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Erste Begegnungen

 

 

Die Magische 13

Band 1

 

Erste Begegnungen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kenneth

„Oh Shit!“, fluche ich laut.

Mein Andalusier Schimmel rammt die Beine in den Boden und will nicht mehr weiter. Sie schnaubt.

„Was machst du für Dummheiten? Hier ist doch nichts! Wir müssen zum nächsten Dorf in einen Gasthof oder willst du unbedingt draußen schlafen?“, damit kann ich sie ködern.

Ich schüttele nur den Kopf. Sie ist ein super treues Pferd, aber manchmal macht sie komische Dinge. Für mich unverständlich.

Es dauert nicht lange, bis wir im nächsten Dorf ankommen und einen Gasthof finden. Ich steige von meinem Ross und binde es an einen Pfosten. Langsam trete ich ein in die warme Stube. Der Duft von Alkohol strömt mir entgegen. Ich schlendere auf die Wirtin zu und spreche sie an. Sie ist bestimmt an die fünfzig Jahre und etwas rundlich. Sieht aber sehr freundlich aus.

„Haben sie noch ein Zimmer und einen Platz für mein Pferd?“

„Natürlich. Evan!“ -brüllt sie- „Bring in zum Stall und hilf ihm. Dann bring ihn hoch zu den Zimmern, die 6.“

Komische Frau, denke ich nur und folge einem jungen Mann. Er kann nicht viel älter sein als ich.

„Wie ist euer Name?“

„Kenneth.“

„Und weiter?“

„Das tut nichts zur Sache.“, tue ich seine Frage ab.

Ich binde mein Pferd los und folge Evan um das Haus herum in eine Scheune. Altes Ding, denke ich, aber der Schein trügt. Von innen könnte sie gar nicht besser aussehen. Die Scheune wird gut gepflegt.

„Die letzte Box. Wie viel Futter möchtet ihr?“

„Ein halbes Kilo Gerste und zweihundert Gramm Hafer.“

„Ja Sir.“

„Bitte, nenne mich Kenneth. Ich bin noch nicht so alt.“

„Ja Kenneth. Braucht ihr eine Decke für euer Pferd?“

„Wenn ihr mir eine geben könnt.“ Normalerweise bekommt sie keine Decke, weil ich sie vorher immer trocken reite, aber heute ist sie nass.

Ich streichele Sonador´s Stirn. Sie genießt es. Sie mag es, wenn ich ihr Aufmerksamkeit zukommen lasse.

„Bitte.“, ertönt eine Stimme hinter mir.

Ich nehme den Eimer entgegen und fülle den Trog von Sonador.

„Sie ist wunderschön.“

„Ja. Das ist sie wohl.“, stimme ich ihm nachdenklich zu

„Warum zieht ihr im Winter durchs Land?“

„Ich bin auf dem Weg nach Russland, um einen Freund zu besuchen. Ich war lange nicht mehr dort.“

„Oh. Nach Russland?“

„Ja. Warum fragt ihr?“

„Ich wollte schon immer mal dort hin! Könnt ihr mich nicht mitnehmen? Ich werde euch gar nicht auffallen!“

„Mit welchem Pferd denn?“, schmunzele ich.

Er denkt ernsthaft darüber nach.

„Mit dem meines Vaters.“

„Nein, ich kann euch nicht mitnehmen. Es ist gefährlich.“

„Bitte!“, fleht er.

„Behalte deinen Stolz und frage nicht mehr danach.“, weise ich ihn zurecht.

„Ja Sir.“ Ich ignoriere es einfach.

Ich sattle mein Pferd ab und reibe es ein wenig trocken. Danach folge ich Evan ins Haus und lasse mir mein Zimmer zeigen. Es ist nicht schlecht. Für eine Nacht geht es auf jeden Fall. Die Satteltaschen lasse ich achtlos auf den Boden fallen und wasche mich erstmal.

 

-Farah-

„Kommt schon. Ihr kennt mich doch!“, versuche ich den Bauern umzustimmen.

Er scheint wirklich darüber nachzudenken. Doch mir ist schon klar, wie die Antwort lauten wird.

