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Liebe mit Hindernissen


„Und was bitte ist deine Meinung dazu?“ Lizzie sieht mich belustigt an.
„An das Schicksal zu glauben, ist für mich reiner Humbug… Ich bin der Meinung, Pläne sind das wahre Schicksal. Denn nur ein gut durchdachter Plan kann dich davon abhalten, etwas zu tun, was du nicht gebrauchen kannst und was nicht in dein Leben passt.“ Sage ich sicher und streiche ihre Bettdecke glatt.
„Also wirklich und das von einem jungen Ding was Christin Destiny heißt.“ Sie grinst amüsiert.
„Was sich meine Eltern dabei gedacht haben, weiß ich auch nicht. Christin Destiny Hope Montgomery, also mal ehrlich …“ Erwidere ich lächelnd und reiche ihr ihre Tabletten.
„Sie haben sich bestimmt gedacht, dass ihre bezaubernde Tochter einmal das Schicksal zu würdigen weiß.“ Sie zwinkert mir zu.
„Tja, da haben sie dann falsch gedacht.“ Ich nehme ihr das Wasserglas wieder ab und sehe mich um „Kann ich jetzt noch was für dich tun?“
„Nein, nein Chris. Ich weiß das du noch nach den anderen schauen musst.“ Sie winkt ab.
„Wir sehen uns, zum Zeichen Kurs, Lizzie.“ Ich winke ihr zu und verlasse ihr Zimmer um an die Nachbartür zu klopfen.
Ich warte nicht auf ein Herein sondern öffne leise die Tür, dann gehe ich zu dem Bett, welches sich wie in allen Zimmern der Fairbanks Chinock Altenresidenz, in der hinteren rechten Ecke befindet.
„Guten Morgen Alice!“ sage ich sanft und die ältere Dame schlägt ihre Augen auf.
„Guten Morgen Chris.“ Murmelt sie verschlafen.
„Aufstehen.“ Sage ich lächelnd und öffne die Vorhänge damit die Sonne herein scheinen kann.
„Die Nacht ist schon wieder vorbei…“ sie richtet sich ein wenig auf und ich muss grinsen, ihre grauen Locken stehen ihr in alle Himmelsrichtungen vom Kopf ab und sie sieht noch nicht wirklich ausgeschlafen aus.
„Ja Alice, es ist 8:30 Uhr, wir machen dich jetzt ausgehfein und dann bringe ich dich in den Frühstückssaal.“ Sage ich aufmunternd, sie nickt und schwingt ihre Beine aus dem Bett.
Ich helfe ihr ins Bad und 30 Minuten später sieht sie wesentlich besser aus. Ich helfe ihr beim anziehen und harke sie dann ein um sie in den Essenssaal zu begleiten.
Ich platziere sie auf ihrem Stammplatz und begrüße dann noch einige Bewohner die heute Morgen nicht auf meiner Liste waren.
„So Chris, jetzt setz dich erst einmal und iss ein wenig zum Frühstück.“ Meine Chefin und gute Freundin Nicole schiebt mir einen Teller hin als ich mich zwischen sie und meine Kollegin Jess setze.
„Ja, Mum.“ Ich verdrehe die Augen in Richtung Nicole.
„Seit dieser Sache mit Dylan isst du kaum etwas und da deine Mum und ich regelmäßig telefonieren, habe ich ihr nun einmal versprochen, ein wenig drauf zu achten, dass du isst.“ Rechtfertigt sie sich und ich grinse.
Nicole ist Mitte 50, also ein wenig jünger wie meine Mum. Als ich vor 9 Jahren hier anfing, hat sie irgendeinen verdrehten Plan mit meiner Mum ausgeheckt, da meine Eltern in Seattle wohnen und meine Mum geschlagene 45 Stunden mit dem Auto braucht um hier zu sein. In ein Flugzeug steigt meine Mum nämlich aus Prinzip nicht.
„Kannst du das Thema Dylan nicht endlich sein lassen?“ ich rühre lustlos in meinem Müsli herum.
„Chris, ganz ehrlich es ist jetzt fast ein Jahr her.“ Mischt sich nun Jess ein.
„Er hat mich vor dem Altar stehen lassen und obwohl Fairbanks “nur“ 30.000 Einwohner hat, scheint sich jeder daran zu erinnern.“ Erwidere ich verbittert.
„Das heißt aber nicht, dass gleich alle Männer schlecht sein müssen.“ Nic sieht mich an und ich atme tief ein und aus.
„Ich habe keinen Bedarf, danke.“ Ich versuche wirklich ruhig zu klingen.
„Aber der Sohn von David Parker ist wirklich nett.“ Jess schubst mich leicht an.
„Stopp!“ sage ich ein wenig zu laut und senke schuldbewusst meinen Kopf „Lasst mich bitte damit in Ruhe… ich will keine Verkupplungsversuche von euch.“ Ich sehe beide ernst an und sie heben die Hände.
„Okay.“ Sagt Jess lang gezogen und ihr knallroter Pony fällt ihr ins Gesicht „Ich meine ja nur, dann könnten wir endlich mal einen Pärchenabend machen.“ Fügt sie leise hinzu.
„Ich habe keine Lust auf Pärchenabende.“ Zische ich.
„Ich habe es ja verstanden.“ Sagt sie beleidigt und ich schnaube.
„Ich bereite jetzt meinen Malereikurs vor. Guten Appetit!“ ich stehe auf und nehme meine halbvolle Müslischale mit.
„Chris nun bleib doch.“ Versucht Nic mich aufzuhalten.
Ich ignoriere sie und stelle meine Schüssel auf einen der Abräumwagen. Dann gehe ich den langen Korridor entlang in das hinterste Zimmer. In diesem Zimmer stehen 10 Staffeleien und ich öffne erst einmal die Fenster damit die kalte klare Luft herein kann.
Dann überprüfe ich ob auch an jedem Platz alles da ist und baue dann schließlich ein Stillleben auf.
Ich weiß es ist nicht sehr kreativ, aber heute sind gerade Mal – 12 °C und ich kann nicht raus gehen, denn das würde damit enden das mindestens ein Krankenwagen wegen Unterkühlung kommen muss…
Nicht das ich das nicht schon ausprobiert hätte, aber die Standpauke danach hat mir genügt.
Kaum habe ich alles soweit fertig, kommen meine Kursteilnehmer und setzen sich an ihre Staffeleien, auch Lizzie ist mit und beobachtet mich mit Argusaugen. Ich weise alle ein wenig ein und gehe dann zu meiner Staffelei.
Ich entscheide mich gegen das Stillleben, denn das soll ja nur eine Anregung sein.
Der Pinsel gleitet wie von selbst über die Leinwand und zwei Stunden später sehen mich von dieser zwei wunderschöne türkisblaue Augen an.
Diese Augen sehe ich schon seit dem ich denken kann fast jede Nacht in meinem Traum, immer nur diese Augen und nichts anderes…
Bei Dylan dachte ich, ich habe sie gefunden. Aber ich habe mich getäuscht, wie sehr wurde an dem Tag unserer eigentlichen Hochzeit bewusst als er mich einfach in meinem weißem Kleid am Altar stehen ließ. Ich fühlte mich in meinem Leben noch nie so gedemütigt und verletzt wie in diesem Moment. Wir waren 8 Jahre lang zusammen gewesen, seit meinem 19. Geburtstag…
Zwei Wochen später tauchte er in Nenana, 20 km von Fairbanks entfernt wieder auf, mit einer Blondine an seiner Seite. Er hatte sie in Las Vegas, wo unsere Hochzeitsreise hingehen sollte, kennen gelernt und auch gleich geheiratet.
Muss ich noch mehr sagen?
Noch nie habe ich mich so schlecht gefühlt, ich war drei ganze Wochen lang krank geschrieben und bin nicht vor die Tür gegangen. Dann habe ich ihm alle seine Sachen vor die Tür gestellt und habe beschlossen, dass mir niemals wieder jemand so weh tun wird.
Ich werde niemals wieder jemanden so dicht an mich heran lassen, türkise Augen hin oder her. Dabei hatte Dylan nicht einmal wirklich türkise Augen, er hatte einfach nur blaue Augen, wenn auch sehr schöne.
´Hör schon auf Chris! ` mahne ich mich selbst. ´Er ist nicht einen Gedanken wert den du an ihn verschwendest. `
„Die sind wunderschön.“ Lizzie ist neben mich getreten.
„Hmm.“ Sage ich geistesabwesend.
Gibt es irgendwo jemanden mit so außergewöhnlichen Augen?
Ich habe keine Ahnung und ich bin mir fast sicher, hier im tiefsten Alaska werde ich sie auch nicht finden.
Aber ich liebe es hier zu leben.
Ich liebe meine Arbeit und ich fühle mich hier zu Hause.
„Kleines?“ Lizzie sieht mich fragend an.
„Na was Lizzie?“ ich lege meinen Arm um sie und sie zieht mich in ihre Arme.
„Irgendwo wartet ein Mann mit solchen schönen Augen nur auf dich.“ Sagt sie leise und ich grinse.
„Wer weiß.“ Gebe ich zurück.
„Dein Schicksal…“ setzt sie an.
„Lizzie, das Thema hatten wir heute Morgen.“ Gebe ich belustigt zurück.
„Unreifes junges Ding.“ Schimpft Lizzie und ich lache leise.
„Ich bin 28, so jung bin ich nicht mehr.“ Erwidere ich.
„Ach was, werde erst einmal so alt wie ich, dann können wir uns noch mal unterhalten.“ Sie zieht mich zu ihrer Leinwand.
Lizzie ist letzten Monat 89 geworden, aber ganz ehrlich sie kommt mir wesentlich jünger vor. Das einzige, was sie in letzter Zeit einschränkt ist ihr essentieller Tremor, das heißt ihre Hände oder andere Körperteile zittern unkontrolliert. Das ist erblich bedingt und hat bei ihr in den letzten 5 Jahren stark zugenommen. Aber sie arrangiert sich damit, sie kommt ausgesprochen gut damit zurecht. Nur leider musste sie sich daran gewöhnen, das man ihr beim anziehen und anderen Aufgaben zur Hand gehen muss. Hier bei uns in der Residenz kann sie sich alleine relativ frei bewegen, aber Ausflüge sind meistens nur mit dem Rollstuhl möglich. Aber wir finden für alles eine Lösung. Ich weiß, eigentlich sollte es nicht so sein, aber Lizzie ist für mich was Besonderes. Sie ist wie eine Grandma die ich nie hatte, da meine früh verstorben sind.
Ich betrachte Lizzies Bild, sie kann gut zeichnen, früher noch ein wenig besser, aber auch bei ihrem jetzigen Bild sieht man die schöne Pinselführung und ihre unverwechselbare Art Farben zu mischen.
„Wow Lizzie, das ist wunderschön.“ Ich sehe sie an und ihre grau blauen Augen blitzen auf.
„Meinst du wirklich?“ sie betrachtet ihr Werk skeptisch.
„Aber sicher.“ Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange und gehe dann zu den anderen, bespreche ihre Werke mit ihnen und zeige ihnen Verbesserungsansätze.
„So ihr Lieben, es ist Mittagszeit, geht ihr ruhig schon zum Essen, ich räume hier auf.“ Ich klatsche in die Hände und meine Kursteilnehmer begeben sich nach draußen.
„Kleines?“ Lizzie sieht mich fragend an.
„Was denn Lizzie?“ ich beginne die Farbpaletten einzusammeln.
„Meinst du, du bist irgendwann wieder glücklich?“ sie sieht mich prüfend an.
„Ich hoffe es…“ sage ich leise „Oder sagen wir mal so, das ist mein Plan.“ Ich zwinkere ihr zu.
Sie nickt kurz und geht dann den anderen hinterher während ich alle Pinsel und Paletten zum Waschbecken trage. Nachdem ich alles von Farbe befreit habe sehe ich einen Moment aus dem Fenster, von hier aus habe ich einen wunderschönen Blick in die Berge. Der Schnee sieht noch frisch und strahlend weiß aus, da es erst in der Nacht 10 cm Neuschnee gegeben hat. Es ist Mitte April, aber hey, wir sind hier in Alaska…
Immer wieder, wenn mich jemand an Dylan erinnert, krampft sich mein Herz zusammen, ich habe ihn so sehr geliebt. Nun sind nur noch der Schmerz und die Demütigung übrig. Immer noch wache ich nachts manchmal auf, aufgeschreckt davon, wie ich alleine in der Kirche stehe und auf ihn warte. Alle um mich herum lachen mich aus und ich schlage meine Hände vors Gesicht. Dann betrachte ich meine Hände, sie sind plötzlich alt und faltig, ich sehe mich wieder um und um mich herum sind nur Katzen. Dann wache ich scheiß gebadet auf und finde kaum wieder in den Schlaf.
Ich mag gar keine Katzen!
Wirklich nicht!
Ich bin eher der Hundetyp…
Als das Zimmer endlich wieder so aussieht wie es aussehen soll, begebe ich mich auch in Richtung Speisesaal. Heute gibt es Caribou und ich muss sagen, so sehr ich es auch liebe hier zu wohnen, das bekomme ich auch nach fast 10 Jahren nicht runter.
Ich begnüge mich mit dem Nachtisch, lecker Götterspeise mit Vanillesauce. Ich weiß, das ist typisch für Altenheime, obwohl ich die Fairbanks Residenz nicht gerne als solches bezeichne. Aber ganz ehrlich, die alten Leute lieben Götterspeise.
Dann treffen sich alle Mitarbeiter zum täglichen Übergabegespräch, da unsere Nachmittagsschicht gleich anfängt und ich in knapp 1 Stunde Feierabend habe.
Wir sind gerade fertig als mich Nic zu sich winkt.
„Kommst du bitte noch mit in mein Büro?“ sie sieht mich fragend an und ich nicke verwundert.
Ich war bisher glaube ich nur ein oder zwei Mal in ihrem Büro… in 9 Jahren!
Etwas verunsichert folge ich ihr und nehme, zugebender Maßen, eingeschüchtert vor ihrem Schreibtisch Platz.
„Was schaust du denn so?“ Sie setzt sich hin und sieht mich belustigt an.
„Was bitte soll ich in deinem Büro?“ ich lege meinen Kopf schief und mein Zopf rutscht mir auf die Schulter.
„Hör zu Chris…“ ihre Stimme nimmt wieder ihren mütterlichen Ton an und ich seufze innerlich. „… Ich hatte ein langes Telefonat mit Mr. O’Meally, dem Sohn von Lizzie. Er möchte seine Mutter gerne im Sommer für ein paar Wochen sehen und fragte mich, ob ich eine Pflegekraft mitschicken könnte.“ Sie sieht mich fragend an.
„Lizzies Sohn wohnt in Virginia und ich meine nicht Virginia in den Staaten, ich meine Virginia, ein kleines Kaff in Irland.“ Ich schüttele meinen Kopf.
Wie stellt sie sich das bitte vor?
„Ich bin mir dessen bewusst.“ Nic lächelt leicht. „Ich habe an dich gedacht…“ sie sieht zu mir und ich reiße meine Augen auf.
„Bevor du jetzt was sagst…“ winkt sie ab als ich meinen Mund öffnen will „… Ich weiß das Lizzie für dich was Besonderes ist und ich weiß sie ist bei dir in den besten Händen. Ich habe mit ihr noch nicht darüber gesprochen, weil ich erst wissen will, ob du mit ihr fliegst.“ Sie sieht mich gespannt an.
„Aber ihr braucht mich hier.“ Gebe ich zurück.
„Chris, du bist toll aber für die paar Wochen finden wir einen Ersatz. Ich habe eine gute Bekannte in Anchorage und sie würde mir für die Zeit eine junge Dame von ihrem Personal überlassen. Wie du siehst, ich habe alles bedacht. Nun kommt es auf dich an. Du weißt, wie sehr Lizzie ihre alte Heimat noch einmal sehen will.“ Sie sieht mich durchdringend an.
„Oh, das ist gemein.“ Ich verdrehe die Augen.
Warum macht sie jetzt diese Schublade auf?
„Ich weiß…“ sie lächelt mich überlegen an. „Und?“
„Wann und wie lange?“ ich sacke in meinem Stuhl zusammen.
„Vom 1. Juni bis zum 1. Juli.“ Sie sieht mich triumphierend an.
„Okay.“ Sage ich lang gezogen „Was ist mit meinem Gehalt?“
Sie lacht auf und ihre blonden, mit grauen Strähnen durch setzten Locken, wippen auf und ab.
„Das bezahlt der Sohn und glaube mir du erhältst einen ordentlichen Bonus, vielleicht kommst du dann endlich mit den Umbauarbeiten an deinem Haus voran.“ Sie zwinkert mir zu.
Ich habe mir vor einem Jahr ein kleines Häuschen am Fuße des Birch Hills gekauft und es stimmt, im letzten Jahr habe ich es noch nicht geschafft viel daraus zu machen. An Plänen mangelt es mir nicht, nur ist die Umsetzung leider mit erheblichen Kosten verbunden.
„Dann ist ja alles geklärt.“ Ich atme tief ein und aus.
„Das freut mich…“ sie klatscht in die Hände „… Dann gehe ich gleich mal zu Lizzie und erzähle ihr die guten Neuigkeiten. Du kannst für heute Schluss machen. Ich weiß der Elektriker wollte heute noch bei dir vorbei kommen.“ Sie lächelt mich an und ich stehe auf.
„Bis Morgen.“ Murmele ich und verlasse ihr Büro.
Ich ziehe mich um und steige in meinen alten Jeep, nach 25 Minuten erreiche ich mein Haus und der Wagen des Elektrikers steht schon davor.
„Ah Miss Montgomery, ich wollte gerade wieder los.“ Begrüßt er mich.
„Mr. Michaels, es tut mir leid…“ ich reiche ihm meine Hand „… Ich bitte sie, fahren sie nicht…“ ich lächele gequält „Im hinteren Teil des Hauses habe ich schon wieder keinen Strom.“
„Ich habe ihnen gesagt, dass ich eigentlich die ganzen Kabel erneuern müsste, das was ich jetzt mache ist allenfalls Flickarbeit und das wird immer nur eine bestimmte Zeit halten.“ Er zuckt mit den Schultern.
„Ich weiß…“ gebe ich zurück „Aber könnten sie es wenigstens für die nächsten Wochen zum laufen bringen?“ ich sehe ihn bittend an.
„Aber klar.“ Er zwinkert mir zu und ich schließe die Haustür auf.
Er macht sich sofort ans Werk und ich befeuere den Kamin. Das Haus ist wirklich traumhaft… na gut, abgesehen davon, das hier wirklich noch einiges zu machen ist. Die Liste ist unendlich lang.
Die Fenster, die Türen, der Boden, das Dach… wie gesagt, das könnte ich stundenlang so weiter machen.
Aber es ist mein Traumhaus, es ist eine Blockhütte, so wie es sie hier früher nur gab. Das Haus ist zweistöckig, im unteren Teil befinden sich das Wohnzimmer mit angeschlossener, offener Küche, ein großes Bad und mein Schlafzimmer. Das soll eigentlich irgendwann einmal in den zweiten Stock, denn der Ausblick von dort ist herrlich. Oben sind neben dem Zimmer, welches ich mir als Schlafzimmer auserkoren habe noch 5 weitere Zimmer, in unterschiedlichen Größen und ein weiteres Bad. Leider kann ich dieses nicht benutzen, da die Wasserleitungen im letzten Monat ihren Dienst aufgegeben haben.
Aber ich schaffe das, irgendwann wird das mein Traumhaus sein… Als ich es vor einem Jahr zu einem Spottpreis gekauft habe da war mir klar, das viel Arbeit vor mir liegt.
„So Miss Montgomery, fürs erste läuft der Strom wieder.“ Mr. Michaels kommt zu mir.
„Ich danke ihnen so sehr. Schicken sie mir die Rechnung?“ ich sehe ihn an und er lächelt.
„Aber sicher, so wie immer.“ Er setzt sich seine Mütze wieder auf und schon ist er weg.
Mein Haus liegt 2 km von der Hauptstraße entfernt und meine nächsten Nachbarn sind Mr. und Mrs. Clark, Jenny und Doyle, sie wohnen 3 km südlich von mir.
Ich liebe die Stille und die Ruhe und ich kann mir nicht mehr vorstellen in einer Stadt zu wohnen.
Ich verbringe den Abend damit nach einem günstigen Handwerker zu suchen, der wenigstens mein Dach ein wenig ausbessert. Ich werde irgendwann auch fündig und bestelle ihn für die nächste Woche. Ich bin froh mittlerweile wenigstens Internet und Telefonanschluß zu haben, denn ohne war es doch recht beschwerlich.
Gegen 22 Uhr liege ich dann endlich in meinem bett und kuschele mich in meine dicke Decke. Noch einmal gehe ich das Gespräch mit Nic im Kopf durch…
Ob das so eine kluge Entscheidung war?
Ich meine: Irland???
´Ach was, so anders wird es da schon nicht sein! ` spreche ich mir selber Mut zu und bin auch dann schon eingeschlafen. Ich schlafe wirklich schnell ein, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie Probleme damit gehabt.
Der Wecker reißt mich aus meinen Träumen… Schöne Träume… Der Traum von den türkisen Augen war auch wieder dabei und ich stehe lächelnd auf.
Ich tapse durch den kalten Flur ins Badezimmer und spritze mir ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht. Ich sehe in den Spiegel, meine tieflauen Augen sind rot umrandet und das obwohl ich genug geschlafen habe. Ich fahre mit der Bürste durch meine langen braunen Locken und binde mir einen Zopf ziemlich weit oben am Hinterkopf. Dann schnell Zähne putzen und schon sitze ich in dicken Sachen in meinem Auto.
Um diese Uhrzeit, genauer gesagt um 6 Uhr morgens ist Fairbanks noch wie ausgestorben, nur ein paar Leute sind schon wach und auf den Straßen ist noch so gut wie niemand unterwegs. Ich parke auf dem Personalparkplatz und gehe mich erst einmal umziehen. Wir tragen keine typische Dienstkleidung, denn wie gesagt, es ist kein Altenheim. Wir tragen dunkle Jeans und hellblaue Polohemden. Gähnend betrete ich das Dienstzimmer und begrüße die Nachtschicht und die Kollegen die von der Frühschicht schon da sind.
Ich schnappe mir erst einmal einen Becher Kaffee und setze mich an den Tisch. Ich brauche morgens immer gerne ein paar Minuten um mich selbst zu finden und Kaffee ist mein treuer Wegbegleiter.
20 Minuten später sind wir alle versammelt, die Nachtschicht teilt uns ihre Geschehnisse mit und verabschiedet sich ins Bett. Nic steht auf und teilt uns ein, na ja einen Teil von uns, hauptsächlich haben wir unsere festen Pläne und ich finde es gut. So kann ich mich auf die Bewohner einstellen und die Bewohner sich auf mich.
„Bevor ich es vergesse…“ Nic sieht in die Runde „Chris wird vom 01. Juni an 4 Wochen nicht da sein. Sie macht eine Dienstreise mit Elisabeth O’Meally, aber keine Angst wir bekommen eine ausgezeichnete Vertretung für sie…“ sie blickt in die Runde und alle sehen mich an.
„Löchert sie nicht mit Fragen.“ Bittet Nic und die anderen nicken.
„Wow mit Lizzie nach Irland. Man bist du ein Glückpilz.“ Jess grinst mich an.
„Oh ja und wie.“ Ich verziehe das Gesicht.
Ich weiß nicht warum ich mich nicht wirklich freuen kann, ich bin neuen Dingen gegenüber eben ein wenig unaufgeschlossen…
Ich klopfe leise an Lizzies Tür und schlüpfe in ihr Zimmer. Zu meinem erstaunen ist Lizzie schon wach und strahlt mich an.
„Ich danke dir Kleines!“ sie umarmt mich und ich lächle sie an.
„Es freut mich für dich.“ Sage ich ehrlich.
„Oh, das wird so schön. Ich sehe endlich den Landsitz wieder.“ Verträumt klatscht sie in die Hände.
„Den Landsitz?“ frage ich erstaunt und setze mich neben sie.
Sie trägt eines von diesen altmodischen, langen Nachthemden und ihre grauen Locken sind unter Lockenwicklern und einem Tuch versteckt.
„Ja, weißt du der Familie O’Meally gehören drei Landsitze in Irland, aber der in Virginia ist mit Abstand der Schönste, er liegt direkt am Lake Ramor, man kann so wunderbar ausreiten und die Landschaft ist so wunderschön.“ Ihre Augen strahlen.
„Ausreiten?“ ich ziehe skeptisch eine Augenbraue hoch.
„Nach ich altes Klappergestell schwinge mich bestimmt nicht auf ein Pferd, aber du solltest es vielleicht Mal ausprobieren. Meine Enkel zeigt es dir sicherlich. Meine beiden Enkel werden die Sommerferien dort verbringen.“ Sie nimmt meine Hand.
„Die beiden sind nett, sie sind in deinem Alter. David und Alexander. Ich bin mir sicher, du wirst sie mögen.“ Sie tätschelt meine Hand.
„Ich habe es nicht so mit Pferden.“ Sage ich leise und sie sieht mich an.
„Las einfach Mal was auf dich zukommen, Kleines.“ Sie knufft mir in die Wange.
„Ach Lizzie…“ ich stöhne und stehe auf „Na komm du altes Klappergestell.“ Ich grinse sie an und helfe ihr hoch.
Eine knappe Stunde später liefere ich sie frisch gemacht und angezogen im Speisesaal ab und widme mich den weiteren Bewohnern.
Anfang April wird dann endlich, nach mehren Versuchen, mein Dach ausgebessert, nun regnet es nicht mehr rein und durch die ansteigenden Temperaturen draußen weicht auch endlich die letzte Feuchtigkeit aus den Balken.
Ich beginne mich auch so langsam auf meine Reise mit Lizzie zu freuen, sie erzählt ununterbrochen nur von Irland und was wir uns alles ansehen müssen. Sie blüht richtig auf und ich freue mich so sehr mit ihr.
Ehe ich mich versehe steht unsere Abreise auch schon bevor und nachdem ich meinen riesigen Koffer im Bus der Residenz untergebracht habe, steuere ich die Residenz an und wir laden Lizzies Koffer und ihren Rollstuhl ein.
„Oh Kleines, du siehst immer so anders aus, wenn du Mal deine Sachen trägst.“ Lizzie umarmt mich stürmisch.
Es ist 6 Uhr morgens und sie ist schon bestens aufgelegt.
Ich dagegen trauere noch meinem Bett hinterher…
Ich sehe an mir runter, ich trage eine dunkelblaue, abgewetzte Jeans mit Löchern an den Knien, ein weißes Top und eine weiße Sweatshirt mit dem Aufdruck der Seattle Mariners, dazu habe ich mich einfach mal praktischer Weise für meine weißen Chucks entschieden. Ich bin mir sicher, meine Haare haben schon bessere Zeiten erlebt und meine Locken schwirren mir wirr um den Kopf. Aber gut, Lizzie will einfach nur nett sein.
„Du siehst gut aus Lizzie, scheint als hättest du gut geschlafen.“ ich unterdrücke ein gähnen und Nic nimmt mich nun in den Arm.
„Versuch dich Mal ein bisschen zu amüsieren.“ Sie zwinkert mir zu.
„Ha, ha.“ Gebe ich trocken zurück und bugsiere Lizzie auf ihren Platz.
„Melde dich Mal!“ ruft Nic mir hinterher und ich schließe die Schiebetür.
„Bereit für ein großes Abendteuer?“ Lizzie strahlt mich an und ich kann nicht anders wie es zu erwidern.
Wir werden zum Fairbanks International Airport gebracht, vor uns liegen 22 Stunden Flug mit Zwischenstopps und Umsteigen in Anchorage, New York und Paris.
Als wir endlich im Flieger von New York nach Paris sitzen fällt die Anspannung ein wenig von mir ab und ich schlafe ein wenig, Lizzie ist auch total geschafft und die erste Klasse ist wirklich äußerst bequem. Ich bin schon sehr erstaunt, dass wir erster Klasse fliegen, aber ich denke Mr. O’Meally will seiner Mum nur eine angenehme Reise ermöglichen.
Dann steigen wir ein letztes Mal in Paris um und es ist wirklich chaotisch, ich meine, ich spreche kein Wort französisch und Lizzie und ich erreichen unseren Weiterflug nach Dublin nur mit Mühe und Not.
Endlich nach insgesamt 28 Stunden landen wir in Dublin und ich stelle erst einmal alle Uhren um, ansonsten ende ich hier im Chaos.
Als wir aus dem Gepäckbereich treten kommt uns ein junger Mann entgegen.
„Grandma!“ er nimmt Lizzie fest in den Arm.
„Oh mein Junge!“ Lizzie hat Tränen in den Augen und ich trete einen Schritt zur Seite.
Ich will den beiden diesen Moment einfach nur gönnen und halte mich ein wenig im Hintergrund.
„Und sie sind sicherlich Miss Montgomery.“ Der Mann reicht mir seine Hand und ich nicke.
„David, das ist Chris.“ Stellt mich Lizzie vor und ich lächle.
„David.“ Sagt der Mann und ich nicke.
„Chris.“ Erwidere ich und er übernimmt den Rollstuhl seiner Grandma, während ich den Gepäcktrolli versuche unter Kontrolle zu bringen.
Draußen hilft er seiner Grandma in eine Limousine und ich erstarre.
Was ist denn jetzt los?
„Na komm schon Chris, steh da nicht rum wie angewachsen.“ Lizzie klopft neben sich und der Chauffeur nimmt mir den Trolli ab.
„Darf ich bitte Miss?“ fragt er höflich und steige verwirrt zu Lizzie und David in den hinteren Teil der Limousine.
„Was bitte ist denn jetzt los?“ ich sehe zu Lizzie und sie lacht leise.
„Es ändert nichts Kleines, hörst du.“ Sie nimmt meine Hand.
„Meine Grandma ist Elisabeth Marianne O’Meally, Duchess of Corronagh und ich bin somit David Patrick, Duke of Corronagh.“ Er nickt mir zu und ich merke wie mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht weicht.
„Atmen nicht vergessen Kleines.“ Lizzie sieht mich belustigt an.
„Aber…“ setze ich an.
„Ich bin Lizzie meine Kleine. Die bin ich und die werde ich auch bleiben.“ Lizzie drückt meine Hand.
Auch David scheint das alles wirklich amüsant zu finden.
„Dann ist dein Sohn auch ein Duke?“ frage ich immer noch leicht verstört.
„Ja, James nimmt jetzt alle Verpflichtungen wahr und irgendwann werden David und Alexander alles erben. Sie werden ihre gesellschaftlichen und politischen Pflichten in Corronagh wahr nehmen.“ Erklärt sie mir und ich schlucke.
Das kann ja heiter werden, ein amerikanisches Landei zwischen irgendwelchen irischen Titelträgern.
Außerdem ist es hier warm, viel Wärmer wie ich erwartet habe und ich öffne meine Jacke. Ich bekomme keine Luft, aber vielleicht ist das nur die aufsteigende Panik…
Ich fühle mich plötzlich wirklich fehl am Platz mit meinen Sachen und kauere mich in eine Ecke.
Als wir auf den Landsitz zusteuern deutet Lizzie nach draußen.
„Wir sind endlich da, Schloss Corronagh Forrest. Oh, es ist so schön wieder hier zu sein.“ Lizzies Augen strahlen und ich sehe aus dem Fenster.
Ja, das ist ein Schloss. So eines, welches ich bisher nur von Bildern her kenne. Aus alten weißen Sandsteinen mit unzähligen Fenstern und Erkern. Wirklich wunderschön und der See dahinter macht es perfekt…
Zu perfekt, fast schon Angst einflössend perfekt.
Wir halten und sofort wird die Wagentür geöffnet.
Ein paar Bedienstete bauen sich vor uns auf und ich schlucke.
Lizzie begrüßt jeden einzelnen und deutet dann auf mich.
„Das ist Christin Montgomery, sie ist meine rechte Hand und ein furchtbar liebenswürdiges Geschöpf. Ich möchte das ihr sie alle behandelt, wie ihr mich behandelt…“ sie greift nach meiner Hand „Chris, das sind die Hausangestellten von Corronagh Forrest. Ich denke, ich kann dich ruhigen Gewissens Sophia anvertrauen.“ Sie deutet auf eine junge Frau und diese macht einen Knicks vor mir.
„Danke.“ Stammele ich.
„So Kleines, wir sind beide ziemlich geschafft von der langen Reise. Ich würde sagen, David zeigt uns unsere Zimmer und wir ruhen uns ein wenig aus.“ Sie sieht zu ihrem Enkelsohn.
Dieser greift nach ihrem Rollstuhl und wir werden zu unseren Zimmern gebracht.
Meines ist direkt neben Lizzies und nachdem sich David kurz verabschiedet hat, helfe ich Lizzie erst einmal beim umziehen und anschließend in ihr Bett.
„Sophia, zeigen sie Chris doch jetzt ihr Zimmer.“ Sie drückt meine Hand und ich sehe zu der Frau.
Sie lächelt mich an und ich folge ihr, sie öffnet die Tür neben Lizzies Zimmer und mir klappt fast die Kinnlade runter.
Ein riesiges Himmelbett und ein herrlicher Ausblick auf den See. Eine kleine Couchgarnitur, ein Schreibtisch und alles so wunderbar aufeinander abgestimmt in hellem Holz mit lindgrün abgesetzt.
„Miss Montgomery, ihr Gepäck ist bereits hier.“ Ertönt es von der Tür her und ich sehe Sophia erschrocken an.
„Können wir das mit Miss Montgomery nicht lassen?“ ich sehe sie bittend an.
„Wenn wir alleine sind schon, aber ansonsten muss ich mich an meine Richtlinien halten.“ Sie macht einen Knicks.
„Können sie das lassen Miss…“ ich sehe sie hilfesuchend an.
„Sie können mich Sophia nennen.“ Sie lächelt und ich atme tief durch.
„Bitte kein geknickse und das Sie ist wirklich sehr ungewohnt für mich.“ Ich setze mich auf das Bett.
„Also gut…“ sie schließt die Tür hinter sich „Wenn wir alleine sind, dann bin ich Sophia und ich nenne dich Chris, so wie es die Duchess tut.“ Sie zwinkert mir zu.
„Danke Sophia.“ Ich sehe sie dankbar an.
„Erhol dich ein wenig, ich wecke dich in 6 Stunden, dann kannst du dich und die Duchess in Ruhe zum Dinner fertig machen.“ Sie nickt mir zu und schließt wieder die Tür.
Ich lasse mich nun vollends aufs Bett fallen.
In was bin ich hier denn bitte hinein geraten?
Ich fühle mich wie Cinderella…
In einer abgedrehten Version, in eine in die ich absolut nicht rein gehöre…
Ich springe auf.
Ich muss hier raus.
Ich stürme aus der Tür und sehe nach links und nach rechts. Von wo zum Teufel sind wir gekommen?
Ich entscheide mich für rechts… eine Treppe… also gut, runter heißt doch raus, oder?
Ich bin so darauf Bedacht einen Ausgang zu finden, dass ich mich schon fast panisch umsehe. Plötzlich pralle ich gegen jemanden und falle fast zu Boden. Starke Arme halten mich fest und ich sehe auf.
Sie sehen mich an… die türkisen Augen aus meinen Träumen. Vor Schreck lasse ich los und wäre beinahe wirklich noch hin gefallen.
„Geht es ihnen gut?“ fragt er mich und ich bringe nur ein Nicken zustande.
„Ich glaube, ich habe mich verlaufen.“ Stottere ich und sehe mich wieder um.
„Wo wollen sie denn hin und wenn ich so undiskret sein darf, wer sind sie?“ er sieht mich an und mustert meinen Aufzug.
Ich schlucke schwer.
„Christin Montgomery.“ Sage ich unsicher.
„Ist das eine Frage oder ihre Antwort?“ fragt er mich amüsiert und ich trete einen Schritt zurück.
„Und wer sind sie, das sie sich über mich lustig machen?“ ich verschränke die Arme vor meiner Brust.
So langsam gewinne ich die Kontrolle über meine motorischen und sprachlichen Fähigkeiten zurück.
„Entschuldigung, dass ich mich ihnen nicht vorgestellt habe. Ich bin Alexander O’Meally.“ Er macht eine kleine Verbeugung und erst jetzt nehme ich den Rest von ihm wirklich wahr. Er ist groß, schätzungsweise 1,90 m, er ist ausgesprochen gut in Form und er hat dunkelblonde Haare, die sich an einigen Stellen leicht kräuseln. Er weist nicht die geringste Ähnlichkeit mit David auf, dieser hat dunkle, fast schwarze Haare und ist ein ganzes Stück kleiner wie er und wirkt bei weitem nicht so sportlich.
„Christin Montgomery.“ Sage ich nun sicherer.
„Es freut mich sehr Miss Montgomery, wie ich gehört habe begleiten sie meine Großmutter.“ Er lächelt und dieses lächeln lässt mein Herz höher schlagen. Er hat kleine Grübchen, die ihm ein fast jungenhaftes Aussehen verleihen.
„Ja.“ Sage ich nur und sehe mich wieder um.
„Was genau suchen sie denn?“ er folgt meinem Blick.
´Einen Ausgang! ` denke ich panisch.
„Mein Zimmer?“ wieder ist es eher eine Frage als eine Antwort.
„Ich begleite sie gerne auf ihr Zimmer Miss Montgomery.“ Er deutet die Treppe hoch.
„Nein danke.“ Lehne ich höflich ab „Ich denke, ich weiß es jetzt wieder.“ Ich eile zur Treppe und stürme dieses hinauf.
Mit klopfendem Herzen lasse ich mich auf mein Bett fallen.
Warum hier?
Warum tauchen diese Augen ausgerechnet hier auf?
„Verdammt!“ fluche ich und vergrabe mein Gesicht in den unanständig weichen Kissen.
Meine Müdigkeit übermannt mich und ich gleite in einen traumlosen Schlaf.
„Chris?“ eine Stimme weckt mich sanft und ich sehe auf, ich liege noch genauso auf dem Bett, wie ich hinein gefallen bin.
Ich komme hoch und Sophia sieht mich an.
„Ich wollte nur Bescheid sagen, dass es jetzt 6 Uhr ist. In einer Stunde wird das Dinner serviert.“ Sagt sie und ich rappele mich auf. Die Sonne steht tief am Horizont und der abendliche Himmel spiegelt sich im See.
Es ist wunderschön.
„Danke Sophia.“ Sage ich schließlich, sie nickt und lässt mich wieder allein.
Ich sehe über das riesige Anwesen, das neben einem Tennisplatz, einer riesigen Stallung auch einen traumhaften Garten beherbergt.
Ich nehme meinen Koffer und entscheide mich ohne lange zu überlegen für einen kurzen Jeansrock und eine einfache geblümte Bluse. Ich stecke meine Haare leicht hoch und trage etwas Lipgloss auf.
´Komm schon, dafür das du nicht wusstest was dich hier erwartet, ist das gar nicht Mal schlecht. ` spreche ich mir selber Mut zu und schlüpfe in meine weißen Pumps.
Dann gehe ich nach neben an. Lizzie schläft noch und ich wecke sie vorsichtig.
„Komm Lizzie, wir müssen uns fürs Abendessen fertig machen.“ Sage ich leise und streiche über ihren Arm.
Sie öffnet die Augen und strahlt mich an.
„Ich habe so gut geschlafen…“ sie streckt sich und ich helfe ihr auf „Du auch Kleines?“ sie sieht mich mit ein wenig Besorgnis an.
„Ja, ja.“ Beeile ich mich zu sagen und helfe ihr in ihre Sachen.
Dann mache ich ihr noch ein wenig die Haare und helfe ihr beim Gang zum Speisesaal.
Gang?
Mir kommt es vor wie ein Labyrinth und ich habe wirkliche Probleme mich hier zu Recht zu finden.
„Mutter.“ Ein Mann steht am Kopfende des Tisches auf und kommt zu uns. Er nimmt die Hand seiner Mum und führt sie zu ihrem Platz. Der Duke hat mehr Ähnlichkeit mit David als mit Alexander, er ist schätzungsweise 1,80 m groß und hat schwarze Haare die von grauen Strähnen durchzogen sind. Seine Augen sind blau und sehen mich eisig an, als sich unsere Blicke treffen.
„Sie können mit uns Essen oder aber sie bevorzugen die Gesellschaft des Personals.“ Er spricht mich direkt an und ich zucke zusammen.
„James…“ setzt Lizzie an, aber ich winke ab.
„Schon gut Lizzie, ich esse gerne mit dem Personal. Wenn du etwas brauchst, dann lass es mich wissen.“ Ich mache auf dem Absatz kehrt.
Mein Blick fällt auf David und Alexander und David sieht mich bedauernd an.
„Ich möchte, dass Chris mit uns isst.“ Sagt Lizzie nun und ich verharre in meiner Bewegung.
„Aber Mutter, sie ist Personal und da sollte sie auch ihre Mahlzeiten zu sich nehmen.“ Erwidert James.
„Lizzie, es ist wirklich in Ordnung.“ Sage ich und lächle sie an „Wirklich Lizzie.“ Füge ich nachdrücklich hinzu.
„Finden sie es angebracht, meine Mutter so anzusprechen?“ James sieht mich kühl an.
„Was finden sie denn angebracht?“ ich sehe ihn an und er scheint überrascht, das ich Widerworte gebe.
„Was ich angebracht finde? ...“ er lacht hohl „… Duchess of Corronagh.“ Sagt er im strengen Ton.
„James, also wirklich…“ Lizzie schüttelt den Kopf „Kleines…“ sie sieht zu mir „… Du nennst mich weiterhin Lizzie.“ Sagt sie in einem Ton der keine Widerrede duldet.
„Aber die Etikette.“ James sieht sie an.
„Hast du in denen gebadet? Chris ist keine der Hausmädchen und selbst diese haben mich in meinen 89 Jahren niemals mit Duchess of Corronagh angeredet.“ Sie macht eine abfällige Handbewegung.
„Ich gehe jetzt.“ Werfe ich ein und eile aus der Tür. Sophia, die vor der Tür gewartet hat, deutet mir an ihr zu folgen und ich finde mich in der Küche wieder.
„Also Leute, der Duke hat heute Mal wieder schlechte Laune und im Gegensatz zu Elisabeth möchte er, dass wir Chris wie eine von uns behandeln.“ Sie sieht in die Runde.
„Hallo Chris!“ kommt es von allen Seiten.
„Hallo.“ Erwidere ich leicht schüchtern und setze mich neben Sophia.
„Also Chris, das sind Oliver und Peter, sie sind die Stallburschen und wir nennen sie Oli und Pete.“ Sie deutet auf einen blonden, jungen Mann und einen älteren mit schütterem Haar. „Da haben wir Arabella, sie ist die Hausdame und hat uns immer gut im Blick. Nicht wahr Bella?“ Sie zwinkert einer älteren Dame mit einer strengen Frisur zu und diese lächelt. Das lächeln macht aus ihr einen ganz anderen Menschen und ich atme erleichtert aus.
„Ich bin nicht so schlimm, wie es meine Stellung vermuten lässt, aber einer muss die ja alle im Auge behalten.“ Erklärt sie mir und ich lächle erleichtert.
„Tja und dann haben wir da noch Carmen, Mona und mich, Wir sind die Hausmädchen.“ Sie deutet auf zwei weitere Frauen und dann scheinen es endlich alle zu sein.
„Ach bevor ich es vergesse, Allan und Charlie sind die Köche.“ Sie deutet auf die Beiden und sie winken mir zu.
Wow, mein Kopf schwirrt.
„Danke.“ Sage ich leise und alle sehen mich an „Ich bin hier in etwas rein gestolpert, von dem ich nicht die geringste Ahnung habe.“ Gebe ich zu.
„Wie meinst du das?“ Bella sieht mich fragend an.
„Bis wir heute Morgen in Dublin gelandet sind, hatte ich keine Ahnung wer oder was Lizzie hier in Irland ist.“ Erkläre ich „In Alaska ist sie einfach nur Lizzie.“ Füge ich hinzu.
„Sie hatte es nie mit dem ganzen Adelszeug, der Einzige dem das wirklich wichtig ist, ist Duke James.“ Erklärt sie mir. „Wir werden schon ein wachsames Augen auf dich haben, keine Angst Chris, du bist bei uns in guten Händen.“
Charlie stellt mir einen Teller mit Essen vor die Nase und ich sehe ihn dankbar an.
„Du musst am verhungern sein.“ Lächelt er und ich nicke. „Obwohl du nicht so aussiehst, als würdest du regelmäßig essen.“ Sophia schüttelt den Kopf.
„Oh doch, glaub mir, das tue ich.“ Wehre ich mich und probiere das Essen.
„Charlie, das ist ausgezeichnet.“ Ich sehe ihn an und er erstrahlt.
„Gibt es Alaska nichts zu Essen?“ Carmen sieht mich belustigt an.
Ich gebe zu, für meine 1,73 m könnte ich ein wenig mehr auf den Rippen vertragen, aber das letzte Jahr ist eben nicht spurlos an mir vorbei gegangen. Zwischenzeitlich war es sogar so schlimm, dass ich in Behandlung war und mir Nic seitdem jeden Bissen in den Mund guckt.
„Doch, sagen wir Mal, ich habe ein sehr hartes Jahr hinter mir und ich bin mir sicher, wenn alles was Charlie kocht so gut ist, dann nehme ich hier schneller zu als mir lieb ist.“ Lache ich.
Wir sitzen noch eine Weile zusammen, bis Carmen und Mona aufspringen.
„Sie servieren jetzt das Dinner und bleiben oben.“ Erklärt mir Sophia.
„Was haben die denn bis jetzt da oben gemacht?“ ich sehe sie erstaunt an, ich bin schon fertig mit meinem Essen und habe auch schon meinen Nachtisch verputzt.
