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Trust me


Weglaufen… etwas was ich augenscheinlich sehr gut beherrsche.
Aber was, wenn man immer und immer wieder weg läuft und dann doch nur wieder da landet, wo man nie wieder hin wollte?
Was wenn alle Brücken abgebrochen sind und du plötzlich merkst, das du allein bist, ganz allein.
Macht es Sinn weiter zu machen?
Liegen weglaufen und aufgeben nicht dich beieinander?
Es ist ein schmaler Grat und man muss verdammt aufpassen. Wenn man dann einmal eine Entscheidung getroffen hat, muss man dafür kämpfen. Ich habe für mich beschlossen, dass ich lange genug weg gelaufen bin. Mit 18 bin ich weg gegangen und nun 10 Jahre später stehe ich am Anfang.
Am Anfang meines Lebens?
Keine Ahnung…
Ich bin 28 und habe das aller erste Mal in meinem Leben keinen Plan, wie es weiter gehen soll.
Ich bin eine gut ausgebildete Ärztin, ein Mensche der an alle Sachen sehr analytisch und realistisch heran geht… nur an eine Sache nicht und das brach mir das Genick.
Im übertragenen Sinne natürlich, aber es ist das Schlimmste was passieren kann.
Dann ganz plötzlich, stehst du am Anfang und kannst nur versuchen, alles wieder gut zu machen.


