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Prolog




Verzweifelt suchte ich die Gegend mit meinen Augen ab. Ich musste Sie unbedingt finden. Nur durch meine Schuld wurde sie verschleppt. So jung und zart,..... Meine Seelengefährtin.

Kapitel 1




Als ich vor 2 Monaten schwer verletzt im Wald lag und nur darauf wartete, dass die Sonne mir den erlösenden Tod brachte, sah sie mich.
Mit ihren langen kastanienbraunen Haaren und strahlend grünen Augen, die viel zu wissend aussahen für ihr Alter, kam sie langsam und vorsichtig auf mich zu. Mit letzter Kraft versuchte ich  mit meinen mit blutgetränkten Händen mein Gesicht zu bedecken, jedoch schaffte ich es nicht rechtzeitig.
Sie sah mich mit ihren weit aufgerissenen Augen an, der Schock saß tief. Wie anders musste ich ihr erscheinen mit meinen einer katzegleichen Augen und den langen Eckzähnen.

Plötzlich hörte ich die Menschen aus dem Dorf, wie sie genau in unsere Richtung liefen.
>> Leonora, wo bist du?<<, hörte ich eine Frau rufen.
Blitzschnell drehte sich das Mädchen um und lief geschwind in die Richtung aus der die Stimmen kamen.
>> Das war´s für mich.<<, dachte ich mir.Jetzt würde sie die anderen Dorfbewohner holen und sie würden mich, wie schon vielen meiner Art, den Kopf abschlagen und der Sonne aussetzten.
Ironischerweiße würde ich durch ein kleines Kind den Tod finden und nicht wie erwartet durch die Lykaner oder Elfen.
Lange Zeit geschah nichts. Ich fragte mich schon was los war, als das kleine Mädchen mit wehenden Haaren auf mich zu gerannt kam.
Ich konnte keine weiteren Stimmen ausfindig machen und ich hörte auch nur ihren durchs rennen angekurbelten Herzschlag. Erstaunt darüber drehte ich meinen Kopf in ihre Richtung.
>> Tatsächlich<<, kam es mir leise über die Lippen.Sie war allein.

Ein paar Meter vor mir wurde sie langsamer und näherte sich mir vorsichtiger. Ich konnte es ihr nicht verdenken. Ich wusste, welche Horrorgeschichten sie den Kindern erzählten, damit sich diese vor uns in Acht nahmen.
Ein oder vielleicht auch zwei Schritte vor mir blieb sie stehen. Tiefe Besorgnis zeigte sich in ihren Augen, aber auch Angst, die Angst vor dem was ich war.
In all den Jahren, in denen ich jetzt schon auf Erden wandelte, ist mir noch nie ein solcher Mensch begegnet.
Sie kniete sich nieder und betrachtete-noch immer schweigend-mit geschultem Blick musterte sie meine Verletzungen. Ihr schweigen verwirrte mich und ich merkte wie mir zunehmend das Bewusstsein schwand.Ich nahm nur schwach wahr, wie mein Kopf angehoben und auf etwas weichem abgelegt wurde.
Plötzlich zückte sie ein kleines Messer und schnitt sich ihr Handgelenk auf.
Ihr süßer Duft schoss mir in die Nase und mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen;/. Hunger brannte wie Säure in mit auf. Meine Fänge fingen an schmerzhaft zu pulsieren. Mein Mund war vom Durst wie ausgedörrt.
Sie legte ihr Handgelenk auf meine Lippen. Der erste Tropfen Blut, der von ihrem Handgelenk tropfte, sandte einen gewaltigen Stromschlag durch meinen Körper. Meine Hände schossen nach oben und hielten ihren Arm fest an meinen Mund gepresst. Erschrocken keuchte sie auf.
Ich saugte mit kräftigen Zügen, mit jedem Schluck spürte ich, wie meine Verletzungen schneller heilten. Die ganze Zeit über sagte und tat sie nichts außer mit ihren zarten Händen über mein silberfarbenes Haar zu streichen. Als ich bemerkte, dass sie damit aufgehört hatte, löste ich meinen Griff und sah sie an. Blass wie eine Leiche saß sie dort und lächelte mich an. Doch plötzlich verdrehte sie ihre Augen und sackte zusammen. Bevor sie zur Seite fallen konnte, hatte ich sie auch schon aufgefangen. Ich drehte sie so, dass sie in meinen Armen lag. Ich strich ihr sanft die Strähnen aus dem Gesicht und hörte auf ihr Herz. Es schlug nur sehr langsam. Ich legte sie zu Boden, riss ein Stück von meinem Umhang ab und verband ihr Handgelenk damit. Dann nahm ich sie wieder auf meine Arme und rannte los.

Schnell fand ich die Höhle, in der ich mich letzte Nacht versteckt hatte. Ich trug sie zu hinein und legte sie auf dem Fell, das ich dort gelassen hatte ab. Meinen Umhang löste ich von meinen Schultern und deckte sie damit zu. Den Eingang bedeckte ich so mit Ästen und Blättern, das kein Licht mehr in den hinteren Teil der Höhle fallen konnte. Ich ging wieder zu ihr zurück, da fiel mir erst auf, dass sie gar nicht so jung war, wie ich zuerst dachte. Sie konnte nicht jünger sein als 16 Winter, ihre Größe hatte mich zu einem Trugschluss verleitet. Sie war zwar sehr klein für ihr Alter, aber ihre Körperrundungen waren schon sehr ausgeprägt. Sie war von einer vollkommenen Schönheit, die ich nur selten, wenn nicht sogar noch nie gesehen hatte.
In mir wallte der Wunsch auf sie zu besitzen, sie zu beschützen und niemals mehr gehen zu lassen.
>> Was denke ich da eigentlich?<<, fragte ich mich selbst und konnte keine Antwort darauf finden. Ich blieb einfach neben ihr sitzen und sah sie an.

Als ich ihren Körper zittern sah, legte ich mich neben Sie unter den Umhang und zog sie in meine Arme. Da die Körpertemperatur meiner Rasse wesentlich höher ist, als die der Menschen hoffte ich dass es reichen würde um sie warm zu halten. Und tatsächlich hörte sie nach kurzer Zeit auf zu zittern. Ihr süßer Duft breitete sich in der gesamten Höhle aus. Sie roch nach Waldbeeren und klarem, reinen Wasser von Flüssen, nach Lavendel (?) an einem warmen Tag. Ich sog den Duft tief ein und merkte, wie ich langsam müde wurde. Erschöpft legte ich meinen Kopf nieder und schlief ein.