„Ich denke, Lady Annabelle ist Mal wieder zu spät gekommen. Sie ist die Verlobte von Alexander und eine furchtbar zickige Person.“ Sie verdreht die Augen.
„Und David?“ ich sehe sie fragend an.
„David ist schon seit Jahren mit Susanna zusammen. Sie warten darauf, dass Duke James endlich sein Einverständnis für eine Hochzeit gibt. Sie ist nicht standesgemäß weißt du, und er hat ein Riesenproblem damit. David ist zwei Jahre älter wie Alexander und soll den Löwenanteil an alledem hier…“ sie deutet um sich „…. erben. Aber David und Alexander sind nett, sie kommen zum Glück ganz und gar nicht nach ihrem Vater. Aber Duke James war nicht immer so…“ Sie lächelt leicht und ich erwidere es.
„Ist Duke James nicht verheiratet?“ ich ziehe fragend eine Augenbraue hoch.
„Duchess Sarah ist vor 10 Jahren gestorben, kurz danach ist Elisabeth gegangen und die Dinge hier in Corronagh Forrest begannen sich zu ändern.“ Sie zuckt bedauernd mit den Schultern.
„Miss Montgomery?“ ertönt eine Stimme vom Ende der Treppe her, die in die Küche führt. Ich drehe mich um und zu meinem Erstaunen steht Alexander dort und sieht mich an.
Sophia springt auf, aber Alexander lächelt sie nachsichtig an.
„Ja bitte, Duke Alexander.“ Ich stehe ebenfalls auf.
„Lassen sie das bitte, Miss Montgomery.“ Belustigt sieht er mich an und ich ärgere mich über mich selbst.
Warum findet er mich so herrlich amüsant?
Weil ich mich benehme wie ein Elefant im Porzellanladen?
„Und was halten sie für angemessen?“ ich ziehe meine Augenbrauen hoch.
„Alexander reicht aus.“ Er kommt einen Schritt zu mir.
„Gut, dann nennen sie mich bitte Christin.“ Ich nicke ihm zu und erwidert es. „Was machen sie hier?“ frage ich nun verwundert.
„Na, ja Grandma meint ich soll mal nach ihnen schauen und ihnen mitteilen, dass sie gerne möchte, dass sie uns nach dem Essen Gesellschaft leisten.“ Er sieht mich an und wieder nicke ich.
„Wie langen dauert ihr Essen denn noch?“ frage ich unsicher.
„Ich denke wir sind in einer halben Stunde fertig, Sophia wird sie dann bestimmt gerne in den Salon geleiten.“ Er dreht sich um und geht die Treppe wieder hoch.
Sophia setzt sich wieder und ich sehe sie an.
„Was muss ich beachten, wenn ich mich in die Höhle des Löwen begebe?“ ich seufze und setze mich ebenfalls wieder.
„Entspann dich Chris, Elisabeth wird ein Auge auf dich haben.“ Sie tätschelt meine Hand.
„Kommt er öfter hier runter? Ich meine Alexander?“ ich deute auf die Treppe.
„Ab und an. Wenn Duke James nicht im Haus ist, dann bringt ihm Charlie gerade ein wenig das Kochen bei.“ Sie grinst „Beim letzten Versuch haben sie den Feueralarm ausgelöst und dann gab es Pizza.“
Ich unterhalte mich noch ein wenig mit Sophia und dann gehen wir nach oben.
„Immer den Kopf hoch und lächeln.“ Flüstert sie mir zu und ich straffe meine Schultern und betrete den Salon.
„Ach Chris, da bist du ja wieder.“ Lizzie strahlt als sie mich entdeckt.
„Ich hoffe dein Essen war so gut wie meins.“ Ich gehe zu ihr und sie nimmt meine Hand.
„Es war ausgezeichnet.“ Sie lächelt selig.
„Ich glaube, wir kenne uns noch nicht…“ eine Blondine steuert auf mich zu und reicht mir ihre Hand „Ich bin Lady Annabelle de Clairiss.“ Stellt sie sich vor und ich mache automatisch einen Knicks. „Christin Montgomery.“
„Ich weiß gar nicht, was sie haben Duke James, sie scheint doch wenigstens die grundsätzlichen Umgangsformen zu beherrschen.“ Sie sieht zum Duke und ich schlucke schwer.
„Chris…“ Lizzie drückt kurz meine Hand „Ab Morgen wirst du mit uns Essen.“ Sie sieht zu ihrem Sohn.
„Nein Lizzie, es ist in Ordnung, in gewisser Weise gehöre ich zum Personal und ich finde es nicht schlimm mit ihnen zu essen.“ Ich setze mich auf die Couch und Carmen reicht mir mit einem lächeln ein Glas Wasser, dankbar sehe ich sie an.
„Siehst du Mutter, sie sieht es doch selber ein.“ Der Duke sieht mich durchdringend an.
„Ein Vorschlag zur Güte…“ David sieht mich aufmunternd an „Christin isst mit uns zusammen Frühstück und Lunch und zum Dinner geht sie zu Sophia und den anderen.“ Er sieht zu seinem Dad. „Ich bitte dich Dad.“
„Gut, von mir aus.“ Er macht eine abwertende Handbewegung.
„Ich habe vorhin mit Alex darüber gesprochen, das du nicht reiten kannst Kindchen…“ Lizzie sieht zu mir „… Er hat sich angeboten dir schon Morgen Vormittag deine ersten Reitstunden zu geben.“ Zufrieden lächelt sie mich an.
„Aber ihr habt doch bestimmt einen Reitlehrer.“ Annabelle sieht zu Alexander und er zuckt mit den Schultern.
„Weißt du Annabelle, Christin ist mir sehr wichtig und ich möchte eben gerne das Alex ihr das Reiten bei bringt. Ich habe ihm, als er gerade laufen konnte, das Reiten bei gebracht und ich dulde da auch keine Einwände.“ Sie sieht zu ihr und ich staune. Noch nie haben ich Lizzie so mit jemandem reden gehört. Bestimmt und so ausgewählt.
Hier tun sich echt neue Welten für mich auf…
„Ich kann auch darauf verzichten Lizzie…“ ich erstarre kurz und sehe zum Duke „Elisabeth.“ Füge ich hinzu.
„Bevor wir heute Abend bei jeder Kleinigkeit die Christin betrifft diskutieren…“ David seiht mich wieder an und ich atme erleichtert aus „… Grandma, was hältst du davon, wenn ich Christin das Reiten beibringe?“ er sieht zu seiner Grandma und sie scheint einen Moment zu überlegen.
„Gerne doch David, ich danke dir.“ Sie schenkt ihm ein gütiges lächeln.
„Also Christin, dann treffen wir uns morgen um 10 Uhr an den Stallungen.“ Er sieht zu mir und ich nicke leicht.
„Lizzie…“ ich schließe gequält meine Augen „Elisabeth, brauchst du heute Abend Hilfe, oder darf ich mich zurück ziehen?“ ich sehe sie bittend an.
„Ich werde Carmen bitten mir ein wenig zur Hand zu gehen. Leg dich ruhig hin Kleines.“ Sie sieht mich besorgt an.
„Ich danke dir.“ Ich stehe auf, stelle mein Glas auf dem Tisch ab und verlasse den Raum.
Draußen angekommen lehne ich mich gegen die Wand und atme tief ein und aus.
„Geht es ihnen gut?“ Alexander erscheint neben mir.
„Ja.“ Sage ich schnell und sehe mich um.
„Links entlang, die Treppe hoch und dann rechts halten.“ Er schenkt mir ein lächeln und ich stürme davon.
Endlich wieder in meinem Zimmer, gehe ich erst einmal ins Bad und gönne mir eine heiße Dusche. Eigentlich müsste ich kalt duschen, denn ich explodiere gleich.
Ich komme mir vor, wie ein dummes Kind, welches vorgeführt wird.
Als ich endlich im Bett liege, wälze ich mich lange hin und her.
Warum hat ausgerechnet Alexander diese türkisen Augen, die mich schon mein ganzes Leben verfolgen?
Warum er?
Tja Lizzie, dein Schicksalsgequatsche kannst du bei jemand anderem versuchen…
Diese Augen sind nicht mein Schicksal, sie sind ein Punkt an dem Desaster, in dem diese Reise hier schon nach einem Tag endet….
Irgendwann schlafe ich dann doch ein und als ich aufwache brauche ich einen Augenblick um mich zu orientieren. Nachdem ich mich frisch gemacht und angezogen habe, gehe ich leise über den Flur zu Lizzie.
„Guten Morgen.“ Sage ich sanft und sie öffnet ihre Augen.
„Guten Morgen Chris.“ Sie ergreift meine Hand. „Wie geht es dir?“ ich helfe ihr sich aufzusetzen.
„Gut, danke.“ Ich versuche zu lächeln.
„Ach Kleines, das gestern tut mir so schrecklich leid. Glaube mir, ich habe meinen Jungen nicht so erzogen.“ Sie sieht mich entschuldigend an.
„Ach was Lizzie…“ ich sehe sie an „Elisabeth. Es ist alles in Ordnung.“
„Höre bitte mit diesem Elisabeth Gequatsche auf. Lizzie, mein Kind Lizzie.“ Sie sieht mich an und ich nicke.
Am Besten ich versuche sie gar nicht namentlich anzusprechen, so umgehe ich dieses Problem jedenfalls.
Ziemlich schweigend mache ich sie fertig und geleite sie in den Speisesaal. Mit gewisser Erleichterung stelle ich fest, dass Lady Annabelle uns nicht mit ihrer Gesellschaft beehrt.
Ich setze mich hin und das Frühstück verläuft, in Harmonie mit meiner Angst, ruhig und nur gelegentliche Gespräche flammen hier und da auf.
„Ich warte dann an den Stallungen.“ David grinst mich an und ich nicke. Dann sehe ich zu Lizzie.
„Mach dir keine Sorgen…“ sie winkt ab „Ich bekomme heute noch Besuch und du wirst mich wahrscheinlich den ganzen Tag nicht einmal zu Gesicht bekommen.“ Sie zwinkert mir zu.
„Vielen Dank für das Frühstück.“ Ich stehe auf und lege meine Serviette auf den Teller.
„Nicht auf den Teller.“ Der Duke sieht mich an, als wäre ich durch geknallt.
Ich zucke zusammen und lege sie neben meinen Teller.
„Es tut mir leid.“ Sage ich schnell und gehe dann eilig zur Tür.
„Noch einmal so etwas James und ich bin die längste Zeit dein Gast gewesen. Glaube mir, ich kann mit Chris auch auf unseren Landsitz nach Galway fahren. Da ist es um diese Jahreszeit mindestens genauso schön.“ Höre ich Lizzies Stimme.
„Nein Mutter, es tut mir leid.“ Sagt der Duke nicht gerade sehr aufrichtig.
Ich gehe nach oben und ziehe mir eine Jeans und ein enges schwarzes Poloshirt an. Dann finde ich mit Sophias Hilfe den Hinterausgang und steuere die Stallungen an.
„Na bereit?“ David grinst mich an
Langsam schüttele ich meinen Kopf.
„Na komm schon, ich verspreche dir, es wird dir gefallen.“ Er nickt mir aufmunternd zu und drückt mir einen Helm und Stiefel in die Hand.
Ich ziehe mir die Stiefel an und er hilft mir meinen Helm richtig einzustellen.
„Danke David.“ Ich sehe ihn an und seine Augen blitzen mich schelmisch an.
„Dafür nicht Chris.“ Er betritt vor mir die Stallungen.
„Ich meine für…“ setze ich an.
„Ich weiß, was du meinst…“ er dreht sich lächelnd um „… Keine Angst Chris, ich werde so gut wie möglich versuchen dich aus allem raus zu halten…“ er zwinkert mir zu und ich lächle „… Ich habe es Grandma versprochen und ich halte meine Versprechungen.“
Dann hält er vor eine der Boxen und ich werfe einen Blick hinein um gleich darauf einen Schritt zurück zu machen.
„Was ist denn das?“ frage ich schockiert.
„Das meine Liebe sind die besten Tinker in ganz Irland.“ Er schiebt das Gatter auf und ich bestaune, das wirklich wunderschöner aber verdammt große Pferd.
„Das ist Benita Gloria von und zu Wallenstein.“ Stellt er mich vor.
„Was? Haben hier selbst die Pferde Adelstitel?“ ich schlage mir mit der flachen Hand an die Stirn.
David lacht auf und Oliver kommt zu uns.
„Wir nennen sie Princess.“ Er zwinkert mir zu. „Sie ist ein ausgesprochen ruhiges und ausgeglichenes Pferd.“ Er bugsiert sie in den Gang und ich sehe sie mir genauer an.
Sie hat dunkelbraunes, seidiges Fell und vorne an der Brust hat sie eine Zeichnung die fast wie eine Krone aussieht. Ich kenne mich mit Pferden nicht aus, aber sie scheint wirklich ein sehr schönes Exemplar zu sein. Die Puschel an ihren Beinen sind ein wenig heller wie der Rest des Fells und wie sie hier so steht, kann ich verstehen warum sie Princess heißt. Obwohl ich ein wenig Angst habe, schiebt mich David ein Stück näher an sie heran.
Ich streichele ihr vorsichtig über die Nüstern und sie sieht mich mit ihren braunen Augen an.
„Hey meine Hübsche.“ Sage ich leise und sie schmiegt sich an meine Hand.
„Sie mag dich.“ Sagt Oliver grinsend.
„Magst du bitte Storm satteln, ich mache das hier mit Chris zusammen.“ David sieht zu Oliver und dieser nickt uns zu.
David holt einen Sattel und zeigt mir wie ich alles richtig fest mache.
„Das gehört für mich dazu…“ er sieht mich an, als der Sattel endlich an Ort und Stelle ist „… Ich meine, wenn ich dir schon das Reiten beibringen soll, dann auch richtig.“
„David. Storm steht auf der Koppel für sie breit.“ Oliver kommt zu uns und David reicht mir Princess ihre Zügel.
Langsam führe ich sie nach draußen und als ich Storm erblicke bin ich wirklich dankbar für Princess. Storm ist noch ein Stück größer und pechschwarz. Er ist wirklich wunderschön, aber auf ihm würde ich mit Sicherheit nicht reiten…
Nie im Leben!
David hilft mir aufzusetzen und ich halte mich ängstlich an Princess fest.
„Ganz ruhig, die Pferde spüren es wenn du Angst hast und werden nervös.“ Redet mir David gut zu.
Ich straffe meine Schultern und setze mich richtig hin.
David setzt ebenfalls auf und dann geht es los.
Ganz langsam traben wir entlang des Weidezauns und ich muss mir eingestehen, dass es ein wirklich schönes Gefühl ist.
„Na, wie gefällt es dir?“ David reitet neben mir und ich strahle ihn an.
„Es ist toll.“ Gebe ich zurück und er lächelt zufrieden.
„Ich habe gewusst, dass es dir gefallen wird. Du machst dich wirklich gut.“ Er nickt mir anerkennend zu.
Zwischendurch korrigiert er meine Haltung oder erklärt mir, was ich beachten muss.
Als wir zwei Stunden später wieder bei den Stallungen sind, bin ich fast ein wenig traurig.
„Morgen wieder?“ David sieht mich an und ich nicke begeistert.
„Nur wenn es dir keine Umstände macht.“ Füge ich hinzu.
„Nein, sonst hätte ich es dir nicht angeboten.“ Er hilft mir abzusteigen.
Oliver und Peter kommen auf uns zu, doch David winkt ab.
„Wir machen das schon.“ Ruft er ihnen zu und die beiden gehen zurück zu den Ställen.
Wir befreien unsere beiden Pferde von den Sätteln und striegeln sie ausgiebig. David zeigt mir geduldig alles und ich merke wie entspannend das Striegeln sein kann.
Das erste Mal seit meiner Ankunft in Irland fühle ich mich wohl.
„Bisher hältst du nicht viel von Irland?“ David sieht mich fragend an.
„Kannst du Gedanken lesen?“ ich grinse und lehne mich an Princess.
„Nein, aber ehrlich, wenn ein mir unbekanntes Land mich so empfangen hätte, wie Irland dich empfangen hat…“ er lacht leise „… ich glaube ich wäre in den nächsten Flieger gestiegen und wäre nie wieder gekommen.“
„Glaube mir, gestern wollte ich weg…“ ich lächle und er sieht mich erschrocken an „… Aber ich habe nicht einmal den Ausgang gefunden.“ Gebe ich zu und er lacht auf.
„Glaub mir Chris, so schlimm sind wir alle gar nicht.“ Er nimmt mir die Bürste ab und wir führen Princess und Storm auf die Weide. Kaum das wir sie los gemacht haben, stürmen die beiden davon.
„Kommt deine Freundin auch zu Besuch?“ ich sehe ihn an und merke wie sich seine Miene verfinstert. „Es tut mir leid.“ Werfe ich sofort ein. „Ich bin unmöglich.“ Schalle ich mich selbst.
„Ach was Chris.“ Er nickt mir zu und sein Gesicht entspannt sich etwas „Sus kommt am nächstenWochenende.“ Er atmet tief ein und aus. „Es ist für sie nicht leicht hier.“ Fügt er hinzu „Ich bin froh, das sie meinen Vater erträgt.“
„Dann sind wir ja zwei, die sich vor deinem Vater verstecken können.“ Ich lächle ihn aufmunternd an.
„Ich bin mir sicher Sus wird dich mögen.“ Er nimmt mir die Zügel ab und nachdem wir sie im Stall an den dafür vorgesehen Platz gehängt haben und ich den Helm und Stiefel los bin, gehen wir zurück ins Haus.
Am Hintereingang kommt uns Alexander entgegen.
„Wie war die erste Reitstunde?“ er sieht mich an und mein Herz macht einen Satz.
„Sehr schön, vielen Dank der Nachfrage.“ Ich sehe zu Boden.
„Chris hat viel Talent was das Reiten angeht, sie und Princess scheinen wie für einander bestimmt.“ David legt seinen Arm um meine Schulter und ich sehe auf. Alexander mustert mich eingehend, dann sieht er seinen Bruder an.
„Das freut mich zu hören…“ er nickt ihm zu „… In der Küche stehen Sandwiches für euch. Grandma ist mit Goergina Maloy im Salon und Vater ist geschäftlich in Kells.“ Erklärt er uns „Ich werde jetzt noch kurz nach Virginia rein fahren. Braucht ihr etwas?“ fragend sieht er von mir zu David und wir schütteln beide den Kopf.
„Nein, vielen Dank.“ Sage ich höflich und betrete das Haus.
„Ich gehe mich erst einmal umziehen.“ Sage ich zu David und er nickt.
Ich sitze ein wenig später mit Sophia in der Küche und lasse mir die Sandwiches schmecken.
„David ist wirklich sehr nett.“ Ich sehe sie an und sie nickt bestätigend.
„Ja, wir sind froh, dass er nach allem was mit ihm und Susanna passiert ist, noch hier ist. Glaub mir, wenn sich der Duke weiterhin so gegen die beiden wehrt, dann ist David weg.“ Sie sieht mich bedauernd an.
„Ich kann es nicht verstehen, sollte das Glück der eigenen Kinder nicht wichtiger sein, als irgendwelche Etikette?“ ich sehe sie fragend an.
„So denken wir.“ Sie schiebt mir einen Teller mit Obst hin „Aber ich glaube, in den Kreisen denkt man anders.“ Fügt sie hinzu.
Tja in den Kreisen…
In Kreise, in die ich rein gestolpert bin wie ein junger Reh in eine Falle…
Und ich sitze fest…
In der folgenden Woche besuche ich zusammen mit Lizzie viele ihrer alten Freunde und Bekannten und ich fange an zu verstehen, was sie an Irland so toll findet. Alle sind sehr nett und behandeln mich, wie es sich Lizzie auch von ihrem Sohn wünschen würde.
Dieser benimmt sich immer noch wie ein unterkühlter Feldwebel und ich versuche ihm so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen.
Ich habe täglich eine Reitstunde am Morgen mit David und ich fühle mich immer sicherer auf Princess Rücken. Ich freue mich auf die Stunde am Morgen.
Das erste Wochenende ist eher Ereignislos und ich bin dankbar dafür, Lizzie und ich erkunden den Garten und fahren mit einem Boot auf den See. Sie so glücklich zu sehen, erfüllt mich mit Freude und egal wie schlimm ich es hier stellenweise finde, sie genießt ihre Zeit und nur darum geht es.
Am Sonntag nach einem kurzen Lunch zusammen mit Sophie, sehe ich sie an. Ich habe den Nachmittag frei, da Lizzie Besuch hat und ich weiß nicht so recht was ich mit mir anfangen soll.
„Hat dieses Schloss…“ ich ziehe eine Augenbraue hoch und Sophia lacht „… Auch eine Bibliothek?“
„Ja sicher, warte ich zeige sie dir.“ Sie steht auf und wir räumen mein Geschirr weg.
Sie führt mich in eine wirklich imposante Bibliothek und ich bestaune die ganzen wunderbaren Bücher, meine Augen strahlen als ich die ganzen Titel lese.
„Liest du gerne?“ fragt mich Sophia grinsend.
„Ja, ich liebe es…“ gestehe ich „… Wenn mein Haus irgendwann einmal fertig ist, dann möchte ich auch eine Bibliothek haben. Sie wird nie mit der hier mithalten können, aber das ist nicht schlimm.“ Ich drehe mich im Kreis.
„Dann lasse ich dich Mal ein wenig allein.“ Sie lächelt mich an und ich nicke abwesend, mein Blick gleitet über die Titel der Bücher und ich nehme schließlich eines zur Hand.
- Die Sanfte – von Fjodor Dostojewski.
Als ich das Buch zum ersten Mal las, war ich gerade 18 und ich habe furchtbar viele Tränen vergossen.
Ich setze mich auf einen Sessel mit Blick in den wunderschönen Garten, ziehe meine Beine an und beginne zu lesen. Ich tauche in die Geschichte ein und lasse mich von Dostojewski in das Russland des späten 19. Jahrhunderts hinein versetzen.
„Nicht das, was ich erwartet habe.“ Alexander steht vor mir und ich wische mir eine Träne aus dem Augenwinkel. Ich habe ihn in der letzten Woche nur ein oder zwei Mal gesehen, Lizzie sagte mir er hat geschäftlich noch einige Dinge in Dublin zu tun ehe er wirklich Ferien hat.
Er sieht auf das Buch und ich will aufstehen.
„Sie müssen nicht jedes Mal weg laufen, wenn ich komme.“ Er sieht mich an und ich wage es kaum ihm in die Augen zu sehen.
„Ich möchte sie nicht stören.“ Sage ich leise und stelle das Buch zurück.
„Haben ich ihnen das Gefühl vermittelt mich zu stören?“ er macht einen Schritt auf mich zu und ich halte die Luft an.
„Nein.“ Sage ich schließlich.
„Sehen sie…“ er nimmt auf der Couch Platz „…Also nehmen sie sich bitte das Buch und lesen sie weiter. Ich werde mich auch meinem Buch widmen.“ Er deutet auf ein Buch in seiner Hand.
„Im Morgengrauen von Stephen King?“ ich ziehe meine Augenbrauen hoch „Nun, das ist nicht das was ich erwartet habe.“ Ich nehme mir wieder das Buch und setze mich.
„Tja, da haben wir wohl beide etwas anderes von unserem Gegenüber gedacht.“ Lächelt er und schlägt sein Buch auf.
Eine Weile lesen wir beide still vor uns hin, die Sanfte ist kein sehr langes Buch und ich klappe es mit einem Seufzen zu.
„Eine traurige Geschichte?“ Alexander mustert mich.
„Tragisch.“ Erwidere ich und streiche über den Einband.
„Würden sie mir die Geschichte erzählen? Dostojewski ist nicht gerade ein Schriftsteller mit dem ich etwas anfangen kann. Aber wenn er sie so sehr berührt, dann würde ich gerne wissen worum es geht.“ Er sieht mich fragend an und ich überlege einen Moment.
„Ich bitte sie Christin…“ er schenkt mir eines seiner umwerfenden lächeln „… Also gut, ich mache ihnen ein Angebot…“ er setzt sich aufrecht hin und mustert mich „… Sie erzählen mir die Geschichte und im Gegenzug bringe ich ihnen Tennis bei.“ Er zwinkert mir zu.
„Tennis?“ ich sehe ihn unsicher an.
„Aber sicher, David hat das Reiten übernommen und ich bin mir sicher Grandma möchte, das sie alles kennen lernen. Tennis ist nicht so schwer wie es aussieht und ich genieße es zu spielen, wenn ich schon Mal die Zeit dazu habe.“ Erklärt er mir.
„Ich werde keine gute Gegnerin sein.“ Gebe ich zu bedenken.
„Dann mache ich eine gute Gegnerin aus ihnen.“ Seine Augen blitzen schelmisch auf und ich muss lächeln.
„Also gut.“ Gebe ich nach und nicke ihm zu. „Die Sanfte ist ein späteres Werk von Dostojewski, es wurde erstmals 1876 in der von Dostojewski selbst herausgegebenen Monatszeitschrift Tagebuch eines Schriftstellers veröffentlich. Es ist kein langes Werk, nur knapp 90 Seiten.“ Beginne ich und sehe wie er mir aufmerksam folgt „Der Erzählung geht ein „Vorwort“ voraus, in dem ein fiktiver Herausgeber die Erzählung als „phantastisch“ bezeichnet. Er bezieht sich weniger auf den Inhalt der realistischen Erzählung als vielmehr auf die Form – Dostojewski verwendet eine Art inneren Monolog, mit dem die Erzählung völlig auf die Perspektive des Erzählers eingeschränkt wird. Die emotionale Sprache und die Widersprüchlichkeit gewisser Emotionen zeigen klar, dass der Leser es nicht mit einer objektiven Schilderung von Ereignissen zu tun hat, sondern vielmehr mit einem Deutungsversuch eines Individuums.“ Ich sehe in sein erstauntes Gesicht. „Was?“ frage ich leicht verwirrt.
„Sie kennen sich sehr gut mit Dostojewski aus.“ Gibt er zu.
„Ich habe alle Werke von ihm gelesen.“ Gebe ich zu „Schuld und Sühne ist ein Klassiker.“
„Bitte fahren sie fort.“ Bittet er mich.
„Ein Pfandleiher versucht, „sich an der Gesellschaft zu rächen“, indem er mit seinem Geschäft innerhalb von drei Jahren so viel Geld verdient, dass er sich auf dem Land niederlassen kann. Er fühlt sich aus der Gesellschaft ausgegrenzt, seitdem er wegen Feigheit unehrenhaft aus dem Militärdienst entlassen worden ist. Er sei, so wird ihm vorgeworfen, einem Duell aus dem Weg gegangen. Durch seine Entlassung verarmt er und wird für eine Weile obdachlos, bevor er 3000 Rubel erbt und das Pfandleihgeschäft eröffnen kann. In dieser Situation lernt er eine 16-jährige Frau „die Sanfte“ kennen, von der der Leser durch die Einleitung des fiktiven Verfassers schon weiß, dass sie vor dem Zeitpunkt der Erzählung Selbstmord begangen hat. Sie verpfändet ihre lieben Gegenstände, um Inserate in einer Zeitung zu schalten, in denen sie eine Anstellung als Gouvernante sucht. Der Pfandleiher erniedrigt sie bei diesen Geschäften subtil, besonders wird eine Situation erwähnt, in der sie ihm eine Ikone bringt, die er schließlich in seinen eigenen Reliquienschrein stellt. Durch Nachforschungen erfährt der Pfandleiher, dass die junge Frau bei ihren tyrannischen Tanten lebt und mit einem widerwärtigen Krämer verheiratet werden soll. Er nutzt die Situation aus und bittet um die Hand der jungen Frau. In ihrer Not heiratet sie ihn. Nach einer anfänglich ruhigen Ehe bricht eine Art Kampf aus, ausgelöst durch Meinungsverschiedenheiten beim Führen des Pfandleihgeschäfts. Die Sanfte flieht aus der gemeinsamen Wohnung, obwohl ihr das vom Pfandleiher bisher nicht erlaubt worden ist. Sie trifft sich mit einem Offizier namens Jefimowitsch. Der betrogene Ehemann erfährt davon durch die beiden Tanten, daraufhin überrascht er seine Frau bei einem Rendezvous mit Jefimowitsch. Am nächsten Morgen wacht er auf und fühlt eine Pistole an seinem Kopf. Er öffnet kurz die Augen, schließt sie aber wieder, worauf die Sanfte nach einer Weile den offensichtlichen Entschluss aufgibt, ihn umzubringen. Danach kauft der Pfandleiher ein zweites Bett und eine Trennwand. Die Sanfte wird krank, erholt sich und lebt sehr isoliert. Eines Tages singt sie in Anwesenheit des Pfandleihers. Er folgert, dass es ihr scheint, als sei er nicht da, sie singt sonst nur in seiner Abwesenheit, daraufhin macht er ihr eine Liebeserklärung und bietet ihr an, sein Geschäft aufzulösen und eine Reise nach Boulogne in Frankreich zu machen. Die Sanfte lässt sich scheinbar rühren und entschuldigt sich, sie verspricht ihm, ihn fortan zu achten. Er geht kurz weg, um die Pässe für die Reise zu organisieren – als er zurückkommt, hat sie sich aus dem Fenster gestürzt.“ Ich sehe aus dem Fenster.
„Eine wirklich ergreifende Geschichte.“ Alexander steht auf und stellt sich neben den Sessel.
„Ja.“ Sage ich leise „Ich frage mich immer wieder, wie sie es ausgehalten hat…“ ich sehe auf meine Hände „Ich bin in einer sehr liebevollen und intakten Familie aufgewachsen und sie kannte so etwas ihr ganzen Leben lang nicht. Immer wieder, wenn ich das Buch gelesen habe werde ich mir bewusst welches Glück ich doch habe.“ Ich sehe zu ihm und er sieht mich mit einem Ausdruck in den Augen an, der sich in meine Seele brennt.
„Da haben sie wahrscheinlich Recht. Ich hatte auch eine sehr glückliche Kindheit.“ Er lächelt leicht und schaut nach draußen. „Heute ist es schon ein wenig spät für Tennis. Was halten sie von Morgen 2 Uhr?“ er sieht mich fragend an und ich sehe zur Uhr, tatsächlich ist es schon fast 6 Uhr und ich staune darüber, das ich schon seit 5 Stunden hier in der Bibliothek bin.
„Ich spreche mit Lizzie, ich weiß nicht was sie morgen vor hat. Ich bin ja schließlich nicht zum Spaß hier.“ Ich stehe auf und stelle das Buch zurück.
„Vielen Dank Christin.“ Sagt er und ich drehe mich um.
„Ich danke ihnen Alexander.“ Gebe ich zurück und finde tatsächlich den Weg zum Salon.
Ich klopfe an und trete leise ein.
„Ach Kleines.“ Lizzie erstrahlt „Komm her.“ Sie winkt mich zu sich und ich setze mich auf ihre Sessellehne.
„Darf ich dir Molly vorstellen?“ sie deutet auf eine ältere Dame.
„Freut mich sehr Molly.“ Ich reiche ihr meine Hand.
„Das ist Chris, mein rettender Engel.“ Lizzie drückt meine Hand.
„Chris es freut mich wirklich sehr.“ Sie lächelt mich an.
„Ich wollte nur sagen, dass es fast 6 Uhr ist, möchtest du dich vor dem Dinner noch frisch machen?“ ich sehe zu Lizzie.
„Nein, nein Kleines.“ Winkt sie ab „Aber ich möchte dich bitten, dir die nächsten Tage nichts vorzunehmen. Ich habe uns heute einen Chauffeur organisiert, der uns ein paar tolle Sachen zeigen wird.“ Sie drückt meine Hand.
„Sicher Lizzie. Dann sage ich David und Alexander Bescheid.“ Ich lächle sie an.
„David und Alexander?“ sie sieht mich fragend an.
„Nachdem David ja meine Reitstunden übernommen hat, hat mir Alexander angeboten mir Tennisstunden zu geben, er dachte, es wäre in deinem Sinne.“ Ich sehe sie an und sie grinst.
„Mach doch mit den beiden einfach Stunden am späten Nachmittag aus, ich denke wir werden so gegen 3 Uhr wieder hier sein. Wir wollen ja nicht so weit weg, Dublin ist ja nur 1 Stunde entfernt.“ Sie tätschelt meine Hand. „Ach weißt du Kleines, ich bespreche das mit den Beiden beim Dinner, ich hoffe nur diese furchtbare Person ist nicht wieder da.“ Sie sieht zu Molly „Lady Annabelle.“ Fügt sie hinzu.
„Oh ja, ich kenne sie…“ setzt Molly an.
„Die Damen entschuldigen mich? Ich mache mich ein wenig frisch und werde dann von Sophia und den anderen zum Abendessen erwartet.“ Ich sehe zu Lizzie und sie nickt.
„Aber sicher Kleines, du kannst dann bitte wieder um 8 Uhr in den Salon kommen.“ Sie zwinkert mir zu und ich nicke.
Nachdem ich in eine bequeme Jeans und ein Top geschlüpft bin, mache ich mich auf dem Weg zum Essen, welches zum Ersten wieder ausgezeichnet ist und zum Zweiten sehr amüsant.
„So, ich gehe dann wieder hoch.“ Ich sehe zu Sophia und sie nickt mir zu.
Ich betrete den Salon und sogleich reicht Carmen mir einen Eistee.
„Ich danke dir.“ Ich setze mich neben Lizzie auf den Sessel, da Alexander und sein Vater gerade mitten in einer Diskussion sind.
„Alex, du musst bei Global Irish mehr auf den Export achten. Wir sind abhängig davon. Die Firma kann sich nicht allein durch Inlandsgeschäft über Wasser halten.“ Der Duke sieht zu seinem Sohn.
„Das weiß ich Dad, aber die Zahlen sind ja auch erst einmal nur die vorläufigen Zahlen.“ Er sieht ihn an und leert sein Whiskeyglas in einem Zug.
„James bitte.“ Geht nun Lizzie dazwischen.
„Nein Mutter, er muss es Mal begreifen. Man bekommt im Leben nichts geschenkt.“ Er sieht zu Alexander.
Dann sieht der Duke zu mir und ich sehe ebenfalls zu Alexander.
„Bemitleiden sie etwa meinen Sohn Miss Montgomery?“ er sieht mich abschätzig an.
„Nein Duke, ich finde nur er hat Recht.“ Gebe ich zu und er und auch alle anderen sehen mich erstaunt an.
„Und was verleitet sie zu der Annahme?“ der Duke sieht mich spöttisch an.
„Wie allgemein bekannt, machen Firmen mit einem Jahresumsatz von über 3 Millionen Dollar ihren Löwenanteil in der Export und Importbranche immer in der zweiten Jahreshälfte, da hauptsächlich Rohwaren zum Export bestimmt sind und deren Preise im Winter erwartungsgemäß fallen, verlagern sich die Umsatzstärksten Monate auf den Juli, August und den September. Weil jeder glaubt, dort das richtige Angebot zu bekommen oder abzugeben. Da Irland sich, meiner Meinung nach, an der Rest der Weltwirtschaft anschließt, gehe ich davon aus das Global Irish auch seine Umsatzstärksten Monate im Juli, August und September haben wird.“ Ich sehe ihn an und genieße einen Moment den ungläubigen Ausdruck auf seinem Gesicht. Aber nicht nur er, auch David, Alexander und Lizzie schauen mich an als komme ich von einem anderen Stern. „Mein Dad ist Wirtschaftprüfer und ob ich will oder nicht, ich bin in wirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten immer auf dem neustem Stand.“ Füge ich hinzu.
Ich habe den Duke sprachlos gemacht…
„Gut, ich erwarte laut den Prognosen unserer ehrenwerten Miss Montgomery, dann einen besseren Jahresabschlußbericht von Global Irish.“ Der Duke sieht zu Alexander und dieser nickt.
„Ich bin mir sicher, wenn sie die Berichte der letzten Jahre vergleichen, wir kaum ein Unterschied bei den Jahresmitteberichten sein.“ Füge ich hinzu und der Duke sieht mich leicht böse an „Entschuldigung.“ Füge ich hinzu und nehme einen Schluck von meinem Eistee.
Einen Moment herrscht angespanntes Schweigen, dann räuspert sich Lizzie und wendet sich mir zu.
„Wie ich von David erfahren haben, machst du eine sehr gute Figur auf dem Pferd.“ Sie strahlte mich an und ich sehe zu David.
„Ja, es macht wirklich Spaß.“ Gebe ich zu.
„Ich habe mit David vereinbart, das eure Reitstunden jetzt auf den frühen Abend fallen und Alex kann mit seinen Tennisstunden auch bis nächste Woche warten, immerhin sind wir ja noch 2 ½ Wochen hier.“ Sie sieht zu Alexander und er nickt lächelnd.
„Morgen werden wir uns das Trinity College und die Ausstellung für postmoderne Kunst ansehen.“ Sie sieht mich glücklich an.
„Das klingt phantastisch.“ Ich lächle, ich freue mich wirklich.
Viele mögen so etwas für langweilig oder altmodisch halten. Aber ich liebe es, ich liebe es in Bilder einzutauchen die ich nicht kenne und Gebäude zu bestaunen, durch die schon Menschen gelaufen sind, die große Persönlichkeiten geworden sind.
„So Kleines, würdest du mich in mein Zimmer begleiten. Der Tag heute war lang und ich brauche ein wenig Schönheitsschlaf.“ Sie sieht mich an und ich stehe auf.
„Aber sicher.“ Ich nehme ihr, ihr Glas ab und wir verabschieden uns.
Als wir in ihrem Zimmer sind, sieht sie mich belustigt an.
„Du steckst voller Überraschungen Kleines.“ Lächelt sie.
„Ich mag es nicht, wenn man mich unterschätzt.“ Gebe ich zu und innerlich freue ich mich über den Triumph.
Ich mache Lizzie bettfertig und gehe dann in mein Zimmer. Ich nehme mir eines der Bücher zu Hand, welches ich mir aus der Bibliothek ausgeliehen habe und setze mich auf die Couch vor das Fenster. Eine Weile tauche ich in die Geschichte Dublins ein, aber dann schweift mein Blick nach draußen. Der See und das Anwesen sehen im Abendlicht traumhaft schön aus, ich lege das Buch beiseite und ziehe mir eine dünne Strickjacke über.
Ich finde den Ausgang jetzt schon alleine…
Was bin ich stolz auf mich.
Nach nur einer Woche…
Ich gehe langsam durch den Garten und atme den Duft der verschiedenen Blumen ein, dann erreiche ich einen Steg, der schätzungsweise 15 Meter in den See hinein ragt. Ich gehe ans Ende und setze mich auf die von der Sonne aufgeheizten Bohlen. Ich ziehe mir meine Schuhe aus und lasse meine Beine in das angenehm kühle Wasser baumeln.
Plötzlich höre ich Stimmen und drehe mich suchend um, am Ufer steht Alexander mit Lady Annabelle und ich schließe gequält meine Augen.
Ich stehe auf und begrüße sie höflich.
„Schönen guten Abend Lady Annabelle.“ Ich mache wieder einen kleinen Knicks und will mich schnell in Richtung Haus bewegen.
„Christin?“ ihre quietschige Stimme dringt mir in Mark und Bein und ich drehe mich um.
„Was kann ich für sie tun Lady Annabelle?“ ich sehe sie fragend an.
„Wären sie so nett uns zwei Gläser Violante Nero di Troia zu holen? Das wäre wirklich sehr liebreizend.“ Sie klimpert mich mit ihren, mit Sicherheit angeklebten Wimpern, an.
„Aber sicher.“ Ich lächle sie gequält an.
„Nein Annabelle, Christin arbeitet nicht hier. Wenn du ein Glas Rotwein haben willst, dann hole ich es dir.“ Alexander sieht seine Verlobte an und sie lächelt pikiert.
„Aber natürlich, ich vergaß.“ Sie harkt sich beim ein.
Er schüttelt sie ab und sieht mich an.
„Ich begleite sie zum Haus und hole den Wein.“ Er sieht mich an und Annabelle schaut zwischen uns hin und her.
„Du kannst dir zwischenzeitlich Gedanken machen, ob du eine Sommerhochzeit oder eine Winterhochzeit bevorzugst.“ Sagt er an sie gewandt und sie strahlt ihn an.
„Aber sicher Darling.“ Flötet sie und setzt sich auf eine der Bänke.
Schweigend gehen wir ein Stück nebeneinander her.
„Es tut mir leid Christin, ich verstehe Annabelle manchmal einfach nicht.“ Sagt er schließlich.
„Sie müssen sich nicht entschuldigen.“ Ich schaue auf meine nackten Füße an deren Sohlen das kurz gemähte Gras kitzelt.
„Ich finde sie benimmt sich unmöglich.“ Er verschränkt seine Hände hinter dem Rücken.
„Dann sollten sie mit ihr reden…“ gebe ich zurück und sehe ihn an. Er trägt ein Poloshirt und eine sommerliche Stoffhose, aber er wirkt nicht im Geringsten locker darin „… ich meine sie wird ihre Frau und ich gehe Mal davon aus, das sie sie lieben. Da sollten sie mit ihr über so etwas reden.“ Führe ich weiter fort.
„Wie kommen sie darauf, das ich sie liebe?“ er sieht mich erstaunt an.
Ich bleibe stehen und sehe ihn ebenfalls erstaunt an.
„Sie heiraten sie.“ Sage ich perplex.
„Ja, aber…“ setzt er an.
„Tut mir leid Alexander, aber da wo ich herkomme und in der Welt, in der ich lebe, da heiratet man aus Liebe und aus keinem anderen Grund.“ Erkläre ich ihm und setze meinen Weg fort.
„Bei ihnen klingt das so einfach.“ Er folgt mich schnellen Schrittes.
„Weil es einfach ist.“ Ich zucke mit den Schultern.
„Was soll an der Liebe einfach sein?“ er lächelt leicht.
„Alexander, ohne ihnen zu Nahe treten zu wollen. Aber ich meine nicht die Liebe an sich, die ist wahrlich oft genug sehr kompliziert. Ich meine nur, ich würde nur aus Liebe heiraten und aus keinem anderen Grund. Es bestimmt mein weiteres Leben und es bestimmt neben wen ich jeden Morgen aufwache.“ Wir erreichen das Haus. „Gute Nacht Alexander.“ Ich trete ein und laufe die Treppe hoch.
Ich schlafe gut in dieser Nacht, sehr gut sogar und bin voller Tatendrang als ich aufstehe. Ich ziehe mir meine Jeans von gestern Abend und eine weiße Bluse an, dann stecke ich mir meine Haare hoch und schlüpfe in meine Chucks, ehe ich zu Lizzie gehe.
„Guten Morgen.“ Ich wecke sie leise und wir strahlen uns an.
„Na Kleines, freust du dich auf heute?“ sie kommt hoch und ich nicke eifrig.
„Ich habe gestern ein Buch über Dublin gelesen, es sind so viele tolle Orte beschrieben. Ich freue mich wirklich.“ Gebe ich zu.
„Was möchtest du denn alles sehen?“ ich geleite sie ins Bad und reiche ihr die notwendigen Sachen.
„Heute freue ich mich aufs Trinity College und deren Bibliothek. Vielleicht schaffen wir es noch zum General Post Office und zur großen St. Patricks Cathedral.“ Ich sehe sie an und ihre Augen strahlen.
„Das machen wir Kleines.“ Verspricht sie mir. „Wenn wir die Ausstellung heute nicht schaffen, dann besuchen wir sie morgen.“ Fügt sie hinzu und ich lächle sie dankbar an.
Lizzie, David und ich sind allein beim Frühstück und er freut sich, dass ich mich so für die irische Kultur begeistern kann.
„Habt ihr was dagegen, wenn ich euch begleite? Vielleicht können wir uns zum Lunch mit Susanna treffen?“ er sieht und beide an.
„Oh, das ist eine wunderbare Idee.“ Lizzie sieht ihn dankbar an.
„Dann brauchen wir auch keinen Chauffeur, ich fahre euch.“ Erklärt er und ich lächle ihn an.
Ich weiß, wie glücklich es Lizzie macht Zeit mit ihm zu verbringen.
Eine knappe Stunde später brechen wir auf und ich bin ganz aufgeregt als wir am Trinity College eintreffen.
David nimmt sich Zeit und erklärt mir alles ausführlich, dann betreten wir die Old Library und ich sehe mich staunend um.
„Von den acht Gebäuden der gigantischen wissenschaftlichen Bibliothek sind leider nur drei Bereiche für die Öffentlichkeit zugänglich. Da ist der spektakuläre Säulengang mit seinen knapp 65 Metern im 1. Obergeschoss sowie im Erdgeschoss die Ausstellungen "Turning Darkness into Light“ und wir sind hier in der Schatzkammer mit „The Book of Kells Exhibition“. Da hinten ist die älteste erhaltene Harfe Irlands aus dem 15. Jahrhundert, sie ist auf den irischen Münzen hinten verewigt.“ Erklärt er mir und ich sehe mir die Harfe an.
Sie ist wunderschön, aus altem hellem Holz gefertigt und sieht aus wie ein Meisterwerk.
„Die Bibliothek besitzt neben den ältesten irischen Manuskripten aus dem 9. Jahrhundert auch eine der letzten erhaltenen Exemplare der Proklamation der Irischen Republik von 1916. Patrick Pearse hatte diese am 24. April 1916 vor dem Hauptpostamt von Dublin verlesen und so den Osteraufstand ausgelöst, der Jahre später zur Unabhängigkeit Irlands von England führte.“ David deutet auf ein, unter dickem Panzerglas geschütztes, Schriftstück. „Das ist irisch, aber ich glaube irgendwo da hinten…“ er deutet auf die Wand, an der mehrere gerahmte Schriftstücke hängen „… gibt es auch eine Übersetzung.“
