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1.

Verrate mir mal bitte einer, warum ich schon wieder hier stehe.

Eigentlich hatte ich fest beschlossen, den Kerl endlich abzuschießen. Doch nun parkte ich meinen Wagen pünktlich um sieben vor dem kleinen Eckbistro, in welchem er als Kellner arbeitete. Noch bevor ich meine Gedanken weiterführen konnte, hatte er mich schon gesehen und winkte begeistert zu mir rüber.

Verdammt! Jetzt einfach weiterfahren ging nicht mehr. Aber das wollte ich auch irgendwie nicht.

Ich weiß beim besten Willen nicht, welchen Narren ich an diesem Typen gefressen hatte. Er war so ganz und gar nicht mein Beuteschema. Er tat mir oder besser gesagt, meinem Ruf nicht gut. Mehr als bereitwillige Twinks flach zu legen, galt schon lange nicht mehr als Olympiareife Leistung. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob man den Kerl noch als Twink bezeichnen konnte oder bis zu welcher Grenze man flachbrüstige, ewig grinsende, etwas zu klein geratene, blonde Sonnenscheins zu solches zählen konnte. Der Typ war dreiundzwanzig Jahre alt und griente manchmal selbst im Tiefschlaf, als würde er ständig auf Speed sein. Sein Name ist Leonhard, doch der wurde ihm absolut nicht gerecht. Er war weder ein Löwe, noch gewaltig. Eher ein kleines Mäuschen, das beim Sex Geräusche wie ein Meerschweinchen machte. Wahrscheinlich hatten sich seine Eltern gewünscht, einmal einen brüllenden Löwen als Sohn zu haben. Leonhard war das krasse Gegenteil davon, ging mir nur bis zur Schulter und hatte eine Kleidergröße, die nur halb so groß war wie meine. Na ja, etwas übertrieben. Aber wenn er meine T-Shirts anhatte, dann sah es aus, als hätte er sich ein Großsegel übergeworfen, das man über ein ganzes Fußballfeld spannen konnte. Umgekehrt, hatten wir nicht einmal einen Versuch gewagt. Abgesehen davon, dass er in seiner Freizeit Shirts in knallbunten Farben liebte, hätte ich sie mit meinem wesentlich größerem Körperbau zwangsläufig gesprengt. Obwohl Leo, wie ich ihn der einfachheitshalber nannte, in seinem ganzen Erscheinungsbild wirkte, als wäre er auf der geistigen Entwicklung eines Zwölfjährigen stehen geblieben, hatte der Junge ganz gewaltig was auf dem Kasten. Sein Abi absolvierte er als Jahrgangsbester der ganzen Region. Trotzdem studierte er nicht, sondern ging lieber kellnern. Weil das mehr Spaß machte, als in staubigen Uni-Sälen zu sitzen. Ich schaffte es nur über den zweiten Bildungsweg zum Fach-Abi mit gerade mal unterem Durchschnitt, und machte dann eine Lehre zum IT-Techniker. Manche seiner Ansichten waren etwas seltsam, aber das passte zu ihm.

Ich hatte ihn vor einigen Monaten kennengelernt, als ich nach einem One-Night-Stand in dem Bistro ein spätes Frühstück einnahm. Leos Lachen und seine heitere Art nahm mich sofort ein und noch am selben Abend hatte ich ihn im Bett. Nach diesem Erlebnis wollte ich am liebsten gar nichts mehr mit ihm zu tun haben, obgleich Leo wirklich gut im Bett war. Er ging ab wie eine Rakete, konnte blasen wie ein Weltmeister und hatte so einen Heidenspaß an der Sache, dass mir hin und wieder die Puste ausging. Und ich war beileibe kein Kind von Traurigkeit. Aber Leo, so zierlich, unscheinbar und schwächlich er auch wirkte, er hatte eine Energie, dass man nur noch staunen konnte.

Die Geräusche, die er beim Sex machte, sein etwas zurückgebliebenes Gehabe, seine einfältigen Fragen zu Dingen, die absolut alltäglich sind oder sein einnehmendes Wesen waren mir manchmal zu viel. Schon am ersten Abend hatte ich beschlossen, den Kerl abzuhaken. Doch zwei Tage später stand ich vor dem Eckbistro. Irgendwie machte Leo süchtig, auch wenn es peinlich mit ihm war. Ich kam einfach nicht von ihm los. Jeden Tag aufs Neue sagte ich mir, mir jemanden zu suchen, der mir ebenbürtig war, mit dem ich auch mal hochgeistige oder politische Themen diskutieren konnte. Doch ich landete immer wieder bei Leo.

Mit schwingenden Hüften kam er auf mich zu, riss die Beifahrertür auf und ließ sich mit einem Ächzen in die Polster fallen, um sich sogleich zu mir zu beugen.

„Hei, Sören“, trällerte er. Er sagt wirklich Hei, nicht das englisch ausgesprochene Hi, sondern Hei … na ja irgendwie anders, nicht so, wie ich es aussprechen würde.

Ich antwortete mit einem Murren und ließ mir die Zunge in den Hals stecken. Er schmeckte wie immer gut und ich wurde von seiner guten Laune angesteckt, so miesepetrig wie ich vorher auch drauf war. Seine Hand wanderte auch sofort in meinen Schritt und überprüfte, ob ich schon reif genug war. Selbst wenn ich mir vorher Eiswürfel in die Hose getan oder einen Duftbaum Note stinkender Fisch an den Rückspiegel gehängt hätte, spätestens bei Leos Berührung sprang mein Schwanz auf wie ein Soldat.

Ich murrte erneut. Mit geschwollenen Eiern Auto zu fahren, war irgendwie unangenehm. Daher schob ich seine Hand weg.

Leo kannte die Prozedur bereits und kicherte, lehnte sich zurück, um seine langen, schlanken Beine in den Fußraum zu strecken. Er war gertenschlank, obwohl er futtern konnte wie ein Scheunendrescher. Die Hüftknochen traten unter der eng, anliegenden Jeans hervor, als er sich leicht streckte und unter dem neongrünfarbenen T-Shirt, das ihm förmlich auf der Haut klebte, konnte man fast jede Rippe einzeln sehen.

„Wann hast du das letzte Mal was gegessen?“, fragte ich obligatorisch und musterte ihn. Die Frage war als Scherz gemeint, denn ich wusste, dass er ständig am Essen war.

„Eben erst“, erklärte er vollen Ernstes. „Ich hab was für dich mitgebracht. Willst du was?“ Er hielt mir ein in Alufolie gewickeltes Etwas hin. Vermutlich Sandwichs, oder Reste aus der Küche, die nicht verkauft wurden. Er brachte ständig was in der Art mit. Aber ich brauchte das Zeug nur zu riechen und hatte zwei Kilo mehr drauf. Daher schüttelte ich den Kopf, warf den Motor an und fuhr zu mir nach Hause.

„Ficken, ficken, ficken …“, trällerte Leo beinahe den ganzen Weg über. Je länger es dauerte, desto mehr ging es in einen Gesang über. Zehn Minuten später war ich durch das Geträller und Leos Anwesenheit so rattig, dass ich es kaum schaffte, die Bremse zu finden.

Was hatte der Kerl nur an sich? Verströmte er Viagra in reinster Form? Aber anscheinend reagierte nur ich so intensiv auf ihn, denn er hatte mir versichert, dass er mit keinem anderen Mann schlief. Ich war sein erster, hatte ihn an jenem Abend entjungfert und vögelte ihn nun regelmäßig alle paar Tage. Manchmal jeden Abend, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam. Manchmal oblegte ich mir selbst eine Pause, weil ich eigentlich schon seit Wochen mit ihm Schluss machen wollte.

„Wenn du nicht bald mit deinem Geflöte aufhörst, komme ich noch hier im Auto“, murrte ich und lenkte in die Straße ein, in der ich wohnte.

„Das wäre schade“, erwiderte Leo und sah mich mit einer bedauerlichen Miene an. „Dann bleibt nichts mehr für nachher übrig.“

Für nachher war sicher noch genügend in petto, dachte ich mürrisch. Obwohl … Leo war ein Nimmersatt. Kaum, dass wir fertig waren, wollte er schon wieder. Nicht selten, dass ich die Zweisamkeit abbrechen musste, weil ich fertig mit mir und der Welt und restlos ausgepumpt war.

„Dann halt dich zurück.“ Ich parkte den Wagen in der erst besten Lücke, stellte den Motor ab und drehte mich zu ihm. Er war tatsächlich verstummt, presste die Lippen aufeinander, um offenbar den Drang zu unterbinden, weiter sein „Ficken“-Liedchen zu trällern. „Vielleicht solltest du mal mit mir durch die Clubs tingeln. Da gibt es Massen an Kerle, die sich alle Finger danach abschlecken würden, dich zu ficken. Du kommst bestimmt voll auf deine Kosten.“

Leo schüttelte den Kopf. „Nein, lieber nicht. In solchen Lokalen weiß man nie, wer da alles sein Ding in mich reinsteckt. Es ist doch so dunkel da drin.“

„Es ist hell genug. Und du musst dir nichts reinstecken lassen, das du nicht willst.“

„Woher weiß ich, dass ich es nicht will?“

Ich seufzte theatralisch, zog den Schlüssel ab und stieg aus. Leo sprang hinterher, tänzelte um den Wagen herum, um meinen Arm zu schnappen und ihn sich über die Schulter zu legen. Wir waren kein Paar – zumindest von meinem Standpunkt aus. Ob Leo es so sah, konnte ich nicht beurteilen. Er scheute sich aber noch nie um Körperkontakt und rückte einem immer so nahe auf die Pelle, dass man unwillkürlich zurückwich. Aber anstatt das Zeichen zu verstehen, rückte er nach.

Ich zog ihn an mich, denn seine Nähe war trotz allem angenehm. Je näher er mir kam, desto besser wurde meine Laune, als wäre er ansteckend. Ich sah mich auch schon im Glas der Haustür grinsen, als ich aufschloss. Mit dem Aufflammen der Treppenhausbeleuchtung verschwand das Spiegelbild und damit das dazugehörige Grinsen.

Mann, ich musste wirklich an meiner Konsequenz arbeiten. Jetzt brachte ich den Kerl schon wieder zu mir nach Hause, um ihn ein paar Stunden lang zu vögeln. Einerseits freute ich mich wie ein kleines Kind darauf, andererseits musste ich über mich selbst stöhnen. Immer wenn ich mit Leo zusammen war, glaubte ich, dass meine Gehirnzellen verkümmerten. Er forderte mich leider nur sexuell, nicht intellektuell. Dennoch war seine Frohnatur und sein Sexhunger angenehm.

Leo tänzelte neben mir her in den zweiten Stock und wippte ungeduldig von den Fersen auf die Ballen, als es ihm offenbar nicht schnell genug ging, bis ich die Wohnungstür aufgeschlossen bekam. Er drängte auch sofort durch den Spalt ins Innere und zupfte schon an seinem Neonshirt, noch ehe ich die Schlüssel aus der Hand legen konnte. Im nächsten Moment flatterte es zu Boden. Er selbst marschierte zielstrebig ins Schlafzimmer, öffnete dabei schon die Hose und trat sie einfach während dem Gehen mitsamt den Schuhen von den Füßen. Noch im Flur war er bereits nackt. Ich sah seinen kleinen Knackarsch noch deutlich wackeln, bevor er ins Schlafzimmer huschte. Ich stand noch immer in Schuhen und Jacke an der Tür, die Klinke in der Hand, hatte es noch nicht geschafft, sie zu schließen, obwohl ich wirklich nicht zum Standbild verharrt war. Aber Leo kannte da nichts, wenn er ficken wollte.

„Sören!“, hallte es ungeduldig aus dem Schlafzimmer. Ich murrte, warf die Tür endlich zu und die Schlüssel auf die Schuhkommode, ließ Jacke und Hemd fallen und marschierte ins Schlafzimmer.

Leo lag auf dem Rücken, die Beine weit gespreizt, sein Becken leicht angehoben, um sein mehr als bereitwilliges Loch zu präsentieren. Mein Schwanz schwoll schlagartig an, als ich den Leckerbissen auf meinem Bett sah. Leos Schwanz tropfte schon, hinterließ glasige Flecken auf seinem glatten, haarlosen Bauch.

Mann, der Kerl machte mich wirklich noch fertig.

Ich schlüpfte aus der Hose, stieg aus meinen Schuhen und kletterte zwischen die gespreizten Knie.

Beim ersten Mal des Abends hielt Leo nicht viel von Vorspiel. Ich war auch schon so angespannt, dass ich mir rasch ein Kondom überstreifte, meinen Penis und seinen Eingang mit reichlich Gel salbte und mich dann in ihn drängte, um sogleich loszulegen.

Leo wand sich, bäumte sich auf, bog seinen Rücken durch, krallte seine Finger in meine Schulter, stöhnte, keuchte und machte Geräusche wie das schon erwähnte Meerschweinchen. Sein Hintern war eng und heiß, schmiegte sich perfekt und weich um meinen Schwanz – wie als wären wir füreinander geschaffen.

„Fester!“, bettelte Leo, schlang seine Beine um meine Hüfte und drückte mich im Takt meiner Lenden an sich. „Ja, mach schon!“, forderte er stets aufs Neue.

Ich gab mein Bestes, zumal ich dabei den Frust und den Ärger des Tages rauslassen konnte. So zierlich Leo auch wirkte, er war beileibe nicht aus Zucker und konnte einiges verkraften. So manches Mal wunderte ich mich selbst, wie widerstandsfähig er war.

Seine komischen Geräusche gipfelten in hechelndes Röcheln, als er kam, seinen Rücken durchbog und seine Fingernägel in meine Schultern krallte. Ich folgte ihm nur wenige Stöße später, weil sich sein Hintern während seines Orgasmus rhythmisch zusammenzog und mich zusätzlich stimulierte. Es war einfach herrlich. Ich liebte es, wenn er mich so molk, mich förmlich zerquetschte und ich für einen Moment nicht wusste, ob ich den kleinen Tod gestorben oder doch noch auf Wolke Sieben schwebte.

Keuchend sank ich auf ihn, wurde von ihm empfangen, umschlungen und festgehalten. Ich hatte sicher das doppelte an Gewicht, auch wenn ich mich alles andere als dick und schwergewichtig hielt. Ich lag im guten Durchschnitt.

Leo gab ein Ächzen von sich. Seine Beine klammerten sich fester um meine Hüfte und drückten mich damit noch tiefer in sich.

Bevor sich das Gefühl, ihn mit meinem Gewicht zu erdrücken, einstellen konnte, rutschte ich zur Seite und dabei aus ihm heraus. Leo ließ mich los, schmiegte sich jedoch sofort an meine Seite und strahlte mich an.

„Woah“, keuchte er noch immer atemlos. „Du bist echt ein Hengst.“

Ich war noch nicht fähig, zu antworten, geschweige denn meine Gehirnzellen zu sortieren, um meine Zunge und nicht nur meinen Schwanz zu kontrollieren und grummelte lediglich zustimmend, während ich das gefüllte Kondom abzupfte und einfach neben das Bett warf. Dass ich ein Hengst war, wusste ich selbst.

„Ich bin total verklebt“, kicherte Leo und rückte seinen nassen Bauch näher an mich heran. Unwillkürlich schmierte er die milchigen Kleckse an meine Seite. Beim ersten Mal, als er dies wagte, hatte ich ihn voller Ekel vom Bett geworfen. Doch mittlerweile machte es mir nichts mehr aus. Wir würden im Laufe des Abends noch mehr Sauereien machen. Mein Konsum an Bettwäsche hatte sich enorm erhöht.

Außerdem machte es genauso viel Spaß mit Leo zu duschen, wie ihn zu vögeln.

Seine Hand streichelte sanft über meinen Bauch und berührte auch meinen Schwanz, der allmählich erschlaffte. Auch wenn wir es schon gefühlte tausend Mal gemacht hatten und er meinen Schwanz sicher genauso oft in der Hand gehalten hatte, so berührte er mich stets auf Neue vorsichtig und scheu, als traute er sich nicht so richtig. Es kitzelte und ich zuckte zusammen, als seine langen, schmalen Finger die Eichel berührten.

„Wie so ein kleines, schrumpeliges Ding nur so gewaltig werden kann“, sagte er und stupste meinen Schwanz an, wie ein Kind, das überprüfen wollte, ob der mit dem Dreirad überfahrene Käfer noch lebte.

Ich konnte nicht anders und kicherte los.

„Gibt dem schrumpeligen Ding noch ein paar Minuten, dann bringt es dich wieder zum Quietschen.“

„Ich quietsche nicht“, protestierte Leo.

„Doch. Wie ein Meerschweinchen.“

„Und du grunzte wie ein Wasserbüffel“, gab er zurück und richtete sich auf, um sich über mich zu rollen und rittlings auf meinen schlaffen Schwanz zu setzen. „Ich hab Hunger.“

„Du hattest doch vorhin so Aluknödel“, erinnerte ich ihn daran.

Leo nickte, rutschte von mir herunter und huschte in den Flur, wo er die mitgebrachten Essensreste vermutlich einfach fallen gelassen hatte. Ich sah ihm hinterher. Obwohl er spindeldürr und fast zu knochig war, fand ich ihn einfach sexy. Sein kleiner runder Hintern, wackelte leicht beim Gehen. Die Rundungen spannten sich bei jedem Schritt an und am liebsten wäre ich ihm hinterher gelaufen, um in die Backen hineinzubeißen.

Kauend kam er zurück, sprang aufs Bett und hielt mir ein angebissenes Sandwich hin.

„Käse, Schinken und so eine neue Soße mit Kräutern“, erklärte er. Ich biss bereitwillig hinein und sah zu, wie er es wieder an sich nahm und ebenfalls abbiss. Leo kannte keine Scheu, trank aus meinen Tassen und Flaschen und biss von meinen Broten ab. Wir hatten auch schon so viele Körperflüssigkeiten ausgetauscht, dass es im Grunde egal war, wer welche Bakterien und Viren wem unterschob.

Ich durfte noch einmal abbeißen, dann rutschte Leo wieder vom Bett, als hätte ihn Hummeln im Hintern dazu getrieben und schlenderte durch das Zimmer. Mit neugierigen Blicken inspizierte er das Bücherregal, wippte dann und wann den Kopf erst in die eine, dann in die andere Richtung, um die Titel vom Buchrücken zu lesen.

Mit einer wohligen Erschöpfung in den Fasern, verschränkte ich meine Arme unter dem Kopf und schloss die Augen.

„Du liest Kafka?“, ertönte vom Regal.

„Ja, war mal Pflichtlektüre“, entgegnete ich. Warum ich dieses Buch, das noch aus meiner Schulzeit stammte, nicht schon längst entsorgte, wusste ich selbst nicht. Irgendwie machte es sich gut, zwischen all den anderen Wälzern über Steuern, Gesetze und Bildbänden über Länder, die ich irgendwann mal bereisen wollte.

„Was ist das denn?“, kreischte er plötzlich.

Ich riss die Augen auf und drehte den Kopf. Mir entglitt ein Schmunzeln, als ich das Ding entdeckte, das er wohl hinter den Büchern hervorgekramt haben musste. Ich regte mich schon lange nicht mehr darüber auf, dass Leo ungeniert an meine Sachen ging. Wenn ihm langweilig war, öffnete er schon mal meine Schränke, um einen Blick hineinzuwerfen. Er war extrem neugierig. Mein anfänglicher Ärger verflog jedoch, als ich sah, mit welcher kindlichen Neugier Leo mein Eigentum begutachtete. Für ihn bestand meine Wohnung aus einem reinen Abenteuerland. Selbst so einfache Sachen wie einen Korkenzieher konnte er schon als das Wunder der Erde ansehen.