„Nein. Ich darf euch nicht mehr einlassen.“

Den Grund will er mir nicht nennen. Aber ich bin zu stolz um zu betteln. Ich reite weiter, zum Frust meines Ross´, das sich schon auf eine gemütliche Box gefreut hatte.

„Tut mir wirklich Leid.“, tröste ich ihn.

Er schüttelt den Kopf.

„Northern Dancer. Bitte vergib mir, aber ich weiß ja nicht einmal, warum!“

Mein wunderbarer Quarter Horse Hengst nickt.

„Danke.“

Wir reiten weiter und langsam bricht die Dämmerung an. Bis wir endlich in ein Dorf kommen. Es ist klein. Schnell finde ich darin ein Gasthaus. Das wahrscheinlich auch das Einzige ist. Ich binde Northern Dancer an und gehe hinein. Die Männer betrachten mich skeptisch. Wahrscheinlich begegnet ihnen nicht so oft eine Frau in Reitkluft. Ohne Kleid. Aber ich bin auf der Durchreise. Ich habe einen Auftrag. Ich muss nach Russland.

 

-Kenneth-

Ich frage mich, warum mir alle so leicht abkaufen, dass ich meinen Freund in Russland besuche und nicht eine Besprechung, wie es wirklich ist.

Ich wurde eingeladen. Ich bin einer der Auserwählten. Und ich werde dort erwartet. Die anderen Teilnehmer werde ich erst viel später kennen lernen. Ich werde sie zuerst gar nicht zu Gesicht bekommen. Ich muss zuerst kleine Botenaufträge und Aufgaben erledigen, bevor ich richtig loslegen darf. Zumindest denke ich, dass es so ist. Und auch sein kann.

Ich muss grinsen.

Leise klopft es an die Tür.

„Ja.“

Ein junges Mädchen betritt den Raum.

„Ihr Pferd, Sir. Es scheint ihm nicht gut zu gehen.“

Ich nicke nur. Mein Lächeln verschwindet sofort von meinem Gesicht. Dann folge ich ihr in den Stall. Und es scheint ihr wirklich nicht gut zu gehen, denn sie liegt auf der Seite im Stroh und rührt sich nicht. Leise, um Sonador nicht zu erschrecken kniee ich neben ihr nieder und streichele sie.

„Geht es eurem Pferd nicht gut?“, eine melodische Stimme erklingt.

Ich drehe mich erst um, bevor ich antworte.

„Nein, My Lady. Doch ich kann nicht ergründen warum!“, antworte ich verzweifelt.

 

-Farah-

Der Junge scheint wirklich nicht zu wissen, was mit seinem Pferd ist.

„Verratet ihr mir euren Namen?“

„Kenneth.“

„Hallo. Ich bin Farah. Wenn du willst helfe ich dir.“

„Das wäre nett von euch. Ich bin nämlich auf der Durchreise.“

„Wohin wollt ihr denn?“

„Nach Russland.“

„Weshalb?“

Er schluckt schwer.

„Wo wollt ihr hin?“, fragt er dagegen.

„Auch nach Russland.“, er will anscheinend nicht darüber reden, oder darf nicht.

So wie ich eigentlich auch, doch ich halte mich nicht daran.

„Warum?“

„Ich habe eine Einladung erhalten, wie ihr auch.“

„Ihr wisst davon?“

„Ihr habt euch selbst verraten.“

Beschämt senkt er den Blick.

„Wollt ihr mit mir reiten?“

„Zuerst kümmern wir uns um dein Ross. Es hat eine Kolik. Kaltes Wasser direkt nach dem Reiten geht gar nicht!“

„Ich habe ihr nichts gegeben!“

„Dann war es jemand anderes, aber Tatsache ist, dass sie eine Kolik hat.“

„Ja. Was soll ich tun?“

„Bring sie zum aufstehen. Sie muss sich bewegen und darf sich auf keinen Fall mehr hinlegen. Ansonsten müssen wir erst einmal abwarten.“

Sofort beginnt er mit seinem Auftrag. Er liebt sein Pferd, das steht schon mal fest.

