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Die Autorin:




Monika Petry, geb. November 1955, ehemals evangelisch, Kauffrau, Übersetzerin/ Dolmetscherin. Sie war 33 Jahren Atheistin und konvertierte 2009 zum katholischen Glauben. Seit ihrer mystischen Verwandlung unterstellt sie ihr Leben vollkommen der Göttlichen Vorsehung. Sie ist Gebetsheilerin und befasst sich mit Religion und Spiritualität.




Inhalt



Einführung: Hl. Teresa von Àvila

I. Absolutes Vertrauen – Urvertrauen


Was bedeutet das absolute Vertrauen, und wie erhalte ich es?

II. Die Vorsehung


Leben mit der Vorsehung – ein Leben in Freude und Hingabe
Wunscherfüllung statt Vorsehung
Wie reagiert Ihr Umfeld, wenn Sie sich Gott zuwenden?

III. GOTT


Wer oder was ist Gott?
Wer oder was sind wir?
Wie finden wir Gott?
Mein Gott warum? - Wenn wir zweifeln und verzweifeln
Der Zweifel
Die Verzweiflung

IV. Der Heilige Geist


Wer oder was ist der Heilige Geist?
Die sieben Gaben des Heiligen Geistes (Charismen)
Die zwölf Früchte des Heiligen Geistes
Die sieben Tröstungen des Heiligen Geistes


V. Jesus


Mein Weg zu Jesus
Ermutigende Worte Jesu an dich

VI. Maria


Gottesmutter Maria
Schwester Maria

VII. Erleuchteter Glaube


Das Licht Gottes im Menschen
Achtsamkeit/ Bewusstheit / Erleuchtung
Gedanken und Gefühle

VIII. Das Gebet


Die Gebetsarten
Stufen des inneren Betens

IX. Vergebung und Befreiung


Sünde, Reue und Buße

X. Heilung durch Glaube und Gebet


Das größte Geheimnis der Heilung

XI. Demut


"Nimm mich wie ich bin" oder:
Mein Weg durch das Nadelöhr


XII. Liebe und Achtsamkeit


Liebe
Dolorismus
Ego
Achtsamkeit
Erleuchtung

XIII. Mystik


Brauchen wir eine neue Mystik?
Schöne Worte von lieben Menschen: Was ist Mystik?

Literatur

Anhang:

Transverberation

Dank


Einführung
Hl. Teresa von Àvila



Teresa Sánchez de Cepeda y Ahumada wurde am 28. März 1515 in Àvila geboren; ihr Vater war ein zum Christentum konvertierter Jude. Um den Vorwurf der Häresie zu umgehen, nahm er einen Adelstitel an. Teresa genoss eine strenge Erziehung. Aus Angst vor der Ehe trat sie endgültig 1535 in den Orden der Karmelitinnen in Àvila ein. Ihre Gesundheit verschlechterte sich ständig, bis sie ein Jahr später im Koma lag und fast lebendig begraben wurde. Während ihrer dreijährigen Rekonvaleszenz hatte sie die ersten mystischen Visionen. Je weiter sie in ihrer Spiritualität wuchs, desto besser wurde ihr Befinden. In vielen Prüfungen fand Teresa ihren Weg zu Gott und perfektionierte ihre Anbetung zu Ihm. Ihr freundliches Wesen, ihre natürliche Autorität und ihre weibliche Klugheit verhalfen ihr auf den Weg der eigenen Klostergründung der unbeschuhten Karmelitinnen, einer strengeren Form des Ordens. Weitere Schwestern- und Mönchskonvente folgten; insgesamt wurden es siebzehn Klöster.



Teresas Leben war eine unaufhörliche Entwicklung zu einer geistigen Reifung und inneren Stärke, an deren Ende sich die Geheimnisse des Dreifaltigen Gottes offenbarten und ihre Seele in der mystischen Vermählung, der vollkommenen Vereinigung mit Gott, ihren wahren Frieden fand. Teresa starb am 4. Oktober 1582. Sie hinterließ zahlreiche Werke: mehr als 400 Briefe, Gedichte, Dokumentationen der Prüfungen ihrer Beichtväter und Klostergründungen sowie der Gnadengaben ihrer mystischen Erfahrungen für die Inquisition. Sie beschrieb ihren Reifeprozess der Versenkung, der Verwandlung und der Erkenntnis in ihren Büchern "Wege der Vollkommenheit", "Buch

meines Lebens" und "Die Innere Burg".

Die Mystik dieser Frau ist ein Ausdruck der absoluten und bedin- gungslosen Liebe zu Gott und zu den Menschen; demütig und in dankbarer Freude. Ihre Hingabe vor Gott war nicht nur von dieser starken Liebe geprägt, sondern zeugte von einem unendlichen Vertrauen und der Bereitschaft, alles, aber auch wirklich alles hinzunehmen, was Gott ihr zugedacht hatte; immer wissend, dass Gott es gut meinte und sie von einem Rohdiamanten zu einem schillernden Brillanten schleifen wollte.

Wie der Heilige Johannes vom Kreuz und der Heilige Pater Pio, so erlebte auch Teresa die Transverberation, die Durchbohrung ihres Herzens. Dieses Ereignis ist im Anhang dieses Buches dargestellt. Teresa beschrieb es mit einer großen Sinnlichkeit. Ihre Wortwahl sowie die Darstellung dieser Durchbohrung ihres Herzens durch den Bildhauer Lorenzo Bernini in einer wunderschönen Marmorskulptur hinterließen den Eindruck, es handele sich um Teresas Art, ihre Erotik auszudrücken. Es war das Göttliche Finale ihrer Herzensöffnung, die sie körperlich und geistig erlebte. Am 4. Juli 1585 wurde ihr Sarg geöffnet - sie war unverwest. Im Jahre 1614 folgten die Seligsprechung und am 12. März 1622 die Heiligsprechung. Papst Paul VI. ernannte sie am 27. September 1970 zur Kirchenlehrerin.



