Cover




http://www.mone-hartman.de
Email/Kontakt: contact@mone-hartman.de



INHALT

HansaPlast
Schweben über Hundescheisse
Ich werde schön sein
Parsec
Filmriss
Ein Schwanz zieht weiter
Missverständnis [koksen, nicht ficken]
Lichtjahresreisen
Fehl
Engelsreich
Handeln in Herzensnähe
die babies trinken silikon


HansaPlast


bin gut bin schlecht bin ein Mensch
will meine Träume und ein Königreich: dein Herz
prinzengleich sind deine Lippen,
die taugen wohl für süsse Küsse
deine Zunge schlingt mich tief
bis in die rote Herzensmitte
da wohnst nur du, nur du allein!,
du flüsterst in mein Ohr
als ich aber durch dein Herz pulsiere
find ich mich mitten in grossem Getümmel:
deine Mutter, deine Kinder, deine Exfraun
Vater, Hund und Onkel Harry
ich treffe Mozart, Haydn, Johnny Cash
treff Shakespeare, Kafka, Rainald Grebe
der alte Schmidt spendiert ne Zigarette
die Monroe kocht Kaffee dazu
- der Thron ist nicht für mich alleine, Lump!
… doch ich verzeih:
für einen Zungenschlag war dir die Lüge Wahrheit
für einen Augenblick war ich die Königin
bin lieb und böse, eine Frau
will meine Träume und ein Appartement
in deiner linken Herzkammer
will nen Tequila und versprich mir, Liebster:
dass du mir die blutigen Knie bepflastert
wenn ich mal wieder sturztrunken die Treppe runter---


Schweben über Hundescheisse




die Sonne
fällt mit Salz auf meine Lippen
ich klau' Dir einen Kuss
der Himmelsrand ist viel zu weit fort,
als dass ich dorthin wandern könnte
also spazier’ ich die Strasse entlang,
neben Dir,
immer die Hoffnung:
irgendwann doch noch Himmel zu finden,
Himmel
zwischen zertretenen Zigarettenkippen
und zerfetztem Zeitungspapier;
Himmel
zwischen Hundescheiße und Bierflaschenscherben
Gegen Abend:
fällt mir immer noch Sonne auf die Lippen,
und wieder klau' ich Dir einen Kuss
Du wirfst mir einen schönen Blick zurück,
der packt mein Herz und
hebt mich
zentimeterweit über den Boden
dem Himmel jetzt ein Stückchen näher,
neben Dir,
und ich schwebe minutenlang über Hundescheiße,
Zigarettenkippen und den schmutzigroten Fetzen
eines zerplatzten Luftballons
krieg' das Lächeln
nicht mehr aus dem Gesicht


ich werde schön sein



ich weiss
ich werde schön sein
in meinem Herbst
(den riech’ ich schon, in stillen Stunden)
meine Ernte wird reich sein
und dann
bin ich das ErdenDach, herrlich bleiblau
bin die Sonne, die das Dunkel aufreisst
bin das Gelb und das Gold
bin das Rot und das Feuer
bin die Blätter im Wind,
bin ihr Leuchten bin ihr Tanz
bin die Berge von Laub
bin die spielenden Kinder
und bin die Kastanie,
aus den Stacheln gefall’n
schöne Frucht, ich glänze warm
ich weiss,
ich werde schön sein
bis ans Ende meines Winters
dann zieht mein Blut die letzten Bahnen
blassblaues Schimmern im EisGesicht
die dünne Haut glättet sich der Erde entgegen
letztes Lächeln schönert Schädel
letztes Leuchten, grosse Augen:
Richtung Firmament
dann bin ich Sonne
und brenn’ mich ins frostige Erdreich
mein Sommer neigt sich allmählich dem Herbst
und ich weiss,
ich werde schön sein


PARSEC



I'm falling
down down down
liege zerfallen am Strand meines Meeres
ich bin die vergammelte Cola-Dose
bin das angetriebene Stück Holz
bin die uralte Schreibmaschine
und der Sand in der Mechanik
das Liebespaar im Mondschein
und der Mond
scheint golden im Winter
(did you ever notice, buddy?)
I'm falling
down down down
ich liege am Strand meines Meeres
bin das Meer
der Strand
und der Sand in der Mechanik
die zertretene Muschel
die gestrandete Feuerqualle
der Kuss bei Nacht im Mondschein
und der Mond
scheint silbrig im Frühling
(did you ever notice, buddy?)
da oben die Sterne
rote Riesen weisse Zwerge
and me, I'm falling
down down down
liege am Strand meines Meeres
ich bin alles
und auch nichts
bin wer-weiss-wie-viele Parsec
von mir entfernt
(did you ever notice, buddy?)


