Baron Jetlo Butin, Herrscher über den Planeten Dasos und Monopolinhaber des spaltbaren Lightiums wollte sich den Kristallplaneten Genofol mit den dort vorkommenden Tesla-Kristallen zu Eigen machen, obwohl die Abbaurechte bereits durch die Interstellare Union Herzog Limar Primus, dem Regenten von Karnak zugesprochen wurden.
Die beiden Überlebenden des Anschlags auf Genofol schlugen sich mit einem Shuttle bis zu den Zigani bei Regel4 durch. Von dort aus kontaktierten sie die Aufklärungsmission, nicht ahnend dass ihnen eine Katastrophe drohte.
Nachdem Butins Sohn Jetlo das Wissenschaftsteam des Herzog Primus auf Genofol ausspionierte, überfiel und tötete, wurde eine Aufklärungsmission nach Genofol entsandt. Doch die Aufklärungsmission geriet in eine Raum-Zeit-Verzerrung und droht, in einer Katastrophe unter zu gehen.
Lelant Mauser der Sicherheitschef der Interstellaren Union sah im Zwist der Häuser Butin und Primus seine Chance gekommen, eigene Fäden zu ziehen, die der Union und damit auch ihm, Butins Ressourcen und Technologien in die Hände spielen würden.
Auf Dasos wurde der Geo- und Mineraloge Josef Nagal von seinem Arbeitsplatz in einer Lightium-Mine abgerufen und über Umwege in eine Forschungsanlage Butins gebracht. Dort geriet er an einen Spion Mausers, der einen Anschlag auf die Einrichtung plante und Nagal unverhofft zur Flucht verhalf.
Nach Herzog Primus Rückkehr von den Vertragsverhandlungen um Genofol, steht fest, dass er gemeinsam mit der Interstellaren Union nach Genofol aufbrechen und Baron Butin das Handwerk legen will.
Butin ahnt nichts von der Zusammenarbeit der Union mit Herzog Primus, und macht seinerseits mobil, um sich Genofol zu Eigen zu machen.
Doch wird der Plan des Herzog Primus und der Union aufgehen?
Der Kampf um Genofol geht weiter...
Baron Butin lief ruhelos in seiner Burg auf und ab und wusste nichts mit sich anzufangen. Es war bereits Nachmittag und der Sprung der Streitmacht Butins in den Omikron-Sektor stand in Kürze bevor. Sein Sohn Jasse war als Oberbefehlshaber mit einem großen Kontingent an Kriegsschiffen auf dem Weg, den Planeten Genofol zu besetzen.
Butin hatte keine Bedenken bezüglich der Reaktion der Interstellaren Union. Schließlich und letztendlich war er der einzige Lieferant des Lightiums, ohne das die moderne Raumfahrt gar nicht mehr denkbar war. Er sah sich fest im Sattel sitzen und würde in der Zukunft auch noch ganz andere Güter liefern können. Schließlich verhielt es sich mit den Tesla-Kristallen ebenso wie mit dem Lightium. Es gab sie nur auf den Planeten die unter seiner Kontrolle standen, oder zumindest bald unter seiner Kontrolle stehen würden.
Jetlo Butin hatte seinen Sohn ohne viel Pomp verabschiedet und ihm einen militärischen Berater zur Seite gestellt, denn Jasse hatte keine militärische Ausbildung durchlaufen und somit auch keinen Dienstgrad inne. Aber im Grunde rechnete er nicht mit Problemen. Wer sollte ihm auch Schwierigkeiten bereiten. Herzog Primus von Karnak, der dachte sich Genofol zu Eigen machen zu können, hatte kein nennenswertes Militär. Die Interstellare Union war mehr an Profiten interessiert als an militärischen Auseinandersetzungen.
Der Baron suchte nach Irgendetwas, das ihm die Zeit verkürzen sollte. Es war wie eine Sucht. Wenn er diese Unruhe in sich spürte, musste er stets eine Befriedigung finden. Manchmal artete es dann in Fressorgien aus, oder in Saufgelagen. Wenn es ganz schlimm war, reagierte er sich an einem bedauernswerten Jungen oder Mädchen ab, je nach Laune, das Eine oder Andere. Meist wurden die Opfer danach niemals mehr gesehen.
