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Epilog


Das Mädchen ist noch klein und zwölf Jahre alt. Ihr hell goldenes Haar ist schulterlang und mit einer blau geflochtenen Strähne verziert. Immer wenn sie lacht, leuchten ihre tief blauen Augen auf, und das macht sie noch kindlicher.
Ihr Bauch ist nicht flach und muskulös wie bei mageren Models.
Ihre kurzen Arme hängen lässig hinunter.
Die kleinen dicklichen Beine mit den schmalen Füßen werden jedem weiblichen Familienmitglied vererbt, sie kann nichts dafür.
Sie trägt ein graues T-Shirt, kurze rote Badeshorts und dunkelblaue Flip Flops.
Auf den ersten Blick sieht sie aus wie ein ganz normales Mädchen in der siebten Klasse, doch das ungewöhnliche an ihr ist nicht nur, dass sie nie in die Schule ging, sondern dass sie wie alle anderen weiblichen in ihrer Familie nun das zweite Oberhaupt in der größten Mordsekte in ganz Europa ist.


Mein Name ist Josephine Devinias, aber alle nennen mich nur Josy. Ich lebe in einer Familie in der es Brauch ist, dass man unserer Sekte, genauer gesagt Mordsekte, beitritt. Unsere Sekte ist eine, in der man einen Mord in Auftrag geben kann, es muss keinen Grund geben. Wir führen nur unseren Job aus und bekommen dafür immer eine bestimmte Summe, je nach Person.
Die männlichen Mitglieder unserer Familie werden mit 16 Jahren immer erstes Oberhaupt und die Weiblichen immer Zweites. Ein Oberhaupt entscheidet immer welcher Auftrag angenommen wird und welcher noch warten muss. Wir führen alles aus, egal welche Risiken es auch gibt.
Ich bin unser weibliches Oberhaupt, obwohl ich erst zwölf bin, weil meine Mum Maria letztes Jahr verstorben ist, bei einem ihrer Einsätze.

Harry Devinias, ist mein Vater und das derzeitige erste Oberhaupt der Sekte. Dave Devinias ist mein großer Bruder und 15 Jahre alt, er wird in einem Monat das neue erste Oberhaupt.
Von den anderen Mitgliedern erfahrt ihr im Laufe des Buches.


Kapitel 1


Ich lief die Treppe runter und bog in den Post Raum ab. Das war ein Raum, indem sich ganz viele kleine Postfächer befanden, in denen die einem zugeordneten Aufträge landeten und von dem Jenigem abgeholt wurden, dessen Fach es war.
Über 100.000de Fächer waren in diesem 200 Quadratmeter großen Raum. Das Fach mit der Nummer zwei war meins und ich hatte gerade eine SMS bekommen, dass ich einen neuen Auftrag hätte.
Ich schloss mein Fach auf und fand darin wieder mal einen unbeschrifteten Umschlag, indem ein Steckbrief des Opfers und ein Check enthalten waren.
Diesmal war es ein:
Roland Singo, 53 Jahre alt…
Und so weiter, 500.000 Euro Belohnung und den Rest fanden unsere Maulwürfe in den Organisationen wie FBI oder CSI heraus.
“Und? Wer diesmal?”, fragte Dave. “Sein Name ist Roland SIngo, er war mein alter Mathelehrer und außerdem ist er der Vater von Sue. Er ist Lehrer an unserer Schule und dreiundfünfzig Jahre alt. Vielleicht mag jemand den Unterricht bei ihm auch nicht.”, antworte ich lächelnd. “Naja, das können wir ja nicht mehr wirklich mehr beurteilen. Wann sind wir das letzte Mal zur Schule gegangen?
Ich weiß es gar nicht mehr. Du?”. “Mh… Nein eigentlich nicht.”, log ich.
Doch ich konnte mich noch sehr gut an diesen Tag erinnern. Meine Mitschüler hassten mich, da ich schon mit fünf Jahren anfing Menschen zu vergiften und mit acht dann schon zu töten. An dem Tag als meine Mutter starb, war mein letzter Schultag, da ich schon am nächsten Tag als neues Oberhaupt dienen musste.
Ein normales Mädchen würde niemals freiwillig die Schule verlassen und sein komplettes Leben auf den Kopf stellen, nie wieder Freunde treffen oder irgendwelchen Hobbys nachgehen. Für mich war das jedoch kein Problem. Ich hasste die Schule und war eh nicht gut darin. Ich hatte keine Freunde und wollte auch keine. Mein Hobby, war und ist immer noch meiner Verpflichtung nach zu gehen und das zu tun zu was ich geboren wurde: Morden.
An meinem letzten Schultag war erst alles wie immer. Bis die Klassenzicke Sue anfing mich zu beleidigen. Normalerweise blendete ich so etwas getrost aus und normalerweise beleidigte mich auch niemals jemand, aber Sue hatte keine Angst vor mir. Und das wurde mir erst an dem Tag schlagartig klar.
Ich hasste Menschen die keine Angst vor mir hatten.
Ich war und bin eine Killermaschine. Jeder auf der Straße wand sich von mir ab, nur weil sie mein Schicksal kannten. Und das finde ich gut so.
In der großen Pause folgte ich ihr ohne einen genauen Plan auf das Mädchenklo. Ich machte die Tür schwungvoll auf und sah sie vor dem Spiegel. Sie bewunderte sich wie eine Königin. Ich hasste sie. So eine arrogante Barbiepuppe. Ja, ich hasste sie.