Nach ein paar Stunden wachte ich auf. Das Mädchen lag immer noch schlafend neben mir. Ich musste unwillkürlich lächeln. Sie sah so süß und unschuldig aus. Plötzlich bewegte sie sich, ich machte mich stocksteif und hielt den Atem an. Sie schlang ihre dünnen Arme um meine Mitte und kuschelte sich an mich. Beruhigt entspannte ich mich wieder und legte vorsichtig einen Arm über ihren Rücken. Zufrieden lächelnd schlief sie wieder ein. Ihr Herzschlag hatte sich normalisiert. Erleichtert seufzte ich auf.
Irgendwie fühlte es sich so richtig an, sie in meinen Armen zu halten. In meiner Brust schwoll das Gefühl der Zuneigung und sie beschützen zu müssen immer mehr an.
>> Mutterinstinkt<<, machte ich mich darüber lustig, erst sehr viel später sollte ich merken was genau es war, das mich damals dazu bewegte. Lächelnd schloss ich wieder die Augen und schlief ein.

Leise raschelnd bewegte sich etwas neben mir. Mit einer Bewegung, die zu schnell ist für das menschliche Auge, setzt ich mich auf und blickte in die leuchtend grünen Augen des Mädchens, dass mich letzte Nacht gerettet hatte. Ich fixierte sie mit meinem Blick und fragte: >> Wie heißt du?<<
Schüchtern und auch ein wenig verängstigt sah sie mich an und flüsterte: >> Leonora<<
Ihre Stimme zog mir den Erdboden unter den Füßen weg. Ihr klang war so klar und lieblich, wie der Gesang der Sirenen, wie die Barden sie besangen.
>> Und wie heißt Ihr, mein Herr?<<
>> Mein Name ist Norio de la Noche und dir Menschenkind Leonora verdanke ich und schulde dir ich mein Leben.<<
>> Wenn ich fragen darf, mein Herr....was seid ihr? Warum nennt ihr mich Menschenkind?<<
>>Du weißt es doch schon längst, nicht wahr, Leonora? Wieso sonst hast du dich geschnitten um mir dein Blut zu geben? Wenn dich das nicht überzeugt, so kann ich es dir gerne noch einmal zeigen.<< Leise, schon fast flüsternd sagte sie:>> Vampir, ihr seid ein Vampir...<<
Ja genau, das war ich, ein Monster im Auge der Menschen, dass es nicht verdient hatte zu Leben.
Doch dieses Mädchen lief nicht schreiend davon, sondern blieb einfach sitzen und sah mich durch ihren dichten Kranz aus Wimpern an. Vorsichtig versuchte ich mich ihr zu nähern. Gerade streckte ich meine Hand zu ihr aus, da ergriff sie diese ohne zu zögern und hielt sie fest. Verdutzt über ihre Reaktion ließ ich meine Hand in ihrer Ruhen.
Leonora brach in schallendes Gelächter aus, ich weiß nicht ob es an meinem Gesichtsausdruck lag oder an dieser Situation, wobei ich vermutete das es das erste war. Geduldig, ohne ihre Hand los zu lassen wartete ich, bis der Anfall vorbei war. Als sie sich beruhigt hatte fragte sie:>> Wie lange lebt Ihr schon, Herr?<<
>>Ich wandle schon seit 140 Wintern umher.<<
Bei dieser Zahl schluckte sie.
>> Warum wart ihr so schrecklich verletzt?<<
Ich zögerte, sollte ich ihr mehr erzählen, als das, was ich bereits zu ihr gesagt hatte, wäre sie in Gefahr und nicht sicher vor meinen Feinden und auch meinesgleichen. Ich entschied mich dagegen.
>> Das geht dich nichts an. Was hast du eigentlich so früh schon im Wald zu suchen?<<, fragte ich sie.
>> Wir haben nach Pilzen gesucht. In der Nähe vom Dorf gab es keine mehr, deswegen bin ich alleine weiter in den Wald gelaufen und hoffte dort welche zu finden. Doch stattdessen fand ich Euch.<<
Stille senkte sich wie ein bleiernes Tuch über uns. Keiner von uns beiden brach diese Stille. Nach einer Weile stand Leonora auf und tastete sich an der Wand entlang zum Ausgang. Sie schob ein paar Blätter zur Seite und sah nach draußen.
Es war stock finster.
Kleine Atemwölkchenbildeten sich vor Leonora´s Gesicht. Ihre Hände schienen ebenfalls kalt zu sein, sie rieb sie gegeneinander. Ich ging wieder nach hinten und holte den Mantel. Als ich wieder zurück kam legte ich ihn ihr um die Schultern. Sie nickte als dank und sah wieder hinaus, was mir wieder die Möglichkeit gab sie zu beobachten.
Sie war mir ein Rätsel, noch nie hatte ein Mensch so auf mich reagiert.
>> Sind die Geschichten wahr?<<, fragte Leonora an mich gewandt und schreckte mich dadurch wieder aus meinen Gedanken hoch.
Stirnrunzelnd sah ich auf sie hinab. Ihre Augen sogen mich förmlich in ihren Bann, aus dem es kein Entkommen gab.
>> Herr?<<, holte sie mich aus meinen Gedanken.
>> Vieles ist richtig, doch der Hauptteil der Geschichten ist dazu da, dir Angst einzujagen.<<
Sie nickte verstehend.
Schweigend standen wir nebeneinander. Sie schien über das, was ich gesagt hatte nach zu denken.
>> Ich muss nach Hause.<<, murmelte sie vor sich hin.
Ich nickte zustimmend und machte mich daran die Äste und das Blätterwerk vom Höhleneingang weg zu räumen.
Gemeinsam traten wir aus der Höhle und die kalte Nachtluft umhüllte uns. Es roch nach Schnee. Es würde nicht mehr lange dauern und mein Clan würde weiter ziehen.
Wir blieben nie lange an einem Ort, es war zu gefährlich mit den Menschen und den Lykanern.