Ich sitze auf meinen Umzugskartons und kann es nicht glauben, ich bin tatsächlich wieder nach Dublin gezogen.
Immer habe ich mir geschworen, es nie wieder zu tun, aber nun sitze ich hier. Eine Verkettung ungünstiger Umstände hat mich zurück hier her gebracht. Ich trauere meinem Leben in San Diego hinterher und wünsche mir die Zeit zurück zu drehen, aber so sehr ich es will, es geht nicht.
Ich muss mich mit meiner neuen Situation abfinden…
Ich seufze tief.
Ich bin fast 10 Jahre lang weg gewesen und nun muss ich hier von ganz vorn anfangen.
Aber wo fängt man an, wenn man vor den Trümmern seines bisherigen Lebens steht?
Ich stehe auf und sehe mich in meiner neuen Wohnung um, ich habe kaum Möbel aus San Diego mitgenommen und außer einer Couch und den unzähligen Kartons steht nichts im Wohnzimmer. Mein Bett ist aufgebaut, ich besitze einen Kleiderschrank, einen Fernseher, einen Schreibtisch, meinen Laptop und ein paar Kommoden, das ist es auch schon. Die Wohnung ist mit einer Einbauküche ausgestattet und ich bin froh nicht jetzt auch noch Möbel kaufen zu müssen. Ich sehe mich lange um, ich bin noch weit davon entfernt mich hier wohl zu fühlen. Es ist nicht mein zu Hause…
Ich beginne die Kisten auf die verschiedenen Zimmer aufzuteilen, der größte Teil kommt in das kleine Arbeitszimmer und der Rest ins Schlafzimmer. Einige bleiben im Wohnzimmer und ich beginne, nachdem ich sie sortiert habe, sie langsam auszupacken.
Ich nehme ein Foto zur Hand und Tränen beginnen sich ihren Weg zu bahnen. Es zeigt mich vor gut einem Jahr, ich stehe Arm in Arm mit Tom vor unserem kleinen Haus und wir beide lächeln in die Kamera. Es scheint mir als sei es schon Jahrzehnte her und nicht erst ein Jahr, diese glückliche Kayla scheint mir so weit weg und ich glaube in diesem Moment sie nie wieder zu finden.
Ich streiche vorsichtig über das Bild…
Warum hat er alles zerstört?
Warum nur?
Ich schluchze auf und schmeiße das Bild quer durchs Zimmer, es kommt schlitternd unter dem großen Wandschrank zum liegen und ich sinke auf die Couch.
Tom war das, was ich immer wollte. Er war liebevoll, lustig und mein absoluter Traumprinz.
Ich lernte ihn in meinem ersten Semester meines Medizinstudiums kennen, gleich an meinem allerersten Tag. Er war zu einem Auslandsemester am Trinity College und ich begann mein Medizinstudium. Ich sah ihn und es war um mich geschehen. Seine funkelnden blauen Augen und sein charmantes lächeln, mehr brauchte er nicht um mich in seinen Bann zu ziehen. Zu meinem Glück ging es ihm ebenso. Nachdem sein Semester vorbei war, beschloss ich mein Medizinstudium in San Diego weiter zu führen um bei ihm zu sein. Wir zogen zusammen und wir waren 9 Jahre ein eingeschworenes Team. Natürlich durchlebten wir die Höhen und Tiefen die jedes Paar durchlebt, aber niemals zweifelte ich an seiner Liebe. Ich schloss mein Studium mit Bestnoten ab und wurde an einer renommierten Klinik angestellt. Er bekam seine Zulassung als Anwalt und wir lebten unseren kleinen Traum vom Glück. Wir kaufen uns ein kleines Haus am Stadtrand von San Diego und alles schien perfekt. Gerade hatten wir uns für eine künstliche Befruchtung entschieden, da es bei uns auf normalem Wege nicht klappen wollte. Zum Glück haben wir kein Kind, das würde alles nur noch verkomplizieren…
Als wir uns kennen lernten, war ich gerade mal 18 und er 20 und nun stehe ich mit meinen 28 Jahren plötzlich vor dem nichts, in einer mir fremd gewordenen Stadt.
Vor einem Jahr begann sich plötzlich alles zu ändern, er kam immer öfter abends nicht nach Hause, er log mich an und nach ein paar Monaten fand ich den Grund dafür heraus. Er hatte eine Affäre mit seiner Sekretärin, so ein billiges Klischee aber er erfüllte es…
Dann folgten Monate in denen wir uns nur anschrieen oder kein Wort miteinander sprachen, je nach Tagesform. Dann kam heraus dass seine Sekretärin schwanger war.
Ich war so schockiert, was war aus unseren Plänen mit der künstlichen Befruchtung geworden? Und an wem es lag wurde mich auch wieder schmerzlich vor Augen geführt.
Das war der Zeitpunkt, an dem ich beschloss zu gehen.
Ich bekam ein Angebot von hier aus dem National Maternity Hospital und nahm es ohne zu zögern an.
Ich wollte nur noch weg.
Weg von dem Schmerz.
Weg von der Enttäuschung.
Und weg von ihm.
Ich besorgte mir einen Container und ließ meine Möbel verschiffen.
Ich ließ mir den Anteil meiner Hälfte des Hauses auszahlen, verkaufte mein Auto, packte ein paar Sachen und ging. Tom Nahm alles teilnahmslos hin und als ich fertig war, stand er auf der Veranda und sah mich kurz an. Ich gab ihm den Schlüssel und wir schwiegen uns an.
Nach 10 Jahren Beziehung hatten wir uns nichts mehr zu sagen. Ich stieg in den Leihwagen und fuhr zum Flughafen.
Das war vor zwei Tagen gewesen…
Seitdem versuche ich irgendwie, mit der Situation zu Recht zu kommen.
Ich beruhige mich ein wenig und packe weiter Kartons aus, schließlich bin ich gegen Abend so weit fertig das es nicht mehr so nach Umzug aussieht, es ist zwar nicht wirklich gemütlich aber zweckmäßig. Ich setze mich vor den Fernseher und schalte ihn an. Es läuft nicht wirklich was, aber es berieselt mich und schafft es das sich die Gedanken nicht ständig um einen Punkt in meinem Leben drehen…
Um ihn!
Ich sehe mit einem Seitenblick auf mein Handy.
Nichts, keine Nachricht, kein Anruf…
Aber von wem auch?
Ich habe damals alles hinter mir gelassen.
Meine Eltern waren gestorben als ich 16 war und dann gab es immer nur meinem Bruder und mich, doch auch ihn ließ ich im Stich und meldete mich, nachdem ich anfangs wenigstens sporadisch anrief, irgendwann gar nicht mehr. Das letzte Mal hatten wir vor mehr als 6 Jahren miteinander gesprochen.
War das richtig?
Keine Ahnung!
Ich weiß nicht was in mir damals vorgegangen ist…
Ich weiß es wirklich nicht mehr!
Ich gehe zum Kamin, auf dem Sims stehen meine alten Familienfotos. Ich nehme das letzte Bild von Dean und mir in die Hand. Ich grinse leicht, wir sehen uns so überhaupt nicht ähnlich, er ist groß und blond, er hat smaragdblaue Augen die aufleuchteten wenn er etwas ausheckt. Ich dagegen habe schon immer braune Haare gehabt, auf dem Bild trug ich sie bis knapp über die Ohren, Bobfrisuren waren damals so angesagt. Nun habe ich lange Haare bis zur Mitte meines Rückens und ich habe grüne Augen…
Dean sagte immer grün wie das Gras in Irland..
Nur er wusste immer wie es mir ging und was ich brauchte. Er ist der einzige Mensch der mich wirklich kennt.
Oder kannte…
Ich stelle das Bild wehmütig lächelnd zurück, dann nehme ich meinen Laptop zur Hand, ich logge mich in das Telefonbuch Dublins ein und tippe mit zitternden Händen seinen Namen.
Dean Johnsen, dann drücke ich auf Enter und eine Adresse und eine Telefonnummer erscheinen auf dem Bildschirm. Ich schlucke und klappe den Computer schnell wieder zu.
Was soll ich schon sagen?
Wie soll ich ihm erklären, dass ich mich die letzten 6 Jahre nicht gemeldet habe?
Wie erklärt man so etwas?
Kann man das überhaupt?
Ich laufe ins Bad und gehe duschen, als ich aus der Dusche trete wische ich mit einer schnellen Handbewegung den Dunst vom Spiegel, meine Augen sehen mich müde von den letzten Monaten an.
„Feigling.“ Sage ich leise zu mir selber und drehe mich weg. Ich ziehe mir ein T-Shirt und Shorts an und weine mich wie schon so viele Abende im letzten Jahr in den Schlaf.
Am nächsten Morgen trete ich meine Stelle in der Notaufnahme des National Maternity Hospitals an. Ohne Frühstück und mit leichten Bauchschmerzen, weil ich nicht weiß was mich erwartet, mache ich mich mit dem Bus auf den Weg.
Das National Maternity ist nicht zu verfehlen, es ist das größte Krankenhaus in Dublin. Auch die Notaufnahme ist bestens ausgeschildert und ich wende mich an die Schwester hinter einem Tresen.
„Hallo, ich bin Dr. Kayla Johnsen, ich soll heute hier anfangen.“ Ich sehe sie leicht unsicher an.
„Hallo Kayla, ich bin Jean. Warte, ich hole eben Dylan…“ sie greift nach dem Telefon und wählt eine Nummer, dann sieht sie wieder zu mir „… Ich habe ihn angepiept…“ sie sieht hinter mich „Und schau mal, da ist er auch schon.“
„Dylan das ist Dr. Kayla Johnsen.“ Sie deutet auf mich.
„Hallo Dr. Johnsen!“ er reicht mir die Hand „Ich bin Dr. Dylan Kilkenny. Dylan.“
„Kayla, freut mich sehr.“ Ich nehme die angebotene Hand und lächle.
Im Schnelldurchlauf erklärt er mir die Notaufnahme, zeigt mir die Behandlungsräume und erklärt mir einige Sachen zum Ablauf. Denn das hier, ist definitiv was anderes wie meine kleine Privatklinik in der ich bis vor zwei Monaten noch gearbeitet habe. Hier könnte ich mich in weniger als 5 Minuten verlaufen.
„Und meinst du kommst klar?“ Dylan sieht mich fragend an.
„Ja, sicher.“ Sage ich und grinse. „Ein Lageplan wäre nicht schlecht, aber das wird schon.“
„Wo hast du denn in San Diego gearbeitet?“ er sieht mich lächelnd an und führt mich zu unseren Umkleideräumen.
„In der Ridgeview Clinic, ein Privatkrankenhaus was schätzungsweise 100 Mal ins Maternity passen würde.“ Ich erwidere sein lächeln.
„Wie lange hast du denn dort gearbeitet? Ich meine es ist in den USA ja echt schwer, an einen Job in einer Privatklinik zu kommen.“ Er sieht mich anerkennend an.
„Sie haben mich von der Uni abgeworben, ich habe mein Assistenzjahr und letztes Jahr mein Facharzt für Intensivmedizin dort gemacht.“ Erkläre ich ihm.
„Wow nicht schlecht und das alles mit 28.“ Er strahlt mich an.
Ich mag ihn, er hat eine offene Art und ich freue mich mit ihm zusammen arbeiten zu können. Er ist etwa Mitte 30 und ich bin mir sicher, noch einiges von ihm lernen zu können.
„So, dann ziehe ich mich mal um und dann würde ich sagen es geht los.“ Ich sehe ihn an und er lacht.
„Ich warte unten auf dich.“ Er deutet auf den Fahrstuhl und ich gehe in die Umkleide, meine Sachen liegen auf der Bank vor den Spinten. Ich ziehe mir meine Jeans und meinen Pullover aus und schlüpfe in die hellblaue Stoffhose, dann ziehe ich mir den hellblauen Kasack über und befühle die Stickerei an meiner rechten Brusttasche. Dr. med. Kayla Johnsen. Ich nehme mein Stethoskop, meine Pupillenreflexleuchte und ein paar Kugelschreiber aus meiner Handtasche, denn Kugelschreiber kann man gar nicht genug haben. Schlussendlich ziehe ich mir meine Turnschuhe an und schließe meinen Spint ab.
„Dann mal auf in den Kampf.“ Mache ich mir selbst Mut, gehe zum Fahrstuhl und fahre hinunter in die Notaufnahme.
„So Kayla, dann stelle ich dir mal den Rest des Teams vor…“ Dylan entdeckt mich, kommt auf mich zu und lächelt.
„Kay.“ Sage ich grinsend und er nickte. Er stellt mich den verschiedenen Pflegern, Schwestern und den Assistenzärzten vor. Schnell merke ich, das hier alle per Du sind und ein angenehmes Arbeitsklima herrscht. Dann erwartet mich mein erster Notfall und anfangs noch unter den wachsamen Augen Dylans, arbeite ich mich erstaunlich schnell ein.
In den nächsten beiden Monaten verbringe ich sehr viel Zeit auf Arbeit, denn trotz meines Facharztes gibt es immer noch eine Menge Sachen die ich lernen muss- Ich stehe noch am Anfang meiner Laufbahn als Ärztin und ich finde in Dylan einen guten Lehrer. Er und ich werden ein gutes Team und ab und zu lasse ich mich überreden und ich gehe mit ihm und seiner Frau Anne, einer Krankenschwester, abends was trinken. So nutzen wir ihre kinderfreie Zeit aus und ich komme auch mal aus meiner Wohnung und sehe was anderes wie die Arbeit.
Langsam, ganz langsam, lebe ich mich wieder ein und Dublin wird wieder zu meinem Zu Hause.
Wenn doch nur nicht noch all die Sachen wären die ich hier noch nicht geklärt habe…
Ich schiebe es vor mir her und bringe doch den Mut nicht auf.
Dann habe ich endlich mal drei Tage am Stück frei. Wahnsinn und das nach nur 2 ½ Monaten, kaum zu glauben…
„Viel Spaß Kay!“ ruft mir Dylan fröhlich hinterher als ich mit wehenden Haaren an der Anmeldung vorbei laufe.
„Und ruf ihn doch endlich mal an. Mensch Kay, du bist seit fast 3 Monaten wieder hier.“ Anne kommt zu mir und nimmt mich in den Arm. „Los komm! Wovor hast du denn Angst?“ sie sieht mich prüfend an.
Anne und Tom sind gute Freunde für mich geworden, sie wissen über Tom und Dean Bescheid. Sie hören mir zu und Anne kann es sich einfach nicht verkneifen mich wegen Dean ständig ins Gebet zu nehmen.
Ich zucke leicht mit den Schultern und sie grinst „Siehst du! Und nun genieße dein Wochenende, ich hoffe mal für dich das es auch mal aufhört zu regnen.“ Sie deutet nach draußen, es regnete zwar nicht ununterbrochen aber immer mal wieder und dann richtig heftig.
Ich fahre mit meinem kleinen Golf, den ich mir zwischenzeitlich zulegen musste, nach Hause. Ich nehme ein entspannendes Bad und setze mich an meinen Schreibtisch. Der Zettel auf dem ich Dean seine Adresse und seine Telefonnummer notiert habe sticht mir ins Auge.
Ich atme ganz tief durch, mein Blick geht auf die Uhr. Es ist kurz nach 16 Uhr. Kurz entschlossen ziehe ich meine weite, dunkelblaue, lange Jogginghose an und meinen weiten, ebenfalls dunkelblauen Kapuzenpullover an. Ich binde mir meine Haare locker im Nacken zusammen und schlüpfe in meine Joggingschuhe.
Ich trete unten vor die Tür und sehe zum Himmel, es ist zwar bewölkt aber es sieht im Moment nicht nach Regen aus, zumindestens nicht in den nächsten Minuten. Ich muss jetzt einfach laufen, ich laufe immer wenn ich meinen Kopf frei bekommen muss. Ich laufe Richtung Belcamp Park und nachdem ich meine übliche Runde hinter mir habe, verlasse ich den Park und laufe einfach weiter.
Erst unbewusst, dann immer bewusster wohin ich laufe. Ich laufe nach Howth, in die Straße wo Dean wohnt. Dass es fast 8 Kilometer sind stört mich nicht und mit klopfendem Herzen bleibe ich irgendwann vor der Hausnummer 19 stehen und sehe nach oben. Das Haus hat 3 Stockwerke und irgendwo da drin ist Dean. Alle Fenster sind hell erleuchtet. Gott, irgendwo da oben ist Dean…
Ich sehe auf die Klingelschilder, da steht tatsächlich sein Name.
Mein Herz droht aus meiner Brust zu springen.
Dean, mein Dean…
„Kann ich dir helfen?“ spricht mich eine junge Frau von der Seite an und ich zucke zusammen.
„Nein.“ Sage ich leise.
Sie drängt sich an mir vorbei, schließt die Tür auf und geht ins Haus. Ich sehe ihr hinterher und schlucke meine Tränen hinunter.
Was soll ich ihm sagen?
Wie soll ich alles erklären?
Ich stehe noch eine ganze Weile einfach so da und starre nach oben zu den erleuchteten Fenstern, dann gehen mehrere Lichter aus und ich höre Stimmen im Hausflur.
Ich besinne mich und gehe langsam die Straße hinunter.
Ich biege nach rechts in einen Park ab und setze mich auf die erstbeste Bank.
Ich atme tief ein und aus und versuche meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen. Mit einer schnellen Handbewegung wische ich meine Tränen beiseite die sich ihren Weg bahnen.
Was mache ich hier?
Eine Gruppe junger Leute betritt den Park und ich zucke zusammen, ich erkenne die junge Frau die ich an der Tür getroffen hatte.
Sie gehen an mir vorbei und ich wage es aufzusehen, ich sehe plötzlich in Dean sein Gesicht und er mustert mich.
Wie aufs Stichwort fängt es plötzlich an zu regnen, ich weiche Dean seinem Blick aus und stürze davon. So schnell ich kann bahne ich mir einen Weg durch den Park den ich nicht kenne.
Schnell weg! … Das ist der einzige Gedanke der noch Platz in meinem Kopf hat.
„Kayli?“ ruft er mir hinterher aber ich drehe mich nicht um.
Nur er nennt mich Kayli, niemand anders auf der Welt tut das oder würde das jemals tun. Ich höre Schritte hinter mir, aber ich wage es nicht mich umzudrehen. Ich bin völlig außer Atem und weiß wenn er es ist der mir folgt, dann habe ich keine gute Chancen ihm zu entkommen. Ich behalte Recht, eine Hand packt mich am Arm und dreht mich zu sich, in sehe in Dean sein erstauntes Gesicht.
„Kayli?“ fragt er ungläubig und ich sehe ihn mit Tränen in den Augen an.
„Gott Kayli!“ er zieht mich fest in seine Arme.
„Dean.“ Flüstere ich und lege meine Arme um seinen Hals, es tut so unbeschreiblich gut ihn im Arm zu halten. Eine ganze Weile stehen wir so da und rühren uns nicht einen Millimeter. Der Regen prasselt auf uns nieder und ich habe Angst mit nur einer einzigen Bewegung wäre er wieder weg.
Dann schiebt er mich sanft ein Stück von sich weg. „Ich kann es nicht glauben.“ Er sieht mich fassungslos an „Was machst du denn hier?“
„Ich bin zurück.“ Sage ich und sehe zu Boden „Hast du mich noch lieb?“ langsam sehe ich auf und in sein erstauntes Gesicht.
„Kayli, was ist das denn für eine Frage?“ er wischt mir eine Träne weg „Ich habe doch nie aufgehört dich lieb zu haben!“ er zieht mich wieder in seine Arme. So plötzlich wie es vor ein paar Minuten angefangen hat zu regnen, so plötzlich hört es auch wieder auf.
„Dean kommst du?“ die junge Frau kommt zu uns.
„Lynn, geht bitte alleine…“ er sieht kurz zu ihr „… Ich gehe mit Kayli zu mir. Bestell Logan liebe Grüße, aber ich muss mich um meine kleine Schwester kümmern. Vielleicht komme ich später noch.“ Er sieht mich an und streicht mir liebevoll über die Wange.
„Du bist Kayla?“ sie sieht mich mit großen Augen an.
Ich nicke nur und sie schlägt die Hand vor den Mund.
Sie sammelt sich einen Moment „Freut mich dich kennen zu lernen.“ Sie gibt mir die Hand „Ich bin Lynn, Deans Freundin.“ Sagt sie und ich nehme ihre angebotene Hand.
„Lynn Schatz? Kayli ist echt durch den Wind. Das kennenlernen verschieben wir wohl lieber auf einen anderen Zeitpunkt.“ Er sieht sie bittend an und gibt ihr einen Kuss.
„Ja sicher. ich gehe mit den anderen zu Logan. Bis später!“ sie erwidert seinen Kuss und läuft wieder zu den anderen. Dean legt seinen Arm um mich und wir gehen schweigend zu seiner Wohnung. Wir sind beide total durch geweicht und er reicht mir ein Handtuch als wir die Wohnung im 2. Stock betreten. Schnell ziehe ich wenigstens den nassen Pullover aus und er legt ihn auf die Heizung.
„Komm gib mir deine Hose und hier!“ er wirft mir ein T-Shirt zu und geht ins Schlafzimmer. Ich ziehe mein Top und meine Hose aus und setze mich in seinem T-Shirt und in Hotpants auf die Couch. Er kommt umgezogen wieder und setzt sich neben mich, immer wieder schüttelt er ungläubig seinen Kopf.
„Was machst du hier in Irland?“ er sieht mich fragend an.
„Ich wohne wieder hier.“ Sage ich leise und umschlinge meine Beine mit meinen Armen.
„Wo hier?“ er sieht mich verständnislos an.
„In Ballymun.“ antworte ich kleinlaut und sehe zu ihm auf.
„Ich verstehe nicht.“ Er fährt sich durch seine nassen Haare.
„Ich wohne seit Februar wieder hier, ich arbeite im National Maternity Hospital.“ Erkläre ich leise.
„Du bist seit 2 Monaten wieder hier? Warum bist du denn nicht gleich gekommen? Warum hast du denn nichts gesagt?“ seine blauen Augen mustern mich fragend.
„Ich hatte Angst…“ ich sehe auf und ihm in die Augen, die mich nun verständnislos ansehen „… Ich dachte du hast mich nicht mehr lieb und bist böse auf mich.“ Eine Träne läuft über meine Wange. Ich weiß, ich klinge wie ein kleines Kind, aber wie soll ich sonst meine Gefühle beschreiben?
„Gott Kayli, wie kannst du so etwas nur denken? Du bist doch meine kleine Sis.“ Er streicht die Träne weg und zieht mich in seine Arme.
„Aber ich habe nicht angerufen, ich habe dich einfach im Stich gelassen. Ich bin gegangen und habe nicht zurück geschaut.“ Schluchze ich.
„Ich hätte auch anrufen können…“ er küsst mich auf die Haare „… Ich hätte auch zu dir kommen können. Kayli, ich liebe Dich und ich bin so froh, das du jetzt wieder da bist.“
„Ja, ich bin zurück.“ Flüstere ich.
Jetzt bin ich wirklich wieder in Dublin angekommen…
„Was ist passiert?“ er wiegt mich in seinen Armen.
„Tom hat mich betrogen, belogen und bekommt nun mit einer anderen ein Kind nachdem wir uns 2 Jahre abgemüht haben ein Kind zu bekommen.“ Schluchze ich und er drückt mich fest an sich. „Ich wusste nicht was ich tun soll und wohin ich soll, da bin ich nach Hause gekommen.“ Ich sehe ihn an.
„Das war richtig, denn hier bin ja ich.“ Er küsst meine Stirn.
Wir sitzen eine ganze Weile einfach nur da und er tröstet mich, dann habe ich mich beruhigt und wir sehen uns an. Plötzlich fängt er an zu grinsen.
„Was?“ frage ich und muss ebenfalls grinsen.
„Ich glaub es nicht, du hast dich so verändert…“ er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht „… deine Haare sind ganz lang, du bist schlanker wie früher und du siehst erwachsen aus. Wow, ich kann es nicht fassen.“
„Dean…“ ich drehe mich errötend von ihm weg.
„Stimmt doch…“ er knufft mich leicht „… Wie sieht es eigentlich aus, bist du mit deinem Studium fertig?“
„Ja, vor dir sitzt Dr. Kayla Johnsen, ich habe meinen Facharzt in Intensivmedizin gemacht und arbeite in der Notaufnahme.“ Sage ich ein wenig stolz und er sieht mich anerkennend an, dann zieht er mich wieder in seine Arme „Gott, ich bin so verdammt stolz auf dich.“ erwidert er liebevoll.
„Und du bist immer noch Tischler?“ ich grinse leicht.
„Ich Tischler? Nein, ich habe mal eben Atomphysik studiert…“ er lacht leise „Ja, ich bin noch Tischler, ich habe seit 4 Jahren meine eigene Kleine Firma: Johnsen Woodworking. Es läuft gut und meine Kunden sind zufrieden.“ Der Stolz der in seiner Stimme mitschwingt ist nicht zu überhören und nun ziehe ich ihn in meine Arme.
„Das ist wundervoll.“ Sage ich leise.
Wir haben das Gefühl all unsere verpassten Umarmungen nun an einem Abend aufholen zu müssen.
„Ich bin echt stolz auf meinen großen Bruder.“ Ich zwinkere ihm zu „Und was ist mit Lynn? Wie lange kennt ihr euch? Was Ernstes?“ ich sehe ihn fragend an.
„Wir sind seit 5 Jahren zusammen und kennen uns jetzt fast 6 Jahre. Anfangs waren wir Freunde und dann plötzlich war es mehr. Ich liebe sie sehr und ich denke ich werde sie irgendwann heiraten.“ Er strahlt mich an. „Wo wir gerade bei Lynn sind…“ er sieht mich an „Wie fühlst du dich? Hast du Lust, mit zu einer kleinen Party zu kommen?“
„Ich weiß nicht, ich habe keine Wechselsachen mit.“ Ich sehe ihn an und deute auf sein T-Shirt.
„Wir fahren bei dir ran und du ziehst dich um, man Logan wird staunen dich zu sehen. Ich denke Alex, Dania und Chris werden auch da sein.“ Er hibbelt nervös auf seinem Platz und ich merke wie sehr er mich allen präsentieren will. Ich kenne sie ja auch noch alle von früher. Es wundert mich nicht, dass sich mein Bruder immer noch mit den gleichen Menschen wie vor 10 Jahren umgibt. Wir waren immer eine lustige Truppe und kennen uns alle noch aus dem Sandkasten.
„Gut Dean, du hast gewonnen.“ Sage ich, er springt auf und zieht mich von der Couch hoch.
Keine 5 Minuten später ist er umgezogen und wir sitzen in seinem Auto. Er hat eine dunkelblaue Jeans, ein weißes Poloshirt und einen dunkelblauen Pullover an und ich muss zugeben mein Bruder sieht wirklich gut aus.
„Wow, aus dir ist ein echt hübscher Mann geworden.“ Erwähne ich nebenbei und er lacht auf.
„Tja Kayli, ich bin 30, was soll ich sagen?“ er grinst und ich lotse ihn zu meiner Wohnung.
Meine nassen Sachen liegen auf meinem Schoß und es ist echt kalt, obwohl er die Heizung schon voll aufgedreht hat, aber noch bevor es richtig warm im Auto ist erreichen wir meine Straße.
„Hier kannst du parken.“ Ich deute auf einen freien Platz und er parkt geschickt ein.
Ich gehe vor ihm hoch und wir betreten meine Wohnung.
„Richtig gemütlich ist hier aber nicht.“ Stellt er leicht erstaunt fest als er im Wohnzimmer auf mich wartet während ich mich umziehe.
„Ich weiß, ich muss noch viel machen.“ Rufe ich ihm aus dem Schlafzimmer zu. Ich angle mir eine dunkle, enge Jeans, ein enges schwarzes Shirt und einen schwarzen Blazer aus dem Schrank und ziehe mich schnell um. Dann hole ich meine schwarzen Pumps aus dem Schuhschrank und binde mir einen lockeren Knoten da meine Haare. Erstaunlicher Weise sind sie fast trocken.
„Wann willst du das denn alles machen?“ ruft er mir wieder zu als ich auf dem Weg ins Bad bin.
„Wenn ich Zeit und Lust habe.“ Antworte ich ihm.
„Na dann also nie.“ Lacht er.
„Hey, werde nicht frech.“ Erwidere ich ebenfalls lachen. Er kennt mich doch noch zu gut. Schnell lege ich ein wenig Make up auf und laufe ins Wohnzimmer.
„Kann ich so los?“ ich drehe mich um meine eigene Achse.
„Wahnsinn! Eine äußerst attraktive junge Frau.“ Er hält mir seine Hand hin und mein Blick fällt auf meine große Uhr, es ist kurz nach 20 Uhr.
„Meinst du wirklich, ich soll mit kommen?“ ich sehe ihn fragend an als wir zu seinem Auto gehen.
„Klar, alle werden sich freuen dich zu sehen.“ Er nickt mir aufmunternd zu und wir steigen ins sein Auto.
„Sag mal, sind Dania und Chris immer noch zusammen?“ ich sehe ihn fragend an.
„Ja, sie sind seit 2 Jahren verheiratet.“ Er grinst vielsagend.
„Wow.“ Entkommt es mir „Und Domenic? Immer noch dein bester Freund?“ ich lächle, er und Domenic waren immer unzertrennlich gewesen, schon als Kinder als wir alle in der selben Straße wohnten. Dania und ich waren immer die beiden kleinen Schwestern die mitgenommen werden mussten, egal ob die Jungs uns dabei haben wollten, oder nicht.
„Ja. Leider sehen wir uns nicht sooft. Er ist jetzt echt gefragt…“ er sieht mich an einer roten Ampel an und meine Augen werden groß„… Er ist ein wirklich begnadeter Architekt! Irland liegt ihm zu Füßen!“ grinst er.
„Was echt?“ frage ich erstaunt nach und er nickt lächelnd.
„Er arbeitet für die besten Architektenbüros und jettet um die Welt.“ Erzählt er weiter.
„Wahnsinn, ich meine das er Architektur studieren wollte habe ich ja noch mit bekommen, aber das da so etwas draus wird. Nicht zu glauben.“ Ich sehe ihn staunend an.
„Ich glaub es manchmal auch nicht…“ er grinst „Vor zwei Jahren waren wir zur Eröffnung eines Museums in Oslo. Das war der Wahnsinn und die haben ihn in den höchsten Tönen gelobt.“
Unser Gespräch wird erst einmal unterbrochen als er in ein Parkhaus fährt und in die erste freie Parklücke fährt.
Gentlemanlike hilft er mir beim aussteigen und ich harke mich bei ihm unter. Ich merke, dass ich wirklich nervös bin und mich unsicher fühle.
„Komm schon Kayli.“ Er schubst mich in eine kleine Bar. „Augen zu und durch.“ Flüstert er mir ins Ohr und ich kann das grinsen hören, obwohl ich es nicht sehe.
„Hey Dean!“ Logan kommt zu uns gelaufen und nimmt ihn in den Arm.
Er sieht mich an und ich merke ihm an, dass er mich nicht zuordnen kann. „Man, du tauchst hier mit einer fremden Frau auf? Ich denke nicht das Lynn das so toll findet.“ Er sieht Dean skeptisch an.
„Logan, das ist Kayli.“ Grinst Dean breit.
„Kay?“ er sieht mich an und ich nicke leicht. „Wow, gibt es nicht.“ Er nimmt mich ungestüm in den Arm. „Hey Leute! Schaut mal wen Dean mit gebracht hat…“ er wirbelt mich herum „… Unsere kleine Kay!“
„Kay?“ Dania kommt auf mich zu, sie hat sich nicht sehr verändert. Die Haare kürzer wie früher und eindeutig ein wenig blonder, aber ansonsten ist es unverkennbar Dania. Sie sieht eben nur, wie alle anderen auch, erwachsener aus.
„Hey Dania.“ Sage ich lächelnd und sehe sie an.
Sie fängt an zu kreischen und nimmt mich in den Arm. „Ist das schön dich zu sehen!“ jubelt sie. „Bleibst du länger?“ sie sieht mich fragend an als ich von Chris in den Arm genommen werde.
„Ich denke schon, ich wohne wieder hier.“ Sage ich und sie macht große Augen.
„Schau mal Dom.“ Sie fängt sich und zieht mich ein Stück weiter zu Dean, der gerade jemanden herzlich begrüßt. Der Mann sieht auf und ich erkenne ihn, Domenic.
Er hat sich verändert, aber nicht so sehr das ich ihn nicht wieder erkannt hätte.
„Hey Superarchitekt.“ Grinse ich.
„Hey California Girl.“ Er zieht mich liebevoll in seine Arme. „Bist du wieder da?“ fragte er leise und ich bekomme eine Gänsehaut.
Langsam löst er sich von mir und ich sehe in seine rehbraunen Augen. Sie ruhen auf meinem Gesicht und ein warmes Gefühl steigt in mir auf…
Was passiert hier gerade mit mir?
Mein Herz schlägt ohrenbetäubend in meiner Brust und ich denke er muss es hören.
Das ist Domenic, Danias Bruder und Deans bester Freund… rede ich mir gut zu.
Das ist Domenic… kommt eine andere verträumt klingende Stimme hinzu und ich schüttele sachte meinen Kopf.
Sein Blick ruht weiterhin auf mir und macht mich nervöser als ich sowieso schon bin. Ich mustere nun ihn, nachdem er mich eingehend gemustert hat.
Er trägt ein weißes T-Shirt mit einem Druck auf der Brust, welches betont wie gut durch trainiert er ist. Die Jeans ist abgewetzt, aber ich bin mir sicher, dass es Absicht ist und wahrscheinlich ein Haufen Geld gekostet hat. Dazu trägt er Turnschuhe und ein schwarzes Jackett hängt über seine Stuhllehne.
Er ist das genaue Gegenteil von Tom… schießt es mir plötzlich durch den Kopf.
Tom trägt eigentlich immer Anzüge. Erst nur im Büro, später auch in seiner Freizeit. Tom war nur etwa so groß wie ich und nicht durch trainiert, sondern eher gut in Form. Tom war blond, stets darauf bedacht das seine Frisur perfekt sitz und Domenic hat dunkelbraune Haare die ihm ein wenig wild vom Kopf abstehen.
Nochmals schüttele ich sachte meinen Kopf um wieder im Hier und jetzt zu landen.
„Kay?“ Dania sieht mich fragend an.
Stimmt ja, wir sind ja nicht alleine.
„Entschuldige Dania, ich war gerade mit meinen Gedanken wo anders.“ Ich sehe sie an und sie lächelt.
„Hab ich wohl gemerkt.“ Leicht skeptisch sieht sie von mir zu Domenic, dann harkt sie sich bei mir unter und wir setzen uns alle an einen großen Tisch.
„Was kann ich euch bringen?“ der Kellner kommt zu uns und sieht fragend in die Runde.
„Also wir nehmen alle noch eine Runde Carlsberg, oder?“ Dean schaut sich kurz um und wir nicken alle zustimmend.
„Okay, dann bringe ich euch noch 7 Carlsberg.“ Der Kellner nickt und nun sieht Dania mich wieder an.
„Also Kay, was verschlägt dich wieder hierher? Was ist mit deinem Anwaltfreund in San Diego?“ sie sieht mir direkt in die Augen und ich atme tief durch.
„Sorry.“ Sagt sie schnell, aber ich winke ab.
„Schon gut, über kurz oder lang würdet ihr es eh alle erfahren. Dann kann ich es euch auch gleich selber sagen…“ ich sehe zu Dean und er nimmt meine Hand beschützend in seine. „Also, ich wohne wieder hier, genauer gesagt in Ballymun. Ich bin im Februar zurück gekommen. Tom, mein Anwaltfreund…“ ich sehe zu Dania und sie lächelt entschuldigend „… Er hat mich betrogen und bekommt mit seiner Affäre Schrägstrich Sekretärin ein Kind, nachdem wir zwei Jahre vergeblich versucht haben ein Kind zu bekommen. Das war für mich ein wenig viel des Guten und ich bin weg aus San Diego. Schon traurig, dass wir uns nach 10 Jahren Beziehung nichts mehr zu sagen hatten… Aber was sollte ich tun? Ich habe eine Stelle hier im National Maternity angeboten bekommen und zugeschlagen.“ Ich zucke mit den Schultern und alle starren mich an.
„Hey, ich werde es überleben.“ Sagte ich und Dean drückte meine Hand. „Versprochen.“ Füge ich leicht lächelnd hinzu.
„Stimmt, jetzt sind wir ja auch noch da.“ Dania grinst mich aufmunternd an. Der Kellner stellt uns unser Bier auf den Tisch.
„Auf Kay! Darauf das sie wieder da ist und darauf das sie für immer bleibt.“ Sagt Chris feierlich und wir stoßen an.
„Auf meine kleine Sis, die weltbeste Ärztin die im National Maternity arbeitet.“ Fügt Dean stolz hinzu und ich rolle verlegen mit den Augen.
„Ne richtige Ärztin?“ feixt Domenic.
„Ja, eine ganz richtige, so eine mit abgeschlossenem Studium und einem hellblauem Oberteil wo mein Name drauf steht.“ Lache ich.
Gott, sie haben mir alle so sehr gefehlt und ich bin froh wieder hier zu sein, das erste Mal hat die Geschichte mit Tom etwas Gutes in meinen Augen.
„Echt so drauf geklebt?“ harkt Domenic lächelnd nach.
„Nein, stell dir vor Nic…“ ich sehe ihn mit großen Augen an „… Mein Name ist gestickt nicht geklebt.“
„Oh nein.“ Stöhnen alle am Tisch und sehen mich an.
„Was denn?“ frage ich perplex.
„Warum nennst du ihn nicht einfach Dom, so wie wir alle?“ Chris sieht mich grinsend an.
„Weil Dom blöd klingt und er nun mal für mich Nic heißt.“ Erwidere ich als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt.
„Oh Kay bitte.“ Nic sieht mich an.
„Okay, ich sag dir was…“ ich beuge mich zu ihm rüber „… Wenn die Hölle zufriert oder die Löwen in Afrika eingeschneit sind, dann aber auch nur dann sage ich Dom zu dir.“ Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange, ich sehe ihm in die Augen und sie blitzen schelmisch auf.
„Du hast gewonnen.“ Sagt er nach einem kurzem Augenblick und winkt ab „Hey Leute, Kay ist wieder da und es nennt mich wieder jemand Nic. Gott, hat mir das gefehlt!“ er greift sich theatralisch an die Brust und die anderen lachen auf.
„Aber nun mal zu euch…“ ich sehe in die Runde „… Was habt ihr die letzten 10 Jahre so gemacht?“ ich grinse schief.
10 Jahre sind eine verdammt lange Zeit, erst Recht wenn ich jetzt so in die Gesichter schaue.
„Na, ja wir für unseren Teil sind verheiratet, haben uns ein kleines Haus in Howth gekauft und Chris arbeitet noch immer als Automechaniker und ich immer noch bei Bloom als Grafikdesignerin.“ Sagt Dania und ich nicke anerkennend.
„Wow, ihr sied echt verheiratet?“ ich sehe zu Chris und er hält lachend seine Hand mit dem Ehering hoch.
„Und du?“ ich sehe zu Logan.
„Ich bin immer noch der einzige der seine Hände richtig gebrauchen kann…“ er lacht Dean an und dieser grinst nur.
„Ich bin immer noch in der Firma meines Vaters.“ Fügt er lachend hinzu.
„Und Frau und Kinder?“ ich ziehe eine Augenbraue hoch.
„Um Gottes Willen…“ er hebt lachend die Hände „… Nein bisher nicht das ich wüsste.“
„Wenigstens eine Freundin?“ ich sehe ihn skeptisch an.
„Nein auch nicht. Ich genieße mein Singleleben.“ Erwidert er und die anderen lachen auf.
„Das tut er wirklich, man die letzten beiden Jahre sind so viele Frauen gekommen und gegangen, da kommt man nicht mit.“ Lacht Lynn und Logan boxt sie leicht.
„Ach so einer bist du.“ Nun lache ich ebenfalls.
„Und du Lynn?“ ich sehe nun zu ihr.
„Ich weiß ja nicht was dein Bruder dir schon erzählt hat…“ sie sieht zu Dean und er hebt abwehrend die Hände. „… ich komme eigentlich aus Limerick, ich bin Anwaltsgehilfin und ich bin tierisch verliebt in deinen Bruder.“ Sie grinst mich breit an und wirft Dean einen verliebten Blick zu.
„Das ist doch mal was.“ Lache ich und freue mich wirklich für die Beiden.
„Und Nic – Superstar?“ ich lächle ihn an und er sieht mich verlegen an.
„Ach, das hat Dean dir erzählt…“ er sieht zu ihm und Dean zuckt nur mit den Schultern.
„Klar, so etwas muss er mir doch erzählen…“ lache ich „… Und mal Hand aufs Herz wie gut bist du?“ ich lächle ihn an.
„Ziemlich.“ Gesteht er.
„Ziemlich? Mensch Dom das ist die Untertreibung des Jahrhunderts.“ Chris sieht ihn kopfschüttelnd an.
„Mein lieber Bruder wurde, noch vor Beendigung seines Studiums, von dem besten Architekturbüro des Landes abgeworben und hat schon in allen Herren Länder seine Projekte verwirklicht. Ganz ehrlich Kay, du musst dir unbedingt mal etwas von ihm anschauen, er ist begnadet.“ Sagte Dania stolz und ich sah ihn anerkennend an.
„Wahnsinn.“ Sage ich staunend und er nickt verlegen.
„Und Frau und Kinder?“ lache ich und er sieht mich überrascht an.
„Nein und Nein.“ Sagt er knapp und grinst schelmisch. Mein Herz macht einen kleinen Satz und ich ärgere mich über mich selber, zum Glück fange ich mich schnell wieder.
„Schwer sich fest zu legen, wenn einem die Frauenherzen nur so zu fliegen… Oder?“ erwidere ich vielsagend.
„Oh, wie witzig du doch bist.“ Er sieht mich lachend und kopfschüttelnd an.
„So Leute, was machen wir jetzt mit dem angebrochenem Abend?“ Logan sieht in die Runde und klatscht in die Hände.
„Wie wäre es mit ein wenig Clubbing?“ grinst Dania und sieht in die Runde.
„Aber immer doch.“ Stimmt Dean strahlend zu und sieht mich an. „Musst du morgen hoch?“ fragt er.
„Nein, nein ich habe das erste Mal ein ganzes Wochenende frei, ich muss erst Dienstagmorgen wieder hin.“ Ich winke ab.
Es ist komisch, kaum wieder mit meinen Freunden zusammen habe ich beinahe das Gefühl nie weg gewesen zu sein.
Ich bin froh darüber, dass Dean mir nach gelaufen ist. Als wir aufstehen nehme ich seine Hand und er sieht mich an.
„Danke.“ Flüstere ich, er gibt mir einen Kuss auf die Stirn und wir gehen zu seinem Auto.
Wir fahren ein wenig weiter in die Stadt und gehen zu einem der angesagtesten Clubs Dublins. Schnell werden wir in unserer Vorfreude ausgebremst.
„Tut mir leid heute nur Gästeliste!“ sagt der Türsteher und sieht mich erbost an. Ich mache automatisch einen Schritt zurück und Nic legt seinen Arm um meine Taille.
„Würde es dir was ausmachen nachzusehen, ob wir nicht doch drauf stehen?“ er sieht den Türsteher fragend an, er sieht erst mürrisch drein, dann hellt sich seine Miene auf.
„Klar Dom, immer rein!“ lacht er und öffnet das rote Satinband.
„Man du hast Kontakte.“ Ich sehe Nic anerkennend an.
„Spinn nicht rum Kay.“ Lachte er beugt sich zu mir „Ich habe diesen Club entworfen.“ Er zwinkert mir zu.
„Angeber.“ necke ich ihn und er schüttelt lachend seinen Kopf.
Wir gehen alle zur Bar und bestellen uns Cocktails. Dann setzen sich die Männer an die Bar. Mal ehrlich, für was gehen die meisten Männer in einen Club? Sie sitzen doch nur am Tresen und halten ihn fest damit er nicht umkippt. Ich sehe die Vier kurz an ehe ich von Lynn und Dania auf die Tanzfläche gezogen werde. Ich sehe mich ein wenig im Club um und Dania fängt meinen Blick auf.
Ich recke meinen Daumen in die Höhe, der Club ist wirklich klasse.
Schnell wird es mir zu warm, ich ziehe meinen Blazer aus und laufe zu Dean.
„Kannst du mal eben?“ ich halte ihm den Blazer hin.
„Klar.“ Er grinst und nimmt mir die Jacke ab, ich werfe meine Arme übermütig in die Luft und will zurück zu den Mädels laufen.
Dean hält mich am Arm fest.
„Sag mal hast du ein Tattoo auf deinem Rücken?“ fragt er erstaunt.
„Ja.“ Sage ich und grinse breit, er sieht mich an als hätte ich eine Todsünde begangen.
„Zeigen.“ Fordert er mich mehr wie skeptisch auf.
„Hier? Vor all den Leuten?“ erwidere ich gespielt schockiert.
„Mach schon!“ winkt er ab.
Ich ziehe mein Shirt ein wenig hoch und man erkannte nun den Schriftzug der sich von meinem rechten Rippenbogen hinunter zu meiner Hüfte erstreckte, Irish Spirit verziert mit Shamrocks und einer Kleeblattranke, steht dort und ich grinse ihn an.
„Wann hast du denn das machen lassen?“ fragt er immer noch geschockt und ich lache auf.
„Vor fünf Jahren, du Spaßbremse.“ Ich knuffe ihn in die Wange und laufe zurück zu den anderen.
Wir Mädels haben so viel Spaß, es ist als wenn wir uns schon ewig kennen und Lynn und ich kommen wirklich super mit einander aus. Ich drehe mich lachend um meine eigene Achse als mich plötzlich starke Arme fest halten. Ich sehe erstaunt auf und blicke in Nic seine warmen braunen Augen.
Er kommt mit seinem Mund ganz Nahe an mein Ohr, damit ich ihn auch verstehen würde. „Wir wollen los. Es ist kurz nach 3.“ Sagt er mit seiner tiefen samtigen Stimme und ich bekomme eine Gänsehaut. Ich grinse und ziehe eine Flunsch. Er zuckt nur entschuldigend mit seinen Schultern und ich sage Dania und Lynn Bescheid.
„Was schon los?“ Dania sieht Chris traurig an.
„Och komm Süße, wir waren lange genug hier.“ Er nimmt sie in den Arm.
Logan kommt mit einer jungen Frau zu uns und ich sehe ihn an.
„Wollt ihr los?“ fragt er in die Runde.
„Ja und wir erwarten gar nicht dass du mitkommst.“ Lache ich. „Du bist unverbesserlich.“ Flüstere ich ihm zu und er zuckt lächelnd mit den Schultern.
Dean gibt mir meinen Blazer wieder und ich ziehe ihn mir wieder über. Alle zusammen treten wir hinaus in die kalte Aprilnacht Dublins. Ich krame mein Handy aus meiner Hosentasche.
„Was hast du denn jetzt vor?“ Dean sieht mich fragend an.
„Ich rufe mir ein Taxi.“ Erwidere ich.
„Ach was…“ Nic kommt zu mir „… Ich fahre dich schnell rum.“
„Aber ihr müsst alle nach Howth und ich nicht, ich nehme mir ein Taxi.“ Winke ich lächelnd ab.
„Komm schon Tinkerbell.“ Grinst er und ich grinse ebenfalls.
„Das weißt du noch?“ lächle ich.
„Ja klar…“ er sieht zu Dania die ebenfalls breit grinst.
„Wir haben dieses bescheuerte Video mindestens 500 Mal gesehen und du liebtest diesen Film abgöttisch.“ Er lächelt und sieht mich liebevoll an.
„Ich habe die Kassette immer noch.“ Gestehe ich und alle lachen auf.
„Echt?“ Dania sieht mich kopfschüttelnd an.
„Ja. Ab und zu schaue ich sie mir immer noch an.“ Ich kaue verlegen auf meiner Unterlippe.
„Also du kommst jetzt mit mir mit? Dania und Chris fahren bei Dean und Lynn mit.“ Nic nimmt mich an die Hand, ich merke dass er gar keine Antwort erwartet und gebe mich geschlagen. Wir winken den anderen zu, da Nic sein Auto anscheinend woanders steht und machen uns auf den Weg.
„Tinkerbell also?!“ lächelt Nic und ich sehe verlegen zu Boden.
„Ja.“ Sage ich leise und will meine Hand weg ziehen, doch er hält sie fest und lächelt mich an.
„Nicht das du noch mal weg läufst.“ Er zwinkert mir zu und ich sehe erneut zu Boden.
„Es war falsch, es war im Nachhinein betrachtet alles falsch.“ Sage ich resigniert und bleibe stehen.
„Kay?“ Nic nimmt mein Gesicht in seine Hände. „Du hast nichts falsch gemacht. Wärst du nicht dem Weg gegangen, dann wärst du jetzt nicht die, die du bist.“ erklärt er mir eindringlich und ich schaue lächelnd auf.
„So weise Worte?“ ich sehe ihm in die Augen.
„Ja, manchmal bin ich richtig gut.“ Erwidert er lächelnd und küsst meine Nasenspitze.
„Spinner.“ Lache ich und wir gehen weiter, wir müssen ein ganzes Stück durch die Einkaufspassage gehen und ich sehe in die Schaufenster an denen wir vorbei gehen. Plötzlich entdecke ich etwas und mache mich los. Ich laufe zu dem Schaufenster und sehe einen Sessel, genauso einen hatte mein Dad früher gehabt. Es ist natürlich schon ein älteres Model, er ist leicht ramponiert, in dunklem grün und er dient lediglich als Requisite für die Bücher. Denn es ist wie mir nun auffällt, eine Buchhandlung.
„Na, ein gutes Buch?“ Nic taucht neben mir auf und ich sehe ihn prüfend an.
„Nein, einen solchen Sessel hatte mein Dad, nur war seiner in ganz dunklem weinrot. Ich saß immer auf der Lehne, wenn er mir als Kind vorlas.“ Erinnere ich mich wehmütig und sehe lächelnd zum Sessel.
„Schöne Erinnerungen?“ er legt sanft seinen Arm um meine Schultern. Ich merke, dass mir wirklich langsam kalt ist und die Wärme, die er ausstrahlt, ist angenehm.
„Ja, er fehlt mir immer noch jeden Tag.“ Flüstere ich und wische mir verstohlen eine Träne weg.
Wir gehen weiter, sein Arm liegt um meine Schultern und jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach.
„Sag mal, wo parkst du eigentlich?“ lächelnd sehe ich zu ihm.
„Dort hinten im Parkhaus.“ Er deutet auf ein dunkles Gebäude und ich nicke, ich schlinge meine Arme um meinen Körper und er zieht mich dichter zu sich.
Endlich nach weiteren 10 Minuten Fußweg erreichen wir das Parkhaus und steigen in sein Auto.
Ich erkläre ihm den Weg zu meiner Wohnung und 10 Minuten später parkt er in zweiter Reihe vor meinem Haus.
„Danke Nic.“ Ich drehe mich zu ihm und nehme ihn fest in den Arm.
„Hast du morgen schon was vor? Dean und ich wollen mal wieder squashen gehen und Lynn kommt auch mit.“ Er grinst mich an.
„Klingt gut, aber ich warne dich, ich bin richtig gut.“ Ich zwinkere ihm zu.
„Um 13 Uhr? Ich hole dich ab.“ Übergeht er meine Kampfansage und ich nicke lächelnd. „Dann sehen wir ja wie gut du wirklich bist.“ Grinst er und ich steige aus. Kurz drehe ich mich noch mal um und winke ihm zu, ehe er los fährt. Mein Herz hämmert in meiner Brust, gerade so als ob ich den ganzen Weg hierher gelaufen wäre. Ich atme tief ein und schließe die Haustür auf.
Nein Kayla… das ist eine ganz schlechte Idee. Rede ich mir selbst ins Gewissen.
Du kennst ihn schon ewig, er ist Danias Bruder und Deans bester Freund. Ganz schlechte Idee!
Ich laufe die Treppen hoch, schließe meine Wohnungstür auf und verschwinde keine 5 Minuten später in meinem Bett. Erst gegen 11 Uhr werde ich langsam wach, schon erstaunlich, da ich erst um kurz nach 4 Ihr im Bett war. Aber ich fühle mich annähernd fit und schlurfe erst einmal unter die Dusche um meine restlichen Lebensgeister zu wecken.
Nachdem mir das wirklich gut gelungen ist gehe ich in die Küche und mache mir einen Tee. Ich gehörte noch nie zu den Leuten die sich viel aus Kaffee machen. Im Krankenhaus lasse ich mich ab und zu darauf ein Kaffee zu trinken, aber privat besitze ich nicht einmal eine Kaffeemaschine.
Eine schöne Tasse Tee ziehe ich einfach vor, aber neue Kaffee Mischgetränke probiere ich gerne aus. In San Diego hatte auf meinem Weg zur Arbeit ein Starbucks gelegen und ich hatte mich fast durch das gesamte Sortiment probiert. Hier habe ich bisher noch keinen gesehen, aber ich nehme mir fest vor Dean nach einem zu fragen.
Dean…
Ich kann nicht glauben was gestern Abend passiert ist.
Er hat mich mit offenen Armen empfangen und alle meine Befürchtungen stellten sich als Unnütz heraus.
Ich bin ihm so dankbar dafür… Unendlich dankbar.
Endlich kann ich meinen Ballast abwerfen und anfangen nach vorne zu schauen.
Mein Handy piept lautstark und ich nehme es verwundert zur Hand.
Eine SMS von Dean, stelle ich mit einem grinsen fest.
Schon wach? Squash? Kuss