*



Ich kam über Edith Stein zu Teresa von Àvila, denn auf einem großen Portrait Edith Steins faszinierte mich etwas, was ich erst seit kurzer Zeit an mir selbst beobachte: eine dunkle Stelle auf der Stirn über der Nasenwurzel. Sie zeigte sich nach meiner Firmung im Juni 2009, als der Heilige Geist mit großer Wirkung über mich kam. Diese Firmung war ein mystisches Erlebnis, was sich an diesem Tag in einer starken Benommenheit und dem noch stärkeren Wunsch nach innerer Einkehr zeigte. Während der drei folgenden Tage und Nächte vollzog sich in mir ein großer Wandel. Rückblickend betrachtet, war seit diesem Tag alles anders.



In den nächsten Tagen wurde dieser Eindruck auch äußerlich durch zwei senkrechte, rote Linien auf meiner Stirn sichtbar. Sie erschienen, wenn ich mich mit Gott verband. Bei Gebeten für andere Menschen und für mich selbst. Diese Linien wurden jeden Tag stärker, so wie auch der Heilige Geist Seine Gnaden, die Er mir geschenkt hatte, tagtäglich neu strukturierte und verfeinerte. Ich wurde von einer damaligen Klientin auf die Veränderung auf meiner Stirn hingewiesen. Fast zwei Monate lang kam sie täglich und hatte somit die Gelegenheit, meine Entwicklung zu beobachten. "Da sind wieder die Linien auf deiner Stirn", sagte sie oft nach einer Behandlung. Es erinnert mich an die Offenbarung des Johannes: „Und sie werden Sein Angesicht sehen; und Sein Name wird an ihren Stirnen sein.“ (Offb.22,4)



An einem Nachmittag besuchte ich die St. Marienkirche in Bad Berg­zabern, um Ruhe zu finden und Kraft zu tanken. Dort hing ein großes Bild von Edith Stein. Ich stellte mich davor und sprach mit ihr. Es dauerte nicht lange, da fing sie an zu leuchten, so wie auch die Gottesmutter Maria leuchtet, wenn ich mit Ihr spreche. Nun war ich also mit Edith Stein bekannt geworden, und somit interessierte mich auch diese Frau und ihre Geschichte. Ich las einiges von ihr, es war zu hart; es war in dieser Phase meines Lebens zu schwer für mich. Edith Stein starb am 9. August 1942 im KZ Auschwitz-Birkenau. Papst Johannes Paul II. sprach sie 1987 selig und 1998 heilig. "Selig sind, die aus der großen Bedrängnis kommen; sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht" (Offb 7,14). So begann Papst Johannes Paul II. seine Ansprache bei der Seligsprechung von Edith Stein in Köln 1987.



Edith Stein führte mich zu ihrer Lehrerin und ihrem großen Vorbild: Teresa von Àvila. Als ich von ihr las, war ich von ihr gefesselt, und das hat sich bis heute nicht verändert. Teresa von Àvila war mit Gott eins geworden. Sie hat sich ganz und gar hingegeben, um von Gott neu erschaffen zu werden. Sie war am Ende ein Wesen, das den menschlichen Zustand zum Höchstmöglichen verfeinert und vergöttlicht hatte. Das ist der Zustand, der für uns Menschen auf Erden erreichbar ist. Es ist der sprichwörtliche Himmel auf Erden.



Vom weltlichen Blickpunkt her betrachtet, ist Teresa durch und durch Frau, eine erleuchtete Frau. Sie ist stark, intelligent, humorvoll, sinnlich, leidenschaftlich und hingebungsvoll. Irgendwie fand ich mich selbst in ihr. Alles und nichts, niemals auf einer Welle mitschwingend, sondern immer obenauf und zuvorderst, eigentlich ungewollt, irgendwie getrieben durch die eigene Kraft und die Kraft der Menschen, mit deren Seele ich verbunden war; trotzdem in absoluter Treue und Demut und Hingabe vor dem Einen, der mein ganzes Leben ausmacht: Gott. Teresas Schriften faszinierten mich! Ich fasste den Mut, auch in der heutigen Zeit eine starke, kraftvolle, hingebungsvolle, leidenschaftliche und fröhliche Spiritualität zu leben und mich zu meiner eigenen Mystik zu bekennen. Ich möchte meinen Mitmenschen mit meiner Liebe zur unendlichen Liebe dienen.


*


"Erhalte mich so liebenswert wie möglich.
Ich möchte keine Heilige sein – mit ihnen lebt
es sich so schwer – aber eine alte Griesgrämin
ist das Krönungswerk des Teufels."
(Teresa von Àvila)
*




I.
Absolutes Vertrauen - Urvertrauen



Was bedeutet das absolute Vertrauen, und wie erhalte ich es?