Plötzlich wirbelte das Mädchen zu mir herum und lächelte mich strahlend an.
>>Danke, dass Sie auf mich achtgegeben haben, mein Herr. Ich muss nun zurück zum Dorf.<<
Die Worte versetzten mir einen Stich, doch wusste ich nicht warum. Mein Verstand sagte mir, dass es nur richtig war und dass meine Clansleute sich sicher schon Gedanken machten. Doch wollte ein Teil von mir bei Leonora bleiben. Sie bitten nicht zu gehen.
Ich schüttelte meinen Kopf um diesen Gedanken zu vertreiben und sagte zu Leonora:>> Hab Dank dafür, dass du mein Leben gerettet hast. Ich stehe tief in deiner Schuld.<<
Ich verbeugte mich vor ihr. Ich bedeutete ihr, dass sie warten sollte und ging noch einmal in die Höhle, um meinen Beutel zu holen. Mir fiel ein, dass ich etwas hatte, das ich ihr geben wollte.
Wieder zurück ging ich auf sie zu, doch blieb ich einen Meter vor ihr stehen und streckte meine geballte Hand zu ihr aus. Neugierig sah sie sie an. Als ich sie öffnete, sog sie zischend und begann sogleich:>> Mein Herr, das kann ich nicht annehmen, das ist viel zu kostbar.<<
Ich ließ keine Widerrede zu. Ich nahm ihre Hand und ließ eine Silberbrosche mit dem Abbild eines Raben in ihre Hand fallen. Es war das Zeichen meines Clans.
>> Ich werde dich jetzt zurück zu deinem Dorf bringen, es ist gefährlich Nachts alleine im Wald zu laufen.<<
Ohne auf ihre Proteste zu achten nahm ich sie auf meine Arme und lief zu schnell für das menschliche Auge los. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich in meinen Armen, ich konnte ihr laut pochendes Herz an meiner Brust spüren. Nach wenigen Minuten waren wir am Waldrand. Ich wartete, bis sich ihr Herzschlag wieder beruhigt hatte und ließ sie dann langsam auf ihre Füße gleiten. Noch etwas zittrig hielt sie sich an meinem Arm fest.
>> Das war unglaublich. Bewegt Ihr Euch immer so durch denn Wald? Ich hatte das Gefühl, ich würde schweben.<< Ich musste schmunzeln. Für mich war es normal mich in dieser Geschwindigkeit fort zu bewegen, doch für sie war es etwas vollkommenes Neues.
>> Es ist normal für meinesgleichen.<<
Schüchtern blickte sie zu mir und ließ meinen Arm los.
>> Habt Dank....<<
Sie biss sich auf die Unterlippe und es schien mir, als wollte sie noch etwas hinzufügen, also wartete ich, bis sie zu sprechen begann.
>> Werde ich Euch wiedersehen, mein Herr?<< Sie sagte es so leise, dass ein Mensch es nicht gehört hätte.
Ich versteifte mich innerlich. Ich war fassungslos, dass sie mich dies fragte. Normalerweise waren Menschen meinesgleichen gegenüber ängstlich, doch dieses Mädchen hatte einen Mut, dass es mir die Sprache verschlug.
Abwartend trat sie von einem auf das andere Bein.
Ich überlegte angestrengt was ich antworten sollte. Es war viel zu gefährlich sie wieder zu sehen.
Doch machte sie mich mit ihrer unerschrockenen Art neugierig. Gegen jede Vernunft antwortete ich ihr: >> Wenn du es wünscht.<< Wieder strahlte sie mich an.
>> In zwei  Tagen komme ich wieder auf die Lichtung, zu dem Baum unter dem ich Sie fand Herr Norio. Auf bald.<< Damit drehte sie sich herum und lief in Richtung Dorf mit schnellen Schritten davon.

Nachdem sie hinter dem Hügel auf dem Weg ins Dorf verschwunden war, drehte ich mich um und lief los. Es dauerte eine Weile bis ich beim Lager ankam. Auf dem Weg dorthin kreisten meine Gedanken immer wieder um das Mädchen. Kurz bevor ich die ersten Zelte erreichte, wurde ich von den Wachen aufgehalten. Als sie sahen wer da vor ihnen stand verneigten sie sich. >> Mein Prinz.<< sagten sie synchron. Ich hasste es, dass sie mich so nannten. Mit einem Nicken ging ich an ihnen vorbei und schritt auf das Hauptzelt zu. Als ich eintratt verstummten die Gespräche und alle sahen mich an. Bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte, kam meine Mutter auf mich zu und nahm mich in ihre Arme. Tränen liefen ihre Wangen hinab.
Ich drückte sie kurz an mich und machte mich dann von ihr frei um zu meinem Vater zu gehen. Ich kniete mich vor ihm nieder und sprach: >> Herr, ich bin heimgekehrt.<< Ich hob meinen Kopf nicht, denn es war Sitte in unserem Clan, dass man wartete bis das Oberhaupt das Wort an einen richtete.
>> Lasst uns allein<< herrschte mein Vater die Anwesenden an. Kurz darauf waren alle bis auf meine Mutter und mein Vater aus dem Zelt verschwunden.
>> Erheb dich mein Sohn<<. Mein Vater nahm mich an den Armen und zog mich hoch.
Forschend sah er mir in die Augen. Was immer er auch dort drin zu finden versuchte, vermochte ich nicht zu sagen.
>> Norio, wo warst du? Seit zwei Tagen suchen wir schon nach dir. Hast du eine Ahnung was deine Mutter durchgemacht hat. << Ohne umschweife lieferte ich meinem Vater einen Bericht: >> Vor zwei Tagen, als ich aufbrach um die Umgebung zu erkunden, traf ich auf ein Rudel Lykaner. Sie waren auf dem Weg zum Dorf südöstlich von hier.<<
Meine Mutter schnappte nach Luft.
>> Drei von ihnen nahmen meine Verfolgung auf. Ich wollte sie nicht ins Lager führen, also lief ich auf den Waldrand zu. Dort griffen sie mich an und ich wurde schwer verletzt. Sie haben mich blutend dort liegen gelassen.<< Mit ernster Miene sah mich mein Vater an.
>> Kurz bevor die Sonne aufging kam eine Gruppe von Menschen der Stelle an der ich lag sehr nahe. Mich fand ein Mädchen, Vater sie war unglaublich. Sie lockte die Gruppe weg von mir und kam zurück,........sie nährte mich.<<
Ungläubig sahen meine Eltern mich an. Sie hatten ja Recht, ich hätte es mir ja auch nicht geglaubt, hätte ich es nicht selbst erlebt.
>> Sie gab mir zu viel Blut und fiel in Ohnmacht. Ich konnte sie nicht so dort liegen lassen, also brachte ich sie in eine nahe gelegenen Höhle, in der ich zuvor schon geschlafen hatte und wartete bis sie sich erholt hatte. Heute Nacht brachte ich sie an die Grenze des Waldes, damit sie wieder nach Hause gehen konnte. Vater, Mutter, ihr hättet sie sehen sollen. Sie hatte keine Angst vor mir, sie wusste sofort was ich war und sie hat nicht einen Augenblick gezögert mir mein Leben zu retten.<< Nachdem ich geendet hatte, sagten meine Eltern eine Weile nichts. Zu erstaunt waren sie über das Gehörte. Ich konnte es ihnen nicht verdenken. Mein Vater hatte sich schneller wieder im Griff.
>> Dieses Mädchen, wie heißt sie?<< Erstaunt antwortete ich ohne zu überlegen: >> Leonora<<.
Mein Vater sah zu meiner Mutter und ich wusste genau, dass sie wieder im Geiste miteinander sprachen.
Höflich wartete ich ab. Sie schienen zu einer Übereinkunft gekommen zu sein, denn meine Mutter nickte meinem Vater zu, der dann das Wort wieder an mich richtete.
>> Bring das Mädchen her. Wir wollen mit ihr sprechen.<< Entgeistert sah ich sie an. Das konnten sie nicht ernst meinen, dass ich einen Menschen in ein Dorf voller Vampire bringen sollte. Doch sagten mir ihre Gesichter, dass dies keine Bitte war, sondern ein Befehl, dem ich mich nicht widersetzen konnte. Ich versteifte mich, allein der Gedanke ließ mich in Rage bringen. Ich spürte, wie meine Mutter mit ihrer Gabe meine Gedanken erforschte. Da ich noch jung war konnte ich sie nicht stoppen. Nach einer Weile lächelte sie und sagte: >> Das wird interessant werden.<<  Mein Vater bedeutete mir, dass ich gehen konnte. Widerwillig verbeugte ich mich nochmals und ging hinaus.

