Wenn einmal anfängt etwas schief zu gehen, dann ist es irgendwie eine Endlosschleife und plötzlich ist das Leben, was du kanntest, weg…
Ich meine wirklich weg.
Keine zweite Chance es besser zu machen.
Tja, an genau diesem Punkt befinde ich mich gerade. Meine neusten Eckdaten:
27 Jahre jung (oder alt je nach Ansichtsweise)
Seit 9 Monaten arbeitslos
Seit 3 Jahren Single
Quasi Obdachlos
Nett, oder?
Ich habe die letzten 9 Monate wirklich alles versucht mein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen, leider ohne viel Erfolg. Die Ereignisse sitzen zu tief und ich schaffe es nicht sie abzuschütteln.
Und jetzt?
Jetzt sitze ich in meinem Auto auf dem Weg zu meinem Bruder nach Kopenhagen. Er wohnt seit 10 Jahren da und in Dublin sind meine Möglichkeiten ausgeschöpft…
Ich trete auf der Stelle und will, und kann nicht mehr.
Netterweise hat er mir vorerst Asyl angeboten, meine Mum hat mir einen alten VW Kombi mit Lenkrad links gesponsert und Jake hat mir ein Vorstellungsgespräch in seiner Firma als Sekretärin oder Assistentin besorgt. Gut, ich bin eigentlich Grafikdesignerin, na ja irgendwie auch nicht. Ach das ist eine lange Geschichte.
Ich kann sehr gut damit leben.
Ich nehme was ich kriegen kann.
Bin ich verzweifelt?
Oh ja und wie verzweifelt!
Ich glaube ich war in meinem Leben noch nie so verzweifelt wie jetzt.
Es hat mich alles an Kraft gekostet ihn zu fragen. Er hat nur darauf gewartet und sofort alles in die Wege geleitet.
Klar, ich liebe ihn und er liebt mich, aber ich will nicht ewig die kleine Schwester sein die nichts auf die Reihe bekommt.
Aber leider bin ich das… ob ich nun will oder nicht.
Mein Hausstand passt in den Kombi und ich habe nichts Wirkliches vor zu weisen.
Jedenfalls nicht so wie er.
Ich sehe auf mein Navi. Gott, ich hasse es in einer großen Stadt zu fahren und dann auch noch auf der rechten Seite. Hilfe!
„Bitte biegen sie hier links ab.“ Ertönt meine männliche Computerstimme und ich reiße das Lenkrad rum.
„Eine Vorwarnung wäre nett.“ Ich sehe mein Navi böse an.
Oh mein Gott, es ist schon so weit gekommen das ich mit meinem Navi spreche.
„Sie haben ihr Fahrziel erreicht.“ Meldet sich mein Navi erneut und ich parke am Straßenrand.
Ich lasse meinen Kopf auf das Lenkrad fallen und bemitleide mich mal wieder eine Runde selbst. Das kann ich ausgesprochen gut in letzter Zeit.
Es klopft an meiner Scheibe und ich versuche den Fensterheber zu bedienen.
Erfolglos… wie soll es auch anders sein.
Ich öffne also meine Tür einen Spalt.
„Entschuldigung sie können hier nicht parken.“ Eine junge Frau sieht mich strafend an.
„Wo kann man denn hier parken?“ ich stöhne genervt auf.
„Wenn sie die Straße ganz runter fahren kommt ein Parkplatz.“ Sie sieht mich abschätzig an und ich schließe die Tür.
Ich werfe einen kurzen Blick auf das Haus meines Bruders.
Was ist denn hier los?
Überall Autos, Luftballons und Menschen…
Ich suche nach der Nummer am Haus und sehe auf meinen Zettel.
Ja, ich gebe zu ich habe meinen Bruder schon etwas länger nicht gesehen und ihn noch nie hier besucht.
Was sind schon 5 Jahre? Als sich unsere Eltern scheiden ließen war ich 22 und er 28. Unsere Mum wohnt immer noch, zusammen mit ihrem neuen Mann in Bray und mein Dad ist mit ihm zurück nach Kopenhagen gegangen. Wir sind zweisprachig aufgewachsen und er hat die Entscheidung getroffen hier zu Leben, während ich Irland nie verlassen wollte. Bis jetzt…
Aber das hier scheint sein Haus zu sein und anscheinend hat es mein Bruder echt geschafft…
Im Gegensatz zu mir haben es eigentlich alle Leute geschafft die ein Dach über dem Kopf haben.
Und das hier ist ein tolles Dach und ein riesengroßes Haus.
Hat er selbst entworfen?
Mein Bruder ist Architekt und der ganze Stolz unserer Eltern.
Wenigstens ein Kind worauf sie stolz sein können.
Ich parke aus und fahre diese scheinbar unendlich lange Straße entlang bis zu besagtem Parkplatz. Ich steige aus und strecke mich. Die 16 Stunden die ich jetzt schon unterwegs bin stecken mir in den Knochen. Ich sehe an mir runter.
Ich trage eine dunkelblaue Jeans mit abgewetzten Stellen die mir auf der Hüfte sitzt, ein einfaches bauchfreies weißes Top und schwarze Cornverse. Ich ziehe meine schwarze Sweatjacke enger um mich, es weht ein frischer Wind für Mitte Mai.
Ich hocke mich neben mein Auto und prüfe mein Make up, in Ordnung ich prüfe das was davon übrig ist. Meine grünen Augen sind rot und mein Mascara quasi nicht mehr vorhanden. Ich löse meinen Haarknoten und meine dunkelbraunen Haare fallen mir ungekämmt bis fast zum Po.
Ich binde mir einen Pferdeschwarz, fahre mit meinen Fingern durch und bin ganz zufrieden. Dann suche mein Mascara und versuche zu retten was zu retten ist.
Ich trage ein wenig Lipgloss auf und mache mich auf den Weg.
Was ist diese Straße nur so lang?
Als ich vor dem Haus stehe vergleiche ich nochmals die Nummer und suche ein Namensschild. Endlich finde ich eines am Briefkasten, ich will ja nicht eine Party sprengen wenn es nicht die Richtige ist.
Jacob Oliver O´Meally
Okay hier wohnt er also…
Ich gehe den Stimmen nach in den Garten und finde mich plötzlich zwischen Anzugträgern und Frauen in Etuikleidern wieder.
Ich sehe mich erstaunt um…
Was ist das hier?
Ziemlich unschlüssig stehe ich herum und angle mir ein Glas Champagner von einem Tablett was an mir vorbei getragen wird.
Dann sehe ich mich weiter um, er muss doch hier irgendwo sein. Ich meine das ist sein Haus!
Dann entdecke ich ihn… Wow mein großer Bruder sieht gut aus. Ganz ehrlich, er hat seinen Krawattenknoten gelockert und sein Hemd bis zu den Ellenbogen hoch gekrempelt und unterhält sich gerade. Seine blonden Haare hat er eng an seinen Kopf gegelt. Gut nicht mein Geschmack aber er sieht so geschäftmässig damit aus. Von dem kleinen Jungen aus Bray ist nicht mehr viel übrig.
Ich will ihn gerade auf mich aufmerksam machen als ich ziemlich unsanft angepackt werde und mich die Frau vorhin böse anfunkelt.
„Sie haben hier bestimmt nichts zu suchen.“ Zischt sie.
Okay ich trage kein Ballerinakleidchen, aber fragen könnte sie wenigstens.
„Ich denke doch.“ Gebe ich gepresst zurück. Ich muss ja nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Die habe ich durch meinen Aufzug schon zu genüge.
Sie bugsiert zum Gartentor und ich sehe sie verdutzt an.
„Was glauben sie wer sie sind?“ frage ich ungläubig.
„Ich, Schätzchen, bin die Freundin des Gastgebers und glaube mir wenn du hier was zu suchen hättest, dann würde ich das wissen.“ Mittlerweile hat sich mich tatsächlich bis zur Einfahrt geschubst.
Das soll Jakes Freundin sein?
Oh mein Gott!
Ich hoffe sie wohnt nicht hier.
„Entschuldigung ich bin Emma.“ Ich sehe sie abwartend an.
„Jacob kennt keine Emma.“ Sie zieht die Nase kraus und lässt mich stehen. „Wenn sie das Grundstück nochmals betreten sehe ich mich gezwungen die Polizei zu holen.“
Wie bitte?
Wie bin ich denn auf den Bürgersteig gekommen?
Ich atme tief durch und wo zum Teufel ist mein Champagner?
Ich hole mein Handy aus der Hosentasche und wähle Jakes Nummer.
„Hey Em. Wo bist du?“ meldet er sich fröhlich.
„Vor deinem Haus.“ Sage ich zuckersüß.
„Dann komme in den Garten.“ Lacht er.
„Würde ich gerne, ehrlich gesagt war ich schon da. Aber deine Freundin hat mich auf den Bürgersteig geleitet und mit die Polizei angedroht sollte ich nochmals das Grundstück betreten.“ Zische ich und muss mich zusammen reißen nicht laut los zu schreien.
„Was?“ er lacht immer noch.
„Du hast mich verstanden, ich wurde aus deinem Garten geschubst.“ Sage nun etwas lauter.
„Em?“ höre ich nun eine Stimme und drehe mich zum Gartentor um. Jake steht mit ausgebreiteten Armen da.
Ich lege auf und laufe auf ihn zu.
„Stopp!“ ertönt eine Stimme hinter mir und ich sehe, welche Überraschung wieder in das Gesicht meiner ganz persönlichen Rausschmeißerin.
„Nein.“ Stöhne ich genervt auf und ihr Zeigefinger bohrt sich meine Brust „Das tut weh.“ Ich sehe sie böse an.
„Soll es auch.“ Sie baut sich vor mir auf.
Hey komm schon, du bist vielleicht 5 cm größer.
„Linda? Was machst du da?“ Jake kommt zu uns und ich verdrehe die Augen.
Nicht mal das bekomme ich hin…
„Ich kümmere mich schon darum.“ Sie dreht sich süffisant lächelnd zu ihm um.
„Um was denn genau?“ er geht an ihr vorbei und nimmt mich in den Arm.
„Es ist so schön dich zu sehen Em.“ Er sieht mich liebevoll an.
„Wow Jake, du bist so…“ ich sehe ihn grinsend an „… erwachsen geworden.“
„Du kennst sie?“ meine Rausschmeißerin jappst nach Luft.
„Linda darf ich dir meine kleine Schwester Emma vorstellen?“ er sieht sie an und sie lacht affektiert.
Mir stellen sich sämtliche Nackenhaare auf. Das klingt als würde man mit Fingernägeln über eine Tafel fahren…Brrr.
„Oh Emma.“ Sagt sie und will mich tatsächlich in den Arm nehmen.
Ich schiebe sie weg.
„Ich denke wir hatten genug Körperkontakt für heute.“ Sage ich und sie sieht mich strafend an.
Wenn du bei meinem Bruder Punkte machen willst, dann such dir jemand anderen.
„Komm, Dad wartet schon sehnsüchtig auf dich.“ Er legt seinen Arm um mich und drückt mir einen Kuss auf die Haare. Oh wie ich es hasse… Jacob ist sage und schreibe 30 cm größer wie ich und neben ihm fühle ich mich wie ein 6jähriges Mädchen.
„Dad schau mal wer endlich hier ist.“ Ruft Jake und mein Dad dreht sich um.
Er kommt zu mir und nimmt mich in seine Arme. Wieso fühle ich mich plötzlich so klein? Ich sehe zu meinem Dad auf und er lächelt.
„Hey Prinzessin.“ Er küsst meine Stirn.
„Hey Daddy.“ Lächle ich.
Es ist schön die Beiden wieder zu sehen. Egal was ich gesagt habe, 5 Jahre sind eine verdammt lange Zeit.
„Dad kannst du mich los lassen? Ich meine sie starren mich eh alle schon an.“ Flüstere ich in sein Ohr.
„Hat dir Jake nicht gesagt das heute eine kleine Feier ist?“ er sieht mich an und ich deute an mir hinunter.
„Sieht nicht so aus, oder?“ ich ziehe eine Augenbraue hoch.
„Komm Em, habe ich es echt vergessen?“ Jake lächelt.
„Anscheinend.“ Gebe ich zurück und sehe zum Buffet.
Wow, wenn das hier eine kleine Feier ist, dann will ich ja mal eine große Feier mit erleben. Mein Magen knurrt…
Ich habe Hunger.
Doch bevor ich was sagen kann bugsiert mich Jake zu einer kleinen Gruppe Männer.
„Hallo Chris. Hallo Addy.“ Begrüßt er zwei von ihnen und die anderen gehen. „Chris, darf ich dir deine zukünftige Assistentin Em vorstellen?“ er deutet auf mich und ich strecke dem angesprochenen meine Hand entgegen. Er ist etwa in Jakes Alter, er ist so groß wie er und gut gebaut. Unter anderen Umständen würde ich ihn als gutaussehend beschreiben.
„Emma.“ Sage ich fast schüchtern.
Also so böse wie er mich anschaut wurde ich selten in meinem Leben angeschaut und viele Leute hatten mehr Recht dazu wie er. Seine Augen sind hellblau, wie Eis und sein Blick jagt mir einen Schauer über den Rücken.
Ich meine er kennt mich doch gar nicht!
„Christian Jensen. Juniorchef und Leiter der Abteilung Außengestaltung.“ Seine Stimme ist kühl und sein Handdruck gleicht dem eines Schraubstockes.
„Freut mich sehr…“ gebe ich eingeschüchtert zurück „Emma O´Meally.“
„Du hast dich schon vor gestellt und außerdem weiß ich das. Denn wenn du nicht Emma O´Meally wärst, dann hättest du diesen Job auch nicht.“ Seine eisblauen Augen fixieren mich kühl.
„Chris.“ Sagt Jake beschwichtigend.
Moment?
Ich habe den Job?
Wow… so richtig freuen kann ich mich allerdings nicht.
Er soll mein Chef sein?
„Lass gut sein.“ Ich lächle Jake an.
„Du bist also Jakes kleine Schwester.“ Der andere Mann reicht mir seine Hand und ich reiche ihm meine vorsichtig. „Ich bin Adam, der Assistent deines Bruders. Willkommen in Kopenhagen.“ Er lächelt freundlich und sein Händedruck ist angenehm.
Warum kann nicht er mein Chef sein?
Ganz einfach, weil mein Bruder sein Chef ist…
Das Leben ist ungerecht!
„Entschuldigen sie mich bitte, ich möchte eine Kleinigkeit essen.“ Ich sehe entschuldigend in die Runde.
„Lass das sie…“ Adam grinst „… Wie schon gesagt ich bin Addy.“ Er nickt mir zu.
„Herr Jensen.“ Kommt es natürlich von meinem zukünftigen Chef und ich stöhne innerlich.
Das war so klar. Nicht das ich mir zwischen den drei hoch gewachsenen Männern eh schon klein vor komme, nein gar nicht…
Muss er seine Machtposition wirklich noch mehr ausspielen?
Hallo?
Ich liege schon am Boden… das nach treten kann er sich sparen.
Ich gehe zum Buffet und nehme mir einen Teller. Ich setze mich dann ein wenig Abseits in die Nähe des Pools und atme erleichtert durch. Endlich was zu essen…
„Na Em.“ Jake setzt sich neben mich.
„Na.“ Ich grinse ihn an und stelle meinen leeren Teller ins Gras.
„Wie geht es dir?“ fragt er vorsichtig.
„Ganz gut denke ich…“ ich sehe ihn an.
„Du bist dünn geworden Em, Mum macht sich Sorgen um dich.“ Er sieht mich prüfend an.
„Jake ich esse und achte auf meine Ernährung.“ Ich versuche ihn anzulächeln „Ganz ehrlich Jake, ich soll für ihn…“ ich deute auf Christian Jensen „…arbeiten? Der hasst mich.“ Meine Augen weiten sich.
„Em, ich bin froh das alles geklappt, seine letzte Assistentin hat vor einer Woche gekündigt und er brauchte schnell Ersatz.“ Er sieht mich entschuldigend an. „Und ganz ehrlich Em, so schlimm ist er gar nicht.“ Er schubst mich erneut leicht an.
„Ich kann mir denken warum sie gekündigt hat.“ Ich sehe Jake in die Augen, grasgrün, und muss lächeln „Ich danke dir Jake und ich verspreche dir, ich werde mein Bestes geben. Ich werde mich aber weiterhin nach einem Job in meinem Bereich umschauen, ja?“ ich lehne meinen Kopf an seine Schulter.
„Aber klar Em.“ Er legt seinen Arm um mich. „Hast du eigentlich auch bürotaugliche Anziehsachen?“
Ich komme hoch und grinse schief. „Auch wenn du es jetzt nicht glaubst, ich habe Kostüme die für diesen Zweck angemessen sind. Ich habe die letzten 4 Jahre im Büro gearbeitet. Okay bis vor 9 Monaten.“
„Alles wird gut Em.“ Er streicht mir über den Kopf.
„Hmm.“ Ich weiß selber ich klinge nicht sehr überzeugt „Eine Frage habe ich noch.“ Ich sehe ihn bittend an.
„Na was?“ er lacht leise auf.
„Wohnt deine Freundin auch hier?“ ich versuche nicht so feindselig zu klingen.
„Nein Linda wohnt nicht hier.“ Er zwinkert mir zu. „Soll ich dir dein Zimmer zeigen? Ich denke du bist müde, oder?“
„Das wäre lieb.“ Ich stehe auf und er führt mich ins Haus.
„Wow Jake, das ist der Hammer.“ Ich sehe mich um.
Dieses Haus ist so schön… ich kann es gar nicht in Worte fassen. Ich werde mir alles morgen bei richtigem Licht ansehen. Jetzt habe ich eh keine Zeit dazu denn Jake zieht mich die Treppe rauf.
„So Miss, ihr Quartier.“ Er schiebt mich in ein Zimmer und schaltet das Licht an.
Wahnsinn! Ein riesiges Himmelbett, hellgelb gestrichene Wände, ein großer Kleiderschrank und eine altmodischer Sekretär.
„Das ist toll Jake, danke.“ Ich sehe ihn an und er nimmt mich in den Arm.
„Bleib solange du willst.“ Er haucht mir einen Kuss auf die Stirn. „Und bevor ich es vergesse, deine Taschen und Kartons sind da.“ Er deutet auf meine Sachen hinter der Tür. „Und die Tür da…“ er zwinkert mir zu „… da ist dein eigenes Bad.“
„Keine Kämpfe ums Bad?“ ich lächle. Was haben Jake und ich uns früher wegen den Badzeiten am Morgen in die Haare bekommen…
„Nein. Schlaf gut Em!“ er winkt mir zu und ich lasse mich rücklings aufs Bett fallen.
Ehe ich mich versehe bin ich auch schon eingeschlafen, mit allen Klamotten und auf statt unter der Decke. Egal, ich brauche einfach Schlaf.
Ich strecke mich und reibe meine Augen, die Sonne fällt ins Zimmer und alles sieht so unwirklich hell aus. Ich setze mich auf und nehme meine beiden großen Reisetaschen. Ich will mein neues Leben geordnet anfangen, also hänge ich meine Kostüme in den Schrank und verstaue auch meine restlichen Klamotten. Ich nehme mir, mit Blick nach draußen, einen dunkelblauen Jeansrock und ein dunkelgraues Poloshirt und gehe mit meiner Kulturtasche bewaffnet ins Bad.
Dusche, Badewanne, Waschbecken… also hier fehlt es echt an nichts.
Ich dusche schnell, ziehe mich um und mache mir einen Haarknoten. Leise öffne ich die Tür und gehe barfuss die Treppe runter.
Jake sitzt am Küchentisch und unterhält sich mit unserem Dad.
Heute sieht es schon wieder ein wenig mehr wie mein Jake aus, seine Haare stehen ihm in allen Richtungen vom Kopf und er trägt Bermudashorts und ein T-Shirt.
„Guten Morgen.“ Sage ich vorsichtig und beide sehen mich an.
„Em.“ Jake kommt zu mir und grinst mich an „Frühstück?“
„Kaffee?“ ich gähne und er reicht mir eine Tasse eher er auf die Kaffeemaschine deutet.
„Was machen wir heute Schönes?“ ich sehe zu den beiden die mich beim Kaffeetrinken beobachten.
„Was würdest du gerne machen?“ Mein Dad zieht eine Augenbraue hoch.
„Was haltet ihr davon mir ein wenig von Kopenhagen zu zeigen?“ ich stelle meine Tasse ab und gehe zu meinem Dad. Ich umarme ihn von hinten und lege mein Kinn auf seinen Kopf. Er hat mir gefehlt, er und Jake.
„Gut dann ein wenig Sightseeing.“ Jake klatscht in die Hände und mein Dad und ich lachen.
„Du solltest öfter lachen Em.“ Mein Dad nimmt mich in den Arm und ich ziehe mir meine FlipFlops an.
„Ich versuche es.“ Gebe ich grinsend zurück.
Ehe ich mich versehe sitzen wir alle in Jakes Auto. Wow ein Volvo X7, also wenn ich mir irgendwann einmal ein Auto aussuchen kann dann will ich dieses! Ganz sicher!
Ich streiche über die Lederausstattung und sehe meinen großen Bruder an.
„Du hast es geschafft, oder?“ ich schnalle mich an und er lacht leise.
„Ach Em, das kann man sehen wie man will.“ Er legt seine Hand auf meine und drückt sie kurz.
Dann bekomme ich ein Sightseeing der Extraklasse… Schnell, schneller, mein Dad und Jake. Man ich glaube ich muss das irgendwann noch mal alleine machen. Die beiden tun als wäre der Teufel hinter ihnen her…
Nach 8 Stunden Powerprogramm sind wir wieder bei Jake und lassen uns auf die große weiße Ledercouch fallen.
„So Kinder, ich muss nach Hause. Em, ich hoffe ich sehe dich nächstes Wochenende zum Essen bei uns.“ Mein Dad küsst mich auf die Stirn und ich nicke.
„Klar Daddy.“ Ich winke ihm zu und Jake sieht mich geschafft an.
„Pizza?“ er grinst, also einige Dinge ändern sich nie.
„Kannst du etwa immer noch nicht kochen?“ ich komme leicht hoch und er schüttelt den Kopf. „Jake, mal ehrlich du bist 33.“ Ich gehe in die Küche und schaue in die Schränke. „Also ich würde gerne kochen, aber du hast hier rein gar nichts was auch nur annähernd essbar ist. Jake, das ist eine Küche.“ Ich sehe ihn strafend an.
„Morgen nach der Arbeit gehe ich einkaufen.“ Er hebt die Hand zum Schwur. „Pizza?“ er lacht auf und ich lege meinen Kopf schief.
„Hab ich eine Wahl?“ ich sehe ihn gespannt an, er tut als würde er nachdenken und ich springe auf ihn. Wir raufen uns wie kleine Kinder und liegen 10 Minuten später außer Atem vor der Couch.
„So, ich bestelle jetzt was.“ Er rappelt sich auf und nimmt sein Handy.
Ich setze mich wieder auf die Couch und mein Blick fällt auf Jakes Anrufbeantworter.
„Hey Jake, du hast eine neue Nachricht.“ Ich deute auf das blinkende rote Lämpchen und drücke nachdem er bestellt hat auf Play.
„Hallo Jacob, hier ist Linda. Bitte ruf mich heute Abend zurück. Ich liebe Dich.“ Piep. Ich sehe zu Jake und seine Reaktion ist nicht begeistert.
„Mal ehrlich Jake, liebst du sie?“ ich sehe ihn fragend an und er zuckt mit den Schultern.
„Wie jetzt? Jake, entweder man liebt jemanden oder eben nicht.“ Ich sehe ihn prüfend an.
„Sie ist nett und sie passt zu meinem Lebensstil.“ Er zieht sich seinen Pullover aus und sieht mich an „Nicht jeder hat das Glück seine Seelenverwandte zu finden.“ Fügt er hinzu.
„Ich hatte ihn gefunden und was habe ich davon?“ ich sehe ihn an und merke wie mein Magen sich verknotet.
„Tut mir leid Em.“ Er kommt zu mir und nimmt mich in den Arm.
„Es ist gut Jake.“ Ich rücke ein Stück von ihm weg.
„Em…“ setzt er an.
„Nicht jetzt.“ Ich stehe unwirsch auf und bin dankbar das es klingelt „Holst du unsere Pizzen?“ ich sehe ihn bittend an und er steht auf. „Danke.“ Sage ich leise, ich denke dass er weiß dass es nicht der Entgegennahme unserer Pizzen gilt.
Wir setzten uns auf die Couch und lassen uns die Pizza bei einem guten Film schmecken.
„So ich werde jetzt ins Bett…“ ich sehe auf die Uhr an der Wand und Jake nimmt meine Hand, ich trage eine Armbanduhr aber diese steht.
„Warum trägst du sie noch?“ er sieht mich fragend an.
„Weil ich es möchte.“ Gebe ich ausweichend zurück, hauche ihm einen Kuss auf seine Haare und gehe nach oben.
Der nächste Morgen ist chaotisch da wir uns beide zwar nicht im Bad aber dafür in der Küche in die Quere kommen.
„Wow Em du siehst so geschäftsmäßig aus.“ Er grinst mich an und ich streiche meinen hellblauen Rock glatt und prüfe im Spiegel on mein Top gut sitzt.
„Ich kann auch anders.“ Ich nehme mir einen Thermobecher aus dem Küchenschrank und fülle die halbe Kanne Kaffee ein. „Los komm, ich muss es mir mit “Herrn Jensen“ nicht noch mehr verscherzen.“ Ich sehe ihn bittend an, ziehe meine Blazer über und prüfe den Sitz meines Pferdeschwanzes.
„Er ist echt nicht so schlimm.“ Jake nimmt sich einen Toast und ich reiche ihm ebenfalls einen Thermobecher. In dem Punkt sind wir gleich, wir brauchen unseren Kaffee. Je mehr desto besser.
Die Fahrt verläuft eher schweigend, ich weiß ja nicht was mich erwartet und bin dementsprechend nervös.
Im Fahrstuhl hoch in die Büros treffen wir auf Adam.
„Guten Morgen, man Emma du siehst richtig gut aus.“ Er zwinkert mir zu „Nicht das mir dein Outfit am Samstag nicht gefallen hätte.“
„Danke Adam.“ Ich mache einen kleinen Knicks.
Dann sind wir in der Büroetage und ich atme tief durch, auf in die Höhle des Löwen.
„Wenn du Hilfe brauchst, ich bin nur drei Türen weiter.“ Adam zwinkert mir erneut zu und ich nicke dankbar.
Dann betrete ich meinen neuen Arbeitsplatz. Ein großer weißer Schreibtisch, ein Laptop, einen ganzen Schrank voll Akten und ein Zeichentisch, obwohl der wohl eigentlich in das Büro meines Chefs gehört.
Ich setzte mich hin und atme tief durch.
„Genug geträumt für heute Miss O´Meally…“ eine riesige Akte donnert auf meinen Tisch und ich zucke zusammen „… Lassen sie sich den Termin bei Bloom und Vossberg bestätigen, besorgen sie einen Termin mit Michael um 11 Uhr, verschieben sie das Mittagessen mit Jon auf 13 Uhr und sortieren sie die Akten die liegen geblieben sind nach Wichtigkeit…“ er rauscht an mir vorbei ins sein Büro. „Dann koordinieren sie die Kundentermine der nächsten Woche.“ Mit einem Rumms landet sein Filofax auf meinem Tisch und die Tür knallt ins Schloss.
„Was war das denn?“ ich sehe auf den Aktenstapel und das Filofax.
Dann suche ich in seinem Terminplaner nach irgendeiner Telefonnummer die zu einem der gesagten Namen passen könnte, aber vergeblich.
Ich nehme mir meinen handgeschriebenen Zettel und will gerade aufstehen, als die Tür aufgeht und er mich drohend ansieht.
„Ich erwarte das sie das bis zur Mittagspause schaffen…“ er nimmt sich einen Ordner aus dem Aktenschrank „… Im Klartext heißt das, sie machen erst Mittagspause wenn sie fertig sind. Ich will jeden morgen die Akten auf dem neusten Stand auf meinem Schreibtisch haben. Ich will sie mir nicht noch mal holen müssen.“ Mit einem Knall ist die Tür wieder an Ort und Stelle und ich sehe verdattert auf die geschlossene Tür.
Ich nehme mir meinen Zettel und sprinte aus dem Vorzimmer.
„Er hat ja wieder eine blendende Laune unser Sonnenscheinchen.“ Eine junge Frau sieht mich grinsend an.
„Sonnenscheinchen?“ ich versuche meine Stimme unter Kontrolle zu bringen.
„Eigentlich heißt er bei uns nur Eiskönig, aber ich denke das sollte er lieber nicht hören.“ Sie lächelt mich an „Ich bin Lou.“ Sie reicht mir ihre Hand.
„Emma.“ Sage ich und sie nickt.
„Ich weiß, Jacob hat uns von dir erzählt…“ sie stockt als sie meinen Gesichtsausdruck sieht „… Ich meine er hat gesagt das du seine kleine Schwester bist und hier anfängst. Keine Leichen aus irgendwelchen Kellern.“ Sie lacht.
„Dann ist gut.“ Ich sehe sie an „Ich muss zu Adam sonst bin ich den Job schneller los als mir lieb ist.“
„Kein Problem, ich bin die Assistentin von Brian und hier für die Terminabsprachen unter unseren Superarchiteken zuständig, ich lege dir morgens einen Zettel hin wenn für unseren Eiskönig was anliegt.“ Sie zwinkert mir zu und ich stürme in Jakes Vorzimmer.
„Wow, 10 Minuten nach 8 und du weinst noch nicht…“ Adam sieht mich anerkennend an „... Was gibt es Sonnenschein?“ er lehnt sich zurück und Jake kommt ins Vorzimmer.
„Adam holst du mir gleich die neuen Akten von Lasse?“ Jake sieht ihn an, dann fällt sein Blick auf mich. „Oh du?“
„Ja ich…“ ich seufze „Ich muss mir deinen Assistenten kurz borgen, sonst bin ich morgen wieder arbeitslos. Das heißt für dich, du müsstest ewig mit mir zusammen leben und ich würde mir spätestens in 3 Wochen mindestens 4 Katzen kaufen.“ Ich ziehe ein Flunsch.
„Emma.“ Er lacht auf. „Ich bin allergisch gegen Katzen.“ Er schüttelt den Kopf und sieht zu Adam „Alles klar Addy hilf ihr ein wenig und weise sie ein, damit ich keine Katzen zu Hause fürchten muss.“
„Du bist ein Schatz!“ ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange und setze mich auf Adam Schreibtischkante.
Jake geht wieder in sein Büro und ich hole meinen Zettel raus.
„Warte mal, habt ihr Intranet?“ ich sehe ihn fragend an.
„Was?“ er sieht mich erstaunt an.
„Geh mal zur Seite.“ Ich schubse ihn und tippe einen Weile auf den Tasten rum „Schau mal hier unten ist jetzt ein Fenster, wenn du darauf klickst hast du eine direkte Verbindung zu meinem Computer.“ Erkläre ich ihm.
„Oh man, so was kannst du?“ er sieht mich anerkennend an.
„Ich habe Grafikdesign studiert, da bleibt so etwas nicht aus.“ Ich zucke mit den Schultern.
„Und dann arbeitest du hier?“ er schüttelt ungläubig den Kopf.
„Mir fehlt ein Semester.“ Gebe ich zu „Und jetzt hilf mir.“
„Sag mal kannst du das auch für Lous und Nicoles Computer einrichten? Sie sind die Assistentinnen vom Brian und Eric. Dann fällt vielleicht etwas von dem ganzen Zettelkram weg.“ Er sieht mich bittend an.
„Kann ich machen, aber jetzt hilf mir.“ Ich sehe ihn durchdringend an.
„Was steht auf dem Plan?“ er sieht mich nun gespannt an.
„Also ich soll irgendeinen Termin mit Bloom und…“ ich versuche meine Schrift zu entziffern.
