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Atme ein. Atme aus. Jetzt kannst du lesen.




Die Welt ist eine Lüge.
Die Welt ist eine Wahrheit.



Von Kindesbeinen an werden wir angelogen, was wir später allerdings nicht mehr als schlimm empfinden, der „Weihnachtsmann“ bringt die Geschenke, der „Osterhase“ versteckt zu Ostern die Eier und die „Zahnfee“ tauscht unser erstes Milchzähnchen gegen ein Geschenk ein.
Vielleicht die Hörspielkassette die wir schon immer haben wollten. Ich habe damals ein Tellerset für meine Spielküche bekommen.

Irgendwann erfahren wir die erschreckende Wahrheit, der „Weihnachtsmann“, der „Osterhase“ und auch die „Zahnfee“ sind alle inexistent, sprich es gibt sie nicht.
Sie sind eine Lüge der Erwachsenen um die Kinder bei Laune zu halten.

Als ich klein war, versuchte ich nachts immer auf zu bleiben um zu hören wie der Nikolaus draußen im Treppenhaus die Stiefel befüllt. Doch immer waren mir meine kleinen Äuglein zu gefallen, oft noch vor zwölf Uhr.
Bis ich dann erfuhr, das es den Nikolaus nicht gibt. Ab da bin ich am Abend des fünften Dezembers aus Prinzip früher ins Bett gegangen, um nicht in Versuchung zu geraten meinen verlorenen Kindheitsträumen nach zu jagen.


Als ich ein kleines Kind war, da fragte ich meine Oma einmal:“ Oma, wann sterbe ich?“ - Warum ich dies fragte weiß ich heute leider nicht mehr, doch ich fragte weder mit Furcht noch mit Angst in der Stimme, auch wenn dies mehr oder weniger das Gleiche ist, sondern aus purer Neugierde heraus.
Und meine Großmutter antwortete:“ Das ist noch lange, lange hin, mach dir darüber noch keine Gedanken.“ - Und damit hatte es sich dann auch.
Aber jetzt, so viele Jahre später, scheint mir als habe sich nichts groß geändert.
Ich weiß immer noch nicht, wann ich sterbe, aber mir scheint als wäre das auch ganz gut so.
Wenn ich es wüsste, frage ich mich. Wenn ich es wüsste, ob ich mein Leben dann anders leben würde?
Vorsichtiger, risikoreicher um die Zeit angemessen auszufüllen und auszuleben?
Die Welt ist eine Lüge. Die Welt ist eine Wahrheit.
Wenn wir in den Spiegel sehen, dann sehen wir uns und doch nur unser Spiegelbild.
Es kam mir als kleines Kind so unendlich lange vor, ich meinte ewig zu leben.
Ich meine das heute immer noch.
Weil ich mir nicht vorstellen kann, wie es ist nicht zu sein, denn ich bin.
Aber irgendwann, dann wird auch meine Zeit kommen.

Das kann heute sein, das kann morgen sein, oder aber auch in vielen Jahren. Ich weiß es nicht.
Vielleicht gehe ich morgen über die Straße, werde von einem Auto erfasst und sterbe. Sogar, vielleicht noch heute Abend nur weil ich bei der Tanke gegenüber der Hauptstraße eine Flasche Cola holen wollte.
Und angenommen ich läge dort und um mich herum schwände die Welt langsam dahin. Ich war noch nie tot, deshalb fehlt es mir an Formulierungen, doch angenommen ich würde durch den schwarzen Tunnel, auf das helle Licht hin zu schreiten, so würden sicher tausend Gedanken in mir umherwirbeln und meinen dahinscheidenden Körper völlig überfordern.
Zum Beispiel:“Toll wäre ich jetzt nicht über diese Straße gegangen, wäre ich noch am Leben.“
oder aber: „Toll, wenn ich nicht ausgerechnet heute eine Cola hätte haben wollen, so lebte ich nun noch.“ - Doch so ist es. Das Leben.
Eine Lüge. Eine Wahrheit.

Und eine einzige Sekunde reicht aus um alles zu verändern.
Und im Nachhinein ist man immer schlauer. - Doch was, wenn das einem nichts bringt?
Was bringt es mir zu wissen, dass ich schlauer bin, doch wenn es die anderen nicht wissen und nur meine „schlechte“ Seite sehen?
Was bringt es mir aus meinen Fehlern zu lernen, wenn mir keiner zuhört, wenn ich versuche mich zu erklären und zu entschuldigen?