Ich lächle seine Art der SMS hat sich also nicht geändert, immer so kurz wie möglich.
Ja, ich bin wach! Ich komme mit, alles schon mit Nic besprochen, er holt mich um 13 Uhr ab. Bis dann Kuss


Ich drücke auf senden und stelle mit einem Blick auf die Uhr fest das es bereits kurz nach 12 Uhr ist und ich langsam in die Gänge kommen muss. Schnell gehe ich ins Bad, binde mir meine Haare zusammen und suche meine Sportsachen zusammen.
Dean und ich spielen schon seit unserer Kindheit Squash und irgendwann haben wir dann Nic und Dania angesteckt.
Nach etwas suchen finde ich meinen Squash Schläger, meine dunkelblauen Schweißbänder und mein passendes Stirnband. Ich packe mein bauchfreies, altes und nicht mehr ganz blaues UCSD - Top und meine kurzen schwarzen Nike Shorts ein. Dann laufe ich durch die Wohnung und suche meine Sportschuhe, bis ich sie endlich auf der Heizung im Wohnzimmer finde. Zum Glück habe ich sie gestern zum Trocknen darauf gelegt, denn ohne richtige Sportschuhe hätte ich wohl weder gegen Dean noch gegen Nic eine Chance.
Schlussendlich schlüpfe ich in meine Lieblingsjeans und ich ziehe mir meinen Kuschelpulli drüber.
Als ich die Tasche in den Flur stelle fällt mein Blick erneut auf die große Uhr. 12:32 Uhr, ich bin richtig gut in der Zeit.
Ich setze mich auf die Couch und nehme mir einige Akten, die ich mir aus dem Krankenhaus mitgenommen habe, zur Hand und studiere die Fälle. Als es klingelt zucke ich zusammen und erschrecke mich fast zu Tode. Immer wenn ich meine Nase in Bücher oder Akten stecke merke ich gar nicht wie die Zeit vergeht.
„Ja?!“ melde ich mich an der Gegensprechanlage, wohl wissend wer da ist.
„Privater Fahrservice.“ Lacht Nic unten in den Lautsprecher.
„Bin in einer Minute da.“ Erwidere ich ebenfalls lachend.
Ich ziehe meine Stiefel und meine Jacke über, nehme meine Sporttasche, schließe ab und laufe die Treppe nach unten.
„Tatata.“ Komme ich lachend aus der Tür gesprungen.
„Du hast echt einen Knall.“ Grinst Nic und hält mir die Beifahrertür auf.
„Danke für die Blumen.“ Ich grinse ihn ein, werfe meine Tasche auf den Rücksitz und er schließt meine Tür.
Er setzt sich hinters Lenkrad und wir fahren einmal quer durch die Stadt, das Radio dudelt vor sich hin und ich kann es mir nicht verkneifen laut und falsch mit zu singen.
„Oh Kay, das ist schrecklich.“ Lacht er.
„Ich bin ja auch Ärztin und keine Sängerin!“ erwidere ich lächelnd und singe weiter falsch mit.
Nun steigt er mit ein und er singt auch nicht einen Deut besser wie ich, wir lachen so sehr das ich Bauchschmerzen bekomme.
Als Nic neben Dean seinem Auto, vor einer Sporthalle, parkt steigen wir beide lachend aus.
„Was habt ihr denn gemacht?“ Dean sieht uns fragend an.
„Oh man, Kay hat ihr Nichttalent was singen angeht unter Beweis gestellt. Ich hoffe wirklich, das sie als Ärztin besser ist.“ Lacht Nic.
„Hey.“ Ich boxe ihn in die Rippen.
„Erst einmal Guten Morgen!“ Dean nimmt mich in den Arm.
„Guten Morgen?“ frage ich lächelnd und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.
„Na ja, fast.“ Grinst er und seine Augen blitzen auf.
Lynn begrüßt zwischenzeitlich Nic und nun tauschen wir.
„Hey.“ Sage ich lächelnd zu ihr und sie nimmt mich fest in den Arm.
„So, umziehen.“ Scheucht uns Dean in die Halle.
„Immer locker bleiben.“ Lynn sieht ihn empört an.
„Ladies, würdet ihr euch bitte in eure Sportklamotten werfen? Ich würde heute wirklich gerne noch eine Runde Squasch spielen.“ Dean zieht eine Augenbraue hoch.
„Aber gerne doch.“ Erwidert Lynn überlegen lächelnd. Sie harkt mich unter und wir gehen in die Umkleide.
Ich nehme mir den erstbesten Spind und ziehe mich um.
Lynn sieht mich prüfend von der Seite an.
„Was?“ lache ich.
„Also mal ehrlich…“ sie sieht mich kopfschüttelnd an „… Isst du auch ab und zu mal was?“
„Ich esse sogar regelmäßig.“ Erwidere ich lächelnd.
„Ich kann Diät machen solange ich will, das hier…“ sie deutet auf ihren kleinen Bauch „… geht nie weg.“ Stöhnt sie.
„Wenn du mal Lust und Zeit hast, dann zeige ich dir ein paar richtig gute Übungen.“ Ich grinse breit und sie erwiderte es „Aber ganz ehrlich, ich mag dich so wie du bist.“ Ich lächle sie an.
Sie ist ein wenig kleiner wie ich und hat eine schöne weibliche Figur, nicht zu viel und nicht zu wenig. Alles ist genau da wo es hin gehört.
Mit mir selbst bin ich zufrieden, ich meine in meinem Job ist es schwer auf ausgewogene Ernährung zu achten, aber all das was man vielleicht an unnötigen Kalorien zu sich nimmt, trainiert man in einer Schicht problemlos wieder ab. Ich halte seit Jahren mein Idealgewicht von 60 kg bei 1,73 m. Meine weiblichen Argumente sind mit Körbchengröße C gut ausgebaut und ich weiß sie einzusetzen.
Grinsend kommen wir beide aus der Umkleide, Nic und Dean sitzen auf einer Bank und warten auf uns.
„Na endlich!“ stöhnt Dean.
„Ist ja gut.“ Erwidern Lynn und ich wie aus einem Mund.
„Doppel?“ Nic sieht uns fragend an und wir nicken eifrig.
Wir gehen in eine der Squashkabinen und dann geht es auch schon los. Ich habe seit knapp 3 Monaten kein Match gehabt, aber ich finde mich schnell wieder ein. Wir donnern die Bälle an die Wand und nach einer Stunde macht Lynn schlapp.
„Mal ganz ehrlich, kommt ihr von einem anderen Stern?“ sie sieht uns fragend an und keucht.
„Was meinst du?“ ich nehme einen großen Schluck aus meiner Wasserflasche.
„Man, so wie ihr auf die Bälle drescht, bin ich froh, das ich noch keinen abbekommen habe.“ Sie sieht uns nach einander mit großen Augen an. „Also ich bin fürs Erste fix und fertig.“ Sagt sie und hebt die Hände „Ich gehe nach draußen und schaue, ob ich irgendwann wieder gleichmäßig atmen kann.“ Sie verlässt die Halle.
„Darf ich bitten?“ Dean sieht mich an und ich nicke lächelnd.
„Gut, das nächste Match gehört dann aber mir.“ Nic grinst mich an und geht zu Lynn nach draußen. Durch die Glasscheibe sehe ich, wie er sich zu ihr setzt und uns beide gespannt ansehen.
Dean und ich schenken uns wirklich nichts und ich muss um manche Bälle ganz schön kämpfen.
„Man, bist du gut Kayli.“ Sagt Dean anerkennend und ich stütze meine Arme auf meine Knie um wieder Luft in meine Lungen zu bekommen.
„Ich denke, ich bin ganz gut in Form.“ Erwidere ich und komme wieder hoch.
Dean gewinnt nach 50 Minuten das Match ganz knapp und wir gehen nach draußen.
„Hey, wir haben noch was zu klären…“ ich sehe zu Nic „… Von wegen ich kann nicht singen.“
„Aber jetzt bist du am Ende, ich gewinne so oder so.“ erwidert er selbstsicher.
„Das klären wir da drinnen.“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch und deute auf die Halle.
Er sieht mich prüfend an und steht schließlich auf. Ich nehme einen großen Schluck Wasser, nehme meinen Schläger wieder in die Hand und folge ihm.
Wenn ich nur eine Sekunde daran gedacht habe, dass er mich ein wenig schonen würde, dann war ich auf dem Holzweg. Wir haben Gleichstand und langsam muss ich wirklich kämpfen, ich spiele jetzt über 1 ½ Stunde und egal wie gut ich in Form bin, meine Kräfte lassen nach.
Der nächste Ball entscheidet und er hat Aufschlag, er drischt den Ball und ich bekomme ihn gerade noch so. Dafür muss ich einen gewagten Hechtsprung machen, aber es lohnt sich. Ich gewinne und bleibe auf dem Boden liegen.
„Gewonnen.“ Keuche ich und er sieht mich grinsend an.
„Man, wenn du in allem so eine Ausdauer hast…“ lacht er und hilft mir hoch.
„Glaub mir, die habe ich.“ erwidere ich atemlos und zwinkere ihm zu.
Lynn applaudiert mir als ich zusammen mit Nic aus der Halle komme.
„Man ich dachte, ihr erschlagt euch da drinnen.“ Lacht sie und ich setze mich auf eine Stufe auf den Boden.
„Sie hat dich abgezockt Dom.“ Dean sieht grinsend zu Nic.
„Sie ist echt gut.“ Gesteht dieser und lässt sich neben mir auf die Stufe plumpsen, auch er keucht und die beiden sehen uns grinsend an.
„Dann gehen wir noch mal, kommt erst einmal wieder zu Atem.“ Lacht Dean und er und Lynn gehen nun in die Halle.
Ich nehme mein Stirnband ab und unzähligen Strähnen fallen mir ins Gesicht. Ich lasse mich nach hinten fallen und versuche meine Atmung unter Kontrolle zu bringen.
„Man Kay, du hast mich echt geschlagen.“ Nic sieht anerkennend zu mir..
„Das war Sinn und Zweck der Übung.“ Ich sehe nun zu ihm und er lächelt.
„Frieden?“ er reicht mir seine Hand.
„Frieden.“ erwidere ich und nehme die angebotene Hand, einen Moment hält er meine Hand fest und ich sehe ihm in die Augen.
Was passiert hier nur?
Ich kann es mir nicht erklären, aber Nic löst Gefühle in mir aus, von denen ich eigentlich erst einmal die Nase voll habe. Gleichzeitig übt er eine fast unnormale Anziehungskraft auf mich aus und ich kann mich ihm einfach nicht entziehen.
Wir sehen uns einen Moment in die Augen und lächeln.
„Kayli!“ ruft Dean panisch und ich sehe in die Halle, Lynn liegt am Boden. Ich springe auf und laufe in die Halle.
„Was ist passiert?“ ich sehe zu Dean.
„Sie hat einen Ball an den Kopf bekommen.“ Gibt er kleinlaut zu und ich beuge mich über Lynn, sie hat die Augen schon wieder geöffnet und sieht mich an.
„Alles klar Lynn?“ frage ich besorgt und helfe ihr dabei sich auszusetzen.
„Geht.“ Sie befühlt sich den Kopf.
„Zeig mal her.“ Sage fürsorglich ich und nehme ihre Hand weg. Sie hat schon jetzt einen schönen Abdruck vom Ball am Haaransatz und ich taste vorsichtig drum herum.
„Sag mir, wenn es weh tut.“ Bitte ich sie.
„Witzig, mein ganzer Kopf tut weh.“ Grinst sie schief und ich lächle.
„Also erstens, ist es nicht schlimmes und zweitens, solltest du es kühlen.“ Ich helfe ihr auf die Beine.
Nic kommt mit einer kalten Flasche Wasser zurück und ich drücke sie Lynn auf ihre Beule.
„Aua.“ Gibt sie gequält von sich.
„Entweder du drückst die Flasche jetzt da drauf, oder du hast morgen ein blaues Horn.“ Grinse ich wissend und wir gehen nach draußen.
Wir setzen uns auf einer der Bänke und Dean sieht Lynn besorgt an.
„Hey Dean, ihr Kopf ist noch dran.“ Sage ich sicher und er grinst leicht.
„Tut mir leid so leid mein Schatz.“ Er nimmt Lynns freie Hand.
„So ist das eben.“ erwidert sie und grinst ihn an.
„Im Sport und in der Liebe ist alles erlaubt.“ Sagt Nic und ich verdrehe lachend meine Augen.
Schon als wir Kinder und später Jugendliche waren, vertrat er diese Meinung, auch gegen mich und Dania. Er ist einer der ehrgeizigsten Menschen die ich kenne.
„Tja, hat dir heute nicht geholfen.“ erwidere ich süffisant.
„Revange?“ seine Augen funkeln mich an.
„Noch ein Spiel überlebe ich heute nicht…“ winke ich ab und sehe ihn an, auch er ist verschwitzt und sieht nicht aus als würde er noch ein Match überstehen. „… Beim nächsten Mal?“ ich sehe ihn fragend an und er grinst.
„Versprochen?“ er hält mir seine Hand hin.
„Versprochen!“ sage ich und grinse triumphierend.
„Ich denke für heute haben wir alle genug.“ Mischt sich Dean ein und wir alle nicken zustimmend.
Wir gehen in die Umkleideräume und nach einer heißen Dusche sehe ich mit Lynns Beule noch mal an.
„Na wie geht es deinem Kopf?“ ich sehe sie mitleidig an, ich weiß nur zu gut wie sehr so ein Squashball, von Dean geschlagen, weh tun kann.
„Ist noch dran, hat zumindestens meine Ärztin gesagt.“ Sie zieht sich ihren Pullover über den Kopf.
„Schlaue Ärztin.“ Lache ich.
„Ich denke schon.“ Stimmt sie in mein lachen mit ein.
Wir gehen nach draußen und wie nicht anders zu erwarten, sind die Jungs schon fertig.
„So, nun ab nach Hause mein Schatz, ich werde dich ein wenig pflegen.“ Sagt Dean und nimmt Lynn in den Arm.
Wir gehen alle zu den Autos und ich verabschiede mich von Dean und Lynn.
Ich steige zu Nic ins Auto und wir fahren schweigend zu mir, wir sind einfach beide ausgepowert.
„Nächsten Samstag wieder?“ ich sehe ihn fragend an, als er vor meinem Haus hält.
„Nein leider nicht, ich bin jetzt erst einmal 3 Monate in Dubai.“ Er sieht mich entschuldigend an.
„Ach, so. Ist ja nicht so schlimm.“ sage ich ein wenig enttäuscht. „Dann viel Spaß!“ ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange.
„Danke.“ Flüstert er und ich steige lächelnd aus.
Wieder drehe ich mich um und winke ihm zu, bevor ich meine Haustür aufschließe.
Oben angekommen mache ich es mir mit meinen Akten gemütlich und genieße einen entspannten Samstag, es ist ungewohnt mal wieder so viel Freizeit zu haben, aber ich genieße es wirklich. Abends schaue ich mir tatsächlich mal einen ganzen Film im Fernsehen an und gehe gegen Mitternacht ins Bett.
Als ich in meinem Bett liege und an meine Decke starre, taucht Nics Gesicht auf und ich merke wie mein Herz schneller schlägt.
Nach der Katastrophe mit Tom kann ich solche Art von Gefühlen gerade gar nicht gebrauchen, aber was soll ich gegen mein Herz tun?
Ich kann mir immer wieder nur gut zureden und abwarten das es vorbei geht.
Mit einem Lächeln schlafe ich schließlich ein und fühle mich ausgeruht und habe erstaunlicher Weise keinen Muskelkater, als ich gegen Mittag aus meinem Bett steige und mich erst einmal mit einem Tee versorge.
Das Klingeln meines Handys schrillt durch die Wohnung, atemlos gehe ich ran als ich endlich finde.
„Kayla Johnsen.“ Melde ich mich.
„Hey Kayli! Wo habe ich dich denn her geholt?“ fragt Dean lachend.
„Nirgendwo her, mein Handy war noch in der Sporttasche.“ Erwidere ich lächelnd.
„Willst du heute Nachmittag vorbei kommen?“ fragt er und ich nicke bis mir einfällt, dass er mich nicht sehen kann.
„Klar, ich freue mich.“ Antworte ich schnell.
„Super, so in einer Stunde? Lynn hat Kuchen gebacken.“ Er macht Schmatzgeräusche und ich lache auf.
„Klingt super!“ pflichte ich ihm bei, obwohl ich Lynns Backkünste nicht kenne und mein Bruder ein Allesfresser ist.
„Bis dann!“ ruft er ins Telefon und legt auf.
Lächelnd sehe ich auf mein Handy, manchmal hat mein Bruderherz echt einen Knall.
Ich gehe ins Schlafzimmer und tausche meinen Jogginganzug gegen eine Jeans und einen einfachen dunkelgrauen Pullover mit V-Ausschnitt.
Ich angle meine Jacke von der Garderobe und schnappe meine Handtasche, ehe ich die Tür zu ziehe und mich auf den Weg mache.
Als ich bei Lynn und Dean ankomme, stelle ich erstaunt fest das auch Dania, Chris und Nic da sind.
„Wo ist denn Logan?“ frage ich grinsend, nachdem ich alle mit einem winken begrüßt habe.
„Keine Ahnung, er war gestern Abend los und ist wahrscheinlich noch nicht von den Toten auferstanden.“ Lacht Chris und ich feixe.
„Typisch.“ Grinse ich.
„So, kommt einer mit helfen?“ Lynn steht in der Tür zur Küche und ich folge ihr.
Prüfend sehe ich sie an, trotz unserer Kühlversuche am Vortag hat sie eine ziemlich schlimme Beule die in allen Farben des Farbspektrums leuchtet.
„Zeig mal her.“ Ich gehe zu ihr und streich ihr ihren blonden Pony aus dem Gesicht.
„Autsch.“ Sie verzieht das Gesicht als ich ihre Beule leicht berühre.
„Ich habe unten im Auto noch eine Salbe, ich hole sie gleich mal, dann ist es morgen nicht mehr so schlimm.“ Ich schaue sie an und sie nickt dankbar.
Nic kommt in die Küche und ich drücke ihm den Stapel Teller in die Hand die auf der Anrichte stehen.
„So, du deckst fein den Tisch und ich hole mal was für Lynn.“ Ich lächle ihn an und verlasse die Küche. Dann drehe ich mich nochmals um und sehe ihn prüfend an.
„Ich denke du bist in Dubai?“ ich grinse ihn an.
Er schließt zu mir auf „Morgen früh geht es los…“ er grinst breit und gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Es sei denn du möchtest das ich jetzt schon gehe.“ Er sieht mich durchdringend an.
„Nein, ich freue mich, dass du hier bist.“ Erkläre ich ihm lächelnd.
Wie sehr ich mich wirklich freue muss ich ihm ja nicht auf die Nase binden.
Ich laufe zu meinem Wagen und hole die Salbe für Lynn, als ich wieder hoch komme ist der Tisch gedeckt und alle haben Platz genommen.
Ich gehe zu Lynn in die Küche und reibe ihre Stirn mit der Salbe ein.
„Hier immer wieder drauf machen, die zieht das Blut und das Wasser aus dem Gewebe.“ Lächle ich und gebe ihr die Tube.
„Danke Kay…“ sie hält mich fest „Danke auch das du zurück gekommen bist, du hast ihm sehr gefehlt.“ Sie sieht mich unendlich dankbar an und ich schlucke schwer.
„Er hat mir auch unglaublich gefehlt.“ Gestehe ich.
„Ich bin echt froh, dass du da bist.“ Sie nimmt mich in den Arm. „Und das nicht nur wegen Dean.“ Sie zwinkert mir zu und ich übergehe das einfach mal.
„Ich bin froh dass Dean eine so süße Freundin hat.“ Grinse ich und sie lacht.
„Vielen Dank. Belassen wir es dabei, das wir uns beide ziemlich toll finden.“ Sie macht einen Knicks, ich lache auf und nehme die große Thermoskanne während sie mir mit dem Kuchen folgt.
Ich finde meinen Platz neben Nic und mein herz schlägt mir bis zum Hals.
Warum in aller Welt macht er mich dermaßen nervös?
Gott, ich habe eine 10jährige Beziehung hinter mir, ich muss erst einmal durch atmen…
Der Nachmittag ist so lustig und ich bin ein wenig traurig, als sich Dania und Chris gegen Abend verabschieden.
Ich komme mir vor wie zu alten Zeiten, als wir alle zusammen bei einem von uns gesessen haben und uns über alles Mögliche unterhalten haben. Ich genieße es mehr als ich zugeben will, in Nic seiner Nähe zu sein und als er um 20 Uhr auch los muss, sehe ich ihn ein wenig traurig an.
„Ich wünsch dir viel Spaß.“ Ich nehme ihn in den Arm.
„Danke. Ich melde mich.“ Verspricht er und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. Er überragt mich ein ganzes Stück, aber seine körperliche Präsenz wird mir gerade mal wieder so richtig bewusst, ich schmiege mich an seinen starken Oberkörper.
„Du wirst mir fehlen.“ Flüstere ich und er grinst mich an.
„Du mir auch Tinkerbell.“ Er zieht mich erneut in seine Arme.
„Komm Dom…“ drängt Dean ihn, weil er ihn rum fahren soll. „Ich will den Anfang von dem Film gleich sehen.“ Er zieht ihn ungeduldig aus der Tür und ich grinse Nic an.
„Ich bin froh, dass du wieder da bist.“ Ruft mir Nic zu und ich lache auf.
„Das habe ich heute schon öfter gehört, aber Danke.“ Ich winke ihm zu und die Tür fällt ins Schloss.
Ich gehe zu Lynn ins Wohnzimmer und helfe ihr beim aufräumen des Durcheinanders, was die anderen hinterlassen haben.
Sie sieht mich prüfend von der Seite an.
„Er gefällt dir?“ fragt sie leise und ich sehe erstaunt auf.
„Ich kenne ihn schon mein ganzes Leben, er ist so etwas wie mein zweiter großer Bruder.“ Winke ich ab und weiß selber dass das nicht sehr überzeugend klingt.
„Gefühle ändern sich manchmal.“ Sinniert sie und wir gehen in die Küche. Ich beginne den Geschirrspüler einzuräumen und versuche ihrem durchdringenden Blick auszuweichen.
„Verwirrt?“ sie legt ihre Hand auf meine Schulter.
„Wie noch nie in meinem Leben…“ ich atme tief durch und sehe sie an „… Gott, er war immer der beste Freund meines Bruders und Danias großer Bruder, nie mehr…“ ich seufze tief„… Und dann sehe ich ihn fast 10 Jahre nicht und plötzlich ist er all das nicht mehr…“ ich fahre mir durch die Haare „… Plötzlich ist er der Mann der mich nervös macht.“ Ratlos sehe ich sie an „Ich komme aus einer 10jährigen Beziehung und ich weiß nicht ob es überstehen würde, nochmals so verletzt zu werden.“
Plötzlich bricht alles aus mir heraus und ich sehe sie entschuldigend an. Irgendjemanden muss ich es erzählen, sonst ersticke ich daran und zu Dania kann ich ja schlecht gehen. Es geht hier um ihren großen Bruder.
„Komm mal her Kay.“ Sie nimmt meine Hand und bugsiert mich auf einen Stuhl. „Also, ich kenne Dom jetzt seit 6 Jahren und ich sage dir, so wie er dich ansieht, wenn er meint keiner beobachtet ihn…“ sie grinst „… Da ist was. Was müsst ihr schon raus finden, aber deine Angst sollte dich nicht davon abhalten ab und zu ein Risiko einzugehen.“ Sie legt ihre Hand auf meine.
„Danke Lynn.“ Sage ich leise und sehe auf, in ihre strahlend blauen Augen.
„Dafür doch nicht…“ sie schüttelt lächelnd den Kopf „… Das ist das erste Mal seit dem ich ihn kenne, das ich Dom so sehe und ich finde er hat es verdient.“ Sie zwinkert mir zu.
„Du bist echt lieb.“ Ich stehe auf und nehme sie in den Arm.
„Ich weiß wie verwirrt man sein kann, in Dean habe ich auch über ein Jahr lang nur einen Freund gesehen. Plötzlich, mit einem Schlag und ohne Vorwarnung änderte sich alles…“ sie lächelt „Und bei ihm anscheinend auch, er musste sich aber ins Zeug legen. Ich meine, so leicht bin ich nicht zu haben.“ Ihr lachen erfüllt den Raum und ich verstehe meinen Bruder, Lynn ist einfach nur zum lieb haben.
Als Dean zurück kommt sehen wir uns den Film an und erst gegen Mitternacht komme ich nach Hause. Ich bin wirklich dankbar das ich den Montag noch frei habe und verbringe ihn, nachdem ich eine Runde joggen war, ausschließlich auf meiner Couch.
Mein Handy vibriert auf meinem Tisch und ich nehme es zur Hand. Als ich mir wieder die Akten vorgenommen habe, habe ich es auf lautlos gestellt.
Hallo Tinkerbell! Ich bin gut angekommen und ich muss zugeben du fehlst mir. Ich hoffe inständig du bist nicht wieder weg, wenn ich zurück komme. Ich werde mich jetzt nach meinem Arbeitstag an den Pool legen und die Sonne genießen. In Liebe Nic


