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Copyright by J.J.

-Donia-
„Ruhig. Ich tue dir doch nichts!“, spreche ich dem Pferd gut zu.
Der große Braune ist erst seit gestern hier. Ich habe einen Ausbildungsstall. Mache den größten Teil selbst und sorge für meine 2 Geschwister, weil unsere Eltern früh starben. Der Rennstall läuft im Moment sehr schlecht. Ich müsste mich mehr um meinen Azubi kümmern. Ab jetzt muss ich mich besser darum kümmern. Um alles.
„Sam!“, rufe ich zur Rennbahn hin, von der Sam gerade mit einem Pferd kommt.
Darkness, wenn ich richtig sehe. Sie ist ein gutes Pferd.
Er kommt zu mir.
„Ja.“, erwartungsvoll schaut er mich an.
„Du holst dir gleich Jahida und bringst sie zur Rennbahn.“
„Okay.“
Ich gehe langsam zur Rennbahn.

„Ich habe dir Jahida gegeben, weil sie erfahren ist.“
Wir besprechen noch ein Wenig was er machen soll und dann legt er los.

„Gut. Reite noch ein paar Pferde, dann hast du für das Wochenende ausgang.“
„Danke.“
Lächelnd gehe ich in den Stall.
„Hey Donia.“
„Wie läufts Steve?“
„Gut. Hast du vor zu reiten?“
„Schön wäre´s.“- seufze ich- „Aber ich habe keine Zeit.“
„Für´s Reiten hat man immer Zeit!“, behauptet er.
Ich lache.
„Nicht heute. Die Rechnungen warten und die Briefe der ganzen Woche.“
„Du Arme. Viel Spaß.“
„Dir auch.“
Im Haus rennt mir Corvin in die Arme.
„Sorry.“
„Wohin so schnell?“
„Ich muss Amber abholen. Sie war doch bei einer Freundin.“
„Stimmt. Sei vorsichtig!“, und schon ist er verschwunden.
Schmunzelnd gehe ich ganz nach oben und hole meine Sachen nach unten. Unterm Dach ist es jetzt zu warm.
Ganz in meine Arbeit vertieft merke ich gar nicht wie jemand das Zimmer betritt. Erst als ich Füße vor dem Schreibtisch sehe blicke ich langsam auf.
„Mick.“, er ist ein Freund der Familie, seit ich denken kann.
Mich hat uns geholfen, als unsere Eltern gestorben sind. Dafür bin ich ihm dankbar.
„Ich wollte mal vorbei schauen.“
Mein Gefühl sagt mir, dass es nicht so ist.
„Ach komm schon. Du kannst mit mir reden.“
„Erwischt. Ich habe ein Pferd gekauft und weiß nicht wohin.“
„Warum hast du dir ein Pferd geholt?“, erstaunt stütze ich die Ellbogen auf den Tisch und falte die Hände zusammen.
„Ich weiß nicht. Es kam so über mich. Sie hat mir gefallen.“
„Das ist ein guter Grund.“
„Hast du noch Platz?“
„Reichlich.“
„Ich zahle dir monatlich natürlich dafür.“
„Schon gut. Das regeln wir später!“
„Sie wird in einer Stunde gebracht.“
„Gut. Geh bitte in den Stall und hole mir Nathan.“
Er geht wieder. Ich muss lächeln.

-Mick-
Ich gehe in den Stall.
Mir war klar, dass sie es mir nicht abschlagen wird. Sie ist ein tolles Mädel.
„Hey Nathan. Du sollst mal zu Donia.“
Er nickt, führt aber erst seine Arbeit zu ende und bringt seine Sachen weg. Dann begleitet er mich rein.

-Donia-
„Hey Donia.“
„Hi.“
„Warum soll ich kommen?“
„Mick hat sich ein Pferd geholt. Ich hätte gerne, dass du es empfängst und untersuchst. Danach kann es auf den Paddock bei der Scheune. Machst du das?“
„Natürlich. Wann kommt es?“
„Um 4 Uhr.“
„Gut.“
„Danke.“
Er lächelt und geht wieder nach draußen.
„Danke Donia.“
„Das mache ich gerne für dich. Wenn du willst kannst du heute Nacht hier bleiben. Falls etwas mit deinem Pferd ist.“
„Würde ich gerne, aber ich muss verreisen.“
„Oh.“
„Tue mit dem Pferd, was du für richtig hältst. Du machst das schon.“
„Okay. Wie alt ist es?“
„5 Jahre.“
„Willst du es selber reiten oder sollen meine Leute es mit reiten?“
„Ich sage bescheid, wenn ich reiten will.“
„Gut. Tut mir Leid, aber ich muss das hier noch fertig machen.“ Entschuldigend schaue ich ihn an.
„Ich muss sowieso gehen.“
„Bis bald.“
Ich schüttele den Kopf. Der Typ ist schon ein wenig verrückt!- denke ich.
Es dauert nicht mehr lange, bis ich fertig bin. Habe ja auch lange genug daran gesessen.
Ich höre ein Wiehern. Das wird das neue Pferd sein. Ich bin gespannt wie es ist.