Ich schaute sie noch ein paar Sekunden an bis ihr mein Blick förmlich das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie guckte mich ängstlich an und wusste, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte.
Der eiskalte Tod lief ihr über den Rücken. Ich konnte sie förmlich schaudern sehen. Sie schaute an mir herunter und blieb nun mit einem starren Blick an meinen Händen hängen.
Sie hatte das Messer entdeckt. Es blitzte kurz silbern auf. Blitzblank geschliffen war die Klinge zwischen meinen Fingern. Das blieb aber nicht so.

Ich machte zwei schnelle Schritte auf sie zu. Abrupt ging sie ein Stück zurück.
Ich hob erbarmungslos mein Messer und redete auf sie mit ruhiger Stimme ein.
“Ganz ruhig. Sue, weißt du warum ich dies tue?”
“Nein, Josy! Das weiß ich nicht. Bitte lass mich gehen! Ich werde auch nie jemandem etwas hiervon erzählen! Sonst wird das ernste Folgen für dich tragen!”
“Ha, Sue. Du bist schon zu weit gegangen. Und Folgen? Nein. Die werde ich nicht haben. Ab Morgen gehört diese Schule wieder dir ganz allein. Vorausgesetzt du liegst nicht in deinem eigenem Grab.
Das wird nur sehr schwierig für mich werden, dich am Leben zu lassen. Ich bin mit dem Morden aufgewachsen, Sue.”
“Aber… du… kannst doch nicht… Was habe ich denn getan?”
“Genug. Mich beleidigt. Ich hasse Menschen, die mich beleidigen.
Du, du bist so einer. Aber dich hasse ich noch vielmehr.
Fünf Jahre lang, Sue, fünf Jahre redest du über mich ohne mich auch nur Ansatzweise zu kennen. Willst du jetzt vielleicht damit anfangen?”
“Aber Josy, ich wollte das doch nicht du bist doch meine aller beste Freu...”
Mehr bekam sie nicht mehr zu sagen, denn mein Messer steckte mindestens zwanzig Zentimeter tief in ihr.
Wieso ich das tat?
Ganz einfach. Sie log.
Woher ich das wusste?
Ich hasste sie. Beobachtete sie. Wartete schon lange sehnsüchtig auf den Moment indem ich ihr langsam den Bauch aufschlitzen und ihr das Herz herausreißen könnte, doch leider… leider redete sie zu viel, dass mir nichts anderes übrig blieb.
Ich hatte nur ausgeholt aus und rammte ihr das Messer vor Wut mitten ins Herz. Ich handelte im Affekt. Ich hatte gespürt wie ich ein paar Knochen durchbrach und ihr lebenswichtiges Organ wortwörtlich begann zu zerfetzen.
Ich wusste genau wie man mit dem Messer umgehen musste, aber vor Aufregung und Aggressivität stach ich einfach nur zu. Sinneslos.

Kapitel 2


Ich drehte mich um und verschwand aus dem Mädchenklo.
Ich überlegte ob ich mit reichlicher Verspätung noch in den Unterricht zurückgehen sollte, oder direkt nach Hause?
Ich entschied mich nach Hause zu gehen.
Morgen würde eh ein neuer tag beginnen und ich würde die Schule hinter mir lassen.

