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Es würde wohl noch länger dauern, bis Amethyst den Elfentanzplatz erreichen würde. Sie war zwar zeitig genug aufgebrochen, doch hatte sie sich zu lange auf der Butterblumenwiese aufgehalten. Dort hatte sie die kleinen Blumenelfenkinder angetroffen und sich beinahe verplaudert. Eigentlich wäre sie ja jetzt in ihrem Blütenhäuschen und würde ihre Lektionen durchnehmen. Doch die Königin Rosalie hatte sie erstmals beauftragt, beim Sommerblütenfest dabei zu sein. Natürlich hoffte Amethyst nur ein klein wenig, die Königin der Tanznacht zu werden.
Ehe die kleine Schmetterlingselfe in eventuelle Trübsal fallen konnte, hatte sie genug zu tun, ihr Flugtier Lilak – eine Libelle – in der Luft zu halten. Weiter vorne konnte sie bereits die Regenbogenbrücke sehen, die sich über die Landschaft spannte und nun würde ihr Ziel nicht mehr weit sein.
Tief unter ihr glitzerte ein kleiner See. Amethyst wusste, sie sollte Lilak noch etwas Ruhe und auch Nahrung gönnen. Ein schmaler Schilfgürtel lud zur Landung ein und dort konnte Lilak neue Kraft tanken. Mit einem sanften Druck auf die seitlichen Flügel dirigierte Amethyst ihr Flugtier nach unten.

Dieser See hatte es noch einem weiteren Besucher des Festes angetan, auch er wollte einen Moment ruhen, bevor er die letzte Strecke zurück legte. Sein Sonnen-goldener Körper schlängelte sich durch die Luft und fing das Sonnenlicht ein um es zurück zu geben und so mit der Sonne um die Wette zu strahlen. Die violetten Augen im Löwenhaupt sahen sich neugierig um und ihm entging nicht die geringste Kleinigkeit. So fiel ihm auch die winzige Elfe ins Auge, die sich dem See näherte und er senkt den mächtigen Leib ans Seeufer ohne allzu sehr aggressiv zu wirken. Denn verschrecken mochte er die Kleine nicht.

Amethyst hatte einen kleinen Hügel aus Uferschwengel als Sitzplatz erkoren, die Beine angezogen und sah Lilak zu, wie diese dicht über dem See nach Futter jagte. Sie hatte ihre Arme um die Beine gelegt, der Wind fächelte ihr blaues Haar, als wolle er es liebkosen und sie genoss diese Stille um sich herum. Die jedoch gleich darauf unterbrochen wurde, als ein dunkler Schatten über ihr auftauchte und die letzten Sonnenstrahlen verdunkelte. Erschrocken hob sie den Kopf und ihre zitternden Flügel ließen die Saiten der Harfe auf ihrem Rücken leise erklingen.
Diese Töne ließen den Lichtdrachen lächeln und er sprach leise: „Möge die Sonne Eure Wege erhellen. Habt keine Angst, ich bin ein friedlicher Drache und solch winzigen Wesen wie Euch würde ich nie etwas tun. Ich bin auf den Weg zum Sommerblütenfest jenseits der Regenbogenbrücke und würde Euch – falls es nichts ausmacht – gerne bis dahin mit mir nehmen.“
Amethyst wäre nicht Amethyst gewesen, hätte sie nicht die Neugierde gepackt und während sie mit Ehrfurcht und Staunen den Neuankömmling betrachtete, meinte sie – nachdem sie sich rasch erhoben und das Kleidchen glatt gestrichen hatte:
„Ich habe keine Angst vor Euch. Ich freue mich vielmehr einen so freundlichen Herrn Drache kennen zu lernen. Doch bin ich mit meiner Freundin Lilak unterwegs.“ Amethyst zeigte auf die heran kommende Libelle. Der Drache neigte leicht den Kopf und fragte, ob er sie beide mitnehmen dürfe.
Amethyst war einverstanden und auch Lilak nahm dieses Angebot an. Es dauerte nur wenige Momente so waren die drei auf dem Weg zum Tanzfest.

Noch eine weitere tanzfreudige Elfe war zum Fest unterwegs. Felicias Herz begann schneller zu klopfen, als sie die Musik vernahm, welche das Fest hörbar eingeleitet hatte. Ihr Blick fiel auf eine Schmetterlingselfe und einen jungen Elfen. Dass dieser vorher ein Drache gewesen war, wusste sie nicht. Es wäre ihr jedoch auch egal gewesen.

Amethyst hatte sich inzwischen von der ungewohnten Reiseart erholt und sah mit großen Augen der Verwandlung des Drachens – der sich nur kurz als Sylvano vorgestellt hatte – zu einem Elfen zu. Sollte sie nicht zum Tanzen kommen, so könnte sie noch immer Musik mit ihrer Harfe machen. Amethysts Aufmerksamkeit glitt von Sylvano zu einem weiteren Gast, eine leichtfüßig schreitende Elfe, die sich als „Felicia“ vorstellte.
Nachdem nun der Höflichkeit Genüge getan worden war, widmeten sich die drei bisher einzigen Gäste des Sommerblütenfestes wieder der Umgebung.

Amethyst begann die Harfe zu stimmen, vielleicht konnte sie das „Tautropfenlied“ zum Besten geben. Ihr Blick fiel auf die Blumen und sie fragte sich, ob deren Kelche auch den Honigtau beinhalten, den Amethyst so liebte. Kurz hob sie den Kopf zum dunkler werdenden Himmel und fragte sich, wo wohl die anderen Gäste blieben.
Noch standen die Abendwolken dort, aber der silbrig glitzernde Schein des Mondes begann die Ränder bereits sanft silbern zu färben. Ob die Blumenkelche behandelt worden waren mit Feenstaub, dass sie leuchteten? Dies hatte Amethyst von einem weit gereisten Elfenmagier vernommen.
Unwillkürlich begann sie leise zu summen und sah sich bereits im Geiste mitten in einem farbenfrohen Tanzpublikum. Sie wird kurz aus ihrem Traum geholt, als auch Sylvano eine Geige hervor holt, um in ihr Stimmen einzufallen. Ohne Zutun begannen nun die beiden eine mitreißende Melodie zu spielen und Felicia hielt es nun nicht mehr auf ihrem Platz. Die Elfe begann sich zu drehen und in die Hände zu klatschen.
Magie liegt in diesen Augenblicken. Magie, die Amethyst seit frühester Jugend beherrscht. Die Harfe bebt und schwingt ebenso in den zarten Händen des Windlingmädchens, wie es ihr Körper tut. Auch wenn sie ihre Flügel ganz still halten würde – was ihr nicht wirklich möglich ist – würde sie mit der Melodie schweben.

Obwohl kein anderer Gast den Weg zum Sommerblumenfest gefunden hatte, verging die Zeit wie im Fluge und schon senkte sich ein Vorhang aus leuchtendem Elfenstaub auf die drei Feiernden nieder. Die letzten Musikklänge verstummten und Lilak landete neben Amethyst, um diese wieder nach Hause zu bringen. Amethyst stieg auf, winkte den beiden anderen noch freundlich zu und fragte sich kurz, wer denn nun die Tanznachtkönigin geworden sei. Während Lilak durch die Silbernacht flatterte schlief Amethyst bereits fest auf ihrem Rücken. Träumte von einem Sonnendrachen und einer Tanzelfe auf einer vom Mondlicht beschienen Tanzwiese.

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Tag der Veröffentlichung: 30.09.2011

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