Cover

Prolog

Wir schreiben das Jahr 1892 …

Die Sonne stand hoch am Himmel. Die Vögel zwitscherten in den Bäumen und vereinzelte Menschen liefen in der Hitze auf der Straße entlang. Der diesjährige Sommer war der heißeste in den letzten 12 Jahren. Man konnte kaum das Haus verlassen, ohne sofort in Schweiß auszubrechen.
Der junge Mann, welcher in seinem Haus herum lief, um sich fertig zu machen, wischte sich einmal mit seinem Handrücken über die Stirn. Er hatte  zwar einige Bedienstete, die ihm helfen würde, war er aber nicht so überheblich wie einige andere Menschen. Der Braunhaarige räusperte sich, als er seinen schwarzen Anzug aus dem Hängeschrank herausholte.
Der heutige Tag war ein ziemlich wichtiger, da er auf einen Maskenball eingeladen wurde. Es sollte die Bindungen der verschiedenen Clans festigen, ob es funktionieren würde, wusste der Mann nicht. Immerhin waren vor allem sein und der andere Clan, welcher ihn eingeladen hatten, die mächtigsten von Kanada und der USA.

Seufzend knöpfte sich der Braunhaarige sein Hemd zu, über welches er seinen schwarzen Sakko tragen würde. Ein Blick in den Spiegel sagte ihm, er würde gut aussehen. Ein verschmitztes Lächeln huschte über seine Lippen. Mit einer Handbewegung fuhr er sich durch die etwas längeren Haare und stellte sich aufrecht hin. Er nickte seinem Spiegelbild leicht grinsend zu, eher er einen seinen Bediensteten rufen hörte.
„Herr … Herr Sie müssen los. Die Kutsche wartete schon vor der Tür.“ Die Blondhaarige die vor der Tür zu seinen Gemächern stand, schaute den gewachsenen Mann mit großen Augen an. „Ist gut Ann. Sie können gehen. Ich schaffe es alleine nach unten.“ Kühl, aber doch irgendwie liebevoll kamen diese Worte aus seinem Mund. Er mochte die junge Frau irgendwie, auch wenn sie ab und an ziemlich schusselig war.

Der Braunhaarige trat nach draußen in die Sonne. Leicht kniff er seine Augen zusammen, hob eine Hand  und legte diese über seine Augen. „Heiß …“, nuschelte er und schaute zum Kutscher auf. Der Kutscher nickte ihm freundlich zu, stieg herab und öffnete die Kutschentür. „Treten Sie ein, mein Herr“, gab der Grauhaarige von sich und verbeugte sich leicht, als er dann langsam die Türe schloss und sich wieder aufsetzte.

Es dauerte nicht lange, eine knappe Stunde, da hielt die Kutsche vor einem großen Anwesen. Mitten auf diesem stand ein Haus, welches man mit einem Schloss vergleichen konnte (vielleicht, weil es auch eines war). Der junge Mann staunte nicht schlecht, war er heute doch das erste mal auf diesem Anwesen, fanden die meisten anderen Bälle bei ihm statt.
Als ihm die Türe der Kutsche geöffnet wurde, trat er hinaus in die Sonne, die endlich langsam unter ging. Im nächsten Moment sah er, wie zwei jüngere Frauen zügig auf  ihn zugelaufen kamen. Der Braunhaarige richtete seine Klamotten und drehte seinen Ring, welcher er an der linken Hand am Ringfinger trug, wieder richtig, da er während der Fahrt damit herum gespielt hatte – wenn auch nur in Gedanken.

Die beiden Frauen blieben, sich leicht verbeugend, vor ihm stehen. „Willkommen im Anwesen des Isaac – Clans, Mister Boyer.“

tbc...

