„Perfect Day“, schrieb ich und kaute am Ende meines Stiftes. Was für ein genialer Titel für mein Lied. Ich schreibe immer Songs und Gedichte wenn ich inspiriert bin und heute war ich offenbar besonders inspiriert.
„Gibt es schon!“, sagte Lucie neben mir.
„Ach ja, wer singt das denn?“
„Tom Beck, der bei Cobra 11 Ben spielt. Obwohl ich finde das er im Schauspierlern besser ist, was andere Leute anscheinend auch finden, denn mit seiner Musik ist er nicht sonderlich erfolgreich“ , antwortete sie schmunzelnd.
„Hm…wusste ich gar nicht. Naja dann..“
„ Ich hoffe doch sehr Grace, dass du nicht nur mit Lucie gequatscht hast und wenigstens meine Frage mitbekommen hast! Komm bitte vor an die Tafel, ich werde es benoten, denn so langsam reicht es mir mit dieser schlechten Disziplin dieser Klasse!“, gab meine absolute Lieblingslehrerin Frau Liesewski sauer von sich. Ironie lässt grüßen!
Ich stand langsam auf, schaute noch einmal zu Lucie, die mir aufmunternd zulächelte und trottete vor an die Tafel.
„ Ich finde es aber ganz schön unfair, dass ich an die Tafel muss, obwohl andere auch sehr oft unruhig sind!“
„Ich habe dich halt gerade erwischt, das hat überhaupt nichts mit Ungerechtigkeit zu tun.“
Es ist ja nicht nur so, dass ich eine richtige Niete in Mathe bin, sondern auch das mich die Liesewski wegen meines älteren Bruders nicht ausstehen kann. Und da sind wir auch wieder bei der Ungerechtigkeit! Nur weil mein Bruder ständig Mist baut, heißt das ja noch lange nicht, dass ich genauso bin.
„ Ein Rechteck ist sieben Komma fünf Zentimeter breit und drei Komma fünf Zentimeter lang“, sagte sie und malte das Rechteck an die Tafel. „Wie lang ist ein Rechteck gleichen Inhalts, das zehn Zentimeter breit ist?“
Woher soll man das denn wissen? Und vor allem-wozu?
Ich weiß nicht wie lange ich ratlos an der Tafel stand und ab und zu das Rechteck und dann die Mitschüler meiner Klasse anschaute. Aber ich war froh als mich Frau Liesewski erlöste.
„ Gut Grace, das sieht dann nach einer Sechs aus. Ich kann dir nur raten dich mehr zu bemühen, sonst könnte es mit deiner Versetzung Schwierigkeiten geben. Und diese Aufgabe war nun wirklich nicht schwer“, sagte sie und deutete auf meinen Platz, dass ich mich wieder setzen durfte.
Gleich darauf meldete sich der Streber unserer Klasse, ging nach vorne und löste die Aufgabe ohne Probleme. Und ich verstand mal wieder nur Bahnhof.
„ Wenn du willst kann ich dir Nachhilfe geben, denn ich weiß nicht wie ich es ohne dich nächstes Jahr aushalten könnte“, sagte Lucie mit einem traurigem Lächeln. Wir waren schon seit dem Kindergarten beste Freunde und sie hatte vollkommen Recht! Wir beide getrennt? Das ging gar nicht!
„Dafür liebe ich dich!“ Ich lächelte sie an und sie erwiderte es.
„ Na Babe“, sagte Lucas und küsste mich.
„ Hey.“ Ich musste lächeln, denn er sah mal wieder Perfekt aus. Ich sah auch die neidischen Blicke anderer Schülerinnen, denn er war der beliebteste Junge der Schule und so gut wie alle umschwärmten ihn. Lucie sagt er ist nur mit mir zusammen, weil ich auch ziemlich beliebt bin und dazu auch nicht schlecht aussehe, aber ich sehe das nicht so. Ich weiß, dass er mich liebt. Er ist nicht der Romantiker, eher ein kleiner Macho, aber gerade das gefällt mir an ihm.
„ Hast du heute Lust mit mir und meinen Freunden was zu unternehmen, wir könnten ein wenig feiern.“
„ Ich würde ja gerne, aber ich hab heute keine Zeit. Mama hat mich dazu verdonnert auf meine kleine Schwester aufzupassen.
