4.
Mit einem fröhlichen Summen, werkelte Honey in der Küche herum und bereitete guten Mutes das Frühstück vor, während John noch selig auf seiner Couch schlief. Diesmal würden Brötchen- und Kaffeeduft ihn wecken. „Er hat es sich redlich verdient nach der ganzen Mühe und Strapaze die er mit mir hatte“, dachte sie bei sich. Peinlich berührt erinnerte sie sich an ihren gestrigen Gefühlsausbruch, der letzten Endes doch auch etwas Gutes hervorgebracht hatte. Sie würden nun einen groben Plan entwerfen wie alles weitergehen sollte, Informationen und Beweise gegen Dr.Weird sammeln, vor Gericht gehen, dann ihren Vater aus dem Pflegeheim befreien, das heißt sofern er noch lebte was Honey inständig hoffte, und dann würden sie...Hmpf“.
Mitten in Honeys Gedanken und Pläne hinein, griff von hinten eine in einem schwarzen Lederhandschuh steckende, kräftige Hand ihr an Mund und Nase und schnitt ihr grob die Luft ab. „Mhmhmhmm...“, Honey versuchte verzweifelt nach John zu rufen und wehrte sich mit aller Kraft, doch ihr Gegner war ihr um einiges an Stärke und Erfahrung überlegen. Boshaft presste er ihr sein Kinn schmerzhaft in die Schulter und flüsterte ihr dabei mit stinkendem Atem ins Ohr: „Schhhhhh, mein Mäuschen, wir wollen doch nicht den netten Priester wecken. Lass ihn noch ein Weilchen schlummern und wir beide werden währenddessen einen netten Spaziergang machen. Was hältst du davon, hm?“. Honey konnte das eklige Grinsen in seiner Stimme hören, sodass ihr eine kalte Schauer den Rücken hinab lief. Sie wollte ihn treten und beißen, versuchte so viel Lärm wie möglich zu machen, Töpfe und Gläser zu erreichen, mit den Füßen zu stampfen und Stühle umzuschmeißen, doch ihre Versuche blieben erfolglos. Ihr Entführer verdrehte ihre Gelenke so geschickt, dass ihr jegliche Bewegung große Schmerzen bereitete.
„Komm schon Mäuschen sei doch nicht so rebellisch. Man könnte dich ja glatt für eine Verrückte halten“. Er lachte ein widerwärtiges Lachen. „Dr.Weird vermisst dich schon und will dich endlich wieder zuhause haben. Da wo du hingehörst Mäuschen“. Honey schüttelte sich und bemühte sich ein letztes Mal um einen Fluchtversuch. Vergebens. Sie gab ihren Widerstand auf und lies sich zur Tür mitschleifen. Jetzt war also alles aus. Das war ihre Lebensgeschichte. Wie sie Dr.Weird einschätzte, würde er sie nun für immer und ewig in die Klinik einsperren und dort verrotten lassen. Wahrscheinlich würde sie dort auch wirklich verrückt werden, dann hatte es am Ende wenigstens etwas Gutes und Richtiges.
„Lassen Sie Sie auf der Stelle los“, John stand im Türrahmen und sagte dies so gefährlich leise und langsam, dass Honey´s Entführer für einen Moment in der Bewegung erfror. Langsam drehte er sich um und blickte in das kalte Gesicht von John. Er sah nicht gerade sehr gefährlich aus in seiner Pyjamahose, aber unter seinem Blick konnte das Feuer gefrieren.
„Ich bringe nur eine ausgebrochene Verrückte wieder nach Hause.“, antwortete der Entführer unschuldig.
„Sie ist nicht verrückt!“. John krampfte seine geballten Fäuste immer wieder zusammen. Wut bebte in ihm.
„Ach? Hat Sie Ihnen das etwa erzählt? Sie brauchen ihr keinen Glauben schenken das macht Sie immer. Sie wickelt alle um ihren kleinen Finger und nutzt sie dann aus. So ist es doch nicht wahr Mäuschen?“, grinste er sie schadenfroh an.
„Sie ist nicht ihr Mäuschen“. John verlor langsam die Beherrschung. Am liebsten würde er sich auf ihn stürzen, doch dann würde er nur Honey in Gefahr bringen das wusste er. Er musste sich etwas anderes überlegen. Das Gesicht des Entführers nahm einen versteinerten Ausdruck an. Er startete einen erneuten Versuch John auf seine Seite zu ziehen.
„Sie haben doch nicht mehr alle Tassen im Schrank Mister. Ich sage ihnen Sie ist eine Verrückte!“
„Und ich sage Ihnen, lassen Sie Sie los! Sie sehen mir nicht gerade aus wie ein seriöser Krankenpfleger“. John musterte ihn geringschätzig. Ausschließlich schwarze Kleidung zierte den kräftigen Mann. Er trug schwarze Hosen, ein schwarzes T-Shirt das seine stählernen Muskeln zur Geltung brachten, eine schwarze Lederjacke und dazu passende Handschuhe.
„Hauen Sie ab!“, brüllte er John nun an.
Langsam lief John nun auf ihn zu um ihn nervös zu machen. „Wohin denn? Dies ist mein Haus.“ Sagte er ruhig und ein kleines Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. Der Entführer trat mit Honey einen Schritt zurück und prallte gegen die Tür. Unruhig schaute er sich links und rechts nach einem Fluchtweg um. Zwar war John nicht so muskulös gebaut wie er, doch immerhin wies sein Oberkörper auch einiges an Stärke auf. Noch dazu kam, dass er so gelassen wirkte als hätte er schon einen Plan in Sicht und das war es was seinen Gegner am meisten irritierte.
„Bleiben Sie wo Sie sind!“.
John kam noch einen Schritt näher.
„Stehen bleiben hab ich gesagt!“.
Wütend und hektisch wühlte er, den Blick weiterhin auf John gerichtet in seiner Manteltasche herum und zog eine 92er Beretta heraus. Ein erschreckter Laut entfuhr Honey und sie erstarrte in ihrer Bewegung. Der Einbrecher packte sie fester.
„Keinen Schritt weiter!“, schrie er John an und spie ihm dabei lauter kleine Spucketröpfchen ins Gesicht. Sollte John es wagen? Noch einen Schritt und er würde ihn zur Weißglut treiben. Aber so hätte er auch eine größere Chance seinen spontan gefassten Plan zu verwirklichen. Er durfte auch die Waffe nicht außer Acht lassen. So einer gefährlichen Waffe zollte der höchste Respekt, besonders wenn man in der Position der Zielscheibe stand. Es war kein guter Plan, das wusste John, doch einen besseren hatte er nicht auf Lager und so wagte er noch einen Schritt.
„Jetzt reichts!“, schrie der Mann und entsicherte die Waffe. In diesem Moment sprang John die letzten zwei Meter die sie voneinander trennten nach vorne und schnappte sich den Stuhl der neben Honey stand, mit einer rasend schnellen Bewegung hob er ihn in die Luft und...“.
Ein ohrenbetäubender Schuss knallte durch den Raum und lies John einige Schritte rückwärts taumeln. Er griff sich an die Brust, fiel auf die Knie und sackte in sich zusammen auf den Boden. Blut sickerte unter ihm hervor.
"JOHN!!!JOOOOHN!!!", Honey schrie aus Leibeskräften, doch ihr Entführer, schleifte sie aus der Wohnung und packte sie gewaltsam in den Kofferraum seines alten, verrosteten BMW´s.
"Nicht du auch noch John..." flüsterte sie schluchzend und gab sich ihrem Schicksal hin.
Tag der Veröffentlichung: 04.08.2012
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