Ich grinse und sehe auf die Uhr, es ist Mittag und ich sehe im Computer nach wie viel Zeitverschiebung zwischen Dublin und Dubai liegt. Vier Stunden weiter und ich rechne aus, dass es bei ihm nun um 15:30 Uhr sein muss.
Hallo Nic! Genieße die Sonne für mich mit, ich glaube ich könnte eine Portion Sonne gut gebrauchen. Morgen heißt es wieder arbeiten und dann sitzen wir wieder im selben Boot. Kein Angst, ich werde nicht weg sein. Ich werde hier sein, wenn du wieder kommst. In Liebe Kay


Ich drücke lächelnd auf senden und widme mich dann wieder meinen Akten.
Erst am Abend bekomme ich eine neue SMS von Nic.
Gute Nacht Tinkerbell! Schlaf schön und träum süß. Kuss


Ich drücke auf antworten
Gute Nacht Nic! Zu deiner Information, es ist bei uns 18 Uhr und ich habe noch nicht vor ins Bett zu gehen. Träum auch schön. Ich schicke dir Feenstaub… Tinkerbell


Ich gehe früh zu Bett da ich am nächsten Morgen zum Frühdienst in der Notaufnahme sein muss. Als ich am nächsten Morgen aus dem Bad komme sehe ich, dass ich wieder eine SMS von Nic bekommen habe und nehme lächelnd mein Handy in die Hand.
Guten Morgen Tinkerbell! Ich wünsche dir einen wundervollen Tag! Ich schicke dir Sonne und eine Umarmung. In Liebe Nic


Ich antworte ihm noch ehe ich mich auf den Weg in die Klinik mache.
Guten Morgen Nic! Arbeite nicht so viel, ich muss jetzt los. Danke für die Sonne, aber noch ist sie nicht angekommen. Ich warte… In Liebe Tinkerbell