Das allumfassende, unwiderrufliche und unzerstörbare Vertrauen ist das Urvertrauen des Menschen, das in unserem Stammhirn angelegt ist. Es ist die angeborene Hingabebereitschaft eines Menschen an seinen Schöpfer und an seine als Geschwister erkannten Mitmenschen. Wir müssen das Urvertrauen jedoch – im Gegensatz zu dem im Unterbewusstsein verankerten Ur-Instinkt – in unserem Bewusstsein mental aktivieren. Es hängt eng mit der Lebensenergie, der Lebensbejahung und der Sexualkraft zusammen. Ein energetischer, kraftvoller Mensch, der gern lebt und immer wieder Ja zum Leben sagt, besitzt das Urvertrauen. Fehlt dieses Urvertrauen, fehlen auch die Ur-Lebensenergie und die Lebensbejahung, und er muss sich immer wieder von außen die Kraft zum Leben verschaffen. Die Aktivierung des Urvertrauens geschieht gemäß der Tiefenpsychologie während des ersten Lebensjahres eines Kindes. Meiner Erfahrung nach wird der Samen hierfür schon bei der Zeugung gelegt: Ein willkommenes und in tiefer Liebe und Hingabe gezeugtes Baby wird immer ein geliebtes Kind sein; in dieser Liebe steckt oftmals eine jahrelange Sehnsucht nach einem Kind und die grenzenlose Freude, wenn es endlich geklappt hat. Diese Gefühle der Sehnsucht, der Freude und der Liebe sind Energien, die sich niemals auflösen, sie bleiben im Herzen der Eltern gespeichert und übertragen sich auf ihr Kind; dieses wird sein Leben lang vertrauen und lieben können, weil es dieses Vertrauen und diese Liebe in sich selbst trägt. Daher ist dieses Vertrauen auch unwiderruflich und unzerstörbar. Es kann durch eine starke Enttäuschung kurzfristig erschüttert werden – aber es wird niemals ausgelöscht! Denn es wird immer wieder durch die Liebe zu Gott genährt, und diese Liebe zu Gott lässt uns durch Seine Tröstungen jede Enttäuschung verarbeiten, vergeben und vergessen.

Ein Zufallsprodukt der Eltern wird diese tiefe Liebe niemals kennenlernen; natürlich wird es auch geliebt, aber es ist eine andere Form, die diesen Samen des Urvertrauens nicht beinhaltet. Meine gute Nachricht an alle "Zufallsprodukte": Gott hat gewollt, dass Sie gezeugt wurden! Er hat Ihre Eltern zusammengeführt. Sie sind in dem Lebensbuch Ihrer Mutter und Ihres Vaters eingeschrieben. Wenn Sie auch nicht geplant waren: Im Unterbewusstsein, tief verborgen, wussten es Ihre Eltern. Wenn es nun nicht ganz reichte zum Urvertrauen; das Vertrauen können Sie in jedem Alter neu erlernen und üben. Sie werden vielleicht nie Ihr Misstrauen völlig verlieren, aber letztendlich kann Sie das auch vor manch einer Dummheit bewahren. Am besten erlernen Sie das Vertrauen, indem Sie an Gott glauben. Ihm können Sie bedingungslos vertrauen. Dann glauben Sie an sich selbst, und nach und nach öffnen Sie sich für andere gläubige Menschen. Sie werden immer die Erfahrung machen, dass diese Menschen es ernst meinen mit Ihnen und Sie von ihnen nicht betrogen werden. Natürlich gilt bei allen Menschen: Sie kommen und gehen in unserem Leben. Wenn Sie sich an jemanden klammern, ist es kein Betrug, wenn dieser Mensch sich zurückzieht. Vertrauen heißt, dem Anderen die Freiheit zu geben, sein eigenes Leben zu leben. Es wird sich nur so weit mit Ihrem Leben überschneiden, wie Gott es für Sie vorgesehen hat bzw. wie Sie beide es brauchen, um sich zusammen zu entwickeln.

Blicken Sie vertrauensvoll in die Zukunft, auch wenn Ihre Lebenssituation unsicher ist. Glauben Sie an Gott, dann wissen Sie: Er hilft Ihnen, Sie können in das kalte Wasser springen. Das bedeutet Leben mit der Vorsehung. Sich dem Strom des Lebens hinzugeben und zu sagen:

"Vielleicht stehe ich an einem Wendepunkt des Lebens."
"Vielleicht sollte ich diesen Arbeitsplatz verlieren,
weil irgendwo ein besserer auf mich wartet."
"Vielleicht sollte ich diese Krankheit durchmachen,
um daraus zu lernen und in meinem Leben zu wachsen."
"Vielleicht sollte ich gar nichts verlangen,
sondern einfach nur geschehen lassen!"

"Du lässt dich also einfach so treiben und entscheidest nicht selbst?", werde ich manchmal gefragt. Nein, ich lasse mich nicht treiben. Ganz im Gegenteil. Ich lebe achtsam, aufmerksam, bewusst, hinschauend und einfühlend, intensiv, konzentriert auf alles, was ich tue und andere um mich herum tun. Ich beobachte, öffne mich, lasse es zu, gebe mich hin; ich vertraue und weiß, es ist gut so, hier ist alles in Göttlicher Ordnung. Das ist die Freiheit, die ich meine.

Sobald ein Mensch eingreift, schlägt er sein Lebensbuch zu, das von Gott geschrieben ist, und öffnet sein eigenes, das Gott ihm ebenfalls zur Verfügung stellt, und in dem er seinen freien Willen austoben kann. Das ist das Buch der Umwege. Er ist frei, unzählige Umwege zu gehen, keine Frage. Aber es ist nicht sein Leben. Wir dürfen Entscheidungen treffen und Konsequenzen ziehen, wir dürfen die Welt auf den Kopf stellen und jeden Tag beginnen, als wäre es der erste Tag unseres Lebens. Hauptsache, wir sind mit Gott verbunden und wissen, es ist unser Buch des Lebens. Dafür übernehmen wir natürlich auch die Verantwortung; wir nehmen es an.

