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Ich bin ein Monster, eine Ausgeburt der Hölle, der Teufel in der Gestalt eines Menschen und doch, obwohl ich so viel Leid über andere bringe, töte und mich an ihren Tod ergötze, liebe ich noch immer. Es verwirrt mich, denn ich hatte geglaubt, jede Menschlichkeit wäre von mir abgefallen, als ich zu dem wurde was ich nun bin, ein Vampir.
Früher, als Sterblicher, hat mich der Anblick von Blut beinahe immer ohnmächtig werden lassen und heute, wenn ich es nur schon von weitem rieche, lässt es mich vor Lust erschaudern.
Ich hasse mich selbst dafür, doch sobald der erste Tropfen meine Lippen berührt, verlässt mich jeder Anstand, jede der damals eingetrichterten Manieren und ich werde zu einem blutrünstigem Biest, dass mich voll und ganz einnimmt. Das Gefühl, welches mich voll und ganz auszufüllen scheint, ist kaum mit etwas zu vergleichen. Mein totes Herz beginnt plötzlich zu rasen, so schnell, dass ich fast befürchte, dass ich es nicht mehr aushalte und es in meiner Brust zerspringen wird, meine Sinne scheinen schärfer als jede Rasierklinge und mein gesamter Körper scheint vor Wonne zu beben.
Es ist wie ein Feuerwerk in unzähligen Farben, noch mehr, als dass das menschliche Auge wahrnehmen kann und gleichzeitig die stärkste und gefährlichste Droge, die je existierte in Form von dickflüssigen roten lebensspenden Gold. Wenn ich mich genug gelabt habe, beziehungsweise kein Blut in dem leblosen Körper mehr vorhanden ist, habe ich stets das Gefühl weinen zu müssen und ich weiß noch nicht einmal aus welchem Grund genau. Weine ich, weil wieder eine Quelle meiner ewigen Glückseligkeit versiegt ist und ich weiß, dass es mich in ein paar Minuten erneut danach gelüstet und ich wieder auf Jagd gehen muss oder darum, dass ich meiner verlorenen Menschlichkeit und Unschuld, welche damit verbunden war, nachtrauere, wieder ein Leben, dass für meine Gier, meinen Drang zu Überleben und meiner Lust sterben musste.
Ich verbrenne alle Beweise, dass sie jemals existiert hatten, nachdem ich mich an ihnen güttlich getan habe. So viel Asche, so viel Staub, den ich ins Meer streue und hoffe, dass meine namenlosen Opfer im nächsten Leben ein besseres Los ziehen werden.
Nicht jeden Tag bin ich dazu gezwungen zu trinken, doch meine Gier treibt mich dazu, jede Nacht ein hilfloses Wesen zu erwählen und ihm jeglichen Funken Leben auszusaugen. Irgendwie schaffe ich es nicht, das Monster in mir zu kontrollieren, die Oberhand zu erlangen über mich selbst und zu triumphieren und das, obwohl es so wichtig wäre, schon allein für all die unschuldigen Seelen, die ich mit meiner egoistischen Tat die Hölle erleben lassen muss.
Nicht immer war ich so, wie ich jetzt bin. Es gab eine Zeit, da war ich wie sie. Unschuldig von Tag zu Tag lebend, ging ich meiner Arbeit nach, führte ein ganz normales Leben und habe geliebt und gelitten, wie jeder andere auch. Jetzt verspüre ich keine Wärme mehr, keine Kälte, nichts mehr, was einem Gefühl auch nur nahe kommt, außer, wenn ich Blut trinke. Nun ja, nicht ganz, denn es gab noch etwas, das mein totes Herz wie wundersam zum Leben erwecken konnte, mein früherer Geliebter.
Mein Verschwinden damals, hatte seine Welt zerstört, seine Künstlerseele tief verletzt und Narben hinterlassen, die niemals wieder heilen würden. Was er wohl sagen würde, wenn er wüsste, dass ich ihm so nahe war und jede Nacht über seinen Schlaf wachte? Mehr als nur der Drang nach Blut treibt mich zu ihm, lässt mich auf der verwucherten Gartenmauer sitzen und ihm durch das Fenster beobachten, wie er einfach nur dasaß, las oder sich seiner Kunst widmete.
Damals hatten wir uns still geschworen, niemals den anderen zu verlassen, doch das Schicksal hatte andere Pläne gehabt und so glaubst du ich hätte meinen Schwur gebrochen, dich betrogen, aber wie wäre ich je dazu fähig gewesen? Selbst im Tode bin ich dir nun nahe, kannst du es spüren? Wenn du dich umdrehst und auf dem Fenster siehst, hast du da meinen Blick gespürt? Und wenn du draußen im Garten stehst und in die Nacht hinaus blickst, suchst du mich da? Was würde ich dafür tun, wieder bei dir zu sein, doch unsere Welten sind nicht mehr die selben und ich kann mir nicht einmal selbst garantieren, dass ich dich unangetastet lassen könnte, wenn ich dir gegenüber stehen würde, denn wenn das Blut eines fremden, mir schon solche Höhenflüge bereitet, wie wäre dann das deine? Würde ich vor Seligkeit sterben? Doch niemals würde ich es mir verzeihen können, und wenn ich dich wandeln würde? Zu einem der Verdammten mache, was wäre dann? Würdest du es mir übel nehmen? Könntest du es mir jemals verzeihen?
Aber schon ein Blick in seine Augen lässt mich diese Gedanken vergessen, wie könnte ich ihm seine menschliche Unschuld nehmen, seinen Glauben an das Gute und das Rechte? Ich kann ihm nicht noch einmal seine Welt zerbrechen, einmal ist genug gewesen.
Irgendwann wird er wieder jemanden findenen, einen Menschen, der ihn viel mehr verdient hat, als ich es jemals getan habe und er wird glücklich sein, vielleicht sogar sie heiraten und Kinder haben. Würde das etwas für mich ändern, frage ich mich im stillen, aber nein, wie könnte es? Trotzdem würde ich noch jede Nacht auf dem selben Fleck an der Mauer sitzen und ihn beobachten, zusehen, wie er immer älter und eines Tages sterben wird.
Angst erfasst mich, wenn ich daran denke, dass er von mir gehen wird und ich dazu verflucht bin, ewig auf dieser Erde zu wandeln. Was hält dann das Biest in mir auf? Wenn ich nicht mehr heimlich, wenn er schläft, in sein Gemach schlüpfen kann und unfähig bin über seine Wange mit meinen kalten Fingern zu streichen, meine toten Lippen nur für einen Moment auf die seinen zu pressen und danach wieder zu verschwinden, was dann? Wie soll ich überdauern, wie kann ich dann hier verweilen? Und stets wenn mich diese Gedanken überkommen, muss ich verschwinden, steige hinab in meine kalte Gruft und bete dass der Morgen schneller kommen möge, um mich von dem Aufzuhalten, was zutun meine Einsamkeit mich so dringlich rät.

