Liebe Leserin, lieber Leser,
mit zwei, drei oder gar vier Schriftstellern ein Buch zu schreiben, davon hat man ja des öfteren schon gehört, aber mit zweiundzwanzig Autoren?
Wie soll das denn gehen? Kann doch nicht funktionieren … oder?
Doch es kann!
Dies ist umso erstaunlicher, wenn neunzehn Nachwuchsautoren erst einmal sieben, allerhöchstens acht Jahre alt sind.
Die engagierte Initiatorin, Frau Freuding, wollte es mit ihrer Klasse 2B trotz aller leicht nachvollziehbaren Skepsis einmal versuchen. Sie bat den Autoren Peter Suska-Zerbes vom Arbeitskreis Schreibschon der Volkshochschule Kaufbeuren das Projekt in ihrer Klasse 2B zu leiten.
Sie hatte sich schon ihre Gedanken gemacht, wie ein solches Buch aussehen sollte: So unterschiedliche Elemente wie König Konradin, alle möglichen und phantastischen Tiere, die sie mit ihrer Klasse gerade behandelte, und natürlich die Kinder der Klasse 2B sollten ihren gebührenden Auftritt in der märchenhaften Erzählung haben. Natürlich sollte jedes ihrer Schuldkinder einen kleinen Teil dazu schreiben und auch passende Bilder dazu malen. Eine Herausforderung, die in dreimonatiger intensiver Arbeit nun ihren erfolgreichen Abschluss findet.
Ein solches Projekt wäre niemals ohne die tatkräftige Hilfe von Raimund Hils möglich gewesen, der die technische Realisierung als auch das Lektorat des Buches übernommen hat. Frau Freuding, hat dann in einigen Nachtschichten das Buch gebunden.
„Das Zauberglöckchen“ heißt der Titel des zauberhaften Buchs, das die Kinder der Klasse 2B der Konradinschule nun vorstellen kann.
Zum Inhalt: Ein Blick in das kleine Werk lohnt sich bestimmt. In der phantastischen Geschichte geht es hoch her. Drabazabin, ein Zauberer erwacht von einem jahrhundelangen Schlaf, nachdem ein Zauber misslungen war, die Krone des König Konradins an sich zu bringen. In der Eile und Aufregung gehen noch einige weitere Zauber in der Schule schief, so dass sich die Kinder der 2B in alle möglichen Tiere verwandelt sehen.
Da kann man nur für die armen Eltern hoffen, dass es den Tieren gelingt, einen Plan zu finden, wieder zu Schulkindern zu werden.
Eine kleine Kostprobe
Erster Teil
in dem ein Zaubererdieb aufwacht
"Nanu? Wo bin ich denn hier? Das gibt es doch gar nicht … Und so entsetzlich müde bin ich noch."
Der alte Zauberer Drabazabin gähnte und streckte sich. Er musste doch tatsächlich eingeschlafen sein.
Aber wieso? Er brauchte doch eigentlich nur ein einziges Mal im Jahr zu schlafen, und dann genügte doch eine Stunde, oder allerhöchstens zwei.
Schließlich hatte er ja auch gar keine Zeit zum Schlafen, schließlich musste er Zaubern, dafür waren Zauberer schließlich da.
Der alte Drabazabin versuchte sich zu erinnern. Einen Moment! Wie war das gewesen? An was konnte er sich noch erinnern?
Ach ja! Er wollte die Krone des Königs Konradin stehlen. Drabazabin hatte sich an das herrliche, große Schloss des Königs heran geschlichen. Ganz vorsichtig natürlich. Als wenn er nicht wüsste, dass seit Wochen die Wachen des Königs Ausschau nach ihm hielten.
Warum?
Weil er doch schon einmal versucht hatte, die Krone des Königs zu stehlen. Ja, ja, er wurde langsam alt und da ging schon einmal ein Zauberspruch daneben. Statt dem König die Krone vom Kopf zu zaubern, hatte er dessen weiche Pantoffeln in die Taschen seines weiten Umhangs gezaubert.
Auf jeden Fall wollte er, nein, musste er es noch einmal versuchen, schließlich war die Krone aus reinem Gold und die glitzerte doch so schön. So wunderschön. Große Diamanten und riesige Smaragde blitzten auch darin.
Ja, der alte Drabazabin liebte alles was glitzerte und glänzte. In seinem hohen Turm hatte er bereits einen mächtigen Schatz, aber jedes Mal wenn er seinen großen Schatz von Kostbarkeiten anschaute, fand er ihn zu klein. Viel zu klein!