1. Kapitel

 Mit einem Nicken gab er zu verstehen, dass er verstanden hatte. So drehten sich die beiden Frauen, welche sich als die Bediensteten entpuppten, um und führten en jungen Boyer ins Hausinnere. „Nehmen sie Platz, mein Herr. Die Herrin des Hauses wird sobald, wie alle Gäste im Hause sind, herunter kommen und die Ansprache des heutigen Abends sprechen.“ Mit diesen Worten verschwanden die beiden Frauen und der Braunhaarige stand mitten im Raum. Im Gewirr des Abends. Die Stimmen um ihn herum, wurden in seinen Kopf immer lauter. Eigentlich mochte er keine Bälle, doch musste das ja leider auch mal sein, damit die Bindungen der verschiedenen Clans nicht in Brüche gingen.
Eher ungewollt wurde er mit in ein Gespräch gezogen, da er etwas gefragt wurde und er seine Meinung kundtun sollte. Kopfschüttelnd lief er dann einfach nach draußen, wo es mittlerweile dämmerte und es sich abkühlte. Er genoss die kühle Brise und schloss kurzzeitig die Augen, eher sich eine Hand auf seine Schulter legte. Mit einem grimmigen Blick schaute er über seine Schulter hinweg und sah einen alten Freund, den er das letzte Mal vor knapp 7 Jahren gesehen hatte. Man konnte ihn einen Sandkastenfreund nennen, wenn sie so altern würden wie ‚normale‘ Menschen. „Maximilian.“ Geschwungen kam der Name über die dünnen Lippen des Boyers. „Jensen, schön doch mal wieder zu sehen. Ist ja auch schon fast 10 Jahre her, was?“

 

Einige Zeit verging, eher sie ein Räuspern hinter sich hörten. Da sie mit dem Rücken zu der Person standen, mussten sie sich erst einmal umdrehen. „Meine Herrschaften. Ich bitte Sie nun herein. Die Herrin des Hauses kommt in kürze herunter und eröffnet den Ball.“ Die Blonde verbeugte sich leicht und verschwand dann wieder ins Innere. „Ist es schon so weit~“ Etwas verwundert, das die Zeit plötzlich so schnell verging, gingen die beiden Männer ins Haus herein, genau richtig, um die Anführerin des Isaacs Clan die Treppe herunter schreiten zu sehen.
Sie war eine anmutige und vor allem sehr hübsche Person. Lange braune Haare, welche sie heute zu leichten Wellen gedreht hatte. Schwungvoll lagen sie über ihre Schulter bis zur Mitte des Bauches. Das rot-schwarze Kleid glitt bis auf den Boden und schleifte etwas hinter ihr her, wie eine Art Schleppe, welcher keiner war. Die Frau des Hauses hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen, doch Jensen sah sofort, dass dieses nicht echt war – aufgesetzt, das war alles. Aber wieso auch nicht? Als Anführerin eines Clans muss man ja auch nicht durchschaubar sein. In der heutigen Zeit ist es unmöglich, dass zu sagen was man dachte.
Leise pfiff Jensen in seinen nicht vorhandenen Bart. Die meisten Menschen um ihn herum beteten die Isaac förmlich an und Jensen beurteilte dies mit einem Augendrehen. Natürlich war die Frau eine Schönheit, doch wieso sollte man solche immer sofort begehren?!

 

„Guten Abend meine Herrschaften. Ich bedanke mich, das Sie so zahlreich erschienen sind.“ Eine freundliche, aber innerlich kalte Stimme drang in Jensens Ohren. Leicht schaudernd schaute er weiterhin nach vorne. Der Blick der Anführerin streifte den seinen. Ob gewollt oder nicht konnte man nicht sagen. Aber es war dem Boyer auf einer Seite auch so ziemlich egal. Er räusperte sich leise. „Und nun viel Spaß. Der Ball ist eröffnet!“
Mit diesen Worten erklang Musik von den Musikern, die in der Ecke des Saales standen. Diesen Moment nutzte Jensen auch (wieder) aus, um abermals in den Garten zu gelangen. Dort setzte er sich auf eine Bank, welche in einer dunklen Ecke stand. Der Braunhaarige seufzte innerlich und lehnte sich nach hinten. Er genoss die kleine, etwas kühlere Briese, die um seine Nase wehte und schloss genüsslich seine Augen. Wenigstens war es in der Nacht kalt genug, um sich etwas abzukühlen.
Der Abend ging schneller vorbei, als Jensen dachte, doch war ihm dieser Abend nicht wirklich ... wichtig?! Im nächsten Moment hörte er ein etwas höheres Räuspern. Verwundert drehte sich der Braunhaarige um und erblickte die Hausherrin. Der Boyer verneigte sich leicht und lächelte ihr charmant zu. „Guten  Abend“, raunte er leise. „Ich hab Sie noch gar nicht auf der Tanzfläche gesehen. Haben Sie gar keine Lust zu tanzen?“ Die Hausherrin lächelte ihn an. „Nein, ich tanze nicht. Nur wenn ich gezwungen werde und das werde ich eigentlich ziemlich selten“, gab Jensen leise lachend zu verstehen.