Jetzt hatte er ein Teil entdeckt, das von einem ehemaligen One-Night-Stand übrig geblieben war. Es war mir zu schade, es wegzuwerfen, daher hatte ich es hinter den Büchern verstaut.

„Ist das so ein Pflanzlochmachdingens?“, versuchte er zu erraten. „Ich glaube, so was habe ich schon mal bei meiner Tante gesehen, für ihren Gemüsegarten.“ Er hielt es hoch und beäugte es von allen Seiten.

„Damit macht man keine Löcher, man stopfte sie.“

„Echt? Welche denn?“ Seine Augen wurden vor Neugier groß.

„Arschlöcher“, erklärte ich, das Kichern nur mühsam unterdrückend.

Für einen Moment blieben ihm die Gesichtszüge stehen. Es schien heftig hinter seiner Stirn zu arbeiten. Aber er kam nicht drauf.

„Das ist ein Plug“, erläuterte ich. „Man steckt sich das in den Hintern.“

Mit einem vor Ekel quietschenden Geräusch ließ er das schwarze Gummiding fallen, als hätte es sich urplötzlich in eine heiße Kartoffel verwandelt.

Ich prustete los, erhob mich und hob den Plug auf. „Willst du mal probieren?“

Angewidert schüttelte Leo den Kopf und wich sogar zurück, als ich mich auf ihn zu bewegte.

Ich legte es zurück hinter die Bücher. „Manchmal frage ich mich echt, von welchem Planeten du auf die Erde gebeamt worden bist. Du bist stockschwul, hast aber keine Ahnung, was ein Plug ist.“

„Man muss nicht alles wissen“, gab er trotzig von sich und biss von seinem Sandwich ab.

„Guckst du nicht mal heimlich zuhause auf deinem Laptop Schwulenpornos an?“

Er schluckte rasch. „Das ist voll eklig. Das mach ich nicht.“ Sein Blick wanderte jedoch zu den Büchern. „Wieso hast du so was?“

„Hat mal einer vergessen.“

„Hattest du das schon mal in deinem Hintern?“

„Nein, aber der Kerl, der es hier vergessen hat, kam schon damit im Arsch an. Und als er ging, hat ihm scheinbar so der Hintern gebrannt, dass er gar nicht mehr daran gedacht hat.“

„Warum wirfst du es nicht weg?“

„Vielleicht brauche ich es irgendwann noch einmal.“

Leo stopfte sich den Rest des Sandwichs in den Mund und setzte sich auf das Bett. Ich ließ mich auch wieder ins Bett fallen, schnappte mir den kleinen notgeilen Kerl und zog ihn an mich heran. Er lachte quietschend auf, ließ sich aber auf mich ziehen und setzte sich auf meinen Schoß.

„Ich mag keinen fickenden Typen im Fernsehen zusehen“, gestand er. „Ich tu es lieber selbst und am liebsten mit dir.“

„Warum? Was ist an mir so besonders?“

„Dein Schwanz ist toll. Und du bist ein Hengst. Es gefällt mir, von dir gevögelt zu werden. Das ist was ganz besonderes.“

„Woher willst du das wissen, wenn du es noch nicht mit anderen gemacht hast? Ich könnte eine Niete im Bett sein. Du solltest wirklich mal mit mir in Clubs gehen. Im Darkroom wärst du der Star.“

„Ich will kein Star sein, sondern einfach Spaß haben.“ Er ließ sich vornüber fallen, fing sich im letzten Moment und setzte seine Lippen sanft auf meine. Bereitwillig ließ ich mir die Zunge in den Hals schieben, schmeckte Käse, Schinken und die Kräutersoße und genoss auf diese Art das Sandwich ein zweites Mal. Zeitgleich vergriffen sich meine Hände an seinem Arsch, kniffen zu, bis er leise quiekte und drückte ihn an mich.

Meine Finger stahlen sich in die Spalte, suchten den zuckenden Eingang und massierten ihn leicht. Leo gab ein lustvolles Stöhnen von sich und räkelte sich auf meinem Schoß. Ich konnte ihn damit wahnsinnig machen und sogar zum Kommen bringen. Tatsächlich begann er bald zu Keuchen und zu ächzen und auf meinem Schoß zu winden. Er rieb hin und her, puschte damit auch meine Erregung wieder an und ließ meinen Schwanz anschwellen.

„Los fick mich!“, kam es schließlich.

Ich griff nach Kondom und Gleitgel, drückte es ihm in die Hand und sah zu, wie er den Gummi mit geschickten Fingern über meinen Schwanz abrollte. Dann rutschte er höher, setzte an seinen Eingang an und ließ sich niedersinken. Sein Hintern war weich wie Butter, heiß und eng und schmiegte sich wie angegossen an meinen Schwanz. Ich konnte das lustvolle Stöhnen nicht unterdrücken, als ich ganz tief in ihm verschwand.

Als er auch noch anfing, seinen Unterleib zu bewegen, dauerte es nicht lange, bis es um mich geschehen war. Leo dabei zuzusehen, wie er auf mir ritt, sich sein Körper regelrecht wand und die Lustwellen ihn förmlich zum Beben brachten, war fast noch schöner, als das aufkommende heiße Ziehen, das einen Orgasmus ankündigte. Er beherrschte den Ritt perfekt. Sein ganzer Körper war in Bewegung. In Wellen ließ er seinen Oberkörper über meinen Schwanz gleiten. Wie er das fertigbrachte …? Keine Ahnung. Es war jedenfalls ein geiles Bild, das sich in einem Porno sicher ebenso gut machte.

Dass er noch nie einen Schwulenporno gesehen hatte, nahm ich ihm nicht ab. Ebenso, dass er noch Jungfrau gewesen war. Von Anfang an wusste Leo genau, was er wollte und wie er sich geben musste. Vermutlich hatte er sich in vielen einsamen Nächten bereits alles haarklein ausgemalt und mit mir nun endlich jemanden gefunden, mit dem er alles ausprobieren konnte.

Leo tanzte auf mir, ließ seinen Hintern hin und her rutschen, vor und zurückwackeln und machte wieder diese Wellen mit seinem Oberkörper, die meinen Verstand ausklinkten und ich nichts anderes mehr konnte, als ihm geifernd zuzusehen. Schließlich brach es aus mir heraus. Leos Sperma spritzte bis in mein Gesicht. Er kicherte haltlos los und versuchte, die Kleckse wegzuwischen. Ich hielt seine Hand fest.

„Auflecken“, befahl ich.

Er grinste breit, beugte sich vor und leckte seinen eigenen Saft von meinem Gesicht. Dann verfingen sich unsere Lippen zu einem weiteren leidenschaftlichen Zungenkuss.

Eine Stunde später hockten wir geduscht im Wohnzimmer, vertilgten die restlichen Sandwichs und zappten uns durch das Abendprogramm.

Ich war müde und hatte nicht mehr den Nerv dafür, mich mit ihm über die Auswahl zu streiten. So lief eine Schnulze im Ersten, bei der ich immer wieder einnickte. Wir hatten zwar vom Duschen noch die Handtücher um den Hüften, doch irgendwann lösten sich die Knoten und wir hockten nackt auf dem Ledersofa. Leos Finger gingen immer wieder auf Wanderschaft, stahlen sich in meinem Schritt, streichelten über meine Schenkel, meine Brust, den Bauch oder die Arme. Er verschränkte seine Finger mit meinen, drückte sie an sein Knie und spielte mit den Härchen auf meinen Beinen und im Schambereich. Ich ließ ihn gewähren. Einerseits störte es mich nicht. Andererseits war ich wirklich zu müde, um Widerstand zu leisten.

Hin und wieder übernachtete Leo bei mir sogar. Allerdings war es nicht angenehm, neben ihm zu schlafen. Er war total unruhig und warf sich in der Nacht mehrmals hin und her. Instinktiv flüchtete ich und war dabei schon mal aus dem Bett gefallen. So hatten wir uns irgendwann darauf geeinigt, dass ich ihn abends nach Hause fuhr und jeder in seinem eigenen Bett schlief.

„Gehen wir morgen ins Kino?“, wollte er unvermittelt wissen.

Ich gähnte herzhaft. Morgen war Freitag und eigentlich hatte ich mir vorgenommen, endlich mal die Clubs aufzumischen.

„Nicht vögeln?“, gab ich mich überrascht.

„Da läuft so ein neuer Streifen mit Julia Roberts. Soll echt klasse sein.“

Nur mühsam konnte ich das Stöhnen unterdrücken. „Sorry, aber ich hab morgen schon was vor.“

„Was denn?“, wollte er sogleich wissen.

„Arbeiten“, log ich.

Seine Miene verfinsterte sich etwas. „Okay“, gab er schließlich nach und stand auf. „Dann sollte ich jetzt nach Hause gehen. Bringst du mich?“

Es war weit nach elf Uhr. Auch wenn ein Mann um diese Uhrzeit relativ sicher unterwegs war, raffte ich mich auf, zog mich an und brachte Leo nach Hause. Seine Anfrage, ob wir bei ihm noch rasch einen Quickie machten, schlug ich mit einem Gähnen aus. So verabschiedete er sich mit einem Zungenkuss und tänzelte zum Eingang des Wohnhauses. Bevor er im Hauseingang verschwand, winkte er mir noch einmal zu.

Erst als das Licht im Treppenhaus ausging, warf ich den Motor an, fuhr los und entschloss mich wie so viele Male, dass dies das letzte Mal gewesen war.

Ich brauchte endlich einen richtigen Kerl.

 

2.

Am Freitag schaffte ich es endlich, meinen Hintern in einen dieser einschlägigen Clubs zu hieven. Aufgehübscht, frisch rasiert und in enge Klamotten gehüllt, marschierte ich ein und wurde sofort von den wummernden Bässen, dem betörenden Duft nach Parfüm, Schweiß und Testosteron empfangen. Mein Schwanz begann freudig zu zucken. Er kam heute sicher auf seine Kosten.

Mit dem Rücken an der Theke lehnend überflog ich die Auswahl und wurde fündig. Ein Kerl, der das krasse Gegenteil von Leo war, groß gebaut, kräftig, muskulös und mit einem Blick, der Stahl schmelzen könnte, kam auf mich zu. Wir waren uns ebenbürtig, gleich groß, hatten dieselbe Körpermasse und schienen auch denselben Geschmack zu haben. Musste sich nur noch herausstellen, ob wir auch dieselben Positionen bevorzugten. An mein Hintern kam keiner, außer einem frechen, dünnen Leo-Finger. Aber Schwänze waren tabu.

Er rückte nahe an mich heran, drückte seinen Schwanz gegen meinen und rieb sich im Takt der Bässe an mir. Die Lippen bewegten sich nur wenige Zentimeter vor meinen, hauchten heißen Atem an mein Kinn. Sein Blick machte meine Knie weich und meinen Schwanz hart.

„Lust auf tanzen?“, raunte er mir ins Ohr. Die Musik war so laut, dass ich es fast nicht verstehen konnte.

Ich nickte, stürzte den Rest meines Biers runter und ließ mich von ihm auf die Tanzfläche führen. Dort legte er sofort seine Hände auf meinem Hintern, schob die Daumen unter den Hosenbund und drückte mich an sich. Sein Ständer war deutlich zu fühlen. Meiner sicher auch. Er lächelte breit. Seine Zunge kam zum Vorschein.

„Küsst du?“, wollte ich wissen.

Anstatt zu antworten, kam er näher, legte seine Lippen auf meine und hauchte eine erste Begrüßung auf meinen Mund. Für die zweite Berührung öffnete er seinen Mund. Ich ging sofort darauf ein und nahm ihn mir einfach. Ich schob meine Hände an seiner Kehrseite in die Hose, nahm die Backen in Besitz und stahl mich auch in den Spalt. Ein Stöhnen entkam ihm, worauf ich schließlich Bescheid wusste. Volltreffer.

Lang hielt ich es auf der Tanzfläche nicht aus. Ich wollte ihn haben, diesen Hintern erobern und vielleicht den ganzen Mann dazu.

Ich löste den Kuss und blickte ihn scharf an. „Wie wär’s?“, fragte ich.

Er nickte und ließ sich von mir tanzend und aneinander reibend an den Rand der Tanzfläche treiben. Dann warf er mir einen lasziven Blick zu und ging voran. In den Hinterzimmern hatten sich bereits einige Pärchen zusammengefunden und kopulierten in den abgetrennten Nischen. Wir fanden eine freie, drängten uns hinein und begannen sofort, an unseren Hosenläden zu fummeln. Er ging vor mir in die Knie und ließ meinen Schwanz direkt in seinen Mund schnalzen. Seine Lippen waren weich und heiß, fast so herrlich wie die von Leo.

Mühsam verdrängte ich den Gedanken. Denn der Kerl war nicht minder geschickt im Blasen. Er war nur etwas härter zu Gange, ging wesentlich forscher und zielstrebiger vor. Das Ziel war der Abschuss, der sexuelle Genuss. Bei Leo hatte ich eher das Gefühl, dass er es mochte, an meinem Schwanz herumzulutschen wie an einem Lolli.

Rasch brachte mich der Typ auf die richtige Temperatur. Ich packte ihn am Kragen, zog ihn auf die Beine und drängte ihn gegen die Wand. Bereitwillig zog er die Hose über den Hintern, während ich meinen Schwanz in Plastik verpackte. Sein Arsch war genauso weich und warm und ließ sich mühelos erobern wie der von Leo. Ich rammte ihm meine Geilheit in den Unterleib, brachte ihn zum Keuchen und Stöhnen, fasste an seine Vorderseite und bearbeitete ihn, damit wir gleichzeitig zum Schuss kamen. Die Art und Weise, wie er den Kopf in den Nacken sinken ließ und abgehackt ächzte, als er kam, gefiel mir. Sein ganzer Körper bebte und drängte sich an mich. Es gefiel mir, wie er sich an mich lehnte, seinen Erguss an meiner Brust auskostete und den intensiven Körperkontakt sichtlich genoss.

Wir harrten noch einen Augenblick aus, bis auch das letzte Zucken verklungen war. Ich hielt ihn fest, mit der Hand um seinen Schwanz, der in meinen Fingern langsam erschlaffte, spürte den rasenden Herzschlag und den keuchenden Atem.

Schließlich hob er den Kopf wieder an, drehte ihn in meine Richtung und lächelte.

„Ich heiße Elias“, sagte er.

„Sören“, stellte ich mich selbst vor. „Lust auf ein Bier?“

Er nickte. Als ich mich aus ihm herauszog, seufzte er leise. Es schien ihm gefallen zu haben. Seine Hände zitterten, als er das dargebotene Taschentuch annahm und sich säuberte. Während dessen entsorgte ich das Kondom in einen der bereitgestellten Mülleimer und hielt ihm die Wippmechanik offen, damit er das Tuch hineinwerfen konnte.

Wir richteten unsere Kleidung und gingen zurück an die Theke, wo ich uns beiden Bier bestellte. Wir prosteten uns zu, tranken ein Schluck und näherten uns zu einem Kuss. Er küsste wirklich herrlich. Viel herber und forscher als Leo. Bei ihm hatte ich wirklich das Gefühl, es mit einem Mann zu tun zu haben.

„Was tust du sonst so, wenn du dich nicht in dunklen Hinterzimmern rumtreibst?“, wollte ich wissen.

„Wirtschaftswissenschaften“, erzählte er. „Und du?“

„Serverwartung, Supportdienst und IT-Netzwerke.“

„Interessant.“ Er prostete mir noch einmal zu. „Wenn mein PC kaputt geht, wende ich mich an dich.“

„Studierst du noch?“

Er nickte. „Stecke gerade mitten im Master.“

„Wow!“ Ich war wirklich beeindruckt. „Und was hast du dann vor?“

„Weiß noch nicht. Vielleicht erst einmal rund um die Welt.“

„Wenn dir langweilig ist, kannst du gern mal bei mir vorbeischauen.“

„Ich hatte gehofft, dass du dich die nächsten Monate vielleicht öfter zur Verfügung stellst … als Ausgleich zum Pauken.“

Ich grinste. „Immer doch.“ Wir prosteten uns erneut gegenseitig zu und tranken.

„Also bist du solo?“, wollte Elias wissen.

„Wäre ich sonst hier?“

„Hier gibt es auch Pärchen.“

„Aber keine, die sich herrenlos herumstehende Kerle schnappen und in den Darkroom schleppen.“

Elias nickte. Sein Lächeln tat gut. Es gefiel mir. Es war bedeutungsvoll, wirkte, als wollte er mehr als nur einen Tanz und hin und wieder einen Fick. Ich leerte meine Flasche.

„Tanzen?“, wollte ich wissen.

Elias leerte seine Flasche ebenfalls und schloss sich mir an. Ich genoss es, wenn er sich an mir rieb, seinen bereits wieder hart gewordenen Ständer an meinen Unterbauch drückte und mir seinen heißen Atem über den Hals streichen ließ. Er fühlte sich fantastisch an, fest, muskulös, ohne dass man die Knochen spüren konnte. Bei ihm hatte ich ordentlich was in der Hand. Er war genau der Typ Mann, nach dem es mich sehnte.

Wir blieben noch den ganzen Abend zusammen, tanzten, knutschten auf der Tanzfläche und an der Bar herum, tranken noch ein paar Bier, gingen sogar zusammen aufs Klo, ehe wir gegen ein Uhr gemeinsam den Club verließen.

Draußen standen wir erst ein wenig verloren auf dem Parkplatz herum, bevor einer von uns den Mut fand, die entscheidende Frage zu stellen.

„Kommst du noch mit zu mir?“ Es kam aus meinem Mund.

Sein Gesicht hellte sich auf. Er nickte und rückte nahe an mich heran. Sein Aftershave betörte mich bereits und war hier draußen an der frischen Luft noch viel intensiver, als drinnen, wo es sich mit all den anderen Gerüchen vermischte.

„Wenn ich dann noch einmal so etwas wie vorhin geboten bekomme?“, raunte er an meinem Ohr.

„Einmal?“

Er kicherte leise und hauchte einen Kuss auf mein Ohrläppchen.

„Von mir aus auch zweimal, aber ich will dich nicht überfordern.“

Ich drehte meinen Kopf und raubte mir den Kuss, den er auf mein Ohrläppchen setzten wollte direkt von den Lippen.

„Na dann komm mal mit.“ Ich legte den Arm um ihn und packte ihn am Hintern, um ihn zu meinem Wagen zu führen.

Auf der Fahrt warf ich immer wieder einen Seitenblick zu meinem Beifahrer. Er schien sichtlich nervös.

„Du lässt dich nicht oft von jemandem abschleppen, oder?“

„Wenn ich ehrlich bin … das erste Mal. Aber mir war heute nach was verrücktem.“

„Ich hoffe, du bereust es nicht.“

Elias grinste breit. „Ganz bestimmt nicht. Die Kostprobe war schon sehr aussagekräftig.“

Ich grinste zurück. Mein Schwanz zuckte vor Freude. Ich konnte es kaum noch erwarten, diesen Kerl in mein Bett zu bekommen. Es dauerte mir viel zu lang, bis ich meine Wohnung erreichte. Ich ertappte mich hin und wieder dabei, aufs Gas zu drücken und die zulässige Geschwindigkeit zu überschreiten. Auf ein Ticket als Souvenir für diesen Abend konnte ich verzichten, daher zügelte ich mich.

Nach zehn Minuten standen wir endlich vor meinem Haus. Ich riss den Schlüssel aus dem Schloss und stieg aus. Elias tat es mir gleich und folgte mir wortlos. Meine Hände zitterten vor Ungeduld, als ich meine Wohnung aufschloss und die Tür öffnete. Wir traten ein, noch immer schweigend. Erst als ich die Tür ins Schloss drückte und hochsah, zerstörte Elias die bedrückend gewordene Stille mit einem Räuspern.