Er schaute mich genervt an. „ Hast du überhaupt mal Zeit? Jedes verdammte mal wenn ich dich frage, heißt es Schwester hier, Mutter da!“
„ Ja es tut mir ja leid, aber was soll ich denn machen?“
„ Nicht immer die perfekte Tochter spielen!“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „ Dann werde ich mich halt mit anderen Mädchen amüsieren.“
Er drehte sich um, lies mich verdattert stehen und ging zu einer Mädchentruppe, die gleich anfing ihn anzuschmachten.
Er wird dich nicht betrügen Grace, dass würde er nie machen, versuchte ich mir einzureden. Lucie hat ja auch schon einige Male gesagt, er nimmt das mit der Treue nicht so ernst, aber ich kann und will das nicht glauben, was auch immer der Grund ist das ich mich wieder mit ihm vertrage.
Ich drehte mich um und lief nach Hause. Wir wohnen in einem guten Viertel, mit etlichen Einfamilienhäusern. Unseres war ziemlich groß und mein Zimmer war genau unter dem Dach, mit schön vielen Einkerbungen, was das Aufstellen mit den Möbeln zwar sehr schwierig gestaltet hatte, aber wir haben es hinbekommen.
„ Ich bin da!“, rief ich und lies die Haustür ins Schloss fallen, hängte meine Jacke an den Hacken und zog meine Schuhe aus.
„ Hallo Spatz, wie war es in der Schule?“ , fragte mich meine Mutter. Sie war sehr hübsch, hatte die gleichen langen braunen Haare wie ich und dieselben blauen Augen.
„ Wie immer halt.“
Das mit der sechs verschwieg ich ihr lieber, dass würde nur wieder unnötigen Ärger geben.
„ Sollte ich nicht heute auf Samy aufpassen? Ich dachte du musst länger arbeiten?“
„ Nein, doch nicht. Ich habe schon früher Schluss gemacht.“
„ Na toll, jetzt habe ich Lucas gesagt ich habe keine Zeit und er ist sauer“, sagte ich trotzig.
„ Das tut mir leid, aber ich wusste es heute früh ja auch noch nicht. Außerdem haben wir etwas Wichtiges zu besprechen Grace“, sagte sie und guckte sehr ernst.
„ Das wäre?“, gab ich genervt von mir.
„ Es hat was mit der Arbeit von deinem Dad zutun. Er hat eine neue Stelle bekommen, wo er auch mehr verdient.“
„ Na das ist doch super.“
„ An sich schon, aber es gibt da so ein kleines Problem..wir müssen umziehen“, sagte sie voller Entschlossenheit.
„Waaaas?“, kriegte ich nur mit tränenerstickter Stimme heraus.
„Liebling, wir wissen, dass das nicht leicht für dich wird, für uns alle nicht. Aber du wirst sehen, dort findest du auch Freunde und in den Ferien fahren wir ja auch hier her.“ So langsam sammelte sich Wut in meinem Inneren. Umziehen? Von jetzt auf gleich? Geht’s noch?
„ Du sagst das so einfach! Weißt du eigentlich wie wichtig mir Lucie und Lucas und die anderen sind?! Ich fühle mich hier echt wohl und dann kommt ihr mit dieser beschissenen Idee umzuziehen?“, weinend rannte ich Treppen hoch in mein Zimmer und schlug die Tür kräftig zu, sodass das Haus bebte. Jedenfalls hoffte ich, dass es das tat!
Ich hörte noch wie meine Mutter meinen Namen rief, aber ich wollte sie nicht mehr hören. Ich wollte niemanden hören. Ich schmiss mich auf mein Bett und fing bitterlich an zu weinen. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören..
Ich hatte so lange geweint, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass es schon so spät ist. 11 Uhr. Ich ging runter in die Küche, die anderen waren schon alle schlafen. Ich öffnete den Kühlschrank, sah mich darin um, entschied mich schließlich für den O-Saft und ging in mein Bett schlafen.
Geht bald weiter :)
Tag der Veröffentlichung: 05.05.2013
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