Stellen Sie sich vor: Gott kennt jedes einzelne Haar auf Ihrem Kopf – also kennt Er auch schon den nächsten Schritt in Ihrem Leben. Er kennt Ihren nächsten Chef, Ihre nächste Wohnung, Ihren Lebenspartner, und Er weiß, wie Ihr Kind aussehen wird. "Er sah alles an, was Er gemacht hatte, und siehe da, es war sehr gut" (Buch Genesis 1,31). Und Sie wissen: Die Schöpfung wurde niemals beendet. Gott erschafft tagtäglich unser Leben neu. Deshalb schaut Er sich immer wieder alles an, was Er geschaffen hat und Er wird immer wieder alles für gut befinden. Vorausgesetzt, wir bringen Ihm das, was wir von Ihm erhalten haben, immer wieder dar, sozusagen zur Inspektion. "Schau mal nach, passt das noch zu meinem heutigen Leben oder müssen wir etwas daran verändern?" Lassen wir ständig die Energien fließen, damit sich alles unserem Lebensweg anpassen kann, und machen wir nie den Fehler, uns auf die faule Haut legend zu denken: "Jetzt bleibt alles so, wie es ist." Das ist eine gefährliche Illusion. So wie sich jede Zelle in unserem Körper ständig verändert, so muss sich auch alles um uns herum verändern und anpassen. Dafür sorgt Gott, solange wir Ihn arbeiten lassen, denn Er hat den großen Netzplan schon längst fertiggestellt und aktualisiert ihn ständig. So ist es wichtig, uns nicht zu sehr auf die "Rat-Schläge" unserer Freunde und Bekannten oder der vielen professionellen Lebensberater zu verlassen. Auch ich habe schon viele Menschen begleitet. Dabei achte ich darauf, Sie als Hilfesuchende nicht zu beeinflussen. Die als 'Coaching' bezeichnete lösungs- und zielorientierte Begleitung ist ideal. Dabei richte ich mich nach Ihrer Seele. Was braucht Ihre Seele, wohin zieht es Ihr Herz? Das sagt mir Ihr Unterbewusstsein, und ich helfe Ihnen dabei, die Botschaften Ihrer Seele wahrzunehmen, sie zu respektieren und Ihre Wünsche in die Realität umzusetzen.

Sie sehen es in der Natur: Sobald der Mensch eingreift, gerät die Natur aus dem Gleichgewicht. Löscht er eine Tierart aus, hat das immense Auswirkungen auf die gesamte Tierwelt. Besprüht der Landwirt seine Felder, um das Unkraut fernzuhalten, tötet er damit die Wildpflanzen ab, die den Insekten als Nahrung dienen, die Vögel bleiben weg und so weiter. Sobald wir beginnen, ohne Anbindung an Gott unseren eigenen Kopf durchzusetzen, bringen wir nicht nur uns selbst aus der Balance, sondern auch unsere Umwelt, denn wir sind keine Einzelwesen. Es überträgt sich auf unsere direkte Umgebung und zieht immer weitere Kreise. Entscheiden Sie sich für eine neue Arbeitsstelle, beeinflussen Sie damit Ihre komplette Familie, und Sie mischen sozusagen die Karten neu für Ihre Zukunft und die Zukunft Ihrer Familie, Ihrer Freunde, Ihrer Kollegen und wiederum deren Zukunft – und so geht es endlos weiter. Verlassen Sie sich auf Ihre innere Stimme, die von Gott kommt, und seien Sie bereit für alles Kommende. Er kennt Ihren Plan, in dem nicht nur Sie, sondern alle anderen Menschen eingebunden sind.

Nun, da Sie sicher nicht in einer Zeitschleife hängen und Ihr Leben wiederholen können wie der Schauspieler, der in dem Film "Und täglich grüßt das Murmeltier" täglich dieselbe Szene erlebt, bis er durch seine Selbsterziehung ein besserer Mensch wird und eines Morgens endlich einen neuen Tag erreicht hat, wird es also von Ihnen abhängen, wie Sie wieder auf Ihren Lebensweg zurückkommen zu Ihrem Buch des Lebens, in dem geschrieben steht, dass Sie an einem bestimmten Tag eine bestimmte Person kennenlernen oder einen neuen Arbeitsplatz finden werden, was Ihr Leben in eine bestimmte Richtung weiterführen wird. Diese Situation wartet schon auf Sie.

Welche Personen hat Gott wohl in Ihr Buch des Lebens hinein geschrieben? Denken Sie an Situationen, die irgendwie besonders waren, wo Sie spürten: Jetzt hat Gott gerade die Weichen gestellt für einen wichtigen, neuen Lebensabschnitt. Als Sie beispielsweise Ihren Partner kennenlernten. Da spürten Sie vielleicht: Sie haben nicht einfach auf einen Menschen gewartet, sondern auf diesen Menschen, auf diese Seele. Sie haben sich Ihr ganzes Leben lang unbewusst gesucht, bis Sie sich jetzt gefunden haben. Wie alt waren Sie, als die wichtigsten Menschen in Ihr Leben eintraten bzw. als sich Ihr Leben veränderte? Es gibt den bekannten Siebener- Rhythmus in unserem Leben, das heißt in einem bestimmten Lebensalter, das sich durch die Zahl Sieben teilen lässt, verändert sich etwas Gravierendes. Jede Lebensphase ist mit einem bestimmten Alter gekoppelt:



0 – 7 – Kleinkind
7 – 14 – Kind
14 – 21 – Pubertät/Schulabschluss
21 – 28 – Studium/Familienplanung/Beruf
28 – 35 – Beruf/Karriere/Familie
35 – 42 – Berufsausübung
42 – 49 – Das war noch nicht alles
49 – 56 – Das Leben neu ordnen
56 – 63 – Die Saat des Lebens ernten
63 – 70 – Rentenalter/Weise und gelassen werden

Der Rest hängt davon ab, wie Sie sich Ihr Leben vorgestellt haben. Sprachen Sie ständig von dem Lebensabend ab 65 Jahren, wird es auch schnell Abend werden, und Sie werden sich so fühlen. Dachten Sie: "Ich werde früh sterben", wird es auch so sein. Sie werden leben, als seien Sie schon tot. Nahmen Sie es eher gelassen, können Sie auch gelassen hundert werden. In unserem Buch des Lebens steht wohl auch die Endzahl unseres Lebens geschrieben. Wie wir diese erreichen, ob wir uns bis dahin jung fühlen oder alt und verbraucht, ob wir gesund bleiben oder krank sind, das bestimmen wir durch unsere Gedanken. Für diese Lebensphasen sind die Weichen gestellt und die Eckpfeiler gesetzt. Natürlich können wir uns entscheiden! Wenn wir nicht vergessen, dass wir aus Körper, Geist und Seele bestehen, ist alles in Ordnung. Dann tut der Verstand nichts, was er nicht mit der Seele abgesprochen hat. Und diese Seele ist verbunden mit Gott. Im Idealfall sind Sie mit Jesus Christus eins. Im Idealfall schwebt der Heilige Geist über Ihnen. Solange dieser Idealfall noch nicht eingetreten ist, wird Ihre Seele es Ihnen zeigen. Durch sogenannte Schicksalsschläge, Pechsträhnen oder auch durch Krankheiten. Dann haben Sie wieder die Chance, zu Gott zu finden und sich von Ihm finden zu lassen. Sie haben die Chance, Jesus zu finden und Maria – Gott ist sehr einfallsreich, wenn es darum geht, Ihnen Seine Helfer zu schicken. Vielleicht bin auch ich Ihr Helfer mit diesem Buch.

Nun sind wir wieder bei den Personen Ihres Lebensbuches angelangt. Denn auch das sind die Göttlichen Helfer. In meinem Lebensbuch gab es einige wichtige Helfer. Unter einem Helfer verstehe ich einen Menschen, der uns im Positiven hilft. Manche helfen auch, indem sie nichts tun, weil wir dann wieder auf uns selbst reduziert werden. Allerdings gab es auch Menschen, die uns aufrüttelten, die uns auf den ersten Blick schadeten, was – im Nachhinein gesehen – uns wieder auf den richtigen Weg brachte. Also waren sie auch Helfer, aber eben Menschen, an die wir nicht so gern zurückdenken und denen wir auch vergeben mussten, bevor wir überhaupt weiterkamen. Diese Helfer stehen nicht im Buch des Lebens. Sie stehen in den "Hilfsbüchern", die wir für unsere Umwege geschrieben haben. Sie halfen uns auf dem Sprung in unser Buch des Lebens zurück. Überlegen Sie einmal, wer Ihnen in Ihrem Leben sehr geschadet hat, wer Sie sehr verletzt hat – und was hat sich daraus ergeben, wie hat sich Ihr Leben danach verändert?

Viele Menschen haben einen einzigen großen Umbruch in ihrem Leben. Dieser wird meist durch eine Krankheit oder Leid ausgelöst, wonach sich das Leben mehr oder weniger stark verändert. Nach meiner Erfahrung, nach tausenden von Beratungen, geschieht das überwiegend um das 42. und um das 49. Lebensjahr – und das ist dann die letzte Warnung. So war es bei mir. Ich war 48 Jahre alt, als ich Gottes Geduld genug strapaziert hatte und Er mich packte. Meine damals vierzehnjährige Tochter und ich lebten zusammen mit unserem siebenjährigen Hund, einem fröhlichen und klugen Bordercollie namens Timmi, und diesem Hund verdanke ich mein jetziges Leben. Er gab seines dafür hin.

Mehr möchte ich dazu nicht erklären. Es genügt zu wissen, warum es so kam: Ich befand mich nicht auf meinem Lebensweg, hatte meinen Heilsweg nicht im Blick. Denn schon in jungen Jahren hatte ich Gott aus meinem Leben verbannt in der Annahme, Er schicke mir zu viele Katastrophen in meine Familie, zu viele Verluste; alle starben sie oder zogen sie weg. Und was das Schlimmste war: Irgendwie fühlte ich mich schuldig, ahnend, dass mit meinen Energien etwas nicht stimmte. Ständig hatte ich zu viele davon. Nicht in Form von Kraft in meinen Muskeln, sondern diese Energie, die man nicht benennen kann, die aber innerlich zu spüren ist und ständig brodelt wie ein Vulkan. Ich wusste nur, ich zog die Menschen an, die nicht mehr lange zu leben hatten; Menschen jeden Alters.