Ich ließ meine Jacke auf den Boden fallen. Das Hemd folgte nur einen Augenblick später. Elias’ Augen wurden groß, als er meinen nackten Oberkörper sah. Gemächlich näherte er sich mir. Seine Hand kam hoch und legte sich zögerlich auf meine Brust. Sein Daumen strich sanft über meine Brustwarze, liebkoste sie zärtlich, während er mit den Fingerspitzen über meine Brust streichelte. Wir sahen uns tief in die Augen. Unsere Gesichter kamen immer näher. Endlich berührten sich auch unsere Lippen. Nach dem ersten zaghaften Kuss, öffneten wir uns bereitwillig füreinander. Sein Geschmack gefiel mir. Ich schloss genussvoll die Augen und noch rückte näher heran. Eine Hand wanderte ganz automatisch auf seinen Hintern, drückte ihn an mich. Sein Daumen spielte noch immer mit meiner Brustwarze und liebkoste sie sanft.

Doch ich wollte mehr. Daher löste ich mich, nahm die Hand von seinem Hintern und begann, die Hose zu öffnen. Sein Atem ging stockend, als ich einen Knopf nach dem anderen durch die Öffnungen bugsierte. Schließlich hatte ich es geschafft, weitete den Hosenstall und schob die Hose über seine Hüfte. Dann schien auch er sich zu trauen, sich an meiner Kleidung zu schaffen zu machen. Bald standen wir nackt voreinander, begutachteten uns kurz. Seine Zungenspitze kam zum Vorschein, benetzte die Lippen, die ich wenige Augenblicke zuvor geküsst hatte. Ich schnappte nach ihr, wollte sie in meinen Mund saugen. Er wich zurück, lächelte und leckte abermals über seine Lippen. Ich rückte nach, versuchte mein Glück ein weiteres Mal. Diesmal ließ er sich fangen. Ich saugte die Zunge in meinen Mund, nahm sie gänzlich auf, als er sich tiefer in meine Mundhöhle schob.

Einen Augenblick lang genügte es uns. Doch in meinem Inneren knabberte noch immer das Verlangen. Mein Schwanz pochte und wollte sich endlich versenken. Egal worin.

„Kann deine Zunge noch was anderes?“, wollte ich wissen.

Er grinste breit und ging langsam in die Knie, um meinen tropfenden Schwanz in den Mund zu nehmen und ihn zu lecken. Sein Mund war herrlich. Seine Zunge wusste wohl mit meinem Ding umzugehen. Er saugte und leckte mit Genuss an mir herum, schob seine Mundhöhle tief über meinen Schwanz und entließ ihn mit einem lauten Schmatzen. Binnen weniger Minuten puschte er mich hart an die Grenze dessen, wo ich die Kontrolle über meine Libido verlor. Ich vergriff mich in seinem Schopf und zog ihn von mir.

„Nicht so gierig“, keuchte ich und zog ihn mit sanfter Gewalt zu mir hoch, um mir erneut einen innigen Zungenkuss zu rauben. Elias ließ es geschehen, drängte sich an mich, rieb seinen Ständer an mir, ließ seine Hände über meinen Rücken gleiten und versank auch frech in der Spalte.

Ein Ruck durchfuhr mich und ich kniff die Arschbacken zusammen. Er verstand das Zeichen und nahm seine Hände zurück. Es war aber auch ein Zeichen für mich, die Sache endlich voran zu bringen.

Ich drängte ihn rückwärts, bugsierte ihn Richtung Schlafzimmer. Er ließ sich führen. Unser Weg endete an der Bettkante. Inzwischen waren wir atemlos von einem weiteren leidenschaftlichen Zungenkuss. Ich löste unsere Lippen, packte seine Beine und hebelte ihn kurzerhand auf das Bett. Er gab einen erschrockenen Laut von sich, doch auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln. Ich versöhnte ihn für diesen Überfall auch gleich mit Streicheleinheiten, strich mit gespreizten Fingern über seine Brust, küsste und knabberte schließlich an den Brustwarzen und küsste mich allmählich höher bis zu seinem Mund. Er empfing mich, öffnete seinen Mund, ließ meine Zunge eindringen. Dabei drückte ich meinen Unterleib an seinen, rieb meinen Schwanz an ihm, drängte tief zwischen seine Beine.

Er umschlang mich mit seinen Armen, hakte seine Beine in meinem Rücken ineinander und hob sein Becken an, um den Druck noch etwas zu verstärken.

Ich wollte ihn fühlen, ihn erkunden. Immer wieder löste ich den Kuss, strich über seine Brust, seine Schenkel, seinen Bauch, um mich wieder vorzubeugen und erneut einen Kuss zu rauben. Jedes Mal empfing er mich, fing mich ein, ließ seine Finger in mein Haar fahren und streichelte mit den Händen über meinen Rücken. Wir waren atemlos und geil und hielten es nicht mehr länger aus.

Ich löste mich schließlich von ihm, holte Kondom und Gleitgel, warf es neben ihm aufs Bett. Er grinste breit, spreizte die Beine noch mehr, eine Aufforderung, der ich nicht widerstehen konnte. Mit vor Ungeduld zitternden Händen rollte ich den Gummi über meinen Penis, tropfte reichlich Gel auf seinen Eingang und meinen Schwanz und setzte schließlich an. Er legte seine Beine an meine Schulter, hob sein Becken in die richtige Position, sodass ich nur noch reinrutschen musste. Als ich meine Hüfte vorwärtsdrang, kam er mir sogar noch entgegen.

Erst ein kleiner Ruck, dann stöhnte er laut, warf den Kopf in die Matratze und keuchte, bis der erste Dehnungsschmerz vorbei war. Ich hatte es ihm nicht gerade leicht gemacht, mich rasch und ohne Pause in ihm versenkt, hatte aber nicht den Eindruck, dass ich ihn überforderte. Er krallte seine Hände in meine Schenkel, zog mich an sich, verlangte damit, dass ich ihn endlich gänzlich eroberte. Schließlich war ich drin, drückte mich noch fester an seinen Hintern, bis er aufkeuchte und sich vor süßem Schmerz auf die Unterlippe biss. Dann begann ich mit einem gleichmäßigen Takt. Dabei ließ ich wenig Vorsicht walten. Er war schließlich kein Anfänger und wir hatten es vor einigen Stunden schon einmal getan. Elias keuchte und ächzte, wand sich unter mich. Jedes Mal, wenn ich in ihn glitt, stöhnte er laut, krallte seine Finger in meine Schenkel und drückte den Kopf in die Matratze. Ich machte ungerührt weiter. Wenn es ihm unangenehm wäre, könnte er jederzeit die Bremse ziehen. Ich beobachtete ihn genau. Doch es war kein Unbehagen auf seinem Gesicht zu sehen, nur pure Lust. Unermüdlich machte ich weiter, erhöhte den Takt. Unsere Lippen fanden sich immer wieder zu einem Kuss, dafür musste ich ihm die Beine, die er auf meine Schulter gelegt hatte, tief bis zur Brust drücken. Er keuchte, ließ es aber mit sich geschehen.

Irgendwann genügte mir das nicht mehr. Ich zog mich heraus.

„Dreh dich um!“, verlangte ich.

Elias warf sich förmlich auf den Bauch, hievte sich auf Hände und Knien und reckte mir sein Hinterteil entgegen. Ich schob mich wieder in ihn. Er stöhnte laut auf, hielt aber still und ging mit meinen Bewegungen mit, als ich den Rhythmus wieder aufnahm. In dieser Position konnte ich ihn umschlingen, seinen Bauch streicheln, seine Brustwarzen necken und seinen Schwanz bearbeiten, was ich auch vollends genoss. Hin und wieder packte ich seinen Schopf, drehte seinen Kopf zu mir und raubte mir einen Kuss.

Er fasste ab und zu nach hinten, krallte seine Finger in meinen Hintern und zog mich an sich. Oder hielt meinen Arm fest, der seine Brust umklammerte. Oder er küsste die Finger, die seine Schulter packten und ihn fest auf mich drückten. Im Gleichklang stöhnten wir. Mit jedem Stoß ächzten wir zeitgleich auf. Der Rhythmus wurde immer schneller und härter. Er kam mir bei jedem Stoß entgegen, sodass die Stöße noch härter und tiefer gingen. Schweiß bedeckte unsere Körper. Ich schmeckte Salz, als ich seine Schultern küsste oder ihm einen weiteren Kuss raubte. Ich leckte es ihm von den Lippen und ließ es mir auf der Zunge zergehen. Dann merkte ich, wie das Brennen in meinem Unterleib allmählich zu einem Inferno anschwoll. Ich packte seinen Schwanz und bearbeitete ihn. Ich wollte zeitgleich mit ihm kommen. Elias stöhnte laut, vertiefte seine Zähne in der anderen Hand, mit der ich mich an seiner Schulter festhielt. Ich spürte den Schmerz. Es verschaffte mir einen weiteren Schub. Ich beeilte mich, ihn auf gleiche Stufe zu hieven und dann brach es aus mir heraus. Mit ein paar schnellen, harten Stößen brachte ich uns beide zum Orgasmus.

Elias schrie auf, warf sich mir entgegen, keuchend, ächzend, flehend. Ich rammte meine Hüfte noch ein paar Mal hart gegen seinen Hintern, bis das glühende Zucken meines Schwanzes aufhörte und sank schließlich auf ihm nieder.

Dadurch drückte ich ihn auf das Laken. Er ließ sich niedersinken, sich unter mir begraben. Ich konnte ihn nicht loslassen, wollte ihn festhalten, alles von ihm auskosten, was nur ging.

Keuchend kamen wir schließlich zur Ruhe.

Ich hielt ihn noch immer fest, als mein Schwanz längst aufgehört hatte zu zucken und zu spucken. Es war ein so ergreifendes Gefühl, ihm ganz nahe zu sein, tief in ihm drin, an meinem Leib den rasenden Herzschlag zu spüren, den fliehenden Atem. Ich roch Schweiß und Testosteron, leckte über seine Schulter wie an einer Zuckerstange. Er schmeckte köstlich.

Eine Weile blieben wir so liegen, kosteten den Moment bis zum Ende aus. Als ich merkte, wie mein Schwanz erschlaffte, ließ ich mich zur Seite rutschen, jedoch nicht ohne ihn gänzlich loszulassen. Ich wollte ihn nicht freigeben. Er gehörte mir. Ich wollte ihn auch nicht gehen lassen. Daher zog ich ihn an mich, schleppte uns beide höher auf das Bett, bis wir unsere Köpfe auf das Kissen legen konnten und zerrte die Decke über uns. Dass wir eben das Laken und die Zudecke komplett versaut hatten, war mir schnurzegal. Ich wollte ihn spüren, eine Nacht mit ihm verbringen und am nächsten Morgen aufwachen und in sein Gesicht sehen.

Elias schmiegte sich an mich. Er roch verführerisch nach Schweiß und Sex. Sein Körper bebte noch immer von seinem Ausbruch. Er klammerte sich förmlich an meinen Arm, der ihn umschlungen hielt, drückte seinen Hintern und den Rücken an meinen Leib und schien es ebenso zu genießen. Die Ruhe nach dem Sturm, wenn es in den Venen noch herrlich summte und die Erschöpfung einen mit watteweichen Gedanken einlullte. Ich drückte meine Nase in seinen Haarschopf, atmete tief ein und lauschte auf seinen Herzschlag, der sich allmählich beruhigte.

So eng umschlungen schliefen wir ein.

Elias war wesentlich angenehmer als Leo. Am Morgen wachte ich auf, ohne blaue Flecken, ohne Tritte ins Kreuz oder dass mir die Decke oder das Kissen streitig gemacht wurde. Wir lagen beinahe noch immer so da, wie wir irgendwann in der Nacht eingeschlafen waren.

Elias seufzte leise, als ich mich etwas bewegte. Ich hielt inne, wollte ihn nicht wecken, sondern noch eine Weile begutachten. Er war wirklich schön. Der Dreitagebart um sein leicht eckiges Kinn, ließ ihn verwegen aussehen. Die Nasenflügel bewegten sich hin und wieder. Sein verwuschelter Haarschopf lud regelrecht dazu ein, hineinzufahren und ihn noch mehr in Unordnung zu bringen. Er war wesentlich kompakter und handfester als Leo. Man konnte den Mann in ihm regelrecht fühlen. Die Muskeln waren hart und fest, selbst in diesem entspannten Zustand. Er gefiel mir, und ich hoffte, dass wir noch viele solcher Abende und Nächte miteinander verbrachten.

„Deine Morgenlatte wird aufdringlich“, murrte Elias und kicherte leise, bevor er sich in meinen Armen umdrehte und mir direkt in die Augen sah. Erst jetzt konnte ich die Farbe erkennen, sanftes Blau, durchzogen mit einem Hauch von Grün und Grau, je nachdem wie das Licht auf die Iris fiel.

„Sie hat Lust auf Frühgymnastik“, erwiderte ich. Meine Hände machten sich selbstständig, glitten unter der Decke zu seinem Schritt und fanden dort einen ebenfalls nicht gerade schlaffen Kumpel. Spontan rutschte ich tiefer und inhalierte den Schwanz förmlich. Ich wollte ihn auf meiner Zunge spüren, ihn lecken, den Geschmack seines Ergusses selbst kosten. Elias kicherte und stöhnte auf, als ich mich über ihn stülpte und ihn leckte, bis er sich in meinem Mund ergoss.

Keuchend zog er mich zu sich hoch. Er roch schon wieder so gut nach Schweiß und Sex, nach einer richtigen Portion Mann. Ich konnte mich gar nicht an ihm sattriechen.

„Krieg ich jetzt mein Frühstück?“, raunte er an meinem Mund, schob die Zunge hinein und leckte seinen eigenen Erguss von meiner Zunge. Eine Weile knutschten wir hemmungslos, bis unsere Lippen wund waren und wir atemlos nebeneinander sanken.

„Kaffee?“, fragte ich irgendwann, obwohl ich ihm lieber weiter in die Augen gesehen hätte.

Er lächelte erfreut und nickte. Schließlich standen wir auf, duschten nacheinander und saßen eine halbe Stunde später zusammen am Frühstückstisch. Die Waschmaschine ratterte und gurgelte, beseitigte die Überreste unserer erotischen Nacht. Wir unterhielten uns über alles mögliche, über unsere Arbeit, sein Studium und über Kamasutrastellungen. Keine Ahnung, wie wir von Problemen mit Kollegen und Mitstudenten auf Sexpraktiken kamen. Irgendwann stand Elias einfach auf und verließ wortlos die Küche. Ich blickte ihm perplex hinterher, war mir nicht bewusst, dass einer von uns beiden dazu aufgerufen hatte, die Gemeinsamkeit zu beenden. Eine Minute später kam er nackt zurück. In der Hand die Tube Gleitgel und ein Kondom. Er zog meinen Stuhl ein wenig vom Tisch weg. Es gab ein hässliches Geräusch, als er ihn über den Boden zerrte. Erst viel zu spät stand ich kurz auf und ermöglichte damit, dass er den Stuhl leichter vom Tisch wegziehen konnte. Dann zog er meine Shorts herunter, bearbeitete meinen kleinen Freund mit Mund und Händen, bis er stramm stand, verpackte ihn in Latex und stülpte seinen Hintern darüber, nachdem er beides reichlich mit Gel eingesalbt hatte.

Es war ein megageiles Gefühl, Elias auf meinem Schoß sitzen zu haben. Sein Rücken schmiegte sich wie in der Nacht an mich. Jeder Muskel arbeitete, als er sich hob und senkte, seinen Hintern auf meinen Schenkeln kreisen ließ und immer wieder sein ganzes Gewicht auf mir ablud, womit ich sehr tief in ihn glitt.

Ich wollte ihm dieselbe Freude bereiten, fasste an seine Vorderseite und griff mir seinen Schwanz. Doch er schob meine Hand weg und lehnte sich an mich. Sein Kopf fiel in den Nacken, direkt auf meine Schulter.

„Ich bin dran“, raunte er. „Genieße es einfach.“

Ich packte sein Kinn, drehte den Kopf in meine Richtung und schnappte mir seine Lippen. Während er weiter seinen Schoß auf mir kreisen ließ, küssten wir uns leidenschaftlich. Er entzog sich immer wieder für einen Moment, vollführte mit seiner Hüfte schnellere Bewegungen, hob und senkte sich und lehnte sich wieder zurück, um den Kuss fortzuführen. Auch wenn ich ihn nicht wichsen durfte, so ließ ich es mir nicht nehmen, ihn zu streicheln, seine Schenkel zu kneten, keck in seine Nippel zu zwicken und meine Hände auf seine Brust zu legen, wo es vor Verlangen rasend schnell pochte. Schließlich brachte er mich zum Abschluss. Er ließ sich fest auf mir sinken, schien die Muskeln in seinem Hintern rhythmisch anzuspannen und molk mich noch zusätzlich, während ich mich in ihm ergoss. Keuchend sanken wir an die Stuhllehne zurück. Ich schlang meine Arme um ihn, presste ihn fest an meine Brust. Elias kam mir nicht mehr aus.

Am Nachmittag brachte ich ihn höchst ungern zu seinem Wagen zurück, der noch immer auf dem Parkplatz des Clubs stand. Elias wollte noch für eine bevorstehende Klausur büffeln, versprach aber, sich im Laufe der Woche zu melden. Wir hatten unsere Handynummern ausgetauscht. Wenn er nicht anrief, würde ich es tun. Ich wollte auf jeden Fall eine Wiederholung.



3

Ich vermied es, in das Viertel oder durch die Straße zu fahren, in welchem Leo arbeitete. Das Eckbistro wie auch der Kellner würden mich nie wieder sehen. Ich hatte gefunden, was ich suchte und war glücklich. Elias war ein Volltreffer. Wir trafen uns noch ein paar Mal am Abend, fielen im Bett oder schon im Flur übereinander her oder saßen einfach mit ein paar Bier nebeneinander auf dem Sofa und unterhielten uns über Politik, Sport oder Themen aus unserem Alltag, die uns beschäftigten. Mit Elias zu reden war erfrischend. Er hatte in etwa die gleichen Ansichten wie ich, schimpfte über dieselben Sachen und lachte über dieselben Witze. Wir schwebten auf einer Wellenlänge. Wahrscheinlich grinste ich die ganze Zeit dümmlich, denn ich begann, mich in ihn zu verlieben. Auch er sah mich mit einem eigenartigen Blick an, ein Schmunzeln auf den Lippen und einem Glanz in den Augen, der mein Herz erweichte und meinen Schwanz zum Zucken brachte. Seine Hand wanderte immer wieder auf meine Schenkel, wenn wir nebeneinander saßen. Wenn wir vom Auto zum Haus gingen, nahm er wie beiläufig meine Hand und verschränkte seine Finger mit meinen. Wenn ich ihn abholte oder ihn in seiner Wohnung besuchte, begrüßte er mich sofort mit einem Kuss und drängte seinen Unterleib an meinen. Aber keiner von uns beiden wagte es, die magischen drei Worte auszusprechen. Dafür war es noch etwas zu früh. Obwohl unsere Herzen wie verrückt hüpften, die sprichwörtlichen Schmetterlinge im Bauch Purzelbäume schlugen, trauten wir uns nicht, unsere Gefühle einzugestehen. Männer taten sich in solchen Dingen immer etwas schwer und bevor ich so etwas über meine Lippen fließen ließ, musste ich mir schon tausend prozentig sicher sein.