Er ist so jung, noch in der Blüte seines Lebens und ich dachte, mein falscher Frieden würde noch Jahrzehnte andauern können, bevor ich zusehen muss, wie er langsam von Alter dahingerafft wird, doch wieder spielt das Schicksal mir einen Streich, stellt mich auf die Probe und ich weiß nicht was ich tun soll.
Schon seit einigen Tagen war es langsam immer kühler geworden und was tat er? Noch immer, als wäre es Hochsommer, waren die Fenster weit geöffnet, bis spät in die Nacht und mir blieb nichts anderes übrig, als sie, wenn er eingeschlafen war zu schließen, doch das war anscheinend zu spät.
Es fing mit einer einfachen Erkältung an, ein wenig Husten, ein wenig Schnupfen, das übliche, doch es wurde immer schlimmer und er mit Mal zu Mal schwächer. Ich spürte von meinem Platz auf der Mauer aus, wie seine Lebenskraft jeden Tag ein wenig abnahm und er den Kampf gegen seine Krankheit schon längst aufgegeben hatte.
Warum tat er mir das an? Hatte er so schreckliche Todessehnsucht? Wollte er mir denn folgen? In einen Tod, den ich nie erlebt hatte?
Sein Fieber stieg und irgendwann hatte er doch den Arzt gerufen, der ihm einiges an Medikamenten verschrieb, doch ob sie nur zur Linderung der Schmerzen waren oder ihn wirklich kurieren würden, war ich mir nicht sicher, ich war so aufgeregt gewesen, dass mir die Worte nicht vom Winde zugetragen werden wollten und ich sie überhörte.
Meine Besorgnis wurde so groß um ihn, dass ich selbst vergass, mir jeden Tag ein Opfer zu suchen und selbst dann, wenn mir mein Körper sagte, dass es wieder Zeit wurde, konnte ich nur mit viel Überwindung meinen Platz verlassen und auf die Jagd gehen.
Tage vergingen und es wurde nicht besser, abermals kam der Arzt, doch dieses Mal sah er eindeutig weniger zuversichtlich aus, als wie beim vorigen Besuch. Ohne dem Gespräch zu lauschen, wusste ich, dass er sterben würde. Wie viel Zeit ihm wohl noch bliebe? Ein paar Tage, eine Woche oder ein bisschen mehr? Es war nicht genug.
Jede Nacht musste ich mitansehen, wie er sich schweißgebadet auf seinem Lager wälzte und ihm die Krankheit immer mehr auszehrte. Nein, das war kein schöner Tod. Er sollte doch alt werden, eine Familie haben und irgendwann friedlich einschlafen, warum zerstörte er meine Pläne?
Plötzlich war es soweit, ich spürte es wie seine Lebenskraft kaum mehr vorhanden schien und sich ganz aufzulösen drohte und dann verlor ich die Kontrolle. Leichtfüßig und schneller als der Wind stieß ich mich von der Mauer ab und landete mit meinen bloßen Füßen auf der Fensterbank des offenen Schlafzimmerfenster. In der nächsten Sekunde war ich schon über ihm gebeugt und trank sein schwaches Blut. Als meine spitzen Zähne sich in seine zarte Haut bohrten, stöhnte er schwach vor Schmerz auf und verwirrt öffnete er die Augen, doch dann sah er mich und ich ließ von ihm ab, um ihn dann meinen blutenden Arm anzubieten und er trank.

Mit seiner Wandlung fiel der letzte Rest meiner Menschlichkeit ab und erst jetzt scheine ich langsam zu begreifen, was es wirklich heißt, Vampir zu sein. Er, wo er doch erst vor kurzem das war, was ich nun schon länger bin, lehrte mich, meine Göttlichkeit zu erkennen. Götter, wir waren Götter, Auserwählte, nicht Verdammte und mit jedem Tropfen seines süßen Blutes schienen mir diese Worte noch deutlicher und bewusster zu werden. Die Welt gehörte uns.


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Tag der Veröffentlichung: 09.05.2009

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