Draußen steht Nathan und betrachtet ein Pferd. Ich gehe zu ihm.
„Und?“
„Entweder er hat keine Ahnung oder er weiß nicht, was für ein Prachtstück er eingekauft hat. Es ist kerngesund.“
„Ich tippe eher, er hat keine Ahnung.“
„Ja, ich auch.“
„Sie ist okay. Wo soll sie hin?“
„Stall 1. erste links.“
„Gut. Kann ich später mal mit dir reden?“
„Ich komme mit.“
Nathan führt Easy und ich gehe neben her.
„Könnte ich für das Wochenende ausgang bekommen?“
„Klar. Im Moment haben wir nicht viele Pferde.“
„Danke. Meine Mum hat nämlich Geburtstag.“
„Richte ihr meine Glückwünsche aus.“
„Mach ich.“, er grinst.
„Die Pferde können heute noch raus. Bring Easy doch gleich auf den Paddock, den ich dir gesagt habe.“
„Gut.“
„Alle Pferde, außer Ivan und Highflyer, aus Stall 1 können auf die Koppel direkt beim Stall. Um den Rest kümmere ich mich.“
„Wird erledigt.“
Ich gehe zum Stall am Haus und hole Snake Charmer und Sabantuy raus. Sie kommen auf die Koppel neben dem Reitplatz.
Am Zaun angelehnt beobachte ich die Zwei.
„Schöner Anblick.“, ich drehe mich um, da ich die Stimme nicht kenne.
Ein Mann mit braunen Haaren steht mir gegenüber. Er hat graue Augen, bemerke ich. Der Mann sieht ziemlich sportlich aus und hat sichtbar viele Muskeln. Mit seinen 1,90 Metern ist er ziemlich groß, sodass ich zu ihm aufsehen muss.
„Guten Tag.“
„Hallo. Ich bin Alejandro.“
„Donia.“
Mein Blick wandert wieder zu den Pferden.
„Was wollen Sie von mir?“

-Alejandro-
Ich muss schmunzeln, was sie aber nicht sieht.
„Ich brauche einen Platz für ein paar Nächte.“
„Und Sie wollen, dass ich Ihnen den Platz gebe?“
„Nein, ich bitte Sie darum.“

-Donia-
Wieder drehe ich mich zu ihm.
„Warum?“
„Ich bin geschäftlich nach Perth gekommen. Es sind aber keine Hotels mehr frei.“
Misstrauisch beäuge ich ihn.
„Kommen Sie.“
Wir gehen zum Haus. Ich voraus und in den 2. Stock.
Vor meinem Arbeitszimmer bekommt er das Gästezimmer. Bei Corvin und Amber im Stock lasse ich ihn auf keinen Fall schlafen.
Alejandro betritt das Zimmer . Ich bleibe im Türrahmen stehen. Als er aber nichts mehr sagt gehe ich in das Arbeitszimmer. Dort liegen noch unzählige Briefe, die ich noch lesen muss.

Jemand räuspert sich von der Tür her. Ich blicke auf.
„Brauchen Sie noch etwas?“
Er kommt zu mir statt mir zu antworten. Dann setzt er sich in den Stuhl vor dem Schreibtisch.
Ich seufze und lese den Brief weiter.
„Was?“
„Sie sind ein komischer Mann.“
„Warum?“
„Ich habe täglich Stunden lang mit Männern zu tun, aber alle reden mit mir. Nicht so Sie.“
Er lacht, worauf ich ihn wieder anschaue.
„Ich betrachte Sie so gern, Donia.“
„Was wollen Sie wirklich hier?“
„Na gut. Ich habe 5 Pferde, die ich Ihnen gerne anvertrauen würde.“
Erstaunt reiße ich die Augen auf.
„Was ist die Bedingung?“
„Sie durchschauen mich schnell.“
„Liegt in meiner Natur. Ich leite die Ranch schon länger. Man sollte ein Gefühl dafür entwickeln.“
„Stimmt. Was ist mit ihren Eltern?“
Ich schlucke. „Sie sind bei einem Unfall gestorben.“
„Das tut mir Leid.“
Meine Augen schwimmen, dennoch sehe ich, dass er um den Schreibtisch herum zu mir kommt und mich in den Arm nimmt.
„Schon gut. Sie fehlen mir nur schrecklich.“

-Alejandro-
Jetzt hat sie wieder ihre Maske auf.
„Ich möchte ein paar Tage hier bleiben und mir den Ablauf anschauen.“
„Kein Problem.“
„Gut. Ich lade Sie zum Essen ein. Heute Abend?“
„Nein, das geht nicht. Ich muss arbeiten. All diese Briefe muss ich noch lesen.“, sie zeigt auf den Stapel auf dem Schreibtisch.
„Das können Sie doch auch Morgen.“
„Es könnten Rechnungen sein oder neue Aufträge. Ich habe die Post sowieso schon viel zu lang vor mir hergeschoben.“
„Ich helfe Ihnen, Donia.“
„Nein.“

-Donia-
Ich kann nicht klar denken, wenn er da ist!
„Kommen Sie!“, bittet er.
„Ich kann Ihnen ein Pferd geben, dann können Sie reiten gehen.“
„Dann bleibe ich hier. Sie müssen nicht wegen mir ein Pferd fertig machen.“
„Na gut. Machen Sie, was Sie wollen!“
Ich widme mich wieder den Briefen. Doch ich weiß, und fühle, dass er mich die ganze Zeit beobachtet.
Verwirrt werfe ich den Brief auf den Tisch und schlage die Hände vors Gesicht.

„Was hast du?“, er legt eine Hand auf meine Schulter, doch ich schüttele sie ab.
„Sie verwirren mich.“, ohne mich um zu blicken renne ich nach draußen.
In der Sattelkammer neben dem Haus hole ich mir den Sattel und die Trense von Sabantuy. Dann gehe ich zur Koppel und lege ihm die Sachen an, da ich weiß, dass er heute schon geputzt wurde.
Sabantuy ist verwirrt, doch er freut sich über den Ausritt. Im Galopp fegen wir nordwärts.

-Corvin-
„Steve?“
„Ja.“, kommt es aus der Wohnung über´m Stall.
Ich gehe hoch.
„Weißt du wo Donia ist?“
„Vorhin ist sie überstürzt mit Sabantuy los.“
„Weißt du warum?“
„Wahrscheinlich wegen dem Typ.“
Das war ein Schlag! Schnell renne ich ins Haus. Im Büro mache ich halt und sehe einen Mann.
„Wer zum Teufel sind Sie?“
„Alejandro. Ist Donia zurück?“
„Das geht Sie nichts an!“, zische ich.
„Schätze schon. Ich bin ihr Gast.“
„Das glaube ich nicht!“ Und das tue ich wirklich nicht. Das würde sie nie einfach so machen! Nie!