Ich lief runter in unseren Aufenthaltsraum und entdeckte auf dem Sofa meine Freundin Randy Lee. Sie war aus China und unsere Beste Agentin vom FBI. Sie klärte schon mal siebenunddreißig Fälle und das in nur acht Monaten.
Und sie war erst 16. Nun würde man ja eigentlich denken, sie würde zur guten Seite gehören, aber sie fand es faszinierender wie die Täter Pläne machten und diese ausführten. Deshalb wechselte sie vor ein paar Monaten zu uns. Und somit auch auf die dunkle Seite, aber diese, das konnte ich aus eigener Erfahrung sagen, war die spaßigere.

„Hey, Randy! Wie geht’s?”
„Hey, Josy. Gut. Aber mir ist langweilig. Ich habe zurzeit keine neuen Akten. Hast du eine?”
„Ja. Ein Lehrer.”
„Könntest du deinen Dad vielleicht mal fragen, ob ich auch eine Akte bekäme? Egal, wenn es so eine leichte kleine Sache ist. Hauptsache was zu tun.”
„Klar. Wir haben ja eh noch die Akten die nicht so viel Kohle bringen. Willst du eine davon?”
„Ja. Auf jeden Fall.”
Ich wand mich von ihr ab und ging den langen Flur erlag zu dem Büro meines Dads.
„Hey, Dad. Randy lässt fragen, ob noch ein paar der Amateur-Akten da sind?”
„Hey, Josy. Oh, natürlich. Hat sie keine Akte?”
„Nein. Das fand ich ja auch komisch.”
„Okay, nimm dir eine von dem Stapel da hinten. Ich muss jetzt weiter arbeiten Josy. Tut mir leid.”
Ich zog einen Umschlag heraus und legte diesen in das Fach von Randy Lee.

Mit langen Schritten Lief ich die Treppe runter in das Büro der Spione, aus den Organisationen. Ich brauchte Infos zu Roland Singo.
„Hallo, ich brauche Infos zu einem Lehrer am Henriette-Sengers-Gymnasium, 53 Jahre alt und heißt Roland Singo. Hat jemand was?”, fragte ich.
„Hier! Er geht jeden Mittwoch ins Neon-Fitnessstudio in Köln. Hilft das?”, antwortete mir einer der Männer vor den Computern.
„Klar, alles hilft. Danke.”
Ich würde ihn vor, nein, besser in diesem Fitnessstudio „antreffen”.
Draußen standen die Autos jederzeit bereit. Schwarze BMW´s mit getönten Scheiben.
Ich stieg in einen ein und beschrieb dem Fahrer das Ziel. Dann fuhren wir los.

Zehn Minuten später waren wir dann an dem Fitnesscenter.
Mist, ich hatte das Foto vergessen.
Man konnte es jedoch jetzt nicht mehr ändern.
Ich stieg aus und lief auf das Gebäude zu. Die großen Türen schwangen schnell auf.
Da, dahinten pustete er sich beim Gewichtstämmen die Lunge aus dem Leib. Dies war der Erste der mir auffiel, da alle anderen eher weibliche Mitbürger waren, welche sich gerade beim Yoga verbogen.
Ha, wenn er wüsste, dass das gar nicht mehr nötig war. Er würde seine Muskeln sowieso nie gebrauchen können. Niemals mehr.
Ich lief langsam auf ihn zu, doch eine irre nervige Stimme lässt mich aus meinen Gedanken aufschrecken.
„Hallo. Madame. Ich möchte Sie bitten sich erst einmal anzumelden.“ , platzte die Dame an der Rezeption heraus.
„Entschuldigen Sie. Ich bin nur ein Gast. Ich möchte mich nur gerne kurz mit einem Freund unterhalten. Ich darf bitten?“
„Ach so. In Ordnung. Wen darf ich denn bei wem melden?“
„Ein Herr namens Roland Singo. Sagen Sie: Ich bin eine alte Freundin seiner Tochter Sue und hätte eine sehr wichtige Nachricht für ihn. Ich warte.“
Die Dame stand auf und lief schnell zu Roland.
Sie zeigte auf mich und er verzog das Gesicht.
Er sah sehr überrascht aus und auch sehr ängstlich.
Ich lächelte freundlich, doch meine Augen blieben geradeweg auf ihr Ziel gerichtet.
Ein Hauch Adrenalin stürmte, wie immer kurz davor, durch meinen Körper.
Roland stand auf und wischte sich mit dem Handtuch, das um seinen Hals lag, das Gesicht ab.
Er war nicht schlank. Wirklich nicht. Ein sehr runder Bierbauch guckte unter einem weißen Shirt hervor, welches aussah wie ein Unterhemd. Seine viel zu kurzen Shorts bedeckten leider nicht die sehr behaarten Beine. Kurtze graue Haare zierten seinen Kopf, welcher rund und klein war. Eine echt dicke Nase, zwei kleine runde Augen und ein paar sehr schmale Lippen ergaben sein Gesicht. Die Arme und Beine waren ebenfalls behaart. Überall wo man bei ihm hinsah, viele schwarze Haare. Echt, so ein Anblick. Nicht zu ertragen.
Wenn er doch jede Woche ins Fitnessstudio geht, weshalb ist er dann so… fett?
Seine durchgelaufenen Sportschuhe kamen immer näher.
Nur langsam kam er auf mich zu. Wie in Zeitlupe.
Das machte mich völlig wahnsinnig! Am liebsten wäre ich direkt auf ihn zu gerannt und hätte ihm mein Schweitzer Messer sofort ins Herz gesteckt. Doch leider war das nicht möglich.
Ich musste auf den passenden Moment warten.
„Hallo, mein Name ist Roland. Sie wollten mich sprechen?“
„Ja. Ich weiß wie Sie heißen, danke.“
„Ok. Dürfte ich denn vielleicht auch Ihren Namen erfahren?“
„Mein Name ist Josy. Und ich habe wichtige Nachrichten für Sie.“
„Na gut. Wollen wir uns vielleicht zusammensetzten?“
„Ich schlage vor etwas in den Park zu gehen.“

