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Verwettet

 

Wenn das Herz gewinnt *Leseprobe*

 

 

Genervt sah Lennard zu seinem Vater und verdrehte die Augen. „Und wenn ich nun doch keine Lust habe?“

„Dann guck, wo du unter kommst, das Wochenende gehört Luc und mir, was interessieren mich deine Befindlichkeiten? Du wolltest mit deinen Kollegen nach Las Vegas, also pack deine Sachen und lass uns unsere Ruhe.

„Solltet ihr in eurem Alter nicht langsamer machen? Nicht dass eure Herzen …“, da traf Lennard auch schon das Geschirrtuch, mit dem John vorher das Besteck polierte.

„Ich geb dir gleich „in unserem Alter“. Gott, kannst du nicht ein wenig nach deiner Schwester kommen?“

„Nein! Ich bin eben nicht so ein Spießer und muss mit 23 Jahren heiraten und mich schwängern lassen, was übrigens auch unmöglich wäre, ich bin ein Mann!“

„Dann benimm dich auch wie einer und geh einen drauf machen. Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit. Pack endlich deine Tasche, soweit ich weiß, geht es in drei Stunden los!“, betrat Luc die Küche und stieß seinen Sohn an.

John schmunzelte und Lennard wusste wieso. Luc war sein biologischer Vater und das unverkennbar. Sie hatten beide blonde Haare und die gleichen braunen Augen, auch sonst schien er das Ebenbild des Älteren, was John jedes Mal grinsen und verliebt gucken ließ.

„Dass du Dad nach dieser Zeit immer noch so anschaust, ist der Wahnsinn. Irgendwo beneidenswert“, seufzte Lennard und verschwand aus der Küche, bevor sich seine Väter einem Kuss hingaben.

Im Flur blieb er vor einem Familienbild stehen, auf dem auch seine Schwester zu sehen war. Miriam ähnelte John und so hatte sich die Frage nie gestellt, wer von welchem Vater stammte. Jedoch hatte das nie zwischen ihnen gestanden. Sie waren Zwillinge, hatten sich den Bauchraum einer Frau geteilt, die sie nie kennenlernen wollte. Seine Schwester hatte daran lange zu knabbern gehabt, verstand nicht, warum eine Mutter ihre Kinder nicht kennenlernen wollte. Vielleicht war das der Grund wieso sie vor zwei Jahren geheiratet hatte und nun schon das zweite Kind unter ihrem Herzen trug. Sie hatte aber auch Glück gehabt mit Jeremy, wie er fand. Seufzend wandte sich Lennard ab und ging die Stufen zu seinem Zimmer hinauf. Trotz seiner 25 Jahre hatte er sich noch nicht überwinden können auszuziehen. Wozu auch? Ihm ging es daheim super, seine Väter waren immer um ihn besorgt, wuschen die Wäsche und kochten. Wieso also alleine wohnen, wo er nach der Arbeit in der Druckerei einsam in der Stille einer Wohnung saß?

 

„Len, beweg deinen Hintern!“, grölte es von unten, begleitet von einem Lachen.

„Ihr seid zu früh!“, schimpfte Lennard und rannte ins Bad, um die letzten Sachen einzupacken.

„Susanna hat es nicht ausgehalten, nun komm!“

Augenverdrehend griff er sich seine Tasche und sprang die Treppenstufen hinunter. Eine wunderschöne Frau strahlte ihm entgegen. Susanna Black war der Traum jeden Mannes, der nur halbwegs bei Verstand war, und nicht mit ihr verwandt. Doch auch wenn Letzteres nicht auf sie zutraf, liebte Lennard sie lediglich wie eine Schwester, daran hatte eine Nacht auch nichts geändert, als sie betrunken im Bett gelandet waren. Ebenso wenig, dass es ihre und seine Väter mitbekommen hatten, Hoffnungen hegten, dass sich ihre Kinder miteinander einließen. Es funktionierte nicht, sie liebten einander nicht wie ein Paar und waren trotzdem unzertrennlich. Beste Freude seit der Schule, trotz zwei Jahren Unterschied, der mit zunehmendem Alter auch immer unwichtiger wurde.

„Was war los, dass du es nicht mehr ausgehalten hast?“

„Ach Dad wieder.“

„Chris oder Steph?“, sah Lennard sie von unten herauf an, während er sich seine Schuhe zuband.

