Der schöne Hut
Die elegante Dame setzte sich lächelnd im Spiegelbild einer Schaufensterscheibe ihren neuen Hut zurecht. Er stand ihr gut und paßte perfekt zu ihrem lockigen, silbernen Haar.
Der kleine Hund neben ihr bellte, zog sie zum nächsten Baum. Während er seine Notdurft verrichtete, bückte sie sich langsam nach der Leine, die ihr aus der Hand gefallen war. Noch bevor sie sich aufrichten konnte, sprang er an ihr hoch und riß dabei den Hut herunter!
Sie schaute sich errötend um, ob niemand diese peinliche Szene beobachtete. Ihren Kopf bedeckte nur noch ein grauer Haarflaum.
Denn im Hut hing das wunderschöne Haar...
Spielende
Der Bus war überfüllt, er würde leichtes Spiel haben.
Mit geübter Geschicklichkeit befanden sich nur Sekunden später zwei fremde Brieftaschen in seinen Händen. Niemand hatte es bemerkt. Er ließ sie lächelnd in seine Hosetaschen gleiten.
Ein Sitzplatz wurde frei, schnell setzte er sich – und neben einer hübschen, jungen Frau. Sie beendete gerade ein Gespräch und steckte das teure Handy in ihre Handtasche.
Ihre Hand war kaum wieder draußen, da war seine Hand drinnen. Er fühlte eine Taste, griff zu - zuckte zusammen und fiel vom Sitz. Und aus seinen Hosentaschen Geldbörsen.
Die Taste gehörte zu einem Elektroschocker.
Schach matt, Dieb!
Die Räuberin
Katze Gina schlich nachts auf leisen Sohlen zum Gartenteich, hockte sich davor und schaute dem munteren Treiben der Fische zu.
Als ein besonders dicker Goldfisch dicht an sie vorbei schwamm, schnellte ihre Pfote blitzartig durch Wasser - an ihren Krallen hing der zappelnde Fisch! Sofort biß sie zu und ließ sich in aller Ruhe diese Köstlichkeit schmecken. Hinterher putzte sie sorgfältig ihre Pfoten. Nur einige Schuppen und die Fischgräte im Gras bezeugten diesen Raub, als Gina schnurrend wieder auf ihrem Kissen im Gartenhaus schlummerte.
Am Morgen ärgerte sich Frauchen sehr über die räuberischen Nachbarskatzen, während sie ihre listige Gina streichelte.
Texte: © Monika Drake
Tag der Veröffentlichung: 05.02.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Mein Beitrag zum BookRix-Drabbles-Wettbewerb
Februar 2010