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Was bisher geschah

Die Regentenfamilie Primus des Planeten Karnak, hatte nach jahrelangen Forschungsarbeiten eine wissenschaftliche Erkundungsmission zum Planeten Genofol entsandt, um die dort vorkommenden Kristalle genauer zu erforschen. Doch der gierige Baron Jetlo Butin, Herrscher über den Waldplaneten Dasos, auf dem er hauptsächlich das spaltbare Lightium aus den Tiefen des Planeten grub, hatte die Wissenschaftler ausspionieren lassen und besessen vom Potential der Kristalle beschlossen, Genofols Schätze für sich nutzen zu wollen.

Er schickte seinen Sohn Jasse, um die Informationen des Wissenschaftlerteams von Herzog Primus zu rauben und sämtliche Spuren des Teams auf Genofol zu vernichten.

Unterdessen beauftragte Herzog Limar Primus eine Aufklärungsmission nach Genofol, die durch einen Zwischenfall bei einem Sprung durch ein Wurmloch in Gefahr geriet.

Der ehrgeizige Sicherheitschef der Interstellaren Union, Lelant Mauser, hatte eigene Pläne und sah seine Chance gekommen, nun selbst ein paar Karten auszuspielen. Butins Scheitern im Sinne plante er dessen Niedergang.

Der Mineraloge Josef Nagal, Neffe des Minenleiters einer butinischen Lightium Mine, Sirius Blonk, geriet ohne sein Dazutun und Wissen in eine Schlüsselrolle, die das Schicksal des besiedelten Universums besiegeln könnte.

Die beiden einzigen Überlebenden des Anschlags auf Genofol, der Geologe Astin Decker und Techniker Marlo Tuengo, hatten mit einem Shuttle, welches nicht für Langstreckenflüge konzipiert war, einen gefährlichen Heimweg angetreten und erhoffen sich von den bei Regel 4 befindlichen Zigani Hilfe bei diesem Unterfangen.

Das Spiel um die wertvollen Tesla-Kristalle des Planeten Genofols geht weiter...

Regel 4 – Die Zigani

Tuengo hatte sich in seiner Kabine eine eher fade schmeckende kalte Speise ausgepackt und war gerade dabei, sich ein paar Bissen zu gönnen, als es an der Tür klopfte.

»Komm rein, Astin. Meine Freundin ist schon gegangen«

Decker öffnete die Tür und grinste breit. In der Hand hielt er ein Päckchen der gleichen Kaltspeise, die Decker im Begriff war zu essen. Sein Grinsen wurde noch breiter.

»Ich wollte dich zum Essen einladen. Aber wie ich sehe, bist du schon versorgt. Was dagegen, wenn ich dir ein wenig Gesellschaft leiste?«

»Nein. Nimm Platz. Es ist ja nicht so, als müssten wir uns in der nächsten Zeit andauernd sehen. Da bin ich schon froh, dass du mal vorbei kommst.... Nein , Blödsinn. Hast du etwas auf dem Herzen?«

»Hm. Ich habe da so Einiges auf dem Herzen. Aber nichts, bei dem du mir jetzt auf die Schnelle helfen könntest.« Decker riss den Beutel vorsichtig auf und entnahm der Packung ein paar Stücke, die von der Konsistenz her ein wenig an erkaltetes Fett erinnerten, aber deutlich besser schmeckten. Irgendwie hatte das Ganze etwas Fruchtiges. Er kaute sorgfältig und schluckte, um den Mund leer zu bekommen.

»Was machen wir, wenn die Zigani nicht mehr da sind? Ich meine,... Wie sollen wir das schaffen?«

Tuengo musste, um antworten zu können, nun seinerseits erst einmal schlucken. »Du solltest dir vorerst noch keine Gedanken machen. Das ist in meinen Augen Energieverschwendung. Wenn die Zigani bei Regel 4 ihr Lager aufgeschlagen hatten, dann werden sie so schnell nicht wieder packen und weiterziehen. Es sei denn, es wäre etwas passiert, das sie dazu veranlasst hätte. Denk mal dran, als sie bei uns auf Karnak waren, welchen Aufwand sie betreiben, um alle Ihre Shuttles und Raumer zu einer Einheit zu verbinden. Das ist schon ziemlich aufwändig. Außerdem habe ich gehört, dass sie, nachdem sie von uns aus weiterzogen, einem havarierten Transporter der Familie Blumberg Hilfe leisteten. Es hieß, die Tochter des alten Blumberg wäre auf dem Transporter gewesen und er hätte die Zigani für ihre Rettung fürstlich belohnt.«

»Und das veranlasst dich dazu, zu glauben, sie seien noch dort?«

Tuengo nickte und kaute bereits wieder auf einem neuen Stück herum.