-Donia-
Ich bringe Sabantuy in seine Box um ihm Futter zu geben. Wir waren lange weg.
Mittlerweile ist es schon 6.00 Uhr. Ich hole Steve aus seiner Wohnung.
„Die Pferde kommen wieder rein. Fütterst du den Einser?“
„Klar.“
Wir machen uns an die Arbeit und dann gehe ich rein.
„Donia!“, Amber springt mich schon fast an.
Corvin folgt ihr.
„Hey ihr zwei.“
Amber geht wieder nach oben.
„Wo warst du?“ Das ist ein Vorwurf.
„Ich musste einfach mal raus.“
„Was ist das für ein Typ? Ist er wirklich dein Gast?“
Alejandro taucht im Türrahmen meines Büros auf.
„Ja. Er ist unser Gast.“
„Warum?“
„Wir kommen ins Geschäft. Es ist inordnung.“, Corvin geht nach oben, aber nicht ohne Alejandro einen bösen Blick zu zuwerfen.
„Kommen Sie.“ Ein Seufzer entrinnt mir.
Er folgt mir in mein Schlafzimmer und ich schließe die Tür.
„Es tut mir Leid. Ihre Gegenwart ist nur so verwirrend für mich.“
Ich sinke auf´s Bett. Er kommt zu mir und massiert mir den Rücken und Nacken.
„Entspann dich!“, haucht er mir ins Ohr.
Ich kann gar nicht anders.
„Gehst du heute Abend mit mir essen?“
„Nein. Wie gesagt, die Briefe warten. Die 2 Stunden haben es nicht geändert.“
„Lassen Sie mich dir helfen.“
„Nenne mich Donia.“, biete ich ihm an, da er mich eh schon duzt.
„Okay Donia. Du kannst Alex zu mir sagen.“
„Wieso Alex?“ Verwunderung.
„Keine Ahnung. Viele nenne mich so.“
„Na gut. Wenn du auch unbedingt Briefe lesen willst. Aufträge und Rechnungen bitte trennen.“
wir gehen ins Dachgeschoss und ich zeige ihm, wie ich es gern hätte.
Um 8.00 Uhr werden wir fertig.
„Danke. Ohne dich wäre ich nicht mal annähernd so schnell fertig geworden.“
„Gern geschehen.“
„Sie können ja mit uns essen. Corvin und Amber kochen heute.“
„Gern.“

Am Donnerstag Morgen wache ich in meinem Bett auf, weiß aber nicht, wie ich da hingekommen bin.
Etwas bewegt sich neben mir.
Erschrocken drehe ich mich um.
„Was zum... Was machen Sie in meinem Bett?“
„Wir waren schon beim DU.“, schmunzelt er.
„Was fällt dir ein, Alex?“
Er grinst nur.
„Du bringst mein ganzes Leben, meinen Tagesablauf und mich durcheinander!“, ich stehe auf und laufe auf und ab.
Alejandro beobachtet mich dabei.
„Ich will nur ein Date mit dir.“ Unschuldigkeit.
Ich bleibe stehen und schaue ihn kritisch an. Doch irgendwie habe ich es schon geahnt.
„Vergiss es! Ich habe keine Zeit für so was.“, wütend gehe ich ins Bad und mache mich fertig.
Dieser Mann treibt mich einfach in den Wahnsinn! Meine Gefühle spielen verrückt, sie führen ein eigen Leben. Ich will das doch nicht!
In der Küche ist niemand. Amber ist in der Schule und Corvin bei Freunden. Der kommt sowieso vor heute Abend nicht. Wenn nicht sogar später.
Ich nehme mir ein Glas aus dem Schrank und gehe damit zum Wasserhahn. Genießerisch schließe ich die Augen, als ich das kalte Wasser schlucke.
„Warum solltest du keine Zeit haben?“
„Hör zu, ich muss hart arbeiten um uns durch zu kriegen! Du kennst so was bestimmt nicht! Ist mir klar, aber ich... ich habe immer Arbeit! Bald kommt die Heuernte. Dann muss das Stroh eingefahren werden...“, ich stocke und drehe mich um.
Sein Lächeln verschwindet, als er mein Gesicht sieht. „Doch, ich kenne das auch. Ich habe auch ganz unten angefangen. Warum wehrst du dich so gegen mich? Hast du Angst?“
„Ich habe vor niemandem Angst!“
„Was hast du dann gegen mich?“
Ich schließe die Augen. Denn ich weiß es nicht. Wirklich nicht.
„Nichts. Nichts...“, mit hängendem Kopf stelle ich das Glas ab und gehe nach draußen.
Nachdem die Boxen gemacht sind werden die Pferde gefüttert.
„Sam! Nathan! Ihr könnt gehen. Bis Montag.“
„Danke.“, Sam drückt mich kurz.
„Bis dann.“, auch Nathan drückt mich kurz.
Ich schlendere zu Ivans Box.
„Du bist sehr beliebt bei deinen Angestellten.“
„Beruht auf Gegenseitigkeit.“
„Wir müssen reden!“, er dreht mich zu sich um.
„Keine Zeit!“, murmele ich und gehe Steve und Antonio holen, die oben sind.
„Wenn die Pferde geritten sind können sie raus und ihr habt bis heute Abend frei.“
„Danke.“, sagen beide.
„Auch Easy?“
„Ja, auch sie. Bis ich was anderes sage alle. Außer Sabantuy. Ich reite heute.“
„Gut. Wird gemacht.“
Jetzt gehe ich zur Scheune. Dort wartet viel Arbeit auf mich. Das Heu stapele ich vorne rechts und das Stroh vorne links. Das Neue kommt dann nach hinten. Mein Gedankengang ist gut. Wenn ich erstmal was zu tun habe bin ich mit Leib und Seele dabei. So auch jetzt.
„Kann ich dir helfen?“
„Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?“
„Was muss ich tun?“
„Heu vorne rechts, Stroh vorne links.“, gebe ich nach. Seufzend.
Durch seine Hilfe bin ich bis 11.00 Uhr fertig. Nun fege ich nur noch den hinteren Teil aus und gehe dann in die Sattelkammer und fange an Sättel und Trensen zu ölen. Da sie heute nicht mehr gebraucht werden. Ich reite heute ohne Sattel.
Als ich damit fertig bin ist es 2.00 Uhr. Zeit essen zu machen.