Fünf Minuten später liefen wir am Park entlang.
Nach weiteren fünf dämmerte es schon und da entdeckte ich den perfekten Platz.
Hinter zwei großen Tannen.
Mehr und mehr Adrenalin stürmte schlagartig durch meinen gesamten Körper.
„Nun Sie wollten mit mir reden?“, fragte Roland.
„Ja, das ist richtig. Roland, haben Sie in ihrem Leben schon mal etwas Böses gemacht?“, improvisierte ich. „Nein, nicht dass ich wüsste, wieso?“. „Naja Sie sind Lehrer… An welcher Schule?“.
„Am Henriette-Schöll-Gymnasium.“
„Nun dann müssten Sie mich kennen. Mein Name ist Josy, Josy Devinias. Erinnern Sie sich?“
Er riss seine Augen weit auf und er schien sich an mich zu erinnern…
Noch bevor er irgendetwas sagen oder gar weglaufen konnte, schlug ich ihm mit meiner
Waffe an die Schläfe. Das Blut der Platzwunde spritzte schlagartig auf die dunkle Wiese.
Ich schaute mich um, ob irgendjemand oder irgendetwas auf uns aufmerksam gemacht worden war.
Nichts zu sehn.
Nun gut. Ich schraubte den Schalldämpfer an und setzte meine 9mm Knarre an seinen Kopf.
Er rührte sich nicht.
Drei, Zwei, Adrenalin stürmte durch meine Hände, Eins und ich drückte ab.
Nicht nur einmal, nein, gleich Zehn Mal, Fünfzehn Mal!
Wie besessen presste ich ihm auch noch meine letzte Kugel durch den Schädel.
Nach Zwanzig Minuten konnte ich mich endlich von der Leiche abwenden.
Das gleiche Schicksal wie das seiner Tochter ereilte ihn.
Ich drehte mich um und begab mich auf den Weg zurück zu dem Fitnessstudio, denn dort wartete noch mein Fahrer.
Manche meiner Familienmitglieder fragten mich immer, ob ich irgendwas bei dem Ermorden meist unschuldiger Menschen fühlte. Doch Gefühle waren für mich ein Fremdwort. Ich hatte keine sogenannten „Gefühle“. Ich war eine Maschine. Eine Killermaschine.
Ich erlegte Menschen, weil mir dies aufgetragen wird. Es wird eine Verpflichtung für mich. Ich halte mich an meine Pflichten. Das ist wofür ich lebe.
Nun daher nahm ich nur wahr, als ich mich auf den Rückweg machte, dass ich etwas müde und hungrig war. Ansonsten, nichts.