Kapitel 2


LEONORA

Ich lief im Schatten der Häuser auf die Kirche zu. Ich war ein Waisenkind und lebte im Ortsansässigem Heim für Kinder. Ich war die älteste von 10 Weisenkindern. Der Pfarrer des Ortes kümmerte sich um uns. Wer meine Eltern waren wusste ich nicht. Eines Nachts fand man mich auf den Stufen der Kirche.

Durch die späte Stunde war kaum ein Dorfbewohner außerhalb seines Hauses. Niemand sah wie ich über den Dorfplatz huschte. Ich achtete genau darauf das meine Schritte leise waren damit mich niemand entdeckte. Der Pfarrer musste sich bestimmt schon Sorgen machen.

Als ich am Weisenhaus ankam, wurde die Tür schon geöffnet. Vor mir stand der erleichterte Pfarrer. Ohne etwas zu sagen bedeutete er mir hinein zu kommen. Schnell schlüpfte ich an ihm vorbei in die warme Stube. Sogleich erschien er neben mir.
>> Mein Gott Leonora, wo warst du nur. Wir haben uns schreckliche sorgen gemacht.<< Entschuldigend sah ich ihn an.
Ich hatte mir auf dem Weg ins Dorf schon eine passende Geschichte zurecht gelegt. Ich hoffte nur das meine Verletzung ihn genügend ablenken würde, damit er nicht feststellte das ich nicht die Wahrheit sagte.
>> Es tut mir leid. Als ich im Wald nach Pilzen gesucht habe, hat mich ein Tier aufgeschreckt. Ich bin los gelaufen und habe vergessen, das ich ein Messer in der Hand gehalten habe. Ich fiel und habe mich dabei mit dem Messer verletzt. Ich hatte mich auch noch verlaufen und irrte im Wald umher bis ich meinen Weg wiederfand.<<
Erschrocken sah er mich an und griff sofort nach meiner Hand. Er wickelte den Stoff von der Wunde und zog scharf die Luft ein.
>> Das müssen wir sofort säubern und neu verbinden, danach legst du dich hin.<<
Ich nickte. Natürlich plagte mich das schlechte Gewissen doch konnte ich ihm nicht die Wahrheit sagen. Ehe würde ich mir die Zunge ab beißen.
Vorsichtig tupfte er mir die Wunde mit Alkohol ab, es brannte und roch fürchterlich. Ich war froh als er endlich den Verband anlegte. Meine Augen wurden schwer und mein Körper fühlte sich wie Blei an. Meine Kräfte schienen noch nicht vollkommen wieder hergestellt zu sein. Unser Pfarrer er hieß Anderson nahm mich auf seine Arme und trug mich in mein Zimmer. Da ich das Älteste Kind war im Haus bekam ich als meine Monatsblutung einsetzte ein eigenes Zimmer. Da ich nach den Gesetzten unseres Dorfes ``Fenglirr`` als Frau galt. Er legte mich behutsam auf meine Schlafstätte hinab und deckte mich zu. Nach nur wenigen Augenblicken schlief ich auch schon ein.

Ich träumte von dem geheimnisvollen Mann mit den Silbernen Haaren und den einer Katze gleichen Augen. Wie er unter dem Baum auf der Lichtung schwer verletzt lag. Ich hatte instinktiv gewusst was er war doch hatte ich keine Angst verspürt. Er war der schönste Mann den ich kannte. Ich erinnerte mich an das wohlige Gefühl als ich in seinen Armen erwachte. Als er mich an den Waldrand gebracht hatte, wollte ich mich nicht von ihm trennen. Meine Freude war übergroß als er mir versprach das wir uns wiedersehen würden. Auf dem Weg ins Dorf sah ich mir immer wieder die Brosche an. Der Rabe war fein gearbeitet und zog mich magisch an. Je länger ich hinsah desto mehr sah es aus als würde er mit seinen Flügeln schlagen.
Langsam verflüchtigte sich der Traum und ich erwachte.

