Isabell Bion
Lena und der Stein
der Hoffnung
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1 – Ein unerwarteter Besuch
Kapitel 2 – Königreich Armenis
Kapitel 3- Die unheilbare Krankheit
Kapitel 4 –Die Reise beginnt
Kapitel 5- Der Dunkelwald
Kapitel 6- Die neue Reisebegleitung
Kapitel 7- Meliva und Sonora
Kapitel 1
Ein unerwarteter Besuch
Mein Wecker klingelte und ich wachte erschrocken auf. Müde drehte ich mich um, schaltete ihn schnell wieder aus und drehte mich seufzend wieder zur Seite. Großartig, 6 Uhr morgens dachte ich mir frustriert. Ich schloss die Augen und versuchte wieder einzuschlafen. Vergeblich. Nach einigen Minuten gab ich es auf und öffnete wieder meine Augen. Ich setzte mich auf und blickte aus dem Fenster. Die Sonne ging langsam auf und die ersten Sonnenstrahlen fielen
durch die Wolken. Da hörte ich plötzlich ein leises Knarren. Was war das? Leise stand ich auf, zog mir meinen Bademantel über und lief in den Flur. Ob meine Eltern wohl schon von der Dienstreise zurückgekommen sind? fragte ich mich. Aber das wäre zu früh... Ein wenig angespannt blickte ich die Treppen hinunter die direkt zu unserer Eingangstür führte. Ich lauschte, doch es blieb still. Da vernahm ich wieder ein Knarren, als würde jemand auf der Veranda hin und her laufen.
Meine Angespanntheit stieg und ich fragte mich, wer zum Teufel das war. Der Postbote schien es am Sonntagmorgen wohl nicht zu sein.
Auf einmal klopfte jemand an der Tür und ich zuckte erschrocken zusammen.
Unsicher ob ich die Tür öffnen sollte oder nicht, blieb ich oben stehen. Wieder
ertönte das Klopfen. Nach kurzen überlegen ging ich die Treppen hinunter.
„Hallo, wer sind sie?“ fragte ich, bevor ich die Tür öffnete.
Stille.
„Lena, ertönte eine kalte aber fast auch schöne melodische Frauenstimme,
öffne die Tür und ich werde mich vorstellen und dir alles weitere erklären“
Äh ja. Was sollte ich machen? Für einen kurzen Moment stand ich schon fast wie in einer Schockstarre da.
Ich beschloss auf mein Bauchgefühl zu hören das mir ein gutes und fast schon versicherndes Gefühl gab, ihr zu vertrauen. Wer auch immer sie sein mag. Neugierig öffnete ich die Haustür. Die Besucherin war eine hochgewachsene, schlanke Frau mit langem braunem Haar und ihre Augen waren ungewöhnlich hellblau, sie strahlten fast. Ihre Haut war zudem schon sehr blass.
Sie lächelte mir freundlich zu. Stirnrunzelnd betrachtete ich sie.
„Guten Morgen, Mein Name ist Aylana, stellte sie sich vor.
„Tut mir leid für die frühe Störung. Ich wurde zu dir geschickt, um dir eine Nachricht zu überbringen. Aber lass uns das ganze lieber bei dir drin besprechen.
Ich werde dir alles weitere erklären“ versicherte sie mir. Trotz meiner Unsicherheit ließ ich sie rein. „Wir können in die Küche gehen“ sagte ich und ging vor.
Aylana sah sich kurz um und setzte sich dann an den Küchentisch.
Ich lehnte mich an die Arbeitsplatte der Küche und beobachtete sie weiterhin.
Mir fiel auf, dass ihre Ohren ungewöhnlich spitz waren. Was ..war das ?
Das Ganze wurde immer verwirrender.
„Und was möchten sie von mir?“ fragte ich skeptisch.
Sie lächelte erneut. „Ich kann verstehen, dass du sehr verwirrt sein magst und wahrscheinlich auch viele Fragen hast. Aber das, was ich dir jetzt erzählen werde, musst du versuchen zu verstehen. Egal wie abwegig dir das auch vorkommt.“
Jetzt war ich komplett überfordert.
„Bist du bereit?“ fragte Aylana und sah mich an. „Ja “ antwortete ich knapp und wich ihrem Blick aus.
„Mein Name ist Aylana und ich bin eine Elfe. Ich komme aus Königreich Armenis, ein Land und Königreich von uns Elfen, was für euch Menschen nicht zu entdecken ist. Etwas wurde unserer Königin Noroelle entwendet, etwas, was von hohem Wert und für sie überlebenswichtig ist. Aber nur ein Mensch ist in der Lage, diesen Heilstein zurückzuholen. Dieser Stein nennt sich der Stein der Hoffnung und ist ein magischer Stein mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Er hat die Kraft Tote zum Leben wieder zu erwecken, Krankheiten zu heilen und trägt kraftvolle Magie in sich. Auch die Kräfte unserer Königin sind an diesen Stein gebunden und mit jedem Tag wird sie schwächer und die Gefahr besteht das sie am ende vielleicht sogar stirbt. Aber da nur ein Mensch in der Lage ist den Stein der Hoffnung zurückzuholen, führte mich der Weg zu euch Menschen. Zu dir, Lena“
Betroffen sah Aylana aus dem Fenster. Ich war schockiert über alles, was sie mir erzählt hatte und ich merkte wie mir meine Gedanken und Fragen nur so
im Kopf herumschwirrten. Wie konnte das alles bitte wahr sein? Wie?
Und konnte ich ihr vertrauen? So viele Fragen, auf die ich keine Antwort wusste. Das alles musste ich erst mal realisieren
.Schließlich erwartete Aylana auch eine Antwort.
„Lena?“
Aylana holte mich wieder in die Gegenwart zurück und sah mich fragend an.
Unentschlossen was ich nun tun sollte, ging ich zum Tisch und setzte mich gegenüber von ihr hin.
Ich sah sie direkt an und fragte: „ Gut erstmal, kann ich dir überhaupt vertrauen das du mir die Wahrheit sagst? Weil ich das alles nicht so wirklich
glauben kann. Und .. kann ich dir vertrauen?"
Schließlich war alles, was ich über Fabelwesen und Magie zu wissen glaubte,
falsch. Sie existieren wirklich. Und eine saß direkt vor mir, in meiner Küche.
„Ja, du kannst mir vertrauen, aber ob du meinen Worten glauben schenkst oder nicht , das ist deine Entscheidung. Ich bitte dich nur, uns zu helfen.
Und alles weitere werde ich dir erklären aber in Moment steht es mir nicht zu
dir mehr zu erzählen.“ antwortete Aylana.
Ich nickte und sah nachdenklich aus dem Fenster. Was sollte ich nur tun?
Obwohl mir das alles so unglaubwürdig vorkam, sagte ein Gefühl in mir das ich ihr vertrauen konnte.
Ich zögerte jedoch, bevor ich antwortete.
„Ja, ich werde helfen. Aber ich werde wieder hierhin zurückkommen, bevor meine Eltern wieder da sind“
Aylana lächelte erleichtert und es schien, als würde eine Art Last von ihr abfallen.
„Ja wirst du. Und wegen deiner Eltern brauchst du dir keine Sorgen machen.
Es ist so, wenn du unsere Welt betrittst, wird sich die Zeit hier nicht ändern.
Die Zeit bleibt sozusagen stehen.“
Wow..okay. Magie und Zeitstopp.
„Gut, gib mir bitte einen Moment, um das alles irgendwie zu verarbeiten. Ich werde nach oben gehen und mich fertig machen.“
Seufzend stand ich auf, trank ein Schluck Wasser und ging in mein Zimmer.
Egal wie sehr meine Gedanken jetzt herum kreisten, ich drängte alles wieder zusammen. Weitere Antworten und Erzählungen würden sich wohl erst im Laufe
der Reise klären lassen.
Ich zog mich an, packte ein paar Sachen zusammen und verließ dann mein Zimmer. Aylana wartete unten im Flur.
„Geh schon mal vor und warte draußen auf mich. Ich werde gleich nachkommen“ sagte ich zu ihr.
Während Aylana schon mal vor ging, lief ich in die Küche und blickte mich um. Ob ich was zu essen einpacken sollte? Denke wohl nicht.
Bevor ich das Haus verließ, atmete ich noch mal tief durch und machte mir klar, auf was für eine Mission ich mich da einließ. Aber jetzt einen Rückzieher zu
machen wäre zu spät da ich bereits eingewilligt hatte.
„Gut, dann ... los geht’s“ sagte ich zu mir selbst, verließ das Haus und schloss die Haustür zu.
Aylana lief vor und ich folgte ihr. Unruhig blickte ich mich um aber die Straßen waren leer.
„Wohin gehen wir?“ fragte ich sie.
„Folge mir “ antwortete sie kühl. Schweigend liefen wir die Straße entlang,
bis wir auf einen kleinen Wald trafen. Ein Pfad führte in den Wald hinein.
Ein leichter Wind zog auf und ich zitterte kurz.
Aylana führte mich durch den halben Wald bis eine alte, verwitterte Ruine vor uns auftauchte. Komisch, ich war schon öfter in diesem Park gewesen aber hatte nie diese Ruine gesehen.
Aylana lief ein wenig schneller durch den Eingang, ich zögerte jedoch und sah mich zweifelnd um. Ich musste zugeben, ich hatte schon meine Bedenken.
„Lena, kommst du?“
Aylana drehte sich um. „Du brauchst keine Angst haben.“
Ich ging wieder los. Aylana blieb stehen und legte ihre Hand auf die rechte Mauer. Sie streckte mir ihre andere Hand entgegen und ich nahm sie.
Dann schloss sie ihre Augen und flüsterte etwas in einer anderen Sprache.
