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Zusammengesunken sitzt er, mit seinen blaulila Haarsträhnen auf dem Sessel, einem Kind gleich. Sein Körper ist ausgemergelt von seiner Erkrankung.
Der Infusionsständer, rechts von ihm, wie die Ernährungsflaschen in ihrem hellen Kaffeebraun, zeigen tagtäglich den nicht mehr zu bessernden Zustand.
Heute hat er bereits alle seine Aktivitäten erledigt. Früh am Morgen in die Gärtnerei, Rosen für *seinen Engel* holen, ins Kaffeehaus, das Plundergebäck aussuchen und ein weiches Ei unter Schmerzen hinunterschlucken. Der Tee brennt wie Feuer auf seiner Zunge.

Am Friedhof sind bereits die Gräber gegossen und den beiden Frauen ist *Guten Morgen* gewunschen. Sie wohnen schon lange unter den Blumen.
Es war schwer damals. Viel zu früh sind sie gegangen. Drei Mal täglich besucht er sie.
Morgen muss er wieder zur Kontrolle ins Krankenhaus. Immer dasselbe Procedere. Langes Warten, Narkose, Untersuchung, Herumschnipseln und das darüber


Frohsein, wieder eine Zeit geschenkt bekommen zu haben.

Wenn nur diese Schmerzen nicht wären und die argen Schluckbeschwerden am Morgen. Seine Zunge scheint ihm immer wieder riesengroß, so, als würde sie nicht
in seinen Mund passen und das, obwohl die Ärzte ständig schneiden und schaben.
Das Rauchen kann er auch nicht lassen. Nur dem Alkohol hat er sich gekonnt entzogen. Wenigstens etwas.
Gestern versuchte er seinen Sohn zu erreichen. Er wollte endlich ein Bild von seiner Enkeltochter. Sie ist bereits fünf Jahre alt und er hat sie noch niemals sehen oder in den Arm nehmen können.
Einsam ist es zu Hause. Wenn da nicht die täglichen Besuche der Schwester wären, könnte er das Leben nicht mehr ertragen. Ihr kann er wenigstens Freude machen,
das Gebäck schenken und die Blumen überreichen. So ist der Tag nicht gar so leer und die Gedanken dürfen ein bisschen fliegen...ja, wie eine Daunenfeder.

Sieh doch, sie tanzt!

Impressum

Texte: copyright Monika Wilhelm
Tag der Veröffentlichung: 27.04.2009

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