 

-Kenneth-

Sie ist eine nette Frau, denke ich und muss grinsen.

„Sagt. Warum helft ihr mir?“

„Weil ich euch nett finde und ihr euch wirklich sorgen um euer Pferd macht. Ich mag euch und werde auch mit euch reiten.“

„Habt dank. Ich liebe dieses Pferd wirklich sehr. Sie ist mein Freund.“

„Das ist offensichtlich. IHR seid etwas Besonderes.“

„Danke.“, ich senke verlegen den Blick.

Sie lacht los, wodurch ich wieder aufschaue.

„Habt ihr überhaupt eine Ahnung, was euch in Russland erwartet?“, fragt sie.

„Nein.“, antworte ich wahrheitsgemäß.

„Ihr seid ehrlich.“, meint sie beeindruckt.

„Wisst ihr es denn?“

„Lassen wir doch diese Förmlichkeit.“

„Gern.“

„Also, ich habe da so eine Ahnung, aber ich werde nichts sagen, über diese Mission zumindest. Du wirst, wie wir andere auch, Aufgaben bekommen. Sie wollen sehen, wie wir als Team zusammen arbeiten. Und auch einzeln. Wir brauchen einen sehr guten Zusammenhalt. Es heißt, dass alle aus England stammen. Doch jeder geht seinen eigenen Weg, weil keiner von der Existenz des anderen weiß. Ich denke sie wollen herausfinden, ob wir einander erkennen würden.“

„Wow, so habe ich das alles noch gar nicht betrachtet.“

„Es ist nur, was mir zu Ohren gekommen ist und was ich mir selbst zusammen gereimt habe.“

„Ihr seid erstaunlich Farah.“

„Danke. Ihr aber auch. Deswegen glaube ich, dass wir sehr gut miteinander auskommen werden. Und sie wissen es bestimmt auch, sie haben uns auserwählt.“

Sonador schnaubt. Besorgt schaue ich sie an.

„Es scheint ihr besser zu gehen.“, meint Farah.

„Ja. Sie sieht munterer aus.“

Ich stelle sie wieder in ihre Box und decke sie mit einer Decke zu.

„Benimm dich.“

Wir gehen zusammen ins Haus.

„Habt ihr auch ein Zimmer hier?“

„Ja. Sprich mich ruhig mit du an. Ich bin noch nicht so alt.“

„Entschuldigt, aber es wurde mir so anerzogen.“

„Schon okay. Mir passiert das auch, aber ich achte ziemlich darauf.“

Sie wird mir immer sympathischer.

„Wann willst du morgen weiter?“, ich grinse sie an.

„Nicht morgen. Dein Pferd sollte noch stehen. Zumindest Morgen noch. Am Dienstag reiten wir dann weiter.“

„Gut. Was macht ihr sonst so?“

Wir kommen bei ihrem Zimmer an.

„Kommt herein.“

„Danke.“

Wir setzen uns aufs Bett.

„Mein Vater hat einen Hof. Er stellt Stoffe her. Ich kümmere mich um die Buchhaltung und so einen Kram. Bis ich diesen Auftrag bekam. Es war ein Muss zu gehen.“

„Klingt langweilig.“

„Neija, es macht aber auch spaß. Wenn keiner zuschaute habe ich Schwertkampf geübt.“

„Wow. Kannst du es mir beibringen?“ Er kann nicht mit dem Schwert umgehen?

„Natürlich. Morgen beginnen wir, wenn du willst. Was hast du gemacht?“

„Mein Dad ist früh gestorben. Meine Mum kann nicht mehr so, also gehe ich im Hafen arbeiten. Ich fühle mich so schlecht, weil ich sie alleine gelassen habe. Mein Nachbar kümmert sich mit um sie.“, fahre ich fort.

„Das tut mir Leid. Vielleicht werden wir in die Dienste des Königs aufgenommen, dann kannst du ihr Geld zuschicken. Damit sich jemand um sie kümmert.“ Der Auftrag kommt ursprünglich vom König von England. Es läuft alles über ihn.

