Agatha Crane und das Necronomicon
Roderick Montagues Show war soeben zu Ende gegangen. Agatha Crane erhob sich wie die anderen Zuschauer, und klatschte wie wild. „Was dieser Mann an Zauberei zu bieten hat ist wirklich aussergewöhnlich!“ Rief eine junge Frau ihrer Freundin zu. Agatha schnaubte amüsiert. Sie wusste es besser. Roderick Montague war ein wirklicher Magier. Und genau deswegen war die Parapsychologin nach Jerusalem Slot gereist. Sie wusste das der Magier auftreten würde. Noch hatte die Junge Frau keinen Schimmer, was es bedeutete, einem Diener der grossen Alten zu begegnen. Oder was es sie am Ende kosten könnte. Doch ihr Plan ging auf, als der Magier sich in eine Kutsche setzte, um den Marktplatz zu verlassen, forderte sie ihrem Kutscher auf ihm zu folgen. An der Strasse neben dem Rathaus hielt die Kutsche von Andara an, er stieg aus, lief durch den kleinen Park und betrat die Villa neben dem Staatsgebäude. Agatha Crane huschte wie ein Schatten hinter ihm her, klopfte an der hohen Tür und wartete mit pochendem Herzen. Ein noch sehr Junger Butler öffnete und erkundigte sich nach ihren Wünschen. „Hallo… Carson.“ begrüsste sie den Butler. Den Namen kannte sie aus ihren Recherchen. Der Butler schaute etwas irritiert, weil die Unbekannte Schönheit seinen Namen kannte, rasch gewann er jedoch seine Fassung wieder und wies ihr den Weg in die Bibliothek. „Lord Vanderbilt wird bald hier sein, Miss.“ „Aber ich muss mit Mr. Montague sprechen.“ Protestierte sie. „Gewiss, das werden sie auch, jedoch wird zuerst der Hausherr mit ihnen sprechen wollen. Er ist immer erpicht darauf zu erfahren, wer sich in seine Angelegenheiten einmischt.“ Agathas Augen weiteten sich vor Schrecken und sie wollte an dem jungen Carson Sinclair vorbeistürmen. Dieser jedoch wich rasch zurück, zog die Tür vor sich zu und schloss die Bibliothek ab. Nun sass sie in der Falls. Schwere Läden versperrten die Fenster. Es schien so als hätten die Herren des Hauses gewusst, dass sie kommen würde und hätten ihr eine Falle gestellt. Doch so schnell wollte sie nicht aufgeben. Aufmerksam betrachtete sie die Bücherregale an der Wand und suchte nach bestimmten Titel, die einen Hinweis auf den Kult geben könnten. An dem Buch „Fleisch eines Gottes“ blieb ihr Blick hängen und sie griff danach. Ein helles klicken erscholl und die Wand neben ihr gab den Blick auf einen Gang und eine dahinterliegende Treppe frei. "Ich wusste es" Freute sie sich und schlüpfte durch den schmalen Durchgang. Tiefer und tiefer schlich sie die Treppe hinunter, und schon bald umhüllte sie vollkommene Dunkelheit. Sie hatte keine Lampe gesehen und natürlich besass sie kein Feuerzeug. Doch sie erinnerte sich an einen Spruch, eine Art von Gebet das gegenüber dem dunklen Gott gesprochen werden konnte. "Das ist nicht Tod, was ewig liegt. Auf das die Zeit den Tod besiegt.“ Flüsterte sie und schloss dazu die Augen. „Wahrheitssuchende, ich kann dich führen, wen du mich finden willst". Die Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, doch jeder Laut der unheimlichen Stimme drang tief in ihr Bewusstsein ein, drängte ihre eigene Persönlichkeit zurück, liess sie wanken und an sich zweifeln. Wie in Trance richtet sich auf, öffnete den Mund und sprach die Antwort auf die Frage, die der grosse Alte nie gestellt hatte. „Der Tod nicht besiegt was ewig liegt, bis das der Tod die Zeit besiegt.“ Sofort hellte sich die Welt um Miss Crane auf, grünliches Licht kam von überall her, es schien so als leuchtete die Luft aus sich heraus. Trotz der fehlenden Lichtquelle schmunzelte die junge Frau und lief weiter die Treppe hinunter. An einer Holztür blieb sich stehen und strich sich die Haare aus dem Gesicht, „Aggy du Närrin.“ Schallt sie sich. Von hier an überliess sie alles dem Zufall, ob sie den Magier Andara nun noch sehen würde, war völlig unklar, und auch ob sie dieses Haus je lebend verlassen würde, war ungewiss. „Werden sie nun endlich vernünftig?“ Die Stimme eines Mannes liess sie zusammenfahren. „Ich will ihnen nichts tun meine Liebe, aber ich muss darauf bestehen, dass sie mich begleiten.“ Eine Öllampe flammte auf, und der Mann der sie entzündet hatte, warf das noch schwelende Streichholz zu Boden. „Willbur! Ich meine, Lord Vanderbilt. Ich… wollte… nun… sehen sie… es…“ „Wen Sie keinen vernünftigen Satz zu Stande kriegen, dann lassen Sie es!