Es war jedenfalls ein schönes Gefühl mit ihm zusammen zu sein. Am Wochenende, wenn er sich ein paar Tage vom Lernen frei nahm, fuhren wir auch mal raus aufs Land, genossen unsere Zweisamkeit bei einem Spaziergang oder gingen in den Club, wo wir eng aneinander gedrängt tanzten und anschließend in den Darkroom gingen, um den Druck, den wir beim Tanzen aufbauten, abzureagieren.

Elias arbeitete neben dem Studium in einer Tankstelle, wo er auch mal Nachtschichten einlegen musste. Es war für ihn nicht ganz leicht, alles auf eine Reihe zu bringen und auch noch Zeit für mich aufzubringen. Hin und wieder war er so gestresst, dass ich ihn erst einmal mit einer Massage runterbringen musste, bevor wir überhaupt etwas miteinander unternehmen konnten. Ich war kein Masseur, dennoch genoss er es und entspannte sich unter meinen Händen. Wir näherten uns immer mehr und allmählich wurden die Schmetterlinge immer aufdringlicher, wenn ich auch nur an ihn dachte.

Leo war komplett vergessen.


Eines Morgens drehte sich Elias zu mir um. Ich hatte schon den ganzen vorherigen Abend das Gefühl gehabt, dass er mir etwas zu sagen versuchte, jedoch nicht den Mut aufbrachte.

„Was ist das eigentlich zwischen uns?“, wollte er wissen.

„Was meinst du?“

Elias ließ sich zurücksinken, starrte für einen Moment an die Decke und atmete langsam ein und aus.

„Ich hab die Tage mit meiner Mutter telefoniert. Dabei fragte sie mich, ob ich endlich einen Mann fürs Leben gefunden hätte“, erzählte er. „Sie meinte, meine Stimme hätte sich verändert.“ Er drehte den Kopf in meine Richtung und sah mich an. „Ist das zwischen uns was ernstes?“

Ein Kloß machte sich in meinem Hals breit und ich schluckte ihn mühsam weg. Auch wenn sich in meinem Inneren etwas dagegen sträubte, sich seine Single-Freiheit erkämpfen wollte, nickte ich.

„Für mich ist es das längst“, sagte ich. „Und für dich?“

Das Strahlen in seinen Augen war eigentlich Antwort genug. Dafür hätte er nicht mehr nicken müssen. Er rollte sich über mich und küsste mich auf den Mund. „Du tust mir gut“, sagte er. „Frisch von dir durchgevögelt, kann ich gleich viel besser lernen.“

Ich musste lachen. „Gut, dass ich zu was nütze bin.“

„Mich hat es erwischt“, gestand er leise, mit einem Hauch von Verlegenheit. „So richtig …“

„Mich auch.“ Ich schlang meine Arme um ihn und drückte ihn an mich. Für die nächsten Minuten versanken wir in einem innigen Kuss.

Warum zum Henker musste ich plötzlich an Leonhard denken?

Der hatte in diesem emotionalen Moment absolut nichts zu suchen. Wir hatten uns eben unsere Liebe gestanden, zugegeben, dass wir uns näher standen, uns ineinander verliebt hatten. Leo gehörte hier nicht hin. Dennoch brachte ich ihn beim besten Willen nicht aus meinem Kopf. Ich sah sein Lachen vor mir, hörte es sogar in meinen Ohren schallen. Wie immer, wenn ich dieses lebensfrohe Lachen hörte, blühte auch etwas in mir auf. In meinem Bauch begann es zu kribbeln. Mein Schwanz schwoll an und ich brummelte zufrieden, als Elias damit anfing, auf mir herumzurutschen, unser beider Schwänze zu reiben und die Erregung voranzutreiben.

„Dann sind wir also so richtig zusammen?“, wollte er noch einmal bestätigt haben.

Ich riss meine Gedanken von Leo weg und lenkte sie mühsam zurück zu Elias. Er hatte es nicht verdient, dass ich an einen anderen Kerl dachte, während wir uns Liebesgesäusel ins Ohr hauchten.

„Sind wir“, bestätigte ich ihm aus voller Überzeugung und fing seine Lippen ein. Ich würde am liebsten 24 Stunden am Tag mit ihm zusammensein, ihn vögeln, beim Schlafen zusehen und ihm zuhören, wenn er versuchte, mir komplexe wissenschaftliche Ereignisse zu erklären. Aber aus einem nicht nachvollziehbaren Grund, wollte ich das auf einmal auch mit Leo. Doch beide ging nicht.

„Kann ich meiner Mutter sagen, dass ich einen Kerl gefunden habe, der mich verrückt macht?“

„Wenn du ihr das sagst, wird sie mir sicher ein Killerkommando auf den Hals hetzen. Sag ihr lieber, dass du einen gefunden hast, der dich ganz glasig dreinschauen lässt.“

„Was?“ Elias lachte und biss mir leicht ins Kinn. „Ich schau nicht glasig, höchstens verliebt.“

„Das meinte ich ja damit.“

Unsere Lippen fanden sich zu einem flüchtigen Kuss. „Sie wird dich kennenlernen wollen.“

„Ich bin mir dessen bewusst, das Gesamtpaket über mich ergehen lassen zu müssen.“ Meine Hände umfassten seinen Hintern, quetschten die Backen und zogen sie leicht auseinander. Elias gab ein quietschendes Geräusch von sich, kicherte aber und küsste mich erneut. „Und ich freue mich schon drauf“, fügte ich an, suchte seinen Blick und verlor mich förmlich in diesem Farbenmeer.

„Ich würde auch gerne deine Familie kennenlernen“, sagte er.

„Da gibt es nicht viel kennenzulernen.“ Die Stimmung drohte zu kippen. „Außer du willst einen Tritt in den Arsch und wüst als schwule Sau beschimpft werden.“

Elias verzog sein Gesicht. „Nein, ich glaube, da verzichte ich lieber drauf.“

Wir küssten uns erneut, so lange, bis wir atemlos nebeneinander sanken, uns tief in die Augen sahen und dümmlich angrinsten. Seit unserem ersten Treffen waren erst drei Wochen vergangen. Doch ich war bereits jetzt schon bis über beide Ohren in Elias verknallt.

Und was war mit Leo?

Ich kniff die Augen zu, wollte diesen Gedanken nicht mehr in meinem Kopf haben. Der Sex mit ihm war mehr als gut. Der Junge verstand es, mir mein Gehirn durch den Schwanz rauszusaugen. Trotz seiner unbekümmerten Art lag mir etwas an ihm. Mir wurde ganz flau, wenn ich mir vor Augen hielt, dass ich ihn nun wirklich nie wieder sehen würde. Ob ich mich auch in ihn verliebt hatte? Niemals! Leo war nicht der Typ Mann, der meine Knie weich werden ließ, so wie Elias. Er war eher der Typ, der sich in mein Herz pflanzte und dort Frohsinn und gute Laune verbreitete. Der meine Sorgen verscheuchte und mich für einige Zeit Glauben machte, dass es nichts auf der Welt gab, das mir an den Karren pissen konnte. Er war wie Antidepressiva. Obwohl er mich manchmal ziemlich nervte und ich ihn an einigen Tagen permanent in den Wind schießen konnte, musste ich mir eingestehen, dass es mir gut tat, mit ihm zusammen zu sein. Ich konnte meine Sorgen vergessen – ganz abgesehen, dass mein Hirn gar nicht an seinem angestammten Platz hockte, um sich über Sorgen Gedanken zu machen. Aber wenn ich mit ihm zusammen war und wir uns gegenseitig die Seele aus dem Leib gefickt hatten, ging es mir besser.

Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum ich nicht von ihm loskam. Mich wunderte es, dass ich es mittlerweile ganze drei Wochen ausgehalten hatte. Noch viel mehr, dass er in der Zwischenzeit nicht einmal bei mir vorbeigesehen hatte. Was eigentlich wiederum nicht verwunderlich war, denn ich holte stets ihn ab und brachte ihn nach Hause, oder besuchte ihn gleich in seiner Wohnung. Wir hatten uns noch nie verabredet, oder vereinbart, dass wir uns an bestimmten Zeiten und Orten trafen. Er war einfach immer da, wenn ich Sehnsucht nach ihm hatte. Instinktiv wusste ich immer genau, wo ich ihn finden konnte. Es gab auch nur wenige Plätze. Entweder das Eckbistro oder seine Wohnung. Leo schien keinen anderen Platz zu kennen, an welchem er sich aufhalten konnte.

Ganz anders mit Elias. Wir gingen nie auseinander, ohne uns für das nächste Treffen abzusprechen. Zufälle gab es nicht. Wir wollten beide wissen, wann und wo wir uns wiedertrafen. Bei Leo war das irgendwie Selbstverständlichkeit, dass wir uns wiedersahen. Ob gleich am nächsten Tag oder erst in einer Woche. Selten hielt ich es länger als sieben Tage aus.

Jetzt waren es schon drei Wochen und irgendwie begann er, mir zu fehlen.

Was er jetzt wohl gerade machte?

Ob er inzwischen schon Schwulenpornos angesehen hatte und sich darüber informierte, was man mit einem Plug machte?

Ich musste unwillkürlich lachen, als ich an sein Gesicht dachte. Entsetzen war noch milde ausgedrückt. Es schien ihn absolut bestürzt zu haben, dass ich so etwas besaß. Manchmal war Leo aber auch etwas absonderlich. Seine Ansichten waren seltsam und ein klein wenig verstaubt. Keine Ahnung, wer ihm verklickert hatte, dass Schwulenpornos eklig seien. Und das ganze Spielzeug, das man benutzen konnte, um den Spaßfaktor zu erhöhen. Leo schien wirklich von einem anderen Planeten zu sein. Seine kindliche Neugier und seine unbedarfte Art und Weise, wie er an manche Sachen heranging, amüsierten mich. Ich war so manches Mal regelrecht neugierig, wie er auf gewisse Dinge reagierte …

Leo war auf seine ganz spezielle Weise eine Klasse für sich. Und irgendwie – je länger ich darüber nachdachte – desto mehr vermisste ich ihn.

„Was ist?“, wollte Elias wissen, als ich mit meinen Gedanken offenbar so weit wegdriftete, dass ich nicht bei der Sache war.

„Ich muss gerade an einen Kerl denken, den ich vor einiger Zeit kennengelernt habe“, sagte ich. Dass Leo im Grunde noch lange nicht Geschichte war, musste ich ihm nicht erzählen. Vielleicht war er es schon, vielleicht aber auch noch nicht. Drei Wochen waren eine lange Zeit. Ob man da schon clean wurde?

„Und?“, hakte Elias nach.

Ich machte mich von ihm frei, ging zum Regal und holte den Plug hervor. „Kannst du dir vorstellen, dass es Schwule gibt, die nicht wissen, was das ist?“ Ich kam mit dem Teil zum Bett zurück.

„Ich bin entsetzt, Sören“, tat Elias leicht angewidert, konnte das Grinsen jedoch nicht verdrängen. „Ich hätte niemals gedacht, dass du so einen Schundkram hast.“ Er nahm sich zurück, zupfte mit spitzen Fingern den schwarzen Gummistöpsel aus meiner Hand und beäugte ihn. „Ja, kann ich mir durchaus vorstellen. Nicht alle Schwule lieben solche Dinger.“ Er maß es mit Daumen und Zeigefinger. „Deine Länge hat das Ding aber nicht.“

„Ist auch nicht meines.“

„Wann hattest du vor, mir das Teil reinzuschieben?“

„Gar nicht.“ Ich nahm es ihm aus der Hand und warf es hinter das Kopfkissen. „Ich schieb dir lieber was anderes rein.“

„Das ist mir auch wesentlich lieber.“ Elias schnaufte erleichtert aus. „Damit habe ich nicht gerade gute Erfahrungen.“

„Dann ist das Ding Geschichte.“ Auf einmal wusste ich nicht mehr, warum ich den Plug überhaupt aufgehoben hatte. Leo wollte es nicht. Elias war auch nicht begeistert und in meinen Hintern kam es sowieso nicht. Also würde es bald in den Müll wandern.

Sichtlich zufrieden lehnte sich Elias an mich, legte seine Hand auf meinen Schenkel und ließ sie langsam höher wandern.

„Ich brauche noch etwas Vorrat. Die nächste Woche wird hart.“

Ein Grinsen stahl sich auf mein Gesicht. „Ficken, ficken, ficken“, begann ich zu trällern.

Elias lachte lauthals los, schnappte mich und warf mich auf das Bett. „Na los, du Hengst. Zeig’s mir. Mein Hintern soll bis Freitag schmerzen, damit ich in jeder Sekunde an dich erinnert werde.“

„Ich kann jeden Abend vorbeikommen und dich zwischen den einzelnen Lektionen vögeln.“

„Gerne.“ Unsere Lippen fanden sich für einen flüchtigen Kuss. „Aber ich fürchte, das wird dich überfordern. Es sind über siebenhundert.“

„Ups.“ Mir tat mein Schwanz jetzt schon weh. „Da hab ich den Mund wohl etwas zu voll genommen.“

Er schob mir die Zunge zwischen die Lippen und eroberte die Mundhöhle. „Da ist nichts drin“, stellte er fest, richtete sich auf und wedelte mit seinem Ständer vor meiner Nase herum. Ich schnappte ihn mir sofort und lutschte genüsslich an ihm herum, bis er unruhig wurde. Ich wusste, was er von mir wollte. Daher drückte ich ihn auf die Matratze, spreizte seine Beine und schob mich wenig später, Latex verpackt und gut eingesalbt in ihn. Elias bog sich mir entgegen, arbeitete aktiv mit und brachte uns so bald zu einem Abschluss.

Ihn in seine Wohnung zurückzubringen, fiel mir wahrlich nicht leicht. Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn er mit seinem Kram bei mir einzog – nur damit wir jede freie Minute zusammensein konnten. Mit drei Wochen war es noch ziemlich früh, über eine gemeinsame Wohnung nachzudenken, doch mir wurde eiskalt, wenn ich daran dachte, dass ich die nächsten Nächte vermutlich allein verbringen musste, ohne seine wohltuende Wärme neben mir. Er versprach, sofort anzurufen, sobald die Sehnsucht nach mir zu stark brannte und wir vereinbarten, mindestens jeden Tag zu telefonieren. Elias musste sich auf die Prüfungen vorbereiten und da war meine Anwesenheit mehr als hinderlich, auch wenn er sie genauso genoss. Aber wenn wir zusammen waren, konnten wir die Finger nicht voneinander lassen.


Auf dem Rückweg ertappte ich mich dabei, wie ich den Blinker setzte, um in die Straße einzufahren, in der das Eckbistro war. Gerade noch rechtzeitig wechselte ich die Spur und fuhr geradeaus weiter. Nein, nein, nein, sagte ich mir. Auch wenn mein Schwanz bei dem Gedanken zuckte und pochte und bereits schon wieder meine Hose einsaute, aber ich musste mir Leonhard aus dem Kopf schlagen. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, ihn niemals wiederzusehen. Mir fehlte seine Stimme und sein aufmunterndes Lachen. Dennoch … Ich hatte mich für Elias entschieden.

Trotzdem fühlte ich mich mies. Meine Hände wurden kalt. Der Schweiß brach in meinem Nacken aus und mein Herz klopfte wild, als hätte ich mich eben bei einem fatalen Fehler ertappt. Tatsächlich fuhr ich in eine freie Parklücke und blieb erst einmal einen Augenblick lang mit laufendem Motor stehen, überlegte, was genau ich da eigentlich gerade tat und was mich dazu bewogen hatte.

Meine Finger zitterten, als ich den Motor ausmachte und mich zurücklehnte. Die Sehnsucht brannte immer mehr in mir. Ich musste ihn zumindest sehen. Also stieg ich aus und marschierte den Weg zurück bis zum Eckbistro. Ich erkannte ihn sofort. Außer ihm gab es noch zwei weitere Kellner, doch Leo war der einzige, der zwischen den Tischen herumsprang wie ein Flummi, selbst mit einem vollbeladenen Tablett in der Hand und immer ein Lächeln im Gesicht hatte. Das Straßencafé war gut besucht. Aber der Stress schien wie beim Lotuseffekt an ihm abzuperlen. Inzwischen kannte ich ihn jedoch gut genug, um die kleine Falte zwischen den Augenbrauen zu erkennen. Etwas beschäftigte ihn. Vermisste er mich auch?

Ich setzte mich in Bewegung, obwohl ich mir bewusst war, das jeder Schritt ein fataler Fehler war. Wenn er mich entdeckte, würde ich aus dieser Sache nicht herauskommen, ohne ihn mindestens zweimal zu ficken. Mein kleiner Nimmersatt.

Vorfreude keimt in mir auf. In meinem Unterleib kribbelte es. Am liebsten hätte ich ihn gepackt und vor den Augen aller durchgenommen, nur um diese süßen Geräusche zu verursachen, die er machte, wenn er kam.

Leo entdeckte mich und winkte mir fröhlich zu. Es war fast vier Uhr. Er hatte also noch ein paar Stunden zu arbeiten.

„Hei!“, flötete er mir frohgelaunt zu, als ich das Café betrat und mich an einen freien Tisch setzte. „Was kann ich dem Herrn bringen?“ Er hibbelte unruhig hin und her, grinste über das ganze Gesicht und schien sich gerade noch davon zurückhalten zu können, auf meinen Schoß zu springen.

Mein schlechtes Gewissen focht mit der Sehnsucht harte Kämpfe aus. Noch war nichts passiert, weswegen ich ein schlechtes Gewissen haben müsste. Aber ich spürte bereits, dass meine Vernunft immer schwächer wurde, je länger ich in das grinsende Gesicht blickte.

Ich erwiderte das Grinsen. „Einen Latte.“

Leo kicherte, nickte und hüpfte davon. Ich blickte ihm hinterher. Sein Hintern sah in der engen, schwarzen Hose wirklich zum Anbeißen aus. Ich wusste, wie er sich anfühlte, wie perfekt er in meine Hände passte und wie fantastisch es war, ihn zu vögeln. Während des Dienstes trug er Uniform, sprich, schwarze Hose, weißes Hemd und eng anliegende Weste. Es sah an ihm fast schon unnatürlich aus, denn ich kannte sein Faible für grelle Farben. Es passte auch besser zu ihm.

Wenig später kehrte er zurück, stellte den Macchiato vor mir ab und lehnte sich etwas näher an mich heran. Ich konnte die Hitze spüren, die von ihm ausging. Mein Blick fing geradewegs die Beule ein, die sich an seiner Vorderseite gebildet hatte.

„So viel zu tun gehabt?“, sagte er leise, sodass nur ich es hören konnte.

Ich nickte lahm und sah hoch. Die Sehnsucht brannte förmlich in meinen Adern. Mein Schwanz war hart wie Stahl und hatte meine Hose in ein Feuchtgebiet verwandelt. Ich musste meine Schenkel ein wenig weiter öffnen, um Platz für die empfindlich gewordenen Eier zu machen. Oh Scheiße, wenn es doch einen Platz gäbe, wo wir beide uns für ein paar Minuten hin verkrümeln konnten.

„Sehen wir uns nachher?“, wollte er wissen und kaute nervös auf seiner Unterlippe herum. Ich konnte ihm ansehen, dass er genauso vor Verlangen brannte wie ich. Mal ganz abgesehen davon, dass Leo immer rattig war und von einer Sekunde auf die andere abgehen konnte.

Warum zur Hölle nickte ich jetzt? Das war ein saublöder Fehler. Nein, das durfte ich nicht tun.

Leo lächelte von einem Ohr zum anderen. Seine Augen strahlten wie zwei kleine Sterne. Er lehnte sich ein wenig näher an mich, berührte mich mit seiner Hand am Oberarm. Ich konnte das Beben in ihm spüren. Die Hitze sprang wie ein Tesla-Blitz auf mich über. Ich fuhr zusammen und konnte mich gerade noch davon abhalten, die Geste zu erwidern.