Wer sein Leben mit einer Nahtod-Erfahrung beginnt, erfährt eine tiefe Prägung Gottes. So geschah es bei meiner Geburt. Gott zeigte mir pünktlich um 15 Uhr zur Marienstunde Sein Licht und beförderte mich ins Leben, um das meine Eltern mit der Hebamme zu Hause kämpften und das der Rest meiner Familie in der Kirche erflehte. Dieses Licht, das ich damals nicht bewusst erlebte, das sich jedoch tief in mein Unterbewusst- sein einprägte, suchte ich mein Leben lang und fand es bei meiner Firmung wieder. Da erleuchtete mich der Heilige Geist noch einmal, und es war um mich geschehen. Vielleicht war dieses tiefgreifende Geburtserlebnis auch der Grund, dass ich als Kind in Sachen Gott und Evangelium eine Art Wunderkind war. Ein evangelisches Wunderkind wohlgemerkt! Dank meiner katholischen Familie mütterlicherseits wurden auch die Engel und Heiligen in mein Leben integriert. Woher kam aber meine Bibelfestigkeit? Es gab keine Bibelstelle, die ich nicht kannte und zitieren konnte; natürlich mit Angabe des Verfassers, des jeweiligen Kapitels und allen Querver- weisen. Die Religionslehrer und Pfarrer beanspruchte ich sehr, indem ich darüber ständig mehr erfahren und diskutieren wollte. Denn damals schon war mir bewusst, dass das so nicht alles gewesen sein konnte, da musste es doch noch mehr geben. Ich las und lernte und diskutierte; aber niemand sprach über die Liebe Gottes, niemand erreichte mein Herz. So ging das weiter bis zu meiner Konfirmation, – der Pfarrer überreichte mir die Hostie und den Wein – und irgendwie war es vorbei. Der Heilige Geist wollte die große Flamme in mir noch nicht entzünden, er beließ es bei der kleinen, die seit der Geburt in mir glimmte. Er zog es vor zu warten. Wohl wissend, dass ich meine "Lebenserfahrung" auch allein machen könnte. Selbstständig, im Alleingang, immer alles wissend, alles könnend, mit großer Klappe und wehenden Fahnen durch's Leben schreitend und nicht wenige Spuren von Verwüstung hinter mir lassend. Das hielten nicht viele Menschen aus!


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"Ich bin ein Weib und obendrein kein Gutes"
(Teresa von Àvila)
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So wandelte ich 33 Jahre lang ohne Gott durch's Leben, voller Vertrauen in mich selbst – ich besitze das Urvertrauen, das ich schon anfangs erwähnt habe. Gott war mit Sicherheit da, aber ich machte mir über Ihn keine Gedanken. Ich hatte auch immer ausgesprochenes Glück. Es war natürlich nicht einfach Glück, es war die Fügung Gottes und mein Können, dass ich in namhaften deutschen Firmen arbeitete – bzw. ich erlebte deren Umbrüche – und zwischendurch ein Mal nach Paris und ein zweites Mal in die Bretagne auswanderte, um nach jeweils einem Jahr wieder nach Deutschland zurückzukehren mit der Erkenntnis: Das französische Essen wird auch nur mit Wasser gekocht, und in Deutschland lässt sich besser arbeiten. Der Trend setzte sich fort: Wo auch immer ich hinging, traf ich auf Menschen und Situationen, die sich im Umbruch bzw. kurz davor befanden. Gott wollte mir einfach nicht erlauben, mich irgendwo bequem niederzulassen. Ständig befand ich mich in einer Übergangssituation und war die Fachfrau für das Krisenmanagement in jeder Hinsicht. Und wenn keiner mehr weiterwusste, lief ich zur Höchstleistung auf.

Vor sieben Jahren war es also so weit, mein Schicksal hatte zugeschlagen. Vor der Wende kam eine Herausforderung, die ich bisher nicht gekannt hatte: Ich musste dem Menschen, der die größte Krise meines Lebens verursacht hatte, vergeben. Ganz allmählich gelang es mir. Gott ließ mich meine eigene Verantwortung erkennen und annehmen. Damit konnte ich diesen Groll aus meiner Seele entfernen. So bereitete ich den Weg für die Menschen, die meine Kräfte spürten und in die richtigen Bahnen lenkten. Mir darüber klar werdend, was in mir steckt, erkannte ich Gott. Noch nicht ganz, aber ich wusste: Das bin nicht ich, die Menschen heilen, Flüche von Häusern weg beten, Stürme umleiten und sonstige unerklärlich erscheinende Dinge tun kann – das ist Gott.

Mein erstes wirksames Vaterunser betete ich mit einer Frau, die ebenfalls viele Charismen des Heiligen Geistes besaß. Sie wurde oftmals um Hilfe gebeten, wenn Menschen, Tiere oder Besitztümer unter einem Fluch standen, was sich durch ständig wiederkehrendes Unglück zeigte. Ich befand mich in ihrer Nähe, als ein telefonischer Hilferuf einer Familie sie erreichte: Wieder einmal stand eine Scheune in Flammen! "Monika, komm, wir beten", befahl sie. Ich fragte nicht, zweifelte nicht, zögerte nicht; ich setzte mich zu ihr und betete nach 33 Jahren mein erstes Vaterunser. Und noch eines. Und ein drittes Mal. Ich erinnere mich heute noch daran, wie eine große Kraft in mir aufstieg und an das Mitgefühl – nicht nur mit dieser Frau, die mich einfach mit einbezogen hatte, wohl ahnend, dass Gott in mir diesen Samen zum Keimen gebracht hatte und dieser gerade dabei war zu sprießen, sondern auch mit diesen gepeinigten Menschen und ihren in Lebensgefahr schwebenden Tieren. Nach einer Stunde beruhigte sich die Situation. Die Feuerwehr hatte das ihrige getan, und der Feuerteufel war von Gott besiegt worden – dessen waren wir uns gewiss! "Das war alles?", dachte ich damals. "Einfach nur das Vaterunser beten? Das kann ich! Wenn es mehr nicht ist, das kann ich!" Es war damals nicht mehr als beten. Auch heute ist es nicht mehr als beten. Es ist das Gleiche auf verschiedenen Ebenen mit einer großen Liebesgeschichte dazwischen.