„Ja. Ich werde alles tun, damit sie glücklich ist!“

„Sie haben gute Arbeit bei dir geleistet. Du bist ein guter Junge.“

„Du bist aber auch ganz nett.“ Ich werde rot.

Wir erzählen uns noch gegenseitig ein paar Geschichten und als es dann spät wird gehe ich auf mein Zimmer und schlafe mich erstmal aus.

 

-Duncan-

„Duncan? Wo willst du hin?“

„Ich muss weg. Und jetzt lass mich in Ruhe. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben!“, schnauze ich sie an.

Dieses Gespräch ist nun einen Tag her. Ich bin auf dem Weg nach Russland. Man bestellte mich dorthin. Es war wie ein Drang. Ich habe direkt meine Sachen gepackt und mein Pferd gesattelt. Ja, mein treues Pferd. Ich klopfe ihm den Hals.

„Du bist einfach der Beste El Dorado.“

Er schüttelt den Kopf. Dann wiehert er einmal laut.

„Was ist denn?“

Ich schaue nach vorne und sehe ein Dorf. Es ist schon Mittag. Etwas zu Essen wäre nicht schlecht. Ich reite hindurch und halte bei einem Gasthaus an. El Dorado binde ich fest und will gerade hineingehen, als ich einen lauten Knall höre. Neugierig gehe ich um die Hausecke herum und was sehen meine Augen dort? Eine Frau und einen jungen Mann beim Schwertkampf üben. Langsam, unbemerkt trete ich zu den Beiden hin.

„Erlaubt.“, meine ich höflich und ziehe mein Schwert. Verdutzt starrt mich die Frau an. Sie ist hübsch.

„Was fällt euch ein?“, sagt sie, als sie sich wieder gefasst hat.

„Oh, ich dachte ihr braucht ein wenig Unterstützung bei dem jungen Herrn!“, ich grinse schelmisch.

„Dachtet ihr?“

„Oh ja. Oder habt IHR Lust auf einen kleinen Kampf? Ihr scheint mir nicht ganz ungeschickt.“, fordere ich sie heraus.

Jetzt zieht auch sie ihr Schwert. Und wirft das Übungsschwert beiseite.

„Angenommen.“

„Sagt mir euren Namen schöne Frau.“

„Wollt ihr kämpfen oder plaudern?“

Ich lache los. Und sie nutzt dies aus und schlägt zu. Im letzten Moment kann ich sie noch abwehren und sie geht wieder in ihre Ausgangsposition. Jetzt ist sie es, die grinst.

Wut steigt in mir auf. Meine Augen funkeln. Jetzt greife ich sie an, doch sie wehrt geschickt ab.

„Sagt mir. Wo habt ihr die Kunst des Schwert Führens gelernt?“

„Ich habe sie mir selbst beigebracht. Erstaunt?“

„Ja. Mir ist noch nie jemand so gutes untergekommen und schon gar keine Frau.“

„Ja, das kenne ich.“, schnaubt sie verächtlich.

Sie holt aus und schlägt zu. Ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht taumele ich zurück. Sie nutzt meine Schwäche aus und hält mir ihr Schwert an die Kehle.

„Ihr habt verloren. Jetzt könnt ihr mir euren Namen nennen.“

„Duncan, schöne Frau.“, sie lässt wieder los und ich richte mich auf.

„Mein Name ist Farah. Wohin wollt ihr?“, weist sie mich zurecht.

„Russland.“

„Weswegen?“, fragt sie skeptisch.

„Ein Auftrag.“

„Dann sind wir alle auf demselben Weg. Wir haben uns schon zusammen geschlossen.“, sie nickt zu dem Jungen.

Ich ziehe eine Augenbraue hoch und mustere sie von oben bis unten.

„Erlaubt, dass ich mit euch reite.“

„Kenneth?“

„Willkommen Duncan. Wo ist euer Pferd?“, Kenneth richtet das Wort an mich.

„Vorne angebunden.“

„Ich werde fragen, ob noch ein Zimmer frei ist.“, bietet er an.

„Habt dank, aber ich habe selbst einen Mund zum Reden!“, mir ist bewusst, dass es unhöflich war, aber ich kann nicht anders.