Verfluchte Scheiße. Ich vermisste ihn. So sehr, dass es mir fast schon den Magen umdrehte.

„Ich hab leider erst in drei Stunden Feierabend“, sagte er. Seine Stimme zitterte.

„Ich warte“, versicherte ich ihm.

Seine Augen strahlten noch mehr, auch wenn das rein logisch gar nicht möglich war. Aber ich fühlte mich förmlich geblendet. Mein Herz raste. Mein Puls dröhnte hart in den Ohren. Und mein Schwanz tobte den Aufstand, konnte die drei Stunden gar nicht mehr abwarten.

Leo warf mir während der drei Stunden immer wieder sehnsüchtige Blicke zu, schien sich zu vergewissern, dass ich tatsächlich noch da saß. Ich bewegte mich nicht fort. Mein Hintern klebte am Stuhl und ließ sich nicht erheben. Ich konnte mich nicht an seinem Anblick sattsehen. Er war so ganz anders als Elias. Die Quirligkeit in Person, wie ein Wirbelsturm, wie eine frische Brise nach einem heißen, staubigen Tag.

Je länger ich da saß und ihn immer wieder mal an mir vorbeirauschen sah, desto mehr freute ich mich drauf, ihn wieder in meine Fittiche zu bekommen. Ich ließ ihn nicht aus den Augen, verfolgte seinen wippenden Hintern und seine ständig herumfuhrwerkenden Hände, als würde er Fliegen verscheuchen. Und endlich war es soweit. Das Personal stellte die Stühle auf die Tische und sperrte alles mit einem Stahlband ab, damit die Sitzmöglichkeiten am nächsten Morgen noch vorhanden waren.

Leo verschwand für ein paar Minuten im Lokal, zog sich vermutlich um. In einem für seine Verhältnisse ungewöhnlich dunkelrotem Shirt und einer schwarzen Jeans gekleidet kam er zurück, sprang die letzten Meter bei jedem zweiten Schritt hoch und flog mir förmlich an den Hals.

„Ich hab dich vermisst“, sagte er, fing sofort meinen Mund ein und schob die Zunge zwischen meine Lippen. Ich ging drauf ein, ließ mir die Eroberung gefallen und seinen Geschmack auf der Zunge zergehen. Er überwältigte mich, ließ meine Knie weich werden. Drei Wochen Leo-Abstinenz waren wirklich zu viel.

„Ich dich auch“, gestand ich. Das war die Wahrheit, auch wenn ich mich dagegen sträubte.

„Ficken, ficken, ficken …?“, trällerte er an meinen Mundwinkeln und drängte seinen Unterleib an mich. Sein Schwanz war mindestens genauso hart wie meiner.

Ein Lachen entkam mir. Ich schlang meinen Arm um ihn, zog ihn an mich und führte ihn zum Wagen. Leo hüpfte wie ein Gummiball neben mir her, lachte und plauderte unentwegt, erzählte von seinen Erlebnissen der letzten drei Wochen – hauptsächlich ging es um Geschehnisse in seinem Job. Ein paar Sachen handelten davon, wie er beim Abendessen ein Glas umgeworfen hatte oder vergessen hatte, den CD-Player zu programmieren und daher eine Folge seiner geliebten Vorabendserie verpasste. Er quasselte den ganzen Weg bis zu seiner Wohnung wie ein Wasserfall und verstummte erst, als wir in seinem Flur standen.

Wie selbstverständlich zog er die Hose aus, zerrte das Shirt über den Kopf und marschierte ins Wohnzimmer, wo auch sein Bett stand. Leos Wohnung war klein und bescheiden, ein 1-Zimmer-Appartement, aber es genügte ihm. Die Einrichtung war genauso schrill wie er und bestand aus einem zusammengewürfelten Haufen verschiedener Möbelstücke, dazwischen kitschige Deko und jede Menge Pflanzen, fast wie im Dschungel.

Der kleine, runde Hintern wippte nackt vor mir herum. Wie paralysiert folgte ich ihm, öffnete im Gehen meine Hose, zerrte das Hemd vom Leib und ließ es einfach auf dem Weg fallen. Als ich mich über ihn beugte, war ich genauso nackt.

Leo hielt mir ein Kondomtütchen und Gleitgel hin. Ich zitterte vor Verlangen so sehr, dass mir das blöde Latexteil entkam und auf seinem Bauch landete. Unter lautem Gelächter unternahm ich einen zweiten Versuch, der besser gelang. Im nächsten Moment rammte ich mich auch schon in ihn hinein.

Für Vorbereitung und langes Vorspiel war keine Zeit. Wir brauchten es beide. Leos Schwanz tropfte schon. Meiner auch und ich würde sicher nur ein paar Stöße brauchen, um uns zum Abschuss zu bringen. Leo zog seine Beine eng an die Brust, präsentierte seinen leckeren Hintern wie auf dem Silberteller. Ich hämmerte hart auf ihn ein. Er quietschte, keuchte und stöhnte und krallte sich in meiner Schulter fest. Unsere Lippen fanden sich immer wieder zu einem innigen Zungenkuss. Schließlich gab er diese niedlichen Geräusche von sich, bog seinen Körper durch und spritzte heißen Saft gegen meinen Bauch. Ich folgte ihm nur ein paar Stöße später.

Hatte ich jemals gedacht, ich könnte ohne ihn auskommen? Leo war eine Sucht. Es war unmöglich, von ihm loszukommen. Ich brauchte ihn, wie die tägliche Luft zum Atmen und krallte mich daher an ihm fest, als hätte ich Angst, jemand würde ihn mir entreißen wollen.

Ein Blitz durchfuhr mich, als ich erkannte, dass ich mich in ihn genauso verliebt hatte, wie in Elias.

Keuchend sanken wir nebeneinander. Leo schlang sofort seine Beine um meine, schmiegte sich an mich, legte seinen Kopf auf meine Brust und summte leise und zufrieden vor sich hin, während er mit dem Zeigefinger Muster in die Spermaflecken auf meinem Bauch malte.

Ich liebte diesen Kerl und wollte nicht auf ihn verzichten. Aber Elias würde das nicht verstehen können.

„Hast du schon mal darüber nachgedacht, dir einen Freund zu suchen?“, wollte ich wissen.

„Nö“, antwortete er wie aus der Pistole geschossen. „Brauch ich nicht.“

„Warum?“

„Weil ich dich habe. Du bist mein Freund und ich geh nicht fremd.“

Hitze durchzuckte mich.

„Ich bin dein Freund …?“ Mein Herzschlag beschleunigte sich, wenn er von dem letzten Orgasmus nicht ohnehin schon aufgewühlt wäre.

„Ja, klar.“ Er richtete sich auf, küsste mein Kinn und grinste. „Wir ficken zusammen, also sind wir zusammen. Was dachtest du denn?“

„Was hältst du von einer offenen Beziehung?“ Ich hielt den Atem an. Einerseits rechnete ich damit, dass er mit diesem Begriff nichts anfangen konnte. Andererseits hoffte ich inständig, dass er es ablehnte.

„Gar nichts“, erwiderte er ungewöhnlich ernst. „In einer Beziehung ist Vertrauen wichtig. Das ist heutzutage wichtiger denn je. All diese schlimmen Krankheiten kommen doch nur davon, dass es kein Vertrauen gibt.“

Mein schlechtes Gewissen prügelte mit glühenden Eisen auf mich ein. Ich machte mich von ihm frei, stand auf und ging zum Fenster. Ich brauchte Luft, Freiheit und Bewegung, sonst wäre ich geplatzt.

„Sören?“ Dünne Arme legten sich um mich. Ich widerstand der Versuchung, sie daran zu hindern, mich zu umschlingen. Ich mochte das Gefühl, wenn er sich an mich schmiegte und rieb, wenn seine feine, weiche Haut auf meine behaarte traf. Ich war nicht gerade ein Bär, doch auf meinen Armen, den Beinen und dem Unterbauch ließ ich der Natur ihren Lauf. Die Härchen stellten sich auf, als er seinen Bauch an meinen Hintern drückte und seine Brust gegen meinen Rücken. Ich schloss genussvoll die Augen und atmete tief ein.

„Beschäftigt dich etwas?“, wollte er leise wissen. Heiße Lippen trafen mein Schulterblatt.

Jetzt wäre die beste Gelegenheit gewesen, es ihm zu sagen. Doch mein Mund blieb zu, meine Kehle war wie zugeschnürt. Stattdessen schüttelte ich langsam den Kopf.

„Du hast drei Wochen nicht gefickt“, schien er das Problem erkannt zu haben. „Los, ab ins Bett. Da ist gewaltig Nachholbedarf.“ Er kicherte und zog mich rückwärts. Ich ließ es zu, tippelte rückwärts zum Bett, ließ mich auf das Laken drapieren und sah zu, wie er sich über mir positionierte. Mein Schwanz war in windesweile neu verpackt und mit Gel beschmiert. Dann sank er auf mir nieder und begann sich zu bewegen. Beinahe hilflos musste ich mit ansehen, wie er seinen Körper Wellenförmig auf mir bewegte, die Lust von ihm Besitz nahm, auf mich übergehen ließ und er uns beide zum zweiten Mal zum Orgasmus brachte. Allein schon dieser Anblick, wie er sich auf mir bewegte, war etwas, das ich beim besten Willen nicht vermissen wollte.

Ich musste mit den Tränen kämpfen. Ich liebte Leo, genauso wie ich Elias liebte, erkannte ich in diesem Moment. Ich hatte mich in beide Männer verliebt. War dies möglich?

Das konnte doch nur in einer Katastrophe enden.


4

Ich konnte mir selbst nicht mehr ins Gesicht sehen. Ich verabscheute mich, verwünschte mich, verfluchte mich mit allen möglichen Beleidigungen und wusste dennoch keinen Ausweg. Ich wollte weder auf Elias noch auf Leo verzichten. Aber damit tat ich beiden Unrecht. Es war eine Gratwanderung, bei der ich nur böse abstürzen konnte, zwei Männer, die ich liebte verletzte und am Ende vollkommen allein dastand. Mit Elias zu sprechen und mit ihm am Telefon unbekümmert zu flirten, fiel mir verdammt schwer. Natürlich bemerkte er den Stimmungswechsel. Ich schob es auf die Trennung von ihm und dem stressigen Arbeitstag, wodurch ich ihn etwas besänftigte. So kurz vor den maßgeblichen Prüfungen konnte ich ihm ein Beziehungsdrama nicht antun.

Mit Leo traf ich mich nur noch in seiner Wohnung und kehrte rechtzeitig in meine eigene zurück, ehe Elias anrief.

Ich war ein verdammtes Schwein. Ein feiges noch dazu, denn ich brachte es nicht fertig, den beiden reinen Wein einzuschenken. Würde ich das tun, wäre das Aus vorprogrammiert.

Von Tag zu Tag fühlte ich mich schlechter, obwohl mein Schwanz – zumindest mit Leo – voll auf seine Kosten kam. Elias büffelte ununterbrochen und legte seine Bücher nur beiseite, wenn wir telefonierten. Samstag wollte er eine Lernpause einlegen, für ein paar Stunden vorbeikommen und die Vorräte auffüllen. Die Vorräte an Kondomen und Gel hatte ich ebenso aufgefüllt. Ich freute mich auf ihn, wirbelte wie Meister Proper persönlich durch die Wohnung, um alles auf Vordermann zu bringen und hatte schon am Morgen damit zu kämpfen, meine Latte niederzuringen. Unser Wiedersehen nach einer Woche war sehr heiß und leidenschaftlich. Schweißgebadet und erschöpft lagen wir nebeneinander, genossen die Ruhe nach dem Sturm und lauschten dem Atem des anderen.

Ich fuhr wie vom Blitz getroffen zusammen, als es an der Wohnungstür läutete. Es war kurz vor halb acht Uhr Abends. Als es ein zweites Mal läutete, stand ich auf, ging zur Tür und spähte durch den Türspion.

Dreimal verfluchte Scheiße. Leo.

Er kam sonst nie zu mir, wartete immer ab, bis ich bei ihm auftauchte. Nun schien er seine Angewohnheiten geändert zu haben.

„Sören?“, drang es durch die Tür. Es klopfte. Er schien genau zu wissen, dass ich hinter der Tür stand, mit wild pochendem Herzen und einem Schweißausbruch, der sich gewaschen hatte.

Er grinste wie gewohnt. Doch zwischen den Augenbrauen hatte sich eine Falte gebildet.

„Wer ist das?“, ertönte es hinter mir. Ich drehte mich langsam um. Elias stand nackt im Türrahmen und blickte mich mit einem halb belustigten, halb fragenden Blick an.

Es würde einem Atombombenschlag gleich kommen, wusste ich. Aber es ging nicht anders. Ich konnte diesen Zustand nicht mehr länger aufrecht halten. Auch wenn ich mir dessen bewusst war, dass ich beide Männer mit einem Vorschlaghammer vor den Kopf schlug, wenn ich die Tür öffnete, tat ich es.

Leo wirbelte herein und flog mir sofort an den Hals, um seine Zunge in meinen Mund zu stecken. Er bemerkte erst, dass etwas nicht stimmte, als ich den Kuss nicht erwiderte, sondern einfach zur Seite sah, dort wo Elias wie vom Donner gerührt stand.

Leo folgte meinem Blick. Sein Gesicht gefror augenblicklich. Er starrte Elias an. Elias starrte Leo an.

Es war wirklich die unschönste Art, die beiden aufzuklären und ich fühlte mich in der Tat wie der größte Scheißkerl der Welt. Am liebsten wäre ich im Boden versunken, direkt in eine stinkende Kloake. Ich hatte es redlich verdient.

Leos Blick wanderte langsam zu mir zurück. Es tat weh, den Schmerz auf seinem Gesicht zu sehen.

„Sören …“, hauchte er voller Entsetzen. „Du … Arsch!“, kam es kaum noch hörbar über seine Lippen. Sein Kehlkopf hüpfte nervös. Sein Gesicht war kreidebleich. „Hast offenbar jemanden gefunden, der sich dieses Pflanzdingens in den Hintern stecken lässt“, sagte er leise. Seine Stimme brach. Sein Kinn zitterte. Er ballte die Hände zu Fäusten, presste sie fest gegen seinen Schenkel. Dann wirbelte er herum und rannte davon.

Elias war ebenfalls ins Schlafzimmer zurückgegangen, tauchte aber keine Minute später vollkommen angezogen auf.

Tränen standen in seinen Augen.

„Dass du nicht einmal eine Erklärung parat hast?“, sagte er fassungslos.

Ich presste die Lippen zusammen. Keine Erklärung der Welt würde es rechtfertigen. Ich konnte entweder beide haben oder keinen. Und da ich davon überzeugt war, dass weder Elias noch Leo es verstehen konnten, wählte ich den bitteren Weg. Als ich weiterhin schwieg, verließ mich Elias. Die Tür knallte hinter ihm ins Schloss.

Aus. Vorbei.

Ich sank auf die Knie. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich fühlte mich absolut mies. Natürlich war es nicht gerade die feine englische Art gewesen, wie ich die beiden einander vorgestellt hatte. Doch ich hatte einfach die Gelegenheit beim Schopf gepackt und gehandelt. Elias und Leo sahen mich sicher nie mehr wieder an. Ein Ende mit Schrecken? Oder hatte der Schrecken noch lange kein Ende gefunden?

Ich könnte mich selbstgeißeln, überlegte sogar, ob ich einen meiner Gürtel dafür nehmen sollte. Stattdessen ging ich in die Küche und holte die Flasche Wodka hervor, die schon seit Weihnachten im Kühlschrank stand. Das war auch keine Lösung, aber es betäubte den Schmerz wenigstens für ein paar Stunden.


Die nächsten Stunden versanken im Rausch. Die Flasche war leer und ich hatte mir von der Tanke Nachschub geholt. Die nächste Woche würde ich nur taumelnd und unter rasenden Kopfschmerzen beginnen können. Ich bekam Sonntag Abend kaum mit, dass es an meiner Tür klingelte. Erst wollte ich nicht öffnen, niemanden sehen oder hören. Ich war auch beileibe nicht nüchtern. Mein Kopf schwirrte und ich rempelte gegen den Türstock, als ich doch aufstand und dem Dauerklingeln ein Ende bereiten wollte.

Elias stand vor meiner Tür. Seine Augen waren rot, verweint. Sein Gesicht bleich. Er drängte ins Innere, schob mich einfach rückwärts und schloss die Wohnungstür.

„Du siehst scheiße aus“, sagte er.

Ich nickte nur und torkelte ins Wohnzimmer zurück, wo ich mich einfach aufs Sofa fallen ließ. Mein Körper war betäubt, im Alkoholnebel gefangen. Doch mein Verstand hellwach.

„Ich mach dir einen Kaffee“, entschied er und ging in die Küche. Ich ließ ihn gewähren. Nach Koffein war mir wirklich nicht. Aber seine Anwesenheit tat gut und vertrieb den Schmerz in mir ein wenig. Mit einer dampfenden Tasse kam er zurück, hielt sie mir entgegen. Ich nahm sie an und trank sie beinahe in einem Zug aus. Meine Kehle war von dem ätzenden Alkohol ohnehin schon verätzt. Was machte da schon kochend heißer Kaffee.

„Warum hast du das getan?“, wollte Elias wissen.

„Ich konnte so nicht weitermachen“, gestand ich. „Es war nicht fair euch beiden gegenüber.“

„Ganz und gar nicht“, sagte Elias mit einem Nicken. Seine Stimme war scharf und beißend. Er war stocksauer. Verständlich. Ich hatte ihn tief verletzt, sein Vertrauen gebrochen. „So etwas hätte ich von dir nicht gedacht.“

„Ich von mir auch nicht. Ich habe Leo mit dir betrogen. Aber ich wollte nicht wählen. Ich konnte es einfach nicht. Ich will euch beide. Aber das geht nicht.“ Ich drückte mein Gesicht in das Sofapolster, würgte damit den letzten Satz ab, bevor ich ihn gänzlich aussprechen konnte. Nun, da Elias neben mir hockte, wütete der Schmerz noch viel tiefer. Ich brauchte dringend Nachschub an Hochprozentigem.

„Dann hattest du vorher schon was mit dem anderen und hast mit mir …?“

Ich wollte es nicht hören. Ich wusste es selbst. Ich war ein Drecksack, einer von der gröbsten Sorte. Man sollte mir ein Warnschild an die Stirn nageln.

Elias sprang auf die Beine und marschierte einige Male im Wohnzimmer auf und ab. „Warum hast du nicht wenigstens versucht, mit einem von uns darüber zu reden?“

Ich drehte mein Gesicht zur Seite. Mir wurde schwindelig. „Weil ich mir selbst nicht klar darüber war. Leo ist …“ Ich kämpfte mit den Worten. „Er ist was Besonderes. Aber du auch und …“ Ich stöhnte. Der Schmerz wütete so schlimm in meinen Eingeweiden, dass ich die Arme um meinen Bauch schlang und mich zusammenkrümmte.

„Es tut mir so leid, dir das angetan zu haben … jetzt so kurz vor den Prüfungen.“

„Wolltest du damit warten, bis nach den Prüfungen? Einfach so weitermachen? Uns gegenseitig betrügen?“ Seine Stimme war wie eine Rasierklinge. Sie stachelte den Schmerz in mir noch mehr an. Es brannte lichterloh in mir.