„Wow, das ist Wahnsinn.“ Ich sehe mich staunend um.
Auch Lizzie ist ganz begeistert, denn seit ihrem letzten Besuch hat sich einiges Verändert.
Wir sind fast drei Stunden in den Räumen der Bibliothek unterwegs und als wir wieder in die Junisonne Dublins hinaus treten, fühle ich mich wieder ein Stück schlauer.
„Wir treffen uns jetzt mit Susanna.“ David strahlt uns an und ich steuere Lizzies Fahrstuhl durch den St. Patricks Park.
Als wir in dem kleinen Restaurant ankommen, wird David sofort von einer jungen Frau begrüßt. Sie ist etwa so groß wie ich und hat hellblonde Haare mit einem Rotstich, sie ist wirklich hübsch und hat sehr schöne wasserblaue Augen.
„Du musst Chris sein.“ Sie reicht mir die Hand und ich nicke.
„Und sie sind bestimmt Elisabeth.“ Sie beugt zu Lizzie und diese strahlt sie an.
„Nenn mich bitte Lizzie, James ist weit weg und wird es schon nicht mit bekommen.“ Sie zwinkert ihr zu und wir setzen uns.
„Ich bin Sus.“ Sie lächelt und wir bekommen die Karten.
Das Essen ist wirklich gut, nicht ganz so gut wie Charlies Essen, aber dennoch sehr gut.
Sus ist sehr nett und wir verstehen uns wirklich sehr gut.
„Ich bin froh, dass du am Wochenende auch auf Corronagh Forrest bist.“ Sagt sie lächelnd.
„Ich freue mich dich wieder zu sehen.“ Gebe ich zurück und sie lächelt mich entwaffnend an.
„So, da Chris einen wirklichen unerschöpflichen Wissensdurst hat, werden wir uns jetzt auf den Weg ins General Post Office machen.“ David gibt Sus einen liebevollen Kuss.
„Wir telefonieren heute Abend.“ Sie sieht ihn mit so viel Liebe im Blick an, das mir ganz warm ums Herz wird. „Bis zum Wochenende und viel Spaß noch!“ verabschiedet sie sich von uns und wir setzen unsere Entdeckungstour fort.
Das General Post Office ist interessant und auch hier verbringen wir unter der tollen Führung von David mehrere Stunden.
„Also die St. Patricks Cathedral schaffen wir heute nicht mehr. Aber Morgen ist ja auch noch ein Tag.“ David sieht mich und Lizzie an und wir nicken zustimmend, so schön es auch war, so geschafft sind wir auch.
Auf dem Heimweg schlafe ich fast im Auto ein und Lizzie beobachtet mich lächelnd.
„Du solltest eine Kleinigkeit essen und zu Bett Kleines.“ Sagt sie liebevoll.
„Aber…“ setze ich an und helfe ihr beim aussteigen.
„Kein aber Kleines, ich komme zu Recht.“ Sie winkt ab.
„Danke Lizzie.“ Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange. „Und ich danke dir David.“ Ich gehe zu ihm und er nimmt mich in den Arm.
„Ich freue mich, dass es dir gefallen hat.“ Sagt er grinsend.
„Es war wunderbar.“ Sage ich und halte den Beiden die Tür auf.
Ich gehe hinunter in die Küche und beim Essen rede ich wie ein Wasserfall.
„Na, Irland scheint dich ja doch noch im Sturm zu erobern.“ Sophia grinst mich an.
„Dann freuen wir uns darauf, was du uns morgen berichten kannst. Ganz ehrlich, ich bin waschechter Ire und erfahre von dir viele Dinge die nicht einmal ich weiß.“ Pete sieht mich grinsend an.
„Oh Gott, langweile ich euch?“ ich sehe ihn schuldbewusst an.
„Ach Quatsch Chris, du hast eine so erfrischende Art uns davon zu erzählen, das wir dir wirklich gerne zuhören.“ Bella sieht mich an und ich atme erleichtert aus.
„Wow, das ist wirklich alles unheimlich interessant.“ Gebe ich zu.
„Dann geh jetzt zu Bett, dann kannst du morgen wieder alles Wissen der Welt in dich aufsaugen.“ Lacht Oli und ich strecke ihm die Zunge raus.
„Ich glaube ich werde noch ein wenig spazieren gehen. Es ist so herrliches Wetter.“ Ich reibe meinen Bauch „Außerdem muss ich das ausgezeichnete Essen ein wenig verdauen.“ Ich grinse Charlie an.
„Soll ich dich begleiten?“ Sophia sieht zu mir und ich winke ab.
„Ach was, genieß deinen Feierabend.“ Sage ich lächelnd und steige die Stufen hoch.
Als ich im Garten bin, atme ich tief durch.
Die Luft ist klar und hat sich etwas abgekühlt, ich schlage den Weg zum See ein und als ich am Ufer stehe, schließe ich meine Augen und genieße die leichte Brise auf meinem Gesicht.
„Ich dachte sie schlafen schon.“ Alexander steht hinter mir und ich zucke zusammen.
„Ich genieße das herrliche Wetter.“ Sage ich und drehe mich langsam zu ihm um.
„Grandma hat mir von ihrer heutigen Tour erzählt. Ich danke ihnen Christin.“ Er sieht mich an und lege meinen Kopf schief.
„Was meinen sie?“ frage ich leicht verstört.
„Sie machen Grandma sehr glücklich.“ Gibt er zu und lächelt leicht. Ich sehe ihn an, um seine Auge herum hat er kleine Fältchen, da er in die Sonne schaut. Seine Augen schimmern im Licht der untergehenden Sonne und strahlen so intensiv türkis, das es mir fast den Atem raubt.
„David hat vorhin erfahren, dass er morgen ins Büro nach Ennis muss.“ Sagt er und ich merke wie ich ihn enttäuscht ansehe.
„Das ist wirklich schade, er ist ein ausgezeichneter Fremdenführer.“ Sage ich traurig.
„Ich werde sie und Grandma morgen begleiten. Ich habe mit Grandma besprochen, das wir uns erst die Guinness Brauerei ansehen, ich habe eine private Führung organisiert. Dann habe ich gedacht wir schauen uns das Dublin Castle und die St. Patricks Cathedral an. Ich meine nur, wenn sie nichts dagegen haben.“ Er sieht mich fragend an.
„Das klingt sehr aufregend.“ Ich lächele leicht.
„Dann wünsche ich ihnen noch einen schönen Abend und wir sehen uns morgen beim Frühstück. Gute Nacht Christin.“ Er berührt mich leicht am Arm und ein Blitz durchzuckt mich.
„Gute Nacht Alexander.“ Sage ich leise und drehe mich wieder um, ich möchte nicht, dass er bemerkt wie sehr mir seine pure Anwesenheit zusetzt.
Ich lasse mich nach einem Bad, welches ich mir einfach Mal gegönnt habe, ins Bett fallen. Die Bettwäsche duftet herrlich nach Rosen und ich vergrabe mein Gesicht darin.
Ein ganzer Tag mit Alexander…
Oh mein Gott!
Ich schreie erstickt in mein Kissen.
Dann drehe ich mich auf den Rücken und schaue den reich bestickten Baldachin an.
´In drei Wochen bist du wieder in deinem beschaulichen Fairbanks und das alles wird nur noch in deiner Erinnerung existieren! Alles, eben auch Alexander und verdammt noch mal er heiratet Annabelle! `
Bis ich einschlafe drehen sich meine Gedanken nur um ihn, ich schlafe schlecht in dieser Nacht.
Ich träume wieder von den türkisenen Augen, aber dieses Mal ist es anders…
Ich sehe Alexander, er hält meine Hand, aber ich kann sie nicht halten und er treibt im Wasser davon…
Ich bin völlig aufgewühlt und durcheinander als ich aufstehe und mich fertig mache. Ich ziehe mir, mit einem Blick nach draußen eine Jeans und einen Pullover an. Dichte Nebelschwaden hängen über dem Anwesen und tauchen es in ein unheimliches Licht. Alles sieht grau in grau aus und ich sehne mich nach der Sonne, die uns die ganze letzte Woche verwöhnt hat.
Ich atme tief durch und gehe dann schließlich zu Lizzie. Sie merkt, dass meine Stimmung ein wenig angeschlagen ist.
„Was ist denn los Kleines?“ ihre grau-blauen Augen mustern mich eindringlich.
„Das Wetter ist heute wirklich nicht gut, vielleicht sollten wir unseren Ausflug verschieben.“ Sage ich leise und sie lächelt plötzlich.
„Also eines musst du wissen…“ sie nimmt meine Hand „Wir Iren lassen uns von ein bisschen Regen oder von ein paar grauen Wolken nicht unsere Pläne verderben.“ Sie zwinkert mir zu und ich lächle leicht.
Beim Frühstück treffen wir auf David und Alexander, David entschuldigt sich vielmals, das er uns heute nicht begleiten kann, aber Alexander verspricht ihn Bestens zu vertreten.
Nach dem Frühstück fahren wir los und die Fahrt nach Dublin ist angenehm. Lizzie und Alexander tauschen Anekdoten über irgendwelche Verwandten aus und auch ich kann mir das eine oder andere Mal ein lachen nicht verkneifen.
Als erstes besuchen wir das Dublin Castle, da wir bis zur Führung in der Brauerei noch viel Zeit haben und ich bin erstaunt, es ist nicht so wie man sich ein Schloss vorstellt. Corronagh Forrest ist ein Schloss wie aus dem Märchen, Dublin Castle ist eher ein Mix aus verschiedenen Baustilen und nur im ältesten Teil, dem Uhrenturm und dem Kellergewölbe bekommt man wirklich das Gefühl in einem Schloss zu sein.
„Weißt du, Anfang des 13. Jahrhunderts bauten die Engländer an dieser Stelle eine Festung, um die wütenden Iren zu bändigen, die sich unverschämter Weise nicht besetzen lassen wollten…“ er grinst mich an und wir steigen die Treppe in den Keller hinunter. „Davor stand hier eine normannische Burg, die wiederum auf noch älteren Fundamenten der Wikinger erbaut worden war. Reste davon finden sich heute noch hier im Kellergewölbe des Schlosses…“ er deutet auf die Mauern und ich fahre mit meinen Fingern darüber „…An die alte Festung erinnert nur noch der Turm und von der englischen Burg steht noch der Record Tower. Alle anderen Gebäude wurden nach und nach angebaut. Somit ist der Turm das letzte erhaltene Relikt aus dem Mittealter in der gesamten Stadt, so wie das Amüsierviertel Temple Bar die letzte erhaltene zusammenhängende Bausubstanz aus dem 18 Jahrhundert hat.“ Er sieht mich an und ich applaudiere leise.
„Sie stehen ihrem Bruder in nichts nach.“ Sage ich anerkennend und er verbeugt sich leicht.
„Vielen Dank.“ Sein lächeln erhellt den ganzen Raum und ich muss mich anstrengen meinen Blick von ihm wenden.
Lizzie, die oben auf uns gewartet hat, empfängt uns freudig und zeigt uns die Ausstellung die sie zwischenzeitlich entdeckt hat.
„So Ladies, wir haben in 30 Minuten die Führung durch die Guinness Brauerei.“ Alexander klatscht in die Hände und wir machen uns auf dem Weg zum Auto.
„Die Führung wird der Knaller…“ Lizzie reibt sich die Hände „Und zum Schluss gibt es leckeres Guinness.“ Freut sie sich und ich und Alexander lachen.
Als wir bei der Brauerei ankommen werden wir schon erwartet und die Führung beginnt auch sofort. Es wird von Arthur Guinness erzählt, dem Mann der Mitte des 18. Jahrhunderts das leerstehende Brauereigelände gleich für 9000 Jahre pachtete. Zugleich sicherte er sich für das Gelände am Ufer des sich behäbig durch Dublin wälzenden Liffeys die Wassernutzungsrechte. Damit begann die Karriere des Guinness und heute ist eines der erfolgreichsten Biere in der ganzen Welt.
Am Ende des Rundganges werden wir in einen kleinen Pub auf der gegenüberliegenden Straßeseite gebracht und Lizzie erhält endlich ihr herbei gesehntes Guinness. Ich trinke auch zwei Gläser oder Pints, wie es hier genannt wird und muss fest stellen, dass ich wirklich nichts ab kann. Auch die Sandwiches die wir uns dazu schmecken lassen, ändern nichts daran, dass mir das Guinness zu Kopf steigt.
„So, ich glaube ich habe genug.“ Ich sehe zu Lizzie und sie lächelt.
„Zwei ganze Pints…“ sie grinst Alexander an „… Für eine Amerikanerin gar nicht mal so schlecht.“
„Danke auch.“ Gebe ich zurück.
„Möchtest du eines Grandma?“ Alexander sieht zu Lizzie und sie winkt ab.
„Nein, wir sollten jetzt in die St. Patricks Cathedral. Chris war gestern so traurig, das wir es nicht mehr geschafft haben.“ Sie sieht zu mir und ich sehe beschämt zu Boden.
„Dann los.“ Alexander bezahlt und kauft noch ein kleines Fass, welches er im Kofferraum verstaut.
Dann erreichen wir die St. Patricks Cathedral. Die größte Kirche in ganz Irland.
Ich bin überwältigt von der Schönheit dieser alten Kirche.
„Leider wurde sie schon mehrmals überbaut und man weiß leider nicht, wie die ursprüngliche Form war.“ Alexander sieht mich an und ich schreite ehrfürchtig in Richtung Altar. Dort stehen mehrer Menschen in ihren kirchlichen Gewändern und üben augenscheinlich ihre Predigten für folgende Gottesdienste.
Langsam komme ich näher.
„… Heute habe ich mich entschieden euch aus dem ersten Korinther das Kapitel 13 ans Herz zu legen…“ einer der Männer sieht auf und ich setze mich hin. Ich kenne dieses Kapitel, ich bin katholisch aufgewachsen und es bedeutet mir viel.
„… Das Hohelied der Liebe… Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie blähet sich nicht, sie stellet sich nicht ungebärdig, sie suchet nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber der Wahrheit sie verträgt alles, sie glaubet alles, sie hoffet alles, sie duldet alles. Die Liebe höret nimmer auf, so doch die Weissagungen aufhören werden und die Sprachen aufhören werden und die Erkenntnis aufhören wird…“ ich bekomme eine Gänsehaut und Tränen treten mir in die Augen.
Plötzlich kommt eine sehr unangenehme Erinnerung hoch, ich schlage meine Hände vors Gesicht und schluchze leise.
Dieses sollte der Bibelvers zu meiner und Dylans Hochzeit werden.
Ich weiß, wie kitschig und wie typisch…
Aber ich bin altmodisch in diesen Dingen und meine Mum und mein Dad hatten den gleichen Bibelspruch bei ihrer Hochzeit.
Lizzie setzt sich neben mich und nimmt meine Hand.
„Er hatte dich einfach nicht verdient.“ Sagt sie liebevoll und wischt meine Tränen beiseite.
„Es tut immer noch weh…“ ich sehe sie verzweifelt an „… Nach all der Zeit tut es immer noch weh.“
„Christin?“ Alexander sieht mich fragend an.
Ich stehe auf und laufe aus der Kirche. Er folgt mir und er ist schnell, ehe ich mich versehe packt er mich am Arm und zieht mich in seine Arme.
Ich atme den Duft seines Aftershaves und spüre seine starken Arme die mich halten. Ich versuche mich zu wehren, ich versuche mich los zu machen, aber je mehr ich mich wehre, desto fester hält er mich.
„Alles wird gut.“ Flüstert er mir ins Ohr und ich schüttele meinen Kopf.
„Nein.“ Gebe ich erstickt von mir.
„Wir fahren jetzt nach Hause. Chris braucht einen Tee und ein wenig Ruhe.“ Lizzie ist bei uns angekommen und Alexander lässt mich los.
Wir fahren schweigend zurück nach Corronagh Forrest und kaum das das Auto hält springe ich hinaus.
Wieder folgt er mir und holt mich ein, als ich den Garten schon durchquert habe.
„Chris.“ Seine Stimme ist weich und gefühlvoll und seine Arme umfassen fest meine Schultern.
Eine Weile stehen wir einfach nur da und der Regen prasselt auf uns hernieder.
„Komm.“ Er nimmt meine Hand und führt mich zu einem kleinen Gartenpavillon. Er ist komplett aus Glas und dort ist es wenigstens trocken.
Er bugsiert mich auf eines der kleinen Rattansofas und setzt sich mir gegenüber.
„Was ist denn los? Was ist in der Kirche passiert?“ er sieht mich durchdringend an und mein Herz gerät einen Moment aus dem Takt.
„Es ist nichts.“ Wehre ich ab und er lächelt leicht.
„Komm schon Chris…“ er nimmt meine Hand. „Wegen nichts weinst du nicht.“
„Alexander… sie können das nicht verstehen.“ Setze ich an.
„Alex.“ Sagt er und ich schaue auf „Nenn mich bitte Alex.“ Bittet er mich.
„Alex, es ist…“ ich breche ab.
„Dein Freund in Alaska?“ fragt er einfach mal ins Blaue.
„Ich habe keinen Freund in Alaska.“ Ich schniefe und er reicht mir ein Taschentuch.
„Du hast keinen Freund? Aber es geht doch um einen Mann, oder?“ er drückt meine Hand und ich sehe auf.
„Ja…“ ich zögere einen Moment, aber er legt seine Hand unter mein Kinn und nickt mir aufmunternd zu.
„Er heißt Dylan, wir waren 8 Jahre zusammen, ich lernte ihn kennen als ich von Seattle nach Fairbanks zog, meine Güte, da war ich gerade 19... Er war toll, so wie ich mir meinem Mann immer vorgestellt hatte…“ ich schließe gequält meine Augen „… Wir wollten heiraten, am 13 September... Weißt du…“ ich sehe ihn an „Wir hatten uns genau diesen Bibelspruch, den den der Pfarrer in der St. Patricks Cathedral vorgelesen hat, zu unserer Trauung ausgesucht.“ Ich wische meine Tränen unwirsch beiseite, neben dem Schmerz kommt jetzt auch die Wut zurück „… Er hat mich an unserem Hochzeitstag am Altar stehen lassen.“ Ich sehe zu ihm und er sieht mich ungläubig an „Zwei Wochen später ist er eine Stadt weiter wieder aufgetaucht. Wir wollten unsere Flitterwochen in Las Vegas verbringen. Tja, er ist alleine hin geflogen… er hat eine Frau kennen gelernt und sie geheiratet.“
„Er ist nicht gut genug für dich.“ Sagt Alex einfühlsam.
„Seit diesem Tag bin ich nicht mehr glücklich.“ Sage ich leise „Er hat ein Stück von mir mitgenommen, das Stück welches mich glücklich gemacht hat.“ Ich sehe auf unsere Hände. Er hat große, starke Hände die meine, wesentlich kleineren, vollends umfassen.
„Chris…“ setzt er an.
Ich sehe zu ihm.
Was tue ich hier eigentlich?
Gott, das ist Alexander und er wird diese furchtbare Lady Annabelle heiraten….
Ich springe auf und laufe wieder durch den Regen. Vorbei an den Koppel und finde mich plötzlich neben einem Feld aus roten und blauen Mohnblumen wieder.
„Könntest du jetzt endlich einmal aufhören weg zu laufen?“ Alex dreht mich zu sich und zieht mich in seine Arme.
„Lass mich bitte los.“ Flehe ich ihn an.
„Nein.“ Sagt er sicher und ich sehe auf in seine wunderschönen Augen.
Langsam beugt er sich zu mir und küsst mich sanft.
Ich merke den Regen gar nicht mehr, da er nicht wirklich kalt ist, eher angenehm kühl.
Seine Lippen liegen zart auf meinen und seine Zunge fordert liebevoll Einlass. Ich lasse ihn gewähren und als sich unsere Zungenspitzen berühren ist es wie ein Stromschlag, der durch meinen Körper rast.
Atemlos sehen wir uns an.
„Wir dürfen das nicht.“ Sage ich schwach.
„Oh Chris, ich will dich.“ Raunt er mir ins Ohr und dieses Mal bin ich diejenige die ihn küsst, seine Arme umschlingen meine Taille und ich kann von diesem Gefühl in seinen Armen zu liegen gar nicht genug bekommen.
Wir lassen uns ins Feld fallen und seine Küsse werden immer fordernder. Ich gebe mich ihm hin und lasse mich fallen. Er steift mir meinen Pullover ab und küsst meine nackte Schulter, kräftig umfassen seine Hände meinen Po und ich bewege mich leicht auf ihm. Die Jeans klebt an mir wie eine zweite Haut und ich stöhne leise auf. Ich sitze auf ihm und er zieht mir mein Top über den Kopf und küsst meinen Brustansatz. Ich fahre mit meinen Händen über seine starke Brust und ziehe ihm seinen Pullover ebenfalls aus. Immer wieder küssen wir uns und meine Lippen brennen nach jedem Kuss. Er dreht sich und ich liege nun unter ihm, er befreit mich von meiner Jeans und ich öffne den Gürtel an seiner. Er hilft mir und dann dränge ich ihn zurück. Ich setze mich langsam auf seinen Schoß und nehme ihn in mich auf. Ich zittere am ganzen Körper und habe das Gefühl gleich ohnmächtig zu werden. Ich sehe ihn an, seine Augen suchen die meinen und er zieht mich runter um mich zu küssen. Dann dreht er uns und ich liege nun unter ihm. Er ist sanft, gefühlvoll und gleichzeitig unbeherrscht und kraftvoll. Ich winde mich unter ihm und recke ihm mein Becken entgegen. Er stöhnt leise und ich fahre ihm durch die Haare. Wir sagen nicht ein Wort, aber Worte wären jetzt auch überflüssig. Wir wollen uns spüren und das tun wir, mit jeder Faser unserer Körper.
Ich bin kurz davor meinen Höhepunkt zu erreichen.
„Alex.“ Flüstere ich ihm ins Ohr, bevor ich von einer Welle der Lust davon getragen werde.
„Chris.“ Flüstert er ebenso und küsst mich schwer atmend.
Wir liegen uns in den Armen und ich sehe ihn an.
Was haben wir getan?
Oh mein Gott…
Was haben wir getan?
Ich springe auf und ziehe mich an, der Regen lässt ein wenig nach und ich sehe zu Alex, der sich ebenfalls anzieht.
„Das hätte nicht passieren dürfen.“ Sage ich mehr zu mir selbst wie zu ihm.
Er kommt zu mir und zieht mich in seine Arme.
„Liebe ist nie einfach.“ Haucht er mir ins Ohr.
„Das hier hat nichts, mit nicht einfach zu tun…“ ich gebe ihm einen kurzen Kuss „… Das ist unmöglich.“
Schnellen Schrittes gehen wir zurück zum Haus und ich ignoriere die fragenden Blicke von David, Sophia und Lizzie.
„Ich gehe zu Bett.“ Sage ich eilig und stürme die Treppe hinauf.
Ich weiß nicht, was Alex ihnen erzählt, aber sie lassen mich den Rest des Abends in Ruhe.
Mein Herz schlägt wie verrückt in meiner Brust und ich kann nicht aufhören daran zu denken, wie wunderbar sich Alex’ Lippen auf meinen angefühlt haben.
Gegen 23 Uhr klopft es leise und ich bin erstaunt, so spät hat noch nie jemand bei mir geklopft.
Ich öffne die Tür und Alex sieht mich an, ohne ein Wort zu sagen zieht er mich mit sich.
„Alex, ich habe nur ein Top und Shorts an.“ Zische ich ihm zu.
„Psst.“ Weist er mich an und wir laufen eine weitere Treppe nach oben.
Leise öffnet er eine Tür und ich finde mich zusammen mit ihm in einem kleinen Zimmer wieder.
„Wo sind wir hier?“ ich sehe ihn fragend an.
„Hier haben David und ich uns immer als Kinder versteckt.“ Alex ist mit einem großen Schritt bei mir und küsst mich verlangend.
„Alex, wir dürfen das nicht tun.“ Ich will ihn von mir weg schieben.
„Wir dürfen so vieles nicht.“ Er legt seine Hand in meinen Nacken und küsst meinen Hals.
„Alex…“ setze ich an.
„Psst.“ Flüstert er in mein Ohr und bekomme eine Gänsehaut.
Er dirigiert mich zum kleinen Bett, welches an der Wand steht und setzt sich. Er zieht mich auf seinen Schoß. Erst jetzt registriere ich, dass er ebenfalls nur Shorts und ein T-Shirt trägt. Augenscheinlich war auch er schon im Bett.
Ich sehe im Schein der kleinen Lampe in seine Augen und er küsst mich.
„Ich habe noch niemals bei einer Frau so gefühlt wie bei dir.“ Gesteht er mir.
„Du verfolgst mich schon mein ganzes Leben lang.“ Gebe ich zurück und er sieht mich fragend an „Ich sehe seit meiner Kindheit immer wieder wunderschöne blau-grüne Augen in meinen Träumen und nun endlich habe ich sie gefunden.“
„Oh Chris.“ Er gibt mir einen innigen Kuss. Er schiebt mein Top hoch und seine Hände massieren sanft meine Brüste. „Du bist so wunderschön.“ Seine Stimme klingt belegt und ich stöhne wohlig auf.
Ich stehe auf und er sieht mich fragend an, ich ziehe ihn zu mir und ziehe ihm sein T-Shirt nun über den Kopf und küsse seine Brust.
Wir lieben uns die ganze Nacht und ich komme erst zu meinem Zimmer, als die Sonne schon wieder aufgeht.
„Schlaf noch ein wenig.“ Alex nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich zärtlich.
„Es war wunderschön.“ Hauche ich ihm ins Ohr und er lässt mich los. Wir sehen uns kurz in die Augen und ich gehe in mein Zimmer. Im Inneren angekommen lehne ich mich gegen die Tür und denke mein Herz muss aus meiner Brust springen.
Ich lasse mich ins Bett fallen und bin augenblicklich eingeschlafen. Als ich aufwache und die Sonne in mein Zimmer scheint springe ich auf.
Gott, ich habe verschlafen…
Ich gehe duschen und ziehe mich in Windeseile an. Ich binde meine Haare zusammen und klopfe nebenan bei Lizzie an die Tür. Als ich eintrete muss ich fest stellen, das sie nicht mehr in ihrem Bett ist.
Ich laufe so schnell ich kann in den Speisesaal und der Duke sieht mich böse an, als ich schlitternd zum stehen komme.
„Miss Montgomery.“ Stellt er überflüssiger Weise fest.
„Entschuldigen sie bitte meine Verspätung.“ Sage ich reuevoll und setze mich auf meinen Platz.
„Ach was Kleines, du musstest dich mal ausschlafen.“ Lizzie, die neben mir sitzt, tätschelt meine Hand.
„Wo wir jetzt endlich…“ der Duke sieht zu mir „… alle hier sind, möchte ich euch gerne verkünden, das am 30. Juni auf Corronagh Forrest ein Sommerball statt findet.“ Verkündet er und Lizzie klatscht vergnügt in die Hände.
„Ich weiß, wie sehr du die Bälle immer geliebt hast und ich möchte gerne einen für dich ausrichten.“ Der Duke sieht seine Mutter an und das erste Mal erkenne ich die Liebe zu ihr in seinem Blick.
„David, ich möchte, dass du Susanna auch einlädst…“ er sieht zu seinem Sohn „… Ich weiß. sie kommt uns dieses Wochenende schon besuchen, aber ich hätte sie gerne dabei.“
„Danke Dad.“ Sagt David und erstrahlt übers ganze Gesicht.
„Natürlich erwarte ich auch Lady Annabelle zu sehen…“ er sieht zu Alex und mein Herz krampft sich zusammen „… ich erwarte, das ihr so langsam eurer Hochzeitstermin bekannt gebt. Immerhin seit ihr jetzt schon fast ein Jahr verlobt.“ Der Duke nickt ihm zu und Alex erwidert sein Nicken.
„Natürlich Dad.“ Sagt er und der Duke sieht zufrieden in die Runde.
„Miss Montgomery, auch sie möchte ich sehr gerne auf dem Ball begrüßen und es würde mich erfreuen, wenn sie mir die Ehre erweisen würden meine Tischdame zu sein.“ Er sieht zu mir.
Ich verschlucke mich an meinem Toast und kippe vor Schreck meine Kaffeetasse um.
„Wie bitte?“ frage ich geschockt und der Duke lacht zum ersten Mal seit ich ihn kennen gelernt habe.
„Ich hätte sie gerne als meine Tischdame.“ Sagt er erneut.
„Ja.“ Sage ich verwirrt.
„Vielen Dank…“ er nickt mir höflich zu und ich versuche immer noch die Flutwelle die meine Kaffeetasse ausgelöst hat, einzudämmen. „Alex, würdest du Miss Montgomery bitte in die Gesellschaftstänze einführen, ich denke es wird erwartet, dass ich mit meiner Tischdame tanze. Dafür müsstet ihr dann auf eure Tennisstunden verzichten, aber ich denke es gibt Schlimmeres.“ Er sieht zu Alex und nun kippt auch noch mein Wasserglas um.
„Miss Montgomery, ist alles in Ordnung?“ erkundigt sich der Duke fast schon sorgenvoll.
„Ja.“ Sage ich knapp und schließe gequält meine Augen.
„Ja Dad.“ Sagt Alex schließlich und ich stöhne innerlich.
„Wunderbar, Mutter würdest du dich mit Arabella hinsetzen und den Abend organisieren?“ er sieht wieder zu seiner Mum.
„Aber sicher Jamie.“ Sie ist ganz begeistert. „Ist es schlimm wenn wir die nächsten Tage nicht nach Dublin fahren?“ sie sieht zu mir und ich winke ab.
„Aber nein Lizzie.“ Sage ich und ringe mich zu einem lächeln durch.
„Am Montag fahren wir wieder nach Dublin und schauen uns bei der Gelegenheit gleich Mal nach einem Kleid für dich um.“ Sie strahlt mich glücklich an.
„Ja Lizzie.“ Ich starre auf meinen Teller.
„Super, dann können wir unsere Reitstunden ja wieder auf den Morgen legen.“ Freut sich David und ich nicke nur.
Ich bekomme nichts mehr runter.
„Entschuldigen sie mich bitte.“ Ich sehe zum Duke und dieser nickt.
Ich stehe schnell auf.
„Wir sehen uns in einer Stunde bei den Stallungen.“ Ruft mir David hinterher.
„Ja.“ Rufe ich im gehen zurück und flüchte in mein Zimmer.
Was in aller Welt passiert hier?
Ein Ball?
Spinnen die, ich meine wir sind doch nicht mehr im Mittelalter…
Und ich die Tischdame vom Duke of Corronagh?
Tanzstunden mit Alex?
Wollen die mich bis auf die Knochen blamieren?
Ich starre aus dem Fenster und versuche mich irgendwie zu beruhigen, irgendwann zeigt ein Blick auf meine Uhr, dass David mich erwartet.
Ich laufe durchs Haus und sehe ihn schon vor den Stallungen auf mich warten.
Ich nehme ihm ohne ein Wort den Helm ab und ziehe mir die Stiefel an.
„Geht es dir gut?“ fragt er besorgt als ich Princess sattele.
„Hmm.“ Murmele ich vor mich hin.
Dann ist der Sattel endlich fest und schwinge mich auf sie.
„Warte Chris.“ Ruft mir David hinter her, aber da bin ich schon mit Princess auf dem Weg über die Koppeln in Richtung Seeufer.
Durch unsere bisherigen Ausritte kenne ich das Gelände zwischenzeitlich ziemlich gut und ich gebe Princess die Sporen. Wir reiten in einem atemberaubenden Tempo über die Wiesen und Felder und so langsam lässt meine Panik nach. Ich lege meinen Kopf auf Princess ihren und sie schnaubt, als wir endlich anhalten.
Wir stehen am Ufer des Lake Ramor und ich kralle mich an Princess fest.
„Mach das nie wieder.“ David taucht hinter mir auf „Grandma bringt mich um, wenn dir was passiert.“ Er springt von Storm und kommt zu mir.
„Was ist denn nur los?“ fragt er besorgt.
Einen Moment überlege ich mich ihm anzuvertrauen, aber dann entscheide ich mich dagegen.
„Die Sache mit dem Ball, mit dem Tanzen und diese Tischdamennummer…“ ich schluchze auf „Ich werde mich bis auf die Knochen blamieren.“
„Ach was.“ Er nimmt mich in den Arm „Ich werde dafür sorgen, dass das nicht passiert.“ Verspricht er mir.
„Fest versprochen?“ ich sehe ihn unter Tränen an.
„Ganz fest versprochen.“ Wiederholt er und stupst mir auf die Nase „Eines muss ich dir lassen, du kannst wirklich gut reiten. Es scheint als sei ich ein guter Lehrer.“
„Der Beste.“ Grinse ich.
„Na, komm lass uns langsam zurück.“ Er hilft mir wieder aufzusetzen und wir reiten gemächlich zurück.
Als wir die Pferde wieder auf die Koppel entlassen haben sieht er mich entschuldigend an.
„Ich muss ins Büro nach Ennis.“ Er zuckt mit den Schultern „Sus kommt morgen am frühen Nachmittag an, sie freut sich sehr dich zu sehen. Mach dir einen schönen Tag.“ Er winkt mir zu und ich befreie mich von den Stiefeln und schlüpfe in meine Turnschuhe.
Ich leihe mir einen Wagen und verbringe den Nachmittag in Virginia. Es ist eine schöne kleine Stadt und erstehe einige Souvenire für meine Freunde und Kollegen in Alaska.
Am Abend esse ich wieder bei Sophia und den anderen und der Ball ist das Thema am Tisch.
„Ich habe gehört, du bist die Tuschdame vom Duke.“ Sophia sieht mich geschockt an und ich nicke.
„Ich habe keine Ahnung warum er das macht.“ Gebe ich zu.
„Wir werden dir jeden Abend in der nächsten Woche mit der Etikette am Tisch helfen. Keine Angst, wir bekommen das hin.“ Bella nickt mir aufmunternd zu. „Außerdem haben Elisabeth und ich uns überlegt ein Buffet zu arrangieren, dann ist es auch leichter für dich.“ Sie zwinkert mir zu und ich nicke dankbar.
Ich schlafe unruhig in dieser Nacht und Alex kommt auch nicht auf einen nächtlichen Besuch vorbei.
Das Haus ist geschäftiger und wuseliger seit der Ball geplant wird und als ich Lizzie fertig mache sprudeln die Ideen nur so aus ihr heraus.
Am Frühstücktisch treffen sich meine und Alex’ Blicke immer wieder und ich kann kaum was essen.
Dann liefere ich Lizzie bei Bella ab und die beiden sind sofort in ihrer eigenen Welt bestehend aus Tischwäsche. Tischdeka, Thema des Balls und natürlich das Buffet.
Ich verabschiede mich zu meiner Reitstunde und David und ich haben sichtlich Spaß. Er verabschiedet sich schon früher, da er noch ins Büro muss und Sus abholen will. Da er mich für gut genug hält reite ich alleine weiter.
Ich genieße meinen Ausritt und verbringe dann ein wenig Zeit mit Oli und Pete im Stall, sie erklären mir die verschiedenen Pferderassen und ich helfe ihnen bei den anstehenden Arbeiten.
Sophia bringt uns gegen Mittag Sandwiches und wir setzen uns auf die Heuballen und genießen sie.
„Chris? Kann ich kurz mit dir reden?“ Alex steht an den Boxen und ich sehe erstaunt auf.
„Jetzt?“ frage ich überflüssiger Weise und Oli, Pete und Sophia sehen mich erstaunt an.
„Ja bitte.“ Sagt Alex nun nachdrücklich.
Ich stehe auf und putze mir die Krümel von der Hose. Ich reiche Sophia meinen Teller und folge Alex in den Garten.
„Was willst du?“ frage ich leicht unbeherrscht.
„Bist du verstimmt?“ er dreht sich um und sieht mich erstaunt an.
„Verstimmt? Mein Gott, dieses Wort benutzt man wahrscheinlich seit Jahrhunderten nicht mehr…“ ich verdrehe die Augen „Aber ja Alex, ich bin verstimmt.“ Gebe ich zu und gehe weiter durch den Garten.
„Chris bitte.“ Er holt mich ein und hält mich fest.
„Lass mich los, was glaubst du was los ist, wenn uns jemand zusammen sieht?“ ich sehe ihn an und er weicht zurück.
„Alex, ich bin nicht sehr gut darin andere Menschen zu hintergehen. Ich kann so etwas nicht…“ ich sehe zu Boden.
„Wir hintergehen niemanden.“ Sagt er fast schon verzweifelt.
„Alex, wir hintergehen Annabelle. Auch wenn ich sie nicht sehr mag, aber sie hat es nicht verdient, das man sie anlügt.“ Ich gehe wieder weiter und Alex holt schnell auf.
„Ich werde sie nicht anlügen. Wenn sie die nächste Möglichkeit ergibt, dann werde ich mit ihr sprechen.“ Verspricht er mir.
„Und was wirst du ihr sagen?“ ich bleibe stehen und sehe ihn an.
„Ich werde ihr sagen, dass ich die Verlobung löse und mich trenne.“ Seine Worte klingen ehrlich und ich sehe ihn einen Moment lang an.
„Hast du jetzt Lust auf deine erste Tanzstunde?“ er grinst spitzbübisch und ich lache.
„Und was dann? Willst du vor versammelter Mannschaft über mich herfallen?“ necke ich ihn.
„Nein, nein. Ich habe mit Grandma besprochen, das ich dir im alten Bootshaus Tanzstunden gebe, da im Schloss so ein Gewusel ist.“ Er deutet einen kleinen Weg entlang.
Ich kenne das Bootshaus, da waren David und ich schon öfter bei unseren Ausritten. Allerdings war ich noch nie im Haus drin.
Langsam gehen wir nebeneinander zum Haus und hält mir die Tür auf. Auf der linken Seite sind zwei Motorboote vertäut und auf der rechten Seite ist alles frei. Ein ziemlich guter Ort zum tanzen lernen wie ich ihm zugestehen muss. Ich sehe zu Alex und er grinst mich an. Er geht in eine Ecke und steckt seinen I-Pod in eine Anlage. Sanfte Walzerklänge ertönen und ich schüttele meinen Kopf.
Alex lächelt, kommt auf mich zu und hält mir seine Hand hin.
„Darf ich bitten?“ fragt er und zieht mich zu sich.
Ich bin in seiner Nähe nervös, aber trotzdem schaffe ich es mich wenigstens auf die Tanzschritte zu konzentrieren und es klappt nach nur einer Stunde schon ausgesprochen gut.
„Auch in diesem Bereich bist du augenscheinlich ein Naturtalent.“ Er küsst mich einfühlsam.
„Bitte Alex, ich kann mich vor deinem Vater nicht blamieren. Können wir uns kurz konzentrieren?“ ich sehe ihn bittend an.
„Die Stunde ist rum.“ Er sieht auf seine Uhr.
„Gut, dann zeige ich dir jetzt Mal, wie man tanzt da wo ich her komme.“ Ich gehe an die Anlage und stecke meinen I-Pod rein. Die ersten Töne von Don´t cha von den Pussycat Dolls erklingen und ich bewege mich langsam auf ihn zu. Ich drehe eine Pirouette und er klatscht Beifall. Als der Bass einsetzt lasse ich meine Hüften kreisen und hebe meine Arme über den Kopf.
Ich tänzele auf ihn zu und er zieht eine Augenbraue hoch. Ich ziehe sein Hemd aus seiner Hose und er sieht mich verwirrt an. Ich lege meine Hand auf seinen Po und deute ihm an, meinen Bewegungen zu folgen.
Erst ist er etwas steif, aber schon nach ein paar Takten gibt es sich. Ich sehe ihn an und er lächelt.
„Prinzessin? Das ist deine Art zu tanzen?“ er sieht zu mir runter. Ich bewege mich rhythmisch in die Hocke und komme wieder hoch.
„Gefällt es dir nicht?“ ich schaue ihm tief in die Augen.
Er öffnet den obersten Knopf meiner Bluse und lässt mich nicht aus den Augen.
„I know you like me.“ Singe ich leise mit und er zieht mich in seine Arme.
„Oh ja.“ Stimmt er mir zu und öffnet einen weiteren Knopf.
Nun öffne ich ebenfalls einen Knopf seines Hemdes und wir sehen uns an, noch immer bewege ich mich zur Musik und er hält mich an sich gepresst.
„Ich glaube kaum, dass das hier unter Tanzstunde fällt.“ Grinse ich als er mir die restlichen Knöpfe meiner Bluse öffnet.
Er küsst meinen Hals und ich lehne mich mit dem Rücken an ihn.
„Wie gesagt, die Tanzstunde ist vorbei.“ Haucht er mir ins Ohr.
Behutsam umschließen seine Hände meine Brüste und ich stöhne leise auf. Seine Hand wandert zu meiner Jeans und er öffnet den Gürtel und den Knopf und schiebt seine Hand langsam in den Hosenbund. Ich schließe meine Augen und genieße seine Hände auf meinem Körper.
Mittlerweile erklingt das nächste Lied von meiner Playlist Leona Lewis mit Run…
Ganz langsam zieht er mich Stück für Stück aus und ich bleibe ihm mit dem Rücken zu gewandt. Er haucht mir zarte Küsse in den Nacken und öffnet meinen Zopf, meine Locken fallen wild über meinen Rücken.
Er dreht mich sachte zu sich um und ich sehe ihn einen Moment nur an.
Ich streiche ihm eine Strähne aus dem Gesicht und er tut es mir gleich. Seine Hände umschließen mein Gesicht und er küsst mich gefühlvoll.
Ich habe das Gefühl davon zu schweben…
Ich ziehe ihm nun auch sein Hemd aus und fahre mit meinen Fingernägeln über seinen Rücken.
„Du machst mich wahnsinnig.“ Raunt er mir ins Ohr und ich bekomme eine Gänsehaut.
Ich öffne seine Hose und ein paar Minuten später liegen alle unser Kleidungsstücke um uns herum verstreut. Er hebt mich auf den Arm und trägt mich zu einer Decke in eine Ecke und legt mich ab.
Ich ziehe ihn zu mir, alles in mir verlangt danach ihn endlich zu spüren.
Als er in mich eindringt gebe ich einen leisen Schrei von mir und er küsst mich zärtlich.
Wir verschmelzen miteinander und halte mich an ihm fest um nicht davon getrieben zu werden. Endlich kommen wir beide zum Höhepunkt und ich kuschele mich in seine Arme.
Meine Playlist ist mittlerweile bei einem alten Countrysong angekommen und Alex sieht mich belustigt an.
„Deine Musikzusammenstellung ist echt…“ er verkneift sich ein lachen.
„Hey.“ Ich boxe ihn leicht „Das sind viele Lieder drauf, die ich zum Squaredance Unterricht in der Residenz verwende.“ Erkläre ich ihm.
„Du kannst Square Dance?“ Er streicht mir über den Rücken und ich erschaudere.
„Ja, ich bin damit aufgewachsen.“ Ich schließe meine Augen und genieße seine Berührungen.
„Du erstaunst mich immer wieder.“ Er haucht mir einen Kuss auf die Haare.
Ich sehe auf meine Uhr.
„Oh nein, wir müssen uns anziehen. Sus ist seit einer halben Stunde hier, wenn sie mich im Schloss nicht findet wird ihr Lizzie sagen, das ich hier bin.“ Ich springe auf und sammle meine Sachen ein. Auch Alex zieht sich an und wir küssen uns innig.
Er steckt seinen I-Pod wieder rein.
„Mal schauen, wie viel hängen geblieben ist.“ Er grinst mich an und ich nehme seine angebotene Hand.
Es klopft und im gleichen Moment wird die Tür geöffnet und Sus kommt herein.
„Man dich hier zu finden, ist ja fast so schwer wie die Nadel im Heuhaufen.“ Sie grinst mich an und umarmt mich.
„Tanzstunden.“ Ich sehe zu Alex.
„Ach, ja wegen dem Ball. Man das Schloss steht ja Kopf deswegen. David will mir auch noch ein paar Stunden geben. Ich gebe zu, meine Tanzschule ist schon eine Zeit her.“ Sie grinst mich an.
„Aber sagt mal, warum tanzt ihr barfuss?“ sie sieht auf unsere Füße.
„Sie sollte erst einmal ein richtiges Gefühl für die Musik bekommen, dann wagen wir uns an die Sache mit den hochhackigen Schuhen.“ Alex sieht mich an und ich überlege Fieberhaft wo meine Turnschuhe sind.
„So, ihr entschuldigt mich…“ er sieht zu uns „… Ich werde Mal schauen ob ich Grandma irgendwie unterstützen kann. Wie ich euch Frauen kenne, habt ihr euch sicherlich eine Menge zu erzählen.“ Er schaltet die Musik aus und reicht mir meine Turnschuhe, die augenscheinlich in dieser Ecke gelandet waren.
„Aber sicher Alex. Wir sehen uns ja noch.“ Sus winkt ihm hinterher.
Wir gehen ebenfalls langsam in Richtung Schloss, nachdem ich mir meine Schuhe wieder angezogen habe.
„Und wie gefällt es dir mittlerweile hier?“ Sus sieht mich gespannt von der Seite an.
„Ich würde sagen, jeden Tag ein bisschen besser.“ Gestehe ich und lächle. Als ich Sus fragendes Gesicht sehe füge ich schnell hinzu „Es scheint, der Duke taut endlich auf und wird mal ein wenig lockerer und Lizzie hat wirklich viel Freude daran hier alles wieder neu zu entdecken.“
„Du magst sie sehr, nicht wahr?“ sie grinst mich an.