 

„Noch wurden Sie ja auch noch nicht von mir gezwungen.“ Die Braunhaarige Frau grinste Jensen an. „Sie wagen es nicht.“ „Und ob“, meinte Carlina, nahm den Schwarzhaarigen an die Hand und zog ihn hinterher – in den Ballsaal, welcher mit Musik und vielen tanzenden Menschen befüllt war. „Sie werden es bereuen, mich zum tanzen entführt zu haben“, meinte der Boyer etwas grinsend und begann mit ihr durch den Saal zu schweben. Man konnte es auch schon fast fliegen nennen, wenn man nicht wüsste das sie keine Vögel waren.„Ich weiß gar nicht was sie haben, Herr …“ Die Hausherrin stockte, wusste Sie doch tatsächlich den Namen des Mannes nicht, welcher vor ihr stand. Carlina hielt mit dem Tanzen Inne und schaute den Schwarzhaarigen an. Auch Jensen blieb stehen und vollbrachte dann eine charmante Verbeugung. „Wenn ich mich vorstellen dürfte – Jensen Boyer. Anführer und Oberhaupt des Boyer-Clans.“ Der Boyer stellte sich wieder aufrecht hin und lächelte die Isaac mit einem schiefen Lächeln an. „Sie müssen sich nicht vorstellen, ich weiß mit wem ich das Vergnügen habe, Miss Isaac. Ich freue mich außerordentlich mit Ihnen getanzt zu haben“, meinte Jensen noch immer mit einem Lächeln.
„Ganz meinerseits“, kam es mit erhobenen Kopf von der Braunhaarigen und machte einen tiefen Knicks. Auch Jensen verbeugte sich nochmals, eher er sich umdrehte und das Haus verließ. Für ihn war der Abend vorbei, hatte er noch einen langen Weg den er nach Hause begehen musste. An seiner Kutsche angekommen, sprang der Kutscher sofort von seinem Sitz herunter, verbeugte sich leicht mit den Worten ‚Mein Herr‘ und öffnete dem Anführer die Tür.

 

Gefühlte Stunden später kamen sie endlich vor dem Boyer Anwesen an. Ohne auf den Kutscher zu warten, öffnete Jensen die Kutschentür und trat hinaus in die Dunkelheit. Er sog die kalte Luft durch seine Nase durch und roch … Blut. Innerlich fletschte er die Zähne, drehte sich um und schaute zum Kutscher, welcher auf den Boden lag und sich die blutende Hand hielt.
„Herr .. ich als alter Mann bin nur gefallen. Gehen Sie hinein, ich schaffe das schon alleine“, meinte der Grauhaarige und deutete zum Haus. Jensen musste sich erst mal beruhigen und drehte sich um. Zu lange hatte er auf Menschen verzichtet – doch … er hatte Hunger. Großen Hunger.
Ruck zuck stand er vor dem Kutscher, zog ihn mit einer Hand in die Lüfte und lies seinen Trieb freien Lauf.

 

✡ ✡ ✡ ✡ ✡ ✡

 

Er erwachte und saß Kerzengerade in seinem Bett. „Was .. was für ein Traum“, raunte der Schwarzhaarige und fuhr sich durch die Haare. Er wusste, dass der Traum seine Vergangenheit war, wusste er dennoch nicht warum er gerade wieder von ihr träumte – Carlina Isaac.
Dennoch wusste er tief in seinem Inneren warum. Er hat gleich beim ersten, persönlichen Augnkontakt seine innere Beherrschung verloren. Sein Herz verloren – an eine Frau die er kaum kannte. Stöhnend lies sich Jensen zurück in seine Kissen fallen und schaute sich um, um sicher zu gehen, dass er sich in seinem eigenen Zimmer im Jahre 2014 aufhielt.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 13.11.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch meiner Liebsten Carlina :)

Nächste Seite
Seite 1 /