Nach einigen Minuten spürte ich, wie mich etwas mit voller Kraft nach vorne zog und es fühlte sich an, als würde ich durch ein schwarzes Loch gezogen werden und landete plötzlich hart auf den Boden auf.
„Autsch“, flüsterte ich und setzte mich auf. Es dauerte noch einige Sekunden, bis ich die Umgebung um mich herum wahrnehmen konnte.
Ich sah mich um. Wir waren mitten in einem Wald, Bäume mit saftig grünen Blättern und bunte Blumen, die am Wegrand blühten. Es war wunderschön und es herrschte eine Art von magischer Atmosphäre.
Aylana stand vor mir. Sie half mir hoch.
„Mir ist das am Anfang auch mal passiert“ sagte sie leicht lächelnd.
„Willkommen in Armenis“ hörte ich Aylana zu mir sagen
„Der Wald ist wunderschön“ erwiderte ich und sah mich weiter um.
Aylana schlug den Pfad vor uns ein und ich folgte ihr. Ich hatte zwar meine Befürchtungen aber war auch neugierig
auf das unbekannte Land Armenis und auf das, was mich erwartete.
Ich hatte Angst vor der Aufgabe die ich, die Auserwählte, zu berwältigen hatte. Angst was ich alles erfahren würde
Schweigend liefen wir den Weg entlang, der langsam immer breiter wurde und aus dem Wald führte. Am Ende des Weges führte eine dunkle Steintreppe nach unten. Ich blickte fasziniert über die Landschaft. In der Ferne konnte ich Nadelwälder erkennen die sich bis
zu den dunklen Gebirgen erstreckten, in der Mitte des Waldes war ein großer blauer See. Mitten im Talgebirge konnte ich glaub ich sogar ein
Dorf sehen.
Vorsichtig lief ich die Treppe hinunter. Vor uns war eine Brücke, die über eine tiefe Schlucht führte. Am Ende der Brücke standen zwei bewaffnete Elfen vor einem großen Tor. Das waren wohl die Wachen des Schlosses.
Ich merkte, wie ich immer nervöser wurde. Bald sind wir da, dachte ich.
„Lena, kommst du?“
„Ja...“ sagte ich leise. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich am Anfang der Treppe stehen geblieben war. Aylana wartete unten auf mich
Wir liefen über die Brücke bis zum Tor Eingang. Die Wachen traten vor uns.
„Wie sind eure Namen und aus welchem Grund seid ihr hier?“ fragte einer der Elfenwachen. Sein Gesichtsausdruck war kühl und sein Blick war fest auf Aylana gerichtet. Der zweite neben ihm, hatte blondes schulterlanges Haar und sehr schöne blaue Augen. Ich musterte ihn neugierig. Plötzlich richtete er seinen Blick auf mich und unsere Blicke trafen sich kurz. Schnell schaute ich zur Seite. Ohje.
Während ich weiter die Umgebung mit meinen Blicken erkundete antwortete Aylana.
„Mein Name ist Aylana und das ist Lena, ein Mensch. Ich wurde im
Auftrag unserer Königin zu ihr geschickt, um sie hierher zu bringen.
Sie ist einer der Auserwählten.“
Der dunkelhaarige Elf nickte nur und sah mich dann mit einem verwunderten Blick an. „Das ist sie?“ fragte er zweifelnd.
Meine Begleiterin seufzte leise. „Ja. Jetzt lasst uns durch. Die Zeit drängt“
„Willkommen in Armenis, Lena“ sagten beide Wachen, machten uns den Weg frei und stellten sich dann wieder zurück in ihre Position.
Ich spürte den Blick von den Elfen mit dem blonden Haar. Beim vorbei gehen, sah ich auf und erneut trafen sich unsere Blicke. Es war nur ein kurzer Moment aber dennoch lang genug, um ein Gefühl in mir zu wecken das ich nicht zu deuten wusste.
Kapitel 2
Vor uns tauchte ein elfenbeinfarbenes Schloss auf. An der rechten Seite des Schlosses erstreckte sich ein hoher weißer Turm nach oben.
Kleine feine Risse zogen sich an der Seite entlang.
„Tragneasa“! , rief Aylana. Ich zuckte kurz zusammen, ihre laute Stimme hatte mich erschrocken. Vor uns öffnete sich ein großes schwarzes Tor, fast wie von selbst. Zwei Wachen standen im Eingang des Schlosses. Anders als bei den Elfenwachen an der Brücke, ließen sie uns ohne weitere Fragen passieren. Die Wände des Korridors waren schneeweiß. Nur auf der rechten Seite konnte ich zwei in sich verschlungenen Schlangen aus Mosaik erkennen. Es wirkte alles ein wenig kühl. Ab und zu liefen kleine Geschöpfe, Kobolde wie Aylana mir erklärte, durch den Flur.
Aylana sagte etwas und holte mich wieder zurück in die Gegenwart.
,, Lena, wir erreichen in wenigen Minuten den großen Thronsaal. Dort
erwartet dich die Königin sowie zehn der wichtigsten Ratsmitglieder.
Achte auf deine Worte und hänge nicht allzu sehr deinen Gedanken nach“
Sie sah mich ernst an und ich nickte nur.
Wir standen vor einer großen Eichenholz Tür und von innen
konnte ich leises Geflüster hören. Unruhe machte sich in mir breit
und ich versuchte meine Gedanken zu ordnen, um nichts Unbedachtes zu sagen. Aylana bemerkte dies anscheinend. „Bist du bereit?“ fragte sie.
,, Naja. Ich muss es ja...“ antwortete ich nur. Aylana lächelte und klopfte an die Tür. Sofort erloschen die Gespräche und die hohe Tür öffnet sich von innen. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug . Vor uns im Großen Thronsaal war ein langer Holztisch aufgebaut und zu beiden Seiten standen 5 Stühle, auf denen die Ratsmitglieder saßen. Ich sah Elfen und auch Personen, die aussahen wie Menschen. Ob das Zauberer waren?
Alle Blicke waren wie gebannt auf mich gerichtet und ich hörte noch einige leise Gespräche. Wieder in einer fremden Sprache. Nervös sah ich zum Ende des Tisches. Ein wenig weiter erhoben auf einer kurzen Mosaik Treppe stand ein schlichter weißer Thron, auf dem die Elfenkönigin saß.
Sie war wunderschön, mit ihrer feinen blassen Haut, klugen grünen Augen und ihrem schwarzen langen Haar, das ihr über die Schulter fiel.
Auf ihrem Kopf trug sie eine Krone indem in der Mitte ein saphirblauer Stein aus Diamanten glänzte. Trotz ihrer Schönheit und der starken Aura
um sie herum, hatte sie leichte dunkle Ringe unter den Augen und wirkte schwach und zerbrechlich. Das schien wohl die fehlende Kraft und Krankheit zu sein. Aylana und ich traten näher heran und verbeugten uns. Weiterhin hallte leises Gemurmel im Saal wider.
Die Königin erhob sich. „Ruhe!“
Sofort wurde es still im Saal und meine Aufregung wuchs
Sie sah erst Aylana an und dann mich. Sie musterte mich für einen kurzen Augenblick. Ich erkannte ein wenig Erleichterung in ihrem Gesicht.
„Ich danke dir Aylana, dass du Lena auffinden konntest und zu mir geführt hast“
Aylana nickte, verbeugte sich flüchtig und trat dann ein wenig zur Seite.
Die Königin wandte sich nun an mich.
„Willkommen in meinem Königreich Armenis. Mein Name ist Königin
Noroell. Aylana hat dir sicherlich erzählt, warum wir deine Hilfe benötigen, aber nicht die ganze Geschichte. Die sollst du nun von mir erfahren.
Der Stein besitzt magische Kräfte und spürt, wenn ein Elf oder ein anderes Wesen mit magischen Fähigkeiten, in der Nähe ist und leuchtet blau auf.
Für unseren Feind bedeutet dies das sie direkt erahnen können, ob jemand den Stein stehlen möchte. Wir müssen bedacht vorgehen.
Die Dunkelelfen Meliva und Sonora, Herrscherinnen des Dunkelland, besitzen diesen Stein und durch seine Wirkung sind sie umso mächtiger geworden. Meine Kraft schwindet von Tag zu Tag und auch unsere Armeen sind nicht mehr in der Lage dazu den Stein der Hoffnung wieder zu holen. Lena, wir benötigen deine Hilfe und Unterstützung.
Warum das Schicksal uns zu dir geführt hat, kann ich dir nicht sagen.
Nur du bist die Einzige, die mich sowie mein Königreich und unser Volk zu retten vermag“
Ihre Stimme hallte im Saal wider und Stille trat ein
Sie machte eine kurze Pause und sah mich durchdringend an. Sie erwartete wohl eine Antwort von mir.
Ich schluckte und atmete tief durch. Okay Was sollte ich bloß antworten? War ich überhaupt bereit dafür und wie sollte ich das ganze bewältigen? WOLLTE ich das?
Trotz all der Fragen und den Gefahren, lief die Antwort immer auf dasselbe hinaus. Ja. Ja ich hatte Angst, aber wieder war dieses eine tiefe Gefühl in mir was mir sagte das ist deine Aufgabe, du bist verantwortlich. Ich sammelte meine Gedanken, dachte alles nochmal durch.
„Ja, eure Majestät. Ich werde den Stein der Hoffnung zu euch zurückbringen.“
Kaum hatte ich diese Wörter ausgesprochen, hörte ich ein erleichtertes Seufzen hinter mir. Auch die Elfenkönigin lächelte erleichtert.
„Danke Lena. Du musst diesen Weg nicht allein gehen. Mein Schwertmeister Feryl wird dich begleiten und beschützen. Wir versichern dir Unterstützung und Sicherheit. Alles weitere wird morgen besprochen. Aylana wird dich nun auf dein Zimmer begleiten wo du dich ausruhen und schlafen kannst“.