Das Pad auf Tuengos Liege summte. Er raffte sich auf und nahm es an sich. Als er auf das Display sah, das er auf automatisches Aktivieren bei Nachrichteneingang eingestellt hatte, las er die Meldung des Bordcomputers, dass sie sich nun in Sensorenreichweite befanden.

»Wir sind nahe genug für die Sensoren. Lass uns gleich einmal nachsehen. Dann haben die Spekulationen wenigstens ein Ende.«

Decker folgte ihm ins Cockpit, wo sich die Overlay-Karte auf dem Datenschirm bereits aktualisiert hatte. Tuengo vergrößerte die Ansicht. Und da sahen sie es. Eine deutliche Anzeige im Orbit von Regel 4. Ein Konglomerat aus verschiedenen Schiffen. Das konnten nur die Zigani sein. Decker und Tuengo atmeten hörbar auf.

Wenn sie in Funkreichweite waren, konnten sie mit ihnen in Kontakt treten. Das konnte allerdings noch über zwanzig Stunden dauern, da sie nur mit dreiviertel Impuls flogen.

 

* * *

 

Baschtar Miagi, das Oberhaupt der freien Zigani, lag neben seiner Frau Saandra in der Koje und lauschte ihrem gleichmäßigen Atmen. Sie schlief tief und fest. Nachdem die beiden sich beim Abendessen heftig gestritten hatten, hatten sie sich danach ebenso heftig wieder versöhnt. Und aus Saandras anfänglichem erregten Stöhnen war nach und nach das ruhige Atmen geworden, dem er so oft in der Nacht lauschte, wenn er selbst nicht schlafen konnte.

Immer wieder trieb ihn die Sorge um das Wohlergehen seiner Schützlinge. Sie waren die letzten freien Zigani im All. All die anderen Sippen hatten sich nach und nach niedergelassen und dem Nomadentum den Rücken gekehrt. Für die einen war es die richtige Entscheidung. Für die Anderen bedeutete es ein Leben in den Ketten der Lohnarbeit.

Eindeutig nicht seine Vorstellung von einem Leben in Freiheit. Und er war glücklich, das Saandra von der Fußsohle bis zu den Haarspitzen ganz genauso empfand.

Obwohl sie im Moment mehr als gut versorgt waren, trieb ihn die Unruhe aus der Koje. Er spürte den Schweiß auf seiner Haut und konnte es nicht länger ertragen wie der Stoff des Bettzeugs an seiner Haut klebte. Also beschloss er, eine Dampfdusche zu nehmen. Er war froh, mit einer modernen Recyclinganlage ausgestattet zu sein. Das ermöglichte ihnen, nicht ständig auf die Wassermenge zu achten, die noch zur Verfügung stand.

Als er aus der Dusche herauskam und sich abgetrocknet hatte, betrat er die Küche und bereitete sich einen Kaffee zu. Den Kaffee hatten sie von Blumberg als Dank in Großpackungen erhalten. Er war das Exportprodukt Nummer eins auf Beta-Mater, dem Heimatplaneten der Blumbergs, der neben Karnak den zweiten bewohnbaren Planeten im Delta-Sektor darstellte. Etwas kleiner als die Erde aber der einzige Planet der bisher gefunden wurde, der der alten Erde so sehr ähnelte.

Und der Kaffee schmeckte Miagi vorzüglich. Mit dem Handtuch um den Bauch gewickelt und der Kaffeetasse in der Hand ging er gemächlich ins Cockpit der Roma, seinem alten Kleintransporter, der zu einem ganz persönlichen Heim umgebaut worden war, und setzte sich in seinen Lieblingsstuhl, den Pilotensessel. Er ließ den Blick über die Sterne schweifen und freute sich auf den heutigen Tag. Heute würde er mit Saandra und seiner Tochter Gwinnea auf Regel 4 landen und die Höhlen erneut begutachten, die Leuwards Söhne dort entdeckt hatten. Vielleicht konnte man die Ressourcen dort unten irgendwie nutzen.