„Hey Donia!“, Amber umarmt mich.
„Na, wie war die Schule?“
„Ganz okay.“
„Das Essen ist gleich fertig.“
„Wo ist Corvin?“
„Bei seinen Freunden.“
„Ach ja, stimmt!“, sie nimmt am Tisch platz und erzählt, wie ihr Tag war.
Ich lächele, denn sie kann schön erzählen. Ich höre ihr gerne zu.
„Gehst du reiten?“
„Ja. Später.“
„Okay. Ich bleibe hier. Muss etwas gemacht werden?“
„Im Haushalt ein Wenig, aber das kann ich heute Abend machen.“
„Nein, ich mach das.“
„Danke.“
Ich stelle gerade das Essen auf den Tisch, als Alex kommt.
„Darf ich mit euch essen?“
„Klar. Es ist nicht meine Art Gäste verhungern zu lassen.“, Amber kichert.

„So Kleines. Ich gehe dann.“
„Wann kommst du wieder?“
„Zur Fütterung um 6.00 Uhr.“
„Okay. Steve und Antonio wissen bescheid, oder?“
„Natürlich. Es ist alles organisiert.“

Als ich wieder komme spielt Amber mit Alex im Wohnzimmer Schach. Amber bemerkt mich gar nicht.
Nachdem die Pferde drinnen und gefüttert sind gehe ich in mein Zimmer und dann duschen.
Erschöpft falle ich ins Bett.
„Donia?“, verschlafen öffne ich die Augen.
„Habe ich verschlafen?“, erschrocken springe ich auf.
„Nein. Du hast heute Abend noch nichts gegessen.“
Alejandro sitzt neben mir auf dem Bett.
„Wie lange bleibst du?“
„Bis ich dein Herz erobert habe.“
„Du willst mich zwingen dich zu lieben?“ Frage ich entsetzt.
„Nein!“, er reißt die Augen auf.
„Ich...“
Er geht aus dem Zimmer. Soll mir nur recht sein.
Am Freitag helfe ich den Beiden bei der Stallarbeit und dann beim Füttern.

„Darf ich reiten?“
„Natürlich. Komm. Rio Dancer?“
„Wirklich?“, erfreut und erstaunt schaut sie mich an.
„Klar. Er ist dein Liebling!“
Zusammen machen wir den Appaloosa fertig und Amber führt ihn auf den Platz.
Sie ist so glücklich!, denke ich.
Ich gehe in die Scheune um nach dem Futter zu sehen. Als ich wieder zum Platz gehe ist Alex da. Er gibt ihr Tipps!
Verträumt schaue ich den Beiden zu.
„Ich glaube ich bin dabei mich in ihn zu verlieben!“, flüstere ich.
Alex kommt zu mir.
„Es tut mir Leid wegen gestern.“
„Schon gut.“, er schaut Amber zu.
„Wir sollten wirklich reden!“, stöhne ich. Da er keinen Anfang machen will.
Erstaunt hebt er eine Augenbraue.
„Ich habe mich in dich verliebt!“, er schaut mir tief in die Augen, als er das sagt.
Ich schließe meine Augen.
„Ich bin,glaube ich, dabei mich in dich zu verlieben...“, langsam öffne ich die Augen wieder.
„Komm.“, er zieht mich ins Büro.
Alejandro setzt sich auf den Schreibtisch und ich lasse mich auf den Stuhl fallen, der mir am Nächsten ist.
„Aber was wird, wenn du wieder gehst?“
„Ich muss nach Perth. Den größten Teil könnte ich von hier aus machen. Mein Bruder erledigt dann den Rest. Es kann natürlich immer vorkommen, dass ich nach New York muss.“
Ich lächele.
„Das heißt du bleibst?“
„Bis das Geschäft in Perth abgeschlossen ist. Dann muss ich für ein paar Wochen hinüber. Danach ja.“
„Ich muss sowieso über das ganze hier nachdenken. Du bist so plötzlich in mein Leben geschneit. Ich kann es noch gar nicht glauben.“ Wenn ich die ganze Wahrheit wüsste würde ich ihn sofort raus werfen...
„Keine Angst. Ich dränge dich nicht. Du hast alle Zeit der Welt.“
Ich setze mich etwas bequemer.
„Wie ist das mit deinen Pferden?“
„Ich liebe diese Tiere. Sie sind so... stolz...ehrlich...einfach wunderschön!“
„Ja. Aus diesem Grund habe ich überhaupt die Kraft weiter zu machen.“
„Heute Abend werde ich veranlassen, dass sie nächste Woche kommen. Inordnung?“
„Klar. Die Ställe sind fast leer.“
„Warum?“
„Im Moment läuft es nicht so gut. Ich habe die Ranch etwas schleifen lassen.“ Stolz. Halte ihn fest. Er ist mein einziger Halt.
„Das wird schon wieder. Es sieht toll aus hier!“, geschickt wechselt er das Thema.
„Ja. Das ist das Ergebnis von jahrelanger harter Arbeit.“
„Es hat sich gelohnt.“
„Danke. Ich hätte doch Lust essen zu gehen...“, ich senke den Blick.
Schnell springt er vom Tisch und hebt mit einem Finger mein Kinn an.
„Ja. Ich freue mich.“, sanft lächelt er.
Ich gehe schon mal raus.
Betrachte den Himmel.
Die schönen Sonnenstrahlen, wie sie auf die Erde treffen.
Die Freiheit, die ich so liebe.
Das Land, welches mir so viel bedeutet.
Die Gebäude, die ich und meine Männer durch harte Arbeit wieder renoviert haben.
Ich betrachte jetzt das Gesamtbild.
Es ist traumhaft.
Mein Traum.
Es war der Traum meiner Eltern...

Ich gehe duschen und ziehe mir ein knie langes, blaues Kleid an.
Vor der Tür bleibe ich wieder hängen.
Die Pferde tollen auf den Koppeln, das Gras weht im Wind, genauso wie mein Kleid.