Kapitel 3


Ich stieg in den BMW ein und sagte dem Fahrer wo ich hin wollte. Er ließ gleich den Motor an.
Nach Zehn Minuten waren wir endlich am Quartier.
Mit langen Schritten schoss ich die Treppen hoch zu meinem Dad.
Meine Akte wollte ich ihm persönlich geben, da ich auch noch nach meinem Bruder fragen wollte.
Ich klopfte an die Tür und machte sie auf.
Mein Vater war nicht in seinem Raum.
Das war ungewöhnlich. Sehr ungewöhnlich.
Ich lief schnell runter in den Aufenthaltsraum.
Niemand, niemand auch nur zu sehen.
Aber in den Computerräumen musste doch jemand sein.
Ich stoß die Tür auf. Niemand!
Wo waren denn nur alle? So eine Situation gab es erst einmal und da war meine Mum gestorben.
Was wohl jetzt passiert war?
Ich wollte gerade wieder heraus gehen, als ich ein leises Schluchzten hörte.
Umso näher ich dem Geräusch kam, desto lauter wurde es.
Ich riss die linke Schranktür des Regals auf. Und tatsächlich. Dort saß eine junge Frau, welche sehr verweinte Augen hatte.
Ich fragte sie: „Hallo, wer sind Sie?“
„Hallo, mein Name ist Linda. Ich arbeite hier als „Csi-Agentin“.“
„Nun gut, Linda. Was ist hier passiert?“
„Es tut mir ja so leid. Ich konnte ja nicht ahnen, dass sie ihre Drohung wahr machen würden!“
„Welche Drohung, wessen Drohung?“
„Das FBI hast uns vor vier Tagen einen Brief geschickt, dass wir keine Aufträge mehr annehmen sollten, wenn wir uns wiedersetzen würden, müssten wir damit rechnen, dass wir angegriffen werden.“, schniefte Linda.
„Okay, also war das hier wohl das FBI. Aber wo ist mein Dad?“
„Sie haben alle mitgenommen und ins Gefängnis geworfen! Deshalb habe ich mich ja auch versteckt!“
„Ach so. Das heißt es gibt nur noch Sie und mich?“
„Nun ja, so schätze ich. Ich weiß nicht ob sich vielleicht noch andere retten konnten.“
„Wir werden jetzt nachsehen gehen, okay?“
Sie nickte und rappelte sich hoch.
Ich zog sie mit nach draußen auf den Flur. Nichts zu hören.
Wir liefen durch das ganze Gebäude.
Dann fiel mir ein, dass die Mitglieder, der Haupt-Familie alle einen Geheimgang für genau solche Situationen hatten. Diese gingen immer genau von dessen Zimmer aus hinunter in den großen Keller.
Ich rannte hastig zu dem Raum meines Bruders. Der Gang fing hinter dem Kleiderschrak an.
„Linda, hilf mir bitte mal den Schrank wegzuschieben!“
Sie gehorchte und schob ihn mit aller Kraft ein Stück zur Seite. Gerade genug um durchzulaufen.
Ich spürte, dass sie sehr aufgeregt war. Genau wie ich.
Ich hatte ein leises Gefühl, dass mein Bruder da Unten war.
„Linda, nimm die Taschenlampe auf dem Schreibtisch mit.“
„Josy, tut mir leid, aber hier ist keine.“
Die muss Dave mitgenommen haben.
„Okay, Linda. Egal, komm!“
Sie eilte herbei und versuchte sich an den Wänden voran zu tasten.
Am liebsten wäre ich gerannt. Besinnungslos auf die Dunkelheit zu gerannt.
Immer weiter tasteten wir uns voran.
Ein langer Weg führte nach unten in die U-Bahngänge von Köln.
Es war ein riesiges Labyrinth, welches unter der ganzen Stadt verlief.
Ich tastete mich vorsichtig weiter. Doch dann, hing mein Fuß auf einmal in der Luft!
Ich erschrak fürchterlich!
Dort ging eine Treppe hinunter zu die U-Bahnschächte.
Linda und ich stiegen die Treppe hinunter.
Langsam fing es an nach Abwässern und Müll zu stinken.
Plötzlich hörte ich einen dumpfen Ruf.
Leise und unverständlich, doch aus einer klaren Richtung.
„Linda, komm mit! Ich habe dahinten etwas gehört!“
„JOSY!!!JOSY!!!“, jammerte eine eindeutig männliche Stimme.
„JOSY!!! Komm hilf mir!!! JOSY!!!“.
Das war ja nicht auszuhalten! Schrecklich!
„JOSY!!!“, hallte es erneut.
Nun war ich mir sicher. Es konnte nur mein Bruder sein.
Ich rannte, so gut es in der Dunkelheit ging, auf die Stimme zu.
Um die Ecke.
Da, da lag tatsächlich Dave auf dem asphaltierten Boden.
Er lag da, mit dem Rücken zu uns.