Farah kommt auf mich zu. Und droht mir mit dem Schwert.

„Benehmt euch. Kenneth ist ein guter Junge. Wenn ihr ihn beleidigt habt ihr auch einen Krieg mit mir!“, faucht sie.

Meine Achtung steigt stetig vor ihr. Sie ist Atem beraubend. Und das in jeder Hinsicht.

„Das habe ich nicht vor. Entschuldigt.“

 

-Farah-

Eingebildeter Lackaffe!, denke ich nur und stecke mein Schwert wieder in die Scheide, die an meiner Seite hängt. Ich habe auch noch ein Schwert an meinem Sattel. Zur Sicherheit.

Duncan ist gegangen.

„Komm Kenneth. Wir üben weiter.“

„Ja Farah. Und danke. Gegen ihn hätte ich keine Chance.“

„Bald. Ich werde dich lehren mit dem Schwert umzugehen. Wenn du es gut genug beherrschst kannst du mein zweites Schwert haben.“

Sein Gesicht strahlt Dankbarkeit aus. Er braucht keine Worte zu suchen. Seine Körpersprache ist einzigartig. So wie er auch.

Wir nehmen das Training wieder auf und üben bis zum Abend. Merken aber nicht, dass Duncan uns die ganze Zeit über beobachtet.

 

-Duncan-

Sie ist unbeschreiblich schön und sie gefällt mir.

„Wollt ihr nichts essen?“, frage ich vom Haus her.

Sie blickt zu mir.

„Natürlich, wir wollten gerade zusammenpacken und hineingehen.“, sie fragt mich nicht, ob ich sie begleiten darf und das stört mich.

Ich muss unbedingt ihr Vertrauen bekommen!, denke ich mir.

 

-Farah-

Als ich an ihm vorbei gehen will hält er mich fest.

„Lasst mich los.“, fordere ich ihn auf.

„Ohne Schwert seid ihr gar nicht so gefährlich!“, meint er frech.

„Ihr wollt eine Revanche?“

„Oh, wenn ihr schon so fragt.“

„Ihr könnt nicht verlieren, oder?“

„Nein.“

„Lasst mich los!“

Kenneth tritt zu mir.

„Lasst sie los!“, sagt er mutig.

Doch ihm ist ganz schön mulmig dabei. Das sehe ich ihm an.

„Geh hinein und sei still. Wir klären das alleine!“, schnauzt er ihn an.

„Bitte Kenneth, geh. Ich erledige das allein.“

„Wie du meinst. Ich warte drinnen.“

Ich nicke ihm zu.

Kenneth verschwindet um die Hausecke und ich wende mich wieder Duncan zu.

„Was willst du?“

„Dich!“, sagt er unverblümt.

„Tzz.“, mache ich nur verächtlich.

„Könnt ihr mich denn gar nicht Leiden?“

„Nein.“, antworte ich und gehe ins Haus.

Das stimmt zwar nicht ganz, aber ich habe keine Lust, dass er so weiter macht. Mit seiner Machoart. Die geht mir nämlich gewaltig auf den Geist.

„Wartet!“, ruft er mir nach, doch ich reagiere nicht, sondern gehe zur Tür rein zu Kenneth.

Er fragt nicht, was zwischen uns läuft und das beruhigt mich ungemein.

„Das Essen kommt gleich.“

„Danke. Wenn er dich belästigen sollte sag mir sofort bescheid!“

Kenneth macht große Augen. Langsam drehe ich mich um. Duncan steht hinter mir.

„Darf ich mich zu euch setzen?“

Ich drehe mich wieder zu Kenneth.

„Natürlich.“, antwortet er zu meiner Verblüffung.

„Sag Kenneth, wie kamst du zu dem Pferd?“, will ich wissen.

„Mein Dad hat es mir vererbt. Sie ist mein schönster Besitz. Ich bin so Stolz auf sie.“

„Das sieht man, und du pflegst sie auch gut.“

 

-Duncan-

Wieso kann sie nicht mit mir so reden?, frage ich mich bedrückt. Ich kann es nicht ertragen, wenn sie mich so verächtlich anschaut. Aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Sie ist so anders, wie alle Frauen, die mir je begegnet sind.