„Bloom und Vossberg?“ erahnt Adam und ich nicke. „Also die Nummer ist…“ er klickt ein paar Mal auf dem Computer und gibt sie mir „… das ist eine große Werbeagentur, Christian hat jeden Montag um 10 oder 11 Uhr einen Termin mit ihnen bei ihnen, die Sekretärin an die du wenden musst heißt Amalia, sie ist nett aber Achtung verscherze es dir nicht mit ihr.“ Er sieht mich warnend an und ich schreibe mit. Besser ist besser.
„Weiter…“ Adam sieht mich grinsend an.
„Also ich soll ihm einen Termin mit einem Michael besorgen und ein Essen mit einem Jon auf 13 Uhr verlegen.“ Ich sehe ihn hilflos an.
„Also Michael ist der beste Landschaftsarchitekt im Raum Kopenhagen, die Beiden arbeiten seit Jahren zusammen, ich schicke dir seine Nummer auf deinen PC und Jon ist sein Vater…“ er tippt auf seinem PC „… Und tata auch diese Nummer hast du nun. Liegt noch was an?“
„Ja, ich soll die liegen gebliebenen Akten nach Wichtigkeit sortieren und alle auf den neusten Stand bringen. Und dann soll ich alle Kundentermine für die laufende Woche koordinieren.“ Ich sehe ihn verzweifelt an.
Worauf habe ich mich hier eigentlich eingelassen?
„Also du nimmst dir alle Akten zur Hand und gleichst sie mit den Daten im Computer ab, alle haben eine Nummer, die gibst du ein. Ach, ja dein Passwort ist Eiskönig.“ Er zwinkert mir zu und ich lächle.
„Ich frage lieber nicht.“ Sage ich leise.
„Okay, dann trägst du alles Neue in die Akten ein. Bei Christian ist es wichtig dass du immer den aktuellen Stand mit einem Klebezettel markierst. Nimm die roten.“ Er zwinkert mir erneut zu und ich mache mir eifrig Notizen. „Im Normalfall arbeitet er an ungefähr 5 Projekten gleichzeitig. Kundentermine immer auf den frühen Nachmittag legen, dann kann er morgens wenn keine Termine sind zeichnen.“
Ich nicke und frage mich jetzt schon wie ich das hin bekommen soll.
„Und du solltest immer mit vermerken wenn die Kunden bestimmte Wünsche für die Außengestaltung haben, ansonsten kommen die Kunden fast ausschließlich nach Jake zu Christian. Wenn was ist vermerke ich es.“ Er nickt mir zu und ich stehe auf.
„Dann werde ich mal.“ Ich nehme meinen Zettel und gehe wieder an meinen Arbeitsplatz.
Ich arbeite mich durch meine Aufgaben und mein Schreibtisch sieht schon bald aus wie ein Schlachtfeld.
Ich sehe auf die Uhr auf meinem Schreibtisch. 10:32 Uhr, um 11 Uhr hat er einen Termin bei Bloom und Vossberg, also werde ich ihn jetzt wohl lieber daran erinnern.
Ich stehe auf und atme tief durch. Zaghaft klopfe ich an seine Tür.
„Herein.“ Kommt es eisig von drinnen.
Ich straffe meine Schultern und öffne die Tür.
„Ihr Termin bei Bloom und Vossberg ist in 30 Minuten, Michael erwartet sie um 12 Uhr in seiner Firma und Jon hat das Mittagessen auf morgen verschoben. Um 15 Uhr haben sie heute noch einen Termin mit Herrn Lorenzen…“ ich trete an seinen Schreibtisch und lege die Akte darauf ab. Ich warte auf Reaktion, aber als diese ausbleibt gehe ich einfach wieder raus.
Ich setze mich wieder an meinen Schreibtisch und arbeite mich weiter durch die liegen gebliebenen Akten.
Ein paar Minuten später kommt Christian aus seinem Büro, schnappt sich sein Filofax in den ich zum Glück schon alle Termine eingetragen habe und geht ohne ein Wort zu sagen.
Ich atme tief durch und beuge mich wieder über die Akten.
„Kommst du mit zum Mittag?“ Adam steckt gegen 13 Uhr seinen Kopf in die Tür.
„Geht nicht.“ Gebe ich knurrend zurück. Mein Magen hängt mir in den Kniekehlen, aber ich habe noch nicht einmal die Hälfte der Akten durch.
„Komm schon Emma, du musst doch was Essen.“ Adam bleibt in der Tür stehen.
„Ich darf erst was Essen wenn ich meine Arbeit erledigt habe.“ Ich sehe ihn an und stöhne auf.
„Okay.“ Gibt er sich geschlagen und geht.
Als ich das nächste Mal auf die Uhr sehe, erschrecke ich mich. Es ist schon kurz vor 16 Uhr, aber zumindestens habe ich jetzt die Akten fertig und die Termine mit den Kunden gemacht.
„Emma?“ Adam steht wieder in der Tür.
„Na was gibt es?“ ich sehe auf und lege einen Stapel der Akten auf die Schreibtischkante und den anderen in den Schrank.
„Kannst du jetzt dieses Computerzeugs fertig machen? Lou und Nic sind ganz begeistert.“ Er lächelt mich an.
„Klar mach ich fertig, ich brauche die Rechnernummern von den Beiden.“ Ich sehe ihn an und er geht raus. Ein paar Sekunden später sieht er mich fragend an.
„Adam?“ ich sehe nicht auf.
„Wo finde ich die?“ ich kann hören wie unangenehm ihm das ist.
„Die stehen am Tower, da muss ein Aufkleber drauf sein.“ Ich verlinke alles schon soweit wie ich ohne die Nummern komme und dann erscheint Adam und ich mache es fertig.
Lou und Nicole kommen nun auch und ich erkläre es ihnen kurz.
„Wow das ist der Hammer, dann kann ich ja alle anschreiben und laufe mir nicht mehr die Hacken wund.“ Nicole grinst. Sie ist sehr nett, sie ist ein paar Jahre älter wie ich und steht anscheinend auf grelle Farben. Sie hat ein paar Kilo zuviel auf der Waage, aber es stört nicht, nein ganz im Gegenteil. Es unterstreicht ihre Persönlichkeit. Auch Lou ist aus dem Häuschen und lächelt mich breit an.
Man sie könnte glatt Zahnpastawerbung machen. Ich finde dass Lou wirklich hübsch ist, sie hat rotblonde, schulterlange Haare und warme braune Augen. Sie ist ein Stück größer wie ich und trägt eine enge Jeans und einen Blazer der alles was sie hat sehr gut betont.
Ich sehe zu Adam und er lacht mich stolz an. Er sieht ein wenig durch den Wind aus, aber ich denke das ist Absicht. Ich schätze ihn in dem gleichen Alter wie Jake, er hat schwarze, kurze Haare die ihm in allen Richtungen vom Kopf abstehen und er trägt ganz leger ein Jeans und ein T-Shirt.
Vielleicht muss ich ja nicht auch immer ein Kostüm anziehen… Das wäre schön, ich hasse diese Dinger, darin komme ich mir immer so altbacken vor.
„So für heute war es das.“ Lou erhebt sich von meinem Schreibtisch als sie aus dem Augenwinkel sieht wie Christian das Büro betritt, sofort flüchten alle aus meinem Vorzimmer. Ich nehme meine Tasche und sammle meine Sachen zusammen.
„Bist du mit allem fertig?“ Christian baut sich vor mir auf.
Gott, was denkt er eigentlich wer er ist?
Ich sehe ihn an, wieder fixieren mich seine eisblauen Augen. Er hat sich seine Krawatte gelockert und augenscheinlich ist er sich ein paar Mal durch seine Haare gefahren. Er trägt sie sonst sehr zurück gekämmt ohne auch nur ein einziges Haar zu vergessen, aber jetzt stehen ihm einige ab.
„Ja bin ich. Hier die überarbeiteten Akten.“ Ich drücke ihm einen Stapel in die Hand.
„Die Termine?“ er schaut sich nicht einmal die Akten an.
„Sind vereinbart und sie finden eine Notiz auf ihrem Schreibtisch.“ Ich nehme meine Tasche und schalte meinen Computer aus. „Auf wiedersehen.“ Sage ich und ziehe mir meinen Blazer über.
Rumms, und da ist auch schon die Bürotür zu.
Was habe ich erwartet?
Ich ärgere mich über mich selbst dass ich wirklich gedacht habe, er sagt wenigstens Auf Wiedersehen. Ganz ehrlich… ist das zuviel verlangt?
Ich klopfe an Jakes Bürotür und trete leise ein. Er telefoniert gerade und ich setze mich ihm gegenüber.
Als er fertig ist sieht er mich an.
„Na, wie ist es gelaufen?“ er grinst mich an.
„Hör auf zu Grinsen! ...“ presse ich hervor „Was denkt er eigentlich wer er ist? Ich durfte keine Mittagspause machen und er sagt nicht einmal Danke oder Auf Wiedersehen. Hat er keine Erziehung genossen?“ wettere ich los.
„Entschuldigung Jake, kommst du?“ ertönt es von der Tür und ich schließe gequält meine Augen.
Warum?
„Ich bin gleich da Chris.“ Antwortet mein Bruder und ich sehe ihn an.
„Danke Jake.“ Sage ich tonlos.
„Komm er hat es bestimmt nicht mitbekommen. Fahr erst einmal nach Hause und fahr dich runter.“ Er gibt mir seinen Autoschlüssel und ich sehe ihn erstaunt an „Wir haben noch ein Meeting und ich werde heute wohl erst spät kommen.“ Erklärt er mir und wir verlassen sein Büro.
Draußen angekommen sprinte ich zum Fahrstuhl, auf eine weitere Begegnung mit Christian kann ich heute gerne verzichten.
Ich fahre noch schnell zum Supermarkt und versorge Jake und mich mit dem Wichtigsten, anschließend mache ich mir Abendbrot und lasse den Abend vor dem Fernseher ausklingen. Gegen 22 Uhr gehe ins Bett, da Jake noch nicht da ist und ich nach diesem Tag dringend Erholung brauche genehmige ich mir vorher ein Schaumbad.
Am nächsten Morgen beschließe ich dass eine Jeans, ein Top und ein Blazer gut genug fürs Büro sind und stecke meine Haare locker hoch.
In der Küche treffe ich auf Jake und er gähnt mich herzhaft an.
„Wann bist du denn zu Hause gewesen?“ ich schiebe ihm eine Tasse Kaffee rüber, da die Maschine piept.
„Gegen 0 Uhr.“ Er nimmt sich die Tasse und ich mache mir ein Brot, ich gehe nie wieder ohne Frühstück aus dem Haus…
Als ich im Büro ankomme habe ich etliche Nachrichten von Lou, Nic und Addy und schreibe alles auf und lege Christian einen Zettel auf den Tisch.
„Guten Morgen Miss O´Meally.“ Begrüßt er mich kühl als er an mir vorbei in sein Büro geht.
Okay, nicht freundlich aber er feuert mich auch nicht. Das ist ja schon mal was.
Um die Mittagszeit bricht er wieder auf und würdigt mich mal wieder keines Blickes.
Was habe ich ihm nur getan?
Oder ist es meine pure Anwesenheit?
Der Tag geht schnell rum, ich schaffe es mit Lou, Nic und Addy zu Mittag zu essen und sie weihen mich in allerhand nützliche Geheimnisse ein.
Gegen 16 Uhr räume ich meinen Schreibtisch auf und lege die fertigen Akten wieder auf meine Schreibtischkante.
„Danke Miss O´Meally.“ Kommt es von Christian als er sie sich nimmt.
Oh wow, was war denn das?
„Bitte.“ Stottere ich und sehe zu das ich aus dem Büro komme.
Heute Morgen bin ich mit meinem eigenen Auto gefahren da Jake noch Kundentermine hat.
In den nächsten drei Monaten spielt sich alles ganz gut ein. Ich arbeite weiter mit dem Eiskönig zusammen und wir haben uns nicht wirklich viel zu sagen, aber das ist besser als wie von ihm angemacht zu werden. Zumindestens beherrscht er mittlerweile die Kunst der Begrüßung, des Verabschiedens und des Dankens.
Immerhin!
Ich beginne mich zu fragen was dazu geführt hat, das er so ist wie er ist.
Komisch, ich frage mich wirklich was hinter Herrn Christian Jensen steht…
Gott, die Sonne hat mir gestern wohl zu lange auf den Kopf geschienen…
Der Sommer ist mit voller Wucht in Dänemark angekommen und schon morgens ist es wirklich heiß. Ich schäle mich aus meiner dünnen Bettdecke und strecke mich. Mein Blick fällt in den Garten und ich lächle, Jake steht mit freiem Oberkörper im Garten und strecht sich. Vor ein paar Wochen hat er angefangen morgens joggen zu gehen. Ich laufe zum Fenster und klopfe an die Scheibe. Ich deute ihm an auf mich zu warten und er zeigt auf seine Uhr.
Ich hetze durchs Zimmer, ziehe mir schnell einen BH und ein Shirt an und lasse meine Hotpants an. Ich stürze die Treppen runter und angle meine Turnschuhe aus dem Schuhschrank. Als ich im Garten ankomme binde ich mir noch schnell meine Haare zusammen. Jake grinst mich an und wir machen uns auf den Weg, ich begleite ihn fast jeden Tag und ich fange an diese halbe Stunde am Morgen zu genießen.
„Du Em?“ Jake dreht sich zu mir um als wir den Park erreichen.
„Na, was gibt es?“ ich grinse ihn an.
Wenn er schon so anfängt kann nichts Gutes dabei rauskommen.
„Am Wochenende veranstalten Bloom und Vossberg einen Wohltätigkeitsball und es wird gebeten mit Begleitung zu erscheinen.“ Er sieht mich an und ich lache los.
„Hat Linda keine Lust?“ necke ich ihn.
„Em, es geht nicht um mich. Kannst du Chris begleiten? Lou wird mich begleiten. Und wie du weißt ist Linda nicht mehr meine Freundin.“ Er legt seine Stirn in Falten.
Ja, das weiß ich und ich kann gar nicht in Worte fassen wie sehr mich das freut! Wir haben uns nicht oft gesehen, aber wenn wir uns gesehen haben, dann habe ich immer versucht so schnell wie möglich die Flucht zu ergreifen.
Moment!
Wie war das?
Ich soll mit Christian Jensen gehen?
Ich?
Ich bleibe stehen und schnappe nach Luft, nicht weil mir die Luft vom laufen ausgegangen ist, sondern weil sein Vorschlag oder seine Bitte absurd ist.
„Ich soll mit…“ ich wage es kaum es auszusprechen.
„Emma, es ist nur für diesen einen Abend.“ Er sieht mich bittend an. „Brian würde es gut heißen.“ Fügt er hinzu und ich schüttele langsam meinen Kopf.
„Was hat Brian damit zu tun?“ japse ich.
„Wir haben uns gestern bei der Besprechung darüber unterhalten, wir möchten gerne dass alle hin gehen, es ist gute Publicity für uns. Addy wird mit Nic gehen, ich mit Lou, Brian und Eric gehen mit ihren Frauen und du sollst bitte mit Chris gehen.“ Er sieht mich prüfend an.
„Ist das eine Bitte oder eine Anordnung?“ ich schließe gequält meine Augen.
„Anordnung?“ er zieht mich in seine Arme. „Bitte tu es für mich.“ Flüstert er mir ins Ohr.
„Okay.“ Gebe ich mich geschlagen und wir setzen unseren Weg fort. „Dafür brauche ich aber was zum anziehen.“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch.
„Klar doch, geh doch am besten mit Lou und Nic los. Die beiden brauchen ja auch noch etwas.“ Er zwinkert mir zu und ich lege meinen Kopf schief. „Und ja du bekommst meine Kreditkarte.“ Fügt er lachend hinzu.
Zu Hause genehmigen wir uns ein kleines Frühstück und ich springe unter die Dusche. Um 7:45 Uhr stehe ich im kurzen Jeansrock und trägelosem weißen Top an der Treppe und warte auf Jake.
„Willst du so ins Büro?“ er sieht mich fragend an.
„Jake ich ersticke.“ Gebe ich zurück und nehme seinen Autoschlüssel von der Kommode, heute ist Dienstag und wir müssen nur mit einem Auto fahren. Montags, dienstags und freitags hat er immer nach Büroschluss eine Besprechung mit Christian, Brian und Eric, anschließend fährt ihn einer von denen rum.
Gut gelaunt kommen wir im Büro an und ich fahre meinen Computer hoch und checke meine Mails.
„Guten Morgen Sonnenschein.“ Addy kommt herein und stellt mir einen Kaffee auf den Tisch.
„Guten Morgen Herzblatt.“ Necke ich ihn, nehme meinen Kaffee und drücke ihm einen Kuss auf die Wange.
„Donuts?“ Lou grinst mich an und ich angle mir einen aus dem Karton den sie mir unter die Nase hält.
Mittlerweile verstehe ich mich mit Addy, Lou und Nic sehr gut, ich würde sogar behaupten wir sind richtig gute Freunde. Es macht Spaß mit ihnen zu arbeiten und so kann ich wenigstens ab und zu dem Eiskönig entkommen.
„Und Lou, weißt du schon von deinem Glück?“ ich sehe sie lächelnd an.
„Von meinem Glück?“ sie sieht mich fragend an.
„Du wirst meinen Lieblingsbruder am Samstag auf diesen komischen Ball begleiten.“ Ich grinse sie an.
Ich weiß das ihr Jake gefällt und ich denke wirklich mein Bruderherz mag sie auch.
„Wie bitte?“ sie sieht mich panisch an.
„Ha, Ha.“ Adam sieht Lou schadenfreudig an.
„Und du lach nicht so, du hast die Ehre mit Nic hin zu gehen.“ Ich strecke ihm die Zunge aus und sein lachen erstirbt. Wie aufs Stichwort kommt Nic zu uns und sieht nun Adam an.
„Komm schon Addy das wird lustig.“ Sie schubst ihn leicht an und er lächelt.
„Warum geht Jake denn nicht mit dir?“ Lou sieht immer noch ein wenig verwirrt aus.
„Weil ich mit dem Eiskönig persönlich gehen darf.“ Ich atme tief ein.
„Was?“ alle drei starren mich perplex an.
„Ja, ihr habt verstanden, ich gehe mit Christian Jensen und da ich bzw. wir eine gute Figur machen sollen, denke ich es ist nur fair wenn wir uns Freitagnachmittag frei nehmen und shoppen gehen. Also Mädels?“ ich sehe sie an und beide nicken.
Dann gehen Lou und Nic raus und Adam starrt mich immer noch an.
„So mach dich vom Acker bevor der Eiskönig aufschlägt…“ ich schubse Addy aus dem Büro, dann nehme ich mir die neusten Akten und stürme in das Büro meines Chefs. Fröhlich pfeifend will ich gerade die Akten auf den Tisch legen als ich in meiner Bewegung erstarre, er sitzt an seinem Schreibtisch und sieht mich an. Es sieht aus als ob er schon länger hier ist, denn er hat sein Hemd hoch gekrempelt und es spannt um seine starken Oberarme. Er trägt keine Krawatte, seine Haare fallen heute locker und er sieht konzentriert in seine Akten.
„Guten Morgen Herr Jensen.“ Sage ich nach einer Weile und lege ihm die Akten auf den Tisch.
„Miss O´Meally…“ setzt er an und ich drehe mich zu ihm um „… Emma, darf ich dich um was bitten?“
„Ja?!“ frage ich eher als ich antworte und er deutet mir an die Tür zu schließen. Ich schließe vorsichtig die Tür und sehe ihn angespannt an.
Mal ehrlich, von ihm kam noch nie was Gutes…
„Darf ich dich fragen ob du mich am Wochenende zum Wohltätigkeitsball begleitest?“ er schluckt.
Oh mein Gott!
Was hat ihn denn das jetzt an Überwindung gekostet?
„Ja, Jake hat mir alles erklärt…“ stottere ich und zum allerersten Mal sehe ich wie er lächelt und ich muss mir eingestehen dass es ihm ungemein gut steht.
„Wie bitte?“ er sieht mich belustigt an.
„Ich gehe mit ihnen am Samstag auf diesen Wohltätigkeitsball, dafür habe ich Freitagnachmittag frei und sie holen mich bei Jake um 20 Uhr ab.“ Sage ich und gehe ohne seine Reaktion abzuwarten wieder an meinen Arbeitsplatz.
Ich setze mich wieder an die Akten und denke darüber nach, ob das was ich getan habe so schlau war. Immerhin ist er nicht der freundlichste Mensch aber zur Not sind ja Jake, Addy, Nic und Lou auch da. Also wird es schon nicht so schlimm werden. Alle Assistenten und ihre Chefs, in einem anderen Büro hätte es so etwas wahrscheinlich nicht gegeben, aber ich habe fest gestellt dass es hier wirklich locker zugeht. Die Firma besteht außer uns 8 noch aus 12 anderen Mitarbeitern, freie Architekten, Mediengestaltern, Personalbüro und Schreibkräften. Ein bunt zusammen gewürfelter Haufen und an normalen Tagen geht es zu wie in einem Bienenstock. Es ist ein Großraumbüro mit halbhohen Wänden, nur die 4 Chefs haben ihre eigenen Büros die in alle Richtungen vom dem riesigen Raum abgehen. Tja dann gibt es noch drei Konferenzräume, eine kleine Küche, einen Kopierraum und unzählige kleine Kämmerlein in denen die Akten aufbewahrt werden. Das ist Jensen & Sterling…
Der Tag geht ziemlich schnell vorbei und ich bin froh das unsere Klimaanlage wieder funktioniert, man ich zerlaufe gleich.
Plötzlich stehen Addy und Jake in meinem Büro.
„Was kann ich für euch tun?“ ich reibe mir den Nacken, die Haare die sich aus meinem Knoten gelöst haben kleben und ich stöhne leise.
Ich will nach Hause!
Jetzt!
„Em, meinst du, du kannst ein Computerprogramm entwerfen sodass wir den Kunden eine möglichst natürliche Außenanlage am Computer präsentieren können?“ Jake setzt sich auf meine Schreibtischkante.
„Ich denke ja, aber dafür bräuchte ich Fotos von sämtlichen Pflanzen, einen besseren Computer wie den hier, ein Designprogramm, ein richtig gutes Zeichenboard und Zeit.“ Ich rutsche nervös auf meinem Stuhl hin und her.
Ich habe schon lange nichts mehr in der Richtung gemacht, genauer gesagt seit fast 4 Jahren. Nicht mehr seit dem Tag an dem ich mein Studium abgebrochen habe.
„Du bekommst alles was du willst.“ Jake sieht mich an und ich nicke leicht.
„Okay, ich bespreche das mit Brian, Eric und Chris und sage dir heute Abend zu Hause Bescheid.“ Er küsst mich auf die Haare und die beiden verlassen mein Büro.
„Emma?“ Christian kommt aus seinem Büro und ich sehe ihn verwirrt an.
„Was kann ich für sie tun Herr Jensen?“ schnell habe ich mich wieder im Griff.
„Die beiden Akten sind abgeschlossen, kannst du sie bitte ins Archiv bringen?“ er legt mir zwei dicke Akten auf den Tisch und ich nicke.
„Ich nehme sie mit wenn ich Feierabend habe.“ Sage ich und sehe wieder auf meinen Bildschirm.
Eine Weile bleibt er noch vor meinem Schreibtisch stehen, dann aber geht er und ich sehe ihm hinterher.
Gab es heute Morgen Gratis-Gute-Laune-Kekse?
Sein Verhalten irritiert mich…
Eine Stunde später räume ich meinen Arbeitsplatz auf, verabschiede mich von allen, bringe die Akten ins Archiv und fahre nach Hause.
Mir ist heute nicht nach Abendessen und ich begnüge mich mit Wassermelone.
Gegen 22 Uhr kommt Jake gut gelaunt nach Hause. Noch im Flur zieht er sich sein Hemd aus und lässt sich neben mich auf die Couch fallen. Er weiß dass er gut aussieht und lässt keine Gelegenheit aus das zu präsentieren…
Typisch Jake!
„Also die anderen sind begeistert dass du das in Angriff nehmen willst. Du sollst morgen los und alles kaufen was du brauchst. Du kannst den Konferenzraum 2 als Büro nehmen.“ Er sieht mich strahlend an.
„Ich weiß nicht ob ich das alles hin bekomme.“ Gebe ich zu bedenken.
„Ach was Em. Ich mache mir keine Sorgen.“ Er nimmt meine Hand und drückt sie kurz ehe er sich ein Stück Melone aus der Schüssel angelt.
Ich weiß wirklich nicht ob ich mich freuen soll oder nicht. Das ist eine ganz schön große Nummer und was passiert wenn ich es verbocke?
Ziemlich unruhig gehe ich eine halbe Stunde später ins Bett.
Der nächste Morgen kommt schnell, hart und unerbittlich. Müde schleppe ich mich ins Bad und anschließend in die Küche. Jake ist von joggen wieder da und ich sehe ihn an.
„Em, bitte mach dir keine Gedanken. Ich weiß was du kannst und du bekommst das hin.“ Er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht.
Ich nicke nur kurz und gehe mich umziehen, ich entscheide mich heute für ein kurzes Sommerkleid und lasse meine Haare offen. Etwas Gutes soll es ja nun auch haben das ich in der nächsten Zeit nicht im Vorzimmer zur Hölle sitzen muss.
„Darf ich dein Auto haben?“ ich grinse Jake an und er legt mir seinen Schlüssel in die Hand, dann sucht er in seinen Taschen und gibt mir schließlich die Firmenkreditkarte.
„Weißt du wo du alles bekommst?“ er sieht mich fragend an.
„Ja, ich habe im Internet geschaut. Ich denke wenn sie alles haben bin ich gegen 11 Uhr da und kann, wenn alles gut geht, nach der Mittagspause anfangen. Besorgst du mir Fotos und Kataloge?“ ich nehme meine Tasche und er lacht auf.
„Aber klar, wird alles da sein.“ Er reckt seinen Daumen in die Höhe und ich mache mich auf den Weg.
Erstaunlicher Weise haben sie wirklich alles da und als ich im Büro ankomme leihe ich mir Addy aus um alles in den Konferenzraum 2 zu schaffen. Wir packen alles aus und ich beginne alles zu verkabeln und anzuschließen.
„Mittag?“ Lou steckt ihren Kopf in die Tür und ich sehe von meinem Laptop auf.
„Ja, das Konfigurieren macht er alleine.“ Ich stehe auf und folge ihr in den Fahrstuhl.
Wir gehen in ein kleines Bistro in der Nähe, hier verbringen wir quasi alle unsere Mittagspausen und nachdem ich mich mit dem neusten Klatsch und Tratsch und einem Salat gestärkt habe setze ich mich wieder an den Laptop. Endlich ist es vollbracht und ich rufe bei Jake an.
„Ich brauche jetzt die Kataloge und Fotos.“ Sage ich und er verspricht mir dass sie gleich da sind.
Als es klopft sehe ich gar nicht auf sondern halte nur meine Hand hin.
„Vielleicht sollte ich dir dazu einiges erklären.“ Sagt eine tiefe Stimme und ich schnelle hoch. Das ist nicht Jake, nein das ist Christian.
„Wie bitte?“ ich sehe ihn verwirrt an.
„Ich bin der Chef was die Außengestaltung angeht und ich denke wir werden zusammen arbeiten müssen, denn ich muss das Programm bedienen wenn du nicht zur Verfügung stehst.“ Erklärt er mir ganz ruhig.
Verdammt er hat Recht!
Das habe ich nicht mit einkalkuliert und ich ärgere mich über mich selber. Super vor dem Vorzimmer zur Hölle direkt in die Hölle.
Glanzleistung O´Meally!
Er legt eine Mappe auf den Tisch und setzt sich neben mich.
Ich scanne zuerst ein paar Bilder ein und bearbeite sie im Winter und Sommermodus, dann digitalisiere ich sie in verschiedenen Größen.
„Woher kannst du das?“ ich sehe neben mich, er hat sein Hemd aufgeknöpft und hoch gekrempelt und sieht gebannt auf den Bildschirm.
„Ich habe Grafikdesign studiert.“ Erwidere ich leise.
Seine Anwesenheit macht mich nervös und es fällt mir schwer mich zu konzentrieren.
„Ganz ruhig Emma, ich reiße dir nicht den Kopf ab. Versprochen.“ Er lächelt und ich sehe ihn überrascht an.
„Nein, das ist es nicht…“ versuche ich mich heraus zu reden.
„Lass gut sein Emma, komm wir nehmen die nächsten Pflanzen in Angriff.“ Er gibt mir einen neues Stapel Fotos.
Wir arbeiten still vor uns hin als die Tür aufgeht und Jake herein kommt.
„Na, wie kommt ihr voran?“ er sieht uns fragend an.
„Sehr gut, Emma ist ein Genie.“ Christian sieht mich anerkennend an.
„Danke.“ Ich sehe ihn entgeistert an.
„Wie lange wollt ihr noch machen? Es ist kurz nach 4 und die anderen sind schon alle los.“ Er deutet zur großen Uhr.
„Dann denke ich machen wir Schluss für heute, oder Emma? Morgen früh können wir ja hier weiter machen.“ Christian sieht mich an und ich nicke fahrig.
Ich nehme meine Tasche und wir alle drei verlassen den Raum.
Schweigend fahren wir in die Tiefgarage.
„Gibst du mir meinen Autoschlüssel?“ ich halte Jake seinen hin und halte meine andere Hand auf.
Er gibt mir grinsend meinen.
„Bis gleich.“ Er winkt mir nach.
„Ja.“ Stammele ich und bin froh als ich in meinem Auto sitze.
Mit einem unfreundlichen Eisklotz klar zu kommen… daran habe ich mich gewöhnt. Aber ein netter, höflicher Christian der mich lobt? Also das bringt mich echt aus der Fassung…
Jake und ich bestellen uns mal wieder eine Pizza und setzten uns auf die Terrasse auf den Boden.
„Wie kommt ihr voran?“ will er nach einer Weile schweigsamer Gefräßigkeit wissen.
„Gut, ich hoffe dass wir in ein, zwei Wochen fertig sind.“ Gebe ich kauend zurück. „Dann sind die Basics drauf und den Rest kann ich zwischendurch machen.“
„Erklärst du Chris das Programm?“ er sieht mich fragend an.
„Ja sicher, wenn ich nicht da bin oder er völlig andere Vorstellungen hat muss er es ja benutzen.“ Ich recke mein Gesicht den letzten Sonnenstrahlen entgegen.
„Wieso warst du heute zum Feierabend so durch den Wind?“ er stupst mich an.
Ich seufze tief. „Ich arbeite jetzt seit über 3 Monaten mit ihm zusammen und er hatte nie ein freundliches Wort für mich übrig, plötzlich nennt er mich beim Vornamen und benimmt sich wie ein Mensch, damit muss ich erst einmal klar kommen.“
Jake lacht auf und legt sich auf den Rücken. „Em, ich habe dir gesagt er ist nicht so schlimm wie du denkst.“
„Du meinst er ist kein arrogantes Arschloch was nur an sich denkt und Freude nur dann verspürt wenn er andere fertig machen kann?“ die Ironie bleibt selbst ihm nicht verborgen.
„Em.“ Lacht er und zieht mich zu sich. „Genieße die kleinen Momente die das Leben schön machen.“ Er schließt die Augen und ich tue es ihm gleich.
An nächsten Morgen gehen wir wieder zusammen joggen und ich stehe unschlüssig vor meinem Kleiderschrank.
Was soll ich nur anziehen?
Und warum zum Teufel mache ich mir darüber Gedanken?
Ich entscheide mich für Jeanshotpants und ein olivgrünes legeres Tubetop. Ich binde mir so ein Hippie Stirnband um, ich liebe es… so habe ich die Haare aus dem Gesicht und fühle mich wohl.
Jake nimmt mich mit, da ich heute wohl wieder bis zum Schluss bleibe und so mit ihm nach Hause fahren kann.
Als ich in meinem neuen “Büro“ ankomme stelle ich fest das Christian noch nicht da ist und fange schon mal an.
Eine halbe Stunde später stellt mir jemand einen großen Becher Kaffee hin und ich sehe erstaunt auf.
Christian setzt sich lächelnd zu mir und wir beginnen das Spiel von gestern wieder von vorne. Die Mittagspause lassen wir ausfallen, da wir so gut voran kommen und als Jake um kurz nach 4 rein kommt sehe ich erstaunt zur Uhr.