„Ich liebe dich“, entkam es mir. Meine Zunge war schwerfällig und der pochende Schmerz in meinem Inneren machte es mir auch nicht gerade leicht, meine Gefühle lautwerden zu lassen. „Und ich liebe Leo.“

„Du musst dich für einen entscheiden.“

„Nein.“ Ich richtete mich auf. „Entweder beide oder keinen.“

„Beide? Wie stellst du dir das vor? Eine Dreierbeziehung? Auf so was stehe ich nicht.“

„Ich auch nicht, und Leo auch nicht. Also hab ich es beendet.“ Ich hievte mich auf die Beine, wankte zur Wohnungstür und öffnete sie. „Aus. Vorbei“, sagte ich. „So ist es besser.“

„Und wenn ich nicht will, dass es aus ist?“

Ich sah hoch und traf geradewegs Elias’ Blick. Er war mir gefolgt, stand vor mir, mit hängenden Schultern und hoffnungsvollem Blick. Ich erkannte die Liebe in seinen Augen und die Hoffnung, die noch immer hartnäckig in ihm schwelgte.

Doch ich schüttelte den Kopf. „Ich werde keine Wahl treffen.“

„Also kann ich dich nur zusammen mit Leo haben?“

Ich nickte lahm und öffnete die Tür weiter. „Du findest sicher einen, der es verdient, dich verrückt machen zu dürfen.“

Elias verließ die Wohnung, blieb aber im Treppenhaus stehen und drehte sich noch einmal um.

Ich zwang mich dazu, ihn nicht noch einmal anzusehen. Es tat weh. Mein Herz schrie vor Panik. Dennoch war das die beste Lösung. So schloss ich die Tür einfach und trottete zurück zum Sofa, wo ich mich mit dem Gesicht in die Polster fallen ließ.

Wie lange dauerte es eigentlich, bis man Liebeskummer verdaut hatte? War es überhaupt heilbar?

So wie es sich anfühlte, war ich rettungslos verloren. Vermutlich erlebte ich nicht einmal mehr den nächsten Tag. Irgendwann wird die Feuerwehr die Tür aufbrechen müssen und mich auf dem Sofa liegend vorfinden. Gestorben am Liebeskummer – und das gleich in doppelter Dosis. Geschieht mir Recht.

Warum musste ich mich auch gleich in zwei Kerle verlieben?


Dass ich eingeschlafen war, bekam ich gar nicht mit. Ein lautes Poltern ließ mich hochfahren. Es war stockdunkel im Zimmer. Dass ich noch immer auf dem Sofa lag, begriff ich auch erst, als ich in meinem Schreck zwischen Couchtisch und Polstermöbel plumpste und mir den Kopf an der Tischkante anschlug. Es hämmerte lautstark gegen die Wohnungstür. War das schon die Feuerwehr?

Ich rappelte mich auf alle Viere und krabbelte ein paar Meter, ehe ich mich endlich aufrichtete und zur Tür torkelte. Es grenzte schon an bigotter Lächerlichkeit, dass ich den Leuten persönlich die Tür öffnen musste, die mich retten sollten und später sogar meinen Tod bestätigen würden. Hatten die keinen Rammbock dabei? Oder wenigstens eine Brechstange?

Aber nicht rotgekleidete Feuerwehrleute standen vor meiner Tür, sondern Elias und Leo. Ersterer wollte eben erneut die Faust erheben und gegen die Tür hämmern.

„Puh“, stieß Elias erleichtert aus. „Ich dachte schon, du hättest dich zu Tode gesoffen.“

„Was macht ihr hier?“

Elias schob mich einfach in die Wohnung. Leo folgte ihm still, mit zusammengekniffenen Lippen.

„Das sollten wir nicht im Treppenhaus erläutern“, erklärte Elias. „Es ist zwei Uhr morgens.“

„Was macht ihr hier?“, fragte ich erneut, als die Tür endlich zu war. Mein Blick wanderte von einem zum anderen. Als ich den von Leo traf, senkte er den Kopf. Er war noch immer tief getroffen, schien hart an der Sache zu knabbern zu haben.

„Du hast doch morgen eine wichtige Prüfung“, fiel mir plötzlich ein, an Elias gewandt. „Hast du sie nicht mehr alle? Du wirst sie versemmeln, wenn du noch um diese Uhrzeit unterwegs bist.“

Anstatt zu antworten, schnappte Elias einfach meinen Arm und zog mich ins Wohnzimmer, wo er mich kurzerhand aufs Sofa schubste. Leo tappte hinterher und schob eine Hälfte seines Hinterns auf die Lehne. Er schien sich fehl am Platz zu fühlen. In Anbetracht dessen, dass der Kerl mit im Raum war, mit dem ich ihn betrogen hatte, kein Wunder.

„Wir hatten ein langes Gespräch, Leonhard und ich“, begann Elias zu erzählen und suchte sich von jenem Unterstützung in Form eines Nickens. „Das, was du gemacht hast ist wirklich ganz großer Mist“, stellte er in aller Deutlichkeit klar, worauf ich zustimmend nickte. „Uns beide so knallhart auflaufen zu lassen, werden wir dir so schnell nicht verzeihen. Als ich Samstag ging, saß Leo noch vor der Tür und ich brachte ihn nach Hause. …“ Elias verstummte, suchte abermals Blickkontakt zu Leo. „Wir haben uns vorhin lange unterhalten … und sind zu dem Entschluss gekommen, dass keiner von uns auf dich verzichten will.“

„Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich keine Wahl treffen werde.“ Ich wurde fast wütend und fauchte ungehalten.

„Die Wahl treffen wir“, sagte Elias bestimmt. „Und wir haben uns dafür entschieden, es zu versuchen.“

Ich sah hoch. „Was zu versuchen?“

„Eine Dreierbeziehung.“

Ich schüttelte langsam den Kopf, während mein Blick den jener Männer suchte, die ich in mein Herz geschlossen hatte. „Das könnt ihr nicht ernst meinen. Das geht nicht gut.“

„Das ist uns bewusst. Wir werden Regeln aufstellen. Die wichtigste Regel ist, dass wir offen zueinander sind, uns sofort sagen, wenn uns was nicht passt, um Missverständnisse und Eifersucht von vornherein zu unterbinden. Wir werden nur zu Dritt unterwegs oder zusammen sein und wenn es aus irgendwelchen Gründen anders läuft, es uns erzählen, wenn wir es mit dem jeweils anderen gemacht haben. Auch wenn wir nur mit ihm zusammen waren, ausgehen oder was auch immer. Der Dritte muss es gleich erfahren.“

„Wir haben es vorhin gemacht“, warf Leo ein, rutschte von der Lehne auf das Sofa neben mich und machte ein Gesicht, als hätte er eben pure Limetten lutschen müssen. Seine Wangen glühten jedoch. Seine Hände lagen zitternd im Schoß, als müsse er dort etwas verbergen. Tatsächlich folgte mein Blick der Bewegung seiner Hände und verharrte dort für einen Moment.

„Damit haben wir jetzt dich betrogen“, fügte Leo an, den Kopf tief gesenkt.

Ich hätte sauer sein, beide anschreien oder übers Knie legen müssen, doch ich brach stattdessen in schallendes Gelächter aus.

Leo sah verwundert hoch. „Was ist so lustig?“

„Ich könnt euch beide knutschen“, kicherte ich.

„Nicht mit der deutlichen Fahne“, gab Elias angewidert von sich. „Geh unter die kalte Dusche und putz dir die Zähne, dann kannst du deinem Drang freien Lauf lassen.“

Ich sprang prompt auf die Beine, riss mir im Laufen die Klamotten vom Leib und ließ mir ein paar Minuten lang eiskaltes Wasser über den Körper rieseln, während ich mir gründlich die Zähne schrubbte. Noch tropfnass und mit dem Handtuch um den Hüften kehrte ich zurück.

„Ich liebe euch“, sagte ich, als ich Elias und Leo nebeneinander auf dem Sofa sitzen sah wie Hühner auf einer Stange.

Leos Augen weiteten sich, als ich halbnackt eintrat. Auch Elias hob anerkennend die Augenbrauen hoch. Es hätte sicher nicht viel gefehlt und beide hätten ihre Kleidung fallen lassen. Etwas hielt sie jedoch noch davon ab.

Mit klopfendem Herzen sank ich vor den beiden auf die Knie und legte jedem eine Hand auf das Knie.

„Ich muss mich bei euch beiden entschuldigen. Ich habe mich in in euch beide verliebt und hätte niemals den einen zugunsten des anderen aufgegeben.“

Elias legte seine Hand auf die meine und drückte kurz. „Ich habe keine Ahnung, worauf ich mich da einlasse“, gestand er, „und ich bin mir sicher, dass es uns alle drei vor große Herausforderung stellt. Aber ich liebe es jetzt schon, Leo diese niedlichen Geräusche zu entlocken, wenn er kommt.“ Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht.

„Ich hab jetzt zwei Hengste“, bemerkte Leo trocken. Er schien der Sache noch am wenigsten zu trauen, zeigte jedoch Mut und schob trotzig sein Kinn vor. Auf seiner Wange kullerte eine Träne herab und bildete am Kinn einen glitzernden Tropfen. Ich beugte mich vor, nahm die Träne auf meine Zungenspitze und küsste dann die Stelle, von der ich den Tropfen geraubt hatte.

„Es wird Zeit, dass ich dir das sage, Leo“, flüsterte ich nahe an seinem Mund. „Ich liebe dich.“

Ein Lächeln erschien. Es war noch zaghaft und zweifelnd, doch als ich ihm die Zunge in den Mund schob, entspannte er sich erkennbar. Seine Arme schlangen sich endlich um meinen Hals. Er zog mich an sich, schien mich erdrücken zu wollen. Ich gab ein ächzendes Geräusch von mir, als er mir die Luft abschnitt.

„Stopp!“, rief Elias und trennte uns. „Ich muss schlafen. Morgen hab ich einen wichtigen Termin. Also werden wir uns jetzt schleunigst ins Schlafzimmer verziehen, Sören vögelt uns beide und dann pennen wir zusammen ein.“

Ich kicherte haltlos, hievte mich auf die Beine, nahm jeweils einen der Männer an eine Hand und führte sie in mein Schlafzimmer. Leo stand noch etwas unbeholfen herum, während Elias sich seiner Sachen entledigte. Ich half Leo, zog ihm das gelbe Shirt über den Kopf und naschte an seinen Nippeln, worauf er leise seufzte.

„Ich liebe dich auch“, raunte Leo. Die Tränen standen ihm schon wieder in den Augen.

„Ich weiß.“ Unsere Lippen fanden sich. Zeitgleich öffnete ich seine Hose und schob sie über seine schmale Hüfte, nur um gleich seinen Hintern in Besitz zu nehmen. Dann hob ich ihn einfach hoch. Leo stieg aus seiner Hose, streifte rasch die Schuhe von den Füßen und schlang seine Beine um meine Taille, um sich zum Bett tragen zu lassen, wo ich ihn sanft niederbettete.

„Das Pflanzdingens hab ich längst weggeworfen“, gestand ich ihm.

„Schade. Ich hätte es gerne mal ausprobiert“, maulte Elias, vergriff sich in meinem Haar und zog mich zu einem Kuss an sich heran.

„Dann besorgen wir uns ein eigenes.“

„Auch für mich?“, fragte Leo besorgt.

„Auch für dich“, versicherte ich ihm, „sofern du willst.“

Leos Blick wechselte von Elias zu mir. Dann nickte er zaghaft, war sich offenbar seiner eigenen Courage nicht sicher.

„Nur wenn du willst“, versicherte ihm noch einmal ausdrücklich. Elias drückte mir ein Kondom in die Hand. Leo spreizte bereitwillig die Beine und hob sein Becken an. Man konnte ihm förmlich ansehen, dass er nur darauf brannte, von mir genommen zu werden.

Doch ich stülpte das Latexröllchen nicht über meinen Schwanz, sondern über den von Elias, tropfte reichlich Gel drauf und schob ihn zwischen Leos Beine. Mit einem weiteren Kondom bewaffnet, drängte ich mich in Elias, nachdem ich meinen Finger ein paar Mal über seinen Anus kreisen ließ, um ihn zu lockern. Beide Männer stöhnten auf, als ich sie aufeinander drückte. Ich gab den Takt an, schob mit jedem harten Stoß Elias in Leo hinein. Auf diese Weise vögelte ich beide gleichzeitig. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Mein Herz quoll über. Pures Glück sprudelte durch meine Adern. Ich grinste sicher während des ganzen Aktes wie ein Regenbogenpferd. Aber das war mir egal. Ich hatte meine beiden Männer wieder.

Und was soll ich sagen … Es funktioniert irgendwie. Hin und wieder gab es Zoff, wie in jeder Beziehung auch, aber wir hatten uns abgesprochen, über alles zu reden und so schafften wir Unstimmigkeiten gleich wieder aus dem Weg. Leo und Elias verstanden sich prächtig und konnten sich in so manchen Gesprächen verlieren. Elias gelang es auch, Leo dazu zu bewegen, sich an der Uni einzuschreiben. Er wusste zwar noch nicht genau, was er studieren wollte, aber an irgendwas würde er schon seinen Spaß finden und es intensivieren. Elias schaffte seinen Master und erhielt einen gut bezahlten Job. Nur ein Jahr nach unserer Zusammenkunft zogen wir zusammen. Unser Schlafzimmer bestand aus einem breiten Ehebett, auf welchem wir uns zu dritt vergnügten und ein Einzelbett, das Leo allein gehörte, denn es war nahezu unmöglich Schlaf zu finden, wenn der zappelige Kerl zwischen uns schlief.

Elias’ Mutter besuchten wir zu dritt. Ihr fiel fast die Kinnlade herunter, als sie uns sah, Hand in Hand in Hand.

Einen Plug hab ich nicht mehr besorgt, denn wir waren uns ohne darüber zu diskutieren einig geworden, dass wir auf solches Spielzeug verzichten konnten. Obwohl ich es niemals für möglich gehalten hätte, gelang es Elias und mir sogar, Leo zu überfordern. Es gab durchaus Tage, an welchem er unruhig auf dem Stuhl hin und her rutschte und eine Einladung zum vögeln ablehnte. Wir schauten auch ab und zu einen Schwulenporno an, um uns anzutörnen – nicht dass wir so was nötig hätten. Wir brauchten uns nur anzusehen und wir wurden scharf aufeinander. Leo fand die Filme weder anregend noch lustig und machte es lieber selbst, anstatt es sich auf der Mattscheibe anzusehen. Woran er allerdings einen Gefallen fand, war der Club. Er liebte es, sich zur Musik zu bewegen, bestand aber darauf, dass wir ihn vor all den Lüstlingen beschützten – was wir natürlich taten. Leo gehörte uns und niemand kam an ihn heran. So wie Elias Leo und mir gehörte und ich Elias und Leo.

Es erstaunte mich jeden Tag aufs Neue, wie leicht es war, eine Dreierbeziehung zu führen. Jeder, der uns näher kennenlernte, schien regelrecht darauf zu warten, dass uns der Keil der Eifersucht auseinander trieb. Doch es hielt. Vielleicht weil wir begannen, manches wie Leo zu sehen, frei von Zwängen, nur das tun, was Spaß machte und alles losließ, was uns nicht guttat, wir mit einem Lächeln durch das Leben oder einfach nur durch die Wohnung tanzten, uns hin und wieder in quietschbunte Sachen hüllten und mit neugierigen Augen durch die Welt gingen.

Die Leichtigkeit des Seins.




5

Kann ein 24jähriger – wohlgemerkt männlicher – Twink seine Tage kriegen?

Ihr wisst schon, was ich meine: Das was Frauen alle vier Wochen mit einer Wärmflasche auf dem Bauch aufs Sofa bannte und sie extrem launisch werden ließ. Jetzt denkt euch die Wärmflasche und die blutige Angelegenheit weg, aber der Rest bleibt. Leo war seit ein paar Tagen zum an die Wand klatschen. Nichts konnte man ihm recht machen. An allem hatte er was zum rummeckern. Entweder ließen wir ihm angeblich nichts mehr vom Brot übrig, oder wir gönnten ihm seine Fernsehserien nicht, weil wir, gelangweilt vom Programm, begannen, uns über alles mögliche zu unterhalten. Elias und ich flüchteten deswegen oft aus der gemeinsamen Wohnung, zum Baumarkt, um Farbe für das Wohnzimmer oder die Küche oder das Bad zu kaufen oder auch was anderes, nur weg. Es war nicht zum Aushalten.

Dass es nicht einfach werden würde, war uns sicher allen dreien klar. Aber dass Leo offenbar schon nach zwei Wochen einen Lagerkoller bekommen würde, hätten wir nicht gedacht. Wir waren zusammengezogen, in einer großzügigen Fünf-Zimmer-Wohnung mit Terrasse und kleinem Garten. Jeder hatte seinen eigenen kleinen Bereich, in das er sich zurückziehen konnte, wenn er die Schnauze von allem voll hatte. Die gemeinsamen Räume, wie das große Schlafzimmer, das Wohn- und Esszimmer und die Küche suchten wir gemeinsam aus und gestalteten es nach Möglichkeit neutral. Wenn man unsere jeweiligen persönlichen Buden ansah, bekam man eine gute Vorstellung davon, was Neutral bedeutete. Elias’ Zimmer war schlicht, einfach, zweckmäßig und fast schon steril. Er hatte sich ein Büro eingerichtet, in welchem er arbeiten konnte. Meines glich in etwa meiner alten Wohnung: ein klein wenig vernachlässigt, mit den alten Möbeln und mit wenig Schmuck oder Erinnerungsstücken aus meiner Vergangenheit. Auf Staubfänger stand ich nicht. Ich fand es trotzdem gemütlich, obwohl Elias immer sagte, dass es proletenhaft aussah – wie auch immer er das gemeint haben möge. Leos Zimmer war ein gut durchdachtes, sorgsam bestücktes, buntes, kreatives, wildes Chaos, bei dem man kaum die Tür aufmachen konnte, ohne etwas zur Seite schieben zu müssen. Er hatte den gesamten Bestand seines kleinen Appartements in dieses 15 Quadratmeter große Zimmer gequetscht. Er wollte sich von nichts trennen. Dass er darin noch atmen konnte, war uns beiden schleierhaft. Aber wir ließen ihm seinen Willen. Es war sein ganz persönlicher Bereich, in welchen er seit ein paar Tagen immer öfter verschwand, wenn er sauer war.

Schon früher hatte mich seine ganz besondere Art genervt. Doch spätestens nach zwei Tagen hatte ich es wieder vergessen und ihn von der Arbeit abgeholt. Doch hier konnten wir keine ein oder zwei Tage Pause machen. Wir hockten aufeinander wie Glucken und mussten unsere Launen genauso ertragen wie Glücksmomente. Wobei letztere wesentlich leichter zu ertragen waren. Elias kam mit ihm besser zurecht als ich. Während er ihn dann einfach in den Arm nahm und streichelte und küsste, bis er schnurrte wie ein Kätzchen, flüchtete ich aufs Klo oder nach draußen. Meine Art war es, die Dinge erst mal wirken zu lassen, zu überlegen, ob und wie man sie lösten konnte und dann über eine mögliche Ausführung des Lösungsweges nachzudenken. Bis ich zum Nenner kam, hatte Elias das Übel bei der Wurzel gepackt und einfach herausgerissen – in Form eines klärenden Gespräches oder einer Umarmung. Wäre er damals nicht schnurstracks zu Leo gelaufen, um die Sache zu klären, als ich beide so schroff einander vorgestellt hatte, wären wir jetzt nicht zusammen.

Es wurde immer schlimmer mit Leo. Irgendwann kam er gar nicht mehr aus seinem Zimmer raus und auch die gemeinsamen Stunden im Bett wurden zur Pflichtkür. Irgendetwas beschäftigte ihn. War es ihm doch zu viel, mit zwei Hengsten zusammenzuleben? Waren wir zu unterschiedlich, um Harmonie entstehen zu lassen?