 

-Kenneth-

Ich nehme war, wie Duncan sich ärgert und atme tief durch. Er kommt mir wie ein Dynamit Fass vor.

„Ich bin müde und gehe zu Bett.“

„Gute Nacht Kenneth. Morgen früh geht’s los.“

„Ja, gute Nacht.“

Sie nickt mir noch einmal zu und starrt dann gedankenverloren auf den Tisch. Sie hat ein Geheimnis, das ihr zu schaffen macht.

 

-Farah-

Meine Gedanken sind so wirr, dass ich sie gar nicht mehr ordnen kann. Ich kann nicht klar denken. Ruckartig erhebe ich mich und gehe zur Tür. Ich weiß, dass er mir folgt.

Draußen atme ich tief durch und schließe die Augen, bis ich einen warmen Atem auf meiner Stirn fühle. Langsam öffne ich die Augen und sehe direkt in die blauen Augen von Duncan.

„Geht es euch gut?“, er ist besorgt.

„Ja, ja.“, ich sinke auf den Boden.

„Sieht aber nicht so aus!“

Ich antworte nicht. Langsam erhole ich mich wieder und stehe auf. Ohne ihn zu beachten gehe ich durch das Dorf.

„Warum schenkt ihr mir so wenig Beachtung?“

„Habt ihr sie denn verdient?“

„Wieso nicht? Was habe ich euch getan?“, antworte er mit einer Gegenfrage.

Ich runzele die Stirn, denn so genau weiß ich es selbst nicht.

„Nichts. Es liegt wohl an mir.“

„Könnt ihr nicht so mit mir reden, wie mit Kenneth?“

„Nein.“

„Warum denn nicht?“

„Ich mag euch nicht. Ihr habt eine selbstgefällige Art an euch, die ich auf keinen Fall akzeptieren werde.“

Er scheint ernsthaft darüber nachzudenken.

„Könnt ihr mir nicht eine Chance geben?“

„Wieso?“

„Weil ich euch verfallen bin!“

„Macht euch nicht zum Affen!“, sage ich ärgerlich.

„Ich weiß, dass ich mich zum Affen mache, aber ich kann nicht anders! Ich fühle mich so sehr zu euch hingezogen!“

„Benehmt euch wie ein Mann und geht, wenn euch eine Frau darum bittet.“

Ich gehe in mein Zimmer und lehne mich an die Tür. Es klopft. Ich öffne die Tür einen Spalt breit.

„Darf ich reinkommen? Ich muss mit euch reden!“

Widerwillig öffne ich die Tür und lasse ihn eintreten.

„Was wollt ihr Duncan?“

„Ich würde gerne wissen, wieso ihr so von mir denkt und wie ich mich ändern kann.“

„Das kann ich euch nicht sagen. Ihr müsst es selbst herausfinden. Es ist eure Aufgabe. Nicht meine.“

„Ist ein bisschen Hilfe zu viel verlangt?“

„Ja.“

„Warum? Weil ich es bin?“

„Ja.“

Er dreht sich um und geht endlich. Das hat ihn wohl doch sehr getroffen. Es tut mir zwar Leid, dass ich so hart sein musste, aber das Gefühl, welches ich bei ihm habe ist komisch. Ich will davor flüchten. Ich fürchte mich davor.

Die Tür öffnet sich wieder.

„Farah?“, Kenneth schiebt seinen Kopf durch den Spalt.

„Ja.“

„Warum weinst du?“

Ich wische mir mit dem Ärmel über die Augen und die Wange.

„Es ist nichts.“

„Wenn du reden willst dann kannst du immer zu mir kommen.“

„Danke Kenneth. Ich werde vielleicht darauf zurück kommen.“

„Gute Nacht.“

„Ja dir auch.“

Nach diesem Gespräch falle ich in einen tiefen Schlaf und erwache erst als die ersten Sonnenstrahlen auf mein Gesicht scheinen. Verschlafen rekele ich mich und gehe dann zu den Pferden.