Er verschluckte sich fast an seinem Kaffee, als plötzlich die rote Lampe für den Annäherungsalarm aufblinkte. Er stellte die Tasse ab, beugte sich über die Steuerkonsole und aktivierte das Ortungsmodul. Die Vektorenberechnung bestätigte einen direkten Anflug. Mit einem Mal war er hellwach. Er war drauf und dran einen Stufe-1-Alarm auszulösen, doch erst wollte er mehr Gewissheit. Und die bekam er prompt. Er registrierte einen Kommunikationsversuch. Als er sich das Kontextmenü der Anzeige durchlas, erkannte er unter der Kennung des sich nähernden Fluggefährts das Wappen des Hauses Primus. Was ihn nicht unbedingt beruhigte. Also aktivierte er den Funk und wartete.

»Hallo Zigani-Konglomerat. Hier spricht Marlo Tuengo, Techniker des Hauses Primus. Wir haben einen Notfall und würden gerne mit Baschtar Miagi sprechen.«

Miagi war überrascht. Die wenigsten kümmerten die Namen der Zigani. Für die waren sie meistens nur die Zigani.

»Hier spricht Baschtar Miagi. Oberhaupt dieser Sippe. Welcher Art ist Ihr Notfall

 

* * *

 

»Gott sei Dank. Hast Du gehört Astin?« Tuengo strahlte förmlich. Decker grinste und drängte Tuengo zu Antworten.

»Ich grüße Euch, Baschtar Miagi.« antwortete Tuengo. »Wir kommen aus dem Omikron-Sektor von einer Forschungsexpedition. Vor ein paar Tagen wurden wir von Fremden angegriffen und die meisten Teilnehmer unserer Expedition sind tot. Unser Raumschiff, die Odyssee wurde ebenfalls zerstört. Wir, das heißt Astin Decker unser Geologe und ich, sind die einzigen Überlebenden. Aber, wie Sie sicher Ihren Anzeigen entnehmen können, befinden wir uns in einem Shuttle und kommen ohne Hilfe nicht bis nach Karnak. Können wir bei ihnen andocken, um unser Anliegen persönlich vorzubringen?«

Gespannt warteten sie auf Antwort. Der Moment zog sich in die Länge.

»In Ordnung. Ich sende Ihnen die Daten für das Andocken zu. Aber ich muss sie beide auffordern ohne Waffen zu kommen. Wenn Sie unser Schiff betreten, werden Sie erst in eine Dekontaminationskammer gelangen. Dort werden Sie gescannt und gereinigt. Anschließend erwarte ich Sie hier. Miagi Ende.«

Europa 2 – Das Wurmlochphänomen

Als die Europa 2 den Ereignishorizont durchstieß, spielte plötzlich alles verrückt. Es begann mit einem Vibrieren des Schiffskörpers, das immer stärker wurde und die sechsköpfige Mannschaft ordentlich durchschüttelte. Die Anzeigen flackerten und schließlich fiel alles aus. Sie trudelten in einem Wurmlochkanal, dessen Wände sich turbulent hoben und senkten. Energieblitze schossen kreuz und quer und es sah aus, als würde der Kanal jeden Moment wie eine Seifenblase platzen oder in sich zusammenfallen.

Salis Penk sah nach den Anderen, die soweit in Ordnung schienen. Als er dann aus dem Fenster blickte, bemerkte er, dass sie nicht in der Mitte das Kanals trudelten, sondern sich auf die Tunnelwand zu bewegten.

»Pete, kannst du irgendetwas tun, um wieder Saft zu bekommen? Wir müssen die Kontrolle über das Schiff wiedererlangen. Wir trudeln auf diese... was auch immer zu.«

Pete Archer, der die Kapitänsgewalt auf der Europa 2 inne hatte, antwortete, »Ich versuche gerade einen Reboot der Systeme. Der Ausfall scheint durch eine Art EMP ausgelöst worden zu sein.«

»Aber wie kann denn ein elektromagnetischer Impuls durch unser Sperrfeld dringen?«, fragte Penk.