„Ja, sie ist wie eine Grandma.“ Gebe ich zu.
Als wir zum Schloss kommen, wartet David schon auf uns.
Er und Sus begrüßen sich und ich grinse ihn an.
„Na, im Büro alles erledigt?“
„Ja, der Papierkram bringt mich noch um.“ Er seufzt theatralisch.
Am Abend esse ich das erste Mal seit meinem ersten Abend wieder mit allen zusammen im Speisesaal und die Stimmung ist locker und ungezwungen.
„Kommt Annabelle dieses Wochenende gar nicht?“ der Duke sieht zu Alex.
„Nein, sie hat Termine in London und kommt erst nächstes Wochenende zu Ball wieder.“ Erklärt er und ich senke meinen Blick.
„Was machen wir denn morgen Schönes?“ David sieht mich und Alex an.
„Was haltet ihr davon, wenn wir auf den See raus fahren und zum Mittag ein kleines Picknick am Strand machen?“ Alex sieht in die Runde.
„Also Kinder, auf mich müsst ihr verzichten. Ich und Arabella haben noch so viel zu organisieren.“ Lizzie winkt ab.
„Ich würde euch sehr gerne begleiten, aber ich habe ebenfalls Termine morgen.“ Der Duke winkt ab.
„Dann macht ihr Kinder euch einen schönen Tag.“ Beschließt Lizzie und Sus nickt begeistert.
Wir sitzen noch lange im Salon und planen den nächsten Tag und kaum das ich in meinem Zimmer bin kommt Alex zu mir.
„Wir müssen leise sein.“ Kichere ich als Alex mich kitzelt.
„Ach was, die Mauern sind so dick…“ er küsst meinen nackten Bauch „Uns hört keiner, versprochen.“
Ich ziehe ihn zu mir hoch und wir lieben uns. Jedes Mal wenn wir uns lieben, dann ist es wie das erste Mal… Aufregend und prickelnd und ich kann mir nicht vorstellen, jemals auf dieses Gefühl zu verzichten.
Ich habe noch niemals für jemanden eine so starke Liebe empfunden wie für ihn und schlafe glücklich in seinen Armen ein. Als mein Wecker klingelt liege ich jedoch allein in meinem Bett und mir wieder einmal mehr bewusst, dass das was wir tun nicht richtig ist.
Ich ziehe mir meinen weißen Bikini und ein leichtes Sommerkleid an, anschließend gehe ich zu Lizzie.
„Du strahlst ja heute richtig Kleines.“ Freut sie sich und ich kann nicht aufhören zu lächeln.
„Ich freue mich auf den Tag heute.“ Gestehe ich.
Warum ich mich freue, erwähne ich lieber nicht.
Wir brechen gleich nach dem Frühstück auf und gegen Mittag legen wir an einem kleinen Strand an. Außer uns ist niemand hier und wir machen es uns auf unseren Decken gemütlich.
Ich sehe wie Alex mich beobachtet, als ich mein Kleid über den Kopf ziehe und grinse ihn an.
Sus und ich sind keine 5 Minuten später in eine hitzige Diskussion über das richtige Kleid zum Ball verwickelt und die Männer langweilen sich.
„Wir gehen schwimmen.“ Verkündet David und er und Alex stürzen sich in den See.
„Wie gefällt dir eigentlich Alex?“ Sus sieht mich durchdringend an und ich merke wie ich rot werde.
„Es tut nichts zur Sache, er ist mit Lady Annabelle verlobt.“ Erwidere ich ausweichend.
„Komm schon, jeder weiß, dass er sie nicht liebt und sie nur auf den Titel scharf ist.“ Sie sieht mich prüfend an.
„Aber es ändert ja nichts an der Tatsache.“ Gebe ich zu bedenken.
„Ich denke er gefällt dir und glaube mir, du gefällst ihm…“ sie schubst mich leicht „Ihm sind vorhin beinahe seine Augen raus gefallen als du dich ausgezogen hast.“ Sie grinst.
„Können wir über was anderes reden?“ bitte ich sie und sie lacht.
„Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen, es tut mir leid Chris.“ Sie lacht und dann wechseln wir wirklich das Thema.
Als die Männer aus dem Wasser kommen, lassen sich Sus und ich zu einer Runde Volleyball überreden und anschließend spielen wir noch ein wenig Badminton. Nicht eine meiner Stärken, aber Alex zeigt es mir geduldig.
„Es grenzt an Folter…“ seine Atem streift mein Ohr und ich erschaudere.
„Was denn genau?“ frage ich leise nach.
„So, immer auf den Ball sehen und wenn du meinst er hat die richtige Höhe, dann von unten zuschlagen.“ Sagt er laut und führt meine Hand. „Du bringst mich in deinem Bikini um den Verstand.“ Flüstert er nun wieder.
„Das war nicht meine Absicht.“ Erwidere ich leise.
„Oh doch, du kleines Biest.“ Er pustet mir in den Nacken und stellt sich dann wieder neben mich. Natürlich weiß ich wie ich im Bikini auf Männer wirke, mal ehrlich welche Frau weiß das nicht? Das weiß des Stoffes lässt mich wenigstens ein bisschen brauner aussehen als ich eigentlich bin und das gepolsterte Oberteil lässt mein gutes C-Körbchen gut zu Geltung kommen…
Unabsichtlich natürlich…
Immer wieder treffen sich unsere Blicke und so sehr ich es auch nicht will, jedes Mal lächele ich ihn an.
Als wir am Abend zurück kommen, schaffen wir es gerade noch rechtzeitig zum Dinner und Lizzie will alles von uns über den Tag hören.
„Oh das klingt wirklich nach viel Spaß.“ Freut sie sich und wir stimmen ihr alle zu.
Alex kommt nachts wieder zu mir und wir liegen noch lange wach.
„Was machst du eigentlich in Alaska, außer dich liebevoll um meine Grandma zu kümmern?“ er streichelt behutsam meinen nackten Rücken.
„Ich habe mir vor einem Jahr ein ganz tolles Haus gekauft und versuche es gerade zu renovieren.“ Sage ich und stütze mich auf meinen Armen ab und ihn anzusehen.
„Ein Haus?“ er lächelt.
„Ja, ich gebe zu mit Corronagh Forrest kann es nicht mithalten, aber es ist mein Traum.“ Erwidere ich lächelnd.
„Und hast du schon genaue Pläne?“ fragt er neugierig und ich nicke leicht.
„Weißt du, es ist ein altes Holzhaus. Ich will soviel wie möglich erhalten. Im Untergeschoss möchte ich einen neuen Kamin im Wohnzimmer einbauen und aus dem jetzigen Schlafzimmer soll ein Esszimmer werden, vielleicht mit einer kleinen Bibliothek…“ ich schließe verträumt meine Augen „… Oben möchte ich das Bad umbauen und gleich daneben ein großes Schlafzimmer. Die anderen Zimmer oben sind in meiner geistigen Planung noch nicht abgeschlossen. Das Wichtigste ist, das alle Elektroleitungen, Wasserrohre und das Dach erneuert werden müssen.“ Erkläre ich ihm weiter. „Alle Böden und Wände müssen aufgearbeitet werden und im Bad möchte ich Terrakottafarbende Fliesen.“ Ich grinse ihn an.
„Klingt nach einem großen Traum.“ Er küsst mich innig.
„Ja und nach viel Arbeit.“ Gebe ich zu.
„Es ist schön ein solches Ziel vor Augen zu haben.“ Er hält mich fest an sich gedrückt.
„Hmm.“ Nuschele ich schlaftrunken und ein paar Minuten später schlafe ich in seinen Armen ein.
Der Sonntag vergeht ziemlich ereignislos und jeder hängt seinen Gedanken nach, nach dem schönen Tag gestern regnet es heute und wir spielen Schach oder Kartenspiele.
Ich bin wirklich traurig, als sich Sus am späten Nachtmittag verabschiedet.
Am Montag fahren Lizzie und ich wie versprochen nach Dublin und besuchen zu allererst die Ausstellung im National Museum und Lizzie ist wirklich ganz begeistert. Sie liebt Kunst und schöne Bilder ebenso wie ich, obwohl unsere Meinungen beim Begriff “schön“ schon mal auseinander gehen können.
Dann gehen wir shoppen und mein Herz rutscht in die Hose als ich Preise an den Kleidern sehe.
„Ich möchte dir eines kaufen…“ Lizzie sieht mich an und ich will gerade etwas sagen „… Nein, nein Kleines. Ich weiß, das du jeden Dollar in dein Haus steckst und bitte mach eine alte Dame glücklich.“ Sie sieht mich bittend an.
„Gut, aber ich möchte kein so teures.“ Sage ich an die Verkäuferin gewandt.
„Bringen sie uns mal alle her, die sie in sommerlichen Farben haben.“ Weist Lizzie sie an und die Dame kommt schwer bepackt wieder.
Die Farbauswahl gestaltet sich wirklich schwierig, aber schließlich einigen wir uns auf rosa. Ich betone rosa, eher blassrosa und nicht pink... Das schränkt die Auswahl dann auf 10 Kleider ein und ich bin wirklich mehr wie dankbar als wir endlich, nach 3 Stunden das Geschäft verlassen. Lizzie hat mich komplett für den Ball ausgestattet. Nicht nur ein Kleid, nein auch Schuhe, Handschuhe und eine Tasche mussten sein.
„Danke Lizzie.“ Ich drücke ihr einen Kuss auf die Wange.
„Dafür nicht Kleines.“ Gibt sie zurück und wir lassen uns zurück nach Corronagh Forrest chauffieren.
Alex schleicht sich jede Nacht in mein Zimmer und da der Regen leider noch kein Erbarmen hatte, verbringe ich die Tage damit mit Lizzie, Sophia und Arabella den Ball zu planen. Natürlich bekomme ich weiterhin jeden Tag eine Tanzstunde, dass diese aber nicht so effektiv wie gewünscht sind, muss ich nicht extra erwähnen.
Morgen Abend ist der Ball und Bella und Lizzie haben mich und Sophia verscheucht, da sie ihre Ruhe haben wollen.
Da ich nicht so recht weiß, was ich mit mir anfangen soll. Gehe ich, wie immer wenn ich etwas Freizeit habe, in die Bibliothek. Alex ist in Dublin und David in Ennis, ich bin also quasi alleine.
Seit ein paar Tagen lese ich zum wiederholten Male Schuld und Sühne. Ich nehme mir das Buch aus dem Regal und setze mich auf die Couch, ich ziehe meine Beine an und versinke in der Geschichte.
„Miss Montgomery.“ Der Duke tritt ein und ich zucke zusammen. „Ganz ruhig.“ Bittet er mich und lächelt leicht.
„Es tut mir leid, ich werde auf meinem Zimmer weiter lesen.“ Biete ich an und er schüttelt seinen Kopf.
„Nein, eine solche schwere Kost sollte man nicht auf seinem Zimmer lesen. Wissen sie Miss Montgomery, in den letzten Wochen haben sie mich auf viele unterschiedliche Arten überrascht.“ Gibt er zu und setzt sich. „Ich gebe zu, ich hatte Vorbehalte ihnen gegenüber und ich möchte mich dafür entschuldigen.“ Er sieht mich an und ich nicke erstaunt. „Amerikaner waren in meinen Augen immer ungebildet und meistens auch sehr flegelhaft, aber sie sind anders. Sie helfen mir, das ich meine Mutter verstehen kann, warum sie sich in Fairbanks wohl fühlt.“ Erklärt er mir.
„Duke…“ setze ich an.
„James.“ Er reicht mir seine Hand und ich ergreife sie.
„Chris.“ Sage ich leicht verunsichert.
„Ich habe die letzten Abende sehr lange Gespräche mit meiner Mutter gehabt, ich glaube sie wollte mir den Kopf zu Recht rücken.“ Gibt er zu und ich lächle. „Ich weiß, dass viele Dinge in den letzten Jahren hier nicht so gelaufen sind, wie sich Mutter das von mir gewünscht hat. Aber ich trage eine Verantwortung.“ Gibt er zu,
„Und das ist mit Sicherheit auch nicht immer leicht.“ Stelle ich sachlich fest.
„Nein, das ist es nicht…“ er sieht aus dem Fenster. „Nach dem Tod meiner Frau habe ich immer Angst gehabt bei Alex und David was verkehrt zu machen und ich habe es ja schlussendlich auch. Ich habe David seine Freundin nicht akzeptiert und ich weiß, er würde gehen, wenn ich nicht über kurz oder lang einlenke.“ Erklärt er mir und ich bin erschlagen von seiner Ehrlichkeit.
„Sie sollten mit David darüber sprechen.“ Sage ich milde und er nickt.
„Ja, das werde ich. Ich werde auch mit Susanna sprechen. Ich denke ich muss lernen etwas… Wie sagt ihr jungen Leute so schön? ... “locker“ werden.“ Er sieht mich an und ich lächle.
„Wenigstens macht Alex mir auf diesem Gebiet keinen Ärger.“ Er zwinkert mir zu und ich habe das Gefühl zu erstarren.
„Nein.“ Sage ich leise.
„Ich danke ihnen, dass sie mir zugehört haben und ich freue mich auf den Ball mit ihnen.“ Er gibt mir einen Handkuss und lässt mich verwirrt in der Bibliothek zurück.
Ich kann mich nicht mehr auf das Buch konzentrieren und stelle es zurück ins Regal. Ich gehe in den Garten und sitze eine Weile einfach nur da und schaue auf den See. Es ist mir egal, dass ich nass werde und ich beobachte die Kreise die die Regentropfen auf der glatten Oberfläche des Sees hinterlassen.
Ist es Richtig was ich tue?
Wird sich Alex für mich entscheiden?
Diese und noch so viele andere Fragen schwirren in meinem Kopf hin und her und hinterlassen ein Chaos…
Eine Hand legt sich auf meine Schulter und ich muss mich nicht umdrehen um zu wissen, das es Alex ist der hinter mir steht.
„Geht es dir gut?“ fragt er leise.
„Ich weiß nicht…“ gebe ich zu.
„Komm…“ er hält mir seine Hand hin.
„Alex, ich weiß nicht…“ ich sehe ihn traurig an.
„Ich bitte dich.“ Er zieht mich langsam von der Bank hoch.
Wir gehen gemütlich nebeneinander her zum Bootshaus und als wir endlich im Trockenen sind zieht er mich in seine Arme.
„Ich ertrage es nicht, dich so traurig zu sehen.“ Seine Stimme klingt sanft und hilflos.
„Alex…“ ich schmiege mich an ihn „Wie soll das mit uns weiter gehen?“
„Wir finden für alles eine Lösung.“ Verspricht er mir.
„Alex…“ ich mache mich von ihm los „… Ich wohne in Alaska, du wohnst hier. Zwischen uns liegen fast 5000 Meilen. Ich muss am Sonntag wieder zurück und es bricht mir das Herz, weil ich dich hier zurück lassen muss.“
Langsam kommt er zu mir, er legt seine Hand unter mein Kinn und zwingt mich so ihn anzusehen.
„Wir finden eine Lösung.“ Sagt er eindringlich „Wir müssen, weil ich dich liebe.“
Ich sehe ihn an, versinke einen Augenblick in seinen Augen. Dann begreife ich, was er da eben gesagt hat.
„Du liebst mich?“ meine Stimme versagt fast.
„Ja Prinzessin, ich liebe dich.“ Er lächelt leicht.
„Ich liebe Dich auch.“ Ich merke wie Tränen beginnen über mein Gesicht zu laufen.
„Nicht weinen Prinzessin.“ Bittet er mich leise.
„Alex, ich liebe Dich so sehr.“ Schluchze ich.
„Oh Prinzessin.“ Er küsst mich liebevoll.
Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und er hält mich fest an sich gedrückt.
„Wir sollten zurück, das Dinner wird gleich aufgetragen und ich muss mich noch umziehen.“ Alex lässt mich los und ich nicke leicht. „Ich komme heute Abend noch zu dir.“ Verspricht er mir.
Als wir wieder im Schloss sind und ich mich umgezogen habe, sitze ich später mit Sophia und den anderen am Tisch und bin nicht wirklich sehr gesprächig.
„Was ist denn los Chris?“ Bella sieht mich sorgenvoll an.
„Ich denke ich werde Corronagh Forrest vermissen. Übermorgen bin ich weg.“ Ich sehe in die Runde.
„Dir gefällt es hier sehr gut, nicht wahr?“ Bella nimmt meine Hand.
„Ja.“ Sage ich nur und sie lässt meine Hand wieder los.
Ich verzichte heute darauf mich zu den anderen in den Salon zu setzen und schaue nur kurz rein, ob Lizzie noch etwas braucht.
„Nein, nein Kleines. Ruh dich aus für morgen.“ Sie winkt mir lächelnd zu.
„Danke Lizzie.“ Erwidere ich erleichtert und gehe in mein Zimmer.
Ich liege schon fast eingeschlafen in meinem Bett als Alex zu mir kommt und sich an mich ran kuschelt.
„Hey Prinzessin.“ Er knabbert an meinem Ohrläppchen.
„Hey mein Prinz.“ Nuschele ich verschlafen.
Er dreht mich zu sich und beginnt mich zu küssen. Er lässt sich Zeit und ich zerfließe in seinen Armen vor Sehnsucht.
„Nimm mich Alex, bitte.“ Wimmere ich leise.
„Pssst…“ er legt seinen Zeigefinger auf meinen Mund.
Er verwöhnt mich und ich stehe kurz vor einer Ohnmacht, dann endlich dringt er mit kräftigem Stoß in mich und ich stöhne auf.
„Gott Alex.“ Meine Stimme versagt fast.
„Ich liebe Dich so sehr.“ Stöhnt er und ich ziehe ihn zu mir um ihn zu küssen.
Als wir eine halbe Stunde später nebeneinander im Bett liegen und ich den Schlägen seines Herzens lausche, da fühle ich mich wie im Himmel.
Die Sonne scheint ins Zimmer und kitzelt mich an der Nase, ich widerstehe dem Drang einfach liegen zu bleiben und rappele mich auf.
Alex ist weg…
Natürlich ist er weg…
So wie jeden Morgen…
Ich mache mich ein wenig frisch und gehe zu Lizzie. Sie ist schon auf und ich finde sie zusammen mit David und Alex im Speisesaal.
„Guten Morgen.“ Wünsche ich in die Runde und setze mich. „Du bist heute ja schon sehr früh auf.“ Ich sehe zu Lizzie.
„Es ist noch so viel zu tun…“ sie winkt ab. „Um 17 Uhr kommt eine Friseurin, ich schicke sie dann zu dir.“ Sie sieht mich an.
„Ich bekomme das alleine hin.“ Wehre ich mich.
„Papperlapapp. Wann wirst du endlich aufhören mir ständig zu widersprechen?“ Lizzie sieht mich an und ich lächle.
„Vermutlich nie.“ Gebe ich zu.
„Ich befürchte es fast.“ Sie dreht spielerisch mit den Augen.
„Meinst du, du kannst heute alleine ausreiten?“ David sieht mich an und ich nicke erstaunt. „Ich hole Sus und ihr Kleid ab.“ Stöhnt er und ich lache auf.
„Viel Spaß.“ Ich grinse ihn breit an.
„Oh vielen Dank Chris.“ Er nickt mir vornehm zu.
„Gern geschehen.“ Ich schenke ihm ein strahlendes lächeln und angle mir einen Toast.
Immer wieder sehe ich verstohlen zu Alex, aber er weicht meinem Blick aus.
Als wir fertig sind, will ich mit ihm sprechen, aber es scheint gerade so, als habe er sich in Luft aufgelöst.
Die Sonne ist endlich zurück in Irland und ich reite allein fast 3 Stunden aus. Wie immer mache ich dann Princess fertig und bringe sie auf die Koppel.
„Möchtest du was zum Lunch?“ Oli sieht mich an als ich die Geräte in den Stall zurück bringe.
„Nein, nein…“ ich winke ab „Ich bin so aufgeregt wegen heute Abend, dass ich nichts runter bekomme.“
„Ach ja, ich soll dir von Sophia sagen, das dein Kleid aufgebügelt auf deinem Bett liegt.“ Erwinkt mir zu ehe er wieder verschwindet.
Ich gehe noch ein bisschen spazieren und nehme die wunderschöne Natur Irlands in mich auf. Als ich auf meine Uhr sehe, erschrecke ich mich fast zu Tode, ich habe nur noch drei Stunden bis zum Ball.
So schnell ich kann laufe ich zum Schloss zurück und als ich in mein Zimmer komme wartet Sus schon auf mich.
„Da bist du ja endlich…“ sie nimmt mich in den Arm „Los husch, husch zieh dein Kleid an. Ich gehe ins Gästezimmer und in zwei Stunden treffen wir uns.“ Sie zwinkert mir zu und nimmt den Kleidersack, der offensichtlich ihr Kleid enthält, mit sich.
In den nächsten zwei Stunden wuseln unzählige Menschen um mich herum. Meine Haare werden hoch gesteckt, meine Fingernägel lackiert und ich bekomme ein Make up verpasst ehe mir Sophia in das Kleid hilft.
„Wow Chris, du siehst wirklich aus wie eine Prinzessin.“ Sophia sieht mich mit großen Augen an.
Ich gehe langsam zum Spiegel und mir treten Tränen in die Augen.
Das Kleid ist so wunderschön…
Die Korsage ist kunstvoll bestickt und mit kleinen Perlen verziert, diese glitzern wie tausend Diamanten. Der Rock hebt sich durch den Unterrock leicht ab und der Stoff schimmert im Licht. Auch der Saum des Kleides ist bestickt und verziert. Man kann zwar meine Füße nicht sehen, weil ich mir für ein bodenlanges Kleid entschieden habe, aber ich schlüpfe in die feinen silbernen Stilettos. Die Handschuhe fühlen sich ungewohnt an und als ich in mein Gesicht blicke kann ich kaum glauben, dass das wirklich ich sein soll. Das Make up ist dezent, aber betont meine blauen Augen. Meine Wangen haben einen leichten rot Schimmer, aber ich kann nicht sagen, ob das Make up ist oder meine Aufregung. Meine Haare wurden kunstvoll hochgesteckt und kleine Blumen passend zum rosa meines Kleides, wurden in die Frisur mit eingearbeitet. Die Perlenkette meiner Mum passt wunderbar dazu und die passenden Ohrringe runden das Bild ab.
Ja, ich fühle mich wie eine Prinzessin…
„Los Chris, schnapp ihn dir.“ Sophia grinst mich an.
„Was meinst du?“ gebe ich verwirrt zurück.
„Glaub mir Chris, die Wände in Corronagh Forrest mögen dick sein, aber die Angestellten sind nicht blind.“ Sie zwinkert mir zu.
„Ich… Ich meine…“ stottere ich.
„Ihr seid ein so wundervolles Paar.“ Sie nimmt meine Hand „Ich wünsche euch, dass ihr glücklich werdet.“
„Danke.“ Sage ich gerührt.
„Jetzt nicht weinen, oder Bella bringt mich um.“ Fleht sie mich an und ich fächere mir mit einer Hand Luft zu.
„Viel besser.“ Lobt Sophia mich und hält mir die Tür auf.
„Oh meine Kleine!“ ruft Lizzie verzückt als sie mich entdeckt.
„Wow Chris, du siehst wunderschön aus.“ Sus kommt zu uns und ich muss eingestehen, dass sie in ihrem hellgrünen Kleid mindestens genauso hübsch aussieht wie ich.
„Dann kommt Mädchen, dann gehen wir mal zu unseren Tischherren und der Ball kann beginnen.“ Lizzie sieht uns an und ich erschrecke mich.
Wo zum Teufel sind die letzten drei Stunden hin?
Langsam kommen wir die Treppe hinunter. Sus und ich folgen Lizzie, die in ihrem violetten Kleid aussieht wie eine Königin, vorsichtig die Treppe runter.
„Christin, sie sind eine wahre Augenweide.“ Begrüßt mich der Duke charmant und gibt mir einen Handkuss.
„Vielen Dank James.“ Ich mache einen kleinen Knicks.
„Oh wie schön… dann können wir ja alle gleich los.“ Ertönt eine quietschige Stimme hinter mir und ich drehe mich langsam um.
David, der Sus anstrahlt und Alex mit Annabelle am Arm kommen zu uns.
Annabelle trägt ein gelbes Kleid, welches ausgezeichnet ihre Vorzüge präsentiert. Ich unterdrücke den unbändigen Wunsch, ihre Brüste auf ihre Echtheit zu überprüfen, nur sehr ungern und sehe zu Alex. Wieder weicht er meinem Blick aus und ich schlucke schwer.
„Darf ich bitten?“ der Duke hält mir seinen Arm hin und wir schreiten den anderen voran.
„Mr. James Sebastian O’Meally, Duke of Corronagh und seine Begleitung Miss Christin Montgomery.” Ertönt eine Stimme und James und ich schreiten in den prachtvoll geschmückten Ballsaal.
„Mrs. Elisabeth Sophie Maria O’Meally, Duchess of Corronagh und ihre Begleitung Mr. Peter Hannigan.” Ertönt es weiter und ich sehe mich nach Lizzie um.
Sie geht tatsächlich mit Pete und dieser erstrahlt an ihrer Seite. Ich muss wirklich zugeben ich habe mir bisher keine Gedanken gemacht mit wem Lizzie zum Ball geht.
Ich sehe lächelnd zu ihr und sie erwidert es strahlend.
„Mr. David Patrick O’Meally, Duke of Corronagh und seine Begleitung Miss Susanna Marie McDonley.” Ertönt wieder die Stimme und David und Sus treten ein.
Sie sind ein wirklich hübsches Paar und ich stelle mich neben den Duke, denn augenscheinlich geht das jetzt noch ein wenig so weiter.
„Mr. Alexander Sean O’Meally, Duke of Corronagh und seine Verlobte Lady Annabelle de Clairiss.” Mein Kopf geht in Richtung Tür und ich ärgere mich das Annabelle an ihm hängt wie eine Klette.
Kurz treffen sich meine Blicke mit denen von Alex, doch er sieht gleich wieder zu Boden.
Das ganze Prozedere geht fast eine Stunde, dann scheinen endlich alle Gäste da zu sein. Meine Knie tun vom ewigen Geknickse schon weh.
Das Buffet wird eröffnet und überall bilden sich kleine Grüppchen um die Neuigkeiten auszutauschen.
„Darf ich um diesen Tanz bitten Miss Montgomery?“ James reicht mir seine Hand und ich erkenne an seinem Blick sofort, dass irgendetwas nicht stimmt.
„Aber sicher.“ Ich verbeuge mich und Augenblicke später tanzen wir zu einem langsamen Walzen über den Parkettboden.
Er sagt kein weiteres Wort zu mir und mein Herz schlägt bis zum Hals.
Nachdem die Tanzfläche nun für alle Paare frei gegeben ist, zieht mich James bestimmt und nicht gerade behutsam von den anderen Weg.
„Ich möchte sie sprechen.“ Sagt er in einem Ton der keine Widerworte duldet.
Er deutet auf eine Tür und ich finde mich plötzlich in einem Arbeitszimmer wieder, zusammen mit Alex und Annabelle.
„Ich habe heute Abend von euerem ungebührlichen Verhalten gegenüber Annabelle gehört und ich spreche meine tiefste Abscheu darüber aus. Ich und deine Mum haben dich nicht so erzogen Alexander…“ er sieht zu seinem Sohn „Und von ihnen…“ er schüttelt den Kopf „Eigentlich habe ich nichts anderes von ihnen erwartet.“ Sagt er verächtlich.
„Was ist denn hier los?“ Lizzie, Pete, David und Sus stehen in der Tür und ich schließe gequält meine Augen.
„Miss Montgomery hat sich in ungebührlicher Art und Weise mit Alexander vergnügt und so etwas dulde ich in meinem Haus nicht.“ Er schlägt mit der Faust auf den Tisch und ich zucke, den Tränen nahe, zusammen. „Alexander ist Annabelle versprochen und wenn ich schon einwilligen soll, das David unter seinem Stand heiratet, so bedeutet das nicht, das Alexander dafür einen Freifahrtsschein erhält. Er wird Lady Annabelle heiraten…“ er sieht drohend zu Alex.
„Aber…“ setzt dieser an und einen kleinen Moment keimt die Hoffnung in mir auf, das er zu uns steht und seine Worte nicht nur leere Versprechungen waren.
„Ich dulde keinen Widerspruch, du solltest dich glücklich schätzen, das Annabelle dir deinen Ausrutscher mit dieser Person…“ er sieht mich durchdringend an und ich merke wie die Tränen nun zu laufen beginnen „… verzeiht und dich trotzdem heiraten möchte.“
„Ist das wahr Chris?“ Lizzie sieht mich an und ich sehe unter Tränen auf.
„Ja.“ Sage ich leise, ich meine leugnen hat hier wohl nicht mehr viel Sinn.
„Ich muss sagen, ich bin tief enttäuscht von dir und von dir ebenso Alexander.“ Sie sieht zu ihrem Enkel und ich schluchze auf „In Anbetracht der Umstände, halte ich es für sinnvoll, wenn du die letzten Nächte hier in Irland in einem Hotel verbringst. Ich werde veranlassen, dass man dich in ein Hotel nach Dublin fährt. Ich werde dich übermorgen früh abholen und wir fliegen zurück.“ Sie dreht sich um und mein Herz verkrampft sich. Sie wirkt so enttäuscht von mir…
Was habe ich nur getan?
„Verlassen sie bitte augenblicklich das Schloss.“ James seine Stimme schneidet sich in meine Seele.
Ich stürme aus dem Raum und laufe vor Tränen fast blind in mein Zimmer.
Ich schäle mich aus dem Kleid, kämme meine Haare und wasche mir das Make up aus dem Gesicht. Ich werfe meine Sachen achtlos in den Koffer und hänge das Kleid in den Schrank.
Kraftlos lasse ich mich auf das Bett sinken.
Leise klopft es und zu meiner Verwunderung kommt Alex rein.
„Ich will dich nicht sehen.“ Schluchze ich verzweifelt.
„Es tut mir leid Chris.“ Er steht unbeholfen in der Tür.
„Du bist genauso wie dein Vater, du hast kein Rückrat für die Sachen einzustehen, die du versprochen hast. Das mit uns war alles nur eine Illusion. Geh und heirate deine Annabelle, du liebst sie ja so sehr.“ Ich stehe auf und nehme meinen Koffer.
„Lass es mich erklären.“ Bittet er mich.
„Was gibt es zu erklären?“ ich funkele ihn zornig an.
„Ich habe Verpflichtungen…“ beginnt er.
„Redet ihr Dukes und Ladys und was ihr noch alles seid, euch immer auf euere Verpflichtungen raus?“ ich schubse ihn leicht. „Du hast mir gesagt, dass du mich liebst. Du hattest auch mir gegenüber eine Verpflichtung.“
„Das ist nicht so einfach…“ setzt er erneut an.
„Ich wiederhole mich ungern, aber geh mir endlich aus den Augen!“ ich schubse ihn in den Flur „Ich habe dir mal gesagt, das die Liebe niemals einfach ist… ich korrigiere mich. Die Liebe ist ein hinterhältiges Arschloch, welches dir dein Herz heraus reißt und darauf tanzt und du bist das größte Arschloch welches mir jemals unter die Augen gekommen ist.“ Damit schlage ich ihm die Tür vor der Nase zu.
Ich verlasse Corronagh Forrest durch den Hintereingang. Sophia erwischt mich gerade bevor ich in das Taxi steigen will.
„Es tut mir so leid.“ Sie nimmt mich in den Arm.
„Ich gehöre hier nicht her, das habe ich nie und das werde ich nie.“ Sage ich resigniert und steige in das Taxi.
Die Fahrt nach Dublin wird lang und ich weine zusammen gekauert auf der Rückbank. Der Taxifahrer stellt keine Fragen und irgendwann läuft das Radio mit leiser Musik.
„Wir sind da Miss. Ich soll ihnen ausrichten, das die Duchess sie übermorgen um 8 Uhr abholt.“ Der Fahrer sieht mich an.
Müde und erschöpft nehme ich meinen Koffer und checke mich im Hotel ein.
Ich schlafe in dieser Nacht nicht und starre auf die Skyline von Dublin.
´Übermorgen ist das alles nur noch eine Erinnerung. ` rede ich mir immer wieder ein.
Aber werde ich jemals vergessen können?
Wird der Schmerz jemals vorbei sein?
Der nächste Tag ist qualvoll und weine mir die Augen aus dem Kopf. Ich weiß ich habe einen Fehler gemacht, aber kann Liebe wirklich ein Fehler sein?
Ich bin so in meinem Schmerz versunken, das ich das Klopfen an der Tür erst wahr nehme, als es schon ziemlich laut und kräftig ist.
Ich gehe zur Tür und will sie im gleichen Augenblick wieder schließen, als ich sehe wer da vor meiner Tür steht.
„Nur eine Minute.“ Bittet Alex mich und die Zimmermädchen, die im Flur stehen, sehen uns schaulustig an.
Mir bleibt nichts anderes übrig als ihn in mein Zimmer zu ziehen.
Ich verschränke meine Arme vor der Brust.
„Willst du sehen ob ich wirklich am Boden liege?“ sage ich kraftlos und lasse mich aufs Bett sinken.
„Nein… nein…“ er hockt sich vor mich. „Chris du musst mir glauben, das die Zeit, die ich mit dir verbracht habe, etwas ganz besonders war.“ Setzt er an.
„Lass es bitte…“ bitte ich ihn.
„Nein Chris. Noch niemals habe ich so gefühlt bei einer Frau. Du bist so atemberaubend und wunderschön.“ Er greift nach meiner Hand.
„Alex, ich bin für so etwas zu Schade.“ Meine Stimme ist nicht mehr wie ein Flüstern.
„Noch nie in meinem Leben hat mich eine Frau so angezogen wie du. Noch nie in meinem Leben hat mich eine Frau mich gebeten sie zu nehmen und ich habe es so gern getan.“ Er zwingt mich ihn anzusehen.
„Alex…“ weine ich.
Warum schicke ich ihn jetzt nicht einfach weg?
Warum schreie ich ihn nicht an?
Weil ich ihn so sehr liebe…
Ich ringe einen Moment mit mir, dann sehe ich ihm in die Augen und sehe seine Verzweiflung.
„Ich muss sie heiraten.“ Sagt er und schluckt schwer „Ich habe Verpflichtungen gegenüber meinem Namen und meinem Titel.“ Er fährt sich durch seine Haare.
„Was willst du dann hier? Mir mein Herz in noch mehr brechen? Alex, du hast es bereits geschafft…“ ich verberge mein Gesicht.
Ich will nicht mehr wegen ihm weinen.
„Es tut mir so leid…“ er beugt sich zu mir und küsst mich innig.
Ich will ihn weg stoßen.
Ich will ihm sagen, dass er aufhören soll…
Aber mein Mund bleibt stumm.
Ich erwidere seinen Kuss und unsere Küsse werden immer stürmischer. Er zieht mich hoch und hält mich fest in seinen Armen er hebt mich an und drückt mich gegen die Wand. Er nimmt unbeherrscht und stürmisch und ich sehe ihn unter Tränen an als er mich wieder auf den Boden stellt.
„Warum Alex?“ frage ich leise.
„Es tut mir leid…“ er zieht sich seine Hose hoch und richtet sein Hemd. „Glaube mir, ich wollte dir wirklich nur sagen, das es mir leid tut.“ Er reibt sich über die Augen.
„Geh.“ Flüstere ich und sehe aus dem Fenster.
Er tritt hinter mich und ich erschaudere.
„Chris, ich…“ er sucht nach den richtigen Worten.
„Geh, du bist nicht ein Stück besser wie dein Vater…“ ich trete einen Schritt nach links und dann höre ich wie die Tür zu geht.
Ich zittere am ganzen Körper und weine mich in den Schlaf.
Trotzdem stehe ich pünktlich um 8 Uhr an der Rezeption.
Ich muss weg hier!
Ich muss weg aus diesem Land!
Weg!
Weg!
Weg!
Lizzie schickt ihren Fahrer um mich zu holen.
Ich steige in den Wagen und wage es kaum ihr in die Augen zu sehen.
Schweigend checken wir am Flughafen ein und sitzen eine knappe Stunde später im Flugzeug. Bis Paris straft sie mich weiter mit schweigen und als wir dann endlich in der Maschine nach New York sitzen und in der Luft sind, sieht sie mich lange an.
„Es tut mir leid Kleines.“ Sagt sie leise und ich sehe auf. Tränen laufen mir wieder übers Gesicht und sie nimmt mich in den Arm. „Ich habe mich falsch verhalten.“ Gibt sie zu und ich schluchze auf.
„Ich auch Lizzie. Es war ein Fehler.“ Schniefe ich.
„Kleines, die Liebe ist niemals ein Fehler.“ Sie streicht mir übers Haar.
„Oh doch Lizzie, die Liebe ist der größte Betrug den es jemals gab und geben wird. Ich werde nie wieder lieben, niemals wieder wird mich jemand so verletzen.“ Ich schließe meine Augen.
Der Schmerz ist so unerträglich, das es mir fast die Luft zum atmen nimmt.
„Bitte sag so etwas nicht.“ Bittet mich Lizzie „… Du weißt doch gar nicht, was dein Schicksal mit dir vor hat.“
„Lizzie, es gibt kein Schicksal…“ ich sehe sie an „Alex war mein Schicksal, er hatte die Augen aus meinen Träumen. Er war derjenige, auf den ich mein ganzes Leben gewartet habe…“ ich schließe gequält meine Augen „… Das Schicksal hat sich augenscheinlich gerade für mich einen perfiden Plan ausgedacht, um mich möglichst schlimm leiden zu sehen und glaub mir Lizzie, das tue ich.“ Ich setze mich wieder hin und sehe in die Wolken.
„Alex ist der Mann aus deinen Träumen?“ fragt sie erstaunt.
„Ja… Ist die nie aufgefallen, das er blau-grüne Augen hat, die im Sonnenlicht türkis leuchten?“ ich sehe sie an und schlucke, allein der Gedanke daran, wie er mich angesehen hat bringt mich fast um den Verstand.
„Kleines, ich…“ beginnt sie doch ich hebe meine Hand.
„Ich will nie wieder seinen Namen hören und auch nie wieder über Irland sprechen.“ Sage ich deutlich und sie sieht mich traurig an. „Es tut mir leid Lizzie, aber ich kann es nicht.“ Füge ich versöhnlicher hinzu.
Sie nimmt meine Hand und drückt sie kurz.
22 Stunden später, mitten in der Nacht, helfe ich Lizzie vor dem Heim aus dem Bus und Nic sieht mich besorgt an.
„Ihr müsst ja eine wahnsinnig tolle Zeit gehabt haben, wenn du dich nicht einmal melden kannst.“ Sie sieht mich an.
„Ich nehme mir zwei Tage frei, ich muss erst einmal in Ruhe ankommen.“ Sage ich ausweichend.
„Aber sicher.“ Erwidert sie verdutzt.
„Bis Mittwoch.“ Ich schleppe meinen Koffer über den Parkplatz und verstaue ihn im Kofferraum.
Ich sehe mich nicht noch einmal um, sondern lenke den Wagen sicher durch Fairbanks.
Als ich an meinem Haus ankomme, seufze ich leicht.
´Home sweet Home. ` schießt es mir durch den Kopf.
Ich schließe die Tür auf und merke wie kalt es im Haus ist. Sofort befeuere ich den Kamin und lade meinen Koffer aus. Nachdem ich mich vergewissert habe, das in den letzten 4 Wochen nicht irgendetwas kaputt gegangen ist, setze ich mich in meine Decke gekuschelt auf die Couch und starre auf den ausgeschalteten Fernseher.
Er wird sie heiraten!
Er wird sie heiraten, obwohl er sie nicht liebt!
„Es ist mir scheiß egal wen dieser aufgeblasene Schnösel heiratet!“ rufe ich wütend und fege mit einer Handbewegung die Post der letzten Wochen vom Tisch. Dann sacke ich zusammen und beginne zu weinen. Es grenzt an ein Wunder, das ich überhaupt noch Tränen habe, aber sie wollen einfach nicht versiegen.
Ich liege auf meiner Couch und gebe mich meinem Schmerz hin. Ich schalte irgendwann den Fernseher ein, damit es nicht mehr so unheimlich still ist.
Ich bewege mich nur, wenn ich auf Toilette muss oder um mir was zu trinken zu holen. Appetit habe ich keinen, aber das finde ich auch nicht verwunderlich.
Ich habe kein Zeitgefühl und ziehe mich auf meine kleine rettende Insel, meine Couch, zurück. Nur nebenbei registriere ich, dass die Sonne scheint und augenscheinlich sommerliche Temperaturen herrschen. Aber das kann auch täuschen, denn in einem Holzhaus ist es, erst einmal aufgewärmt, für eine lange Zeit warm.
Ein heftiges Klopfen an meiner Tür lässt mich zusammen zucken und ich rappele mich widerwillig auf.
Ein paar Sekunden später sehe ich in das erstaunte Gesicht Nicoles.
„Wo warst du heute?“ sie sieht an mir hinunter.
„Wieso? Ich habe mir doch zwei Tage frei genommen?“ nun schaue ich sie erstaunt an.
„Chris, heute ist Mittwoch…“ sie schüttelt den Kopf „Durch die Zeitumstellung bist du wahrscheinlich etwas verwirrt, also werde ich ein Auge zudrücken. Aber morgen früh kommst du bitte wieder zum Dienst.“ Sie sieht mich durchdringend an.
„Ja sicher.“ Erwidere ich fahrig.
„Schlaf dich aus Chris, du siehst furchtbar aus.“ Sie nimmt meine Hand „Und wenn du was hast, dann kommst du bitte zu mir, ja?“
„Ja.“ Sage ich wieder und bin im Begriff die Tür zu schließen.
„Wir sehen uns Morgen.“ Erinnert mich Nic und ich nicke.
„Ja, ich werde da sein.“ Damit schließe ich die Tür wieder.
Ich schlurfe zurück zu meiner Couch und stelle meine Uhren um. Noch einmal darf mir so etwas nicht passieren.
Ich schaffe es tatsächlich mich zu duschen und einkaufen zu gehen, ehe ich wie erschlagen in mein Bett falle.
Der Wecker klingelt viel zu früh für meinen Geschmack und ich stehe langsam auf. Meine Füße berühren den kühlen Boden und ich gehe ins Bad. Meine Augen sehen mich müde und geschwollen an und ich sehe schnell weg.
Ich versuche mich wenigstens ein wenig ansehnlich zu machen und ziehe 30 Minuten später meine Tür ins Schloss.
Als ich bei der Residenz ankomme und parke, fühle ich mich in der Zeit zurück versetzt. Alles kommt mir so unwirklich vor und ich atme tief durch.
Jess springt mich beinahe an als ich umgezogen ins Besprechungszimmer komme.
„Oh mein Gott ist das schön, dass du wieder da bist!“ sie strahlt mich an.
„Ja, ich bin auch froh.“ Ich versuche mich zu einem lächeln durch zu ringen.
„Du siehst müde aus.“ Stellt sie besorgt fest.
„Die 9 Stunden Zeitumstellung stecken mir noch in den Knochen.“ Ich nehme mir eine Kaffeetasse und setze mich an den Tisch.
„So meine Lieben, einen wunderschönen guten Morgen.“ Nic setzt sich zu uns an den Tisch und wir hören die Übergabe des Nachtdienstes.
„So, die Routen wie immer.“ Sie sieht in die Runde.
„Ich würde meine Route gerne tauschen.“ Sage ich leise und alle sehen mich an. „Ich meine, ich habe das Gefühl, das ich ziemlich viele Bewohner ein wenig vernachlässigt habe und ich möchte es ein bisschen gut machen.“ Füge ich hinzu.
„Gut, ich tausche mit dir.“ Jess sieht mich an „Dann hast du jetzt Anni, Olivia und Adam.“ Sie nickt mir zu und ich erwidere es. „Und ich übernehme Lizzie, Alice und John.“ Fragt sie nach und wieder nicke ich.
„Danke Jess.“ Sage ich und wir erheben uns alle.
Es ist schwer für mich, mich in dem mir fremd gewordenen Alttag zu Recht zu finden.
Ich komme zu spät zum Frühstück und Nic sieht mich fragend an.
„War was bei dir los?“ sie legt ihren Kopf schief.
„Nein, nein… es ist nur ungewohnt und alle wollen wissen wie es war.“ Erkläre ich ihr.
„Ja, das interessiert uns auch brennend.“ Jess strahlt mich an.
„Es war schön, die Natur und die Geschichte Irlands sind überwältigend.“ Erkläre ich knapp.
„Und sonst so?“ Jess beisst in ihr Brötchen.
„Nichts.“ Sage ich und schenke mir Kaffee ein.
„Wie nichts?“ Jess sieht mich erstaunt an.
„Ich war viel mit Lizzie unterwegs und sie hat mir viele tolle Sachen gezeigt.“ Erkläre ich ihr „Da war nicht mehr viel Zeit übrig.“
„Okay, nun genug davon.“ Nic sieht zu mir und ich sehe in meine Kaffeetasse. „Übernimmst du heute wieder den Zeichenkurs?“ sie sieht mich fragend an.
„Aber sicher.“ Erwidere ich und sie scheint erleichtert.
„Super. Jess du übernimmst Bridge…“ Nic teilt jedem seine Aufgabe zu und ihr fällt zum Glück nicht auf, das ich nichts esse.
„Dann los.“ Sagt sie eine Weile später und klatscht in die Hände.
Ich bringe meine Tasse weg und mache mich dann auf den Weg in den Zeichenraum. Ich bereite wieder alles vor und drehe heute die Staffeleien Richtung Fenster. Man hat einen wunderschönen Blick über die Berge und ich bin mir sicher, dass es ein schönes Motiv ist.
Nach und nach trudeln meine Teilnehmer ein und auch Lizzie nimmt an ihrer Staffelei Platz. Ich erkläre kurz ein paar Sachen und helfe einigen dann bei ihren Ansätzen. Dann setze ich mich an meine Staffelei, ich habe sie nach ganz hinten gestellt und starre auf die weiße Leinwand.