Ich verbeugte mich kurz und folgte Aylana. Als ich an den Ratsmitgliedern vorbeilief, spürte ich immer noch ihre Blicke. Was gucken die bitte alle so?
fragte ich mich ein wenig genervt. Sie hatten wohl noch nie zuvor einen Menschen gesehen.
Aylana führte mich durch einen langen dunklen Korridor, der von Leuchten an den Wänden erhellt wurde. Wie trostlos das alles wirkte.
Wir kamen an meinem Zimmer an. Aylana sah mich ernst an und sagte:
„Hör zu Lena, Du MUSST alles verstehen und bei klarem Verstand bleiben, egal wie schockierend das alles für dich ist. Verstehst du mich?“
„Ja, natürlich aber ich kann das Ganze noch nicht wirklich realisieren und verstehen wie ein Mensch die Rettung eurer Welt sein soll“
„Das wirst du noch, vertrau mir“ Sie lächelte mich an und wollte gerade gehen.
„Aylana“? Rief ich ihr nach.
Sie drehte sich kurz um. „Ja?“
„Wann werde ich dich wiedersehen?“ fragte ich sie.
„Morgen. Ich warte vor dem Thronsaal auf dich“
antwortete sie und verließ den Korridor wieder.
Es dämmerte langsam und die Sonne versank am Horizont. Ich blickte
fasziniert aus dem Fenster und betrachtete die Landschaft. Wunderschön, grüne weite Wälder, Landschaften und ein großer blauer See. Weit in der Ferne große, graue Gebirge hinter denen die Sonne langsam verschwand. Ich sah mich weiter im Zimmer um. Das Bett war riesig und aus Holz. Auf der Gegenüberliegenden Seite stand ein kleiner Holztisch, die Wand dahinter war weiß und ich konnte eine Zeichnung erkennen. Bilder. Interessiert ging ich auf sie zu um sie näher zu betrachten. Ein Drache, der Saphir blau war, kämpfte gegen eine Armee Orkgs an. Auf seinem Rücken saß eine junge Frau mit braunem langem Haar und grünen Augen
In ihrer Hand hielt sich ein Schwert was hell aufleuchtete.
Auf dem nächsten Bild bäumte sich der Drache auf und spuckte Feuer. Die Armee von Orkgs wurde verbrannt und flohen zurück in die Höhlen der Berge. Auf dem nächsten Bild sah ich, wie die Frau mit den Drachen hinauf in den Himmel flog.
Stirnrunzelnd trat ich zurück und betrachtete das Bild, doch langsam merkte ich wie Müdigkeit in mir breit machte. Erschöpft sank ich auf das Bett und ich hatte keine Lust mehr über alles nachzudenken. Eine kurze Weile saß ich noch auf dem Bett, ließ meinen Gedanken freien Lauf. Ich fragte mich dann, ob es auch ein Bad gab. Erschöpft stand ich auf und sah direkt ein Bad gegenüber vom Bett.
Es gab eine Wanne, Waschbecken und Dusche. Handtücher, Seife und ein Schlafhemd lagen auf einer Kommode im Bad für mich bereit.
Ich packte jedoch lieber meine Sachen aus.
Nach der Dusche fühlte ich mich ein wenig besser und trotz all der Aufregung und Unsicherheit in mir, fiel ich sofort in einen tiefen, aber unruhigen Schlaf.
Es war dunkel. Dunkel und eine gefährliche Atmosphäre umgab mich.
Ich sah mich erschrocken um. Wo war ich?
In einem dunklen kühlen Wald. „Lenaaa..“ flüsterte eine Stimme
meinem Namen. Ich zuckte zusammen und drehte mich um.
„Wer ist da?“
Ich zitterte. Wo bin ich?
„Wir werden dich finden. Du kannst uns nicht besiegen. Du bist ein Nichts und ein wertloser Mensch“
Wieder diese Stimme, voller Hass.
Ich hatte Angst und rannte los, durch den dunklen Wald. Ich wusste nicht wohin, alles, was ich wusste, war das ich weglaufen musste.
„Wir werden dich finden...“
Schritte hinter mir, ein Luftzug von der Seite. Ich blickte panisch nach hinten, sah den Baumstamm nicht vor mir und stürzte. Ich schrie laut auf und vollkommene Dunkelheit umgab mich.
Nass geschwitzt erwachte ich aus meinem Traum. Zum Glück war es nur ein Alptraum gewesen. Aber es hatte sich alles so real angefühlt. Müde streckte ich mich und gähnte. Ich drehte mich noch mal zur Seite und sah hinaus aus dem Fenster. Die Sonne ging auf und erste Sonnenstrahlen fielen ins Zimmer. Ich setzte mich auf und musste mich erstmal wieder zurechtfinden. Ich realisierte langsam alles. Der Tag gestern und was auf mich zu kam. Die ganze Geschichte, dass ich, ein Mensch ein ganzes Königreich zu retten vermag. Das klang alles so absurd aber es stimmte.
Es klopfte an der Tür. Ein wenig verwundert, stand ich auf und öffnete sie. Vor meiner Tür hatte jemand ein Tablett mit einem Frühstück abgestellt. Ein wenig hungrig stellte ich das Frühstück auf den Tisch vor mir. Danach ging ich ins Bad, um mich fertig zu machen. Bald würde es
wohl losgehen.
Nach meinem Frühstück klopfte es plötzlich wieder an meiner Tür.
Ich öffnete die Tür und sah einer der kleinen Kobolde, mit ihren spitzen langen Nasen.
„Lena, die Königin ruft dich zu sich. Folge uns bitte“
„Ja“
Schweigend folgte ich den Kobolden. Der Korridor wirkte so verlassen
Alles war sehr still und ich fühlte mich ein wenig einsam.
Wir kamen am Thronsaal an, und wie besprochen wartete Aylana vor dem Tor auf mich. Ich lächelte flüchtig und war ein wenig erleichtert.
Ich war nicht allein. Sie lächelte zurück und fragte: „Wie geht es dir? Konntest du dich ausruhen und gut schlafen?“
„Ja, ganz gut. Das Zimmer war übrigens wunderschön“
Von meinem Alptraum erzählte ich ihr jedoch nichts. Daran wollte ich auch gar nicht mehr denken, sonst würde er mich noch den ganzen Tag verfolgen.
Das Tor öffnete sich und wir traten ein. Der Thronsaal war leer, nur die Königin und zwei Elfen warteten auf mich. Ein Elf war etwas älter, doch als ich meinen Blick auf den zweiten jüngeren Elf warf, stockte ich kurz innerlich. Das kann doch nicht wahr sein, dachte ich unruhig. Es war einer der Elfenwachen. Der mit dem hellblonden Haar, und seinen unergründlich blauen Augen. Einen Moment lang trafen sich
unsere Blicke und schon wieder spürte ich ein Gefühl in mir. Wie eine Verbindung... Für einen kurzen Augenblick sah ich nur noch ihn und seine blauen Augen. In seiner Miene zeigte sich keine Reaktion und als er seinen Blick wieder abwendete brach die Verbindung ab. Dann kehrte ich schnell wieder in die Gegenwart zurück und blickte woanders hin. Mir war das Ganze ein wenig peinlich. Vor allem das Gefühl, was er in mir erweckte.
Königin Noroell wandte sich zu mir.
,, Lena , darf ich dir deine neuen Lehrmeister vorstellen?
Oromis und Feryl. Oromis ist ein sehr erfahrener Magier und wird dich
unserer Sprache vertraut machen. Feryl ist einer meiner besten Schwertmeister. Er wird dich lehren, dich selbst zu verteidigen. Im Schwertkampf ebenso wie im Bogenschießen.“
Ich sah zu Oromis. Er hatte langes graues Haar sah dennoch in keinster weise alt aus. Er nickte mir nur zu. Feryl noch mal anzuschauen traute ich mich nicht, aus Angst vor den Gefühlen in mir und das es irgendjemand bemerkte. Ich spürte dennoch seinen Blick. Was wollte er?
Schließlich war er derjenige der eine Verbindung zu meinen Geist aufgebaut hatte.
,, Ihr könnt nun gehen und sogleich mit der Ausbildung anfangen.
Die Zeit drängt“ Mit diesen Worten beendete die Elfenkönigin das Gespräch und wir verließen den Thronsaal.
Oromis war ein guter Lehrmeister und ich erlernte schnell die alte Sprache. Ich konnte sogar schon einige Gespräche verstehen und übersetzten sowie Zaubersprüche indentifiezieren. Ich besaß zwar keinerlei Magie dennoch war es wichtig zu erlernen, wie ich meinen
Geist vor magischen geistlichen Angriffen schützen konnte. Darin unterrichtete mich Feryl.
Die ersten Male versagte ich immer wieder beim verteidigen meiner Gedanken, aber ich wurde von mal zu mal immer besser und stärker.
Trotz der Lehrstunden mit Feryl, kamen wir uns seit der Verbindung im Thronsaal nicht näher. Wenige Tage nachdem ich lernte mich geistlich zu verteidigen, die alte Sprache teilweise schon zu verstehen wusste ging es weiter in die nächste Phase der Ausbildung.
Oromis sagte nach einer Trainingseinheit zu mir ; Lena, nach alldem wird es Zeit dich nun auch körperlich verteidigen zu können. Im Schwertkampf sowie im Bogenschießen. Feryl wird dich darin unterrichten.“
Na, super dachte ich teilweise genervt.
Am nächsten Tag traf ich Feryl vor dem Eingangstor am Schloss.
,, Guten Morgen“ sagte er lächelnd zu mir. Überrascht hob ich die
Augenbrauen. Das erste Mal seit langen begann er mal eine Unterhaltung.
,, Guten Morgen“ erwiderte ich und warf ihn einen kurzen Blick zu.