Heute aber hatte er Gelüste auf Essen, deftiges, fettiges Essen in großen Mengen. Er hatte bereits Order gegeben und wartete nun darauf, dass er sich an die schwer beladene Tafel setzen konnte. Bei dem Gedanken an die gebratenen Hühner und Täubchen, Schweine- und Hirschbraten lief ihm das Wasser im Munde zusammen.
Gerade als er auf den Balkon hinaus gehen wollte, eilte Nogi zu ihm, um ihm mitzuteilen, dass der Sprung der Flotte in den Omikron-Sektor unmittelbar bevorstand. Er hielt dem Baron einen Datenpad hin, auf dem sein Sohn zu sehen war.
»Mach es genau so wie wir es besprochen haben. Posten rund um Genofol. Wenn ich Nachricht von Dir erhalte, dass alles soweit erledigt ist, wende ich mich an die IU und erkläre meinen Besitzanspruch. Dann sehen wir weiter... Hast Du verstanden?«
Jasse starrte seinem Vater mit steinerner Mine entgegen.
»Ja Vater. Es wird alles so verlaufen wie besprochen. Und wenn ich zurück komme, dann als Held. Und Primus wird...«
»Genug jetzt! Konzentriere dich auf deine Aufgabe. Wenn Du es richtig machst, wird es dich dem butinischen Thron näher bringen.«
Jasse wollte noch etwas erwidern, doch der Baron beendete die Verbindung. Jetzt wollte er essen. Die Sucht wurde übermächtig.
»Was ist mit dem verdammten Essen?«, schrie der Baron so laut, dass ihm der Kopf rot anlief und wandte sich um, um zu sehen was schon auf der Tafel stand.
Als er sah, dass dort schon reichlich Leckereien aufgetischt waren, beschloss er, sofort mit dem Essen zu beginnen. Er ließ sich auf seinen thronartigen großen Stuhl fallen und von einem Bediensteten Wein in einen großen Pokal einschenken. Heute wollte er nicht kleckern, sondern klotzen. Ihm war auch egal, dass ihm danach wieder einen ganzen Tag schlecht sein würde. Das war ihm der Genuss allemal wert.
Frohlockend riss er sich einen Schenkel von der Pute ab, tauchte ihn ins Fett, das um die Pute herum auf dem Servierteller schwamm, und biss herzhaft hinein. Doch ein Bissen alleine langte heute nicht. Er biss so lange nach, bis er den Mund kaum noch schließen konnte. Erst dann fing er an zu kauen. Nachdem er einen Teil des Essens in seinem Mund abgeschluckt hatte, spülte er mit Wein nach und kaute weiter. Nicht, dass der Baron nicht anständig essen konnte. Nein, heute wollte er es nicht. Es ging nur um die pure Befriedigung durch Essen, besser gesagt durch's Fressen.
Vor dem Baron waren so viele Köstlichkeiten aufgetischt, dass er gar nicht recht wusste, was er als nächstes verschlingen sollte. Er entschied sich für Schweinebraten. Mit dem großen Tranchierlaser schnitt er sich ein Stück mit besonders knuspriger Schwarte ab und schmiss es mehr auf seinen Teller als das er es ablegte. Auch dieses verschlang er mit großen Bissen. Je mehr er sich hinein steigerte, desto weniger kaute er.
Leilo Nogi, des Barons Berater, stand hinter dem Baron und konnte kaum mitansehen, wie dieser sich in seine persönliche Fressorgie hineinsteigerte. Es war allerdings auch nicht die Erste, bei der er zugegen war. Doch ihm schien, dass die Heutige der Gipfel werden sollte. Er wusste ebenso wie der Baron, was danach kam. Erst stellte sich die Übelkeit ein und Bauchschmerzen, dann die Kotzerei und schließlich kam das Wehklagen. Dann musste man ihm wieder ein kleines Mittelchen verpassen, das die Übelkeit wegzauberte. Danach schlief er in der Regel fast einen ganzen Tag lang. Das war eine richtige Wohltat. Wer schlief, sündigte nicht.
Ein Bediensteter brachte dem Baron gerade einen Servierteller mit sechs gebratenen Täubchen darauf, als Nogis Com-Einheit summte. Er drehte sich vom Baron fort und lief ein paar Schritte bevor er den Ruf entgegen nahm. Während der Baron hastig an einem Täubchen zerrte und ein ziemlich großes Stück in den Mund stopfte, las Nogi mit wachsendem Entsetzen die Nachricht vom Attentat auf die wichtigste Forschungsanlage des Barons. Anlage 2 war anscheinend einem Bombenanschlag zum Opfer gefallen.