„Guten Morgen!“ begrüße ich Dylan überschwänglich, als ich umgezogen die Notaufnahme betrete und er grinst mich an.
„Scheint so, als wären dir die vier Freitage echt gut bekommen.“ Wir gehen nebeneinander her ins Arztzimmer.
„Ja…“ ich sehe ihn vielsagend an, dann kommt Anne auf mich zu und ich nehme sie in den Arm.
„Was ist denn jetzt?“ sie sieht mich verwundert an.
„Ich habe mit Dean geredet, mehr noch wir haben uns gesehen und er ist nicht böse. Er war nie böse.“ Erkläre ich ihr strahlend.
„Ich bin wirklich stolz auf dich.“ Sie knufft mich in die Wange.
„Hör auf damit.“ Wehre ich mich halbherzig und sie lacht auf.
„Sag deiner Frau, dass ich erwachsen bin.“ Ich drehe mich zu Dylan um und er hebt abwehrend die Hände.
„Glaubst du, ich bin lebensmüde und mische mich in die Streitigkeiten zweier Frauen ein?“ lacht er und betritt vor mir das Arztzimmer.
„Na danke.“ Ich verdrehe die Augen und wir beginnen unsere Morgenbesprechung.
Die nächsten drei Monate laufen an mir vorbei, ich bin vom Arbeitspensum echt am Limit, aber Dylan verspricht mir hoch und heilig, das wir bald einen weiteren Arzt bekommen und ich dann meine Überstunden abbummeln kann.
Ich treffe mich mindestens zwei Mal die Woche mit Dean und Lynn oder mit Chris und Dania.
Dublin ist wieder mein zu Hause.
Mein Ort, an dem ich mich wohl fühle…
Der Schmerz über die Trennung verschwindet ganz langsam, auch wenn ich es immer noch nicht ertragen kann sein Bild zu sehen. 10 Jahre kann man, selbst wenn man es will, nicht einfach aus dem Gedächtnis wischen. Der Schmerz sitzt tief, aber umso mehr er verblasst umso mehr kann ich meinen Kopf heben und in die Zukunft sehen.
Ich schreibe täglich SMS mit Nic und freue mich jedes Mal wenn eine SMS von ihm auf meinem Handy ist.
Dean hat es sich zur Aufgabe gemacht meine Wohnung zu verschönern und schleppt ständig neue Möbel an, aber so langsam nimmt es Gstallt an, es kehrt eine wohnliche und gemütliche Atmosphäre in meine Wohnung ein. Lynn und ich werden richtig gute Freundinnen und verstehen uns bald ohne Worte, sie ist die einzige die weiß welche Kämpfe ich mit mir wegen Nic ausfechte. Jeden Tag aufs Neue…
Dann endlich bekommen wir einen neuen Arzt für die Notaufnahme, Danny und schon nach ein paar Tagen arbeiten wir Hand in Hand und der Stress nimmt ein wenig ab.
„Was starrst du denn auf die Uhr?“ Anne schubst mich leicht an und ich sehe sie grinsend an.
„Nic kommt heute wieder und will mich abholen. Dean hat morgen Geburtstag und wir wollen noch ein Geschenk kaufen.“ Erkläre ich ihr grinsend.
„Ach der Nic, der nur der beste Freund von Dean ist?“ sie sieht mich vielsagend an.
„Oh Anne, bitte nicht jetzt.“ Ich lasse meinen Kopf auf die Tischplatte fallen.
„Schon gut Kleine.“ Sie streicht mir über die Haare.
„Anne.“ Seufze ich.
„Was denn? Ich mach doch gar nichts?“ sie streckt mir ihre Zunge raus und geht um den Tresen herum.
In den letzten Tagen ist es fast unerträglich heiß, es ist August und der Sommer hat Irland wirklich im Griff. Die Minuten zum durchatmen kann ich an einer Hand abzählen. Langsam kriecht der große Zeiger auf die 12 zu und der Kleine verharrt auf der 3, nur noch 20 Minuten, dann habe ich ein freies Wochenende vor mir.
Dean feiert seinen Geburtstag mit einer Strandparty und ich freue mich seit Wochen darauf, erst recht seitdem ich weiß, das Nic endlich wieder kommt.
Ich drehe mich zum Eingang und mein Herz setzt einen Schlag aus, da ist er! Nic ist endlich wieder da! Ich springe auf und falle ihm in die Arme.
„Nic! Wahnsinn bist du braun!“ ich bestaune ihn und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.
„Hey Tinkerbell.“ Er zieht mich in seine Arme „Du hast aber auch Farbe bekommen.“ Stellt er anerkennend fest und küsst meine Stirn.
„Tja und das von nur drei Mal an den Strand.“ Ich zwinkere ihm zu.
„Ich bin gleich fertig.“ Ich deute auf die Uhr und er nickt lächelnd.
Heute ist es bisher angenehm ruhig gewesen und ich hoffe auf einen pünktlichen Feierabend. Meine Hoffnungen werden jäh zerstört als unsere Notfallsirene schrill ertönt.
<< Emergency National Maternity Hospital, schwerer Autounfall Grove Road, drei Schwer Verletzte. 2 Erwachsene ein Kind. Wagen 34, 17 und 56 sind in 3 bis 5 Minuten bei euch.>>
Ertönt es blechern, ich sehe entschuldigend zu Nic und gehe zu Danny und Dylan, die mir sofort einen gelben Schutzkittel reichen. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie sich Nic in den Wartebereich setzt.
<< Wagen 17, 34 jähriger Mann, schweres Schädel-Hirn-Trauma, Polytrauma Grad 2.>>
Ertönt die blecherne Stimme erneut und die Tür wird im selben Moment aufgestoßen.
„Nehme ich.“ Danny ist mit einem Satz bei dem Sanitäter und ich und Dylan starren weiter auf die Tür.
<<7 jähriges Kind, Polytrauma Grad 4, Reanimation seit 20 Minuten im Gang. >>
Ich nicke Dylan zu und ziehe meine Handschuhe an, dann wird die Tür erneut aufgestoßen und ich werfe einen Blick auf das kleine Mädchen, sie blutet stark und ich laufe zu den Sanitätern.
„Sie ist angeschlossen, keine Reaktion.“ Erklärt er mir und ich sehe auf den Monitor.
„Ich übernehme.“ Sage ich und nehme ihm die Herzdruckmassage ab. „Raum 4.“ Weise ich den anderen Sanitäter und die Schwestern an.
Dann spule ich mein komplettes Fachwissen runter und versuche alles was in meiner Macht steht, um die Kleine zurück zu holen.
„Lebenszeichen?“ Dylan kommt herein und ich starre auf den Monitor.
„Nein.“ Sage ich leise. „Sie hat schon 3 x Adrenalin bekommen und wir haben versucht den Blutverlust auszugleichen…“ erkläre ich ihm, aber so wie es um uns herum aussieht ist uns das augenscheinlich nicht sehr gut gelungen.
„Kayla, bitte hör auf.“ Dylan legt seine Hände auf meine.
„Nur noch 5 Minuten.“ Bitte ich ihn, aber er nimmt meine Hände fest in seine.
Mir kommt es vor wie gestern, als ich ihn von einem kleinen Patienten habe weg führen müssen. Man will nicht aufgeben. Man will nicht einsehen, dass man verloren hat.
Man will nicht und man kann nicht.
„Kayla, wir haben alles versucht.“ Sagt er ruhig und ich sehe ihn an. „Letzte Lebenszeichen vor 68 Minuten, Zeitpunkt des Todes 14:42 Uhr.“ Meine Stimme klingt ruhig und sachlich, aber ein Blick auf mich genügt und auch die Schwestern wissen, dass mir das hier nicht leicht fällt.
Er sah zur Schwester und diese schaltete die Geräte aus.
„Gott, sie war 7.“ Sage ich leise und schüttele meinen Kopf.
„Ich weiß Kayla.“ Dylan sieht mich betroffen an und ich sehe an mir runter, allein schon den Blutverlust hat der kleine Körper nicht mehr ausgleichen können. Alles was wir ihr über Infusionen zugeführt haben, fand einen Weg nach draußen. Dylan sieht mich an und ich nicke. Die unausgesprochene Frage, ob er es den Angehörigen sagen soll, habe ich mit einem ja beantwortet. So ist das, wenn man schon länger zusammen arbeitet, man lernt die Stärken und die Schwächen seiner Kollegen und hilft wo es nur geht.
Ich stoße wütend die Tür auf, reiße meinen blutverschmierten Kittel runter, nehme meine Haube ab und schmeiße alles in die große Tonne ehe ich dagegen trete.
„Verdammt.“ Fluche ich.
Anne kommt auf mich zu.
„Kayla?“ fragt sie vorsichtig.
Ich sehe sie an und schüttele mit dem Kopf.
„Dylan sagt es gerade den Angehörigen.“ Erkläre ich ihr und deute auf Dylan, der den Gang entlang geht.
„Geh nach Hause Kayla.“ Sagt Anne sanft, sie legt mir ihren Arm beschützend und tröstend um die Schulter und ich nicke ihr zu.
Mein Blick fällt auf Nic, der immer noch im Warteraum sitz. Ich sehe zu ihm, deute ihm an das ich noch 5 Minuten brauche und er nickt mir leicht zu.
„Danke Anne.“ Ich mache mich von ihr los und gehe zum Fahrstuhl um hoch in die Umkleideräume zu fahren.
Oben angekommen wasche ich mein Gesicht mit kaltem Wasser und lasse es mir einen Moment über die Unterarme laufen. Dann ziehe ich mich um und packe meine Sportsachen in die Tasche. Heute Morgen war so herrliches Wetter gewesen, das ich mich entschlossen hatte zu joggen. So hatten Nic und ich nun nicht das Problem zweier Autos.
Ich streiche meinen Jeansrock glatt, öffne meinen Zopf und kämme meine Haare kurz durch. Schon jetzt kleben wieder einzelne Strähnen in meinem Nacken aber ich streiche mir den Pony hinter die Ohren und nicke meinem Spiegelbild zu.
Es ist ja nur Nic…. Rede ich mir ein.
Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel.
Gott, die Kleine war 7… schießt es mir durch den Kopf.
„Ganz ruhig Kayla.“ Rede ich mir gut zu, atme tief durch und gehe in Richtung Fahrstuhl.
Als Nic mich kommen sieht steht er auf und nimmt mich in den Arm.
„Kayla? Unterschreibst du bitte noch?“ Anne steht hinter der Anmeldung auf und ich mache mich von Nic los und gehe zu ihr. Nic nimmt mir meine Tasche ab und stellt sich neben mich.
Ich nehme die Akten, die Anne auf den Tresen gelegt hat, überfliege und unterschreibe sie.
„Anne, sagst du bitte oben Bescheid, das sie bei dieser Patientin noch ein Drogenscanning aussteht…“ ich reiche ihr eine Akte „… und bei diesem sollen sie ein Blutkultur anlegen und seine Vitalfunktionen engmaschig kontrollieren.“ Ich reiche ihr eine weitere Akte. Dann lege ich einen ganzen Stapel zurück. „Und bei der Patientin bitte ein Urinspiegel und ein Monitoring, Dylan oder Danny soll sich das nachher anschauen, sie liegt in der 6.“
„Alles klar Kayla.“ Anne lächelt mich an und nimmt die Akten wieder an sich „Hier ist dein Pieper.“ Sie reicht mir den Notfallpieper über die Anmeldung.
Ach, ja da war ja was….
Freies Wochenende hin oder her, ich habe Notfallbereitschaft, ich atme tief durch und stecke ihn in meine Tasche. Der Notfalldienst geht ja schließlich nur von Samstag 12 Uhr bis Sonntag 0 Ihr, also habe ich bis morgen 12 Uhr schon Mal nichts zu befürchten.
„Und nun raus mit dir! Schönes Wochenende!“ sagt sie grinsend und ich sehe zu Nic.
„Scheint als sei ich fertig.“ Ich grinse ihn an.
„Dann auf ins Getümmel.“ Er bietet mir seinen Arm an und ich harke mich bei ihm unter.
„Bye Anne.“ Ich winke ihr zu und ihr Blick sagt mehr wie tausend Worte. Ich verdrehe die Augen und sie lacht auf.
„Bye Kayla.“ Ruft sie mir hinterher.
Wir gehen zu seinem Auto und verstauen meine Tasche.
„Wollen wir nicht in die Stadt laufen?“ er sieht mich fragend an und sieht zum wolkenlosen Himmel.
„Klingt gut, ich brauche jetzt ein wenig frische Luft.“ erwidere ich müde lächelnd und setze meine Sonnenbrille auf.
„Dann komm, ich weiß was du jetzt brauchst.“ Er schließt sein Auto ab, setzt sich ebenfalls seine Sonnenbrille auf und nimmt mich an die Hand.
Wir laufen ein paar Straßen weiter und er kauft mir, bei einem Italiener, ein großes Eis. Lächelnd schlecken wir das Eis und machen uns endlich auf die Suche nach einem Geschenk. Zwei Stunden später haben wir endlich das Richtige gefunden und kommen erschöpft beim Auto an.
„Das ist aber auch warm.“ Stöhnt Nic und ich lache auf.
„Du warst 3 Monate in Dubai, ich glaube da ist es wärmer, oder?“ ich sehe ihn fragend an.
„Da hast du wohl Recht.“ Gibt er zu und ich stiege ein.
Als er unten vor meinem Haus einen Parkplatz ergattert hat, sieht er mich fragend an und ich grinse.
„Möchtest du noch mit kommen?“ frage ich etwas verunsichert und er nickt lächelnd.
„Klar, warum nicht.“ Er steigt nun ebenfalls aus und wir gehen hoch in meine Wohnung.
„Wow, gemütlich.“ Er sieht sich um und setzt sich auf die Couch.
„Ja, Dean hat ganze Arbeit geleistet.“ Lache ich. „Möchtest du ein Bier?“ ich gehe in Richtung Küche als ich die beiden großen Fenster im Wohnzimmer geöffnet habe.
„Gerne.“ Kommt es von ihm und ich komme mit zwei gekühlten Flaschen wieder ins Wohnzimmer.
Nic nimmt mir die Flaschen ab und öffnet sie mit dem Feuerzeug was auf dem Tisch liegt. Ein Krankorken springt weg und er steht auf um ihm einzusammeln.
„Hier lag was unter deinem Schrank.“ Er reicht mir das Foto von mir und Tom, welches dort seit dem Tag meines Einzuges liegen muss.
Ich nehme es ihm ab und schlucke schwer.
„Dein Anwaltsfreund?“ fragt er vorsichtig und ich nicke traurig.
Ich starre das Bild einen Moment an, dann gehe ich in die Küche und werfe es in den Mülleimer. Das ist vorbei, das ist Geschichte… ich lebe im hier und jetzt.
Ich stütze meine Arme auf der Arbeitsplatte ab und eine Träne läuft über mein Gesicht. Ich weine nicht wegen dem Foto, sondern weil dieser Tag einfach nicht meiner ist. Ich höre wie Nic in die Küche kommt und wische schnell meine Tränen weg. Nic tritt hinter mich und dreht mich zu ihm um.
„Hey Tinkerbell…“ er wischt mir sanft einen einzelne Träne weg „… Nicht weinen, er ist es nicht wert.“ Sagt er leise.
„Ach, wer weiß, vielleicht ist es das Beste was mir passieren konnte. Ich bin wieder hier bei euch…“ ich sehe ihn an „… Der Tag war echt beschissen.“ Sage ich leise „Wir haben die Kleine verloren.“
„Tinkerbell!“ er zwingt mich ihn anzusehen „So sehr du dich auch anstrengst, du wirst nicht alle retten können. Du bist eine tolle Ärztin und als ich dich vorhin in Aktion gesehen habe, da war ich so stolz auf dich! Du bist so verdammt gut.“
„Man lernt an der Uni nicht mit so etwas um zu gehen, es trifft einen jedes Mal unvorbereitet.“ Erkläre ich ihm und er wischt meine weiteren Tränen beiseite. Seine Hand ist weich und sanft und ich sehe ihn an.
„Tinkerbell, das ist menschlich, ich würde mir Sorgen machen wenn dich das kalt lassen würde.“ Seine Worte klingen so liebevoll und gehen direkt in mein Herz. Er hat Recht, das weiß ich. Aber es ist trotzdem hart.
„Ich bin so froh, dass ich wieder bei euch bin.“ Sage ich leise.
„Und ich bin froh, dass du jetzt hier bei mir bist.“ Erwidert er mit sanfter Stimme.
„Ich auch.“ Flüstere ich und sein Gesicht kommt meinem ganz Nahe. Ich schließe meine Augen und spüre den Bruchteil einer Sekunde später seinen weichen warmen Lippen auf meinen. Und es fühlt sich gut an, so gut. Ich seufze leise und wir sehen uns nach ein paar Minuten an.
„Du bist zauberhaft.“ Andächtig streicht er mir eine Strähne aus dem Gesicht.
Ich ziehe ihn am Kragen seinen T-Shirts wieder zu mir runter und küsse ihn erneut.
Nach einer Weile sieht er mich grinsend an.
„Gott, das wollte ich schon lange machen.“ Gesteht er mir leise.
„Ich auch.“ Gebe ich zu und er lächelt.
Wir gehen wieder ins Wohnzimemr und ich setze mich auf seinen Schoß.
„Du machst mich wahnsinnig.“ Sagt er mit rauer Stimme als ich ihm durch die Haare fahre. Seine Augen sehen mich voller Liebe und Verlangen an.
Er beginnt meinen Hals zu küssen und knabbert liebevoll an meinem Ohr.
Seine Hände wandern über meinen Rücken und öffnen geschickt meinen BH. Dann streift er mir das Top über den Kopf und zieht mir den BH aus.
„Du bist wunderschön.“ Haucht er und bedeckt meine Brüste mit unzähligen kleinen Küssen.
Ich lasse mich ein wenig nach hinten fallen und während seine eine Hand stützend unter mir liegt, fährt seine andere über meine Brüste bis hinunter zum Bund meines Jeansrockes.
Ich komme wieder ein wenig hoch und ziehe ihm sein T-Shirt aus, ich drücke mich an ihn und streichele über seinen Rücken, immer wieder finden sich unsere Lippen zu einem Kuss. Er kommt hoch und ich finde mich unter ihm auf der Couch wieder.
Seine Augen blitzen schelmisch auf als er mich von meinem Jeansrock befreit und meinen Bauch küsst.
Zum Glück ist meine Couch breit genug, so dass ich keine Angst haben muss, das wir uns im nächsten Moment auf dem Boden wieder finden.
Ich stöhne auf als er beginnt die Innenseiten meiner Oberschenkel zu küssen und fahre ihm durch die Haare.
Ich komme hoch und gebe ihm einen Schubs, er sitz wieder und grinst mich an.
Ich mache mich an seinen Bermudashorts zu schaffen und sie leisten keinen großartigen Widerstand, sie landen zusammen mit seinen Boxershorts auf dem Boden und ich stehe auf um mir mein Höschen so verführerisch wie möglich abzustreifen.
Er grinst mich an und zieht mich zu sich, ich sehe ihm in die Augen und lasse mich langsam auf seinem Schoß nieder.
Ich halte den Atem an und gebe einen langsamen Rhythmus vor. Seine Hände wandern über meinen Rücken und seine Lippen verteilen Küsse auf meinem Hals und meiner Brust.
Mühelos hebt er mich an und legt mich auf den Fußboden, nun gibt er das Tempo vor und steigert es immer weiter bis ich mich an ihm fest kralle und meine Sterne zu sehen.
Wow, so muss es im Himmel sein.
Er lässt mich einen Moment zu Ruhe kommen, ehe er sich mir weiter widmet. Nachdem er mich von Höhepunkt zu Höhepunkt getrieben hat, kommt auch er endlich und wir liegen erschöpft auf dem Fußboden.
Ich reibe mir den Po und grinse ihn an.
„Das nächste Mal nehmen wir das Bett, ich glaube das ist bequemer.“ Necke ich ihn.
„Wenn du mich gleich überfallen musst.“ Lächelt er und küsst mich zärtlich.
„Ich kann dir eben nicht widerstehen.“ Erwidere ich sein lächeln.
Er streicht mir meine Haare aus dem Gesicht und zieht mich fest in seine Arme.
„Ich glaube ich habe mich Hals über Kopf in dich verliebt.“ Sagt er leise und küsst mich auf die Haare.
„Du bist der Wahnsinn.“ Erwidere ich lächelnd „um mich war es schon geschehen als ich dich an der Bar sitzen sehen habe.“ Gestehe ich ihm und küsse seine Brust. Ich sehe zu ihm auf und er sieht mich liebevoll an.
„Als du in die Bar rein kamst, dachte ich nur Wow, du bist so wunderschön und als ich in deine Augen sah…“ er zieht mich zu sich hoch „… Da war es um mich geschehen. Deans kleine Schwester hat mir total den Kopf verdreht.“ Er grinst schelmisch und küsse mich sanft. Ich lege meine Hand in seine und wir sehen zu, wie unsere Hände mit einander spielen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hilft er mir aufzustehen und wir gehen ins Schlafzimmer und ich setze mich auf ihn.
„Was hast du vor?“ fragt er gespielt entsetzt.
„Dich verführen.“ Hauche ich ihm ins Ohr und küsse seine Brust und arbeite mich langsam nach unten.
„Gott Tinkerbell, tu das nicht.“ Presst er heraus und ich sehe ihn an.
„Glaub mir, ich tue nichts, was ich nicht will.“ Gebe ich zurück.
Wir lieben uns die ganze Nacht und schlafen erst ein als andere Leute wahrscheinlich schon wieder zur Arbeit gehen. Ich fühle mich so glücklich wie noch nie in meinem Leben und als ich am nächsten Tag wach werde und meine Hand ins Leere greift, da bin ich ein wenig traurig. Ich setze mich auf und sehe mich um. Ich wickele mich in die Decke ein und tapse durch die Wohnung. Seine Sachen sind weg und mich beschleicht ein schlimmer Verdacht.
Was wenn das für ihn nicht das bedeutet hat, wie für mich?
Mein Herz schlägt bis zum Hals.
Ich ziehe mir ein Top und meine Hotpants an.
Wo ist er?
Warum ist er weg?
Wie war noch der Spruch, ein gebranntes Kind scheut das Feuer? Ich habe mich Mitten in einen Großbrand gestürzt und mein Herz springt mir gleich aus der Brust.
Ich versuche mich zu beruhigen und gehe in die Küche, ich drehe den Wasserhahn auf und fülle ein großes Glas. Ich nehme ein paar Schlucke, plötzlich höre ich wie ein Schlüssel im Schloss herum gedreht wird und stürme zur Tür.
Nic sieht mich strahlend an, ich falle ihm um den Hals und vergrabe mein Gesicht an seinem Hals.
„Was ist denn los Tinkerbell?“ er grinst mich an als ich ihn immer wieder küsse.
„Du warst weg.“ Sage ich leise und sehe ihn betreten an.
„Ja, ich wollte gerne mit dir frühstücken aber dein Kühlschrank gähnte mich an…“ er lacht und legt den Schlüssel auf die Kommode. „… Ich habe uns nur ein anständiges Frühstück besorgt.“ Er setzt mich behutsam ab.
Ich sehe ihn immer noch betreten an und er zieht mich in seine Arme.
„Was hast du denn gedacht?“ fragt er lächelnd, lässt von mir ab und zieht sich seine Schuhe aus.
„Weiß nicht…“ ich kaue auf meiner Unterlippe herum „…Ich hatte Angst, weil du weg warst.“ Gebe ich leise zu.
„Oh Tinkerbell!“ er sieht mich an, nimmt mich in den Arm und streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. Dann nimmt er mein Gesicht in seine Hände.
„Ich komme immer wieder zurück zu dir.“ Erklärt er mir sanft und küsst mich, ich schlinge meine Arme um seinen Hals und stelle mich auf die Zehenspitzen.
„Versprochen?“ ich sehe ihn fragend an.
„Versprochen.“ Versichert er mir und wir gehen in die Küche. „Und nun geh schnell duschen, wenn du fertig bist, dann ist das Frühstück fertig.“ Er gibt mir einen kleinen Schubs und ich gehe ins Bad. Nach einer nur lauwarmen Dusche, da das Thermometer schon jetzt jenseits von gut und böse ist, ziehe ich mir ein weites T-Shirt und Hotpants an und gehe zurück in die Küche.
Es riecht herrlich nach frisch gebratenem Speck, Rührei und Toast.
Der Tisch ist gedeckt und Nic steht am Herd, ich gehe zu ihm und umschlinge ihn mit meinen Armen.
Wieder stelle ich mich auf die Zehenspitzen und hauche ihm kleine Küsse in den Nacken. Leise lacht er.
„Kannst du das sein lassen?“ er dreht sich zu mir um und nimmt mich in den Arm „Ich habe Hunger und möchte erst einmal was essen.“ Sagt er grinsend.
Ich gehorche ihm artig und setze mich an den Tisch. Er stellt das Rührei und den Speck auf den Tisch, holt die Brötchen aus dem Ofen und setzt sich zu mir.
„Du verwöhnst mich.“ Lächle ich.
„Gewöhn dich ja nicht allzu sehr daran.“ Erwidert er grinsend.
Er nimmt sich seine Zeitung und ich mir eine Akte von der Anrichte und wir frühstücken schweigend. Immer wieder treffen sich unsere Blicke und ich kann nicht aufhören zu lächeln.
Als ich fertig bin, gehe ich um den Tisch herum. Ich nehme ihm die Zeitung aus der Hand und setze mich auf seinen Schoß.
„Ich kann es nicht glauben.“ Flüstere ich andächtig und er sieht mich liebevoll an.
„Ich auch nicht.“ Gesteht er lächelnd.
„Ich liebe dich!“ sage ich kaum hörbar.
„Ich dich auch, meine kleine Tinkerbell.“ Erwidert er und ich lächle glücklich.
So fühlt sich also die wahre Liebe an?
Es ist anders wie bei Tom, ganz anders. Natürlich habe ich Tom auch geliebt, aber auf eine ganz andere Art und Weise. Ich habe nie verstanden wie Menschen sagen können, sie lieben jemanden auf eine ganz bestimmte Art und Weise, aber jetzt ergibt es Sinn. Ich liebe Nic so wie ich noch nie jemanden vor ihm geliebt habe.
Er zieht mich in seine Arme und küsst mich einfühlsam. Ich bekomme eine Gänsehaut und schlinge meine Arme um seinen Nacken um ihn dichter zu mir zu ziehen.
Nach ein paar Sekunden sieht er mich an und hebt mich hoch um mich auf die Arbeitsplatte zu setzen. Er zieht mir mein T-Shirt über den Kopf und küsst meine Brüste. Ich stöhne auf und wuschele ihm durch die Haare. Mit einer geschickten Handbewegung befreit er mich von meinen Hotpants und sich von seinen Shorts. Verlangend küsst er mich und dringt in mich ein. Wir sind stürmisch und ungehalten und schon nach ein paar Minuten kommt er keuchend in mir. Er sieht mich grinsend an und ich küsse ihn.
„Gehört das bei dir zum Frühstücksservice?“ necke ich ihn.
„Manchmal.“ Lächelt er.
Wir lösen uns von einander und er reicht mir meine Hotpants und mein T-Shirt.
„Von mir aus brauchst du das aber nicht anziehen.“ Er zieht eine Augenbraue hoch und ich lache leise.
„Ich denke doch.“ Gebe ich zurück und ziehe mich an.
Ich beginne den Tisch abzuräumen als er mich von hinten umarmt und ich ihn gespielt entrüstet ansehe.
„Mr. Evans, sie müssen mich wenigstens die Küche ins Ordnung bringen lassen.“ Ich sehe ihn an und er küsst mich.
Ein klingeln lässt uns auseinander fahren und ich sehe ihn fragend an während ich zur Tür gehe.
Ich öffne die Tür und sehe mich erstaunt Dania und Chris gegenüber, beide strahlen mich an.
„Guten Morgen Sonnenschein.“ Trällert Dania fröhlich und beide drängen sich an mir vorbei. Ich sehe beiden hinterher…
Habe ich was vergessen?
„Hab ich euch vergessen?“ frage ich schließlich und beide sehen mich an.
„Nein, wir dachten wir brunchen gemütlich und fahren dann zusammen zu Dean.“ erwidert Dania strahlend und geht in die Küche.
„Was machst du denn hier?“ begrüßt sie Nic und ich folge den Beiden schnellen Schrittes in die Küche.
„Das könnte ich euch auch fragen.“ Lächelt Nic.
„Also wir wollten mit Kay brunchen. Und du?“ sie setzt sich an den Tisch und Chris und sie sehen ihn fragend an.
Nic steht langsam auf, kommt zu mir und nimmt mich in den Arm.
„Ich für meinen Teil, habe mit meiner zauberhaften Freundin gefrühstückt.“ Erklärt er lächelnd und küsst mich.
Chris und Dania sehen uns erstaunt an. Erstaunt ist in diesem Falle noch untertrieben, den beiden fallen die Kinnladen runter und es hat schon fast was Witziges.
„Deine Freundin? Seit wann?“ findet Chris als erstes seine Sprache wieder.
„Wenn du es ganz genau wissen willst, seit gestern Abend.“ Grinst Nic angesichts der verwirrten Gesichter der Beiden.
„Wow.“ Kommt es von Dania verhalten und sieht uns an „Das freut mich für euch Beide.“ Sie fängt sich und nimmt uns in den Arm.
Dass ihr die ganze Sache nicht gefällt sehe ich ihr an der Nasenspitze an, darüber werde ich wohl noch mit ihr reden müssen.
„Danke.“ erwidere ich und ringe mir ein lächeln ab.
„Jetzt habt ihr ja schon gefrühstückt…“ Chris sieht uns entsetzt an „…Und wir?“
„Nun komm, wir setzten uns zu euch.“ Nic zieht mich mit sich und wir setzen uns alle an den Tisch. Von meinem und Nics Frühstück ist noch genug übrig und Chris scheint die ganze Sache wirklich gut aufzunehmen. Im Gegensatz zu Dania, sie wirft mir Blicke zu die ich nicht im Entferntesten zuordnen kann.
Wo liegt ihr Problem?
Trotzdem schaffen wir es Beide uns nichts anmerken zu lassen, Frauen sind ja bekanntlich sehr gut in so etwas.
„So, wir sollten uns fertig machen.“ Sagt Chris und ich sehe zur Uhr, es war schon kurz nach 4.
„Ich zieh mich schnell um.“ Lächle ich und gehe in mein Schlafzimmer. Als erstes angele ich mir meinen türkisenen Bikini aus dem Schrank und ziehe ihn an. Ich ziehe mir schnell mein neues weißes Strandkleid über, welches mit bis kurz übers Knie geht und suche meine weißen FlipFlops aus dem Schrank.
Ich mache einen Abstecher ins Bad, binde meine Haare locker hoch und stecke eine Blume hinein. Ich trage Lipgloss auf und mache mich dann auf den Weg zurück in die Küche, als ich in der Tür stehe, sehe ich wie Dania auf Nic einredet.
„… glaubst du wirklich, das ist alles so richtig? Gott sie taucht hier nach 10 Jahren wieder auf und du verknallst dich Hals über Kopf ausgerechnet in sie