Ich hatte eigentlich gedacht, dass wir uns prima ergänzten. Leo brachte die Fröhlichkeit in die Bude, Elias die Besonnenheit und die Vernunft und ich …

Ich überlegte fieberhaft, welche Qualitäten, außer meinem Prachtschwanz ich mit in diese Beziehung brachte. Ich war der Grund, warum wir zusammen waren, da ich mich in beide Kerle verliebt hatte. Beim Einzug hatte ich mich um den Elektrokram und die Verkabelung des wohnungsinternen Netzwerkes gekümmert, damit man in jedem Zimmer Fernsehen und surfen konnte, was für allem für Elias und seine Arbeit wichtig war. Die Kaution für die Wohnung hatte ich entrichtet, wobei es mir absolut nicht um das Geld ging. Vielleicht war ich der sprichwörtliche Fels in der Brandung, der aber schnell zu einem müden Sandhaufen mutierte, wenn Leo mit seinen Launen loslegte. So manches Mal fragte ich mich wirklich, was die beiden an mir fanden – zumal ich sie damals ziemlich hart und schmerzhaft vor den Kopf gestoßen hatte.

Leo zeterte mal wieder in einem fort. Elias und ich sahen uns ratlos an, begriffen nicht, was ihn diesmal auf die Palme brachte. In einem Satz ging es darum, dass die Uni auf den Toiletten Papierhandtücher hatte, anstatt einem Spender für wiederverwendbare Stoffhandtücher – keine Ahnung, wie diese Dinger hießen, bei denen man die zerknitterten und vom Vorgänger durchnässten und beschmutzten Handtuchbahnen anfassen und sich neue herausziehen musste. Ich wäre froh gewesen, über Wegwerfpapierhandtücher. Nicht so Leo. Im nächsten Satz wetterte er über den unmöglichen Fahrplan der öffentlichen Verkehrsmittel, die ihn dazu zwangen, eine halbe Stunde auf den Hauptbahnhof auf den Bus warten zu müssen, der ihn nach Hause bringen konnte – Leo hatte keinen Führerschein und demnach kein Auto. Im übernächsten Satz beschwerte er sich über eine Bemerkung, die er in den gestrigen Nachrichten aufgeschnappt hatte. Er lief wie ein aufgescheuchtes Hühnchen im Esszimmer hin und her, warf die Hände in die Luft und rasselte seine Schimpftirade wie ein reisender Wasserfall herunter. Ich zog die Augenbrauen hoch, suchte in Elias’ ebenso verwirrten Blick nach Antworten. Doch wir kamen auf keinen Nenner. Entweder kam der 24jährige endlich in die Pubertät, obwohl er längst die Pickelzeiten längst hinter sich hatte. Oder wir gingen ihm schon nach zwei Wochen auf den Keks.

Irgendwann ergriff Elias die Initiative, schnappte sich den kleinen Gewitterzwerg und riss ihn sich an den Leib.

„Hey, hallo! Komm runter!“, flötete er ihm sanft ins Ohr.

Leo wehrte sich zunächst, gab aber bald nach und schmiegte sich an die Brust. Für einen Moment dachte ich, dass er genau auf seine solche Reaktion gewartet hatte. Aber wahrscheinlich wurde ihm endlich bewusst, wie kindisch er sich benahm.

Streicheleinheiten und Aufmerksamkeit bekam er doch genug. Wir konnten alle drei nicht die Finger voneinander lassen, kuschelten, streichelten und knutschten wann immer es möglich war. Wir hockten abends zusammen auf dem Sofa, eng aneinander gekuschelt, manchmal lag Leo quer über unsere Schenkel und ließ sich von uns verwöhnen. Als er sich beinahe sehnsüchtig an Elias’ Brust schmiegte, wurde ich den Eindruck nicht los, dass es ihm nicht genug war.

Erst als sich der aufgedrehte Kerl entspannte, ließ Elias ihn los und setzte ihn auf einen Stuhl, schob seinen Hintern auf den Tisch vor ihm und blickte ihn streng an.

„Was ist los?“, verlangte er zu wissen. Sein Blick verriet deutlich, dass er nicht die Themen aus den eben erläuterten Tiraden meinte.

„Nichts“, gab Leo kleinlaut von sich. Seine Lippen wurden bleich. Er kniff sie zusammen und ließ den Kopf hängen.

Elias legte ein paar Fingerspitzen am Kinn an, hob es hoch und zwang ihn dazu, ihn anzusehen.

„Warum dann dieser Aufstand? Du bist seit Tagen unausstehlich. Dich zwickt irgendwas. Lass es raus!“

Leos Blick wanderte für einen Moment zu mir, bevor er zu Elias zurückkehrte. Was auch immer es war, es hatte etwas mit mir zu tun, doch Leo wollte es nicht sagen.

Elias ließ ihn los und erhob sich. Ich setzte mich in Bewegung, war mit wenigen Schritten bei ihm, schnappte mir seine Hand und zog ihn einfach mit mir fort. Leo sträubte sich erst, schien die Unterredung nicht führen zu wollen. Ich packte ihn einfach unter meinen Arm und schleppte ihn ins Schlafzimmer. Wenn ich eines von Elias gelernt hatte, dann dies, dass man solche Sachen sofort klären musste. Er hätte mich vermutlich quer durch die Wohnung gescheucht, wenn ich bei meiner gewohnten Art geblieben wäre, die Dinge erst einmal in Ruhe zu überdenken.

Leo rutschte höher auf das breite Doppelbett, zog die Beine an und umschlang sie mit seinen Armen. Ich setzte mich zu ihm und blickte ihn scharf an.

„Raus damit!“, verlangte ich. „Was hast du für ein Problem?“

Er antwortete nicht sofort, wusste aber, dass er mir nicht auskommen würde. Wir hatten vereinbart, alle Unstimmigkeiten offen zu legen und nichts zu verschweigen. Mein eigener Fehler schwebte noch immer wie eine Gewitterwolke in meinen Erinnerungen und quälte mich dann und wann. Leo und Elias hatten nichts mehr weiter auf meinen Verrat an ihnen gesagt, dennoch wusste ich, dass dieses Thema nicht beseitigt worden war, allenfalls eine dicke Schicht Gras drübergewachsen.

Leo beäugte mich. Sein Blick ging an mir rauf und runter. Es wunderte mich wirklich, dass er sich auf einmal zugeknöpft gab oder sich nicht traute, sein Anliegen darzustellen.

„Leonhard!“, sagte ich, jede Silbe seines Namens betont. Er mochte es nicht, so genannt zu werden. Wie erwartet atmete er hörbar ein und blickte mich trotzig an.

„Ich hab Angst“, gestand er schließlich.

„Wovor?“

Er knabberte an seiner Unterlippe. Sein Blick wagte es nicht, sich mit meinem zu treffen. „Ich seh dich und Elias“, begann er. „Ihr seid so ganz anders als zu mir. Du bist ganz anders zu ihm, als zu mir.“

Ich zog die Stirn kraus. „Wie meinst du das?“

Leo zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Es ist anders. Wenn du und Elias … da sieht man die Liebe in euren Augen …“

Überraschung machte sich in mir breit. „Mit dir nicht?“

„Ich weiß nicht …“, druckste er herum. „Ich habe Angst, dass ich dir nicht genug bin. Dass du mich nicht mehr willst …“

„Unsinn!“, rief ich sofort entrüstet. Doch plötzlich erkannte ich, was er mir sagen wollte. Ich schnaufte laut durch, wischte mit der Handfläche über mein Gesicht und sammelte mich für einen Moment. Es war tatsächlich ein Unterschied, ob ich mit Elias zusammen war und wir aneinanderkuschelten, oder mit Leo.

Elias war die Ruhe selbst, während Leo nicht stillsitzen konnte. Es war fast unmöglich, mit ihm einfach nur zusammenzuliegen, die Ruhe zu genießen und den Atem zu lauschen. Leo war ständig in Bewegung. Diese Unruhe stachelte mich ebenfalls an und animierte mich dazu, ebenfalls in Aktion zu bleiben. Der Endeffekt davon war, dass wir kaum streichelten oder einfach hemmungslos knutschten. Dass wir uns nicht einfach in die Augen sehen oder Händchen haltend den Sonnenuntergang vor unserer Terrasse verfolgen konnten. Leo saß zwar dabei, spielte jedoch immer mit irgendwas rum. Meist trommelte er mit den Fingerspitzen auf seinen Schenkeln oder summte vor sich hin. Er hielt es nie länger als ein paar Minuten an einem Platz aus.

Ich streckte den Arm aus. Leo kuschelte sich wie selbstverständlich an mich. Ich zog ihn heran und drückte ihn an meine Brust.

„Du bist ganz anders als Elias“, erklärte ich leise. „Bei ihm kann ich mich fallen lassen, den harten Mann einfach zur Seite schieben und an gar nichts denken. Bei dir habe ich ständig das Gefühl, dich beschützen zu müssen. Ob es daran liegt, dass du der kleinste und jüngste von uns bist, weiß ich nicht. Aber ich bin ständig in Alarmbereitschaft, befürchte, dass jemand kommt, dich mir wegzunehmen. Es ist schwer, alles wegzuschieben mich nur auf dich zu konzentrieren, wenn mich deine Unruhe ansteckt.“

„Ich bin unruhig?“

„Und wie?“

„Darf ich deswegen nicht bei euch im Bett schlafen?“

„Das haben wir doch schon erklärt. Weder Elias noch ich stehen auf Tritte ins Kreuz oder Schläge ins Gesicht, wenn wir am nächsten Morgen ausgeschlafen sein müssen.“

„Das ist keine Absicht.“

„Das wissen wir. Aber es raubt uns den Schlaf und bevor wir dich deswegen anmotzen, hast du dein eigenes Bett bekommen.“

Leo drehte kurz den Kopf zur Seite, dort wo das Einzelbett stand.

„Wenn du willst, ziehen wir es näher an unseres heran.“

Das besänftigte ihn ein wenig. Doch die Sorgenfalten zwischen seinen Augenbrauen waren noch immer nicht verschwunden.

„Ich weiß nicht, warum ich so bin“, sagte er mit einem erkennbaren Hauch von Trauer. „Ich bin schon immer so.“ Er schniefte leise. „Mein Vater sagte immer zu mir, dass ich dumm sei und zu nichts nütze. Er schimpfte immer mit mir, wenn ich was nicht verstanden hatte oder was nicht wusste. Er schlug mich und sperrte mich in mein Zimmer.“

Eiseskälte befiel mich. Gleichzeitig keimte ein sehr hässlicher Gedanke in mir auf. Leo hatte bisher von seiner „Vorzeit“ oder der Kindheit nie viel erzählt. „Hat er dir was getan …? Ich meine …?“

Leo schüttelte leicht den Kopf. „Nein, er hat mich nicht angefasst … außer, wenn er mir eine gescheuert oder mich gegen die Wand geworfen hat. Oder am Kragen gepackt und in mein Zimmer geschleppt. Ich war für ihn ein Versager und er schrie es mir bei jeder Gelegenheit ins Gesicht. Er schämt sich für mich.“

„Weil du schwul bist?“

„Nein, weil ich anders bin. Er weiß nicht, dass ich schwul bin. Ich hab’s ihm nie gesagt. Er sagte, ich bin geistig zurückgeblieben, doch das stimmt nicht. Ich hatte in der Schule fast nur Einser und mein IQ ist überdurchschnittlich, bei 120 oder so. Ich weiß es nicht mehr. Ich bin kein Versager. Du hast auch etwas ähnliches zu mir gesagt, ob ich von einem anderen Planeten sei oder warum ich dieses oder jenes nicht kennen würde, wo es doch alle wissen. Mir gefallen nur manche Dinge nicht und machen auch keinen Spaß. Ich weiß auch nicht, warum das so ist.“ Er schniefte etwas lauter. Seine Stimme wurde brüchig. „Ich finde einfach keinen Gefallen an Schwulenpornos. Ich finde das eklig, wie die so rummachen und sich gegenseitig ablecken.“

„Du machst das bei mir doch auch.“

„Ja, aber dich mag ich. Und Elias auch. Ihr schmeckt beide gut. Aber wenn ich mir das im Fernsehen ansehen muss, weiß ich nicht, wie die schmecken und dann finde ich das eklig.“

Ich verkniff mir ein Schmunzeln. Das war eine sehr triftige Erklärung, die ich nachvollziehen konnte. Ich würde ihn nicht mehr dazu drängen, einen Porno mit uns anzusehen.

„Und deine Mutter?“, wollte ich wissen.

Leo schniefte. „Die hat keine Zeit für so was.“

„Mit so was meinst du ihren Sohn?“

„Mit so was meine ich alles. Sie ist Chemikerin und leitet das Labor eines großen Konzerns. Deswegen ist sie ständig unterwegs. Mein Vater hat sich um uns gekümmert … um meine großen Brüder und mich. Als ich 18 geworden bin und das Abi hatte, bin ich einfach ausgezogen. Mein Vater hat mir sogar noch den Koffer rausgetragen. Seither habe ich nichts mehr von ihm gehört, auch von meinen Brüdern nicht. Von meiner Mutter bekomme ich zu jedem Geburtstag und Weihnachten einen Scheck.“

Ich zog ihn näher an mich heran, streichelte zärtlich über seinen Rücken und setzte meine Lippen auf den Scheitel. Ich brachte es nicht mehr fertig, sie zu lösen, als ich das Zittern spürte, das durch seinen Körper ging.

„Wenn ich Elias und dich sehe …“, fuhr er fort und schniefte.

„Du hast keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Wir lieben dich.“

„Ich bin nicht eifersüchtig, sondern neidisch.“

„Neidisch?“

Leo hob den Kopf an und suchte meinen Blick. „Ich will das auch“, sagte er. „Ich will, dass du mich einfach hältst und mich ansiehst, so wie du Elias ansiehst.“

„Und wie sehe ich ihn an?“ Ich war redlich bemüht es ihm recht zu machen, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Doch ich war mir nicht sicher gewesen, Elias anders anzusehen, als Leo.

„Verliebt!“

„Dich sehe ich auch verliebt an.“

„Nein, tust du nicht.“

Ich atmete tief ein und schloss für einen Moment die Augen. „Okay“, sagte ich schließlich und bemerkte erst in diesem Augenblick, dass Leo die ganze Zeit fast bewegungslos in meinen Armen gelegen hatte. Vielleicht lag es daran, dass ihn der Schmerz aus seiner lieblosen Kindheit noch immer quälte. Und nun, wo er ihn rausgelassen hatte, konnte er die Unruhe bekämpfen. „Komm her!“, sagte ich und zog ihn vollends auf meinen Schoß, legte die Stirn an seine und blickte ihm in die Augen. Er klammerte sich an mich, als befürchtete er, herunterzufallen. Unsere Nasenspitzen berührten sich. Ich streichelte sanft mit meiner über seinen Nasenflügel und hauchte einen Kuss auf die Oberlippe. „Wie tief eine Liebe ist erkennt man nicht an dem Blick, sondern wie es sich im Herzen anfühlt“, sagte ich leise. „Ich kann jedenfalls kaum atmen, wenn du nicht in meiner Nähe bist, weil es in meiner Brust heftig zieht. Ich mag Elias vielleicht anders ansehen als dich, aber deswegen liebe ich dich nicht weniger.“

„Ich will so sein wie du und Elias.“

„Das ist nicht möglich und wäre sehr schade. Ich liebe gerade deine ganz spezielle Art. Auch wenn sie mich manchmal ziemlich nervt, aber ich bin davon überzeugt, dass es mir fehlen wird, wenn es nicht mehr da wäre.“

Unsere Lippen trafen sich scheu. Ich wollte jedoch keinen innigen Kuss, sondern nur eine Streicheleinheit.

„Ich will dich, so wie du bist, mit deinen ganzen verschrobenen Gedanken und deinem unübersichtlichem Chaos. Du bist wie ein frischer Wirbelwind in meinem eingefahrenen Alltagstrott.“ Ich küsste ihn noch einmal sanft auf die Lippen. Seine Augen füllten sich mit Flüssigkeit.

„Ich hab vorhin gesehen, wie du dich an Elias gelehnt hast“, fuhr ich fort. „Und du sitzt nun schon gute fünfzehn Minuten auf meinem Schoß, ohne herumzuhibbeln. Wenn du Nähe willst, dann scheu dich nicht, es zu verlangen.“

„Ich will dich“, sagte er leise.

„Nimm es dir.“ Leo scheute sich sonst auch nicht davor, sich einfach zu nehmen, wonach es ihm war. Dabei handelte es sich jedoch meist um Gegenstände, Getränke, Naschereien oder sogar das eine oder andere Kleidungsstück. Er hatte sich auch noch nie damit zurückgehalten, sexuelle Befriedigung einzufordern. Sein Ficken, ficken, ficken-Liedchen hörten wir beinahe ständig. Warum er mich jetzt nicht wie ein wollüstiges Karnickel anfiel, sondern schüchtern unter seinen Wimpern hervorblinzelte, wunderte mich.

„Ich will es so wie Elias.“

Ich zog die Augenbrauen hoch. Dass es hier Unterschiede gab, war mir klar. Leo stand auf harten, schnellen Sex, Elias mochte kuscheln. Anscheinend hatte unser Kleiner seine Vorlieben geändert. Durch sein Geständnis hatte ich erkannt, dass er in seiner Kindheit kaum Liebe und Zärtlichkeit erfahren hatte und nun bei Elias und mir sah, wie es wirklich ging.

„Okay“, willigte ich ein, zog mein Hemd aus und warf es hinter mich. Er beobachtete mich mit zusammengekniffenen Lippen und hielt die Luft an, als ich ihm sein Shirt über den Kopf zog. Ich konnte noch immer nicht verstehen, dass er sich so quietschbunt kleidete. Meine Finger sträubte sich fast, das neongelbe Teil zu berühren. So warf ich es gleich von mir und beugte mich zu ihm.

Leo hielt zitternd still, sah mich mit erwartungsvoll geweiteten Augen an. Meine Lippen berührten eine Stelle unterhalb seines Ohres. Er zuckte zusammen, als ich dort einen sanften Kuss hauchte und meinen heißen Atem über die Stelle gleiten ließ. Ich konnte die Gänsehaut sehen, die das Prickeln in ihm hervorrief. Er schüttelte sich leicht, unterdrückte den Impuls aber.

Ähnliche Küsse verteilte ich auf dem Weg über die Brust und widmete mich dann seinen Nippeln, die hart und stramm abstanden wie zwei kleine Kiesel. Der Warzenhof hatte sich vor Erregung zusammengezogen. Ich leckte genussvoll darüber, nahm die Nippel abwechselnd zwischen die Zähne und knabberte sanft hinein.

„So?“, sagte ich, als er erneut leicht zusammenfuhr.

Sein „Ja!“, war nur ein Hauch. Er reckte mir seine Brust entgegen, schien weiteres zu fordern.