Die Sonne strahlte hell durch das Fenster. Ich schlug die Decke zurück und bemerkte das ich noch immer vollständig bekleidet war. Ich nahm meinen Umhang ab und durchsuchte die Innentasche nach der Brosche. Sie war noch immer dort. Ich nahm sie heraus und legte den Umhang zusammen auf den einzigen Stuhl der in meiner Kammer stand. Die Brosche legte ich oben auf und schritt zu meinem Schrank um mir neue Kleider heraus zu holen. Schnell fand ich ein Unterkleid und mein Braunes Baumwollkleid. Ich entledigte mich meiner Sachen und ging zur Waschschüssel die ich mit dem Wasser aus meiner Kanne füllte, zuerst wusch ich meinen Körper und nahm dann die Seife die mir vor kurzem von der Gutsherrin geschenkt wurde um meine Haare damit zu waschen. Da es schon sehr kalt war trocknete ich mich schnell ab und streifte das Unterkleid und das Baumwollkleid über. Bevor ich das Zimmer verließ machte ich mein Bett und öffnete das Fenster um zu lüften.
Ich ging in die Küche und begann das Frühstück zu machen. Ich backte frisches Brot kochte den Haferschleim, holte Käse und Wurst aus der Kammer und ging hinaus zu der einzigen Kuh die das Weisenhaus besaß und melkte sie. Die frische Milch duftete herrlich. Nachdem alles aufgetischt war ging ich in den Gang zu den Schlafsälen und läutete die Glocke. Die ersten Kinder kamen raus gelaufen und begrüßten mich. Die zwei kleinsten waren noch keine vier Winter alt. Alle halfen sich gegenseitig sich zu waschen und anzuziehen. Ich nahm von allen die Wäsche entgegen. Der Waschzuber stand schon draußen bereit. Ich legte alles hinein und ging wieder zurück ins Haus. Als ich die Küche betrat, saß der Pfarrer Anderson schon mit allen am Tisch. Ich begrüßte ihn und setzte mich an seine rechte Seite. Sobald alle saßen faltete er die Hände zum Gebet und alle taten es ihm gleich. Sofort als das Wort ´´ Amen ´´ fiel griffen alle beherzt zu. Selbst ich aß mehr als ich normalerweise täte. Dies viel als erstes Colin auf.
>> Leonora wenn du so weiter ist bist du bald so dick wie die Schweine von Bauer Hanz <<, grinste er mich frech an.
Sogleich errötete ich.
>> Colin sowas sagt man nicht zu einer jungen Frau, zur Strafe putzt du die Kirchenbänke.<<, sagte Anderson und blickte Colin streng an. Dieser zog sogleich den Kopf ein und sagte nichts mehr.

Nach dem Frühstück räumte ich gemeinsam mit Elena und Anna ( sie waren nach mir die ältesten) den Tisch auf und machten den Abwasch. Sie erzählten mir den neuesten Trasch aus dem Dorf und redeten aufgeregt über den Sohn vom Gutshof. Sie schwärmten von seinem Aussehen und kicherten über den gescheiterten versuch von Miranda ( ihren Eltern gehörte die Schenke) ihn für sich zu gewinnen.
Als ich genug hatte von der Tratscherei schickte ich sie zu den jüngeren damit sie diesen halfen die Schlafsäle sauber zu machen. Derweil ging ich hinaus zum Waschzuber um die Wäsche zu machen. Es war schwere Arbeit aber ich genoss es alleine zu sein. So konnte ich ungestört meinen Gedanken an Norio nachhängen. Ich konnte es kaum erwarten ihn am nächsten Tag wieder zu sehen. Es kribbelte in meinem Bauch vor Vorfreude. >> Ob er es auch nicht erwarten kann?<<, murmelte ich vor mich her.
Ein Seufzen entfuhr mir. Es war das erste Mal das ich solche Gefühle für einen Mann bzw. Vampir hegte. Mir war klar das es töricht, wenn nicht sogar lebensgefährlich war so etwas auch nur ansatzweise zu denken.
Während ich in Gedanken war schlich sich jemand an mich heran ohne das ich es bemerkte. Ich war gerade dabei die Wäsche aufzuhängen als mich jemand um die Tailie faste und mich herum wirbelte. Zutiefst erschrocken stieß ich einen spitzen Schrei aus. ein tiefes wohltöniges Lachen ließ mich aufhorchen. Ich drehte meinen Kopf und sah in die Haselnuss braunen Augen von Peter dem Stallknecht des Gutshofes. Er setzte mich ab um mich kurz darauf wieder in den Arm zu nehmen. Peter war nur zwei Jahre älter als ich und ist genauso wie ich im Waisenhaus aufgewachsen. Damals waren wir unzertrennlich gewesen. Er war wie mein Großerbruder. Er brach kurz nach dem er 16 wurde zum Gutshof auf um dort zu arbeiten. Jeden Monat brachte er einen Teil seines Verdienstes zu uns. So bekamen wir ihn wenigstens regelmäßig zu Gesicht.
>> Na wie geht es meiner kleinen Leo?<<, lächelte er mich an. Gespielt beleidigt verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und erwiderte: >> Bestens danke der Nachfrage und wie erging es dem werten Herren?<<
>> Natürlich bestens, schlechten Menschen geht es immer gut.<< Der Schalk blitze in seinen Augen auf.
Wir fingen beide an zu lachen. Unbewusst hatte ich meine Ärmel hoch gekrämpelt und sogleich fiel ihm auf das ich einen Verband trug. Er wurde schlagartig ernst.
>> Du hast dich verletzt? Ist es schlimm?<<
Ich zuckte mit den Schultern und versteckte den Arm hinter den Rücken.
>> Nein, ist es nicht. Ich war unvorsichtig mit meinem Messer das ist alles. Es tut auch nicht mehr weh.<< Er lächelte und zerzauste mir liebevoll die Haare.
>> Du warst schon immer ein kleiner Tollpatsch nicht wahr? Ich kann mich noch gut daran erinnern wie linkisch du als kleines Mädchen warst. Du bist mehr als einmal vorn über gefallen und hast mich öfter als mir lieb war einen Blick unter deinen Rock ermöglicht.<< Als er sah wie ich rot wurde, lächelte er noch breiter.
Auf einmal wechselte er das Thema:>> Kannst du mir sagen wo Herr Anderson ist ich habe wichtige Geschäfte mit ihm zu klären.<<
Erstaunt über den schnellen Thema wechsel deutete ich nur in Richtung Kirche.
>> Er ist seine Sonntagsprädig am Vorbereiten.<<
>> Danke, ich mach mich dann mal auf den Weg, pass auf dich auf Leo.<<
Er winkte mir zum Abschied nochmal zu und verschwand dann in Richtung Kirche.
Den Rest der Wäsche hängte ich noch auf und ging dann zurück um das Geld für die wöchentlichen Besorgungen zu holen. Colin kam gerade die Treppe herunter als ich ins Haus trat. Er bot mir an mich zu begleiten. Ich nahm das Angebot an und gemeinsam mit ihm machte ich mich auf zum Marktplatz.