„Dave!!! Wir sind da! Was ist los? Geht es dir gut?“.
„Josy!!! Josy, ich brauche dich!“.
„Dave, ich bin ja schon da. Was ist passiert?“.
Ich drehte ihn langsam zu mir um, doch was ich dann sah erschrak mich.
Grausam! Jemand hatte ihm in den Bauch gestochen. Ok, das war keine Kunst, doch dieser Täter hatte ihm mit Seinen Stichen das Wort FBI in den Bauch gemeißelt.
Das Blut war überall. Der ganze Boden war mit der rot, klebrigen Flüssigkeit überflutet.
Ich legte ihn schnell wieder auf den Boden und presste ihm meine Jacke auf den Bauch.
Er zuckte vor Schmerz zusammen und hielt sich krampfhaft die Wunden.
Ich versuchte mit einer Bluse weiterhin die Blutung zu stillen.
„Nein, gib mal her. Du machst das ganz falsch. Komm ich mach das.“, sagte Linda, welche ich ehrlich gesagt schon fast vergessen hatte. Doch nun war es wirklich gut, dass sie dabei war. Denn so geschickt wie sie meinem Bruder einen echt guten Verband aus meiner Jacke und Bluse machte, hätte ich das nie hinbekommen.
„Linda, können wir ihn nach oben tragen?“, fragte ich sie hoffnungsvoll.
„Nun ja, wenn sich die Blutung gelegt hat und er sich nicht zu schwach fühlt, dann könnten wir die ersten Meter zurücklegen.“
„Dave, was meinst du? Würdest du das schaffen?“, fragten wir.
„Ja, ich… ich denke schon.“, seufzte er.
Linda und ich setzten ihn auf und stützten ihn unter beiden Armen.
Er verzog schmerzend das Gesicht.
„Geht es?“, fragte Linda.
„Ja.“
Nach circa hundert Metern kam schon die Treppe. Linda ging voraus und hob ihn an den Armen nach oben. Ich hieb seine Beine am Ende seines schlaffen Körpers höher und höher, durch die Luke.
Wieder in Daves Zimmer angekommen, halfen wir ihm noch zu seinem Bett.
„Mir ist…“
Weiter kam er nicht mehr, denn er rollte widerlich mit den Augen und würgte heftig.
Und nochmal er würgte und würgte. Weißer Schleim lief ihm aus seinen Mundwinkeln.
Blut dazwischen. Dave wurde ganz blass. Oh mein Gott? Was war mit ihm los?
Der weiße Schleim spritzte schlagartig aus seinem Mund und er begann zu husten, hyperventilieren, schreien, wie er noch nie zuvor getan hatte. Vor Schmerzen krümmte er sich heftig auf dem Boden.
Nun hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben: Angst. Was war das? Was hatte er?
„LINDA!!! Tu doch etwas!!!“, brüllte ich so laut ich konnte.
Linda guckte Dave mit weiten, immer größer werdenden Augen an und konnte nicht fassen, was sie sah. Wie hypnotisiert. „Dave! Dave! Beruhige dich!“, versuchte ich auf ihn einzureden.
Doch Dave schaffte es nicht mal den Kopf zu heben um mich anzusehen ohne, dass ihm erneut ein Schwall weißer Schleim aus dem Mund lief.
Er zuckte und griff mit seinen Händen verzweifelt in die Luft. Er würgte und es sah aus, als würden ihm gleich seine Augen hinausfallen. Sein explodierender Körper erstarrte mit einem Mal und viel dann zu Boden, wie ein nasser Sack.
Ich rannte zu ihm hin und schrie ihn an: „Dave! Linda? Ist er tot? Was hat er? Oh mein Gott was ist mit ihm passiert?“. Vor Verzweiflung fing ich fast an zu weinen, doch Lindas Stimme ließ mich wieder aufschrecken. „Nein.“, sagte sie nur. „Was nein? Linda was ist passiert?“, schrie ich sie an.
„Nein, er ist nicht tot. Noch nicht.“.
Ich starrte Linda an. „Was soll das heißen?“
„Er ist noch nicht tot.“
„Ja und? Was heißt „noch nicht“?“
„Nun ich glaube er hatte einen Epileptischen- Anfall. Seine Leber und Nieren wurden von fremden Kolibakterien angegriffen, diese Bakterien lassen deine Organe versagen und du wirst sterben. Dave hat also mit einem heftigem Epileptischem- Anfall und Kolibakterien sehr schlechte Chancen.“
„Oh mein Gott! Wie soll das denn passiert sein? Bitte Linda! Hilf ihm! Egal wie. Er darf nicht sterben!“

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Tag der Veröffentlichung: 05.01.2013

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