„Kannst du da noch ein paar mehr Blüten hinmachen?“ Christian deutet auf den Bildschirm und ich nicke.
„Wollt ihr noch länger machen?“ Jake steht in der Tür.
„Wenn es dir nichts ausmacht… Ich bringe Emma dann nach Hause.“ Chris sieht zu ihm und ich nicke unsicher.
Jake winkt uns kurz zu.
Weitere zwei Stunden später reibe ich mir den Nacken und sehe zu Christian der versucht das Programm das erste Mal selber zu bedienen.
Er steht auf und tritt hinter mich, er legt seine Hand auf meine nackte Schulter und ein Schauen läuft mir über den Rücken. Seine warme Hand liegt auf meiner Schulter und mit der anderen Hand zeigt er mir etwas auf dem Bildschirm.
„Kannst du das?“ fragt er und ich starre auf den Bildschirm.
„Wie bitte?“ frage ich entschuldigend.
„Kannst du die Büsche da noch ein wenig größer machen?“ wiederholt er die Frage die ich eben nicht verstanden habe.
„Aber sicher.“ Ich klicke ein paar Mal und drehe mich zu ihm um. Seine Hand rutscht von meiner Schulter und ich sehe ihn an. „So?“ frage ich leise.
„Perfekt.“ Er lächelt und ich atme tief ein und aus.
„Reicht es für heute?“ die Frage ist fast zaghaft und er lacht leise.
„Sicher.“ Er nimmt sich seine Tasche und ich nehme mir meine.
Im Fahrstuhl sehe ich ihn an und er lächelt. Sein lächeln gefällt mir, seine blauen Augen sehen dann aus wie zwei kleine Seen.
Ertappt sehe ich schnell weg und er nimmt meine Hand.
„Emma.“ Beginnt er leise und mir stockt der Atem.
„Herr Jensen?“ ich sehe ihn unsicher an.
„Christian.“ Er lacht leise „Chris.“ Fügt er hinzu. „Ich wollte mich entschuldigen.“
„Wofür?“ ich bin völlig verwirrt und mehr als froh als die Fahrstuhltüren sich öffnen.
„Ich war nicht sehr nett.“ Sagt er als wir in Richtung seines Wagens gehen.
„Das stimmt.“ Pflichte ich ihm bei.
Wir erreichen sein Auto und er hält mir die Beifahrertür auf. Ich lächele unsicher und steige ein.
Als er auf dem Fahrersitz Platz genommen hat sieht er mich fragend an.
„Darf ich dich zu einem kleinen Abendessen einladen? Ich meine du müsstest ja Hunger haben.“ Er parkt aus und ich sehe ihn, wie schon bestimmt 100-mal die letzten Tage erstaunt an.
„Gerne.“ Sage ich zu meiner eigenen Überraschung.
Wir fahren zum Hafen und er hilft mir Auto, ich sehe ihn überrascht an.
„Wohin gehen wir?“
„Nicht so neugierig.“ Er grinst mich an und ich kann es nicht fassen, dass das hier vor mir der Eiskönig sein soll.
Wir gehen zu einer kleinen Imbissbude und er bestellt für uns eine Chinabox. Ich lache, also das ist mal ein gesundes Abendessen.
Wir setzen uns auf die Kaimauer und ich sehe beim Essen auf den Hafen. Es ist viel Schiffsverkehr unterwegs und ich stelle mir vor, mir einfach ein Schiff zu nehmen und los zu schippern.
Aber drei Dinge würden mir mit Sicherheit einen Strich durch die Rechnung machen. 1. Ich kann nicht mit einem Schiff umgehen, 2. Habe ich kein Schiff und 3. Ich denke Jake wäre sauer, denn gerade scheint es so als habe ich mein Leben wieder in den Griff bekommen.
„Worüber denkst du nach?“ Christian sieht mich an und ich lächle.
„Ich überlege gerade wie das sein muss ein eigenes Boot zu haben und abzulegen ohne ein Ziel.“ Ich streiche mir eine Strähne aus dem Gesicht und sehe zu ihm, seine blauen Augen strahlen mich an und ich kann nicht anders wie es zu erwidern.
„Wenn du wirklich einmal dieses Gefühl haben willst, dann besuche mich auf meinem Schiff und wir fahren los.“ Er zwinkert mir zu.
„Ja klar.“ Lache ich und sein Gesicht wird ernst. „Du hast echt ein Schiff?“ meine Augen werden groß.
„Ja, keine große Sache, es ist nur 17 m lang und nichts besonders. Es liegt in Hellerup.“ Er winkt ab.
„Du hast ein Schiff?“ wiederhole und er lächelt.
„Ja Emma, ich habe ein Schiff.“
„Wow.“ Da verschlägt es mir fast die Sprache.
Der Wind frischt auf und ich schlinge meine Arme um mich. Ich merke nicht wirklich wie Christian näher rückt und finde mich plötzlich in seinen starken Armen wieder. Ganz ehrlich, es müsste zum Schutz von unschuldigen Frauen verboten sein so gut auszusehen und sich so toll anzufühlen.
Aber warum bröckelt sein Eispanzer plötzlich?
Von Lou, Nic und Addy weiß ich das er immer sehr verschlossen und kalt war und Nic kennt ihn schon 6 Jahre.
Ich lehne mich an seine Brust und ich höre sein Herz schlagen, komisch bis vor einer Woche hätte ich gewettet dass er gar keines hat.
„Ich sollte dich jetzt nach Hause bringen sonst macht sich Jake Sorgen.“ Sagt er leise und ich komme hoch.
„Hmm.“ Ich entwinde mich aus seiner Umarmung und stehe auf.
Er lächelt mich an und streicht mir eine Strähne hinters Ohr.
„Es ist schön mit dir zu arbeiten.“
Hat er das wirklich gesagt?
Arbeiten?
Oh man… Emma Aine O´Meally du bist ganz schlecht darin die Gefühle anderer zu interpretieren.
„Ja finde ich auch.“ Sage ich und versuche gleichgültig zu klingen.
Wir gehen schweigend zum Auto zurück und fahren durch die immer noch sehr belebten Straßen Frederikbergs. Ich habe mich so sehr an diese Stadt gewöhnt dass ich selber nicht glauben kann nie hier her gewollt zu haben.
„Wir sind da.“ Christian stupst mich leicht an und ich schnalle mich ab.
„Danke für das Abendessen.“ Sage ich und will die Tür öffnen.
„Ich danke dir.“ Er beugt sich zu mir rüber und ich bin gerade im Begriff meine Augen zu schließen als seine weichen Lippen auf meiner Wange landen.
Auf meiner Wange!
Ich lächle verlegen und steige schnell aus.
Jake ist schon im Bett und ich fluche, jetzt hätte ich gerne mit ihm geredet, dann eben Morgen früh.
Ich gehe zu Bett und schlafe wirklich unruhig…
Ein Wunder nach dem Tag?
Jake hämmert bestimmt schon eine Minute an meine Tür, endlich überwinde ich mich und stehe auf.
„Ich bin wach.“ Sage ich und öffne kurz die Tür damit er sich davon überzeugen kann.
„Joggen?“ er zieht fragend eine Augenbraue hoch.
Ich nicke leicht, schnappe mir ein T-Shirt und folge ihm nach unten.
Ich binde meine Sportschuhe zu und wir laufen eine kleine Runde durch den Park. Schweigend, völlig untypisch für uns. Auch als wir schon wieder zu Hause sind, geduscht haben und uns frühstück machen herrscht immer noch schweigen. Endlich durchbricht Jake das schweigen…
„Und freust du dich schon aufs Shoppen mit Nic und Lou?“ Jake grinst mich an und schenkt mir Orangensaft ein.
„Ja wird bestimmt interessant.“ Ich grinse leicht.
„Was ist denn los?“ er setzt sich neben mich und zieht mich in den Arm.
„Chris verwirrt mich.“ Sage ich kleinlaut.
Ist es wirklich schlau mit Jake darüber zu reden?
Egal, jetzt ist es eh zu spät.
„Inwiefern?“ er streicht mir über den Rücken.
„Ich weiß nicht…“ ich schüttele gefrustet meinen Kopf „Ich werde einfach nicht schlau aus ihm. Bis vor ein paar Tagen hätte ich jede Reaktion von ihm voraussehen können und jetzt? Ich komm da nicht mit…“ ich lasse meinen Kopf auf den Tisch fallen.
„Em, du bist auch nicht einfach zu durchschauen.“ Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn „Bestimmte Ereignisse ändern die Menschen und nur weil du deinen fröhliche Fassade hast weiß ich trotzdem dass du immer noch nicht drüber weg bist.“ Er sieht mich an und ich sehe zu Boden „Allein schon dass du immer noch die Uhr trägst zeigt es mir.“ Er nimmt meine Hand und küsst sie.
Ich gehe nach oben und ziehe mich um, heute entscheide ich mich für ein enges lilanes T-Shirt und eine weiße Dreiviertelhose. Ich binde mir einen geflochtenen Zopf und ziehe anstelle meiner FlipFlops mal wieder Pumps an.
„Em! Komm schon!“ ruft mich Jake und ich laufe die Treppe runter.
„Bin da.“ Ich nehme meinen Autoschlüssel von der Kommode und wir gehen zu unseren Autos. Ich werde uns Mädels heute chauffieren und deshalb fahren wir mit beiden Autos.
Als ich in der Tiefgarage parke kommt Lou gleich auf mich zu und beginnt wie aufgezogen zu reden, als sie aber sieht wie Jake neben mir parkt ist sie augenblicklich still und ich lächle in mich hinein. Dann kommt Christian sein Auto und mein Herz macht einen kleinen Satz…
Was soll das denn jetzt?
Hallo Herz!
Lass das!
Ich atme tief durch und gehe mit Lou im Schlepptau zum Fahrstuhl.
„Guten Morgen Emma.“ Begrüßt mich Christian freundlich.
„Guten Morgen Herr…“ ich sehe ihn an und muss grinsen „...Chris.“ beende ich meinen Satz.
Im Fahrstuhl steht Chris dicht neben mir und ich wage es kaum zu atmen.
Als sie die Fahrstuhltüren öffnen dreht sich Jake zu uns um.
„Dann viel Spaß euch beiden.“ Er grinst uns an und ich und Chris gehen in unser “Büro“.
„Möchtest du einen Kaffee oder lieber ein Wasser? Ich glaube die Klimaanlage hat wieder mal den Geist aufgegeben.“ Er sieht mich an und ich muss lachen.
„Was denn?“ er sieht mich erstaunt an.
„Ich bin die Assistentin und du bist der Chef also frage ich dich jetzt ob du einen Kaffee oder ein Wasser willst.“ Ich stehe auf und er grinst verschmitzt.
„Setz dich und fahre schon mal alles hoch.“ Er drückt mich auf meinen Stuhl und kommt mit seinem Gesicht ganz nah am meines. Meine Atmung beschleunigt sich und ich sehe ihm in die Augen.
„Kaffee oder Wasser?“ flüstert er.
„Wasser.“ Meine Stimme ist kaum zu hören, er lässt von mir ab und geht raus.
Jetzt ist es offiziell, ich Emma Aine O´Meally habe mich in den Eiskönig verknallt.
Oh nein!
Ich lasse meinen Kopf auf die Tastatur fallen.
„Alles gut?“ Chris kommt wieder rein und ich schrecke hoch.
„Ja alles gestartet…“ ich fühle mich unwohl in meiner Haut, mit der eben gewonnen Erkenntnis muss ich einen kleinen Moment alleine sein „… Das dauert noch einen Moment. Entschuldige mich.“ Ich stürze an ihm vorbei ins Büro und in die Arme von Jake.
„Em…“ setzt er an.
„Schlechter Zeitpunkt Jake, ganz schlecht.“ Ich laufe an ihm vorbei ins Treppenhaus. Ich laufe hoch aufs Dach und atme tief durch als ich darauf zum stehen kommen. Ich stütze meine Arme auf meinen Knien ab und versuche wieder Luft zu bekommen. Alles fühlt sich an wie zugeschnürt.
„Em?“ Jake ist mir gefolgt und nimmt mich in den Arm „Was ist denn los?“ fragt er besorgt.
„Ich habe mich in ihn verliebt. Ich wollte das nicht…“ ich bin den Tränen Nahe.
„In wen Em?“ er sieht mich immer noch verwirrt an.
„In Chris.“ Gestehe ich leise und versuche meine Atmung endlich unter Kontrolle zu bringen.
„Aber Em, das ist nicht schlimm.“ Er streicht mir über den Rücken.
„Doch Jake ist es!“ ich sehe ihn fassungslos an. „Ich verrate Alec nicht, niemals.“
„Em, du verrätst ich nicht, du lebst nur endlich weiter.“ Er nimmt mich in den Arm.
„Ich kann das nicht.“ Meine Stimme ist brüchig.
„Em, du kannst das.“ Er streicht mir eine Strähne die sich aus meinem Zopf gelöst hat aus dem Gesicht.
„Erzähle irgendjemandem etwas davon und du bist tot.“ Sage ich und sehe ihn ernst an.
„Nein Emma, was denkst du?“ er sieht mich gespielt erschüttert an.
„Ich meine es Ernst Jacob Oliver O´Meally!“ ich sehe ihn drohend an.
„Okay.“ Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn „Und jetzt komm, du hast heute nur den Vormittag und ihr müsst noch was schaffen.“ Er legt seinen Arm um meine Hüfte und wir gehen zurück ins Büro.
Als ich wieder den Raum betrete sieht mich Chris verwirrt an und ich winke ab.
„Alles gut, können wir los legen?“ ich setze mich an den Laptop und meine Finger gleiten wie von allein über die Tastatur.
Ich bin nicht richtig bei der Sache, aber Chris ist so nett es einfach mal zu übersehen. Um 13 Uhr fahre ich alles runter und sehe ihn an.
„Bis morgen Abend Emma, ich freue mich.“ Er steht auf und kommt zu mir.
Ich nehme meine Tasche und stürze ohne ein Wort an ihm vorbei nach draußen.
„Lou? Nic? Kommt schon.“ Ich bleibe vor dem Fahrstuhl stehen.
„Ich meine das Ernst Emma.“ Kommt es von meiner Bürotür und ich sehe zu Chris.
„Bis morgen Abend.“ Erwidere ich fahrig und betrete den Fahrstuhl, Lou und Nic schaffen es gerade noch so hinein zu springen und wir fahren in die Tiefgarage.
„Was war das denn?“ Lou sieht mich erstaunt an.
„Er schmilzt.“ Lacht Nic und ich sehe sie böse an.
„Okay…“ sie hebt abwehrend die Hände und wir steigen ins Auto.
Wir fahren in die Innenstadt und betreten das uns von Brian empfohlene Geschäft. Wow, die Kleider hier sind traumhaft und Lou, Nic und ich fühlen uns wie im Paradies.
Nach drei Stunden stehen wir nebeneinander vor dem großen Spiegel. Nic trägt ein langes dunkelgrünes Kleid mit neongrünen Nähten und sie sieht wirklich toll aus. Die passenden Handschuhe und Schuhe runden das ganze Bild ab. Wow sie ist wirklich hübsch und hat nichts von ihrer Einzigartigkeit eingebüsst. Lou hat sich nach dem 30. Kleid für ein Knielanges weinrotes entschieden, es betont ihre zierliche Figur und eine schwarze Tasche und hohe schwarze Pumps runden das Bild ab. Sie sieht aus wie eine kleine Elfe, die aus den alten irischen Volkssagen. Ich sehe zum Spiegel, ich trage ein dunkelblaues bodenlanges Kleid. Es ist unter Brust gerafft und die Brust ist mit kleinen Steinen besetzt und funkelt, dazu trage ich die passenden langen Handschuhe, eine kleine weiße Clutch und weiße Pumps.
„Also Mädels, ich weiß nicht wie ihr das seht, aber ich finde wir sehen hammermäßig aus.“ Nic grinst uns an.
„Wir machen echt was her.“ Lou nickt ihren Spiegelbild zu.
„Ich komme mir so…“ ich suche nach den richtigen Worten.
„Königlich?“ Nic lacht auf und ich knuffe sie.
„Haben sie die Damen entschieden?“ eine Verkäuferin kommt zu uns wir nicken.
Wir gehen uns wieder umziehen und dann bringe ich die Beiden nach Hause.
„Kann ich morgen zu dir kommen und die machst mir die Haare?“ Lou sieht mich bittend an.
„Klar, aber dafür hilfst du mir mit dem Make up.“ Ich zwinkere ihr zu „17 Uhr?“
„Ja, danke Emma.“ Sie schickt mir einen Handkuss und ich fahre nach Hause.
Jake ist noch nicht da und ich setze mich mit einem Glas Rotwein auf die Terrasse.
„Na Em, habt ihr euch schick eingekleidet?“ Jake setzt sich neben mich und ich reiche ihm mein Weinglas. Er nimmt einen Schluck und sieht mich an.
„Ja, es war lustig…“ ich lächle bei dem Gedanken dass wir die Verkäuferin wohl fast in den Wahnsinn getrieben haben.
„Kann ich mir bei euch vorstellen.“ Er grinst.
„Du Jake?“ ich sehe ihn an und lege meinen Kopf schief.
„Was denn Em?“ er tut es mir gleich und ich lache.
„Mal ganz unter uns, warum willst du mit Lou gehen?“ ich beobachte seine Reaktion ganz genau und muss grinsen.
„Ha du magst sie.“ Ich knuffe ihn.
„Ja, ich mag sie… Okay?“ er sieht mich unsicher an.
Jake unsicher?
Also das ist definitiv neu, aber mich mit Menschen auseinander zu setzen die sich plötzlich Artfremd verhalten kenne ich ja schon.
„Sie mag dich auch Jake.“ Sage ich leise und er sieht mich an.
Er lächelt leicht „Und sie ist eine Million mal besser wie Linda.“ Füge ich hinzu und er lacht auf.
„So ich gehe jetzt zu Bett, ich muss morgen gut aussehen…“ ich stehe auf.
„Für Chris?“ neckt er mich.
„Nein, ich repräsentiere das Architektenbüro Sterling & Jensen.“ Ich strecke ihm meine Zunge raus und gebe ihm mein Weinglas.
„Ach so.“ er zwinkert mir zu und ich gehe kopfschüttelnd rein. „Ach bevor ich es vergesse, Dad erwartet uns am Sonntag Nachmittag bei sich und Karen zum Kaffee.“ Ruft er mir hinterher.
„Weiß ich, ich habe auch eine Mail bekommen.“ Ich steige langsam die Stufen hoch und lege mich ins Bett, das Fenster steht weit offen und ich genieße den angenehm kühlen Windhauch auf meiner Haut.
Endlich ausschlafen…
Als sie Sonne am nächsten Morgen in mein Zimmer scheint strecke ich mich ausgiebig und genehmige mir eine lange heiße Dusche. Ich ziehe mir nur Hotpants und ein bauchfreies Top an und gehe nach unten.
„Jake?“ rufe ich und erhalte keine Antwort, stattdessen liegt ein Zettel neben der Kaffeemaschine.
Guten Morgen Sis!
(Oder Guten Mittag?) Ich bin eben noch kurz in der Stadt und besorge mir einen anständigen Anzug. Ich denke ich bin gegen 14 Uhr zurück. Kannst du uns eine Kleinigkeit zum Mittag zaubern?
Love you! Jake
Ich grinse und sehe zur Uhr, 13:30 Uhr. Ich suche im Kühlschrank was Essbares und entscheide mich für uns Spaghetti zu machen.
Ich drehe die Anlage im Wohnzimmer auf und tanze durch die Küche, gerade ertönt ein Lied im Latinostyle und ich werfe zu rhythmischen Bewegungen ein paar Kräuter in die Sauce. Plötzlich geht die Musik aus und ich drehe mich um.
Jake und Chris grinsen mich an.
Bitte Gott lass sich den Boden auftun…
Jetzt!
Was macht er überhaupt hier?
„Wow Sis, schon mal drüber nachgedacht Geld dafür zu nehmen?“ Jake lacht und ich drehe mich zum Herd um.
„Was gibt es denn?“ Jake hebt mich hoch und dreht sich um mich wieder abzusetzen.
„Spaghetti.“ Murmle ich.
„Super, ich bring mal meine Sachen weg. Kann Chris mit uns Essen?“ er sieht mich fragend an und ich nicke.
„Aber sicher.“ Gebe ich von mir uns versuche dabei meiner Stimme einen sicheren Klang zu geben.
Herrgott ich stehe hier halbnackt vor ihm und tanze wie in einem schlechten Sexfilm.
Gut gemacht Emma! Lobe ich mich ironisch selbst.
„Das sah toll aus.“ Chris steht plötzlich neben mir und flüstert mir in mein Ohr.
Wie kann er sich so schnell und so lautlos bewegen?
„Danke.“ Ich schlucke schwer.
Er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht und legt seine Hand an meine Wange, sein Gesicht kommt meinem ganz Nahe und meine Knie zittern vor Erwartung vor dem was gleich kommen wird…
Tja und dann klingelt die Eieruhr für die Nudeln und Jake kommt zurück. Er nimmt seine Hand runter und ich drehe mich zum Herd um die Nudeln abzugießen.
Beim Essen unterhält Jake uns alle und ich muss bei seiner Beschreibung der verschiedenen Anzüge, in die er von einem übereifrigen Verkäufer gesteckt wurde, andauernd lachen.
Ich räume den Tisch ab und die Spülmaschine ein.
„Ich gehe schnell duschen, wann kommt den Lou?“ Jake sieht mich an und ich sehe zur großen Küchenuhr.
„In einer knappen Stunde.“ Erwidere ich.
Haben wir gerade fast 3 Stunden Mittag gegessen?
„Ich gehe noch ein wenig auf die Terrasse.“ Ich sehe zu Chris und er nickt mir zu und folgt mir, ich setze mich aber nicht an den Tisch, sondern bevorzuge den Holzboden. Er ist an so einem sonnigen Tag immer so aufgeheizt und fühlt sich angenehm auf meiner Haut an.
Ich lege mich in die Sonne und merke wie sich Chris neben mich legt.
„Emma?“ fragt er leise und ich sehe ihn an.
„Ja Chris?“ ich lächle.
„Darf ich dir eine persönliche Frage stellen?“ er umschlingt seine Beine mit einen Armen und erst jetzt fällt mir auf das er eine Jeans trägt. Komisch, ich habe ihn noch nie in Jeans gesehen, aber ich habe ihn ja sowieso noch nie außerhalb des Büros gesehen.
„Kommt drauf an.“ Gebe ich zurück.
Er legt sich nun neben mich und dreht sich auf die Seite.
„Ist es schlimm das du mit mir gehen musst?“ ich sehe zu ihm und lächle.
„Nein, ich freue mich.“ Gebe ich leise zu.
Er beugt sich zu mir und plötzlich berühren seinen sanften, warmen, weichen Lippen die meinen und ich kann es nicht fassen. Er küsst mich wirklich…
Ganz sanft und vorsichtig und ich schmelze dahin wie Eis in der Sonne… ha, ha treffender Vergleich.
Ich lege scheu meine Arme um seinen Nacken und ziehe ihn näher zu mir.
Ich bin also doch nicht völlig durch geknallt… aber…
Ich stoße ihn sanft weg.
„Ich kann das nicht.“ Sage ich leise und entschuldigend.
„Aber…“ setzt er an und ich lege meinen Zeigefinger auf seine Lippen.
„Ich mag dich sehr Chris, aber ich würde alles nur kaputt machen.“ Ich will aufstehen, doch er zieht mich zurück und küsst mich erneut.
„Du kannst nichts kaputt machen Emma.“ Sagt er liebevoll.
„Doch ich kann und ich würde.“ Ich stehe auf und gehe hoch, als es klingelt geht Jake zur Tür und Lou kommt zu mir ins Zimmer.
„Hey, was ist denn los?“ sie sieht mich an und ich blicke traurig auf.
„Ach Lou es ist kompliziert.“ Ich seufze.
„Ach komm Emma, so schlimm kann es nicht sein.“ Sie setzt sich neben mich aufs Bett.
„Ich habe Chris geküsst und ihn dann in die Schranken gewiesen.“ Ich sehe sie zerknirscht an.
„Chris, so wie Christian Jensen? Der übrigens bei euch im Wohnzimmer sitzt...“ sie sieht mich fragend an.
„Ja.“ Ich sehe sie an und sie grinst.
„Warum grinst du?“ ich zweifle langsam an mir selbst.
„Ich kenne Christian Jensen, okay ich dachte ich kenne ihn bis vor einer Woche…“ sie lächelt „… Von einem kleinen Korb von dir lässt er sich nicht abschrecken. Wenn er was will kämpft er dafür.“ Sagt sie sicher und ich stehe auf.
„Wenn du meinst und jetzt komm wir haben viel vor…“ ich ziehe sie hoch und wir gehen ins Bad.
Man drei Stunden sind nichts, wenn man sich zu Recht macht…
Ich sehe Lou an und muss lächeln, ich habe ihre Haare kunstvoll hoch gesteckt und ihr eine Kette von mir geliehen. Sie sieht wirklich zauberhaft aus. Also wenn Jake jetzt nicht aus den Puschen kommst, tja dann weiß ich auch nicht.
Ich werfe einen letzten Blick in den Spiegel, Lou hat mich toll geschminkt und wir haben in gemeinsamer Arbeit meine Haare zu einem kunstvollen Knoten gebunden. Einzelne Strähnen umrahmen mein Gesicht.
„Em? Lou?“ ruft Jake schon zu wiederholten Mal.
„Bereit?“ ich sehe zu Lou und sie nickt lächelnd.
Wir gehen in den Flur und kommen beide langsam die Treppe runter.
„Wow.“ Jake sieht uns an und ich sehe unsicher zu Chris, seine Augen strahlen und ich muss lächeln. Die beiden sehen schick aus, auch wenn man sie nur in Anzug kennt, so sehen sie in denen die sie jetzt tragen anders aus. Jake bietet Lou seinen Arm an und Chris sieht zu mir.
„Du siehst atemberaubend aus.“ Haucht er mir ins Ohr und küsst meine Wange. Ich harke mich bei ihm unter und wir gehen zu Jakes Auto. Wir wollen alle zusammen hin fahren, also wäre ja unlogisch zwei Autos zu benutzen.
Chris und ich setzen uns nach hinten und er nimmt meine Hand in seine.
Ich sehe ihn unsicher an und er beugt sie zu mir.
„Emma, ganz ruhig…“ flüstert er mich beruhigend ins Ohr und es funktioniert, ich beginne mich zu entspannen.
Als wir eintreffen werden wir sofort von unseren Kollegen und den anderen beiden Chefs samt Ehefrauen begrüßt. Der Abend entwickelt sich prima und bei der Versteigerung habe ich selten so hohe Geldbeträge gehört. Wahnsinn!
Für die Veranstaltung wurde extra ein Yachtclub gemietet und Chris zieht mich nach einen schier endlosem Gespräch mit einem potenziellen Kunden des Büros runter zu den Anlegestellen.
Ohne Vorwarnung zieht er mich in seine Arme und küsst mich.
„Emma ich bin dabei mich in die schönste Frau auf diesem Ball zu verlieben.“ Er sieht mich bittend an.
Ich bin verwirrt, ich habe Angst und ich stoße ihn weg.
„Bitte Chris tu das nicht.“ Sage ich hilflos und mache mich vollends von ihm los. Ich laufe durch die Menschen und steige in ein Taxi vor dem Club.
Ich muss hier weg…
Ich kann mich nicht in ihn verlieben…
Ich würde Alec verraten und das darf ich nicht.
Das es dafür schon viel zu spät ist will und kann mein Herz nichts akzeptieren und mein Kopf schon gar nicht.
Im Taxi ziehe ich meine Handschuhe aus und der Fahrer sieht mich gespannt an.
Ich gebe ihm unsere Adresse und bin froh auf einen Zweitschlüssel bestanden zu haben. Ich ziehe das Kleid noch auf der Treppe aus, denn ich habe das Gefühl gleich zu ersticken.
Ich kann das nicht!
Ich darf das nicht!
Ich lege mich in mein Bett und weine mich in den Schlaf, das erste Mal seit Monaten weine ich wieder und es bringt mir nicht die gewünschte Erleichterung. Als ich am nächsten Morgen aufwache beginne ich bei der Erinnerung an den gestrigen Abend wieder an zu weinen.
„Em?“ Jake kommt vorsichtig in mein Zimmer und setzt sich aufs Bett.
„Jake bitte.“ Schluchze ich.
„Nein Em, du versinkt nicht in Selbstmitleid.“ Er zieht mich hoch und ich ergebe mich meinem Schicksal.
Ich gehe unter die Dusche und ziehe mich um.
Jake bugsiert mich ins Auto und wir fahren zu meinem Dad und seiner viel zu gut gelaunten Freundin.
„Oh, es ist so schön euch zu sehen!“ Karen umarmt mich und Jake.
„Was ist denn los meine Kleine?“ mein Dad sieht mich prüfend an.
Ich winke nur ab und mein Dad nimmt mich in den Arm.
Ich beobachte schweigend die traute Kaffeerunde und alle lassen mich meinen Gedanken nach hängen, aber das ist gut. Ich brauche ein wenig Zeit um mein Gefühlschaos aufzuräumen…
Erst nach dem Abendessen werden wir wieder nach Hause entlassen und ich will in mein Zimmer gehen als Jake mich fest hält.
„Warum machst du es dir so schwer?“ er sieht mich traurig an.
„Ich mache es mir nicht schwer.“ Sage ich trotzig.
„Oh doch Em, du machst es dir selber schwer.“ Er zieht mich in seine Arme und wir setzen uns auf die Couch. Eine Weile schweigen wir und ich genieße seine Nähe, mein großer Bruder tut mir gut und ich entspanne mich langsam.
„Wie lange warst du eigentlich noch auf dem Ball?“ ich sehe ihn an und er lächelt.
„Bis kurz nach 2 Uhr.“
„Und?“ ich setze mich auf und schaue ihm in die Augen.
„Ich habe sie ganz Gentleman nach Hause gebracht und wir haben uns zum Abschied geküsst.“ Er grinst verschmitzt.
„Nein.“ Lache ich.
„Oh doch Em und es war ein wirklich schöner Kuss.“ Er sieht mich verträumt an.
„Soll es wirklich so sein das mein Bruder mit 32 Jahren noch Geschmack bekommt?“ ich ziehe eine Augenbraue hoch.
„Was soll das denn heißen?“ erwidert er empört.
„Es soll heißen dass Lou wirklich toll ist und ich hoffe dass du sie zu schätzen weißt.“ Ich knuffe ihn in die Wange.
„Lass das Emma.“ Er versucht seinen Kopf zur Seite zu drehen aber ich halte ihn fest und knuffe ihn erneut.
„Hast du es jetzt?“ er sieht mich an und seufzt.
„Ja.“ Sage ich und lege meinen Kopf wieder in seinen Schoß, wir schauen uns irgend einen total dämlichen Actionfilm an und ich merke wie müde ich bin, da meine letzte Nacht nicht wirklich Erholsam war.
„Ich muss ins Bett.“ Ich strecke mich und gebe Jake einen Kuss auf die Wange.
„Schlaf schön Em.“ Ruft er mir nach.
Ich lege mich ins Bett und decke mich nur mit einer dünnen Decke zu.
Ich habe ja nichts gegen den Sommer, aber wir haben schon Anfang August und immer noch ist es brütend heiß…. So langsam reicht es.
Ich träume von Alec, das erste Mal seit langer Zeit…
Unsere ganze Beziehung läuft in Schnelldurchlauf vor meinem inneren Auge ab.
Dublin 8 Jahre zuvor
„Emma bitte beeil dich!“ Ann, meine Freundin zieht mich hinter sich her zum Hörsaal als ich ziemlich unsanft gegen jemanden stoße und wir beide hinfallen.
„Es tut mir so leid.“ Ich sehe auf und schaue in zwei rehbraune Augen.
„Macht nichts…“ er reicht mir seine Hand und hilft mir hoch „Ich bin Alec.“
„Emma.“ Sage ich und merke wie ich rot werde.
„Freut mich sehr Emma, meinst du zur Entschädigung würdest du mit mir Essen gehen?“ er sieht mich herausfordernd an.
