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Inhalt

4 Kaffee und 1 Date

 

 

2 Kurzgeschichten um die Katastrophenkönige

Florian und André

 

Klappentext

Zwei homoerotische Kurzgeschichten um Florian und André. Aber Achtung: Wer diese beiden Geschichten liest, sollte sich klar sein, dass Haftpflicht und Krankenkasse nicht für die Folgeschäden aufkommen.

 

„4 Kaffee und 1 Date“ Wie beinahe jeden Morgen ist Florian wieder einmal zu spät dran. Er hetzt aus seiner Wohnung und prallt unversehens mit einem Mann zusammen, der sich gerade einen Coffee to go gekauft hat. Das wird nicht die letzte Begegnung mit diesem Mann sein.

 

„1 Smoothie, 1 Tür, 1 Klappe, 1 Tisch und 1 Stuhlbein“ Florian und André versuchen es miteinander. Doch selbst die erste Begegnung auf dem Bahnhof verläuft nicht wie geplant.

 

 

 

 

 

Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig.

 

 

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Danke!

 

 

4 Kaffee und 1 Date



Natürlich war ich wieder mal zu spät dran.

Schon mein ganzes Leben stand ich mit der Zeit auf Kriegsfuß. Ich konnte mich an keinen einzigen Augenblick erinnern, an dem ich nicht mindestens fünf Minuten zu spät dran war. Da halfen all die vielen Wecker nichts, die ich mir jeden Abend stellte – ich verschlief regelmäßig, mir kam etwas dazwischen, ich wurde aufgehalten oder mir passierte ein Missgeschick.

So wie heute Morgen.

Ich brauchte ungefähr zehn Minuten zur Bushaltestelle. In acht Minuten würde der 210er dort einfahren. Ich musste mich demnach ziemlich sputen, wenn ich ihn noch erreichen wollte, denn sonst würde ich, wie jeden Morgen, zu spät zur Arbeit kommen.

Ausgerechnet heute, wo ich mir – wie jeden Tag – vorgenommen hatte, endlich mal pünktlich zu sein, war ich schon wieder im Verzug.

Also warf ich, in Laufschritt verfallend, die Wohnungstür hinter mir zu, hastete die Treppe hinunter, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, riss die Haustür auf und sprintete im vollen Galopp auf den Bürgersteig vor dem Haus, als meine Hetze unversehens und abrupt gestoppt wurde. Ich prallte hart auf ein Hindernis, das durch den Schwung, den ich mitbrachte, das Gleichgewicht verlor und mitsamt mir und einem kochend heißen Becher Kaffee auf dem Bürgersteig landete.

Natürlich ging der Deckel des Pappbechers auf und der Inhalt ergoss sich nicht nur auf seinen Besitzer, sondern auch auf mich. Frisch aufgebrühter Kaffee tränkte mein Hemd und fraß sich wie Säure in meine Brust. Wir schrien beinahe gleichzeitig auf – ich und der Kerl, den ich umgerannt hatte.

Musste er ausgerechnet jetzt aus dem Café kommen, welches sich direkt unter meiner Wohnung befand?

Ich hob sofort das besudelte Hemd von meiner Brust, damit sich die Flüssigkeit abkühlen konnte und meine Haut nicht noch mehr verbrühte.

Der Kerl, den ich umgerannt hatte, schimpfte wie ein Rohrspatz, warf den leeren Becher von sich und schüttelte den Kaffee von seiner Jacke und seinem Shirt.

„Verflucht noch mal“, keifte er wütend. „Kannst du Arsch denn nicht aufpassen, wo du hinläufst?“

Ich keuchte, denn der Kaffee war ziemlich heiß gewesen und meine Haut brannte. Außerdem war ich in Eile und musste dringend – mehr als dringend – meinen Bus erreichen.

„Sorry“, presste ich hastig hervor. „Ich bin zu spät dran. Es tut mir leid. Aber ich muss los.“ Ich sprang auf die Füße und rannte los. Die Schimpfkanonade des Unglücksraben hinter mich lassend. Dafür hatte ich jetzt keine Zeit.

Vier Minuten.

Für eine Strecke, für die ich in gewohnter Hetze zehn Minuten brauchte. Ich rannte die Straßen entlang so schnell ich konnte, und natürlich verpasste ich ihn. Vom 210er, den ich diesen Morgen unbedingt erreichen wollte und auch im günstigsten Falle erreicht hätte, wenn ich den Kerl vor dem Café nicht umgerannt hätte, sah ich nur noch die Rücklichter.