,, Bist du bereit? Heute wird es Zeit dich in Verteidigung zu üben.
Wir werden nun auf den Übungsplatz gehen.“
,, Okay und welche Art von Verteidigung?“ fragte ich während wir uns auf den Weg machten.
,, Schwertkampf und Bogenschießen“
,, Oh. Okay „ sagte ich nur zweifelnd.
Auf den Übungsplatz vor uns waren drei Zielscheiben aufgestellt worden,
Pfeil und Bogen lagen auf einer Bank neben uns. Feryl nahm Pfeil und Bogen in die Hand.
,, Ich zeige dir erst mal wie ein Profi macht“ sagte er schon fast stolz.
Aha, da ist wohl jemand sehr sieges sicher, dachte ich nur spöttisch.
Er zielte, und traf direkt in die Mitte. Danach reichte er mir den Bogen.
,, Bitte, nun du“ sagte er und lächelte kurz.
Na warte , so schwer kann das ja nicht sein.
Ich spannte den Bogen an, zielte auf die Scheibe und ließ los. Zu meiner
Enttäuschung flog der Pfeil genau an der Zielscheib vorbei.
Hinter mir hörte ich nur ein kurzes amüsantes Lachen. Ich drehte mich um und sah ihn nur sauer an.
,, Hör auf zu lachen, Feryl. Was erwartest du? Ich bin ziemlich schlecht in sowas.“
,, Und genau deswegen üben wir es ja. Also streng dich etwas mehr an.“
Er fasste sich und wurde wieder ernst.
Ich schüttelte nur den Kopf. So ein arroganter Kerl.
Eine Woche später konnte ich endlich richtig Bogenschießen und auch im Schwertkampf machte ich Fortschritte. Auf die Sticheleien von Feryl ging ich auch nicht weiter ein sondern zeigte ihm das genaue Gegenteil.
Er sollte bloß nicht denken, das ich als Mensch, keine Fähigkeiten hatte.
Genervt war ich trotzdem.
Am ende des Tages ging ich hinaus zum See um Ruhe zu finden.
Ich setzte mich in das kühle Gras, blickte auf die glitzernde Oberfläche des Sees und dachte über alles nach.
Ich weiß nicht mehr wer ich bin oder wie ich empfinden soll, seitdem ich hier bin und diese fremde Welt kennen gelernt habe. Elfen die sonst immer nur in Fabelgeschichten gab, existieren wirklich, dachte ich ein wenig verwirrt.
Plötztlich teilte sich das Wasser vor mir und eine Meerjungfrau kam aus den tiefen des Sees hervor. Sie hatte langes schwarzes Haar, was ihr über die Schulter fiel und ihre komplette Brust bedeckte. Ein wunderschönes Wesen. Erschrocken setze ich mich auf.
Sie kam ein wenig auf mich zu und sagte dann mit melodischer Stimme:
,, Du willst wissen wer du wirklich bist? Dann hör auf dein Herz und folge den Weg denn du gehen musst, nur so wirst du es wirklich erfahren“
Dann verschwand sie so schnell wie sie gekommen war und ich dachte noch bis zum Ende des Tages an ihre Worte.
Kapitel 3 Die unheilbare Krankheit
Am nächsten Tag begann wieder eine Trainingseinheit im Bogenschießen. In Gedanken versunken, betrat ich den Übungsplatz.
Vor mir wartete bereits Feryl. Ich fühlte mich ein wenig nervös in seiner
Gegenwart, versuchte jedoch meine Gefühle wieder in mein Unterbewusstsein zu verstecken. Schon wieder beobachtete er mich
Ob dies irgendwas zu bedeuten hatte?
,, Schon wieder in Gedanken versunken?“ fragte er spöttisch lächelnd.
,, Dir auch einen guten Morgen“ gab ich nur zurück und schnappte mir Bogen und Pfeil. Spannen, Zielen, Treffen.
Wieder einmal zielte ich daneben. Hinter mir ertönte wieder sein amüsantes Lachen. Ich war so genervt das ich ihm am liebsten den Bogen gegen den Kopf geworfen hätte.
Wütend drehte ich mich um.
,, Kannst du das mal lassen? Das bringt mich in keinster weise weiter!“
fuhr ich ihn an. Er räusperte sich und sagte ; „ Natürlich“
Kopfschüttelnd drehte ich mich um und stellte mir auf jede Zielscheibe sein Gesicht vor. So klappt es doch schon viel besser, dachte ich lächelnd.
Am ende des Tages machten wir uns wieder auf den Weg zum Schloss.
Am Tor blieb ich kurz stehen. Feryl stand neben mir und fragte :
,, Ist alles in Ordnung bei dir?“ Überrascht blickte ich ihn an. Ich war verwundert das ihm das aufgefallen war. Ich zuckte nur mit den Schultern und antwortete : ,, Es geht. Ich hab in den letzten Tagen soviel neue Sachen gelernt und erfahren. Alles ist teilweise auch verwirrend, aber ich bin dabei meine Gedanken zu ordnen. Es wird schon“ Ich lächelte kurz. Er lächelte zurück und für einen kurzen Augenblick fühlte ich die Nähe zwischen uns. Plötztlich öffnete sich das Eingangstor. Ich zuckte kurz zusammen und sprang ein paar Schritte zurück. Lehrmeister Oromis stand im Koridor.
,, Kommt bitte mit. Die Königin ruft euch zu sich. Folgt mir „
Die Besorgnis in seiner Stimme war deutlich zu erkennen. Was war wohl geschehen?
Er führte uns in ihr Schlafgemach, klopfte an die Tür. Die Tür öffnete sich und ich sah wie die Königin mit schon fast einer leichenblassen Haut im Bett lag.
Schockiert betrachtete ich Königin Noroell. ,, Was.. Was ist geschehen?“
Feryl erging es ebenso wie mir. Sie wirkte schwach und zerbrechlich.
,, Es geht ihr sehr schlecht. Es ist die Krankheit die sich langsam immer weiter ausbreitet. Ich konnte die Schmerzen teilweise mit Kräutern und Magie lindern. Dennoch ist diese Krankheit unheilbar“ antwortete eine Elfe mit roten Haar und einen traurigen Blick. Königin Noroell hustete kurz und seuftze erschöpft. ,, Eure Majestät, sie müssen sie nun losschicken. Sie haben nicht mehr viel Zeit und nur der Stein kann sie heilen“ sagte Oromis eindringlich. Schlagartig wurde mir bewusst warum ich Oromis begleiten sollte. Ich schluckte kurz. Nun ist es soweit
Unruhe breitete sich in mir aus. ,, Werde ich alleine auf diese Mission geschickt? Oder wird mich jemand begleiten?“
Stille. Noroell hustete und antwortete mit schwacher Stimme :,, Nein, Lena natürlich nicht. Feryl und ( kein plan wer ) wird dich begleiten und schützen“
,, Wann müssen wir aufbrechen?“
,, Morgen früh. Meine Zeit ist beschränkt und wenn ich sterbe so stirbt mein Königreich mit“
Mir stockte kurz der Atem. Ich hätte nicht gedacht das es wirklich so ernst steht.
Die Anwesenden erwartet wohl eine Antwort von mir.
,, Ja „ sagte ich nur.
,, Ich danke dir, Lena“ Königin lächelte mir kurz zu.
Später am Abend lag ich noch lange wach und schaute benommen aus dem Fenster. Ich konnte vor Aufregung kaum schlafen, meine Gedanken kreisten nur so in meinen Kopf. Es wird nun wirklich ernst.
Ich drehte mich wieder auf die rechte Seite und versuchte nun einzuschlafen. Im Laufe der Nacht versank ich in einen unruhigen tiefen Schlaf.
Die Sonne war kaum aufgegangen, da wachte ich schon auf. Die Nacht war definitiv zu kurz gewesen. Gähnend setzte ich mich auf und streckte mich, um etwas wacher zu werden. Heute geht es los, dachte ich.
Es klopfte plötzlich an der Tür. „Herein“ rief ich verwundert. Wer kam den so früh morgens zu mir?
Eine Elfe mit dem roten Haar trat ein und brachte mir einen Rucksack mit Proviant und Waffen. „Danke sagte ich, leg es dort auf den Tisch ab“
Nachdem sie gegangen war, duschte ich mich und machte mich fertig.
Ich stand noch eine kurze Weile vor dem Spiegel und fragte mich selbst,
ob ich bereit dafür sei. Aber meine innere Stimme sagte mir etwas anderes.
Als ich aus dem Badezimmer ging, saß plötztlich Feryl auf meinen Bett.
Ich erschreckte mich kurz.
,, Sag mal, spinnst du? Kannst du nicht mal anklopfen?“
,, Habe ich. Aber du hast mich anscheinend nicht gehört“
Er lächelte . Ein wenig genervt schüttelte ich nur den Kopf und zog eine Jacke an, die über den Stuhl gelegt worden war.
,, Hast du gut geschlafen?“ fragte Feryl. Oh, da will wohl jemand ein Gespräch führen, dachte ich mir und kleines Freudegefühl kam in mir auf. Im nächsten Augenblick verdrängte ich es wieder schnell.
,, Ja ganz okay nur war die Nacht zu kurz. Und du?“
,, Bei mir genau so“
Jacke, Schuhe an und Rucksack mit Proviant und Waffen, ging ich gedanklich meine Checkliste im Kopf durch.
Feryl hat ebenfalls schon alles dabei und erhob sich vom Bett.
,, Wir müssen aufbrechen. Hast du alles dabei?“ Seine blauen Augen sahen mich fragend an.
,, Ja, wir können gehen“ antwortete ich und folgte Feryl.