„Da lässt sich bestimmt was einrichten.“ Ich greife nach meinem Kugelschreiber und schreibe ihm meine Nummer auf die Hand.
Das ist der Anfang unserer Geschichte…
Nur 4 Wochen später ziehen wir zusammen in eine kleine Wohnung im Herzen Dublins, ich bin so verliebt wie noch nie zuvor in meinem Leben, alles läuft gut. Mein Studium kommt gut voran und Alec und ich haben so viel Spaß zusammen.
Dublin, Weihnachten vor 4 Jahren
„Em? Kommt ihr bitte endlich?“ meine Mum sieht uns genervt an und Alec und ich betreten grinsend das Wohnzimmer. Alles ist so schön dekoriert und ich fühle mich in meine Kindheit zurück versetzt. Der riesige Baum und die ganzen Geschenke darunter… Herrlich.
Wir setzten uns auf die große Couch und Alec legt den Arm um mich, er zwinkert meiner Mum zu und ich sehe verwirrt zwischen den beiden hin und her.
Dann steht Alec auf und meine Mum gibt ihm etwas, erzieht mich hoch und geht vor mir in die Knie.
„Meine Prinzessin! Ich weiß wir sind erst 3 Jahre zusammen, aber du bist mein Leben. Ich will dich immer an meiner Seite wissen. Emma, heiratest du mich?“ er sieht mich an und ich ziehe ihn hoch um ihn zu küssen.
„Ja.“ Hauche ich und er steckt mir einen wunderschönen Ring an.
Wir fangen an unsere Hochzeit zu planen und als am 7. Januar die Uni wieder los geht könnte ich nicht besser gelaunt sein. In drei Monaten werde ich mein Studium abgeschlossen haben und ich werde Alec seine Frau! Mrs. Emma Aine Green.
Wir verschlafen fast und eilen zum Auto, die Straßen sind wie immer an einem Montagmorgen voll und wir kommen nur schleichend voran.
Aus dem Augenwinkel sehe ich wie ein Kombi uns schneidet und Alec reißt das Lenkrad herum, wir schliddern in den Gegenverkehr und ich sehe ihn an, seine Augen sind vor Schreck geweitet und dann sehe ich den LKW heran rasen, Alec schreit kurz auf und das zerbricht alles Glas um uns herum, wir überschlagen uns und ich versuche mein Gesicht zu schützen und sehe immer wieder zu Alec. Er schreit und versucht sich irgendwie zu schützen. Dann endlich bleibt das Auto auf dem Dach liegen, ich bin eingeklemmt und habe so fürchterliche Schmerzen. Meine Hand wandert zu Alec seine Hand und ich halte mich an ihm fest. Ich will ihn nicht los lassen…
Niemals…
Dann wird alles um mich herum schwarz…
Langsam komme ich zu mir und sehe mich panisch um. Meine Mum steht an meinem Bett und nimmt vorsichtig meine Hand. Jeder Knochen in meinem Körper schmerzt und ich kann kaum atmen.
„Mein Liebling.“ Sagt sie und Tränen stehen ihr in den Augen.
„Alec.“ Wimmere ich schwach und sie bricht in Tränen aus.
„Liebling, Alec hat es nicht geschafft.“ Sagt sie schluchzend.
Meine kleine heile Welt stürzt ein…
Ich will nicht mehr leben.
Nicht ohne ihn!
Zu seiner Beerdigung muss ich im Rollstuhl gegen den Rat der Ärzte gefahren werden und ich kann es nicht fassen dass er in diesem weißen Sarg vor mir liegen soll.
All unsere Freunde stehen unter Schock und versuchen mich zu trösten und bieten mir ihre Hilfe an.
Ich aber kann nur auf das Loch in der Erde starren.
Nach der Beerdigung fährt mich meine Mum wieder ins Krankenhaus. Jake und mein Dad besuchen mich und versuchen mir Mut zu zusprechen, aber so sehr ich weiß wie gut es gemeint ist. Es kommt nicht an, es prallt an mir ab. Ich halte Alec seine Uhr in der Hand, sie ist um 8:12 Uhr stehen geblieben, bei dem Unfall und ich habe das Gefühl auch mein Leben ist stehen geblieben. Nicht einmal meinen Verlobungsring habe ich noch, da er mit schwerem Gerät von meiner Hand geschnitten werden musste. Ich habe nichts außer dieser Uhr…
Nach fast 4 Monaten im Krankenhaus werde ich entlassen, unsere Freunde haben nicht durch gehalten… nach und nach haben sie sich abgekapselt. Ich habe mich per Computer von der Uni abgemeldet und igle mich in unserer Wohnung ein. Meine Mum besorgt mir eine kleinere Wohnung die ich bezahlen kann und einen Job als Sekretärin…
„Nein!“ ich schrecke schreiend hoch und merke dass mein Gesicht nass von Tränen ist.
„Em.“ Jake stürzt in mein Zimmer, setzt sich zu mir und streicht mir meinen schweißnassen Haare aus dem Gesicht.
Ich bin nicht fähig etwas zu sagen, gefühlsmäßig habe ich jede einzelne Sekunde erneut durch lebt und ich habe wieder einmal das Gefühl zu ersticken.
Jake legt sich zu mir und schläft bei mir. In seinen Armen fühle ich mich sicher und beschützt und ich finde sogar noch ein wenig Schlaf, ehe mein Wecker klingelt.
Jake macht sich zum joggen fertig aber ich winke ab, ich brauche eine Dusche und einen starken Kaffee um diesen Tag heute zu überstehen.
Als Jake wieder kommt sitze ich schon fertig angezogen, mit einer langen Jeans und einem einfachen schwarzem Shirt in der Küche. Ich nippe an meinem Kaffee und frage mich bestimmt zum tausendsten Mal wie ich Chris gegenüber treten soll.
„Kommst du?“ Jake sieht mich fragend an, ich habe gar nicht mitbekommen wie er sich umgezogen und fertig gemacht hat.
Ich steige schweigend ins Auto und wir fahren zum Büro.
Als wir oben ankommen sieht mich Lou an und als sie Jake sieht beginnt sie zu strahlen.
Ich lächle leicht und gehe in mein neues Büro. Chris sitzt schon am Tisch und hat Fotos und Kataloge vor sich ausgebreitet.
„Guten Morgen.“ Sage ich unsicher.
„Guten Morgen.“ Er steht auf und will mich umarmen, aber ich gehe an ihm vorbei und setze mich.
„Emma.“ Setzt er an.
„Bitte nicht Chris.“ Ich sehe ihn eindringlich an.
„Können wir wenigstens Freunde sein?“ er sieht mich bittend an, ich gebe mir einen Ruck und stehe auf. Ich breite meine Arme aus und er nimmt mich in seine starken Arme.
Worauf habe ich mich denn jetzt wieder eingelassen?
„Du siehst heute nicht gut aus.“ Stellte er fest und ich sehe zu Boden.
„Alles gut.“ Lüge ich und wir setzen uns.
Wir arbeiten weiterhin erstaunlicher Weise sehr gut zusammen.
Die nächsten beiden Wochen hängen wir über dem System und es nimmt wirklich richtig gute Formen an. Das Wetter hat auch endlich ein einsehen und es ist nicht mehr so warm, nein jetzt haben wir zur Abwechslung Regen. Und den in Hülle und Fülle…
Lou fängt an irgendwie ständig bei uns zu Hause zu sein und es stört mich nicht im Geringsten. Ich freue mich für die Beiden und sie sind das Gespräch im Büro.
Es stört sich keiner daran, aber eine Assistentin mit einem der Partner ist anscheinend was Besonderes…
„So ich hol mal Papiernachschub…“ ich sehe zu Chris und er lächelt mich an „… Ich würde fast behaupten wie sind fertig, ab morgen können wir wohl wieder unserer gewohnten Arbeit nach gehen.“ Ich sehe ihn grinsend an und gehe quer durchs Büro in den Kopierraum. Ich öffne die Tür und sehe mich plötzlich Jake und Lou in einer sehr eindeutigen Situation gegenüber. Beide sehen mich erschrocken an.
„Schon Okay…“ ich winke ab „… Ich brauche nur Papier.“ Ich greife ins Regal und nehme mir einen Stapel. „Macht weiter.“ Ich kann mir mein grinsen nicht verkneifen und schließe wieder die Tür.
„Hat jemand Lou gesehen?“ Brian kommt mir entgegen.
„Ich bin ziemlich sicher dass sie gleich wieder da ist.“ Gebe ich zurück und als ich sehe wie er in den Kopierraum will, sprinte ich zu ihm und lege meine Hand auf seinen Arm.
„Was brauchst du denn?“ ich sehe ihn fragend an.
„Papier.“ Sagt er nur und legt verwirrt seinen Kopf schief.
„Hier.“ Ich drücke ihm meinen Stapel in die Hand.
„Vielen Dank Emma.“ Er dreht sich um und geht wieder in sein Büro.
Vor mich hin lachend gehe ich zurück zu Chris.
„Was ist denn los? Was wollte Brian denn von dir?“ Chris sieht mich skeptisch an.
„Papier.“ Sage ich und setze mich, immer noch kann ich nicht aufhören zu lachen.
„Und wo ist unser Papier?“ er sieht auf meine leeren Hände.
„Ich musste mal eben meinen großen Bruder retten.“ Ich deute auf den Kopierraum, aus dem Jake gerade heraus kommt.
„Was macht Jake im Kopierraum?“ Chris schaut zu mir.
„Warte.“ Ich deute weiterhin auf die Tür und es dauert nicht lange bis auch Lou den Raum verlässt.
„Nein.“ Lacht Chris und ich nicke lebhaft.
„Und du bist rein geplatzt?“ nun kann er sich vor lachen auch kaum noch halten.
„Ja.“ Gebe ich zu „Aber ich habe mir Papier genommen und bin wieder raus.“
„Und dann verschenkst du unser kostbares Papier an Brian?“ er hält sich schon den Bauch vom lachen.
„Ja. Was sollte ich denn machen?“ ich sehe ihn an.
„Oh Emma, du bist echt lieb zu deinem Bruder.“ Er nimmt mich in den Arm.
„Hmm.“ Räuspert sich Addy in der Tür und ich sehe ihn an. „Mittag?“ fragt er und ich sehe zu Chris.
„Geh schon, ich drucke das aus und wir sehen uns nachher in unserem Büro. Ich lasse hier alles abbauen und den Laptop an deinen Schreibtisch bringen.“ Er lächelt mich an.
„Danke.“ Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange.
„Dann komm.“ Ich ziehe Addy mit mir und sehe mich nach Nic um. Sie entdeckt mich und deute zur Uhr. Sie nickt lachend und ich gehe in Lous Büro.
„Kommst du mit Essen?“ ich kann mir ein breites Grinsen nicht verkneifen.
„Bin in zwei Minuten da.“ Sie wird so rot wie ich es noch nie bei ihr gesehen habe.
Addy und ich gehen zum Fahrstuhl und nehmen uns einen Regenschirm. Nic und Lou kommen und wir gehen ins Bistro.
„Sag mal was ist denn mit euch los?“ Addy sieht mich und Lou strafend an.
„Was denn?“ antworten wir beide gleichzeitig.
„Du kannst nicht aufhören zu lachen und Lou wird ständig rot, ich denke ihr Kopf explodiert gleich.“ Er sieht von mir zu Lou.
„Nichts.“ Sagen wir beide wieder gleichzeitig.
„Also mir ist das in den letzten Wochen alles zu hoch…“ er sieht uns zweifelnd an seinem Menschenverstand an „… Der Eiskönig ist auf einmal so umgänglich wie nie und du schmust mit ihm rum…“ er deutet auf mich „… Und Lou und Jake verbringen mehr Zeit im Kopierraum wie woanders, ich meine so langsam müsstest du doch kapiert haben wie das Ding funktioniert.“ Er sieht kopfschüttelnd zu Lou.
„Sag mal bist du so schwer von Begriff?“ lacht Nic und er sieht sie strafend an. „Man Lou und Jake sind seit dem Ball ein Paar und ich bin mir sicher er erklärt ihr nicht den Kopierer.“ Sie wirft ihre Serviette nach ihm und Lou wird wieder rot.
„Oh mein Gott…“ Addy schlägt sich an die Stirn „… Dann hängt wenigstens ein Schild auf, da kann ja ständig jemand rein platzen.“ Er sieht sie belustigt an und ich fange an zu lachen.
„Du?“ er zeigt auf mich und ich nicke langsam.
„Oh Lou.“ Er muss nun auch lachen und Lou stimmt mit ein.
„Was kann ich denn dafür das ich einen so wahnsinnig heißen Freund habe…“ sie lächelt.
„Stopp! Du redest da auch ganz zufällig von meinem Bruder. Keine Einzelheiten.“ Ich winke ab.
Eine Stunde später machen wir uns wieder auf den Weg zurück ins Büro und es ist merkwürdig wieder an meinem alten Arbeitsplatz zu sein und wieder die Akten und Termine zu bearbeiten. In den letzten Wochen ist einiges liegen geblieben und ich stöhne auf als ich mich hinsetze und mein Blick auf den Stapel Akten fällt.
„Alles gut?“ Chris sieht mich an, er ist gerade vom Essen mit Jake wieder da und ich sehe ihn erschöpft an.
„Da kommt eine Menge auf mich zu.“ Ich deute auf den Stapel.
„Was glaubst du wie mein Schreibtisch aussieht?“ er lächelt leicht.
„Ich glaube ich schiebe eine Nachtschicht rein, ich will nicht dass mich das alles am Montag erwartet.“ Beschließe ich für mich selbst.
„Keine schlechte Idee, ich sage Brian Bescheid.“ Er geht wieder raus.
Wie jetzt?
Er macht auch eine Nachtschicht?
Eigentlich galt der Gedanke nur mir…
Nach 16 Uhr verabschieden sich alle nach und nach und es ist ungewohnt das Büro so vollkommen ruhig zu sehen. Es wirkt plötzlich so groß…
Ich vergesse die Zeit und habe alle Akten bis auf 2 Stück fertig als ich einen warmen Hauch in meinem Nacken spüre.
Ich brauch mich nicht umzudrehen, ich weiß auch so dass Chris hinter mir steht. Ich kann sein Aftershave riechen und ich spüre die Wärme die er ausstrahlt.
„Bist du fertig?“ frage ich leise.
„So gut wie.“ Erwidert er ebenfalls leise.
„Ich kann mich so nicht konzentrieren.“ Sage ich nach einer kleinen Weile.
„Mach doch eine Pause, ich habe uns was zu Essen bestellt.“ Sein Mund ist ganz nah an meinem Ohr und ich bekomme ob ich will oder nicht eine Gänsehaut.
Wie aufs Stichwort hält der Fahrstuhl mit einem Pling und Chris geht um das Essen in Empfang zu nehmen.
Ich stehe auf und räume die fertigen Akten weg. Als Chris wieder herein kommt merke ich wie sein Blick an meinen Beinen hängen bleibt, heute morgen habe ich mal wieder zur Abwechslung für ein Kostüm entschieden und ich weiß das mein Rock verdammt kurz ist.
Das war keine Absicht…
Er stellt das Essen auf den Tisch und kommt zu mir, sanft umarmt er mich und dreht mich zu sich.
Ich sehe ihn an, er beugt sich zu mir und küsst mich stürmisch.
„Du macht mich wahnsinnig.“ Raunt er mir ins Ohr als er beginnt meine Bluse aufzuknöpfen.
Ich will etwas sagen, doch er legt seinen Finger auf meine Lippen.
„Bitte Emma. Wir sind weiterhin nur Freunde, aber wenn ich nicht gleich das tue was ich will dann garantiere ich für nichts mehr.“ Er sieht mich verlangend an.
Ich denke einen kleinen Moment nach, aber das Feuer zwischen uns lodert so heiß, das ich ihm nicht entkommen kann. Ich löse eine gelockerte Krawatte und beginne sein Hemd aufzuknöpfen. Ein paar Augenblicke später nimmt er mich stürmisch auf seinem Schreibtisch.
Es fühlt sich so gut an und ich winde mich unter seinen Berührungen. Viel zu lange habe ich meinem Körper das verwehrt und nun lechzt er nach seinen Berührungen. Wir kommen beide mit einer gewaltigen Explosion zum Höhepunkt und ich liege halb ausgezogen und schwer atmend auf seinem Schreibtisch. Er zieht mich hoch und umarmt mich, sanft küsst er meine nackte Schulter.
„Chris?“ frage ich leise.
„Psst Emma, keine Angst.“ Sagt er liebevoll und beginnt meine Bluse wieder zu zuknöpfen.
Wir richten unsere Sachen und setzen uns dann auf den Boden zum Essen.
Schnell herrscht wieder diese lockere, entspannte Stimmung zwischen uns die ich in den letzten Wochen zu schätzen gelernt habe.
Er bringt mich wohlbehalten und trocken nach Hause und im Auto beuge ich mich zu ihm rüber und gebe ihm einen liebevollen Kuss.
„Danke Chris.“ Sage ich leise und steige aus.
Das Wochenende verbringe ich mit Lou und Jake hauptsächlich vor dem Fernseher und Lou und ich bekochen mein Bruderherz. Draußen schüttet es wie aus Eimern und ich frage mich wie lange das wohl noch so gehen mag.
Es geht fast den ganzen Herbst so… wirklich, es regnet und regnet und wenn es mal nicht regnet ist es bitterkalt.
Mittlerweile liebe ich meine Arbeit, den entspannten Umgang mit Chris und alle meine Kollegen. Komisch… ich fange an mich wieder selbst zu finden.
Ab und zu legen Chris und ich “Nachtschichten“ ein, aber er drängt mich zu nichts und schon gar nicht dazu mich zu ihm zu bekennen oder eine Beziehung einzugehen. Er lässt mir Zeit und das ist das was ich wirklich brauche. Längst schon weiß ich dass ich ihm mit Haut und Haaren verfallen bin, aber ich kann diesen letzten Schritt einfach nicht auf ihn zu machen.
Ich möchte es, aber ich kann nicht. In dieser Sache fühle ich mich gefangen und blockiert.
Mitte Dezember steht die alljährliche Weihnachtsfeier ins Haus und wird, wie ich erfahre, wie in jedem Jahr in einem kleinen Restaurant etwas außerhalb veranstaltet. Gut gelaunt machen Lou und ich uns fertig…
Hmm irgendwie wohnt sie schon fast bei uns…
Sie hat die Hälfte von Jakes Kleiderschrank in Besitz genommen, ihre Sachen im Bad und auch im restlichen Haus verteilt. Es freut mich, ich habe sie wirklich gern um mich. Sie ist zu meiner besten Freundin geworden.
Nachdem wir beide in unseren Abendkleidern stecken und Jake uns schon zum 10. Mal verzweifelt ruft erlösen wir ihn und fahren zum Club. Die Stimmung ist gut und als es daran geht die Geschenke zu verteilen setzen wir uns alle an einen großen Tisch.
Lou und Jake versuchen immer noch zwanghaft ihre Beziehung vor Brian und Eric zu verheimlichen… Zu lustig.
Brian steht auf und klopft an sein Glas.
„So ihr Lieben, ein weiteres sehr erfolgreiches Jahr für Jensen und Sterling geht dem Ende zu und ich möchte mich bei jedem einzelnen von euch bedanken. Nicole meine rechte Hand und Retterin in der Not…“ er prostet ihr zu und wir tun es ihm gleich „…Eric, Jacob und Christian ihr macht unser Büro zu einem der Besten in ganz Dänemark.“ Er erhebt erneut sein Glas.
Man wenn das so weiter geht brauche ich gleich ein neues Glas.
„Adam, unser Chaot…“ er grinst „… Auch wenn ich ab und an nicht verstehe was du tust, so weiß ich das du deinen Job mit Hingabe machst und Jacob den Rücken frei hältst.“ Er sieht ihn an und Addy winkt verlegen ab „Emma, unser Wirbelwind, mit deinem neuen Programm hast du uns völlig neue Perspektiven erschaffen und uns zum Marktführer gemacht. Obwohl du erst ein halbes Jahr bei uns bist hast du uns alle mit deinem Können und deiner typisch irischen, erfrischenden Art überzeugt. Christian ist so umgänglich wie lange nicht und ich möchte dich nicht mehr in seinem Vorzimmer missen.“ Er prostet nun mir zu und ich lächle verlegen „Und Louise, ich habe nicht die geringste Ahnung was in den letzten Monaten mit unserem Kopierer nicht stimmt, aber Eric und ich als Seniorchefs haben uns überlegt ob wir uns vielleicht einen neues Kopiergerät anschaffen sollten…“ er sieht zu Lou und diese wird knallrot „Oder aber wir richten dir und Jacob ein gemütliches Plätzchen ein oder noch einfacher wir besorgen euch ein Türschild für den Kopierraum.“ Er sieht zu Jake und ich fange an zu lachen, als ich seinen bösen Blick sehe, hebe ich abwehrend die Hände.
„Jacob, Brian und ich sind vielleicht ein paar Jahre älter, aber wir sind nicht blind.“ Lacht Eric und Jake nimmt Lous Hand.
„Okay.“ Sagt er schließlich und alle am Tisch lachen nun.
„Wir danken euch für ein wunderbares Jahr und hoffen dass noch viele folgen werden. Prost…“ und wieder hebt er sein Glas. „Und als Geschenk bekommt ihr von Eric und mir jeder ein neues Apple I-Phone und einen Tablett PC, ich bin mir sicher ihr braucht so etwas und meine Tochter meint das ist das Beste zurzeit.“ Er sieht uns an und wir klatschen alle.
Wow, also das sind mal Weihnachtsgeschenke…
Dann geht es zum gemütlichen Teil und wir tanzen alle. Nachdem ich mich von Brian befreit habe steht Chris vor mir und hält mir seine Hand hin.
„Darf ich bitten?“ er zeiht mich mit sich und legt seine Hände sanft um meine Hüfte.
Zaghaft lächle ich ihn an.
„Du siehst zauberhaft in deinem Kleid aus.“ Flüstert er mir ins Ohr.
„Danke.“ Sage ich leise und sehe an mir runter, ich trage ein schulterfreies, bodenlanges weinrotes Kleid und ich habe gehofft dass es ihm gefällt.
„Emma?“ er sieht mir in die Augen und ich bekomme eine Gänsehaut.
„Chris.“ Ich lächle leicht.
„Ich liebe Dich.“ Sagt er leise, ich merke wie ich erstarre. Wirklich ich erstarre zur Salzsäule, ich kann mich nicht mehr bewegen, ich kann nicht atmen und ich kann nicht denken. Dann kommt wieder leben in meine Gliedmaßen, ich sehe ihn panisch an.
Ich mache mich ohne ein Wort zu sagen von ihm los und stürze nach draußen, wieder einmal laufe ich davon und wieder einmal lande ich nach einem wunderschönen Abend in einem Taxi nach Hause.
Ich kann es nicht fassen…
Warum tut er mir das an?
Völlig verwirrt schlafe ich ein und fühle mich am nächsten Morgen mehr als bescheiden.
Was soll ich nur tun?
„Emma?“ Lou streckt am nächsten Morgen ihren Kopf in mein Zimmer.
„Geh bitte Lou.“ Sage ich Tränen erstickt.
„Em, bitte.“ Sie streicht mir über den Rücken.
„Ich kann nicht.“ Schluchze ich.
Sie seufzt tief und geht schließlich wieder raus.
Dann kommt Jake und versucht mich ebenfalls dazu zu bewegen mit runter zu kommen und was zu essen.
Ich wimmle ihn ab, ich will nur meine Ruhe.
Meine Ruhe vor allem und jedem…
Als ich etwa eine Stunde später erneut die Tür höre denke ich es wäre Jake.
„Bitte lass mich doch endlich allein.“ Wimmere ich.
„Nein.“ Ertönt eine mir bekannte Stimme, aber sie gehört nicht Jake.
„Bitte geh.“ Ich will ihn nicht sehen.
„Emma.“ Er setzt sich zu mir auf Bett und zwingt mich ihn anzusehen.
„Chris ich kann das nicht.“ Ich merke wie sich immer mehr Tränen in meinen Augen sammeln.
„Komm her.“ Er zieht mich in seine Arme. „Was ist denn los?“
„Ich…“ versuche ich eine Erklärung und klammere mich an die Uhr um mein Handgelenk.
Er zieht mich hoch, sodass ich nun vor ihm sitze.
„Emma.“ Er sieht mich verzweifelt an „Warum trägst du diese kaputte Uhr?“ er schaut auf die Uhr und ich schluchze auf.
„Ich darf mich nicht in dich verlieben, du darfst mich nicht lieben. Ich würde ihn verraten.“ Ich sehe zu Boden und die Tränen laufen in Sturzbächen über mein Gesicht.
„Wen Emma?“ er zwingt mich ihn anzusehen.
„Alec.“ Sage ich leise.
„Wer ist Alec?“ er sieht mich verwirrt an.
Ich schluchze ein paar Mal und schaffe es meine Atmung wieder zu kontrollieren.
Soll ich es wagen ihm alles zu erzählen?
Ändert es was?
Ich ringe mich dazu durch, denn ich finde er hat die Wahrheit verdient.
„Ich lernte ihn mit 20 an der Uni kennen…“ ich erzähle ihm die Geschichte und versuche nicht zu sehr zu weinen. Es ist das erste Mal das ich jemandem der nicht dabei war davon erzähle.
„Es war seine Uhr, sie ist bei dem Unfall stehen geblieben…“ ich umklammere erneut die Uhr. „Alles war perfekt, wir wollten doch heiraten.“
Ich sehe Chris an und ich sehe das Entsetzen in seinem Gesicht, dann zieht er mich in seine Arme und küsst mich liebevoll.
„Prinzessin, du verrätst ihn nicht. Alec wird immer ein Teil von dir sein, aber er würde es dir nie verbieten glücklich zu sein.“ Er sieht mich an und ich sehe in seine unendlich blauen Augen.
„Aber ich hätte immer nur Angst dass du auch gehst. Über kurz oder lang würde ich das was wir haben zerstören.“ Ich sehe ihn hilfesuchend an.
„Ich verspreche dir, ich werde nirgendwo hin gehen.“ Er zieht mich in seine Arme und nimmt mir vorsichtig die Uhr ab. „Es ist Zeit los zu lassen. Ich weiß wovon ich rede. Ich liebe Dich Prinzessin.“ Er nimmt die Uhr in seine Hand und ich sehe ihn an.
Einen Moment will ich danach greifen, aber ich sehe wie seine starke Hand sie umschließt. Im nächsten Moment spüre ich eine Welle der Erleichterung und ziehe ihn zu mir.
Er beugt sich über mich und unsere Küsse werden fordernder und stürmischer.
Er zieht mir mein Top über den Kopf und nimmt mein Gesicht in seine Hände.
„Prinzessin.“ Flüstert er und ich versiegle seine Lippen mit einem Kuss.
Ich ziehe ihm seinen Pullover über den Kopf.
Ich möchte ihn jetzt spüren, ich muss mich vergewissern das das hier gut gehen kann und das es funktioniert…
Er legt mich aufs Bett und bedeckt meinen Körper mit kleinen Küssen. Es fühlt sich in seinen Armen immer so gut an und ich winde mich unter seinen Berührungen. Ich nestle an seinem Gürtel herum und schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit dringt er in mich ein und ich bäume mich ihm entgegen. Es ist so wahnsinnig intensiv und ich kralle mich an ihm fest.
Er schöpft lassen wir uns ein paar Minuten später in die Kissen fallen.
Wir liegen uns in den Armen und brauchen keine Worte. Ich sehe ihn nur an und kann meine Glückseeligkeit die ich in diesem Moment empfinde gar nicht mit Worten beschreiben.
„Em?“ ich höre wie jemand polternd die Treppe hoch kommt und im nächsten Moment wird meine Tür auf gerissen und Jake starrt uns an.
„Sorry.“ Stammelt er und schließt die Tür wieder.
Ich sehe zu Chris und wir beide fangen an zu lachen, ich habe das Gefühl das erste Mal seit 4 Jahren wirklich und aus vollem Herzen zu lachen.
Und es tut gut, so gut…
Ich beuge mich zu Chris und küsse ihn sanft.
„Ich danke dir.“ Sage ich leise. „Ich liebe Dich.“ Füge ich noch immer leicht unsicher hinzu.
„Ich danke dir.“ Erwidert er gerührt. „Emma, ich liebe Dich aus tiefstem Herzen, du bist meine Prinzessin.“
„Was ist eigentlich mit dir passiert? Warum wurde der Eiskönig plötzlich zu einem charmanten…“ ich küsse ihn „…liebenswerten…“ ich küsse ihn erneut „…Prinzen?“
Er rückt ein Stück von mir weg und ich sehe ihn leicht gekränkt an.
„Es ist also Okay wenn du alles von mir weißt? Aber du hüllst dich in Schweigen?“ ich ziehe die Bettdecke eng um mich.
„Emma, es ist nicht so einfach… Okay. Ich werde es dir sagen, aber bitte nicht hier und nicht jetzt.“ Er zieht mich zu sich und küsst mich verlangend.
„Aber so kann das nicht funktionieren.“ Ich löse mich von ihm.
„Prinzessin, ich werde es dir sagen, versprochen.“ Er sieht mich bittend an und ich fahre ihm durch seine braunen Haare die in allen Richtungen abstehen.
„Okay.“ Ich nicke leicht.
„Und was heißt hier Eiskönig?“ er sieht mich fragend an.
„Na, ja sagen wir mal du warst nicht sehr umgänglich und hast es geliebt anderen Menschen deinen Eisblick zukommen zu lassen. Na, ja und Eiskönig wurde dein Spitzname im Büro.“ Ich zucke leicht mit den Schultern und er lacht leise. Er sieht mich einen Moment an, dann streicht seine Hand über meinen nackten Bauch hoch zu meinen Brüsten.
Ich grinse ihn an und meine Hand wandert in seinen Schoß. Lachend fallen wir über einander her.
Erschöpft aber rundherum glücklich liege ich in seinen Armen, lausche den kräftigen Schlägen seines Herzen und fühle mich geborgen. Eine andere Geborgenheit wie bei Jake, aber es fühlt sich gut an.
Gut und richtig.
„Ich glaube wir sollten mal runter gehen, ich denke Jake hatte jetzt genug Zeit sich zu erholen.“ Ich stehe auf und angle mir mein Top vom Boden.
„Sicher?“ Chris kommt hoch und küsst meine Schulter.
„Ja.“ ich drehe mich um und küsse ihn.
„Okay.“ Er steht auf und zieht sich seine Jeans über.
Wahnsinn wie durch trainiert er ist…
Ich gehe zu ihm, stelle mich auf die Zehenspitzen uns küsse ihn sanft.
„Prinzessin, wenn du so weiter machst, dann muss Jake weiter warten.“ Er drückt mich an seine Brust.
Ich lache leise und ziehe mir meine Jogginghose über meine Hotpants, dann laufe ich kurz ins Bad und kämme meine Haare um sie anschließend zusammen zu binden.
„Na dann.“ Ich öffne die Tür und deute Chris an runter zu gehen.
Wie nicht anders zu erwarten sitzt Jake im Wohnzimmer auf der Couch und sieht zu uns als wir die Treppe runter kommen.
Er grinst mich an und ich laufe zu ihm um mich auf seinen Schoß fallen zu lassen.
„Danke.“ Sage ich leise und er nickt leicht.
„Ich dachte ich helfe euch mal auf die Sprünge.“ Er sieht von mir zu Chris und dieser lacht und setzt sich neben uns.
„Habt ihr Hunger?“ Jake schubst mich von seinem Schoß und grinst mich an.
„Hmm ja.“ Ich sehe ihn an und lächle.
„Passt gut, Lou ist in 20 Minuten wieder da und zaubert uns was.“ Er geht in Richtung Küche.
„Gibt es bei ihr zum Essen auch eine Tanzeinlage?“ Chris sieht zu Jake und dieser zuckt mit den Schultern. Mit dieser Tanzeinlage von vor über drei Monaten ziehen sich mich immer noch zu gerne auf.
„Weiß ich noch nicht.“ Sagt Jake eher gelangweilt.
„Chris.“ Ich sehe ihn empört an.