„Chris, hast du einen Moment?“ Olivia ruft mich zu sich und ich stehe auf.
„Na, was klappt nicht?“ ich grinse sie an.
„Die Übergänge wollen mir einfach nicht gelingen.“ Sie sieht mich verzweifelt an.
Ich erkläre ihr kurz eine Wischtechnik und sehe mich dann um, alle scheinen in ihre Arbeit vertieft und ich setze mich wieder vor meine leere Leinwand.
Auch drei Stunden später ist meine Leinwand leer. Das ist ungewöhnlich für mich, denn mir fehlt eigentlich nie eine Inspiration und mein Pinsel gleitet dann immer wie von selbst über die Leinwand. Aber mein Kopf ist leer gefegt und ich konzentriere mich darauf mit den anderen ihre Bilder zu besprechen. Schließlich bin ich bei Lizzie.
„Deine Pinselführung ist traumhaft…“ ich sehe auf ihr Bild „… Du verstehst es, einen in deine Bilder eintauchen zu lassen und deine Gefühle mit zu teilen.“ Lobe ich sie und gehe dann weiter.
„So ihr Lieben, begebt ihr euch dann in den Speisesaal?“ ich sehe in die Runde und versuche zu lächeln. „Heute gibt es zur Abwechslung mal Fisch.“
Leises Gelächter macht die Runde und einige winken mir zu, ehe sie raus gehen.
„Es tut mir leid Kleines, ich bin eine dumme, alte Frau. Ich hätte dich auf Corronagh Forrest niemals so vorführen dürfen.” Lizzie ist hinter mich getreten und sieht traurig auf meine weiße Leinwand.
„Es ist in Ordnung.“ Sage ich leise und beginne die Sachen einzusammeln.
„Bitte Kleines, ich kann es nicht ertragen, dass du mich nicht beachtest. Du hast sogar deine Bewohner getauscht um nicht mehr zu mir zu müssen.“ Ich blicke auf und sehe wie verletzt sie ist.
„Lizzie, es hat nichts mit dir zu tun, aber ich habe einige Bewohner vernachlässigt und das darf einfach nicht sein. In ein paar Wochen werde ich meine alte Route wieder übernehmen.“ Ich versuche ehrlich und aufrichtig zu klingen.
„Schau mich an.“ Sagt sie leise und ich sehe auf. „Ich kann es nicht wieder gut machen, was in Irland passiert ist. Aber was kann ich tun, damit es dir besser geht?“ besorgt sieht sich mich an.
„Mach die letzten 4 Wochen ungeschehen.“ Erwidere ich und merke wie mir Tränen in die Augen steigen.
„Das kann ich nicht.“ Sagt sie bedauernd.
„Ich auch nicht.“ Ich drehe mich um und beginne die Pinsel auszuwaschen.
„Kleines…“ setzt sich an und ich konzentriere mich auf die Pinsel. „Ich hoffe du kannst mir irgendwann verzeihen.“ Sie geht leise hinaus und ich stütze meine Hände auf dem Waschbeckenrand ab.
Ich sammle mich wieder und räume dann zu Ende auf. Als ich den Speisesaal betrete und mich zu Nic setze sieht sie mich prüfend an.
„Kannst du bitte damit aufhören?“ sage ich lauter wie beabsichtigt.
„Womit denn?“ erstaunt weiten sich ihre Augen.
„Mich anzuschauen als wäre ich krank oder so. Mir geht es gut.“ Ich fülle mir demonstrativ ein paar Kartoffeln, Sauce und ein wenig Fisch auf meinen Teller.
Ich weiß, wenn ich jetzt nichts esse, dann wird sie mir den ganzen Tag auf die Nerven gehen und irgendwann würde ich zusammen brechen.
Alle anderen am Tisch sehen mich verwundert an, doch keiner sagt etwas.
Als ich nach meinem Feierabend zur Bank gehe, stelle ich fest, dass mir neben meinem normalen Gehalt 5000 Dollar extra von einem ausländischen Konto gezahlt wurden und ich atme tief durch.
Ich gehe zum Bankschalter und die Dame dahinter sieht mich erwartungsvoll an.
„Können sie bitte die 5000 Dollar an den Absender zurück schicken?“ ich deute auf meinen Kontoauszug.
„Aber sicher Miss.“ Sie tippt eifrig auf ihrem Computer herum und reicht mir dann einen Zettel zum unterschreiben.
„Ich muss einen Grund angeben.“ Sie sieht mich an und ich überlege kurz.
„Schreiben sie einfach: Ich sehe keine Veranlassung für die Zahlung. Christin Montgomery.“ Erkläre ich ihr und sie trägt es ein.
„Vielen Dank.“ Ich verlasse die Bank und ziehe mir am Automaten soviel wie ich für die nächsten Tage brauche.
Dann lade ich zu Hause alles aus und lege mich um 6 Uhr abends in mein Bett.
Ich bin müde, ich fühle mich ausgelaugt und leer.
Irgendwann schlafe ich ein und der Alltag holt mich in den nächsten Wochen Stück für Stück ein und die Erinnerungen an Irland verblassen ganz langsam.
Es ist mittlerweile schon Ende Oktober und die Temperaturen sind wieder auf – 12 Grad abgestürzt.
„Chris, ich muss mit dir reden.“ Nic sieht mich an und ich wickele meine Jacke enger um mich, da ich gerade im Begriff bin nach Hause zu fahren.
„Kann das bis morgen warten?“ ich sehe sie an und sie schüttelt mit dem Kopf.
„Nein, komm bitte mit.“ Sie deutet auf die Tür und ich gehe seufzend wieder in das Haus.
Wir gehen in ihr Büro und sie setzt sich auf ihren Stuhl.
„Chris, seitdem du aus Irland wieder da bist hast du dich verändert…“ beginnt sie und ich seufze leicht.
„Versteh mich nicht falsch, deine Arbeit ist immer noch einwandfrei aber als deine Freundin mache ich mir große Sorgen…“ sie wartet das ich etwas erwidere, aber ich sage nichts.
Ich meine, was will sie von mir hören?
„Du gehst nicht mehr aus, Du schottest dich ab und schließt dich in deinem Haus ein. Sag mir bitte, was ist in Irland schreckliches passiert?“ sie nimmt meine Hände und ich zucke zusammen.
„Nichts.“ Sage ich leise.
„Komm schon Chris, ich bin es Nic.“ Sie steht auf und kommt um den Tisch herum.
„Ich kann nicht.“ Meine Stimme ist nicht mehr wie ein flüstern.
Ich stehe auf und will aus dem Büro stürmen. Die Betonung liegt auf will, denn meine Beine haben anscheinend etwas anderes vor. Ich sacke auf die Knie und Nic ist mit einem großen Schritt bei mir und hilft mir mich wieder auf den Stuhl zu setzen.
„Chris, nichts kann so schlimm sein, das du es mir nicht sagen kannst.“ Sie geht vor mir in die Hocke.
Ich schweige und kaue auf meiner Unterlippe.
„Im Übrigen beobachte ich schon länger das du kaum was isst. Chris ich habe dich wirklich lieb, aber das geht zu weit. Du weißt wie labil du immer noch bist.“ Sie zieht mich vorsichtig hoch und wartet ab, ob meine Beine mich nun tragen wollen.
„Was?“ ich sehe sie an und sie bugsiert mich aus der Tür.
„Hast du dich in den letzten Wochen mal im Spiegel angesehen? Du siehst aus wie der Tod persönlich…“ sie nimmt mein Gesicht in ihre Hände „… Nein, Kleines selbst der Tod hätte Angst vor dir.“
„Nic.“ Setze ich an.
„Ich bringe dich jetzt zu Roger und der stellt dich, oder das was von dir übrig ist auf den Kopf. Chris, ich habe wirklich Angst, das du uns irgendwann zusammen brichst.“ Sie sieht mich flehentlich an „Deine Mum macht sich schreckliche Sorgen.“ Fügt sie hinzu und ich ziehe eine Augenbraue hoch.
„Das erklärt ihre täglichen Anrufe.“ Sage ich mehr zu mir als zu ihr.
„Sei mir nicht böse.“ Bittet sie mich und wir kommen an meinem Auto an. „Fährst du alleine zu ihm oder muss ich dich begleiten?“ sie legt ihren Kopf leicht schief.
„Danke Mum, aber das schaffe ich schon.“ Ich setze mich hinters Steuer und starte den Motor.
„Ruf mich bitte heute Abend an…“ sagt sie sehr eindringlich „Wenn nicht, dann sehe ich mich gezwungen dir einen Besuch abzustatten.“
„Ich rufe an.“ Verspreche ich und fahre dann endlich los.
Ich fahre lieber gleich zu Roger, dem betreuendem Arzt der Residenz und meinem Hausarzt, denn wenn ich eins weiß, dann das Nic noch in der Sekunde als ich vom Parkplatz gefahren bin, zu ihrem Telefon gestürmt ist und ihn angerufen hat.
Ich täusche mich nicht, denn als ich vor der Praxis parke kommt Roger schon aus der Tür.
„Hey Chris.“ Er nimmt mich in den Arm als ich beim ihn ankomme. Roger und ich kennen uns jetzt schon 10 Jahre, in Fairbanks gibt es nur zwei Ärzte und Roger ist mit Abstand der Beste. Bei Zweien auch nicht schwer, aber ich mag ihn wirklich sehr.
„Hey Roger.“ Begrüße ich ihn und wir gehen in die Praxisräume „Tut mir leid, das Nic mich dir außerhalb deiner Sprechzeiten aufgedrängt hat.“ Entschuldige ich mich und er nimmt mir meine Jacke ab.
„Ach was Chris…“ er sieht mich genau an „Du bist wirklich blass.“ Er deutet mir an in sein Sprechzimmer zu gehen und ich tue ihm den gefallen.
Ich setze mich auf den Stuhl und er tippt auf seinem Computer.
„Wie viel wiegst du aktuell?“ er sieht mich an.
„Keine Ahnung.“ Gebe ich zurück.
„Netter Versuch junge Dame…“ er lächelt „…Komm.“ Er deutet auf seine Wage.
Ich stelle mich drauf und warte, dass die Zahlen der Anzeige stehen bleiben.
„Oh Chris, wir sind schon wieder bei 55 kg, wir hatten doch besprochen, dass du bei mindestens 60 kg bleiben sollst.“ Er sieht mich kopfschüttelnd an.
„Im Moment habe ich keinen großen Hunger.“ Erkläre ich ihm.
„Dann zwinge dich ab und zu was zu Essen.“ Sein Blick bringt mich dazu keine weiteren Ausreden aufzutischen.
„Hast du deine Periode regelmäßig?“ er sieht wieder auf seinen Bildschirm.
Als es mir nach der Sache mit Dylan so schlecht ging und ich auf 47 kg runter war, setzte meine Periode aus und ich brauchte eine Zeit lang, bis sie sich wieder einpendelte.
„Ja, im letzten halben Jahr ohne Probleme, das letzte Mal vor drei Wochen.“ Antworte ich wahrheitsgemäß.
„Also gut, ich nehme dir jetzt Blut ab und wir checken dich Mal ordentlich durch. Weil ich dich kenne, schreibe ich dir ein Eisen- und ein Vitamin- Präparat auf. Du kommst ab jetzt wieder alle zwei Wochen zum wiegen. Ja?!“ er sieht mich an.
„Ja Roger.“ Ich seufze leicht, ich dachte, das hätte ich endlich hinter mir.
„Gut, dann mach mal deinen rechten Arm frei.“ Er holt sich alle Sachen die er für eine Blutabnahme braucht und ich mache meinen Arm frei.
Nachdem er mir einen gefühlten Liter Blut abgezapft hat entlässt er mich erst einmal und ich fahre in den nächsten Supermarkt, nach Roger seiner Standpauke habe ich beschlossen heute Abend mal wieder zu kochen. Nach langem hin und her entscheide ich mich für Hähnchen in süß-saurer Sauce und Reis.
Auf dem Weg zurück nach Hause beginnen die ersten Schneeflocken vom Himmel zu fallen und ich stöhne auf.
´Och bitte, wir haben den 17. Oktober… Noch ein paar Tage ohne Schnee wären echt nett. ` schimpfe ich vor mich hin.
Am Haus angekommen ziehe ich, da ich das Wetter hier zu gut kenne, meine Schneeketten auf. Ich weiß, morgen früh werde ich mir dafür dankbar sein.
Total geschafft setze ich mich dann erst einmal auf die Couch. Meine Kondition ist auch nicht mehr die Beste…
Ich rufe wie versprochen Nic an und sie ist stolz auf mich, das ich wirklich bei Roger war.
Nachdem ich endlich mal wieder gekocht habe, schmeckt mein Abendessen richtig gut und ich kuschele mich satt und zufrieden in mein Bett.
Am nächsten Morgen fühle ich mich ehrlich gesagt bescheiden und übergebe mich erst einmal.
´Kein Tiefkühlhähnchen mehr! ` beschwöre ich mich selbst, als es mir danach besser geht.
Als ich aus der Tür trete, wäre ich am liebsten zurück in mein Bett gekrabbelt. Mindestens 25 cm und das im Oktober!
Ich stapfe zum Auto und stelle erst einmal die Heizung an, dann schiebe ich ein wenig Schnee beiseite, da das Auto auf der einen Seite über und über mit Schnee bedeckt ist. Und es schneit immer noch, wenn das so weiter geht, wird Fairbanks noch vor Mitte November wieder einmal von der Außenwelt abgeschnitten sein. Dann steige ich ein und fahre endlich los. Es ist eher eine Schlitterpartie wie eine entspannte Autofahrt und ich mache drei Kreuze als ich endlich parke.
„Oh mein Gott, daran werde ich mich nie gewöhnen.“ Jess kommt mit einer knappen Tonne Schnee kurz hinter mir rein.
„Der Winter ist da.“ Ich grinse sie schief an und wir gehen uns umziehen. Zum Glück ist die Residenz immer sehr gut beheizt, dennoch ziehe ich mir einen Pullover über.
Als wir endlich vollzählig sind, geht die morgendliche Routine wieder los.
„Stopp.“ Nic verschafft sich Gehör und wir lassen uns alle wieder auf die Stühle fallen. „Also gut, Chris du übernimmst wieder deine alte Route und Jess du auch. Denkt daran euch für den Winter ein paar Aktivitäten auszudenken und sie mir schriftlich rein zu reichen.“ Erinnert sie uns.
„Und jetzt meine Adler… fliegt.“ Lacht sie und wir stimmen alle mit ein.
Das erste Mal seit fast 3 Monaten stehe ich wieder vor Lizzies Tür. Ich atme tief ein und klopfe leise.
„Guten Morgen Lizzie.“ Ich gehe zu ihrem Bett und sie sieht mich glücklich an.
„Oh Kleines.“ Sie greift nach meiner Hand.
In den letzten Wochen haben Lizzie und ich immer Mal wieder mit einander geredet, aber die Vertrautheit will sich einfach nicht wieder einstellen.
„Ich komme jetzt wieder.“ Sage ich und sie sieht mich mit Tränen in den Augen an.
Ich schließe meine Augen…
Ganz ehrlich, wir sind jetzt wieder hier und es bringt mir gar nichts ihr die Schuld an irgendetwas zu geben.
Ich bin alt genug und habe meine Fehler selbst zu verantworten…
„Komm her Lizzie…“ ich ziehe sie in meine Arme „Alles ist gut.“ Verspreche ich ihr.
„Danke Kleines, du machst mich so glücklich.“ Sie streicht mir vorsichtig über die Wange.
„Du siehst nicht gut aus.“ Sagt sie traurig.
„Ich habe gestern Hühnchen gegessen, welches wohl zu lange in der Truhe gelegen hat.“ Ich verziehe das Gesicht „Na komm Lizzie, wir machen dich fertig.“ Ich halte ihr meine Hand hin.
Von Jess weiß ich, das es Lizzie in letzter Zeit immer schwerer fällt sich auf den Beinen zu halten und sie ist jetzt ständig auf den Rollstuhl angewiesen.
Fast kommt die alte Vertrautheit wieder hoch und ich genieße es den Morgen mit “meinen“ Bewohnern zu verbringen.
Nach dem Frühstück gebe ich einen Kurs in Seidenmalerei und meine älteren Damen sind mit Feuereifer dabei.
Ich habe dieses Wochenende Dienst und als es endlich aufgehört hat zu schneien gehe ich mit denjenigen die noch gut zu Fuß sind eine Runde spazieren.
Am Montag fühle ich mich wie gerädert, ich hatte jetzt 8 Tage Dienst am Stück und bin froh, wenn ich endlich ab Mittwoch 5 Tage frei habe. Mittlerweile habe ich geschafft fast alle Wasserleitungen in und ums Haus auszutauschen und wenigstens dieses Problem ist gelöst, meine Elektrik macht leider immer noch was sie will. Aber ich kann mir keine 2000 Dollar aus dem Ärmel schütteln…
Ich merke wie Lizzie die Stunde morgens mit mir genießt und so langsam fällt es mir auch wieder leichter auf sie zu zugehen.
Wir sitzen beim frühstück als Nics Handy klingelt und sie aufsteht, kurze Zeit später kommt sie zum Tisch zurück.
„Kann jemand heute Chris ihren Zeichenkurs übernehmen?“ sie sieht in die Runde und Amy meldet sich.
„Sehr gut. Chris, das war Roger, er möchte dich in einer halben Stunde sehen.“ Teilt sie mir mit und ich bekomme ein ungutes Gefühl in der Magengegend.
„Hat er was gesagt?“ ich sehe sie bittend an.
„Nein, er hat nur gesagt du sollst bitte zu ihm kommen.“ Sie zuckt entschuldigend mit den Schultern.
„Gut, dann mache ich mal auf den Weg, bei dem Wetter brauche ich die halbe Stunde ja schon um zu ihm zu kommen.“ Ich sehe sie an und Nic nickt zustimmend.
Ich ziehe mir meine dicke Jacke und meine Winterstiefel an, setze meine dicke Wintermütze auf und binde meinen Schal um. Sicher ist sicher, frieren will ich ja nicht.
Den ganzen Weg überlege ich, warum Roger mich in seine Praxis bestellt…
Dann bin ich endlich da und parke mein Auto an der Straße, da der Parkplatz der Praxis noch nicht geräumt ist.
Lisa, seine Frau und sie Arzthelferin begrüßt mich freundlich und ich nehme im Wartezimmer Platz. Ich hänge meine Jacke auf und befreie mich von meinem Schal und meiner Mütze. Aufgeregt blättere ich ein paar Klatschmagazine durch und lege sie dann wieder auf den Tisch.
„Komm rein Chris.“ Roger sieht mich mit einem ernsten Ausdruck im Gesicht an und ich folge ihm in sein Sprechzimmer.
„Ich möchte in der nächsten halben Stunde nicht gestört werden.“ Weist er Lisa an und sie nickt lebhaft.
„Aber sicher Roger.“
„Nimm bitte Platz.“ Er fährt sich durch die Haare und ich setze mich.
„Was ist los Roger?“ ich verschränke meine Hände ineinander und sehe ihn an. „Komm schon Roger, ich bin es und du bringst mich gleich um den Verstand.“ Bitte ich ihn.
„Chris du bist schwanger.“ Platzt es aus ihm heraus und plötzlich dreht sich das ganze Zimmer um mich. Bevor ich mit dem Fußboden unsanft Bekanntschaft mache, ist Roger bei mir und legt mich auf die Liege.
„Chris… Komm schon… Sieh mich an.“ Er wedelt mir Luft zu und ich öffne meine Augen wieder.
„Schwanger?“ flüstere ich und er nickt.
„Glaub mir, ich habe die Ergebnisse drei Mal vom Labor prüfen lassen…“ er nimmt meine Hand „… Ich muss einen Ultraschall machen um zu sehen wie weit du bist.“ Erklärt er mir und ich nicke abwesend.
Er holt das Gerät an sich heran und macht meinen Bauch frei.
„Hattest du deine Periode ganz normal in den letzten Monaten?“ fragt er behutsam nach und ich sehe ihn an.
Hatten wir das nicht schon?
„Ja Roger, ganz normal…“ ich überlege „… Vielleicht ein bisschen schwächer wie sonst.“ Gebe ich schließlich zu.
Er verteilt ein kaltes Gel auf meinem Bauch und fährt mit dem Ultraschall ein paar Mal kreuz und quer darüber um das Gel zu verteilen. Dann konzentriert er sich auf den Monitor und dimmt das Licht.
Ein paar Minuten herrscht schweigen.
„Schau mal hier.“ Er stupst mich leicht an und ich komme ein wenig hoch, er deutet auf einen kleinen pulsierenden Punkt auf dem Monitor.
„Das ist dein Baby, Chris du bist schon in der 16. Woche.“ Er reicht mir ein Tuch und ich wische mir meinen Bauch ab.
Ich bin wie erstarrt…
Ich bekomme ein Baby…
Oh Gott, ein Baby von Alex…
Es kommt niemand anderer aus ihm in Frage.
Ich bekomme ein Baby von Alexander Sean O’Meally, Duke of Corronagh… oder so ähnlich.
Ich schließe meine Augen und beginne zu weinen.
In den letzten Wochen habe ich jeden Tag aufs Neue versucht ihn aus meinem Gedächtnis zu streichen und nun soll ich eine Erinnerung an ihn haben, die mich mein restliches Leben begleiten wird?
Roger sieht mich an und nimmt meine Hand.
„Chris… Hör mir zu.“ Bittet er mich eindringlich „I Anbetracht der Umstände und deiner Vorgeschichte gebe ich dir ein paar Tage Zeit um dich zu entscheiden, was du tun willst.“
„Was meinst du?“ ich sehe ihn unter Tränen an.
„Ich kenne dich Chris und das Baby ist mit Sicherheit nicht geplant, ich will dir nur alle Optionen aufzeigen. Du hast noch die Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruches. In Ausnahmefäller und wenn eine Gefahr für die Mutter besteht, kann ich es bis zur 20. Woche machen. Aber du musst es mir innerhalb der nächsten 5 Tage sagen, am Freitag brauche ich eine Entscheidung.“ Erklärt er mir und ich nicke abwesend.
Über diese Möglichkeit habe ich noch gar nicht nach gedacht…
„Danke Roger.“ Ich setze mich auf und lasse meine Beine einen Moment baumeln, um meinem Körper die Möglichkeit zu geben sich zu fangen.
„Ich rufe Nic an und melde dich den Rest der Woche krank. Fahre nach Hause, ruh dich aus und denke in aller Ruhe nach was du tun willst.“ Roger nimmt mich in den Arm.
„Danke.“ Sage ich erneut und trete wie in Trance hinaus in die Praxis. Fast mechanisch nehme ich meinen Schal und binde ihn um und setze meine Mütze auf, dann schlüpfe ich in meine Jacke und trete hinaus in die weiße Landschaft Fairbanks.
Meine Beine zittern immer noch ein wenig, aber ich fühle mich sicher genug zum Auto fahren. Ich fahre langsam einmal quer durch Fairbanks und parke schließlich vor meinem Haus. Als ich im Inneren bin, lasse ich meine Jacke, meine Mütze, den Schal und meine Schuhe liegen wo ich gerade bin. Ich trete vor meinen großen Spiegel und ziehe meinen Pullover hoch, eine kleine Rundung zeichnet sich ab und ich lasse unter Tränen meine Hände sinken und setze mich auf die Couch.
Ich bin schwanger…
Ich bin schwanger von IHM…
Ich habe keine Ahnung wie lange ich da sitze, doch als es klopft bemerke ich, dass es stockdunkel ist. Ich schalte die kleine Lampe neben der Couch ein und gehe zur Tür.
Nic sieht mich besorgt an und drängt sich an mir vorbei ins Haus.
„Dieses Mal lasse ich mich nicht einfach abwimmeln…“ sie sieht mich an und packt meine Arme „… Verdammt Chris… Was ist los?“
Ich schlucke schwer und dann breche ich in Tränen aus. Sie bugsiert mich zur Couch und lässt mich erst einmal weinen. Ich kann mich kaum beruhigen, ich habe das Gefühl, das all die aufgestauten Gefühle der letzten Wochen hoch kommen und Nic streicht immer wieder beruhigend über meinen Rücken.
„Egal was es ist, wir bekommen es hin.“ Flüstert mir Nic immer und immer wieder ins Ohr.
Ich sehe sie unter Tränen an und dann beginne ich zu erzählen… ich lasse nichts aus und sie sieht mich erschrocken an.
„… Roger hat mir heute mit geteilt, dass ich in der 16. Woche schwanger bin. Ich muss noch in dieser Woche entscheiden, ob ich das Baby bekommen will oder nicht.“ Sage ich leise und schließe meine Augen.
Das kann alles nur ein schlechter Traum sein…
„Oh Chris, warum hast du denn nichts gesagt? …“ Nic zieht mich in ihre Arme. „… Was willst du jetzt machen? Was sagt dir dein Herz?“
„Ich weiß es einfach nicht. Soll ich wirklich ein unschuldiges kleines Wesen dafür büßen lassen, das sein Vater ein Arschloch ist?“ ich sehe sie an.
„Das kannst du nur für dich allein entscheiden.“ Sagt sie und nimmt mein Gesicht in ihre Hände.
„Hast du nicht längst eine Entscheidung getroffen?“ fragt sie sanft.
Ich sehe sie an und sie lächelt ganz leicht.
„Deine Hand liegt die ganze Zeit beschützend auf deinem Bauch.“ Erklärt sie mir und ich schaue runter. Sie hat Recht und es ist mir nicht einmal aufgefallen.
„Ich denke ja.“ Gebe ich zu.
Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange „Das ist mein Mädchen.“
„Aber wie soll ich das alles hin bekommen?“ ich sehe mich um „Ich werde das Haus verkaufen und mir eine Wohnung suchen…“ beschließe ich „… Ich kann nicht mit einem Baby in einem nicht einmal zur Hälfte renovierten Haus leben.“ Ich fahre mir durch die Haare.
„Ich denke, dass du da Recht hast. Ich weiß du liebst dieses Haus.“ Nic nimmt meine Hand.
„Ja, ich liebe dieses Haus, aber ich liebe auch mein Baby.“ Ich grinse.
Ich werde eine Mummy sein... erst jetzt scheint es in meinem Gehirn angekommen zu sein.
„Ich werde eine Mummy sein.“ Sage ich leise und Nic drückt mich an sich.
„Ja Kleines, das wirst du.“ Sie haucht mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich bleibe heute Nacht bei dir, ich habe John schon Bescheid gesagt.“ Sie zwinkert mir zu und steht auf „Hast du heute schon was gegessen?“ sie sieht mich fragend an und ich schüttele meinen Kopf.
„Kleines, jetzt musst du nicht nur an dich denken. Du weißt schon, das ich jetzt mit Argusaugen darüber wachen werde, was du isst.“ Sie geht an meinen Kühlschrank und ich nicke.
„War mir klar.“ Gebe ich zu und sie lacht.
„Nicht frech werden.“ Sie dreht sich zu mir um. „Was hältst du von einem schönen Salat und Lasagne?“
„Das klingt wirklich gut.“ Ich gehe zu ihr in die Küche und wir bereiten gemeinsam das Essen vor.
Als die Lasagne im Ofen ist sitzen wir beide auf der Couch und lassen und vom Fernsehprogramm berieseln.
Ich gebe mit dem Haus meinen ganz großen Traum auf… Aber ein neuer Traum kommt hinzu und nimmt diesen Platz ein. Ich möchte meinem Baby eine gesicherte Zukunft bieten.
Ich kuschele mich später im Bett an Nic und sie hält mich fest in ihren Armen. Ich bin so froh, dass sie da ist. Meine Mum ist mehrere tausend Meilen weg und ich wüsste nicht, was ich ohne Nic machen würde.
Sie verabschiedet sich früh am nächsten Morgen und ich fahre in Rogers Praxis.
„Kann ich zu ihm rein?“ ich sehe Lisa prüfend an.
„Warte kurz, ich frage mal nach.“ Sie steht auf und geht in sein Sprechzimmer.
„Chris komm rein.“ Roger erscheint mit ihr an der Tür und ich gehe zu ihm rein.
„Was gibt es?“ er setzt sich und sieht mich gespannt an.
„Ich bekomme das Baby.“ Sage ich und beginne zu lächeln.
„Das freut mich…“ er steht auf und nimmt mich in den Arm „Ich freue mich wirklich sehr. Herzlichen Glückwunsch.“ Er drückt mir einen Kuss auf die Wange und sein Bart kitzelt mich.
„Mich auch…“ gebe ich zu „… Sag mal wie hält Lisa das mit deinem Bart nur aus?“ ich streiche über meine, von seinem Bart kitzelnde, Wange. Da er die Tür geöffnet hat, hat Lisa es mit bekommen und grinst mich an.
„Man gewöhnt sich an alles.“ Sie winkt ab.
„Ich liebe Dich auch Schatz.“ Roger zieht eine Augenbraue hoch und ich folge ihm an die Anmeldung.
„Ja, ja.“ Lisa gibt ihm einen Kuss.
„Stellst du Chris bitte einen Mutterschaftspass aus? Die Daten findest du im Computer.“ Er sieht sie an und Lisa sieht zu mir.
„Oh herzlichen Glückwunsch.“ Strahlt sie.
„Vielen Dank Lisa.“ Ich erwidere ihr strahlen.
„Chris, ich sehe dich trotzdem in 2 Wochen, jetzt ist es umso wichtiger dein Gewicht zu kontrollieren.“ Erinnert mich Roger und ich salutiere.
„Jawohl.“ Grinse ich.
„Oh man, ihr Frauen habt alle einen Knall…“ er geht wieder in sein Sprechzimmer „… Aber so was von.“ Fügt er hinzu und die Tür fällt ins Schloss.
„So hier ist dein Pass. Trage ihn immer bei dir.“ Weist Lisa mich an und ich nicke und schlage die erste Seite auf.
Berechneter Zeugungstermin: 28. – 31. Juni
Ich starre auf das Datum, die Nacht im Hotel… An dem Morgen habe ich meine Pille vergessen, weil ich sie auf Corronagh Forrest vergessen hatte. Da muss das Baby entstanden sein, in der Nacht in der er mich endgültig abserviert hat…
Errechneter Geburtstermin: 04. April
Nun lächle ich, ein Frühlingsbaby… So wie ich, denn ich habe am 29. April Geburtstag.
Dann fahre ich zur Bank und bespreche mit meiner Beraterin den Verkauf des Hauses. Wenn ich ganz viel Glück habe komme ich vielleicht mit 1000 oder 2000 Dollar plus aus der Sache. Ich hoffe, ich habe endlich mal ein bisschen Glück…
Wieder im Haus überlege ich, wo ich mit meiner Wohnungssuche ansetzen soll und rufe ein paar Freunde und Bekannte an.
Ich bekomme die Adresse eines sehr netten Vermieters und spreche kurz mit ihm. Er hat fast ausschließlich Wohnungen in East End, aber das würde mir ganz gut passen, denn da wohnen Nic und Jess. Ich tausche also meine Einsamkeit wieder gegen ein Wohngebiet. Aber es gibt wesentlich schlimmere Sachen wie East End, denn East End ist ein kleiner Ruhiger Vorort. Ich gebe zu Fairbanks ist nicht groß und eigentlich ist alles eher ein Vorort von irgendetwas, aber das klingt doch gut: ich wohne in East End, dem Vorrot von Fairbanks.
Ich verbleibe mit dem Vermieter so, das ich mich melde, sobald das Haus verkauft ist.
Nic lässt es sich nicht nehmen und kommt jeden Abend vorbei um für mich zu kochen, allein in dieser Woche nehme ich fast 4 kg zu. Ich hoffe, dass das nicht in diesem Tempo weiter geht…
Natürlich hat Nic meine Mum angerufen und sie kreischte mir bestimmt 2 Minuten ins Ohr, bevor sie den ersten anständigen Satz heraus brachte. Sie und mein Dad sind überglücklich Großeltern zu werden und ich kann mich auf eine Flut von Carepaketen einstellen.
Nic und ich hängen die Schwangerschaft nicht an die große Glocke und meine Kolleginnen werden, bis auf Jess nicht eingeweiht.
Jess erfährt nur das ich schwanger bin und Nic verbietet ihr auf die Todesstrafe nach dem Vater und den Umständen zu fragen.
„Aber…“ Jess setzt an. Wir sind alle drei in Nics Büro und sie sieht von mir zu Nic.
„Ein Wort aus deinem Mund und glaube mir, ich werde der Teufel persönlich.“ Nic sieht sie an und sie verstummt.
„Glaubst du nicht, du nimmst deine Beschützerrolle ein ganz kleines bisschen zu ernst?“ ich grinse sie an und sie lacht.
„Nein und jetzt raus mit euch!“ sie schiebt mich und Jess in den Flur.
„Alles Gute!“ Jess drückt mich an sich „Ich werde hoffentlich mit dir shoppen gehen dürfen?“ sie hibbelt vor meiner Nase herum und ich lächle.
„Klar doch, die Patentante darf mit mir shoppen.“ Ich zwinkere ich zu.
„Oh mein Gott!“ quietscht sie und tänzelt dann davon.
Ich starte wieder bei Lizzie und sie bemerkt die Veränderung an mir.
„Du siehst viel besser aus Kleines.“ Freut sie sich.
„Es geht mir auch besser. Von gut bin ich noch ein gutes Stück entfernt, aber besser ist ein Anfang.“ Erkläre ich ihr.
„Das ist meine Chris.“ Sie tätschelt meine Wange und ich helfe ihr vom Bett in den Rollstuhl. Sie beobachtet jede meiner Bewegungen und ich sehe sie dafür tadelnd an.
Langsam ist es zwischen mir und Lizzie wieder wie vor unserer Reise, was aber hauptsächlich daran liegt, dass wir beide diese Reise nicht mit einem Wort erwähnen.
Das Haus verkauft sich schneller wie gedacht und von mir erwartet. Ich komme tatsächlich mit fast 5000 Dollar plus aus der ganzen Sache und kann mir so einige neue Möbel zulegen. Anfang Dezember ziehe ich in eine Wohnung nur eine Querstraße von Nic entfernt. Die Wohnung hat drei Zimmer und ist mit 80 m² sehr großzügig geschnitten. Ich habe einen schönen Blick auf den Little Lake, wie er hier genannt wird. Fairbanks hat unzählige Seen und die meisten haben nicht einmal einen richtigen Namen. John, Nic, Jess und Luke, Jess ihr Freund, helfen mir beim Umzug und als endlich alles in der Wohnung ist, lassen wir uns geschafft aufs Sofa fallen. Nic ist natürlich überglücklich, dass ich mich jetzt noch tiefer in ihrem mütterlichen Aktionsradius befinde und verspricht mich jetzt schon zu nerven bis ich durch drehe.
„Kommt Leute auspacken!“ sie klatscht in die Hände und Luke, Jess, John und ich rappeln uns wieder auf.
Ich atme tief ein uns aus.
„Geht es dir gut Kleines?“ Nic ist sofort an meiner Seite.
„Ich atme.“ Gebe ich zurück und John lacht auf.
„Lass ihr Platz zum Luft holen.“ Ermahnt er seine Frau und ich grinse ihn dankbar an.
„Nein ehrlich Kleines…“ sie legt ihre Hand auf die mittlerweile ordentlich gewachsene Wölbung meines Bauches „Wie geht es euch?“
„Gut, wirklich gut.“ Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange und gehe dann zu Jess und wir beginnen meine Habseligkeiten in der Wohnung zu verteilen. Um 9 Uhr abends hänge ich ein Bild von meinem alten Haus über den Kamin und betrachte es ein bisschen wehmütig.
„Du bekommst irgendwann dein Traumhaus.“ John zieht mich in seine Arme und haucht mir einen Kuss auf den Scheitel.
„Ich kann euch gar nicht genug danken…“ ich sehe in die Runde „Zum Dank lade ich euch jetzt alle zu Fernandos aus.“
Jubel bricht aus und wir machen uns zu Fuß auf den Weg, das Fernandos liegt nur zwei Straßen entfernt und wir genießen alle den Abend.
Ich habe Lizzie noch nicht erzählt das ich mein Haus verkauft habe und am kommenden Montag sieht sie mich lange an.
„Wie geht es mit deiner Renovierung voran?“ will sie wissen und ich setze mich neben sie in den Sessel.
„Ich habe das Haus verkauft, ich wohne seit Freitag in der Lakeview Terrace.“ Erzähle ich ihr und sie sieht mich erstaunt an.
„Aber was ist denn passiert Kleines?“
„Ich habe mich mit der Renovierung einfach übernommen,“ weiche ich aus.
„Es tut mir leid Kleines, ich weiß wie viel dir das Haus bedeutet hat.“ Sie nimmt meine Hand in ihre und merke, dass das Zittern weiter zugenommen hat.
„Wie geht es dir denn heute?“ frage ich nach und lege meinen Kopf schief.
„Hör sofort auf damit Christin Montgomery.“ Tadelt sie mich.
„Was denn?“ ich grinse sie an.
„Du hast deinen Doktorblick drauf…“ sie schüttelt den Kopf „… ich kenne dich einfach viel zu lange. Ja, das Zittern ist schlimmer geworden, aber noch kann ich es aushalten.“ Gibt sie zu.
„Wenn….“ Setze ich an.
„Ja, ja wenn es nicht mehr geht… Glaube mir Kleines, du bist die Erste die es erfährt.“ Sie drückt meine Hand.
„Das ist gut.“ Lächle ich „So, ich mache heute Bridge und lasse mich von den älteren Herrschaften über den Tisch ziehen. Lust?“ ich sehe sie an und sie nickt.
„Dann nehme ich dich einfach Mal mit.“ Beschließe ich und schiebe sie vor mir her.
„Sieht so aus, als sei ich dir ausgeliefert.“ Scherzt sie.
Ich atme tief durch und strecke mich ein wenig, als ich zwei Stunden später vom Tisch aufstehe und Lizzie betrachtet mich skeptisch.
Ich habe schon ein ordentliches Bäuchlein und dadurch dass sonst nicht viel an mir dran ist, sieht man es. Obwohl ich es unter den Poloshirts immer noch sehr gut verstecken kann, bilde ich mir ein.
Roger ist zufrieden mit mir, als ich vor zwei Tagen zum wiegen bei ihm war, wog ich schon 61 kg und er meint für die 21. Woche sei ich absolut im Bestmaß.
Ich habe in den letzten Monaten ein einziges Bild gemalt und packe es Anfang Dezember in hübsches Geschenkpapier ein.
Weihnachten wird wirklich schön, auch wenn ich am Weihnachtsabend weinend bei Nic auf der Couch sitze weil mich die Gefühle für Alex mal wieder überrollt haben.
„Alles wird gut.“ Sagt sie leise und John reicht mir eine Tasse heiße Schokolade.
Am ersten Feiertag fahren wir alle in die Residenz und feiern dort mit den Bewohnern die nicht von ihren Familien abgeholt werden konnten.
Ich gehe zu Lizzie ins Zimmer und lege ihr ein relativ großes Geschenk aufs Bett, da sie nicht da ist. Wahrscheinlich ist sie schon im Saal bei den anderen.
Mein Blick fällt auf ihre Kommode und ich entdecke ein neues Foto.
Tränen treten mir in die Augen.
David und Sus haben geheiratet.
Sie sehen so glücklich aus. Das eine Foto zeigt die beiden in Grossaufnahme und dahinter entdecke ich eines mit der gesamten Hochzeitsgesellschaft.
Ich suche ihn und finde ihn schließlich, neben ihm Annabelle. Er sieht anders aus, er trägt seine Haare jetzt anscheinend kurz und sein Blick ist streng gerade aus gerichtet. Seine wunderschönen Augen strahlen nicht udn er sieht müde und erschöpft aus. Ich fahre mit den Fingerspitzen über sein Gesicht.
„Sie haben am 12.12. geheiratet.“ Sagt Lizzie leise und ich lasse vor Schreck beinahe das Foto fallen. Schnell sammle ich mich und stelle es zurück.
„Sie sehen sehr glücklich aus.“ Gebe ich zu und sehe auf die Grossaufnahme.
„Ja, sie sind sehr glücklich.“ Pflichtet mir Lizzie bei. „Alex…“ setzt sie an.
„Wir haben eine Absprache Lizzie.“ Erinnere ich sie und sie verstummt. „Na komm.“ Ich gehe zu ihr, ich will den Tag nicht verderben. „Ich habe hier eine Kleinigkeit für dich, aber die bekommst du nur, wenn du artig mit uns Weihnachtslieder singst.“ Ich grinse sie an und sie lächelt.
„Okay, aber dann nimmst du dein Geschenk auch mit.“ Sie deutet auf ein Päckchen auf ihrem Nachttisch.
„Du sollst mir doch nichts schenken.“ Ich sehe sie fast strafend an.
„Und du mir auch nicht.“ Gibt sie schlagfertig zurück und ich lache.
„Gewonnen.“ Gebe ich zu und wir machen uns auf den Weg zu den anderen.
Wir singen Weihnachtslieder und dann werden die Geschenke ausgepackt. Vorsichtig packe ich Lizzies Geschenk aus und ein wunderschöner Ring strahlt mich an.
„Lizzie, das kann ich nicht annehmen.“ Ich will ihr den Ring zurück geben.
„Doch Kleines, das kannst du.“ Sie schließt meine Hand um das Schmuckkästchen und sieht mich an „Ich möchte ihn an keiner anderen Frau als an dir sehen.“
„Wie meinst du das?“ ich streife mir den Ring über und er passt wie angegossen. Ich trage ihn an meinem rechten Ringfinger und betrachte ihn. Es ist ein schmaler weißgoldener Ring mit verschiedenen Steinen.
„In den Ring ist ein oranger Citrin, ein grüner Smaragd und ein weißer Diamant eingesetzt. Die Farben Irlands… Die Bedeutung wirst du irgendwann erfahren.“ Lizzie umschließt meine Hand mit ihrer.
„Ich danke dir.“ Ich sitze auf ihrer Rollstuhllehne und gebe ihr einen Kuss auf die Wange.
Dann packt sie mein Geschenk aus und ihre Augen erstrahlen. Das Bild welches ich gemalt habe war ein Bild von Corronagh Forrest für sie, mit dem See und dem wunderschönen Garten. Als ich das Bild sehe muss ich schwer schlucken.
Lizzie sieht mich mit Tränen in den Augen an.
„Bitte sag jetzt nichts.“ Ich nehme ihre Hand.
„Danke.“ Flüstert sie und ich wische mir eine Träne aus dem Augenwinkel.
Wir essen alle gemütlich und dann sitzen wir zusammen und erzählen uns Geschichten von unseren bisher schönsten Weihnachtsfesten.
„Ich erinnere mich als ich 5 oder 6 war, da habe ich mir unbedingt eine ganz spezielle Puppe vom Weihnachtsmann gewünscht und als ich sie im Spielzeugladen von Jack Hodgkin entdeckt habe, da bin ich meinem Dad in die Arme gesprungen und ich habe ihn angebettelt sie mir zu kaufen. Er hat nein gesagt und ich war so furchtbar traurig und habe ihm gesagt, das ich ihn nicht mehr lieb habe…“ ich grinse Nic an und sie lächelt „Am Weihnachtsmorgen lag natürlich genau diese Puppe unterm Weihnachtsbaum und ich habe mir skeptisch das Geschenkpapier angeschaut und mich dann zu meinem Dad umgedreht. Ich habe mich auf seinen Schoß gesetzt und ihn ganz genau gemustert. Dann habe ich ihn gefragt: „Daddy? Bist du der Weihnachtsmann?“ Er hat gelacht und den Kopf geschüttelt. Meine Mum sah mich fragend an und ich erklärte ihr, wie ich zu der Annahme gekommen war: „Weißt du Mum, ich habe mit Daddy diese Puppe bei Hodgkins gesehen und Daddy wollte sie mir nicht kaufen, aber das Geschenkpapier vom Weihnachtsmann ist das was sie auch bei Hodgkins haben. Hmm, vielleicht ist Mr. Hodgkins ja der Weihnachtsmann?“ Ich sah meine Mum an und sie lächelte nur. Nach den Feiertagen bin ich dann zum Spielzeugladen und habe Mr. Hodgkin gefragt ob er der Weihnachtsmann sei. Er hat mir erklärt, das er ihn sehr gut kennt und ihm ab und zu hilft kleinen Mädchen die richtigen Puppen auszusuchen.“
Um mich herum lachen alle und ich sehe zu Lizzie „Seit dem Tag war Mr. Hodgkin mein bester Freund, denn ich wollte es mir ja nicht mit dem Weihnachtsmann verscherzen.“ Füge ich hinzu und Nic sieht mich an.
„Du warst schon immer ein ausgebufftes kleines Ding.“ Lächelt sie „Und nun zu dir Lizzie. Was war dein schönstes Weihnachtsfest?“
