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Maria und Josef

  • Ich heiße Resl und wohne in Kaufbeuren. Das ist übrigens im Allgäu. Als ich im Oktober das mit der Lebenden Krippe daheim erzählte, meinte mein Bruder Sepp gleich, dann würde ich ja ganz sicher den Esel spielen. Typisch! Wir beide ließen nie eine Gelegenheit aus, uns zu zanken.
  • „Und was für eine Rolle hast du, Resl?“, fragte meine Mutter. Ich sah gleich, dass sie sich etwas Sorgen machte, weil ich doch erst acht Jahre alt war.
  • „Ich soll die Maria spielen.“ Natürlich war ich ganz stolz darauf.
  • „Musst du da auch etwas sagen?“, wollte mein Papa gleich wissen.
  • „Ach wo! Der Kaplan meinte nur, heuer soll eine Lebende Krippe vor der Kirche dargestellt werden. Das wäre ein wenig so wie eine geschnitzte Krippe, wobei die weihnachtliche Szene nur von Kindern dargestellt werden soll. Wir brauchten nichts zu machen, als im offenen Stall ruhig rumzustehen.“
  • „Du und still rumstehen? Damit dürfte die Sache ja schon erledigt sein, oder?“
  • „Sepp, jetzt hör auf, deine Schwester zu ärgern!“, fuhr mein Vater ihn verärgert an.
  • Spöttisch lächelte ich Sepp zu. „Ich soll dich übrigens fragen, ob du den Josef spielen könntest. Ich hab dem Herrn Kaplan zwar gesagt, du wärst sicher nicht der Richtige für diese Rolle, aber der meinte, er hätte sich schon etwas dabei gedacht.“
  • „Weiß nicht recht“, sagte mein Bruder zögernd, aber ich hätte wetten können, dass eine Träne seine Wange herablief. Auf jeden Fall war er bei den Proben immer dabei.
  • Meine Mama war ganz stolz, als wir dann am vierten Adventssonntag am Nachmittag in dem offenen Stall mit den Hirten und den drei Königen auftraten. Ich selbst war ganz aufgeregt. Obwohl es sehr kalt war und es viel schneite, kamen eine Menge von Leuten, um die Lebende Krippe zu sehen. Sepp und ich sollten eigentlich auf jeder Seite des Jesukinds stehenbleiben, aber als Sepp mich zittern sah, kam er rüber zu mir und legte seinen Arm um mich.
  • Mein Bruder hatte gleich bemerkt, dass ich nicht wegen der Kälte sondern wegen der vielen Leute angefangen hatte zu zittern. Als Sepp mich dann auch noch sanft anlächelte, fingen die Zuschauer zu klatschen an. Mein Bruder lächelte mir nur aufmunternd zu und flüsterte mir ins Ohr:„Keine Angst, Resl. Zusammen schaffen wir das schon.“
  • Die Welt um mich herum, schien plötzlich still zu stehen. Ich sah nichts mehr als die leuchtenden, glücklichen Augen meines Bruders, der mich ganz festhielt. Ich weiß nicht wieso, aber mit einem Mal war meine ganze Aufregung verschwunden. Einfach so! Glücklich nickte ich meinem Bruder zu. Dieses Mal lief mir eine Träne die Wange herab, denn ich hatte mit einem Mal verstanden: Der Herr Kaplan hatte sich wirklich etwas dabei gedacht, als er meinen Bruder und mich als Josef und Maria auftreten ließ. Erst im kalten Stall bemerkte ich, wie sehr ich meinen Zwillingsbruder doch mochte.

Dank

Unser ausdrücklicher Dank gilt der Kaufbeurer Initiativer, die jedes Jahr in Kaufbeuren eine Lebende Krippe organisiert. Sie diente als Hintergrund zur Geschichte.Bildnachweis: http://www.kaufbeurer-initiative.de/images/phocagallery/LK2013/thumbs/phoca_thumb_l_img_3747.jpg

In diesem Zusammenhang gilt unser Dank auch für die Unterstützung der schreib-pädagogischen Arbeit des Schreibkreises Schreibschon.

Ebenfalls möchten wir uns recht herzlich für das Titelbild bei Alexander Uhrle bedanken. Es stellt ein Motiv der Lebenden Krippe 2013 dar.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.12.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für all diejenigen, die in 2013 die schreib-pädagogische Arbeit des Abeitskreises Schreibschon unterstüzt haben.

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