-Alejandro-
Ich betrachte sie, wie sie da steht. Wie sie ihr Eigentum betrachtet. Leise trete ich an sie heran.
„Sollen wir gehen?“
Donia dreht ihren Kopf zu mir. Ihr hübsches Lächeln ist... unbeschwert...ausgelastet.
„Ja. Ich sage nur schnell Amber bescheid.“
Und schon ist sie verschwunden.

-Amber-
Strahlend kommt sie auf mich zu.
„Was ist los mit dir?“
„Ich gehe essen. Steve und Antonio machen das heute Abend. Du kannst gerne helfen, aber dein Zimmer wird auch noch gemacht.“
„Okay Donia. Ich freue mich für dich. Viel Spaß!“
„Danke.“

-Donia-
Ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn.
Dann gehe ich zurück zu Alejandro.
„Komm. Wir fahren mit meinem Auto.“
„Ganz Perth wird über mich reden, aber gut.“, er schmunzelt.
Galant öffnet er mir die Tür und ich steige ein, ohne seiner Hand Beachtung zukommen zu lassen.
Er lacht. Dann steigt er selbst ein.

Wir kommen in Perth an und ich öffne die Tür, bevor er sie öffnen kann. Lächelnd bietet er mir seinen Arm an.
„Du gehst nicht oft aus, oder?“
„Das erste Mal seit Jahren.“
„Merkt man. Du hast keine Erfahrungen darin. Ich hatte schon bessere wie dich.“
Ich lasse ihn los. Bleibe stehen und gebe ihm eine Ohrfeige.
Auf dem Absatz mache ich kehrt und laufe zu meiner Freundin, Samanta Trave. Dort klingele ich Sturm und sie macht auf.
„Donia!“, stürmisch umarmt sie mich. Erfreut.
Ich drücke sie auch, froh sie wieder zu sehen.
„Es tut mir so Leid, dass ich so wenig Zeit für dich hatte!“
„Du hattest eine schwere Zeit und viel Arbeit.“
„Verzeihst du mir?“
„Natürlich.“
„Ab jetzt komme ich öfter mal oder rufe an.“
„Freut mich. Aber wahre Freundschaft hält ewig.“
„Ja. Darf ich reinkommen?“
„Es ist aber ziemlich unordentlich.“, warnt sie.
„Wie früher.“, wir lachen los.

Überall liegen Zeichnungen und Kleidungsstücke herum.
„Warum bist du in Perth?“
„Ursprünglich war ich mit jemandem zum Essen hier, aber er hat mich ziemlich beleidigt. Daraufhin gab ich ihm eine Ohrfeige und bin entschlossen zu dir.“
„Wow. Du bist immer noch eine sehr starke Persönlichkeit.“
„Vielleicht.“ War es vielleicht doch nicht richtig so zu reagieren?
„Ich komme dich bald mal besuchen.“
Wir reden noch ein bisschen, bis es dunkel wird.
„Soll ich dich heimfahren?“
„Ich...ich weiß nicht ob ich das annehmen kann.“
„Natürlich kannst du. Dann bleibe ich gleich noch bis morgen.“
„Okay.“
Sie packt ihre Sachen und schon sind wir auf dem Weg zur Ranch.

„Schön ist es hier. Soweit man im Dunkeln sehen kann.“
„Das ist das Ergebnis aus harter Arbeit.“ Ein Seufzer. Herzhaft.
„Du hast das toll gemacht. Gehen wir Morgen reiten?“
„Du kannst reiten?“ Sie wollte nie, wenn ich sie fragte.
„Ja. Ich überlege sogar mir ein Pferd zu holen.“
„Klar. Keine schlechte Idee.“
„Aber ich brauche Rat.“
„Kannst du kriegen. Du kannst es auch bei mir einstellen.“
„Danke. Gleich am Montag höre ich mich mal um. Dann sage ich dir bescheid.“
„Okay. Komm, ich zeige dir dein Zimmer.“
Ich bringe sie in das Zimmer neben Corvin.
„Unten kannst du dir zu essen holen, was da ist. Ich muss noch arbeiten.“
„Danke. Bis Morgen.“

-Samanta-
Ich gehe zum Bett und stelle meine Tasche ab. Dann gehe ich raus und schaue mich um. So gut es eben geht, bei der Dunkelheit.
Die Pferde sehen super aus. Wunderschön. Donia ist einfach super. Pferde sind ihr Leben. Und werden es immer sein. Sie lenken es, kann man schon fast sagen.

-Donia-
Um 5.00 Uhr wache ich auf. Mein Atem stockt, als sich etwas neben mir bewegt. Vorsichtig stehe ich auf.
In der Küche koche ich mir Kaffee und schlürfe ihn gemütlich.
„Es tut mir Leid.“, ich stelle die Tasse ab und stütze mich auf die Arbeitsplatte. Verwirrt. Ich will ihm doch vergeben... Und auch wieder nicht...
„Es war nicht so gemeint!“, ich drehe mich zu ihm. Wütend. Aufgebracht.
„Weißt du was? Ich bin froh, dass ich noch nichts mit dir angefangen habe!“, mit diesen Worten lasse ich ihn stehen. Soll er doch endlich verschwinden!