„Vielleicht hilfst du Lou und ich suche die Musik aus.“ Jake kommt wieder zu uns.
„Wie alt seid ihr? 5?“ ich schüttle meinen Kopf und gehe an den Kühlschrank um mir etwas zu trinken zu holen.
Als ich zurück komme höre ich nur noch den Rest des Gespräches zwischen Jake und Chris.
„… Du bist es ihr schuldig.“ Sagt Jake eindringlich.
„Ich weiß, ich kann es noch nicht… Okay.“ Erwidert Chris und ich sehe wie Jake leicht nickt.
Ich tue einfach mal so als habe ich nichts gehört und setze mich neben Chris. Ich nehme einen großen Schluck Wasser und mein Herz schlägt so sehr in meiner Brust das ich meine es müsste gleich raus springen.
Chris nimmt meine Hand und ich lege meinen Kopf an seine Schulter, gedankenverloren haucht er mir einen Kuss auf die Stirn.
Als es klingelt springt Jake auf und ich lache.
„Wann gibst du ihr endlich einen Schlüssel?“ rufe ich ihm hinterher und Chris grinst breit.
„Hör schon auf ihn zu ärgern.“ Versucht er ernst zu sein.
„Was bist du? Sein Beschützer?“ ich ziehe fragend eine Augenbraue hoch.
Er kommt hoch und drückt mich in die Sofakissen. Er hält meine beiden Hände fest und ich winde mich lachend unter ihm.
„Ja bin ich.“ Er funkelt mich an.
„Okay.“ Gebe ich zurück und versuche dabei lässig zu klingen.
Er beugt sich über mich und ich umschlinge ihn mit meinen Beinen.
„Na Hoppla, habe ich was verpasst?“ Lou steht in der Wohnzimmertür und Chris lässt von mir ab.
„Sie kann sich meinen Charme einfach nicht länger entziehen.“ Sagt er selbstgefällig und küsst mich erneut bevor ich was sagen kann.
„Ach so.“ sie geht ungerührt an uns vorbei und bringt den Einkauf in die Küche.
„Macho.“ Ich winde mich unter Chris und umso mehr ich versuche zu entkommen umso mehr lacht er.
„Was wird das?“ grinst er.
„Bitte oh du mein atemberaubender, charmanter Prinz. Lass mich gehen…“ ich blinkere ihn an „… Damit ich Lou helfen kann.“ Füge ich hinzu und er lässt mich los.
„Spinner.“ Ich schlage leicht nach ihm und er macht Anstalten aufzustehen während ich in die Küche laufe.
„Bleib sitzen.“ Weise ich ihn an und Jake lacht auf „Und du park dich auch, Lou und ich bekommen das hin.“
Jake sein lachen erstirbt und ein paar Minuten später sitzen er und Chris andächtig vor dem Fernseher.
Lou und ich habe beim kochen wirklich viel zu lachen und viel zu schnell ist unser Essen fertig.
Ich decke den Tisch und wir rufen unsere Männer. Während des Essens brauchen Lou und ich uns nur anzuschauen und wir fangen an zu lachen.
„So Mädels, ihr habt gekocht und Jake und ich bringen jetzt die Küche in Ordnung.“ Chris scheucht mich und Lou ins Wohnzimmer.
Ich kann mich an nicht einen Tag in den letzten 4 Jahren erinnern an dem ich soviel Spaß hatte und an denen ich mich so glücklich gefühlt habe. Ich sehe zu Chris der mit Jake den Geschirrspüler einräumt.
„Ich freue mich für euch.“ Lou legt ihre Hand auf meinen Unterarm.
„Danke.“ Sage ich gerührt.
„Und was machen wir jetzt?“ Chris kommt zur Couch und ich ziehe ihn runter zu mir.
„Ich wüsste das schon was.“ Flüstere ich ihm ins Ohr.
Er hebt mich hoch und ich lache auf, ich vergesse doch immer wieder wie stark und groß er ist.
„Was habt ihr denn jetzt vor?“ Jake sieht uns skeptisch an.
„Da wir hier keinen Kopierraum haben werde ich jetzt Emma in ihr Zimmer bringen und…“ setzt er an und Jake hält sich die Ohren zu.
„Herrgott, sie ist meine kleine Schwester.“ Er schüttelt seinen Kopf.
„Okay.“ Sagt Chris und wir gehen hoch in mein Zimmer.
Er lässt mich aufs Bett fallen und beginnt meinen Bauch zu küssen, über meine Brüste, meinen Hals arbeitet er sich vor bis zu meinem Gesicht.
„Du bist wunderschön.“ Lächelt er und ich ziehe ihn hoch um ihn zu küssen.
„Du bist auch nicht schlecht.“ Sage ich grinsend.
„Nicht schlecht?“ er sieht mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
„Du bist ziemlich toll muss ich mir eingestehen.“ Erwidere ich kichernd.
Er beginnt erneut mich zu küssen und ich lasse mich fallen…
Eng aneinander gekuschelt liegen wie eine Stunde später im Bett und ich streiche über seine durchtrainierte Brust und sein Sixpack.
„Wann hast du eigentlich Zeit Sport zu machen?“ ich lächle ihn an.
„Ich gehe jeden Morgen vor der Arbeit eine Stunde ins Fitnessstudio wenn es passt und ansonsten jogge ich und segle.“ Erklärt er mir und ich sehe ihn bewundernd an.
„Wow und ich habe schon Schwierigkeiten mich aufzuraffen um mit Jake zu joggen.“ Ich seufze leicht.
„Du bist heiß Baby.“ Er küsst meinen Scheitel.
„Oh danke.“ Gebe ich grinsend zurück.
Nachdem wir eine Weile die Nähe des anderen genossen haben stehe ich auf, ich ziehe mir meine Jogginghose und einen dicken Wollpulli an.
„Ich geh mal schauen was die Beiden machen.“ Ich zwinkere ihm zu und binde meine Haare zu einem Knoten.
„Ich springe schnell unter die Dusche.“ Mit einem Satz ist er aufgesprungen und gibt mir einen Kuss eher ins Bad verschwindet. Einen Augenblick bleibt mein Blick an seinem, zugegebener Maßen, ziemlich knackigem Hintern hängen. Lächelnd gehe ich runter ins Wohnzimmer.
Jake und Lou liegen auf der Couch und schauen sich einen Film an. Ich sehe auf die große Uhr, 18:36 Uhr. Ich gehe an den Kühlschrank.
„Lou möchtest du auch ein Glas Rotwein?“ ich sehe zu den Beiden, Lou steht auf und nickt mir zu.
Ich hole die großen Rotweingläser aus dem Schrank und schenke ihr und mir ein.
„Wollen wir uns ein bisschen auf die Terrasse setzen?“ sie sieht mich fragend an. Draußen regnet es zwar in Strömen, aber die Stühle stehen geschützt unter dem eigentlichen Sonnenschirm.
„Gerne.“ Ich öffne die Tür und wir beide setzen uns auf die Liegen. Ich kuschle mich in meinen Pulli und drehe verträumt das Glas in meinen Händen.
„Darf ich dich was fragen?“ beginnt sie scheu und ich sehe sie überrascht an.
„Ja sicher.“ Ich nehme einen Schluck von dem Wein, er ist wirklich gut. Schön süß und süffig. Ich liebe es, mit trockenen Weinen kann ich so gar nichts anfangen.
„Jake meinte vorhin als ich ihn fragte wie es dazu gekommen ist das ihr euch endlich gefunden habt, das du die Karten auf den Tisch gelegt hast…“ sie sieht mich prüfend an.
„Ja das stimmt, ich für meinen Teil haben die Karten auf den Tisch gelegt.“ Gebe ich zu.
„Darf ich dich fragen worum es ging? Ich meine das deine Fröhlichkeit oft nur geschauspielert war habe ich schon mitbekommen und das du dich mit der Tatsache das du dich in Christian verliebt hast sehr schwer getan hast auch…“ ihr Blick geht zu Boden als sich unsere Blicke treffen „… Du musst es mir nicht sagen wenn du nicht willst, aber Emma ich mag dich sehr gern, ich würde sogar behaupten du bist meine beste Freundin und ich gebe zu…“ sie holt tief Luft „Das mit mir und Jake ist was Ernstes und ich…“
„Es ist Okay Lou…“ ich lege meine Hand auf ihren Arm und sie sieht mich an. „Weißt du ich bin nicht ganz freiwillig hierher gekommen. Eher war es so dass mich Jake und unser Dad gedrängt haben hierher zu kommen. Weißt du die letzten Jahre in Dub waren hart für mich…“ ich lege mein Kinn auf meine über meinen angezogenen Knien verschränkten Arme „… Vor fast 4 Jahren ist mein Verlobter bei einem Autounfall um Leben gekommen, Gott ich war gerade mal 24 und ich dachte mein Leben ist vorbei. Ich saß mit im Auto, ich habe seine letzten Augenblicke mit erlebt. Ich war schwer verletzt und musste 4 Monate im Krankenhaus bleiben. Seine Beerdigung war das Schlimmste was ich meinem Leben erlebt habe. Ich kam nicht klar…“ ich sehe kurz zu ihr und sie nimmt meine Hand. „Ich habe alles hin geschmissen, mein Studium, mein Leben… irgendwie alles. Meine Mum besorgte mir eine neue Wohnung, einen schlecht bezahlten Job als Sekretärin und versuchte mich zu animieren mein Leben weiter zu leben. Ich schaffte es einfach nicht, ich verlor nach drei Jahren den Job weil ich einfach nicht in der Lage war wieder “normal“ zu sein. Mein Leben bestand darin meine Erinnerungen an Alec aufrecht zu halten und niemanden an mich heran zu lassen.“ Wieder sehe ich auf und sehe wie Lou eine Träne über das Gesicht läuft. Über uns ertönt Donner und Blitze zucken am Himmel. „Aber seitdem ich hier bin, lebe ich wieder…“ ich drücke ihre Hand „Ich habe endlich angefangen los zu lassen, anfangs nur ein kleines Bisschen. Aber ihr habt mich so offen und freundlich empfangen das ich einfach nicht anders konnte. Als ich merkte dass ich mit in Chris verliebt habe, da kam ich mir vor wie eine Verräterin. Ich versuchte ihn so sehr auf Abstand zu halten. Phasenweise gelang mir das auch ganz gut, aber immer wenn wir uns küssten oder mit einander schliefen…“ Ich höre wie Lou neben mir scharf Luft einzieht. Ich sehe sie belustigt an „In unserem Büro gibt es weitaus mehr Möglichkeiten als den Kopierraum wenn man eine Nachtschicht einlegt.“ Ich zwinkere ihr zu und sie lächelt leicht. „Gestern auf der Weihnachtsfeier sagte er mir plötzlich dass er mich liebt und bei mir sind alle Sicherungen durch gebrannt.“ Ich zucke mit den Schultern „Ich habe mit ihm das erste Mal mit jemanden darüber gesprochen der nicht daran beteiligt war und er hat es geschafft das ich los lassen kann. Ich fühle mich nicht mehr schuldig, ich genieße es.“ Ich lächle und Lou erwidert es unter Tränen.
„Ich danke dir Emma.“ Sagt sie gerührt.
Ich ziehe sie zu mir und wir beide starren eine Weile in den schier undurchdringlichen Regen.
„Und er?“ fragt sie leise.
„Wie schon gesagt ich habe die Karten auf den Tisch gelegt, nicht er.“ Erwidere ich ebenfalls leise.
„Gib ihm Zeit.“ Sie nimmt einen Schluck von ihrem Wein.
„Ja.“ Ich leere mein Glas und schaue auf meine nackten Füße. „Wir sollten rein gehen, meine Füße sterben gleich ab.“ Ich komme hoch und Lou tut es mir gleich. Sie nimmt mich in den Arm und ich sehe sie schmunzelnd an.
„Du bist toll Lou.“ Ich schiebe die Tür auf.
„Du auch Emma, du auch.“ Sie umarmt mich von hinten und ich stelle mein leeres Glas ab.
„Was macht ihr denn da draußen?“ Jake sieht uns fragend an.
„Nichts.“ Antworten Lou und ich wie aus einem Mund.
Ich sehe zu Chris, seine nassen Haare glänzen und er sieht mich liebevoll an.
Jake lacht auf und ich und Lou setzen uns zu den Beiden.
„Bleibst du heute Nacht hier?“ ich sehe fragend zu Chris und er lächelt nur.
„Dreht sich die Erde um die Sonne?“ Jake feixt.
„Wie witzig, sieh du lieber zu das deine Freundin endlich mal einen Schlüssel bekommt.“ Ich knuffe ihn und er sieht mich strafend an.
Wir schauen eine wirklich völlig sinnfreie Sendung und unterhalten uns über alles Mögliche. Es ist herrlich, ich genieße Chris seine Nähe und immer wieder streichelt er meine Beine, meinen Rücken oder was er sonst so zwischen die Finger bekommt.
Gegen 23 Uhr verabschieden wir uns alle ins Bett und ich schlafe so gut wie schon lange nicht mehr.
Der Wecker reißt mich aus meinen Träumen und ich drehe mich murrend auf die Seite.
„Guten Morgen Prinzessin.“ Sagt eine weiche, warme Stimme und ich öffne meine Augen.
„Guten Morgen.“ Murmle ich und kuschele mich an ihn.
„In 10 Minuten unten oder ich laufe allein!“ Jake hämmert gegen meine Tür und ich seufze, mein Blick geht zum Fenster, aber durch die geschlossene Jalousie kann ich nicht erkennen ob sich der Regen schon verzogen hat oder nicht.
Ich entwinde mich Chris seiner Umarmung und öffne die Jalousie, dichte Wolken hängen über der Stadt aber zumindestens ist es trocken.
„Ich werde mit Jake joggen gehen, willst du mit?“ ich sehe zu Chris und er kommt leicht hoch.
„Ich würde ja gern, aber ich habe keine Sportsachen mit. Ich werde heute Abend mal ein wenig Zeug zusammen packen ehe ich zu dir komme.“ Er steht auf und nimmt mich in den Arm „Wenn das Okay ist.“ Fügt er hinzu und ich grinse.
„Aber sicher.“ Ich gebe ihm einen Kuss und ziehe meinen Jogginganzug an und binde meine Haare hoch.
Unten winke ich kurz Lou zu die in der Küche das Frühstück zubereitet und dann stehe ich auch schon neben Jake.
Er nickt mir zu und wir laufen unsere übliche morgendliche Runde.
Völlig außer Atem kommen wir wieder zum Haus und er sieht mich kopfschüttelnd an.
„Man, du solltest deine Energie nicht im Schlafzimmer aufbrauchen.“ Er grinst süffisant.
„Witzig.“ Ich stemme meine Hände in die Hüfte und versuche besser Luft zu bekommen „Du bist gelaufen als sei der Teufel hinter dir her. Vielleicht solltest du mal ein wenig mehr Energie im Schlafzimmer abbauen.“ Ich sehe ihn gewinnerisch an und wir betreten das Haus.
„Das war gemein Emma Aine O´Meally.“ Tadelt er mich und Lou und Chris sehen uns fragend an.
Jake und ich winken beide ab, ich gebe Chris einen kurzen Kuss ehe ich duschen gehe und mich für die Arbeit anziehe. Ich ziehe mir eine weite, schwarze Stoffhose mit einem hohen Bund an und dazu eine weiße Bluse. Ich stecke meine Haare hoch und schminke mich leicht.
Also die übliche Prozedur… Es ändert ja nichts an meinem Job nur weil ich jetzt mit dem Chef zusammen bin.
Ich setzte mich neben Chris an den Frühstücktisch und nehme mir eine Toastscheibe und bestreiche sie nur mit Butter. Lou schenkt mir Kaffee ein und ich nehme dankbar einen Schluck.
„So Leute wir müssen, es sieht nicht so gut aus wenn zwei der Chefs zu spät kommen.“ Jake klatscht in die Hände und wir alle stehen auf. Noch mit dem Toast im Mund räume ich die Sachen in den Geschirrspüler während die anderen die Lebensmittel im Kühlschrank verstauen.
Ich schlüpfe in meine schwarzen Pumps und wir gehen in die Auffahrt wo unsere Autos stehen.
„Nimmst du dein Auto?“ Jake sieht mich fragend an.
„Ja, du und Chris, ihr habt heute noch Besprechung und Chris will anschließend noch ein paar Sachen holen.“ Ich sehe ihn an und schließe mein Auto auf. Ich muss mich quasi gegen die Tür werfen ehe sie aufgeht und Jake grinst mich belustigt an.
„Em, du solltest dich wirklich mal nach einem neuen Auto umsehen, das Ding macht es nicht mehr lange.“ Er sieht mich kopfschüttelnd an und ich steige trocken lachend ein.
Chris beugt sich zu mir runter.
„Fahr vorsichtig Prinzessin!“ er gibt mir einen Kuss und wir fahren alle los. Wie ich es nicht anders gewohnt bin hängt mich Jake in der Stadt ab und ich sehe auch nur noch Chris sein Auto von hinten.
Ich fahre in die Tiefgarage und die anderen stehen bereits am Fahrstuhl, ich schnalle mich ab und schließe mein Auto ab.
„Em, du kannst es auch auflassen, das nimmt keiner mit.“ Zieht mich Jake erneut auf.
„Du bist so witzig.“ Ich strecke ihm die Zunge raus und wir besteigen den Fahrtstuhl. Chris greift nach meiner Hand und ich lächle ihn an.
Als wir im 8. Stock aussteigen sehen uns einige unserer Kollegen fragend an, aber sie verkneifen sich jegliche Kommentare.
Brian kommt uns entgegen bevor wir in unserem Büro verschwinden können.
„Na Hoppla.“ Er sieht auf unsere Hände.
„Guten Morgen Brian.“ Sagen Chris und ich wie aus einem Mund ich müssen beide lachen.
„Also unsere Assistentinnen scheinen sich ziemlich gut darin zu verstehen meinen Partnern den Kopf zu verdrehen.“ Er zwinkert uns zu.
„Hmm…“ Chris tut als würde er nachdenken „… Da könntest du Recht haben.“ Sagt er schließlich und haucht mir einen Kuss auf den Mund.
„Dann alles Gute euch Beiden.“ Brian geht kopfschüttelnd weiter in Eric sein Büro.
Als wir in unserem Büro ankommen gebe ich Chris einen weiteren Kuss und schiebe ihn in sein Büro während ich mir die Akten nehme die schon auf meinem Schreibtisch liegen.
„Emma?“ Addy steckt seinen Kopf herein und ich sehe ihn lächelnd an.
„Was gibt es Addy?“ ich sehe ihn abwartend an.
„Ist das wahr?“ er sieht mich mit großen Augen an.
„Was ist wahr?“ frage ich so unschuldig wie möglich.
Addy kommt rein und setzt sich auf meine Schreibtischkante.
„Na das mit dir und Jensen.“ Fragt er leise.
Ich beuge mich zu ihm und tätschle ihm seine Wange „Ja mein Lieber.“ Sage ich grinsend.
„Wow.“ Er sieht mich mit großen Augen an. „Und du bist dir sicher dass du weißt was du tust?“ er zieht fragend eine Augenbraue hoch.
„Ja Addy.“ Ich sehe ihn an und er scheint sich etwas zu beruhigen.
„Da stehen meine Chancen wohl schlecht.“ Sagt er theatralisch.
„Addy…“ ich seufze gespielt „… Ganz ehrlich, ich liebe Dich aber zwei Tatsachen musst du einfach ins Auge sehen.“ Ich stehe auf und er zieht mich in seine Arme.
„Die da wären?“ er grinst und mein Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt.
„Zum ersten bin ich wirklich richtig glücklich mit Chris und zum zweiten bin ich kein Mann…“ ich sehe ihn entschuldigend an „… Sorry.“ Ich zucke mit den Schultern und er lacht leise.
„So auffällig?“ fragte er vorsichtig.
„Nein, aber Lou, Nic und ich wissen es einfach.“ Ich zwinkere ihm zu „Und ich denke alle anderen auch.“ Füge ich lächelnd hinzu.
„Danke Emma.“ Er gibt mir einen Kuss auf die Wange und nimmt mich in den Arm. Ich sehe zu Chris seiner Bürotür und er steht grinsend im Türrahmen.
„Und jetzt geh arbeiten.“ Ich schubste Addy von meiner Tischkante, er dreht sich um und Chris winkt ihm zu.
„Es tut mir leid, ich wollte…“ stammelt er und Chris lächelt.
„Es ist Okay Adam, ich weiß das meine Freundin wirklich hinreißend ist, aber ich denke sie ist…“ er sieht ihn immer noch lächelnd an.
„Ja, ja sie ist kein Mann.“ Adam zuckt gleichgültig mit den Schultern.
„Eigentlich wollte ich sagen dass sie nicht dein Typ ist, aber das Andere ist auch in Ordnung.“ Er gibt ihm einen leichten Klaps auf die Schulter und Addy verschindet grinsend.
Dann beugt er sich zu mir und küsst mich hingebungsvoll.
„Chris wir müssen arbeiten.“ Ich schiebe ihn sanft von mir weg und er zieht eine Flunsch.
Dann aber besinnt er sich und wir arbeiten gewohnt vor uns hin.
In den kommenden vier Monaten spielt sich alles ein und Chris ist ein Traum von einem Freund.
Weihnachten feiern wir alle zusammen mit meinem Dad und Karen und es ist wirklich schön. Ich lerne einige, wenn mir auch sehr eigenartig erscheinende, dänische Weihnachtsbräuche kennen und Silvester gehen wir auf die große Party die das Büro veranstaltet. Selten habe ich mich so wohl gefühlt, nur das Chris sich mir immer noch nicht ganz öffnen kann sitzt wie ein kleiner Dorn in meinem Herzen. Im Winter hat Chris weniger zu tun und wir können uns erlauben auch mal früher zu gehen. Jake sein Haus ist mittlerweile nicht nur mein und sein Zuhause, nein Chris und Lou sind irgendwie ganz unauffällig mit eingezogen. Aber es klappt prima, ich meine das Haus ist auch groß genug…
Jetzt steuern wir auf den Frühling zu bzw. bekommen wir die ersten Auftragsfluten und sind im Büro wieder mehr eingespannt.
Heute hat Chris Geburtstag und ich laufe schon fast meine ganze Mittagspause ziemlich planlos mit Lou im Schlepptau durch die Stadt.
Endlich nach ewigem hin und her kaufe ich ihm eine Uhr. Ich weiß es mag vielleicht komisch erscheinen, aber ich möchte ihm einfach eine schenken. Ich suche eine silberne Uhr aus, sie wirkt sehr männlich und auch robust, ich betrete zusammen mit Lou das Uhrengeschäft.
„Entschuldigen sie, ich möchte bitte die silberne Herrenuhr im Schaufenster kaufen.“ Ich sehe ihn an und er lächelt freundlich.
„Die Junghans?“ er sieht mich fragend an.
„Keine Ahnung, die zwischen der braunen und der mit dem schwarzen Lederarmband.“ Erkläre ich ihm und er holt die Uhr und gibt sie mir in die Hand.
Ich betrachte sie von allen Seiten, auf dem Schild steht Junghans Apollo und ich betrachte das schwarze Ziffernblatt.
Der Verkäufer kommt zu mir und erklärt mir die verschiedenen Funktionen.
„Ja diese Uhr soll es sein, können sie noch was eingravieren?“ ich sehe ihn bittend an.
„Aber sicher.“ Er nimmt die Uhr zur Hand und sieht mich fragend an.
„Einfach ein Herz darüber Eiskönig und darunter Prinzessin.“ Ich lächele und er macht sich sofort ans Werk.
Lou lacht leise und der Verkäufer zeigt mir das Gesamtwerk. Es ist wirklich schön und ich lasse sie als Geschenk einpacken.
„Das macht dann 5.000 Kronen.“ Er sieht mich an und ich zücke meine Kreditkarte.
„Wow, du lässt aber ganz schön was springen.“ Lou grinst.
„Er ist es wert und man wird nicht alle Tage 30.“ Erwidere ich lächelnd und nehme das Päckchen an mich.
Wir kaufen uns noch schnell einen kleinen Snack und eilen zurück ins Büro. Ich bin zu spät und schleiche mich hinter meinen Schreibtisch und tue so als würde ich schon ewig lange an der Akte sitzen.
Einen Augenblick später kommt Chris herein und begrüßt mich mit einem Kuss.
„Nur zu deiner Information, ich habe gesehen das du gerade erst ein rein bist.“ Er stupst mir auf die Nase und ich lächle entschuldigend.
„Entschuldigung.“ Sage ich und er grinst.
„Du kannst es wieder gut machen, wir sind heute Abend bei meinen Eltern zum Essen eingeladen.“ Er sieht mich unsicher an.
Wow, also damit habe ich jetzt nicht gerechnet, bisher habe ich seine Eltern noch nicht zu Gesicht bekommen, seinen Vater kenne ich lediglich vom Telefon und bei seiner Mutter kann ich nicht einmal das behaupten. Ich weiß recht wenig über seine Familie, er spricht nicht gerne über sie. Ich weiß nur dass er noch mit ihnen zusammen in einem riesengroßen Haus in Hellerup wohnt.
„Ja gerne, soll ich mich noch umziehen?“ ich sehe ihn fragend an.
„Ich habe dir schon was besorgt.“ Er grinst verlegen und deutet auf ein Päckchen auf seinem Schreibtisch.
„Dann ist ja gut.“ Ich stehe auf und gehe zu ihm. Ich gebe der Bürotür einen kleinen Schubs und sie klickt ins Schloss. Ich drehe den Schlüssel um und trete langsam auf ihn zu.
„Habe ich dir schon zum Geburtstag gratuliert?“ ich lächle verführerisch.
„Weiß nicht.“ Er sieht mich grinsend an.
Er zieht mich mit einem Ruck zu sich und öffnet langsam, Knopf für Knopf meine Bluse und küsst meine Brüste. Ich ziehe ihm seine Krawatte aus und knöpfe sein Hemd ebenfalls auf. Ich nestle an seinem Gürtel und schließlich rutscht seine Hose runter. Ich greife unter meinen Rock und ziehe mir verführerisch meinen Slip aus. Ich drücke ihn in seinen Ledersessel und setze mich auf seinen Schoß.
„Du machst mich wahnsinnig.“ Er knabbert an meinen Brustwarzen und ich bewege mich fordernd auf ihm.
Wir brauchen nicht lange und erreichen unseren Höhepunkt.
Ich stehe auf, richte mein Kostüm, nehme das Päckchen vom Tisch und stecke meinen Slip in meine Tasche. Ich sehe grinsend zu ihm, er steht auf und küsst mich.
„Happy Birthday.“ Sage ich leise und er lächelt.
„Ich liebe Dich.“ Flüstert er mir ins Ohr und ich schließe die Tür wieder auf.
Keinen Moment zu früh, denn das ganze Büro steht mit einer Geburtstagstorte vor der Tür.
„Ich werde den Termin mit Herrn Voss auf morgen Nachmittag verlegen.“ Sage ich geschäftsmäßig.
„Das wäre sehr nett.“ Antwortet er mir und nun beginnen die anderen für ihn zu singen. Jake sieht mich nur kopfschüttelnd an und ich deute schäbig grinsend auf den Kopierraum. Sofort verschwindet sein grinsen und wir widmen uns wieder Chris seiner kleinen Geburtstagsfeier.
Wir müssen heute fast alle länger machen da uns zwei Großkunden im Nacken sitzen und am Montag die Abschlussbesprechung ist. Um 18 Uhr gehe ich schnell in die Toilette und schlüpfe in das hellrosane, kurze Kleid welches Chris mir besorgt hat. Es ist ein Etuikleid mit einer weißen Schleife an der Taille und meine weißen Pumps passen zum Glück dazu.
Ich trage ein wenig Make up auf und stecke meine Haare hoch. Ich weiß nicht was mich bei seinen Eltern erwartet und ich habe ehrlich gesagt ein wenig Angst davor. Ich weiß von Jake nur das sie ungeheuer reich sind und sich ausschließlich mit Menschen ihres Schlages abgeben.
Ich passe da nicht rein! Schreit eine kleine Stimme in meinem Kopf.
Ich gehe zurück ins Büro und bleibe in der Tür stehen.
„Wir müssen los Schatz.“ Sage ich leise und er blickt auf.
„Du siehst zauberhaft aus…“ er steht auf und gibt mir einen Kuss „… Dann komm.“ Er hält mir seinen Arm hin und ich harke mich bei ihm unter. Ich nehme meinen Mantel vom Garderobenständer und reiche ihm seinen.
Wir fahren nach Hellerup, einem Stadtteil in dem ich vorher noch nie war, aber angesichts der vielen Villen und parkähnlichen Außenanlagen der Häuser wundert es mich auch nicht. Man ich dachte wirklich Jake sein Haus ist groß, aber das hier?
Da braucht man ja ein Walkie Talkie um sich zu finden oder ein GPS.
Wir halten vor einem großen, schweren Tor und Jake drückt auf die Klingel.
„Ja bitte?“ ertönt eine Stimme aus dem Lautsprecher.
„Ich bin es Olaf.“ Sagt Chris und das Tor geht auf.
„Willkommen Christian.“ Ertönt es einen kleinen Moment später und wir fahren die Auffahrt hoch.
Das Haus sieht irgendwie düster und unheimlich aus, aber vielleicht liegt es auch an den schweren Wolken die über der Stadt hängen. Ich atme tief ein und Chris sieht mich an.
„Ich liebe Dich.“ Er gibt mir einen Kuss und steigt aus. Er geht ums Auto herum und reicht mir zum Aussteigen seine Hand.
Die große Eingangstür wird geöffnet und ein älterer Mann steht in der Tür.
„Es ist schön sie wieder mal zu sehen Christian.“ Begrüßt er ihn.
„Olaf. Ich freue mich auch sie zu sehen.“ Grüßt er höflich zurück „Darf ich ihnen meine bezaubernde Freundin Emma O´Meally vorstellen?“ stellte er mich vor und ich sehe lächelnd zu dem Mann.
„Es freut mich sehr sie kennen zu lernen.“ Er reicht mir seine Hand und sein Händedruck ist angenehm und kraftvoll.
„Ihre Eltern sind bereits im Salon und erwarten sie und Fräulein O´Meally.“ Er deutet auf eine Tür und nimmt uns unsere Mäntel ab.
Gott, wo bin ich hier?
„Bitte folgen sie mir.“ Olaf geht uns voraus und ich schließe einen kleinen Moment meine Augen und atme durch. Ich spüre Chris seinen Arm um meine Hüfte und entspanne mich ein wenig.
Dann betreten wir einen riesengroßen Raum und die Kälte die in mir hochsteigt kommt nicht von den Temperaturen draußen. Seine Mutter sieht mich so abschätzig und kühl an, daher hat er seinen Eisblick… Brrr.
„Hallo Far, Hallo Mor.“ Begrüßt Chris die beiden mit einem Küsschen rechts und links auf die Wange. Sein Far reicht mir seine Hand.
„Und sie müssen Emma O´Meally sein, der Grund warum wir unseren Sohn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ich bin Jon Jensen.“ Er lächelt mich an und ich bin erleichtert das er mir nicht wie seine Frau einen Blick zuwirft bei dem ich tot umfalle.
„Freut mich sehr Herr Jensen.“ Ich schüttele zaghaft die angebotene Hand. „Und ja ich bin die Emma.“ Füge ich zaghaft lächelnd hinzu.
„Freut mich sehr Miss O´Meally. Ich bin Rosalie Jensen.“ Stellte sich seine Mor mir vor.
„Freut mich ebenfalls Frau Jensen.“ Ich reiche ihr meine Hand und ihre kalte Hand umschließt meine.
Ganz ehrlich in jedem Horrorfilm hätte ich jetzt ausgemacht. Ich hasse Horrorfilme…
Chris bugsiert mich zu einem Stuhl und ich nehme neben ihm und gegenüber seiner Mor Platz.
„Ach, ja Chris bevor wir es vergessen.“ Sein Far reicht ihm ein kleines Päckchen.
„Danke.“ Chris nimmt es an sich und öffnet es.
„Das ist neues Auto für dich, ich denke zum 30. Geburtstag des Sohnes kann ein Vater mal was springen lassen.“ Er grinst ihn an und Chris nimmt den Schlüssel aus der Schachtel.