? Ich meine, ich bin ja echt froh das sie wieder hier ist, aber sie kommt aus einer echt langen Beziehung und ich denke das es ein riesengroßer Fehler mit euch beiden ist.“ Sie sieht ihn an und er schüttelt ungläubig den Kopf.
„Dania….“ Er sieht hilfesuchend zu Chris, doch dieser zuckt nur hilflos mit den Schultern. Also wendet er sich wieder Dania zu. „… Jetzt höre mir mal zu, glaubst du ich suche mir aus in wen ich mich verliebe? Ich habe sie gesehen und habe mich auf den ersten Blick in sie verliebt. Ich weiß sehr wohl das sie aus einer sehr langen Beziehung kommt, aber das ist mir egal.“ Erklärt ihr lächelnd und sieht sie abwartend an.
„Und was ist wenn sie dich nur ausnutzt weil du Geld hast oder sie dir weh tut?“ fragt Dania leise.
„Was denkst du denn?“ Nic sieht sie erstaunt an.
„Herrgott Dom, ich weiß es nicht. Sie ist nicht mehr die kleine Kay von früher, sie hat viel durch gemacht und sich verändert.“ Ihre Stimme ist eindringlich und ich merke wie mir Tränen in die Augen steigen.
„Nein, im Grunde genommen ist sie immer noch die kleine Kay. Ihr habt in den letzten Monaten soviel Zeit miteinader verbracht… Hast du es nicht gemerkt? Sie ist immer noch die kleine Tinkerbell. Sie ist nur erwachsener, so wie wir alle. Sie ist so warmherzig, sie zaubert dir in einer Sekunde ein lächeln aufs Gesicht und sie ist eine tolle, engagierte Ärztin…“ er sieht auf und entdeckt mich „… Sie ist zauberhaft.“ Endet er und strahlt mich an.
Dania fährt herum und sieht mich schuldbewusst an.
Ich verzichte darauf etwas zu dem zu sagen was ich gehört habe.
„Können wir los?“ frage ich leise und nehme meine Strickjacke vom Haken.
Nic kommt zu mir und küsst mich ganz sanft.
„Sie meint es nicht so.“ sagt er leise. „In ihren Augen ist niemand gut genug für mich.“ Er küsst meine Stirn.
Dania und Chris gehen an mir vorbei ins Treppenhaus. Ich bücke mich und nehme meine Notfalltasche, denn falls ich angepiept werde brauche ich sie. Ich hoffe zwar dass es nicht der Fall sein wird, aber ich muss darauf vorbereitet sein.
Ich kann Dania nicht in die Augen sehen, es verletzt mich, das sie so über mich denkt.
Ich schließe meine Tür ab und sie sieht mich entschuldigend an. Ich schüttele nur stumm meinen Kopf und gehe an ihr vorbei.
„Fahren wir mit einem Auto?“ Chris dreht sich fragend zu mir um als wir die Treppe hinunter gehen.
„Nein, ich muss mein Auto nehmen. Ich habe Notfallbereitschaft.“ Erkläre ich kurz und bin froh, dass ich so nicht gezwungen bin mich nach jemand anderem richten zu müssen.
Unten trete ich mit Nic Hand in Hand auf die Straße und atme tief durch. Die Luft riecht nach Sommer und ich sehe zu Nic der mich anstrahlt.
Dania macht mir das nicht kaputt… schwöre ich mir.
„Ireland?“ ruft eine mir vertraute Stimme mich und ich zucke zusammen. Nur eine Person auf der ganzen Welt hat mich jemals so genannt und ich fahre erschrocken herum. Vor mir steht Tom und ich schlucke.
„Was machst du hier?“ frage ich perplex und starre ihn an.
„Wer ist das?“ fragt Chris, nachdem die beiden ebenfalls aus der Haustür getreten sind.
„Tom.“ Sage ich, immer noch geschockt und starre ihn weiterhin an.
„Ireland bitte, kann ich mit dir reden?“ bittet er mich flehend.
„Zwischen uns ist alles gesagt.“ Ich atme tief ein.
„Nein ist es nicht Ireland. Ich vermisse dich so sehr, ich brauche dich und ich liebe Dich.“ Erwidert er und kommt einen Schritt auf mich zu.
„Tom, ich habe dir nichts zu sagen. Ich habe nicht die geringste Ahnung warum du hier bist und ich will es auch nicht wissen. Bitte geh.“ Sage ich um einen ruhigen Ton bemüht und sehe dann bittend zu Nic „Können wir fahren?“
„Klar.“ Er hält mir die Beifahrertür auf.
Ich bin im Begriff einzusteigen, ich drehe mich um und sehe erneut zu Tom. Er steht da wie ein Häufchen Elend und ich habe komischer Weise irgendwie Mitleid mit ihm.
Er trägt mal keinen Anzug, er trägt wie jeder normale Mensch eine Jeans und ein T-Shirt. Seine Haare sind länger und ich sehe dass er weint. Ich atme ganz tief ein.
Ich muss das Ganze beenden, hier und jetzt.
„Ist alles Okay?“ Nic nimmt meine Hand und ich sehe ihn an.
„Ich weiß es nicht.“ Gestehe ich. „Fahrt ihr bitte vor, ich muss mit ihm reden.“
Nic nickt nur und schließt die Tür wieder, er gibt mir den Autoschlüssel und ich küsse ihn kurz.
„Ich muss das tun.“ Sage ich leise zu ihm und gehe zu Tom.
„Es ändert nichts, hörst du? Es ändert gar nichts.“ Ich funkle ihn an und schließe die Tür auf.
Er folgt mir nach oben und setzt sich auf die Couch.
„Hast du ein Glas Wasser für mich?“ bittet er mich und ich gehe in die Küche und komme mit dem Wasser wieder.
„Was willst du hier?“ ich setze mich ihm gegenüber auf den Sessel.
„Ireland bitte, ich vermisse dich so sehr. Das Haus ist so leer ohne dich.“ Er sieht mich traurig an.
„Nenn mich nicht Ireland, ich habe einen Namen und den hast du zu gebrauchen…“ ich atme tief ein aus „Woher denn plötzlich deine Eingebung nach einem halben Jahr? Was ist denn mit Jenny?“ ich funkle ihn an.
„Sie ist gegangen. Sie will das Kind alleine groß ziehen.“ Erwidert er geknickt.
„Und da denkst du allen Ernstes du kommst wieder zu mir? Das ist nicht dein Ernst.“ Sage ich und muss lachen. „Für wie blöd hältst du mich? Ganz ehrlich Tom, ich hätte dir mehr Grips zu getraut. Geh zurück nach San Diego, sei einmal ein Mann und kämpfe um deine Beziehung, ihr bekommt ein Kind zusammen.“
„Ireland…“ setzt er an.
„Tom.“ Zische ich.
„Kayla, bitte…“ er sieht mich bittend an.
„Hör zu Tom, ich liebe dich nicht mehr. Die erste Zeit war hart, aber ich bin seit einem halben Jahr wieder hier. Ich bin wieder zu Hause und fühle mich wohl. Setz dich in den nächsten Flieger und verschwinde aus meinem Leben.“ Meine Stimme klingt hart und unnachgiebig und er steht auf.
Er kommt zu mir und will mich allen Ernstes in den Arm nehmen. „Tom, du gehst jetzt sofort.“ Ich schiebe ihn aus der Tür.
Ich atme tief durch und lehne mich gegen die Tür. Es trifft mich auf der einen Seite ihn so zu sehen, auf der anderen Seite tut es mir gut zu sehen wie er leidet. Obwohl ich weiß dass es nicht in Ordnung ist, gibt es mir ein Gefühl der Zufriedenheit. Nicht nur ich habe leiden müssen.
Ich straffe meine Schultern und betrete den Hausflur, ich laufe die Treppen hinunter und öffne die Eingangstür. Tom sitzt auf der Treppe und steht sofort auf als ich komme. Er macht zwei große Schritte, zieht mich grob in seine Arme und presst seine Lippen auf meine. Einen Moment bin ich wie erstarrt und fasse es nicht, das er das wirklich macht. Ich winde mich, schaffe es endlich mich los zu machen und gebe ihm eine schallende Ohrfeige.
„Verschwinde Tom.“ Ich bin mehr wie wütend und gehe zu meinem Auto.
„Ireland!“ seine Stimme klingt verzweifelt.
„Jetzt hast du einen kleinen Geschmack davon, was du mir angetan hast.“ Ich sehe ihm kurz in die Augen und steige ein.
„ich will dich nie wieder sehen. Haben wir uns verstanden?“ ich sehe ihn an und er nickt betreten. „Ein schönes Leben noch.“ Entweicht es mir und ich schließe die Tür, starte den Motor und fahre davon.
Ich fühle mich seltsamer Weise befreit und ich freue mich Nic alles erzählen zu können. Mit bester Laune fahre ich auf den kleinen Parkplatz bei der Strandbar in der Dean feiert.
Als erstes stürze ich mich auf Dean.
„Happy Birthday!“ sing ich schön schief und er fängt mich lachend auf.
„Danke Kayli und tausend Dank für das tolle Geschenk.“ Er bedankt sich mit einem Kuss auf die Wange.
„Gern geschehen.“ Ich zwinkere ihm zu und sehe mich suchend nach Nic um.
Ich entdecke ihn an der Bar und beginne zu strahlen. Da sich Dean mit ein paar anderen Gästen beschäftigt gehe ich langsam zur Strandbar. Ich winke ihm zu und erst erwidert er es strahlend, dann bleibt sein Blick an jemandem hinter mir hängen und ich folge seinem Blick. Dania fährt auf den Parkplatz und steigt außer sich vor Wut aus und stapft auf Nic zu.
Dass etwas nicht stimmt merke ich schnell, aber sie erreichte Nic vor mir.
„Herrgott Dom, sie hat ihn geküsst, auf offener Straße, sie macht sich nicht einmal die Mühe sich zu verstecken.“ Redet sie sich in Rage und ich schüttele schockiert meinen Kopf.
„Ich habe mit ihm gesprochen, er sagt sie wolle ihm noch eine Chance geben, sie wolle die 10 Jahre nicht einfach weg werfen.“ Dania sieht mich an und ich kann es nicht fassen was sie da von sich gibt.
„Nic?“ ich sehe ihn flehentlich an.
Er sieht von mir zu Dania und schüttelt langsam den Kopf. Er lässt uns einfach beide stehen und ich bin wirklich verletzt. Er glaubt Dania und ich sehe sie unter Tränen an.
„Das hast du dir selbst zu zuschreiben.“ Ihre Stimme ist eisig und schneidet sich in meine Seele. Sie dreht sich um und läuft Nic hinterher, während ich starr vor Schreck stehen bleibe.
Lynn kommt zu mir und ich brauche sie nur anzusehen, sie nimmt mich in die Arme und lässt mich erst einmal weinen.
„Was ist denn los?“ fragt sie nach einer Weile.
Ich sehe sie an und erzähle ihr meine Seite der ganzen Geschichte und sie schwankt zwischen Wut und Enttäuschung.
„Du musst mit ihm reden. Erkläre es ihm.“ Sagt sie eindringlich und ich sehe sie nur traurig an.
„Gott, er glaubt ihr.“ Meine Stimme versagt fast.
„Sie ist seine Schwester, er steht zwischen den Stühlen.“ Versucht sie ihn in Schutz zu nehmen.
„Aber ich bin die Frau die er liebt…“ ich schüttele meinen Kopf, ich kann es nicht verstehen. „Zumindestens hat er das gesagt.“ Füge ich bitter hinzu.
„Was würdest du denn tun wenn du in der Situation mit Dean und Nic wärst?“ sie sieht mich prüfend an.
„Ich würde mir erst einmal beide Seiten anhören.“ Sage ich. Ich bin mir sicher, genauso würde ich handeln und so habe ich es auch von Nic erwartet.
„Warum sieht sie wie er mich küsst aber nicht wie ich eine Ohrfeige verpasse?“ ich sehe sie ratlos an.
„Keine Ahnung.“ Gibt sie schulterzuckend zu.
„Okay, ich rede mit ihm.“ Sage ich mehr zu mir selbst wie zu ihr und sehe mich suchend um.
Ich entdecke ihn unten am Wasser und gehe auf ihn zu. Sein verletzter Blick trifft mich tief ins Mark.
Ich will gerade ansetzen als mein Pieper geht, die Nummer vom Krankenhaus blinkt auf und ich suche mein Handy.
„Dr. Kayla Johnsen.“ Sage ich.
„Hallo Kayla, ich will dich wirklich nicht stören, aber wir haben eine Massenkarambolage mit 10 bis 20 Fahrzeugen auf dem Victoria Quay und brauchen dich.“ Erklingt Dylans atemlose Stimme.
„Kein Problem, aber ich brauche einen Moment um zu dir zu kommen.“ Erkläre ich ihm.
„Bist du schon am Strand?“ fragt er.
„Ja.“ Sage ich nur.
„Ich schicke einen Helikopter der dich abholt, warte auf der Wiese hinter der Bar, sie bringen dich dann gleich zur Unfallstelle. Hast du deine Sachen dabei?“ erklärt er mir.
„Ja. Bis gleich.“ Sage ich und lege auf.
Ich sehe traurig zu Nic und er sieht auf.
„Geh doch zu ihm.“ Sagt er verletzt und sein Blick durchbohrt mich.
Ich schüttele nur mit meinem Kopf. „Das denkst du jetzt nicht wirklich von mir?“ frage ich enttäuscht.
„Ich weiß nicht, was ich denken soll.“ Erwidert er und ich schließe enttäuscht und verletzt kurz meine Augen.
„Dann tut es mir leid.“ Sage ich nur und laufe zu meinem Auto.
Ich öffne den Kofferraum und nehme meine Tasche raus. Ich laufe in die Duschräume der Bar und ziehe mich in Windeseile um.
Dean kommt zu mir als ich meine Tasche wieder in den Kofferraum stelle.
„Musst du los?“ fragt er, zugegeben unsinniger Weise und ich nicke entschuldigend.
„Massenkarambolage auf dem Victoria Quay.“ Antworte ich und er sieht mich traurig an.
„Ich versuche, nachher noch zu kommen. Versprochen!“ Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange. Dann sehe ich auch schon den Helikopter und laufe auf die Wiese.
„Bitte pass auf dich auf.“ Ruft er mir hinterher und ich schicke ihm einen Handkuss. Der Helikopter setzt auf und ich springe hinein. Kaum das ich sitze reicht mir der Sanitäter die Kopfhörer und gibt dem Piloten das Zeichen zum abheben.
Wir werden zur Unfallstelle geflogen und die Autobahn gleicht einem Schlachtfeld, mit einem Sanitäter an meiner Seite laufe ich von Patient zu Patient. Irgendwann, so muss ich mir eingestehen, verliere ich die Übersicht und arbeite nur von Person zu Person. In der Notaufnahme bekommen wir ja die meisten Fälle schon gefiltert, aber hier liegt nun all das Schrecken eines Massenunfalls vor mir. Nach zwei Stunden haben wir Ordnung in das Chaos gebracht und ich sitze geschafft neben einem Feuerwehrmann auf einem Stück Rasen neben der Fahrbahn.
„Wie viele haben wir verloren?“ ich sehe ihn fragend an.
„Mein letzter Stand war 14 Tote, 18 Schwerverletzte und 45 Leichtverletzte.“ Er sieht mich müde an.
„Ihr habt großartige Arbeit geleistet.“ Ich klopfe ihm anerkennend auf die Schulter.
„Ihr auch.“ Sagt er ehrlich und ich stehe auf.
Der Helikoptersanitäter winkt mich zu sich.
„Muss ich mit ins Krankenhaus?“ frage ich und schütze mein Gesicht vor dem aufwirbelnden Staub.
„Nein, Dylan sagt wir können dich wieder am Strand absetzen.“ Er sieht mich prüfend an. Ich sehe an mir runter, ich bin dreckig und voller Blut und anderen Sachen, von denen ich gar nichts wissen will was es ist.
Er scheint meine Gedanken zu erahnen. „Komm Kayla, eine Dusche und du bist wie neu.“ Er hilft mir beim einsteigen und nimmt neben mir Platz. Ich setze meine Kopfhörer wieder auf und schließe meine Augen. Jetzt wo der Adrenalinschub vorbei ist, tauchen die Bilder vor meinen Augen auf. Die vielen Verletzten und Toten. Ich lehne mich zurück und atme tief durch.
Der Sanitäter legt mir seine Hand auf den Arm und ich sehe ihn an.
„Alles in Ordnung?“ fragt er besorgt.
„Ja.“ Sage ich und reibe mir die Augen, ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr, es ist schon kurz nach 18 Uhr. Alles in allem war ich 2 ½ Stunden weg gewesen.
Mir kam es länger vor, viel länger…
Ich versuche mich krampfhaft zu erinnern wie vielen ich heute geholfen habe, aber die Bilder derer denen ich nicht helfen konnte drängen sich in den Vordergrund.
„Wir sind da.“ Ertönt es neben mir und er springt raus. Er reicht mir seine Hand und nimmt mir den Helm ab. Meine Haare fliegen um meinen Kopf und ich laufe ein paar Schritte. Dann drehe ich mich um und recke meinen Daumen in die Höhe. Sofort hebt der Helikopter wieder ab und ich gehe zu meinem Auto.
Ich stütze meine Armen auf dem Dach ab und atme tief ein und aus.
„Kayli?“ fragt Dean vorsichtig
Ich drehe mich langsam zu ihm um.
„So schlimm?“ seine Stimme klingt mitleidig.
„Schlimmer.“ erwidere ich leise und er sieht mich betroffen an.
„Ich muss duschen.“ Ich sehe an mir runter. Überall dieses verdammte Blut vermischt mit Sand und anderem Dreck. Soviel Blut von den Menschen bei denen ich heute gescheitert bin.
„Komm.“ Dean legt seinen Arm um mich und wir gehen Richtung Bar.
Ich darf in der Sportdusche der Bar duschen und bedanke mich vielmals bei dem Barbesitzer.
Ich schließe mich ein und ziehe meine Einsatzsachen aus um sie in eine Plastiktüte zu stopfen. Am Montag würde ich sie in die Wäscherei geben.
Dann stelle ich mich unter die Dusche und das warme Wasser prasselt auf mich hernieder. Ich gleite an der kalten Wand zu Boden und beginne zu weinen.
Nach einem solchen Tag nehme ich mir das Recht heraus auch mal schwach zu sein. Ich weine bestimmt eine viertel Stunde leise vor mich hin, dann rappele ich mich auf und ziehe mich langsam an.
Ich sehe in den Spiegel und schließe die Augen, es stimmt ich kann sie nicht alle retten… Ich werde es nie können.
Aber heute will ich Dean zuliebe vergessen und einfach nur Kayli, seine kleine Schwester sein. Ich nicke mir zu und gehe nach draußen Als ich an der Bar vorbei gehe sieht mich der Barkeeper an und schiebt mir einen Kurzen zu. Ich nehme ihn lächelnd und stürze ihn hinunter.
Er brennt in meinem Hals und ich schüttele mich kurz.
„Kann ich davon noch einen haben?“ ich sehe ihn an und er füllt nach, wieder trinke ich ihn hastig und der Barkeeper sieht mich fragend an. Ich nicke kurz und das Glas füllt sich erneut.
„Alle Guten Dinge sind drei.“ Ich zwinkere ihm zu und er lacht.
Der Alkohol tut gut und läuft heiß meine Kehle hinunter, ich nicke ihm dankend zu und bringe meine Sachen zum Auto.
Dean kommt zu mir und nimmt mich fest in den Arm.
„Geht es?“ er sieht mich besorgt an.
„Ja, komm ich will jetzt feiern.“ Sage ich sicher und lächle ihn an. Er erwidert mein lächeln und zieht mich zu den anderen die gerade eine Runde Beachvolleyball spielen.
Ich ziehe mein Kleid über den Kopf und stehe nun nur im türkisen Bikinioberteil und knappen türkisen Shorts vor den anderen. Nic sieht mich an und ich weiche seinem Blick aus.
Ich kann es nicht ertragen.
Nicht jetzt!
Nicht hier!
Dania sieht mich funkelnd an.
"Kayla..." setzt sie böse an.
„In welcher Mannschaft kann ich mitspielen?“ ignoriere ich sie und sehe aufs Feld.
„Komm!“ Dean winkt mich zu sich und ich laufe aufs Spielfeld. Na toll, nun stehe ich Nic quasi gegenüber. Ich kralle mit Logan, der rechts von mir steht und tausche den Platz mit ihm. Einen Ball den mir Dean zuspielt schmettere ich hart über das Netz und er trifft Nic, der sofort zu Boden geht. Wir gewinnen dadurch das Spiel und Logan hebt mich hoch.
„Meine Heldin!“ jubelt er und ich lache auf.
„Klasse Kayli!“ lobt mich Dean und sieht zu Nic. „Nichts für Ungut, aber wir haben gewonnen.“ Grinst er und Nic erwidert es leicht gekränkt.
Ich gehe zu Lynn, nehme ihr ihren Cocktail aus der Hand und leere ihn in einem Zug.
„Hey.“ Sie sieht mich gespielt böse an.
„Sorry, ich hatte Durst.“ Grinse ich.
„Dann nimm Wasser, aber nicht meinen guten Cocktail.“ Lacht sie.
„Komm, wir holen uns einen Neuen.“ Ich ziehe sie hoch und lege meinen Arm um sie. Wir setzten uns an die Bar und bestellen einen Cocktail nach dem anderen. Ein paar Stunden später tanzen wir übermütig über den Strand und ich falle Dean lachen in den Arm.
„Man, das du nach so einem Tag so gut drauf bist, hätte ich nicht gedacht.“ Dean fängt mich auf und wirbelt mich herum.
„Ich darf es nicht an mich heran lassen, ich bin jetzt einfach nur Kayli.“ Sage ich und er gibt mir einen Kuss auf die Wange
„Und Kayli… Baden?“ er wirft mich über seine Schulter.
„Dean, ich warne dich!“ schreie ich lachend, er hält mich kurz über dem Wasser in seinen Armen.
„Bitte nicht!“ flehe ich ihn an und er setzt mich so ab das ich nur mit den Füßen drin stehe.
„Danke.“ Sage ich erleichtert und laufe ein Stück weiter rein, um mich umzudrehen und ihn nass zu spritzen. Jauchzend liefern wir uns eine Wasserschlacht und Logan und Lynn mischen ordentlich mit.
Es tut nach diesem Tag so unheimlich gut und ich lasse mich in den Sand fallen.
Dania sieht mich funkelnd an.
„Was willst du noch?“ ich stehe auf und gehe auf sie zu „Du hast einen Tag der perfekt angefangen hatte kaputt gemacht. Dir passt es nicht, dass dein Bruder in mich verliebt ist. Dir passt es nicht, dass ich in ihn verliebt bin. Dir passt es ja nicht einmal, dass ich wieder da bin. Dir passt gar nichts, was mit mir zu tun hat. Also was willst du noch? Du hast was du wolltest…“ ich sehe zu Nic und wieder zurück zu Dania „Herzlichen Glückwunsch.“ Füge ich bitter hinzu „Du bist für mich gestorben Dania Evans.“
„Das hast du dir doch selbst zu zuschreiben.“ Fährt sie mich an.
„Ich? Mal ehrlich Dania, wenn du mir schon nach spionierst, dann solltest du Mal genauer hinschauen. Ich habe Tom für den Kuss eine Ohrfeige verpasst. Und er erzählt dir, dass wir wieder zusammen sind? Das ich nicht lache, hast du auch nur die geringste Ahnung was er mir angetan hat? Ganz ehrlich Dania, ich hatte die kleine Hoffnung endlich wieder glücklich sein zu dürfen, aber weil du es mir nicht gegönnt hast ist es zu Ende bevor es angefangen hat. Ich hoffe du bist zufrieden.“ Ich lasse sie stehen und gehe zurück zu Lynn.
Also, das tat mal richtig gut.
„Kayli?“ Deans sieht mich erstaunt an.
„Lass gut sein Dean.“ Winke ich ab.
„Aber…“ setzt er an.
„Es ist in Ordnung.“ Ich lege meine Hand auf seine „Belass es dabei.“ Bitte ich ihn und er nickt schließlich.
Gegen 5 Uhr fahren Logan und ich mit zu Dean und Lynn und fallen alle wie tot ins Bett. Wann die anderen los sind habe ich nicht mit bekommen, aber ich habe auch keinen Wert darauf gelegt.
„Aufstehen.“ Ertönt Deans Stimme und ich rappele mich von der Gästecouch auf.
„Guten Morgen.“ Gähne ich und er grinst.
„Na, wie geht deinem Kopf?“ er sieht mich feixend an.
Ich bewege kurz meinen Kopf und sehe ihn erstaunt an.
„Kaum zu glauben, aber es geht mir gut.“ Lächle ich.
„In der Küche steht Kaffee, bedien dich. Wir sind auf dem Balkon.“ Er deutet nach draußen.
Ich hole mir tatsächlich eine Tasse Kaffee und setze mich neben Logan auf eine Sonnenliege.
„Na Sonnenschein? Wie geht es dir?“ er sieht mich mitleidig an.
„Erstaunlicher Weise gut.“ Gebe ich zu und lehne mich nach hinten.
„Wie spät ist das eigentlich?“ frage ich Dean und er sieht auf seine Uhr, das Geschenk von mir und Nic.
Nic…. Mein Herz wird schwer.
Das war es was ich zu verdrängen versucht habe…
„Kurz nach 3.“ Gibt er zurück.
„Ich mache mich auf den Weg, Montag muss ich in der Chirurgie aushelfen und wenn ich mich nicht wenigstens ein bisschen vorbereite, dann halten die mich für doof.“ Ich sehe in die Runde und alle winken mir nur müde zu.
„Entschuldigung, aber einer müsste mich zu meinem Auto bringen.“ Ich stemme meine Hände in die Hüfte.
„Ich fahre dich schnell.“ Logan zieht sich ein T-Shirt über und Logan wirft ihm den Autoschlüssel zu.
„Danke Logan!“ sage ich erleichtert und gebe Dean und Lynn einen Kuss auf die Wange. „Bis die Tage!“ verabschiede ich mich.
Logan setzt mich an der Bar ab und ich winke ihm dankbar hinterher.
Ich fahre zu mir und verschanze mich hinter meinen Büchern. Das klappt eine ganze Weile ganz gut, bis mich alle Gefühle vom Vortag überrollen und davon tragen. Irgendwann sitze ich weinend in einer Ecke der Couch und kann mich kaum beruhigen.
Wieso tut er mir das an?
Wieso gerade er?
Ich hatte mir geschworen, dass mir niemals jemand so weh tun würde und doch sitze ich jetzt hier und kann gar nicht so viel weinen wie ich gerne möchte.
Der Sonntag beginnt wie der Samstag aufgehört hat… mit Tränen.
Verdammt noch mal, er ist es nicht wert… versuche ich mir weis zu machen.
Als es gegen Mittag klingelt, gehe ich erst an die Tür als das Sturmläuten sich nicht mehr ignorieren lässt.
Ich öffne die Tür und Lynn steht mit einem großen Becher Eis und einer extra großen Tafel Schokolade vor der Tür.
„Na.“ Begrüßt sie mich schief grinsend.
Ich antworte nicht und sie folgt mir in die Wohnung.
Während ich mich auf die Couch plumpsen lasse, geht sie in die Küche und kommt mit zwei Löffeln wieder.
„So hier, mein Rat als Liebeskummerbeauftragte.“ Sie drückt mir einen Löffel in die Hand.
Eine Weile löffeln wir schweigend das Eis. Der Becher steht zwischen uns und wir sitzen im Schneidersitz jede in einer Ecke der Couch.
„Wie schlimm ist es denn auf einer Skala von 1 bis 10?“ sie legt ihren Kopf schief.
„11.“ Sage ich leise.
„Oh Süße!“ sie sieht mich mitleidig an.
„Ich war tatsächlich eine Nacht und einen halben Tag richtig glücklich…“ schniefe ich. „… Zu mehr langt es wohl nicht.“
„Hey, jetzt aber mal nicht im Selbstmitleid versinken.“ Sie hebt meinen Kopf an „Er hat dich nicht verdient.“
„Ich habe gar keine Zeit in Selbstmitleid zu versinken…“ ich schnäuze mich „… Ich habe so viel zu lernen, das mir jetzt schon der Kopf platzt.“
„Arbeit hilft manchmal, aber bitte Kay, übertreib es nicht.“ Warnt sie mich und ich sehe sie dankbar an.
„Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin dich zu haben.“ Gebe ich zu und sie lächelt.
Sie bleibt bis zum Abend und tröstet mich so gut sie kann, es geht mir wirklich ein wenig besser als sie sich auf den Weg nach Hause macht.
„Wir sehen uns am Donnerstag zum Abendessen.“ Erinnert sie mich und ich nicke schwach.
„Süße! Kopf hoch! Die Welt geht nicht unter.“ Sie knufft mich liebevoll und nimmt mich in den Arm.
„Danke.“ Sage ich leise und warte bis sie den ersten Treppenabsatz hinunter gestiegen ist, ehe ich meine Tür schließe.
Der Montag startet stressig und in den nächsten 2 Monaten komme ich kaum zum durch atmen. Ich mache drei Kreuze als ich Ende Oktober endlich wieder in die Notaufnahme darf.
„Kayla!“ begrüßt mich Anne strahlend als ich aus dem Fahrstuhl steige um meine erste 24 Stunden Schicht anzutreten.
„Anne.“ Ich nehme sie in den Arm „Gott, hat mir das Chaos hier unten gefehlt.“ Gebe ich grinsend zu.
„Die anderen machen gerade Pause. Geh schnell was essen, wer weiß, wann du das nächste Mal Gelegenheit dazu hast.“ Sie zwinkert mir zu.
Ich gehe in den Aufenthaltraum.
2Ich bin wieder da!“ rufe ich übermütig und Danny und Dylan klatschen in die Hände.
„Wahnsinn, haben sie endlich Ersatz gefunden?“ Dylan grinst mich an und schiebt mir ein Stück Pizza rüber.
„Ja endlich, man da oben bekommt man einen an der Klatsche. Ich weiß schon warum ich in die Notfallmedizin wollte.“ Ich sehe ihn grinsend an und beiße herzhaft in das Stück Pizza.
„Hmm lecker.“ Nuschele ich mit vollem Mund.
„Wir sind echt froh, dass du wieder hier bist.“ Danny grinste mich breit an.
Wir schaffen es tatsächlich die Pizza aufzuessen ehe der erste Notfall der Schicht kommt und ich merke wie gut Danny, Dylan und ich aufeinander abgestimmt sind.
Endlich wieder in meinem gewohnten Umfeld macht mir das arbeiten wieder Spaß und Dylan und Danny sind heilfroh das ich wieder zu ihrem Team gehöre.
Der erste Advent ist da und eigentlich bin ich bei Dean und Lynn zum Kaffee eingeladen, aber so wie das hier aussieht werde ich wohl nicht wirklich weg kommen. Ich angle mir das Telefon und wähle Dean an.
„Dean Johnsen.“ Meldet er sich förmlich, da er die Nummer ja nicht kennt.
„Dean, ich bin es. Ich komme später. Wann kann ich nicht sagen, aber anscheinend steht halb Dublin mit Weihnachtsdeko auf dem Kriegsfuß und sie rennen uns die Bude ein.“ Sprudele ich heraus.
„Oh Kayli.“ Sagt er enttäuscht.
„Ich komme so schnell ich kann.“ Verspreche ich und lege auf, da die nächste Trage herein gerollt kommt.
Drei Stunden später wie geplant sehe ich Dylan müde an und angle mir einen Weihnachtsplätzchen aus der Dose.
„Sag mal Kayla, du isst die Dinger wie nix. Bekommst du nicht bald einen Zuckerschock?“ er sieht mich kopfschüttelnd an.
„Ich habe Hunger.“ Gebe ich gereizt zurück und er zieht eine Augenbraue hoch.
„Wann hast du in letzter Zeit mal keinen Hunger? Du isst wie eine Siebenköpfige Raupe.“ Gibt er zurück und ich strecke ihm die Zunge aus.
„Lass mich.“ Nuschele ich.
„Kayla, mit vollem Mund spricht man nicht.“ Tadelt er mich lachend.
„Ist ja gut.“ Ich schlucke den Keks runter um mir gleich einen weiteren zu nehmen.
„Also, ich schau mir ja dein merkwürdiges Essverhalten schon eine ganze Weile an, aber diese Woche war echt die Krönung.“ Wieder schüttelt er seinen Kopf. „Sag Mal Kayla, bist du sicher, dass du nicht schwanger bist?“ er sieht mich skeptisch an.
„Ha, Ha.“ Gebe ich trocken zurück. „Darf ich dich daran erinnern, dass ich zwei Jahre lang vergeblich versucht habe schwanger zu werden und meine Chancen ohne künstliche Befruchtung bei unter 1 Prozent liegen?“ ich nehme mir einen neuen Keks.
„Dann hast du einen Bandwurm.“ Er sieht mich an, überlegt kurz und zieht mich dann hinter sich her.
„Was hast du denn jetzt vor?“ frage ich mit vollem Mund.
„Hinlegen und mal eine Minute den Mund halten.“ Er drückt mich auf eine Untersuchungsliege.
„Was hast du vor?“ frage ich erneut.
„Mund zu oder brauchst du dafür was Essbares?“ er sieht mich belustigt an.
„Meine Güte.“ Ich gebe mich geschlagen und ziehe meinen Kasack hoch.
„Geht doch.“ Dylan schaltet das Sonografiegerät an und verteilt Gel auf meinem Bauch.
„Das ist kalt.“ Maule ich und er schnaubt.
„Kayla…“ er sieht mich strafend an „…Das ist immer kalt.“
Dann macht er seine eingeübten Handbewegungen und verteilt das Gel, seine Miene gefriert plötzlich und ich sehe ihn an.
„Was ist?“ frage ich zögerlich.
„Kayla…“ er schluckt „Du bist schwanger.“
Ich weiß nicht wer von uns beiden geschockter ist, aber ich tippe einfach Mal auf mich.
„Das kann nicht sein.“ Krächze ich, meine Stimme klingt nicht nach mir.
„Unter 1 Prozent sieht hier sehr lebendig aus und hat einen kräftigen Herzschlag.“ Er deutet auf den Monitor. Ich komme leicht hoch und starre auf das eingefrorene Bild.
Sollte das nicht der glücklichste Tag im Leben eine jungen Frau sein?
Irgendwie nicht…
Denn zu einem Baby gehört ja auch ein Daddy und von wem dieses Kind ist muss ich nicht extra erwähnen.
Augenscheinlich haben sich die Gene von Mr. Domenic Evans durch gesetzt.
„Geschockt?“ Dylan druckt Bilder aus und vermisst das Baby. „Du bist in der 13. Woche.“ Fügt er hinzu.
„geschockt?“ ich schließe meine Augen „Du hast nicht die geringste Ahnung.“ Stöhne ich.
„Lass mich mal einfach so ins Blaue raten…“ er tut als würde er nachdenken „Dein Nic?“
„Er ist nicht mein Nic…“ brause ich auf „Er ist der Nic, der seiner Schwester mehr glaubt wie mir und der Nic den ich seit drei Monaten nicht gesehen habe, weil er ein ganz wichtiges Projekt in New York hat.“
„Komm schon Kayla, willst du mir jetzt allen Ernstes weis machen, das du keine Gefühle mehr für ihn hast?“ er zieht eine Augenbraue hoch und ich breche in Tränen aus.
Er sieht mich ein wenig hilflos an.
„Das sind die Hormone.“ Winke ich ab und er atmet erleichtert auf. „Ich habe das schon seit Wochen, ich kann wegen jeder Kleinigkeit weinen und glaube mir wegen Nic habe ich genug geweint.“ Gebe ich zu.
„Tja, ich würde sagen du musst über kurz oder lang mit ihm reden.“ Er reicht mir die Bilder und einen ausgefüllten Pass. „Mach jetzt Schluß und fahre zu Dean. Den dürfte die Neuigkeit ebenfalls vom Hocker hauen.“ Er grinst und ich rappele mich auf.
„Gott, wie erkläre ich ihm das nur?“ icj setze mich hin und atme tief durch.
„Ganz ruhig Kayla, das Baby bekommen wir schon groß.“ Er nimmt mich in den Arm.
„Baby?“ Anne steht in der Tür und ich breche wieder in Tränen aus.
„Super Sweetheart, ich hatte sie gerade soweit das sie nicht mehr weinen muss.“ Seufzt Dylan und ich sehe ihn strafend an.