Hinter dem Eingangstor stand auf dem Vorderhof des Schlosses
Aylana und neben ihr zwei Pferde. Aylana wirkte auch ein wenig beunruhigt aber lächelte. Feryl nickte ihr nur kurz zu und
stieg direkt auf in den Sattel. Den Bogen hatte er schon umgehängt, mehrere Pfeile steckten auch schon in seinem Köcher. Sowie auch ein Schwert. Gut vorbereitet.
Aylana wandte sich nun zu mir und sagte: Lena, ich danke dir das du dich auf diese Mission begibst, um uns zu retten. Mir ist bewusst, wie gefährlich das werden kann, aber ich schicke dir all meine Kraft und Energie zu, sodass du nie allein sein wirst. Ich wünsche euch viel Erfolg“
,, Ich danke dir, Aylana. Wir werden uns wiedersehen“
Als ich und Feryl los ritten, ging die Sonne bereits auf und die Wolken
verschwanden langsam. Ein schöner blauer Himmel. Wir waren bereits
durch die grünen Wälder von Armenis geritten und das Schloss wurde immer kleiner. Der Wald lichtete sich und der Pfad führte uns durch eine wunderschöne grüne Landschaft, bewachsen mit bunten Blumen.
Ich spürte die Wärme der Sonne auf meiner Haut und genoss für einen kurzen Augenblick diesen Moment ohne an mein bervorstehendes Abenteuer zu denken oder an die damit verbundenen Ängste in mir.
Ich sah mich um und erkannte auf den Blüten kleine Wesen mit Flügeln die aussahen wie Schmetterlinge. Nein, keine Schmetterlinge, sie sehen
aus wie Elfen nur in Miniform. Interessiert schaute ich sie näher an.
„Das sind Feen!“ dachte ich mir. Ich lächelte und betrachtete die schöne freie Landschaft. Ein Weg führte durch Wiesen und Felder, weiter weg sah ich Berge und ein dunklen Wald. Der dunkle Wald machte mir ein wenig Sorgen. Ob dort das dunkle Königreich war? Wer regierte bloß dort? Tief atmete ich aus und beruhigte mich ein wenig.
Ich spürte Feryl's Blick. Heimlich schaute ich aus den Augenwinkel zu ihm. Innerlich lächelte ich.
Wir rieten noch weitere stunden durch weite Wiesen und Felder, unterhielten uns ab und zu. Nach 2 Stunden merkte ich wie die Müdigkeit in mir hoch kam, leise gähnte ich auf. Feryl bemerkte es.
,, Müde?“ fragte er mit erhobenen Augenbrauen.
,, Ja, schon. Ich habe auch ein wenig Hunger. Vielleicht sollten wir eine kurze Pause machen?“ fragte ich und zuckte mit den Schultern.
Feryl überlegte kurz. ,, Ja, können wir gerne machen“
Wir rieten zum Rande des Weges, über die Wiese und blieben an einer Ulme stehen. Als wir vom Pferd abstiegen, setzte wir uns unter den Baum hin und holte ein wenig von unserem Proviant aus den Rucksack.
Die Pferde liefen auf der Wiese und aßen Gras. Seufzend lehnte ich mich an den Baumstamm zurück und schloss für einen Augenblick die Augen.
Gedanklich ging ich noch mal die letzten zwei Wochen in meinen Kopf durch und bereitete mich jetzt auf das nächste Abenteuer vor. Ich fragte mich, wieso ausgerechnet ich in der Lage war den Stein der Hoffnung wiederzuerobern. Vielleicht hatte ich wirklich eine bestimmte Fähigkeit. Na ja, darauf stolz kann ich ja auch sein. Ich bin in einer mir völlig fremden Welt und langsam gewöhne ich mich auch schon dran.
Ich kehrte wieder zurück in die Gegenwart/ Realität und trank ein schluck Wasser. Feryl betrachtete mich schon wieder. Ein wenig nervös erwiderte ich seinen Blick.
,, Du bist wohl komplett in deinen Gedanken versunken. Immer und immer wieder. Ich rate dir nur, mehr in der Gegenwart zu sein weil bald erreichen wir die Grenze vom Dunkelland und dort erwarten uns einige Gefahren. Und ich spüre etwas, wenn ich dich betrachte. Wie ein magisches Band. Ich kann es nicht beschreiben.“
Oh. Ich merkte wie mir die Röte ins Gesicht fuhr. Ich schaute schnell zur Seite und dann trafen sich wieder unsere Blicke.
,, Ja. Das empfinde ich ebenso“
Schweigend und wir gingen nicht weiter auf das Thema ein.
Nach einer kurzen Pause, preschten wir los. Langsam wurde es Nachmittags und die Sonne zog weiter. Es wurde windig und etwas kühler, Wolken zogen auf. Ich betrachtete die wunderschöne Landschaft. Wir rieten durch einen Wald mit Wasserfällen und rauschenden Flüssen. Der Klang beruhigte mich ein wenig.
Wir reiteten weiter bis sich die Dämmerung am Horizont zeigte.
In der Nähe von uns entdeckte wir eine kleine Höhle und beschlossen dort unser Lager aufzuschlagen. Feryl schlug das Zelt auf, ich sammelte Holz für ein kleines Feuer. Kurz nachdem ich aus dem Wald trat ,hörte ich plötztlich eine fremde eindringliche Stimme flüstern. Sie hallte wieder. Erschrocken drehte ich mich um und beobachtete die Umgebung, vorallem alles zwischen den Bäumen und Büschen.
Diese Stimme kommt mir doch irgendwie bekannt vor, dachte ich.
Wieder hörte ich die Stimme, diesmal flüsterte sie meinem Namen.
In meinem Traum. Mein Alptraum den ich zum ersten mal im Schloss hatte. Ein wenig zitternd blieb ich fast wie erstarrt stehen. Nichts.
Und doch spürte ich etwas. Wieder eine kratzige Stimme.
Ich lief schnell los und kletterte über die Steine hinauf zur kleinen Höhle. Die Dunkelheit brach bereits herein und langsam zogen sich die Wolken weiter zu, als würde ein Gewitter aufziehen. Ein Wind fauchte durch den Wald und ich zitterte. Schnell weg hier, dachte ich.
Als die Nacht hereinbrach, saßen wir um das Lagerfeuer und aßen ein wenig von unserem Proviant. Ich hatte nicht viel Hunger und blickte stillschweigend in die Flammen des Feuers.
,, Willst du nichts mehr essen?“ fragte Feryl verwundert.
Ich sah auf. ,, Nein danke, ich hab nicht wirklich Hunger“
Feryl und ich hatten für einen kurzen Augenblick wieder eine Verbindung zwischen uns, die ich aber nicht wie sonst direkt abbrach.
Seine Augen sind so schön, hörte ich wieder meine innere Stimme schwärmen. Ich würde gerne mehr über ihn erfahren dachte ich mir.
,, Wie alt bist du eigentlich?“ fragte ich ihn. Feryl schien überrascht über die Frage zu sein aber ließ sich dennoch auf ein Gespräch ein.
,, Wir Elfen haben eine lange Lebenspanne und bei uns gibt es kein genaues Alter. Ich bin noch relativ jung. Um es für dich als Mensch verständlicher zu machen , 17. Wie alt bist du?“
Ich merkte, wie ein wenig Erleichterung von mir abfiel. Wahrscheinlich wollte ich ihn ganze Zeit schon näher kennen lernen.
„Ich bin 16“, antwortete ich. Mir brannten noch einige Fragen mehr auf der Zunge, aber ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte oder ob er sich überhaupt auf das Gespräch einlassen wollte. Aber wieso sollte ich ihn keine Fragen stellen? Immerhin begleitet er mich auf einer waghalsigen Mission zu Rettung eines Königreiches. Das sich der Gedanke sowas von ironisch anhörte, ignorierte ich. Ich hatte genug über diese Aufgabe nachgedacht und mich am Ende dafür entschieden. Ein Zurück gab es nicht mehr.
„Hast du damals diesen Krieg miterlebt?“ fragte ich neugierig.
Kurzes Schweigen. Feryl schien wohl über seine Antwort nachzudenken.
„Ja, teilweise. Mein Vater war der Offizier der königlichen Armee und zog in den Krieg, um unser Land vor den dunklen Mächten, den Dunkelelfen, zu schützen. Am Ende konnten wir Morlog, den Anführer der Dunkelelfen und die restlichen seiner Armeen besiegen aber viele von unseren Männern sind ebenfalls gestorben. Darunter war auch mein Vater.“ Ich sah einen kurzen Anflug von Wut in seinen Augen auftauchen. „Deswegen habe ich mich auch freiwillig gemeldet, um dich zu begleiten und zu unterstützen. Ich bringe die Aufgabe meines Vaters zu ende, unser Königreich zu retten und zu schützen.“ Schweigen.
Ich schluckte.
„Das mit deinem Vater tut mir sehr leid.“
Feryl blickte kurz auf und lächelte traurig: „Danke. Aber lass uns nicht länger in der Vergangenheit herumwühlen. Wir sollten uns auf die kommenden Tagen vorbereiten, denn wir wissen nicht was uns im Dunkelland erwarten wird. Ich verspreche aber dich zu beschützen und dich am Ende wohlbehalten wieder zurück nachhause zu bringen.“
Nun war ich diejenige die lächeln musste
„Wir sollten schlafen gehen, da wir morgen früh aufbrechen müssen.“
Das Feuer erlosch, wir zogen uns ins Zelt zurück und ich war so erschöpft, dass ich direkt in einen tiefen, aber sehr beunruhigenden Schlaf fiel.
Kapitel 5 Der Dunkelwald
Feryl und ich erreichten noch am selben Tag den Dunkelwald.
Er riet mir, dass wir die Pferde hierlassen sollte. Sie würden ihren Weg nach
Armenis selbst zurückfinden. „Okay “ antwortete ich nur. Als würden wir den
Rest des Weges wohl laufen müssen. Prima, dachte ich mir, eine Wanderung.