„Oh wow, ein BMW X6. Danke Far.“ Chris steht auf und umarmt seinen Vater kurz.
„Er steht vor der Tür, du kannst nachher gleich mit ihm los fahren.“ Sein Vater zwinkert ihm zu.
„Dass ich das Geschenk nicht gutheiße weißt du sicherlich.“ Sagt seine Mor kühl und ich blicke verlegen auf.
„Rosa bitte.“ Geht sein Far dazwischen und sie ist still obwohl ihr Blick Chris fixiert.
„Möchten sie jetzt essen?“ Olaf steht plötzlich Raum und ich zucke leicht zusammen.
„Das wäre nett.“ Sagt sein Far und sogleich wird die Vorspeise serviert.
Ich bin angespannt und es will mir kaum gelingen die Vorspeise zu essen. Es ist Muschelsuppe und mit zittrigen Fingern geht nicht wirklich was auf den Löffel. Der Hauptgang wird nahtlos serviert und es schmeckt wirklich sehr gut. Leider muss ich zugeben das ich nicht die geringste Ahnung habe was sich auf dem Teller vor mir befindet.
Dann ist eine kleine Pause und seine Mor bedient mich mit einem eiskalten Blick ehe sie ihre Stimme erhebt.
„Und sie Miss O´Meally? Was machen sie so?” sie sieht mich an und ich schlucke schwer.
„Ich bin Assistentin bei Jensen und Sterling.“ Sage ich und weiß schon jetzt dass ihr die Antwort nicht gefällt.
„Sie ist deine Assistentin?“ sie mustert ihren Sohn abschätzig.
„Ja Mor, sie ist meine Assistentin und sie ist eine bezaubernde, hübsche und kluge junge Frau.“ Ich spüre wie sehr er sich zusammen reißen muss.
„Du weißt schon das eine gewisse Verantwortung in deinen Händen liegt, denn schließlich bist du ja nun unser einziger Sohn und…“ sie mustert ihn „Und nun ja wir erwarten das du sich standesgemäßer abgibst.“ Fährt sie fort.
Mein Blick trifft den von Chris seinem Far und ich sehe wie unangenehm die Situation ist.
„Frau Jensen…“ setze ich an.
„Nichts Frau Jensen, sie sind nicht gut genug für Christian, ich erwarte das er sich etwas Besseres sucht.“ Zischt sie und ich schließe erschrocken meinen Mund.
Okay sie hätte mir auch durch die Blume sagen können das sie mich nicht mag, aber so kann ich es gar nicht falsch verstehen.
„Es reicht.“ Chris steht auf und zieht mich mit hoch „Ich werde mir das nicht länger antun.“
„Wäre Nikolai noch am Leben müsstest du nicht die ganze Verantwortung tragen.“ Fährt sie ihn an.
Ich stehe zwischen den Fronten und bin unfähig etwas zu tun.
Was ist hier los?
Chris zieht mich mit sich, die schwere Tür vom Salon kracht ins Schloss und plötzlich stehen wir vor der Tür.
Ich sehe ihn vorsichtig an, er ist blass und seine Hände zittern als er den Wagen aufschließen will.
„Gib mir bitte den Schlüssel.“ Sage ich ganz leise und nehme ihn mir vorsichtig.
Er sieht mich an, in seinem Gesicht steht Wut und Entsetzen geschrieben.
Er geht uns Auto und setzt sich auf den Beifahrersitz. Ich fühle mich zwar nicht einen Deut besser, aber ich bin zumindestens nicht wütend.
Ich setze mich hinters Steuer dieses echt großen Autos, ich schnalle mich an und fahre die lange Auffahrt runter. Das Tor wird geöffnet und ich fahre einfach drauf los.
Wo soll ich jetzt hin?
Nach einer halben Stunde lenke ich das Auto in die Auffahrt unserer WG. Ich parke und sehe neben mich. Während der ganzen Fahrt hat er nicht ein Wort gesagt, er starrt nur aus dem Fenster.
Ich steige aus und der Regen der vor ein paar Minuten eingesetzt hat prasselt auf mich ein. Meinen Mantel habe ich bei seinen Eltern gelassen und es ist einfach nur kalt und nass. Die Temperaturen sind noch recht niedrig für April und ich merke wie der kalte Regen bis auf meine Haut dringt. Ich laufe ums Auto und sehe ihn bittend an.
„Bitte Chris.“ Sage ich flehend.
Nach einem Moment steigt er aus und ich schließe die Haustür auf.
„Was macht ihr…“ Jake sieht uns beide an und bricht ab.
Eine völlig durchgeweichte Schwester und ein beschissen aussehender bester Freund bringen anscheinend selbst ihn zum schweigen.
„Jake bitte.“ Ich sehe ihn bittend an und meine Zähne klappern.
„Komm.“ Er nimmt mich in den Arm, bugsiert derweil Chris zur Couch und reicht mir ein Handtuch.
„Was ist passiert?“ er sieht uns beide geschockt an.
„Meine Familie.“ Sagt Chris leise und starrt aus dem Fenster.
„Ich bin oben wenn ihr was braucht.“ Jake legt Chris seine Hand auf die Schulter und geht hoch.
Ich wickle mich in das Handtuch und versuche das Zittern was nicht aufhören will zu unterdrücken.
„Bitte sprich mit mir.“ Ich sehe flehentlich zu Chris. „Bitte.“
„Emma, ich weiß nicht wo ich anfangen soll.“ Er sieht mich an und mir gefriert das Blut in den Adern, da ist er wieder der Blick… den, den er mir schon am ersten Abend zugeworfen hat. Kalt und unnahbar.
Ich versuche seine Hand zu nehmen, aber er zieht sie weg.
„Ich bin nicht der für den du mich hältst.“ Sagt er und schüttelt seinen Kopf.
„Chris bitte.“ Ich merke wie Tränen in mir aufsteigen.
„Emma…“ er sieht mich einen Moment an „Nikolai war mein kleiner Bruder, ich habe ihn umgebracht.“ Er sieht wieder aus dem Fenster.
Ganz langsam sickern seine Worte zu mir durch, aber ich bin verwirrt.
Was bedeutet das alles?
„Was sagst du da?“ meine Stimme ist so zitterig wie ich sie selbst von mir noch nie gehört habe.
„Hör zu…“ er richtet sich auf und sieht mich kalt an „Ich war 22 okay und er war 17. Wir waren mit dem Auto unterwegs. Ich habe getrunken und bin trotzdem gefahren. Ich habe das andere Auto nicht einmal gesehen, es ging alles so schnell und dann erinnere ich mich nur noch wie ich mit meinem blutenden Bruder auf der Straße sitze und er in meinen Armen verblutet weil er nicht angeschnallt war. Ich habe ihm auf dem Gewissen und meine Eltern lassen mich das jeden einzelnen Tag spüren.“ Seine Stimme ist völlig emotionslos und kalt und ich erschrecke mich über ihn.
„Du hast mir mal gesagt ich muss los lassen…“ ich versuche erneut seine Hand zu nehmen „… Das musst du auch.“ Füge ich leise hinzu.
„Du verstehst das nicht Emma, alle Verantwortung liegt auf mir, ich soll die Firma meines Vaters übernehmen, sie sehen Jensen und Sterling nur als ein Zeitvertreib und sie sehen dich nur als Zeitvertreib.“ Er sieht mich an und ich schüttele unter Tränen meinen Kopf.
„Aber du weißt doch dass es nicht so sein muss. Es ist dein Leben.“ Ich sehe ihn an.
Bitte Chris! Flehe ich still.
„Sie haben Recht, ich weiß nicht was ich mir dabei gedacht habe…“ er steht auf „… Ich bin der Einzige auf dem jetzt alles ruht, ich kann sie nicht enttäuschen.“
„Bitte geh jetzt nicht.“ Wimmere ich.
„Du warst nur ein Zeitvertreib.“ Er sieht mich kurz an und geht zur Tür heraus.
Schluchzend rolle ich mich auf der Couch zusammen und Jake kommt die Treppe runter gestürzt.
„Was ist passiert?“ er sieht mich geschockt an.
„Ich war nur ein Zeitvertreib.“ Ich kann kaum sprechen, ich zittere vor Kälte, vor Enttäuschung und vor … ach was weiß ich.
In meinem Kopf dreht sich alles, mir ist schlecht weil mir gerade mein Herz heraus gerissen wurde und ich bekomme keine Luft weil ich gar nicht so viel weinen kann wie ich gerade möchte.
Jake nimmt mich auf den Arm und trägt mich nach oben in mein Bett.
Schluchzend und wimmernd schlafe ich irgendwann vor Erschöpfung ein.
Als ich am nächsten Morgen wach werde liege ich noch in Jake seinen Armen und als mich die Erinnerungen an den vorherigen Tag einholen beginne ich wieder zu weinen.
Wie kann ich mir unsere Liebe nur eingebildet haben?
Wie habe ich mich so in ihm täuschen können?
„Em, ganz ruhig.“ Flüstert mir Jake immer wieder ins Ohr und streicht mir über den Rücken.
So verbringe ich den Samstag und den Sonntag in meinem Bett, Jake weicht nicht von meiner Seite und Lou bringt uns Tee und ab und zu was zu essen. Ich kann nichts essen, ich will nichts essen…
Am Sonntagabend nimmt mich Jake fest in den Arm.
„Ich werde dich morgen im Büro krank melden.“ Er küsst mich auf die Stirn.
„Nein Jake, die Aufträge müssen morgen fertig gemacht werden und morgen Abend ist die Abschlussbesprechung.“ Erwidere ich schwach.
„Aber…“ setzt er an.
„Ich setze mich in einen der Konferenzräume. Ich komme klar. Ich werde nicht wieder mein Leben weg schmeißen… nicht noch einmal.“ Sage ich und lehne mich an ihn.
Lou steht während des Gespräches in der Tür und kommt zu uns. Sie legt sich mit in mein Bett und umarmt mich ebenfalls.
Wir alle stehen am nächsten Morgen rechtzeitig auf und ich ziehe mir eine Jeans und ein schwarzes Top an. In einer Kurzschlussreaktion stelle ich mich vor den Spiegel, binde mir einen Zopf und schneide ihn einfach ab.
Keine Ahnung warum ich das mache, aber er hat meine schönen langen Haare geliebt und ich will nichts an mir haben was er angeblich geliebt hat.
Lou kommt rein und stößt einen leisen Schrei aus.
„Was machst du denn da?“ sie nimmt mir die Schere aus der Hand.
„Ich will sie nicht mehr.“ Sage ich tonlos.
„Schön und gut, aber ehrlich das macht man nicht alleine.“ Sie setzt mich auf einen Stuhl und fängt an mir die Haare zu schneiden.
„Meine Mor ist Friseurin, da bleibt so einiges hängen.“ Erklärt sie mir und als ich eine halbe Stunde später in den Spiegel schaue bin ich zufrieden mit Lous Werk. Die Haare gehen mir jetzt noch knapp bis zur Schulter und sie hat mir auch einen Pony geschnitten der mir leicht ins Gesicht fällt. Es gefällt mir, ich fühle mich so anders dadurch.
„Danke Lou.“ Sage ich und sie nimmt mich in den Arm.
„Nicht in den Arm nehmen, sonst fange ich nur wieder an zu heulen.“ Bitte ich sie und sie streicht mir eine Strähne hinters Ohr.
Wir gehen runter und ich esse seit 2 Tagen das erste Mal wieder etwas. Zwar nur eine Scheibe Toast aber besser wie gar nichts. Als Jake vom joggen wieder kommt sieht er mich mit großen Augen an.
„Du siehst gut aus Em.“ Sagt er leise und haucht mir einen Kuss auf den Scheitel.
„Und du kannst immer noch nicht lügen Jake.“ Gebe ich zurück.
„Ich meine deine Haare.“ Er versucht zu lächeln.
„Danke.“ Erwidere ich und räume meine Tasse in den Geschirrspüler.
Ich nehme mir meinen schwarzen Mantel von der Garderobe und setze meine Sonnenbrille auf. So gut Lous Friseurkünste auch sind, man sieht mir an das es mir schlecht geht und das ich das ganze Wochenende fast ununterbrochen geweint habe.
Wir fahren schweigend zum Büro, nachdem wir eingeparkt haben, Lou ausgestiegen ist und sie die Tür geschlossen hat, sieht mich Jake an.
„Ich rede mit Brian, er soll sich nach einer neuen Assistentin für Christian umschauen. Ich werde sagen das du jetzt als…“
„Stopp Jake, ich werde nach dem Abschluss heute nicht weiter hier arbeiten.“ Unterbreche ich ihn und er sieht mich geschockt an.
„Aber Em.“
„Nein Jake, ich kann das nicht…“ ich winke ab „… ich habe einen Plan was ich machen werde.“ Ich nehme seine Hand.
„Ich gehe zurück nach Dub, ich mache mein letztes Semester und dann suche ich mir eine Stelle als Grafikdesignerin.“ Ich versuche zu lächeln.
Ich habe das ganze Wochenende darüber nachgedacht was ich machen soll und das hier ist die einzig annehmbare Lösung für mich.
„Bitte Jake.“ Ich sehe ihn an und er nickt leicht. „Sag es Lou jetzt noch nicht, ich möchte nicht dass sie traurig ist.“ Ich sehe zu Lou die vor dem Auto auf uns wartet.
„Aber sie wird merken wenn du nicht mehr da bist.“ Er lächelt traurig.
„Ich werde es heute Abend auf der Abschlussbesprechung sagen, Okay?“ ich greife nach meinem Türöffner und er nickt leicht. Ich steige aus und mein Blick fällt auf Christian seinen Wagen, sofort schnürt sich mir die Kehle zu und ich atme tief ein.
Lou nimmt meine Hand und wir besteigen den Fahrstuhl.
Oben angekommen gehe ich schnurstracks in mein Büro. Ich nehme mir meinen Laptop und die beiden dicken Akten von meinem Schreibtisch und gehe in einen der Konferenzräume. Ich merke wie die Blicke der anderen auf mir ruhen, aber ich versuche es zu ignorieren.
Ich sehe wie sich Addy mit Jake unterhält und kurz darauf kommt in mein Übergangsbüro.
Er sieht mich nur an und nimmt mich in den Arm.
„Es tut mir leid Emma.“ Sagt er leise.
„Mir auch Addy.“ Ich sehe ihn an und nehme sein Gesicht in meine Hände. „Danke für alles Addy.“ Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange.
„Aber Emma…“ er sieht mich verwirrt an.
„Du wirst es bald verstehen, Okay?“ ich sehe ihn bittend um keine weiteren Nachfragen an.
Er nickt kurz und lässt mich dann alleine, ich bereite die Präsentation vor und in der Mittagspause rufe ich meine Mum an und melde mich am Trinity College für mein letztes Semester an. Ich weiß nicht ob ich es in einem Semester schaffe, aber zur Not mache ich eben auch zwei.
Gegen 15 Uhr bin ich fertig und lege alles Brian vor, er bittet mich es den Kunden vorzustellen, aber als ich ihn ansehe nimmt er wieder Abstand davon.
„Gut, Jake wird die Präsentierung machen.“ Er nimmt meine Hand „Ist bei dir alles in Ordnung?“ er mustert mich besorgt.
„Brian, die Sache ist die, ich kündige.“ Ich sehe in sein erschrockenes Gesicht. „Ich werde morgen zurück nach Dublin gehen, ich habe das schon mit Karin von der Personalabteilung besprochen, ich habe noch Urlaubsanspruch und verzichte auf die Kündigungsfrist.“
„Emma.“ Er sieht mich an und setzt sich wieder in seinen Stuhl sodass dieser nach hinten wippt. „Ich verliere dich nur ungern. Ich weiß schon warum ich Beziehungen innerhalb des Büros nicht gutheiße.“
„Ich weiß und es tut mir leid. Das hat nichts mit meiner Beziehung zu tun, es ist Zeit das ich etwas beende was ich angefangen habe.“ Gebe ich zu und lasse seine Hand los. Er weiß dass ich nur zum Teil die Wahrheit sage, aber er weiß auch das Nachfragen an dieser Stelle nicht erwünscht ist.
„Du weißt dass du hier jederzeit wieder anfangen kannst.“ Sagt er noch und ich drehe mich um.
„Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen. Und eines noch, ich möchte es den anderen gerne selber sagen.“ Ich sehe ihn an und er nickt. „Ich mache es heute nach dem Abschluss.“ Füge ich hinzu und gehe rüber in Jake sein Büro.
Ich klopfe an und trete ein, ich finde mich in einer hitzigen Diskussion zwischen Christian und Jake wieder. Mein Magen zieht sich beim Anblick von Christian zusammen und das es bei dem Streit nicht um einen Auftrag geht ist mir sehr schnell klar.
Ich eile zu Jake, da ich ihn kenne und ich weiß das er nur ganz kurz davor ist Christian zu schlagen.
„Jake ich muss mit dir reden, du machst die Präsentation.“ Ich gehe zu ihm und einen kurzen Augenblick treffen sich meine und Christians Blicke.
Der Schmerz, den mein Herz umfasst kann ich fast gar nicht beschreiben, es fühlt sich an wie ein Schraubstock der langsam zu gedrückt wird.
In seinem Blick liegt nichts, ich meine wirklich nichts… so wie ich ihn kennen gelernt habe.
„Das war noch nicht das letzte Wort.“ Jake sieht mich an.
„Oh doch Jacob das war es, du hast hier einen Job und ich werde nicht zulassen das du dir deine Karriere wegen eines Zeitvertreibs kaputt machst.“ Ich ziehe ihn aus dem Büro und bugsiere ihn in meines.
„Jetzt hörst du mir zu…“ ich zwinge ihn mich an zu sehen „Jake mach dir das nicht kaputt, ihr müsst nur zusammen arbeiten keiner erwartet das ihr noch Freunde seid, Ich schon gar nicht.“ Sage ich beruhigend und er sieht mich an.
„Em, er hat dir das Herz gebrochen.“
„Ja hat er, aber Jake es geht hier um dich und nicht um mich. Ich werde morgen Mittag nicht mehr hier sein. Konzentriere dich auf das was du hast. Du hast einen tollen Job, du bist so verdammt gut darin und du hast eine tolle Freundin.“ Ich lasse meine Hand unter seinem Kinn und streiche mit meinem Daumen über seine Wange „Jake, du hast was unglaublich Großes geschafft, zerstöre es dir nicht. Nicht für mich, ich bin das nicht wert…“ ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange „… Und jetzt geh bitte die Präsentation durch.“ Bitte ich ihn.
„Em, du bist alles Wert.“ Er nimmt meine Hand.
„Nein Jake ich bin es nicht Wert das du dein Leben zerstörst.“ Sage ich sicher und drücke ihn in den Stuhl.
Wir gehen alles durch und dann finden sich alle Architekten mit ihren Assistentinnen und Assistenten ein und wir begrüßen die Kunden.
Die Präsentation läuft reibungslos und wie ich es nicht anders erwartet habe bekommen wir den Auftrag.
Nachdem sich die Kunden verabschiedet haben stehe ich auf.
„Darf ich euch bitten mir einen Moment zu zuhören?“ ich sehe in die Runde und alle setzen sich wieder.
„Als aller Erstes möchte ich euch danken das ihr mir diese Chancen hier ermöglicht habt und mich immer unterstützt habt…“ ich atme tief durch „Leider muss ich euch sagen, das ich euch verlassen werde. Ich habe gekündigt, heute war mein letzter Tag hier und ich werde zurück nach Dublin gehen.“ Ich sehe in betroffene Gesichter. „Danke für alles.“ Ich nicke kurz in die Runde und gehe dann raus.
„Emma?“ Lou kommt mir hinterher gelaufen.
„Lou bitte nicht.“ Ich nehme sie in den Arm.
„Ich will nicht dass du gehst.“ Schluchzt sie.
„Manchmal muss man einfach los lassen.“ Mein Blick geht zu Christian, dieser senkt seinen Kopf und geht ohne ein Wort zu sagen in sein Büro.
„Bitte Emma lass mich nicht allein.“ Lou schluchzt immer mehr und es zerreisst mir fast das Herz.
„Lou, du bist nicht allein.“ Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange.
„Du wirst mir so sehr fehlen.“ Nun kommt auch Nic zu uns und ich nehme auch sie in den Arm.
Addy beobachtet uns und ich gehe nachdem sich Lou und Nic beruhigt haben zu ihm.
„Ich danke dir Addy, ohne Dich hätte ich nicht einmal den ersten Tag überstanden.“ Ich gebe ihm einen Kuss auf den Mund. „Du bist mein Held.“ Ich versuche zu lächeln.
„Ich hab dich lieb Emma.“ Er zieht mich in seine Arme.
„Ich muss jetzt los.“ Ich mache mich von ihm los und gehe zum Fahrstuhl an dem Lou und Jake schon warten.
Ich steige ein und bevor sich die Türen schließen winke ich den anderen kurz zu.
Wir fahren schweigend nach Hause und Lou redet auf mich ein und versucht mir meine Pläne auszureden. Jake hat längst erkannt das es keinen Sinn macht.
„Jake kannst du dich darum kümmern das Auto zu verkaufen oder zu verschenken?“ ich gebe Jake meinen Autoschlüssel.
„Aber sicher.“ Er nimmt ihn an sich. „Wann geht dein Flieger morgen?“
„Um 20 Uhr.“ Sage ich und Jake nickt kurz.
„Lou und ich fahren dich hin.“ Verspricht er mir.
„Danke.“ Ich versuche zu lächeln, es fällt mir so wahnsinnig schwer.
Wir schauen uns schweigend einen alten Film an ehe wir zu Bett gehen.
Als ich am nächsten Morgen aufwache bin ich das erste Mal allein im Haus, während Lou und Jake schon auf Arbeit sind. Ich sammle alle meine Sachen zusammen und packe sie in meine beiden großen Koffer. Ich ziehe das Bettzeug ab und richte die Decke.
Es ist kurz nach 12 Uhr als ich mich an den Tisch setze und einen Zettel für Lou und Jake schreibe. Ich habe Jake angelogen, mein Flieger geht um 15 Uhr, aber ich will nicht das er und Lou mich zum Flughafen bringen.
Ich will nicht dass er traurig ist…
Liebe Lou, liebster Jake.
Bitte seid mir nicht böse das ich euch nicht die Wahrheit gesagt habe, mein Flug geht um 15 Uhr und ich will einfach nicht eure traurigen Gesichter sehen bevor ich abfliege. Ich habe mich in diese ganze Situation selber hinein manövriert und ich muss jetzt damit klar kommen.
Danke für das tolle Jahr bei euch! Ich liebe euch beide wirklich und kann mir gar nicht vorstellen einen Tag nicht mit euch zusammen zu wohnen. Aber mein Leben muss weiter gehen und ich kann ihn nicht jeden Tag sehen, es geht nicht… es zerreißt mir das Herz. Bitte bestell Dad das ich ihn liebe und mich bald melden werde.
Ich komme euch bald besuchen!
Ich liebe und vermisse euch
Em
Ich lege den Zettel auf den Küchentisch und sammle meinen ganzen Kleinkram ein, in Dublin werde ich Übergangsweise in meinem alten Kinderzimmer wohnen…
Wow, Glanzleistung mit fast 29 Jahren.
Ich nehme meine drei vollen Koffer und der Taxifahrer lädt sie in sein Auto, ich werfe einen letzten Blick in das Haus, schließe ab und schmeiße meinen Schlüssel in den Briefkasten. Ich habe mich nicht einmal von meinem Dad verabschiedet…
Nachdem ich mein Gepäck aufgeben habe vertrödele ich mir die Zeit damit Klatschblätter zu lesen und Unmengen Kaffee in mich hinein zu schütten.
Dann endlich nach 2 Stunden Flug betrete ich wieder irischen Boden. Meine Mum holt mich ab, sie stellt keine Fragen, sie macht mir keine vorwürfe, nein sie nimmt mich einfach in den Arm.
„Willkommen zu Hause meine Süße.“ Sie bugsiert mich und meinen Koffertrolli zu ihrem Auto und wir fahren nach Bray.
Alles sieht genauso aus wie ich es in Erinnerung hatte. Ihr Mann und mein Stiefvater Philipp steht in der Tür und breitet seine Arme aus als er mich sieht.
„Wow Emma, du siehst toll aus.“ Er gibt mir einen Kuss auf die Wange und ich nehme meine Sonnenbrille ab.
„Oh man ich nehme es zurück.“ Er grinst mich schief an.
„Oh danke Phil.“ Ich lächle gezwungen und bringe meine Koffer hoch ins Zimmer.
~ 7 Monate später ~
Kaum zu glauben aber ich habe heute meine letzten Prüfungen bestanden. Leider kam ich mit einem Semester nicht aus, dafür war ich zu lange weg von der Uni. Aber nun habe ich meinen Abschluss in den Händen. Ich bin Grafikdesignerin…
Tja und ich habe keine Ahnung wie es weiter gehen soll…
Ich schließe die Tür zu meiner Einliegerwohnung bei meiner Mum auf und betrete mein eigenes kleines Reich.
Phil und meine Mum haben es für mich ausgebaut, ich habe ein Schlafzimmer, ein Arbeitszimmer, ein kleines Wohnzimmer und eine Küche. Es ist schön hier und in den letzten Monaten habe ich es geschafft mich hier wieder ein wenig einzuleben.
„Bist du da meine Kleine?“ meine Mum klopft an die Tür und ich öffne sie lächelnd.
„Ja sicher, du hast doch gesehen wie ich gekommen bin.“ Ich zwinkere ihr zu.
„Ja…“ gibt sie lachend zu „… und wie ist deine mündliche Prüfung gelaufen?“
„Alles bestanden.“ Ich strahle sie an.
„Und wie geht es dir heute?“ sie sieht mich wie immer in den letzten Monaten besorgt an.
Zum einen besorgt weil ich ihr immer noch nicht wirklich gesagt habe was in Kopenhagen vorgefallen ist und zum anderen weil ich unübersehbar und ohne jeden Zweifel schwanger bin.
Ja, ich bin schwanger und als ich es 9 Wochen nach meiner Ankunft erfahren habe bin ich aus allen Wolken gefallen…
Es passte nicht in meinen neuen Lebensplan… ich habe unzählige Nächte wach gelegen und überlegt was ich tun soll. Ich habe Entscheidungen getroffen auf die ich nicht stolz bin und die mich immer noch verfolgen. Schlussendlich aber ich habe mich dennoch für das Kind entschieden, denn was kann dieses arme Würmchen dafür? Mittlerweile bin ich im 8. Monat und ich freue mich auf mein Baby. Der errechnete Termin ist der 09. Januar und wir haben jetzt Anfang November, noch habe ich also ein paar Wochen um mir Gedanken zu machen wie es weiter gehen soll.
Ich streiche über meinen kugelrunden Bauch und sehe zu meiner Mum.
„Uns geht es gut.“ Ich grinse leicht und sie hält mir einen Briefumschlag hin. „Was ist das?“
„Mach es auf.“ Sagt sie nachdrücklich.
Ich öffne den Briefumschlag und halte eine Karte und einen Brief in den Händen.
Zuerst klappe ich die Karte auf.
Wir freuen uns bekannt zu geben das wir uns das “Ja-Wort“ geben:
Jacob Oliver O´Meally & Louise Christine Sorensen
Wir erwarten Dich/Euch am 18.12. um 11:30 Uhr in der Sankt Johannes Kirke in Frederiksberg.
Im Anschluss würden wir uns freuen Dich/Euch zu unserer Feier im Hellerup Yachtclub begrüßen zu dürfen. Über das genaue Programm informieren wir Dich/Euch zu einem späteren Zeitpunkt.
Um Zu- oder Absage wird bis zum 22.11. gebeten
Jake & Lou
Ich starre meine Mum an.
„Wusstest du das?“ frage ich mit Tränen in den Augen.
„Ja, als ich vor drei Wochen mit Jake telefoniert habe, da hat er es mir erzählt.“ Gibt sie zu.
Seitdem ich wieder hier bin habe ich es nicht übers Herz gebracht mit Jake oder Lou zu telefonieren und ich habe meine Mum zu Stillschweigen verdonnert in allen Punkten die mich betreffen. Nicht einmal mit meinem Dad habe ich telefoniert, ich will das Kapitel Kopenhagen abschließen und sie erinnern mich zu sehr daran.
Ich weiß das ist Falsch!
Ich weiß sogar dass es dumm ist, aber ich kann nicht anders.
Ich will das Jake sein Leben weiter lebt und ich will dass er seine Karriere macht!
Er ist derjenige von uns dem alle Türen offen stehen!
Sie nimmt meine Hand und sieht mich lange an.
„Jake liebt dich Em und er wünscht sich dass du kommst. Dein Dad ist krank vor Sorge und ruft mich alle paar Tage an um wenigstens zu hören ob es dir gut geht.“ Sie drückt kurz meine Hand und ich sehe auf den Brief in meiner Hand. Etwas Gutes hat das alles, meine Mum und mein Dad verstehen sich wieder sehr gut und auch wenn sie nur die Sorge um mich zusammenschweißt so bin ich irgendwie dankbar dafür.
- Em – steht auf dem Zettel in Schönschrift und ich setze mich während meine Mum raus geht.
Langsam falte ich den Brief auseinander, ich erkenne Lous Handschrift und schlucke. Sie fehlt mir so sehr und ich wünsche mir sooft sie wäre hier.
Liebe Emma!
Wo bist du nur? Wie geht es dir und was machst du? Es sind so viele Fragen und ich bin so unsagbar traurig dass ich keine Antworten darauf bekomme. Jake leidet so sehr das du alles abblockst. Er will seine kleine Schwester nicht verlieren, nicht noch einmal, und ich will nicht meine beste Freundin verlieren. Ich kann nur erahnen wie schlechte s dir gegangen sein muss, aber bitte Emma stoße uns nicht weg. Wir lieben Dich und es würde uns so glücklich machen dich auf unserer Hochzeit zu sehen. Vielleicht kommst du wieder zu uns, hier ist einiges anders und ich weiß wir würden hier für dich was finden. Bitte, bitte Emma komm zurück zu uns! Wir warten auf dich! Dein Dad ist so traurig und es tut mir weh die Beiden so zu sehen… Nur DU kannst es ändern!
Lou und Jake
Mir laufen die Tränen übers Gesicht und ich falte den Brief zusammen.
Was soll ich nur tun?
Wie soll ich ihnen all das was in den letzten Monaten passiert ist erklären?
Und wie soll ich meine Schwangerschaft erklären?
Mir schwirren unzählige Gedanken durch den Kopf und ich kuschle mich in meine Decke und sehe hinaus in den Garten.
Als es zaghaft klopft gehe ich davon aus das es meine Mum ist uns schweige.
„Darf ich rein kommen?“ fragt Phil vorsichtig und ich nicke leicht.
Er setzt sich neben mich und nimmt meine Hand.
„Deine Mum hat es mir erzählt und ich kann mir vorstellen wie verwirrt du bist.“ Er sieht mich an und ich sehe zu ihm auf. „Ehrlich Em, wir sind froh das Du hier bist, aber geh bitte in dich…“ er sieht mich durchdringend an „…Du gehörst hier nicht mehr her. Ob du es willst oder nicht, ob deine Mum und ich es verstehen oder nicht, du gehörst nach Kopenhagen. Ich sehe wie sehr du dich bemühst dich hier wohl zu fühlen, aber ich sehe auch wie traurig du oft bist und das wird nicht weg gehen. So sehr du es dir wünscht und so sehr ich es mir auch für dich wünsche. Wenn du dich nicht endlich stellst wirst du für den Rest deines Lebens traurig sein und das will ich nicht für meine Kleine.“ Er sieht mich lange an.
„Wie soll ich das alles erklären?“ ich deute auf meinen Bauch.
„Du brauchst gar nichts zu erklären, sie werden so froh sein das du wieder da bist, das es zweitrangig ist. Sie erden dich niemals zwingen etwas zu sagen was du nicht sagen willst.“ Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
Ich liege in seinen Armen und denke nach.
Verdammt ich weiß das er Recht hat… Ich muss mich stellen.
„Hilfst du mir?“ ich sehe ihn bittend an.
„Aber sicher.“ Er drückt kurz meine Hand.