Die Stände boten von Gemüse, Schmuck und Kleidung bis zu Möbeln alles an. Wir gingen zu jedem Stand und schauten uns die Waren an. Als wir zum Stand mit der Wolle und den Wollerzeugnissen kamen hielt ich an. Als ich die Wolle sah dachte ich sofort an die Brosche die Norio mir geschenkt hatte. Da ich solch eine Kostbarkeit nicht kaufen konnte, entschied ich mich dazu ihm einen Schal zu machen. Es war schon sehr kalt und da auch er mir geholfen hatte wollte ich es ihm mit etwas gutem vergelten. Ich erstand zwei Knäule weißer Wolle.

Bis zum Kinn beladen kamen wir im Weisenhaus wieder an. Wir luden alles in der Stube ab und räumten alles in die Schränke und Kammern. Es war kurz vor der Mittagszeit als wir fertig waren.
Ich begab mich in die Küche und bereitete das Mittagessen zu. Elena kam und half mir indem sie den Tisch deckte. Ich war froh nicht alles alleine machen zu müssen, da ich zu weilen mit meinen Gedanken abschweifte.
Nach dem Mittagessen brachte ich unsere kleinen ins Bett für den Mittagssschlaf. Beide kuschelten sich bei mir an und ich summte ihnen eines der Kirchenlieder vor. Es dauerte auch nicht lange und sie schliefen ein. Leise ging ich hinaus und schloss vorsichtig die Tür. Da alle sich zurück gezogen hatten ging auch ich in mein Zimmer. Zur Mittagszeit ruhten sich alle aus oder spielten. Ich holte meine Stricknadeln aus dem Schrank und begann den Schal zu stricken. Ich war sehr gut in solchen Dingen. Alle sagten das ich mit flinken Fingern gesegnet war. Bei jeder Masche dachte ich an Norio und lies meine Gefühle mit hinein fliesen.
Als die Mittagszeit vorbei war, war der Schal schon zur Hälfte fertig. Ich begutachtete ihn nochmals und legte ihn dann zufrieden unter mein Bett.
Der Rest vom Tag ging schnell vorbei. Ich kehrte die Stube, putzte die Treppe, holte Feuerholz für den Kamin, machte das Abendessen und brachte danach die kleineren Kinder zu Bett. Denn Rest vom Abend setzte ich mich zu Pfarrer Anderson ans Feuer. Es war fast schon ein Ritual. Nachdem Peter gegangen war saß der Pfarrer oft alleine am Feuer. Da er sehr einsam wirkte nahm ich Peters Platz ein und redete mit ihm oder wir spielten Schach.

An diesem Abend richtete Anderson sobald ich saß, dass Wort an mich:>> Leonora, Peter kam heute mit einem Brief vom Gutsherren zu mir. Und ich glaube das du ihn lesen solltest.<< Erschrocken sah ich ihn an. Er reichte mir den Brief und ich entfaltete ihn.
Was dort stand verschlug mir die Sprache. Der Gutsherr wollte mich als Braut für seinen Sohn und ersuchte die Erlaubnis des Pfarrers.
Verwirrt sah ich den Pfarrer über den Brief hinweg an.
>> Warum mich? Ich bin eine Weise es bringt ihm keinen Profit wenn er mich wählt.<<
>> Es hat den Anschein, dass sich sein Sohn in dich verliebt hat und sich weigert den Hof zu übernehmen wenn er dich nicht zur Frau bekommt. Was willst du nun tun? Ich werde dich zu nichts, dass du nicht willst zwingen. Natürlich hast du noch Zeit dich zu entscheiden aber du solltest nicht zu lange warten.<<
Wie vor den Kopf gestoßen saß ich da und wusste nicht was ich tun sollte. Alleine der Gedanke in die Gutsherrenfamilie ein zu heiraten machte mir Angst. Sofort kam mir Norios Gesicht in den Sinn.
Ich schüttelte mich. Verständnisvoll sah mich der Pfarrer an, beugte sich zu mir rüber und tätschelte mir den Arm. Ich stand auf und ging in meine Kammer. Seufzend schloss ich die Tür und lies mich im nächsten Augenblick aufs Bett fallen. Meine Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Um mich abzulenken nahm ich die Wolle und den angefangenen Schal unter dem Bett hervor um weiter zu stricken. Ich vertiefte mich so in die Anfertigung des Schals, dass ich darüber die Zeit ganz vergaß. Erst als ich die Augen kaum noch aufhalten konnte legte ich ihn zur Seite und schlief ein.

Der nächste Tag verging nur langsam. Immer wieder überlegte ich was ich tun sollte bezüglich des Angebotes des Gutsherren. Jedes Mal kam mir Norio in den Sinn und mein Herz sank immer tiefer. Ich wusste nicht einmal ob er meine Zuneigung erwiderte.
Wärend der Mittagsruhe stellte ich den Schal fertig. Stolz sah ich mein Werk an und hoffte das Norio sich darüber freuen würde. Ich packte ihn in ein Bündel und legte dies auf dem Stuhl zurecht. Nach dem Abendessen bat ich Elena und Anna sich um die Kinder zu kümmern. Da wir Sonnabend hatten würde der Pfarrer bis spät in die Nacht in der Kirche bleiben. Ich legte meinen Umhang an steckte die Brosche in die Innentasche und nahm mein Päckchen unter den Arm. Unbemerkt schlich ich mich aus dem Haus und lief in Windeseile dem Ausgang des Dorfes entgegen.

