letzten Abend, bevor wir wieder zurück flogen, schlichen wir uns raus und gingen zum Strand. Dort feierten wir etwas und trank Bier mit Limonade gemischt. Josh und ich gingen am Strand spazieren und ließen uns an einem dunklen Ort nieder und hatten das erste Mal Sex miteinander gehabt. Es war so gut das ich um mich herum die Welt vergessen hatte. Wir lagen danach noch ein paar Minuten umschlungen im Sand und genossen unser Beisammensein. Als wir wieder uns auf dem Weg zu den anderen machten, kam uns schon sein kleiner Bruder Peter ganz entsetzt entgegen. Josh fragte ihn was los sei. Mit gestockten Atem und unter Tränen sagte er uns das Hannes zwei Flaschen Bier hintereinander auf Ex getrunken hatte, daraufhin wäre er ins Meer gegangen und kam nach zwei Minuten nicht wieder an die Meeresoberfläche zurück. Und so seien er und Hanna ins Meer gegangen, um nach Hannes zu suchen, doch leider konnten sie ihn nicht finden. Josh fragte wie lange das jetzt schon her sei, Peter meinte es sei erst vor ein paar Minuten gewesen, also nahmen wir unsere Beine in die Hand und rannten los. kaum waren wir bei der Stelle, wo noch Hanna nach ihren Bruder tauchte, sprang auch schon Josh hinein und half Hanna beim suchen. Leider blieb die Suche erfolglos und wir mussten die Polizei, als auch unsere Eltern anrufen. 

Am nächsten Morgen hatte man Hannes seine Leiche einen Kilometer weiter weg vom Strand tot geborgen. Unser letztes Schuljahr begann mit einer Beerdigung und unsere Freundschaft zerbrach nach und nach in Stücke. Josh machte sich solche großen Vorwürfe, das er nicht da war, das er immer mehr in einen Abgrund stürzte und sogar sein Studium aufgab. Auch Hanna machte sich Vorwürfe das sie ihren Bruder nicht davon abhielt und entfernte sich von mir genau wie Josh, der mit mir am Anfang des Schuljahres Schluss machte. Der einzige der noch mit mir redete war Peter und seine Eltern, Maria und Georg. Da Peter eigentlich auch studieren wollte, aber wegen dem Unfall nicht mehr in der Lage dazu war, sagte sein Studienplatz ab und blieb auf dem Hof seiner Eltern um denen zu helfen.

 

Nachdem ich also mein Schuljahr beendet hatte, bewarb ich mich an der Uni von Wien und zog dahin. Meine Eltern, Frida und Fritz, waren so stolz auf mich das sie mir sogar eine kleine Wohnung kauften. Bevor ich ging versuchte ich nocheinmal mit Josh und Hanna zu reden, doch beide blockten mich ab und Peter, Maria und Georg waren die einzigen die mir Glück wünschten. Mit traurigen Augen fuhr ich von mein zu Hause weg und blickte hoffnungsvoll in eine neue Zukunft.

Gegenwart

 