»Ich weiß es nicht. Das sollten wir klären, wenn wir dies überleben.«

Es ging ein Ruck durch das Schiff und alle stöhnten. Mit einem Blick aus dem Cockpit sah Archer, dass nun ein leichtes Trudeln eingesetzt hatte. Er hämmerte erneut auf den Reboot-Knopf an seiner Konsole. Dieses Mal mit Erfolg. Eine Vibration fuhr durch das Schiff und die Steuerautomatik korrigierte umgehend den Kurs. Auch die künstliche Schwerkraft kehrte zurück. Dann ertönte ein Warnsignal. Das Display der Steuerkonsole blinkte mit der Meldung: Achtung! Energetische Druckwelle!

Und dann sahen sie es Alle. Durch den Schleier der Wurmloch-Außenwand sah man undeutlich einen explodierenden Stern. Von ihm weg, schienen irgendwelche Schiffe in alle Richtungen zu fliehen. Der Stern sah aus, als bestünde er aus Metall oder sei mit Metall überzogen. Alle Gesichter der Crew waren diesem faszinierenden Schauspiel zugewandt, als die Außenwand des Tunnels plötzlich an Struktur gewann und begann wie Lava zu leuchten und zu fließen.

Plötzlich gab es einen furchtbar lauten Knall und das Schiff wurde zur Seite gerissen. Im gleichen Moment fiel der Wurmlochtunnel in sich zusammen, und als die Europa freigegeben wurde, begann sie erneut zu trudeln und lautes Sirenengeheul ertönte. Während das Schiff erneut von der Schiffs-KI stabilisiert wurde, sah Penk auf der Anzeige, dass es einen Druckabfall im Schiff gegeben hatte. Alle Schotts schlossen sich automatisch, um Schäden zu minimieren. Archer überflog die Anzeigen und rief mehrere Menüs auf. Schließlich hatte er auf dem Display eine Schiffsgrafik, auf der der Bereich des Laderaumes rot aufleuchtete.

»Druckabfall im Laderaum. In wenigen Sekunden ist der atmosphärische Druck auf Null. Die Schotts halten. Die anderen Bereiche scheinen stabil. Verdammt, da haben wir noch einmal Glück gehabt. Das hätte böse enden können«

Penk empfand das alles nicht gerade als Glück. Doch in einem Punkt musste er Archer Recht geben. Es hätte schlimmer kommen können.

Archer sah sich um und traf eine Entscheidung.

»Ich würde vorschlagen, dass ihr alle zusammen in Druckanzüge steigt und gemeinsam nach dem Leck sucht. Nutzt das Vorschott als Druckschleuse. Und passt auf euch auf. Ich werde mal sehen wo wir uns jetzt befinden und versuche heraus zu bekommen, was da gerade mit uns geschehen ist.«

Penk nickte. »Gute Idee Pete. Gib die nicht betroffenen Schotts frei, dann können wir in die Umkleide gehen und in die Anzüge steigen.«

So geschah es. Salis Penk, Colin Meyer, der Mann für alle Fälle, Erin Weinstein, Yuwa Nisiko, die Medizinerin und Niko Hewet, der Techniker, begaben sich in Ihre Druckanzüge und betraten das Vorschott. Die weiteren Schritte nahmen sie manuell vor. Meyer schloss das Schott und Hewet saugte die Luft ab und glich den Druck aus. Dann öffneten sie das Schott zum Lagerraum. Sofort fiel auf, dass trotz Ladungssicherung einige Gegenstände herumlagen. Das Regal, aus denen sie stammten, stand schräg, weil eine der Stützen verbogen war. Alle sahen sich genauestens um, um nichts zu übersehen. Meyer war zuerst am Regal und hatte gefunden, was sie suchten.

»Hier haben wir das Leck. Es scheint etwas von außen gegen die Schweißnaht geprallt zu sein. Sie ist nach innen gebogen und gerissen. Ist aber nichts Großes. Das können wir beheben.«

Die Worte klangen beruhigend und entspannten die Lage ein klein wenig. Während die Fünf sich im Lagerraum zu schaffen machten, hatte Archer das Navigationsoverlay über die aktuelle Sternenkarte gelegt und ließ den Bordrechner die aktuelle Position bestimmen. Ihm fiel

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Andreas Spira
Bildmaterialien: Gert Altmann_pixelio.de
Tag der Veröffentlichung: 15.04.2013
ISBN: 978-3-7309-2296-5

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