„Du bist schwanger?“ Anne sieht mich an und ich nicke. „Das ist toll!“ jubelt sie und fällt mir um den Hals.
„Irgendwie schon, oder?“ gebe ich zu.
„Irgendwie? Kayla das ist ein Geschenk, ein Wunder…“ sprudelt sie los.
„Ist gut Anne, ich glaube sie hat es verstanden.“ Winkt Dylan ab.
Anne und Dylan haben 3 zauberhafte Kinder und ich mag die drei wirklich sehr, allerdings frage ich mich manchmal wie die Beiden das mit der Rasselbande aushalten.
Ich stehe auf und atme tief durch „Dann werde ich jetzt Mal zu Dean, damit rechnet er bestimmt nicht.“ Ich wische meine Tränen beiseite und trete in den Flur.
So lange habe ich mir gewünscht ein Baby zu bekommen und jetzt wo es soweit ist kann ich mich gar nicht richtig freuen. Ich ärgere mich über mich selbst, mal ehrlich es gibt genug allein erziehende Mütter, die das ganz fabelhaft hin bekommen.
Warum sollte ich es also nicht hin bekommen?
Ich fahre hoch in die Umkleide und ziehe mich um, als ich wieder runter komme, weil das Krankenhaus grundsätzlich durch die Notaufnahme verlasse, kommt Danny auf mich zu und erdrückt mich fast.
„Herzlichen Glückwunsch.“ Flüstert er in mein Ohr und ich sehe zu Dylan.
„Du kennst ihn doch.“ Winkt er ab und ich lächle Danny an.
„Danke Danny.“ Gebe ich zurück und winke allen zu ehe ich in die eiskalte Dezemberluft hinaus trete.
Ich fahre so schnell es irgendwie geht zu Dean und drücke ungeduldig auf den Klingelknopf.
„Da bist du ja endlich.“ Dean zieht mich rein und ich sehe ihn erstaunt an.
Er schubst mich quasi ins Wohnzimmer und ich stehe plötzlich Chris und Dania gegenüber.
Meine letzte überraschende Begegnung mit ihnen ist mir noch in guter Erinnerung und ich schüttele meinen Kopf.
„Das ist ein Scherz.“ Ich sehe zu Dean.
„Nein, setz dich.“ Er bugsiert mich auf einen Stuhl.
„Ich werde jetzt gehen.“ Ich stehe wieder auf.
„Bitte Kayla…“ Dania sieht mich bittend an.
Ich ignoriere sie und sehe mich nach Lynn um, ich entdecke sie und unsere Blicke treffe sich.
„Warum?“ sage ich leise und sie kommt zu mir.
„Weil wir euch was wichtiges sagen müssen und wir hätten gerne alle unsere Freunde beisammen.“ Erklärt sie und hinter ihr kommen Logan und Nic aus der Küche.
„Ganz schlechter Tag für so etwas.“ Ich stehe auf.
„Nun hör mir doch mal zu.“ Dania sieht mich an.
„So wie du mir zu gehört hast?“ gebe ich schnippisch zurück.
„Kayla.“ Dean sieht mich an und ich setze mich wieder hin.
Ich weiß wann es Sinn macht mich gegen meinen großen Bruder zu stellen und offensichtlich ist das hier nicht der Fall.
„Sagt, was immer ihr zu sagen habt und dann gehe ich.“ Ich verschränke die Arme vor meiner Brust.
„Setzt euch.“ Sagt Dean nun zu Logan und Nic und die beiden setzen sich zu mir an den Tisch.
„Also..:“ er geht zu Lynn und nimmt sie in den Arm „…Lynn und ich werden am 14. Februar heiraten.“ Erklärt er feierlich.
Ich springe auf und nehme Lynn in den Arm. „Herzlichen Glückwunsch!“ ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange und vergesse einen Moment das ich ja eigentlich böse auf sie bin.
Ich will Dean in den Arm nehmen, aber er schaut mich belustigt an.
„Das war es noch nicht ganz…“ er legt seine Hand bei Lynn auf den Bauch. „Wir werden im Sommer Eltern, Lynn ist in der 12. Woche.“ Strahlt er und nun falle ich ihm um den Hals.
„Alles Gute.“ Sage ich mit Tränen in den Augen.
„Was ist denn jetzt los?“ er sieht mich an und zieht mich in seine Arme.
„Ich freue mich so für euch.“ Sage ich ausweichend und wische meine Tränen weg.
Ich überlasse nun den anderen das Feld und setze mich wieder hin. Ein wenig stehe ich unter Schock von dem gesagten der letzten Minuten und mir wird klar, dass ich es jetzt auf keinen Fall sagen kann, dass ich ebenfalls schwanger bin. Schon gar nicht wenn Nic auch hier ist.
Nachdem alle wieder sitzen stehe ich auf und gehe in die Küche.
„Kayla.“ Dania ist mir gefolgt und ich stöhne auf.
„Lass mich einfach in Ruhe.“ Erwidere ich tonlos.
„Hör mir doch bitte zu.“ Bittet sie mich eindringlich.
„Nein Dania.“ Sage ich und dränge mich an ihr vorbei. Jetzt stehe ich Nic gegenüber und schließe gequält meine Augen.
„Tinkerbell bitte.“ Er sieht mich reuevoll an.
„Nein, nichts Tinkerbell, nichts Kayla. Lasst mich in Ruhe. Ihr habt mir deutlich klar gemacht was ihr vin mir haltet und ich brauche keine Wiederholung dessen.“ Ich greife nach meiner Jacke.
„Sei doch nicht so stur.“ Dean kommt zu mir.
„So bin ich nun mal.“ Gebe ich zurück und ziehe die Tür hinter mir ins Schloss.
Unten angekommen stelle ich fest, dass es tatsächlich schneit.
Super, auch das noch, ich werde eine halbe Ewigkeit durch die Stadt brauchen.
Zu Hause lege ich mich ins Bett, rolle mich zusammen und weine mich in den Schlaf. Und das um 18 Uhr an einem Sonntag.
Den Montag habe ich bis abends frei, da mein Dienst erst wieder um 20 Uhr beginnt und ich fühle mich hundeelend als ich aufstehe.
Als es klingelt schlurfe ich eher lustlos zur Tür. Ich öffne die Tür und Dania sieht mich an.
„Wie deutlich muss ich noch werder?“ sage ich erbost und knalle ihr die Tür vor der Nase zu.
„Bitte Kayla, ich kann dir gar nicht sagen wie leid es mir tut. Bitte, ich weiß ich kann es nicht ungeschehen machen aber hör mir zu.“ Ruft sie durch die geschlossene Tür.
Ich öffne die Tür wieder.
„Du hast Recht Dania. Du kannst es nicht ungeschehen machen. Du kannst nicht ungeschehen machen, das Nic mich wegen dir so sehr verletzt hat, das ich dachte mein Herz ist in tausend Einzelteile zerbrochen. Du kannst nicht ungeschehen machen, das augenscheinlich so wenig von mir hältst und ich dachte wir wären Freundinnen. Das kannst du nicht und du wirst es niemals können.“ Damit landet die Tür wieder an ihrem Platz und ich atme tief durch.
Ich ignoriere das weiteren Klingeln und stelle mich unter die heiße Dusche, als ich nur mit einem Handtuch ins Schlafzimmer komme und mich abtrockne, fällt mein Blick auf mein Spiegelbild. Sanft gleitet meine Hand über meinen Bauch. Eine kleine Wölbung ist zu erkennen und ich lächle.
„Wie bekommen das hin.“ Verspreche ich meinem Baby und ziehe mich langsam an.
Nun klingelt mein Telefon Sturm und genervt gehe ich ran.
„Ja.“ Blaffe ich in den Hörer.
„Ich bins Lynn. Würdest du die Güte besitzen und mir die Tür öffnen?“ kommt es vom anderen Ende und ich gehe zur Tür und versichere mich ob es wirklich Lynn ist, die davor steht.
„bist du allein?“ frage ich ins Telefon.
„Ja und jetzt mache die Tür auf, es ist nicht gut für die Mutter deiner Nichte oder deines Neffen im kalten Flur zu stehen.“ Erklärt sie mir und ich öffne die Tür.
„Komm rein.“ Sage ich seufzend.
Sie kommt rein, nimmt mir mein Handy aus der Hand, legt ihre Jacke ab und geht ins Wohnzimmer.
„Hinsetzen.“ Sagt sie streng.
Ich setze mich zu ihr und sie sieht mich lange an.
„Was war das gestern?“ fragt sie schließlich.
„Was denn?“ gebe ich betont gleichgültig zurück.
„Hallo? Das mit Dania und Nic? Seit Monaten liegst du mir wegen ihm in den Ohren und gestern servierst du ihn einfach ab.“ Sie sieht mich mit ihren großen blauen Augen an.
„Ich kann nicht darüber reden.“ Gebe ich ausweichend zurück.
„Herrgott Kayla, du machst mich wahnsinnig.“ Sei rauft sich die Haare.
„Bitte Lynn.“ Ich sehe sie flehentlich an.
Sie überlegt einen Moment.
„Okay, hör zu…“ sie nimmr meine Hände „IWr haben uns mit Logan, Chris, Dania und Nic zum Schlittschuhlaufen verabredet, du kommst da hin und ich verpreche dir, dann lass ich dich in Ruhe.“ Sie hebt die Hand zum Schwur.
„Wann?“ gebe ich gequält zurück.
„Am 18. Hast du da Dienst?“ sie sieht mich fragend an.
„Weiß nicht, ich muss auf meinem Dienstplan nachschauen.“ Ich reibe mir die Augen.
Ich will da nicht hin und würde glatt alle meine Habseligkeiten verkaufen um an diesem Tag Dienst zu haben.
„Wo ist dein Plan?“ Lynn lässt nicht locker.
„In meiner Tasche.“ Antworte ich immer noch nicht sehr angetan von ihrem Vorschlag.
„Warte.“ Sie steht auf und geht an meine Tasche.
Mir fällt ein was sie außer meinem Dienstplan noch finden wird und ich springe auf.
Zu spät… sie hält meinen Mutterpass in den Händen und sieht mich an.
„Was?“ stottert sie und ich zucke mit den Schultern.
Ich meine was soll ich jetzt sagen?
Sie schlägt die erste Seite auf.
„Du weißt es seit gestern?“ sie setzt sich zu mir „Aber die Wahrscheinlichkeit war doch so gering?“
„Ja, bei unter einem Prozent.“ Ich nehme ihr den Pass ab. „Ich wollte es euch sagen, aber dann überschlugen sich die Ereignisse.“
„Und jetzt?“ sie sieht mich an und ich lächle bei ihrem Gesichtsausdruck.
„Nichts jetzt, ich bekomm das schon hin.“ Sage ich sicher.
„Das steht für mich außer Frage, aber meinst du nicht du solltest es Nic sagen?“ sie zieht eine Augenbraue hoch.
„Irgendwann vielleicht.“ Sage ich ausweichend.
„Mal ehrlich Kayla Sophie Johnsen, wie lange willst du ihn für seinen Fehler noch büßen lassen?“ sie sieht mich durchdringend an. Super, jetzt sind wir schon soweit das sich bei meinem vollen Namen nennt.
„Er hat sich bei der ersten Bewährungsprobe als untauglich raus gestellt.“ Antworte ich fast trotzig. „Er hat Dania mehr vertraut wie mir.“
„Süße, es sieht ein Blinder wie sehr er dich liebt und das er nicht mehr weiß was er noch machen soll. Du hast seine Nummer in deinem Handy gesperrt, du redest nicht mit ihm und auch sonst kommt er nicht an dich ran.“ Sie nimmt meine Hände.
„Mein Gott, ihr bekommt ein Baby!“ nun strahlt sie. „Wann ist Stichtag?“ sie hibbelt herum und ich frage mich ob ich aus so bin.
Wechsle ich auch meine Stimmung schneller wie jemand ein Licht ein und ausschalten kann?
Muss das so sein?
„Am 10. Mai.“ Antworte ich ihr und ihr grinsen wird noch breiter.
„Wir haben am 18. Mai Stichtag.“ Erzählt sie nun strahlend.
„Ich würde sagen die beiden können gut miteinander spielen.“ Ich zwinkere ihr zu.
„Darf ich es Dean sagen?“ sie sieht mich flehentlich an.
„Ich muss es ihm selbst sagen Lynn, bitte.“ Nun flehe ich sie an.
„Okay Deal, du hast bist Silvester Zeit es ihm zu sagen, sagst du es ihm bis dahin nicht, dann tue ich es.“ Sie hält mir ihre Hand hin und mir bleibt nichts anderes übrig als wie einzuschlagen.
„Und jetzt zum 18. zurück…“ sie holt meinen Dienstplan aus der Tasche „Oh nein, du hast Dienst, aber hier steht ein AD daneben. Was heißt das?“ sie sieht mich fragend an.
„Außendienst, wir sind auf dem St. Francis Festival.“ Erkläre ich ihr.
„Das passt ja super, da wollen wir Eislaufen und wie ich sehe hast du nur bis 16 Uhr Dienst. Also holen wir dich ab.“ Sie klatscht in die Hände.
„Juhu.“ Sage ich ohne jeglichen Ausdruck von Freude in meiner Stimme.
„Kayla, willst du ihn wieder haben? Soll euer Baby eine Mummy und einen Daddy haben?“ sie legt ihren Kopf schief und ich schweige.
„Denk mal drüber nach, noch hast du zwei Wochen.“ Sie drückt mir einen Kuss auf die Haare und verabschiedet sich.
Und diese zwei Wochen vergehen wirklich schnell. Ich werde aus den 24 Stunden Diensten raus genommen da es das Mutterschutzgesetz verbietet aber ansonsten muss ich mich nicht viel umgewöhnen.
Danny und Dylan passen allerdings auf wie Schießhunde und ich bekomme ständig Gemüse statt leckerer Kekse vor gesetzt.
Dann ist das Wochenende des St. Francis Festivals da und ich habe am Freitag fast Feierabend als mein Handy klingelt.
„Johnsen.“ Melde ich mich fröhlich, der Tag war angenehm gewesen und Danny und Dylan hatten mir Kekse erlaubt.
„Hey Kayli! Hast du morgen schon was vor? Wir wollen aufs St. Francis Festival. Lust?“ fragt Dean.
„Hey Bruderherz! Lust habe ich schon, aber ich bin dienstlich da. Außerdem solltest du dich ab und zu mal mit deiner Verlobten unterhalten, sie hat schon alles geplant.“ Erwidere ich lachend.
„Super, da freue ich mich. Man wir haben uns schon fast zwei Wochen nicht gesehen.“ Freut er sich.
„Ich freue mich auch.“ Sage ich lachend.
„Bis morgen.“ Flötet er.
„Klar.“ Sage ich und lege auf weil Dylan nach mir winkt. Wir packen gerade die Sachen für den morgigen Einsatz zusammen und er telefoniert mit der Feuerwehr um alles zu koordinieren. Die Einsätze auf Festivals jeder Art sind berühmt berüchtigt und als wir zum Fernseher sehen, der gerade den Wetterbericht für morgen durchgibt, stöhnen wir beide auf. Bis zu -5 °C und Schnee, das würde ein anstrengender Tag werden.
Unser Einsatz geht von 8 Uhr morgens bis 16 Uhr nachmittags, dann übernehmen Danny und eine weitere Kollegin. Wir haben zwar die angenehmere der beiden Schichten bekommen aber ich stöhne jetzt schon… Dylan sieht mich an und ich grinse müde.
„Wird schon, zieh dich warm an.“ Macht er sich selber und mir Mut, ich sehe auf die Uhr.
„So, ab nach Hause schlafen.“ Er scheucht mich in Richtung Fahrstuhl.
„Ist ja gut.“ Erwidere ich gespielt empört.
„Bis morgen Kayla!“ ruft er mir hinterher.
Ich schlafe schlecht in dieser Nacht. Ich bin jetzt in der 15. Woche und so langsam kann ich nicht mehr auf dem Bauch schlafen. Und ich schlafe immer auf dem Bauch…
Ich gehe zurzeit morgens nicht mehr joggen, da es einfach zu kalt ist und stehe am nächsten Morgen um 7:30 Uhr müde am Krankenhaus.
Wir haben eine kurze Besprechung mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr und dem Rettungsdienst. Nachdem wir alles geklärt haben ziehe ich mich um. Dick eingepackt steige ich zu Dylan in den Krankenwagen.
„Sind wir in Sibirien?“ feixt er.
„Nein, aber verdammt nach dran.“ Grinse ich und reibe mir die Hände.
Am Einsatzort angekommen machen wir unser Einsatzzelt fertig, stellen die Heizstrahler an und harren der die Dinge die da kommen werden. Abwechselnd läuft jede Einheit eine Überwachungsrunde den fast 4 km langen Innenstadtabschnitt entlang. Schon um 10 Uhr ist die Hölle los und ich frage mich ernsthaft woher die ganzen Leute kommen.
Vor den Bühnen müssen wir auch nach dem rechten sehen und davon gab es gefühlte 100 obwohl es glaube ich nur 15 sind.
Zum Glück bekommen wir hauptsächlich leichte Fälle zu Gesicht. Umgeknickte Knöchel, erhöhter Alkoholkonsum und ab und zu eine kleine Schlägerei.
Um 15 Uhr sind Dylan und ich wieder mit dem Rundgang dran. Wir laufen zum ersten Standpunkt und sehen uns wachsam um.
Plötzlich springt mir jemand auf den Rücken und ich sehe in Lynns strahlendes Gesicht.
„Hey Frau Doktor.“ Lacht sie und ich umarme sie.
„Hey, wo wart ihr denn?“ ich sehe sie fragend an, hinter ihr tauchen Dean, Logan, Dania, Chris und Nic aus der Menge auf. Mein lächeln gefriert und ich grüße alle mit einem kurzen Nicken.
„Ich habe in einer Stunde frei. Holt ihr mich am Zelt ab?“ ich sehe Dean an und er nickt.
„Klar doch…“ er hat Schwierigkeiten mich zu fixieren, augenscheinlich sind sie nicht erst seit ein paar Minuten hier und haben sich den einen oder anderen Glühwein genehmigt.
„Hey, nun mal ehrlich Leute, ist einer von euch noch nüchtern?“ lache ich und Dania, Nic und natürlich Lynn heben die Hand.
„Okay Lynn, ich vertraue dir, lotste sie in 45 Minuten zum erste Hilfe Zelt, ja?!“ ich sah sie fragend an und sie reckte den Daumen in die Höhe.
„Bis gleich!“ sage ich und drehe mich zu Dylan um, damit wir unsere Runde fort setzen können.
Wir kommen um kurz vor 16 Uhr wieder am Zelt an und übergeben den Status an unsere Nachfolger. Plötzlich bringt ein Sanitäter ein kleines weinendes Mädchen herein.
„Sie hat sich verlaufen, wir lassen gerade die Eltern ausrufen.“ Sagt er und sieht mich hilfesuchend an, ich beuge mich zu der Kleinen runter.
„Hey meine Süße…“ ich hebe ihren Kopf und sie sieht mich traurig an „… Ich bin Kay und wie heißt du?“
„Lilly.“ Sagt sie leise.
„Komm mal her.“ Ich nehme sie auf den Arm „Wie alt bist du denn?“
„3 ½“ erklärt sie mir stolz und hält drei Finger hoch, ihre Tränen versiegen und sie ist ganz auf mich konzentriert.
„Wir warten jetzt bis deine Mama und dein Papa dich abholen, ja?“ ich sehe sie an und sie nickt eifrig.
„Weißt du was? Wir gehen jetzt nach hinten weil ich mir was anderes anziehen möchte. Willst du mit?“ ich halte ihr meine Hand hin und sie ergreift sie.
Wir gehen nach hinten und ich ziehe mir eine gefütterte Jeans und meinen dicken Wollpulli an, ich löse meinen Zopf und meine langen Haare fallen weich über meinen Rücken.
„Du hast Haare wie meine Puppe.“ Sagt Lilly und ich grinse sie an.
„Echt?“ frage ich lächelnd.
„Ja und mein Doktor Bär hat auch so ein Abhörteil aber nicht so eine kleine Lampe wie du.“ Erklärt sie mir und deutet auf meine Pupillenreflexleuchte.
Ich gebe sie ihr in die Hand und sie strahlt mich an.
„Wow.“ Sagt sie begeistert und drückt immer wieder auf den Knopf.
Ich nehme sie an die Hand und wir gehen wieder nach vorne.
Dean und der Rest kommen ins Zelt und Lilly sieht mich ängstlich an. Ich nehme sie auf den Arm.
„Man, das ging ja flott.“ Grinst Dean und deutet auf Lilly. Sofort fängt er sich einen Knuff von Lynn ein und ich verdrehe die Augen.
„Tja.“ Lächle ich „Wir warten auf die Eltern von Lilly, sie hat sie in dem ganzen Trubel nämlich verloren.“ ich stupse ihr auf die Nase was sie zum lachen bringt.
„Kayla, ich muss los!“ Dylan ist ebenfalls umgezogen und winkt mir zu.
„Bye Dylan! Grüße an Anne!“ rufe ich ihm hinterher und er winkt lachend.
Die anwesenden Ärzte und Sanitäter sehen zwischen mir und Dean hin und her.
„Hey keine Panik, die gehören zu mir.“ Sage ich und sie atmen erleichtert auf.
Keine Minute später kommt eine Frau ins Zelt gestürmt.
„Lilly?“ ruft sie panisch, ich setze die Kleine ab und sie läuft zu ihr.
„Mummy! Mummy!“ jubelt sie und lässt sich in den Arm nehmen „Kay ist ganz lieb und sie hat so tolle Haare wie meine Puppe.“ Sie deutet auf mich.
Die Mutter kommt zu mir und nimmt mich erleichtert in den Arm „Ich danke dir so sehr!“ sagt sie aufgeregt.
„Alles in Ordnung.“ Sage ich und sehe zu Lilly, ich gehe in die Hocke „Und jetzt bleibst du immer schön bei deiner Mummy, ja?“ ich sehe sie fragend an.
Sie nickt eifrig und hält mir meine Lampe hin.
„Weißt du was, die schenke ich deinem Doktor Bär und wenn du Hilfe brauchst dann blinkst du mir ihr, ja?“ ich struvele ihr durch ihre blonden Locken.
„Au ja.“ Freut sie sich.
„Vielen Dank.“ Sagt die Mutter erneut und die beiden verlassen das Zelt.
„So Jungs und Mädels, jetzt bin ich fertig und freue mich auf einen heißen Kakao.“ Sage ich zu meiner kleinen Gruppe und nahm meine Strickjacke.
„Stichverletzung!“ ein Sanitäter stürmt mit einen jungen Mann ins Zelt.
Na toll und die beiden Ärzte sind auf Rundgang. Ich lasse seufzend meine Jacke fallen.
„5 Minuten.“ Ich sehe Dean entschuldigend an und sie setzen sich wieder.
Ich gehe zu dem jungen Mann.
„Was ist passiert?“ frage ich ihn und lege ihm beruhigend meine Hand auf die Wange.
„Er hat einfach zu gestochen.“ erwidert er und nimmt seine Hand von einer stark blutenden Wunde.
„Pfeift die Ärzte zurück, bestellte einen RTW, Handschuhe bitte und macht eine Infusion mit Kochsalzlösung fertig.“ Weise ich den Sanitäter an.
Ich zwinge den jungen Mann mich anzusehen. „Versuche bitte ruhig zu atmen, es sieht schlimmer aus als es ist. Hörst du mich?“
Er nickt und beginnt sich langsam zu beruhigen.
Ich ziehe meine Handschuhe über und versorge seine Wunde mit Kompressen, ich prüfe seine Vitalfunktionen und dann kommen die beiden Ärzte zurück.
„Man Kayla, kann man dich nicht eine Minute allein lassen?“ Danny grinst mich an.
„Witzig Danny, wirklich witzig. 22 jähriger, Stichwunde unter dem Rippenfell, augenscheinlich keine Organe getroffen. Blutdruck 140 zu 100 Puls 110. Atmung gut, bringt ihn ins Zentral, bei uns geht nichts mehr.“ Sage ich und ziehe mir die Handschuhe aus. Ich sehe an mir runter und stelle fest, dass ich meinen Pullover eingesaut habe.
„Hast du noch einen Pullover mit?“ ich sehe zu Danny und er deutet auf seinen Rucksack. Ich nehme mir seinen Pullover raus und ziehe meinen aus. Dann endlich bin ich wirklich fertig und sehe zu Dean.
„Los raus hier, bevor die nächste Katastrophe kommt.“ Ich grinse ihn an.
Wir verlassen alle das Zelt und steuern auf die große Schlittschuhbahn zu. Nachdem wir alle Schlittschuhe habe geht es los und ich amüsiere mich wirklich gut. Na, gut abgesehen von den Blicken die mir Dania und Nic zuwerfen.
Plötzlich werde ich ziemlich unsanft zu Boden geschleudert und sehe einen Moment Sterne.
„Gott Kayli!“ Lynn stürmt auf mich zu.
„Alles gut.“ Gebe ich zurück und reibe mir meinen Hinterkopf.
„Sicher, hast du irgendwo Schmerzen?“ sie sieht mich besorgt an.
„Nein.“ Sage ich nicht sehr sicher.
„Bist du dir 100%ig sicher? In deinem Zustand ist mit so etwas nicht zu spaßen.“ Sie sieht mich ernst an.
„In ihrem Zustand? Sweetheart du bist schwanger, nicht Kayli.“ Grinst Dean, der sich mit den anderen um mich herum versammelt hat.
„Komm steh langsam auf.“ Lynn hält mir ihre Hand hin.
„Sweetheart?“ Dean sieht Lynn prüfend an.
„Nicht jetzt. Nicht hier.“ Sage ich zu ihm und alle starren mich an.
Ich laufe zum Rand und halte mich am Zaun fest. Scheint alles gut gegangen zu sein, stelle ich erleichtert fest.
„Kann ich bitte jetzt mit dir reden?“ Dania kommt zu mir und sieht mich mit ihrem Hundeblick an.
„Was?“ frage ich kühl.
„Kay bitte, es tut mir leid, ich war so blöd. Es tut mir wirklich leid und ich kann es nicht ertragen das du mich wie Luft behandelst.“ Sie sieht mich traurig an.
„Dania, was genau erwartest du von mir?“ ich zucke mit den Schultern.
„Bitte Kay, rede mit mir.“ Sagt sie und nimmt meine Hand „Ich weiß es war falsch, ich weiß nicht was mit mir los war. Ich weiß nur, dass er dich wirklich liebt und dass er leidet. Das wollte ich nie.“
„Dania…“ setze ich an.
„Nein Kay, Dom ist mein Bruder, ich liebe ihn und ich möchte dass er glücklich ist. Wenn er es mit dir ist, dann ist das toll. Du warst immer wie eine Schwester für mich und ich möchte dich nicht verlieren.“ Sie sieht mich flehend an.
Ich gebe mir einen Ruck und nehme sie in den Arm, sie fängt augenblicklich an zu weinen.
„Es tut mir leid.“ Schluchzt sie.
„Okay.“ sage ich leise und streiche ihr über den Rücken.
„bist du wirklich schwanger?“ sie sieht mich verweint an und ich nicke leicht. „Aber…“
„Ich weiß, das grenzt an ein Wunder.“ Gebe ich zurück und sie nimmt mich in den Arm.
„Ich freue mich so für euch.“ Sie lächelt unter Tränen.
„Noch gibt es kein uns.“ Gebe ich zu bedenken.
Sie nimmt mich wieder in den Arm und ich merke wie sehr sie die ganze Sache belastet haben muss.
Chris kommt zu uns und entführt seine Frau für eine Weile damit ich durchatmen kann.
„Gut gemacht Kay.“ Lobt mich Lynn und reicht mir einen Kakaobecher „Ich bin stolz auf dich.“ Sie prostet mir zu.
„Hast du einen Moment Zeit für mich?“ fragt nun Nic hinter mir und ich kann seinen Atmen an meinem Ohr spüren.
„Nein gerade nicht.“ Antworte ich und er seufzt tief.
„Bitte Tinkerbell.“ Haucht er mir ins Ohr und ich bekomme eine Gänsehaut. Lynn lächelt mich an und ich drehe mich zu ihm um.
„Du hast 2 Minuten.“ Sagte erkläre ich ihm.
Er zieht mich ein Stück mit sich und wir setzen uns auf eine Bank am Rand.
„Rede.“ Sage ich und sehe ihn trotzig an.
„Es tut mir leid! Gott, es tut mir wirklich leid…“ er nimmt meine Hand „Ich war eifersüchtig als du bei ihm geblieben bist, um mit ihm zu reden. Es war mir nicht recht, denn ich wusste nicht, was du noch für ihn fühlst…“ er sieht mich an.
„Was denkst du denn? Denkst du allen Ernstes, ich sage dir morgens das ich dich liebe und ein paar Stunden später laufe ich zu dem Menschen zurück, der mich verletzt und abgelegt hat?“ ich sehe ihn verständnislos an.
„Ich war so verwirrt und das was ich dann am Strand gesagt habe war Mist, das weiß ich selber…“ er fährt sich durch die Haare „… Jedes Mal wenn ich dich sehe will ich dich am Liebsten in den Arm nehmen und dich nie mehr los lassen.“ Er sieht mich traurig an und mein Herz beginnt zu schmelzen, ich liebe ihn so sehr.
„Ich war so verdammt enttäuscht von dir! Ich wollte nur mit ihm reden, um ihm zu sagen, er soll für immer aus meinem Leben verschwinden, er hat keinen Platz mehr in meinem Leben. Mein Leben ist hier und nicht in San Diego.“ Ich atme tief durch.
„Oh Tinkerbell, ich fühlte mich so schlecht. Ich konnte nicht mit dir reden und du bist mir aus dem Weg gegangen. Ich habe mich Hals über Kopf in die Arbeit gestürzt, aber es hat nicht geholfen. Du bist die schönste, klügste, stärkste, zauberhafteste und atemberaubendste Frau die ich kenne. Ich liebe Dich ob es Dania nun passt oder nicht!“ er sieht mich an.
„Du findest mich schön?“ grinse ich.
„Du bist perfekt.“ Er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht.
Ich lege meine Hand auf seine und sehe ihn an, er meint es wirklich ernst. Ich ziehe ihn an seinem Schal zu mir und wir küssen uns sanft.
„Ich liebe Dich wirklich Tinkerbell und ich möchte dich niemals verlieren.“
„Du liebst uns.“ Verbessere ich ihn.
„Euch?“ seine Augen strahlen und ich lächle
„Ja, du hast die unter einem Prozent Wahrscheinlichkeit ausgenutzt. Wir bekommen ein Baby.“ Ich sehe ihn an und seine Augen füllen sich mit Tränen.
„Ganz ehrlich, noch niemals in meinem Leben war ich so glücklich, wie jetzt in diesem Moment.“ Er küsst mich zärtlich.
„Eines habe ich noch vergessen...“ grinste er „Du bist verdammt sexy.“ Er küsst meine Nasenspitze und ich lächelte.
„Du bist auch nicht schlecht.“ Grinse ich.
„Nicht schlecht?“ er sieht mich beleidigt an.
„Vielleicht revidiere ich meine Meinung, aber das muss ich erst einmal am lebenden Objekt studieren.“ Lächle ich und er sieht mich liebevoll an.
„Ich liebe Dich Tinkerbell.“ Haucht er und küsst mich innig.
„Alles klar bei euch beiden?“ Dean steht vor uns und wir sehen zu ihm auf.
„Alles Bestens.“ Nic strahlt ihn an „Übrigens werde ich Daddy.“ Berichtet er ihm stolz.
„Tja mein Lieber, das wusste ich tatsächlich schon 5 Minuten vor dir.“ Er lacht leise und nimmt mich in den Arm „Ich freue mich so für euch.“
„Danke Dean.“ Ich drücke ihm einen Kuss auf die Wange.
„Krümm ihr ein Haar oder tu ihr weh und du bist tot.“ Der Blick den Dean Nic zuwirft spricht Bände.
„Niemals.“ Nic hebt abwehrend die Hände und Dean geht zurück zu den anderen.
„Und was Dania angeht…“ ich deute auf Dania „… Ich denke sie hat eingesehen, das sie Fehler gemacht hat.“
„Ich denke auch, die letzten Monate durfte sie sich ja auch tagein, tagaus mein Gejammer anhören.“ Er zwinkert mir zu „Und jetzt will ich ganz schnell irgendwo hin wo wir ganz alleine sind, du machst mich nämlich wahnsinnig.“ Haucht er mir ins Ohr und ich lächle.
„Du wirst dich wohl noch ein wenig zusammen reißen müssen, ich habe vor noch ein wenig hier zu bleiben und diesen tollen Abend zu genießen.“ Lache ich, ziehe ihn hoch und wir fahren zu den anderen.
Sofort werden wir von allen Seiten beglückwünscht und alle sind total aus dem Häuschen.
Immer wieder sieht mich Nic an und küsst mich liebevoll.
„Hey, nun ist aber mal gut…“ Dean sieht uns strafend an „… Macht das zu Hause.“
„Was denn?“ sagen Nic und ich wie aus einem Mund.
„Na euer rumgeturtel.“ Er schüttelt lachend den Kopf.
„Komm schon Dean, das habe sie sich jetzt verdient.“ Lächelt Dania und wir sehen beide zu ihr.
„Es ist zwar ungewohnt, aber die beiden sind so süß zusammen.“ Lynn kneift uns beiden in die Wangen.
„Spinnst du Lynn?“ lache ich.
„Oh man zwei Frauen unter Hormonsüberschuss.“ Logan verdreht die Augen.
„Hmm, eigentlich wollten wir bis Weihnachten warten…“ Chris räuspert sich „… Aber da Kay nun auch mal eben so die Katze aus dem Sack gelassen hat…“ er zuckt mit den Schultern „… Dania und ich werden auch Eltern.“ Er strahlt und an und ich sehe zu Dania.
„Wirklich?“ grinse ich.
„Ja, ich bin in der 10. Woche, wir wollten eigentlich bis zur 12. Woche warten, um es euch zu sagen.“ Sie lächelt glücklich.
„Herzlichen Glückwunsch.“ Ich nehme sie in den Arm und sie drückt mich fest an sich.
„Hey Leute, wollt ihr mich um den Verstand bringen?“ Logan sieht uns entsetzt an.
„Was denn?“ kommt es aus sechs Mündern gleichzeitig und er verdreht die Augen.
Wir geben nun unsere Schlittschuhe wieder ab und fallen alle in eine kleine Bar ein.
Es ist schön wieder alle friedlich an einem Tisch zu haben, noch schöner ist es, neben mich zu schauen und Nic in seine strahlende Augen zu sehen.
Er lässt es sich nicht nehmen und bringt mich sicher gegen Mitternacht nach Hause.
„Tinkerbell?“ er grinst mich an als wir eng umschlungen im Bett liegen und ich sehe zu ihm auf.
„Hmm.“ Nuschele ich müde.
„Meinst du nicht deine Wohnung ist zu klein?“ fragt er leise.
„Mal schauen, kommt Zeit, kommt Rat.“ Gebe ich zurück und kuschele mich wieder an seine Brust.
„Ich habe ein Haus in Howth gekauft.“ Sagt er leise und ich schrecke hoch.
„Du hast was“? ungläubig sehe ich ihn an.
„Ich habe ein Haus gekauft, eine Straße von Dean entfernt. Besser gesagt habe ich ein Grundstück gekauft. Sie bauen dort eine neue Wohnanlage und ich habe zu geschlagen.“ Er sieht mich an und ich starre ihn fassungslos an.
„Aber…“ stottere ich.
„Was aber? Willst du nicht mit mir zusammen wohnen?“ er küsst meine Stirn.
„Doch natürlich.“ Antworte ich perplex.
„Dann ist ja alles gut, ich wollte das nur mit dir klären. Ich habe mich auch mit Dean und Lynn und mit Dania und Chris unterhalten, am Montag werde ich die Firma mal anrufen und fragen ob noch Grundstücke frei sind. Mal schauen, ich denk bisher sind nicht allzu viele verkauft.“ Er zieht mich in seine Arme.
„Werde ich eigentlich auch noch gefragt?“ ein leichter vorwurfsvoller Unterton liegt in meiner Stimme.
„Mach ich doch gerade.“ Er küsst mich wieder „Liebe Tinkerbell, willst du ein Haus zusammen mit mir bauen, dort wohnen und unser Kind groß ziehen?“ er sieht mich liebevoll an.
„Aber sicher.“ Grinse ich.
„Und hättest du was gegen Dean und Dania als Nachbarn?“ er zwinkert mir zu.
„Nein, da wäre toll. So wie früher.“ Gebe ich lächelnd zu.
„Also, ich habe dich jetzt gefragt und nun schlaf bitte, ich habe morgen Dinge mit dir vor, von denen du nur träumen kannst…“ er lächelt verschmitzt „Und dafür muss ich im vollen Besitz meiner Kräfte sein.“
Glücklich kuschele ich mich in seine starken Armen und schlafe fast augenblicklich ein.
So ist es im Himmel…
Ganz sicher!