Seit sie weg ist sind fünf Jahre vergangen und es gab keinen Tag an dem ich nicht an sie denken musste. Vor kurzem habe ich auf ihrer Facebook Seite gesehen dass sie sich verlobt hat und sehr glücklich aussieht. Ich habe es in der Vergangenheit einfach vermasselt und nun habe ich sie für immer verloren, die Liebe meines Lebens. Seit sie damals weggezogen war, kam sie kein einziges Mal nach Hause. Nur Peter war der einzige der mit ihr hin und wieder gesprochen hatte oder mit dem sie schrieb. Ich hatte mich schon damals in sie verliebt als ich sie das erste Mal vor siebzehn Jahren gesehen hatte. Und dann kamen wir zusammen und wir waren so glücklich zusammen, bis zu diesen verhängnisvollen Tag. Der Tag an dem wir Hannes verloren hatten, hatte auch ich sie verloren und das nur weil ich nicht damit klar kam das ich meine Geschwister für ein paar Minuten alleine ließ und ich mich mit meiner Freundin vergnügt hatte. Ich hatte es zu gelassen das ich sie von mir stieß, das sie sich von mir immer weiter entfernte. Mein Schmerz und meine Vorwürfe waren so groß, das ich mich ein Jahr, nachdem Hannes gestorben war, in Alkohol und Drogen verloren hatte. Vor drei Jahren hatte ich mich dann für ein Jahr einweisen lassen, nachdem ich vorher fast drauf gegangen wäre. Meine kleine Schwester Hanna überredete mich einen Entzug zu machen und ich hatte es auch geschafft gehabt. Hanna hatte auch so ihre Probleme gehabt, so wie er starb. Auch sie zog sich zurück und wies ihre beste Freundin im letzten Schuljahr ab. Nur war sie nicht so dumm wie ich und nahm Drogen und Alkohol zu sich, sie sperrte sich lieber in ihren Zimmer ein und blieb für sich und das über zwei Jahre lang, bis sie es satt hatte sich zu verstecken. Und so fing sie eine Lehre bei den Eltern von Kathi an, fand sogar einen Freund und half mir wieder auf die Beine zukommen. Heute ist sie noch immer in dem Restaurant von Kathis Eltern beschäftigt und freut sich schon bald auf ihren Nachwuchs. Und Peter ist der einzige der schon von uns verheiratet ist und ein kleines Mädchen hat. Er lebt mit seiner kleinen Familie auf dem Hof unsere Eltern, wo er sich ein Haus dazu gebaut hat. Naja, immerhin wird er ja auch den Hof Mal übernehmen, wenn unsere Eltern eines Tages nicht mehr können. 

Ich habe mir eine kleine Wohnung am Rande des Dorfes genommen und helfe natürlich auch hier und da auf dem Hof und wenn das Restaurant ausgebucht sein sollte, dann packe ich auch da mit an. 

Heute morgen hatte Peter mir eine Nachricht geschrieben in der er mir schrieb das Kathi wieder für ein paar Tage nach Hause käme. Mein Herz machte freuden Sprünge und doch wusste ich das es eh sinnlos sei sich zu freuen, da sie sicherlich mit ihren Freund käme. Und so sitze ich nun wie der größte Trottel auf der Veranda meiner Eltern und beobachte schon seit Stunden das Restaurant in der Hoffnung ich könne sie sehen. 

“Meinst du nicht das es sehr auffällig ist wenn du die ganze Zeit über darüber starrst?”, fragt mich meine Mutter mit einem besorgten Blick im Gesicht. 

“Ja vielleicht, aber ich habe sie schon so lange nicht mehr gesehen. Ich will sie doch nur einmal noch sehen, auch wenn mein Herz danach in tausend Stücke zerfällt. Sie ist einfach die Liebe meines Lebens und daran wird sich nichts ändern, auch wenn sie jetzt jemand anderes liebt.” “Ich weiß, mein Schatz.” Sie setzt sich neben mich und schaut mit mir zusammen auf die andere Straßenseite. 

Ich weiß nicht wie viele Stunden wir so da sitzen, aber gerade als ich es aufgeben will, fährt ein Taxi vor. Der Taxifahrer steigt aus, geht zum Kofferraum, öffnte ihn und holt die Koffer heraus. Währenddessen geht die Tür hinter dem Fahrer auf und ein junger Mann anfang zwanzig steigt aus. Ich erkenne diesen jungen Mann wieder, es ist genau der selbe wie auf ihren Fotos auf ihrer Facebook Seite. Er geht um das Taxi herum und öffnet die Tür hinter dem Beifahrer. Und da ist sie. Ihr langes braunes Haar weht in dem Wind, der seit kurzem weht. Auch wenn ich sie nur von hinten sehen kann, mir stockt der Atem bei ihren Anblick. Ich will mich schon ins Haus verziehen damit sie mich nicht sieht und genau in diesem Augenblick schaut sie zu uns herüber und unsere Blicke begegnen sich.

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Tag der Veröffentlichung: 25.02.2023

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