„Morgen Ma´am.“

Ich drehe mich um. Evan steht da.

„Morgen Evan. Kannst du mir Futter geben?“

„Klar. Was braucht ihr?“

Ich nenne ihm die Mengen von der Stute und meinem Hengst.

„Kommt sofort.“

Jemand betritt den Stall. Doch ich drehe mich nicht um, um zu sehen, wer es ist.

„Hier ist das Futter, Ma´am.“

„Danke. Sag deiner Mutter schon mal bescheid, dass wir bald abreisen und essen brauchen.“

„Ja My Lady.“

„Danke.“

Der Junge verschwindet und ich fange an die zwei Pferde zu striegeln.

„Mist!“, ertönt eine Stimme hinter mir und ich drehe mich um.

Duncan fängt an zu stöhnen. Ich laufe zu ihm. Sofort sehe ich das Blut an seinem Fuß.

„Was ist passiert?“

„Ich habe die Mistgabel nicht gesehen und bin reingetreten.“

„Lass mal sehen!“

Er zieht seinen Schuh aus und seine Socke. Eine stark blutende Wunde kommt zum Vorschein.

„Sieht nicht gut aus!“

„Kannst du mir helfen?“, ich überhöre einfach, dass er so unhöflich war. Er sieht es als selbstverständlich an, dass ich ihm helfe.

„Komm. Wir gehen auf mein Zimmer. Da habe ich was ich brauche.“

Ich stütze ihn so gut es geht, doch er ist schwerer als ich.

Als wir dann endlich in meinem Zimmer ankommen bin ich erschöpft und bringe ihn zum Bett, wo er sich hinsetzen kann. In meinen Satteltaschen suche ich dann das Verbandszeug und Alkohol zum desinfizieren.

Ich wasche die Wunde aus.

„Wegen Gestern. Es tut mir Leid.“

Ich schaue ihn nicht an.

„Warum verhaltet ihr euch so mir gegenüber?“

„Ganz ehrlich? Ich kann es nicht sagen!“

Er schweigt.

„Ich werde versuchen euch in Ruhe zu lassen, aber ich garantiere für nichts!“

Ich nicke nur. Nachdem die Wunde desinfiziert ist schmiere ich Wundsalbe darauf und lege den Verband an.

„Woher könnt ihr das?“

„Meine Mutter lehrte mich die Heilkunst.“

„Danke. Ihr hättet mir nicht helfen müssen!“

„Doch.“

„Habt dank.“

„Könnt ihr auftreten?“

Er versucht es und zieht den Fuß stöhnend wieder nach oben.

„Nein.“, mit zusammengebissenen Zähnen steht er da.

„Ich werde euch runter helfen und ihr werdet etwas essen. Alles andere erledige ich. Macht euch keine Sorgen. Reiten könnt ihr auch ohne Bügel, oder?“

„Wie soll ich dort hoch kommen?“

„Wir werden euch helfen.“

Er nickt.

Ich helfe ihm die Treppe runter und setze ihn an einen Tisch zu Kenneth.

„Ich mache die Pferde fertig.“

Mit den Satteltaschen von Duncan und mir gehe ich raus. Kenneth´s liegen schon an der Box. Ich mache die Pferde fertig und will gerade reingehen, als die Zwei rauskommen.

„Ich wollte auch gerade holen.“

Kenneth lächelt mich an.

Ich hole die Pferde und halte El Dorado. Kenneth stemmt ihn hoch. Mit schmerzverzehrtem Gesicht schaut mir Duncan entgegen.

„Geht’s?“

„Ich weiß nicht, wie lange ich mich oben halten kann!“

„Ich lasse mir etwas einfallen.“

Wir steigen auf und reiten weiter.

 

-Duncan-

Die Schmerzen scheinen immer schlimmer zu werden. Es ist schier unerträglich.

„Farah?“

Sie schaut mich an.

„Ja.“

„Mir tut alles weh. Ich kann nicht mehr!“

Unerwartet kommt sie näher zu mir und schwingt sich hinter mir in meinen Sattel. Ihr eigenes

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 29.01.2016
ISBN: 978-3-7396-3446-3

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