Epilog




„Und das hält?“ ich sehe unsicher zu Nic.
„Bin ich der Architekt oder du?“ erwidert er gelassen und betrachtet ebenfalls sein Werk.
„Das schon, aber das sieht wirklich nicht sehr stabil aus.“ Gebe ich zu bedenken.
„Vertrau mir Tinkerbell, es soll ja nur einen Tag halten und das wird es.“ Er haucht mir einen Kuss auf die Lippen.
„Okay, dann komm. Shane kann es kaum erwarten sein Baumhaus zu sehen.“ Ich nehme ihn an die Hand und wir gehen ins Haus.
„Shane?“ rufe ich unseren 7jährigen Sohn.
„Hab ich Geburtstag oder was?“ er springt die letzten Stufen runter und Nic fängt ihn lachend auf.
„Aber sicher mein Großer.“ Er kitzelt ihn und Shane windet sich.
„Lass mich runter Daddy.“ Bettelt er und stürmt in den Garten. „Wow Daddy, das ist…“ er betrachtet das Baumhaus skeptisch „… anders.“ Er sieht mich an und ich grinse.
Nic geht vor ihm in die Hocke.
„Was denn mein Großer, gefällt es dir nicht?“ er sieht ihn an und Shane schüttelt traurig seinen Kopf.
„Hmm…“ Nic tut als müsse er nachdenken „… Ich glaube ich habe eine Idee.“ Er kramt in seiner Hosentasche und gibt Shane einen Zettel.
„Was ist das?“ ihm stehen die Tränen in den Augen.
„Mach es doch auf.“ Muntere ich ihn auf.
Er entfaltet das Blatt und beginnt zu juchzen.
„Oh Daddy, du bist so gemein.“ Er boxt Nic und nimmt ihm dann in den Arm „Danke Daddy.“ Sagt er leise.
„Dafür nicht mein Großer.“ Er struvelt ihm durch die Haare und Shane hält mir stolz den Bauplan seines richtigen Baumhauses hin. Nächstes Wochenende werden er und Nic es aufbauen und ich bete inständig dass das Resultat besser aussieht wie das, was jetzt in unserer großen Eiche hängt.
„Danke Mummy.“ Shane sieht mich an und ich gehe in die Hocke.
„Ich liebe Dich Shane.“ Sage ich und er küsst mich.
„Ich laufe zu Jamie und Fin und erzähle ihnen davon.“ Damit ist Shane auch schon aus dem Garten verschwunden.
„Er hat fast geweint.“ Ich knuffe Nic.
„Aber er hat sich auch gefreut.“ Gibt er zu bedenken.
„Ich denke er hat sich mehr darüber gefreut das das da…“ ich deute auf das provisorische Baumhaus „… nicht dein Ernst ist.“ Lache ich.
„Willst du meine Fähigkeiten als Architekt in Frage stellen?“ er nimmt mich in den Arm und ich quieke.
„Mummy? Daddy?“ Kian und Ben, unsere 3jährigen Zwillinge stehen in der Terrassentür und sehen uns mit großen Augen an.
„Kommt her!“ ruft Nic zu ihnen herüber und sie kommen zu uns gelaufen.
„Wie war es denn bei Onkel Dean und Tante Lynn?“ ich stupse Kian auf die Nasenspitze.
„Super, feiern wir heute Shanys Geburtstag?“ Ben strahlt Nic an und dieser nickt begeistert.
„Ja, und morgen dann Jamies und übermorgen dann Fin seinen.“ Sprudelt es aus Kian heraus und ich lache.
Schon seit der Geburt der drei Großen machen wir das so, jeder bekommt seinen eigenen Tag, auch wenn das für uns Erwachsene Stress bedeutet. Denn Shane hat am 7. Mai Geburtstag, Jamie am 8. Mai und Fin am 9. Mai. Den ersten Geburtstag der Drei haben wir noch auf einen Tag gelegt, aber das endete im Überchaos und wir haben beschlossen an allen drei Geburtstagen auch zu feiern.
„Denk daran, dass wir morgen noch einen Termin beim Gynäkologen haben.“ Erinnere ich Nic und er grinst.
„Du hoffst immer noch auf ein Mädchen, oder?“ neckt er mich.
„Ja, ich will eine kleine Tinkerbell.“ Ich ziehe eine Flunsch.
„Und was, wenn es wieder ein kleiner Nic wird?“ er setzt Ben ab und dieser läuft zu Kian und sie setzen sich in den Sandkasten.
„Dann werde ich es auch überleben.“ Ich küsse Nic. „Auf jeden Fall ist nach diesem Baby Schluss.“ Ich deute auf meinen Bauch.
„Sicher?“ er zwinkert mir zu.
„Ganz sicher, 4 Kinder sind mehr als genug.“ Erwidere ich lachend.
„Hallo!“ ertönt es im Chor vom Gartentor aus und wir begrüßen freudig unsere Nachbarn.
Nach einem großen Hallo sitzen wir alle zusammen um zwei große Tische und sehen unseren Kindern beim spielen zu.
Ich sehe zu Nic und kann nicht aufhören zu lächeln. Die letzten fast 8 Jahre kommen mir vor wie ein Traum. Wir leben in einem wunderschönen Haus, ich arbeite in der Klinik zu festen Zeiten zusammen mit Dylan und wir erwarten unser 4. Kind. Kian, Ben und auch das neue Baby sind durch künstliche Befruchtung entstanden, aber es macht keinen Unterschied, sie sind alle perfekt und das Leben was ich hier mit meinen Freunden und deren Kindern führe, ebenfalls. Und noch was, in unserem Wohnzimmer steht seit 3 Jahren ein alter weinroter Ohrensessel auf dem ich sitze und unseren Kindern vorlesen. Nic hat das halbe Land abgesucht bis er einen gefunden hat und diese kleinen Dinge zeigen mir, das es sich gelohnt hat meinen Sturkopf zu ignorieren und mich auf ihn einzulassen.

P.s. Baby Nummer 4 wird wieder ein Junge, ich weiß es und ich behalte Recht. Colin komplettiert uns und ich muss meinen Mädchenkomplex an Deans beiden Töchtern und Danias Tochter auslassen.

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Texte: Stephanie Muhs
Bildmaterialien: Google, me
Tag der Veröffentlichung: 30.10.2012

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