Meine Mum hat von mir immer noch Redeverbot gegenüber Jake und ich fange an meine Sachen erneut zusammen zu packen. Ich werde zurück gehen, ich weiß nicht was mich erwartet, aber ich habe hier in Dublin ja auch keinen Plan. Also ob ich nun planlos in Dublin oder Kopenhagen sitze, darauf kommt es auch nicht mehr an.
Am 16.12. verabschiede ich mich erneut von Dublin und meine Mum, Phil und ich besteigen den Flieger. Ich musste unzählige Papiere unterschreiben und ein Arztattest vorlegen damit ich jetzt noch fliegen darf, denn immerhin sind es nur noch knapp 4 Wochen bis zur Geburt. Heute Abend ist das Probeessen von Jake und Lou und meine Mum hat ihm nicht gesagt dass ich mitkomme.
Mein Herz schlägt bis zum Hals als wir am Kopenhagener Flughafen in unseren Leihwagen steigen und Phil ihn zum Yachtclub manövriert.
Ich weiß nicht was mich erwartet und ich kann mich kaum beruhigen.
Was wenn er böse ist?
Was wenn Lou böse ist?
Was wenn mein Dad böse ist?
Was wenn sie mich hassen?
„Liebling ganz ruhig.“ Meine Mum nimmt meine Hand.
„Ich kann das nicht Mum.“ Ich sehe sie verzweifelt an.
„Doch Liebling du kannst das.“ Spricht sie mir gut zu.
Phil parkt und hilft mir aus dem Auto. Ich trage ein hellblaues Kostüm und so sehr ich mich auch bemüht habe das einem nicht sofort ins Auge sticht das ich schwanger bin, es ist einfach nicht zu übersehen. Wie auch? Ich fahre mir durch meine Haare, seitdem ich in Dublin war trage ich einen Bobschnitt mit einem langen Pony, diesen habe ich heute mit einer kleinen Klemme aus meinem Gesicht gebunden.
Von drinnen hören wir Musik und Stimmen und ich denke mir wird gleich schlecht, das Baby ist unruhig und strampelt und ich lege meine Hand beschützend auf meinen Bauch.
„Geht es euch gut?“ Phil sieht mich besorgt an.
„Ja… Nein.“ Ich sehe ihn verwirrt an.
„Komm schon Kleines.“ Er reicht mir seinen Arm und wir betreten den Yachtclub.
„Entschuldigen sie bitte, ich brauche ihre Namen damit ich ihnen ihre Plätze zuweisen kann.“ Ein Kellner sieht uns fragend an. Ich stehe mit meinem Rücken zum großen Festsaal.
„Mum!“ ertönt eine mir sehr bekannte Stimme und ich zucke leicht zusammen.
Showtime… denke ich, schließe kurz meine Augen und drehe mich um.
Jake erstarrt in seiner Bewegung, seine Augen füllen sich mit Tränen und er kommt auf mich zu gelaufen.
„Em.“ Er nimmt mich in den Arm und drückt mich an sich.
„Jake, es tut mir so leid.“ Ich merke wie mir die Tränen die Wangen hinunter laufen und kralle mich an ihm fest.
Gott, er hat mir so sehr gefehlt.
Er rückt ein Stück von mir ab und sieht mich an.
„Em du siehst wunderschön und…“ er lächelt unter Tränen.
„Schwanger aus.“ Vervollständige ich seinen Satz.
„Ja das ist nicht zu übersehen.“ Er grinst zögerlich. „Du hast mir gefehlt.“ Er gibt mir einen Kuss.
Dann sehe ich Lou, sie steht in der Tür und hält eine Hand vor ihren Mund.
„Hi.“ Sage ich leise.
Sie sieht so wunderschön aus, sie trägt ein lavendel färbendes Kleid und ich kann es nicht fassen, sie wird übermorgen meinen Bruder heiraten.
Lou und Jake heiraten wirklich!
„Emma.“ Sie sieht mich weinend und strahlend zugleich an und nimmt mich in den Arm.
„Lou.“ Ich lächle und lasse mich von ihr umarmen.
„Wir lassen euch einen Moment allein, Phil und ich gehen auf unsere Plätze.“ Meine Mum gibt mir einen Kuss auf die Wange und die beiden gehen in den großen Saal.
„Wow Emma.“ Lou sieht mich an und legt ihre Hand auf meinen Bauch.
„Schockiert?“ frage ich leise.
„Ja irgendwie schon.“ Gibt sie zu.
„Em, er ist hier. Ich meine Chris ist hier.“ Jake nimmt meine Hand und ich schließe gequält meine Augen.
„Warum?“ flüstere ich kaum hörbar.
„Weil alle aus der Firma hier sind und er nun einmal bei uns arbeitet.“ Seine Stimme klingt entschuldigend. Aber mal ehrlich er muss sich nicht entschuldigen, er hat keinen Grund dazu.
„Was jetzt?“ Lou sieht mich ängstlich an.
„Ich werde jetzt das Probeessen mit euch über die Bühne bringen, dann bringt ihr mich hoffentlich mit meinen gefühlten 50 Koffern nach Hause.“ Ich sehe zu Jake.
„Aber sicher.“ Er nimmt mich in den Arm.
Ich atme tief durch und dann betreten wir den Saal, sofort sind alle Augen auf uns gerichtet und ich stöhne innerlich. Ich nicke Addy und Nic kurz zu die auf der anderen Seite der Tafel sitzen und dann entdecke ich Brian und Eric mit ihren Frauen und nicke ihnen ebenfalls zu und versuche zu lächeln.
Dann sehe ich ihn, sein Blick ruht auf mir und wandert zu meinem Bauch, ich fühle mich unwohl si von ihm gemustert zu werden, aber wahrscheinlich lässt es sich einfach nicht vermeiden. Es ist ohne Begleitung da.
Aber was interessiert es mich?
Ganz ehrlich, ich habe mich damit abgefunden nur sein Zeitvertreib gewesen zu sein. Ja, ich bekomme ein Kind von ihm, aber er wird nie etwas mit dem Kind zu tun haben. Ich möchte keinen Unterhalt und auch sonst nichts.
Ich setze mich neben meinen Dad und er sieht mich lächelnd an.
„Willkommen zu Hause meine Kleine.“ Er gibt mir einen Kuss auf die Wange.
Beim Essen kann ich mich wenigstens ein wenig entspannen und mein Dad und Karen erzählen mir was denn alles so passiert ist. Nachdem der Nachtisch serviert ist und wir auch den mit Bravour bestanden haben gehen mein Dad und Karen tanzen. Sofort ist Jake an meiner Seite und ich sehe ihn fragend an.
„Solltest du nicht mit deiner zukünftigen Frau tanzen?“ ich lege meinen Kopf schief.
„Das heben wir uns für übermorgen auf.“ Er zwinkert mir zu. „Em, ich danke dir so sehr das du hier bist, du macht es für mich vollkommen... ich liebe Dich.“ er sieht mich prüfend an.
„Danke Jake, ich liebe dich auch.“ Sage ich gerührt.
„Em… Chris.“ setzt er an.
„Nein Jake, das Thema ist für mich durch, ich lasse mich nicht noch einmal so verletzen.“ Sage ich ernst und er nimmt meine Hand.
„Für mich ist die Hauptsache dass du wieder hier bist. Was mit dir und Chris passiert liegt nicht in meinen Händen.“ Er steht auf und gibt mir einen Kuss.
„Danke Jake.“ Ich sehe ihn dankbar an und er geht weiter um sich noch mit ein paar anderen Gästen zu unterhalten.
Lou sieht mich an.
„Ach übrigens die beiden haben sich noch ordentlich geprügelt als du weg warst, aber mittlerweile verstehen sie sich wieder. Ich hoffe das ist kein Problem für dich.“ Sie sieht mich fragend an.
„Wer hat gewonnen?“ ich grinse schief.
Es war mir klar das Jake nicht ewig auf ihn böse sein kann. Sie arbeiten zusammen und es ist wichtig dass sie miteinander auskommen.
„Ich denke unentschieden. Chris hatte eine gebrochene Nase und Jake fast zwei Wochen lang ein übles Veilchen.“ Sie zuckt mit den Schultern.
„Emma?“ ich sehe auf und in Christian sein Gesicht.
Er sieht müde, abgespannt und nicht wirklich gut aus. Aber ich kann das nicht an mich ran lassen… es geht mich nichts mehr an. Seine blauen Augen haben jeglichen Glanz verloren… und ich hoffe auch jegliche Anziehungskraft, bevor ich mir dessen sicher sein kann sehe ich schnell weg.
„Entschuldigen sie mich Herr Jensen, mein Vater möchte gerne mit mir tanzen.“ Ich stehe auf und gehe an ihm vorbei.
Er hält mich kurz am Arm fest und ich sehe ihn abweisend an „Ich habe los gelassen und das solltest du auch tun.“ Sage ich und ziehe meinen verwirrt aussehenden Dad auf die Tanzfläche.
„Was ist denn jetzt?“ er sieht mich an und ich schmiege mich an ihn.
„Ich möchte gerne einen Tanz mit meinem Dad.“ Sage ich leise.
„Okay meine Kleine.“ Er wiegt mich sanft, er weiß genau ich kann nicht tanzen… aber es erschien mir die einzige Möglichkeit um nicht länger in Christian seiner Nähe bleiben zu müssen.
Es tut mir einfach zu sehr weh, ich kann seinem Blick nicht stand halten…
Er hat soviel zerstört in mir.
Der Abend entwickelt sich noch ganz gut und gegen 23 Uhr beendet das Brautpaar das Probeessen.
Jake hilft mir in seinen Wagen zu stiegen.
„Also ich denke ich brauch einen Schwerlastkran.“ Er grinst mich an.
„Oh du bist so witzig…“ ich grinse ihn schief an als ich endlich auf dem Sitz Platz gefunden habe „… Verlass dich drauf, das werde ich deiner Nichte oder deinem Neffen erzählen.“
„Mach das ruhig, das Baby wird mich trotzdem lieben.“ Er hilft Lou beim einsteigen und setzt sich hinters Steuer.
Eher schweigsam fahren wir zum Haus und als ich eintrete hat sich nichts geändert, es kommt mir so vor als wäre ich nie weg gewesen.
Lou verabschiedet sich ins Bett und Jake nimmt mich in den Arm.
„Ich bin stolz auf dich Em.“ Er streicht mir meinen Pony aus dem Gesicht, meine Haarklammer hat sich irgendwann im Laufe des Abends verabschiedet.
„Worauf kannst du bei mir schon stolz sein?“ ich sehe ihn an und schüttele meinen Kopf „Jake du bist derjenige auf den wir alle Stolz sind. Sieh dir an was du geschafft hast.“
„Em bitte.“ Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn „Du bist toll und bitte werte es nicht immer ab.“ Bittet er mich eindringlich.
„Jake. Was habe ich worauf ich stolz sein kann? Ich habe es mit fast 30 endlich geschafft mein Studium abzuschließen. Glanzleistung…“ meine Stimme tropft vor Ironie „… Jake ich bin schwanger, ich bin zur Abwechslung mal wieder arbeitslos und ich gerate immer an die falschen Typen…“ ich sehe ihn traurig an „… Entweder sie sterben einfach oder sie servieren mich dermaßen brutal ab, das mein Herz nicht nur gebrochen sondern zerschmettert wird.“
„Kleine Em.“ Er legt seine Hand unter mein Kinn „Die Schatten der Vergangenheit werden nicht ewig auf dich fallen, irgendwann fallen sie hinter dich und du hast das alles überstanden.“
„Aber wann Jake? Ich quäle mich seit 5 Jahren durch ein beschissenes Leben…“ ich schluchze auf.
„Em, du bekommst ein Baby und darum sollte sich alles bei dir drehen.“ Er streicht zärtlich über meinen Bauch.
„Weißt du Jake, ich bin nicht so toll wie du denkst…“ ich setze mich hin und er sieht mich verwirrt an „… Ich wollte dieses Baby nicht, ich hatte sogar schon einen Termin zur Abtreibung…“ Nun beginne ich richtig zu weinen, er ist der Erste dem ich davon erzähle „… Ich lag sogar schon auf dieser verdammten Liege und dann ganz plötzlich konnte ich es nicht. Ich habe mich angezogen und bin nach Hause gefahren…“ ich sehe ihn sein schockiertes Gesicht „… Ich habe jeden Tag ein schlechtes Gewissen deswegen.“ Gestehe ich ihm.
„Em, dein Baby ist dir nicht böse.“ Er zieht mich in seine Arme „Du hättest es niemals gekonnt, ich kenne dich.“ Flüstert er mir ins Ohr und ich schluchze auf.
Warum glaubt er immer noch an das Gute in mir?
Ich glaube ja nicht einmal selber daran.
„Was kann ich meinem Baby schon bieten?“ ich sehe auf und er lächelt leicht.
„Eine Mum die es bedingungslos und mit ganzem Herzen lieben wird.“ Er streicht mit seinem Daumen meine Tränen weg.
„Reicht das?“ frage ich leise.
„Das ist alles was es braucht.“ Er haucht mir einen Kuss auf meinen Scheitel. „Und jetzt komm, ihr müsst euch ausruhen, denn wie ich Lou kenne wird sie ihre Brautjungfer morgen in mindestens 10 Boutiquen schleppen um das perfekte Kleid für sie zu finden.“ Er zwinkert mir zu.
„Ich werde in jedem Kleid wie ein Ballon aussehen.“ Ich hieve mich hoch und gehe ihm voran die Treppe hoch.
„Du wirst in allem zauberhaft aussehen.“ Er gibt mir einen Kuss auf die Wange „Träum süß.“
„Du auch.“ Ich winke ihm zu und betrete mein Zimmer, auch hier ist alles wie an dem Tag an dem ich gegangen bin. Ich ziehe mir ein Top und eine lange Schlafanzughose an und krabble unter die Decke.
Lange starre ich in den Betthimmel und denke darüber nach wie es weiter gehen soll…
Wie nur?
Unruhig finde ich in den Schlaf und werde am nächsten Morgen wach als Lou schwungvoll die Vorhänge aufzieht.
„Aufstehen Schlafmütze.“ Sie setzt sich zu mir aufs Bett und strahlt mich an.
„Guten Morgen.“ Gähne ich.
„Los komm frühstücken, wir haben heute viel vor.“ Sie sieht mich an und geht lachend aus dem Zimmer.
Ich rapple mich auf und gehe in die Küche.
„Wow nicht das du uns morgen explodierst.“ Jake feixt als ich mich strecke und mein Top hoch rutscht.
„Nein, nein noch darf ich bis zum 09. Januar so rum laufen.“ Ich setze mich an den Tisch und Lou schenkt mir Orangensaft ein.
„Hmm lecker Kaffee.“ Zieht mich Jake auf dun nimmt einen großen Schluck von seinem Kaffee.
„Vermisse ich nicht.“ Lüge ich und er lacht auf.
„Ja klar du Koffeinjunkie vermisst es nicht…“ er zeigt mir einen Vogel.
„Ha, Ha.“ Lache ich trocken und nehme mir ein Brötchen.
„So, mein Schatz!“ er gibt Lou einen Kuss „und Schwesterherz.“ Er gibt auch mir einen Kuss „Ich verabschiede mich jetzt, wir sehen uns morgen in der Kirche und wehe du bist nicht pünktlich.“ Er zwinkert Lou zu, nimmt sich seine Winterjacke und geht raus.
„Wo will er denn hin?“ ich sehe fragend zu Lou.
„Er ist heute den Tag über bei deinem Dad und die Nacht verbringt er bei Addy, er ist sein Trauzeuge und hat darauf bestanden das wir uns mindestens 24 Stunden vor der Trauung nicht sehen.“ Sie lacht leise und ich kann mir auch ein grinsen nicht verkneifen.
Wir frühstücken zu ende und sie erzählt mir den neusten Klatsch und Tratsch aus dem Büro.
„Christian hat schon die 6. Assistentin seitdem du weg bist…“ sie schüttelt den Kopf „Manchmal habe ich schon fast Mitleid mit den armen Dingern.“
„Ach was, da muss man durch.“ Kommentiere ich schulterzuckend.
Sie sieht mich entschuldigend an und ich winke ab.
„Dann los, zieh dir was an und dann wollen wir uns auf die Suche nach einem passenden Kleidchen für dich machen.“ Sie klatscht in die Hände.
„Wenn wir an einem Geschäft für Zelte vorbei kommen werden wir vielleicht fündig.“ Ich grinse schief und gehe mich umziehen.
Sage und schreibe 6 Stunden später stehe ich mit einem halbwegs annehmbaren Kleid in der bestimmt 8. Boutique vor ihr.
„Und?“ ich drehe mich im Kreis, das Kleid ist rot und so gar nicht meine Farbe, aber es passt. Etwas was ich von den anderen gefühlten 200 Kleidern nicht sagen kann.
„Es ist echt super geschnitten, aber die Farbe…“ sie sieht mich zweifelnd an und winkt die Verkäuferin zu sich.
„Haben sie das auch in einer Pastellfarbe?“
„Einen Moment.“ Sie geht nach hinten und kommt mit zwei Kleidern wieder. Einmal das was ich anhabe in Pfirsich und mit Pfirsich meine ich Pfirsich.
Ich gehe mich umziehen und sehe an mir runter.
„So gehe ich nirgendwo hin, es sieht verboten aus.“ Rufe ich und Lou zieht den Vorhang zur Seite. Sie sieht mich an und beginnt zu lachen.
„Sehr hilfreich.“ Ich stemme die Arme in die Hüfte.
Ich ziehe den Vorhang wieder zu und zwänge mich in das andere Kleid, es ist in einem hellen rosa und es sitzt wirklich gut. Es ist im Empire Stil und kaschiert meinen Bauch wenigstens ein bisschen. Es geht bis zum Boden und ich kann mir nach der Trauung bequeme Schuhe anziehen. Ich drehe mich in der großen Umkleidekabine um mich selbst.
„Und?“ drängelt Lou und ich trete hinaus.
„Wow, das ist es.“ Jubelt sie und ich nicke.
Wir kaufen noch passende Schuhe, eine Kette und ein Jäckchen. Dann endlich um 19 Uhr lassen wir uns auf die Couch fallen.
„Was kann ich dir an deinem letzten Tag in Freiheit Gutes tun?“ ich grinse sie an.
„Nichts, ich bin nur froh das du hier bist.“ Sie lächelt mich an.
„Lou?“ ich sehe sie fragend an „Wie findet das eigentlich deine eigentliche Brautjungfer das ich ihr den Platz weg nehme?“
„Nic findet es nicht schlimm, sie ist froh jetzt eine andere Farbe wie Pastellgrün tragen zu können, du kennst sie doch.“ Lacht sie und ich bin erleichtert.
„Warum seid ihr alle so offen zu mir? Und warum löchert ihr mich nicht mit Fragen?“ ich sehe sie an.
Seitdem ich hier bin, stelle ich mir andauernd diese Fragen.
„Ganz einfach, wir alle sind froh dass du hier bist und wir kennen dich. Es nutzt nichts dich mit Fragen zu löchern, du redest wenn du bereit bist.“ Sie nimmt meine Hand. „Ich kann mir nur ungefähr vorstellen wie es dir in den letzten Monaten gegangen ist. Ich weiß wie weh er dir getan hat.“
„Oh Lou, du hast mir so gefehlt.“ Ich nehme sie in den Arm.
„Du mir erst.“ Sie lächelt und dann beginnen wir zu erzählen, wir erzählen uns von den letzten Monaten, sie erzählt mir von Jake seinem Antrag und sie spart ein Thema aus und ich kann gar nicht sagen wie dankbar ich ihr bin.
Wir schlafen zusammen in meinem Bett und als es am nächsten morgen klopft springt sie auf.
Ab dieser Sekunde geht es im Haus zu wie im Taubenschlag… Friseur, Maniküre, Visagistin und alle möglichen Leute geben sie die Klinke in die Hand und legen auch an mir Hand an weil Lou sie darum bittet.
Dann schreitet Lou in ihrem wunderschönen weißen Brautkleid die Treppe runter und ich habe Tränen in den Augen.
„Lou du bist wunderschön.“ Ich wische mir über die Augen.
„Wage es nicht zu heulen Emma O´Meally.“ Sie sieht mich strafend an und ich versuche zu lächeln.
Wir treten vor die Tür und ich kann es nicht fassen was ich sehe, alles ist weiß… es hat geschneit und wir haben es nicht einmal mitbekommen. Lou bekommt also ihr Wintermärchen.
Wir steigen in die Limousine die auf uns wartet und fahren zur Kirche.
Ihr Far nimmt sie in Empfang und ich betrete zusammen mit Addy vor ihr die Kirche.
„Du siehst wirklich toll aus.“ Er grinst mich an und ich lächle schief.
„Ja, ja.“ Sage ich nur.
„Nein ganz ernsthaft, deine Frisur ist der Hammer.“ Er lacht leise und wir treten Arm in Arm nach vorne. Jake sieht toll aus in seinem Frack, ganz ehrlich so erwachsen und so aufgeregt. Ich nehme kurz seine Ahnd und nicke ihm leicht zu.
Dann hat Lou ihren großen Auftritt und ich starre sie wie hypnotisiert an. Sie ist wirklich einfach nur wunderschön und als sie den mit weißen Lilien geschmückten Gang entlang kommt und Jake anstrahlt da geht mein Herz auf. Die beiden sind wie geschaffen für einander.
Die Trauung ist wirklich schön und meine Mum steckt mir ein Taschentuch zu, da ich einfach weinen muss. Zu einem großen Teil sind vielleicht meine Hormone Schuld, aber ich bin mir sicher auch wenn ich nicht schwanger wäre würde ich heulen wie ein Schlosshund.
Dann geben sich die beiden ihren ersten Kuss als Mann und Frau und schreiten mir und Addy voran aus der Kirche.
Kaum draußen nehme ich Jake in den Arm.
„Ich wünsche euch nur das Beste auf der ganzen Welt.“ Ich kann nicht verhindern dass mir eine Träne über die Wange läuft.
„Du kannst dir nicht vorstellen was es mir bedeutet das du diesen Tag komplett machst.“ Er gibt mir einen Kuss und ich nehme Lou in den Arm.
Dann trete ich einen Schritt zurück um den anderen Gratulanten Weg frei zu machen, ich komme ins straucheln und zwei starke Arme fangen mich auf.
„Sei bitte vorsichtig.“ Ertönt eine Stimme hinter mir und ich fahre herum. Ich sehe Christian in die Augen, schnell ziehe ich meinen Arm weg und die Haut an den Stellen an denen er mich berührt hat brennt fast. Ich drehe mich um und gehe zu meiner Mum und meinem Dad. Wir fahren zusammen zum Yachtclub und das Essen wird noch um Längen besser wie das Probeessen.
Dann geht es die Reden und Jake erhebt sich unter tosendem Applaus.
„Ich danke euch alles so sehr das ihr uns diesen Tag perfekt macht…“ er erhebt sein Glas „Besonders möchte ich mich natürlich bei Frau Louise O´Meally bedanken das sich mich zu Mann genommen hat.“ Er beugt sich zu Lou und gibt ihr einen innigen Kuss „Ich möchte mich auch speziell bei meinem Dad und Karen, bei meiner Mum und Phil und bei Lous Eltern Gunnar und Susann bedanken. Ihr alle habt das erst möglich gemacht. Und einer Peron muss ich noch danken…“ er sieht zu mir „Meiner bezaubernden, kleine Schwester Emma. Sie ist neben Lou die Wichtigste Person in meinem Leben und ich bin überglücklich das sie hier ist.“ Er erhebt sein Glas und ich proste ihm mit meinem klebrig süßen Kindersekt zu.
Dann erhebt sich Brian und ich grinse ihn an.
„Lieber Jacob, liebe Louise es ist wirklich nicht zu fassen was in unserem Büro so alles vor sich geht.“ Er lacht und alle stimmen mit ein „Wir haben wirklich ernsthaft überlegt euch einen Kopierer zur Hochzeit zu schenken.“ Er zwinkert Jake zu und dieser wird leicht rot „Aber wir haben uns entschieden dich zum Partner zu machen. Sterling und Jensen wird es nicht mehr in seiner Form geben. Wir hatten heute Vormittag einen Termin beim Notar und aus Sterling und Jensen ist heute Vormittag Jensen und Partner geworden. Christian hat das Büro gekauft und uns jeweils Anteile zu 25 % überschrieben. Tja Kleiner du hast es geschafft. Willkommen in der Oberliga und ach ja wir haben uns entschieden euch etwas zu schenken was ihr wirklich gebrauchen könnt. Ihr bekommt von uns zwei Wochen auf den Bahamas und natürlich müsst ihr nicht sofort fliegen. Ihr sucht in Ruhe einen Reisetermin und dann genießt ihr eure Flitterwochen.“ Er nickt Jake zu und setzt sich wieder. Jake sieht ihn fassungslos an und Lou fällt ihm um den Hals.
Wow, das ist wirklich ein Geschenk der Extraklasse!
Dann halten noch mein Dad, Lous Far und Addy eine Rede. Dann sieht meine Mum mich an und ich stehe auf.
„Hallo, ich bin Emma…“ ich sehe in die Runde und viele lachen „Ich meine nur für die, die mich noch nicht kennen.“ Füge ich hinzu „Ich kann mich dem was meine Vorredner schon gesagt haben nur anschließen. Lou und Jake, ihr habt etwas so Besonders und Großes und ich wünsche euch aus ganzem Herzen das ihr so glücklich werdet wie ihr euch das wünscht. Jake du bist der beste große Bruder den man sich vorstellen kann. Klar hast du mich als kleines Mädchen auch in Pfützen geschubst und mir das eine oder andere Mal die Schaukel an den Kopf geknallt, aber ganz ehrlich ich glaube auch durch dich wurde ich zu dem Menschen der ich heute bin. Du standest hinter mir als es mir schlecht ging, du hieltest meine Hand als ich im Krankenhaus lag und du bist der einzige Mann auf der ganzen weiten Welt von dem ich nie enttäuscht wurde und es auch nie werde. Du hast die dunklen und hellen Stunden meines Lebens mit mir geteilt und ich kann dir nicht sagen wie dankbar ich dir dafür bin. Ich liebe Dich! Lou, du bist die beste Freundin die ich jemals haben werde und ich bin froh dass du jetzt zu meiner Familie gehörst. Ich habe endlich eine Schwester und ich kann mir keine besser vorstellen. Ich liebe Dich!“ ich proste den Beiden zu und setze mich wieder. Meine Mum nimmt mich in den Arm und wischt sich eine Träne weg.
„Das war wunderschön.“ Sie streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht.
Dann eröffnen die Beiden die Bar und nachdem sich alle ein wenig verteilt haben kommt Eric zu mir.
„Es ist wirklich schön dich zu sehen Emma.“ Er setzt sich neben mich.
„Ich bin froh wieder hier zu sein.“ Gebe ich zu.
„Ich möchte dass du weißt dass bei uns jederzeit eine Stelle für dich ist, ich hoffe das weißt du.“ Er nimmt meine Hand.
„Ich weiß das wirklich zu schätzen.“ Ich sehe ihn dankbar an.
„Mir ist schon klar dass es in nächster Zeit nichts wird.“ Er deutet auf meinen Bauch „Aber wenn du dich bereit fühlst stehen dir bei Jensen und Partner als Grafikdesignerin alle Türen offen.“ Er lächelt mich an, tätschelt meine Hand und steht auf.
Ich stehe ebenfalls auf und gehe zu Jake.
Er nimmt mich in den Arm. “Vielen Dank für deine tolle Rede.“ Er gibt mir einen Kuss.
„Gern geschehen, Eric hat mir gerade einen Job bei euch angeboten.“ Ich sehe ihn an. „Herzlichen Glückwunsch zu deiner Partnerschaft.“ Ich grinse ihn breit an.
„Wahnsinn oder?“ er kann nicht aufhören zu strahlen.
„Ich freue mich wirklich für dich.“ Sage ich ehrlich und nehme seine Hand. „Du bist für mich alles was ich gesagt habe und noch viel mehr.“ Ich gebe ihm einen Kuss und gehe nach draußen auf die Veranda.
Ich atme die klare kalte Luft ein und schließe einen Moment meine Augen.
Dieser Tag ist wirklich perfekt gelaufen und ich frage mich ob auch ich jemals so ein Glück haben werde…
Warum machen einen Hochzeiten eigentlich immer so rührselig?
Nach ein paar Minuten gehe ich wieder rein und setze mich zu Nic und Addy, die beiden reden wirklich wie aufgezogen und ich habe echt viel zu lachen.
Gegen 1 Uhr nehme ich mir ein Taxi nach Hause, dieser Tag hatte es in sich und ich brauche dringend eine Mütze Schlaf.
Lou und Jake haben ein Zimmer im Yachtclub, damit sie ihre erste Nacht als Mann und Frau ungestört genießen können. Ich hingegen genieße es das Haus für mich ganz allein zu haben.
Wie oft habe ich heute Abend geschaut was Christian macht?
Wie oft habe ich mir gewünscht er würde zu mir kommen und sagen das alles wieder gut ist?
Und verdammt noch mal wie oft habe ich mir überlegt ob es damit getan wäre?
Kann eine einfache Entschuldigung alle Fehler wieder gut machen?
Ich schlafe erstaunlich ruhig und fest, als ich am nächsten Morgen einen Blick auf den Wecker werfe muss ich mit Entsetzen fest stellen das es schon kurz nach 12 Uhr ist. Ich hieve mich aus dem Bett und gehe in die Küche. Meine Mum und Phil wollen gleich vorbei kommen und sich verabschieden, ich hoffe das Lou und Jake auch bald kommen.
Ich bin gerade angezogen und habe den Kaffee fertig als es klingelt und meine Mum, mein Dad, Karen und Phil einfallen.
„Was macht ihr denn alle hier?“ ich sehe sie grinsend an.
„Überraschung, wir wollen mit euch brunchen.“ Meine Mum hält eine Tüte vom Bäcker hoch.
„Euch ist gut, Lou und Jake sind noch nicht da.“ Ich bitte alle herein und Karen und meine Mum nehmen sofort die Küche in Beschlag.
„Wie geht es euch meine Kleine?“ mein Dad gibt mir einen Kuss auf die Stirn und bugsiert mich zur Couch.
„Uns geht es gut, das Baby macht gerade eine Samba Orgie.“ Ich zucke mit den Shcultern und lasse mich auf die Couch plumpsen.
Mit einem Knall fällt die Haustür ins Schloss und Lou und Jake sehen sich erstaunt um.
„Überraschung.“ Ich drehe mich um und grinse ihn an.
„Wir wollen mit euch brunchen bevor wir zum Flughafen müssen.“ Meine Mum nimmt ihn in den Arm.
„Kommst du mich gar nicht begrüßen?“ Jake sieht mich an und feixt.
„Wenn ich einmal sitze, dann sitze ich.“ Ich sehe ihn geschafft an und er kommt zu mir und gibt mir einen Kuss auf die Wange.
Wir setzen usn alle um den Wohnzimmertisch herum und genießen die belegten Brötchen, das Rührei und Speck.
„Willst du eigentlich bei Jake wohnen bleiben?“ mein Dad sieht mich fragend an.
„Ich werde mich nach was Eigenem umschauen, ich kann doch nicht bei meinem verheirateten Bruder und seiner Frau wohnen.“ Ich zeige ihm einen Vogel.
„Immer schön langsam Em…“ Jake sieht mich schockiert an „… Du bleibst hier. Solange bis du mit dem Baby klar kommst und sich alles eingespielt hat. Lou und ich haben das besprochen, aus unserem Arbeitszimmer oben wird übergangsweise ein Babyzimmer. Es ist direkt neben deinem und du kannst dich an das Mama sein gewöhnen. Dann irgendwann sehen wir weiter.“ Er nimmt meine Hand „Keine Widerworte Em.“ Fügt er lächelnd hinzu.
„Ich bin so froh Jake, dann brauche ich mir um Emma keine Sorgen zu machen.“ Unsere Mum sieht ihn dankbar an.
„Danke Jake.“ Ich drücke kurz seine Hand.
„Außerdem möchte ich nicht die ersten Tage meiner Nichte oder meines Neffen verpassen.“ Er zwinkert mir zu.