“ Unterbrach er sie barsch und wandte sich um. Agatha erkannte das es vorbei war und lief hinter im her. „Was glaubten sie den in meinem Weinkeller zu finden teuerste?“ Die Frage klang aufrichtig und in seiner Stimme schwang eine Art von Humor mit, den sie sich nicht erklären konnte. Sie hatte erwartet das der Hausherr rauchen würde vor Zorn. „Wie auch immer, bald ist alles vorbei. Es ist belanglos was Sie sich erhofft haben. Und auch was sie herausgefunden haben. ER wird sich um sie kümmern.“ „Meinen sie Mr. Andara?“ Sofort biss sie sich auf die Lippen. „Dieser Name ist nicht bestimmt für die Ohren des gemeinen Volkes. Also bitte, fügen Sie sich!“ Auch jetzt reagierte Willbur äusserst gelassen, er musste sich seiner Sache sehr sicher sein. Plötzlich erlosch die Lampe in Lord Vanderbillts Hand. „Bleiben Sie einfach stehen, und warten Sie, etwas anderes bleibt ihnen in der Dunkelheit auch nicht übrig.“ Lachend schlich er zur Seite und verschwand in einem weiteren verborgenen Gang zu seiner linken. Agatha jedoch hatte das Gelübde abgelegt und konnte in der Dunkelheit sehen. Zu ihrer linken schien das grüne viel stärker, auch ein flüstern kam aus dieser Richtung. Grinsend lief sie los, streifte sich beim Gehen ihre flachen Schuhe ab. und erreichte lautlos eine weitere Tür, öffnete diese und trat IHM entgegen. Der Einband des Buches war dunkel, von Adern überzogen, und er schien zu schwitzen. Wie an Fäden gezogen erhob sie die Hand, schwebte beinahe auf das grosse Buch zu und senkte wie in Trance die Hand auf den Buchdeckel.
„Die zornige Meute ist schon draussen auf der Strasse!...“ „Wer hat den diese Tür versperrt? William, such den Schlüssel mit der Nummer 2!“ „Duke! braver Junge, bring uns den Feuerlöscher!“ „Passwort?“ „Dagon!“
Bilder aus der Zukunft schossen an ihr vorbei. Schreie von Menschen, und entstellte Fratzen, halb Fisch halb Mensch. Alles war zuerst nur undeutlich zu sehen. Doch dann löste sich der Schleier und sie fand sich im Flur eines schäbigen Hotels. Menschen die ihr unbekannt waren standen bei ihr. Alle wussten scheinbar wer sie war, die Anrede war höfflich doch auch sehr persönlich. geradezu freundschaftlich. Gemeinsam entgingen sie dem tobenden Mob auf der Strasse, und rannten auf ein Boot zu. „Nimm Duke und verschwinde Agahta.! Ich kann sie aufhalten!“ „Nein wir müssen es alle schaffen, wir brauchen dich Ashcan!“ Rief sie zurück. Mateo ergriff ihren Arm. Sein spanischer Akzent liess sie immer wieder schwach werden. „Wir mussen fliehen. Er hat sich entschieden.“ Duke rannte an den beiden vorbei und setzte sich gehorsam auf das Deck des Hausbootes. „Kümmere dich um ihm.“ Agahta begann zu weinen, doch sie erkannte dass es aufgrund der nahenden Gefahr keine anderen Optionen mehr gab. Schnell legten sie ab, das Boot schoss in die Flut, weit weg von Inssmouth. Und die Explosion des Dynamits klang wie der Todesschrei ihres Freundes. Ashcan Pete.
Mit grosser Willenskraft risse Agatha die Hand von dem Buchdeckel und brach zusammen. „Und nein meine süsse, hier wirst du nicht bleiben.“ Der Mann der sie in die höhe und mit sich riss, hatte Schulter langes Haar und harte Züge. Sie registrierte nicht wie er sich die Treppen noch und aus dem Anwesen bewegte, wie er sie in eine Kutsche setzte und dem Kutscher eine Adresse weit im Osten nannte. Bevor sie losfuhr, ergriff der Magier ihr Gesicht mit beiden Händen. Einzig das Gesicht des Magiers Andara war für sie wichtig. Sie vergass den Schrecken, die Panik, die Ohnmacht. Dann begann Roderick zu sprechen. Die Sugestion in seiner Stimme war übermächtig, und sie sog seine Worte in sich auf.
"Vergiss dieses Haus Agatha Crane, du hast den Namen Andara nie gehört, der Kult und die grossen Alten sind nur Legenden."
Sie überlebte den Kontakt mit dem Necronomicon. Und er Magier Andara, liess sie vergessen.
Tag der Veröffentlichung: 07.09.2019
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Das Abenteuer hat uns grossen Spass gemacht, und auch wen nicht alle wohlbehalten aus der Stadt fliehen konnten, leben alle weiter. Wie? lest es selbst.
Gewidmet, Karsten Runge, dem Helden mit dem Dynamit