„Chris, der dreht echt ab. Irgendwas von wegen Hochzeit, Las Vegas und wir sollten nicht vergessen, wie es deinen Vätern ergangen wäre. Der ist mir richtiggehend auf die Nerven gegangen. Seit er uns erwischt hat, meint er kuppeln zu müssen. Dass du mir zu jung und dazu einfach zu brav bist, interessiert da gar nicht!“

„Ich bin der Schwiegersohn-Traum, find dich damit ab“, zwinkernd band er sich den letzten Schuh zu und sah zu Benjamin, der augenverdrehend an der Wand stand. „Widersprichst du mir Ben?“

„Niemals. Ich dachte, du kneifst, du und Las Vegas, passt zusammen wie Feuer und Wasser.“

„Meine Väter schmeißen mich raus, sie wollen das Wochenende für sich haben. Hochzeitstag und, ach fragt nicht, das will keiner wissen.“

 

Eindeutig nicht und so waren die Freunde schon bald im Van von Benjamin und holten den Rest ihrer Kollegen ab, mit denen sie den Trip geplant hatten. Ein bunt gemischter Haufen, doch eins hatten sie alle gemeinsam, sie arbeiteten entweder für die Druckerei Stone, oder in der Agentur Black&White. Die Freundschaft der Chefs war jedem bekannt und auch die Geschichten, die sich um sie rankten. Lediglich Susanna und Lennard wussten jedoch, dass es nicht nur Geschichten waren.

Seine Väter hatten wirklich nach einer 24 jährigen Freundschaft, ihr Interesse aneinander entdeckt und im Alkoholrausch geheiratet und Susannas waren nach dem Tod ihrer Mütter zusammengekommen, auch auf recht komplizierte Art und Weise. Geschichten wie sie das Leben eben schrieb, hatte Florian gemeint. Finanzbuchhalter bei Black&White und dazu sein Patenonkel. Wie er dazu gekommen war, wusste Lennard nicht. Florians Bruder war der Pate von Miriam, die Noah vergötterte und sich von dessen Partner ausbilden ließ. Fotografin … das passte zu der dunkelhaarigen Schönheit, die immer schon ein Auge fürs Besondere gehabt hatte.

Etwas Wehmut kam in Lennard auf, er vermisste seine Schwester, die sonst immer mit ihnen unterwegs war. Sie war die draufgängerische, die ihn mitzog und dennoch beschützte. Auch wenn sie mittlerweile ein recht spießiges Leben führte. Doch nun war er mit den Männern und Frauen alleine unterwegs zum Flughafen und in wenigen Stunden würden sie für drei Tage Las Vegas unsicher machen. Benjamin, Susanna, Frank, Melanie, Simon, Charles und Alexander würden ihn sicher ebenso unterhalten, aber alles andere als vor Dummheiten bewahren. Er war seit Jahren ihr erklärtes Ziel, wenn es darum ging, jemanden aus der Reserve zu locken, oder in brenzlige Situationen zu bringen. Lennard war einfach zu ruhig und hielt sich von jeglicher Art Problemen fern, auch dem Alkohol war er nicht wirklich zugetan. Rauchen und andere Drogen sagten ihm ebenso wenig zu, wie Bettgeschichten. Im Klartext, wie Simon mal sagte, war er schlicht und ergreifend langweilig.

 

„Der Kleine träumt mal wieder!“, grinste Charles und zerzauste Lennard die Haare, der ihm daraufhin unwirsch auf die Finger schlug.

„Ersten bin ich nicht klein und zweitens, fass meine Haare nicht an.“

„Genau! Fass seine Haare nicht an, du solltest doch wissen, dass unser Lennard da etwas … anders ist. Das Elternhaus prägt einen eben!“, grinste Benjamin und Lennard fluchte, weil er nicht an diesen heran kam. Er mochte Susannas besten Freund zwar, auch wenn sie immer wieder aneinander gerieten. Sie waren eben wie Feuer und Wasser, vor allem was Susanna betraf. Denn Benjamin fand es alles andere als lustig, dass sie mit Lennard im Bett gelandet war. Als ob es diesen arroganten Lackaffen etwas anging, schoss es Lennard durch den Kopf und er wandte seinen Blick ab.

Nur weil seine Väter ein Paar waren, hieß es nicht, dass er selbst auf Männer stand. Auch wenn Benjamin ihm das gerne unterstellte. Statt diesem um die Ohren zu schlagen, dass er dann sicher nicht Susanna ins Bett bekommen hätte, hielt Lennard den Mund und zog sich zurück. Selbst wenn er schwul wäre, hätte das zu einhundert Prozent nichts mit seinem Elternhaus zu tun.

Eine eingehende Nachricht ließ ihn auf sein Handy schauen und lächeln. Mochte ja sein, dass Miriam und er nicht im regulären Sinn Zwillinge waren, jedoch wusste seine Schwester immer, wann er sie brauchte.

 

***

 

 

Schlüssel zum Glück

 

Ich will Dich!

 Kommt bald!

Impressum

Texte: Rigor Mortis
Bildmaterialien: Hintergrund Urheberrecht: mtmmarek www.shutterstock.com, Herzen: Gerald www.pixabay.com, Covergestaltung Rigor Mortis
Lektorat: Bri Mel,
Tag der Veröffentlichung: 27.01.2015

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