Wir standen vor einem Wald, mit sehr hohen Bäumen und viel zu dunklen
Blättern von denen die Hälfte schon abgefallen war. Sowie die Rinde.
Als würden sie absterben. Feryl nahm sein Rucksack und ging als erstes vor.
Ich hingegen zögerte. Ängste und Gedanken kamen plötzlich hoch und hinderte
mich. Feryl folgte schon dem Waldweg drehte sich jedoch um als er merkte, dass
ich ihm nicht folgte. Ernst sah er mich an.
„Lena, kommst du?“ fragte er mich.
„Ja...“ antwortete ich zögernd und verdrängte kurzerhand meine Sorgen und
Gedanken. Ich zog meinen Rucksack fester und verabschiedete mich mit einen
Streicheln durch die Mähne meines Pferdes. „Komm gut Heim “ sagte ich zu
ihm.
Ich lief los und folgte Feryl.
Nur einige Minuten später betraten wir den Wald und sofort kam Nebel auf.
Es war ungewöhnlich dunkel und die Sonne strahlte kaum durch das Blätterdach
hindurch.
Nervös lief ich schneller hinter Feryl her. Je weiter wir durch den Wald liefen
umso spürte ich eine Art von kalter, dunkler Atmosphäre. Ein Rascheln ertönte
aus den Büschen die am Waldweg grenzten. Schnell blickte ich mich um. Nichts.
Feryl lief weiter, ohne etwas zu bemerken. Hörte er etwa nichts?
Fragte ich mich schon ein wenig aufgewühlt. Wieder hörte ich etwas, blickte nach
rechts und erkannte zwei rote Augen, die mich aus den Waldbusch anstarrten.
„Halt!“ rief ich erschrocken zu Feryl. Nun drehte er sich um.
„Was ist los?“ fragte er mich.
„Schau nach rechts. Dort habe ich zwei Augen gesehen. Etwas verfolgt uns“
Er blickte sich um.
„Hier ist nichts “ sagte er zweifelnd.
Natürlich, ausgerechnet jetzt verschwindet es.
„Du scheinst dir etwas eingebildet zu haben. Hör zu, Lena, du bist nicht
Allein hier. Falls etwas kommen sollte, werde ich dich beschützen“ fuhr er fort
„Danke und nein das habe ich nicht“
Feryl blickte sich noch mal um aber schüttelte nur den Kopf.
Wir liefen weiter, diesmal war ich aber in Alarmbereitschaft.
Es verstrich gefühlt 1 Stunde und wir folgten den Weg immer weiter in den
Wald hinein. Die Sonne über uns war kaum mehr sichtbar, immer mehr
machte sich die Dunkelheit breit und es wurde kälter. Um mich herum hörte ich
dauernd rascheln, als würde etwas durch die Wälder streifen.
Ich versuchte mich zu beruhigen und dachte an Feryls Worte.
Feryl blieb plötzlich unerwartet stehen.
„Feryl …? Alles okay?“ fragte ich verwundert und stellte mich neben ihn.
Er reagierte nicht auf meine Wörter, sondern blickte verwirrt um sich. Als würde
er etwas hören. „Hörst du das?“ fragte er murmelnd.
Ich lauschte aber nahm nichts anderes als Stille und Rascheln des Waldes wahr.
„Äh... Nein?“ erwiderte ich unsicher. Feryl reagierte nicht und stand einfach nur
Und vor allem erst recht nicht, wenn selbst Feryl wie angewurzelt dort stand und
und etwas zu hören glaubte, was offensichtlich, nicht real war.
Ich schluckte und stellte mich vor ihm. Ich sah ihn direkt in die Augen.
„Feryl, hörst du mich? Da ist nichts“
Er reagierte nicht und wich meinen Blick aus. Er sah nach links.
Gut, so wird das wohl nichts.
Ich wagte einen weiteren Versuch.
„Feryl, dann sag mir, was du hörst “
Er zögerte und antwortete: „Es ist mein Vater. Er ruft nach mir“
In seinen blauen Augen spiegelte sich Angst und Sorge wider.
„Was ?!“ sagte ich schockiert. Er sah kurz zu mir und dann wieder in den Wald.
Er schien nicht mehr in der Gegenwart zu sein und irgendetwas rief nach ihm.
Nein, dachte ich mir schockiert und sah mich nun auch um. Da war nichts und
ich konnte nichts hören. Feryl schubste mich plötzlich zur Seite und rannte los.
„Verdammt Feryl, Nein!“ schrie ich ihm nach.
„Ich muss zu ihm!“ hörte ich ihn aus der Ferne. Ohne zu wissen, was ich tun
sollte lief ich ihm nach so schnell ich konnte. Er verschwand in den dunklen des
Waldes und ich konnte ihn kaum mehr sehen. Ich rannte schneller.
„Feryl! “ Meine Stimme hallte wider. Ich verlor ihn. Meine Lunge tat vom
schnellen atmen weh und ich merkte, wie meine Geschwindigkeit nachließ.
„Nein, Nein, Nein!“ fluchte ich wütend. Die Gedanken überschlugen sich
und Verzweiflung machte sich breit. Was sollte ich nur tun?
„Okay, okay erst mal runterkommen“ sagte ich leise zu mir selbst.
Wieder hörte ich etwas aus dem Busch. Ich sah erschrocken zur Seite.
Plötzlich sprang eine große Spinne aus dem Gebüsch und rannte schnell
über den Waldweg entlang. Schreiend schreckte ich zurück.
Ich spürte Gänsehaut überall. „Oh, verflucht was war das denn!“ Sie war so
groß wie ein Schaf gewesen.
Und da schoss mir plötzlich ein Gedanke wie ein Lichtstrahl in den Kopf.
Es sind die Spinnen! Es mussten sie sein. Sie lockten Feryl mit der
Stimme seines verstorbenes Vaters in ihr Nest.
Ich verfolgte die Spinne und rief immer wieder Feryls Namen. Ich rannte weiter
und weiter bis die Bäume des Waldes sich langsam lichteten. Schnaufend
musste ich stehen bleiben. Ich rief lauter und lauter Feryls Namen.
„Lena?“ hörte ich seine Stimme von weitem. War er wieder bei sich?
Sein Unterbewusstsein schien mich zu hören.
Seine Stimme kam nur einige Meter vor mir. Ich kniff die Augen zusammen.
War da etwa ein offener Platz mitten im Wald?
Ich lief los.
Nach einigen Metern sah ich tatsächlich einen runden, offenen Platz.
Mittendrin stand Feryl der sich immer wieder umdrehte. Er hatte zwar meinen
Namen gerufen aber schien immer noch von den Stimmen verfolgt zu werden.
Schnell lief ich zu ihm, stellte mich vor ihn und nahm seine Hand. Ich sah ihn
direkt an. „Feryl, hör mir zu! Das Ganze ist nicht real!“
Er schaute wieder zur Seite. „Feryl, versuchte ich es wieder, Sieh mich an!
Ich bin real“ Ich legte meine Hand auf seine Wange und drehte sein Gesicht zu
mir.
. Für einen kurzen Moment war er wieder da. Aber nur kurz.
„Vater!“ rief er laut.
Aus den Augenwinkeln sah ich etwas aus dem Wald springen.
Wieder einer dieser Spinnen!
Sie sah aus wie eine riesige Vogelspinne.
Ich zitterte überall. Ich kam Feryl näher und hielt mich an ihn
fest. Plötzlich hörte ich etwas Zischendes. Die Spinne vor uns redete.
„Hallo, was haben wir denn da? Da kommt das Essen direkt zu uns gelaufen!“
Weitere Spinnen krabbelten aus den Wald, umringten uns. Ein
gehässiges Kichern ertönte. Das kann doch wohl nicht wahr sein, hörte ich einer
meiner Gedanken.
„Wo ist mein Vater?“ schrie Feryl wütend. Er war immer noch in seinem Wahn
gefangen.
Die Spinnen kamen uns näher.
„Feryl ...“ flüsterte ich ihm zu. Aber es war hoffnungslos.
Es folgte keine weitere Antwort. Kurzerhand überlegte ich was ich tun konnte
um Feryl wieder zurückzuholen.
„Feryl, hör mir zu das, was ich jetzt tue, wird dir genau so wenig gefallen wie mir.
Warnte ich ihn vor. Endlich sah er mich an. Er schien mich zu hören.
Ich hob meine Hand und schlug ihn ruckartig ins Gesicht.
„Aua! Was sollte das den bitte? “fluchte er und sah mich wütend an. Ich atmete
erleichtert aus.
Seine Augen wurden klarer und er schien wieder zurückzukommen.
Diesmal blickte er sich bewusst um.
„Wo sind wir hier bitte?“ fragte er mich leise und sah mich direkt an.
Wir standen uns so nahe, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren
konnte.
Die Gefahren um uns herum lauerten sich weiter an.
„Hör zu, wir sind gerade nicht in der Lage uns darüber zu unterhalten. Wir
werden gleich von Riesenspinnen gefressen. Los!“ sagte ich zu ihm
Er nickte nur zustimmend.
„Du musst jetzt loslaufen. Ich werde sie aufhalten und dann nachkommen.“
. Die Spinnen bemerkten unsere Flucht und sprangen los.
Feryl zog sein Schwert. „Ich werde nicht ohne dich gehen!“ rief ich
„Ich habe gesagt, du sollst gehen!“ schrie er sauer.
Ich lief los. Feryl folgte mir einige Minuten später. Ich drehte mich jedoch wieder um, um sicherzustellen das er mir folgte „Komm!“
Er hatte die Spinnen abgehängt und lief auf mich zu. Erleichternd lief ich wieder
los aber stolperte plötzlich über einen Baumstamm und knallte hart mit den Kopf
auf dem Boden auf. Sofort fiel ich in eine tiefe Dunkelheit.