„Ich erinnere mich gerne an ein Weihnachtsfest als ich noch in Irland gelebt habe. Wir waren dann immer in unserem Haus am See, das ganze Haus wundervoll geschmückt und meine beiden Enkel liefen aufgeregt umher. Ihre Eltern waren noch schnell die letzten Geschenke besorgen und ich hatte große Mühe die beiden Racker davon abzuhalten sich an den Geschenken zu vergehen. Wir haben sie immer schon am 24. unter den Baum gelegt.“ Sie sieht zu den anderen und viele der älteren Damen murmeln zustimmend „Ich hätte sie ja gerne nach draußen geschickt, aber der große See war zu gefroren und ich hatte Angst das die beiden Jungs Dummheiten machen würden. Ich habe ihnen schließlich versprochen, dass sie ein einziges Geschenk am heiligen Abend aufmachen dürfen, wenn sie ganz lieb sind und die beiden waren lieb. Sie halfen unseren Köchen in der Küche und ich hörte nicht einen Mucks von Ihnen. Als ihre Mum und ihr Dad kamen, musste ich natürlich beichten was ich den beiden versprochen habe. Mein Sohn Jamie und seine Frau Sarah verziehen mir meinen Bestechungsversuch und nach dem Dinner saßen meine beiden kleinen Engel bei mir und bewegten sich keinen Zentimeter weg. David, mein ältester Enkel muss 6 oder 7 gewesen sein und Alex, mein jüngster Enkel 4 oder 5. James nickte mir irgendwann zu und ich sah die beiden Kleinen an. „Aber nur eines.“ Sagte ich zu ihnen und sie stürmten zum Weihnachtsbaum. Dort lagen alle Geschenke und sie sahen sich unschlüssig an. Dann entdeckten sie zwei gleiche Geschenke für Beide. Die Geschenke waren klein im Vergleich zu den anderen. Aber sie nahmen sie in die Hand und schüttelten sie. Dann setzten sie sich auf den Fußboden und packten sie aus. Die Geschenke waren von mir… Es waren zwei Rennautos, so kleine Nachbauten und ihre Namen standen an der Seite drauf. Ich hatte sie extra für die beiden anfertigen lassen. Die beiden waren typische Jungs und Autos faszinierten sie von Natur aus. David entdeckte die Namen und zeigte es staunend seinem kleinen Bruder. Die beiden haben stundenlang mit den Autos gespielt und strahlten mich überglücklich an „Schau Mal Grandma, der Weihnachtsmann weiß sogar unsere Namen.“ Erklärte mir David ganz stolz….“ Sie seufzt leise „Das war mein schönstes Weihnachten.“ Beendet sie ihre Geschichte.
„Entschuldigt mich bitte.“ Ich stehe auf und laufe aus dem Saal. Ich höre wie jemand aufsteht und mir folgt und anhand der Geschwindigkeit und dem Alter unserer Bewohner nach zu urteilen, kann es sich nur um Nic handeln.
Sie kommt zu mir und mir laufen die Tränen übers Gesicht.
„Ich werde meinem Baby niemals ein Weihnachten auf Corronagh Forrest ermöglichen können.“ Weine ich leise.
„Aber du wirst ihm viele schöne Weihnachten mit einer sehr liebevollen Mum bieten können…“ sie zwingt mich sie anzusehen „Das ist viel mehr wert als irgendein Schloss.“ Sie wischt mir meine Tränen beiseite.
„Ich komme gleich wieder rein, ich muss mich nur kurz beruhigen…“ ich sehe sie an und sie geht wieder in den Saal.
Ich lehne mich gegen die Wand und streichele zärtlich meinen Bauch. „Wir schaffen das schon. Ohne Schloss und ohne deinen Daddy.“ Verspreche ich meinem Baby leise.
Dann straffe ich meine Schultern und gehe wieder zu den anderen.
Ich setze mich wieder zu Lizzie und sie sieht mich entschuldigend an.
„Es ist Okay.“ Sage ich leise und nehme ihre Hand.
Sylvester werde ich von Luke und Jess zu einer Party mitgenommen und lasse das Jahr mit einem Knall ausklingen. Ich meine, das neue Jahr hält mit Sicherheit Besseres bereit wie das Alte…. Hoffe ich.
Gleich am 2, Januar gehe ich zum Friseur und lasse mir meine langen Haare auf kinnlänge abschneiden und glätten. Keine Ahnung wie lange das hält, aber ich fühle mich wie ein neuer Mensch.
Nic grinst nur, als sie mich zur Arbeit kommen sieht.
„Das war aber schon lange überfällig.“ Lacht sie.
„Ich musste mir ja erst einmal überlegen, was ich mit meinen Haaren anstellen will.“ Gebe ich zurück und sie lacht nur noch mehr.
„Sieht schick aus.“ Sie reckt ihren Daumen in die Höhe und ich mache einen kleinen Knicks.
Plötzlich und unerwartet bekommt Lizzie Mitte Januar eine schwere Lungenentzündung und ich mache mir schreckliche Sorgen um sie. Ich verbringe viel Zeit bei ihr und auch nach Feierabend bleibe ich und lese ihr vor.
„Magst du mir das vorlesen.“ Sie hält mir ein Buch hin und ich fahre mir durch die Haare. Dostojewskis Die Sanfte
„Aber sicher Lizzie.“ Ich beginne zu lesen und merke wie sich immer wieder Tränen aus meinen Augenwinkeln stehlen. Schließlich bin ich fertig und sehe das Lizzie eingeschlafen ist.
Ich fahre nach Hause und lege mich weinend auf mein Bett.
Oh Alex…
Wie kann man jemanden, der einem so sehr weh getan hat immer noch so sehr lieben?
Ich streiche über meinen Bauch…
„Weil du mich jeden Tag an ihn erinnerst.“ Sage ich leise.
Ich schlafe wohl irgendwann auf der Couch ein, denn ich werde vom Klingeln meines Handys wach.
Verschlafen gehe ich ran.
„Montgomery.“
„Chris, komm bitte schnell. Roger ist bei Lizzie, es sieht nicht gut aus und sie will dich unbedingt sehen.“ Nic ist am anderen Ende und ich erstarre.
„Ich bin in 20 Minuten da.“ Verspreche ich und lege auf.
Ich ziehe mir nur schnell meine Schuhe an und laufe dann zu meinem Auto. So schnell es bei den glatten Straßen möglich ist fahre ich zur Residenz. Ich schließe nicht einmal mein Auto ab, sondern laufe gleich ins Haus. Atemlos komme ich an Lizzies Zimmer an.
„Sie wartet auf dich.“ Roger sieht mich an und ich gehe ins Zimmer.
„Lizzie.“ Sage ich leise und nehme ihre Hand. Das Zimmer ist nur schwach beleuchtet und sie sieht so wahnsinnig blass aus.
„Meine Kleine…“ sie sieht mich mit ihren gütigen Augen an. „Ich muss dir noch einmal sagen, dass ich in Irland falsch gehandelt habe. Es tut mir so leid, ich weiß das Alex nicht glücklich ist und es bricht mir das Herz.“ Traurig sieht sich mich an „Ich weiß du denkst, das mit ihm und dir war ein Fehler, aber...“ das sprechen fällt ihr sichtlich schwer.
„Nein Lizzie, es war kein Fehler…“ ich zwinge sie mich anzusehen „Lizzie ich bekomme ein Baby von Alex, wie kann etwas so wunderbares ein Fehler sein?“
Ihre Augen leuchten einen Moment auf. „Ich habe es gewusst.“ Gibt sie zu.
Ich stehe auf und lege ihre Hand auf meinen Bauch.
Sie lächelt glücklich.
„Ich liebe Dich Chris.“ Sagt sie leise und schließt dann ihre Augen.
„Lizzie?“ frage ich panisch und Roger kommt herein gestürmt.
Er untersucht sie kurz und sieht dann zu mir.
„Es tut mir leid.“ Sagt er leise.
„Nein, nein, nein.“ Ich sinke auf meine Knie. „Bitte nicht.“ Flehe ich leise.
Nic kommt rein und setzt sich zu mir auf den Boden.
Sie hält mich einfach nur fest und ich weine.
Lizzie ist gegangen…
Lizzie ist tot…
An den Rest der Nacht erinnere ich mich nur verschwommen, am späten Vormittag sitze ich mit Jess und Nic im Büro, denn unser Nachlassanwalt will wegen Lizzie mit uns sprechen.
Als es klopft geht Nic zur Tür.
„Kommen sie rein Mr. Charles.“ Sie bittet ihm einen Stuhl an, er setzt sich und packt einige Papiere aus.
„Ich bin hier wegen dem Nachlass von Mrs. Elisabeth Sophie Maria O’Meally, Duchess of Corronagh.“ Liest er vor und Jess sieht mich erstaunt an.
Dann folgt viel Fachchinesisch und ich schließe meine Augen, die Nacht hat mich wirklich mit genommen.
„… Mrs. O’Meally wünscht nach ihrem Tod nach Irland überstellt zu werden und da eine Überstellung nicht ohne eine Begleitperson erfolgen darf, hat sie sie Miss Montgomery…“ er sieht mich an und ich zucke zusammen „… dazu bestimmt sie zu überstellen. Sie werden sich vor Ort noch mit einem Mr. McLean, dem ansässigen Anwalt der Familie O’Meally treffen und dort noch weitere Einzelheiten erfahren.“ Führt er fort „Ich war so frei und habe mich, gemäß des Wunsches von Mrs. O’Meally, heute um die Formalitäten gekümmert. Morgen, also am 20. Januar um 14 Uhr geht eine Privatmaschine vom Fairbanks International Airport nach Dublin. Sie werden dort am 21. Januar um 21 Uhr Ortszeit landen und auf Schloss Corronagh Forrest gebracht. Ich war auch so frei und habe mit Mr. McLean gesprochen. Dieser regelt alles mit der Familie von Mrs. O’Meally. Ich habe ihn auch um einen Termin für sie gebeten, aber leider befindet er sich noch in seinen verlängerten Weihnachtsferien in der Schweiz und wird erst am 27. Januar wieder in Dublin sein. Er wird sich dann mit ihnen in Verbindung setzen.“ Er sieht mich an und ich bin immer noch Starr vor Schreck.
„Sie müssen bitte hier unterschreiben.“ Er reicht mir ein Schriftstück und ich starre es an. „Haben sie alles verstanden was ich ihnen gesagt habe?“ fragt er nach.
„Ich soll Lizzie nach Irland bringen und auch noch da bleiben?“ finde ich endlich meine Sprache wieder.
„Ja.“ Er sieht mich an, als sei das das Selbstverständlichste auf der Welt.
„Oh nein.“ Ich hebe abwehrend meine Hände.
„Miss Montgomery, sollten sie diesen Wunsch ablehnen würde es Wochen oder vielleicht sogar Monate dauern die Leiche von Mrs. O’Meally zu überführen.“ Gibt er zu bedenken.
„Du kannst dir zur Not ja auch ein Hotel nehmen.“ Sagt Nic einfühlsam und ich nehme den Stift in die Hand.
„Und das soll es besser machen?“ ich sehe sie verzweifelt an.
„Nein, das nicht…“ sie seufzt „Aber es ist ihr letzte Wunsch an dich.“ Sagt sie bittend.
Zittrig unterschreibe ich und lege den Stift auf das Blatt Papier.
„Ich bedanke mich.“ Er hält mir seine Hand hin und ich ergreife sie schlaff.
„Auf wiedersehen.“ Verabschiedet er sich auch von Nic und Jess.
„Geht es dir gut?“ Nic sieht mich besorgt an.
„Wie man es nimmt. Sie zwingt mich tatsächlich, obwohl sie noch nicht einmal richtig kalt ist, nach Irland zu fliegen.“ Platzt es aus mir heraus und Jess lacht plötzlich.
Ich sehe sie an und sie hebt die Hände.
„Ganz ehrlich, ich steige durch die ganze Sache nicht wirklich durch und bin fürs Erste geplättet genug, das an Lizzies Name irgend so ein Adelstitel klebt. Aber wir kannten Lizzie alle lange genug. Sie war manchmal ein ganz klein bisschen hinterhältig.“ Sie grinst und ich muss es erwidern.
Sie hat Recht…
Was habe ich von Lizzie erwartet?
„In Anbetracht der Umstände hast du natürlich ab sofort Urlaub, aber bevor du dich in irgendeinen Flieger setzt gehst du zu Roger und holst dir grünes Licht.“ Sie sieht mich an und ich nicke.
„Scheint so, als müsse ich packen.“ Ich seufze.
„Komm schon Kleines… Was soll schon passieren?“ sie sieht mich an.
Ich stehe auf und deute auf meinen Bauch.
„Hast du da nicht was vergessen?“ erinnere ich sie.
„Entweder du legst die Karten auf den Tisch, oder du kaufst dir ein paar weite Pullover und schiebst es auf die Feiertage.“ Sie zuckt mit den Schultern.
Ich sehe sie kopfschüttelnd an und gehe hinaus.
Nach einem Abstecher bei Roger, gehe ich tatsächlich shoppen und lege mir ein paar weite Pullover zu. Schaden kann es ja nicht.
Ich habe noch genau 24 Stunden um mich seelisch, auf alles was kommen mag vorzubereiten.
´Was soll schon passieren? ` Hallen Nics Worte in meinem Kopf wieder und ich schüttele den Kopf.
Was passieren soll?
Ein Orkan braut sich zusammen und ich bin das Auge des Sturms und gleichzeitig der Auslöser…
Ich packe meinen Koffer und bete zu Gott, dass sich dieser Mr. McLean doch bitte ein Bein brechen würde und früher zurück kommt.
Ich weiß, das ist nicht nett…
Aber bitte lieber Gott, lass ihm sich ein Bein brechen, oder einen Arm…
Nic kommt am nächsten Morgen um zu überprüfen ob ich ja alles dabei habe.
„Wo ist dein Mutterpass?“ sie sieht mich fragend an.
„In meiner Handtasche bei meinem normalem Pass, da wo er hin gehört…“ stöhne ich „Musst du heute nicht arbeiten?“
„Nein, ich und John bringen dich zum Flughafen.“ Erklärt sie mir und ich nicke.
Natürlich…
Was habe ich auch anderes erwartet?
Um 13 Uhr stehe ich am Schalter im Fairbanks International Airport und erkläre dem Mann hinterm Pult meine Sachlage.
„Ach, ja Miss Montgomery. Sie werden schon erwartet.“ Er steht auf und schließt seinen Schalter. Ich, John und Nic folgen ihm.
Er bringt uns zu einer Privatmaschine und übergibt mich an die Flugcrew.
„Mrs. O’Meally ist bereits an Bord.“ teilt mir der Kapitän mit und ich drehe mich zu Nic und John um.
„Scheint so, als müsse ich jetzt los.“ Ich nehme Nic fest in den Arm.
„Pass auf dich auf Kleines.“ Sie gibt mir einen Kuss.
„Auf euch.“ John zwinkert mir zu. „Sie ist im 6. Monat schwanger.“ Sagt er zu dem Kapitän, dieser nickt und ich sehe John an.
„Na danke John.“ Ich boxe ihn leicht.
„Ich will nur, dass ihr gut ankommt.“ Er zieht mich in seine starken Arme.
„Bye.“ Ich betrete die kleine Gangway und winke den beiden zu.
„Bye Kleines!“ ruft mir Nic hinterher, ehe die Türen geschlossen werden.
Ich schaue in den Innenraum der Maschine, also eine Privatmaschine hat rein gar nichts mit einem Linienflugzeug zu tun. Alles ist mit hellem Leder bezogen und es befinden sich nur 4 drehbare Sitze in der Kabine, hinter den letzten beiden Sitzen steht Lizzies Sarg und ich schlucke schwer.
„Willkommen an Bord Miss Montgomery. Ich bin Kapitän Oliver Mitchell. Wir befinden uns an Bord einer Falcon 2000 x und ich kann ihnen versichern, dass es eines der sichersten Flugzeuge der Welt ist. Canadian Airways fliegt seit vielen Jahren nur mit Maschinen dieses Typs. Melanie ist ihre Stewardess für den Flug…“ er deutet auf eine Dame mittleren Alters „Ich bereite jetzt den Start vor und ich denke wir können planmäßig abheben. In gut 10 Stunden werden wir in Montreal für den Transatlantik Flug auftanken und 12 Stunden später, um 21 Uhr Ortszeit erreichen wir Dublin. Dort werden sie dann abgeholt.“ Erklärt er mir und ich nicke.
„Nehmen sie bitte Platz.“ Melanie deutet auf einen der Sitze und ich setze mich.
Sie hilft mir beim Anschnallen und ich lehne mich zurück.
„CA 772 nach Montreal. Ready to Take off.“ Höre ich aus der Piloten Kabine und die Maschine setzt sich langsam in Bewegung.
Ehe ich mich versehe sind wir in der Luft und ich sehe mich zu Lizzies Sarg um.
„Du hast es geschafft…“ sage ich leise und schließe meine Augen.
„Kann ich ihnen etwas bringen?“ Melanie sieht mich eine viertel Stunde später fragend an. „Wir haben jetzt unsere Reiseflughöhe erreicht.“ Erklärt sie mir lächelnd „Sie könne sich abschnallen wenn sie wollen, sie können fernsehen oder sich ausruhen. Ganz wie sie möchten.“
„Könnte ich ein Glas Orangensaft bekommen?“ frage ich höflich und schnalle mich ab.
„Aber sicher.“ Sie geht nach vorne und stellt mir dann ein Glas Orangensaft hin. „Ich bin gleich da vorne. Wenn sie was wünschen, dann rufen sie mich.“ Sie nickt mir zu.
„Vielen Dank.“ Ich nehme einen großen Schluck und lehne mich zurück. Dann schalte ich den Fernseher ein und suche mir irgendeinen Film aus.
Als der Film zu Ende ist bringt mir Melanie ein kleines Abendessen und ich merke, dass ich wirklich Hunger habe.
Anschließend nehme ich meine Tasche und befördere ein Buch ans Licht. Die Sanfte…
Ich lese es und lehne mich dann, nachdem mir Melanie ein Kissen und eine Decke gebracht hat zurück und versuche zu schlafen.
„Miss Montgomery, wir landen gleich in Montreal. Schnallen sie sich bitte an. Der Stopp dauert nur eine halbe Stunde, dann können sie wieder schlafen.“ Melanie sieht mich an und ich komme hoch.
„Vielen Dank.“ Sage ich wieder und habe das Gefühl es schon an die 100 Mal gesagt zu haben, seitdem ich dieses Flugzeug bestiegen habe.
Der Stopp ist wirklich nur kurz und Kapitän Mitchell erkundigt sich kurz nach meinem Befinden. Ich versichere ihm, dass es mir gut geht und dann geht es auch schon weiter.
Ich verschlafe fast den ganzen Rest des Fluges und erst die letzten 3 Stunden zwinge ich mich wach zu bleiben, um von der Zeitumstellung nicht ganz so erschlagen zu sein.
Als wir in Dublin landen regnet es und das Baby schlägt Purzelbäume in meinem Bauch.
Kapitän Mitchell läuft mit einem Regenschirm neben mir her und geleitet mich so ins Flughafengebäude.
Ich entdecke David und er kommt auf mich zu.
„Chris?“ er sieht mich erstaunt an und ich erwidere seinen Blick mit Tränen in den Augen.
Lizzies Tod nimmt jetzt erst wirklich Formen an.
Sie ist tot…
Er nimmt mich in den Arm und hält mich fest.
„Es tut so gut dich zu sehen.“ Sagt er leise.
„Sie ist gestorben…“ schluchze ich.
„Ich weiß.“ Erwidert er einfühlsam.
„Sie ist in meinen Armen gestorben.“ Weine ich weiter und Lizzies Sarg wird an uns vorbei geschoben.
„Das hat sie gewollt.“ Sagt er sicher und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. „Komm wir fahren jetzt nach Corronagh Forrest.“ Sagt er sanft und ich sehe ihn an.
„Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist.“ Erkläre ich ihm unsicher.
„Sei nicht albern. Grandma hat es so gewollt und keiner. Nicht mein Dad und auch nicht Alex setzen sich über diesen Wunsch hinweg.“ Er nimmt meine Hand.
„Sie sind auch da?“ frage ich leise.
„Ja, sie sind da. Aber sie haben viel mit der Organisation der Beerdigung zu tun.“ Beruhigend streichelt er meine Hand. „Sus freut sich wirklich dich wieder zu sehen.“ Wir treten hinaus in den Regen und besteigen eine Limousine.
„Hattest du einen angenehmen Flug?“ fragt er nach einer Weile.
„Ja, danke.“ Ich sehe aus dem Fenster, hinein in Dunkelheit und bekomme kaum Luft, weil immer mehr Panik in mir aufsteigt.
„Ganz ruhig.“ David nimmt meine Hände in seine.
„Ich kann nicht.“ Sage ich panisch und beginne zu weinen.
„Hey…“ David kramt unbeholfen in seinen Taschen.
Schließlich nimmt er meine Tasche und befördert eine Packung Tempos ans Licht, allerdings fällt auch noch etwas anderes aus der Tasche und bevor ich reagieren kann, hat er die erste Seite aufgeschlagen.
„Chris?“ er sieht mich fragend an.
„Ich bitte dich David, als Freund. Sage niemandem auch nur ein Wort.“ Flehe ich ihn unter Tränen an.
„Aber…“ setzt er an.
„Bitte.“ Meine Stimme versagt fast.
„In Ordnung. Es ist deine Sache, ich werde mich nicht einmischen.“ Sagt er und steckt den Mutterpass wieder in meine Tasche.
Wir erreichen Corronagh Forrest kurz vor 23 Uhr und Sophia erwartet uns am Haupteingang.
„Chris, es ist schön dich zu sehen.“ Begrüßt sie mich freundlich und ich versuche sie anzulächeln.
„Bring doch bitte Chris hoch ins Zimmer. Sie soll sich hinlegen und ein wenig schlafen.“ Weist David Sophia an und diese nickt ihm zu.
Ich bekomme wieder mein altes Zimmer. Oliver bringt meinen Koffer rein und ich nicke ihm nur kurz zu. Müde, abgespannt und mit den Nerven am Ende setze ich mich aufs Bett.
„Kann ich dir was bringen?“ fragt Sophia besorgt.
„Nein danke.“ Bringe ich heraus „Ich lege mich hin und schlafe ein wenig.“
„Bis morgen früh.“ Sie verabschiedet sich und ich sehe mich um.
Alles sieht aus wie vor einem halben Jahr. Ich ziehe mir ein T-Shirt und eine lange Hose an und krieche unter die Bettdecke.
„Chris, die Herrschaften erwarten dich in 30 Minuten zum Frühstück.“ Sophia kommt leise herein und ich sehe sie an.
„Ich will nicht mit ihnen essen.“ Sage ich gequält.
„Der Duke besteht darauf.“ Sagt sie traurig.
Da muss ich jetzt wohl durch…
Verdammt Lizzie, weißt du eigentlich was du mir antust?
„Gut, danke.“ Ich setze mich auf.
„Wir sehen uns später noch, ja?!“ sie sieht mich fragend an.
„Ja.“ Ich lächle leicht.
Ich gehe ins Bad und ziehe mir dann eine Jeans und einen weiten beigen Wollpullover an. Ich schlüpfe in meine Turnschuhe und atme tief durch.
Ich gehe langsam zum Speisesaal und trete ein. Alle sehen mich an und ich entdecke auch Sus und Annabelle am Tisch.
„Guten Morgen.“ Sage ich so höflich wie möglich und setze mich.
„Kaffee?“ Carmen steht neben mir.
„Nein danke, ich hätte gerne einen Tee.“ Ich sehe sie entschuldigend an und sie lächelt.
„Aber sicher, einen bestimmten?“ sie geht an das Buffet.
„Zitrone?“ frage ich und sie nickt.
Ich nehme mir einen Toast und die Stille am Tisch ist fast schon gespenstisch.
„Hatten sie einen angenehmen Flug Miss Montgomery?“ ertönt die kalte Stimme vom Duke und ich zucke zusammen.
„Ja, vielen Dank der Nachfrage.“ Sage ich um Beherrschung bemüht.
Ich starre auf meinen Teller und nehme mir ein wenig Rührei.
„Wie kommst du mit der Renovierung voran?“ fragt Alex nun plötzlich in die Stille hinein und ich sehe weiterhin auf meinen Teller.
„Ich habe das Haus vor zwei Monaten verkauft.“ Erkläre ich ihm ohne ihn anzusehen.
„Aber wieso denn?“ fragt er überrascht.
„Ich habe mich finanziell mit der Renovierung übernommen.“ Ich nehme einen Schluck von meinen Tee.
„Tja, so etwas ist kostspielig.“ Kommt es fast spöttisch vom Tischende und ich atme tief durch.
Ich fühle mich unwohl und kann kaum einen klaren Gedanken fassen.
„Ich würde meine Mahlzeiten gerne mit dem Personal einnehmen.“ Sage ich an den Duke gewandt und er sieht mich an. Seine blauen Augen fixieren mich.
„Ich befolge den Willen meiner Mutter und sie werden mit uns zusammen essen.“ Erwidert er kühl.
Ich stehe auf, David zieht scharf Luft ein und deutet mir an mich wieder zu setzen.
„Setzen sich verdammt noch mal hin.“ Donnert der Duke.
„Nein, das werde ich nicht…“ sage ich bestimmt „… Ich weiß, dass ich nur an diesem Tisch sitze weil Lizzie es so wollte. Nein falsch, ich bin nur in diesem gottverdammtem Land und in diesem gottverdammten Schloss, weil Lizzie es so wollte. Sie wollen mich nicht hier haben und ich will nicht in ihrer Nähe sein. Ich werde mit dem Personal essen.“ Damit verlasse ich schnellen Schrittes den Saal und gehe runter in die Küche.
„Mein lieber Schwan…“ Bella begrüßt ich strahlend „Der Amerikanische Wirbelwind ist wieder da.“ Sie umarmt mich „Und das Mädel hat endlich mal was auf die Rippen bekommen.“ Sie knufft mir in meine Wange.
„Danke auch, habt ihr trotzdem noch eine Kleinigkeit zum Frühstück für mich?“ ich sehe zu Charlie und Allan.
„Aber sicher doch.“ Er grinst mich an.
„Wie geht es dir?“ Bella setzt zu mir an den Tisch.
„Ehrlich gesagt beschissen…“ ich sehe sie wegen meiner Ausdrucksweise entschuldigend an.
„Wir können es alle noch gar nicht fassen.“ Gibt sie zu.
„Ich auch nicht, sie ist in meinen Armen gestorben…“ ich merke wie ich mit mir kämpfen muss „… Ihre letzten Worte waren, das sie mich liebt.“ Ich sehe zu Bella und sie hat Tränen in den Augen.
„Sie hat dich geliebt Chris und dieses furchtbare Desaster auf dem Ball hat ihr unendlich leid getan.“ Sie nimmt meine Hand „Ich arbeite seit 30 Jahren hier und ich weiß wie schlimm es hier sein kann, aber die Duchess hat sich immer bemüht ihre Fehler wieder gut zu machen.“
„In dem sie mich zwingt hierher zu kommen? In dem sie mich zwingt mit ihren Sohn und ihren Enkeln an einem Tisch zu sitzen? ...“ ich schnaube „… Damit macht sie gar nichts gut, im Gegenteil sie macht es Schlimmer.“ Erwidere ich und Bella sieht mich mitleidig an.
Nach dem Frühstück sitze ich lange in meinem Zimmer und starre auf den See, er liegt ruhig da und keine einzige Welle zerstört seine spiegelglatte Oberfläche.
Tatsächlich spiele ich mal wieder mit dem Gedanken, einfach wieder nach Hause zu fliegen.
Aber weg laufen ist feige…
Ich werde ja wohl ein paar Tage hier überstehen, wenn das dazu beiträgt, dass ich nie wieder hier her muss…
Ich schaffe es tatsächlich fast 2 ganze Tage jedem der O’Meallys aus dem Weg zu gehen.
Das Haus bietet ja auch genug Platz dafür…
Ich bin viel bei den Pferden und in der Bibliothek. Ansonsten mache ich lange Spaziergänge und versuche die Zeit einfach nur zu überstehen.
Die Beerdigung ist erst für den nächsten Samstag angesetzt, das heißt ich hänge hier noch mindestens 8 Tage fest.
Gerade als ich in meinem Zimmer ankomme geht hinter mir die Tür auf.
„Gott Chris, du versteckst dich immer noch ziemlich gut.“ Sus grinst mich an.
„Es ist schön dich zu sehen und es freut mich, das der Duke endlich ein einsehen mit euch hatte. Du sahst wunderschön aus.“ Ich nehme sie in den Arm.
Wir setzen uns auf die Couch und Sophia bringt uns einen Tee.
„Dein Auftritt vorgestern beim Frühstück war filmreif.“ Sie lächelt leicht.
„Ich kann es nicht ertragen.“ Gebe ich zu.
„Du siehst übrigens sehr hübsch aus, deine neue Frisur ist toll.“ Sie strahlt mich an. „Aber ich sehe dir an, dass die Sache sehr mitgenommen hat. Deine Augen sind ganz rot vom weinen und ich habe von den Angestellten gehört, das du viel weinst.“ Nun sieht sich besorgt an und ich nicke leicht.
„Sie ist wirklich tot und hat mich gezwungen hier wieder her zu kommen, das ist mir alles zu viel.“ Gestehe ich.
„Wenn was ist, dann weißt du wie du mich erreichen kannst.“ Sie drückt meine Hand.
„Danke Sus.“ Sage ich ehrlich und fahre mir durch die Haare.
„Wo hast du denn den Ring her?“ sie sieht auf meine Hand.
„Lizzie hat ihn mit zu Weihnachten geschenkt.“ Ich drehe den Ring um meinen Finger.
Sie sieht den Ring genauer an, aber sie sagt nichts.
„Er ist wunderschön.“ Sage ich andächtig.
„Oh ja, das ist er.“ Sie nickt zustimmend.
Wir unterhalten uns noch eine Weile und sie erzählt mir von ihrer und Davids Hochzeit, dann steht sie auf.
„Es tut mir leid, aber ich muss zurück nach Dublin und kann leider erst am Freitag wiederkommen.“ Sie nimmt mich in den Arm. „Es tut wirklich gut dich zu sehen.“
„Es ist auch schön dich zu sehen.“ Erwidere ich und versuche nicht zu enttäuscht auszusehen, dass sie wieder los muss.
„Ich rufe dich an, ja?“ verspricht sie mir und winkt mir zu ehe sie mich allein lässt.
Ich gehe in die Bibliothek und nehme mir ein Buch. Dann kuschele ich mich auf den Sessel und tauche in die Geschichte ein.
„Miss Montgomery.“ Ertönt eine scharfe Stimme und ich springe auf.
„Duke.“ Sage ich und will mich an ihm vorbei drängen.
Sein Blick fällt auf meine Hand und auf den Ring.
„Wo haben sie den her?“ zischt er und hält meine Hand fest.
„Lizzie hat ihn mir zu Weihnachten geschenkt.“ Ich versuche mich los zu machen.
„Nehmen sie ihn sofort ab.“ Befiehlt er mir.
„Warum sollte ich?“ ich schaffe es endlich mich zu befreien.
„Dieser Ring ist seit Generationen in Familienbesitz und es ist der Verlobungsring meiner Frau gewesen.“ Faucht er mich an.
„Was ist hier los?“ David steht in der Tür und sieht von mir zu seinem Dad.
„Miss Montgomery wollte mir gerade unser Familienerbstück, welches sie sich erschlichen hat, aushändigen.“ Der Duke funkelt mich wütend an.
„Das werde ich nicht.“ Sage ich sicher und weiche ein paar Schritte zurück.
„Dad.“ Sagt David und geht zu seinem Vater.
„Geh mir aus dem Weg…“ er steuert auf mich zu „…Sie händigen mir jetzt diesen Ring aus oder ich werde die Polizei einschalten.“ Seine Augen fixieren mich kalt und undurchdringlich.
Ich merke wie Tränen über meine Wange laufen, ich ziehe den Ring von meinem Finger.
„Stecken sie sich den Ring sonst wo hin. Es sind die Erinnerungen an Lizzie und nicht ihr Schmuck. Sie kannten sie nicht und wenn sie meinen, sie müssen mich mit diesem Ring erpressen, dann tut es mir leid. Hier haben sie ihn!“ Ich werfe den Ring nach ihm und laufe aus der Tür.
Weinend liege ich Augenblicke später zusammen gerollt auf meinem Bett.
„Hey.“ Ich merke wie sich David aufs Bett setzt und behutsam über meinen Rücken streicht.
„Ich will hier weg.“ wimmere ich „Warum tut sie mir das nur an?“
„Oh Chris, es tut mir so leid.“ Er kommt ums Bett herum damit ich ihn sehen kann „Ich denke sie wollte, das du mit Alex sprichst…“ er legt seine Hand ganz sanft auf meinen Bauch „… wegen dem hier.“ Er grinst leicht.
„Ich kann nicht.“ Gebe ich zurück und lege meine Hand auf seine „Dein Vater hasst mich und Alex heiratet Annabelle…“ ich atme tief durch „Das hier ist meine Sache und wird auch meine Sache bleiben.“ Sage ich sicher.
Wir hören ein Geräusch von der Tür her, aber als wir hinsehen, können wir niemanden entdecken.
„Denk drüber nach.“ Er haucht mir einen Kuss auf die Stirn.
„Kommst du heute Abend zum Dinner in den Speisesaal?“ er sieht mich bittend an.
„Vielleicht einen anderen Tag.“ Gebe ich zurück und er nickt verständnisvoll.
Die nächsten vier Tage verbringe ich fast ausschließlich im Bett. Es geht mir wirklich nicht gut, ich habe Fieber, kann kaum was essen und habe Bauchschmerzen. Draußen schneit es ununterbrochen und der Schnee legt sich über alles wie eine Decke. Es sieht so wunderschön aus…
Stundenlang sitze ich auf der Couch und starre auf den See.
Ich möchte doch nur hier weg…
Bitte…
Auf drängen von David bekomme ich am Mittwochabend Besuch von einem Arzt.
„Guten Abend Christin…“ er setzt sich auf meine Bettkante „Ich bin Dr. Grey. Nenn mich Kevin, ich bin ein guter Freund von David. Was hast du für Beschwerden?“ er sieht mich besorgt an.
„Sie hat Fieber, sie isst kaum und klagt über Bauchschmerzen.“ Erklärt ihm David und ich sehe ihn milde lächelnd an.
Kevin nickt, und steckt mir als erste Maßnahme ein Fieberthermometer in den Mund.
„39.2, nicht so gut Christin.“ Er befühlt meine Stirn und misst meinen Blutdruck und meinen Puls.
„Mach jetzt bitte deinen Bauch frei.“ Weist er mich an und ich sehe ängstlich zu David.
„Keine Angst Chris, Kevin unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht.“ Beruhigt er mich und ich mache meinen Bauch frei.
„Im der wievielten Woche bist?“ fragt Kevin und wirkt nicht überrascht oder geschockt.
Warum auch?
Ich meine ich bin ja nur schwanger…
„In der 26.“ Antworte ich und David reicht ihm meinen Mutterpass.
Er tastet meinen Bauch ab und hört mich anschließend ab. Dann holt er ein kleines Gerät raus und Sekunden später hören wir den Herzschlag des Babys.
„Also ich kann körperlich nichts finden. Ich werde die Blutproben ins Labor schicken…“ er deutet auf die Proben, die er mir vor ein paar Minuten abgenommen hat „… ich melde mich morgen und gebe Bescheid.“ Er steht auf und zieht David mit sich.
„Hör zu David, das sieht mich nach einer schweren psychischen Reaktion aus. Wenn sich mein Verdacht bestätigt, dann kann ich nicht viel machen…“ er sieht ihn an und ich sehe aus dem Fenster „… Ich lasse etwas gegen das Fieber hier und etwas damit sie wieder Appetit bekommt. David, sie war wegen Magersucht in Behandlung, du musst sie im Auge behalten.“ Weist er ihn an.
„Das mache ich, danke Kevin.“ Er begleitet ihn vor die Tür.
Nach einer halben Stunde kommt er zurück.
„Hier Chris.“ Er reicht mir zwei Tabletten und ich nehme sie dankbar.
„Kommst du morgen zum Frühstück in den Speisesaal?“ er sieht mich bittend an, als er zwei Stunden später erleichtert fest stellt, das das Fieber gesunken ist und ich etwas mehr wie sonst gegessen habe.
„Ich überlege es mir, okay?“ gebe ich ausweichend zurück. „Außerdem willst du doch nur kontrollieren, ob ich genug esse. Ich befand mich bei deinem Gespräch mit Kevin im gleiche Zimmer.“ Ich grinse leicht.
„Durchschaut.“ Er lächelt.
„Okay.“ Sage ich lang gezogen.
Vielleicht habe ich ja Glück und der Duke und Alex sind nicht da.
Vielleicht…
„Danke Chris.“ Er sieht mich noch einmal prüfend an und geht dann.
Ich schlafe gut in dieser Nacht, das allererste Mal seit ich auf Corronagh Forrest bin. Zum einen liegt es bestimmt an den Medikamenten und zum anderen daran, dass mein Körper einfach am Ende ist.
Am nächsten Morgen mache ich mich ein wenig frisch, ich bin immer noch blass und meine Augen sehen fiebrig aus, aber ich fühle mich besser und ich möchte gerne Davids Bitte nachkommen.
Sophia sieht mich genau an, als ich mir meine Pumps anziehe. Ich trage wieder eine Jeans und eine weite Bluse.
„Entschuldige wenn ich zu indiskret bin, aber Chris…“ sie nimmt meine Hand „… Bist du schwanger?“ fragt sie mich direkt und ich sehe sie erstaunt an.
„Sophia… ich… es.“ Stottere ich.
„Alles gut Chris, ich werde es niemandem sagen…“ verspricht sie mir und drückt meine Hand „… Ich werde nur ein extra wachsames Auge auf dich haben.“ Sie grinst „Herzlichen Glückwunsch.“
„Danke.“ Ich sehe sie gerührt an.
„Die Frage nach dem Vater spare ich mich jetzt Mal. So durch einander wie du bist, so sehr wie dir der Aufenthalt hier zusetzt und wenn ich sehe wie schlecht es dir geht, da kann ich eins und ein zusammen zählen.“ Sie zwinkert mir zu „Aber wirklich Chris, dafür das du fast im 7. Monat bist sieht man fast nichts. Tut mir leid, aber Kevin hat mich drauf angesprochen und ich glaube er war der Meinung, das ich es weiß.“
„Schon gut.“ Ich lächle leicht.
Wir gehen nebeneinander her zum Speisesaal.
Ich streiche meinen Pony hinters Ohr und straffe meine Schultern.
„Die werden dich nicht klein kriegen.“ Flüstert mir Sophia zu ehe ich den Speisesaal betrete.
„Sie haben sich entschlossen uns doch mit ihrer Anwesenheit zu beehren?“ kommt es vom Kopfende des Tisches.
„Wenn es ihnen nicht passt, dann kann ich auch wieder gehen.“ Erwidere ich unwirsch und er sieht mich an, zu meiner grenzenlosen Verwirrung zeichnet sich ein leichtes lächeln auf seinem Gesicht ab.
„Setzen sie sich.“ Sagt er milde und ich nehme Platz.
Ich sehe zu David und er nickt mir dankbar zu. Dann sehe ich zu Alex und das erste Mal treffen sich unsere Blicke. Ich bekomme eine Gänsehaut und kann seinem Blick nicht lange Stand halten.
„Miss Montgomery, ich möchte sie gerne nach dem Frühstück in meinem Büro sprechen.“ Sagt der Duke plötzlich und ich sehe zu ihm.
„Wie sie wünschen.“ Sage ich fahrig und wische mir den kalten Schweiß von der Stirn.
„Geht es dir gut?“ fragt David besorgt und ich hebe meine Hand.
„Alles gut. Danke David.“ Erwidere ich und zwinge mir eine Scheibe Toast runter.
Der Duke entschuldigt sich, nachdem er fertig ist und ich starre in meinen Orangensaft. Auch David entschuldigt sich und ich sitze mit Alex alleine am Tisch.
Schweigend stehe ich auf und schiebe meinen Stuhl wieder an den Tisch.
Alex steht auf und ist mit ein paar großen Schritten bei mir.
„Chris…“ er sieht mich an und ich schließe meine Augen. Ich kann ihn nicht so nah bei mir haben. Das Baby strampelt wie verrückt und ich atme tief durch.
„Bitte Chris, sprich mit mir, ich kann es nicht ertragen.“ Er will meine Hand nehmen, doch ich ziehe sie weg.
„Und ich kann es nicht ertragen dich in meiner Nähe zu haben.“ Ich drehe mich um und verlasse den Speisesaal.
Sophia, die alles mit bekommen hat bringt mich erst einmal in die Küche und stellt mir ein Glas Wasser hin.
„Chris, du hast wieder Fieber.“ Sie sieht mich besorgt an.
„Geht schon.“ Wehre ich ab, auch wenn ich mich hundeelend fühle. „Ich gehe jetzt zum Duke. Wo ist sein Büro?“ ich sehe sie an und sie steht auf.
„Ich bring dich schnell hin.“ Sie stützt mich auf dem Weg ins Büro.
Ich klopfe zaghaft an.
„Kommen sie bitte rein Miss Montgomery.“ Ertönt er von innen und Sophia lässt mich los.
Ich trete ein und der Raum wirkt einschüchternd auf mich. Alles ist aus dunklem Holz gefertigt, der Schreibtisch, die Regale und Wand mit dem Bücherregal. Es wirkt erdrückend auf mich und ich setze mich auf die Kante des mir angebotenen Stuhles. Bereit jeder Zeit aufzuspringen und den Raum zu verlassen.
„Gestern hat mich über unseren Anwalt ein Brief meiner Mutter erreicht und ich möchte darüber gerne mit ihnen sprechen.“ Er setzt sich mir gegenüber.
„Wenn sie meinen.“ Ich sehe auf meine ineinander verschlungenen Hände.
„Sie haben alles Recht der Welt, mir mit Argwohn und Ablehnung gegenüber zu treten…“ führt er fort und ich sehe ihn an. „Miss Montgomery, meine Mutter hat immer sehr, sehr große Stücke auf sie gehalten und ich bin ihnen dankbar, das sie sich in Fairbanks so gut um sie gekümmert haben. Natürlich muss ich mir selbst eingestehen, dass ich im Bezug auf sie sehr viele Fehler gemacht habe, die ich nicht mit einer einfachen Entschuldigung aus dem Weg räumen kann. Ich kann sie nur bitten mich anzuhören.“ Er sieht mich abwartend an.
„Fahren sie fort Duke.“ Erwidere ich und er atmet erleichtert aus.
„Durch meinen Titel und meine Stellung sind mir von Kindesbeinen an Etikette, Verantwortung und Pflichtbewusstsein mitgegeben worden. Nach dem Tod meine Frau verlor ich das Gleichgewicht aus diesen Attributen und den viel Wichtigeren Dingen die meine Mum und auch mein Dad mir mit auf den Weg gegeben haben. Liebe, Vertrauen und Glauben. Sarah, meine Frau…“ er sieht auf ein Bild auf dem Tisch und reicht es mir „… Sie war eine Kellnerin und ich habe sie in einem Pub in Dublin kennen gelernt.“ Erzählt er und ich sehe ihn mit großen Augen an. Auf dem Bild strahlt mich eine wesentlich jüngere Version des Duke an und auf seinem Schoß sitzt eine wunderschöne Frau, sie hat dunkle langen Locken und strahlend grüne Augen.
„Ich wollte, das David und Alex ihrem Stand entsprechend heiraten, weil es mir plötzlich Wichtig erschien. Ich weiß, es ist völliger Unsinn und die Adelsschicht würde bald nur noch aus Inzestkindern bestehen…“ er lächelt und ich erwidere es schwach. „Nein ganz ehrlich Christin…“ er greift nach meiner Hand und ich sehe ihn an „Meine Mum hat dich mit folgenden Worten beschrieben: liebevoll, aufopferungsvoll, ehrlich, aufrichtig, stur und loyal. Ich kann ihr nur zustimmen und füge folgendes hinzu. Sie sind auch noch mutig und lassen sich nicht einschüchtern, was ich, nebenbei bemerkt, als äußerst ehrenvolle Eigenschaften empfinde. Ich weiß auch, dass es für dich die erste Zeit zurück in Alaska sehr schwer war. Meine Mum hat sich Vorwürfe gemacht und sie hat mir vorgeworfen ein sturer, herrischer Esel zu sein, der das Glück seiner Kinder aus den Augen verloren hat…“ er seufzt und ich nicke „Ich weiß, sie hatte Recht.“ Fügt er hinzu. „Ich habe David mein Einverständnis für die Hochzeit mit Susanna gegeben und ich sehe wie glücklich sie sind und dann sehe ich Alex und ich habe Angst… Er bewegt sich in die gleiche Richtung, in die ich mich jahrelang bewegt habe. Christin bitte rede mit ihm. Du bist laut Mum die Einzige, die ihn zur Vernunft bringen kann.“ Er sieht mich an und ich winke ab.
„Ich bedanke mich für ihre ehrlichen Worte, aber ich werde nicht mit Alex reden. Ja, ich weiß, dass er sich in ein genauso rückratloses Arschloch verwandelt wie sie. Aber sie sind ihm da mit einem so guten Beispiel voran gegangen, das sie sich nicht wundern brauchen. Die Suppe müssen sie schon selber auslöffeln.“ Ich verschränke die Arme vor meiner Brust.
Er lächelt leicht amüsiert. „Ich habe nichts anderes erwartet.“ Gibt er zu. „Ich danke dir trotzdem.“
„Ich bedanke mich auch Duke.“ Ich stehe auf und er hält mich am Arm fest.
„James.“ Er nickt leicht „Und ich habe hier noch etwas für dich.“ Er reicht mir einen Umschlag und legt mir den Ring, den er mir vor ein paar Tagen abgenommen hat, in die Hand.
Ich sehe auf den Ring und Tränen steigen in meine Augen.
„Danke.“ Sage ich so leise, dass es kaum zu hören ist.
James steht auf und kommt um den Tisch herum.
„Ich danke dir.“ Er sieht mich erst unschlüssig an und nimmt mich etwas unbeholfen in den Arm, dann legt er seine Hand andächtig auf meinen Bauch und ich erstarre.
„Ich weiß, das ist ganz allein deine Sache, das hast du deutlich gesagt…“ sagt er im sanften Ton zu mir „… Aber solltet ihr jemals etwas brauchen, dann scheue dich nicht davor es mir zu sagen.“
Ich mache mich von ihm los und stürze aus dem Zimmer. Er stand an dem Abend als David bei mir war, also vor meiner Tür. Zitternd lehne ich mich von innen an meine Tür, als ich endlich wieder in meinem Zimmer bin.
Ich öffne meine linke Hand, in der ich den Ring so fest umschlossen gehalten habe, dass ich nun einen Abdruck auf meiner Handfläche habe. Ganz behutsam streife ich ihn mir wieder über den rechten Ringfinger.
Ich verriegele meine Tür und setze mich in den Sessel.
Immer noch zittern meine Hände wie Espenlaub und ich schaffe es nur mit Mühe und Not den Briefumschlag zu öffnen ohne den Brief einzureißen. Langsam entfalte ich das Blatt Papier.