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"Hätte ich früher erkannt, dass der winzige Palast
meiner Seele einen so großen König beherbergt,
dann hätte ich Ihn nicht so häufig allein gelassen."
(Teresa von Àvila)
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Leben mit der Vorsehung – ein Leben in Freude und Hingabe



Die Hingabe an Gott macht froh. Diese Freude kommt aus meinem Herzen. Es ist die Freude der Gläubigen. Schauen Sie die wahrhaft Gläubigen einmal genauer an: Wir strahlen innerlich. Wir mögen genau so viele Falten haben wie alle anderen auch, aber das stört nicht. Wir senden ein Licht aus, es ist das Göttliche Licht. Je größer die Spiritualität – darunter verstehe ich den gelebten Glauben – desto größer wird die empfundene und gelebte Freude. Manchmal ist es nicht zu ertragen für andere, ich gebe es zu. Allerdings ist der Missmut auch für mich schlecht zu ertragen. Und die aufgesetzte Fröhlichkeit der Spaßgesellschaft hat sich schon längst als Geißel der Menschheit erwiesen. Diese unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Sie überkommt jene, die keine Anbindung an Gott haben. In nicht allzu weiter Ferne wird es kippen. Dann werden sie sich nicht mehr halten können. Der tschechische Schriftsteller Milan Kundera schrieb über diese Auswüchse des von Gott abgewandten Menschen ein gutes Buch: „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“, das auch verfilmt wurde. In dem Roman verliebt sich Tomas in Teresa, die es ernst meint mit ihm, aber Tomas hat nichts Besseres zu tun, als sich in Untreue und sonstige Zerstreuungen zu flüchten. Bis sich dann alles irgendwie auflöst und beide sterben. Das Leben in der Liebe zu Gott kann man getrost als 'die Leichtigkeit des Seins' bezeichnen. Alles wird einfach, alles ist leicht. Selbst die härtesten Prüfungen des Lebens und die schwierigsten Phasen werden mit Gott an unserer Seite und Jesus Christus in unserem Herzen erträglich.


Solange ich Nein sage, begrenze ich mich selbst. In dieser Begrenzung gebe ich Gott nicht die Erlaubnis, mir das zu schenken, was Er mir schenken möchte. Solange ich mich nicht gut genug fühle in einem Bereich, wirkt sich das auch auf alle anderen Bereiche aus. Dieses "nicht gut genug fühlen" beruht auf dem Mangel an Selbstliebe: "Ich genüge nicht, also bin ich es auch nicht wert, alles zu haben." Sage ich Ja, befinde ich mich in der Weite des offenen Raums, in dem alles geschieht. Ja sagen heißt alles annehmen. Ich öffne mich für alles, was Er mir geben will. Das ist die Fülle, in der wir leben dürfen. Jedoch: Je mehr ich haben kann, desto weniger brauche ich. Lebe ich nicht im Mangel, genüge ich mir mit wenigen Dingen. Wie froh bin ich, nicht von den materiellen Besitztümern abhängig zu sein. Von keinem Menschen abhängig zu sein. Ich möchte niemanden von mir abhängig machen. Das ist das Gegenteil: der Besitzanspruch, das Haben wollen, die Gier. Nein, ich genüge mir selbst, ich ruhe in mir. Ich habe eine Beziehung mit Gott. Es kann nicht sein, dass Gott uns etwas Schlechtes geben will. Gott ist die Liebe, also gibt Er uns auch die Liebe. Er gibt uns die Freude, Er gibt uns den Frieden. Wir können sicher sein, dass es genau der richtige Moment ist, in dem Er uns etwas zukommen lässt. Denn – wie eingangs schon gesagt – Gott sah, dass es gut war... Gott kennt unseren Heilsweg, Er hat das Buch unseres Lebens vorliegen – also ist Er der Regisseur, Er weiß, wie es weitergeht. Das ist meine Überzeugung.


*
"Gott wird nicht müde zu geben,
und Seine Erbarmungen sind unerschöpflich.
Werden auch wir nicht müde zu empfangen."
(Teresa von Àvila)
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Wunscherfüllung statt Vorsehung



Es gibt eine neue Wissenschaft auf dem großen Tummelplatz der Esoterik: Die Wunscherfüllung. Der Vorsatz war sicher gut gemeint; was jedoch die Menschen daraus machten, war eine neue Art des Konsums: Nun sind sie sogar selbst in der Lage, ihre materiellen Bedürfnisse zu befriedigen. Mein Haus, mein Auto, mein Boot – nun wird imaginiert und materialisiert, und sind sie dessen überdrüssig, kommen neue Konsumgüter hinzu. Alles gemäß der Ur-Geheimnisse selbst erschaffen! Sie nennen es Glück und Erfolg. Der einzige Irrtum liegt darin, dass diese Materialisierung nichts mit unserer Befreiung zu tun hat. Ganz im Gegenteil: Sie verhindert sie gerade. Wir wollten das Glück erschaffen, den Reichtum in uns selbst finden – Gott –, und was wurde daraus? Neuer Wohlstands- müll, der uns im Außen verstopft und uns an unserer Erfüllung im Göttlichen Sinn hindert.