„Lena... komm zu uns
Ich sah mich ängstlich um. Wer war das? Und wo bin ich? Schwärze umgab mich
und ich konnte nichts sehen. Wieder hörte ich wie jemand meinen Namen flüsterte
„Lena…“ Zitternd drehte ich mich um. „Was willst du von mir?!“ rief ich wütend.
Stille. Ich drehte mich um, lief hin und her, ohne zu wissen wohin
Weit entfernt hörte ich jemanden flüstern. Mein ganzer Körper zitterte und ich hatte
das Gefühl nicht mehr atmen zu können.
„Du weißt ganz genau, was wir von dir wollen ...“ antwortete jemand
Da spürte ich wie mich jemand an meinem Arm packte und nach hinten riss.
Ich schrie laut auf.
Schweißgebadet öffnete ich meine Augen. Für einen Moment fühlte ich mich wie
gelähmt. Es war nur ein Traum, wurde mir langsam klar. Ich atmete aus und setzte
mich langsam auf. Wo war ich? Fragend blickte ich mich um. Ich saß auf einer
Pritsche in einer kleinen Holzhütte, gegenüber von mir war ein Fenster aus dem ich
direkt hinausschauen konnte. Grün und umgeben von Bäumen. Wir sind wohl immer
noch in diesen Dunkelwald, dachte ich mir mit leichter Panik. Sofort in diesem
Moment schossen die Erinnerungen hoch. Spinnen, Dunkelheit und Stimmen die
mich und Feryl verfolgt hatten. Feryl! Wo war er?
„Lena?“
Erschrocken schaute ich zur Seite. Feryl stand einige Schritte quer gegenüber von
mir. Er sah mich besorgt an.
Ich spürte eine plötzliche Erleichterung in mir. Ich atmete aus.
„Hey...“ antwortete ich und lächelte kurz.
Er erwiderte das Lächeln.
„Wie geht es dir “? fragte Feryl, während er auf mich zu kam und sich neben mir
hinsetzte. Nervös setze ich mich ein wenig weiter weg.
„Was glaubst du wohl? “ antwortete ich mit einer Gegenfrage. Er musste kurz lächeln.
„Nachdem was ich gerade mitbekommen habe, wohl nicht so gut“ sagte er
„Was hast du mitbekommen?“ fragte ich peinlich berührt. Ich blickte ihn an
und er erwiderte meinen Blick. Er hat so schöne blauen Augen.
Für einen kurzen Moment herrschte eine Verbindung zwischen uns
Als gäbe es nur uns.
„Deinen Alptraum “ antwortete eine fremde Stimme im Hintergrund.
Ein wenig genervt blickte ich mich um. Toller Zeitpunkt.
Ein Frau mit langem braunen Haar trat durch die Haustür hindurch und schloss sie.
Und wer war die Dame jetzt?
Noch etwas erschöpft stand ich auf um mir einen besseren Überblick über die
Umgebung zu verschaffen. Naja, eigentlich eher über sie.
Ich bemerkte auch schon, wie sie Feryl anschaute.
„Und wer sind sie?“ fragte ich skeptisch.
Sie sah mich lächelnd an, ehe sie antwortete.
„Hallo, Lena. Schön zu sehen das es dir besser geht. Mein Name ist Ilona und ich
habe euch im Wald aufgefunden. Du hattest dein Bewusstsein komplett
verloren und Feryl war schwer verletzt, aber er hatte noch genug Kraft dich zu tragen.
Ich wohne in der Nähe des Dunkelwaldes, hinter der Grenze.
Aber ihr braucht euch eine keine Sorge machen. Ich habe dafür gesorgt das uns hier
niemand finden wird. Wer möchte einen Tee?“
Nickend lief sie an mir, zur kleinen Küche.
Stirnrunzelnd sah ich zu Feryl rüber. Er erwiderte meinen Blick nicht, da er zur Ilona
hinüber sah.
Was geht hier vor? Fragte ich mich.
Ilona drehte sich um, lief zu einem Tisch der mitten im Raum stand und stellte eine
Karaffe mit Wasser auf den Tisch. Sie stellte zwei Gläser dazu. Nun setzte sie sich
,, Kommt , setzt euch und trinkt erst mal was. Ich denke ihr und vor allem du, Lena, habt
einiges zu verarbeiten“ Wieder sah sie lächelnd zu uns.
Feryl ging an mir vorbei und setzte sich
Leise seufzend tat ich es ihm gleich und setze mich ebenfalls hin. Neben ihm.
Ilona goss Wasser für uns beide ein. Ich beobachtete sie. Ihr Haar war dunkel,
fast tiefschwarz und sie hatte dunkelbraune Augen. Sehr helle Haut. Aber sie war
keine Elfe. Was.. war sie dann ? Ein Mensch ? Bin ich also doch nicht der einzige
Mensch hier ? Fragte ich mich in Gedanken. Immer mehr Fragen sammelten sich
in mir und sie erschlugen mich fast, als würden sie mich in etwas hineinziehen wollen.
Schnell verdrängte ich alles wieder um wieder in die Gegenwart zurück zu kehren.
Ich sah wieder zu Ilona.
„ Wer bist du und wie konntest du uns finden ?“ fragte ich sie. Sie wich meinen Blick
aus und sah für einen kurzen Moment aus dem Fenster. Als müsste sie über ihre
Antwort nachdenken. Einige Sekunden später sah sie wieder zu mir.
„ Wer ich bin, habe ich dir bereits erzählt und wie ich euch gefunden habe. Aber ich
denke, dass ist nicht das was du wissen möchtest. Ich bin eine Hexe, Lena. Mit
magischen Fähigkeiten konnte ich euch spüren. Zudem habe ich jemanden laut
nach Hilfe schreien hören. Die Sonne war bereits untergegangen und ich habe noch
am selben Abend eure Wunden versorgt. Du, Lena warst in einer Art Trance und warst
seit dem Moment wo ich euch gefunden habe, nicht mehr aufgewacht. Bis jetzt.
Anscheinend hat dich etwas im Traum verfolgt“ Sie beendete ihren Satz mit
einen fragenden Unterton, fast so als würde sie von mir eine Antwort erwarten.
Nun sah auch Feryl wieder zu mir. Die beiden starrten mich an. Aufgewühlt sah
ich zwischen den beiden hin und her.
,, Falls ihr eine ausführliche Erzählung von mir verlangt, die kann ich euch nicht geben.
Ich weiß es nicht mehr. Nur das etwas oder jemand nach mir gerufen hat.
Es war nichts als Dunkelheit dort. Gut und jetzt beantwortet bitte meine Fragen.“
Ich wollte nicht länger über das Thema reden, lehnte mich ein wenig zurück und
versuchte die eindringliche Blicke von Ilona einfach nicht mehr zu beachten.
„ Danke , Lena. Was sind deine Fragen ?“ wollte Ilona wissen.
Ich zögerte , ehe ich antwortete.
„ Wieso.. wieso ausgerechnet ich ? “ fragte ich sie. Nervosität machte sich in mir breit.
Wollte ich das ganze überhaupt wissen?
Ilona sah Feryl für einige Minuten kurz an. Als würden die beiden eine stille
Kommunikation führen. Ich spürte eine kurzen Stich von Eifersucht.
Ilona sah dann zu mir und antwortete ein wenig fasziniert : „ Du bist ein Mensch
Lena und besitzt demnach keine magische Fähigkeiten. Der Stein besitzt Magie,
verstärkt die Kräfte seines Besitzers und leuchtet bei magischen Wesen, die sich
in unmittelbarer Nähe befinden, blau auf. Bei Menschen , wie du, nicht.
Du kannst den Stein zurückholen, ohne das es Meliva und Sonora bemerken.
Ich werde dich schützen.“ Wieder lächelte sie mich an und nickte.
Das ganze wurde immer fragwürdiger und dann kam da dieses Gefühl von
Unsicherheit in mir auf. Ich konnte ihr nicht wirklich trauen. Feryl räusperte sich
und trank ein Schluck Wasser. Er offensichtlich schon, da er seit Anfang des
Gespräches kein Wort gesagt hatte. Innerlich nervte mich das schon ein wenig.
Ich sah zu Feryl. ,, Und du hast dazu nichts zu sagen?“ fragte ich ihn stirnrunzelnd
Feryl entgegnete : „ Nein. Ich sehe ihr Angebot uns zu helfen als äußert hilfreich an.
Und das solltest du auch“ Er versuchte mich zu überzeugen.
Ich seufzte. So wenig wie mir das auch gefiel, musste ich zugeben das er recht hatte.
„ Also ..was ist dein Plan?“ fragte ich Ilona.
Ilona antwortete : „ Wir werden im Laufe des Tages aufbrechen. Eure Wunden sind
alle geheilt und ihr seid wieder bei Kräften. Das ganze sollte so schnell wie möglich
geschehen. Ich kenne den Weg und werde euch zum Schloss führen. Wir werden
gut 3 Tage dorthin brauchen. Mit einer Hexe seid ihr da auf der sicheren Seite“
Ich sah hinaus aus dem Fenster. Die Sonne schimmerte durch das Grün der Blätter
und die Wolken verschwanden nach und nach. Jedenfalls etwas schönes an diesem
Tag, dachte ich mir. Die beiden sahen mich wieder an.
„ Könnt ihr beide das bitte mal sein lassen? Das ist alles sehr viel Informationen für
mich und ich muss über alles nachdenken. Aber ja, okay. Dann machen wir das so.
Denn auch ich möchte das alles hinter mich bringen. Und zwar lebend“ beendete ich
meinen Satz mit einen ernsten Unterton und schaute dabei ausschließlich
Ilona an. Sie nickte und stand auf. „ Ich mache was zu essen und packe schonmal
Proviant ein. Du Lena kannst gerne die restliche Zeit für dich nutzen.“ sagte unsere
neuste Reisebegleitung.