-Alejandro-
Ich raufe mir die Haare.
„Hallo.“, ertönt eine erstaunte Stimme hinter mir.
„Hallo.“
„Ich bin Samanta.“
„Alejandro. Was machen Sie hier?“
„Ich bin ihre Freundin. Sie?“
„Verdammt. Ich hab´s verbockt.“, verzweifelt fahre ich mir über´s Gesicht.
Sie redet noch ein Wenig mit mir. Doch so richtig viel bekomme ich nicht mit.
„Donia ist eine starke Persönlichkeit und redet nicht viel. Vor allem Probleme, die verschweigt sie.“
„Wenn ich doch nur die Klappe gehalten hätte!“
„Kämpfe um sie. Sie ist es wert.“

-Donia-
Ich erledige die Stallarbeit und hole dann Futter. Nachdem das erledigt ist gehe ich wieder ins Haus. In mein Büro.
„Verzeih mir, bitte.“
„Ich kann dir nicht mehr vertrauen!“, sage ich nach langem Schweigen.
„Wir können es wieder aufbauen!“, ich drehe mich zu ihm.
„Nein, nicht ich. Du! Du hast es missbraucht!“ Woher soll ich wissen, dass es da nicht eine Andere gibt?
„Ich liebe dich.“
Verwirrt und verzweifelt zugleich schüttele ich den Kopf. Ohne darüber nachzudenken, was ich tue, renne ich raus und hole Sabantuy aus seiner Box. Ich bringe ihn auf den Paddock. Dann hole ich Ivan und bringe auch ihn auf diesen Paddock. Mit Putzzeug bewaffnet gehe ich zu den Beiden und putze sie. Danach hole ich aus der Sattelkammer Sabantuy´s Sattel und seine Trense. Nun ist Ivan dran.
Ich gehe zum Haus und rufe nach Samanta. Sie kommt angerannt.
„Bist du fertig?“
Sam nickt, steigt auf und dann reiten wir los. Sie fragt nicht, was los ist, sondern fügt sich.

„Gib ihm doch eine Chance. Er bereut es wirklich.“
„Ich vertraue ihm nicht mehr.“
„Gemeinsam könnt ihr es schaffen!“, sie treibt ihr Pferd in den Galopp und ich schüttele den Kopf.
Dann folge ich ihr.
So eine Beziehung hatte ich noch nicht! So ein Gefühl! Solche Sehnsüchte!...

Ich gehe ins Dachgeschoss in mein Arbeitszimmer. Alex sitzt dort und wartet auf mich.
Ohne dass er es merkt gehe ich zu ihm.
„Es tut mir Leid!“, ich lege ihm meine Hände auf die Schultern.
Und schaue auf seinen Rücken.
„Warum sollte es dir Leid tun? Ich habe dich beleidigt!“
„Ich weiß nicht, wie ich mit diesem Gefühl umgehen soll. Es ist mir neu. So eine Beziehung, wie zu dir, hatte ich noch nicht. Und vor allem habe ich niemandem so schnell vertraut wie dir!...“ Bis die Sache in Perth geschah...
Er dreht sich zu mir.
„Schon gut. Für mich ist es auch neu, aber es fühlt sich richtig an. Wir lernen es zusammen, damit umzugehen.“, er lächelt.
„Ich...okay.“
„Komm.“, er klopft auf seine Oberschenkel und ich setze mich darauf.
Erleichtert lehne ich mich an ihn. Er gibt mir ein Gefühl der Geborgenheit. Sicherheit.

„Donia!“, schreit Corvin und kommt kurz darauf in mein Büro gestürmt.
Wir sitzen immer noch so da. Ich auf ihm.
„Corvin. Was ist denn los?“, besorgt gehe ich zu ihm.
„Salvistar...er ist... er hat...“
„Was ist mit ihm?“
„Er hat den Zaun kaputt gemacht und ist in der Scheune.“
„Wie ist er in die Scheune gekommen?“
„Die Tür war offen. Nur du kannst ihn einfangen,“
Ich renne raus. Direkt zur Scheune.
Salvistar wiehert verängstigt. Verzweifelt. Verwirrt.
Steve und Antonio stehen davor.
„Du solltest dort nicht hinein gehen...“, versucht Steve.
„Ich MUSS da rein!“
Vorsichtig trete ich in die Dunkelheit der Scheune und gewöhne meine Augen daran.
Durch manche Spalten dringt ein wenig Licht.
Ich kann den 9- jährigen Hengst im hinteren Teil ausmachen.
Ohne Furcht gehe ich, auf ihn einredend, zu Salvistar. Ich bleibe stehen.
Er macht erst einen, dann zwei Schritte auf mich zu. Bis er vor mir steht.
Salvistar humpelt deutlich.
Ohne Hektik hebe ich die Hand und streichele ihn. Dann fasse ich nach dem Halfter und führe in raus.
„Steve. Er muss untersucht werden. Er lahmt.“
„Wird gemacht.“
Ich gebe das Pferd ab und lehne erschöpft an der Scheunen wand.
„Du bist fertig!“, stellt Alex fest und hebt mich einfach mit seinen starken Armen hoch.
Ich sage nichts.
„Warum sagst du denn nichts?“
„Ich hebe mir das für Wichtigeres auf.“ Vertraue! Glaube! Doch wie?...
„Du warst ewig da drin!“
Ich zucke nur mit den Schultern.
Sanft legt er mich auf mein Bett.
„Danke.“
Er legt sich neben mich.
„Ich sollte noch ein paar Anträge bearbeiten!“
Bevor er etwas erwidern kann bin ich schon auf dem Weg nach oben. Zunächst schwankend. Dann normal.

-Alejandro-
Es ist 2.00 Uhr. Donia sollte etwas essen!
Ich schleiche nach oben und gehe zu ihr. Donia bemerkt mich nicht. Liebevoll schlinge ich meine Arme um sie.
„Hey.“
Sie dreht den Kopf zu mir und lächelt. Unwiderstehlich. Ich bewege meine Lippen auf ihre zu, bis sie sich berühren. Den Kuss breche ich nach kurzer Zeit ab.
„Nicht aufhören!“, murmelt sie und presst ihre Lippen auf meine.