Entsetzen trat in Nogis Augen und er eilte zum Baron, um ihm von der Katastrophe zu berichten.
»Herr, es ist etwas Furchtbares geschehen. Anlage 2 ist durch eine Explosion zerstört worden.«
Jetlo Butin hörte auf zu kauen und versuchte, in einem eher grotesk wirkenden Akt, den Inhalt seines Mundes hinunter zu schlucken. Sein Gesicht, das ohnehin schon gerötet war, lief nun puterrot an. Zuerst kapierte Nogi nicht, was vor seinen Augen geschah. Der Baron begann zuerst mit den Händen und Armen zu gestikulieren, daraus wurde schnell ein hilfloses um sich Schlagen. Er schmiss sich in seinem Stuhl zurück und wieder vor. Dann sprang er auf und rannte unkoordiniert durch den Saal. Dabei rannte er Stühle wie Bedienstete gleichermaßen um. Nogi, der langsam begriff, was passiert war, kam gar nicht so schnell an ihn heran, wie er sich wand und rannte.
Nun kamen auch die Angestellten, eher zögernd, und wollten helfen. Doch der Baron wurde in seinem Kampf um Atemluft zu einer Furie. Er wirbelte geradezu durch den Saal und schmiss sich schließlich auf den Boden. Mittlerweile war sein Gesicht blau angelaufen und er gab ein verzweifeltes Röcheln von sich. Die Augen quollen ihm mit irrem Blick aus den Augenhöhlen. Plötzlich war alles still. Die Arme des Barons fielen zu Boden und er lag reglos da.
Keiner der Anwesenden rührte sich. Nogi trat heran und ging in die Hocke. Er hatte bereits die Not-Taste an seinem Pad gedrückt und der Notarzt sollte jeden Augenblick hier eintreffen. Aber so wie es aussah, würde er zu spät kommen.
Plötzlich bäumte sich der Baron auf und ächzte. Alle Umstehenden erschraken und sprangen instinktiv einige Schritte zurück. Der Notarzt kam gerade zur Tür hereingestürmt, als der Baron in sich zusammen sackte.
Die Gesichtszüge des Barons entspannten sich schließlich, und der Notarzt konnte nur noch seinen Tod feststellen.
Der Kopter mit Josef Nagal und Pascal Wenried an Bord geriet durch die Druckwelle der Explosion ins Trudeln. Wenried hatte jedoch anscheinend genügend Flugerfahrung um das Trudeln abzufangen und den Flug zu stabilisieren. Josef kam das Ganze wie ein Dèjá Vu vor. Als er durch die gewölbten Seitenfenster sah, sah er einen riesigen Feuerball zum Himmel aufsteigen. Das Gebäude, oder was von ihm übrig war, war durch den Qualm und das Feuer nicht zu sehen. Wahrscheinlich war auch nicht mehr viel da, das man hätte sehen können. Dann wandte er den Blick ab.
Wenried schien sichtlich zufrieden mit sich zu sein und flog unbeirrt weiter. Er griff in die Innentasche seiner Jacke und zog einen kleinen silbrigen Gegenstand daraus hervor. Nagal erkannte, dass es sich um einen Datenträger aus dem Forschungslabor handelte. Er musste nicht lange überlegen um zu erkennen, dass es sich dabei um aus der Forschungsanlage gestohlene Daten handelte. Er fragte sich, ob Wenried ein Geheimagent war, oder ob er die ANRE Daten einfach an den Meistbietenden verkaufen wollte. Er ahnte nichts Gutes.
Wenried steckte den Datenträger wieder ein und warf Nagal einen Blick zu.
»Ich kann Sie nicht mit zur Station nehmen. Bei der nächsten Gelegenheit setze ich Sie ab und Sie müssen sich allein durchschlagen. Haben Sie das verstanden?«
Nagal nickte und überlegte wie er nun reagieren sollte. Konnte er diesen Wenried wirklich mit diesen gefährlichen Daten einfach so davon kommen lassen? Kurz sah er wieder die Bilder aus dem verborgenen Menü des Computers in der Forschungsanlage vor sich. Aber was sollte er tun. Wenried ging in einen langsamen Sinkflug und sah sich anscheinend suchend nach einem Landeplatz um.
