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Einst traf ich die Welt. Als sie mich sah, hob sie grüßend die Hand und winkte mir zu, so als ob wir Freunde wären.
"Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen, nicht wahr?" sprach sie ruhig mit einem sanften Lächeln, nicht vorwurfsvoll, wie ich es erwartet hätte.
Ich zuckte belanglos mit den Schultern, mein Blick wich ihr aus. "Ich hatte zu tun..."
"Zu tun?" fragte sie und lag nicht auch ein wenig Belustigung in ihren Worten?
"Ja, zu tun. Ich bin ein viel beschäftigtes Wesen, ich kann mich nicht immer um dich kümmern, es gibt sovieles anderes noch..." Mein Tonfall hatte sich verändert, ich war ärgerlich, ein wenig aufbrausend in meinem Gestikulieren und meine Augen fixierten einen Punkt irgendwo am schwarzen Boden des unendlichen Nichts unter mir.
Ihre Miene hatte sich verändert, wenn auch nur kaum merklich, lag jetzt Mitleid darin? Ach wie ich Mitleid hasste! Es zeigte mir ja doch, dass ich schwach war, ich brauchte es von niemanden, auch nicht von der Welt, besonders nicht von ihr. Dieser Seufzer der ihren Lippen entkam, der Blick der blauen Augen, es war unerträglich.
"Warum verschließt du dich vor mir?" sprach die Welt leise, kaum hörbar mit ein wenig Resignation in der Stimme.
Ich blieb stumm, heftete meinen Blick noch verbissener auf den schwarzen Fleck zu meinen Füßen, beinahe hätte ich die Beherrschung verloren. Wie konnte sie nur dergleichen Frage stellen? Wusste sie nicht mehr, dass sie mich zu einer Zeit verlassen hatte, in der ich sie mehr brauchte als alles andere? Wo war sie da? Wer hatte mir damals Beistand geleistet? Beinahe hätte ich ihr diese Fragen ins Gesicht geschrien, doch ich hielt mich zurück, bebbte nur am ganzen Leib und meine Augen wurden feucht. Ich betete stumm zu den toten Göttern, die niemals existierten, sie wollen nicht zulassen, dass ich vor der Welt soviel Schwäche zeigen würde, nicht vor ihr.
Aus einem Impuls heraus wollte sie mir ihr ihre Hand entgegenstrecken, mich trösten, doch bevor sie mich noch berührte, ließ sie ihren Arm sinken und seufzte abermals, ein wenig hoffnungslos, als ob sie meine Gedanken erahnte.
"Nun gut... du weißt, wo du mich findest? Wenn.. " ihre Worte fielen ihr sichtlich schwer, " wenn du irgendwann dich anders entscheidest, ich bin da."
Als sie davonschritt, weil ich keine Antwort mehr gab, mich vollkommen still verhielt, hatte ihr Gang etwas trostloses, etwas trauriges an sich, aber ich konnte nicht verzeihen, denn der Schmerz saß zu tief, die Wunde war zu groß, Worte konnten sie nicht heilten, nur die Zeit.

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Tag der Veröffentlichung: 01.05.2009

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