-Donia-
Es ist ein so schönes Gefühl! Ich gebe mich ihm vollkommen hin.
Atemlos von dem Kuss stehe ich auf und gehe zum Fenster. Die Briefe sind zum größten Teil fertig. Nur noch wenige liegen ungeöffnet da.
„Scheiße!“, fluche ich, denn ich sehe den kaputten Zaun den Salvistar hinterlassen hat. Was bringt ein Pferd dazu auszubrechen? Diese Frage kann ich mir nicht beantworten.
„Was hast du denn?“, er kommt zu mir.
Ich zeige ihm, was ich gesehen habe.
„Und?“
„Ich lasse ihn natürlich so!“, sage ich sarkastisch. Dann lache ich.
„Was?“, fragt er verwirrt.
„Er muss natürlich repariert werden!“
Bevor er etwas sagen kann verschwinde ich nach draußen. Aus der Sattelkammer hole ich mir meinen Werkzeugkasten. Den bringe ich dann zur Koppel am Stall. Aus der Scheune schnappe ich mir zwei Bretter und einen Pfosten, die ich auch zu Koppel bringe.
Ich hämmere gerade einen Nagel fest, als jemand seine Hand auf meine Schulter legt. Erschrocken schlage ich daneben. Auf meine Finger. Ich schreie nicht auf. Drehe mich nur um und gebe Alejandro eine Ohrfeige.
„Wofür war die denn?“
Wutentbrannt zeige ich ihm meine Hand.
„Sorry. Die Arbeit ist eben einfach zu hart für dich!“, schlussfolgert er. Womit er mich so unendlich wütend macht.
„Nein. Verdammt! Die Arbeit ist genau das Richtige für mich! Aber klar... woher sollst Du denn das wissen?! Du kennst mich ja nicht!“, sarkastisch grinse ich ihn an. Sarkasmus ist mein Schutz.
Er will meine Hand nehmen, doch ich ziehe sie weg.
„Was ist dein Problem? Verträgst du keine Kritik?“
Ich drehe mich dem Zaun wieder zu und hole den Nagel wieder raus. Dann schlage ich einen Neuen rein. Endlich steht der Zaun wieder. Ich nehme meinen Werkzeugkasten und bringe ihn weg.
„Eigentlich wollte ich dich vorhin fragen, ob du etwas essen möchtest.“
Abrupt bleibe ich stehen. Langsam drehe ich mich zu ihm um.
„Nein. Und ich habe keinen Bock auf jemanden, der mir Vorschriften macht. ICH habe mir ein Leben hier ausgesucht.“
Mit diesen Worten lasse ich ihn stehen.
Am Abend, nach harter Arbeit, nachdem ich gegessen habe gehe ich duschen und ins Bett.
Ein Hand berührt mich. Ich reagiere nicht.
„Rede mit mir!“, fleht er.
Nachdenklich drehe ich mich zu ihm.
„Nein.“, antworte ich schließlich.
„Es tut mir doch Leid. Nur weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll! So ein starkes Gefühl hatte ich noch bei keiner!“
Ich schaue ihn nur an. Wie viele gab es da denn schon?...
„Du weckst in mir einen Beschützerinstinkt für dich. Wie geht es deiner Hand?“, wechselt er das Thema.
Ich hatte sie ignoriert. Schmerzen sind nicht wichtig. Ich beachte sie gar nicht. Das Leben geht weiter. Trotzdem betrachte ich jetzt meine Finger.
„Ich ignoriere Schmerzen. Der Tag geht weiter.“
„Lass mal sehen.“, er nimmt meine Hand und untersucht sie.
Arrg, macht er und beugt sich zu meinen Fingern hinunter. Dann macht er etwas für mich völlig unerwartetes. Er leckt über die Stellen die Schmerzen und sofort hört es auf.
„Wie machst du das?“, hauche ich.
Keine Antwort.
Ich tue unbeeindruckt und gehe nach draußen. Doch in Wirklichkeit hat es mich mitgenommen... wie kann das möglich sein? Wie kann er solche Gefühle nur durch diese Berührung auslösen. Es war ein Kribbeln, ein heißer Schauer, der mir in dem Moment widerfahren ist. Eigenartig. Wie erwartet folgt er mir.
„Weiß du... ich habe es nicht leicht, aber ich liebe dieses Leben. Meine Geschwister. Die Männer, mit denen ich täglich zu tun habe...“, er versteift sich. Geschieht ihm recht, denke ich. Hat er verdient.
„Liebst du mich?“, fragt er plötzlich.
Ich betrachte ihn. Seinen tollen Körper. Die bemuskelte Brust, die breiten Schultern. Auch er schaut mich an. Mustert mich. Bis er eine Augenbraue nach oben zieht. Doch ich kann nicht lügen, so sehr ich auch wollte. Ich kann nicht...
„Ja.“, jetzt schaue ich in den Sternenhimmel.
Sie leuchten so hell. So eigen. Wenn ich daran denke, dass sie jetzt schon nicht mehr existieren dreht sich mir der Magen um. So fühle ich mich...

„Lass mich dir helfen... Lass mich dich liebe!... Lass mich einfach für dich da sein!...“ Diese Worte hören sich so wunderschön an. Ich würde sie fast glauben, wenn da nicht mein Verstand wäre... doch ich kann es nicht leugnen. Die Worte haben mich berührt.
„Ach Alejandro!...“
„Du kannst mit mir reden!“, flüstert er.
„Vertrauen ist eine schöne Sache, doch ich habe es nicht jedem gegenüber...“

Vertrauen ist eine Oase des Herzens,
die von der Karawane des Denkens
nie erreicht wird!!