Wie jeden Morgen.

Verfluchter Mist.

Mit einem Fluch ließ ich mich auf die Bank neben dem Mast mit dem Haltestellenschild sinken, verschränkte die Arme vor der Brust und nahm sie sofort wieder weg. Der verschüttete Kaffee war inzwischen kalt geworden. Es war ein unangenehmes Gefühl auf der Haut und ich erschauderte. Bis zum nächsten Bus blieb mir eine halbe Stunde. Wenn ich mich beeilte, konnte ich noch nach Hause laufen, mich umziehen und wieder zur Bushaltestelle zurückkehren. Ich wusste jedoch, dass ich das trotz allem nicht schaffen würde. Irgendetwas kam immer dazwischen. Das schien mein Schicksal zu sein.

Also blieb ich sitzen, mit dem riesigen Kaffeefleck auf meinem Hemd und wartete auf den nächsten 210er. Zum Glück würde ich mit diesem beschmutzten Hemd nicht den ganzen Tag herumlaufen müssen, denn die Kleiderordnung des Hotels, in dem ich als Kellner im Restaurant arbeitete, verlangte, dass ich die zur Verfügung gestellte Uniform trug. Ich zog mich jeden Tag dort um und musste den Kellnerdress auch in der hoteleigenen Wäscherei waschen lassen. Praktisch für mich, denn das Bügeln von edlen Stoffen gehörte nicht zu meinen Fähigkeiten.

Ich hatte auch wirklich Glück gehabt mit dem Job. Mein Chef drückte stets deutlich sichtbar beide Augen zu, wenn ich ins Restaurant gehetzt kam, wie jeden Morgen eine halbe Stunde zu spät. Dafür musste ich am Abend länger bleiben und aufräumen, eine Strafarbeit, die ich gerne tat, denn immerhin akzeptierte mein Chef seit beinahe zwei Jahren meine tägliche Unpünktlichkeit.

Ich liebte diesen Mann irgendwie. Zwischen uns war eine gewisse Vater-Sohn-Beziehung gewachsen. Er versuchte seit zwei Jahren vergeblich, mich zur Pünktlichkeit zu erziehen. Dafür war ich der Einzige, der mit schwierigen Gästen zurechtkam, der auch im größten Trubel den Überblick behielt und das absolute Chaos zu beherrschen wusste.

Ich war Meister im Improvisieren, vor allem, wenn es hart auf hart kam.

Das praktizierte ich schließlich auch am eigenen Leib, Tag für Tag, wenn ich ständig zu spät dran war.

Dennoch überkam mich jeden Tag aufs Neue das schlechte Gewissen. Ich nahm mir immer wieder vor, endlich pünktlich zu sein, endlich mein Leben zu ändern. Es konnte doch nicht bis an mein Lebensende ständig auf der Kippe stehen. Obwohl ich immer wieder Glück im Unglück hatte, wie bei diesem Job zum Beispiel, musste doch irgendwann zwangsläufig Schluss sein. Irgendwann, eines schönen Tages, musste der vermeintlich unerschöpfliche Vorrat an Idiotenglück doch endlich aufgebraucht sein.

Idiotenglück, so hatte ich es immer genannt, wenn sich etwas im letzten Moment doch noch zu meinem Glück verwandelte. Ein Pechvogel war ich trotz allen Missgeschicken und ungünstigen Umständen wahrlich nicht. Im letzten Moment bog ein schwer beschäftigter Engel alles wieder für mich gerade. Ich sollte ihm wirklich einmal eine herzliche Grußkarte schicken.

Wie vielleicht ebenfalls diesem Kerl, den ich heute umgerannt hatte und dem ich damit sicherlich ordentlich den Tag versaut hatte.

Ich konnte mich gar nicht mehr genau an ihn erinnern. Mir war auch nicht viel Zeit geblieben, ihn genauer anzusehen. Irgendwie groß und dunkel, vielleicht aber auch nicht. Ich konnte nur die dunkle Jacke sehen und etwas, was er auf dem Kopf hatte, eine Mütze oder eine Kapuze – eine Kapuzenjacke, rief mir eine flüchtige Erinnerung jäh in den Sinn. Er hatte eine dieser Sportjacken getragen, die Jogger für

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Ashan Delon
Bildmaterialien: © Ashan Delon © 125181296 Lukiyanova Natalia/frenta www.shutterstock.com © 63523477 Mariyana Misaleva www.shutterstock.com
Tag der Veröffentlichung: 26.11.2014
ISBN: 978-3-7368-5916-6

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