Fairbanks, 14.12.

Hallo meine kleine Chris!

Da Du jetzt diesen Brief in den Händen hältst, bin ich jetzt wohl bei den Engeln.
Sei nicht traurig meine Kleine, ich weiß, es wird mir an nichts fehlen.
Ich weiß nicht wie ich jemals das, was ich dir angetan habe wieder gut machen soll. Es zerreißt mir das Herz zu sehen wie sehr du immer noch leidest. Es macht mich so unendlich traurig, dass gerade Du den Glauben an die Liebe verloren hast.
Du bist ein wunderbarer Mensch und das Kind, welches du unter deinem Herzen trägst wird ein ebenso wunderbarer Mensch sein wie du. Vielleicht ist es auch schon auf der Welt und verzaubert alle mit seinem sicherlich wunderschönen lächeln.
(Glaubst du wirklich ich habe es nicht gemerkt? Kleines, du strahlst wieder ein wenig und um den Grund heraus zu finden musste ich dir nur einmal in die Augen schauen.)
Dieses Kind wird mit so viel Liebe aufwachsen, das aus ihm nur ein guter Mensch werden kann.
Wahrscheinlich bist du böse auf mich, weil ich dich nach Irland geschickt habe. Ich sehe dich vor mir, wie du mit mir schimpfst… Aber das halte ich aus, wenn ich doch nur einen kleinen Hoffnungsschimmer sehe, dass du wieder glücklich bist.
Alex ist stur, Alex ist feige und Alex ist… wie nanntest du es so schön? Ach, ja ein rückratloses Arschloch.
Ja, er mag all das sein. Aber Kleines, er ist der Vater deines Kindes und wird dich ein Leben lang begleiten. So oder so…
Ich kann mir vorstellen, dass du mit der Situation gerade überfordert bist, denn ich habe Jamie gebeten dir diesen Brief auszuhändigen. Er wird sich bei dir entschuldigt haben. Ich bin mir nicht sicher, ob er es richtig gemacht hat aber den Versuch solltest du ihm vielleicht ein wenig anrechnen. Auch er kann es nicht ungeschehen machen, aber wir können dich um Vergebung bitten und hoffen das die wunderbare junger Frau aus Seattle, die mein Leben auf so viele Arten bereichert hat, uns alten irischen Sturköpfen verzeihen kann.
Ich liebe Dich Chris, ich habe es immer und ich werde es weiterhin.
Ich schaue vom Himmel aus auf dich und dein Kind und erwarte, dass du irgendwann wieder glücklich bist.
In Liebe deine Lizzie

P.s. Du trägst jetzt die Verantwortung für einen kleinen Menschen. Ich kenne dich, du wirst auch diese Herausforderung, wie alle andere in deinem Leben, meistern. Ich habe dir versprochen, dass du die Bedeutung des Ringes, den ich dir zu Weihnachten geschenkt habe, erfahren wirst. Hier ist sie meine Kleine:
Ich habe diesen Ring von meiner Großmutter bekommen, als ich 22 Jahre alt war und meinen Mann geheiratet habe. Dieser hat zu meinem 30. Geburtstag die Steine einsetzten lassen. Einen orangen Citrin, der als Sonnenstein verehrt wird und den Menschen der ihn trägt vor bösen Blicken und Neidern schützen soll. Einen grünen Smaragd, weil er als Stein der Weisheit und der Inspiration gilt und einen weißen Diamanten der die Langlebigkeit der Liebe symbolisieren soll. Alle zusammen drückten meine tiefe Verbundenheit zu Irland aus, denn auch wenn ich mich auf meine alten Jahre hierher nach Fairbanks zurück gezogen habe, so bin ich meinem Herzen immer eine waschechte Irin.
Nun bist du vor allem beschützt und findest hoffentlich deinen Glauben wieder.



