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Was wir fanden, als wir den Hund suchten

Die Trennung von meiner Exfreundin nahm mich anscheinend doch noch immer mehr mit, als ich mir das eingestand. »Ich denke nicht mehr an dich. Mach dir keine Sorgen, alles ist gut«, hatte ich noch vorhin am Telefon gesagt – nur um nun seit Stunden an sie zu denken. Woraufhin sie erleichtert schien. Sie war kein schlechter Mensch; sie liebte mich nicht mehr und hatte uns weggeworfen, vor einiger Zeit nun schon, aber dennoch sorgte sie sich um mich. Vielleicht hatte einer meiner Freunde ihr gesteckt, dass ich mich seltsam verhielt. Aber das tat ich nicht. Ich vergrub mich bloß seit Wochen in meinem Zimmer, sperrte die Außenwelt dorthin, wo sie hingehörte: nach außen. Ich nagelte imaginäre Holzplanken vor die Fenster, stopfte mich mit Chips und Mikrowellenlasagne voll, sah in meisterlichem Akkord die Filme, die liefen und die mich nicht interessierten, hörte die traurigsten Lieder, die ich kannte, ließ keinen ein, der klingelte, und weinte, weil keiner hinsah und es mir nach ungesehenen Tränen leichter fiel zu lachen. So war das schon immer – mit der ersten Träne wich sämtliche Anspannung. Danach konnte ich immer sofort wieder durchatmen. Scheiße, wie ich es auch drehte und wendete, ich liebte sie noch immer. Noch immer viel zu sehr, obwohl es langsam wirklich Zeit wurde, sie zu vergessen. Das wusste sogar ich. Aber in meinem Alltag gab es nichts, das mich sie vergessen ließ. Auch in meiner selbst erwählten Isolation fand sie ihren Platz. Sie lächelte von dem Foto, das ich in meinen Händen hielt, obwohl ich es schon so oft in der hintersten Schublade versteckt und doch immer wieder hervorgeholt hatte. Sie lächelte in meinem Kopf. Sie lächelte aus den Zimmerecken. Selbst meine zu Großteilen verdorrte Zimmerpflanze schien zu lächeln – mit ihrem Lächeln. Nach all der Zeit, all dem Streit, all der Liebe war es noch immer ihr Lächeln, das mir als erstes in den Sinn kam, wenn ich an sie dachte. Denn so war sie: Sie lächelte und lächelte, wie um Macht damit zu gewinnen. Und die gewann sie. Sie war eine Gewinnerin. Nur mich hatte sie verloren. Oder vielmehr: aufgegeben. Ich war es, der sie verloren hatte …

Ein Blick auf den Wecker. 23.45 Uhr. Ich rieb mir die Augen, die nach dem dritten Film in Folge langsam schmerzten. Obwohl die Nacht anbrach und ich in den letzten Wochen mehr schlecht als recht geschlafen hatte, spürte ich keine Müdigkeit. Ich fühlte mich bis ins Innerste erschöpft und matt; aber schlafen würde ich trotzdem nicht können, das wusste ich. Also raffte ich mich vom Bett auf, zog mich halbwegs und halbherzig an, griff nach meiner wahrscheinlich zu dünnen Jacke und verließ das Haus.

Wohin sollte ich gehen? Ich wusste es nicht, aber es spielte auch keine Rolle. Hauptsache raus.

Es wehte ein schwacher, dabei schon frischer Nachtwind. Der Herbst rückte an. Die Tage verstießen ihn noch, doch die Nächte hatte er bereits erobert. Am schwarzen Himmel hing ein wackeliger Halbmond, ringsum tanzten irgendwie euphorische Sterne und der Mensch hatte Flugzeuge dazwischen gesetzt – wie aus Missgunst.

An der Tankstelle, die

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Finlay Weber
Bildmaterialien: © Gstudio Group - Fotolia.com
Tag der Veröffentlichung: 30.09.2014
ISBN: 978-3-7368-4367-7

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