Gott – die Vorsehung – hat die Fülle schon erschaffen. Wenn Jesus sagt: "Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast? So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott" (Lukas 12,20-21), meint Er den Reichtum der Liebe, der Gesundheit, des inneren Friedens, und das hat alles nichts mit dem materiellen Besitz zu tun. Die Vorsehung sorgt sogar für unser Einkommen. Keine Angst: Gott weiß, unser täglich' Brot beinhaltet nicht nur die tägliche Verbindung mit dem Leib Jesu, sondern auch die Kosten für unser weltliches Leben, und Er sorgt auch dafür. Prinzipiell ist Er aber nicht an der Anhäufung materieller Dinge interessiert, denn das blockiert unser wesentliches Leben und hält uns von Ihm fern.

Sie müssen nun nicht Ihre Antiquitätensammlung auflösen und verschenken, aber es tut gut, darüber nachzudenken. Solange das Bewahren alter Werte im Vordergrund steht, ist sicher nichts dagegen einzuwenden. Nimmt jedoch die Sammelwut überhand, kann es dramatische Auswüchse annehmen, die ich selbst schon oft verwundert und besorgt beobachten konnte. Lassen Sie die Energien in Ihrem Leben ständig fließen. Wenn Sie sich auf der einen Seite durch eine Sammelleidenschaft blockieren, sollten Sie dafür sorgen, dass trotzdem ein gesunder Energiekreislauf bestehen bleibt und die Freude am Leben nicht abhanden kommt. Sonst begraben Sie sich selbst.

*
"Wer nicht mehr genießen kann,
wird ungenießbar."
(Teresa von Àvila)
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Wie reagiert Ihr Umfeld, wenn Sie sich Gott zuwenden?



Sie werden nicht ernst genommen. Wie auch, es kann ja niemand wirklich nachvollziehen. Diese Ebene ist einfach zu hoch! Und Ihr Aufstieg vollzog sich vielleicht auch zu schnell. Zu Beginn wird man testen, wie ernst Sie es meinen. Einmal verstanden, wendet man sich von Ihnen ab. Sie werden uninteressant. "Mal ehrlich", heißt es dann, "willst du wirklich sagen, dass du mit dem weltlichen Leben nichts mehr zu tun haben willst?" Niemand kann sich vorstellen, dass Sie das so nicht mehr brauchen. Niemand versteht, dass Sie einen viel größeren Reichtum haben, als Sie je Geld hatten, und dass für Sie Gott als Partner an erster Stelle steht und ein eventueller Lebenspartner sich mit seiner Liebe zu Gott qualifizieren muss. "Ich kann mit niemandem sein, mit dem ich nicht über Gott reden kann", schrieb Teresa von Àvila. Ich auch nicht; es geht nicht mehr anders.

Dann gibt es noch diejenigen, die so tun, als seien sie auf derselben Linie wie Sie. Sie sprechen von Gott, als hätten sie ihr Leben nichts anderes getan. Sie sind plötzlich bibelfest und gehen auch mit Ihnen in die Kirche, damit sie noch mitreden können. Aber Sie spüren, es ist nicht echt. Es kommen ständig irgend welche Spitzen, es wird ständig über "die Kirche" geschimpft, über das Geld der Kirche, die Skandale in der Kirche, als hätte die Welt keine. Geht Sie das etwas an – Sie ganz persönlich auf Ihrem Weg zu Gott, in Ihrer Liebe zu Gott? Nein! Oder Sie müssen sich ständig irgend welche Beleidigungen Gottes, dumme Witze über Jesus oder ähnliches anhören, was Sie ganz schnell ablehnen werden, weil es Sie persönlich in der Seele schmerzt. Weiterhin haben Sie das Problem, sich Ihre benötigte Zeit zum Gebet und zum Rückzug zu verschaffen, weil Ihre Freunde es nicht verstehen, dass Sie nicht mehr jeden Tag für stundenlange Telefonate zur Verfügung stehen und Sie sich auch nicht mehr für diese Probleme der "Welt" interessieren. Sie registrieren diese Themen, denn Sie haben ja weiterhin Ihren Verstand. Aber Sie wissen, dass es im Außen nichts zu suchen und nichts zu tun gibt. Nur in Ihrem Inneren.

Lieben heißt nicht, zu jedem und allem "Ja und Amen" sagen. Es heißt auch manchmal "Nein" sagen. Sich abgrenzen von Menschen, die uns aussaugen wollen, bewusst oder unbewusst, sich schützen vor negativen Energien. Das alles gehört dazu. Denn Gott gibt uns Pflichten, aber auch Rechte. Und dazu gehört das Recht der Unversehrtheit unserer Seele und die unserer Lieben.

Wenden Sie einmal pro Woche die Nadelöhr-Methode an, die ich in den folgenden Kapiteln beschreibe. Geben Sie Gott alles ab, und warten Sie, was Er Ihnen zurück gibt. Was Sie nicht brauchen, kommt nicht mehr. Dafür lernen Sie ab jetzt nur noch die Menschen kennen, die zu Ihnen gehören. Wir haben alle Zeit der Welt. Aber die Welt braucht keine Zeitverschwendung mehr, dafür ist sie zu schade.



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„Es ist etwas sehr Großes, ein freies Herz
und ein ruhiges Gewissen zu haben.“
(Teresa von Àvila)
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Impressum

Texte: veröffentlicht im FROMM-Verlag ISBN 978-3-8416-0165-0 07.07.2011 - alle Rechte vorbehalten -
Tag der Veröffentlichung: 22.01.2011

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