Nein, die Krone, die musste er unbedingt haben. Das wäre doch gelacht, wenn es einem so erfahrenen, alten Zaubererdieb wie ihm nicht gelingen würde, unbemerkt eine Krone an sich zu bringen, ohne dass die Wachen oder Diener des Königs es gleich bemerkten. Schließlich war Drabazabin der beste Zaubererdieb, den die Welt je gesehen hatte.
Einmal hatte er sogar dem Kaiser von China seinen goldenen Thron weggezaubert, während dieser darauf gesessen hatte. Seine Untertanen hatten vielleicht geschaut, als der mächtigste Mann Chinas plötzlich auf dem Boden saß und der wertvolle Thron verschwunden war.
Lange her diese Geschichte in China! Da war Drabazabin noch ganz jung gewesen, siebenhundertzwölf Jahre, wenn er sich richtig erinnerte.
Das mit der Krone von König Konradin ist ein wenig später gewesen. Tausend Jahre später. So ungefähr.
Aber wie war das genau gewesen, als er …
Drabazabin glaubte sich zu erinnern, dass es in etwa folgendermaßen geschehen war: Er, der bekannteste und berüchtigste Zaubererdieb, war unbemerkt in das Schloss gehuscht, wo der König gerade ein sehr großes Fest abhielt. Ganz viele Leute waren von fern und nah gekommen, und jeder hatte dem König etwas recht Schönes zum Geburtstag mitgebracht. Alle feierten froh und ausgelassen; sie sangen Lieder, tanzten, erzählten lustige Geschichten und lachten. Ja, alle hatten ihre wahre Freude an dem Geburtstagsfest, dass heißt fast alle, denn einer konnte sich so gar nicht richtig freuen. Und das war der König selbst.
Ganz traurig saß Konradin auf seinem Thron, trank bisweilen einen großen Schluck aus seinem goldenen Kelch, der von Zeit zu Zeit von einem Diener nachgefüllt wurde. So sehr der Hofnarr sich auch bemühte, den König zum Lachen zu bringen, Konradin blieb ganz traurig. Das war auch kein Wunder, denn er konnte sich einfach nicht erklären, wie nach und nach alle goldenen Dinge in seinem Schloss verschwunden waren.
Konradin war inzwischen ein ganz, ganz armer König, dem nichts geblieben war als sein goldener Kelch und seine goldene Krone. Furchtbar gerne hätte er ja hunderttausend Taler Belohnung demjenigen bezahlt, der diesen gemeinen Dieb fassen würde, aber wovon sollte er das Geld bezahlen. Dieser hinterhältige Dieb hatte auch keinen einzigen Taler in seiner Schatztruhe gelassen.
Daran konnte sich Drabazabin noch genau erinnern. Ganz vorsichtig war er hinter den Thron gekrochen, aber wahrscheinlich war er nicht vorsichtig genug gewesen, denn irgendein kleiner Junge hatte angefangen zu rufen und dabei hatte er mit dem Finger auf den Zaubererdieb gezeigt. „Ein Dieb! Ein Dieb!“, hatte er immer wieder gerufen.
Jetzt wurde es für den Zaubererdieb gefährlich, denn alle schauten bereits auf ihn. Die Wachen hatten bereits ihre langen Schwerter gezogen und ihre großen Schilde ergriffen.
Ganz rasch murmelte Drabazabin einen Versteck-Zauber, aber irgendetwas war dann ganz schief gelaufen. Aber was genau war geschehen?
So sehr der Zaubererdieb sich auch bemühte, er konnte sich einfach nicht mehr erinnern, was genau dann passiert war. Er musste doch tatsächlich auf der Stelle eingeschlafen sein. Seltsam!
Aber … wie war das möglich? Er musste den Versteck-Zauber mit dem Schlaf-Zauber verwechselt haben.
Entsetzlich! Das war ihm ja noch nie passiert. Wie lange hatte er überhaupt geschlafen.
Und dabei war er immer noch so müde.
Während Drabazabin noch einmal gähnte und sich streckte, sah er sich um. Wo war er denn hier? Ganz verwirrt war er, denn das hier sah so gar nicht nach dem Schloss des Königs Konradin aus. Da musste er sich doch einmal ganz genau umsehen. Vielleicht waren ja die Wachen auf der Suche nach ihm.
Tag der Veröffentlichung: 02.07.2013
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