Kapitel 3


NORIO

Ich konnte nicht aufhören an die Worte meiner Eltern denken. Viel zu früh war ich zum vereinbarten Treffpunkt aufgebrochen. Die letzten zwei Tage waren eine Qual gewesen. Auf der einen Seite konnte ich es nicht erwarten Leonora wieder zu sehen aber auf der anderen hoffte ich das sie nicht kommen würde.
Meine Laune wurde mit jeder Stunde die es aufs Treffen zuging schlechter. Nun stand ich unter dem Baum auf der Lichtung und wartete. Die Vorstellung das ich sie mit ins Lager nehmen musste war mir ein Grauß. Natürlich würde sich keiner wagen ihr etwas anzutun, doch trotzdem fühlte ich mich nicht wohl dabei einen Menschen dieser Gefahr aus zu setzten.
Während ich grübelte verschwand die Sonne langsam am Horizont. Es dauerte nicht mehr lange bis zur Vereinbarten Zeit mit Loenora. Nebel stieg auf und tauchte den Wald in trübes Zwielicht.

Durch mein Übermenschliches Gehör bemerkte ich sie schon bevor ich sie sehen konnte. Mit einem Mal war ich aufgeregt.
Ich schaute gebannt in die Richtung aus der ich die Schritte hörte. Und wirklich keine 200 Meter vor mir sah ich Sie. Mit eiligem Schritt kam sie auf die Lichtung zugelaufen.
Sie trug den gleichen Umhang als 2 Tage zuvor. Ihre langen Haare wogen im Takt zu ihren Schritten, ihr Gesicht war leicht gerötet durch die Kälte. Sie sah einfach bezaubernd aus.
Sie trat auf die Lichtung und drehte sich suchend um bis sie mich erblickte. Ein scheues Lächeln legte sich auf ihre Züge. Langsamer als zuvor kam sie auf mich zu und blieb in einigen Schritten Entfernung vor mir stehen.
>> Ihr seid wirklich gekommen.<<, sagte sie während sie sich verbeugte.
>> Ich gab euch mein Wort.<<, gab ich zur Antwort. Ich wusste nicht was ich sonst noch sagen sollte, da bemerkte ich das sie ein Bündel unter dem rechten Arm trug. Neugierig musterte ich es. Als sie meinen Blick bemerkte versuchte sie unauffällig das Bündel hinter ihrem Rücken zu verstecken und lief dabei rot an.
Ich lies es dabei bewenden und streckte ihr meine Hand entgegen.
>> Ich möchte dich bitten mit mir zu kommen. Mein Clansführer möchte dich sprechen.<<
Erschrocken sah sie mich aus durch Angst geweiteten Augen an und wich ein Stück zurück. Ich konnte es ihr nicht verdenken.
>> Ihr braucht keine Angst zu haben Leonora, ich schwöre euch, das keiner es sich auch nur wagen wird etwas zutun. Ihr habt mein Wort das ich euch beschützen werde.<<
Sie blieb stumm und sah mich einfach nur an. Ich verharrte in meiner Stellung und gab ihr ein wenig Zeit zum Überlegen.
Nach einer Weile, kam sie Schritt für Schritt auf mich zu. Je näher sie kam desto schneller fing mein Herz das schlagen an. Ich konnte es mir nicht erklären warum dieser Mensch mir so viel ausmachte. Es verwirrte mich und auf eine komische Art beunruhigte es mich auch.
Einen Schritt vor mir blieb sie stehen und sah mir fest in die Augen.
Ihr Herz war pochte noch einiges schneller als das meine, Sie zitterte leicht.
Mit bebender Stimme sprach sie:>> Mir wird auch sicher nichts geschehen? Ich habe euer Wort mein Herr?<<
Ich nickte nur. Durch den Kloß der sich in meinem Hals gebildet hatte, konnte ich kein Sterbenswörtchen hindurch bringen.
Dies schien ihr zu genügen. Sie beruhigte sich ein wenig und das zittern lies nach.
>> Wohin müssen wir gehen?<<, fragte sie mich.
>> Da wenn ihr laufen müsstet es uns mindestens einen Tag dauern würde. Werde ich euch tragen und auf meine Weise laufen.<<
Dies schien sie zu begeistern.
>> Wir sollten aufbrechen damit es bei eurer Rückkehr nicht zu spät wird!<<
Sie nickte nur. Ich überbrückte die letzte Distanz zwischen und und hob sie mir einem Schwung auf meine Arme.
Sie klammerte sich mit beiden Armen um meinen Hals fest. Ihre plötzliche nähe traf mich wie ein Schlag in die Magengrube. Ihr Duft war überwältigend und noch intensiver als ich es in Erinnerung hatte. Ich betete das der Besuch in unserem Lager ohne Zwischenfälle verlaufen würde. Nur die über Jahrzehnte hart antrainierte Beherrschung lies mich nicht direkt über sie herfallen. Sie nahm ihre Haare zusammen und klemmte es sich unter den Arm damit sie nicht herum flogen während ich lief.
Ich drückte sie noch etwas näher an mich, bevor ich zu laufen begann. Da sie praktisch nichts wog hatte ich keine Probleme mich so schnell wie sonst zu bewegen. Ich wich den Bäumen aus und sprang über Steine und Felsbrocken die im Weg lagen. Dabei achtete ich darauf meinen Oberkörper so gut wie nicht zu bewegen. Es kostete mich keinerlei Anstrengung. Bald waren wir in der Nähe des Lagers. Da ich nicht mit ihr auf dem Arm dort erscheinen wollte, blieb ich etwas entfernt davon stehen. Ich löste vorsichtig ihre Hände aus meinem Nacken und stellte sie auf ihre Füße.
Sie glättete ihre Kleidung und sah sich um.
Als sie die Lichter entdeckte, wurde ihr Herzschlag wieder schneller und sie sah nervös aus.
Ohne zu zögern nahm ich ihre Hände und bedeutete ihr mich anzusehen.
>> Habt keine Angst, es ist alles in Ordnung. Ich werde die gesamte Zeit in eurer Nähe bleiben.<<
Sie wurde ruhiger. Wie konnte sie mir nur so sehr vertrauen, fragte ich mich. Ich lies ihre Hände wieder los. Gemeinsam und mit etwas Abstand gingen wir los. Doch je weiter wir ans Lager kamen, kam mir auch Leonora immer näher. Cedrik und Malik ließen uns durch ohne näher zu kommen. Bevor ich aufgebrochen war informierte ich sie schon darüber das ich einen Gast mitbringen würde. So nickten wir uns nur zu. Im Lager selbst war niemand außerhalb der Zelte zu sehen. Anscheinend hatte mein Vater allen geboten in ihren Zelten zu bleiben bis er etwas anderes gebot. Dies machte es uns leichter ohne Zwischenfälle zum Hauptzelt zu kommen. Vor dem Eingang blieben wir stehen und ich nahm Leonoras Hand.
>> Seid ihr bereit?<<, fragte ich sie.
Sie drückte leicht meine Hand. Ich hob den Vorhang zur Seite und wir traten ein.