Ich sehe das Leben als vieles. Als Buch, mit jeder Seite, mit jedem Absatz, mit jedem Wort gehe ich einen Schritt.
Als Natur. Regen und Sonne, genau so Wechselhaft wie Glück und Pech.
Doch auch wenn ich meinen Regenschirm verliere, der Wind ihn mir um die Ohren fliegen lässt, selbst wenn der Sturm mir für unbestimmte Zeit die Sicht nimmt.
Den Teufel werde ich tun, mich auf dem Boden zusammen zu kauern um mich vor den Blitzen zu schützen.
Meine Mutter sagte mir immer, sollte ich einmal in ein Gewitter geraten und fände ich kurzfristig nirgendwo Unterkunft, so sollte ich mich auf dem Boden hin hocken und möglichst klein machen.
Aber wenn es in meinem Leben stürmt und gewittert, soll ich mich dann vor Angst ganz klein machen? Nur damit mich die Blitze mich nicht treffen, soll ich immer an der selben Stelle verharren?
Nein, das möchte ich nicht! Ich lebe. Ich lebe und das möchte ich tun solange es mir möglich ist dies zu tun.
Und solange ich lebe möchte ich weitergehen, mal langsamer, mal schneller aber solange ich in Bewegung bleibe, weiß ich, dass ich lebe.
Und irgendwann, werden sich Farben am Himmel bilden, er wird aufziehen.
Und über mich wird sich ein wundervoller Regenbogen erstrecken.
Egal wie schlimm das Unwetter, es gibt immer Lichtmomente und Regenbögen, die dir zeigen, dass noch nichts verloren ist.
Nach jedem Regen kommt Sonne. Nach jeder Sonne, kommt Regen. - Sonst wäre es auch langweilig.

Das Leben ist eine Wetteranlage und wir sind der Wetterfrosch. Das ist eine Lüge, wir sind kein Frosch. Das Leben ist eine Lüge.

Wir alle suchen nach dem „Sinn des Lebens“. Gibt es den überhaupt?
Wenn ja wer könnte ihn uns erklären?
Gott vielleicht? Der Gott? Gibt es ihn überhaupt?
Und wann macht er sich bitte bemerkbar?

Warum werden seinetwegen so viele Kriege geführt? Ist das denn Glaube, wo ist der Glaube?
An was glauben wir? Man könnte genau so gut an Luftschokolade glauben, meine ich. Die ist meiner Ansicht nach mehr als göttlich, wird aber weniger gehuldigt als unser Vater.

Doch andrerseits, wir Menschen sind Jäger. Früher töteten wir Mamuts und Tiere um zu überleben.
Heute töten wir uns gegenseitig, aus nichtigen Gründen wegen.


Die Welt ist eine Wahrheit.



Doch während sich die Leute in Afghanistan, schon auf 10 Meter Entfernung gegenseitig abknallen, größtenteils Zivilisten, auch Kinder dran zu leiden haben, ohne auch nur eine Frage zu stellen, fahren wir beispielsweise in Deutschland, jeden Morgen zusammen mit uns fremden Menschen in der Essbahn zur Arbeit.
Schwarze, Weiße, Kinder, Teenager, Senioren, egal wer oder was wir sind, wir alle sitzen in der selben Essbahn.

Ein Weißer fragt einen Schwarze nach der Uhrzeit. Der Schwarze antwortet ihm lächelnd, und der Weiße bedankt sich. Sie gehen getrennte Wege.
Keiner weiß bis heute den Namen vom Anderen.

Das Leben ist vor allem widersinnig, denn wir geraten mit unzähligen Leuten aneinander, ohne gar ihren Namen zu wissen. Doch wir kümmern uns nicht drum.

Anderswo, tötet ein weißer Soldat einen Schwarzen, nur weil er Schwarz ist.

Die Welt ist eine Wahrheit.
Die Welt ist eine grausame Wahrheit.



Wir leben alle auf dieser Welt, alle zusammen. Wir atmen die selbe Luft, wir haben alle Freunde und Familie, die wir beschützen wollen und für die wir bereit wären in den Krieg zu ziehen.
Unsinnig Krieg. Wahrheit.
Ist die Wahrheit unsinnig? Dann lass uns lügen!
Doch Lügen haben bekanntlich kurze Beine, wie weit kommen wir dann?

Das Welt ist weder eine Wahrheit noch eine Lüge.
Die Welt ist die Welt.
Und wir sind Menschen.



Wir lügen und wir sagen die Wahrheit.
Doch wir haben ein Problem: Wer wird uns jetzt noch glauben?



Impressum

Tag der Veröffentlichung: 10.12.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle, die mit mir unter dem Regenbogen stehen. - Danke!

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