Mit der Fingerspitze auf dem Brustbein drückte ich ihn rückwärts auf das Bett und küsste mich schließlich tiefer. Sein Bauch hob und senkte sich rasch. Ich bedeckte den Bauch mit Küssen, knabberte an der einen oder anderen Stelle, tauchte mit der Zungenspitze in den Bauchnabel und leckte über die sichtbar hervortretenden Rippen. Leo keuchte vor Atemlosigkeit und Anspannung. Ich bemerkte die Beule, die sich unterhalb des Hosenbundes aufrichtete, ignorierte es jedoch und widmete mich weiterhin in aller Gemütlichkeit und Genuss seinem Oberkörper und seinen Armen. Immer wieder knabberte ich an den Nippeln, küsste seinen Hals, biss sanft in die Ohrläppchen oder leckte an seinem Kinn, das sich mir erwartungsvoll entgegenreckte. Nur hin und wieder ließ ich es zu einem Zusammentreffen unserer Lippen oder unserer Zungen kommen. Schließlich machte ich mich wieder auf den Weg zu tieferen Regionen, küsste und leckte mich über den Bauch zum Hosenbund und schlug meine Zähne in den Stoff, um sanft daran zu rütteln. Leo ächzte, als mein Kinn den harten Penis berührte. Sein Becken ruckte, schien die Geduld zu verlieren. Doch ich wich zurück, nur um gleich wieder zurückzukehren und mit dem Kinn über die Beule zu streichen. Erst als Leo ein gequältes Wimmern von sich gab, machte ich mich am Knopf zu schaffen, drückte ihn langsam durch die Öffnung, zog den Reißverschluss herunter und weitete langsam den Spalt. Darunter trug Leo knallrote Pants, die an ihm so sexy aussahen, wie ich bereits mehrmals erkennen musste. In meiner Erinnerung keimte sein kleiner, runder Hintern auf, wie er heute morgen damit vor mir herumgewackelt war, als er auf dem Weg vom Bad in die Küche marschierte. Ich knurrte leise, schlug meine Zähne in den Gummibund und zog das störende Kleidungsstück unter zuhilfenahme meiner Hände mitsamt Jeans von seinen Hüften. Leo hob das Becken an. Der Ständer wippte tropfend auf seinem Bauch. Ich ignorierte ihn, denn ich wollte mich auch genauso genussvoll um die schmalen Schenkel und die hervorstehenden Hüftknochen kümmern. Leo keuchte fast schon enttäuscht, als ich über die Leiste leckte, die weiche Haut in der Beuge mit sanften Küssen bedachte und dann zu den Beinen überging. Er spreizte bereitwillig seine Knie, gewährte mir einen ganz tiefen Blick in seinen Intimbereich. Mit sanften Küssen näherte ich mich seinen Hoden, nahm sie in den Mund und massierte sie mit der Zungen. Leo keuchte und ächzte vor Erregung. Ich konnte im Augenwinkel sehen, wie sich seine Hände im Laken vergriffen und daran zerrten. Die gläsernen Tropfen, die sich wie Spinnenfäden von der gespannten Eichel auf den Bauch abseilten, bildeten kleine Seen auf dem Bauch. Ich widerstand jedoch der Versuchung, sie aufzulecken. Bald würde noch viel mehr dazukommen.

Leo quietschte und wimmerte vor Anspannung, als ich mich an der Innenseite seiner Schenkel bis zu den Knöcheln vorarbeitete. Seine Beine zitterten, wollten sich hin und wieder entziehen. Doch ich hielt sie fest, knabberte an jedem einzelnen Zeh und ließ meine Zunge über den Rist gleiten.

„Sören!“, keuchte Leo, als mich wieder nach oben geschoben hatte, meinen Weg mit Küssen und Knabbern begleitet, jedoch die Körpermitte ignorierte. „Ich platze gleich.“

„Ich weiß“, raunte ich, beugte mich über ihn, jedoch ohne ihn zu berühren und küsste ihn auf den Mund. „Du wolltest es wie Elias.“

Leos Augen wurden groß. Er nickte und schien den drohenden Ausbruch niederzukämpfen.

„Entspann dich“, riet ich.

„Es ist so schön.“ Seine Stimme zitterte.

„Es wird noch viel schöner.“ Ich rutschte wieder tiefer, bedeckte Kinn, Hals, Brust und Bauch mit Küssen und Streicheleinheiten meiner Zunge. Leos Schwanz wippte ungeduldig, tropfte wie ein lecker Wasserhahn. Ich hauchte heißen Atem über die prall gespannte Eichel und berührte sie nur hauchzart mit der Zungenspitze.

Er fuhr merklich zusammen und stöhnte laut. Für einen Moment waren auch seine gewohnten spitzen Laute, die mich an ein Meerschweinchen erinnerten, zu hören. Sie gingen jedoch in ein Wimmern über. Leo bog seinen Rücken durch, schien gegen den Orgasmus anzukämpfen und bekam sich einige Augenblicke später in den Griff.

Ich verzog meine Mundwinkel zu einem Schmunzeln. Es war das erste Mal, dass Leo gegen einen Orgasmus ankämpfte, ihn zurückhielt, um es noch länger genießen zu können. Bislang stand für ihn stets das schnelle Vergnügen im Vordergrund. Zurückhaltung hatte er noch nie gekannt. Doch heute schien er sich zusammenzureißen.

Schmunzelnd machte ich weiter, als er sich wieder entspannte, küsste die Leiste und den flachen Bauch und arbeitete mich langsam tiefer, zwischen die Beine und seinem Eingang, den er mir erwartungsvoll entgegenreckte. Ich hatte jedoch nicht vor, in ihn einzudringen, leckte daher nur über den zuckenden Muskel und die zarte Haut an der Innenseite seiner Schenkel. Leo keuchte unentwegt, wimmerte dann und wann und wand sich sichtlich unter meiner Behandlung.

Endlich kam ich wieder höher bis zu seinem Mund und raubte mir einen leidenschaftlichen Zungenkuss.

„Jetzt bist du dran“, raunte ich, packte ihn, ließ mich zur Seite fallen und rollte ihn über mich. Leo schnaufte laut und sah mich mit großen Augen an. Er konnte küssen. Seine Zungenküsse raubten mir den Verstand, aber bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich seine Kuss-Aktivitäten weitgehend auf den Mundbereich oder die Region unterhalb des Gürtels beschränkt.

Erst schien es, als wollte er der Aufforderung Folge leisten und begann, an meinem Hals entlang zu küssen. Doch als er kurz hochsah und sich unsere Blicke fanden, hielt er inne und erwiderte meinen Blick. Seine Augen füllten sich mit Flüssigkeit.

„Was ist?“, wollte ich wissen.

„Jetzt siehst du mich an wie du Elias ansiehst.“

Ich nahm sein Gesicht in beide Hände und zog es an mich heran.

„Ich liebe dich, Leo“, raunte ich an seinen Lippen.

„Ich dich auch, Sören.“ Wir fanden uns zu einem innigen Zungenkuss, ließen unsere Zungen tanzen und eroberten den Mundraum des anderen. Leo entledigte mich meiner Hose mitsamt Socken und Schuhen, setzte sich rittlings auf mich und rieb seinen Unterleib an mir. Unsere Ständer schmiegten sich aneinander, geilten sich gegenseitig auf. Wobei der von Leo ohnehin schon ziemlich hart war und nun auch meinen Bauch einsaute. Ich genoss das Gefühl der warmen Flüssigkeit auf meiner Haut.

„Nimm mich. Ich halte es nicht mehr länger aus“, sagte er, von plötzlicher Ungeduld erfasst und angelte schon nach den Utensilien, die jederzeit griffbereit auf der Ablage über dem Kopfteil lagen. Hastig verpackte er meinen Schwanz in Latex und stülpte seinen Unterleib drüber. Ich stöhnte laut, als mich heiße Enge empfing. Leo hatte sich aufgerichtet, ließ den Kopf in den Nacken fallen und sank langsam auf mir nieder. Vorher hatte es ihm nicht schnell genug gehen können, mich aufzunehmen. Doch jetzt schien er jeden Millimeter zu genießen. Er keuchte und ächzte. Ich konnte spüren, wie er abermals gegen den Orgasmus ankämpfen musste. Sein ganzer Körper bebte, verkrampfte sich. Dadurch rutschte ich etwas langsamer in ihn hinein, konnte es aber selbst kaum noch erwarten. Ich liebte es, wenn er mich ritt. Seine Art, es zu tun war so unbeschreiblich, dass ich kaum Worte dafür fand. Ich fand es einfach nur geil und musste mich selbst zurückhalten, mein Becken ruhig halten und nicht vorzustoßen, um endlich gänzlich in ihm zu sein.

Endlich war ich drin und er begann, sich auf mir zu bewegen. Auf diesen Moment hatte ich gewartet. Die Lust nahm immer mehr von ihm Besitz. In Wellen überrollte es ihn. Sein ganzer Körper war davon eingenommen, bewegte sich im Gleichklang der Wellen, die ihn immer wieder aufs Neue überrollten. Wie er sich nur so auf mir bewegen konnte, war mir schleierhaft. Es war ein Bild für Götter und absolut geil.

Auch Elias liebte es, wie er mir einmal gestanden hatte. Leo schien darin einzigartig zu sein. Wir liebten ihn beide deswegen.

Er keuchte und wimmerte, stöhnte und gab ansatzweise seine gewohnten abgehackten, spitzen Laute von sich. Sein Gesicht war von Lust geprägt. Seine Augen geschlossen. Die Lippen leicht geöffnet. Ich ließ meinen Blick über ihn gleiten, musterte seinen Körper ausgiebig, prägte mir wie so oft jede Einzelheit ein. Im Laufe des Jahres, in welchem wir schon zusammen waren, hatte er sich ein wenig verändert. Der Junge schien zu einem Mann zu werden, vielleicht weil die Liebe in ihm gewachsen war. Der schmächtige Körper hatte begonnen, maskuline Formen anzunehmen. Ob Elias’ gute Küche etwas damit zu tun hatte oder der Umstand, dass er begonnen hatte, mit uns beiden Sport zu treiben, war nicht zu definieren. Jedenfalls hatte er sich merklich verändert. Dass er nun seine Vorlieben geändert hatte und es lieber langsam und voller Genuss haben wollte, war ein weiteres Zeugnis dafür, dass eine Veränderung in ihm vorging. Dass dies nicht von einer Stunde auf die andere hatte erfolgen können, wurde mir in diesem Augenblick klar. Ich hatte es jedoch nicht erkannt. Denn erst jetzt sah ich ihn mit anderen Augen.

Aus Leo war ein Mann geworden.

Ich richtete mich auf, fing ihn ein und raubte mir einen Kuss. Er keuchte auf, als ich dadurch eine Lageveränderung auslöste. Seine Beine rutschten von meiner Seite an meinen Hintern. Dort verschränkte er sie und drückte sich rhythmisch gegen meinen Leib. Ich unterstützte ihn dabei, nahm seine runden Hinterbacken in die Hand und drückte sie simultan seines Taktes an mich. Doch es genügte mir nicht, denn durch diese Lage konnten wir uns kaum bewegen. Ich zog ihn nahe an mich, hielt seinen Hintern fest, hievte mich auf die Knie und ließ Leo langsam rückwärts auf das Laken niedersinken. Er schlang seine Arme um meinen Hals, klammerte sich fest und nahm den Kuss wieder auf, als ich mich auf ihn legte. Er zog seine Knie nah an den Körper heran und keuchte bei jedem Stoß lustvoll auf. Bald hatte ich ihn wieder so weit, dass er seine niedlichen Geräusche machte. Er war kurz davor, sein Sperma zwischen uns zu verspritzen. Doch so einfach wollte ich es ihm nicht machen. Auch ich brauchte nicht mehr lange, bis ich selbst zum Abschuss kommen würde. Ich hatte aber noch nicht genug. Daher verharrte ich, bis unser beider Atem nicht mehr raste.

Unsere Blicke trafen sich, hielten aneinander fest, blickten tief hinter die Stirn des anderen. Leos Augen schwammen in Flüssigkeit. Eine Träne trennte sich aus dem See, der sich am unteren Lid gebildet hatte und kämpfte noch für einen Moment mit den dichten Wimpern, ehe sie sich losreißen konnte. Ich nahm den kleinen, glitzernden Tropfen auf meine Zungenspitze und küsste die Stelle auf seiner Wange, wovon ich ihn geraubt hatte.

Leo keuchte auf. Seine Lippen öffneten sich. Er formte lautlos ein paar Worte, offenbar nicht fähig, sie hörbar werden zu lassen. Ich wusste ohnehin, was er mir sagen wollte. In meinem Herzen fühlte es sich genauso an.

Behutsam nahm ich den Takt wieder auf, zog mich Millimeterweise und gemächlich aus ihm heraus, um mich auf dieselbe Art wieder in ihn zu schieben. Leo bog den Kopf in den Nacken, stöhnte leise und krallte sich in meinem Rücken fest. In meinem Unterleib brannte es lichterloh. Ich konnte den drohenden Ausbruch nicht mehr lange zurückhalten. Am liebsten hätte ich ihn stundenlang gevögelt … nein geliebt. Das, was wir hier praktizierten war kein stupides Vögeln mehr, kein schnelles Rein-und-raus, sondern ein sehr sinnliches Liebesspiel. Es war ein Genießen, Erkunden und Erfahren durch den anderen Körper. Ein Erkennen und Aufnehmen der Gefühle. Ich konnte nicht genug von ihm bekommen, wollte noch tiefer und intensiver in ihm sein. Ich wollte ihn ausfüllen, seinen Unterleib, sein Herz, seine Gefühle und sein Denken. Ich wollte ihm alles von mir geben, mein Herz vor ihm ausbreiten. Was in diesem Moment durch meinen Kopf ging, war nicht wirklich in Worte zu fassen. Es quoll in mir auf wie ein Hefeteig, wie eine Schaumkugel, wie ein eine Cola, in die man ein Mentos geworfen hatte. Es sprudelte über, wollte raus, sich über Leo legen und ihn vollkommen vereinnahmen. Dieses Etwas in mir entriss mir immer wieder die Herrschaft über mich, ließ mich unerbittlich und hart auf Leo einhämmern, bis ich es erkannte und mich wieder zurücknahm. Ich wollte ihm weder wehtun, noch es vorschnell zu Ende bringen.

Leos Laute wurden immer abgehackter. In einem der Momente, wo die Kontrolle über mich restlos verlorenging, bäumte er sich mit einem Schrei unter mir auf, warf sich mir in einer tosenden Lust entgegen. Sein ganzer Körper zuckte und wand sich unter mir. Seine Finger krallten sich schmerzhaft in meinen Rücken. Zwischen uns pulsierte sein Schwanz, spuckte simultan zu seinem Aufbäumen heiße Flüssigkeit zwischen uns. Als sein Ausbruch den Höhepunkt erreicht hatte, ein Punkt, an welchem man seinem eigenen Körper hilflos ausgeliefert war, ein Punkt, dem man mehrere Minuten entgegenfiebert und fast in Panik geriet, weil es einen überschwemmte wie ein verdammter, brennender Tsunami, waren seine gewohnten niedlichen Geräusche hörbar. Ich musste unwillkürlich schmunzeln. Ich liebe dies, hatte ihn in der Vergangenheit oft genau deswegen in die Mangel genommen, um es zu hören. Genau diese Geräusche waren es auch, die mir die Kontrolle über meinen eigenen inneren Tsunami entriss und mich haltlos über die Schwelle warf. Mein Unterleib ging in Flammen auf. Mit ein paar harten Stößen versuchte ich, das Inferno zu löschen, das mich zu verzehren drohte. Es brach aus mir heraus, zuckte und pulsierte und ließ mich in Leos Schrei einfallen.

Lippen fingen die meinen ein. Nass und nach salzigem Schweiß schmeckend. Ich leckte gierig danach, lechzte nach den Mineralien, die ich eben verbraucht hatte, musste meine Reserven auffüllen. Beine schlangen sich um meinen Hintern und drückte mich tief zwischen die Schenkel.

„Mein Hengst!“, flüsterte Leo an meinen Lippen.

Ich überlegte kurz, ob ich ihn Stute nennen sollte, das Gegenstück zum Hengst, doch das erschien mir falsch. Leo war weder eine Stute noch ein schmächtiger Twink. Er war mein Mann – was ich auch ihm zärtlich und atemlos in den Mund hauchte.

Mit dem letzten Pulsieren des Orgasmus schwappte die Erschöpfung über mich und ich ließ mich auf ihm niedersinken. Leo gab ein ächzendes Geräusch von sich, worauf ich seitlich abrutschte und ihn einfach mitnahm, ihn an meine Seite zog. Er kuschelte sich sofort an mich, legte den Kopf auf meine Brust, den Arm über meinen Bauch und klammerte sich mit einem Bein an meinem fest. Mein Atem beruhigte sich nur langsam. Auch Leo keuchte noch vor Atemlosigkeit. Ich konnte seinen rasenden Herzschlag spüren. Wärme erfüllte mich mit jedem Pochen. Ich schloss die Augen und spürte nach der hauchzarten Berührung die an meinem Brustkorb klopfte. Es war einfach zu schön – Leo an meiner Seite, seinen vor Erschöpfung zitternden Leib an meinem und die Nachwehen eines heftigen, aber wunderschönen Ficks in sich wirken zu lassen.

Liebesspiel – kein Fick, verbesserte ich mich. Ich würde Leo nie wieder einfach nur vögeln können. Dafür war er mir zu schade, zu kostbar. Auch wenn wir uns zu einem Quickie in der Küche oder der Dusche einfanden, niemals wieder würde es nur ein einfacher Fick sein.

Meine Gedanken flogen zu den unzähligen Malen, in denen ich ihn einfach genommen, meinen und seinen unersättlichen Trieb abreagiert hatte. Uns beiden war es nur um den Orgasmus gegangen. Doch das war jetzt anders.

Auch jetzt war es anders. Leo lag komplett ruhig neben mir, ohne zu zappeln, ohne mit den Spermaflecken auf meinem Bauch zu spielen, oder gleich aufzuspringen und wie ein Flummi durch das Zimmer zu hüpfen. Vollkommen entspannt hatte er sich an meine Seite geschmiegt und schien den Augenblick zu genießen.

„Ich würde gerne deinen Vater kennenlernen“, brach es plötzlich aus mir heraus, bevor ich den Gedanken bewusst zu fassen bekommen hatte und ihn aufhalten konnte.

Leo zuckte merklich zusammen. Sein Kopf kam hoch. Er sah mich fast schon erschrocken an.

„Um ihm zu sagen, dass er ein hirnverbrannter Vollidiot ist“, beendete ich meinen Satz. „Du bist ein unersetzlicher Schatz und er gehört dafür bestraft, dass er es nicht zu würdigen wusste und dich so schändlich behandelt hat.“

Leos Augen füllten sich erneut mit Tränen. Er rollte sich auf mich und küsste mich sanft und liebevoll auf den Mund. Ich fühlte das Beben in ihm. Sein ganzer Körper schlotterte vor Rührung. Ich umfasste ihn mit den Armen und drückte ihn an mich.

Ein Klopfen ließ uns beide zusammenfahren.

„Braucht ihr Hilfe?“, kam Elias’ Stimme durch die Tür.

„Komm rein!“, rief ich zurück.

Wenig später stand der Dritte im Bunde neben dem Bett, auf seinem Gesicht ein Lächeln, aber auch Tadel. „Ihr solltet reden, nicht vögeln.“

„Wir haben nicht gevögelt“, protestierte Leo. Er richtete sich auf, streckte die Hand nach Elias aus und zog ihn an sich. „Sondern uns geliebt.“ Damit sprach er aus, was ich in den letzten Minuten gedacht und praktiziert hatte. Meine Gefühle sprudelten ein weiteres Mal über. Ich zog beide Männer an mich. Wie hatte ich jemals denken können, dass eine Dreierbeziehung unweigerlich zu Problemen führte. Mit den richtigen Partnern und einem lösenden Gespräch oder Liebesspiel war alles zu klären. Es war so leicht, man musste nur sein Herz sprechen lassen.

 

Impressum

Texte: Ashan Delon
Bildmaterialien: Ashan Delon/Pixabay
Lektorat: myself
Tag der Veröffentlichung: 17.06.2015

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