Filmriss




bin in die Küche gekrochen
hab mühselig Kaffee gekocht
Wachmachung nötig
Dampfschwaden wabern aus der Kanne
wie dichter Nebel im Oktober
neblig liegt auch die letzte Nacht und
in meinen Laken liegt einer, den ich nicht näher kenne
gestern sind wir ertrunken
ersoffen in zwei Wodkaflaschen
mein Hirn fährt jetzt nur langsam hoch und
korrupte Daten
kann mich an nichts erinnern
kann mich an nichts erinnern
war da ein Gewühl in den Kissen
oder lagen wir tot beieinander
oder ist er tot nochmal ertrunken
in mir (manchmal bin ich Meeresgrund)
der Film ist gerissen, keine Ahnung
mein Gesicht verschmierte Schminke
mein Kater ist ne fette Sau und
der Spiegel erblindet, als er mich sieht
ich dusche schnell und bemale mich neu
der Fremde ruft meinen Namen, fragend
ich erschrecke heiss und sag nichts
seine Stimme klingt mir dünn und hohl
der Herbst fängt an, aus dem Himmel zu weinen
Wind klatscht kalte Tränen ans Fenster
ich rufe meinen Namen, fragend
und geb mir leise eine Antwort:
nein, ich bin's nicht
ein Druck steigt mir um die Kehle
der Fremde
wird eine Leiche in meiner Kühltruhe sein


ein Schwanz zieht weiter




der fremde Körper zieht sich an
macht mir den Magen flau
der Tag da draussen
ist grau ist kalt ist nass
ist auf keinen Fall mein Freund
der Schwanz,
der mich heut nacht noch
penetriert hat
der zieht jetzt weiter
vage Worte
der zieht jetzt weiter
mit einem Gesicht
in das ich niemals wieder
meine Zunge stecken will
die Haustür fällt zu
und meinen ersten Kaffee
den kotz ich ins Klo


Missverständnis [koksen, nicht ficken]




In der Kneipe.
Ich steuerte den Weg zu den Toiletten an:
In den meisten Kneipen ist es eher ungünstig,
sein Koks auf Theke zur Line zu hacken,
also eben Klo.
Tommy zupfte mich am Ärmel und fragte,
was ich vorhabe, und ich dachte,
was soll man schon vorhaben, wenn man auf's Klo geht?,
urinieren oder koksen, weil kacken
tu' ich doch lieber in Ruhe zu Hause;
ich forderte Tommy auf:
"Lass' uns einen klarmachen, auf'm Klo",
und er bejahte fröhlich und trottete hinter mir her.
Wir schlossen uns in einer der Kabinen
auf der Damentoilette ein,
ich setzte mich auf den heruntergelassenen Klodeckel
und kramte mein Päckchen aus der Jackentasche,
Tommy. blieb mit dem Rücken zur Tür stehen.
Als ich wieder hochschaute, guckte ich direkt
auf einen halbwegs erigierten Penis.
Mein Blick ruckte nach oben, ein erwartungsvolles Grinsen.
"Ich will doch nicht ficken, Mann, ich will koksen!",
sagte ich halbwegs genervt, und Tommy
war ein wenig enttäuscht;
er packte seinen Schwanz wieder ein und verschwand.
Ich zog mir also allein eine üppige Line
und ging zurück zur Theke.
Vielleicht hatte ich mich undeutlich ausgedrückt.


Lichtjahresreisen




in den Nächten zu Hause,
da leuchten hell die Sterne,
tagsüber findet man nicht hin-
dachten wir, damals
und wir gingen auf Lichtjahresreise
rannten schnell und schneller
durch die Dunkelheit
durch uns're Dunkelheiten
Richtung Firmament
zu den schönen Sternen hin-
dachten wir, damals
wir brauchten tatsächlich recht lang:
um uns're Träume zu zerstören
die Löcher im Brustkorb dann
mit ScheinGlück gefüllt
und an irgendeinem JahresEnde
als draussen, sternbeschienen
und leuchtraketenerhellt,
alle auf die Zukunft prosteten
warst Du nur müde, müde
das nächste Jahr,
das schaff' ich nicht mehr
Deine letzten Worte
Deine letzten Blicke
wenn ich jetzt
durch die Dunkelheit geh'
durch meine Dunkelheiten
leuchten hell die Himmelskörper
am Firmament
wie damals
und ich bilde mir ein:
dieser Eine, der so hell erstrahlt
und zu blinken scheint,
das bist Du:
ein schöner Stern geworden
und ein Kuss von mir geht hin zu Dir
auf seine Lichtjahresreise
später dann, im Traum
fällt mir Dein Lachen vom Himmel