-Alejandro-
Traurig schaut sie mich an. Sie ist erschöpft. Ihr ganzer Körper strahlt das aus. Ihr schöner Körper... der so perfekt ist. Einzigartig.
„Ich schenke dir mein Vertrauen.“, ich halte Donia meine Hand hin.
Zögernd ergreift sie sie.
Dann nickt sie. „Du hast mein Vertrauen.“ es kostet sie viel Überwindung das zu sagen. Das weiß ich. Deswegen freut es mich umso mehr, dass sie meinen Hand ergriffen hat.
Sie erwartet nichts von mir. Sie ist erstaunlich... stolz...verletzbar... einfach atemberaubend.
„Willst du Morgen mit mir nach Perth?“
„Ja, aber erst ab 6.30. Frühstens. Morgen habe ich viel zu tun.“
„Im Stall?“
„Wenn es das wäre würde ich Luftsprünge machen!“ Ich lache.
„Büroarbeit?“
„Ziemlich. Die Aufträge, die ich bekommen habe muss ich ab telefonieren. Rechnungen habe ich heute schon erledigt.“
„Habe ich gar nicht mitbekommen...“
Sie lacht nur und schaut mich geheimnisvoll an.
„Ich könnte dir ja helfen!“, schlage ich vor.
„Kannst du denn verhandeln?“
„Ja.“
„Okay. Ich weihe dich Morgen ein. Was ist mit deinem Geschäft?“
„Das erledige ich am Mittwoch.“
„OK. Wann gehst du?“
„Sollte die Frage nicht lieber lauten: Wann kommst du wieder?“
„Vielleicht.“
„Am Samstag. Ich rufe dich natürlich an.“
„Du musst dich mir gegenüber nicht verpflichten. Das kann ich auch nicht, weil ich eine Ranch leite. Also verlange ich es nicht von dir!“
„Wow. Ich melde mich einfach, wenn ich Zeit habe.“
„Genau.“

- Donia -
Ich verlier mein Herz immer mehr an ihn.
„Alejandro?“
„Ja.“, er schaut auf mich runter.
„Danke für dein Verständnis.“, ich schmiege mich an den verblüfften Alejandro und lächele.
„Ich liebe dich!“, haucht er an meinem Ohr.
Immer noch lächelnd hebe ich den Kopf und küsse ihn.
„Ich liebe dich auch!“
„Hoffentlich schaffe ich es nach Hause zu kommen!“, stöhnt er.
„Warum?“
„Na, ich kann mich jetzt schon nicht von dir losreißen!“
„Oh. Dann bleib.“
„Bring mich nicht in Versuchung!“
Ich grinse frech.

Am Montag werde ich früh wach und muss lächeln, weil ich weiß, dass ich neben ihm aufwache.
„Alejandro?“ Er küsst mich auf die Schulter.
„Ja.“, er zieht mich näher zu sich ran.
„Du hast ein eigenes Bett!“, kichere ich.
„Stimmt.“

- Alejandro -
Heute werde ich oben schlafen. Mal schauen, was sie macht.
Sie will aufstehen, doch ich halte sie zurück.
„Ich muss in den Stall!“
„Nein. Musst du nicht.“, wütend funkelt sie mich an.
„Oh doch! Du hast mir nicht vorzuschreiben, ob ich arbeite oder nicht! Du…“, ich unterbreche sie.
„Ruhig. Ich meinte doch nur, dass heute vier Leute schon im Stall sind.“, beschwichtigend hebe ich die Hände.
„Woher willst du das wissen?“
„Sind sie nicht?“
„Nein. Antonio nicht, weil er schon Pferde trainiert. Steve schaut sich die Gegend an. Er ist ausreiten.“
„Sorry.“

- Donia -
Ich war etwas zu aufbrausend.
„Mir tut es leid. Du kannst ja nicht wissen, was für ein Leben ich führe!“
„Schon gut.“, wir lächeln uns an.
Im Moment bin ich so leicht reizbar.
Meine Maske. An die muss ich mich krallen.
„Ich helfe dir dann später mit den Telefonaten.“
„Ja. Danke.“
Endlich reiße ich mich von ihm los und gehe etwas essen, bevor ich im Stall helfe. Viel ist es ja nicht. Ich bringe Snake Charmer und Sabantuy auf die Koppel. Die anderen bringen die Jungs raus. Lächelnd schaue ich zu wie Sabanzuy sich über die Erde rollt.
„Bist du glücklich?“, Alejandro schlingt seine Arme, von hinten, um mich.
„Ja. Das bin ich.“, seufze ich.

Während wir die Aufträge abtelefonieren beobachte ich ihn.
Er legt auf.
„Das war der Letzte.“
„Bei mir auch.“, grinse ich.
„Ich habe acht zugesagt bekommen.“, er kommt auf mich zu.
„Wirklich?“, überglücklich umarme ich ihn.
„Wirklich!“, bestätigt Alex.
„Du bist ein Schatz!“
„Das höre ich gern.“
„Gut. Ich habe fünf.“
„Sie werden diese Woche noch kommen.“, klärt er mich auf.
„Meine nächste Woche.“
„Passt ja.“
„Stimmt. Ich gehe bescheid sagen, dass die Boxen hergerichtet werden müssen.“
„Ich komme mit.“, beeilt er sich zu sagen und nimmt meine Hand.
Zusammen gehen wir in die Unterkünfte der Jungs. Sie sind alle bei Sam.
„Hey.“, sie schauen uns an.
Teils erstaunt, teils verschmitzt. Jeder denkt sich seinen Teil.
„Hey.“, antwortet jeder.
„Diese Woche kommen acht neue Pferde. Das heißt immer in Bereitschaft sein. Ich werde da sein und die Boxen einweisen. Tust du mir den Gefallen und untersuchst sie, Nathan?“
„Klar, Donia. Wir sind da. Verlass dich auf uns.“
„Danke Jungs. Ich bin froh euch zu haben.“, ich schenke ihnen ein Lächeln und gehe runter in den Stall.

„Ich liebe dich!“, Alejandro zieht mich zu sich rum.
„Ich dich auch.“
„Bleiben diese Pferde dann auch hier?“
„Manchmal.“
„Die Pferde, die jetzt hier sind, gehören sie dir?“
„Ja. Mit manchen möchte ich den Rennstall aufbauen.“
„Respekt.“
„Danke.“, verlegen blicke ich zu Boden.
Ich habe noch niemandem meine Pläne mitgeteilt. Und seine Begeisterung spornt mich an.

„Donia!“, Amber kommt lächelnd auf mich zu gerannt.
Sie ist glücklich, obwohl ich gedacht habe, dass wir das nie wieder sein könnten. Nicht so. Jetzt sind wir es.
„Hey Amber.“, ich nehme sie in den Arm.
„machen wir etwas zusammen? Mit Corvin?“
„Klar. Worauf hast du Lust?“

Copyright © by Jennifer J.

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Tag der Veröffentlichung: 29.04.2010

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