Ich und Feryl standen auf und ich entschied mich dazu auf die Veranda zu gehen um
dort ein wenig die Sonne zu genießen. Frische Luft und Zeit zum nachdenken könnte
ich mehr als gebrauchen. Ich lief hinüber zum Sessel und schnappte mir die Strickjacke
die über der Rückenlehne lag. Ich drehte mich zu den beiden um.
„ Hey, ich gehe kurz auf die Veranda “ sagte ich knapp. Feryl sah mich kurz ein wenig
zu lange an. „ Ich packe dann die restlichen Sachen ein“ erwähnte er. „ Okay “ sagte
ich lächelnd.
Ich zog die Jacke an und ging nach draußen. Die Tür ließ ich ein klein wenig offen.
Aufgewühlt stellte ich mich vorne an der Veranda hin und wickelte meine Arme um
meinem Körper. Ich sah hinaus in den Garten, der sich weit hinaus erstreckte. Ein
kleiner Weg führte hinaus in den Wald. Er sah dem Dunkelwald nicht ähnlich.
Ein völliger anderer Wald. Die Blätter waren hellgrün und die Bäume wirkten irgendwie
lebendiger . In Ilonas Garten waren wunderschöne Blumen und Hochbeete
mit Kräutern. Wie eine echte Hexe halt, dachte ich mir. Ein Windzug kam auf.
Ich hörte weiter im Wald Vögel zwitschern. Ich schloss meine Augen um für einen
Moment alles auszublenden. Alles was in den letzten 24 Stunden passiert ist.
Wieder kamen alle Ängste hoch die ich seit Beginn versucht hatte zu unterdrücken.
Aber nach all dem war es mir nicht länger möglich. „ Auf was habe ich mich da
eingelassen“ murmelte ich angespannt. Aber es war egal, egal was ich jetzt noch wollte.
Es war zu spät.
„ Lena?“
Erschrocken öffnete ich meine Augen und drehte mich um. Feryl stand hinter mir.
Sein blondes Haar war schulterlang geschnitten und er sah immer noch ein wenig
müde aus. Kein Wunder nach all dem.
„ Du hast mich erschrocken“ sagte ich.
„ Entschuldigung “ sagte er lächelnd. Verlegen strich ich mein Haar zurück.
Er stellte sich neben mich hin. Für eine kurze Weile war es still und ich spürte seine
Hand. Kribbeln spürte ich an der Stelle.
„ Du vertraust ihr nicht oder?“ fing Feryl das Gespräch an.
„ Nein, ich kann es nicht selbst wenn sie uns ihre Hilfe anbietet und begleiten
möchte. Ich kann es dir nicht erklären aber ich habe da dieses Gefühl.
Woher weiß sie so viel ? Und woher kennt sie den genauen Weg ?
Hast du da etwa keine Zweifel?“ Fragend sah ich zur Seite, zu ihm.
Er antwortete : „ Deine Zweifel sind berechtigt vor allem in deiner jetzigen Situation
Ich atmete aus und spazierte auf die rechte Seite der Veranda. Ich hielt es nicht
so lange neben ihm aus. Nicht weil ich es nicht wollte.. Er machte mich einfach nervös
Ich drehte mich um und lehnte mich gegen das Holz Gelände.
Feryl beobachtete mich. „ Lena, wenn du ihr nicht vertraust dann vertraue mir. Okay?“
Ich sah ihn an. „ Du weißt ich vertraue dir“ antwortete ich. Er lächelte.
„ Komm, lass uns wieder rein. Vielleicht können wir Ilona etwas helfen“
Ilona hatte etwas zu Essen gekocht und Proviant eingepackt, Feryl Waffen, Zelte
und sonstiges. Nach ungefähr 1 Stunde machten wir uns auf den Weg.
Ich hatte mich dazu entschieden trotz meiner Zweifel an Ilona , sie ein wenig
kennen zu lernen. Schließlich würde ich die nächsten Tage mit dieser Frau
verbringen. Die Sonne schien noch doch langsam zogen immer mehr dichtere
Wolken auf. Ilona´s Hütte stand in mitten eines Waldes der sich aber abgrenzte vom
Nebelwald. Es führte ein direkter Weg von ihrer Hütte bis zum Wald. Es war sehr still
um uns herum, ich hörte nur den Wind der durch die Bäume fuhr und raschelnde
Blätter. Büsche und hohe Bäume umgaben uns. Ich blickte mich um und
betrachtete die Natur um mich herum. Es gab mir ein wenig Gefühl von Friedlichkeit.
Ilona lief als erste los um uns sozusagen anzuführen.
„ Seid ihr bereit?“ fragte sie ehe sie sich umdrehte.
Feryl nickte nur.
Ich zuckte nur mit den Schultern und antwortete : „ Ja, muss ich wohl“
„ Wir werden das alle überleben. Versprochen“ versicherte Feryl mir.
Die Reise begann also.
Nach gefühlt 1 oder 2 Stunden hatten wir den Wald durchstreift und meine
Füße taten jetzt schon weh. Das ganze kam einer Wanderung gleich nur in den Tod.
Ich atmete erschöpft aus und gähnte leise. Ilona lief schon fast ein wenig zu schnell
ohne ein Wort zu sagen. Wie konnte sie so lange bitte laufen ohne Pause zu machen?
Sie war schließlich auch nur Mensch.
Die Sonne versank langsam am Horizont.
„ Hey, rief ich den beiden von hinten zu, können wir langsam mal eine Pause einlegen?“
Ilona und Feryl drehte sich zu mir um. Ilona sah nicht wirklich begeistert aus.
„ Ja, das ist wohl besser. Langsam geht die Sonne auch unter“ stimmte Feryl mir zu.
Fragend sah er zu Ilona nach vorne. Sie seufzte leise und antwortete mit Ja.
Wir zogen uns ein wenig im Wald zurück und schlugen unser Lager auf. Feryl
baute das Zelt auf, ich und Ilona packten Decken und unser Proviant aus.
Feryl sammelte ein wenig Feuerholz. Später saßen wir am Feuer und aßen etwas
bevor wir uns ins Zelt zurück zogen. Die Nacht brach an und ich spürte Müdigkeit.
Im Zelt stand eine kleine Lampe mit einer Kerze.
Ich nahm eine Decke und ein kleines Kissen, die aufeinander gelegt wurden.
Ilona hat ihren Schlafplatz schon vorbereitet aber sie war noch draußen vor dem Zelt.
„ Was tut sie dort?“ fragte ich Feryl der sich neben mich gesetzt hatte.
„ Sie führt einen Verhüllungszauber aus. Es wird uns niemanden sehen“ antwortete er.
„ Das ist...gut. erwiderte ich müde, und ich gehe jetzt schlafen. Gute Nacht, Feryl.“
Kapitel 7
Meliva und Sonora
Sonora ging mit schnellen Schritten den kalten dunklen Korridor entlang
um in den Thronsaal zu gelangen. Die Türen standen bereits offen und sie
blickte hinein. Wie erwartet stand in der Mitte des großen und dunklen Thronsaal
ihre Schwester Meliva vor einen hüfthohen aus schwarzen Mamor gefertigten
Turm. Sie schaut in ein Becken hinein und schien mit ihren Augen jemanden
zu verfolgen. Sonora lief aufgeregt in den Saal auf ihre Schwester zu.
Der Thronsaal hatte kaum Fenster und die Farben an den Wänden waren
überwiegend grau und schwarz. Die hohe Decke hatte ein rundes Glasdach
was sich öffnen ließ.
„ Meliva?“ fragte Sonora mit kalter Stimme. Meliva sah erschrocken auf.
„ Was willst du?“ erwiderte sie mit einer Gegenfrage. Meliva blickte leicht
genervt wieder in das Becken hinein. Da wo sich eigentlich ihr Gesicht im
Wasser widerspiegeln sollte, sah man eine karge Landschaft ohne Grün und
Bäume. Sie schaut von oben hinab auf drei Personen die einen Weg entlang
liefen. Sonora stellte sich gegenüber von ihr und schaute nun ebenfalls hinein.
„ Sind sie das?“ fragte sie ihre Schwester.
„ Ja “ antwortete sie knapp und ging nicht weiter auf das Gespräch ein.
„ Du weißt schon, das sie bald ankommen werden. Es wird Zeit etwas zu
unternehmen. Das Mädchen wäre ein gefundendes Fressen“ fuhr Sonora fort.
Meliva seufzte leise. Sonora war in letzter Zeit immer aufdringlicher geworden
und hasserfüllter, mehr als sonst.
„ Nein, wird es nicht. Du weißt wie unser Plan ist.“ versuchte Meliva Sonora zu
erinnern. Sonora strich ihr schwarzes Haar zurück und blickte sich
suchend um.
„ Wo ist der Stein?“ fragte sie weiterhin. Meliva sah nun sauer auf. Sie würde
am liebsten Sonora verstummen lassen.
„ Da brauchst du dir keine Sorgen machen, er ist gut beschützt. Und jetzt sei
so gut und verschwinde. Schau lieber nach unserem Gast im Kerker“
Sonora sah sie wütend an.
„ Glaubst du überhaupt das Ilona ihre Aufgabe erfüllen wird?“
Meliva ließ das Bild im Becken nun komplett verschwinden. Das Wasser
nahm wieder seine hell graue Farbe an und Melivas Spiegelbild erschien.
Die Elfe hatte wie ihre jüngere Schwester schulterlanges tiefschwarzes Haar
und grüne Augen. Eine Narbe zog sich quer über ihr Gesicht, nur knapp an
ihrem Auge vorbei.
„ Ja das wird sie. Und jetzt geh“ sagte sie zischend. Sonora verließ nur
widerwillig den Thronsaal.
Tag der Veröffentlichung: 23.07.2023
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