Nach gut einer Stunde verabschieden sich unsere Mum und Phil und wir anderen räumen auf.
Da Jake und Lou am Montag zur Arbeit müssen und Brian mich schon an die 20ig Mal angerufen hat das er meine Hilfe mit dem Computerprogramm braucht, lasse ich mich überreden mit zu kommen.
Ich setze mich in Jakes Büro und merze ein paar fehlerhafte Dateien aus. Als ich fertig bin gehe ich zu Brian und klopfe an.
„Herein.“ Kommt es gedämpft und ich betrete sein Büro. Christian und Jake sitzen vor seinem Schreibtisch und sie brüten über einer Zeichnung.
„Hast du es hin bekommen Emma?“ Brian sieht mich bittend an.
„Ja läuft wieder so wie es sein soll.“ Ich nicke ihm lächelnd zu und sehe im Augenwinkel wie Christian mich beobachtet.
„Komm mal her Emma.“ Brian steht auf und schiebt mich an den Schreibtisch. „Irgendetwas passt hier nicht und wir kommen einfach nicht drauf was es ist.“ Er deutet auf die Zeichnung und ich studiere sie eingehend.
„Der Eingangsbereich ist im Verhältnis zum Gebäude viel zu groß, verkleinert den um 20 % - 30 % und lasst die Treppen weg, macht lieber eine schräge Anhöhe.“ Ich sehe zu Jake und er sieht auf die Zeichnung.
„Das könnte hin hauen.“ Er sieht mich grinsend an.
„Ich weiß.“ Sage ich ziemlich von mir selbst überzeugt.
„Danke Emma und bitte lass dir mein Angebot durch den Kopf gehen.“ Brian sieht mich an.
„Ich muss schauen.“ Sage ich ausweichend und mein und Christians Blick treffen sich für den Bruchteil einer Sekunde.
„Kann ich bitte die Autoschlüssel haben?“ ich sehe zu Jake und er grinst mich an. „Komm schon Jake ich will nach Hause.“ Bettele ich.
Er gibt mir schließlich die Schlüssel. „Bitte Em, fahre vorsichtig, es ist glatt draußen.“
„Danke.“ Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange du gehe wieder raus.
Nic sieht mich überrascht an.
„Was machst du denn hier?“
„Ich musste das Programm über arbeiten und dann noch ein wenig männliches Großraumdenken stutzen, aber keine Angst jetzt fahre ich nach Hause und lege die Füße hoch.“ Ich zwinkere ihr zu.
„Sehen wir uns bald wieder?“ ruft sie mir hinterher.
„Mal schauen.“ Rufe ich zurück und besteige den Fahrstuhl.
Jake und Lou kommen am Abend mit einem Taxi nach Hause, da Jake partout nicht will das ich sie abhole.
Am 21.12. macht das Büro Weihnachtsferien und wir drei fahren los und kaufen erst einmal eine Babygrundausstattung. Wahnsinn an was man alles denken muss und worüber ich mir bisher keine Gedanken gemacht habe. Jake besteht darauf das es mein Weihnachtsgeschenk ist, und obwohl ich mich ein wenig unwohl fühle stimme icj schließlich zu. Nur den Kinderwagen den will ich unbedingt alleine kaufen. Nach langem hin und her und endlosen Disskusionen mit Lou und Jake finde ich endlich ein Modell was uns allen zusagt.
Heilig Abend verbringen wir zusammen mit unserem Dad und Karen und am ersten Weihnachtstag sind wir bei Lous Eltern eingeladen, ich bin froh das mich alle mit offenen Armen annehmen und mich nicht nur als lästiges Anhängsel betrachten.
Den zweiten Feiertag machen wir es uns im Haus gemütlich und unser Dad und Jake bauen das Kinderzimmer auf und alles zusammen was so herum steht. Göttlich wie sie sich anstellen und Lou und ich haben wirklich was zu lachen.
Die Tage zwischen weihnachten und Neujahr fahren Lou und Jake zu ihren Großeltern und ich bleibe in Kopenhagen. Ich genieße die Tage und faulenze fast den ganzen Tag, ich nehme Entspannungsbäder, mache Gesichtsmasken und tue auch sonst das wozu ich in knapp zwei Wochen wahrscheinlich eine ziemlich lange Zeit keinen Nerv haben werde.
Wir sind alle zur Silvesterparty des Büros eingeladen und nach langem hin und her sage ich schließlich zu.
„Bist du fertig Em?“ Lou sieht mich fragend an, ich sitze auf meinem Bett und atme tief durch.
„Alles Okay?“ sie kommt zu mir und sieht mich besorgt an.
„Ja, ja sind nur Senkwehen.“ Ich sehe sie an und lächle leicht. „Die habe ich schon ein paar Tage und die werde ich wahrscheinlich auch noch ein paar Tage haben.“
Sie zieht mich hoch und wir gehen die Treppe runter. Jake wartet schon ungeduldig auf uns und ich sehe an mir runter.
„Kann ich so los?“ frage ich unsicher.
„Ja Em, du siehst wunderhübsch aus, und nein du siehst nicht wie ein Elefant aus.“ Jake reicht mir meine Jacke. Ich trage ein graues Kostüm und ehrlich ich sehe aus wie ein Elefant…
Als wir ankommen ist die Party schon in vollem Gange und wir werden schon erwartet. Brian hält seine übliche Ansprache und dann stürmen alle das Buffet.
Meine Senkwehen werden schlimmer und ich gehe auf die Terrasse um ein wenig frische Luft zu schnappen. Vereinzelt schwirren schon Raketen in die Lüfte und ich lächle leicht.
Man das nächste Jahr wird hart…
Ich will wieder ein und drehe mich langsam um, plötzlich stehe ich Christian gegenüber.
Warum lässt er mich nicht einfach in Ruhe?
Wir haben es doch auch geschafft uns die letzten beiden Wochen aus dem Weg zu gehen…
„Bitte Emma, höre mir 5 Minuten zu.“ Er sieht mich eindringlich an.
„Sie haben eine Minute, egal was sie mir zu sagen haben, es wird nicht länger wie eine Minute dauern.“ Erwidere ich kalt.
„Emma ich habe das Wichtigste in meinem Leben falsch gemacht. Ich hatte die Chance mit einer wunderbaren Frau glücklich zu sein und habe diese einzigartige Chance ausgeschlagen weil ich nicht los lassen konnte. Ich habe mich dem Druck meiner Eltern gebeugt, ich habe angefangen die Bücher der Firma meines Vaters zu studieren und ich war bereit alles was ich mir selber aufgebaut habe hinter mir zu lassen.“ Er sieht mich an und ich halte seinem Blick stand.
Es fällt mir unsagbar schwer, aber ich schaffe es mit aller Beherrschung die ich aufbringen kann.
„Dann tauchst du wieder in meinem Leben auf. Emma ich habe dich so sehr vermisst, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde.“ er deutet auf seine Uhr, er trägt tatsächlich die Uhr die ich ihm geschenkt habe. Na, ja geschenkt… ich habe sie an diesem unsäglichen Abend in seinem Auto liegen gelassen. „Emma ich habe mein Erbe ausgeschlagen und habe meinem Vater und meiner Mutter klar gemacht das ich die Firma nicht übernehmen werde. Ich werde meinen eigenen Weg gehen, mit ihnen oder ohne sie. Ich hätte das schon viel früher machen müssen, aber ich war einfach nicht bereit los zu lassen. Erst als ich dich wieder gesehen habe und mir bewusst geworden ist was ich verloren habe, da konnte ich es. Ich liebe Dich so sehr Emma, Dich und unser Baby. Ich will Dich jeden Morgen als Erstes sehen wenn ich meine Augen öffne und ich will dich jeden Abend als Letztes in meinen Armen halten bevor ich einschlafe. Ich brauche Dich mehr als du dir vorstellen kannst.“ Er sieht mich atemlos an und ich sehe zu Boden und schüttele leicht meinen Kopf. Alles in meinem Kopf arbeitet auf Hochtouren, ich versuche Licht ins Chaos zu bringen…
Plötzlich ist es erstaunlich einfach, leicht lächle ich langsam hebe ich meinen Kopf.
Ich will gerade Luft holen und ihm antworten, da stürmt er davon und ich bleibe verdattert zurück.
Ich versuche ihm zu folgen, aber ich sehe nur noch wie er in sein Auto steigt und mit quietschenden Reifen davon fährt.
„Du bist so ein Dummkopf Christian Jensen.“ Flüstere ich.
„Was ist los? Ist Chris etwa gefahren?“ Jake sieht mich überrascht an und ich nicke.
„Herrgott er hat schon ordentlich was getrunken.“ Er sieht mich ängstlich an. „Er darf doch gar nicht mehr fahren.“
„Wie bitte?“ ich glaube nicht richtig zu hören.
„Was war denn los?“ Jake sieht mich immer noch verwirrt an.
„Er ist ein Idiot…“ ich stampfe mit dem Fuß auf. Plötzlich durchfährt mich ein Schmerz… Okay das war jetzt keine Senkwehe. Ich atme tief durch.
„Das ist ja nichts Neues.“ Jake sieht mich leicht grinsend an.
„Ja, Nein…“ ich seufze „Man, er kann mir nicht all solche Sachen an den Kopf knallen und nicht mal abwarten was ich ihm zu sagen habe.“
„Was genau wäre das?“ Jake sieht mich gespannt an.
„Was wohl?“ ich verdrehe die Augen „Jake, egal wie sehr ich mich dagegen wehre, ich liebe ihn. Ich habe ihn immer geliebt und wahrscheinlich werde ich ihn auch immer lieben. Er hat für mich alles hin geschmissen, er hat endlich los gelassen und jetzt…“ ich deute auf die Auffahrt „… Verschwindet er einfach. Herrgott er hat getrunken und fährt mit dem Auto weg. Wie kann man nur so verantwortungslos sein? Und zu allem Überfluss denke ich das es los geht.“ ich beginne wirklich wütend zu werden und Jake sieht mich erschrocken an.
„Na, ja ganz so verantwortungslos scheint er nicht zu sein.“ Jake deutet auf die Auffahrt und ein Auto im Rückwärtsgang kommt hoch gefahren.
„Ich kann nur hoffen dass er eine gute Erklärung hat.“ Zische ich.
„Ihr macht das schon. Ich sage Lou Bescheid und wir fahren dann gleich ins Krankenhaus.“ Jake gibt mir einen Kuss auf die Stirn und geht wieder rein. Wie erstaunlich ruhig er doch ist…
Der Wagen hält und Chris steigt aus, ich gehe auf ihn zu und schlage ihn mit der flachen Hand ins Gesicht.
„Bist du jetzt von allen guten Geistern verlassen? Du hast getrunken und setzt dich allen Ernstes hinter das Steuer? Du hast Verantwortung und du kannst so etwas einfach nicht machen. Denkst du auch ab und zu nach ehe…“ ich rede mich Rage.
Er zieht mich in seine Arme und küsst mich. Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und ziehe ihn dichter an mich heran. Atemlos sehen wir uns an.
„Es war dumm von mir.“ Sagt er leise.
„Es wird Zeit das du aufhörst Dummheiten zu machen.“ Ich sehe ihn ernst an.
„Ich verspreche es dir. Ich liebe dich.“ Er beugt sich zu mir und gibt mir einen weiteren Kuss.
„Ich liebe dich auch.“ Flüstere ich zwischen zwei Küssen. Er legt seine Stirn an meine und ich sehe ihn nach langer Zeit wieder lächeln. Dieses lächeln hat mir so sehr gefehlt…
„Heirate mich Emma O´Meally.“ Sagt er leise und ich sehe ihn überrascht an.
„Wie bitte?“
„Heirate mich, werde meine Frau…“ er lächelt „Ich bin zwar jetzt keine so sehr gute Partie mehr, aber hey ich bin Partner im Besten Architektenbüro des Landes.“
„Meinst du das Ernst?“ ich grinse.
„Aber sicher, ich will doch nicht dass unser Baby unehelich zur Welt kommt.“ Er nimmt mein Gesicht in seine Hände „Heirate mich.“
„Das wird schwer…“ ich atme tief ein, oh man das tut echt weh. „Unser Baby meint es müsse wohl heute zur Welt kommen und wenn du jetzt nicht einen Pastor in der Tasche hast dann wird das Baby unehelich auf die Welt kommen, ob du willst oder nicht.“ Ich deute auf meinen Bauch.
„Was?“ Er legt seine Hände auf meinen Bauch „Ihr seid perfekt, also bitte ich will nicht betteln müssen.“
„Hmm verlockende Vorstellung.“ Grinse ich.
Er geht vor mir auf die Knie „Bitte, bitte Emma nehme mich zu deinem Mann.“ Er lächelt leicht und holt einen wunderschönen Ring aus seiner Anzugtasche.
„Ja.“ Ich ziehe ihn hoch und er steckt mir den Ring an.
„Wo hast du den her?“ ich sehe ihn überrascht an.
„Den habe ich schon seit einem Jahr, ich wusste von der ersten Sekunde an, als dieses freche irische Mädchen in meinem Vorzimmer saß das ich sie zu meiner Frau machen werde.“ Er lächelt.
„Du bist verrückt.“ Ich lache und er hebt mich hoch.
„Ja, verrückt nach dir.“ Er sieht mich an und ich kann nicht aufhören zu lachen.
„Dann solltest du dich jetzt bitte nach einem Taxi oder jemandem umsehen der nichts getrunken hat.“ Ich halte meinen Bauch.
Oh weh, das ist echt nicht so schön…
Jake kommt gerade mit Lou wieder und beide sehen uns an.
„Emma und ich werden heiraten.“ Chris strahlt die beiden an.
„Aber erst einmal werden wir Eltern.“ Stöhne ich und krümme mich vor Schmerzen.
„Alles klar Prinzessin.“ Er nimmt mich beschützend in den Arm und sieht sich suchend um.
„Ganz ruhig Chris, Lou hat nichts getrunken und sie wird uns fahren.“ Jake deutet grinsend auf Lou.
Wir steigen ins Auto und Lou bringt uns sicher bis zum Krankenhaus. Chris stützt mich als wir uns einer älteren Schwester gegenüber sehen.
„Was kann ich für sie tun?“
„Hallo ich bin Emma O´Meally, ich bin in der 39. Woche. Und ich denke ich werde in nicht allzu ferner Zukunft ein Baby bekommen, meinen sie, sie hätten eventuell eine Räumlichkeit für mich?“ ich grinse sie schief an und sie lacht leise.
„Aber sicher Schätzchen, hast du einen Arzt bei uns im Haus?“ sie führt mich, Chris, Lou und Jake zum Fahrstuhl.
„Nein, ich war bis vor drei Wochen bei Dr. McAndrews in Dublin in Behandlung.“ Ich krümmer mich erneut.
„Hast du einen Geburtsvorbereitungskurs besucht?“ sie zieht eine Augenbraue hoch.
„Ja, einen.“ Ich sehe sie an.
„Das ist doch schön. Ich habe Dr. Jonas Siegburg auf Station, ich übergebe dich jetzt gleich Schwester Ann und sie wird sich um dich kümmern.“ Sie sieht mich aufmunternd an und dann halten wir auch schon.
„Ann?“ ruft sie und sofort eilt eine Schwester herbei. „Also hier haben wir Emma, sie ist in der 39. Woche, ihre Wehen kamen in den letzten beiden Intervallen alle 3 Minuten und sie hat noch keinen Arzt bei uns.“ Sie lächelt ihre jüngere Kollegin an und diese führt mich in einen Raum.
„Entschuldigen sie, wer ist der Vater?“ sie sieht zu Lou, Jake und Chris.
„Ich.“ Chris kommt zu uns und sie lächelt „Alles klar junger Mann sie dürfen mit, für die anderen heißt es leider im Wartezimmer Platz nehmen. Wenn ich was weiß komme ich sofort zu ihnen.“ Sie sieht zu Lou und Jake und deutet auf eine Sitzecke. Die ältere Schwester nimmt sich der beiden an und Ann bugsiert mich auf eine Liege und legt den Wehenschreiber an.
„Da hast du aber schon ganz schön heftige Wehen.“ Sie sieht mich anerkennend an.
Ist das gut?
Ich weiß nicht, aber es tut weh…
Chris nimmt meine Hand.
„So ich bringe dich jetzt in einen unsere Kreissäle und dann schicke ich Jonas zu dir.“ Sie hilft mir aufzustehen und führt uns in einen Nebenraum. Dieser ist in einem hellen grün Ton gestrichen, in der Mitte steht ein riesiges Bett und alles ist sanft beleuchtet. Hätte ich nicht solche Schmerzen würde er mir wahrscheinlich noch besser gefallen, aber so?
Sie reicht mir eines dieser netten Krankenhaushemdchen und ich lächle schwach.
Chris hilft mir dabei mich umzuziehen und ich sehe wie sehr seine Hände zittern.
„Ganz ruhig Schatz.“ Ich grinse ihn an.
Er kann nach außen hin noch so cool tun, ich weiß wie aufgeregt und ängstlich er ist. Okay ich fühle mich auch nicht viel besser aber ich hatte wenigstens etwas mehr Zeit um mich darauf einzustellen.
Dann kommt der Arzt, untersucht mich und sagt mir ganz nebenbei dass es wohl noch Stunden dauern wird.
Stunden?
Okay das es nicht so schnell geht wie man es sich wünscht ist klar, aber Stunden?
Chris legt sich zu mir ins Bett und nimmt meine Hand.
„Alles Okay?“ fragt er liebevoll.
„Hmm, ja…“ ich sehe ihn müde an „… Ein Baby zu machen ist einfacher.“
„Prinzessin, willst du mit dem Baby bei Jake wohnen bleiben?“ er sieht mich an und ich grinse.
„Wieso?“
„Weißt du ich habe mir vor zwei Wochen ein Haus gekauft und das ist ziemlich groß, es ist nur zwei Straßen von Jake seinem entfernt.“ Fragend sieht er mich an.
„Willst du dass ich zu dir ziehe?“ frage ich erstaunt.
„Ja, du und das Baby. Ich habe schon ein Kinderzimmer fertig gemacht.“ Er grinst leicht.
„Du warst dir also sicher dass ich zu dir zurück komme?“ skeptisch sehe ich ihn an.
„Nein, aber ich habe es gehofft.“ Er gibt mir einen Kuss.
Lou und Jake dürfen auch noch mal zu mir rein, da sich vorerst nichts weiter tut, ich habe schön regelmäßig Wehen aber das war es auch schon.
Wir unterhalten uns über alles Mögliche. Chris versorgt mich mit Wasser und nassen Waschlappen und ich leide vor mir hin. Hätte ich gewusst was auf mich noch zu kommt hätte ich diese Phase der Geburt genossen…
Dann plötzlich geht alles ganz schnell, meine Fruchtblase platz, die Wehen nehmen ungeahnte Ausmaße an und ich verspüre einen ungeheuren Pressdrang.
Sofort stehen Ann und Jonas auf der Matte und Lou und Jake werden nach draußen komplimentiert.
Dann durchbricht ein heller Schrei mein Stöhnen und ich sehe mein baby das allererste Mal. Ich bin überwältigt, es ist perfekt, wirklich ich habe in meinem ganzen Leben noch niemals etwas so perfektes gesehen. Mir laufen die Tränen über das Gesicht und ich sehe zu Chris. Er betrachtet unser kleines Wunder und auch ihm laufen die Tränen über die Wangen.
Wahnsinn das haben wir geschaffen!
„Ein kleines Mädchen.“ Sagt Ann stolz. „Habt ihr schon einen Namen?“ sie sieht uns fragend an.
„Ich würde sie gerne nach unseren Großmüttern benennen, das ist bei uns Tradition.“ Chris sieht mich an und ich nicke zögerlich. Was kommt denn jetzt?
„Wie heißt denn deine Großmutter?“ frage ich fast ängstlich.
„Emilia.“ Er strahlt unsere kleine Tochter an.
„Das ist ein wunderschöner Name.“ Sage ich gerührt.
„Und deine?“ Chris lächelt.
„Isabell.“ Ich betrachte unsere kleine Tochter. „Hallo Emilia Isabell O`Meally.“
“Du meinst wohl Emilia Isabell Jensen.” Er streicht ihr vorsichtig übers Köpfchen.
Ich sehe ihn an und lächle, das ist einer dieser Momente an die man sich sein ganzes Leben erinnern möchte und es stimmt wirklich, kaum ist das Baby da vergisst man den Schmerz der vergangenen Stunden.
„Also welchen Nachnamen soll ich jetzt eintragen?“ Ann sieht uns fragend an.
„Jensen.“ Sage ich und Chris strahlt.
„Also haben wir eine kleine Emilia Isabell Jensen…“ sie nimmt sie mir von der Brust „geboren am 01.01. um 9:53 Uhr und die kleine Madame ist 48 cm groß und wiegt 3010 g. Meine herzlichsten Glückwünsche.“
Sie winkt Chris zu sich und er badet unsere Kleine und zieht sie das erste Mal an, während Jonas mich zu Ende betreut.
Dann habe ich sie endlich wieder, der rosane Strampler den sie trägt ist ihr noch etwas zu groß und die Mütze wirkt fast riesig auf ihrem kleinen Kopf, aber sie sieht so süß aus.
„So dann legen wir sie mal an und schauen ob sie Hunger hat.“ Ann tritt neben mich und kaum das ich Emilia angelegt habe trinkt sie begeistert.“
„Das klappt doch wunderbar.“ Lobt mich Ann. Ich sehe zu Emilia, kleine schwarze Härchen lugen aus ihrer Mütze und wenn sie die Augen öffnet strahlen mich zwei himmelblaue Augen an.
„So ich lass euch jetzt einen Moment allein und schicke dann Jake und Lou rein.“ Ann sieht uns an und verlässt den Raum.
Als Emilia satt und zufrieden ist sehe ich zu Chris. Er beugt sich zu mir und küsst mich innig.
„Du bist für mich das Wichtigste auf der Welt.“ Er sieht mich an und ich lächle.
„Mein Eiskönig.“
„Meine Königin.“ Er küsst mich erneut.
Es klopft ganz vorsichtig und Lou und Jake kommen herein.
Sie kommen zum Bett und ich lege Jake Emilia in den Arm.
„Wow Em sie ist bildschön.“ Er strahlt übers ganze Gesicht.
„Ja sie ist ein Wunder.“ Chris sieht sie verträumt an.
„Gib einem Mann ein Baby und schon ist er butterweich.“ Lou grinst mich an und nimmt mich in den Arm „Das habt ihr toll hin bekommen.“
„Danke.“ Lächle ich gerührt.
„Chris, ich weiß nicht ob du das jetzt gut findest…“ Jake gibt Emilia an Lou weiter und diese wiegt sie sanft. „… Ich weiß du hast eigentlich keinen Kontakt mehr zu ihnen, aber ich habe deine Eltern angerufen.“ Jake sieht entschuldigend zu Chris.
„Du hast was?“ dieser sieht ihn entgeistert an.
„Ich habe deine Eltern angerufen und ihnen gesagt dass sie Großeltern geworden sind, nein präziser, ich habe ihnen gesagt das sie Großeltern werden. Heute.“ Jake geht zu Chris. „Sie haben schon einen Sohn verloren, tue ihnen das nicht ein zweites Mal an.“ Er schlägt ihm freundschaftlich auf die Schulter.
„Okay.“ Sagt Chris leise und sieht zu mir.
„Jake hat Recht.“ Sage ich leise.
Lou legt mir Emilia wieder in den Arm und ich lächle sie an.
„So wir lassen euch jetzt mal allein, ich denke wir kommen morgen wieder.“ Jake gibt mir einen Kuss auf den Scheitel „Ich bin unheimlich stolz auf dich.“
„Danke.“ Ich sehe ihn grinsend an.
Chris legt sich zu mir ins Bett und wir betrachten einfach nur unsere kleine Prinzessin. Sie ist so vollkommen…
Mein Dad lässt es sich natürlich nicht nehmen und kommt mit Karen eine Stunde später vorbei um seiner Enkeltochter die ersten Geschenke zu machen. Und was soll ich sagen, Emilia wickelt jeden im Bruchteil einer Sekunde um den Finger…
Als es gegen Abend klopft rechne ich fest mit Jake. Er hat ja auch nur schon 4 Mall angerufen um sich zu erkundigen ob es “Emmy“ gut geht. So schnell wird aus Emilia eine kleine Emmy…
Chris hat Sie auf dem Arm und ich sehe ihn fragend an.
„Herein.“ Sage ich schließlich und ein riesiger Blumenstrauß erscheint in der Tür, gefolgt wird dieser von…. Chris seinen Eltern.
Mir rutscht das Herz in die Hose und ich ziehe unwillkürlich scharf Luft ein.
Beide kommen herein und stehen ziemlich unbeholfen im Zimmer. Ich gebe Chris einen leichten Schubs.
Er steht auf und geht zu seiner Mum.
„Mor, darf ich dir deine Enkeltochter Emilia Isabell vorstellen?“ er legt ihr unsere Kleine in den Arm und sie beginnt zu weinen.
„Du hast sie nach meiner Mor benannt?“ sie sieht ihren Sohn ungläubig an.
„Ja, das ist doch so Tradition, und ehrlich gesagt fand ich Emilia besser wie Hilde.“ Er sieht zu seinem Far und dieser lacht leise.
„Sie ist so winzig.“ Seine Mum streicht ganz vorsichtig über Emilias Wange und sie räkelt sich.
Sein Far kommt zu mir und nimmt mich in den Arm.
„Danke Emma.“ Er sieht mich entschuldigend an.
Ich weiß nicht was ich sagen soll und lächle scheu.
Seine Mor gibt Emilia an Chris seinen Far und sie setzt sich zu mir aufs Bett.
„Emma, ich weiß nicht wie ich das wieder gut machen kann…“ sie sieht mich reuevoll an, ich hebe meine Hand und unterbreche sie.
„Frau Jensen, darf ich mich vorstellen? Ich bin Emma O´Meally, ich bin Grafikdesigerin und die Verlobte ihres Sohnes.“ Ich halte ihr meine Hand hin.
„Hallo Emma, es freut mich wirklich sehr. Ich bin Rosie.“ Sie ergreift meine Hand und hält sie fest „Sie ist zauberhaft.“ Sie sieht zu Emilia.
„Ja das ist sie und da meine Mum soweit weg ist hoffe ich auf ein paar Erziehungstipps von dir, denn im Großen und Ganzen hast du das bei Chris sehr gut hinbekommen.“ Ich nehme Chris seine Hand.
„Kommt ihr uns denn auch mal besuchen?“ sie lächelt.
Ich sehe seine Mum das erste Mal lächeln und plötzlich sieht sie wie eine ganz andere Person aus…
„Aber sicher, wir werden euch sehr oft besuchen.“ Ich grinse „Unter einer Bedingung.“ Ich sehe zu Chris „Bitte, bitte verwöhnt sie nicht zu sehr.“
„Nur so viel wie nötig und manchmal auch so viel wie möglich.“ Sein Dad sieht mich strahlend an.
„Mia, wenn du nicht in 5 Minuten hier bist dann fahren wir ohne dich zu deiner Geburtstagsfeier.“ Ich sehe die lange Treppe hinauf.
„Mum.“ Ertönt er genervt von oben und dann sehe ich sie und muss lächeln.
Sie wird heute 16, ein ganz besonderer Geburtstag. Sie ist so wunderschön, sie hat meine braunen Haare und unverkennbar Chris seine blauen Augen.
Ihr weißes, knielanges Kleid betont ihren zierlichen Körper, sie ist engelsgleich.
„Wow Emmy, du bist wunderschön.“ Jake tritt neben mich und ich lege meinen Kopf an seine Schulter.
„Mein Baby wird groß.“ Sage ich theatralisch.
„Mum bitte.“ Mia ist bei mir angekommen und nimmt mich in den Arm. „Ich bring dich um wenn du weinst.“ Sie knufft mich leicht und ich gebe ihr einen Kuss.
„Nein mein Schatz, deine Mum wird sich jetzt zusammen reißen.“ Ich straffe meine Schultern und wir gehen zum Auto. Ihre Geburtstagsfeier findet wie jedes Jahr bei ihren Großeltern statt. Diese richten wirklich die besten Kinderparties aus die man sich vorstellen kann und so haben Chris und ich nicht den ganzen Trubel bei uns. Schon praktisch wenn man Schwiegereltern hat die so in ihre Enkel vernarrt sind.
Tja, was soll ich sagen es ist nicht bei Emilia geblieben…
Nikolaj ist 14, er sieht aus wie Jake in dem Alter und benimmt sich meistens auch so, es ist zum verrückt werden und ganz schlimm ist es wenn er mit seinem Cousin Alex zusammen ist. Die beiden haben nur 4 Tage Altersunterschied und sind wie Pech und Schwefel.
Als Emilia 4 war bekamen wir unsere Zwillinge Holly und Katie, zwei Wirbelwinde die ein Haus in Schutt und Asche legen können ohne mit der Wimper zu zucken. Sie sind letzten September 11 geworden und halten uns echt auf Trab. Lous und Jakes Sohn, Tyler ist ein Jahr Älter wie die Beiden und wenn sie alle drei zusammen hängen dann kommt nie was Gescheites dabei raus.
Tja und dann unsere Schlusslichter noch einmal im Doppelpack, Chris und ich sind echt aus allen Wolken gefallen, ich meine einmal Zwillinge schön und gut, aber zwei Mal? Ehrlich wie hoch sind die Chancen?
Alec und Ryan sind fast 9, zusammen mit Lilly, Jakes und Lous jüngster Tochter, gehen sie alle auf die gleiche Schule. Sie sind Vorzeigekinder, ganz wirklich wären alle 6 so wie die Beiden, dann hätten Chris und ich einen leichten Job.
Wir wohnen immer noch in dem Haus was Chris uns vor 16 Jahren gekauft hat, es wurde allerdings schon viel angebaut und umgeändert und vom schnieken Architektenimage sind wir spätestens nach dem 2. Kind abgekommen.
Wir sind glücklich, ich meine richtig glücklich. Unseren Kindern fehlt es nichts, vor allen Dingen nicht an Liebe.
„Mum kommst du jetzt bitte? Dad schickt mir schon die 12. SMS in einer Stunde.“ Mia sieht mich bittend an und ich steige zu Jake in den Wagen.
Wir fahren die 20 Minuten und kaum das wir das sind springt Mia aus dem Auto und wird von ihren Grosseltern, ihrem Dad und ihren Geschwistern begrüßt. Unser Dad ist letztes Jahr gestorben, aber wir erinnern unsere Kinder oft an ihn und sie haben so viele Kleinigkeiten von ihm angenommen das er nie in Vergessenheit geraten wird. Unsere Mum besucht uns oft und liebt es ihre 9 Enkelkinder um sich zu haben.
„Denkst du wir haben in unserem Leben alles Richtig gemacht?“ Jake sieht mich lächelnd an.
„Ja Jake, wir haben alles richtig gemacht. Du hast einmal zu mir gesagt: Wenn die Schatten der Vergangenheit auf dich fallen, dann warte bis sie hinter dich fallen.“ Ich nehme seine Hand.
„Em, ich bin stolz auf dich.“ Er gibt mir einen Kuss.
„Und das sagst du jetzt nicht nur weil ich am Montag deine Präsentation fertig machen soll?“ ich knuffe ihn.
„Hey, meine Assistentin bekommt das Mittlerweile auch alleine hin.“ Lacht er.
„Ich weiß, ich habe es Lou bei gebracht.“ Erwidere ich lachend.
Jensen und Partner gibt es noch, sogar in der Originalbesetzung inklusive Addy und Nic, nur ist Addy jetzt kein Assistent mehr, er ist unser Büroleiter und Nic ist für Brian und Eric verantwortlich während Herr und Frau O´Meally und Herr und Frau Jensen zusammen arbeiten.
Manchmal in deinem Leben hast du das Gefühl die Schatten deiner Vergangenheit werden ewig auf dich fallen, weil du es nicht schaffst schnell genug zu laufen damit sie endlich hinter dich fallen. Aber du musst nicht laufen, irgendwann sind sie von ganz allein hinter dir. Du musst nur eines können: Los lassen!
Texte: me
Bildmaterialien: Google
Tag der Veröffentlichung: 19.07.2012
Alle Rechte vorbehalten