»Und vergessen Sie, dass Sie mich gesehen haben. Denken Sie sich irgendetwas aus. Aber danken Sie mir für Ihr Leben, indem Sie mich vergessen.«
Dann drehte er sein Gesicht Nagal zu und musterte ihn.
»Oder habe ich Grund zur Annahme, dass Sie mich verraten? Hm? … Sagen Sie mir, ob ich ein Problem habe?«
»Nein, nein. Alles klar. Ich habe Sie sehr gut verstanden.«
Wenried starrte ihn noch einen Moment lang an und suchte dann wieder nach einem geeigneten Landeplatz, den er schließlich auch fand. Sie waren wahrscheinlich erst wenige Kilometer von der Anlage entfernt und mitten im bewaldeten Niemandsland. Nagal dachte fieberhaft nach, wie er handeln sollte. Seine Nervosität stieg erheblich an, als Wenried sich anschickte den Kopter zu landen. Da Wenried jetzt auf die Landung konzentriert war, sah er sich im Cockpit des Kopters nach irgendetwas Brauchbarem um. Und er wurde fündig: In einer Seitennische seines Sitzes befand sich ein Fach, in dem eine Leuchtpistole für Notfälle steckte. Er fingerte danach ohne sich etwas anmerken zu lassen. Doch das Fach war zu tief angebracht. Er kam nicht einmal in die Nähe ohne sich zu bücken und somit die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.. In der Hoffnung darauf, dass er hinein langen konnte, wenn er aus dem Kopter stieg, ließ er davon ab. Es musste nur schnell gehen.
Die Stelle an der Wenried mit dem Kopter runter ging, war eine Lichtung mit hohem Gras und hier und da totem Geäst, das wahrscheinlich bei einem Sturm aus den Kronen der umstehenden Bäume gebrochen war und hierher geweht wurde. Die Bäume rundherum sahen entsprechend gebeutelt aus.
Wenried setzte den Kopter gekonnt, wenn auch etwas schief, auf, und ließ die Maschinen ruhig weiterlaufen. Dann drehte er sich zu Nagal und hatte plötzlich eine Handlaserwaffe in der Hand. Damit bedeutete er ihm auszusteigen. Nagal folgte ängstlich seiner Anweisung. Das Glück wollte, dass Wenried gleichzeitig mit Nagal auf der anderen Seite des Kopters ausstieg, was Nagal Zeit verschaffte, sich vom Sitz gleiten zu lassen und unbemerkt in das Fach greifen zu können. Als er um den Kopter herum lief, steckte er die Leuchtpistole in seine Jackentasche und ließ die Hand darin am Abzug.
Nun standen sie sich gegenüber und Wenried schien nachdenklich auf irgendetwas zu warten. Vielleicht rang er auch mit sich selbst, ob er Nagal wohl doch erschießen sollte. Plötzlich gab ein Ast nach, auf dem der Kopter stand und knackte laut, sodass Wenried sich erschrocken umdrehte, um nach der Ursache des Geräusches zu sehen. Nagal ergriff seine Chance, riss die Leuchtpistole aus der Tasche und schoss, während er auf Wenried zusprang. Das Leuchtmittel zischte auf Wenried zu und traf ihn am Hals, wo die hohe Temperatur des entzündeten Leuchtmittels sofort alles in Brand setzte. Wenried war so geschockt, dass er die Waffe fallen ließ und versuchte die Ursache seiner Pein zu entfernen. Doch es half nichts. Das Leuchtmittel war nach dem Aufprall am Hals in seine Jacke gerutscht und entfachte dort ein Feuerinferno.
Nagal stand fassungslos da und war geschockt von den Folgen seiner Handlung. Wenried lief als brennende Fackel herum und schrie erbärmlich. Mittlerweile brannte er überall. Dann, von einem Augenblick zum Anderen, fiel er zu Boden und versengte das taufeuchte Gras. Nagal bekam den Geruch brennender Haare und brennenden Fleisches in die Nase und konnte nicht gegen einen Würgereiz ankommen. Er beugte sich nach vorn und
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Andreas Spira
Bildmaterialien: s.kunka_pixelio.de
Tag der Veröffentlichung: 22.10.2013
ISBN: 978-3-7309-5690-8
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