Außer meinen Eltern war niemand zu sehen. Neugierig beobachteten sie uns, sagten aber kein Wort. Gemeinsam gingen wir auf sie zu. Einige Schritte vor ihnen blieben wir stehen.
>> Du bist also das Menschenkind, das meinen Sohn gerettet hat?<<, fragte mein Vater. Mir fiel ein das ich vollkommen vergessen hatte Leonora zu erklären wie ich zum Clanführer stand. Erstaunt sah sie mich an. Ich nickte ihr aufmunternd zu. Sie löste sich von meiner Hand und verbeugte sich graziös vor meinem Vater bevor sie mit erstaunlich gefasster Stimme sprach.
>> Ja das bin ich mein Herr, mein Name ist Leonora.<<
Vor dem Lager war sie noch nervös gewesen, doch jetzt zeigte sie einen Mut der bewundernswert war.
Mein Vater schien von ihr angetan zu sein. Seine harten Gesichtszüge wurden weicher und er fing an zu lächeln. Meine Mutter die noch nichts gesagt hatte kam auf Leonora zu nahm sie bei den Händen und sagte mit Tränen in den Augen.
>> Ich danke dir mein Kind. Du hast großen Mut bewiesen.<<
Sie zog Leonora in die Arme, diese versteifte sich kurz. Zögern erwiderte sie die Umarmung. Schweigend beobachteten wir die beiden. Ich wusste auch nicht was ich sagen sollte. Die Reaktion meiner Mutter verwirrte mich, noch mehr die von Leonora.
Langsam fing es an in mir zu brodeln. Auf eine mir unerklärliche Weise gefiel es mir nicht. Bevor ich es unterdrücken konnte huschte mir ein Knurren über die Lippen. Erschrocken drehten sich die Anwesenden zu mir um. Meine Eltern wechselten einen bedeutenden blick miteinander den ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht deuten konnte. Langsam lies sie Leonora los. Dieser fiel das Bündel was sie bei sich hatte runter. Mein Vater bückte sich und hob es auf bevor Leonora erreichen konnte. Die Bewegung war viel zu schnell für das menschliche Auge.
>> Was tragt ihr bei euch Leonora?<<, fragte mein Vater. Verlegen schaute sie auf und antwortete leise.
>> Ein Geschenk für Herrn Norio, dafür das er sich um mich gekümmert hat, als ich zu viel Blut verloren hatte.<<
Verwundert sahen wir sie an. Je länger keiner etwas sagte desto roter wurde ihr Gesicht. Auffordern sahen meine Eltern zu mir, wie um mir zu sagen ich solle das arme Mädchen endlich erlösen. Als wäre es meine Schuld gewesen, dass sie jetzt so verlegen war.
Mein Vater gab ihr das Bündel zurück und ich trat auf sie zu. Mit nach unten geneigtem Kopf reichte sie es mir. Ich nahm es entgegen und wickelte es auf.
Es war ein sehr kunstvoll gestrickter Schal. Vorsichtig nahm ich ihn auf. Meine Mutter lächelte gerührt und sagte:>> Das war sehr lieb von dir Leonora. Das hättest du nicht tun müssen. In aller erster linie verdankt dir Norio sein Leben.<<
Ich stand da, wie ein Dorftrottel. Unfähig etwas zu sagen. Mein Vater sah mich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht an.
Ich riss mich zusammen und sagte mit dem Schal erhobenen Hand:>> Habt Dank für euer Werk, ich werde es in ehren halten.<<

Mein Vater nickte zustimmend.

Kapitel 4


LEONORA

Erleichterung durchflutete mich. Es war mir furchtbar unangenehm gewesen als die Stille angehalten hatte. Die Frau des Clansführers hielt noch immer eine meiner Hände. Nachdem Norio seinen Dank ausgesprochen hatte drückte sie diese leicht.
Ich wandte ihr mein Gesicht zu. Sie lächelte mich noch immer warm und liebevoll an. Als der Clansführer mit seiner tiefen Bassstimme wieder zu sprechen begann, zuckte ich leicht wieder zusammen.
>> Norio, wir wollen einen Augenblick mit ihr alleine sprechen. Keine Sorge ihr wird nichts geschehen.<<
Das letztere hatte er wohl nur hinzugefügt, damit ich mich Sicher fühlte.
Nach dem wie Norio sich versteifte, schien es ihm nicht zu gefallen mich mit seinen Eltern alleine zu lassen. Er warf mir einen Blick zu, um sich zu vergewissern ob es mir recht war. Mit so viel Mut wie ich aufbringen konnte, nickte ich wie ich hoffte beruhigend zu. Erst dann verbeugte er sich und ging in Richtung Ausgang.
Nun war ich mit zwei Vampiren allein.

Norios Vater bedeutete mir mich zu setzten. Ich ließ mich gegenüber ihm und seiner Frau nieder.
Seine Frau setzte sich ebenfalls. Sie richtete als erstes das Wort an mich.
>> Wir baten dich hierher, nicht nur weil wir dir danken wollten sondern auch um mehr über dich zu erfahren. Versteh uns nicht falsch es ist nicht aus einer Laune heraus. Du bist der erste Mensch seit gut zehn Wintern der keine Angst vor uns zu haben scheint. Es kommt nicht oft vor, das wir die Gelegenheit haben mit Euresgleichen in Kontakt zu kommen.<<
Abwartend sah sie mich an.

Impressum

Texte: Die Rechte dieses Buches und seines Inhaltes liegen bei mir der Autorin.
Bildmaterialien: Diese Rechte liegen nicht bei mir
Lektorat: Jonatha
Tag der Veröffentlichung: 20.07.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch meiner kleinen Schwester Sarah, die meine Manuskripte mit Begeisterung liest.

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