Ich lasse das Blatt Papier sinken und weine. Das erste Mal seit langem nicht aus Wut auf sie, sondern weil sie mir einfach nur fehlt.
Ich springe auf, schnappe mir meine Jacke und laufe über den Flur hinaus in die Stallungen.
Ich sattele Princess und will einfach einen Moment vergessen.
Vergessen das Lizzie tot ist.
Vergessen das anscheinend alle außer Alex wissen, dass ich schwanger bin.
Vergessen das das Leben furchtbar ungerecht sein kann.
Ich verzichte auf den Helm und auf die Stiefel, obwohl mir David eingebläut hat niemals ohne auszureiten. Ich setze gerade auf, als eben dieser völlig außer Atem herein kommt.
„Tu das nicht Chris.“ Er sieht mich bittend an. „Steig ab und wir reden.“
„Lass mich einfach in Ruhe.“ Bitte ich ihn.
„Nein Chris bleib hier, ich flehe dich an.“ Alex erscheint hinter ihm.
„Ich will dich nicht sehen.“ Rufe ich ihm zu, ehe ich Princess die Sporen geben und davon reite.
Ich höre die beiden noch hinter mir her rufen, aber es interessiert mich nicht.
Ich brauche Abstand.
Abstand von allem…
Ich weiß nicht wohin ich reite und finde mich irgendwann mitten im Wald wieder. Princess ist völlig außer Atem und ich sehe mich um, es hat wieder angefangen zu schneien und ich sehe kaum etwas.
„Wo sind wir?“ frage ich Princess und sie schnaubt nur.
Verdammt…
Ich steige ab und ziehe Princess hinter mir her.
Irgendwann muss der Wald ja aufhören, oder?
Eine halbe Stunde später bin ich durchgefroren und beginne wirklich panisch zu werden. Ich merke das mein Fieber mir zu schaffen macht und mein Körper der Kälte wohl nicht mehr lange widerstehen kann.
Bäume, Bäume, Bäume…. Nichts als gottverdammte Bäume.
So weit kann ich doch gar nicht vom Schloss weg sein.
Ich kämpfe mich weiter voran und entdecke einen kleinen Unterstand, warm wird es dort nicht sein, aber ich bin wenigstens ein wenig vor dem Schnee geschützt.
Beim Finger spüre ich kaum noch und von meinem Füßen ganz zu schweigen.
Ich setze mich auf die kleine Holzbank und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen.
„Ich bin dieser Herausforderung nicht gewachsen…“ weine ich leise „… Du hast dich in mir getäuscht Lizzie.“
Princess macht sich plötzlich los und galoppiert davon.
„Princess!“ rufe ich ihr panisch hinterher, aber schon ein paar Bäume weiter kann ich sie nicht mehr erkennen.
´Warum lässt du mich jetzt auch noch alleine? `
Ich lege meine Hände auf meinen Bauch.
„Es tut mir so leid.“ Flüstere ich. „Ich denke ich habe es vermasselt.“ Gestehe ich mir ein.
Der Schnee fällt leise und um mich herum herrscht eine erdrückende Stille, nichts ist zu hören, nur ab und zu das Pfeifen des Windes…
„Chris!“ höre ich eine Stimme rufen.
„Chris!“ ertönt es erneut und ich stehe auf. Mein Körper ist schon zu lange der Kälte ausgesetzt und ich kann mich kaum noch bewegen.
„Hier.“ Rufe ich leise.
„Chris!“ die Stimme klingt panisch und ich merke wie ich vor Erleichterung anfange zu weinen.
Es sucht jemand nach mir…
„Ich bin hier.“ Rufe ich nun etwas lauter.
„Chris!“
Wo kommt die Stimme her?
Ich drehe mich suchen um meine eigene Achse.
„Ich bin hier!“ schreie ich nun und dann tauchen ein Pferd und sein Reiter auf.
„Ich bin hier.“ Ich sinke erschöpft zu Boden.
Ich merke wie mich starke Arme vom Boden heben und dann merke ich den gleichmäßigen Galopp des Pferdes.
„Schau mich an, bitte Chris.“ Fleht eine Stimme neben meinem Ohr.
Ich öffne meine Augen und sehe ein wenig hoch.
Alex hält mich fest in seinen Armen und redet mir gut zu.
„Ich bin hier.“ Sage ich leise.
„Ich weiß Prinzessin, ich bringe dich jetzt ins Warme.“ Er reibt mit einer Hand über meinen Rücken, während er mit der anderen den Zügel des Pferdes fest hält.
„David! Oliver!“ ruft er und wir reiten in die Stallungen.
Ich gleite vom Pferd und David nimmt mich in den Arm.
Mit einem Satz ist auch Alex vom Pferd und nimmt mich wieder auf seine Arme.
„Kevin ist im Schloss.“ Sagt David zu Alex und dieser nickt leicht.
Ich schließe wieder meine Augen, ich bin so unendlich müde.
Das nächste was ich wahr nehme ist Kevin der an mir herum doktert, dann steht er auf und ich sehe ihm mit halb geschlossenen Augen hinterher.
Er geht zu Alex, der in der Ecke des Raumes steht.
„Sie hat Glück gehabt, wahnsinniges Glück, wenn ich es mal so ausdrücken darf. Sie ist unterkühlt, aber ihre Temperatur normalisiert sich langsam wieder. Ihre Hände sehen gut aus, keine Durchblutungsstörungen. Das schreibe ich mal ihrer Resistenz gegen Kälte zu, die sie sich in Alaska angeeignet hat. Dem Baby geht es auch gut. Alex… Verdammt, das hätte böse ins Augen gehen können. Nicht nur für sie, sondern auch für das Baby.“ Höre ich ihn auf Alex einreden. „Sie muss sich ein paar Tage schonen, ich denke zur Beerdigung ist sie wieder so fit, dass sie euch begleiten kann. Halte aber ansonsten jede Aufregung von ihr fern. Ich komme morgen noch mal mit einem Ultraschallgerät vorbei, ich möchte ungern was übersehen. Es ist jetzt kurz nach 14 Uhr, ich fahre in meine Praxis. Wenn sie Fieber bekommt oder Schütterfrost, dann rufst du mich an, auch wenn es erst heute Abend oder Nacht passiert… Fürs Erste hat sie es überstanden.“ Er klopft Alex auf die Schulter. „Du solltest dir jetzt eine warme Dusche gönnen und erst einmal den Schock verarbeiten.“
Als Kevin draußen ist sehe ich, wie sich Alex durch die Haare fährt und sich die Tränen weg wischt.
Er tut mir leid, ich wollte nicht, dass er so leiden muss.
„Alex.“ Sage ich leise und er ist sofort an meiner Seite.
„Hey.“ Sagt er sanft und streicht mir meinen Pony aus der Stirn.
„Hey.“ Erwidere ich.
„Bitte mach so etwas nie wieder.“ Fleht er mich mit sanfter Stimme an.
„Alex…“ ich suche nach den richtigen Worten „… Ich bin fast durch gedreht. Ich habe es nicht ertragen mit dir auch nur im selben Raum zu sein. Der Trip mit Lizzie hier her, der sollte eine Auszeit von meinem Alltag werden, stattdessen wurde er zu einem Alptraum.“ Ich schließe meine Augen und merke wie heiße Tränen über mein Gesicht laufen „Alex, ich habe noch nie einen Menschen so geliebt wie dich, aber gerade deswegen hat mich ein Mensch auch noch nie so verletzt wie du.“
„Chris…“ ich höre wie er schwer schluckt „… Ich liebe Dich, ich liebe dich so sehr. Jeder Tag ohne Dich ist eine Qual. Als du letzten Samstag zum Frühstück gekommen bist, da dachte ich mein Herz setzt aus. Ich sah dich und wollte nur eins, dich in meine Arme nehmen und dir sagen, das du nie wieder gehen sollst.“
Ich sehe ihn an, er hält meine Hand und ich sehe wie schwer ihm das hier fällt.
„Dann habe ich Annabelle angesehen…“ er seufzt „… Wie konnte ich mir so lange etwas vormachen? Ich habe mich noch am gleichen Tag von ihr getrennt. Ich liebe sie nicht und ich habe sie nie geliebt. Ich liebe nur dich und eine weise, junge Frau hat mir Mal gesagt. Wenn man heiratet, dann nur aus Liebe, weil es den Rest deines Lebens bestimmt. Prinzessin, ich kann dich nur anflehen mir zu verzeihen. Ich weiß, ich kann es nicht ungeschehen machen, aber bitte lass mich für dich und unser Kind da sein.“ Er drückt meine Hand und nun schlucke ich.
Ich hatte mir vorgenommen den Rest meines Lebens böse auf ihn zu sein, aber ich merke, dass dieses Vorhaben schwerer ist wie gedacht.
„Alex…“ ich sehe ihn an und sehe die Tränen „Ich kann nicht einfach sagen alles ist gut. Ich bin unheimlich müde.“
„Ruh dich aus Prinzessin.“ Er küsst meine Stirn „Ich werde da sein, wenn du aufwachst.“ Verspricht er mir und ich schließe meine Augen.
In meinem Kopf dreht sich alles und ich brauche Schlaf um das Chaos zu entwirren.
… Schnee, Schnee und überall um mich herum Schnee. Nichts als leuchtender Schnee, der mir in den Augen weh tut. Und Kälte, die sich in mir ausbreitet. Dann eine Hand die nach mir greift, die meine Fest umschließt und mich an einen wärmeren Ort zieht. Doch dann rutsche ich ab und die Hand lässt mich los…
„Nein, lass mich nicht los!“ ich sitze in meinem Bett und versuche wieder gleichmäßig zu atmen.
„Ganz ruhig, ich bin bei dir!“ Alex kommt zu mir und zieht mich in seine Arme.
Ich lehne mich erschöpft an seine Brust und beruhige mich langsam.
„Ich bin bei dir.“ Sagt Alex erneut und ich sinke in die Kissen. Ich nehme seine Hand und lege sie auf meinen Bauch.
„Ich bin bei euch.“ Seine Stimme klingt erstickt und ich schließe meine Augen.
Als ich wach werde, brauche ich einen Moment um mich zu orientieren. Alex liegt immer noch neben mir, draußen bahnt sich langsam ein neuer Tag an und er hält mich fest an sich gepresst. Mühsam entwinde ich mich seiner Umarmung und gehe zittrig ins Bad. Ich sehe in den Spiegel, ich bin immer noch blass aber ich sehe ein wenig besser aus. Ich sehe an mir runter, ich trage mein Top und meine Hotpants von gestern. Ich schließe die Badtür und genehmige mir erst einmal eine heiße Dusche, ich wickele mich in ein Handtuch und kämme meine Haare. Auf Zehenspitzen, da Alex immer noch schläft, gehe ich zum Schrank und hole mir ein neues Top und eine lange Hose. Als ich das Top überziehe rutscht es ständig über meinen Bauch nach oben und ich schnaufe.
„Du siehst wunderschön aus.“ Kommt es verschlafen vom Bett und ich drehe mich um.
„Na danke.“ Gebe ich gequält zurück.
„Was machst du da eigentlich? Du sollst im Bett bleiben.“ Sagt er und hebt die Decke an.
Ich lächle leicht aber setze mich erst einmal auf die Bettkante.
„Ich bin dir noch eine Antwort schuldig…“ setze ich an „… Natürlich kann ich nicht so einfach vergessen was passiert ist und ich weiß, du kannst es nicht ungeschehen machen. Aber ich merke wie leid es dir tut und wie sehr du versuchst es wieder gut zu machen. Das mit gestern tut mir leid Alex…“ ich sehe ihn an und er streicht über meine Wange „… Ich war unvernünftig. Ich habe einfach nicht nach gedacht.“ Gestehe ich und er lächelt verschmitzt.
„Prinzessin, du bist nicht gerade dafür bekannt großartig über die Dinge, die du sagst oder tust, nachzudenken, aber genau deswegen liebe ich dich.“ Er küsst meine Hand. „Kannst du denn versuchen mir zu verzeihen?“ fragt er leise „Denn ich war genauso unvernünftig und habe nicht nach gedacht.“ Er sieht mich an und ich erkenne den Blick, den er mir damals in der Bibliothek zugeworfen hat und der mein Herz zum Schmelzen bringt.
„Alex ich…“ ich betrachte sein Gesicht, welches deutlich von den Strapazen der letzten Tage und Stunden gezeichnet ist und lächle leicht „Ich liebe Dich.“
Ja, so einfach ist das.
Ich liebe ihn.
Was, wie und wo es weiter geht weiß ich nicht, aber kommt Zeit kommt Rat…
Er zieht mich zu sich und ich kuschele mich an seine Brust.
„Bitte mach das nie wieder…“ haucht er mir ins Ohr und ich sehe ihn reuvoll an. „Als du einfach davon geritten bist und mir David in Gesicht geschleudert hast, das du schwanger bist…. Ich war wie erstarrt, mein Herz fing vor Freunde an zu rasen. Ein Baby! Wir bekommen ein Baby! Als es dann plötzlich anfing zu schneien und der Sturm los ging, da begriff ich den Ernst der Lage und ich bin tausend Tode gestorben… und als Princess alleine zurück kam. Ich hatte noch nie in meinem Leben solche Angst.“ Er küsst meine Stirn.
„Ich hätte dir sagen sollen, dass ich schwanger bin.“ Erwidere ich leise „Und ich werde mich hüten noch mal in einem Schneesturm alleine auszureiten.“ Verspreche ich ihm.
Er dreht mich auf den Rücken und sieht mich an.
„Glaub mir Christin Montgomery, du wirst nie wieder in deinem Leben irgendwo hin alleine gehen, ausreiten, schwimmen oder sonst etwas.“ Er stupst mir auf die Nase. „Du bleibst für immer bei mir.“ Beschließt er. „Ihr bleibt bei mir.“ Er küsst meinen Bauch.
„Alex, ich habe Verpflichtungen in Fairbanks.“ Ich schüttele leicht meinen Kopf.
„Du hast nur eine Einzige Verpflichtung.“ Er küsst mich ganz sanft „Bei mir zu sein.“
„Alex…“ wehre ich mich halbherzig.
„Kannst du jetzt ein einziges Mal deinen Mund halten und mir nicht widersprechen?“ er sieht mich grinsend an.
„Hmm, daran hat sich Lizzie schon die Zähne ausgebissen.“ Lächle ich.
„Ich habe da ein paar andere Methoden um dich zum schweigen zu bringen.“ Er küsst mich erneut und ich schlinge meine Arme um seinen Nacken.
Ich wuschele ihm durch seine Haare, die schon wieder ein Stück nach gewachsen sind und er grinst mich an.
„Du machst mich zum glücklichsten Menschen auf der ganzen Welt.“ Seine Hand liegt auf meinem Bauch und seine Augen werden plötzlich groß.
„Das Baby ist sehr aktiv.“ Ich grinse.
Ich beugt sich über mich und küsst mich innig, seine Hand streicht über meinen Rücken und ich halte mich an ihm fest. Er sieht mir tief in die Augen und ich lächle. Er versteht was ich will und lächelt ebenfalls.
Langsam zieht er mir mein Top über den Kopf.
„Wow.“ Er grinst mich verschmitzt an.
„Die bleiben nicht so.“ wehre ich mich lachend und ziehe ihn zu mir. Durch den dünnen Stoff seiner Shorts bemerke ich, dass mein Anblick nicht ohne Wirkung bei ihm ist.
„Gute Idee?“ er sieht mich fragend und unsicher an.
„Gute Idee.“ Bestätige ich und küsse ihn stürmisch.
Er streichelt meinen ganzen Körper und hinterlässt brennende Spuren auf meiner Haut. Ich ziehe ihm ungestüm sein T-Shirt über den Kopf und sehe ihn atemlos an.
„Sag es….“ grinst er und ich erwidere es.
„Nimm mich.“ Hauche ich und er sieht mich verlangend an.
Er befreit sich von seinen Shorts und mich dann von meiner Hose.
Er legt sich vorsichtig auf mich und stützt sich mit den Armen ab.
„Ich liebe Dich!“ sagt er einfühlsam und dringt in mich ein.
Ich stöhne leise und schließe meine Augen. Meine Hände graben sich in das Bettlaken und ich genieße das Gefühl endlich wieder mit ihm vereint zu sein.
Eine Stunde später liegen wir verschwitzt in den zerwühlten Laken und er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht.
„Das will ich jetzt jeden Morgen.“ Lächelt er selig.
„Mal schauen.“ Gebe ich zurück und er küsst mich.
„Und mittags und abends und dazwischen auch.“ Grinst er.
„Ach, ja? Aber vorher unterhalten wir uns mal über Verhütung.“ Ich streiche über meinen Bauch.
„Ich will mindestens 10 Kinder.“ Er legt seine Hand auf meine.
„10?“ ich sehe ihn leicht geschockt an und er lacht leise.
„Ja, wir Iren lieben große Familien.“ Erklärt er mir.
„Ach, so also wir Amerikaner stehen da eher auf das ein oder zwei Kinder Prinzip.“ Ich griene ihn an.
„Okay, dann treffen wir uns in der Mitte bei 5.“ Er tut als müsse er nachdenken „Nein 5 ist ungerade, dann lieber 6.“
„Können wir dieses Baby erst einmal zu Welt bringen? Ich glaube, ich trage da den Löwenanteil der Schmerzen.“ Gebe ich zu bedenken.
Er küsst meinen Bauch.
„Das bekommen wir hin.“ Sagt er sicher. „Weißt du was es wird?“ er sieht mich fragend an.
„Nein.“ Erwidere ich ehrlich.
„Willst du es wissen?“ er zieht eine Augenbraue hoch.
„Nein.“ Sage ich sicher „Und du wirst es auch erst bei der Geburt erfahren.“
Nachdem wir noch eine Weile rum gealbert haben, ziehen wir uns an und Alex bugsiert mich auf die Couch.
„Du ruhst dich aus und ich besorge uns was zum Frühstück.“ Sagt er streng und ich lehne mich nach hinten.
„Da sind die Beiden ja endlich fertig und angezogen.“ Kevin steht in der Tür, als Alex raus gehen will.
„Fertig?“ Alex sieht in fragend an.
„Ich wollte ja nicht unhöflich sein und das neu gefundene Glück stören. Als ich vor zwei Stunden hier war, wäre es mit Sicherheit eine peinliche Situation für uns alle geworden.“ Er grinst Alex an und er wird, ebenso wie ich, rot.
„So Chris, ich habe mir mal so ein transportables Ultraschallgerät von einem Freund geliehen. Es ist nicht die beste Bildqualität, aber ich denke für unsere Zwecke reicht es.“ Er stellt einen kleinen Kasten neben die Couch. „Und nun schön den Bauch frei machen.“
Ich schiebe meinen Pullover und mein Shirt hoch.
Er verteilt das Gel und setzt sich auf die Couchkante.
„Komm her Alex, oder willst du euer Baby nicht sehen?“ Kevin sieht zu Alex und er ist sofort an meiner Seite. Er setzt sich auf die Rückenlehne und hält meine Hand.
Kevin konzentriert sich auf den kleinen Monitor.
„Hier ist das Herz und hier haben wir die Füße.“ Kevin sieht zu Alex und erklärt ihm alles ganz genau.
Nach einer viertel Stunde Baby TV packt Kevin zufrieden seine Sachen zusammen.
„Es sieht alles wunderbar aus. Ich verordne dir die nächsten beiden Tage Bettruhe…“ er sieht feixend von mir zu Alex „… Lass sie sich auch ab und zu ausruhen und verwöhne sie ein bisschen.“ Er zwinkert ihm zu.
„Keine Angst, ich passe auf die Beiden schon auf.“ Alex begleitet Kevin zur Tür.
„Hunger?“ Alex sieht mich fragend an.
„Oh ja.“ Gebe ich zu und reibe meinen Bauch.
„Dann komm, es ist erst kurz nach 10, die anderen sind vielleicht noch beim Frühstück.“ Er hält mir seine Hand hin und ich stehe auf.
Arm in Arm gehen wir langsam Richtung Speisesaal und als wir eintreten sehen uns 3 Augenpaare belustigt an.
„Wir hatten nicht erwartet, euch heute zu Gesicht zu bekommen.“ Stellt David grinsend fest.
„Guten Morgen erst einmal.“ Alex rückt mir meinen Stuhl zu Recht und ich setze mich, dann lässt er sich mit einem lächeln neben mich nieder. „Wir haben Hunger.“ Sagt er und zuckt mit den Schultern.
Carmen reicht uns sofort zwei Teller und schenkt mir Tee und Alex Kaffee ein.
„Wie geht es dir?“ erkundigt sich James besorgt.
„Danke, es geht mir gut. Ich fühle mich noch ein bisschen wackelig auf den Beinen, aber es wird besser.“ Ich sehe zu ihm und er lächelt mich erleichtert an.
„Das ist wirklich schön…“ er nickt mir zu „… Ich hoffe du unterlässt solche Aktionen in Zukunft…“ ermahnt er mich „… Das ganze Schloss stand Kopf und von Alex ganz zu schweigen.“
„Ich werde solche Aktionen unterlassen.“ Verspreche ich ihm.
„Das freut mich.“ Erwidert er zufrieden „Und wie geht es dem Baby?“ erkundigt er sich weiter.
„Kevin meint, alles sieht sehr gut aus.“ Ich sehe zu Alex und er strahlt mich an.
„Wann ist eigentlich der Termin?“ Sus sieht zu mir und ich schaue auf.
„Am 4. April.“ Sagen David und ich wie aus einem Mund. Alle am Tisch sehen abwechselnd zu ihm und zu mir.
„Was denn?“ David sieht zu Sus „Ich habe ihren Mutterpass mehr wie einmal in der Hand gehabt. Entschuldigt bitte.“ Lacht er.
„Ein Frühlingsbaby.“ Sus klatscht in die Hände und ich lache.
„Wie lange bleibst du jetzt bei uns?“ James sieht erst zu mir und dann zu Alex.
„Ich werde nächsten Dienstag zurück nach Fairbanks fliegen. Ich kann nicht alles stehen und liegen lassen und muss mich mit Nic und John beraten. Nicht zu vergessen Jess und meine Eltern.“ Erkläre ich ihm.
„Nic, John und Jess?“ David sieht mich fragend an.
„Nic, eigentlich Nicole, ist meine Chefin und meine Ersatzmum und John ist ihr Mann. Sie haben mich, als ich mit 19 nach Fairbanks gezogen bin unter ihre Fittiche genommen. Jess ist meine beste Freundin, ich gebe zu sie ist ein ganz kleines bisschen verrückt, aber ich liebe sie. Außerdem habe ich in Fairbanks einen Job den ich liebe und ich muss mir erst einmal klar werden, was ich will.“ Ich lächele bei dem Gedanken an alle.
„Ich gehe Mal davon aus, dass du Chris begleitest.“ James sieht zu Alex.
„Erst einmal geht es nicht. In der Firma ist so viel liegen geblieben. Ich will erst einmal sehen, das ich wieder System rein bekomme, dann kann David übernehmen und ich fliege sobald ich kann nach Alaska.“ Er sieht zu David und dieser nickt.
„Ich habe mit Mr. McLean gesprochen, wir haben morgen alle um 11 Uhr einen Termin bei ihm. Ich bitte euch, dass wir spätestens um 9:30 Uhr los können. Ich mag es nicht zu spät zu kommen.“ James sieht uns alle an und wir nicken zustimmend. „Wunderbar, ich werde mich jetzt noch ein wenig um die Trauerfeier kümmern.“ Er trinkt seinen letzten Schlick Kaffee und steht auf.
Auf dem Weg nach draußen, kommt er an mir vorbei und lächelt mich an. Er küsst mich auf den Scheitel und grinst. „Willkommen in der Familie.“ Sagt er liebevoll.
„Ich danke dir.“ Gebe ich gerührt zurück.
Sus wirft mir einen anerkennenden Blick zu.
„Du hast ihn geschmolzen.“ Lacht sie.
„Scheint so.“ gebe ich zurück.
Dann beginnt sie mir zu erzählen, wo wir in Dublin unbedingt shoppen gehen müssen, um die schönsten Babysachen zu bekommen und Alex und David unterhalten sich über die Firma.
Ich reibe mir leicht den Nacken und Alex sieht mich sofort besorgt an.
„Alles gut.“ Winke ich ab.
„Okay David, wir haben ja alles soweit geklärt und unsere Frauen können ihr Gespräch auch heute Abend fortführen…“ Alex sieht zu Sus und sie nickt lächelnd „Ich werde meine Frau jetzt wieder in ihr Zimmer bringen und schauen, dass sie sich an ihre Bettruhe hält.“
„Alles klar.“ David zwinkert ihm zu.
Alex hält mir seine Hand hin und ich stehe lächelnd auf. Er bringt mich in seinen Teil von Corronagh Forrest, er und David haben sich jeweils einen abzweigenden Flügel ausgebaut und ich staune nicht schlecht.
Alles ist sehr geschmackvoll und wohnlich eingerichtet, nicht abgehoben und edel, wie ich es erwartet habe.
„Gefällt es dir?“ Alex zieht mich ins Wohnzimmer, welches von einer riesigen, hellbraunen Couchlandschaft dominiert wird. Vitrinen stehen an den Wänden und stellen allerhand Pokale und Auszeichnungen aus- An der Seite gegenüber der Couch ist ein riesiger Flachbildschirm angebracht und an der Wand rechts von der Couch ist ein großer Kamin, der friedlich vor sich hin brennt.
Es gehen unzählige Türen von dem Raum ab und ich sehe fragend zu Alex.
„Du sollst dich ausruhen.“ Sagt er lächelnd.
„Ach komm schon Alex.“ Bitte ich ihn.
„Also gut…“ er nimmt meine Hand und öffnet die erste Tür „Hier ist mein…“ er grinst breit „unser Schlafzimmer.“
An der Stirnseite des Zimmers steht ein riesiges Himmelbett mit Baldachin in weiß und dunklem Holz, unter dem Fenster steht eine passende Chaiselonge und auf der gegenüberliegenden Seite ist ein imposanter Kleiderschrank.
„Wow.“ Sage ich erschlagen von der Schönheit.
„Später Prinzessin.“ Alex gibt mir einen Kuss und schiebt mich lachend ins nächste Zimmer. Ein mit allem möglichen Schnick Schnack ausgestattetes Arbeitszimmer. Bücherregale bis zur Decke und im Gegensatz zum Arbeitszimmer seines Dads in einem modernen Materialmix aus Glas, Chrom und Holz eingerichtet.
„Und, tata das Bad.“ Er öffnet die letzte Tür und ich sehe ihn erstaunt an.
„Du hast einen Whirlpool?“ grinse ich.
„Ja, was denkst du denn? Wir sind hier in einem Schloss.“ Er küsst mich „Und jetzt legst du dich hin, ich muss noch ein wenig arbeiten.“ Er schiebt mich in Richtung Couch und als ich liege breitet er eine Wolldecke über mir aus.
„Wohnst du immer hier?“ frage ich ihn nachdem er mich zärtlich geküsst hat.
„Nein… früher war es der Wohnsitz meiner Eltern, aber jetzt sind wir nur noch in den Ferien und zu besonderen Anlässen hier. Ich habe eine Wohnung in Dublin, eine in London und wir haben zwei weitere Landsitze, einen in Galway und einen in Rosslare. Zufrieden?“ er legt seinen Kopf schief.
„Und wo wohnst du… ich meine hauptsächlich?“ ich fühle mich ehrlich gesagt durch seine Aufzählung ein wenig eingeschüchtert.
„In Dublin.“ Er gibt mir einen weiteren Kuss „Und jetzt ruhe dich aus.“ Er stupst mir auf die Nase.
Ich sinke zurück und kuschele mich in die Decke, Alex lässt die Tür zu seinem Arbeitszimmer auf und schon kurze Zeit später höre ich wie er telefoniert und auf die Tasten des Laptops drückt.
Ich muss eine Entscheidung treffen, eine die den Rest meines Lebens beeinflussen wird…
Müde schließe ich meine Augen und schlafe ein.
„Hey Prinzessin! Es ist Zeit zum Abendessen.“ Alex küsst mich sanft.
„Hmm.“ Nuschele ich und kuschele mich in meine Decke.
„Möchtest du liegen bleiben? Ich hole uns dann schnell was.“ Er streicht mir über die Wange und ich nicke leicht.
Eine halbe Stunde später sitzen wir auf der Couch, sehen uns einen alten Film im Fernsehen an und essen ein mal wieder ausgezeichnetes Essen von Charlie.
„Ganz ehrlich, Charlie ist der beste Koch den ich kenne.“ Ich reibe mir den Bauch. „Wenn ich immer hier wohnen würde, dann würde ich bald platzen.“ Grinse ich.
„Denkst du eigentlich darüber nach, was du machen willst?“ Alex sieht mich an und ich lege meinen Kopf in seinen Schoß.
„Ständig…“ gebe ich zu „Ich meine hier bist du, wir bekommen zusammen ein Baby und ich liebe dich.“ Er beugt sich zu mir runter und küsst mich „Aber in Fairbanks sind meine Freunde, meine Familie und mein Job, den ich wirklich sehr gern mache.“
„Ich werde dich zu nichts drängen. Ich kann mir auch vorstellen zu dir nach Alaska zu ziehen.“ Sagt er einfühlsam, er merkt wie sehr ich mit mir ringe.
„Du in Alaska?“ meine Augen werden groß.
„Ja sicher Prinzessin, ich liebe Dich und wenn ich, um bei dir zu sein, in Alaska leben muss. Dann tue ich das.“ Er legt seine Hand auf meinen Bauch „Ich möchte euch in meiner Nähe wissen…“ er küsst mich erneut „…immer.“ Fügt er hinzu „Dann kaufen wir dein Haus zurück und du bekommst dein Traumhaus.“
„Aber…“ setze ich an.
„Psst… wir bekommen nichts von dem Film mit.“ Er knufft mich leicht „Und jetzt mach dir nicht so viele Gedanken, wir haben alle Zeit der Welt um heraus zu finden was wir wollen.“
Ich sehe ihn an und er konzentriert sich wieder auf den Film.
Er würde für mich nach Fairbanks ziehen?
Ich bekomme vom Film nicht viel mit und irgendwann sieht mich Alex an.
„Komm, wir gehen zu Bett.“ Er hilft mir hoch und wir gehen ins Schlafzimmer.
Eng an ihn gekuschelt schlafe ich ein und fühle mich geborgen und sicher.
Am nächsten Morgen geht es ein wenig hektisch zu, Alex und ich haben verschlafen und haben zu tun pünktlich unten zu sein, damit wir nach Dublin können.
Die Fahrt verläuft eher schweigsam, denn keiner weiß was uns erwartet…
Beim Anwalt angekommen, werden wir gebeten in einem Raum Platz zu nehmen.
„Ich möchte ihnen als erstes mein Beileid zu ihrem Verlust aussprechen, nun möchte ich mich aber nicht lange mit Vorreden aufhalten, die Duchess wird das selbst erledigen.“ Er schiebt eine DVD in einen Rekorder und Augenblicke später erscheint Lizzies Gesicht auf dem Bildschirm. Sofort treten mir Tränen in die Augen und laufen lautlos über mein Gesicht. Alex legt seinen Arm um mich und reicht mir ein Taschentuch, auch Sus schnäuzt sich verhalten.
„… Gut, ich denke die Pause zum weinen war jetzt lang genug…“ ertönt Lizzies Stimme und ich lächle leicht „… Ich gehe mal davon aus, das ihr alle vollzählig anwesend seid, denn so habe ich es Mr. McLean aufgetragen. Ihr würdet dieses Video oder was es auch ist, ohne Christin in eurer Mitte nicht zu sehen bekommen. Da dies nun der Fall ist fange ich erst einmal mit den weniger überraschenden Sachen an. Jamie, du erbst die Landsitze in Galway und in Rosslare und die Häuser in Dublin und London. Da du jetzt schon alle Verpflichtungen um den Namen Corronagh nachkommst, ergeben sich daraus nur noch Formalitäten. Des Weiteren erhältst du 50 Prozent meines Privatvermögens, welches sich im Moment…Halten sie das Mal höher…“ weist sie augenscheinlich jemanden hinter der Kamera an „… Muss ich das so vorlesen? ...“ fragt sie erneut und ich kann mir ein kichern nicht verkneifen. „Also gut, welches sich im Moment mit Stand vom 14.12. auf knapp 5,6 Millionen Euro beläuft. Ich weiß du wirst es gut anlegen und vielleicht endlich deinen Traum von einer Pferdezucht erfüllen. Die Stallungen auf Corronagh Forrest stehen dir zur freien Verfügung.“ Sie zwinkert und James wischt sich verstohlen eine Träne weg „Nun zu dir David. Du bist so ein gescheiter und bewundernswerter junger Mann und du hast eine wunderbare Frau an deiner Seite. Da ihr sicherlich irgendwann über eine Familie nachdenken werdet habe ich beschlossen, das ihr Corronagh Forrest bekommen sollt. David du bist in diesen Mauern aufgewachsen und ich weiß bei dir ist es in den besten Händen. Des Weiteren erhältst du 25 Prozent meines privaten Vermögens. Corronagh Forrest ist der eingetragene Landsitz der Duke und Duchess of Corronagh und geht mit einem zusätzlichen Verwaltungsvermögen von jährlich 750.000 Euro mit in die Erbmasse. Dieses Verwaltungsvermögen stellt sich aus Aktienspekulationen und Teilhaberschaften an verschiedenen großen Firmen zusammen. Um dieses Verwaltungsvermögen werdet ihr euch alle drei zu gleichen Teilen kümmern und ich bin mir sicher James wird dir und deinem Bruder alles erklären was ihr wissen müsst…“ sie atmet tief durch und wird ein Glas Wasser gereicht „Nun zu dir Alexander…“ sie macht eine Pause „Erst einmal möchte ich sagen, das es zwei Versionen dieses Nachlasses gibt. Eine, wenn du mit Christin an deiner Seite auftauchst und eine wenn du rückratloses Arschloch…“ sie lacht leise vor sich hin „… es nicht hinbekommen hast. Ich weiß nicht, wie weit ihr mit euren Zukunftsplänen seid aber ich habe mir erlaubt in eurem Namen Lakeview Manor zu kaufen. Ihr braucht Platz für euch und euer Kind und dieses wunderschöne alte Gemäuer, nur einen Katzensprung von Corronagh Forrest entfernt, bietet wahrlich viel Platz. Solltet ihr euch entscheiden in Fairbanks zu wohnen, habe ich auch da vor gesorgt. Ich habe Christins Haus gekauft und ich denke es müsste Ende Januar fertig renoviert sein. Egal wie ihr euch entscheidet, ihr müsst glücklich sein….“ Sie macht eine Pause und ich sehe zu Alex.
„Sie hat mein Haus gekauft? Aber sie wusste doch gar nicht, das ich es verkaufe.“ Ich schüttele leicht meinen Kopf.
„Na Kleines, bist du erstaunt?“ Lizzie grinst in die Kamera „Ich weiß, das du das Haus zum Verkauf gestellt hast, als du erfahren hast, das du schwanger bist. Ich weiß auch, das du es nicht gemacht hast, weil du dich finanziell übernommen hast sondern, weil du wusstest, du wirst nicht fertig bis das Baby kommt.“ Sie zwinkert mir zu und ich schluchze leise „Kleines, ich kann dich lesen wie ein offenes Buch. Ich habe gesehen wie sehr du gelitten hast, ich habe gespürt wie sehr dir alles zu gesetzt hat, ich musste zusehen wie du immer weniger die Chris wurdest, die ich so sehr liebe. Glaub mir Kleines, ich hätte alles getan um dir diesen Schmerz abzunehmen. Alex, du hast dich, genau wie ich und dein Dad, verhalten wie ein Idiot. Ich hoffe, du hast das große Glück, das sie dir verzeiht. Ach ja, auch ihr erhaltet natürlich 25 Prozent…“ sie stöhnt leise „… Ich lese das jetzt nicht wieder vor, rechnet es euch aus.“ Sie winkt ab und ich lache leise „So, meine Lieben. Alles Wichtige ist nun verteilt.“ Sie klatscht in die Hände „Jamie, ich liebe dich sehr und ich hoffe du findest zurück auf den richtigen Weg. Ich möchte, das du die Uhr deines Dads erhältst, wie sehr er sie geliebt hat, weißt du am Besten und ich weiß du hältst sie in Ehren…“ der Anwalt schiebt James ein kleines Päckchen hin „David auch dir will ich sagen, wie sehr ich dich liebe. Ich habe lange überlegt womit ich dir eine Freude machen kann und ich habe in Corronagh Forrest etwas wieder entdeckt, wo ich mir sicher bin das es zu dir passt. Nun geben sie es ihm…“ der Anwalt lacht leise und reicht David ebenfalls ein Päckchen, er wickelt es aus und ein Schlüssel kommt zum Vorschein „Zu diesem Schlüssel gehört ein weinroter Porsche 356, der Porsche den ich zu meinem 30. Geburtstag von deinem Grandpa bekommen habe. Er ist vollständig restauriert und ich bitte dich, fahre immer vorsichtig. Ich weiß, du liebst alte Autos und das ist wirklich ein Schmuckstück.“ Sie lächelt zufrieden und David strahlt. „Susanna, ich kenne dich nicht so gut wie ich es mir wünschen würde, aber du bist ein herzensguter Mensch, denn du liebst meinen David und jemand der so lieben kann wie du, der ist ein wunderbarer Mensch. Ich möchte dir gerne etwas zukommen lassen, was schon seit mehreren hundert Jahren im Familienbesitz ist… Nun machen sie schon.“ Der Anwalt schüttelt lächelnd seinen Kopf und reicht Sus ebenfalls ein kleines Päckchen aus dem sie eine wunderschöne Kette auspackt. Ich erinnere mich, das Lizzie sie lange Zeit getragen hat und ich lächle.
„Ich habe diese Kette bis heute getragen…“ sie deutet auf ihren Hals „… Aber nun ist es an der Zeit sie in der Familie weiter zu geben. So Alex…“ wieder macht sie eine Pause und ich lächle. Lizzie und ihre dramatischen Auftritte, unverbesserlich
„Für dich habe ich auch etwas in Corronagh Forrest gefunden und es aufarbeiten lassen.“ Der Anwalt gibt auch ihm ein Päckchen und ihm laufen die Tränen übers Gesicht als er es auspackt. Es ist das Spielzeugauto, welches Lizzie extra für ihn und David hat anfertigen lassen. Man sieht, dass es aufgearbeitet wurde, aber an einigen Stellen ging es wohl nicht „Junge, das Auto sah ziemlich ramponiert aus, als ich es auf dem Dachboden fand. Aber ihr Jungs habt damit auch immer gespielt und es die Treppen runter fahren lassen. Ich glaube so hast du gelernt, dass Autos nicht fliegen können, obwohl sie es bei euch beiden konnten. Es soll dich daran erinnern wer du bist und wer dich liebt.“ Sie lächelt selig „Und Chris, meine Kleine. Ich denke ich habe dir alles gegeben, was ich dir geben konnte und ich hoffe du gehst den Weg, den dein Schicksal dir vorher bestimmt hat. Schicksal gibt es meine Kleine und ich möchte niemals, dass du daran zweifelst. Du trägst einen Ring, den nur eine Frau tragen sollte die zu Corronagh Forrest und der Familie O’Meally gehört und Kleines, du gehörst dazu… Seit dem Tag an dem ich sah wie Alex dich angeschaut hat, seit diesem Tag gehörst du dazu. Du wusstest es nur nicht. Ich liebe Dich Kleines! ...“ sie schickt mir einen Kuss und ich schnäuze in mein Taschentuch „War es das jetzt?“ fragte sie den Mann hinter der Kamera und es ertönt ein ja „Also gut meine Lieben. Geht ins nächste Pub und trinkt ein gutes Guinness auf mich! Ich liebe Euch!“ dann wird der Bildschirm schwarz und wir alle sitzen in Tränen aufgelöst am Tisch.
„Geht es nur mir so, oder möchte hier noch einer gerne die Version hören, in der Grandma Alex die Hölle heiß macht?“ David grinst in die Runde.
„Es tut mir leid Mr. O’Meally, aber die werden sie nicht zu Gesicht bekommen.” Mr. McLean sieht ihn an und Alex atmet aus.
„Ich darf mich bei ihnen für ihr Erscheinen bedanken. Sie bekommen alles nochmals schriftlich ausgehändigt.“ Mr. McLean steht auf und wir tun es ihm gleich. „Mein herzlichstes Beileid zu ihrem Verlust.“ Wiederholt er und wir verlassen mit den Erbschaftspapieren sein Büro. Unten auf der Straße atmen wir alle erst einmal tief durch.
„Das war so typisch Lizzie.“ Ich sehe zu Alex und er nimmt mich in den Arm.
„Ich möchte die Version, in der ich es nicht geschafft habe, das du mir verzeihst nicht gerne hören.“ Er grinst.
„Kommt Kinder, ich gebe euch ein Guinness aus.“ James deutet auf ein kleines Pub „Und für dich natürlich einen Orangensaft.“ Er grinst mich an und wir betreten das kleine Pub.
Als wir alle unsere Getränke haben stoßen wir auf Lizzie an und ich kann es nicht glauben, sie hat geschafft, das wir alle hier an einem Tisch sitzen ohne dass man Angst haben muss, das einer gleich die Fassung verliert.
Die Trauerfeier am nächsten Tag ist ergreifend und wunderschön. James hat alles toll organisiert und keiner der Verwandten und Bekannten scheint überrascht mich schwanger an der Seite von Alex zu sehen.
Die Iren sind schon ein komisches Völkchen!
Lizzies Grabstein ist wundervoll, ein weißer Stein mit dem Familienwappen und einem Engel.

Elisabeth Sophia O’Meally
Duchess of Corronagh
12. Mai Galway, Irland
19. Januar Fairbanks, Alaska



Ich gehe, nachdem fast alle schon auf dem Weg in Schloss sind, noch einmal zu ihrem Grab.
„Ich danke dir Lizzie.“ Sage ich leise und lege meine Hand auf den Stein. „Ich liebe Dich!“
Der Himmel bricht auf und einzelne Sonnenstrahlen berühren das nasse Gras. Lächelnd hebe ich meinen Kopf und schaue zum Himmel, einen kleinen Moment schließe ich meine Augen und spüre sie ganz nah bei mir.
„Sie hat dich sehr geliebt.“ James steht plötzlich neben mir.
„Ich bin dir dankbar, das du die Freude, das Leben und die Liebe zurück nach Corronagh Forrest gebracht hast und das du Alex so glücklich machst.” Er haucht mir einen Kuss auf die Stirn und wir gehen Arm in Arm zum Auto, in dem Alex, David und Sus auf uns warten.

- 2 Monate später –

„Sind sie sich sicher, das jetzt alles so ist wie sie es sich wünschen?“ der Mann sieht mich prüfend an und ich lasse meinen Blick durch das riesige Wohnzimmer schweifen.
„Es ist perfekt.“ Sage ich und er lächelt erleichtert.
„Dann sind wir für heute fertig, am Montag machen wir die Küche zu Ende und dann ist es vollbracht.“ Er strahlt mich an.
„Vielen Dank Mr. Evans.“ Bedanke ich mich überschwänglich und macht sich auf den Weg, an der Tür begegnet er Alex und dieser nickt ihm kurz zu.
„Es war eine geniale Idee Mr. Evans die Inneneinrichtung anzuvertrauen.“ Gebe ich zu und Alex küsst mich.
„Und bereust du es?“ er zieht mich in seine Arme und wir sehen auf den See, auf der anderen Seite kann ich die Umrisse von Corronagh Forrest erkennen und ich lächle.
„Nein. Ich bin glücklich mit dir hier zu sein und Nic, John, Jess und Luke werden mich mit Mum und Dad ja schon im Mai besuchen kommen.“ Ich höre wie sein Herz in seiner Brust schlägt und ich schließe meine Augen.
„Machst du dich jetzt fertig? Der Ball geht in 3 Stunden los und ich möchte nicht zu spät kommen.“ Er gibt mir einen Kuss.
„Wie der Vater so der Sohn.“ Grinse ich.
„Meine Ohren haben geklingelt.“ James kommt herein und ich lache.
„Dein Sohn hat Angst, dass wir zu spät zum Ball kommen.“ Erkläre ich ihm.
„Die Angst ist nicht unbegründet…“ er sieht mich an „Chris du platzt gleich.“ Grinst er.
„Vielen Dank auch.“ Gebe ich zurück „Ich habe ja auch nur noch 2 Wochen.“ Rufe ich ihm von der Treppe aus zu und höre wie die Beiden lachen.
James wohnt mit David und Sus auf Corronagh Forrest, aber er verbringt viel Zeit hier, er hilft uns bei den letzten anstehenden arbeiten und er hat sich tatsächlich der Pferdezucht angenommen. David und er suchen gerade die richtigen Pferde zusammen. Heute ist er aber zu uns geflüchtet, weil Corronagh Forrest Kopf steht. Heute ist ein großer Frühlingsball angesagt und ich freue mich darauf.
Wir haben hier in Lakeview Manor, bis auf eine Putzkraft die jeden Tag 2 Stunden kommt, auf meinen Wunsch hin kein Personal und ich brauche es auch nicht. Sophia, Bella und die anderen kommen uns ab und zu besuchen und freuen sich, dass auf Corronagh Forrest alles langsam wieder so wird wie früher.
Charlie gibt mir und Alex seit 3 Wochen, seitdem wir aus Fairbanks zurück sind, Kochunterricht und wir werden immer besser.
Mein Haus in Fairbanks habe ich Jess und Luke überschrieben. Die Beiden haben sich so sehr gefreut und es macht mich glücklich zu wissen, das jemand dieses Haus so liebt, wie ich es getan habe. Außerdem können wir jederzeit bei ihnen schlafen, wenn es uns nach Alaska zieht.
2 ½ Stunden später komme ich fertig gemacht die Treppe runter und ich fühle mich wirklich als würde ich gleich platzen.
„Du siehst wunderschön aus.“ Alex küsst mich innig.
„Ich sehe aus wie ein dicker lila Elefant.“ Ich ziehe eine Flunsch und James und Alex lachen.
„Ach was.“ Winken beide schnell ab, als ich ihnen einen bösen Blick zuwerfe.
„Nun kommt ihr Beiden, sonst kommen wir wirklich noch zu spät.“ James reicht mir meinen Mantel und ich ziehe ihn über mein lavendel farbendes Kleid.
20 Minuten später fahren wir die Auffahrt hoch und ich lächle, ich erinnere mich an meine erste Fahrt diese Auffahrt hoch und heute ist es so anders. Ich habe wieder ein kribbeln im Bauch, aber dieses Mal vor Vorfreude.
James gibt den Wagen ab und wird von seiner Tischdame, Alicia erwartet. Alicia ist eine sehr nette englische Duchess und ich glaube, die Beiden haben sich gesucht und gefunden. Sie haben sich vor einem Monet geschäftlich kennen gelernt und sie hat ihm den Kopf verdreht. Es freut mich ihn glücklich zu sehen.
„Mr. James Sebastian O’Meally, Duke of Corronagh und seine Begleitung Mrs. Alicia Marianne Gordon, Duchess of Commonwales.” Werden James und Alicia angekündigt und schreiten in den Saal.
„Mr. Alexander Sean O’Meally, Duke of Corronagh und seine Begleitung Miss Christin Destiny Hope Montgomery.” Alex küsst mich und wir betreten nun auch den prächtig geschmückten Ballsaal.
„Sus!“ ich nehme Sus stürmisch in den Arm.
Man könnte meinen wir haben uns wochenlang nicht gesehen, dabei waren wir erst vor zwei Tagen einen ganzen Tag in Dublin shoppen um noch die restlichen Babysachen zu kaufen.
„Chris.“ Sie strahlt mich an „Wie geht es euch.“ Sie sieht auf meinen kugelrunden Bauch.
„Sehr gut.“ Grinse ich.
„David.“ Auch ihn nehme ich in den Arm und er haucht mir einen Kuss auf die Wange.
„Es ist wirklich schön euch zu sehen.“ Lächelt er und begrüßt dann seinen Bruder.
Nachdem alle da sind wird aufgetischt und ich habe wirklich Mühe etwas runter zu bekommen. Ich habe ein eigenartiges Gefühl im Bauch und ab und an durchfährt mich ein merkwürdiger Schmerz. Aber ich lächle tapfer und versuche den Abend einfach zu genießen.
Sus und David eröffnen den Tanz und Alex bittet mich ebenfalls um den Tanz. Wir schweben über die Tanzfläche…
Ja, das ist Cinderella…
In der richtigen Version und ohne die böse Stiefmutter oder Vater…
David nimmt das Mikrofon der Band und verschafft sich gehör.
„Ich bedanken mich, dass ihr alle gekommen seid und meine Frau und ich wissen es zu schätzen, dass ihr uns die Ehre erweist unsere Gäste zu sein. Der letzte Ball in diesem Schloss wurde von meiner wunderbaren Großmutter Elisabeth ausgerichtet. Ich weiß, es ist schwer an sie heran zu kommen, aber ich hoffe wir haben es annähernd geschafft…“
Applaus flammt auf und er nickt lächelnd.
„Ich möchte diese Feierlichkeit zum Anlass nehmen, euch zu verkünden, dass meine wunderbare Frau und ich im Winter unser erstes Kind erwarten.“ Teilt er mit und Alex sieht mich erstaunt an.
„Du hast es gewusst.“ Grinste er.
„Ja, ich war mit Sus beim Arzt.“ Erwidere ich lächelnd.
Dass das bereits vor drei Wochen war, erwähne ich lieber nicht.
Plötzlich geht Alex nach vorne und ich sehe ihm skeptisch hinterher.
„Nun hat mein Bruder noch eine kleine Ankündigung zu machen.“ David reicht Alex das Mikro und ich werde von Sus sanft aber bestimmt durch die Menge zu ihm geschoben.
„Das die Stimmung auf Corronagh Forrest wieder so ist, wie es sich meine Grandma gewünscht hat verdanken wir einer ganz besonderen Person. Meiner wunderbaren, liebreizenden Freundin Christin Montgomery und ich möchte diesen Ball zum Anlass nehmen, etwas zu tun, was ich schon lange hätte tun sollen…“ er geht vor mir auf die Knie „Christin Destiny Hope Montgomery…“ er atmet tief durch und ich lächle „… Würdest du mir die Ehre erweisen und meine Frau werden?“ er sieht mich an und ich schlage die Hände vor den Mund.
„Ja.“ Hauche ich und tosender Applaus bricht aus.
Er steht auf und steckt mir einen wunderschönen Ring mit einem funkelnden blauen Stein an. „Ich liebe dich.“ Lächle ich und er küsst mich liebevoll.
Wir gönnen uns noch ein Tanz, bei dem das Orchester extra ein langsames Lied spielt.
Nach dem Tanz kommt James zu uns und nimmt uns in den Arm. „Ich habe dir doch gesagt, dass sie nicht nein sagen wird.“ Er grinst Alex an.
„Du hast es gewusst?“ ich sehe ihn strafend an.
„Aber sicher! An wem glaubst du hat er den Antrag geübt?“ lacht er und ich stimme mit ein.
Plötzlich atme ich tief durch und halte mich an Alex fest.
„Was ist los Prinzessin?“ besorgt stützt er mich.
„Ich glaube, ich muss mich kurz hinlegen.“ Sage ich und versuche gegen den Schmerz anzuatmen.
Ich werde von Alex und James in das Zimmer gebracht, in dem ich Corronagh Forrest immer gewohnt habe und sie legen mich aufs Bett.
David hat sofort Kevin geholt, der unter den Gästen ist und natürlich meine Schwangerschaft hier in Irland betreut.
„Wartet bitte draußen.“ Weist er als erstes Alex und James an, als er meinen Blick sieht.
Er setzt sich zu mir aufs Bett.
„Was ist passiert?“ er nimmt meine Hand und fühlt meinen Puls.
„Na ja, abgesehen davon das mich Alex gerade gefragt hat ob ich seine Frau werden will…“ ich grinse schief und atme dann tief ein „… Mir geht es schon den ganzen Abend nicht gut und es wird immer schlimmer.“ Gestehe ich ihm und er tastet meinen Bauch ab.
„Ich muss dich gynäkologisch untersuchen.“ Er holt Handschuhe aus seiner Arzttasche, die er augenscheinlich bei sich trägt wie andere eine Brieftasche.
Er hilft mir mein Kleid hoch zu raffen und mich von meiner Unterwäsche zu befreien.
„Komm schon Chris, es ist ja nicht unser erstes Mal.“ Grinst er.
„Ich habe Schmerzen Kev, könntest du deine Späße ein anderes Mal machen?“ erwidere ich sein grinsen und krümme mich dann vor Schmerzen.
Die Untersuchung ist alles andere wie angenehm und er sieht mich erstaunt an.
„Chris, dein Muttermund ist schon fast vollständig geöffnet. Wolltest du dein Baby auf dem Ball zur Welt bringen?“ er steht auf.
„Kev, ich will jetzt keine Späße machen. Es tut weh.“ Jammere ich.
„Du bist schon mitten in deinen Wehen, dir jetzt noch ein Schmerzmittel zu geben, wäre ziemlich sinnlos und vor allen Dingen eins, wirkungslos.“ Gesteht er mir und ich sehe ihn geschockt an.
Er geht vor die Tür und kommt mit einem blassen Alex wieder rein.
„Was machst du denn?“ er nimmt meine Hand.
„Also gut…“ Kevin zieht sich sein Jackett aus und ich sehe ihn ängstlich an.
„Hey, das ist von Dolche und Gabbana und so wie ich die Sache sehe, werde ich in absehbarer Zeit ein Kind entbinden.“ Er krempelt sich die Ärmel hoch und ich wimmere vor Schmerzen.
„Alex, setz dich bitte hinter Chris, ich weiß du kannst kein Blut sehen…“ weist er Alex an und ich sehe zu Alex.
„Komm schon…“ wehrt dieser sich.
„Alex! Setz dich jetzt hinter Chris!“ Kevin macht sich Platz und packt ein paar Sachen aus seiner Arzttasche aus. „Als du dir das letzte Mal in den Finger geschnitten hast und ich nähen musste, da bist du umgekippt.“ Fügt er Alex gewandt hinzu und dieser setzt sich hinter mich.
Dann plötzlich geht alles ganz schnell. Kevin lässt sich Handtücher bringen und ich meine Unmengen an Handtüchern und ich bin schon völlig aufgelöst.
Die Fruchtblase platzt und dann untersucht mich Kevin erneut.
„Showtime.“ Sagt er an mich gewandt und ich lege meinen Kopf auf die Brust und presse.
Alex ist still und hält meine beiden Hände fest umschlossen, obwohl ich fester zudrücke als ihm lieb sein kann, hält er still und sagt kein Ton.
Ein glockenklarer Schrei durchbricht mein Wimmern und Kevin legt mir unser Baby auf die Brust.
„Ein Mädchen.“ Strahlt Kevin und wickelt die Kleine ein.
„Ich liebe dich so sehr.“ Gibt Alex erstickt von sich und ich sehe weinend auf das kleine Bündel.
„Oh mein Gott.“ Ich berühre ihre kleinen Fingerchen.
„Der Krankenwagen ist noch, wie ich befürchtet habe, auf dem Weg und wird euch beide ins Krankenhaus nach Oldcastle bringen.“ Kevin nabelt die Kleine ab und setzt sich erschöpft auf die Couch.
„Ich brauche jetzt einen Drink und ein neues Hemd.“ Er sieht an sich runter und rafft sich wieder auf.
„Ich lasse euch einen Moment allein.“ Er sieht zu uns, aber Alex und ich haben nur Augen für unsere wunderschöne Tochter.
„Sie ist so klein.“ Sagt Alex andächtig.
„Sie ist perfekt.“ Ich wiege sie in meinen Armen. „Sarah Elisabeth O’Meally, Duchess of Corronagh.” Sage ich leise.
“Das ist wunderschön.” Alex küsst meinen Nacken.
Wir genießen ein paar Minuten allein mit unserer Tochter, dann trifft der Krankenwagen ein und Sarah wird mir abgenommen, während sich ein Arzt um die Nachgeburt kümmert. Nachdem ich auch das geschafft habe, werde ich auf eine Trage gelegt und an James vorbei, nach draußen in den Krankenwagen gebracht.
Im Krankenhaus werden Sarah und ich untersucht, aber uns fehlt nichts und wir können schon am nächsten Tag nach Hause. Alex bleibt an meiner Seite und rückt nicht einen Zentimeter von mir weg.
„Hast du deinen Dad wenigstens angerufen?“ ich sehe ihn fragend an, als wir auf dem Weg nach Hause sind.
„Ja, ich habe ihm gesagt, dass es dir und der Kleinen gut geht.“ Er lächelt mich glücklich an. „Sie kommen nachher natürlich vorbei.“
Zu Hause angekommen bringt mich Alex ins Bett, da ich immer noch ein wenig wackelig auf den Beinen bin.
Er legt mir Sarah in den Arm und legt sich neben uns.
„Du machst mein Leben perfekt Mrs. O’Meally.“ Er küsst mich innig.
Dann klingelt es und ein paar Augenblicke später stehen James, David und Sus im Zimmer.
„Was bitte machst du denn?“ Sus nimmt mich in den Arm „Und warum sagt uns James erst was, als der Ball schon zu Ende ist?“ sie sieht mich strafend an.
„Ich wollte euren Ball nicht verderben und ich war der Meinung ihr musstet nicht unbedingt wissen, das ich in eurem Gästezimmer ein Baby zur Welt bringe.“ Ich lächle sie entschuldigend an.
„Möchtest du sie halten?“ ich sehe zu James und er sieht mich ein bisschen ängstlich an. „Keine Angst, so etwas verlernt man nicht.“ Mache ich ihm Mut und Alex legt sie ihm in den Arm.
„Wie heißt die Kleine denn nun?“ David küsst mich links und rechts und hält mich einen Moment fest.
„Sarah Elisabeth.“ Sagt Alex stolz und James sieht mich mit Tränen in den Augen an.
„Ich danke dir.“ James sieht zu mir und ich greife nach Alex seiner Hand.
„Ich danke dir.“ Erwidere ich leise.


EPILOG (Ich liebe Epiloge :-))

„Sind jetzt alle endlich fertig?“ Alex sieht zu mir und ich rücke mein Kleid zu Recht.
„Ja.“ Sage ich sicher und sehe mich nach unserer Kinderschar um.
„Ein Ball zum Hochzeitstag, also James fällt auch nichts Neues mehr ein.“ Necke ich ihn und er küsst mich.
„Du weißt doch wie sehr Alicia bei der Planung eines Balls aufgeht.“ Er zwinkert mir zu.
James hat tatsächlich ein zweites Mal geheiratet…
„Mr. Alexander Sean O’Meally Duke of Corronagh, seine Frau Christin Destiny Hope O’Meally Duchess of Corronagh mit ihren Kindern Sarah Elisabeth, James David, Alec Patrick, Sophie Marie, Sean Alexander und Louis Kevin.” Warden wir angekündigt und betreten mit unserer Kinderschar den Ballsaal. Diese stürmen sofort zu ihrem Grandpa und werden von ihm gedrückt. Sarah ist fast 11 und ein bildschönes Mädchen, sie hat ihr manchmal etwas loses Mundwerk eindeutig von mir aber sie ist auch diszipliniert wenn sie will, ganz wie ihr Dad.
„Mr. David Patrick O’Meally Duke of Corronagh, seine Frau Susanna Marie O’Meally Duchess of Corronagh mit ihren Kindern Brian Jacob, Nora Sophie, Alexandra Jane und Christien Alekay.” Werden nun David, Sus und die Kinder angekündigt und keine zwei Minuten später toben alle um uns herum.
Nach dem Essen eröffnen James und Alicia den Tanz.
„Darf ich bitten?“ Alex hält mir seine Hand hin.
„Immer meine Prinz, immer!“ erwidere ich lächelnd und ergreife seine Hand.
Glücklich sieht er mich an und wir schweben über die Tanzfläche.
Ich bin wirklich glücklich in Irland, ich liebe das Land und die Menschen hier, aber ein Stück von mir wird immer in Alaska bleiben.
Manchmal kommt ein Stück Alaska aber auch zu mir.
Ich zwinkere Jess und Luke zu, die am Rand der Tanzfläche stehen und warten, dass er offiziell für alle frei gegeben wird.


 Ende 

Impressum

Texte: me
Bildmaterialien: me
Tag der Veröffentlichung: 02.01.2013

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