Fehl




das war ein kalter Augenblick
nichts hat mich gewärmt
nichtmal der dicke Mantel
über'm Wollpullover

das war ein dunkler Augenblick
nichts hat mich gehellt
nichtmal die Sonne
strahlend im Blau

das war ein mörderischer Moment
der starre Blick der sterbenden Kreatur

die Wahrheit werd' ich nicht sagen
die will ich vergessen
und niemand wird mich überführ'n
keine Zeugen für mein Tun
nur der Himmel
der hat nicht mehr gelacht
bloss noch dunkle Wolkenberge
Graupelschauer

ungewärmt fiel ich
in einen Schlaf ohne Ruhe
Traumsequenzen zerren das Wahr
das will ich so gerne vergessen


Engelsreich




ein Haar von Dir
eins Deiner langen Haare
(Dein schöner Schopf: wie er mein Gesicht
gestreichelt hat, wenn Du Dich
lächelnd über mich beugtest)
ein Haar von Dir
zwischen den Kissen
tiefschneidet mir durch’s Herz
kein Wort für das Gemetzel
jede Faser zerfetzt
ein Haar von Dir, sonst nichts
ich hocke heulend in Krämpfen
meine Welt hat keine Wege mehr
sag’ mir, was ich jetzt tun soll
jedem Wort werd’ ich folgen
ich schreie in den Sternenhimmel
was sagst Du mir, mein Liebster,
bist Du noch da,
und hörst Du mich?
doch Himmel stumm und Sterne kalt
ich weiss nicht, ob ich glaube
doch würd' ich gerne ach so sehr
dann irgendwann
für immer wieder bei Dir sein


Handeln in Herzensnähe




drin in mir
ist er gewesen
er, ein Fremder
ging mir durch die Blutbahn
und handelte in Herzensnähe
ich lag da starre steif
er, ein Fremder
tief in mir
weiss nicht mehr seinen Namen
weiss nicht mehr sein Gesicht
in mir
ist er gewesen
Drahtseil
hat mir etwas eingepflanzt
Metallgeflecht
ich lag da starre steif und sah
mein Herz und sah wie es pumpte
freier Fluss in den Gefässen
und sah wie es schlug-
nicht für ihn:
weiss nicht mehr sein Gesicht


die babies trinken silikon



die sprache, sprache: stücke und ein fall / zerfallung
ZERPHALLUNG
und neo neo / neologismen und
springende gedanken denken
SRPÜNGE!
und die ärzte sagten, das sei typisch
und ein typ ach typenräder GESTERN gestern lange her
und die tasse wird zerbrechen und
die fallung von der pferdekutsche,
und lilly und ihr kleines gesichtchen / in zerkratzung
und die puppe aus porzellan
KAPUTT und immer wieder die engel / die fallen
wie fallobst aus den schränken fallobst obstler und DESPERADO
tequila-flavoured BEER und wer
mir guten tag sagt, erzählt und das ist ein ganzer roman
POLANSKI
jedenfalls / ich bin kein punkt und anton
PÜNKTCHEN
eine wirrung keine irrung
typisch sei das, für dieses krank
sagten sie,
BILD ich bilde mir nichts ein
aber machen soll man sich keines
hab ich gehört und skizzo
scheint mir ein feines gebilde
für diese gefilde
und REIM ich BIN aber folgen / wer folgt?
skizzo/skizzophrenia
die weissen mäntel / aber sehn sie
sehn sie doch! ach
KITTEL / oder kann man nicht
verstehn / oder steht man lieber:
dunkle ecken fall von treppe phallung
wegen der männer / immer nur,
weshalb denn sonst? oder sehn sie
stehn sie verstehn sie das?
folgen folgen. folgefalsch.
das quillt und braucht kein denken

die ärzte sagens immer noch
immer also nie
allein: ich geh schon lange nicht mehr hin

wer weiss denn schon wer weiss
und wände frisch getüncht in tünchung
lynch und die justiz: ein irrtum ein irrtum und
alles ein IRRTUM!
die zellenwände: grau und ein STAR und meine augen
tun weh tun weh wenn ich ein bild
mache ein bild und niemand stillt
und SCHMERZEN / die babies trinken silikon

DIE BABIES TRINKEN SILIKON!!
wer kann denn überhaupt noch retten?

und sicher ich bin sonnenKLAR und folgefalsch
egal, egal

ich geh da einfach nicht mehr hin

wo das schreien die wände und köpfe in schmetterung:
die wände die wände und wehKLAGEN so! so sehr
(bitte danke, der kaffee und münzen)
in sperrung sperre EIN

ich bin meine sonne.
da dreh ich mich im sonntag.
kleider trag ich selten. SONNEN!
VIELE! viele da im irgend.
wo?
ICH. und sonne / frühling (wonne).
und bier wegen mai.

typisch sei das, sagten sie
aber nein aber NEIN! euch ist grosse irrung!

das ist doch alles sonnenklar und sieh: die
klärwerke am horizont

Impressum

Texte: Verfasserin / alle Rechte bei: Mone Hartmann
Tag der Veröffentlichung: 02.06.2009

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /