Cover

Prolog


Kennt ihr dieses Gefühl wenn ihr euch sicher seid etwas zu wollen und wenn ihr es habt wollt ihr es gar nicht mehr?
Komisches Gefühl oder?
Da will man etwas oder eben jemanden so unbedingt und wenn man denjenigen soweit hat euch auch zu wollen dann geht euch plötzlich ein Licht auf und ihr merkt das er es gar nicht ist den ihr wollt.
Ich für meine Verhältnisse finde das sehr verwirrend und reagiere …nun sagen wir mal nicht sehr erwachsen darauf.
Versteht mich nicht falsch, ich bin eine sehr umgängliche Person, doch wirklich… nur manchmal eben nicht. Aber das muss sein finde ich.
Ich heiße Emilia, bin 27, habe vor 11 Monaten mein Medizinstudium abgeschlossen und arbeite seitdem im Frederiksberg Hospital in Kopenhagen. Ich bin hier geboren und aufgewachsen, ich bin mit dieser Stadt verwurzelt und nichts auf der Welt wird das je ändern.
Ich lebe in einer Wohngemeinschaft zusammen mit meinem Bruder… aber dazu später mehr.
Jedenfalls zurück zu meinem Ursprungsgedanken.
Hmm wie lange muss man jemanden kenn um zu erkennen was er einem bedeutet?
Eine Sekunde?
Eine Minute?
Einen Tag?
Eine Woche?
Ein Monat?
Ein Jahr oder ein ganzes Leben?
Schwere Frage, oder?
Ich für meinen Teil bin Keine von den Frauen die ihre Welt durch eine rosarote Brille betrachtet. Nein eher nicht, ich bin Ärztin und ein sehr analytischer und klarer Mensch… Okay meistens jedenfalls. Nein das ist gelogen, diese Mia bin ich sobald ich die Klinik betrete, die andere Mia kommt raus sobald ich mit meinem Auto das Klinikgelände verlasse.
Ich bin Single und fühle mich wohl damit. Soviel Stress wie ich in den letzten beiden Jahren hatte würde es auch gar keiner neben mir aushalten, ganz zu schweigen von den unmöglichen Schichten die ich durchziehen muss um endlich meine Approbation zu bekommen. Ich genieße mein Leben und lebe im hier und jetzt! Männer sind allenfalls für Bettgeschichten eine nette Zugabe.
Aber ich mich fest binden?
Nein lieber nicht… obwohl?
Ach ja die verwirrenden Gedanken einer Frau…

Kapitel 1




„Gott verdammt Adam! Soll ich mir den Hals brechen?“ fluche ich laut als ich die Wohnung betrete. Ich falle beinahe über die Schuhe die im Flur stehen und mal wieder die Tür blockieren. Gefrustet versetze ich dem erstbesten Paar einen Tritt und es schafft es sogar fast bis in die Küche. ´Nicht schlecht!` Lobe ich mich ironisch selbst.
„Hey und wieder einmal ein Abend an dem mein Schwesterherz super gut gelaunt von der Arbeit kommt.“ Adam kommt in den Flur und grinst mich breit an. Wie witzig mein allerliebster Bruder doch sein konnte… Kotz, für heute war mein Bedarf an Sarkasmus gedeckt.
„Kann es so schwer sein, die Schuhe nicht direkt hinter der Tür zu parken? Herrgott ich wohne auch hier!“ ich stöhne auf und sehe ihn funkelnd an.
„Hey Emmy!“ er nimmt mich in den Arm und sieht mich mit seinem Hundeblick an. Kennt ihr das wenn man einen ganz kleinen, süßen Hundewelpen sieht und alle sofort schreien “süß“? Wie so einer schaut er mich jetzt an.
„Gott Adam wärst du bloß ein Hund geworden, dann würdest du jetzt bellen statt mich so anzuschauen.“ Ich muss ob ich will oder nicht grinsen. Jedenfalls erreicht er mal wieder das ich ihm nicht böse sein kann, auch wenn ich es eigentlich bin. Schuhe in den Schuhschrank oder zumindestens aus der Einflugschneise entfernen. Was bitte ist daran schwer?
„Komm Emmy, fahr dich runter.“ Lacht er und zieht mich hinter sich her ins Wohnzimmer.
„Hey Mia!“ kommt es von allen Seiten. Anscheinend hat er es sich mit seinen, na ja unseren Freunden Johannes, Rasmus und dessen Bruder Nikolaj bisher einen gemütlichen Abend gemacht.
Ich mache mich von ihm los „Adam ich möchte jetzt nur noch heiß duschen und mich endlich umziehen.“
Ich sehe ihn an, ziehe meine Augenbrauen hoch und er sieht an mir hinunter. Ich trage noch meine blaue Arztkleidung aus dem Krankenhaus und es scheint ihm erst jetzt aufzufallen. Er sieht mich erstaunt an und nickt leicht mit seinem Kopf, so das seine blonden Haare im ins Gesicht fallen. Er trägt so eine typische Surfermatte, leicht lockig und immer irgendwie ungekämmt. Wofür er dabei allerdings eine Stunde im Bad braucht? Keine Ahnung. Männer!
„Mach mal. Kommst du nachher noch mit ins Bolero?“ er sieht mir fragend ins Gesicht.
„Es ist ja schön das ihr Wochenende habt, aber ich muss morgen um 13 Uhr wieder auf der Matte stehen…“ ich sehe in sein immer noch fragendes Gesicht „… Das heißt Nein Adam.“ Sage ich kopfschüttelnd und gehe über den Flur ins Bad.
Ich schließe die Tür ab und stelle mich unter die heiße Dusche, das Wasser tut meinen schmerzenden Muskeln gut und ich entspanne mich ganz langsam. Ich stütze meine Arme an der gekachelten Wand ab und atme tief durch als das heiße Wasser über meinen Rücken läuft.
Ich arbeite jetzt seit fast 11 Monaten im Frederiksberg Hospital als Assistenzärztin und bin auf der einen Seite dankbar gleich nach meinem Studium einen Job bekommen zu haben und somit schon fast mein praktisches Jahr geschafft zu haben um meine Approbation zu bekommen. Auf der anderen Seite fluche ich, dass ich mir nicht, wie so viele meiner Kommilitonen, erst einmal eine Auszeit genommen habe. Wahrscheinlich hätte ich das richtig gut gebrauchen können, aber jetzt ist es für so etwas zu spät… Ich seufze und stelle die Dusche aus. Ich trete aus der Duschkabine und wische mit einer schnellen Handbewegung den Dunst vom Spiegel, meine grünen Augen blitzen mich an und meine langen braunen Haare fallen mir nass ins Gesicht. Ich seufze und sehe zur Uhr. 21:48 Uhr, für andere beginnt das Wochenende und für mich fängt ein weiterer Wochenenddienst gerade an. Aus dem Wohnzimmer höre ich Jubelrufe und gehe davon aus, dass sich die Jungs mal wieder ein Fußballspiel anschauen. Ich schmunzele, manchmal waren sie eben doch alle erst 12 statt 30.
In mancher Leute Augen mag es ungewöhnlich erscheinen das ich mit meinem Bruder zusammen wohne, aber für uns beide ist es normal. Wir sind zusammen gezogen als ich mein Studium anfing und er gerade mit seiner Ausbildung zum Grafikdesigner fertig war. Das ist zwar mittlerweile 8 Jahre her, aber wir haben nicht vor an der Situation was zu ändern. Anfangs haben wir es hauptsächlich wegen dem finanziellen Aspekt getan, aber nun ist es normal. Wir haben uns gesagt bis einer von uns eine Beziehung hat und es richtig Ernst meint bleiben wir zusammen wohnen. So ist es und wenn ich ehrlich bin finde ich es toll mit ihm zusammen zu wohnen. Wir haben schon immer ein sehr, sehr gutes Verhältnis zueinander und er ist nicht nur mein Bruder sondern auch mein bester Freund. Und wenn ich sage ich wohne mit meinem besten Freund zusammen, dann schaut auch keiner komisch.
Ich trockne meine Haare mit einem Handtuch und strecke meinem Spiegelbild die Zunge raus, dann ziehe ich mir frische Unterwäsche an und drehe mich vor dem Spiegel. Ich muss zugeben ich bin zufrieden mit mir, ich bin mit 1,72 m nicht zu groß und nicht zu klein… obwohl ich mir zwischen den Jungs manchmal klein vorkomme. Meine Haare reichen mir bis zur Mitte meines Rückens, sie sind glatt und hellbraun mit einem ganz kleinen Rotstich. Ich streiche mit der Hand über meinen flachen Bauch. Ich grinse, dahinter steckt eine ganze Menge Arbeit, aber das muss ich wohl nicht erzählen. Ich für meinen Teil gehe jeden Tag joggen und ansonsten werde ich in der Klinik so gescheucht das ich mir das Fitnessstudio getrost sparen kann. Ich habe Körbchengröße 75 C, na ja in manchen BHs auch mal D, aber sie passen zu meinem Körper. Ich bin kein Size Zero Model, aber mal ehrlich wer will das schon sein? Ich finde mich weiblich und auch wenn ich mir wünsche meine Beine wären vielleicht 10 cm länger, so weiß ich das das eben nicht geht und finde mich mit den Gegebenheiten ab. Punkt, so einfach ist das.
Ich nehme mir meine Jogginghose und meinen Kapuzenpullover von der Waschmaschine und ziehe mir beides über. Ich binde meine handtuchtrocknen Haare zu einem Knoten zusammen. So einen Knoten wo man einfach versucht alles im Nacken irgendwie zum halten zu bekommen. Jede Frau entwickelt dabei so ihre eigene Technik, meine ist es einfach nur sooft wie möglich das Haargummi um die Haare in meiner Hand zu wickeln und dann los zu lassen und zu hoffen das es hält. Ich habe Glück und gehe ins Wohnzimmer.
„Na bessere Laune?“ Johannes grinst mich breit an. Hannes ist so ein typischer Herzensbrecher. Nein ganz ehrlich wenn er nicht einer meiner besten Freunde wäre, muss ich zugeben das ich mit sicherer Wahrscheinlichkeit auch auf ihn reinfallen würde. Er hat diese Art an sich einem das Gefühl zu vermitteln man sei die einzige Frau auf der Welt. Obwohl wenn ich so darüber nachdenke können das alle meine Jungs sehr gut. Ich grinse bei dem Gedanken daran.
„Ich denke schon.“ Sage ich und setze mich zwischen ihn und Rasmus auf die Couch.
„Bier?“ Adam sieht mich fragend an. Wie gut kennt er mich? Ich lächele, zu gut, wie an seinem Gesichtsausdruck lesen kann.
„Immer.“ Sage ich und fange die Dose auf die er mir schon bevor ich etwas gesagt habe zu wirft.
„Und wie war es heute?“ er sieht mich fragend an. Meistens wenn Leute so eine Frage stellen wollen sie eigentlich keine Antwort, aber bei ihm weiß ich dass es ihn wirklich interessiert auch wenn ich keine Lust habe meinen Tag in allen Einzelheiten wieder zu geben. Ich würde sie wahrscheinlich mit den Details in weniger wie einer Minute in die Flucht treiben. Sie hassen es wenn ich mit Fachbegriffen um mich werfe und das tue ich leider oft weil es für mich normal ist.
„Stressig, stressig und noch mal stressig.“ Sage ich schließlich und nehme ein Schluck von meinem Bier. Es rinnt mir kühl die Kehle runter, es tut so gut und ich atme tief aus. Ich kann nicht verstehen warum so viele Frauen kein Bier mögen, es ist so erfrischend. Ich mag es und finde auch nichts dabei mit ab und zu mal abends Eines zu genehmigen, das heißt ja nicht dass ich mich 7 Tage die Woche voll laufen lasse. Eher das Gegenteil ich kann mich gar nicht erinnern wann ich das letzte Mal angetrunken geschweige denn betrunken gewesen war. Es muss Monate her sein. Natürlich trinke ich auch gerne Mal ein Glas Wein oder einen Cocktail, aber nach einem stressigen Tag in der Klinik bevorzuge ich ein Bier.
„Du wolltest es nicht anders.“ Rasmus stößt mir seinen Ellenbogen in die Rippen.
„Ha, Ha.“ Sage ich trocken. Wie witzig er doch heute wieder ist! Ich sehe zum Fernseher, anscheinend ist das Spiel vorbei, denn eine Dauerwerbesendung für irgendein tolles Küchengerät läuft und keinen interessiert es. Alle sehen mich an und ich grinse.
„Komm schon Frau Doktor Emilia Jensen.“ Lacht Nico. Das heißt soviel wie raus mit der Sprache, ich lächle und hole tief Luft.
„Erst dachte ich, ich überlebe das Studium nicht und jetzt bezweifle ich ernsthaft ob ich mein Assistenzjahr überstehe.“ Ich lasse mich theatralisch nach hinten fallen.
„Komm Emmy, du machst das super.“ Adam grinst mich breit an. Emmy, das sagt nur er zu mir… ich grinse…Er ist ein stolzer großer Bruder und auch für diesen Charakterzug liebe ich ihn.
„Ach ja? Woher willst du das denn wissen? Ich habe heute mal wieder einen Anschiss fürs Leben bekommen…“ ich stöhne und schließe gequält meine Augen.
„Hast du jemanden umgebracht?“ mein Kopf schießt herum zu Rasmus von dem diese wahnsinnig witzige Bemerkung gekommen ist.
„Witzig Ras.“ Ich sehe ihn an, nur ich und sonst niemand auf der ganzen weiten Welt nennt ihn Ras, alle anderen sagen Ralle und ich finde das wirklich furchtbar. Aber ich habe noch keinen Anwalt gefunden der mir hilft durch zu setzten das ihn alle Ras nennen müssen. Ich ziehe eine Schnute. „Nein ich musste Prof. Jorgensen, meinen heiß geliebten Chefarzt, zu einer Diagnose antraben lassen und er fand es nicht so witzig dass ich ihn beim Essen gestört hatte.“ Ich verdrehe die Augen.
„Tja Männer und Essen…“ Adam lacht auf „… eine wirklich explosive Mischung.“
Oh, ja das weiß ich nur zu gut…
„Noch so ein wahnsinnig schlauer Spruch von dir und ich schließe nachher die Tür, lasse den Schlüssel stecken und stelle die Klingel aus.“ Ich sehe ihn böse an, zumindestens versuche ich es. Was mir bei ihm gar nicht so leicht fällt. Schon mal versucht einen Welpen auszuschimpfen? Zwecklos sage ich nur.
„Ach was, dann kommt der Große mit zu mir.“ Ras streckt mir seine Zunge raus.
„Wenn du ihm deine Wohnung zur Verfügung stellen willst um wieder einmal einem armen, unschuldigen Mädchen das Herz zu brechen. Bitte schön.“ Sage ich gönnerhaft. `Verräter´ denke ich mir, schlucke es aber runter.
„Wer sagt dir dass ich ein Mädchen abschleppe?“ Adam sieht mich perplex an. Das fragt er mich jetzt nicht wirklich, oder?
„Mein gesunder Menschenverstand.“ Sage ich und Ras, Hannes und Nico lachen auf.
Mein Bruderherz ist ein Aufreisser wie er im Buche steht, es ist jedem von uns klar dass er wieder eine abschleppen wird. Er sagt immer so schön er ist in seiner Sturm und Drangphase, allerdings fange ich langsam an mich zu fragen wie lange noch. In seinem Alter haben die Meisten schon eine Frau und eine Familie, die Meisten eben.
Wir haben, dank ihm, fast jedes Wochenende unerwarteten Besuch und ich hasse es, wenn sie morgens noch nicht weg sind.
„Lieber zu viel Sex wie zu wenig.“ Er grinst mich überheblich an.
„Ach ja? Lieber ab und zu richtig als immer nur so lala.“ Erwidere ich schlagfertig. Von ihm lasse ich mir nicht die Butter vom Brot nehmen. Ich bin quasi unter Jungs aufgewachsen und solche Gespräche sind bei uns an der Tagesordnung. Es heißt nicht dass ich nicht auch Freundinnen habe. Marie, Ras und Nicos Schwester, ist meine beste Freundin und Mette, Nicos Verlobte, ist ebenfalls eine sehr gute Freundin. Die beiden stecken schon seit Jahren in ihren Beziehungen, die einzigen in unserem Freundeskreis, aber der ist nicht so sehr groß. Lieber eine handvoll richtig, richtig guter Freunde als haufenweise flüchtige Bekanntschaften. Christian, Chris, Maries Freund komplettiert unsere Chaotentruppe meistens. Aber ich fühle mich zwischen meinem Bruder und seinen Jungs richtig wohl. Unsere Mutter meint dann immer ich benehme mich wie von Raubtieren aufgezogen. Stimmt ja auch, Ras, Hannes, Nico und Adam haben mich ja mit erzogen und sie hat nichts dagegen unternommen. Da braucht sie sich jetzt auch nicht wundern.
Nico ist mit 32 der Ältesten im Bunde, Adam, Hannes, Chris und Ras sind alle 29 und ich mit meinen 26 Jahren bin die Jüngste, selbst Marie ist noch ein knappes Jahr älter. Ich komme damit klar, den Status “armes kleines Mädchen“ habe ich im Laufe der Jahre irgendwie verloren. Keine große Sache… Aber so habe ich immer meine 4, na gut durch Chris 5 großen Brüder und beste Freunde um mich. Ich glaube mit der ganzen Zeit bin ich für alle erst zu einer kleinen Schwester und dann zu einem Kumpel geworden. Manchmal frage ich mich ob sie überhaupt wissen dass ich weiblich bin, denn ein Blatt vor den Mund nehmen sie wirklich nie.
„So lala?“ Adam sieht mich erstaunt an.
„Adam ein Ausruf wie: Ja das ist gut!“ ahme ich übertrieben nach „Bedeutet gar nichts, es bedeutet allenfalls: Nett, aber ich bin mal lieb zu ihm und lasse ihn denken er war gut.“ Erkläre ich ihm süffisant lächelnd.
„Welche Erleuchtung.“ Lacht Ras neben mir los und ich sehe kurz zu ihm. Ihn scheint das wirklich zu amüsieren.
„Und: Oh ja Baby gib es mir?“ Adam sieht mich fragend an und nun lache auch ich. Ich reiße mich aber bei Adam seinem Gesichtsausdruck zusammen und beschließe zu antworten.
„Das bedeutet: Werde fertig, ich hab noch was vor.“ Ich tätschele ihm die Wange.
„Du scheinst dich ja auszukennen…“ Ras knufft mich. Man immer dieses Schlagen und Knuffen. Was bin ich? Ein Boxsack? Das Jungs sich gegenseitig ständig boxen oder knuffen gehört ja irgendwie dazu. Was mich wieder an den Punkt zweifeln lässt das sie wissen dass ich eine Frau bin. Nachdem wir alle zusammen aufgewachsen sind scheint das wohl irgendwo untergegangen zu sein.
„Du glaubst gar nicht wie viele Typen so von sich überzeugt sind und es nachher nicht bringen… Gott ich könnte ein Buch darüber schreiben.“ Erwidere ich überlegend lächelnd.
„So weise Worte von unserem Küken.“ Hannes sieht mich staunend an.
„Tja die Zeiten in den ich mit Puppen spielte sind vorbei Hannes.“ Ich lächele und er erwidert es.

Kapitel 2




„Und was ist wenn der Typ richtig gut ist?“ Ras sieht mich nun gespannt an. Soll ich sie jetzt aufklären oder was? Ein bisschen spät vielleicht, aber gut ich gewähre ihnen einen kleinen Blick in meine weibliche Psyche.
„Dann schreit sie nicht und stöhnt nur ganz verhalten, meistens sagt sie danach so etwas wie…“ ich überlege angestrengt „… Danke oder so ähnlich. Erwartet kein: Du warst gut oder super. Ich für meinen Teil vergebe Punkte…“ ich grinse „… von 1 – 5.“
Marie und Mette lieben dieses von mir erdachte Punktesystem, so brauche ich nach einem Date oder einer Nacht mit dem Typen nur eine Zahl in den Raum zu werfen und schon wissen sie alles was sie wissen müssen.
„1 – 5? Klär uns auf.“ Lacht Adam und lehnt sich mit seinem Rücken gegen den Sessel auf dem Nico sitzt. Unsere Sitzmöglichkeiten sind begrenzt, eigentlich sind hier lediglich für 4 Personen ausreichend Sitzplätze vorhanden. Wer zu spät kommt darf es sich auf dem Boden bequem machen. Aber das hält keinen davon ab jedes Wochenende und manchmal sogar unter der Woche unsere Wohnung als sein Eigentum zu betrachten. Manchmal glaube ich wir wohnen hier alle ein bisschen.
Ich sehe zu Adam und erinnere mich dass er mich ja etwas gefragte hatte, ich seufze und beschließe sie einzuweihen.
„Also gut 1 heißt: Er ist ganz nett, nettes Erscheinungsbild, nicht schlecht aber auch nicht gut. Er kam und ich musste sehen wo ich bleibe…“ Gute Erklärung denke ich zufrieden „Definitiv kein zweites Date. 2 heißt: Er war gut und sieht in den meisten Fällen echt gut aus, er kam, ich kam. Zweites Date nur im Notfall.“ ´Sehr gut Emilia` lobe ich mich selbst „3 heißt: Er war sehr gut und ist gut gebaut und in jedem Fall gut aussehend, ich kam, er hat Rücksicht genommen und er kam. Zweites Date erwünscht.“ Meine bisherige am meisten vergebene Nummer, die gute alte 3. Ich sehe in die Runde und fahre fort „4 heißt: Er war super gut und sieht hammergut aus, wir haben beide unseren Spaß gehabt und sind auf unsere Kosten gekommen, im besten Fall mehr wie einmal. Gefühle sind vorhanden. Zweites Date unbedingt erforderlich.“ Das ist mir bisher nur selten passiert, aber Hey ich bin noch jung „Tja und dann gibt es die 5…“ ich mache eine Pause, alle vier starren mich gespannt an. Wow ich habe echt ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
„Na nun sag schon.“ Nico schubst mich an.
Habe ich schon erwähnt dass ich eigentlich ständig geschlagen oder geschubst werde?
„Also gut die 5 ist der Hauptgewinn, er sieht schweinegeil aus und ist der oberhammer im Bett, er liebt dich wie du noch nie geliebt wurdest und es sind starke Gefühle im Spiel. Zweites Date schon geplant.“ Ich grinse in die Runde.
Was?
Hat mir keiner zugetraut das ich so darüber denke?
Mal ehrlich, ich bin fast ausschließlich mit Jungs aufgewachsen die ihre Freundinnen schneller wechseln als ihre Unterhosen…
Das ich das nicht unbeschadet überstehe ist wohl klar.
„Wow das ist mal eine Ansage.“ Adam sieht mich tatsächlich erstaunt an.
„Tja Addy wie schon gesagt, die Zeit in der ich mit Puppen spielte ist schon eine ganze Weile her.“ Ich sehe zur Uhr und dann sehe ich erneut in die Runde. Alle sehen mich mit großen Augen an.
Jungs?
Hallo?
Glaubt ihr echt dass ihr nicht abfärbt?
„Was denn? Nun schaut nicht so, ihr reist euch ein Mädel nach dem anderen auf und ich soll in Keuschheit leben?“ ich zeige ihnen einen Vogel. „Das glaubt ihr doch selber nicht!“ lache ich.
„Aber Mia…“ setzt Nico leicht verwirrt an.
„Na gut Nico du schleppst keine ab, aber ich bin frei und ungebunden. Ich sehe nicht allzu schlecht aus und ab und zu brauche auch ich mal körperliche Nähe.“ lächele ich und Hannes zieht mich lachend in seine Arme.
„So etwa?“ nuschelt er weil er meine Haare vor dem Mund hat. Er zerquetscht mich fast und ich ringe nach Luft.
„Hannes!“ rufe ich entsetzt und entwinde mich aus seinem Arm „Gott gehst du mit den Frauen die du abschleppst auch so um?“ ich sehe ihn gespielt schockiert an „Kein Wunder das sie sich nach einer Nacht nie wieder melden.“ Ha, er schaut jetzt ein wenig Sparsam aus der Wäsche der Gute.
„Hey…“ setzt er an und ich sehe erneut zu Uhr.
„So Jungs, macht euch vom Acker, ich muss ins Bett! Es ist schon nach 0 Uhr und wenn ihr noch was halbwegs Anständiges abschleppen wollt müsst ihr langsam los.“ Ich stehe auf und sehe in die Runde. Nun rappeln sie sich alle auf.
„Wann erhellst du uns mal wieder mit deinen Weisheiten?“ Nico steht ebenfalls auf und legt mir seinen Arm um die Taille.
„Na du brauchst doch wohl keine Nachhilfe…“ ich sehe ihn mir genau an „… Ich sollte die Tage wohl mal mit Mette telefonieren.“ Sage ich lächelnd.
„Macht ihr doch eh andauernd.“ Er winkt lachend ab. Stimmt auch wieder, wenn etwas bei uns funktioniert dann der Zusammenhalt der Frauen.
Ich nehme Hannes und Ras ebenfalls in den Arm um ihnen einen schönen Abend zu wünschen.
„So Bruderherz! ...“ ich drücke Adam an mich „… Viel Spaß!“ ich zwinkere ihm vielsagend zu.
Die Jungs ziehen sich an und ich schüttele meinen Kopf, alle tragen sie ein weißes Hemd und eine dunkelblaue Jeans. Ich gehe in Adams Zimmer und hole zwei T-Shirts aus seinem Schrank. Die Farbe ist dabei zweitrangig, aber so kann ich sie nicht auf die Menschheit los lassen. Lächelnd komme ich in den Flur zurück.
„So, wenn ihr da nicht als Boygroup auftreten wollt, sollten sich wenigstens zwei von euch was anderes anziehen.“ Ich werfe Ras und Adam jeweils ein Shirt zu.
Alle begutachten sich nun gegenseitig und fangen an zu lachen, Adam zieht sich sein Hemd aus und das T-Shirt über.
Man er ist ganz schön durch trainiert, schon erstaunlich dafür dass er sich ungesund ernährt, viel zu wenig schläft und ein Fitnessstudio noch nie wirklich von innen gesehen hat. Als er das T-Shirt anhat macht er sich auf die Suche nach seinen Turnschuhe. Aha das waren seine die ich in die Küche befördert hatte. ´Selber Schuld` feixe ich.
Ras sieht mich mit dem T-Shirt in der Hand an.
„Na komm oder brauchst du eine Extra Einladung. Ich bewahre euch lediglich davor euch zur Lachnummer zu machen.“ Ich grinse und seine Augen blitzen schelmisch auf, das tun sie immer und dann wird aus hellbraun plötzlich fast schwarz. Dieses aufblitzen seiner Augen liebe ich so an ihm, er ist mit Abstand derjenige von den Jungs der mir noch am ehesten etwas vormachen kann. Hannes, Adam und Nico kann ich lesen wie ein offenes Buch. Bei Chris gelingt es mir mittlerweile auch schon ganz gut… nur er, er schafft es dass ich nie genau weiß was in ihm vorgeht.
„Oh danke Mia!“ meint er übertrieben freundlich und knöpft sich sein Hemd auf. Er hat eine riesige Schramme am Bauch. Woher hat er die schon wieder? Wahrscheinlich vom Sport. Er und Hannes machen viel Sport im Gegensatz zu uns anderen. Sie sind eigentlich ständig in Action, vielleicht auch ein guter Ausgleich zu ihren überwiegend sitzenden Tätigkeiten. Sie spielen viel Fußball, Tennis und alles was sich eben so ergibt. Ich streiche mit meinem Finger leicht über die Schramme, ich fühle seine Bauchmuskeln… Nicht schlecht Herr Seeberg. Er sieht mich erstaunt an.
„Du sollest Bepanthen drauf tun und du solltest vorsichtiger sein.“ Sage ich und halte seinem Blick stand, ich ziehe meine Augenbrauen hoch und er zieht sich grinsend das Shirt über.
„Danke Frau Doktor.“ Sagt er ganz entspannt und wirft mir sein Hemd zu.
Was bin ich?
Deren Putze?
Sicherlich nicht!
Ich werfe es zu Adams Hemd über die Couchlehne.
„Gern geschehen.“ Ich winke in die Runde und Adam kommt endlich mit zwei angezogenen Schuhen zu uns. Ich werfe ihm einen Blick nach dem Motto `Selber Schuld´ zu, er gibt mir lächelnd einen Kuss auf die Wange und verschwindet durch die Tür zu den anderen in den Flur.
„Gute Nacht.“ Er strahlt mich an. Er ist immer so niedlich wenn er sich auf Frischfleisch stürzen kann. Wie ein kleiner aufgeregter Tiger… ach Adam. Wann wirst du endlich erwachsen?
„Viel Spaß Addy.“ Schmunzle ich und schließe die Tür. Ich widerstehe gerade so der Versuchung den Schlüssel stecken zu lassen. Ich mache überall das Licht aus und gehe in mein Zimmer. Es ist eigentlich recht groß, aber durch mein riesiges Bett wirkt es eher klein. Auf der einen Seite meines Zimmers steht ein riesiger 4 türiger Kleiderschrank, aber mal ehrlich… So was braucht man! Daneben steht eine Kommode auf der mein Laptop liegt, ich brauche keinen Arbeitsplatz, den meinen Papierkram erledige ich grundsätzlich in der Klinik und wenn ich doch etwas zu Hause mache, dann setze ich mich an den Küchentisch. Meistens brauche ich ihn eh nur zum chatten oder Mails checken und das tue ich am liebsten auf dem Bett.
Ich schlafe wirklich wie ein Stein und als ich morgens um 10 Uhr in die Küche gehe schläft Adam natürlich noch. Um zu wissen ob er überhaupt schon zu Hause ist sehe ich an die Garderobe. Seine Jacke hängt am Harken und seine Schuhe stehen vor der großen Kommode. Daneben allerdings auch Highheels und es sind nicht meine. Ich grinse in mich hinein und stelle den Wasserkocher an. Ich hole mir eine Tasse aus dem Schrank und stelle sie auf den Tisch, dann schmeiße ich eher achtlos einen Teebeutel hinein und gleich darauf fallen zwei Stück Würfelzucker in die Tasse. Ich stütze mich mit den Armen auf der Spüle ab und sehe auf die belebten Straßen Kopenhagens. Ich fühle mich wohl im Trouble einer Großstadt, obwohl wenn ich so darüber nachdenke… Kopenhagen ist keine Großstadt im eigentlichen Sinne. In Frederiksberg, dem Stadtteil in dem wir alle wohnen geht es eher zu wie in einer verschlafenen Kleinstadt. Jeder kennt jeden… irgendwie oder über 10 Ecken. Als ich 22 war, war ich für ein Semester an Trinity College in Dublin und ich erschrak fast zu Tode! Das ist eine Großstadt! Kopenhagen eher nicht, obwohl es bestimmt auch Teile gibt die denen einer Großstadt sehr Nahe kommen. Merkt man dass ich meine Heimatstadt wirklich liebe? Uns Dänen wird oft vorgehalten wir seien Kalt und Stur. Stur lass ich ja noch auf mir sitzen, aber kalt??? Nein wirklich nicht, klar müssen wir erst ein wenig warm werden, aber dann… Dann gibt es kein Halten mehr!
Es ist Anfang April und so langsam kommt auch wieder grün zwischen den Häusern zum Vorschein. Ich liebe den Frühling, ich mag die Farbe der Blätter wenn sie ganz frisch aufgehen. Dieses helle intensive grün was zum Sommer hin immer dunkler wird. Ich streiche mir eine Strähne aus dem Gesicht und strecke mich. Ich bin nicht wirklich der geborene Morgenmensch, aber im Laufe der Jahre hat sich mein Körper damit abgefunden das ich aufstehen muss. Ich kann ja nicht die ganze Zeit im Bett liegen, obwohl die Vorstellung in irgendeiner Art und Weise was für sich hat.
Der Wasserkocher klickt und ich gieße das heiße Wasser über den Teebeutel. Da ich ihn immer eine Weile ziehen lasse gehe ich in mein Zimmer und ziehe mir meinen Jogginganzug an. Es ist ein dunkelblauer von Hummel und ich liebe ihn wirklich heiß und innig und obwohl er bestimmt schon 8 Jahre alt ist sehen die Farben noch aus als hätte ich ihn gestern gekauft. Ich gehe zurück in den Flur, angle mir meine Laufschuhe aus der Kommode, ziehe sie an und gehe zurück in die Küche. Mit den Fingern versuche ich den ertränkten Teebeutel aus der Tasse heraus zu fischen und fluche als ich mir doch einen Löffel zur Hilfe nehmen muss. Ich rühre den Tee um und gebe einen großen Schluck Milch hinein. Adam findet das immer eklig, aber ich liebe schwarzen Tee mit Milch und Zucker. So ist er auch gleich trinkbar und ich muss nicht warten bis er so weit abgekühlt ist das ich mir nicht mehr die Zunge verbrenne.
Merkt man eigentlich dass ich manchmal etwas ungeduldig bin? Nein, oder?
Ich trinke den Tee aus, nehme meinen I-Pod von der Kommode, stecke meinen Schlüssel in die Hosentasche und laufe die drei Etagen runter zur Haustür. Schwungvoll ziehe ich an ihr, es ist eine schwere Holztür und ich brauche schon etwas Kraft um sie zu mir zu ziehen, in die andere Richtung ging das deutlich einfacher, da konnte ich meine ganzen 60 kg dagegen stemmen.
Ich atme die morgendliche kühle Luft ein und beginne zu laufen. Nach ein paar Minuten erreiche ich den Park, ich stecke mir meine Ohrstöpsel rein und laufe meine übliche Morgenrunde. Am Wochenende laufe ich immer eine große Runde, meistens bin ich dann in knapp einer Stunde wieder zu Hause. In der Woche beschränke ich mich meist auf die kurze Runde, denn mehr wie eine halbe Stunde habe ich morgens oder mittags, je nach Schicht, in der Woche kaum Zeit.
Ich genieße die kühle Luft in meinem Gesicht und streiche mir immer wieder lose Haarsträhnen hinters Ohr, ich könnte auch einfach meinen Zopf fester machen, aber dazu habe ich einfach keine Lust. Ich laufe einmal ganz herum um den kleinen See und sehe den Enten bei ihrem morgendlichen Bad zu, einen ganz kleinen Moment schließe ich meine Augen und atme ganz tief ein. Ich mag diese kleinen Fluchten aus meinem Alltag, ich denke dass sie mich so ausgleichen wie es für meinen Beruf notwendig ist. Ich sehe auf meine Uhr als ich wieder durch den Ausgang heraus laufe. 11:27 Uhr. Ich habe für die Runde exakt 48 Minuten gebraucht, ich lobe mich selbst und laufe auch noch das letzte Stück bis zu unserem Haus.
Ich strecke mich an der untersten Steinstufe und laufe dann die Treppe hoch. Als ich die Tür aufschließe sieht mich eine junge Frau verschreckt an.
„Keine Panik, ich bin nur seine Schwester.“ Sage ich lächelnd und ziehe meine Schuhe aus um sie im nächsten Augenblick im Schuhschrank zu verstauen. Immer diese Angst in den Augen der meistens um einiges jüngeren Frauen. Was denken sie? Das seine Frau herein kommt und ihnen den Kopf abreißt? Nette Vorstellung muss ich mir grinsend eingestehen.
„Hallo ich bin Linda.“ Stellt sie sich unsicher vor.
Gott Adam sie ist vielleicht 22 oder 23! Kannst du dir nicht wenigstens einen Gleichwertigen Gegner aussuchen? Das arme Mädchen ist doch für den Rest seines Lebens geschädigt. Sie übersieht meinen mitleidigen Blick oder will ihn übersehen oder aber registriert ihn wirklich nicht.
„Hallo ich bin Mia.“ Ich reiche ihr freundlich die Hand. „Aber jetzt musst du mich leider entschuldigen, ich muss unter die Dusche und dann zur Arbeit.“ Ich sehe sie entschuldigend an. „Setz dich doch am Besten ins Wohnzimmer. Wo steckt denn Adam?“ frage ich sie als sie unsicher ins Wohnzimmer geht.
„Der duscht.“ sagt sie und setzt sich verschüchtert auf die Couch.
„Ach, so.“ sage ich betont gleichgültig. Man die Arme konnte einem schon fast leid tun, eben nur fast. Sie ist auf meinen Bruder rein gefallen… selber Schuld. Ich gehe Richtung Bad und hämmere an die Tür.
„Addy!“ rufe ich laut um sicher zu gehen das er mich auch ja hört „Mach hin“ Ich muss zur Arbeit!“
„10 Minuten.“ Kommt es von drinnen.
„Ich gebe dir ganz genau 1 Minute.“ Sage ich ungeduldig und schlage mit der flachen Hand gegen die Tür.
„Was dann?“ kommt es höhnisch von innen.
„Dann lieber Adam mache ich diese Tür auf, erinnere dich, du hast es mir bei gebracht.“ Sage ich triumphierend und wippe mit meinem rechten Fuß, eine Angewohnheit die ich wohl schon immer habe.
Keine 20 Sekunden später geht die Tür auf und er sieht mich grinsend an. „Ich unterschätze dich doch immer wieder.“ Er lächelt und bindet sich ein Handtuch um die Hüften.
Kommt schon an diesem Mann gibt es nichts was ich nicht schon gesehen habe….
„Und ich dich…“ ich ziehe ihn zu mir „… Herrgott Addy sie ist vielleicht 22 oder 23 und sie weiß gar nicht was hier los ist. Bringe sie zur Tür und sei freundlich.“ Ich gebe ihm einen Schubs.
„Sie ist noch nicht weg?“ er sieht mich erstaunt an.
„Nein, sie sitzt im Wohnzimmer.“ Zische ich ihm zu, dränge mich ins Bad und schließe die Tür. Hat er erwartet dass ich sie vor die Tür setze? Ganz bestimmt nicht, sein Aufriss = sein Problem.
Ich dusche schnell und mache mir einen Zopf oben am Hinterkopf, ich mag es wenn er immer so wippt beim gehen. Dann fühle ich mich immer noch wie Papas kleines Mädchen. Komisch das eine Frisur einem dieses Gefühl geben kann. Ich jedenfalls liebe es! Ich stecke noch ein paar Haarklips rein und husche nur mit einem Handtuch bekleidet in mein Zimmer. Ich ziehe mir eine Jeans, ein Shirt und einen dicken Pullover an. Ich stopfe meine blaue Arztkleidung in einen Plastikbeutel und denke im letzten Moment daran mein Schild ab zu machen. Ich habe im letzten Jahr bestimmt an die 10 Schilder in die Wäsche im Krankenhaus geworfen und unsere Personalabteilung bekommt eine Krise wenn ich schon wieder ein Neues brauche. Ich stecke es in meine Hosentasche und sehe auf die Uhr 12:33 Uhr, ich muss mich beeilen. Ich denke kurz nach ob ich alles habe. Scheint so… schnell laufe ich in den Flur, mein Blick fällt zur Tür, Adam verabschiedet sich gerade von Linda.
„Machs gut. Es war wirklich sehr schön…“ er gibt ihr einen Kuss auf die Wange „Ich rufe dich an.“ Sagt er und sie winkt ihm verträumt zu ehe sie beginnt die Treppen hinunter zu laufen. Er lässt die Tür ins Schloss fallen und ich sehe ihn angewidert an.
„Oh Addy, ich kotz gleich.“ Ich halte meinen Finger zur Verdeutlichung in den Mund. „Du wirst dieses arme Mädchen niemals nicht…“ ich schüttele lebhaft mit dem Kopf „… anrufen. Das weißt du und das weiß ich. Die Einzige die das nicht weiß ist sie.“ Ich ziehe mir meine Stiefel an und sehe strafend zu ihm auf.
„Bist du dir da so sicher?“ versuchte er es auf seine “überlegene“ Tour.
„Oh ja Addy, ich bin mir sicher.“ Ich nehme meine Jacke von der Garderobe.
„Wer weiß.“ Er zieht eine Augenbraue hoch.
„Komm schon. Rufst du sie an?“ ich ziehe ebenfalls eine Augenbraue hoch.
„Nein eher nicht.“ Gesteht er schließlich.
„Siehst du…“ ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange „… ich kenne dich besser als du dich selbst. Ich muss los!“ Ich könnte ihm jetzt einen stundelangen Vortrag halten wieso ich das, was er tut für nicht richtig halte, aber ich bin keine Heuchlerin und außerdem habe ich keine Zeit.
„Viel Spaß!“ wünscht er mir und ich laufe hastig die Treppe runter. Unten angekommen steht Linda vor der Tür und wartet augenscheinlich auf ein Taxi.
„Tschüß Mia. Vielleicht sehen wir uns mal wieder.“ Sie winkt mir fröhlich zu. Oh du armes naives Blondchen! Gut beenden wir das ganze jetzt… Ich marschiere auf sie zu.
„Hör zu Linda, mag sein das du echt nett bist…“ ich sehe sie mitleidig an „… Ich erspare dir jetzt mal ein paar unruhige Tage und Nächte. Er wird sich nicht melden, wirklich nicht. Ich kenne ihn, er ist mein Bruder. Harke es ab unter One Night Stand und vergiss ihn.“ Ich klopfe ihr leicht auf die Schulter.
„Aber…“ sie sieht mich zweifelnd an. Habe ich gerade ihre Seifenblase zerplatz? Ups…
„Vertrau mir Linda.“ Sage ich und sehe sie eindringlich an, das Taxi hält neben uns sie steigt verdattert ein.

Kapitel 3




Ich laufe zu meinem Auto und fahre die 10 Minuten zur Klinik. Ich ergattere einen der wenigen Stellplätze in der Tiefgarage und sprinte zum Fahrstuhl.
„Komm schon!“ fluche ich leise und drücke immer und immer wieder auf den Knopf. Ich weiß selber das es davon nicht schneller geht, aber so habe ich wenigstens das Gefühl als ob. Endlich öffnen sich die Türen leicht qietschend und ich beginne panisch auf die 8 zu drücken.
„Man nun mach schon!“ bitte ich den Fahrstuhl und nachdem sich die Türen geschlossen haben setzt er sich endlich in Bewegung. Ich ziehe mich in Windeseile um, befestige mein Namensschild und laufe los, gerade rechtzeitig zur Visite erscheine ich auf Station. Auf die Sekunde genau freue ich mich innerlich mit einem Blick auf die große Wanduhr.
„Na wie schön, Frau Jensen gibt sich auch die Ehre.“ Mein Chefarzt Prof. Jorgensen sieht mich grimmig an.
„Entschuldigung.“ Sage ich kleinlaut, obwohl ich mir keiner Schuld bewusst bin. Wenn die Schicht um 12.55 Uhr anfangen würde, dann würde es doch auch so auf meinem Dienstplan stehen, oder?
Deprimiert stapfe ich hinter ihm hinterher. Der Tag fängt ja schon mal richtig gut an.
Unsere kleine Traube Assistenzärzte arbeitet sich durch alle Zimmer, dann endlich verabschiedet sich Jorgensen und wir drei Assistenzärzte bleiben mit unserem Oberarzt Dr. Jonas Lind zurück.
Ich mag Jonas, er ist 33 und genauer betrachtet echt gut aussehend, viele unserer Schwestern himmeln ihn regelrecht an. Er hat blonde längere Haare, die er immer noch oben gestylt trägt, er hat strahlend blaue Augen und ist gut durch trainiert. Mich hingegen interessiert er nicht sonderlich, er ist mein Oberarzt und ich soll von ihm lediglich mein Handwerk lernen.
Wir gehen ins Arztzimmer um unsere Zuständigkeiten für heute zu besprechen. Ich mag diese halbe Stunde bevor der Stress los geht, ich sammle dann immer alle meine Kräfte und bereite mich moralisch auf meine Schicht vor.
„Man Mia, Jorgensen hat dich ja echt lieb.“ Oliver, einer meiner Kollegen grinst mich an und ich erwidere es schief. Super das wenigstens du deinen Spaß hast!
„Kann mir Schöneres vorstellen.“ Sage ich und nehme mir einen Kaffee, außerhalb des Krankenhauses trinke ich nie welchen, aber hier muss es einfach sein.
„Komm schon, er sucht sich bald jemand anderen.“ Jonas versucht mich aufzumuntern. Kein Schlechter Versuch, aber leider auch kein Guter.
„Dein Wort in Gottes Ohr.“ Sage ich und schnaube verächtlich. „Nach einem halben Jahr wird es auch Zeit.“ Ich trinke meinen Kaffee aus und stelle die Tasse in den Geschirrspüler. Die meisten lassen ihre Tassen immer stehen, aber warum sollen die Schwestern uns hinterher räumen? Wir räumen ihnen ja auch nicht hinterher und nur weil wir Ärzte und sie Krankenschwestern sind gibt uns diese Tatsache nicht das Recht dazu. So eine Diskussion habe ich schon zig Mal führen müssen und mein Ansehen bei den Schwestern war dementsprechend hoch.
Aber deswegen tue ich es nicht, ich vertrete meine Meinung und wenn es sein muss tue ich dieses sehr vehement. Obwohl mir die gute Beziehung zu den Schwestern manchmal auch sehr hilfreich sein.
Wir verteilen unsere Zuständigkeiten und ich und Jonas übernehmen die Notaufnahme. Ich arbeite gern mit ihm zusammen, wir sind ein gut eingespieltes Team. Die Notaufnahme ist zur Abwechslung mal sehr ruhig und so üben wir weiter das behandeln von sogenannten “Abstürzen“, das bedeutete bei einem Patienten setzen ohne Vorwarnung alle Vitalfunktionen aus oder verschlechterten sich so rapide das man es, wenn überhaupt, nur mit Mühe und Not schafft sie zurück zu bekommen. Mit solchen Einsätzen habe ich noch meine kleinen Probleme. Ich schaffe es nicht alles drum herum auszublenden und mich nur auf die Werte zu konzentrieren und Kleinigkeiten Nebensache sein zu lassen. Ich bin eben immer sehr gründlich und bei “Abstürzen“ wird mir das zum Verhängnis.
Ab und zu bekommen wir kleinere Wundversorgungen und andere leichte Wunden, nichts wirklich dramatisches und es läuft ruhig und entspannt ab. Als sich der Zeiger langsam auf 21 Uhr zu bewegt atme ich erleichtert auf.
Wieder einen Tag überlebt!
„Mia kommst du noch mal zum “Absturz“ üben?“ Jonas sieht mich fragend an, ich nicke kurz und folge ihm in einen freien Behandlungsraum.
Wir sind so vertieft in unser Tun das ich gar nicht merke wie die Zeit vergeht, bei meinem nächsten Blick auf die Uhr ist es bereits 21:10 Uhr und ich sehe grinsend zu Jonas.
„Man wie die Zeit rast wenn man Spaß hat…“ ich lächle ihn an und er schaut fragend auf „… Wir haben Feierabend.“ Ich deute auf die Uhr.
Er lacht hell auf. „Verstehst du das hier unter Spaß?“ Sein lachen ist ansteckend und ich lache ebenfalls. Er trägt ebenso wie ich die blaue Arztkleidung obwohl er als Oberarzt eigentlich einen Kittel tragen sollte. Aber er ist nicht der Typ dazu und ich glaube deshalb mögen wir ihn alle noch mehr. Er war einer von uns und nicht einen von denen. Denen sind die Kollegen auf viele der anderen Stationen die nach Möglichkeit einen Anzug oder ein Kostüm unter ihrem Kittel tragen. Jonas und meine Meinung zu denen ist die Gleiche. Wenn man als Arzt in einem Anzug oder einem Kostüm zur Arbeit gehen kann, dann arbeitet man nicht.
„Andere Leute gehen feiern, ich geh arbeiten…“ ich denke kurz nach „und Ja ich finde es hat Spaß gemacht heute.“ Beschließe ich.
„Finde ich auch…“ er denkt ebenfalls einen Moment nach. „… Hättest du Lust nächstes Wochenende mal richtig Spaß zu haben?“ er sieht mich fragend an.
Ich sehe ihn prüfend an, keine Spur von Verunsicherung, die sich sonst immer in den Augen der Männer spiegelt wenn sie mich noch so etwas wie einem Date fragen.
Aber er fragt mich echt nach einem Date, oder?
Meine Augen weiten sich ohne dass ich es will, gerade erst habe ich mir die Finger an einem sehr gut aussehenden Pfleger verbrannt und ich habe keinen Bedarf auf eine Wiederholung dieses ´Albtraums`.
„Hör zu Jonas, ich mag dich echt gern, aber ich bin prinzipiell dagegen mit Kollegen oder gar Vorgesetzten auszugehen.“ Ich sehe ihn entschuldigend an und hoffe er nimmt mir das ab.
„Wenn du es dir irgendwann noch mal anders überlegen solltest, dann melde dich.“ Er zwinkert mir zu und ich nicke verlegen lächelnd.
Will er mich aus dem Konzept bringen?
Glückwunsch ist im Bestens gelungen!
Ich warte bis er weg ist, dann räume ich auf, unterschreibe meine letzten Akten und fahre nach Hause.
„Hallo? Addy? Irgendjemand?“ rufe ich als ich die Wohnung betrete.
Stille.
„Keiner da?!“ stelle ich laut fest und gehe ins Wohnzimmer. Adam hat es tatsächlich geschafft das Chaos vom Vorabend zu beseitigen und ich staune über ihn. Sonst macht er nie freiwillig sauber, schon gar nicht so sauber wie es jetzt ist. Mich trifft fast der Schlag als ich die Küche betrete, auch diese ist sauber und aufgeräumt, sogar der Geschirrspüler ist ausgeräumt.
Irgendetwas stimmt hier nicht!
Ganz und gar nicht!
Ich krame in meiner Tasche nach meinem Handy, ich habe keinen Blick mehr drauf geworfen seitdem ich es beim Betreten des Krankenhauses auf lautlos gestellt hatte.
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Addy
Ich drücke auf lesen.
Hey Emmy! Unerwarteter Besuch von Mor! Wieder typisch das ich das alleine ausbaden muss. ^^ Sie stellt gerade die Bude auf den Kopf und macht sauber was das Zeug hält. Fahre heute Abend mit zu ihr. Will mal wieder was richtiges Essen. Wenn ich es schaffe bringe ich dir was mit… ach ne wenn ich es mir so überlege, dann fahre ich nach Mor und Far zu Hannes. Bis dann Adam P.s. Essen steht in der Mikrowelle du Vielfraß! 
Ich lache und drücke auf die Aufwärmtaste an der Mikrowelle, sogleich riecht es herrlich nach Braten und Soße. Ich gehe in mein Zimmer und ziehe mir ein bequemes T-Shirt und Shorts an. Als die Mikrowelle piept nehme ich den heißen Teller raus und trage ihn fluchend zum Tisch. Ich puste mir auf die Finger und gebe der Tür der Mikrowelle einen Schubs, sie rastet laut ein. Mein Blick wandert auf die Mikrowelle und obendrauf liegt ein Geschirrhandtuch, ich schüttele meinen Kopf, jetzt ist es eh zu spät. Ich hole mir Besteck und ein Glas Wasser. Das Essen ist das Beste was ich seit letztem Wochenende, als ich bei meinen Eltern war, gegessen habe.
Adam und ich können zwar ganz gut kochen, nur fehlt uns meistens die Lust und manchmal die Zeit dazu, oder eben beides. Das Essen im Krankenhaus muss ich an dieser Stelle nicht extra erwähnen, ich vermeide es in unserer Kantine zu essen, es sei denn ich lege es darauf an die Notaufnahme aus der anderen Perspektive kennen zu lernen. Okay ganz so schlimm ist es dort nicht, aber das Essen ist wirklich nicht sehr gut.
Ich stelle meinen Teller in den Geschirrspüler und setze mich vor den Fernseher, das Programm bringt mich aber schon eine halbe Stunde später dazu ins Bett zu gehen. Es läuft aber auch gar nichts, ich fluche vor mich hin und gehe in mein Zimmer. Ich lege mich hin und sehe auf meinen Dienstplan der an meiner Wand hängt, ich habe noch 5 Spätschichten vor mir, ehe ich endlich 4 Tage frei habe. Ich seufze und kuschele mich in mein Bett.
Die Schichten gehen schnell vorbei und sind nicht so stressig wie befürchtet was aber auch daran liegen kann das sich Jorgensen endlich ein neues Opfer gesucht hat, nun steht Oliver ganz oben auf seiner Liste und ich kann mir die eine oder andere spitze Bemerkung nicht verkneifen. Oliver liebt mich natürlich dafür und ich bekomme richtig herzliche Blicke zugeworfen.
Ich arbeite weiterhin mit Jonas in der Notaufnahme. Wir gehen normal wie immer mit einander um und am Donnerstagabend kann ich auch endlich stolz behaupten einen “Absturz“ in den Griff zu bekommen. Endlich kann ich meine Unsicherheit im richtigen Moment ausstellen und einfach nur meine innere Checkliste abarbeiten. Ein kleiner Fortschritt für die Menschheit, ein sehr Großer für mich! Dann ist es endlich Donnerstagabend! Juhu ab ins verlängerte Wochenende! Ich freue mich so auf ein paar freie Tage.
„So ich bin im Wochenende.“ Ich laufe an der Anmeldung vorbei, heute habe ich es endlich mal geschafft in der Klinik zu duschen und mich umzuziehen. Ich lasse meistens meine Klamotten einfach an und dusche zu Hause, aber vor einem langen Wochenende will ich keine Sachen aus der Klinik zu Hause haben. Meine Haare, noch nicht ganz trocken, fliegen wie eine Fahne hinter mir hinterher.
„Stopp Mia!“ ruft Jonas und ich bleibe wie vom Donner gerührt stehen, meine Haare fallen mir ins Gesicht.
„Was hab ich gemacht?“ ich drehe mich ganz langsam zu ihm um.
„Du hast vergessen deine Patientenakten zu unterschreiben.“ Er hält mir grinsend einen Kugelschreiber hin und ich gehe auf ihn zu.
„Man ich dachte schon ich hätte was ausgefressen.“ lächele ich und unterschreibe meine letzten beiden Fallakten.
„Dann würde ich nicht mehr Mia zu dir sagen.“ Er schmunzelt leicht und ich grinse.
„Gut zu wissen.“ Ich zwinkere ihm zu und trete in den Regen Kopenhagens.
Ich laufe so schnell ich kann zu meinem Auto und schüttele mich als ich endlich drinnen sitze. Es war nicht eine meiner besten Ideen gewesen die Jacke heute Morgen zu vergessen und schon nach dem kurzen Stück bin ich völlig durch geweicht. Ausgerechnet heute Morgen war in der Tiefgarage kein Parkplatz mehr frei gewesen, was ein Wunder, es wollen ja alle trockenen Fußes zur Arbeit kommen. Verdammt ist das kalt. Ich drehe unsinniger Weise meine Lüftung auf heiß und voll auf. Und ich habe keine Standheizung…Als ich den Wagen unten vor dem Haus parke kommt gerade mal leicht angewärmte Luft heraus. Ich schließe das Auto ab und die Haustür auf. Ich stürze förmlich die Treppe in den dritten Stock hoch und lasse meine Schuhe im Flur liegen als ich in der Wohnung bin. Schnell ziehe ich mir meinen durchgeweichten Pullover über den Kopf, mein T-Shirt gleich mit, meine Jeans hinterher und verteile so eine Klamottenspur bis hin zum Bad. Nur im BH, Slip und Socken komme ich vor der Badtür an und will so schnell wie möglich rein. Zumindestens will ich rein, denn ich stehe vor verschlossener Tür.
„Herrgott Addy ich erfriere! Mach die Tür auf! Oder gib mir wenigstens meinen Pullover und meine Jogginghose! Biiittteee!“ Flehe ich inständig und reibe mir die Oberarme. Mir ist so kalt.
„Ich bin hier.“ Ertönt eine Stimme hinter mir und ich fahre herum. Adam grinst mich breit an und neben ihm feixen sich Nico und Chris eins.
Die Badtür öffnet sich und Ras grinst mich an.
Was haben die heute gegessen?
Lustig-Kekse?
Wenn ja hoffe ich das sie mir welche aufgehoben haben.
„Nicht schlecht.“ Grinst Ras mit Blick auf meine dunkelblaue Spitzenunterwäsche.
„Ich muss ja gut aussehen für meine Patienten.“ Lächele ich überlegen, ich greife an ihm vorbei auf die Waschmaschine und komme ihm dabei ziemlich Nahe bis ich meinen Pullover und meine Hose in der Hand halte. Ich grinse ihn, zugegebener Maßen etwas verlegen, an und ziehe mir meinen Pullover über den Kopf. Er sieht mich weiterhin an und ich schüttele leicht meinen Kopf.
„Das nächste Mal nehme ich Eintritt.“ Sage ich betont lässig und ziehe mir meine Hose ebenfalls an.
Die Jungs lachen und wir gehen ins Wohnzimmer. Anscheinend haben sie sich alle zum Video Spiele spielen verabredet, denn es liegen Controller auf dem Tisch und es stehen Bierdosen und Chips herum.
„Es ist Mitten in der Woche und ihr habt nichts Besseres zu tun wie zu zocken?“ ich sehe sie kopfschüttelnd an, nehme mir dann ein Bier und einen Controller. Ohne mich? Hätte ich hinzu fügen sollen.
„Welches Spiel?“ ich sehe sie fragend an und setze mich.
„Fifa.“ Sagt Chris und setzt sich neben mich.
„Och nö.“ Ich lege den Controller wieder auf den Tisch. Ich zocke gerne mit den Jungs aber nicht Fifa, dieses Spiel ist mir zu blöd. Ich lasse mich ja ab und zu gern dazu überreden ein Fußballspiel im Fernsehen zu verfolgen, aber spielen? Nein eher nicht.
Die Jungs zucken nur mit den Schultern und in der nächsten halben Stunde ist unser Wohnzimmer von Schimpfwörtern der übelsten Sorte erfüllt. Sie schenken sich nichts und schon gar nicht einen Sieg.
„Ach ja Mia bevor ich es vergesse. Marie meinte wenn du dich nicht bald meldest, dann gibt sie bei der Polizei eine Vermisstenanzeige auf.“ Chris grinst mich breit an.
Ich stehe auf und hole mein Handy aus meiner Tasche. Als ich zurück komme und meinen tollen Platz auf der Couch wieder in Beschlag nehmen will, ist er besetzt. Nico hatte tatsächlich die paar Sekunden genutzt um sich vom Fußboden aufzurappeln und sich meinen Sitzplatz zu schnappen. Ich sehe mich um. Chris, Adam und Nico sitzen eng beieinander mit angespanntem Blick zum Fernseher auf der Couch und Ras sitzt im Sessel. Aber Hey das ist auch meine Wohnung. Ich setze mich kurzerhand auf Ras seinen Schoß.
„Hey ich sehe nichts… Behinderung!“ ruft er und drückt auf Pause.
„Ich wohne zufällig hier.“ Sage ich und ziehe eine Schnute.
Er grinst nun, hebt mich leicht an und setzt mich ein wenig seitwärts auf seinen Schoß, er legt einen Arm um mich herum und nun kann er was sehen und spielen und ich muss nicht auf dem Boden sitzen. Meine Beine hängen jetzt rechts über die Lehne und baumeln in der Luft. ´Ha! Mal wieder geschafft! ` stelle ich zufrieden fest. Ich drücke auf den On Knopf meines Handys. Sofort piept es wie wild und die Jungs lachen auf.
„Für was hast du dieses Scheißteure Teil eigentlich?“ Adam schüttelt seinen Kopf.
„Zu deiner Info, ich war heute mal wieder oder immer noch in der Notaufnahme und nachdem es Oliver nicht geschafft hat sein Handy auf lautlos zu stellen, haben wir seit Dienstag alle absolutes Handyverbot.“ Ich strecke ihm die Zunge raus und sehe auf mein Display.
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Addy, Marie, Mor
Ich gehe zuerst auf Adam seine Nachricht
Hey Emmy! Die Jungs kommen heute zu spielen. Wir haben Pizza gekauft, brauchst dir nichts mitzubringen.
Ich sehe lächelnd zu ihm „Wo ist die Pizza?“ frage ich und er lacht auf.
„Hinter dir, ist aber schon kalt…“ er überlegt kurz „… Ach was stört dich eh nicht.“ Er grinst mich kurz an und konzentriert sich dann wieder aufs Spiel. Wo er Recht hat, hat er Recht.
Dann gehe ich auf Marie, so ein Touch Screen hat schon was für sich.
Hey Mausi! Seit 4 Tagen nichts von dir gehört und so etwas nennt sich beste Freundin. ^^ Solltest du nicht irgendwann auftauchen schicke ich meinen persönlichen Suchhund los.
Ich grinse in mich hinein und gehe auf antworten.
Hallo Süße! Es tut mir leid… Welchen Suchhund meinst du? Habe alle drei hier. 
Ich drücke auf senden und öffne dann die Nachricht von meiner Mor.
Mia Maus! Lebst du noch? Atmest du noch? Gibt es dich noch? Über eine positive Antwort auf alle drei Fragen würden wir uns freuen. Wir lieben dich! Deine Erzeuger
Ich lache laut auf und die Jungs sehen mich perplex an. Ja ich bin noch hier…
„Hey Addy?! Hast du Mor und Far keine Grüße von mir ausgerichtet und ihnen gesagt das es mir gut geht?“ ich sehe ihn fragend und zugleich strafend an.
„Doch wieso?“ er sieht kurz auf und ich schmunzle.
„Unsere Erzeugerfraktion hat gerade angefragt ob ich noch lebe, atme und existiere…“ ich lache wieder „… In der Reihenfolge übrigens.“
„Wir sollten Sonntag zum Essen hin fahren.“ Stellt er fest, sieht mich an und ich grinse.
Ein Sonntagsessen bei meinen Eltern ist Musik in meinen Ohren. Adam und ich fahren sooft es nur geht sonntags zu Ihnen, denn meine Mor tischt dann immer alle möglichen Köstlichkeiten auf und wir lieben es. Sie verwöhnt uns nach Strich und Faden, sie ist eben eine richtige Glucke und immer dann richtig glücklich wenn wir Beide da sind.
„Klingt gut.“ Stimme ich ihm zu. „Ich schreibe es ihnen.“
Piep, piep
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Marie
Ich drücke auf lesen
Hey Süße! Schon gut ;-) Ich weiß alle meine Suchhunde scheinen dich gefunden zu haben. Wie sieht es morgen Abend bei dir aus? Mädelsabend? Film? Popcorn? Brauche dringend eine Portion Liebesschnulze…
Ich grinse und tippe eifrig auf meinem Handy herum. Als ich am tippen bin fällt mir auf das meine Tastentöne an sind. Stört doch nicht, oder?
Hey Mausi! Aber sicher! Du den Film, ich das Popcorn! Um 19 Uhr bei uns?
Ich drücke erneut auf senden. Wir leiben unsere ach so kindischen Kosenamen. Dann antworte ich meiner Mor, bevor sie noch auf die Idee kommt, ich würde nicht mehr existieren.
Hallo Erzeuger des wunderbarsten Mädchen auf der ganzen weiten Welt! Ich, euer Kind lebe noch, atme auch und existiere dementsprechend auch! Juhu welche Freunde! Eure Erstgeburt und ich laden uns am Sonntag bei euch zum Mittag ein! Ich liebe Euch soooooo sehr! Mia
Piep, piep
„Man Kleine das nervt.“ Beschwert Ras sich.
Oh wie er es liebt mich Kleine zu nennen.
Gut er ist fast einen Kopf größer, aber kommt schon, auf so etwas herum zu reiten gehört sich nicht!
„Ach Psst…“ ich gebe ihm einen Klaps auf die Hand.
„Man Mia.“ Schimpft er und ich grinse noch breiter, sie sind alle so vertieft in ihr Spiel… Süß die Kleinen!
19 Uhr steht, ich bring auch noch eine Flasche Wein mit! Schlaf gut! Bis morgen! Küssi
Ich lächele, endlich mal wieder ein Mädelsabend. Ich liebe unsere Mädelsabende…
Piep, piep
„Entweder du stellst das Ding jetzt aus, oder…“ setzt Ras an.
„Oder was?“ ich drehe mich auf seinem Schoß und sehe ihn herausfordernd an.
Er drückt auf Pause. Oh, oh kein sehr guten Zeichen. Fifa ist heilig!
„Ey das kannst du nicht machen!“ kommt es von der Couch aus drei Mündern.
„Nur ganz kurz…“ er hebt den Zeigefinger „… Liebste Emilia stell dein verfluchtes Handy aus oder ich packe es oben auf den Küchenschrank.“ Er funkelt mich an.
Oh man er trifft meine Schwachstelle, denn wenn er es da hinauf packen würde, dann müsste ich entweder auf einem unserer Küchenstühle einen Seiltanz hinlegen, auf der Arbeitsplatte herum klettern oder gar unsere Leiter aus dem Keller holen. Alles drei gefällt mir nicht und ich sehe ihn mit meinem gekonntesten Augenaufschlag an.
Er hält meinem Blick stand und ich fluche, verdammt wir kennen uns einfach viel zu gut.
„Okay.“ sage ich lang gezogen und stelle auf lautlos.
Ich drücke auf lesen und Ras startet das Spiel wieder.
Unsere über alles geliebten Kinder! Wir freuen uns auf Sonntag! Wir drücken euch! Geht bald ins Bett, es ist schon… O.k. es ist erst 22:30 Uhr, ein wenig dürft ihr noch aufbleiben. :-D Wir lieben Euch! Mor & Far
Ich lächele zufrieden in mich hinein, das wird so ein schönes Wochenende werden. Ich finde es immer süß dass meine Mor immer in der wir Form schreibt obwohl mein Far wahrscheinlich nicht einmal weiß das sie mit mir simst. Die Beiden gibt es eben nur als Doppelpack. Ich liebe meine Eltern wirklich, sie haben mir und Addy eine tolle Kindheit ermöglicht. Sie haben immer alles getan was ihrer Meinung nach gut für uns war. Und sie tun es immer noch…
Ich tippe noch eine Nachricht am Ras, na warte dann wollen wir mal schauen ob er seines auf lautlos hat.
^^ Verräter ^^
Ich lege mein Handy gerade auf den Schrank.
Piep, piep durchbricht es die gerade eingetretene Stille und alle sehen mich an.
„Nun macht mal halblang, ich habe es gerade vor euer aller Augen auf lautlos gestellt…“ ich hebe abwehrend meine Hände „… aber an meinem Hintern hat es gerade vibriert.“ Ich sehe triumphierend zu Ras und er hebt mich hoch um an seine Hosentasche zu kommen.
„Oh was ein Zufall. Unsere Kleine schickt mir eine Nachricht.“ Er sieht mich grinsend an „Und dann auch noch so eine Nette.“
Er steckt das Handy in meine Pullovertasche und konzentriert sich wieder aufs Spiel, alle anderen suchen schnell ihre Handys und stellen sie auf lautlos. Eine bessere Reaktion von Ras habe ich schon erwartet gestehe ich mir ein.
Ich greife hinter Ras und mein Mund ist ganz nah an seinem Ohr, ich kann es mir nicht verkneifen und hauche in sein Ohr.
„Böses Faul, Spielerablenkung.“ Sagt er erschüttert und alle sehen ihn an. Ich greife in den Pizzakarton und nehme mir ein Stück heraus. Ich beiße beherzt hinein und alle sehen nun mich an.
„Was denn? Ich habe Hunger, außerdem habe ich nichts gemacht, es sei denn atmen ist verboten.“ Sage ich mit vollem Mund und grinse Ras gewinnerisch an. Er schüttelt leicht lächelnd seinen Kopf und startet das Spiel wieder. Nachdem ich das Stück Pizza gegessen habe sehe eine ganze Weile ziemlich gelangweilt dem Spiel der Jungs zu, dann irgendwann lege ich meinen Kopf an Ras seine Schulter, schließe meine Augen und schlafe schließlich ein.
„Hey Kleine.“ Flüstert er leise und ich öffne langsam meine Augen. Ich sitze immer noch auf seinem Schoß, den Kopf an seine Schulter gelehnt. „Du solltest ins Bett.“ Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
„Hmm.“ Nuschele ich und kuschele mich wieder an ihn. Ich liege bequem und verspüre nicht im Geringsten das Bedürfnis meinen Schlafplatz zu verlagern.
„Okay Kleine, aber nur weil du das bist.“ Sagt er sanft und steht mit mir auf dem Arm auf. Er trägt mich über den Flur in mein Zimmer und legt mich in mein Bett.
„Danke.“ Sage ich verschlafen und kuschele mich in meine Bettdecke ein.
„Gern geschehen.“ Er haucht mir einen Kuss auf die Wange „Schlaf gut.“
„Hmm.“ Nuschele ich erneut, ich bin viel zu müde um noch zu sprechen.

Kapitel 4




Als ich am nächsten Morgen bzw. gegen Mittag aufwache sehe ich verschlafen zu meinem Wecker. 11:12 Uhr. Ich strecke mich und stehe noch immer nicht richtig wach auf. Nach einem kurzen Kontrollgang ob Adam auch ja zur Arbeit gegangen ist schlurfe ich in die Küche, stelle den Wasserkocher an und gehe mich streckend ins Bad. Ich ziehe meinen Pullover aus und wasche mein Gesicht.
Piep, piep
Ich sehe mich um. Wo kommt das denn jetzt her? Ich nehme meinen Pullover in die Hand und hab dann Ras sein Handy in der Hand.
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Fiona
Fiona? Wer in aller Herrgott´s Namen ist Fiona? Ich ringe ein paar Sekunden mit mir, schließlich gewinnt meine Neugier überhand und ich drücke auf lesen. So eine Chance kann ich mir doch nicht entgehen lassen!
Hallo Ralle! Ich wollte fragen wann wir uns wieder sehen. Ich vermisse deine sanften Hände auf meinem Körper und ich vermisse deine Küsse. Melde Dich! In Liebe Fio
Fio? Das hört sich nach einem Deo an und nicht nach einer attraktiven Frau. Aber sie nennt ihn Ralle, also scheint sie ihn besser zu kennen. Ich bin ja wie schon erwähnt die Einzige die ihn Ras nennt, das tue ich seit unserer Kindheit und es ist eben schon immer so.
Aber er muss sie schon besser kennen und er scheint mit ihr im Bett gewesen zu sein. Ich schüttele meinen Kopf, mir doch egal mit wem er ins Bett hüpft. Wenn ich mir jedes Mal wenn Hannes, er oder Adam eine Frau abschleppen Gedanken machen würde, dann wäre ich auf Jahrzehnte ausgelastet.
Ich drücke auf Hauptmenü und wähle seine Büronummer an.
„Seeberg.“ Erklingt eine müde Stimme.
„Hey Ras. Einen wunderschönen guten Tag!“ erwidere ich wirklich übertrieben fröhlich.
„Hey Kleine! Was verschafft mir die Ehre am frühen Morgen?“ lacht er.
„Nur zur Info, wir haben es fast 12 Uhr und ich wollte nur Bescheid sagen, wenn du dein Handy vermisst, es liegt hier bei mir. Du hattest es in meinen Pullover gesteckt und vergessen.“ Sage ich grinsend, ich kann mir bildhaft vorstellen wie er nach seinem Handy sucht.
„Verdammt.“ Flucht er ein paar Sekunden später. Warum glaubt er mir nicht wenn ich sage ich habe es? Was hat es für einen Sinn dann noch danach zu suchen? Männer! Nein ich korrigiere mich. Ras!
„Soll ich es heute Abend Marie mitgeben?“ frage ich lächelnd, ich weiß das er sich jetzt ärgert.
„Nein, nein schon Okay. Wir treffen und heute Abend alle bei Chris und Marie in der Wohnung. Da ihr ja eure Wohnung blockiert. Ich hole es mir auf dem Weg zu ihm ab.“ Erklärt er mir. Wohnung blockiert, das klingt als würden wir was Verbotenes tun. Hallo?! Ich wohne hier!
„Alles Klar, ich mach es auch nicht kaputt… Oh nein kaputt.“ Sage ich in einem erschrockenen Tonfall. Wohlweißlich das er mich nicht sehen kann, grinse ich breit.
„Kleine? Was hast du gemacht?“ fragt er leicht besorgt.
„Gar nichts du Schlaumeier, ich telefoniere gerade mit deinem Handy.“ Ich lache auf. „Was dachtest du denn das ich es im Klo versenke?“
„Bei dir? Keine Ahnung!“ nun lacht er.
„Werde mal nicht frech sonst schau ich mal wie stabil es wirklich ist.“ Warne ich ihn eindringlich.
Mache ich nicht?
Oh doch ich schon!
„Bitte nicht Kleine, das ist mein Privathandy.“ Stöhnt er.
„Ganz ruhig Ras, ich lege es gleich ins Wohnzimmer auf den Fernsehschrank und da bleibt es bis du es abholst. Deal?“ lächele ich.
Nein so böse war ich nun auch nicht.
„Deal!“ erwidert er lachend.
„Bis dann!“ sage ich und lege auf Ich will es wie versprochen brav auf den Fernsehschrank legen und drehe es in meine Hand hin und her. Ich will es wirklich einfach nur hinlegen, aber… Aber nicht ohne vorher noch einen Blick rein zu werfen. So etwas nennt man weibliche Neugier und mal ehrlich so ein Handy ist was Feines um diese zu befriedigen. Ich lache in mich hinein und setze mich mit dem Handy in der Hand auf die Couch.
Sein Posteingang ist wirklich interessant und neben “Fio“ entdecke und lese ich noch Nachrichten von einer Lilly, einer Mary und einer Leo. Sehr aufschlussreich finde ich und lege es schließlich auf den Schrank. Ich ziehe mir meinen Jogginganzug an, I-Pod in die Tasche, Laufschuhe an und raus. Draußen scheint heute wieder die Sonne vom Himmel und ich genieße meine Stunde an der frischen Luft in vollen Zügen, zumal ich weiß das ich heute nicht los muss. Als ich wieder nach Hause komme ist Adam schon von der Arbeit wieder da. Heute ist Freitag und er hat um 12 Uhr Feierabend. So ein Leben will ich auch haben. In der Woche jeden Abend um 16 Uhr Feierabend und am Freitag sogar um 12 Uhr. Okay nicht immer, wenn er einen großen Auftrag hat, dann schlägt er sich auch gerne Mal die Nächte um die Ohren und schiebt Überstunden im Büro.
„Hey Bruderherz!“ ich setze mich frisch geduscht, geföhnt und umgezogen neben ihn.
„Hey Emmy.“ Sagt er müde.
„Was denn mit dir los? Durchhänger?“ ich grinse ihn an.
Eigentlich ist Adam nicht so leicht tot zu kriegen.
„Ich bin zu alt für so etwas.“ Sagt er stöhnend und gähnt.
„Für was?“ lache ich.
„Um mir mit den Jungs in der Woche die Nächte mit zocken um die Ohren zu hauen. Das nächste Mal machen wir das wieder am Wochenende.“ Er stöhnt erneut und reibt sich über die Augen.
„Wie lange habt ihr denn noch gezockt?“ ich sehe ihn beinahe mitleidig an, aber eben nur beinahe.
„Nico ist als letzter so gegen 3 Uhr los.“ Er gähnt herzhaft und ich grinse.
„Oh man du bist echt alt.“ Ich stehe auf und ziehe mir meine Schuhe an.
„Wo willst du denn jetzt hin?“ er sieht mich verständnislos an.
„Marie kommt doch heute Abend zum DVD gucken und ich besorge Popcorn und wenn ich schon unterwegs bin besorge ich gleich noch etwas Kühlschrankfutter.“ Ich schaue zu ihm.
„Nimm dir Geld aus meinem Portemonnaie.“ Sagt er und ich drehe mich zu ihm um. Ich gehe an seine Jacke und nehme mir Geld aus seinem Portemonnaie. Ich stecke es in meine Hosetasche, ich werde es unten im Auto in meine Geldbörse packen.
„Soll ich dir gleich Rheumasalbe und Zahnpasta für die Dritten einkaufen?“ ich lächele ihn unschuldig an.
Er schmeißt das Geschirrhandtuch nach mir und dieses verfehlt mich nur weil ich die Tür hinter mir ins Schloss ziehe.
Adam und ich wechseln uns mit dem Einkaufen ab und bisher sind wir noch nie verhungert. Also funktioniert das wohl ganz gut.
Ich fahre in den nächsten größeren Supermarkt und decke uns für eine Woche mit allem Überlebenswichtigen ein. Dabei muss ich ja immer unseren Besuch mit einrechnen, aber das ist kein Problem, sie gleichen das immer wieder aus wenn wir weg gehen. Und wenn dann doch Mal ein “richtiges“ Essen bei uns ist, dann bringt jeder was mit. Chips und Bier wird von den anderen eigentlich gleich nach dem Einkaufen bei uns gelagert. Das System hat sich in den letzten 8 Jahren wirklich gut bewährt.
Um 15 Uhr komme ich wieder nach Hause, ich packe alles aus und finde einen Zettel von Adam am Kühlschrank.
Ha! Ich wusste hier ist der richtige Platz dafür und du würdest ihn lesen! Ha! Ich kenne dich! Ich habe mich hin gelegt um für heute Abend wenigstens ein bisschen ansprechend auszusehen. Weckst du mich um 18 Uhr, dann bin ich bis zu deinem und Maries Schnulzenabend fertig und weg! A.
Ich muss lächeln, so chaotisch es auch manchmal ist mit ihm zusammen zu wohnen, ich liebe es.
Ich räume dann den Saustall vom Videospiele Abend auf und nachdem ich zufrieden bin, mache ich eine große Schale Popcorn und zünde ein paar Kerzen an. Marie und ich lieben es, es uns zu einem Liebesfilm gemütlich zu machen. Ich sehe auf meine Uhr 18:11 Uhr, ich laufe schnell zu Adams Zimmertür.
„Addy aufstehen!“ ich klopfe an die Tür. „Addy aufstehen! Addy aufstehen! Addy aufstehen!“ sage ich immer wieder hintereinander weg, dann erscheint er endlich in der Tür.
„Man Emmy ich habe es verstanden.“ Sagt er müde und schlurft ins Badezimmer. Ha wieder einmal geschafft, Adam kommt nämlich noch schlechter aus dem Bett wie ich, deshalb habe ich mir im Laufe der Jahre diese wunderbare Art des Weckens überlegt. Ich klopfe und rufe so lange bis er auch wirklich an der Tür ist. Vorher gehe ich keinen Millimeter weg.
Ich hingegen gehe jetzt in mein Zimmer ziehe mir eine weite Jogginghose und ein bauchfreies Top an. Ich binde meine Haare zu zwei Zöpfen und setze mich auf die Couch. Ich zappe durch die Fernsehkanäle und bleibe irgendwann bei einer Klatschsendung hängen. Nicht sehr interessant aber informativ stelle ich fest.
Es klingelt und ich springe auf. Ras strahlt mich an und ich muss es einfach erwidern. Er hatte dieses 1000 Watt strahlen, das sofort jeden Raum erhellt und einen mitreißt, ob man will oder nicht! Das liebe ich so an ihm, unser Strahlemann!
„Hey Ras! Ach ja dein Handy! Warte!“ sage ich und er lächelt. Er läuft mir hinterher ins Wohnzimmer.
„Man hier ist es ja richtig heimelig.“ Er sieht sich staunend um.
„Tja auch wenn es euch zu 99% nicht auffällt, ich bin eine Frau und wir mögen es bekanntlich heimelig.“ Ich gebe ihm sein Handy.
Fällt es ihnen wirklich nicht auf?
Nein!
„Hat wer angerufen?“ fragt er mich und ich schüttele den Kopf.
„Und selbst wenn ich bin ja nicht deine Sekretärin! Aber du hast eine Nachricht bekommen. Eine Fio möchte deine zarten Hände spüren und deine sanften Lippen küssen oder so ähnlich.“ Ich grinse ihn schelmisch an.
„Du hast meine Nachrichten gelesen?“ er sieht mich vorwurfsvoll an. Ja scheint so…
„Hey ich dachte es wäre meins.“ Sage ich verteidigend und sehe ihn mit meinem schönsten Augenaufschlag an. Ich muss jetzt nicht sagen das wir zwei völlig verschiedene Handymodelle haben die man gar nicht verwechseln kann.
„Du bist echt unmöglich.“ Er schüttelt grinsend den Kopf, er kann mir nicht böse sein.
„Und wer ist Fio?“ ich sehe ihn fragend an.
„Ne Bekanntschaft von vor ein paar Wochen.“ Sagt er mit einer eher abwertenden Handbewegung. Also nicht so toll.
„Was schon ein paar Wochen her? Man du musst im Bett echt was drauf haben wenn sie sich dir immer noch anbietet.“ Ich lache und ziehe meine Augenbrauen hoch.
Er winkt mich zu sich heran und kommt mit seinem Mund ganz nah an mein Ohr. „Du hast ja keine Ahnung. Kostprobe gefällig?“ Er nimmt seinen Kopf zurück und grinst mich schelmisch an.
Okay das ist mal was Neues, aber nicht Neu genug um mich aus der Fassung zu bringen.
Nun beuge ich mich zu ihm „Nein danke! Aber wenn wir beiden die einzigen Menschen auf der Welt sind, dann komme ich vielleicht darauf zurück.“ Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange und Adam kommt ins Wohnzimmer. Ich sehe von ihm zu Ras und muss lachen, beide tragen eine schwarze Hose und ein blaues Shirt.
„Gott seid ihr Zwillinge oder teilt ihr euch ein Gehirn?“ ich sehe beide kopfschüttelnd an und gehe in Addys Zimmer. Ich übersehe einfach mal die Unordnung und greife in einen Schrank und befördere ein dunkelrotes T-Shirt ans Tageslicht.
„Hier!“ ich schmeiße es Ras hin.
„Warum denn nicht ich?“ Adam sieht mich fragend an.
„Weil dir dunkelrot überhaupt nicht steht, was ich dir wenn ich dich erinnern darf, schon beim Kauf gesagt habe.“ Ich sehe ihn an und fange reflexartig das blaue Shirt von Ras auf. Ihm steht es gut, er hat dunkelbraune Haare und einen etwas dunkleren Hautton wie Adam. Adam sieht in dem Ding aus wie eine Leiche.
Wieso nimmt er mich überhaupt zum einkaufen mit wenn er doch eh nicht auf mich hört? Ganz klar weil wir Beide richtig Spaß haben wenn wir einkaufen.
„Viel Spaß und bitte Adam verschone mich mit irgendwelchen Tussis mit denen ich mich am Frühstückstisch unterhalten muss.“ Ich sehe ihn eindringlich an und er nickt.
Ob er sich wirklich dran hält?
Ich darf gespannt sein…
„Euch auch viel Spaß!“ er wirft mir eine Kusshand zu und ich tue es ihm gleich.
Keine 10 Minuten später klingelt es erneut und ich sprinte zur Tür. Marie steht vor der Tür, sie hält in der einen Hand einen Film hoch und in der anderen eine Weinflasche.
„Süße!“ juchze ich und nehme sie fest in den Arm, man könnte meinen wir haben uns wochenlang nicht gesehen, dabei waren es gerade Mal 8 Tage.
„Mausi!“ erwidert sie ebenso fröhlich.
Ich ziehe sie in die Wohnung, nehme ihr den Film und den Wein ab und sie zieht sich ihre Jacke und ihre Schuhe aus. Ich hole uns zwei Weingläser, schenke uns ein und wir setzen uns im Schneidersitz einander gegenüber auf die Couch. Sie in der linken und ich in der rechten Ecke. Wir haben uns ja wie gesagt 8 Tage gesehen und müssen nun erst einmal ein Frauengespräch führen ehe wir uns dem Film widmen.
„Na sind die Vandalen bei euch eingefallen?“ ich grinse sie an.
„Ja und sie legen gerade alles in Schutt und Asche.“ Lacht sie. Ich bin ganz froh das Chaos mal einen Abend an jemand anderen übertragen zu können, denn meine und Adams Wohnung ist wie gesagt meistens der Hauptschauplatz.
„Geht Chris heute Abend mit?“ ich sehe sie fragend an und greife nach meinem Glas, der Wein schmeckt wirklich richtig gut. Er ist süß und schön süffig, was Wein angeht haben wir schon immer denselben Geschmack. Ansonsten gehen unsere Geschmäcker eher auseinander. Sie mag eher etwas konventionellere Kleidung, ich hingegen habe nichts dagegen auch mal aus der Masse hervor zu stechen. Sie hat lange blonde Haare, ich bin wie schon erwähnt brünett aber wir beide lieben uns heiß und innig. Auch finde ich Chris wirklich nett und lieb, aber für mich ist er von rein äußerlichen nichts. Er ist genauso groß wie Marie und ich, hat dunkle schwarze Haare, die er immer hoch gegelt trägt. Er hat dunkelgrüne Augen. Gut, er sieht ganz niedlich aus, aber entspricht eben nicht meinem Typ. Wie auch immer, nicht ich soll mit ihm zusammen leben sondern Marie. Die beiden sind echt süß zusammen, sie ergänzen sich in so vielen Sachen, dass es manchmal schon erschreckend wirkt.
„Ja. Er hat gesagt er muss sich mal wieder anschauen wie sich Addy, Hannes und Ralle auf Frischfleisch stürzen.“ Lacht sie hell. Sie hat so eine glockenklare lache und ich kann nicht anders und muss mit lachen, diese Eigenschaft haben alle drei Seebergs. Sie können in Null Komma Nichts jemanden mitreißen.
„Ich habe Addy gebeten niemanden mitzubringen, man immer diese gezwungenen Gespräche wenn sie hier morgens noch durch die Wohnung schleichen. Brrr.“ Ich schüttele mich.
„Und wie sieht es bei dir aus? Mal wieder einen netten Pfleger abgeschleppt?“ sie zwinkert mir zu.
„Nein.“ Sage ich lang gezogen „Aber Jonas hat mich tatsächlich nach einem Date gefragt.“ Ich sehe sie an und sie macht große Augen.
„Echt? Wann denn das?“ fragt sie erstaunt.
„Letztes Wochenende.“ Sage ich und sie grinst breit.
Hatte ich tatsächlich vergessen das zu erwähnen?
Ich lache innerlich, anscheinend schon!
„Und?“ harkt sie neugierig nach.
„Ich habe gesagt ich möchte keine Beziehungen auf Arbeit. Das Fiasko mit Tim hat mich das ganz deutlich gelehrt. Man der kann mich immer noch nicht anschauen.“ Ich schüttele meinen Kopf.
Klang das eben genauso unsicher wie ich war?
Ich bin mir nämlich gar nicht mehr so sicher dass ich nicht mit ihm ausgehen will. Denn Jonas entspricht genau meinem Typ. Groß, blond, durchtrainiert und zu Guter Letzt hat er ja auch noch blaue Augen. Alles Eigenschaften und Äußerlichkeiten die mich ansprechen.
„Du hast ihn ja auch eiskalt abserviert.“ Sie lacht erneut auf.
„Wir waren uns vorher einig das es eine einmalige Sache sein soll.“ Sage ich leicht gekränkt. „Was kann ich dafür wenn er sich nicht an die Spielregeln hält? Man er war eine 2, bei einer 3 oder 4 hätte ich eine Ausnahme gemacht. Aber eine 2? Nicht wirklich.“
„Gut, gut du bist ja alt genug…“ sie lächelt „…Und wie hat es Jonas aufgefasst?“ sie sieht mich nun verständnisvoll an.
„Super. Er hat gesagt sollte ich es mir irgendwann anders überlegen, dann soll ich anrufen.“ Ich sehe sie lächelnd an. Er hat mir ein Hintertürchen auf gelassen. Ob ich es benutze oder nicht liegt nur an mir.
„Man so langsam komme ich mir echt alt vor, Chris und ich planen unsere Zukunft mit Kindern und allem drum und dran und Nico und Mette sind so mit das Einzige Paar was wir kennen. Alle anderen sind noch mit der Suche nach dem oder der Einen beschäftigt. Bin ich alt?“ sie sieht mich geknickt an.
„Ach quatsch!“ ich beuge mich nach vorne und ziehe sie in meine Arme „Du und Chris ihr hattet einfach Glück und wir anderen eben noch nicht.“ Sage ich lächelnd.
Ich meine es auch wirklich so, sie und Nico haben einfach das Glück schon jemanden zu haben der sie vervollständigt.
„Du bist definitiv die Beste!“ sie strahlt mich an.
„Ich weiß und jetzt hast du mich so deprimiert gemacht dass ich mir jetzt unbedingt den Film ansehen möchte.“ Ich halte ihr meine Hand hin. „Was hast du uns denn mit gebracht?“
„Mit dir an meiner Seite.“ Sagt sie und sieht mich schmachtend an.
Ich zucke mit den Schultern, der Titel sagt mir nichts… aber wenn sie jetzt schon so schaut, dann ist es ein todtrauriger Film und so richtig schön zum heulen. Ich lege den Film ein, schalte das Licht aus, setze mich wieder auf die Couch, lege eine Decke über meine und Maries Beine und stelle die Popcornschüssel zwischen uns. Nur ja nicht zuviel bewegen.
Zwei Stunden später liegen wir uns weinend in den Armen.
Der Film ist wirklich toll und so verdammt traurig, wir haben schon drei Packungen Taschentücher verbraucht. Bei Liebesfilmen können wir uns immer so richtig ausweinen.
Ich höre wie sich ein Schlüssel im Schloss dreht und sehe Marie verweint an.
„Girls?“ ertönt Addys Stimme und ich seufze.
Hat man denn hier nicht ein einziges Mal seine Ruhe?
„Hier.“ Sagen wir beide Tränen erstickt, er kommt ins Wohnzimmer und lächelt.
„Ein Bild für die Götter. Unsere zwei Heulsusen.“ Er schüttelt leicht den Kopf „Ich lasse euch auch gleich weiter weinen, ich habe nur meinen Pullover vergessen.“ Er winkt uns zu, läuft in sein Zimmer und kurz darauf fällt die Tür wieder ins Schloss. Zum Glück ist er wieder weg.
Wir konzentrieren uns weiter auf den Film und als der Abspann läuft sieht Marie mich verweint an.
„Och Gott! Was war das schön!“ sie schnäuzt sich lautstark.
„Ja nur leider ist das Leben kein Film.“ Seufze ich und wische meine Tränen beiseite.
„Ach komm Mia. Du findest auch den Einen. Deine 5.“ Sie sieht mich zuversichtlich an.
„Irgendwann ja.“ Sage ich und schalte den DVD Player aus.
„Vielleicht solltest du irgendwann einmal über deinen eigenen Schatten springen und Jonas anrufen. Du erzählst mir seit fast einem Jahr wie lustig und nett er ist. Wer weiß vielleicht ist er der Eine.“ Sie zwinkert mir zu.
„Och man Marie!“ ich stöhne auf „Lass es bitte gut sein.“ Ich sehe sie wirklich bittend an, ich habe jetzt keine Lust darüber zu diskutieren.
„Okay, Okay! Ich meine ja nur.“ Lacht sie.
Den Rest des Abends sehen wir uns noch einen alten Film im Fernsehen an. Gegen 2 Uhr nachts verabschiedet sie sich, ich habe ihr ein Taxi gerufen und bringe sie zur Tür.
„Bis heute Abend? Wir haben ja versprochen mal wieder mit den Jungs auf die Piste zu gehen.“ sie sieht mich an und ich gähne herzhaft. Abend? Das klingt noch Lichtjahre entfernt.
„Ja ganz bestimmt.“ Ich nehme sie in den Arm „Das lass ich mir nicht entgehen. Frag doch mal ob Mette auch mit kommen will, sie hat bestimmt mal wieder Lust auszugehen.“ Ich lächele. Mette, Nicos Verlobte und Mutter deren knapp 3jährigen Tochter kann bestimmt mal wieder den Umgang mit ein paar mehr oder weniger ´Erwachsenen` gebrauchen.
„Oh ja ich denke sie wird sich echt freuen. Ich gebe dir Bescheid.“ Sie gähnt nun auch und unten auf der Straße ertönt ein Hupen. „Oh mein Taxi.“ Sagt sie, gibt mir einen Kuss auf die Wange und läuft die Treppen nach unten „Gute Nacht!“ ruft sie mir noch auf halber Strecke zu.
„Gute Nacht!“ erwidere ich, schließe die Tür hinter mir und gehe ins Wohnzimmer. Ich lösche die Kerzen, na ja den Teil der noch nicht runter gebrannt ist und räume auf. So brauche ich es morgen früh nicht zu machen. Dann falle ich wie erschlagen in mein Bett und schlafe augenblicklich ein. Über Probleme beim einschlafen kann ich mich wirklich nicht beklagen, meistens ist es so, das sobald mein Körper Kontakt zu meinem Bett hat mir auch schon die Augen zu fallen.
„Scheiße Ralle sei leise!“ werde ich Mitten in der Nacht, durch lautes poltern, geweckt und ich blicke verschlafen auf meine Uhr. 5:12 Uhr, ich stöhne und stehe auf. Ich gehe in den Flur und schalte das Licht ohne Vorwarnung an, ich kneife meine Augen zusammen, gewöhne mich einen Moment an die Helligkeit und was ich sehe bringt mich, trotz Müdigkeit, zum lachen. Adam hält sich an Ras oder Ras sich an Adam fest, aus meiner jetzigen Sichtweise kann ich das nicht beurteilen und beide sehen mich an wie einen Geist.
„Würdet ihr euch jetzt die Schuhe ausziehen und euch zu Bett begeben?“ ich sehe beide streng an und verschränke meine Arme vor der Brust.
„Aber du musst leise sein, Emmy schläft.“ Sagt Adam eindringlich und hält sich den Finger vor den Mund „Du musst ganz, ganz leise sein.“ Er sieht mich an, na ja er versucht es, denn er hat Schwierigkeiten mich zu fixieren.
„Adam ich bin Emmy und ihr habt mich schon geweckt.“ Lache ich und deute auf mich.
„Emmy?“ Ras schaut mich an als wäre ich eine völlig Fremde.
„Ja Ras?“ ich grinse, die beiden haben eindeutig Einen oder Zwei über ihren Durst getrunken. Sie sind immer so verplant wenn sie betrunken sind und ich habe sie weiß Gott oft genug so erlebt, jetzt hilft es nur noch ruhig zu bleiben und beide irgendwie in die Horizontale zu bewegen.
„Ich bin müde.“ Lallt Adam.
„Okay….“ ich atme tief ein. „Addy?“ ich reiche meinen Bruder die Hand und er ergreift sie nach einigen Fehlversuchen. Ich führe ihn in sein Zimmer und lege ihn mit Klamotten ins Bett. Kaum das er liegt schnarcht er auch schon. Ich gehe zurück in den Flur, Ras sitzt auf dem Boden und fängt an zu lächeln als er mich sieht.
„Kleine!“ sagt er erfreut.
Ja immer noch, wie schon vor zwei Minuten.
„Guten Morgen Ras!“ lache ich und ziehe ihn hoch, er nimmt mich fest in seinen Arm und schmiegt sich an mich. „Okay Casanova ich denke du schläfst auf der Couch.“ ich bugsiere ihn sanft zur Couch und setze ihn ab.
Er legt sich sofort in die Horizontale und ich lege eine Decke über ihn. Er schaut zufrieden zu mir auf und schläft dann auch schon.
„Man, man Morgen früh möchte ich nicht in deiner Haut stecken.“ Kichere ich und gehe wieder zu Bett.
Ich wache auf als die Sonne in mein Zimmer scheint, sie sucht sich die kleine Ritze zwischen der Wand und der Jalousie und blendet mich. Ich stöhne gequält auf und sehe auf meine Uhr. 12:44 Uhr, oh man schon fast vorbei der Samstag. Ich strecke mich und gehe ins Bad, nachdem ich mir etwas Wasser ins Gesicht gespritzt habe und meine Zähne geputzt sind sieht die Welt schon ein wenig freundlicher aus. Ich mache mir einen Tee und laufe mit der Tasse in der einen und einem Buttertoast in der anderen ins Wohnzimmer.
Ach, ja da war ja noch was…
Ras liegt auf der Couch und schläft immer noch tief und fest. Ich überlege einen Moment, dann gehe ich unverrichteter Dinge zurück in die Küche und esse dort mein Frühstück. Klar die Versuchung ist groß ihn zu wecken und mein Wohnzimmer in Beschlag zu nehmen, aber so böse bin selbst ich nicht. Nachdem ich mich gestärkt habe breche ich zu meiner Joggingrunde auf und als ich um kurz vor 14 Uhr wieder nach Hause komme, ist immer noch alles ruhig. Ich habe lange genug Mitleid gehabt beschließe ich für mich selbst. Ich gehe nach einer kurzen Dusche bewaffnet mit einer Wasserflasche und zwei Kopfschmerztabletten ins Wohnzimmer. Ich stelle beides auf den Tisch.
„Hey Ras!“ ich rüttele vorsichtig an seiner Schulter und er sieht mich mit rot umrandeten Augen an. „Na wieder nüchtern?“ grinse ich.
„Gott mein Kopf.“ Stöhnt er. Ich gebe ihm die beiden Tabletten in die Hand, schraube die Wasserflasche auf und reiche ihm diese ebenfalls. Falls er Mitleid erwartet hat, so ist er auf dem Holzweg.
Wie sagt meine Mor so schön?
Wer trinken kann muss auch mit den Konsequenzen klar kommen. Selbiges gilt ihrer Meinung nach übrigens auch für Sex.
„Geh duschen, dann geht es dir besser.“ Sage ich und versuche wenigstens ein wenig mitfühlend zu klingen und er rappelt sich von der Couch auf.
„Hmm.“ Nuschelte er und nachdem er die Tabletten genommen hat schleicht er wie ein Häufchen Elend ins Bad.
Ich schalte den Fernseher ein und zappe mich durch die Kanäle. Eine halbe Stunde später steht Ras wieder im Wohnzimmer und er sieht wirklich wesentlich besser aus.
„Na wie fühlst du dich?“ ich sehe ihn an und er setzt sich zu mir auf die Couch.
„Besser.“ Sagt er und atmet tief aus.
„Meinst du dein Magen kann schon wieder feste Nahrung aufnehmen?“ ich sehe ihn skeptisch fragend an.
„Toast geht schon, denke ich.“ Er sieht mich an und wackelt leicht mit seinem Kopf. So ganz sicher scheint er sich nicht zu sein.
„Du weißt wo alles steht.“ Lächele ich.
„Was ist mit Addy?“ er sieht mich fragend an und steht auf.
„Ich wecke ihn mal, er kann ja nicht den ganzen Tag verschlafen. Ihr müsst heute Abend ja wieder fit sein.“ Lächele ich.
„Ich schwöre dir keinen Tropfen Alkohol heute Abend.“ Er sieht mich gequält an.
„Ja, ja das kenne ich schon.“ Winke ich ab und gehe zu Adam seiner Tür.
„Addy aufstehen! Addy aufstehen!“ ziehe ich mit lauten klopfen mein Aufweckprogramm durch.
„Man bin ich froh dass ich nicht Addy bin.“ Ras grinst mich an und geht in die Küche, ein elend aussehender Adam öffnet die Tür.
„Gott Emmy.“ Stöhnt er gequält.
„Aufstehen!“ sage ich streng „Kopfschmerztabletten und Wasser sind in der Küche, dann duschen, eine Kleinigkeit essen und dann seelisch auf heute Abend vorbereiten.“ Bestimme ich und er schlurft an mir vorbei.
Ras fährt nach einem kleinen Frühstück zu sich und ich baue Adam ein wenig auf.
„Man warum musstet ihr euch gestern so die Kante geben?“ ich sehe ihn kopfschüttelnd an. Das passt eigentlich schon seit einer Weile nicht mehr zu ihm.
„Chris hat uns heraus gefordert.“ Er grinst schief.
„Chris? Unser Chris? Maries Chris?“ ich sehe ihn erstaunt an. Es fällt mir schwer das zu glauben.
„Ja.“ Sagt er nur und reibt sich seine Schläfen.
Piep, Piep mein Handy liegt auf der Spüle und ich nehme es zur Hand.
Hey Mausi! Sind Addy und Ralle wieder unter den Lebenden? Ich denke wir beide, na ja und Mette und Nico werden heute Abend die Einzigen sein die Trinken. Hannes und Chris geht es hundeelend. Hahaha! Selber Schuld! Ich freue mich! Um 21 Uhr bei euch. Und Hey wir brauchen kein Taxi, Chris fährt freiwillig! Bis später!
Ich grinse in mich hinein, ich gehe auf den Antwortbutton.
Hey Süße! Ja Addy und Ras sind wach und leben noch! Ras ist schon bei sich zu Hause, Addy leidet noch ein wenig. Super Taxigeld gespart! Freue mich riesig! Weißt du was? Ich schicke Jonas eine SMS und frage ob er auch Lust hat.  Mir ist gerade danach! Erspare dir jeglichen Kommentar! Bis später!
Ich drücke auf senden und suche Jonas seine Nummer. Mir ist irgendwie danach raus zu finden was hinter seiner Einladung steckt.
Hey Jonas! Hast du Lust heute Abend ins Bonus zu kommen? Wir sind um 22:30 Uhr da! Ich würde mich freuen! Bis dann Mia
Ich überlege einen kleinen Moment und drücke dann auf senden. Nun ist sie weg und ich grinse breit. Mal schauen was da so auf mich zu kommt.
Adam sieht mich fragend an. „Warum grinst du denn so?“
„Ach nichts.“ Sage ich ausweichend und er beugt sich wieder über seine Müslischüssel. Ich gehe ins Wohnzimmer, mal schauen was der Fernseher jetzt so zu bieten hat.
Piep, Piep ich gehe zurück in die Küche und fluche das ich mein Handy haben liegen lassen.
„Hey Emmy! Ein Jonas freut sich sehr auf heute Abend!“ Adam sieht mich mit meinem Handy in der Hand an „Jonas? Jonas aus dem Krankenhaus? Oberarzt Jonas?“ er schaut mich sehr skeptisch an. Nach der Sache mit Tim hat er mir mehrmals auf die Finger geklopft und gesagt ich solle es lassen. Egal, mein Leben, meine Entscheidung.
„Ja das trifft es so ziemlich genau.“ Sage ich und nehme ihm mein Handy aus der Hand.
„Meinst du das ist so schlau?“ er zieht eine Augenbraue hoch.
„Ich muss mit dir Saufbirne nicht über Cleverness diskutieren.“ Sage ich schnippisch und gehe um meine Sendung zu Ende zu schauen. Klar weiß ich dass die Sache auch Schlecht ausgehen kann, aber ihm gegenüber muss ich meine Unsicherheit ja nicht unbedingt zugeben.
Er setzt sich ein paar Minuten später neben mich und nimmt meine Hand.
„War nicht so gemeint.“ Sagt er zerknirscht.
„Ach was, ich kenne dich.“ Ich grinse ihn an.
Wie gesagt so richtig böse sein kann ich auf ihn nicht, eben genauso wenig wie er auf mich.
„Gefällt er dir denn?“ er grinst mich schelmisch an.
„Ja…“ ich sehe zu ihm „… er gefällt mir ziemlich gut.“
„Pas auf dich auf Emmy.“ Sagt er behutsam und legt seinen Kopf in meinen Schoß. Ich streiche ihm seine blonden Haare aus der Stirn und lächele.
Er macht sich einfach Sorgen um mich, das tut er immer und wird er immer tun.
Ich sehe zu ihm, Adam entwickelt sich immer zu einem Kleinkind zurück wenn es ihm nicht gut geht und dann nehme ich die Rolle der kleinen „großen“ Schwester ein. Er ist dann immer ganz kuschlig und braucht meine Nähe, am liebsten möchte er mich dann den ganzen Tag bei sich haben und mich nicht los lassen. Wenn er richtig krank ist dann schicke ich ihn aber zu unserer Mor, das habe ich mir einmal angetan und fast meine ganzen Vorlesungen in der Woche verpasst. Meine Mor ist dann immer die Übermutter schlechthin und ich brauche dann so ein, zwei Tage um ihm sein Machogehabe wieder abzugewöhnen. Aber ehrlich er ist sehr selten krank, aber wenn dann richtig. Das heute ist nur ein kleiner Kater und ich bin mir sicher dass er ihn überlebt.

Kapitel 5




Wir ruhen uns den restlichen Nachmittag aus und als die anderen kommen ziehen Marie, Mette und ich uns zurück um uns fertig zu machen.
Es ist als immer als wären wir gerade 16 geworden und machen uns das erste Mal für die Disco fertig. Schon lustig wenn man bedenkt dass wir auf die 30 zugehen oder sie bereits erreicht haben.
„Und was sagt ihr?“ Mette zieht sich ihre Jacke aus, sie trägt ein weißes Top, eine kurze schwarze enge Weste und eine dunkelblaue Jeans. Sie sieht echt gut aus und niemand der sie so sieht kommt auf die Idee dass sie eine 3 jährige Tochter hat.
„Hey heiße Braut!“ applaudieren Marie und ich und lachen. Marie trägt eine enge dunkelgraue Bluse mit einem kleinen Ausschnitt und eine schwarze enge Hose.
Fehle ja nur noch ich.
Ich stehe schon 5 Minuten unentschlossen vor meinem Kleiderschrank.
„Was überlegst du?“ Mette lässt sich auf mein Bett fallen.
„Sie überlegt was sie für Jonas anzieht.“ Lacht Marie und ich lasse ihr einen herzlichen Blick zukommen.
„Jonas aus dem Krankenhaus?“ Mette sieht mich an und ich nicke grinsend.
„Wow.“ Sagt sie nur. Gut für sie das sie sich weitere Kommentare erspart…
Nach langem hin und her, stehe ich endlich in einem schwarzen sehr engen Top und einem sehr, sehr kurzem dunkelblauen Jeansrock vor den beiden.
„Wow Mia, ich würde wirklich alles für dein Dekollete geben.“ Mette grinst mich an. Ich schaue an mir herunter, viel verdecken tut das Top wirklich nicht. Aber wer nichts wagt der nichts gewinnt. So geht der Spruch doch, oder?
„Und ich würde wirklich alles für deine Beine tun. Man Mia wenn er heute Abend die Finger von dir lassen kann, dann ist er schwul.“ Lacht Marie. Ich drehe mich vor dem Spiegel erneut um meine eigene Achse, ja der Rock saß echt sehr eng, aber alles in allem sieht es gut aus und nicht im Entferntesten billig. Das ist ein absolutes No Go für mich. Es darf gerne ein wenig aufreizender sein aber eben niemals billig.
Ich trage ein wenig Schminke auf, ziehe meine hohen schwarzen Stiefel an, die mir bis kurz unters Knie gehen und dann stecke mir locker meine langen Haare hoch. Einzelne Strähnen lasse ich locken raus fallen.
„Fertig.“ Sage ich stolz und sehe mich zufrieden im Spiegel an.
„Super! Auf einen tollen Abend!“ Marie hält ihr Sektglas hoch und wir stoßen an. Nachdem wir unsere Gläser geleert haben gehen wir gut gelaunt zu den Jungs ins Wohnzimmer.
„Wow Mia! Du siehst absolut heiß aus!“ Hannes sieht mich anerkennend an und springt von der Couch auf. Er nimmt meine Hand und dreht mich um meine eigene Achse.
„Danke und nun kommt.“ Lache ich, mache mich von ihm los und nehme mir mein Mantel.
„Ja beeilen wir uns sonst kommt Emmy zu spät zu ihrem Date.“ Lacht Adam und steht nun auch auf.
Was machen alle so eine große Sache daraus?
„Du hast ein Date?“ Ras sieht mich verwirrt an.
„Was ist daran so besonders? Ich bin eine junge, ziemlich gut aussehende Frau und auch wenn es euch nicht behagt ich habe ein Privat- und ja stellt euch vor ein Sexualleben.“ Ich sehe kopfschüttelnd in die Runde.
Alle lachen auf und wir gehen runter zu den Autos von Hannes und Chris. Lachend und super gut gelaunt kommen wir im Bonus an. Wir geben unsere Jacken ab und Marie, Mette und ich bestellen uns einen Cocktail. Wie immer zu solchen Anlässen Tequila Sunrise. Ich mag diesen Cocktail sehr gerne und er gehört einfach dazu wenn wir ausgehen.
„Hey wunderschöne Frau.“ Haucht mir jemand ins Ohr und ich drehe mich lächelnd um. Ich bekomme Gänsehaut und muss fest stellen dass er wirklich sehr gut aus sieht.
„Hallo gut aussehender Mann.“ Ich lasse mich von ihm in den Arm nehmen. „Darf ich dir Adam meinen Bruder und unsere Freunde vorstellen?“ ich sehe ihn an und dann in unsere Runde.
Alle stellen sich im vor und er nimmt meine Hand.
„Tanzen?“ flüstert er mir ins Ohr und ich nicke lächelnd. Ich weiß schon in diesem Moment wo ich will dass diese Nacht endet.
Im Bett!
Mit ihm!
Über Details bin ich mir aber noch nicht im Klaren.
Wir gehen auf die Tanzfläche und ein langsames Lied ertönt, er nimmt mich lächelnd in den Arm und ich schmiege mich an ihn. Seine Hand wandert zu meinem Hintern und ich lasse sie ihn darauf ablegen. Mein Herz schlägt schneller vor Erregung, Gott er macht mich echt scharf.
Liegt es daran das ich schon seit Monaten mit keinem Mann im Bett war oder ist er einfach nur wirklich heiß?
Dann ertönt ein schneller Song und wir tanzen nicht wirklich jugendfrei dazu. Seine Hand gleitet über meinen Rücken, er drückt meinen Unterleib gegen seine und meine Wangen fangen an zu glühen. Meine Hand wandert ebenfalls über seinen Rücken und über seinen Bauch, ich spüre seine gut trainierten Muskeln. Immer wieder kommt sein Gesicht meinem ganz Nahe, aber wir küssen uns nicht. Nach dem Lied stehen wir beide neben der Tanzfläche.
„Woher dein Sinneswandel?“ Jonas sieht mir in die Augen. Wow er hat wirklich schöne tiefblaue Augen!
Bin ich angetrunken?
Vielleicht…
„Man lebt nur einmal.“ Lächele ich und ziehe ihn zu mir. Ich sehe ihm tief in die Augen und befeuchte meine Lippen. Eine Geste die nicht ungesehen bleibt. Er grinst leicht und zieht mich an meiner Taille zu sich heran. Er küsst meinen Hals und ich verfluche das wir uns Mitten in einer Disco befinden. Ich lege meine Hand um seinen Nacken und küsse ihn sanft. Seine Lippen fühlen sich gut auf meinen an. Seine Zunge fordert Einlass und ich gewähre ihm. Seine Küsse heizen mich noch mehr an. Ich stöhne wohlig auf und er sieht mich grinsend an.
Je weiter die Nacht voran schreitet desto mehr lasse ich mich gefühlsmäßig auf ihn ein. Ab und zu gehen wir zurück zu den anderen, trinken etwas und unterhalten uns kurz, dann aber stürmen wir wieder auf die Tanzfläche und ich mag es mit ihm zu tanzen.
Ein paar Stunden später stehen wir küssend an der Bar. Er hat meinen Po in seinen Händen und knetet ihn sanft.
„Gott Mia du machst mich wahnsinnig.“ Raunt er mir ins Ohr und ich muss mir zum wiederholten Mal eingestehen das es mir genauso geht. Er übt eine ungeheure sexuelle Anziehung auf mich aus.
Plötzlich werde ich nach hinten gezogen und Ras sieht mich an. Es liegt etwas in seinem Blick was ich nicht zuordnen kann und ich schüttele leicht meinen Kopf um den Gedanken zu verscheuchen. Ich will mich jetzt nicht mit Ras befassen.
„Was gibt es?“ frage ich ertappt und leicht verlegen.
„Wir wollen los.“ Sage er nur und ich nicke.
„Kommst du mit zu mir?“ ich sehe Jonas an und er lächelt vielsagend.
Ras sieht mich erneut komisch an aber ich übersehe es einfach und nehme Jonas seine Hand.
Im Auto quetsche ich mich mit Adam und Jonas, die beide nicht gerade sehr klein sind, auf die Rückbank. Adam unterhält sich die ganze Fahrt mit Jonas, meine Hand ruht auf seinem Oberschenkel und ich bin nur froh als wir endlich bei uns sind.
„So geh schlafen Adam!“ sage ich und nehme Jonas an die Hand und ziehe ihn in mein Zimmer. Ich schließe die Tür und küsse Jonas verlangend.
„Oh Wow Mia!“ schmunzelt er.
Was hat er erwartet?
Blümchensex?
Über das Stadium bin ich längt hinaus.
Ich ziehe mein Top über den Kopf und befreie mich von meinem BH. Er nimmt diese Aufforderung gerne an und liebkost meine Brüste. Er schiebt mir meinen Rock hoch, drückt mich eher unsanft zwischen seinen Küssen aufs Bett und zieht meinen Slip mit einer schnellen Bewegung nach unten. Dann drückt er mir ein Kondom in die Hand und zieht seine Jeans und seine Shorts aus. Sein bestes Stück ragt mir entgegen und ich ziehe ihm vorsichtig das Kondom über. Dann nimmt er meinen Po in seine Hände und dringt mit einem Seufzer in mich ein. Wow es verschlägt mir dir Atem. Er nimmt mich stürmisch und ich denke, wohl auch bedingt durch die Mengen an Alkohol die ich zu mir genommen habe, alles dreht sich um mich herum. Immer und immer wieder heizen wir uns gegenseitig ein und schlafen erst ein als es schon hell wird. Ich liege auf seiner Brust und höre seinen gleichmäßigen Herzschlag ehe ich einschlafe.

Kapitel 6




„Emmy! Ich störe wirklich nur ungern, aber wir müssen zu Mor und Far!“ Adam klopft an meine Tür. Ich öffne die Augen und sehe in Jonas sein lächelndes Gesicht.
„Guten Morgen.“ Sagt er verschmitzt.
„Guten Morgen.“ Hauche ich und gebe ihm einen Kuss.
„Emmy?“ kommt er erneut ungeduldig von draußen. Tja Ungeduld ist nicht nur meine Schwäche.
„Ich bin wach.“ Sage ich schnell.
„Okay. Ihr habt 1 Stunde!“ sagt Adam und ich kann förmlich sehen wie er grinst, ich lege mich zurück.
Jonas zieht mich in seine Arme und küsst mich stürmisch. Ich kichere und lasse mich von ihm verwöhnen. Anschließend sehe ich auf meine Uhr. Wow, ich habe keine Ahnung gehabt was man in 20 Minuten alles anstellen kann, aber nun weiß ich es. Es gefällt mir und ich kann nicht aufhören zu lächeln. Seine Hand ruht auf meiner nackten Brust.
„Jo?“ ich sehe ihn an.
„Was denn Skat?“ er zieht mich in seine Arme und ich höre sein Herz schnell schlagen. Skat, Schatz, also bin ich ihm anscheinend wichtig, wieder lächele ich.
„Würde es dir was ausmachen wenn wir es im Krankenhaus nicht an die große Glocke hängen würden?“ ich sehe zu ihm auf.
„Nein, nein. Privat ist Privat und Klinik ist Klinik.“ Sagt er sanft und küsst mich.
„Oh ich könnte den ganzen Tag so weiter machen.“ nuschele ich „Aber ich muss.“ Ich sehe ihn entschuldigend an.
„Kein Problem, ich ziehe mich an und dann sehen wir uns morgen in der Klinik, vielleicht komme ich danach noch mit zu dir und wir machen ganz genau da weiter wo wir jetzt aufhören.“ Er zwinkert mir zu, steht auf und zieht sich seine Boxershorts an.
„Klingt verlockend.“ Ich wickele mich in meine Bettdecke, gebe ihm einen Kuss und gehe ins Bad.
„Bis morgen Skat!“ ruft Jonas ein paar Minuten später.
„Bis morgen Jo!“ rufe ich ihm aus der Dusche zu.
Fertig geduscht und angezogen empfängt mich Adam im Flur als ich aus dem Bad komme. Wir gehen zum Auto und fahren los. Unsere Eltern wohnen, seit unserem Auszug, ein ganzen Stück außerhalb von Kopenhagen und wir haben 40 Autominuten vor uns. Ich krame mein Handy aus meiner Handtasche.
3 neue Nachrichten
Marie, Jonas und Chris
Ich gehe zuerst auf die von Chris, denn das er mir schriebt ist eher ungewöhnlich.
Hey Mia! Hoffe euch geht es gut. Wir haben gestern versehentlich deinen Mantel mitgenommen. Aber hast du wahrscheinlich eh nicht gemerkt. Bis morgen Abend. Chris
„Trefft ihr euch morgen Abend?“ ich sehe zu Adam.
„Wer ist ihr?“ er grinst mich an, als ob er das nicht genau weiß.
„Na du und die Jungs.“ Ich sehe ihn kopfschüttelnd an. Was für eine Frage!
„Ja Ralle und Chris kommen vorbei, wir haben das erste Mal seit ewigen Zeiten ein Projekt zusammen. Chris als Ingenieur, ich der Projektplaner und Ralle als Kopf des Ganzen.“ Er lacht und ich sehe ihm an das er sich wirklich freut.
Ras ist Architekt und es stimmt zusammen einen Auftrag hatten sie das letzte Mal vor 3 oder 4 Jahren gehabt, damals war Marie gerade mit Chris zusammen gekommen.
„Na, denn. Jonas kommt morgen Abend nach der Arbeit mit zu mir.“ Ich grinse schelmisch.
„Wow hat es meine kleine Schwester etwa erwischt.“ Er lacht und sieht mich einen kleinen Moment schmunzelnd von der Seite an.
„Ja so ein wenig schon.“ Gestehe ich. Ich habe es eben gerade das erste Mal jemanden gegenüber zu gegeben und es fühlt sich richtig gut an.
Dann tippe ich auf Maries Namen.
Hey Mausi! Ich hoffe du hattest eine wunderbare Nacht! Man Jonas ist wirklich nett und er sieht echt gut aus!  Ralle hat mich gestern den ganzen Abend nach ihm ausgefragt und seitdem wir heute alle bei meiner Mor sind schweigt er sich aus, keine Ahnung was den gebissen hat! Melde dich mal wenn ihr vom Essen wieder da seid!
Ich grinse und drücke auf antworten. Sie kennt mich einfach zu gut.
Hey Süße! Die Nacht war der Wahnsinn eine glatte 4 mit Tendenz zu 5. Hammer! Ich denke wir führen so etwas wie eine Beziehung. Heute Abend denke ich wird das nichts, ich bin so hundemüde. Ich glaube ich habe ein bisschen zu wenig Schlaf bekommen. Was hältst du von Frühstück am Mittwoch? Du hast doch frei, oder? P.s. Was Ras gebissen hat weiß ich nicht, er war gestern Abend auch schon so komisch… PMS?
Ich drücke auf senden und sehe zu Adam.
„Sag mal was war denn gestern mit Ras los? Marie schreibt gerade das er absolut miese Laune hat und gestern wohl auch schon.“ Mich würde wirklich interessieren was er hat.
„Kein Plan, ja er war gestern ein wenig merkwürdig.“ Sagt er nach einem kurzen Nachdenken.
Ich schüttele unmerklich meinen Kopf.
Dann gehe ich auf Jonas.
Hey Skat! Die Nacht war ein Traum! Kann es kaum erwarten dich morgen zu sehen! Werde mich anstrengen die Finger auf Arbeit von dir zu lassen. Kuss
Ich lächele breit, ich fühle mich so gut wie schon lange nicht mehr.
Hey Jo! Die Nacht war wirklich wunderschön! Ich werde dich heute Nacht vermissen! Freue mich dann aber umso mehr auf morgen Abend! Kuss
Ich drücke auf senden und sehe aus dem Fenster…
Was ist nur mit Ras los? So kenne ich ihn gar nicht. Hmm, im nächsten Moment schalle ich mich selber, was geht mich sein Gefühlsleben an? Ich für meinen Teil bin glücklich.
Grinsend steige ich bei meinen Eltern aus dem Auto.
Der Nachmittag ist so schön, meine Mor genießt es uns beide um sich zu haben und mein Far und Adam diskutieren wie immer stundenlang über irgendwelche “ganz wichtigen“ Fußballspiele die meine Mor und mich bis zum Tode langweilen.
Erst am späten Abend kommen wir nach Hause und ich gehe gleich zu Bett. Ich muss dringend Schlaf nach holen, denn davon hatte ich die letzte Nacht nicht allzu viel.
Gut gelaunt fahre ich am nächsten Tag zur Arbeit.
Mal wieder Spätdienst. Gibt es überhaupt noch andere Dienste?
Im Umkleideraum treffe ich auf Jonas.
„Seit wann ziehst du dich hier um?“ ich grinse ihn schelmisch an.
„Seit dem ich auf dich warte.“ Er zieht mich in seine Arme und küsst mich innig. Er drückt seinen Unterleib an meinen und eine angenehme Wärme durchströmt mich. Es fühlt sich so schön an, einen kleinen Moment vergesse ich wo wir sind Dann erinnerte ich ihn daran und wir gehen runter zur Station. Heute haben wir Dienst auf der Chirurgie und haben 5 geplante OPs. Es ist schön mal nicht in der Notaufnahme zu arbeiten, aber ich muss mir eingestehen das mir die Hektik und die Unwissenheit auf das was kommt ein wenig fehlen. Nach Dienstschluss ziehe ich mich um und warte am Auto auf Jonas. Wir wollen nicht riskieren im Unkleideraum Dummheiten zu machen, denn wenn etwas in diesem Krankenhaus immer fehlerfrei funktioniert, dann ist es die Klatschabteilung und ich will nicht deren Gesprächsthema Nummer Eins sein. Er kommt lachend angelaufen und wirbelt mich durch die Luft.
„Skat.“ Haucht er mir ins Ohr, legt seine Hand fest an meinen Po und ich grinse ihn an.
„Ich weiß dass es wahnsinnig schwer ist, aber 10 Minuten wirst du noch warten müssen.“ Lächele ich und er steigt kopfschüttelnd ein.
„Du verstehst es wirklich einen Mann heiß zu machen.“ er legt seine Hand viel zu weit oben auf meinen Oberschenkel. Gott er macht mich wahnsinnig.
Wir fahren zu uns und als ich den Schlüssel im Schloss herum drehe, stehen wir auch schon mitten in einer hitzigen Diskussion zwischen Ras und Adam.
„Was ist denn hier los?“ ich sehe beide an und dann zu Chris.
„Kein Plan.“ Sagt Chris und zuckt mit den Schultern während sein Kopf von Adam zu Ras und zurück sieht.
„Sag mal was ist dein Problem?“ Adam sieht leicht angesäuert zu Ras.
„Gott ich habe kein Problem.“ Erwidert dieser hitzig.
„Warum bist du so Scheiße drauf? Man lass uns auf den Auftrag konzentrieren.“ Adam sieht ihn nun offensichtlich böse an.
„Ja, ja.“ meint Ras nun ruhiger.
„Dann ist ja gut, können wir jetzt weiter machen?“ Adam blickt leicht ihn verwirrt an und er nickt.
Erst jetzt scheinen wir den Beiden überhaupt aufzufallen.
„Hey Emmy! Hey Jo!“ begrüßt Adam uns.
„Hey.“ Sagen wir beide wie aus einem Mund.
Ras wirft mir einen seiner undeutbaren Blicke zu und geht ins Wohnzimmer, Chris folgt ihm mit einem Nicken in unsere Richtung. Adam sieht mich immer noch verwirrt durch den Streit an. Die Jungs streiten sich wirklich sehr selten und so laut wie eben haben ich sie fast nie erlebt, schon gar nicht Ras.
„So wir lassen euch arbeiten.“ Sage ich schnell und ziehe Jonas hinter mir her. Ich habe jetzt was Besseres vor als mich auf Ras und Adam und deren Streit zu konzentrieren. Das machen die beiden schon unter sich aus.

Kapitel 7




In der nächsten Zeit wird Jonas Dauergast bei uns und es läuft wirklich gut zwischen uns.
Nur ab und zu kommt bei mir das Gefühl auf, das doch etwas fehlt, nur leider weiß ich nicht was…
Dann ist mein praktisches Jahr vorbei und ich muss mich für eine Fachrichtung entscheiden. Zum Erstaunen fast aller meiner Kollegen entscheide ich mich für die Notfallmedizin. In den letzten Wochen auf der Chirurgie habe ich gemerkt was ich wirklich will und das war eben Notfallmedizin. Zumindestens in beruflicher Hinsicht kann ich mich auf meine Gefühle verlassen. Oliver bleibt in der Chirurgie, kein Wunder, er ist ein wirklich begnadeter Chirurg. Der Rest verteilt sich auf die anderen Fachrichtungen und die neuen Assistenzärzte fangen an, für die Notaufnahme meldet sich natürlich erst einmal keiner, aber das ist nicht ungewöhnlich. Ich war anfangs auch erst einmal drei Monate auf der Inneren Abteilung gewesen um überhaupt einen Einblick zu bekommen. Ein Assistenzarzt oder eine Assistenzärztin zu sein ist an sich schon schwer genug, denn nach 7 Jahren Theorie sieht man sich das erste Mal mit Menschen und deren Schicksalen konfrontiert und das ist gerade in der ersten Zeit nicht immer einfach.
Jonas und ich arbeiten nun fast täglich zusammen und es klappt sehr gut das Privatleben vom Beruf zu trennen.
Aber so sehr ich mir auch Mühe gebe, es fehlt etwas und ich kann mir nicht erklären was. Es macht mich wirklich wahnsinnig und ich versuche mir einzureden dass es nicht so ist und es gelingt mir erstaunlicher Weise auch eigentlich ganz gut.
Wir verbringen viel Zeit damit uns freie Tage und Stunden für uns zu schaffen und unsere Dienste machen es uns nicht gerade einfach.
Ich genieße den Sex mit ihm, ich genieße es in seinen Armen aufzuwachen und nun hat Adam das eine oder andere Wochenende auch mal die Wohnung für sich allein und kann so viele Frauen abschleppen wie er will. Nur muss er sie jetzt auch selber ohne meine Hilfe vor die Tür setzen.
Ich stelle Jonas meinen Eltern vor und er kommt wenn er keinen Dienst hatte mit zu unseren Sonntagsbesuchen. Meine Mor ist ganz vernarrt in ihn, kein Wunder… sie wünschen sich schon so lange Enkelkinder und jeder Mann der er schafft das ich ihn meinen Eltern vorstelle gilt als potenzieller Vater eben solcher.
Der Sommer kommt und geht und ich schaffe es tatsächlich ganze drei Mal an den Strand. Ein Wochenende bzw. einen Samstag im Monat reserviere ich mir für Marie und Mette und wir unternehmen einen schönen Mädchen Ausflug, gehen ins Kino oder sehen uns bei uns zu Hause einen Film an. Mal nur mit Marie, mal nur mit Mette und mal eben auch mit Beiden. Ich gehöre zu der Art von Frauen die ihre Freundschaften pflegen auch wenn sie einen Freund haben. In meinen Augen ist kein Sprichwort so wahr wie: Ein Mann kommt und geht, aber deine Freunde sind immer da. Und ich passe auf das meine Freunde nicht zu kurz kommen. Bei Adam, Nico, Chris und Ras ist es was anderes, die sehe ich fast jeden Tag wenn ich von der Arbeit komme und ab und zu lasse ich mich zu einer Runde EgoShooter überreden.
EgoShooter sind nur was für Männer?
Nein falsch, es macht unheimlich Spaß wild drauf los zu ballern. Ich ziehe die Jungs meistens ab und sie hassen mich dafür…
Es ist ein schöner Samstagabend Ende November als meine kleine heile Welt ihre ersten Risse bekommt. Jonas und ich stehen vor einem Behandlungsraum und besprechen das weitere vorgehen des Tages. Mittlerweile darf ich auch stolz meinen Doktortitel tragen, mit Jonas seiner Hilfe habe ich meine Doktorarbeit fertig bekommen und meinen Titel verliehen bekommen.
< Schwerer Autounfall, Kleinvan, Eine Familie zwei Kleinkinder mit Polytrauma und schwerem Schädel-Hirn-Trauma, Erwachsene mit multiplen Knochenbrüchen. Kinder ins Frederiksberg, Eltern ins Zentral > ertönt unsere Notfallsirene.
Jonas sieht mich geschockt an, sofort laufen wir zur Einlieferung und ziehen uns unsere gelben Schutzkittel über. Ich habe mir gerade die Handschuhe angezogen als die Tür aufgestoßen wird und die erste Trage erscheint. Ein Sanitäter beugt sich über den kleinen Körper und reanimiert ihn. Ich atme tief durch und laufe zu ihm.
„3 jähriges Mädchen, Schädel Hirn Trauma, Poly Trauma. Reanimation seit 12 Minuten.“ Erklärt der Sanitäter mir auf dem Weg in den Schockraum.
„Ich übernehme.“ Sage ich zu ihm und übernehme sogleich die Herzmassage „Beutelbeatmung fortsetzen…“ ich gebe meine Anweisungen und denke nicht darüber nach. Ich agierte einfach nur, so wie es gelernt habe. Das lernt man schnell und man muss es einfach lernen um überleben zu können.
So sehr ich mich auch bemühe, hoffe und bete die Linie auf dem Monitor bleibt flach.
„Komm schon Kleines, nur ein ganz kleines Zeichen! Bitte zeig mir das du noch da bist!“ flehe ich sie an.
„Letzte Lebenszeichen vor 156 Minuten.“ Sagt die Schwester leise zu mir und ich sehe zu ihr, mir ist jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen. Nach 120 Minuten ist eigentlich der Standart gesetzt aufzuhören, doch ich will dieses kleine Mädchen einfach nicht aufgeben. Ich will und ich kann nicht. Jonas kommt aus dem Nebenraum zu mir, er erkennt die Lage sofort und legt seine Hände auf meine.
„Skat.“ Sagt er ganz sanft.
„Vielleicht schaffen wir es noch!“ ich sehe bittend zu ihm auf.
Lass mich weiter machen!
Lass es mich versuchen!
Bitte!
„Nein Skat.“ Er nimmt meine Hände von ihrer Brust und ich sehe ihn verzweifelt an. Tränen beginnen über mein Gesicht zu laufen und ich flehe ihn mit meinen Blicken an es weiter versuchen zu dürfen.
„Zeitpunkt des Todes 17:16 Uhr.“ Sagt er leise. Die Schwester nickt ganz leicht und ich lasse meine Hände sinken. Sie stellen alle Geräte ab und plötzlich ist es ganz still. Eine unheimliche, erdrückende Stille nach der Hektik der letzten 2 Stunden. Ich schlucke schwer, ich habe sie verloren. Ich habe mich so sehr bemüht aber ich bin gescheitert. Ich sehe auf in Jonas seine Augen.
„Das andere Kind?“ frage ich leise und er schüttelt langsam seinen Kopf.
„Gott.“ Die Tränen brennen in meinen Augen.
Diese Momente hasse ich!
Gerade jetzt im Moment hasse ich es eine Ärztin zu sein!
Ich will keine Ärztin sein die ihre Patienten verliert!
Ich will nicht!
Ich will nicht!
„Ich rufe das Zentral an. Skat…“ setzt er an, doch ich will nichts hören.
Ich laufe an ihm vorbei in den hell erleuchteten Flur, alles kommt mir plötzlich so nutzlos vor. Sieben Jahre Studium, 1 Jahr Assistenzzeit, meine jetzige Facharztausbildung und ich bin nicht einmal in der Lage einem kleinen Mädchen das Leben zu retten. Ich laufe direkt Prof. Jorgensen in die Arme und er sieht mich an. Er scheint die Situation schnell zu realisieren.
„Emilia.“ Sagt er ganz sanft und legt seine Hand auf meine Schulter.
„Was tue ich hier eigentlich?“ schluchze ich.
Er nimmt mich in den Arm, das erste Mal in 1 ½ Jahren nehme ich ihn und er mich einfach nur als Menschen wahr. Er streicht mir beruhigend über den Rücken.
„Emilia du bist eine wunderbare Ärztin. Leider sind das die Situationen mit denen wir lernen müssen umzugehen.“ Sagt er väterlich.
„Aber wie?“ ich sehe ihn mit großen Augen an. Ich fühle mich so hilflos.
„Erinnere dich wie vielen Menschen du bisher helfen konntest, erinnere dich an die glücklichen Gesichter als du so vielen Familien sagen konntest: Es geht ihm oder ihr gut, er oder sie hat es überstanden.“ Er sieht mich prüfend an und ich nicke leicht. Im Moment will mir das einfach noch nicht gelingen. Im Moment spuckt mir nur durch den Kopf das ich dieses kleine Mädchen nicht retten konnte.
„Und jetzt geh nach Hause Emilia und morgen ruhst du dich aus. Ich übernehme deine Schicht. Am Montag sehen wir uns zur Visite.“ Er nickt leicht, er erwartet keine Antwort und ich gehe schweigend an ihm vorbei zum Fahrstuhl. Ich fahre in den 8. Stock, die Tränen hören auf über mein Gesicht zu laufen und gehe zu meinem Spint. Wie in Trance ziehe ich erst jetzt den Schutzkittel aus. Er ist voll Blut von ihr, ich knülle ihn wütend zusammen und werfe ihn in die dafür vorgesehene Tonne. Ich ziehe meine blaue Arztkleidung aus, ich habe mich auch gegen einen Arztkittel entschieden. Die Entscheidung ist aber für mich eher praktischer Natur gewesen, denn so viele Sachen wie ich mir an nur einem Tag einsaue, so viele Kittel haben wir gar nicht. Die Kittel überlasse ich gerne meinen Kollegen auf den anderen Stationen. Ich tausche meine Sachen gegen eine Jeans und ein Shirt.
Oliver kommt gerade zu seiner Schicht in der Chirurgie und sieht mich besorgt an.
„Hey Mia! Alles gut?“ fragt er vorsichtig und ich sehe ihn nicht einmal an. Ich ziehe mir schweigend meinen dicken Wintermantel an und verlasse unseren Umkleideraum. Er muss gespürt haben dass es das Beste ist mich in Ruhe zu lassen. Ich fahre in die Tiefgarage und gehe zu meinem Auto, mir laufen zwar keine Tränen mehr übers Gesicht aber ich bin nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. So kann ich kein Auto fahren…
Ich laufe durch die Parkebene und schlage den Weg nach Hause ein. Ich laufe wie in Trance durch die belebten Straßen und unzählige Menschen schimpfen auf mich weil ich sie anrempele. Meine Gedanken drehen sich im Kreis und machen mir das atmen schwer.
Habe ich wirklich genug getan?
Habe ich alles richtig gemacht?
Hätte ich noch was anderes machen können?
Habe ich eine Möglichkeit übersehen?
Nach einem Fußmarsch von einer Stunde, obwohl ich für den Weg normalerweise nur 30 Minuten brauche schließe ich unten die Tür auf und gehe langsam die Treppe hoch, oben angekommen stecke ich den Schlüssel ins Schloss und schließe einen Moment meine Augen.
Wie kann es sein das mein Leben weiter geht, während sie nicht einmal die Chance gehabt hatte ein Leben zu haben? Sie war doch erst 3, sie hatte noch nicht einmal angefangen richtig zu leben…
Ich habe es nicht geschafft ihr diese Chance zu geben.
Schließlich drehe ich den Schlüssel im Schloss herum und betrete die Wohnung, ich stolpere wie sooft am Samstagabend über die Schuhe von den Jungs. Ich sage nichts, streife mir meine eigenen Schuhe ab und lasse sie achtlos liegen. Ich hänge meine Jacke auf und lege meinen Schlüssel auf den Schrank. Meine Hand zittert wie ich fest stelle, aber das ist egal. Mir ist gerade alles egal.
„Emmy?“ Adam kommt aus dem Wohnzimmer, ich sehe auf aber durch ihn hindurch. Ich gehe einfach am ihm vorbei in Richtung meines Zimmers.
„Hey Addy du bist dran.“ ruft Ras.
„Macht den Scheiß mal aus.“ Sagt er und alle sind plötzlich still, an seiner Stimmlage hören sie dass etwas nicht stimmt, er eilt mir hinterher.
„Emmy?“ er hält mich an beiden Armen fest und ich blicke ihm in die Augen „Gott Emmy bitte rede mit mir.“ Sagt er leise und sieht mich bittend an. Ich sehe die Angst in seinen Augen.
Ich schüttele traurig meinen Kopf, ich will es niemanden erzählen, ich habe versagt und will es ihm einfach nicht sagen. Ich fühle mich so unzulänglich.
Er bugsiert mich, ohne das ich es wirklich merke zur Couch und setzt mich hin, er geht vor mir in die Hocke.
„Emmy Schatz. Bitte sag was! Was ist passiert?“ er zwingt mich ihn anzusehen.
„Ich habe versagt.“ Wispere ich kaum hörbar.
„Was sagst du denn da?“ er sieht mich fragend an.
„Gott Adam! …“ ich springe plötzlich auf.
Woher habe ich plötzlich die Kraft dazu?
Keine Ahnung.
„Ich habe versagt! Ich bin eine miserable Ärztin! Was verstehst du daran nicht? Ich hätte nie Ärztin werden dürfen! Warum quäle ich mich sieben Jahre durchs Studium? Warum habe mich ein Jahr als Assistenzärztin gequält? Warum mache ich die ganzen Nacht- und Wochenenddienste wenn ich nicht einmal ein kleines Mädchen retten kann? Sie war 3, verstehst du 3! Sie hatte alles vor sich und ich habe es nicht geschafft sie zu retten, sie ist mir unter den Händen weg gestorben. Ich habe wirklich alles versucht, aber vielleicht war das einfach nicht genug. Gott sie war 3!“ meine Stimme zittert und bebt und ich sehe in sein betroffenes Gesicht.
Solche Ausbrüche sind bei mir wirklich selten. Im meinem bisherigen Leben kann man sie an einer Hand abzählen. Er kann damit offensichtlich nicht umgehen und ist völlig schockiert. Nun bahnen sich wieder Tränen ihren Weg.
Ich kann bestimmt nie mehr aufhören zu weinen, es fühlt sich zu mindestens so an.
Mein Herz tut so weh, das es schon fast körperliche Schmerzen sind.
Adam sieht mich weiterhin geschockt an, Hannes starrt betroffen zu Boden und Ras schüttelt leicht seinen Kopf.
Er fängt sich als Erster von den Dreien, er nimmt mich in den Arm. Ich wehre mich gegen seine Umarmung, aber umso mehr ich mich wehre umso mehr hält er mich fest.
„Kleines.“ Flüstert er immer wieder, ich schlage nach ihm, ich will keinen Trost.
„Lass mich los.“ Versuche ich mich schwach zu wehren, schließlich gebe ich auf.
„Hey Kleines. Alles wird gut.“ Flüstert er mir ganz sanft ins Ohr.
„Nein eben nicht!“ schluchze ich auf.
„Kleines.“ Wir setzen uns wieder auf die Couch und er sieht mich durchdringend an „Du bist eine tolle Ärztin! Du hast so vielen Menschen geholfen, du hast so viele gerettet…“ er zwingt mich ihn anzusehen indem er seine Hand unter mein Kinn legt „… Aber so sehr du dich auch anstrengst du wirst nicht die ganze Welt retten können. Und das dich das jetzt so trifft ist wirklich nur menschlich. Ich würde mir Sorgen machen wenn es dich kalt lässt.“ Er küsst meine Stirn und lasse mich schluchzend in seine Arme fallen. „Du bist eine wunderbare Ärztin und wir sind alle so stolz auf dich!“ er wiegt mich in seinen Armen.
Er hat Recht ich kann nicht die ganze Welt retten.
Aber hätte ich nicht wenigstens sie retten können?
Ich genieße seine Umarmung, er spendet mir Trost und lässt mich einfach weinen. Er stellt keine Fragen mehr sondern hält mich einfach nur ganz fest. Noch nie bin ich ihm so dankbar gewesen wie in diesem Moment.
„Addy magst du Mia ihren Kuschelpulli holen?“ Sagt Ras zu Adam und dieser steht nun auf, nachdem er bisher unschlüssig im Sessel gesessen hat.
„Hannes holst du Mia einen Tee?“ er sieht zu Hannes und auch dieser geht hinaus. Er will dass es mir gut geht und er kennt mich so gut um zu wissen was ich jetzt brauche. Nun sitzen wir Beide alleine im Wohnzimmer und ich halte mich an ihm fest wie eine Ertrinkende. Mit keinem anderen hätte ich jetzt hier sitzen wollen, er weiß was ich brauche… er kennt mich mein ganzes Leben lang.

Kapitel 8




„Hey Kleines! Du bist mit Abstand die bezaubernste, klügste, tollste und stärkste Frau die ich kenne. Niemals, niemals wieder, darfst du auch nur eine Sekunde an dir zweifeln!“ er nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsste mich liebevoll ganz sanft auf die Lippen.
Ich bin erschlagen von dem Gefühl seiner Lippen auf meinen.
In diesem Moment ändert sich schlagartig mein Blick auf ihn. Ich sehe ihn mit großen, verweinten Augen an und er sieht mich an wie er mich noch nie vorher angesehen hat. Ich schlucke leicht, ganz plötzlich ist er nicht einfach nur mein bester Freund und der beste Freund meines Bruders, mein „großer Bruder“ und Vertrauter…
Nein aus dem Nichts heraus ist er zu einem jungen Mann unabhängig von allem anderen geworden.
Es verwirrt mich zutiefst, ich senke meinen Blick und er zieht mich wieder in seine starken Arme.
Es klingelt und Adam lässt Jonas herein.
„Skat.“ Sagt er sanft und setzt sich auf meine freie Seite.
Ras lässt mich widerstrebend los und Jonas zieht mich in seine Arme.
„Hey Skat!“ er küsst mich liebevoll und ich schluchzte auf. Mir ist einfach alles zuviel, ich will plötzlich nicht dass er mich in den Arm nimmt, ich will keinen Trost von ihm. Ich verstehe mich selber nicht.
Ich entwinde mich aus seiner Umarmung und drehe mich zu Ras um, ich sehe ihn flehentlich an und er öffnet seine Arme und ich falle hinein. Ich will seinen Trost, seine Arme und sein Verständnis.
Gott ich bin so verwirrt.
Adam kommt zurück und gibt Ras meinen Pulli.
„Komm schon Kleines.“ Sagt er sanft und hilft mir aus meiner Sweatjacke. „Hier dein Kuschelpulli.“ Er zieht ihn mir über. Dann sieht er zu Jo der uns verwirrt ansieht.
„Nimm es bitte nicht persönlich.“ Sagt Ras leise zu ihm und Jonas winkt ab. Er weiß welch gutes Verhältnis ich zu meinen Freunden habe.
„Nein, nein.“ Kommt es leise von ihm und er sieht mich prüfend an, ich kuschele mich wieder an Ras.
Dann kommt auch Hannes mit dem Tee und ich trinke einen kleinen Schluck. Ras hat einen Arm um meine Taille gelegt und übt einen leichten Druck darauf aus, aber so weiß ich dass er da ist und ich brauche dieses Gefühl.
Nach über einer Stunde habe ich mich soweit beruhigt das man wieder mit mir sprechen kann.
„Geht es Emmy?“ Adam nimmt meine Hände in fürsorglich seine und hockt sich vor mich.
„Hmm.“ Ich nicke leicht benommen.
„Möchtest du was?“ Hannes sieht mich mit seinen stahlblauen Augen an und ich lächele leicht, ich habe so tolle Freunde und einen so tollen großen Bruder.
„Nein. Danke das ihr da seid.“ Ich sehe zu Ras und er nickt kaum merklich.
„Wir sind immer da.“ Er haucht mir einen Kuss auf die Stirn.
„Das weiß ich.“ Sage ich gerührt und sehe mich zu Jonas um. Ich ergreife seine Hände und er lächelt mich leicht an. Er kennt mich gut genug um zu wissen dass mir meine Freunde heilig sind, er ist mir sehr wichtig aber ich glaube für meine Freunde würde ich ihn stehen lassen. Niemand sollte mich je zwingen mich zwischen einem Mann und meinen Freunden zu entscheiden, denn mit Sicherheit würde ich die Entscheidung fällen ihn stehen zu lassen.
„Möchtest du jetzt ein wenig schlafen?“ fragt er vorsichtig und ich nicke.
Schlaf ist genau das was ich jetzt brauche.
Schlaf um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Vielleicht trübt die Müdigkeit meine Wahrnehmung.
Er steht auf und hält mir seine Hand hin. Ich ergreife sie und wir gehen in mein Zimmer. Er hilft mir aus meinen Sachen, ich ziehe mit nur ein T-Shirt zu meinem Slip an und wir legen uns ins Bett langsam lege meinen Kopf auf seine Brust. Tausend Gedanken überschlagen sich…
Hat Ras mich wirklich geküsst?
Und habe ich diesen Kuss wirklich genossen?
Ja.
Und jetzt?
Keine Ahnung… wirklich nicht die Geringste.
Was ist mit ihm in den letzten Monaten los?
Nur bei dem bloßen Gedanken an ihn scheint mein Herz schneller zu schlagen. Ich sehe zu Jonas er ist eingeschlafen und ich seufze leise.
Was ist mit mir los?
Ich schließe meine Augen und irgendwann schlafe ich ein. Ich wache in Jonas seinen Armen auf und entwinde mich vorsichtig seiner Umarmung, leise schleiche ich in die Küche. Ich brauche dringend eine Kopfschmerztablette, mein Kopf dröhnt. Als ich in die Küche komme sieht mich Ras müde an.
Oh super, da ist es wieder…
Ein Teil meines Gefühlschaosses sitzt hier und schaut mich besorgt an.
„Was machst du denn noch hier?“ fragte ich erstaunt. Ich bin davon ausgegangen das er bei sich geschlafen hat.
„Wir konnten nicht weg…“ er deutet auf Wohnzimmer und ich werfe einen Blick hinein. Hannes liegt auf der Couch und schläft und Adam tat das Gleiche im Sessel. Die sind so süß, wieder einmal wird mir bewusst was ich ihnen bedeute.
„Geht es dir besser?“ Ras sieht mich besorgt an als ich wieder in die Küche komme.
„Ja.“ Sage ich leise.
Er muss ja nicht wissen dass meine Gefühlswelt wegen ihm auf dem Kopf steht. Schwer genug für mich diese Tatsache zu akzeptieren. Ich nehme mir eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank. Dann suche ich mir die Kopfschmerztabletten raus und nehme zwei Stück. Sicher ist sicher.
Ich drehe mich um, Ras ist aufgestanden und steht nun direkt vor mir. Wie kann er sich so leise bewegen?
„Danke.“ Sage ich nachdem ich mich gefangen habe und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.
Ich will mich setzen, aber er hält meine Hand fest und zieht mich ganz nah zu sich heran. Er sieht mir tief in die Augen, streicht eine Strähne aus meinem Gesicht und küsst mich ganz sanft. Ich bin einen kleinen Moment wie vor den Kopf gestoßen und wage es nicht mich zu bewegen, in meinem Bauch explodiert ein Feuerwerk und ich schlinge meine Arme um seinen Nacken. Ich fahre ihm durch die Haare, oh mein Gott es fühlt sich so gut an. Seine und auch meine Küsse werden immer stürmischer und ungehaltener, schließlich hebt er mich leicht an und setzt mich auf die Arbeitsplatte.
Was tun wir hier? …
Egal was es ist, ich bin nicht in der Lage es aufzuhalten, alles in mir schreit nach seinen Berührungen und seinen Küssen. Er zieht mir meinen Slip herunter und dann nimmt er mich wild, stürmisch und trotzdem fast geräuschlos. Ich schaue ihm in die Augen, er sieht ebenso verwirrt aus wie ich.
Das hier ist meine 5 schießt es mir durch den Kopf! Er ist meine 5!
Atemlos liegen wir uns keine 5 Minuten später in den Armen. Mein Kopf ruht an seiner Schulter, plötzlich besinne ich mich und schiebe bestimmt weg von mir.
Nein das ist Falsch, so Falsch dass es das Wort dafür noch gar nicht gibt.
Katastrophe kommt dem wohl am nächsten.
„Das geht nicht Ras.“ Flüstere ich und schüttele meinen Kopf.
Wir ziehen uns eilig an. Keine drei Meter entfernt schlafen Adam und Hannes und mein Freund liegt nur eine Wand entfernt.
Was haben wir uns dabei nur gedacht?
„Kleine?“ fragt er leise und ich drehe mich im gehen zu ihm um. Wieder hält er mich am Arm fest und legt seine Hand unter mein Kinn. „Sieh mich an…“ sagt er sanft und ich sehe auf „Sag mir dass du Jonas liebst ohne wenn und aber. Sag mir das er der Mann ist mit dem du alt werden willst. Sag mir das er der Mann ist mit dem du Kinder haben willst. Sag mir dass er deine 5 ist. Sag mir das alles und wir verlieren nie ein Wort darüber was hier eben gerade passiert ist.“ Seine Augen haben die Farbe von Bernstein als er das sagt.
Ich weiß einen Moment nicht was ich sagen soll, ich bin schockiert über seine Frage. Mein Herz schreit laut NEIN Ich will Dich! aber mein Verstand schreit mindestens genauso laut JA! Jonas ist der Richtige!
Denn was immer hier auch gerade passiert ist. Es wird mein ganzen Leben auf den Kopf stellen und das unserer Freunde. Seit unserer Kindheit gibt es ein Abkommen, unter einander sind Beziehungen oder Bettgeschichten eine Todsünde! Dieses Abkommen existiert seit 20 Jahren, es wurde praktisch im Sandkasten beschlossen und nie hat einer von uns auch nur daran gerüttelt.
Ras und ich haben es eben gerade gebrochen…
´Wir haben es gebrochen!!!` Hallt es in meinem Kopf immer und immer wieder.
Adam wird es nicht verstehen, es wird es nie akzeptieren…. Niemals!
„Ja.“ Sage ich leise und hoffe meine Stimme zeigt nicht wie sehr ich das nicht sagen will. Anscheinend nicht, denn er lässt mich plötzlich los.
„Gut dann vergessen wir das eben geschehne und gehen zur Tagesordnung über.“ Ich wage es nicht ihm in die Augen zu sehen, aber ich weiß auch so dass sie nun wieder fast schwarz wirken. Schließlich wage ich es doch und sehe ihn an, ich habe ihn verletzt das sehe ich deutlich. Es tut mir so leid.
Aber das ist die einzig richtige Entscheidung rede ich mir selbst gut zu.
Verwirrt gehe ich zurück in mein Zimmer und Jonas sieht mich an. Ich frage mich ob er was gehört hat von dem was vor ein paar Minuten in der Küche geschehen ist, aber da er nichts sagt gehe ich nicht davon aus.
„Was hältst du davon wenn wir in zwei Wochen für ein paar Tage weg fahren?“ er zieht mich in seine Arme.
„Klingt toll.“ Ich gebe ihm abwesend einen Kuss.
„Super, ich kümmere mich um alles.“ Sagt er „Ich muss los, ich habe gleich Schicht.“ Er steht auf und zieht sich an. Entweder hat er wirklich nichts mit bekommen oder er ist ein verdammt guter Schauspieler.
„Bye Skat! Ich liebe Dich!“ er küsst mich und geht aus der Tür.
„Ich liebe Dich auch.“ Sage ich tonlos, er dreht sich lächelnd zu mir um. Ich lächele gequält zurück, ich bin so feige…
Ich lasse mich aufs Bett fallen und Tränen steigen mir in die Augen.
Was habe ich nur getan?
Ich belüge mich selbst und das Schlimmste ist ich weiß es. Ras ist meine 5 und es gibt keinen Weg zu ihm. Jedenfalls keinen bei dem ich meinen Bruder und unsere Freunde nicht verlieren würde.
Ich kenne Adam einfach zu gut, das würde er uns nie verzeihen!
Ihm nicht und mir schon gar nicht!
Niemals!
Er ist ein Mensch der seinen Prinzipien immer treu bleibt und das auch von den Menschen in seiner Umgebung verlangt.
Als wir so um die 18 waren, da flammte mal ein kleiner Funke Romantik zwischen Marie und Hannes auf und Adam ist fast ausgerastet, der Einzige der ihn da noch übertroffen hat war Nico. Die beiden haben wochenlang kein Wort mit Hannes gewechselt und es hat Jahre gedauert bis es wieder so zwischen ihnen war wie vorher und bei Hannes und Marie ist nicht einmal was gelaufen. Sie waren nur einmal aus… Ich möchte mir nicht vorstellen was passiert wenn Adam oder Nico hiervon Wind bekommen. Herrgott ich habe mit Ras geschlafen!
Ich muss mich mit meiner 4 mit Tendenz zur 5 zufrieden geben. Es klingt schon beim denken Jonas gegenüber unfair.
Was mache ich nur?
Ich schlage meine Hände vors Gesicht.
Ich bin so eine Heuchlerin und so feige!
Ich hasse diese Eigenschaften an anderen Menschen und nun bin ich plötzlich selber so ein Mensch.
„Hey Emmy! Na?!“ Adam kommt ins Zimmer und ich werfe mich ihm in die Arme.
„Immer noch so schlimm?“ fragt er besorgt und verwirrt. Ich kann es ihm nicht verdenken das er verwirrt ist, das hier ist eine Emmy die er anscheinend nicht kennt, ich kenne sie ja selber nicht.
Ich kann ihm nicht antworten und weine bittere Tränen an seiner Schulter. Er hat ja keine Ahnung!
„Weißt du was? Ralle, Hannes, Chris, Marie, Nico, Mette mit Josie, ich und du wir fahren jetzt alle zusammen ins Spaßbad. Umziehen! In 45 Minuten treffen wir uns alle da.“ Er sieht mich an, gibt mir einen Keine – Widerrede - Kuss auf die Stirn und geht.
Ich schlucke meine Tränen runter und packe mein Badezeug, es ist schon so lange her das wir alle zusammen schwimmen waren und Spaß hatten. Ich würde mich ja darauf freuen… aber Ras ist eben auch da und ich weiß einfach nicht ob ich ihm jemals wieder in die Augen sehen kann.
Ich komme umgezogen in den Flur, ich sehe vorsichtig zu Ras und er schaut mich gleichgültig und unbeteiligt an. Es versetzt mich einen Stich, aber auf der anderen Seite hoffe ich dass wir einen normalen Umgang mit einander hin bekommen können. Ich seufzte tief. Eine Freundschaft mit ihm wird mir schwer fallen das weiß ich, aber ich will ihn als Freund einfach nicht verlieren.
Ich liebe ihn!
Schön zweideutig, oder?
Gott ich bin so verwirrt wie noch nie in meinem Leben.
„Ich muss mein Auto bei der Klinik abholen.“ Merke ich an als ich meine Schuhe anziehe.
„Kein Problem, wir lassen dich und Ralle an der Klinik raus, dann kannst du noch schnell zu ihm rum fahren und er holt seine Sachen.“ Adam sieht mich strahlend an und ich nicke.
Super! Klasse! Verdammte Kacke! Das ist definitiv nicht mein Tag und ich wünsche mir es wäre gerade jetzt im Augenblick nicht einmal mein Leben!
Wir fahren schweigend zum Krankenhaus. Ungewöhnlich sonst schweigen wir nie, aber ich merke dass keiner so Recht weiß was er sagen soll. Schließlich steigen Ras und ich aus.
Wir gehen still nebeneinander her in die Tiefgarage und ich drehe mich auf dem Weg zu ihm herum. Ich muss jetzt was sagen, ich muss schauen das ich das irgendwie wieder hin bekomme.
„Es tut mir leid.“ Sage ich reumütig und er sieht mich leicht lächelnd an. Wieso lächelt er?
„Mir nicht.“ Sagt er und seine Blicke durchbohren mich. Ich kann kaum atmen so sehr bringt er mich aus der Fassung.
Ich sehe schnell weg und gehe weiter in Richtung meines Autos. Plötzlich zieht er mich zurück, dreht mich schnell zu sich um und küsst mich. Ganz sanft und trotzdem innig. Seine Lippen schmecken so verdammt gut, sie liegen so warm und weich auf meinen.
Ich will mich wehren, ich will es wirklich… aber ich kann es einfach nicht.
Es fühlt sich so richtig an.
Wären da nicht unsere Freunde und Jonas.
´Jonas! ` schießt es mir durch den Kopf und ich entziehe mich seinen Küssen.
„Bitte Ras.“ Flehe ich ihn an.
Tu das nicht!
Bitte, bitte nicht!
Mach nicht dass ich mich unsterblich in dich verliebe und doch nie bekomme wonach ich mich am meisten sehne.
„Kleines.“ haucht er ganz sanft und nimmt mich in den Arm „Irgendwann musst du dich entscheiden.“ Sagt er und ich nicke.
„Ich kann es jetzt noch nicht.“ Gebe ich zu und sehe in seine Augen, die Bernsteine funkeln mich wieder an.
„Das weiß ich Kleines!“ er gibt mir einen kurzen Kuss auf den Mund und zieht mich zum Auto.
Nun weiß er dass ich das für ihn empfinde wie er für mich und ich merke ihm seine Erleichterung deutlich an. Ich weiß dass er mich liebt, aber das macht es mir nicht einfacher.
Aber ich habe mich noch nicht entschieden…
Soll ich mein ganzes bisheriges Leben für ihn eintauschen? Ist er der Eine?
Oder ist es nur ein vorübergehendes Gefühl?
Eine Liebelei?
Der Reiz des Unbekannten?
Mein Kopf beginnt vom nachdenken schon wieder weh zu tun.
Wir kommen ein wenig zu spät am Spaßbad an und die anderen warten schon.
Marie und Mette nehmen mich sofort in den Arm und in Beschlag. Ich begrüße Josie und sie springt mich quasi an, wie ich diese kleine Püppi liebe.
„Mia! Mia!“ jubelt sie und ich gebe ihr einen Kuss auf ihre gespitzten Lippen.
„Hey meine kleine Ballerina.“ Sage ich lächelnd und lasse sie wieder runter. Sie dreht sich um sich selbst und strahlt mich an. Josie ist die kleine Tochter von Nico und Mette, eigentlich heißt sie Josephine, aber Josie reicht völlig, finden wir alle. Für sie ist es das Größte wenn sie mit uns allen weg kann, denn wir alle lieben sie und an solchen Tagen wird ihr kaum ein Wunsch abgeschlagen. Natürlich haben Nico und Mette immer ein Auge darauf dass es nicht Überhand nimmt, denn sie müssen ihr später erklären das solche Tage eine Ausnahme und nicht die Regel sind. Ich verwöhne sie auch zu gerne und ich weiß dass sie mich dafür liebt. Aber am meisten liebt sie mich dafür dass ich ihre Mia bin.
Die Liebe eines Kindes ist so offen und ehrlich, denn diese kleinen Herzen wurden noch nie gebrochen und sind nicht abgestumpft. Sie lieben aus vollem Herzen und man darf auch Fehler machen! Sie verzeihen alles.
Ich sehe zu Adam, wenn ich mir doch nur sicher wäre ob er mir auch verzeihen würde…
Wir ziehen uns um und wir Frauen ziehen uns in den Spa Bereich auf bequeme Liegen zurück. Die Jungs und Josie machen die Spaßzone unsicher und wir können Josie bis hierher juchzen hören.
„Gott Adam hat es mir erzählt. Geht es dir besser?“ Marie sieht mich besorgt an.
„Ja, es war wohl einfach ein bisschen viel.“ Sagte ich und versuche krampfhaft zu lächeln. Mein Gesicht spielt nicht mit und ich ziehe eher eine Grimasse.
„Was ist denn noch los?“ Mette nimmt meine Hand „Ich kenne dich jetzt schon lange genug, du hast dein Männer – Probleme Gesicht.“ Sie drückt schmunzelnd meine Hand.
„Ist bei dir und Jo alles gut?“ nun sieht mich auch Marie fragend an.
„Ja… Nein.“ Man ich bin total verwirrt…
„Was denn nun?“ Mette grinst nur. Sie kennt mich, wie schon gesagt bin ich ein eher ungeduldiger Mensch… leider auch was mein Gefühlsleben angeht.
„Ich weiß nicht ob er der Richtige ist.“ Sage ich seufzend.
„Aber er ist doch eine 5.“ Marie sieht mich verständnislos an.
„Nein er ist eine 4 mit Tendenz zur 5.“ Erkläre ich ihr und sehe auf meine ineinander verschlungenen Hände. Das ist ein himmelweiter Unterschied!
„Und du willst eine glatte 5?!“ Mette sieht mich an und ich denke sie erahnt mein Dilemma, na ja einen Teil davon.
„Dann ist er nicht der Richtige. Wenn du darüber nachdenken musst ist das nie gut.“ Sagt sie sanft.
„Hmm. Ich weiß nicht wie ich ihm das sagen soll.“ Gestehe ich, man die Beiden wissen ja nicht mal die Hälfte und ich bin zu feige zu sagen was Sache ist.
„Also ich würde es einfach ein wenig weiter laufen lassen. Wie lange seid ihr jetzt zusammen? Ein halbes Jahr?“ Marie sieht mich fragend an und ich nickte „Lass euch noch ein wenig Zeit, vielleicht entwickelt er sich ja zu einer 5.“
„Okay.“ sage ich und beschließe ihren Rat anzunehmen. Aber ehrlich nach einem halben Jahr sollte es schon so sein das man sich sicher ist, oder? Ich frage mich ob es einen Unterschied machen würde, wenn Jonas auch eine 5 wäre… Nein bei Ras ist es immer noch etwas völlig anderes, es ist eben Ras! Und wieder fängt mein Herz wie wild an zu schlagen…
Sei still Herz!
Bitte!
Mein Verstand muss jetzt erst einmal die Führung übernehmen sonst lande ich im Chaos…

Kapitel 9




Zwei Wochen später fahren Jonas und ich für ein verlängertes Wochenende nach Oslo. Er bemüht sich so sehr um mich und ich habe ein so schlechtes Gewissen ihm gegenüber.
„Skat! Schau mal!“ wir sind in einem Museum und er deutet auf eine wunderschöne Skulptur, eine Frau die fragend zum Himmel sieht.
„Ich glaube sie bittet um Hilfe.“ Sage ich leise, ich wünsche mir so sehr jemand würde kommen und mir meine Entscheidungen aus der Hand nehmen, aber es kommt niemand. Ich muss meine Entscheidungen allein treffen und trete auf der Stelle…
„Komm Skat wir gehen eine Kleinigkeit essen.“ Er legt seinen Arm um meine Hüfte und wir gehen durch die Innenstadt Oslos spazieren zu einem kleinen Italiener. Wir setzen uns und es herrscht eine angespannte Stille zwischen uns. Das geht jetzt seit 2 Wochen so, immer wenn wir allein sind weiß ich einfach nicht was ich sagen soll. Also schweige ich und versuche mit den Dämonen in meinem Inneren fertig zu werden.
„Skat? Ist alles in Ordnung?“ Jo sieht mich besorgt an.
„Ja, alles gut.“ Sage ich ausweichend.
Meine Stadtartantwort auf diese oder ähnliche Fragen von ihm.
Er nimmt behutsam meine Hand. „Wenn was ist, dann rede mit mir, du weißt wie sehr ich dich liebe.“ Er sieht mich an und ich schlucke, ich bin so verdammt feige.
„Ja das weiß ich…“ ich schlucke erneut schwer „… ich liebe dich auch.“ Sage ich schließlich und er küsst lächelnd meine Hand.
Gott bin ich eine Heuchlerin!
Wie kann ich ihm so etwas antun?
Ich sage es euch: Ich habe eine Scheißangst davor die falsche Entscheidung zu treffen!
Berechtigt mich das, das zu tun was ich tue?
Nein, nicht im Geringsten.
Aber ich tue es trotzdem.
Die nächsten Tage, Wochen und Monate schaffen Ras und ich zu einem normalen Umgang zurück zu finden.
Die sexuelle Anspannung liegt immer wieder zwischen uns aber ich achte darauf dass wir nicht allein sind.
Ich traue mir selber nicht, ich traue mir überhaupt nicht!
Meine Beziehung zu Jonas läuft gut und ich wünsche mir so sehr er würde sich zu einer 5 entwickeln. Aber er pendelt sich zwischen einer guten 3 und einer 4 ein und ich merke das mir das nicht wirklich ausreicht.
Aber ich bin auch nicht in der Lage mich für Ras zu entscheiden.
Verdammt da hängt so viel dran.
Keiner der keinen großen Bruder hat kann mich wohl verstehen.
Diese Abmachung die wir im Sandkasten getroffen haben ist heilig!
Sie ist Gesetz! Punkt. Keine Diskussion!
Ich habe Angst ihn zu verlieren, denn ich weiß wie er tickt wenn er in seinem Stolz verletzt ist, erst Recht wenn ich ihn in seinem Stolz verletzte. Er wird mir das nicht verzeihen.
Weihnachten verbringen ich und Jonas getrennt. Schon komisch oder? Aber wir wollen es Beide.
Er ist der Meinung dass es uns vielleicht gut tut, ich hoffe es wirklich. Ehrlich noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben dass diese Beziehung wirklich funktionieren kann. Überrascht gewähren mir meine Eltern mir und Adam über die Feiertage Asyl und wir verbringen ein wirklich schönes Weihnachtsfest. Es ist fast wie früher als wir noch Kinder waren.
Erst an Heilig Abend fahren Adam und mein Far los und kaufen den letzten meistens ziemlich verkrüppelten Baum, meine Mor und ich schmücken ihn dann. Wir tanzen um den Baum und ich bin wirklich glücklich. So lange bis ich an Ras denke und mein Herz einen Schlag auszusetzen scheint. Am ersten Feiertag bekomme seit langem Mal wieder eine Nachricht von ihm.
Hey meine Kleine! Ich wünsche Dir ein super schönes Weihnachtsfest! Genieße die Tage mit deinen Eltern und dem Idioten! Erhole dich und ich hoffe wirklich du kannst bald mal wieder so strahlen wie du es früher getan hast! Das ist mein Wunsch zu Weihnachten! Ich möchte meine Kleine strahlen sehen! Erfüllen sich Weihnachtswünsche? In Liebe Ras
Ich starre auf mein Handy.
„Hast du auch gerade Ralle seine Weihnachtsrundmail bekommen?“ Adam grinste mich an.
Also wenn er die hier an alle geschrieben hat… wohl eher nicht.
Dennoch nicke ich und Adam läuft zu unserer Mor in die Küche. Kurz darauf ertönt ein ´Adam nimm deine Finger aus dem Essen` und er läuft lachend an mir vorbei zurück zu meinem Far, der vor dem Fernseher sitzt. ´Unverbesserlich! ` denke ich lächelnd.
Silvester verbringen wir zusammen mit unseren Freunden in einem kleinen Club.
Jeder hat jemanden an seiner Seite, selbst Adam, Hannes und Ras haben sich jeweils eine Bekanntschaft angelacht. Es kostet mich alles an Selbstbeherrschung die ich aufbringen kann Ras seiner Freundin nicht an die Gurgel zu gehen und das obwohl Jonas neben mir sitzt und mir kleine Liebeleien ins Ohr flüstert. Wieder einmal erschrecke ich mich über mich selbst.
Was sagt das über mich aus?
Bin ich echt ein schlechter Mensch?
Kann ich es immer noch auf meine andauernde Verwirrtheit schieben?
Nicht wirklich oder?
„So Leute ab nach draußen!“ Adam winkt uns zu und wir laufen mit den anderen Leuten zusammen auf die Straße.
„So Leute…“ Hannes steht grinsend vor uns „10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1… Ein frohes neues Jahr!“ jubelt er und wir alle stoßen an. Raketen sausen durch die Luft, es ist eine sternenklare Nacht und der Himmel ist von bunten Fontänen erfüllt, es ist so schön anzusehen.
Jonas nimmt mich in den Arm und will mich küssen, ich drehe meinen Kopf und er erwischt nur meine Wange. Ich weiß nicht ob es ihm aufgefallen ist oder er aber einen Zufall denkt. Ich sehe ihn an und er strahlt mich weiterhin an. Ich sehe zu Ras, seine Flamme küsst ihn auf die Wange und ich schlucke schwer.
„Frohes neues Jahr Skat.“ Sagt Jonas liebevoll und ich sehe schnell wieder zu ihm.
Er ist mein Freund, auf ihn soll ich mich konzentrieren, auf ihn und sonst auf niemanden.
Schon gar nicht auf Ras.
„Wünsche ich dir auch.“ Ich hauche ihm einen Kuss auf die Lippen. Ich hoffe er merkt nicht wie wenig ich ihn meine.
„Hey frohes Neues!“ Adam springt mich quasi an und ich lache auf.
„Dir auch Addy!“ Er zieht mich fest in seine Arme.
Ich bin schon fast damit durch allen ein frohes neues Jahr zu wünschen, nur Ras fehlt noch. Die meisten sind schon wieder rein gegangen, da es mit -12° C scheiße kalt ist.
So richtig kalt, so kalt das man nicht durch die Nase atmen möchte.
Ich sehe mich um, wo eben noch so viele Menschen standen sind wir nun ganz alleine…
Ich gehe sicher auf ihn zu.
Ist ja nicht so dass ich Angst vor ihm habe.
„Ein frohes neues Jahr Ras.“ Ich sehe ihm in die Augen und er lächelt mich an. Mein Magen fängt sich an zu drehen und ich kann nur schwer seinem Blick stand halten. Einen Moment sagen wir beide nichts und sehen uns einfach nur an, ich ertrinke in seinen Augen. Er bringt mich so aus der Fassung wie noch kein anderer Mensch. Meine Knie werden weich und ich kann einfach nicht anders wie mir jede Einzelheit seines Gesichtes einzuprägen. Seine kleinen Lachfältchen um seine Augen herum, die kleine Narbe an der linken Schläfe von einem Fußballmatch mit Adam, seine weichen, langen, schwarzen Wimpern, seine für einen Mann zierliche Nase, seinen drei Tage Bart der ihn so schön gefährlich aussehen lässt. Mein Blick bleibt an seinen Lippen hängen…
„Dir auch Kleines.“ Durchbricht er die Stille, überbrückt die letzten Zentimeter, nimmt mein Gesicht in seine Hände und seine weichen warmen Lippen legen sich ganz sanft auf meine. Ich genieße diesen Kuss so sehr, ich schlinge ganz sanft meine Arme um seinen Nacken. Seine Zunge fordert mich zu einem Spiel heraus und ich nehme es nur zu gerne an. Gefühlte Stunden küssen wir uns, obwohl wahrscheinlich gerade Mal 30 Sekunden vergangen sind.
Dann meldet sich plötzlich mein kleiner Teufel in meinem Kopf.
´Gott! Jonas! ´ schießt es mir blitzschnell durch den Kopf und ich löse mich von ihm.
Ich sehe ihn traurig an, dann blicke ich zu Boden und schüttele ganz leicht mit meinem Kopf.
„Es tut mir leid.“ Flüstere ich fast.
„Kleines du musst dich irgendwann entscheiden.“ Sagt er ganz sanft. Ich nicke benommen.
„Ich weiß… es…“ ich sehe auf und ihm direkt in die Augen, die Antwort liegt darin, aber ich wehre mich mit Händen und Füßen dagegen es zu zulassen. „… Du solltest die um Jenny kümmern.“ Sage ich und drehe mich schnell um.
Er soll nicht sehen wie verwirrt ich bin.
„Sie heißt Jessica.“ Sagt er, ich kann an seiner Stimme hören das er grinst, ich drehe mich kurz um.
„Ist mir egal.“ Sage ich so gleichgültig wie möglich, er kommt bei mir an und wir gehen wieder rein.
Jonas nimmt mich in den Arm und wir tanzen. Ein viel, viel anständigeres Tanzen als wie bei unserem ersten Date.
Ich bin so verwirrt, ich sehe auf in Jonas seine Augen.
Nein das kann ich ihm nicht antun, beschließe ich für mich selbst.
Entscheidung wieder einmal vertagt.

Kapitel 10


Jonas und ich gehen nun schon fast ein Jahr mit einander und ich kann keinen Schritt weiter auf ihn zu machen, aber er bedrängt mich auch nicht.
Er lässt mir meine Zeit wenn ich sie brauche.
In den letzten Wochen ist er mir eher wie ein guter Freund als wie mein Freund vorgekommen.
Gut wir schlafen mit einander, aber das macht ja wohl kaum eine erfüllte Beziehung aus. Unsere Gespräche werden immer und immer mehr zu denen von guten Freunden, über unsere Gefühle sprechen wir so gut wie gar nicht und mir ist es auch Recht, so muss ich ihn wenigstens nicht anlügen. Ein ´Ich liebe Dich` ist mir von mir aus schon lange nicht mehr über die Lippen gekommen. Ich kann es einfach nicht, ich fühle mich dabei immer so schuldig ihm gegenüber.
Ras trifft sich weiter mit anderen Frauen und jeder von ihnen würde ich am liebsten die Augen auskratzen, aber ich reiße mich zusammen und lächele an den richtigen Stellen. Ich kann es meistens nicht lange ertragen ihn mit einer anderen zu sehen und verziehe mich immer sehr schnell. Ich fahre zu Jonas, habe glücklicherweise Dienst oder gehe einfach mit einer fadenscheinigen Ausrede in mein Zimmer. Wenn es sich gar nicht vermeiden lässt, ist Jonas meistens der Einzige der merkt dass etwas nicht stimmte. Ich glaube so langsam durchschaut er mich und ich weiß nicht ob ich das gut finden soll.
Wieder einmal haben wir das Vergnügen mit Ras und einer seiner Eroberungen auszugehen. Während sich Hannes und Adam auf „Frischfleisch“ stürzen, stehen ich mit Jonas, Marie, Chris, Ras und seiner Flamme an der Bar. Es ist Valentinstag, wie passend… ich stöhne innerlich schon mindestens eine Stunde und hoffe es erhört mich endlich jemand.
„Und Emilia, du bist also eine Ärztin?“ Ras seine Flamme sieht mich plötzlich fragend an.
„Ja.“ Sage ich nur und nehme einen Schluck von meinem Cocktail.
„Und ist es interessant?“ will sie nun wissen.
Gott merkt sie nicht dass ich mich nicht mit ihr unterhalten will?
Sie lächelt mich falsch an, genauso falsch wie es ihre Brüste im Übrigen sind.
„Ja.“ Gebe ich weiter einsilbige Antworten.
Ich sehe hilfesuchend zu Jonas und er nickt lächelnd.
„Wir machen uns vom Acker.“ Sagt er, ich atme durch und verabschiede mich schnell. Ich will nicht einmal den Namen von ihr erfahren.
Gott ich kenne sie nicht aber ich hasse sie.
Bin ich eifersüchtig?
Generell eigentlich nicht…
Aber bei Ras?
Ja.
Jonas ist da, versucht mich zu verstehen und drängt mich zu nichts. Ich danke ihm oft im Stillen dafür, an manchen Tagen ist es bestimmt nicht einfach mit mir. Es sind die kleinen Momente und Dinge die mich an mir zweifeln lassen. In der ersten Zeit wenn ich einen anderen Dienst wie er hatte, bin ich ins Bett gekommen und habe mich ganz fest an ihn heran gekuschelt, aber jetzt versuche ich nur noch so leise wie möglich zu sein, ich lege mich neben ihn und versuche so schnell wie möglich einzuschlafen.
Aber es läuft ganz gut…
Schön was man sich alles einreden kann wenn man nur will. Schon erstaunlich was einem das eigene Hirn abnimmt wenn man es nur oft genug Mantra artig vor sich hin betet. Sein eigenes Herz zu täuschen ist da schon wesentlich schwieriger, denn jedes Mal wenn sich Ras und meine Blicke treffen dann fängt es an zu rasen und ich habe Mühe es wieder in den normalen Takt zu bringen.
Das passiert mir bei Jonas nicht und jedes Mal wenn ich ihn anschaue wünsche ich es mir. Ich wünsche mir so sehr mein Herz würde mir ein ganz kleinen Zeichen geben das es richtig ist was ich hier tue.
Nur ein ganz kleines...
Mehr will ich nicht.
Aber es passiert nichts.
Gefühle kann man nicht erzwingen!
Egal wie sehr man sich auch bemüht…
Und Gott weiß ich bemühe mich wirklich, ich will nicht unehrlich sein, ich will ihn wirklich lieben, aber ich kann nicht. Ich kann es nicht und merke es nicht einmal.
Wir feiern unser 1jähriges mit einem romantischem Candle Light Dinner in einem gemütlichen, kleinen Restaurant am Hafen. Den ganzen Abend versucht er mir etwas zu entlocken was darauf schließen lässt in welche Richtung wir uns bewegen. Aber mein Mund bleibt stumm, ich weiß einfach nicht was ich sagen soll. Ich weiß nicht was er erwartet, ich weiß nicht was ich will.
Entscheidung vertagt…

Kapitel 11


Bis zu diesem schicksalhaften Tag Anfang Mai funktioniert meine Taktik ganz gut.
Ich bin gerade in meiner Pause der Frühschicht an einem Sonntag. Habe ich schon erwähnt das ich eigentlich ständig Spätschicht habe, dieses Mal nicht, was ein Segen.
Ich denke an Adam. Er und Hannes wollen heute vor das Wohnzimmer streichen, ich sehe auf die Uhr 14:12 Uhr. Vielleicht sind sie ja schon fertig, ich bin schon gespannt es nachher zu sehen. Ich habe ja nur noch knapp 1 ½ Stunden Dienst vor mir.
Ich freue mich so sehr, wie lange habe ich ihn bekniet endlich neu zu streichen denn unsere jetzige Farbe, ein hellgrün hängt mir zum Hals raus. Ich hatte einen dunklen Lila Ton gekauft, allerdings schon vor über einem Jahr…
Ich bin fertig mit meinem Sandwich, räume alles auf und schlendere zur Anmeldung.
< Schwerer Autounfall, eine schwer verletzte Person, männlich, Schädel-Hirn-Trauma > ertönt es blechern aus den Lautsprechern.
Ich ziehe mir die Schutzkleidung über und warte einen Augenblick, da gehen auch schon die Türen auf und ich sehe den Sanitäter an.
„Kritischer Zustand.“ Sagt er nur und wir schieben die Trage in einen der Behandlungsräume. Ich kontrolliere die Vitalfunktionen und beginne mit dem ersten Check, plötzlich sehe ich auf die Trage und mir stockt der Atem.
Adam liegt vor mir…
Adam?
Mein Adam?
Ich bin so schockiert das ich gar nicht bemerke wie ich in meiner Bewegung inne halte und ihn anstarre.
Ein Kollege kommt und führt mich nach draußen. Er sagt nichts, Jonas stürzt an mir vorbei und ich sehe wie die Tür hinter ihm zu fällt. Ich schüttele leicht meinen Kopf, ich muss mir das eingebildet haben.
Das kann er nicht gewesen sein!
Nein das ist nicht wahr, meine Augen haben mir einen Streich gespielt, der blutüberströmte Mann auf der Trage kann er gar nicht gewesen sein, denn Adam streicht ja mit Hannes unser Wohnzimmer.
Ich sehe in den Wartebereich dort sitzt Hannes und sieht mich unter Tränen an.
Was macht er hier?
Und warum weint er?
Hannes weint nie und ich meine wirklich nie!
Nicht mal als Kind hatte er geweint!
Mein Herz schlägt bis zum Hals und ich stürze auf ihn zu.
„Hannes?“ ich zwinge ihn mich anzusehen. „Was ist passiert?“ ich schüttele ihn unsanft.
Jonas tritt plötzlich von hinten am mich heran.
„Emilia kommst du bitte mit mir mit?“ sagt er ganz ruhig und ich sehe ihn an.
Irgendetwas stimmt hier nicht, ganz und gar nicht.
Er nennt mich Emilia, was an sich schon verwirrend ist, er nennt mich nie Emilia.
Niemand tut das!
Und den Blick den er mir jetzt zuwirft der sagt eindeutig dass mich nichts Gutes erwartet.
Ich sehe erneut zu Hannes, sein Blick geht zu Boden.
„Was ist hier los?“ sage ich lauter wie beabsichtigt, mein Herz überschlägt sich fast und ich beginne panisch zu werden.
Panik ist wie ein Raubtier, erst schlecht es sich langsam an, aber wenn es dich hat verschlingt es dich mit Haut und Haaren. Dein Herz rast, dein Verstand setzt aus, deine Atmung beschleunigt sich und du hast mehr Angst als du ertragen kannst.
Jonas zieht mich in eine ruhige Ecke.
„Emilia, es war Adam der vor ein paar Minuten eingeliefert wurde. Er hatte einen schweren Autounfall, ihm ist ein LKW in die rechte Seite gefahren…“ er hält mich an beiden Armen fest.
Nein! Nein! Nein!
Ich will mich los machen doch er lässt mich nicht los.
´Lass mich los! ` Gellt es in meinem Kopf aber über meine Lippen kommt nicht ein Ton.
Es war doch keine Einbildung gewesen, Gott das war Adam gewesen. Ich muss zu ihm…
„Lass mich, ich muss zu ihm.“ Schreie ich nun, meine Stimme habe ich also augenscheinlich wieder unter Kontrolle. Alle um uns herum starren mich an, aber das ist mir egal. Es geht hier um Adam!
„Emilia, Adam wird gerade hoch gebracht und operiert, wir tun was wir können. Es sieht nicht gut aus… „ Jonas bricht ab.
„Nein! Das ist Adam!“ schreie ich erneut und schlage nach ihm, er versucht meine Hände fest zu halten.
Wie kann er so etwas sagen?
Wie kann er so etwas denken?
Es ist Adam!
Ich mache mich los und laufe zum Fahrstuhl, eine Schwester hält mich jedoch fest bevor sich die Türen öffnen können.
„Mia! Komm Süße, ich bringe dich jetzt ganz langsam hoch auf die Chirurgie. Adam wird dich brauchen wenn er aufwacht, Oliver operiert ihn, sie tun alles für ihn was sie können.“ Sagt sie beruhigend, legt mir ihren Arm um die Schultern und wir betreten beide zusammen den Fahrstuhl. Komischer Weise gelingt ihr was Jonas vor ein paar Sekunden nicht gelungen ist. Sie beruhigt mich etwas und führt mich langsam den langen Gang entlang und bringt mich in den Warteraum der Chirurgie und ich kauere mich auf einem Sessel zusammen.
Ich kann nicht einmal weinen so geschockt bin ich.
Ich kann nicht einmal einen klaren Gedanken fassen.
Mein Gott, Oliver kämpft ein paar Räume weiter um das Leben meines Bruders.
Hannes kommt herein und nimmt mich in seine Arme. Augenscheinlich ist er untersucht worden, denn er hat noch ein Pflaster von der Blutabnahme in der Ellenbeuge.
„Mia.“ Schluchzt er und ich streiche ihm über den Rücken. Ich bin heillos überfordert mit einem weinenden Hannes.
So habe ich ihn noch nie gesehen, so etwas kenne ich nicht von ihm. Hannes ist immer stark!
Hannes weint nicht!
Ich sehe ihn an… doch Hannes weint, er weint wie noch nie zuvor in seinem Leben.
Adam ist nicht nur mein Bruder, er ist sein bester Freund.
„Was ist passiert?“ frage ich ganz ruhig und kann nicht verhindern dass mir nun die Tränen übers Gesicht laufen die seit einer halben Stunde aufgestaunt worden waren.
„Wir wollten noch mal los, weil wir mal wieder die Hälfte vergessen hatten…“ er schluchzt erneut.
Warum können sie sich nicht vorher hinsetzen und schauen das sie alles haben?
„… Wir fuhren mit beiden Autos, weil ich meines gleich nach Hause bringen wollte. Plötzlich kommt dieser LKW und rast ihm einfach in die Seite. Wir hatten grün Mia!“ er sieht mich verzweifelt an.
„Wir hatten doch grün.“ Wiederholt er.
Ich kann nichts sagen und sacke in seinen Armen zu Boden.
Jonas kommt herein gestürzt und will mich in den Arm nehmen und ich sehe zu ihm auf und schüttele den Kopf. Er sieht mich leicht gekränkt an und ich halte mich weiter an Hannes fest und er sich an mir.
„Skat?“ fragt Jonas vorsichtig.
Wieder sehe ich zu ihm auf und schüttele traurig meinen Kopf „Ich kann nicht Jo.“ Sage ich leise.
Ich bin endlich ehrlich zu ihm, ich kann dieses Theater nicht mehr länger mit spielen. Das Leben kann kurz sein, Adam kämpft gerade um sein Leben und ich kann nicht einfach mit Jonas weiter machen als wäre alles in Ordnung ich kann es nicht und ich hoffe er versteht es. Ich sehe zu ihm auf, er schaut mich traurig an und geht dann wieder aus dem Zimmer. Ich habe unsere Beziehung mit einem einzigen Kopfschütteln beendet, einfach so… Ohne lange Gespräche, ohne Entschuldigungen, ohne Schuldzuweisungen und ohne ein einziges Wort.
Hannes beruhigt sich langsam und wir sitzen auf dem Boden und sprechen uns Mut zu, er steht noch völlig unter Schock und ich sehe ihn immer wieder besorgt an.
„Geht es Hannes?“ ich zwinge ihn mit sanfter Gewalt mich an zu sehen.
„Ich habe Angst dass er stirbt.“ Sagt er ganz leise und mir laufen die Tränen übers Gesicht.
Er sieht aus wie ein kleiner verängstigter Junge und er tut mir so unendlich leid, er hat alles mit ansehen müssen und er hat Adam an der Unfallstelle gesehen.
Ich kann nur zu gut verstehen dass er noch völlig neben sich steht. Ich bin zwar diesen Anblick gewöhnt aber auch für mich gibt es immer noch bestimmte Sachen die mich wirklich schocken, Kopfverletzungen im Allgemeinen gehören dazu.
Aber das macht mich menschlich und das ist in meinem Beruf überlebendswichtig.
Wenn ich nicht mehr menschlich reagieren kann dann habe ich verloren.
„Ich auch.“ Flüstere ich und er sieht mich an. Ich würde ihm so gerne was anderes sagen… aber ich kann nicht.
Eine halbe Stunde später kommen Ras, Marie, Chris und meine Eltern in den Raum gestürmt.
Meine Mor nimmt mich in ihre Arme und wir weinen beide. Mein Far bugsiert uns zu der kleinen Couch die im Raum steht. Ich merke erste jetzt das meine Knie weh tun, ich habe keine Ahnung wie lange Hannes und ich auf dem Boden gesessen haben.
Meine Mor sieht mich an und streicht mir eine Strähne hinters Ohr, es ist so viel Liebe in dieser kleinen Geste und ich nehme sie in den Arm. Wie gerne möchte ich sagen dass alles gut wird, aber das kann ich nicht, wir alle sind zu Warten verdammt.
Wir beruhigen uns nur langsam und mein Far nimmt meine Mor beschützend in den Arm und redet sanft auf sie ein.
Ich sehe auf, sehe voller Verzweiflung zu Ras.
Er sitzt in einem Sessel und zieht mich zu sich. Ich setze mich auf seinen Schoß, immer und immer wieder laufen mir die Tränen über die Wangen.
„Mein Adam.“ Schluchze ich leise.
„Ich weiß Kleines. Er packt das.“ Sagt er behutsam und wischt meine Tränen mit seinen Händen beiseite. Es bringt nichts, denn der Strom will nicht versiegen. Aber er bemüht so händeringend darum mich zu beruhigen und tatsächlich strahlt er eine solche Ruhe aus das ich wieder anfange gleichmäßig zu atmen.
„Adam darf nicht sterben.“ Flehe ich ihn an.
„Adam wird nicht sterben.“ Erwidert er sicher und ich sinke in seine Arme, er streicht mir beruhigend über den Rücken und haucht mir Küsse aufs Haar.
„Marie? Christian? Könntet ihr Johannes nach Hause fahren?“ mein Far sieht zu Hannes, er ist völlig fertig und braucht dringend ein wenig Ruhe. Marie nicke und sie und Chris und haken ihn unter und führen ihn hinaus.
„Und Kinder fahrt dann nach Hause. Wir rufen an wenn wir was wissen. Bitte!“ sagt er eindringlich und Marie nickt erneut. Sie stehen viel zu sehr unter Schock um jetzt über irgendetwas zu diskutieren.
Sie schließen die Tür hinter sich und wir sitzen eine gefühlte Ewigkeit in diesem Raum.
In meinem Kopf rasen die Gedanken in einer ungeahnten Geschwindigkeit hin und her, ich bekomme schon Kopfschmerzen.
Warum Adam?
Warum ausgerechnet er?
Warum sind sie nur nochmals los gefahren?
Warum hat der LKW nicht aufgepasst?
Fragen, Fragen und noch mehr Fragen und niemand kann mir eine Antwort geben.
Ich hasse es wenn ich keine Antworten bekomme!
Noch mehr hasse ich es wenn es Fragen sind auf die ich nie Antworten bekommen werde.
Mein Kopf dröhnt, meine Augen brennen und meine Kräfte lassen langsam nach.
Dann endlich sehe ich durch die große Glasfront die in den Flur zeigt wie Oliver aus dem OP kommt und stehe auf, ich sehe ihn an, sein Gesicht sagt nichts aus und er erreicht die Tür und öffnet sie. Ich wage nicht zu atmen und starre ihn an.
„Geht es ihm gut?“ ich sehe ihn bittend an. Er nimmt seine OP Haube ab und atmet tief durch und sieht mich an.
„Wir haben ihn stabilisiert. Er hat eine Rippenserienfraktur rechts und er hatte multiple Blutungen im Abdomen, wir konnten sie stoppen und alle Organe rekonstruieren. Des Weiteren hat er ein sehr schweres Schädel-Hirn-Trauma. Wir haben ihn fast 4 Stunden operieren müssen, sein ICP ist gefährlich hoch. Wir müssen die Nacht abwarten.“ Sagt er langsam um sicher zu gehen das ich alles verstehe, ich schließe meine Augen, Tränen laufen mir wieder übers Gesicht.
„Hat er außer der Serienfraktur noch andere?“ ich sammele mich einen Moment und sehe ihn fragend an.
„Nein, ich weiß nicht wie es sein kann, aber alle anderen Knochen sind heil.“ Er sieht mich an, nimmt mich in den Arm und streicht beruhigend über meinen Rücken. So eine kleine Geste macht so viel aus.
Dieses sanfte, von Oliver etwas unsichere über den Rücken streicheln hilft mir mich zu beruhigen. Ich merke die fragenden Blicke der anderen in meinem Rücken. Ich mache mich von ihm los und sehe mich zu den anderen um, alle schauen uns verständnislos an.
Womit wir wieder beim dem Thema sind das es wirklich alle hassen wenn ich mit Fachausdrücken um mich schmeiße, aber so ist das eben. Das wird uns 7 Jahre an der Uni beigebracht, deshalb gehen wir zur Uni.
Ich entschließe mich Licht ins Dunkel zu bringen.
„Er hat sich mehrere Rippen auf der rechten Seite gebrochen, er hatte schwere innere Verletzungen…“ meine Mor weint auf „… Aber die Blutungen sind gestoppt und sie haben ihn wieder zusammen geflickt. Er hat sehr schwere Kopfverletzungen und sein Hirndruck ist zu hoch. Wir müssen die Nacht abwarten, aber es sieht vielversprechend aus.“ Übersetze ich ihnen und mein Far atmet erleichtert aus.
„Herr und Frau Jensen?“ sagt Oliver nachdem er nun auch meine Hände los gelassen hat, die die ganze Zeit in seinen lagen.
Meine Eltern stehen auf.
„Ich bringe sie jetzt zu Adam.“ Dann sieht er mich an „Du kannst später zu ihm. Alle auf einmal wäre zu viel.“
Klar das verstehe ich und ich nicke leicht. Er verlässt mit meinen Eltern zusammen den kleinen Raum und die Tür fällt ins Schloss.
Ich drehe mich zu Ras um und falle ihm glücklich um den Hals. Ich schaue ihm in die Augen, beiße mir ein wenig unschlüssig auf der Unterlippe herum und küsse ihn stürmisch ohne weiter darüber nach zu denken.
Das Leben kann verdammt kurz sein, Adam hat es beinahe bewiesen… ich will nicht nachdenken, ich will ihn küssen, küssen, küssen und immer wieder küssen.
Ich will ihn lieben!
Die Entscheidung ist gefallen!

Kapitel 12


„Danke dass du gekommen bist.“ flüstere ich leise in sein Ohr.
„Jonas hat mich angerufen und mich gebeten zu kommen.“ Gibt er zu und sieht mich an.
An seinem Blick sehe ich das er davon ausgegangen ist das ich Jonas gebeten habe ihn anzurufen, aber das habe ich nicht.
„Jonas?“ frage ich erstaunt.
„Ja, er sagte du brauchst mich und ich soll sofort kommen.“ Sagt er, ich lehne meinen Kopf an seine Schulter.
Eine Weile stehen wir so da und ich versuche krampfhaft Ordnung in meinem vor Müdigkeit schon teilweise gelähmten Kopf zu bringen.
Dann kommt Jonas herein und ich sehe ihn dankbar an.
„Mia.“ Sagt er sanft und nimmt mich in den Arm.
Nach einer Weile lässt er mich los und sieht leicht lächelnd von mir zu Ras.
„Ich hatte nie den Hauch einer Chance. Du hast dich längst entschieden ohne es zu merken.“ Er schaut mir in die Augen und ich sehe ihn verständnislos an. „Mia ich habe es gemerkt, die ganze Zeit, und ich weiß das er deine 5 ist und ich nicht.“ Sagt er und gibt mir einen Kuss auf die Wange.
„Ich danke dir so sehr Jo.“ Ich meine das wirklich aus tiefsten Herzen, ich bin ihm unendlich dankbar.
„Schon gut Mia. Wenn wir ganz ehrlich zu uns sind, sind wir als Freunde vielleicht besser geeignet.“ Schmunzelt und zieht seine Augenbrauen hoch.
„Ich denke auch.“ Sage ich sicher. Ich versteh ihn und bin froh das nicht böse auf mich ist.
„Sei gut zu ihr.“ Er sieht zu Ras und dieser nickt leicht.
„Wir sehen uns.“ Er winkt uns zu und verlässt den Raum.
Ich drehe mich zu Ras um „Er hat Recht, ich habe mich schon lange entschieden.“ Sage ich leise und Ras lächelt zaghaft. Er hatte so verdammt Recht, im Grunde genommen hat mein Herz schon immer zu Ras gehört, ich konnte es mir nur nicht eingestehen.
Er zieht mich zu sich und küsst mich innig. Sofort breitet sich ein kribbelndes Gefühl in meinem Magen aus.
„Wir sollten warten bis Addy gesund ist um die Bombe platzen zu lassen. Okay?“ ich sehe ihn an.
„Alles Kleines, alles! Solange ich nur weiß das du mich liebst.“ Er lächelt und ich erwidere es.
„Ich liebe Dich wirklich.“ Sage ich und habe das Gefühl das ich es zum aller ersten Mal in meinem Leben auch so meine. Es ist kein Vergleich dazu wenn ich es Jonas oder einem anderen Mann gesagt habe, denn da ist es nie wirklich die Wahrheit gewesen, das hier ist echt und fühlt sich unbeschreiblich an.
„Ich dich auch Kleines.“ Erwidert er ganz sanft, noch nie habe ich ihn das zu einer Frau sagen hören und es bedeutet mir so unglaublich viel. Ich halte ihn einfach nur fest, es tut so gut zu wissen dass er da ist. Endlich ist dieses Gefühl, das etwas fehlt, weg. Nun muss nur noch Adam gesund werden… Wir stehen lange einfach so da und genießen still die Nähe des anderen, hin und wieder haucht er mir einen Kuss auf die Stirn.
Oliver kommt nach einer ganzen Weile zurück. „Mia du kannst jetzt kurz zu ihm, er ist wach aber noch schwach.“ Er sieht mich an und ich lächele ihm dankbar zu.
„Ras rufst du Marie an? Sie sollen sich nicht unnötig länger Sorgen machen.“ Ich sehe bittend zu ihm.
„Klar, ich warte hier auf dich.“ Er gibt mir einen Kuss.
„Nein, fahre bitte nach Hause. Es reicht wenn ich mir mit meinen Eltern hier die Nacht um die Ohren schlage.“ Ich nehme seine Hand und er nickt leicht.
„Sehen wir uns morgen?“ fragt er vorsichtig. Wir bewegen uns ja auf völlig neuem Terrain.
„Ich habe um 22 Uhr Dienstschluss.“ Es ist wirklich ungewohnt für uns.
„Ich liebe Dich Kleines!“ er gibt mir einen Kuss.
„Ich dich auch.“ Sage ich lächelnd, er dreht sich in der Tür um, schenkt mir ein, zugegebener Maßen etwas müdes, typisches Seeberg Lächeln. Mir wird ganz warm ums Herz und ich kann ein wenig lächeln.
Dann geht er in Richtung Fahrstuhl.
„Sag mal Mia…“ Oliver läuft neben mir her als wir in Richtung Intensivstation gehen.
„Was denn Oliver?“ ich sehe gespannt zu ihm.
„Ich will ja nicht indiskret sein, aber was ist denn mit dir und Jonas?“ er zieht die Augenbrauen fragend hoch.
„Jonas und ich sind wie wir fest gestellt haben einfach nur Freunde…“ ich bleibe stehen „Das was zwischen mir und Ras ist was ganz Besonderes und ich habe etwas länger gebraucht um das zu merken. Ich bitte dich als Freund Oliver, bitte kein Wort zu irgendjemanden.“ Ich sehe ihn bittend an.
„Hey schon klar.“ Er zwinkert mir zu „Es ist ganz allein deine Sache.“ Er nimmt mich in den Arm und reicht mir dann die Schutzkleidung für die Intensivstation. Ich weiß dass ich mich in Sachen Diskretion auf ihn verlassen kann, ich kenne ihn nun auch schon 5 Jahre und ich weiß das er eine der vertrauenswürdigsten Menschen ist denen ich bisher begegnet bin. Er sieht aus wie früher die kleinen Streber in meiner Schulklasse, etwas untersetzt, eine Brille und einen wirklich merkwürdigen Klamottenstil. Aber er ist einer von den Menschen die mit einer Geste mehr sagen können als andere in einem langen Vortrag. Ich glaube aus diesem Grund schätze ich ihn. Ich schätze ihn als Kollege, als Freund und vor allen Dingen schätze ich ihn als den Menschen der er ist und der sich nie verbiegen lassen wird.
„Nicht zu lange.“ Sagt er milde und wohlweislich das ich eh die ganze Nacht bleibe und ich nicke ihm dennoch zu, so zu sagen als nette Geste. „Ihr könnt dann im Familienraum warten.“ Fügt er hinzu.
Wie schon erwähnt es ist im glasklar das wir die Nacht über hier bleiben, eben so lange bis wir sicher sind das er über den Berg ist.
Ich betrete das Zimmer von Adam, er liegt an unzählige Maschinen angeschlossen. Obwohl ich diesen Anblick bei so vielen meiner Patienten gewohnt bin, erschreckt es mich meinen eigenen Bruder so zu sehen.
Ich lege meiner Mor die Hand auf die Schulter, sie sitzt an seinem Bett und hält seine Hand. Sie dreht sich langsam zu mir um und sieht mich unter Tränen an.
„Alles wird gut.“ Sage ich leise zu ihr und sie nimmt meine Hand in ihre. Meine Stimme klingt längst nicht so stark wie ich es gerne hätte, aber ich gebe mir wirklich Mühe. Das was ich sehe bringt mich so aus meinem Konzept.
´Das ist Adam. ` muss ich mir immer wieder sagen, damit ich es begreifen kann.
„Wir können die Nacht hier bleiben, am Ende des Ganges ist ein Zimmer.“ ich sehe zu meinem Far und er kommt um das Bett herum und nimmt mich in den Arm.
„Er packt das.“ Sagt er sicher und sieht zu Adam. Auch seine Stimme hat schon sicherer geklungen, aber wir sind alle viel zu erschöpft um großartige Interpretationen in irgendwelche Stimmlagen zu legen.
Adam öffnet langsam seine Augen und ich gehe ums Bett herum und nehme seine Hand.
„Hey Addy.“ Sage ich leise und eine Träne läuft über mein Gesicht. Er sieht wirklich furchtbar aus, die linke Seite seines Gesichtes ist blut unterlaufen, sein linkes Auge ist fast ganz zugeschwollen und sie haben ihm seine blonden Haare abrasiert, stattdessen trägt er einen dicken Verband um den Kopf.
Das wird ihm gar nicht gefallen, er liebt seine Haare. Komisch an was man in so einem Moment denkt.
„Hey Emmy.“ Wispert er und ich lächle unter Tränen.
Ich küsse vorsichtig seine Hand. „Du hast mich zu Tode erschreckt.“ Sage ich leise „Ich hatte so große Angst um dich.“
„Tut mir leid.“ Flüstert er und ich schüttele meinen Kopf.
„Es muss dir nicht leid tun, du hattest keine Schuld.“ Sage ich und wische meine Tränen beiseite.
Wie kann er sich bei mir entschuldigen?
Er hat doch gar keine Schuld.
„Mor? Far? Ich bleibe jetzt erst einmal bei ihm. Ruht euch ein wenig aus.“ Ich sehe zu meinen Eltern und mein Far nimmt meine Mor in den Arm und führt sie hinaus. Meine Mor ist eine wirklich zierliche Person und heute wirkt sie fast so als würde sie zerbrechen wenn man sie anfasst. Mein Far dagegen ist ein gestandener Mann, groß, sogar noch einen halben Kopf größer wie Adam, breite Schultern und dichtes lockiges grau-blondes Haar. Ich reiße mich von dem Bild der beiden los und gehe zum Fenster. Adam hat die Augen wieder geschlossen und ich starre nach draußen. Es ist bereits stockdunkel, dieser Tag ist so wahnsinnig schnell an mir vorbei gerast. Komisch wenn man in einem Warteraum sitzt dann kommt einem eine Minute wie ein Stunde vor, aber wenn man darauf zurück blickt ist es nicht mehr wie ein Wimpernschlag. Mein Körper fängt an mir zu zeigen das meine Kraftreserven langsam aber sicher aufgebraucht sind, ich bin seit 5 Uhr auf den Beinen und die Sorgen um Adam haben mich alle Kraft gekostet. Ich versuche schon den ganzen Nachmittag und Abend stark zu sein, wenigstens für meine Mor und meinen Far.
Gott hier liegt Adam!
Ich sehe zu ihm, nehme mir einen Stuhl und setze mich an sein Bett. Ich nehme seine Hand in meine und streiche ihm über seine nicht geschwollene Wange. Wieder füllen sich meine Augen mit Tränen und als ich blinzele laufen sie mir über die Wangen.
„Bitte nicht weinen.“ Sagt er leise, ich sehe zu ihm und wische mir schuldbewusst meine Tränen beiseite.
In diesem Moment wird mir plötzlich, aus heiterem Himmel klar das Adam nicht unverwundbar ist. Bei den Menschen die einem sehr Nahe stehen nimmt man das gerne Mal an… Er ist mein großer Bruder, mein bester Freund, mein Vertrauter.
Er ist immer stark… nur eben jetzt nicht. Er liegt hier vor mir und ist…
Ich weiß nicht wie ich es sagen soll…
Ja, er ist schwach, verletzt und an unzählige Maschinen angeschlossen.
Ich erkenne dass auch er nur ein Mensch wie jeder andere ist, egal wie sehr ich mir wünsche dass er unsterblich oder unverwundbar ist…
Er ist verwundbar, so verwundbar wie jeder andere auch. Diese Erkenntnis trifft mich ins Mark, ich muss verstehen lernen dass mein Bruder verletzlich und schwach ist.
Stark, laut und lustig wird er bestimmt wieder irgendwann sein und vielleicht auch nervig und chaotisch aber nicht jetzt.
Jetzt muss ich die kleine ´große` Schwester sein!
Für ihn und für mich!
Ich schlucke und lege meinen von Müdigkeit schweren Kopf auf die Bettkante. Ich schaffe es sogar leicht weg zu dösen, dann immer wieder schlägt eines seiner Geräte Alarm und ich springe auf, laufe zum betreffenden Gerät und kontrolliere alles. Jedes Mal atme ich erleichtert auf wenn es nur eine kleine Schwankung und nichts Dramatisches ist. Sein Hirndruck geht langsam zurück und er ist stabil. Immer wieder streichele ich seine Hand.
„Kämpfen Adam. Bitte ich brauche dich!“ Flüstere ich ihm zu.
Er muss mich hören, er muss kämpfen!
Oliver kommt ein paar Mal rein und kontrolliert seine Werte, es sieht gut aus und ich atme langsam auf.
„Wie stehen die Chancen das du dich ein wenig ausruhst?“ er sieht mich milde lächelnd an.
„Schlecht bis ganz schlecht.“ Gebe ich leise zu.
Er nickt mir nur zu und verlässt das Zimmer leise wieder.
Adam wird es schaffen, da bin ich mir sicher. Aber ich kann ihn nicht alleine lassen, ich muss hier bleiben und sicher gehen. Komisch, ich bin eine bestens ausgebildete Ärztin und weiß das ich in solchen Situationen nichts tun kann außer warten, aber dennoch rede ich mir ein das ich sein muss. Als ich das letzte Mal auf die Uhr sehe ist es kurz nach 3 Uhr morgens. Müde lege ich meinen Kopf auf Adams und meine Hand.
„Hey Mia Maus.“ Eine Hand streicht mir über den Kopf und ich sehe müde auf.
„Hey Far.“ Sage ich leise.
„Nun ruhst du dich aus. Mor und ich bleiben jetzt eine Weile hier.“ Er hilft mir aufzustehen, meine Gelenke tun mir nach der unbequemen Haltung weh, meine Mor nimmt mich in den Arm.
Worte sind überflüssig und sie sieht mich nur an und streicht mir eine Strähne hinters Ohr.
„Rasmus hat Kaffee und was zu Essen gebracht. Geh und iss bitte etwas. Er ist im Warteraum.“ Sagt mein Far eindringlich und ich gehe hinaus in den grell erleuchteten Flur. Nur meine Eltern sagen Rasmus zu ihm, eigentlich nennen uns alle Eltern im Freundeskreis bei unserem vollen Namen. Wenn wir sie sehen oder uns zufällig treffen ist das manchmal schon befremdlich mit Emilia angesprochen zu werden. Aber so sind die Eltern, meine Mor meint das Rasmus seine Mor dabei was gedacht haben muss ihn so zu nennen und das es eine Schande ist alle Namen immer abzukürzen.
Aber mal ehrlich sie nennen mich nicht Emilia, gut sagen wir meistens nicht. Denn wer kennt das nicht, hat man als Kind was ausgefressen wird aus Mia mal ganz schnell Emilia und im schlimmsten alle Fälle wird sogar ein Emilia Sophie Jensen draus. Spätestens dann weiß man, man muss die Beine in die Hand nehmen oder sich der Situation stellen. Adam und ich haben es meistens vorgezogen erst einmal das Weite zu suchen und erst dann wieder zu kommen wenn der erste Ärger verraucht war. Wir fuhren echt gut damit, das ist falsch, wir fahren noch heute ganz gut damit.
Denn egal wie alt man ist, in den Augen seiner Eltern kommt man nie über das magische Alter 12 hinaus und irgendwie passt man sich im Umgang mit ihnen diesem Bild auch wieder an. Man merkt er bei so kleinen Sachen. Ich zum Beispiel habe als Kind Kakao mit Sahne und Schokostreuseln geliebt und auch heute noch macht mein Far sie im Winter für mich. Ich trinke sie aber nur zu Hause, in einem Café würde ich nie auf die Idee kommen mir einen Kakao zu bestellen.
Kinder bleiben eben Kinder und Eltern bleiben Eltern, ein ganzes Leben lang.
Ich reibe mir müde die Augen und laufe prompt Jonas in die Arme.
„Was machst du denn noch hier?“ ich sehe ihn erstaunt an.
„Ich habe die Nachtschicht übernommen und Lasse übernimmt mit Heidi unseren Tagdienst. Du kannst so nicht arbeiten, ruhe dich aus... Wie geht es Adam?“ er sieht mich besorgt an und zieht mich in seine Arme. Komisch jetzt wo wir nicht mehr zusammen sind kann ich seine Nähe viel eher zulassen, mehr noch es fühlt sich gut an.
„Sein Hirndruck geht zurück und er ist stabil. Er hat das Schlimmste überstanden, ich hoffe Oliver bestätigt das nachher.“ Ich atme erleichtert aus und er küsst meine Stirn.
„Das ist gut.“ Flüstert er.
„Es tut mir so leid Jo.“ Sage ich entschuldigend für alles was in den letzten Stunden passiert ist. Ich habe ihm vor den Kopf gestoßen und er hat trotz allem dafür gesorgt dass ich heute frei habe.
„Hey Mia…“ er zwingt mich ihn anzusehen „… ich habe dich wirklich gern und ich möchte das du glücklich bist. Wir sind schon lange sehr gute Freunde und so soll es bleiben. Ich werde eine Frau finden für die ich die 5 bin. Eigentlich hätte ich es schon Silvester sehen müssen, ich habe gesehen wir ihr euch geküsst habt, aber ich dachte ich bilde mir da was ein… Anscheinend nicht.“ Er zwinkert mir zu.
Er nimmt die ganze Sache locker, was mir im Grunde genommen nur zeigt das er schon länger damit abgeschlossen hat, denn ich kenne ihn. Ich kenne ihn sehr gut. Wäre er böse würde er mir das, egal wie sehr er mich mag oder liebt, zeigen. Ich habe in unserer Beziehung fest gestellt dass er im Gegensatz zu meiner Behauptung ein miserabler Schauspieler ist.
„Danke.“ Sage ich und schlinge meine Arme um seinen Hals.
„Dafür nicht Mia. Und jetzt ruh dich aus, lass dich nach Hause fahren und schlaf ein bisschen.“ Er küsst meine Hände und lässt sie dann los.
Ich sehe ihm hinterher, so schnell wird aus einem Freund ein Freund.
Schön gesagt finde ich… kommt schon es ist 5 Uhr morgens und ich bin seit 24 Stunden auf den Beinen.
Ich reibe erneut über meine Augen, nicht das das Brennen davon weniger wird, nein im Gegenteil die Augen brennen vor Müdigkeit noch mehr. Vielleicht hilft der Schmerz mir dabei nicht im Stehen einzuschlafen.
Ich betrete leise den Warteraum und Ras steht am Fenster und starrt in die Dunkelheit in die Nacht.
„Hey.“ Sage ich leise.
„Hey.“ Erwidert er ohne sich umzudrehen „Bist du dir sicher dass du für Jonas nichts mehr empfindest?“ fragt er leise und irgendwie unsicher. Er muss uns im Flur gesehen haben. Ich lächele leicht, so kenne ich ihn nicht…
Ich trete hinter ihn, umarme ihn und lege meinen Kopf an seinen Rücken.
„Ich mag Jonas und hoffe dass wir befreundet bleiben können…“ ich denken einen kurzen Moment nach „… Ich bin mir sicher dass wir sehr gute Freunde sind und es auch bleiben…“ korrigiere ich mich.
Hallo Gehirn noch nicht auf Stand by gehen!
„… Er hat heute für mich eine Nachtschicht übernommen, damit ich gleich nach Hause kann. Er hat sich Sorgen um mich gemacht. Aber er weiß auch das ich nicht ihn sondern dich liebe.“ Sage ich sanft und küsse seinen Nacken. Er dreht sich in meinen Armen zu mir um und lächelt leicht.
„Kleines…“ er küsst mich sanft „… ich…“ er bricht ab.
Wow ich habe ihm die Sprache verschlagen, also DAS ist mal wirklich neu.
„Du warst eifersüchtig.“ Grinse ich.
„Ich kenne das nicht.“ Gesteht er verunsichert.
„Was kennst du nicht?“ ich sehe zu ihm auf.
Wenn ich meinen Blick stur gerade aus richte dann schaue ich auf seinen Kehlkopf, also muss ich ob ich will oder nicht zu ihm aufsehen.
„Ich habe noch niemals jemanden so geliebt wie dich und ich habe noch nie solche Angst gehabt jemanden zu verlieren.“ Er sieht mich an und ich lächele.
Diese Seite an ihm ist mir bisher unbekannt und ich gestehe mir ein dass es mir ganz genauso geht. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, wir kennen uns unser ganzes Leben und stehen hier vor einander wie zwei unsichere Teenager.
„Du wirst mich nie verlieren.“ Sage ich leise und schmiege mich an ihn.
Gott bin ich müde.
„Komm, nun iss bitte was, ich habe Sandwiches für euch geholt.“ Er setzt mich auf einen Stuhl.
Ich sehe ihn dankend an und nehme mir eins.
Ich beiße hinein und merke erst da dass ich wirklich hungrig bin.
Wenn man keine Zeit hat über Essen nachzudenken ist man komischer Weise auch nicht hungrig, aber bekommt man dann die Möglichkeit was zu essen meldet sich sofort der Magen.
Er setzt sich auf die Couch und fährt sich durch die Haare, diese Nacht und der gestrige Tag waren auch für ihn hart gewesen.
Ich bin fertig mit dem Sandwich und nehme mir einen großen Schluck Wasser.
Wir brauchen jetzt beide einen kleinen Moment für uns, wir wissen das ohne Worte, er reicht schon dass der Andere sich im gleichen Raum aufhält. Er steht auf und geht wieder zum Fenster, ich beobachte dabei jede seiner Bewegungen und staune über mich selbst wie anders ich ihn jetzt wahr nehme. Er sieht hinaus in die Nacht und ich drehe mich um und sehe durch die große Glasscheibe in den Krankenhausflur.
Es wirkt wie ausgestorben, komisch so ruhig habe ich das Krankenhaus noch nie erlebt. Dadurch dass ich ja fast ausschließlich in der Notaufnahme arbeite, sind eher Hektik und Chaos an meiner Tagesordnung… das hier ist eine andere Welt.
„Warum bist du nicht nach Hause gefahren?“ frage ich leise. Hatte ich ihn nicht nach Hause geschickt?
Er sitzt wieder auf der Couch und ich setze mich zu ihm.
„Weil ich dich nicht alleine lassen kann.“ Sagt er sanft und zieht mich in seine Arme.
Ich sehe ihn an, lächele erschöpft und küsse ihn.
Auch ohne den Sex würde ihn das zu einer 5 machen, mehr noch zu einer 10, aber dazu später mehr.
Ich sehe wie Oliver in Adams Zimmer geht und stehe auf, ich lehne meinen erhitzten Kopf gegen die kühle Scheibe und warte darauf dass er wieder hinaus kommt. Ras tritt hinter mich und legt mir seine Hände um die Hüfte. Ich lege meine Hände auf seine, lehne mich gegen ihn und schließe kurz meine Augen.
Ich bin so müde und so erschöpft.
Einige Augenblicke später kommt Oliver wieder heraus und steuert auf uns zu. Er öffnet die Tür und lächelt leicht, ein gutes Zeichen, ich kenne ihn.
„So Mia der Hirndruck ist normal, wir werden später noch ein CT machen. Er ist über den Berg und braucht jetzt einfach erst einmal Ruhe. Ich denke er wird sich auf einen längeren Krankhausaufenthalt einstellen müssen, aber das bekommen wir hin.“ Er lächelt wieder. „Deine Eltern bleiben noch ein bisschen hier. Sie sagten du sollst dich nach Hause fahren lassen.“
„Danke Oliver.“ Sage ich, umarme ihn kurz und drehe mich zu Ras und nehme nun ihn fest in den Arm.
„Gott er hat es überstanden.“ Sage ich erleichtert. Nun da Oliver es bestätigt hat sickert es ganz langsam in mein Gehirn durch.
Er hat es überstanden!

Kapitel 13


„Ja.“ flüstert Ras und ich lege meinen Kopf an seine Schulter.
„Ich ziehe mich um, hole meine Tasche und dann möchte ich nach Hause. Rufst du Marie an?“ Ich sehe zu ihm auf.
„Mein Akku ist leer.“ Sagt er entschuldigend.
„Macht nichts, dann schreibe ich ihr gleich.“ Ich sehe zu ihm und er nickt leicht. Auch sein Gesicht wirkt nach der Nachricht von Oliver deutlich entspannter.
Ich fahre hoch in unseren Umkleideraum und ziehe mich um, gerade als ich fertig bin betritt Oliver den Raum.
„Ich danke dir so sehr Oliver.“ Ich nehme ihn in den Arm. Ich bin ihm wirklich unendlich dankbar, ich weiß dass sein chirurgisches Handeln das Schlimmste verhindert hat.
„Ich bin froh dass er es überstanden hat.“ Sagt er und streicht mir über den Kopf.
Ich weiß dass ich nicht weiter sagen brauche, in dieser Geste von ihm liegt alles.
Ich mache mich von ihm los und nehme meine Tasche.
„Ruhe dich aus Mia.“ Sagt er bestimmend und ich sehe mich leicht lächelnd zu ihm um.
„Du auch.“ Sage ich, werfe ihm ein Handkuss zu und fahre zurück auf die Intensivstation. Mein Far ist bei Ras und ich nehme ihn in den Arm.
„Der Dickschädel hat es überstanden.“ Sage ich mit Tränen in den Augen. Schon erstaunlich wie viele Tränen ein Mensch hat, es überrascht mich jedes Mal auf Neue.
„Ja.“ Er atmet erleichtert aus.
„Ich schreibe eben Marie, dann fährt mich Ras nach Hause.“ Ich nehme mein Handy aus der Tasche und sehe zu meinem Far.
„Ja und Rasmus fahre bitte vorsichtig…“ mein Far sieht zu Ras „… Ein Kind auf der Intensivstation reicht für den Rest unseres Lebens.“
„Klar Gunnar.“ Sagt Ras und lächelt leicht „Ich passe schon auf sie auf.“
„Das weiß ich Rasmus, da mache ich mir keine Sorgen.“ Er schlägt ihm freundschaftlich auf die Schulter und sieht zu mir.
Ich tippe noch immer eifrig auf meinem Handy.
Hey Mausi! Er ist über den Berg! Mor und Far bleiben jetzt hier und ich lasse mich von Ras nach Hause fahren. Danke für alles! Hab dich lieb!
Kurz entschlossen schreibe ich Hannes noch eine SMS, der Ärmste war gestern total hinüber und ich mache mir ein wenig Sorgen um ihn.
Hey Hannes! Addy ist über den Berg! Ich hoffe es geht dir gut, Wenn was ist ruf an. Mia
Ich drücke auf senden und sehe zu Ras.
„Können wir? Ich bin total fertig.“ Ich nehme meinen Far in den Arm.
„Mia Maus, ich liebe dich!“ sagt mein Far leise „Und pass bitte auf das du dir nicht die Finger verbrennst. Wir kennen unsere Jungs.“ Flüstert er mir ins Ohr und ich sehe ihn erstaunt an.
„Mia ich sehe so etwas.“ Erklärt er mir zwinkernd.
„Far, es ist anders…“ ich lehne meine Stirn an seine Stirn „… Er ist es.“ Sage ich leise und er küsst meine Stirn „Und bitte Far...“ Setze ich an.
„Wann und wie ihr es den anderen sagt ist eure Entscheidung.“ Sagt er etwas lauter und sieht zu Ras, dieser blickt erstaunt und ertappt auf.
„Rasmus ich bin zwar ein paar Jahre älter, aber ich bin nicht blind was meine Tochter angeht.“ Er lächelt „Ihre Mor kannst du täuschen, bei mir wird es schwer.“
„Gunnar.“ Setzt Ras an.
„Hey Rasmus…“ er hebt abwehrend die Hände „… Wenn Mia meint du bist der Eine, dann versaue es bitte nicht. Sie ist nicht eine von euren Betthasen, sie ist meine Tochter.“ Seine Stimme ist ernst und selbst ich erkenne, dass es für Ras ungeahnt böse Folgen haben könnte, sollte er mir weh tun.
„Gunnar, Mia ist die Eine.“ Sagt Ras völlig unbeeindruckt und nimmt mich in den Arm.
Es ist verdammt schwer von meinem Far nicht beeindruckt zu sein, aber vielleicht kommt Ras zu Gute das er ihn eben auch einfach zu lange kennt. Aber er weiß auch dass in Sachen “kleine Mia“ nicht mit ihm zu spaßen ist.
Piep, Piep durchbricht mein Handy die eingetretene Stille.
Ich nehme es und drücke auf lesen. Ich muss nicht schauen von wem sie ist, ich weiß es…
Hey Süße! Ich bin so froh! Gott wir sind fast gestorben vor Angst. Hannes ist bei uns, es geht ihm schon besser, die Jungs schlafen jetzt und ich werde mich jetzt auch hin legen. Was macht Ralle denn noch bei euch? Egal, ich bin froh das er dich nach Hause fährt… in den nächsten 10 Jahren setzt sich kein Jensen mehr hinter ein Steuer, sonst sterbe ich tausend Tode. Ich hab dich lieb! Kuss Marie
Ich grinse und Ras nimmt meine Hand.
„Komm.“ Sagt er sanft und wir gehen Richtung Fahrstuhl, mein Far winkt uns hinterher.
„Ich komme heute Nachmittag wieder.“ Sage ich noch und er nickt.
Wir fahren in die Tiefgarage und ich gebe Ras meinen Autoschlüssel. Ich bin mir sicher in Sachen Müdigkeit übertreffe ich ihn um Längen und ich möchte wirklich sehr gerne in einem Stück ankommen. Wir fahren zu uns und ich bin froh als wir die Wohnung endlich betreten. Mittlerweile wird es schon wieder langsam hell, es dämmert in allen erdenklichen Farben, doch dafür habe ich gerade so gar keinen Blick.
„Ich bin so müde.“ Ich strecke mich und Ras zieht sich seine Schuhe aus und hängt seine Jacke an. Dann nimmt er mir meine Jacke ab und hängt sie dazu.
Er umarmt mich und küsst meinen Hals.
„Bist du wirklich so müde?“ er grinst mich an.
„Hmm.“ Ich tue als müsse ich nachdenken. Ich ziehe ihn in meine Arme und küsse ihn leidenschaftlich, er ist genau das, was ich jetzt brauchte. Müdigkeit hin oder her, ich verzehre mich nach ihm seit unserem Abendteuer in der Küche vor über einem halben Jahr.
Ich ziehe ihm ungeduldig sein T-Shirt zwischen zwei Küssen über den Kopf und er lächelt. „Wow so kenne ich dich gar nicht.“
Noch so einer der denkt er bekommt Blümchensex! Herrgott ich bin 28 und nicht 16!
Ich halte in meiner Bewegung inne, schubse ihn auf die Couch und ziehe mir nun langsam mein Shirt über den Kopf, er kann nicht aufhören zu lächeln und zieht mich auf seinen Schoß. Ich nehme sein Gesicht in meine Hände und küsse ihn herausfordernd. Er macht sich am Verschluss meines BHs zu schaffen und dieser fällt ein paar Augenblicke später zu Boden. Darin scheint er Übung zu haben, aber das wundert mich nicht im Geringsten. Er umfasst meine Brüste und massiert sie leicht, er küsst meine Brustwarzen und diese richten sich sofort auf. Ich werfe meinen Kopf in den Nacken, es fühlt sich unbeschreiblich an, ich sehe zu ihm und stehe erneut auf, eine Beule in seiner Hose zeigt mir das ich mit dem was ich tue genau das erreiche was ich will.
Verführerisch, na gut so verführerisch wie eben möglich, befreie ich mich von meiner Jeans und ziehe meinen Slip ganz langsam runter. Er steht nun ebenfalls auf und befreit sich von seiner Jeans und seinen Shorts. Ich schubse ihn wieder, sodass er sich hinsetzen muss, dann sehe ich ihm in tief die Augen und setze mich ganz langsam auf seinen Schoß. Ich stöhne leise auf als ich ihn endlich in mir spüre. Er füllt mich aus und einen Moment bleibt mir die Luft weg, ich beginne mich langsam zu bewegen und kralle mich an ihm fest.
„Jetzt sind wir beide die einzigen Menschen auf der Welt.“ Raunt er mir ins Ohr und ich sehe ihm in die Augen. Sie funkeln wieder wie Bernsteine in der Sonne. Ich kann mich gar nicht daran satt sehen.
„Ja, nur du und ich.“ Sage ich leise und bewege mich rhythmisch.
Er schließt seine Augen und ich tue es ihm gleich, es fühlt sich so unbeschreiblich an und ich bin kaum in der Lage zu atmen.
Nach einer Weile hebt er mich an und wir wechseln die Position, nun liege ich auf dem Rücken und er hat die Kontrolle. Immer wieder küsst er sanft meine Brüste und saugt sich ganz vorsichtig an meinen Brustwarzen fest, ich winde mich unter seinen Liebkosungen und erreiche meinen Höhepunkt. Er sieht mich mit seinen nun wieder fast schwarz wirkenden Augen durchdringend an und stößt immer wieder zu, ich bäumte mich auf gebe jedoch kein Laut von mir, zu sehr habe ich Angst diesen Augenblick zu zerstören. Nachdem er mich immer und immer wieder von einem Höhepunkt zum nächsten getrieben hat kommt er auch er endlich und sinkt in meine Arme. Wir schweigen beide und ich kuschele mich an ihn.
„Wir sollten ins Bett gehen.“ Er sieht mich an und ich lächele. Ich kann gar nicht mehr aufhören zu lächeln, ich denke fast ich kann nie mehr aufhören.
Ich liebe ihn so sehr, das es mir fast körperlich Schmerzen bereitet, aber das Gefühl kann auch daher kommen das er mit seinem vollen Körpergewicht auf mir liegt und ich bin mir sicher das er mehr wie mal eben 10 kg wiegt.
„Ja.“ Hauche ich und er hilft mir hoch. Wir laufen schnell, so als ob wir was Verbotenes getan haben über den Flur. Haben wir ja auch in gewisser Weise, aber darüber will ich jetzt nicht nachdenken. Ich kuschele mich in meine Bettdecke und spüre ein paar Sekunden später seinen Atem an meiner Stirn. Er zieht mich in seine Arme und ich schmiege mich eng an ihn.
„Danke.“ Sage ich ganz leise und merke wie er lächelte.
„5?“ fragt er ebenso leise und ich kichere. So etwas vergessen Männer natürlich nie.
„Nein.“ Sage ich und er schiebt mich erschrocken ein Stück von sich weg um mich ansehen zu können.
„Nein?“ wiederholt er schockiert und ich schüttele selig lächelnd meinen Kopf.
„Du bist eine 10.“ Schmunzele ich.
„Eine 10?“ er sieht mich fragend an.
„Das Ultimative, die Superlative, der Eine! Da stimmt alles!“ Grinse ich.
Er küsst mich grinsend und ich schmiege mich wieder an ihn. Erschöpft schlafe ich ein und falle in einen traumlosen, tiefen Schlaf.

Kapitel 14


Als ich wach werde brauche ich einen Moment um mich zu erinnern was gestern bzw. heute alles passiert ist, dann sehe ich neben mich. Er liegt wirklich da, er schläft noch und sein Gesicht wirkt zufrieden und entspannt. Ich streiche ihm eine Strähne seines hellbraunen Haares aus dem Gesicht und er sieht mich verschlafen an. Ein lächeln stiehlt sich auf sein Gesicht und ich küsse ihn ganz sanft. Er zieht mich zu sich und unsere Hände verschlingen sich in einander.
„Ich kann es nicht fassen.“ Lacht er leise.
„Was?“ ich sehe zu ihm auf und in seine Augen. Ich liebe diese Augen, so voller Wärme und Liebe. Gibt es was Schöneres als am Morgen als aller erstes in die Augen des Mannes zu schauen den man liebt? Ich kann es mir gerade nicht vorstellen.
„Ich liege hier mit dir, ich meine ich kenne dich mein ganzes Leben. Du warst immer meine kleine Schwester und plötzlich begann sich alles zu ändern…“ er atmet tief durch.
„Was begann sich zu ändern?“ ich stütze meinen Kopf auf meinen Arm und sehe ihn grinsend an. Ich weiß natürlich was sich geändert hat, aber ich will mir gerne seine Seite der Geschichte anhören.
„Ich glaube das erste Mal wurde es mir bewusst als du dich damals für dein erstes Date mit Jonas fertig gemacht hast, du kamst ins Wohnzimmer und ich konnte nur denken WOW… ehrlich Mia du hast so verdammt heiß ausgesehen…“ er grinst mich schelmisch an. „… Plötzlich dachte ich darüber nach wie es wäre dich im Arm zu halten, dich zu küssen. Gott ich war völlig verwirrt und konnte mich auf nichts konzentrieren, ich glaube ich war in den nächsten Tagen ziemlich mies gelaunt…“ er küsst mich sanft. Oh ja Adam hat mir mehr wie einmal die Ohren voll geheult wie unausstehlich Ras in der Zeit gewesen war. „Und dann sah ich dich nur noch zusammen mit Jonas, ich hätte ihm am liebsten jedes Mal den Hals umgedreht als ich ihn mit dir gesehen habe. Dann dieser Morgen bei euch in der Küche. Da wurde es mir so richtig klar, ich hatte mich Hals über Kopf in dich verliebt, in Emilia Jensen, die kleine rotzfreche Göre aus der Nachbarschaft, die einzige Frau die ich kenne die in EgoShootern jeden den ich kenne platt macht. Die kleine Mia die in meinen Augen immer ein Kumpel war. Die kleine süße Mia die mit Marie im Garten saß und Puppen spielte und Krokodiltränen vergoss wenn wir sie und Marie nicht mitnehmen wollten…Und plötzlich war alles anders, du warst plötzlich eine wunderschöne, bezaubernde und für mich unerreichbare Frau… Und dann dieser Kuss Silvester. Ich wäre fest gestorben vor Sehnsucht, man ging es mir schlecht damit.“ Wieder küsst er mich. Gerade so als müsse er sich versichern das ich wirklich neben ihm liege und das das alles hier echt ist.
„Mir ging es ähnlich, als du mich damals in den Arm genommen hast und mir sagtest was ich in deinen Augen alles bin da sah ich dich an und von einen auf den anderen Moment warst du jemand ganz anderes. Du wurdest von meinem „großen Bruder“ zu einem Mann der mich faszinierte und in den ich mich jeden Tag ein wenig mehr verliebte, solange bis ich dir hoffnungslos verfallen war. Das Schlimmste war das ich es selbst gar nicht merkte. Als Jonas gestern sagte er wusste es schon lange, da wurde es auch mir bewusst. Ich liebe dich schon lange und ich hatte mich in diesem Moment als du mich küsstest für dich entschieden.“ Ich sehe ihn an und er strahlt. Wieder dieses Strahlen was den Raum erhellt, er schafft es sogar die Sonne die durch die Ritzen meine Jalousie scheint zu überstrahlen.
„So spielt das Leben.“ Lächelt er und küsst mich verlangend.
„Was wird das denn?“ kichere ich.
„Ich möchte jetzt sofort Sex mit meiner hinreißenden Freundin, denn ein Körperteil von mir muss jetzt unbedingt wissen ob das nicht alles nur ein Traum ist.“ Er lächelt mich unverschämt von sich überzeugt an.
„Ach ja und ich bin also dein kleines Sexspielzeug?“ ich ziehe eine Augenbraue hoch, aber da wandert seine Hand auch schon in meinen Schritt und ich stöhne überrascht auf. Wow er weiß wirklich was er tut. Aber ich habe es ja auch mit einem erwachsen Mann zu tun und dem entsprechend nicht mit einem Anfänger. Ich komme schneller zum Höhepunkt als mir lieb ist und er grinste mich triumphierend an. Ich schlage die atemlos die Decke zurück und beuge mich hinunter zu besagtem Körperteil, sanft umschließen meine Lippen seinen Penis und nun stöhnt er überrascht auf. Ein paar Minuten verwöhne ich ihm nach Strich und Faden.
„Mia bitte, wenn du jetzt weiter machst, haben wir keinen Spaß mehr. Jedenfalls nicht ohne eine Pause einzulegen.“ Er versucht seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen.
Ich lasse von ihm ab, er sieht zu mir und drückt mich rücklings aufs Bett, unbeherrscht stößt er tief in mich und ich kralle mich an meinem Lacken fest. Gott er weiß wirklich was er tut! Kein Wunder das sich ihn die Frauen auch noch nach Wochen anboten…
Nachdem wir beide unseren Höhepunkt erreicht haben schmiege ich mich an ihn. Also von mir aus kann jeder Tag so starten.
Ich höre sein Herz rasen und küsse seine Brust, er nimmt mich fest in seine starken Arme und strahlt mich an. So kann es von mir aus für immer bleiben. Mein schlechtes Gewissen den anderen gegenüber schiebe ich in die hinterste Ecke meines Gehirns.
Ein klingeln lässt uns aufschrecken.
„Erwartest du jemanden?“ er sieht mich an und ich grinse. Klar neben dem Weihnachtsmann hat sich auch der Osterhase und der Nikolaus angekündigt… Ha Ha!
„Witzig.“ Sage ich, wickele meine Bettdecke um mich und sehe durch den Spion. Marie steht ungeduldig mit Chris und Hannes im Schlepptau vor der Tür. Erneut drückt sie auf die Klingel. Mein schlechtes Gewissen darum etwas Verbotenes getan zu haben kommt mit Lichtgeschwindigkeit aus der Ecke und brüllt nun lauter wie ein Tiger.
„Mia?“ ruft sie.
Ras erkennt natürlich die Stimme seiner Schwester und steht auf, er kommt zu mir, gibt mir lächelnd einen Kuss und wir fangen an unsere Sachen zusammen zu suchen und uns anzuziehen. Wie zwei aufgescheuchte Hühner und dennoch darauf bedacht leise zu sein laufen wir hin und her, lächeln uns immer wider verschmitzt an und haben es dann tatsächlich in Rekordzeit geschafft.
Ich stoße mir mein Scheinbein am Couchtisch und fluche leise.
„Mia bist du wach?“ fragt Marie erneut und Ras deutet mir an endlich zu antworten.
„Ja, kleinen Moment.“ Sage ich und ziehe mein T-Shirt über. Ich sehe zu Ras und richte den Kragen seinen Polo Shirts.
„Und?“ ich sehe ihn fragend an, er begutachtete mich und nickt. Er gibt mir einen Kuss, ich will meine Arme um seinen Nacken schlingen, aber ein lächeln von ihm sagt mir das jetzt lieber nicht zu tun.
„Showtime.“ ich atme tief durch und öffne die Tür.
Ras tut als würde er gerade wach werden und ich gähne herzhaft. Das fällt mir nicht schwer, viel Schlaf habe ich ja letzte Nacht wirklich nicht bekommen.
„Mia!“ Marie fällt mir um den Hals und die anderen tun es ihr gleich. Ich werde fast erdrückt von den Dreien.
„Wie geht es ihm?“ Chris zieht sich seine Sweatjacke aus und wir setzen uns.
„Er ist über den Berg, ich werde gleich noch mal ins Krankenhaus fahren, wenn ihr wollt könnt ihr hier bleiben und ich berichte euch dann.“ Ich sehe in die Runde und alle nicken lebhaft.
Was denke ich auch wo sie hingehen wollen?
Sie wohnen ja quasi hier und sind wohl nicht umsonst alle hier aufgeschlagen.
„Was machst du eigentlich hier?“ Marie scheint erst jetzt ihren Bruder zu bemerken und sieht ihn erstaunt an.
„Ich hatte Mia heute Morgen her gefahren, da war ich einfach so geschafft dass ich mich hier hin gelegt habe.“ Erklärt er. Marie nickt lebhaft und sieht zu mir, ich lächele und zucke mit den Schultern. Gott ist die Situation ist wirklich unangenehm.
„Na dann.“ Sagt Chris und sieht Ras prüfend an. Ras kann seinem Blick nicht stand halten und weicht ihm nach ein paar Sekunden aus. Das ist ungewöhnlich, denn Ras hält sonst jedem Blick, egal von wem er kommt, stand.
„Was war eigentlich gestern bei dir und Jo los?“ Hannes sieht mich an, egal wie sehr er unter Schock gestanden hatte, das hat er augenscheinlich mit bekommen. Tja er ist gut darin sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
„Wir haben uns getrennt.“ Sage ich und Marie sieht mich schockiert an.
„Aber…“ setzt sie an.
„Ganz ruhig Marie, Jonas und ich sind sehr gute Freunde. Es hat einfach nicht geklappt. Belassen wir es dabei, ja?!“ ich sehe sie bittend an und sie nickt leicht. Ich weiß das ich so leicht aus der Nummer nicht raus komme, aber so bringe ich sie wenigstens jetzt zum schweigen.
„Kaffee? Tee?“ Ras steht auf und sieht in die Runde.
„Gerne.“ Ich sehe ihn dankbar an. „Warte ich helfe dir eben.“ Ich stehe ebenfalls auf und wir gehen in die Küche.
Wir machen den Kaffee und den Tee fertig und lächeln uns immer wieder verliebt an. Chris kommt zu uns in die Küche, beobachtet uns einen Moment.
„Was ist bei euch beiden los?“ zischt er uns zu.
„Was meinst du?“ flüstere ich und sehe ihn unschuldig an.
„Die beiden…“ er deutet auf Marie und Hannes „… Sehen es vielleicht nicht, weil sie euch seit 30 Jahren kennen, aber mir macht ihr nichts vor. Ich bin doch nicht blind.“ Er sieht uns an und ich schlucke.
„Hör zu Chris, das ist ganz alleine meine und Ras seine Sache.“ Sage ich beschwichtigend
„Gott Marie, Adam, Nico und Hannes reißen euch so etwas von den Kopf ab. Habt ihr es vergessen? Keine Beziehungen! Niemals!“ Er sieht uns an als wären wir Schwerverbrecher und zeigt uns einen Vogel.
„Gott Chris glaubst du wir haben uns das ausgesucht?“ Ras zischt ihn an. „Halt deinen Mund, bitte. Wir werden es ihnen schon sagen, aber nicht jetzt, nicht heute und auch nicht morgen. Wenn der richtige Zeitpunkt da ist, dann sagen wir es ihnen schon.“ Erklärt er ihm im ruhigen Ton.
„Ich fühle mich schlecht damit Marie anzulügen.“ Gesteht Chris leise.
„Du sollst sie nicht anlügen, du sollst gar nichts sagen.“ Ras lächelt ihn an. „Das ist ein himmelweiter Unterschied.“
Männerlogik.
„Ich hoffe echt dass ihr wisst was ihr tut.“ Sagt er nicht sehr überzeugt.
„Bitte Chris, ich bitte dich als Freund darum…“ ich nehme seine Hand. „… Und ja wir wissen was wir tun.“
„Okay.“ Sagt er nicht sehr überzeugt und geht kopfschüttelnd zurück ins Wohnzimmer.
Ras und ich stellen den Tee und den Kaffee auf den Tisch und setzen uns, ich mich auf die Couch zu Chris und Marie und Ras sich auf den Boden vor den Tisch. Ich werfe Chris einen kurzen Blick zu und er sieht mich unschlüssig an. ´Bitte Chris` flehe ich still und er nickt leicht.
Ich trinke eine schnelle Tasse Tee, dann stehe ich auf.
„So ich fahre jetzt. Lasst bitte unsere Wohnung ganz, ansonsten kennt ihr euch ja Bestens aus.“ Ich sehe in die Runde.
„Ich passe auf.“ Sagt Marie lachend und ich weiß dass ihr vertrauen kann. „Bestelle ihm ganz liebe Grüße!“ ruft sie mir hinterher, ich winke ihr kurz zu und laufe dann die Treppen runter.
Ich fahre viel zu schnell zum Krankenhaus, aber das ist mir egal, ich will zu Adam, ich will mich überzeugen dass es ihm gut geht. Ich stürme aus dem Aufzug direkt in die Arme meiner Eltern.
„Hey Mia!“ mein Far nimmt mich in den Arm. Merkt man eigentlich dass wir uns bei jeder Gelegenheit in den Armen liegen? Schon irgendwie, oder? Wir sind mit einem sehr liebevollen Elterhaus aufgewachsen und ich habe keine Problem damit meine Eltern sooft wie möglich in die Arme zu nehmen. Genauso wenig habe ich bei meinen Freuden damit ein Problem. Ich bin die Drück Königin und verdammt stolz darauf… Nein im Ernst wir sind da irgendwie alle gleich veranlagt, wir liebes es uns zu drücken und zu knutschen. Wann immer es geht und sooft es geht.
„Hey Far.“ Ich strahle ihn an „Wie geht es ihm?“
„Ganz gut, er ist wach und macht schon wieder Scherze.“ Er zwinkert mir zu und ich lächle.
„Hey Mor.“ Ich nehme sie in den Arm, sie wirkt so erschöpft und müde „Fahrt nach Hause und schlaft etwas.“ Sage ich bestimmend und sehe beide ernst an.
„Machen wir.“ Sie schaut mich lächelnd an „Jetzt ist es schon soweit das wir uns von unseren Kindern sagen müssen was wir tun sollen.“ Sie lacht und es klingt als würde man mit einem kleinen Glöckchen klingeln.
„Das bereitet euch nur schon mal innerlich auf das Alt sein vor.“ Sage ich frech und strecke meiner Mor die Zunge raus.
„Nun wird mal nicht frech junges Fräulein.“ Mein Far lacht dunkel auf.
„Wir kommen morgen früh wieder…“ meine Mor nimmt mich nochmals in den Arm „… Jonas war vorhin hier und hat deinen Dienstplan bei Adam ins Zimmer gelegt. Und er sagt ihr habt euch getrennt. Ach Mäuschen das ist ja furchtbar.“ Sie sieht mich betroffen an und tätschelt meine Wange. Ich lächele und sie sieht irgendwie verwirrt aus.
Oh kleine Mor, ich kann dich so schnell verwirren!
„Nein ist es nicht Mor, es war richtig und längst überfällig. Wir sind sehr gute Freunde und das ist gut so.“ kläre ich sie auf und sie nickt staunend.
Tja Mor ich bin groß und kann meine Sachen alleine klären, meistens jedenfalls.
„So komm Sus.“ Mein Far legt den Arm um die schmalen Hüften meiner Mor und zieht sie in den Fahrstuhl. Ich finde es immer zu niedlich wenn mein Far Sus zu meiner Mor sagt, sie heißt eigentlich Susan, aber so nennen tut sie eigentlich keiner. Bei meinem Dad klingt das Sus aber immer ein wenig nach Mus und das heißt Mäuschen. Er ist sich dessen sehr wohl bewusst und ich weiß meine Mor auch. Ich finde es zeigt wie sehr sie sich immer noch lieben. Meine Eltern sind wirklich ein gutes Vorbild für mich und Adam gewesen und sind es immer noch. Deshalb kann meine Mor auch gar nicht verstehen warum ihre beiden fast 30 jährigen Kinder nicht verheiratet sind und noch keine Kinder haben. Sie will Enkelkinder, wenn es nach ihr geht lieber jetzt als später.
Tja Mor wir brauchen eben noch unsere Sturm und Drangphase… zumindestens einer von uns.
„Ich liebe Euch.“ Ich sehe Beiden lächelnd hinterher und die Fahrstuhltüren schließen sich langsam.
„Wir dich auch Mia Maus!“ ruft mein Far bevor die Türen endgültig einrasten.
Ich laufe den Gang entlang, zeihe mir den grünen Kittel über und klopfte an Adam seine Tür.
„Herein.“ Kommt es von innen und ich stecke meinen Kopf durch einen kleinen Spalt.
„Hey Emmy!“ er sieht mich grinsend an.
„Na Mr. Supercrash!“ ich trete ganz ein und setze mich auf seine Bettkante.
„Ach wie witzig du doch wieder bist.“ Er lächelt mich an, es tut so gut ihn ein wenig lächeln zu sehen.
„Wie geht es deinem Kopf?“ frage ich nun ernster und nehme seine Hand in meine.
„Ganz gut, ist noch dran… dröhnt aber ganz schön.“ Gesteht er dun sieht mich prüfend an.
„Du hast mir einen riesigen Schrecken eingejagt.“ Sage ich plötzlich ganz leise und er drückt meine Hand.
Ich kann mich ihm gegenüber schlecht verstellen und so kann es bei uns sein das Stimmung von einer auf die andere Sekunde umschlägt. Aber das ist nicht schlimm, wir kennen uns viel zu gut und können damit umgehen.
„Far hat gesagt das es dir richtig beschissen ging. Es tut mir so leid Emmy.“ Erwidert er ebenso leise und ich starre zu Boden. Er weiß wie sehr ich ihn liebe und wie sehr ich an ihm hänge.
„Bitte Emmy sieh mich an.“ Sagt er ganz behutsam und ich sehe auf. Sein Kopf ist natürlich immer noch dick bandagiert, sein Gesicht immer noch blutunterlaufen, aber er hat ansonsten eine gesundere Gesichtsfarbe. Er sieht viel besser aus wie noch heute Nacht. Er hat es wirklich überstanden, mein großer Bruder ist dem Tod von der Schippe gesprungen. Es dämmert mir langsam wie unglaublich knapp das gewesen war und Tränen stehlen sich in meine Augen und sammeln sich darin.
„Emmy.“ Er drückt meine Hand und ich blinzele so dass zwei große Tränen über mein Gesicht laufen und eine salzige Spur auf meinen Wangen hinterlassen.
„Addy.“ Ich sehe zu ihm und weitere Tränen laufen langsam über mein Gesicht. „Gott ich hatte noch nie in meinem Leben eine solche Scheißangst. Du bist nicht unverwundbar.“ Schluchze ich dun sehe ihn tief traurig an.
„Emmy, natürlich ich bin nicht unverwundbar.“ Sagt er milde lächelnd.
„Das weiß ich jetzt auch.“ Sage ich fast trotzig und wische über mein Gesicht.
„Emmy ich bin hier. Okay?! Ich gehe nirgendwo hin.“ Er sieht mich ernst an und streicht mir vorsichtig über die Wange. Wohl eher sehr vorsichtig weil verschiedene Kanülen an seinen Arm angeschlossen sind. Seine Hand liegt ruhig auf meiner Wange.
„Ich hatte wirklich eine Scheißangst.“ Ich lege meine Hand auf seine und sehe ihn an.
„Ich weiß Emmy, ich weiß! Es tut mir so leid.“ Sagt er betroffen, nimmt meine Hand und küsst sie.
Es sind diese Momente im Leben die dir zeigen was wichtig ist…
Denn erst wenn du einmal die Angst wirklich gespürt hast jemanden fast zu verlieren, erst dann weißt du wirklich was er dir bedeutet. Wobei verlieren nicht nur im Sinne von Tod zu verstehen ist. Aber das ist glaube ich die ultimative Bewährungsprobe für das Gefühlsleben. Er trennt automatisch die Spreu vom Weizen, so wie es nur die Angst kann. Bei mir wurde nichts getrennt, denn ich umgebe mich wirklich nur mit meinen wahren Freunden. Das ist schön zu wissen und ich bin dankbar dafür.
„Ich soll dich von Marie, Chris und Hannes grüßen.“ Sage ich und hole mir einen Stuhl um mich an seine Seite zu setzen.
„Wo sind sie denn?“ er sieht mich erstaunt an.
„Alle bei uns, so wie immer.“ Ich lächele und setze mich zu ihm.
„Was machen sie?“ er mustert mich.
„Ehrlich gesagt…“ ich grinse breit „… Keine Ahnung, aber sie kennen sich ja Bestens aus und Marie hat ein Auge auf die drei.“ Ich zwinkere ihm zu.
„Drei?“ er versucht seine Augenbraue hoch zu ziehen, scheitert aber daran. Ich lege meine Hand auf seinen Arm und streichele ihn leicht, er sieht zu mir und wir verstehen uns ohne Wort. Meine Augen sagen ihm dass er Zeit braucht, er ist noch nicht wieder der alte Adam.
„Ja Ras ist auch da.“ Sage ich erklärend und er nickt. Wie gerne würde ich ihm jetzt einfach alles sagen, ich möchte ihm so gerne erzählen wie sehr ich in ihn verliebt bin...
Ich möchte ihm sagen das Ras meine 10 ist. Aber ich schweige und wir unterhalten uns über alles Mögliche nur eben nicht über das was mir wirklich, neben seinem beinahe Tod, auf der Seele liegt.
Als Oliver ein paar Stunden später kommt setze ich mich zusammen mit ihm an den Tisch und wir besprechen den Reha Plan für Adam, da wir nun endlich die neusten Ergebnisse der CT´s haben.
Adam ist zwar sehr glimpflich davon gekommen, aber seine Motorikfähigkeiten sind durch die Hirnquetschung eingeschränkt und nur eine wochenlange Krankengymnastik kann ihm da helfen. Wir gehen von 16 Wochen aus und arbeiten den Plan soweit es ohne die Krankengymnasten geht aus. Ich bin froh dass Oliver ihn weiter überwacht, so weiß ich er ist wirklich in den besten Händen.
Als Oliver sich verabschiedet setze ich mich wieder zu Adam.
„Man wenn man euch so zuhört muss man ja Kopfschmerzen bekommen.“ Er lächelt schief.
„Hey…“ ich stupse ihn leicht an „… Es ging dabei um dich, wir wollen nur das du so schnell wie möglich auf die Beine kommst.“
„Ganz so schnell geht es nicht, oder?“ er sieht mich traurig an. Ach ja bei unserer tollen Planung habe ich ja ganz vergessen einen besonderen Faktor ein zu rechnen. Das Jensen – Ungeduldigkeits- Gen habe ich tatsächlich nicht berücksichtigt. Ich nehme seine Hand in meine.
„Addy versuche Geduld mit dir zu haben. Das Wichtigste ist, das es so aussieht das du wieder ganz gesund wirst.“ Ich drücke leicht seine Hand und er nickt mich an. Ich sehe nach draußen, es wird schon wieder dunkel.
„Hey Addy ich muss nach Hause, ich komme morgen nach meiner Schicht vorbei.“ Ich beuge mich über ihn und gebe ihm einen kleinen Kuss auf seine unverletzte Wange. Er hält mich an meinem Shirt fest und ich sehe ihm in seine Augen, seine sonst grasgrünen Augen sehen müde aus und ich erkenne plötzlich dass so sehr wir uns auch einreden es hat sich nichts geändert…
Wir haben uns geändert.
Nur ein kleines bisschen aber wir können es nicht abstreiten.
Diese Stunden des Bangens und Hoffens sind nicht spurlos an uns vorbei gegangen. Und an ihm ist die 6stündige OP und der Unfall an sich auch nicht spurlos vorbei gegangen.
„Ich liebe Dich Emmy! Ich liebe dich wirklich und ich danke dir.“ Sagt er leise und ich bekomme eine Gänsehaut. Ich nehme ihn ganz vorsichtig in den Arm.
„Ich liebe dich auch Addy.“ Hauche ich ihm ins Ohr und stehe dann auf.
„Bis morgen.“ Ich winke ihm zu und nehme meinen grünen Kittel vom Stuhl, als Oliver kam und Entwarnung gegeben hatte habe ich ihn ausgezogen.
„Schlaf schön.“ Erwidert er leise und ich sehe ihn lächelnd an. Ich schließe leise die Tür und mache mich auf den Weg nach Hause.
Als ich die Wohnung betrete höre ich die Jungs fluchen und Marie lachen, ich grinse in mich hinein und betrete, nachdem ich mir meine Schuhe ausgezogen habe, das Wohnzimmer, alle starren zum Fernseher in dem ein Fußballspiel läuft. Ich lächele, wir die kleinen Kinder. Ich frage mich was passiert wenn ich einfach den Fernseher ausmache. Ich kann mich gerade noch so davon abhalten.
„Hey Leute.“ Sage ich schließlich und lehne mich gegen den Türrahmen, sogleich habe ich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
„Und wie geht es ihm?“ Hannes steht auf und sieht mich fragend an.
„Gut den Umständen entsprechend, aufgrund seiner schweren Kopfverletzungen wird er wohl noch eine ganze Weile im Krankenhaus bleiben müssen. Er hat motorische Ausfälle, sein Motorikzentrum wurde durch eine Quetschung im Gehirn ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Er bekommt ab morgen Krankengymnastik und wird in die Neurologie verlegt.“ Ich setze mich zwischen Marie und Ras auf die Couch.
„Aber sie kriegen ihn wieder hin, oder?“ Marie sieht mich ängstlich an.
„Ja, er wird nicht mehr wie sonst einen an der Klatsche haben.“ Lächele ich, sie grinst und nimmt mich erleichtert in den Arm. Wenn ich schon Späße darüber machen kann, dann ist es wirklich überstanden. Sie hält mich eine ganze Weile einfach nur fest, ich merke wie die Anspannung langsam von ihr abfällt, dann sieht sie mich an und lächelt. Da ist es wieder das Seeberg Lächeln. Ich grinse und sie streicht mir eine Strähne hinters Ohr. Gott ich muss auf dem Kopf aussehen wie gerade aufgestanden, denn meine Haare hatten heute noch keine Bürste gesehen. Wann auch?
„Gut, wir verziehen uns jetzt. Mia muss duschen und mal ein wenig schlafen.“ Sie sieht bestimmend in die Runde.
„Seit wann bist du der Bestimmer?“ Hannes sieht sie lachend an.
Da ist er wieder, der alte Hannes, und ich schmunzele.
Es gehört schon mehr dazu wie ein “kleiner“ Unfall um ihn aus der Bahn zu werfen.
„Ja bin ich.“ Sagte Marie streng und steht auf.
„Das ist lieb von euch, ich muss morgen um 13 Uhr wieder zum Dienst.“ Ich sehe zu Hannes, auch er und Chris stehen auf. Wir gehen in den Flur und sie ziehen sich alle ihre Schuhe an. Na ja bis auf Ras, er beobachtet und denkt angestrengt nach.
Ich sehe zu ihm und er grinst, er hat also einen Plan.
Ich bin gespannt.
„Sollen wir dich nicht mitnehmen?“ Stellt ihm Marie die Frage die ich erwartet habe.
„Nein, nein. Ich packe gleich noch ein paar Sachen für Addy ein, dann kann ich sie ihm morgen früh vorbei bringen bevor ich ins Büro fahre.“ Erklärt er eifrig und ich sehe ihn an.
Er ist gut, sehr gut denke ich mir amüsiert.
„Alles klar. Wir sehen uns.“ Marie nimmt es ihm ohne mit der Wimper zu zucken ab, sie herzt ihn und nimmt mich dann in den Arm.
„Ganz bestimmt.“ Sage ich sicher und zwinkere ihr zu. Auch Hannes und Chris nehmen mich in den Arm und die Tür fällt hinter den Dreien ins Schloss. Ich atme durch und drehe mich zu Ras um.
„Hallo.“ Sagt er lächelnd.
„Selber Hallo.“ Grinse ich und ziehe ihn an seinem T-Shirt Kragen in ein Zimmer. Wir stehen einen Moment da und küssen uns. Ich habe seine Küsse vermisst, diese weichen unheimlich gut schmeckenden Lippen auf meinen.
„Es fällt mir echt schwer das zu verheimlichen.“ Gesteht er mir leise und fährt mit seiner Hand unter mein Shirt um leicht meine Brüste zu massieren.
„Mir auch, Gott ich hätte dich so gerne in den Arm genommen als ich rein kam.“ Ich seufze tief.
„Ich hätte dich gerne auf der Couch genommen als du rein gekommen bist.“ Er lächelt verschmitzt „Wir schaffen das Kleine.“ Er lächelt mich mit seinem 1000 Watt lächeln an und ich grinse breit.
Warum haben Männer eigentlich immer Sex im Kopf?
Sind sie wirklich so subtil?
Ja.
„Ganz sicher mein Prinz.“ Ich schubse ihn aufs Bett und er zieht mich zu sich. Seine leicht kühlen Hände fahren meinen Rücken auf und ab.
„Prinz?“ lacht er.
„Ja du bist mein strahlender Prinz.“ Lächele ich und er küsst mich und fährt mir durch die Haare.
Er schiebt mein Shirt hoch und küsst meinen Bauch. Seine Hände kneten dabei sanft meine Brüste und ich stöhne wohlig auf.

Kapitel 15


Als ich am nächsten Morgen wach werde und neben mich sehe, schlägt mein Herz sofort schneller. Ich liebe ihn so sehr und frage mich bestimmt schon zum 1000. Mal wie ich es so lange nicht habe sehen können. Ras öffnet langsam seine Augen und ich lächele. Er zieht mich in seine Arme und meine Hand wandert hinunter zu seinem Penis.
Man könnte auf die Idee kommen, dass ich von ihm nicht genug bekommen kann!
Richtig, wenn es nach mir geht könnte ich den ganzen Tag mit ihm schlafen.
Immer und Überall!
Aber leider, leider leben wir in einer Welt wo das nicht so gern gesehen wird.
Also nehme ich es mir dann wenn sie die Gelegenheit bietet. Und wenn ich mir Ras seinen Gesichtsausdruck anschaue hat er rein gar nichts dagegen einzuwenden.
In den nächsten Wochen werden Ras und ich Meister im Versteck spielen, dass Adam noch im Krankenhaus ist erleichtert es uns ein wenig. Ras ist quasi unauffällig zu mir gezogen und ich muss aufpassen das wenn Marie oder die anderen kommen nicht zufällig seine Sachen herum liegen. Mittlerweile besitze ich ein ziemlich gut ausgestattetes Büro, denn Ras arbeitet viel von zu Hause aus. Wir gehen nun auch jeden Morgen zusammen joggen und ich merke anfangs gar nicht wie sehr wie uns auf einander einstellen. Bei Jonas hatte ich immer wahnsinnige Angst gehabt ihn so ´nah` an mich heran zu lassen, aber bei Ras fühlt sich einfach alles richtig an. Der Sex ist wirklich gut und auch nach ein paar Wochen ist diese sexuelle Spannung zwischen uns nicht weg, sie hat sich verändert, aber auf eine gute angenehme Art und Weise. Mittlerweile habe ich Sex an Orten ausprobiert wo ich früher den Kopf geschüttelt habe. Ich kann ihn nicht ansehen ohne zu lächeln, selbst wenn er ganz banale Dinge tut bringt er mich zum lächeln. Wir kochen jeden Abend zusammen, das Ras ein guter Koch ist weiß ich schon lange und nun darf ich es auch am eigenen Leib erfahren. Er zeigt mir viel und bringt mir viel bei, ich hatte ja keine Ahnung wie lustig kochen sein kann. Der einzige Tag in der Woche den wir getrennt verbringen ist der Samstag. Ich fahre jetzt immer samstags zu meinen Eltern zum Essen und die Abende gehören immer noch Marie und/oder Mette. Adam merkt mir nichts an, es wundert mich anfangs ein wenig, denn eigentlich dachte ich er durchschaut mich sofort. Aber er ist viel zu sehr darauf konzentriert wieder gesund zu werden. Ich bin froh darüber auch wenn ich weiß dass ich das Unausweichliche nur vor mir her schiebe. Das mit mir und Ras ist was Ernstes, was richtig Ernstes und ich glaube kaum das mein Bruder nicht merken würde wenn ich irgendwann heirate und Kinder bekomme.
Es ist jetzt herrlichster Sommer und ich genieße die Stunden mit Marie, Mette und Josie am Strand. Ich baue Sandburgen und Josie und wir bekämpfen uns alle mit Wasserpistolen. Wenn Josie dabei ist, dann ist es so einfach wieder Kind zu sein. Nicht nur für mich, nein für uns alle.
Gott ich bin selten so zufrieden mit meinem Leben gewesen. Wenn…
ja wenn das Wörtchen wenn nicht wär…
Wenn wir unsere Freunde nicht anlügen müssten und nur heimlich glücklich sein können.
Wir haben einen Besuchsplan für Adam so ist jeden Tag einer bei ihm, wir wollen nicht das er allein ist wenn er keine Behandlungen hat.
Der Alltag holt mich und Ras ein Stück weit ein, aber ich bereue nicht eine Sekunde mich für ihn entschieden zu haben. Nie in meinem Leben habe ich mich geborgener gefühlt und werde mehr geliebt wie von ihm wie jemals zuvor von einem Menschen.
So langsam macht sich bei uns Beiden aber immer öfter das schlechte Gewissen breit, wir hintergehen unsere Familien und besten Freunde…
Was von beidem Schlimmer ist dürft ihr euch aussuchen.
Ab und zu kommen wir in unangenehme Situationen, aber schaffen es immer wieder uns daraus zu winden.
„Kleines? Kommst du mit eine Runde schwimmen?“ Ras sieht mich fragend an. Wir sind mit Marie, Chris, Nico, Mette und Josie am Strand und ich aale mich neben Marie in der Sonne.
„Gleich.“ Sage ich müde und schließe meine Augen.
Der Strand ist voll, keine Besonderheit wenn man bedenkt wie selten hier die Sonne raus kommt. Und so schön wie dieser Sommer waren die letzten Jahre nicht. Die Sonne scheint seit drei Wochen fast ununterbrochen und ich nutze die Möglichkeit sooft wie möglich an den Strand zu fahren. Meine Dienstzeiten sind etwas humaner als noch vor einem Jahr und ich genieße meine neu gewonnene Freizeit. Man wir haben alle schon richtig Farbe bekommen.
„Jetzt?“ fragt Ras, ich schiebe meine Sonnenbrille hoch und sehe ihn an, er zwinkert mir zu und ich lächle.
„Na gut.“ Gebe ich nach und rappele mich auf.
„Mama? Pommes?“ Josie sieht zu Mette und auch sie kommt hoch.
„Klar mein Schatz.“ Mette fährt Josie durch ihre blonden großen Locken. „Hat noch jemand Hunger?“ sie sieht in die Runde.
Wir geben schnell alle eine Bestellung auf und Mette flucht warum sie überhaupt gefragt hat. Eigentlich kennt sie uns doch gut genug.
Ras geht vor ins Wasser und ich folge ihm. Ich trage meinen neuen Bikini den ich mir gestern mit Marie zusammen gekauft habe, er ist weiß mit Stickereien, bedeckt wirklich nur das Nötigste und lässt mich so richtig schön braun wirken. Wir schwimmen ein wenig raus und verstecken uns als wir sicher sind das die anderen uns aus den Augen verloren haben hinter einer aufgeschütteten Steinmauer. Solche gibt es an der dänischen Ostseeküste oft, damit soll verhindert werden dass sich das Meer zu weit an den Strand bricht.
Ras küsst mich stürmisch und drückt seinen Unterleib an mich, ich spüre ganz deutlich dass mein Bikini bei ihm die von mir gewünschte Wirkung erzeugt.
„Gott Kleine du siehst so verdammt heiß aus.“ Raunt er mir ins Ohr.
Ich finde Halt an einem der Steine und ziehe ihn ungeduldig zu mir, es grenzt schon fast an seelischer Grausamkeit ihn den ganzen Tag mit freiem Oberkörper zu sehen und ihn nicht berühren zu dürfen. Gott ist er ist wirklich verdammt gut durch trainiert, ich küsse ihn herausfordernd.
„Ich will dich jetzt!“ presse ich zwischen zwei Küssen atemlos hervor und schiebe seine Short ein Stück runter und umfasse sein Glied.
„Gott tu das nicht.“ Stöhnt er, dann nimmt er mich in seine Arme, schiebt mein Bikinihöschen zur Seite und dringt in mich ein. Die Gefahr erwischt zu werden stachelt uns an und ich beiße ihm leicht in die Schulter.
Wir müssen verdammt aufpassen nicht zu ertrinken und ich kralle mich an den Steinen hinter mir fest.
„Oh ja.“ Stöhne ich und er sieht mich zufrieden an. Er hat mich mal wieder genau da wo er mich haben will, er öffnet die im Nacken gebundene Schleife meines Bikinioberteils und dieses fällt runter, mein Brüste schwimmen nun auf der Oberfläche und ich sehe mich um.
„Nur wir beide Skat.“ Lächelt er. Skat heißt Schatz und als das betrachtet er mich, als seinen größten Schatz. Leider auch als seinen geheimen Schatz…
Aber jetzt will ich daran bestimmt nicht denken. Er hält meinen Po fest umschlossen und meine Brüste reiben an seiner Brust, ich beuge mich zu ihm und küsse ihn innig. Ich rutsche von den Steinen ab und wir tauchen beide prustend wieder auf.
„Du musst dich fest halten.“ Sagt er atemlos und grinst.
„Tut mir leid, aber ich kann nicht mehr.“ Gebe ich zu, mein Unterlieb schreit nach seinem pulsierenden Glied und ich schiebe ihn mit dem Rücken an die Felsen, er sucht einen Moment nach Halt und findet ihn schnell. Ich umklammere ihn mit meinen Beinen und endlich spüre ich ihn wieder in mir. Ich stöhne wohlig auf, er küsst meine Brüste und wir erreichen beide unseren Höhepunkt. Ich bin völlig außer Atem und sehe ihn verschmitzt an.
„Wow.“ Er zieht eine Augenbraue hoch und ich grinse.
„Ja Wow.“ Gebe ich zu.
Er bindet mir eine neue Schleife in Nacken und ich rücke mein Höschen zurecht.
„Wir sollten zurück.“ Raune ich ihm zu.
„Geh schon Mal vor, ich muss wohl noch einen Moment bleiben…“ er sieht mich an und zieht erneut eine Augenbraue hoch.
„Aber…“ setzte ich an.
„Wenn ich jetzt aus dem Wasser komme halten alle Mamas ihren Kindern die Augen zu. Ich brauche noch ein paar Minuten.“ Erklärt er mir lächelnd.
„Ach so.“ lache ich, beuge mich zu ihm und küsse ihn sanft.
„Skat, das ist kontraproduktiv.“ Sagt er leise.
Ich kichere und schwimme zurück Richtung Strand.
Ich gehe zurück zu den anderen und Mette sieht mich an.
„Sag mal was macht ihr so lange da draußen?“
„Das Wasser ist echt toll.“ Sage ich nur und trockene mich ein wenig ab. Dann nehme ich mir eine Schale mit Pommes und stecke mir einen in den Mund.
„Das glaube ich gern.“ Sagte Chris und ich verschlucke mich. Seit Wochen liegt er uns in den Ohren endlich reinen Tisch zu machen. Aber er versteht auch dass wir Angst haben, also lässt er uns meistens in Ruhe. 10 Minuten nach mir kommt auch Ras aus dem Wasser und widmet sich seinen Pommes.
„Dann sollten wir auch ins Wasser!“ Marie hält Chris ihre Hand hin und er steht lachend auf.
Ich sehe den beiden hinterher und wünsche mir auch so mit Ras umgehen zu können. Wir haben hin und wieder mal leicht bei dem Thema vor gefühlt, aber gerade Nico vertritt so vehement die Meinung dass es der größte Fehler überhaupt wäre, das wir gar nicht weiter darüber reden möchten. Es geht hier um seinen kleinen Bruder und Adams Reaktion will ich mir gar nicht erst ausmalen. Von leichter Körperverletzung bis hin zu Totschlag ist in meiner Fantasiewelt alles vertreten. Dabei möchte ich es so gerne in die Welt hinaus schreien.
Ich liebe ihn und ich bin so verdammt glücklich mit ihm!
Ich sehe zu Nico, er baut gerade eine Sandburg mit Josie. Warum machen sie es uns so verdammt schwer?
Warum halten sie an diesem “Pakt“ fest?
Warum nur?
Ich lege mich, nachdem ich mich gestärkt habe zurück auf mein Handtuch. Ras setzt sich zu mir und ich lege meinen Kopf in seinen Schoss. Soweit können wir gehen ohne Gefahr zu laufen dass jemand unser kleines Geheimnis entdeckt, denn wir sind ja schon immer sehr vertraut miteinander umgegangen. Das kommt uns jetzt Zugute, aber trotzdem müssen wir uns in Acht nehmen, denn Mette und Marie sind gut darin mich zu durchschauen. Ich glaube der einzige Grund warum sie es bisher nicht getan haben ist der, dass wir mit unseren Gedanken oft bei Adam sind und sie meine Gefühlwelt mit dem vorhandenen Chaos darauf schieben.
Ich schließe meine Augen und Ras streicht mir eine Strähne meines noch immer nassen Haares aus der Stirn.
Ich sehe zu ihm auf und es liegt alles in diesem einen Blick… Liebe, Verlangen, Zärtlichkeit und ja…
Angst …
Es stimmt die Augen sind das Tor zur Seele.
Ich muss mich wirklich zusammen reißen ihn nicht augenblicklich zu küssen und in seinen Augen steht geschrieben das es ihm genauso geht.
Wie lange geht das auf diese Art und Weise noch gut?
Wie lange bleiben wir unentdeckt?

Kapitel 16


Am 12. August, 12 Wochen nach seinem Unfall, soll Adam nun endlich entlassen werden. Heute ist der 11. und ich fahre gut gelaunt nach meinem Dienst auf seine Station. Ich habe einen langen Dienst hinter mir, aber ich will ihm unbedingt von meinem Tag erzählen. Das tue ich seit 3 Monaten jeden Tag an dem ich arbeite.
Durch unseren Besuchsplan war er so gut wie nie alleine gewesen und ich bin froh dass wir so super Freunde und eine tolle Familie haben.
„Klopf, Klopf!“ ich betrete ohne abzuwarten sein Zimmer und bleibe wie angewurzelt in der Tür stehen. Lou, seine Krankengymnastin beugt sich über meinen Bruder und küsst ihn.
Sie küsst ihn wirklich!
Ich schüttele leicht meinen Kopf, bin ich im falschen Zimmer?
Ich sehe an die Tür…
Nein.
„Hmm.“ Räuspere ich mich und sie fahren ertappt auseinander.
„Hey Mia.“ Begrüßt Lou mich und läuft mit einem ziemlich rotem Kopf an mir vorbei nach draußen.
„Hey Lou!“ rufe ich ihr breit grinsend hinterher.
„Hey Emmy.“ Sagt Adam völlig unbeeindruckt und strahlt mich an. Er sieht schon fast wieder aus wie vor dem Unfall, er hat an der rechten Schläfe eine Narbe, aber die wird von seinen nach wachsenden blonden Haaren fast völlig verdeckt. Seine Haare sind in den letzten Wochen schon ordentlich gewachsen und sie stehen ihm in alle Richtungen vom Kopf ab, nicht mehr lange und er sieht wieder aus wie früher.
Seine Motorikstörungen sind weg und er wird morgen als völlig gesund hier raus spazieren.
Dass sein Schutzengel Überstunden geschoben haben muss, muss ich wohl nicht erwähnen.
„Was war denn das?“ ich sehe ihn an, lege meine Jacke auf den Tisch und setze mich auf seine Bettkante.
„Tja was soll ich sagen…“ er grinst breit.
Gott dieses Grinsen habe ich bisher nur ein einziges Mal bei ihm gesehen und es ist eine ganze Weile her. „… Sie ist toll.“ Sagt er, ich schüttele lächelnd meinen Kopf.
„Ich glaube dein Kopf hat doch was abbekommen.“ Nun lache ich, denn das ist völlig surreal, Adam verliebt?
Mal ehrlich nach allem was ihr von ihm wisst…
Seid ihr nicht auch wenigstens ein wenig geschockt?
„Der Adam den ich kenne, der sagt so etwas nicht.“ Ich ziehe sehr skeptisch meine Augenbrauen hoch.
„Emmy ganz ehrlich, sie ist toll. Sie ist die bezaubernste Frau die ich kenne. Ich denke ich habe mich echt in sie verliebt.“ Er strahlt und ich kann nicht aufhören zu lächeln. Mein Adam verliebt? Das ich das noch erleben darf.
„Mein Bruder verliebt?“ sagte ich gespielt geschockt und greife mir dann theatralisch an Herz. „Gott ich glaube ich sterbe.“
„Du spinnst.“ lächelt er.
„Nein mal ernsthaft? Lou? Und wie lange geht das schon?“ Das interessiert mich ja nun doch, ich meine sie ist seit fast 12 Wochen seine Krankengymnastin, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen dass er sie oder sie ihn sofort um den Finger gewickelt hat. Mittlerweile kennen auch wir anderen sie sehr gut, das bleibt ja gar nicht aus, weil einer von uns ja ständig hier herum hängt.
Aber die beiden ein Paar?
Das muss ich sacken lassen, es bringt mich wirklich aus dem Konzept.
„Warum erstaunt dich das so?“ er sieht mich fragend an.
Tja warum?
Also erst einmal vorweg ihr wisst ich kenne meinen Bruder ziemlich gut, ich denke fast so gut wie mich selbst. Und nun erkläre ich euch mal das bevorzugte Beuteschema meines Bruders:
Also blond, groß, blauäugig und nicht allzu intelligent trifft es schon Mal ganz gut. Meistens kommen dann noch solche Nettigkeiten wie große Brüste und im Besten Fall Size Zero hinzu. Er war da wirklich immer sehr, sehr fest gelegt.
Soviel zu seinem Beuteschema und nun zu Lou.
Lou ist ein wenig kleiner wie ich, sie geht ihm knapp bis zur Nase schätze ich. Ähnlich dem Größenunterschied zwischen mir und Ras. Sie hat eine super Figur, aber sie ist dabei sehr weiblich und sie ist brünett. Okay das macht mir sehr sympathisch… Und ich weiß das sie verdammt clever ist, ich arbeite ja schon seit fast 2 Jahren mit ihr im selben Krankenhaus und wir kannten uns auch schon bevor sie Adam behandelt hat. Ich finde bei genauerer Betrachtung ähnelt sie mir ein wenig.
Fällt euch was auf?
Also ich muss das erst einmal verarbeiten…
„Sie passt nicht in dein Beuteschema.“ Sage ich schließlich.
„Weißt du Emmy, ich glaube sie ist die erste Person neben dir, die mich wirklich kennt. Sie liebt mich als Menschen, ohne wenn und aber. Weißt du was ich meine?“ er sieht mich durchdringend an und ich nicke, ich weiß nur zu gut was er meint.
„Ja ich habe so eine Vorstellung davon.“ Grinse ich.
„Siehst du.“ Er sah mich triumphierend an.
„Und seit wann läuft das zwischen Euch? …“ wiederhole ich meine bereits gestellte Frage, denn es interessiert mich brennend wie lange mir mein Bruder das schon verheimlicht.
„Seit 6 Wochen.“ Er sieht mich entschuldigend an.
„Und du hast nicht sie Zeit gefunden mir mal einen Ton zu sagen?“ ich sehe ihn verwundert an.
Und mir ist es nicht aufgefallen?
Ich bin erschüttert über mich selbst, ich muss wohl zugeben dass ich ihn nicht so gut kenne wie ich glaube. Aber er mich anscheinend auch nicht, denn ihm ist es immerhin nach 12 Wochen auch nicht aufgefallen das ich mit Ras zusammen bin. Wir haben uns verändert, wir sind nicht mehr wie offene Bücher füreinander.
„Hör zu Emmy, ich wollte mir erst sicher sein das es hin haut.“ Er sieht mich mit seinem Hundeblick an.
„Mach fein Sitz!“ ich grinse ihn an „Nein ehrlich Adam, ich freue mich… Und alles bereit morgen nach Hause zu kommen?“ ich schubse ihn leicht an.
„Mehr als bereit. Ich hoffe es stört dich nicht, aber ich habe Lou zu unserer Strandparty am Wochenende eingeladen.“ Er lächelt mich verschmitzt an.
„Nein keineswegs. Ich habe sogar frei bekommen, ganze 4 Tage!“ ich strahle ihn an und halte zur Verdeutlichung vier Finger in die Höhe.
„Was hast du denn vor?“ lacht er.
„Mich hoffnungslos betrinken! Mein Bruder ist dem Tod von der Schippe gesprungen! Schlimmer noch mein Bruder ist verliebt! Das muss gefeiert werden und ob du es glaubst oder nicht, wir alle waren seit deinem Unfall nicht weg. Ab und zu haben sich die Jungs wohl mal zum Zocken getroffen. Aber Disco oder Club? Fehlanzeige. Man unsere Wohnung war noch nie so ordentlich wie in den letzten drei Monaten.“ Ich grinse.
Das es auch daran liegt das Ras und ich uns meistens ausklinken muss ich ihm ja nun nicht auf die Nase binden.
Plötzlich merke ich wie Adams Stimmung umschlägt, nicht schlimm aber mir ist es sofort bewusst als er den Mund aufmacht.
„Du Emmy?“ sagt er leise und ich sehe auf.
„Ich weiß schon Addy, irgend wann müssen wir mal daran denken das jeder seine eigene Wohnung bekommt. Ist klar.“ Sage ich traurig.
Es bereitet mir irgendwie Angst… aber es ist abzusehen, wir sind jetzt 31 und 28 und müssen endlich unsere eigenen und somit getrennten Wege gehen. Und ich hoffe darauf, dass wenn Ras und ich es endlich den anderen sagen werden, wir zusammen ziehen können. Probeweise hat es ja die letzten Wochen super geklappt.
„Emmy natürlich nicht heute oder morgen, aber es kommt auf uns zu.“ Er nimmt mich in den Arm.
„Ja.“ Sage ich nur und erwidere seine Umarmung. „Gott werden wir erwachsen?“ ich sehe ihn mit großen Augen an.
„Hmm schwer zu glauben, oder? Und erst Recht wenn du mich anschaust wie Bambi wenn seine Mama erschossen wird.“ er lächelt und küsst meine Stirn.
„Wann ist das nur passiert?“ ich lehne mich an ihn.
„Na ja irgendwann zwischen deinem Studium, meiner Ausbildung, deiner Arbeit als Ärztin, meiner Arbeit als Projektmanager. Zwischen dem Unfall und der Reha. Ich denke irgendwo dazwischen ist es passiert.“ Sagt er nachdenklich.
Erinnert ihr euch damals an den Moment im Krankenhaus wo ich gesagt habe es hat sich was geändert?
Ja es hat sich was geändert…
Wir sind erwachsen.
Wusch und da sind wir nun.
Kaum zu glauben, da verbringen unsere Eltern Jahre damit uns erwachsen zu bekommen und ein Autounfall schafft es schließlich.
Wer weiß wenn sie das gewusst hätten wäre Adam wahrscheinlich schon vor 10 Jahren vor einem Auto gelandet…
Nein, nein Quatsch!
Es wird Zeit das sehe ich ein.
„Ja als wir uns von jungen verantwortungslosen Jugendlichen in “meistens“ verantwortungsbewusste junge Menschen entwickelt haben.“ Ich sehe zu ihm auf.
„Du wirst immer meine kleine Emmy bleiben.“ Sagt er und küsst erneut meine Stirn.
Und das glaube ich ihm, ich weiß dass ich für ihn immer Emmy bleibe.
„Addy?“ sage ich leise und er sieht mir in die Augen, seine habe gerade die Farbe von Kornblumen, unendlich blau. „Ich liebe dich.“ Sage ich und er grinst.
„Ich liebe Dich auch Emmy.“ Er zieht mich an seine Schulter.
„Also wenn ich es nicht besser wissen würde, dann würde ich glatt eifersüchtig werden.“ Ertönt eine Stimme hinter uns und wir sehen Augenblicke später in Lous grinsendes Gesicht.
„Hey.“ Er nimmt ihre Hand in seine.
Sie ist umgezogen und somit außer Dienst. Da heißt für ihn, er schubst mich zur Seite und zieht sie zu sich um ihr einen Kuss zu geben.
„Na danke.“ Sage ich gespielt beleidigt.
„Sorry.“ Sagt Adam nicht sehr überzeugend.
„Ja, ja schon klar. Ich lasse euch allein und genieße meine letzte sturmfreie Nacht.“ Ich grinse die beiden an „Und Lou! ... ich drehe mich im gehen zu ihr um „… Ich find es klasse.“ Ich zwinkere ihr zu.
„Ich auch.“ Lächelt sie.
„Emmy?“ ruft Adam mich und ich drehe mich mit der Türklinke in der Hand zu ihm um.
„Was Addy?“ ich lege meinen Kopf schief.
„Ich liebe Dich wirklich.“ Sagt er und sieht mich an.
„Ich liebe Dich auch, ganz wirklich.“ Lache ich und schließe die Tür.

Kapitel 17


Ich gehe zu meinem Auto und fahre nach Hause. Ich nehme kaum das ich in der Wohnung bin mein Handy zur Hand.
Hey mein Prinz! Wann bist du hier? Ich liebe dich und will dich (sehen)! Kuss
Ich drücke lächelnd auf senden und ziehe mein T-Shirt aus, heute war es fast unerträglich heiß und mein Auto hatte die letzten 10 Minuten einer Sauna geglichen.
Piep, piep
Bin in 20 Minuten bei Dir! Ich liebe Dich!
Ich lächele erneut und zog mir Hotpants und ein bauchfreies Top an, ich öffne die Fenster und sorge so für ein wenig Durchzug. Ich mache mir einen meiner Haarknoten und atme tief durch als sich ein Schlüssel im Schloss dreht. Nach ein paar Tagens unseres zusammen “Wohnens“ habe ich ihm einen Schlüssel gegeben, so ist es einfacher. Er kann auch rein wenn ich noch nicht da bin oder erst später komme.
Ich laufe zur Tür und strahle ihn an, ich nehme ihm die Einkaufstüten ab, denn er hat sich erbarmt für mich einkaufen zu gehen. Meine Eltern wollen morgen zum Brunch kommen, um zu feiern dass ihr Sohn alles überstanden hat und ich hatte keine Zeit gefunden einkaufen zu gehen.
Ich gebe ihm einen Kuss und wir räumen die Sachen weg. Ich stelle die Milch in den Kühlschrank als er mich von hinten umarmt.
„Die Nacht war lang ohne Dich.“ Flüstert er mir ins Ohr und ich bekomme eine Gänsehaut, ich habe einen 24 Stunden Dienst hinter mir und drehe mich nun in seinen Armen zu ihm um.
„Unerträglich lang.“ Sage ich leise und er lächelt verschmitzt.
„Ich liebe Dich Mia.“ Sagt er andächtig. Immer wenn er was ganz wichtiges oder in seinen Augen bedeutendes sagt nennt er mich Mia und ich mag es. Obwohl ich ihn mittlerweile so gut kenne das er diese Unterschiede nicht mehr machen muss. In den letzten 3 Monaten haben wir uns in und auswendig kennen gelernt.
„Und ich liebe Dich Ras.“ Sagte ich und grinse. Er küsst mich liebevoll und wir gehen ins Wohnzimmer, er zeiht sich sein Hemd aus und tauscht seine Anzughose gegen Bermudashorts. Es ist jetzt kurz nach 17 Uhr und wir lassen uns eine Weile vom Fernsehprogramm berieseln. Wir bestellen uns eine Pizza weil wir beide heute viel zu faul sind um zu kochen.
Satt und zufrieden kuschele ich mich an ihn, ich schiebe eine DVD rein, weil der Fernseher mal wieder nichts wirklich Interessantes zu bieten hat. Er legt eine Hand auf meinen Bauch und seine andere Hand ruht auf meinem Oberschenkel, ich sitze zwischen seinen Beinen. Er fängt an meinem Ohr zu knabbern und ich kichere.
„Was hast du vor?“ ich sehe ihn an.
„Ach nichts.“ Grinst er und fährt mit seiner Hand unter mein Top, er nimmt meine Brustwarzen zwischen Daumen und Zeigefinger und sie richten sich sofort auf. Gott er weiß wirklich wie ich von 0 auf 100 in weniger wie einer Sekunde bin. Immer wieder haucht er mir Küsse in den Nacken.
„Das ist nicht nichts.“ Stöhne ich auf und drehe mich zu ihm um.
„Wenn du es nicht wollen würdest, dann würdest du mich ja kaum so spärlich bekleidet empfangen, oder?“ raunt er mir ins Ohr und ich lasse mein Becken kreisen.
Ja auch ich weiß wie ich ihn in den Wahnsinn treiben kann.
„Gott du machst mich so wahnsinnig scharf.“ Er zieht mir mit einer schnellen Bewegung das Top aus und saugt an meinen Brustwarzen. Ich beiße mir Lustvoll auf meine Unterlippe. Das bleibt ihm nicht verborgen und er grinst, zur Strafe bewege ich mich weiter rhythmisch und nun ist er derjenige der sich auf die Unterlippe beißt. Er zieht mein Haargummi aus den Haaren und meine Haare fallen wie ein Wasserfall über meine Schultern bis hin zu meinem Po. In den letzten Jahren haben ich sie nicht scheiden lassen und ich bin stolz auf meine lange Mähne. Er fährt mir durch die Haare und lächelt mich an. Ich liebe dieses lächeln an ihm. Es bringt so vieles zum Ausdruck, aber eines jetzt ganz Vordergründig: Verlangen.
Er massiert mit seinen großen Händen meinen Po und ich lasse mich leicht nach hinten fallen, mit seiner Hand fährt er über meinen Körper und ich stöhne wohlig auf. Er hebt mich von sich hoch und legt mich auf die Couch seiner Hose hat er sich schnell entledigt, er nimmt meinen Po in seine Hände und zieht mir meine Hotpants aus. Gott auch nach Monaten kann ich nicht genug von ihm bekommen. Er sieht mir in die Augen und stößt hart zu…
Nach unserem kleinen abendlichen Abendteuer schlafen wir eng aneinander gekuschelt irgendwann auf der Couch ein, das Fenster ist immer noch auf und die Luft ist angenehm kühl.
Ein klingeln lässt mich hoch schrecken. Wir liegen beide Nackt auf der Couch und ich sehe auf die große Uhr über der Tür. 10:12 Uhr.
Nein, nein, nein!
„Verdammt! Ras! Steh auf!“ Ich rüttele ziemlich unsanft an ihm und laufe mit meiner Decke um mich gewickelt zur Tür. Ich sehe durch den Spion, zum Glück mein Far alleine. Ich öffne die Tür einen Spalt und ziehe ihn schnell in die Wohnung. Als er die Situation realisiert kann er sich ein lachen nicht verkneifen. Eines dieser herzlichen, tiefen lachen die ich sonst so an ihm liebe, aber wo ich jetzt in diesem Moment weiß das es mir und meiner bescheidenen Lage gilt.
„Was macht ihr denn?“ er sieht von mir zu Ras, der sich gerade sein T-Shirt über zieht.
„Nach was sieht es aus? Wir haben verschlafen. Sei ein lieber Far und mache Kaffee, ich zieh mich an und Ras verschwindet.“ Ich sehe meinen Far bittend an und sehe dann zu Ras. Er grinst mich unentwegt an.
Was grinst er denn so? Gott er macht mich wahnsinnig.
„Mach hin!“ sage ich und schüttele schmunzelnd meinen Kopf.
„Ich würde mich beeilen, in 10 Minuten sind sie hier.“ Mein Far sieht feixend zu Ras.
Wir scheinen ihn wirklich gut zu unterhalten.
Tja wie ist das so schön?
Wer den Schaden hat braucht für den Spott nicht zu sorgen! Ha, ha!
Ras zieht sich in Windeseile an und will dann zu mir ins Badezimmer kommen, ich binde mir gerade meine Haare zusammen nun laufen ineinander als ich heraus komme.
„Bis heute Abend Kleine!“ er küsst mich innig.
„Bis dann mein Prinz!“ ich hauche ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen.
„Tick Tack.“ Mein Far steht lachend in der Küchentür.
Ich bringe Ras zu Tür, er umfasst meine Hüften und drückt mich an sich, ich schmunzele.
„Ich liebe Dich.“ Er küsst mich erneut.
„Kinder!“ Mein Far stöhnt auf und ich lächele Ras entschuldigend an.
Man ich werde mich wohl noch verabschieden dürfen, oder?
„Ich liebe Dich auch.“ Sage ich schnell und schließe die Tür.
„Man Mia Maus.“ Mein Far nimmt mich in den Arm und ich strahle ihn an.
„Er ist toll, oder?“ Ich stöhne verliebt.
„Wenn ich mich dich so anschaue dann muss er echt toll sein.“ Er grinst und wir decken den Tisch zu Ende. Er erzählt mir von seiner Arbeit in einem kleinen Fotoladen und ich habe selten so gelacht. Mensch es gibt Leute die dürfte es gar nicht geben! Kein fünf Minuten nachdem Ras los ist klingelt es erneut und ich laufe zu Tür.
„Emmy!“ Adam nimmt mich stürmisch in den Arm.
„Addy!“ jubele ich. Wir tun so als hätten wir uns wochen- wenn nicht sogar monatelang nicht gesehen.
Mein Mor nimmt mich ebenfalls in den Arm und wir setzen uns alle zusammen um den Küchentisch und frühstücken ausgiebig. Es ist so lustig, wir alle endlich mal wieder zusammen und der Gesprächstoff scheint uns nicht auszugehen.
Meine Mor und Adam sind gerade in ein Gespräch über Lou vertieft als mein Far mich zur Seite nimmt.
„Mia Maus ihr müsst endlich die Karten auf den Tisch legen.“ Er sieht mich nachsichtig an.
Nein Far, nicht du auch noch!
„Ich weiß.“ Ich sehe ihn verzweifelt an.
„Adam wird es über kurz oder lang verstehen.“ Sagt er mit Nachdruck.
„Und gerade das weiß ich nicht.“ Gebe ich zu.
Er zieht mich in seine Arme und ich seufze.
Nach vier Stunden verabschieden sich meine Eltern und ich habe Adam den ganzen Nachmittag und Abend für mich.
Wir zocken eine Runde und als es auf den Abend zu steuert schaue ich immer wieder verstohlen zur Uhr.
„Hast du heute noch was vor?“ Adam sieht mich fragend an.
„Ja ich muss um 20 Uhr noch mal in die Klinik. Arztberichte.“ Sage ich ausweichend.
Oh man jetzt muss ich ihn auch noch anflunkern…
Ich mag das nicht!
„Oh man wie schade, aber ab morgen hast du dann richtig frei, oder?“ er sieht mich prüfend an.
„Ja dann bin ich nur für dich da.“ Lächele ich. „Ich muss.“ Sage ich entschuldigend, nehme meine Strickjacke von der Garderobe und ziehe meine FlipFlops an.
„Sag mal ist das nicht Ralle seine?“ er deutet auf Ras seine Sweatjacke.
„Ja kann sein, du weißt ja wie sie sind, die lassen gerne Mal ihre Sachen liegen.“ Das ist nicht mal gelogen, ich will gar nicht wissen wie viele T-Shirts von Adam in den Schränken der anderen rum fliegen und umgekehrt. Ich drehe zur Verdeutlichung meiner Worte mit den Augen.
Mein Herz schlägt mir bis zum Hals.
„Vielleicht sollte ich sie ihm vorbei bringen.“ Bietet er sich gönnerhaft an und schüttele lebhaft mit dem Kopf, sofort lösen sich einige Strähnen aus meinem Zopf und wirbeln um meinen Kopf.
„Ach was Addy ihr seht euch doch morgen Abend zur Beachparty.“ Sage ich und hoffe das er das leichte zittern in meiner Stimme überhört.
Anscheinend schon denn er nickt langsam. „Stimmt ja, ich werde mich wohl besser ausruhen.“ Er sieht mich an.
„Kommt Lou nicht vorbei?“ ich ziehe eine Augenbraue hoch, eigentlich bin ich davon ausgegangen das sie kommt, aber ich habe ihn gar nicht gefragt.
„Keine schlechte Idee, ich ruf sie mal an.“ Sagt er lächelnd „Wann bist du denn wieder da?“
„Kein Ahnung, ehrlich nicht.“ Ich zucke mit den Schultern.
„Aber es stört dich nicht, wenn Lou hier schläft, oder?“ er grinst mich breit an.
Da kommt mein alter Adam wieder zum Vorschein, nur weiß ich dieses Mal wer mich am nächsten Morgen in der Küche erwartet.
„Nein, nein mit ihr kann ich mich morgens schon unterhalten.“ Lache ich, ich schicke ihm einen Handkuss und ziehe die Tür ins Schloss. Ich laufe zu meinem Auto, parke es etwas weiter weg von Ras seinem Haus und eile dann zu seiner Wohnung. Ich brauche gar nicht klingeln, denn er öffnet mir schon die Tür als ich die Treppe hoch komme.
Er nimmt mich in den Arm und küsst mich.
„Na hast du mich vermisst?“ lächele ich und gebe der Tür als wir in der Wohnung sind einen Schubs sodass sie ins Schloss fällt. Jetzt wo ich weiß das Lou bei Adam ist habe ich gleich ein weniger schlechtes Gewissen und wir verbringen einen wunderschönen Abend. Er hat für uns gekocht und wir genießen ein Candle Light Dinner auf seinem Balkon.
Eigentlich habe ich vor gehabt gegen Mitternacht wieder nach Hause zu fahren, aber ich entscheide mich dagegen. Er fühlt sich einfach zu gut an und ich schlafe in seinen starken Armen ein. Um 9 Uhr stehe ich auf und ziehe mich leise an. Ich schreibe ihm schnell einen Zettel und lege ihn auf seinen Küchentisch.
Guten Morgen mein Prinz!
Ich wollte dich nicht wecken… Wir sehen uns heute Abend! Ich vermisse deine Küsse und freue mich auf heute Abend! Ich liebe Dich Deine K.
Ich ziehe leise die Tür und fahre zu meiner und Adams Wohnung.

Kapitel 18


Ich drehe ganz leise und vorsichtig den Schlüssel im Schloss herum und hoffe Adam schläft so fest das er es nicht mit bekommt. Ich öffne leise die Tür und stehe plötzlich Lou gegenüber.
„Wo kommst du denn her?“ sie sieht mich erschrocken an.
Ich lächele gequält und sie winkt ab.
„Schon gut Mia, geht mich nichts an…“ lacht sie und ich grinse dankbar.
„Danke Lou und kein Wort zu Addy, bitte?!“ ich sehe sie flehentlich an.
„Quatsch.“ Lacht sie.
„Wo ist er eigentlich?“ ich sehe mich um.
„Er duscht.“ Sie deutet auf die Badtür und ich höre die Dusche. Ich wittere meine Chance, laufe an ihr vorbei und ziehe mich schnell Shorts und ein Shirt an.
„Ich bin eben joggen.“ Sage ich zu ihr und sie grinst noch breiter.
Sie muss ja echt denken ich habe einen Schaden.
Habe ich ja auch, nur habe ich das bisher gut vor ihr verborgen. Muss ja nicht jeder im Krankenhaus wissen das ich nicht immer Fr. Dr. Emilia Jensen bin, professionell, strebsam und korrekt…
Nein die wahre Mia gehört in mein Privatleben.
Ich laufe nur eine kurze Runde, denn Marie will mich abholen damit wir die letzten Sachen für die Party organisieren können.
Als ich wieder nach Hause komme, frühstücken Adam und Lou.
„Na Emmy.“ Begrüßt mich Adam und ich angele mir einen Toast aus dem Brotkorb.
„Selber na.“ Erwidere ich fröhlich und beiße beherzt in den Toast.
„Setz dich und frühstücke mit uns.“ Sagt Lou und ich winke ab.
„Sonst wirklich gerne, aber Marie ist in 20 Minuten hier.“ Ich laufe weiter ins Bad, schlinge den Toast vollends runter und gehe duschen. Ich höre wie Adam Marie herein lässt. Ich laufe in den Flur, packe mir die verwirrt aussehende Marie am Arm und ziehe sie in den Hausflur. Lachend starten wir unsere Einkauftour. Viel zu lange sind wir beide nicht allein unterwegs gewesen. Ich fühle mich wie immer in ihrer Nähe wie 16 und wir albern herum was das Zeug hält.
Wir bringen alles in die kleine Strandbar die wir gemietet haben und ich ziehe meinen neuen Bikini an und ein kurzes weißes Sommerkleid drüber, um alles perfekt zu machen stecke ich mir einen weiße Blume in die Haare.
Dann trudeln auch schon die Anderen ein und Lou wird mit offenen Armen empfangen. Je weiter der Abend voran schreitet desto lustiger wird die Stimmung, wir sitzen zu später Stunde alle versammelt ums Lagerfeuer und wir haben schon ordentlich einen sitzen. Ras hatte sich zusammen gerissen und lächelt mich verschmitzt an. Oh man ich würde am liebsten aufstehen und ihn küssen, dann fällt mein Blick auf Adam und ich schlucke.
Warum kann das Leben nicht einfach sein?
„Sag mal Ralle, muss ich mir langsam Sorgen um dich machen? Du hattest schon seit fast einem halben Jahr keine Frau am Start.“ Marie sieht fragend zu ihrem Bruder.
„Nein, nein.“ Winkt er lachend ab.
„Aber mal ehrlich Ralle, so langsam wirst du mir komisch.“ Sagt Hannes und lässt sich nach hinten in den Sand fallen.
„Ach was, ich werde nur reifer und verantwortungsbewusster.“ Erklärt er stolz und alle lachen, ich werfe ihm einen verliebten Blick zu.
„Und Emmy, bei dir mal wieder was los in Sachen Suche nach der 5?“ Mette lehnt sich an Nico und beide sehen mich an.
„Nicht wirklich, ich warte was kommt.“ Sage ich und beide nicken verständnisvoll. Alkohol trübt das Wahrnehmungsempfinden und nüchtern wäre ich wohl aus der Nummer nicht so einfach heraus gekommen.
Ein Hoch auf den Alkohol!
Langsam werden wir alle müde. Marie beginnt ein paar Sachen zusammen zu räumen und ich rappele mich auf um ihr zu helfen.
„Ich bringe das alles hoch zum Auto.“ Ich deute auf ein paar Sachen und Marie nickt.
Das Auto steht auf dem Parkplatz ganz hinten und ich sehe zu den Sternen. Ich erreiche mein Auto und schmeiße die Sachen auf die Rückband. Plötzlich wird mir der Mund zu gehalten und ich erschrecke mich fast zu Tode. Ich drehe mich um und ehe ich schimpfen kann legen sich warme Lippen fordernd auf meine. Er schiebt mein Kleid hoch und mein Bikinihöschen zur Seite, ohne auf irgendetwas oder irgendjemanden zu achten dringt er in mich ein und ich beiße mir auf die Unterlippe.
„Ich will dich so sehr.“ Er atmet stoßweise in mein Ohr.
„Du hast mich.“ Sagte ich leise und meine Stimme bebt vor Erregung.
Kurze Zeit später kommen wir beide zum Höhepunkt und ich sehe ihn an, seine Wangen glühen und seine Lippen sind leicht geschwollen. Ich fahre mit meinem Zeigefinger leicht über seine Lippen und er küsst meinen Finger. Er hat gerade seine Hose wieder hoch gezogen als Adam um die Ecke kommt.
Man das war knapp.
Ich will mir gar nicht ausmalen wie er reagiert hätte.

Kapitel 19


„Hey was macht ihr denn hier?“ er sieht uns überrascht an.
„Ich habe nur schon ein paar Sachen in mein Auto gebracht.“ Sage ich fahrig, ich hoffe inständig er schaut uns nicht zu genau an.
„Stört es dich wenn Lou mit zu uns kommt?“ er sieht mich fragend an.
Anscheinend hat er bessere Gedanken als sich um uns welche zu machen.
„Quatsch.“ Ich winke lächelnd ab.
Es pendelt sich langsam alles ein, Adam schläft oft bei Lou und immer dann kommt Ras zu mir.
Aber so langsam geht uns diese Heimlichtuerei auf die Nerven…
Ich möchte mein Glück öffentlich zeigen!
Der Herbst kommt und geht, so schnell als wäre es nur ein Wimpernschlag und ehe ich mich versehe ist es plötzlich schon kurz vor Weihnachten.
Ras hat zusammen mit Chris einen Auftrag in Dublin und ich fliege mit ihnen nach Irland. Ich freue mich so darauf Ras mal wieder ein paar Tage am Stück um mich zu haben. In der letzten Zeit haben wir beide so viel um die Ohren das wir kaum mal eine Minute für uns haben. Ich bin gerade fertig mit meiner Facharztausbildung und Ras hat viele sehr umfangreiche Projekte. In den letzten Wochen saßen wir beide oft am Laptop wenn wir zusammen waren, ich auf seiner Couch und er an seinem Schreibtisch, aber es stört mich nicht… Es ist normal, wunderschön normal.
Ich bin gerade dabei alles für unseren Wochenendtrip zusammen zu suchen.
„Wo musst du noch mal hin?“ Marie sieht mich fragend an als ich meine Tasche packe.
„Auf eine Ärzte - Tagung nach Dublin.“ Sage ich und kann sie nicht ansehen.
Ich belüge sie schon seit Monaten, um genauer zu sein seit fast 9 Monaten und ich fühle mich nicht gut dabei.
Lass es bitte ein Ende haben!
Bitte Marie durchschaue mich endlich!
Sie mich an und merke es!
Bitte!
Aber sie sieht es nicht…
Wie kann ein Unfall alles so auf den Kopf stellen?
Sie sieht in meine Tasche und hält meine neu gekaufte dunkelblaue Spitzenunterwäsche hoch. Das war ja klar, da greift sie in meine Tasche und befördert genau das ans Tageslicht was ich ihr nicht wirklich erklären kann.
„Hast du was bestimmtes vor?“ lacht sie und übergeht meinen geschockten Gesichtsausdruck.
„Nein, nein…“ ich nehme ihr die Unterwäsche schnell ab und stopfe sie wieder in meine Tasche.
Man Marie!
Sie lacht laut auf und ich sehe sie irritiert an.
„Gott Mia amüsiere dich!“ sie nimmt meine Hand. „Hast du die Sache mit Jo wirklich schon verdaut?“ sie sieht mich besorgt an.
„Ja Marie, ganz sicher.“ Ich lächele sie, dankbar um ihre Sorge an.
Sie ist so lieb und ich belüge sie…
Gott was tue ich hier nur?
Komm Marie bitte sehe endlich meine Qualen!
Bitte!
Nichts…
„Du bist auch wie ausgewechselt seit eurer Trennung, man das ist ein dreiviertel Jahr her und seitdem strahlst du.“ Sie schüttelt den Kopf.
Wenn du eine Ahnung hättest warum ich strahle.
„Manchmal sind die schmerzhaftesten Entscheidungen, die dich am meisten befreien.“ Ich ziehe den Reißverschluss meiner Tasche zu.
Innerlich stöhne ich laut auf.
Warum tun wir unseren Freunden das an?
Was passiert schon wenn wir es sagen?
Genau das ist das Problem!
Ich weiß es einfach nicht, nur eines weiß ich ganz bestimmt… Adam rastet aus, denn immer wieder macht er uns klar dass er an dieser Scheiß Abmachung fest hält!
„Wann kommst du wieder?“ sie sieht mich traurig an, denn eigentlich hatten wir einen Mädelsabend geplant, aber in letzter Minute habe ich frei bekommen und kann Ras nun vier Tage lang begleiten.
„Ich denke zusammen mit Ras und Chris.“ Sage ich und sie nickt.
Emilia Jensen habe endlich einen Arsch in der Hose und mache den Mund auf!
„Man ihr macht euch ein paar schöne Tage in Dublin und ich sitze hier fest.“ Reißt sie mich aus meinen Gedanken, ich sehe sie an und sie zieht eine Schnute.
„Nächstes Wochenende gehöre ich ganz dir.“ Verspreche ich ihr und gebe ihr einen Kuss auf die Wange.
„Versprochen?“ sie sieht mich grinsend an.
„Ja nur dir und einem tollen Liebesfilm.“ Verspreche ich und hebe meine Hand zum Schwur.
Das ist wenigstens Mal nicht gelogen, man sollte meinen wenn man eine so lange Zeit lügt fällt es einem irgendwann leichter, aber das Gegenteil ist der Fall.
Es wird von Tag zu Tag schwerer.
„Das klingt toll. Ich werde jetzt nach Hause, ich bringe Ras und Chris nachher zum Flieger, willst du nicht bei uns mitkommen? Ich meine ihr müsst eh alle zum gleichen Flieger.“ Sie sieht mich fragend an.
Wo sie Recht hat, hat sie Recht.
Ich nicke schließlich und ziehe mir einen dicken Pullover über mein weißes Poloshirt, draußen ist es sibirisch kalt. Ich streiche meine Jeans glatt und fahre mir durch meine Haare, heute habe ich sie mal aufgelassen und sie fallen weich über meine Schultern. Vor ein paar Wochen haben ich sie mir auf knapp über die Schultern abschneiden lassen um sie Mal wieder auf zu tragen, leider tue ich das immer noch viel zu selten.
„Du siehst wirklich hübsch aus.“ Marie lächelt und fährt mir durch die Haare.
„Danke.“ Ich sehe ihr in die Augen.
Wie gerne würde ich ihr jetzt gerne alles sagen.
Einfach nur ´Hey Marie ich liebe Ras, ja deinen Bruder Ras und wir sind unheimlich glücklich mit einander. `
Aber stattdessen sehe ich sie nur an und schlucke schwer. Ich reiße mich von ihrem Blick los und vergewissere mich das alles aus ist und ziehe die Tür hinter Marie und mir ins Schloss. Adam will heute mal wieder bei Lou schlafen und so muss ich ihn wenigstens nicht auch noch anlügen.
Schweigend fahren wir zu ihrer Wohnung und sie sieht mich ein wenig besorgt an.
Schon komisch, früher konnten mich alle lesen wie ein offnes Buch, aber nun scheint keiner wahr zu nehmen wie es in meinem Inneren aussieht.
Es ist als wäre ich für sie immer noch die gleiche Mia wie vor einem Jahr, aber es haben sich so viele Dinger geändert. Ich habe mich geändert.
Als wir bei Marie und Chris ankommen staunen die beiden nicht schlecht.
„Hey Kleine.“ Ras fängt sich ziemlich schnell und nimmt mich unverfänglich in den Arm.
„Hey Ras.“ Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange und sehe ihm in die Augen. Er sieht mich einen ganz kurzen Moment mit seinem schönsten Blick an und ich lächele, dieser Blick gehört uns beiden ganz allein…
„Man ihr fliegt alle nach Dublin und ich hock hier alleine rum.“ Marie sieht uns traurig an und setzt sich geknickt auf einen Stuhl. Es erinnert mich an die kleine Marie, wenn Ras und Adam irgendwo mit den Jungs hinwollten und wir nicht mitkommen konnten. Nur saß ich zu der Zeit meist neben ihr und zog das gleiche Gesicht.
„Ruf doch Mette an, sie braucht bestimmt mal einen Abend Auszeit von Nico und Josie.“ Sage ich zuversichtlich und drücke ihre Hand.
„Mach ich, wenn ich euch abgeliefert habe.“ Sagt sie und lächelt nun auch wieder ein wenig.
Dann packt Chris seine Tasche zu Ende und Marie fährt uns zum Flughafen, sie kann nicht mit rein weil absolut kein Parkplatz zu finden ist, sie lässt uns raus und wir winken ihr zu.
„Ich wünsche euch ganz viel Spaß!“ ruft sie uns durch die offene Scheibe zu.
„Ich dir auch!“ ich schicke ihr einen Handkuss und sie fährt weiter.
Wir checkten schnell ein und sitzen keine halbe Stunde später schon im Flieger. Dann heben wir auch schon Richtung Irland ab und ich lehne mich zurück und versuche zu entspannen, ich sitze am Fenster und sehe hinaus. Neben mir sitzt Ras und daneben Chris. Eine Weile brüten die beiden über irgendwelchen Entwürfen.
„Wie lange wollt ihr das noch so durch ziehen?“ Chris sieht strafend von mir zu Ras und klappt den Laptop zu.
„Bitte keine Moralpredigten Chris.“ Sage ich verzweifelt.
„Mal ehrlich, umso länger ihr schweigt, umso saurer werden sie alle sein. Man ihr macht das jetzt schon über ein halbes Jahr.“ Er schüttelt seinen Kopf.
„Um genau zu sein über ein dreiviertel Jahr.“ Stöhne ich. „Glaubst du wirklich wir machen das gern?“
Chris sieht mich an und ich sehe in seinen Augen den Vorwurf den er mir erneut machen will, aber er schweigt.
Ich sehe zu Ras, er nimmt meine Hand in seine aber auch wir beide schweigen.
Denn eines wissen wir ganz sicher:
Chris hat Recht.

Kapitel 20


Unser Flug geht eher schweigend von statten und jeder hängt seine Gedanken nach. Von Flughafen nehmen wir uns ein Taxi ins Hotel und Checken ein. Ras und ich nehmen uns ein Doppelzimmer und kaum das wir ein wenig ausgepackt haben muss er auch schon zur ersten Besprechung.
Ich bleibe allein in Zimmer zurück, ich lege mich ins riesige Bett und sehe fern, immer wieder sehe ich auf meine Uhr.
Piep, Piep Ich nehme mein Handy zur Hand.
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Ras
Hey meine Kleine! Es wird spät, wir müssen noch viel ändern! Warte nicht auf mich. Bestell dir was Leckeres beim Zimmerservice. Ich liebe Dich
Ich seufze und bestelle mir wirklich eine Kleinigkeit. Nachdem der Fernseher auch nichts wirklich Tolles mehr zu bieten hat, ziehe ich mich um und lege mich hin.
Piep, piep
Ich stehe widerwillig auf und hole mein Handy welches noch auf dem Tisch liegt.
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Marie
Nanu? Was möchte sie denn jetzt?
Hallo Mausi! Ich hoffe deine Tagung ist nicht Sterbens langweilig. Mette und ich waren heute Abend beim Italiener! Hmm das hat mal wieder gut getan. Wir haben viel gelacht und uns ein wenig unterhalten. Mausi, wenn du irgend etwas hast weißt du das du zu uns kommen kannst, oder? Wir haben das unbestimmte Gefühl das mit dir etwas nicht stimmt. Sollte es nicht so ein schiebe es einfach auf den superleckeren Wein beim Italiener! So nun husch, husch ins Bettchen! Drück Dich
Oh Marie du glaubst gar nicht wie gerne ich mit dir über alles reden will! Aber ich kann nicht! Herrgott ich kann einfach nicht! Was soll ich ihr nun schreiben?
Hallo Süße! Nein bei mir ist alles Okay. Die Langeweile ist furchtbar, aber nicht mehr lang und ich bin wieder zu Hause. Bestell Mette liebe Grüße und Finger weg von dem Wein! Kuss
Ich drücke seufzend auf senden, denke noch lange nach und mein Kopf kommt gar nicht wirklich zur Ruhe. Irgendwann siegt aber doch die Müdigkeit.
Als er spät abends wieder ins Zimmer kommt schlafe ich schon wenn auch noch nicht tief und fest, ich merke wie er sich an mich ran kuschelt und atme tief ein. Seine Hand fährt über meinen Bauch und er küsst meinen Nacken. Ich drehe mich zu ihm um, im schwachen Mondlicht erkenne ich wie erschöpft er von der Besprechung ist. Er küsst mich ganz sanft und ich kuschele mich an ihn, seine Hand fährt unter mein Shirt und massiert ganz sanft meine Brüste. Innerlich seufze ich und nehme seine Hand in meine und lege meinen Kopf auf seine Brust. Ich möchte einfach nur in seinen Armen einschlafen und mir wieder ins Gedächtnis rufen das alles was wir tun Richtig ist. Trotzdem weiß ich dass wir uns langsam was einfallen lassen müssen.
Die nächsten beiden Tage sprechen wir nicht darüber aber man merkt uns beiden an das wir uns Gedanken machen. Wobei ich wesentlich mehr Zeit habe mir den Kopf zu zerbrechen, denn Ras hetzt von einer Besprechung zur Nächsten und kaum Zeit mal dazwischen Luft zu holen. Sein Hauptnahrungsmittel ist Kaffee und das sagt schon alles.
Es schleicht sich etwas Neues und Fremdes in unsere Beziehung: Ratlosigkeit und Unsicherheit. Unsere Unbeschwertheit ist plötzlich wie verflogen.
Die Heimlichtuerei und das Verstecken macht uns kaputt, erst war es wohl auch der Reiz dessen der uns so beflügelt hat, aber nun waren diese Flügel gebrochen. Ich weiß es klingt ein wenig melodramatisch, aber ich bin einfach an einem Punkt wo eine Entscheidung her muss.
Egal ob zu meinen Gunsten oder nicht.
Ich versuche immer wieder mit ihm zu sprechen, aber wir sehen uns meistens nur morgens oder abends ein paar Minuten. Ich bummle durch die Dubliner Innenstadt und schaue mir ein paar Sachen an, ich treffe mich mit Kommilitonen aus meinem Austauschsemester und wir haben uns so viel zu erzählen.
An unserem letzten Morgen will und muss ich mit ihm darüber reden, aber er ist mal wieder auf dem Sprung als ich aufwache.
„Wir müssen reden.“ Sage ich zu ihm und er sieht mich erstaunt an. Wer hört schon gerne diesen Satz? Eigentlich will ich so nie Gespräche anfangen, aber ich habe schneller gesprochen als gedacht.
„Hab ich dich geweckt?“ fragt er, sieht mich beunruhigt an und setzt sich auf die Bettkante.
„Ich habe mal wieder die halbe Nacht nachgedacht über das was Chris gesagt hat. Er hat Recht, wir müssen es den anderen sagen.“ Ich setze mich auf und sehe ihn an.
´Bitte Ras! `Flehe ich.
„Ich bin noch nicht bereit dafür.“ Sagt er unsicher und weicht meinem Blick aus.
„Aber…“ setze ich an.
Wie nicht bereit?
Was meint er?
In meinem Kopf überschlagen sie die Gedanken, ich sehe ihn an und merke wie er dicht macht…
Beim nächsten Mal darf ich das Gespräch nicht mit ´Wir müssen reden. ` anfangen schießt es mir durch den Kopf.
„Bitte nicht jetzt Kleines, ich muss zu meiner Abschlussbesprechung, wir sehen uns nachher am Flughafen.“ Er gibt mir einen Kuss und lässt mich verdattert zurück.
Ich packe traurig meine Sachen, ich habe mir diese Tage ganz anders vorgestellt…
Ich checke aus, nehme Chris seine Tasche von der Rezeption mit und fahre zum Flughafen. Ich checke unser Gepäck ein und hole unsere Boarding - Karten. Dann setze ich mich in den Wartebereich du beobachte das Treiben um mich herum. Es ist wirklich erstaunlich wie viele verschiedene Menschen an einem Flughafen zusammen kommen.
Erst 20 Minuten vor Abflug kommen die beiden und wir werden schon ausgerufen. Wir hetzen zu unserem Gate und ich lasse mich erschöpft in meinen Sitz fallen. Ras sitzt wieder neben mir, Chris dieses Mal ein paar Reihen hinter uns. Ich sehe ihn mir an, er sieht müde, erschöpft und ausgezehrt aus.
Ich atme tief durch.
„Ras wir müssen wirklich darüber reden.“ Sage ich leise als wir in der Luft sind und schelle mich selbst, mein Vorsatz hat ja sehr gut geklappt.
„Ich bin nicht bereit es den anderen zu sagen, ich habe einfach keine Ahnung wie sie reagieren.“ Sagt er und reibt sich die Augen.
„Schämst du dich für mich oder was? Oder liebst du mich nicht genug?“ ich sehe ihn verletzt an.
Plötzlich bin ich wütend und ich kann nicht einmal sagen wo meine Wut plötzlich er kommt.
Ich weiß einfach nur ich kann nicht mehr!
Ich will auch nicht mehr!
Es ist Falsch so wie es ist!
Ich möchte meine Liebe zu ihm zeigen.
Mir wird schlecht weil ich plötzlich alles in Frage stelle…
„Ach was.“ Er nimmt meine Hände in seine und sieht mich einfach nur erschöpft an.
Ich entziehe sie ihm, ich bin wütend, alles ist mir plötzlich zuviel.
„Nein Rasmus, es reicht ich mache das nicht länger mit. Entweder wir stehen dazu, oder das war es.“ Stelle ich ihm ein Ultimatum welches ich ihm eigentlich nie stellen wollte. Mein Magen dreht sich und ich bete nicht die falsche Entscheidung getroffen zu haben.
´Bitte Ras liebe mich und steh zu mir! `Flehe ich innerlich.
Er ist einfach zu erschöpft um weiter mir zu streiten, er steht auf und setzt sich zu Chris.
Enttäuscht laufen mir einzelne Tränen übers Gesicht, damit habe ich nicht gerechnet.
Soll es jetzt so zu Ende sein?
Wenn ja, dann ist in 10 km über der Erde gerade vor ein paar Sekunden mein Herz in tausend Einzelteile zerbrochen.

Kapitel 21


Es geht mir schlecht und noch nie in meinem Leben tat mir Herz so weh wie jetzt in diesem Moment. Er bleibt bei Chris den Rest des Fluges sitzen und sie starren auf den Laptop. Beide haben sich ihr Hemd bis zu dem Ellenbogen hoch gekrempelt und ihre Krawatten gelockert. Ab und zu sehe ich zu ihnen, aber die meiste Zeit starre ich hinaus ohne wirklich was zu sehen.
Als wir in Kopenhagen landen, stürme ich aus der Maschine. Hole meine Tasche die mit als Erste kommt und trete hinaus in die Ankunftshalle, dicht gefolgt von Chris und Ras. Marie holt uns ab und sie fällt Chris in die Arme.
„Chris!“ jubelt sie und er wirbelt sie durch die Luft. Ich beneide sie in diesem Moment so sehr und sehe kurz zu Ras, er starrt auf sein Handy und tippt darauf herum.
„Hey Chris, wir haben den Auftrag, ich habe gerade eben die Mail bekommen.“ Er sieht zu Chris auf und die Beiden strahlen.
„Wahnsinn! Das muss gefeiert werden, wir fahren jetzt alle zu uns und köpfen einen Flasche Sekt.“ Marie strahlt mich an, wieder einmal mit diesem typischen Seeberg lächeln, aber dieses Mal kann sie mich nicht anstecken.
Ich will weg!
Weg von Ras!
Komisch vor ein paar Tagen wäre mir nie in den Sinn gekommen das ich mal so denken könnte…
„Ich nehme mir ein Taxi.“ Sage ich, nehme sie kurz in den Arm und laufe Richtung Ausgang.
Weg! Weg! Weg!
„Mia?“ ruft sie mir hinterher und packt mich am Arm. „Komm schon Mia komm mit zu uns.“ Sie sieht mich bittend an.
„Tut mir leid Marie, ich muss in die Klinik, da ist soviel Papierkram liegen geblieben und ich möchte Weihnachten gerne genießen.“ Ich sehe sie entschuldigend an.
„Mia was ist in Dublin passiert?“ sie durchschaut mich und ich schlucke.
„Nichts. Wirklich rein gar nichts.“ Ich versuche meine Stimme sicher klingen zu lassen.
„Komm schon Mia.“ Sie sieht mich durchdringend an.
„Nein Marie.“ Sagte ich und drehe mich um, um durch die große Drehtür nach draußen zu gehen.
Ich möchte im Moment wirklich nicht mit ihm in einer Wohnung geschweige denn in einem Raum sein.
Ich fahre natürlich nicht in die Klinik, ich fahre nach Hause und stelle erleichtert fest dass ich allein bin. Ich ziehe meine Jacke aus und hänge sie auf, ich drücke auf den Lichtschalter der Küche und setze mich an den Tisch. Verdammt was war passiert?
Ich sehe auf den Kalender an der Küchenwand, heute ist der 22.12., na super noch 2 Tage bis Heilig Abend, dem Fest der Liebe oh wie mich das gerade ankotzt. Ich stehe auf und schmeiße in meinem Zimmer meine Tasche in die Ecke. Ich lasse mich aufs Bett fallen und die ersten Tränen beginnen zu laufen. Schon erstaunlich das ich mich bis jetzt zusammen gerissen habe. Der Schmerz schnürt mir fast die Kehle zu und ich kann nichts dagegen tun.
Piep, Piep Ich nehme mein Handy aus meiner Tasche. Ras, natürlich Ras!
Hey Kleines! Das im Flugzeug war blöd von mir, natürlich liebe ich Dich! Lass uns bitte reden und überlegen was wir tun sollen. Ich liebe und vermisse Dich!
Ich schnaufe, er hat nichts verstanden!
Traurigkeit wird zu Wut… kein schönes Gefühl.
Ich drücke so fest auf den Antwortbutton, dass drum herum alles in Regenbogenfarben schimmert.
Wie schön das du mal wieder nichts verstanden hast! Ich möchte dich erst einmal nicht sehen, ich muss mir über ein paar Dinge klar werden.
Ich drücke auf senden und schalte mein Handy aus und die Klingel ab. Ich lege mich wieder auf mein Bett und mein Gefühlschaos geht weiter.
Aus Wut wird wieder Traurigkeit.
Gott ich komme gerade mit mir selber nicht klar.
Ich setze mir Kopfhörer auf, stelle meine Lieblings CD auf volle Lautstärke…
Na gut so laut das ich es noch ertragen kann. Natürlich ist meine Lieblings CD eine CD voller schnulziger Liebeslieder. Woran man merkt so sehr hat mich der Umgang fast ausschließlich mit Jungs doch nicht geschädigt. Denn mein Musik Geschmack ist schon sehr Mädchenhaft. Irgendwann schlafe ich unter Tränen ein. In den letzten Wochen kann ich zu jeder Tages und Nachtzeit schlafen, ich war ja noch nie der wachste Mensch, aber im Moment nervt es mich fast schon das ich ständig Müde bin. Aber bei dem Wetter draußen ist es eigentlich kein Wunder.
Ich schlafe wie ein Stein und werde erst wach als mir jemand die Kopfhörer vom Kopf nimmt, müde sehe ich in Adams Gesicht.
„Hey Emmy.“ Sagte er und nimmt mich in den Arm.
„Hey.“ Sage ich leise und kämpfe gegen meine Tränen an.
„Was ist denn los?“ er sieht mich besorgt an.
„Ach was die üblichen Weihnachtsdepressionen.“ Ich streiche mir fahrig ein paar Strähnen aus dem Gesicht.
„Alles wird gut Kleine…“ er küsst meine Stirn. „Ich wollte dich nur wecken, es ist schon kurz nach 12 und du musst in einer Stunde im Krankenhaus sein.“
Ich sehe erschrocken zu meiner Uhr.
Habe ich wirklich gerade 19 Stunden am Stück geschlafen? Gott was ist denn mit mir los?
Ich springe aus dem Bett und halte mich an meinem Schrank fest, alles dreht sich um mich herum.
Was ist denn das?
Leider kenne ich auch das schon… aber so wie jetzt gerade noch nicht.
Adam stürzt sofort herbei.
„Hey Emmy, alles in Ordnung?“ er setzt mich zurück aufs Bett.
„Hmm nur zu schnell aufgestanden.“ Murmele ich, ich werde wohl heute lieber auf meine Joggingrunde verzichten. Aber dazu habe ich eh keine Zeit mehr. Mist ich muss mich fertig machen und los.
Ich stehe nun langsamer auf und gehe ins Bad. Ich sehe in den Spiegel, na ich biete ja einen tollen Anblick! Meine Augen sind rot vom weinen und ich sehe echt blass aus. Ich ziehe mir meine Sachen die ich noch von gestern anhabe aus und trete in die Dusche. Ein paar Augenblicke später läuft mir das warme Wasser über Gesicht und ich atme tief ein. Es tut so gut und ich stehe bestimmt 5 Minuten einfach nur da. Dann wasche ich mich, trete auf den Duschvorleger und wickle ein Handtuch um mich. Ich putze mir die Zähne und föhne meine Haare. Ich mache mir einen meiner Knoten und streiche die losen Strähnen hinters Ohr. Ich sehe zwar immer noch nicht wirklich fit aus, aber besser wird es wohl nicht werden. Ich gehe in mein Zimmer und ziehe meine dunkelblaue Lieblingsjeans an, ich suche mir ein schwarzes Top raus und ziehe meine weinrote Bluse drüber. Als ich aus meinem Zimmer komme sieht mich Adam immer noch besorgt an.
Er geht ins Wohnzimmer „Emmy?“ er klopft neben sich auf die Couch.
Ich setze mich und sehe ihn an. Er schaut weiterhin besorgt.
„Mir geht es wieder gut Addy.“ Sage ich leicht lächelnd.
Ist zwar nicht die ganze Wahrheit, aber wann ich ihm schon in der letzten Zeit die ganze Wahrheit gesagt?
„Darum geht es nicht…“ er rutscht unsicher hin und her.
„Was ist los Addy?“ ich grinse.
Warum in aller Herrgottes Namen ist er denn so hibbelig?
„Lou und ich ziehen zusammen.“ Sagt er leise. Ich schließe meine Augen, die ganzen letzten Monate habe ich auf diese Nachricht gewartet, aber nun trifft sie mich trotzdem völlig unvorbereitet.
Was ist hier denn nur los?
Warum bricht meine kleine Welt plötzlich zusammen?
Gerade wo ich denke ich habe es im Griff?
Erst Ras.
Jetzt Adam.
Das Leben ist Schieße!

Kapitel 22


Tränen steigen in meine Augen und Adam nimmt mich beschützend in den Arm.
„Emmy nicht weinen, weißt du, wir werden in Lous Wohnung ziehen, du kannst hier bleiben, dann hast du endlich ein Arbeitszimmer.“ Versucht er mich aufzuheitern.
„Ich freue mich für euch, ganz wirklich.“ Ich sehe ihn unter Tränen an.
Meine Stimme drückt allerdings das Gegenteil von dem aus was ich sage.
Aber es stimmt, ich freue mich wirklich für die Beiden!
Nur eben jetzt in diesem Moment gerade nicht.
Widerspricht sich?
Egal!
„Emmy bitte.“ Setzt er an.
„Addy ich muss los.“ Ich stehe wirsch auf, wische meine Tränen beiseite und ziehe meine Stiefel an.
„Emmy.“ Setzt er erneut an.
„Ich brauche ein wenig Zeit für mich.“ Sage ich leise, nehme meinen Mantel und trete in den Hausflur. Ich atme tief durch als ich endlich die Tür hinter mir zuziehe.
Plötzlich fühle ich mich wirklich von allem und jedem verraten. Aber diejenige die alle am meisten verrät bin ich! Gott, so wie das gerade läuft steuere ich gradewegs auf eine Katastrophe zu…
Als ich umgezogen in der Notaufnahme ankomme strahlt mich Jonas an.
„Hey Sonnenschein.“ Begrüßt er mich fröhlich.
„Sonnenschein am Arsch.“ Sage ich gefrustet.
„Hey Mia.“ Er sieht mich besorgt an und nimmt mich in den Arm.
Plötzlich bekomme ich mal wieder, wie passend einen Schwindelanfall und er setzt mich auf einen Stuhl.
„So junge Dame, das schaue ich mir nicht länger an, das geht schon seit Wochen so.“ er hilft mir beim aufstehen, zieht mich hinter sich her in einen Behandlungsraum und bugsiert mich auf einen Stuhl. „Ich nehme dir jetzt Blut ab. Man das Ärzte immer erst dann was machen wenn es schon fast zu spät ist.“ Er sieht mich strafend an und bereitet eine Blutabnahme vor.
„Jo bitte.“ Ich sehe ihn an und verschränke meine Arme.
„Mia du warst eben weiß wie eine Wand.“ Er schüttelt den Kopf, nimmt meinen Arm und drückt ihn auf die Lehne.
Ich weiß bei ihm wann ich aufgeben muss…
jetzt.
Ich bin auch viel zu erschöpft um mich weiter mit ihm zu streiten, er nimmt mir schweigend Blut ab.
Er beklebt die Röhrchen und stellt sie an die Anmeldung, ich drücke einen Tupfer in meine Ellenbeuge und folge ihm schweigend.
„Was ist denn los Mia?“ er zwingt mich ihn anzusehen.
„Addy zieht aus.“ Sage ich leise.
„Mia, mal ehrlich das haben wir doch alle kommen gesehen.“ Er lächelt leicht.
„Ja aber doch nicht jetzt.“ Sage ich und sehe ihn traurig an.
„Oh Mia.“ Er lacht leise und nimmt mich in dem Arm. „Du bist ein großes Mädchen! Du packst das!“ er streichelt über meine Wange.
„Ich will kein großes Mädchen sein.“ Ich sehe ihn trotzig an.
„Bist du aber! Find dich damit ab!“ er küsst meine Stirn.
Dann geht der normale Wahnsinn auch schon los, draußen ist heute Nacht der erste Schnee gefallen und es ist wirklich kein Geheimnis das die Dänen an sich nicht sehr gut mit Schnee klar kommen. Selten hatte ich so viele Unfallopfer behandeln müssen. Und es ist wirklich alles dabei…
Ich sehne mich nach meinem Feierabend um 21 Uhr.
„Mia Telefon!“ ruft mich eine Schwester und ich laufe, nachdem ich mich von meinem Patienten verabschiedet habe, um die Anmeldung herum.
„Dr. Emilia Jensen.“ Melde ich mich abgehetzt.
„Hey Emmy, ich bin es Addy. Man was ist denn mit deinem Handy los? Ich wollte dich nur daran erinnern, dass wir uns heute Abend alle im Bolero treffen. Marie und Chris sind ja über die Feiertage in der Schweiz und wir wollen alle das letzte Mal gemütlich zusammen sitzen. Wir warten auf dich!“ sagt er schnell da er merkte das ich keine Zeit habe.
Ich schlage mir an die Stirn, verdammt das hatte ich total vergessen oder verdrängt... sucht euch was aus.
„Ja ich komme wenn ich fertig bin.“ Sage ich, füge in Gedanken ein ´vielleicht` hinzu und lege auf.
Dann nimmt mich auch schon mein nächster Patient in Beschlag, man das geht heute wie am Fließband und endlich wird es 20 Uhr und es wird langsam ruhiger. Jetzt scheinen sie alle zu Hause zu sein und keiner oder zumindestens nicht mehr viele sind mit dem Auto unterwegs.
„Emilia kommst du bitte mal mit?“ Jonas sieht mich ernst an
„Wir müssen kurz reden.“ Sagt er und zieht mich in einen Untersuchungsraum.
Was ist denn jetzt los?
Habe ich einen Fehler gemacht?
Emilia?
„Was gibt es?“ ich sehe ihn ungeduldig an.
Wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann soll er es mir jetzt sagen und dann kann ich weiter sehen.
„Dein Blutbild ist da.“ Sagt er und sieht auf das Blatt in seiner Hand.
„Und verschreibst du mir Eisen?“ Eisen ist das Erste was mir einfällt, denn ich bin ständig müde und mir ist schwindelig… ein Zeichen von Eisenmangel. Ich lehne mich gegen die Liege.
„Nein eher nicht.“ Er sieht mich durch dringend an.
„Was denn? …“ . Ich nehme ihm ungeduldig das Blatt Papier aus der Hand. Ich überfliege sie und mein Blick bleibt an den farblich hervorgehoben Werten hängen. Das Labor markiert immer alles, so dass es uns leichter fällt Anomalien zu erkennen.
Plötzlich stutze ich…

Erythrozyten 6,4 106/µl (Norm 4,0–5,4 • 106/µl)
Leukozyten 12.000/µl (Norm 4 000 – 10 000 /µl)
HB 5,9 mmol/l (Norm 7,5–9,9 mmol/l)
CRP 12 mg/l (Norm 10 mg/l)
BSG 15 – 24 (Norm 10 – 20)


Mein Blick fällt unten auf die Seite, dort stehen meistens Behandlungsmöglichkeiten.

Aufgrund der oben angegeben Werte erfolgte die Kontrolle des Hcg.

Hcg 120.000 U/l Norm

Kapitel 23


Ich kann nur auf den Monitor starren und bin zu keiner Regung fähig. Er deutet auf einen Punkt und ich sehe das kleine herz schlagen. Wahnsinn zu was der menschliche Körper fähig ist.
„Du bist in der 14. Woche, der errechnete Geburtstermin ist um und bei dem 15. Mai.“ Er lächelt „Wirklich meine herzlichsten Glückwünsche. Mia du wirst Mama.“
„Danke.“ Sage ich, wischte mir das Gel von meinem Bauch und so langsam sickert die Nachricht in mein Gehirn.
Jonas letzte Worte hallen immer wieder nach. ´Mia du wirst Mama`.
Ich bekomme ein Baby, ein Baby von Ras!
„Alles O.k. Mia?“ Jonas sieht mich besorgt an, druckt die Bilder aus und gibt sie mir. Erst da merke ich dass ich immer noch den Zettel mit den Blutergebnissen fest umklammert halte.
Ich starre auf das Bild.
Man kann schon so viel erkennen, mit treten Tränen in die Augen.
„Nein überhaupt nicht.“ Ich sehe ihn heillos verwirrt an.
„Ich denke Ralle wird sich riesig freuen.“ Er nimmt meine Hand, nachdem ich mich aufgesetzt habe.
„Wir haben gerade so etwas wie eine Beziehungspause.“ Gestehe ich leise.
„Was ist denn los?“ er zwingt mich ihn anzusehen.
„Diese ganze Heimlichtuerei hat ihren Tribut gezollt.“ Ich starre immer noch auf das Bild in meiner Hand.
Mein Baby!
Nein unser Baby!
Gott ich bin wirklich schwanger, ich bekomme ein Baby.
Ich und Ras werden Eltern.
Alle Gedanken in meinem Kopf drehen sich.
Kennt ihr das wenn ihr so viele Gedanken im Kopf habt, das ihr nicht einmal dazu kommt einen zu Ende zu denken? Multipliziert das mit 100 und ihr habt eine kleine Ahnung davon was gerade in meinem Kopf los ist.
„Mia, komm schon sieh mich an…“ sagt Jonas sanft und legt seine Hand unter mein Kinn „Ich kenne dich jetzt schon ziemlich lange und eins weiß ich ganz sicher, du liebst ihn. Du liebst ihn wirklich. Legt endlich die Karten auf den Tisch! Mensch Mia ich bewundere euch dass ihr es überhaupt so lange hin bekommen hat. Aber auf Dauer eine heimliche Beziehung? Es war mir klar dass es so nicht ewig gehen kann. Setz dich mit Ralle hin und redet und dann geht zu den anderen… Ihr habt bald ein Kind und auch wenn die anderen erst geschockt oder sauer oder was weiß ich sind. Sie lieben euch alle und wenn sie sehen wie sehr ihr euch liebt, glaub mir man kann sich nicht gegen euch stellen…“ Er drückt meine Hand und ich stehe auf. „Ich habe es versucht… „ er lächelt leicht und ich sehe ihn dankbar an „Und bitte Mia schone dich etwas, du hast jetzt Verantwortung für euer Baby.“
Ich erwidere sein lächeln schwach.
„So und jetzt macht du Schluss für heute, den Rest schaffe ich allein.“ Er gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Ich wünsche dir ein schönes Weihnachtsfest.“ Er nimmt mein Gesicht in seine Hände. „Mia du wirst Mama.“ Er strahlt.
„Danke Jo.“ Ich umarme ihn fest. „Ich wünsche dir auch ein schönes Fest.“
Ich bin so froh dass er da ist. Wir beide haben jetzt erst einmal 1 Woche frei und in Anbetracht der Geschehnisse der letzten Stunde brauche ich die wohl dringender den je.
„Ich gebe den Bericht an die Personalabteilung.“ Sagt er noch zu mir und ich sehe ihn dankbar an.
Mit einer Schwangerschaft ändern sich meine Arbeitszeiten und auch meine Zuständigkeitsbereiche. Ich werde mich im Januar mit unserem Chefarzt auseinander setzen müssen. Aber bis dahin ist es noch lange hin, ich muss erst einmal schauen wie ich die nächsten Tage überstehe.
Ich winke Jonas zu und fahre hoch in die Umkleide und betrachte mich im Spiegel, ich ziehe meinen Kasak hoch und mein nackter Bauch kommt zum Vorschein, er ist ein wenig gewölbt, aber schwanger sehe ich in meinen Augen nicht aus. Ich bin schon in der 14. Woche und als ich vorhin das kleine Herz habe schlagen sehen wurde mir ganz warm um Herz.
Es wächst neues Leben in mir heran.
Plötzlich, aus dem Nichts heraus fange ich an zu strahlen. Ich werde eine Mami!
Erst jetzt habe ich das Gefühl die Nachricht ganz verstanden zu haben. Ich sehe auf das Bild und streiche vorsichtig darüber. Dann trete ich an meinen Spint, zum Glück hängt noch ein schwarzer Blazer in meinem Schrank und als ich mich geduscht und umgezogen habe stelle ich zufrieden fest das es für das Bolero völlig angebracht ist. Ja ich werde hin gehen und versuchen nach der Feier irgendwie mit Ras zu reden.
Wir befinden uns jetzt in einer völlig neuen Situation.
Ich bin schwanger!
Ich fahre mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage und dann quer durch die Stadt ins Bolero. Das Bolero ist eine gemütliche kleine Bar, wir treffen uns hier oft zu Geburtstagen oder anderen Feiern.

Kapitel 24


Kaum trete ich durch die große Glastür stürmt auch schon Adam auf mich zu.
„Ich bin so froh dass du hier bist, ich dachte du kommst vielleicht nicht.“ Er sieht mich dankbar an und nimmt mich in den Arm. Er kennt mich eben doch ganz gut. „Alles gut Emmy?“ er sieht mich fragend an.
„Ja, ja alles gut.“ Sage ich, lächle und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.
„Wegen heute Mittag… Emmy.“ Er sieht mich an.
„Bitte nicht jetzt Addy. Ich habe es verstanden, aber gib mir ein paar Tage um das zu verarbeiten.“ Ich sehe ihn bittend an, dass ich noch ganz andere Dinge verarbeiten muss ahnt er ja nicht.
Ich begrüße auch die anderen und Ras kommt zu mir.
„Hey Kleine.“ Er sieht mich traurig an.
Kennt ihr die Stimmungsschwankungen bei Schwangeren? Nein, ich bisher auch nicht…
Aber plötzlich sehe ich ihn an und meine Wut und Enttäuschung kommt hoch.
Ich lasse ihn einfach stehen und setzte mich zu den anderen an den Tisch.
Gott ich bin schwanger von ihm…
Für die anderen floss der Alkohol in Strömen und es ist was ganz anderes, das aus der nüchternen Perspektive zu betrachten. Wir sitzen alle zusammen um mehrere zusammen gestellte Tische.
„Wann fliegt ihr morgen eigentlich?“ Nico sieht fragend zu Marie.
„Um 13 Uhr fliegen wir los. Man wir haben eine schnuckelige kleine Hütte…“ sie sieht verträumt zu Chris, dieser allerdings ist mächtig abgefüllt.
„Das wird so schön.“ Lallt er eher als er spricht und ich grinse. Er kann ja gar nichts mehr ab.
„Man Chris du solltest echt aufhören sonst kotzt du dir morgen im Flieger die Seele aus dem Leib.“ Nico nimmt Chris sein Glas weg und ich sehe ihn kopfschüttelnd an als er es selber trinkt.
„Du Hannes was ist eigentlich aus der Puppe vom letzten Wochenende geworden?“ Adam sieht zu ihm und er winkt ab.
„Kein Wiederholung erwünscht.“ Lacht er und wir anderen stimmen mit ein.
„Wo wir gerade bei Frauen sind. Sag mal Ralle, ich mache mir langsam echt Gedanken um dich! Du hast schon ewig keine Frau mehr am Start gehabt.“ Marie grinst ihn breit an.
„Ach was das denkst du nur.“ Sagt Chris lallend und alle sehen ihn plötzlich an.
„Wie meinst du denn das jetzt?“ Adam sieht lachend zu ihm. Er sitze neben mir und ich zuckte leicht zusammen.
´Bitte nicht Chris, bitte, bitte nicht! Nicht jetzt hier und nicht so! ` flehe ich ihn still an.
„Mensch bin ich hier der Einzige mit Augen im Kopf?“ er sieht lachend in die Runde und die anderen werden plötzlich still. „Mensch Mia und Ralle sind zusammen, oder waren zusammen… Keine Ahnung, man das ging schon seit Mai und ihr habt es nicht gesehen?“ er schüttelt seinen Kopf und ich sehe wie erst alle Ras und dann mich anstarren.

Kapitel 25


„Emmy?“ fragt Adam leise, plötzlich ist aber auch gar nichts mehr von seiner guten Laune übrig.
Ich schweige und das ist das Gleiche wie ein Eingeständnis.
„Nein Ralle, oder?“ Nico sieht zu seinem kleinen Bruder, auch er schweigt.
Adam springt plötzlich auf, läuft um den Tisch herum zu Ras und holt aus und trifft ihn mit voller Wucht ins Gesicht. Würde er noch auf seinem Stuhl sitzen wäre er wahrscheinlich mit dem Stuhl umgekippt, aber im letzten Moment ist er aufgestanden und hält sich nun nach Adams Schlag am Tisch fest. Alle starren wir nun zu den Beiden.
„Rasmus du weißt das das so etwas von Falsch ist! Das ist Emmy! Sie ist meine kleine Schwester!“ faucht er ihn an.
„Gott Adam ich liebe sie!“ sagte Ras und wischt sich das Blut ab, was aus seiner Nase tropft.
„Falsche Antwort!“ sagte Adam zornig.
Er holt erneut aus…
Was macht er da?
Ich stehe so schnell auf das mein Stuhl nach hinten kippt, ich laufe um den Tisch herum und als Adam zu seinem nächsten Schlag ausholt trifft er mein ausholen mich.
Wham ich denke mein Kopf fliegt weg.
Gott was hat er denn für einen Schlag drauf?
Mir schießen sofort Tränen in die Augen und ich sinke auf den nächstbesten freien Stuhl.
Es ist das erste Mal in meinem ganzen Leben das mich Adam geschlagen hat und meine rechte Wange brennt höllisch.
„Jetzt reicht es.“ Sagt Lou geschockt und sieht mich besorgt an.
´Jetzt oder nie! ` rede ich mir selbst gut zu und halte Adam am Ärmel fest.
Wenn ich es jetzt nicht tue wird alles nur noch schlimmer. Was soll er noch machen?
Er hat ihn geschlagen…
Er hat mich geschlagen…
Was soll jetzt noch kommen?
„Jetzt hörst du mir mal zu…“ ich stehe auf und sehe Adam an „Ja Ras und ich sind oder waren… was weiß ich… ein Paar…“ ich halte Adam fest am Arm gepackt. „Weißt du was die Ironie an der Sache ist? Ich liebe ihn wirklich, ich habe noch nie jemals so geliebt wie ihn, aber diese ganze Scheiß Heimlichtuerei wegen euch, die hat es echt geschafft das wir aneinander zweifeln und soll ich dir zu deinem Glück noch was sagen Adam?“ ich funkele ihn an „Es ist gut das du ausziehst, denn in absehbarer Zeit brauchen Ras und ich ein Kinderzimmer.“ ich sehe zu Adam, seine Augen funkeln vor Zorn.
So kenne ich ihn nicht.
Warum ist er so verdammt wütend?
„Hast du so wenig Vertrauen zu mir?“ er sieht mich an und ganz plötzlich weicht die Wut Enttäuschung.
„Glaubst du wirklich ich habe mir das leicht gemacht? Glaubst du nicht ich hätte es dir lieber gleich gesagt? Gott Adam ihr und euer Scheiß Kodex! Meinst du es fiel mir leicht?“ frage ich kopfschüttelnd.
Was denkt er von mir?
Er starrt mich einfach nur an.
Ich lockere meinen Griff „Adam.“ Sage etwas ruhiger.
„Nein Emilia! Alles aber nicht das! Nicht du und er! Und ein Kind? Das geht nicht! Und du Rasmus, du bist für gestorben, es gibt ein ungeschriebenes Gesetz!“ Er macht sich ganz von mir los und stürmt nach draußen.
Nico kommt zu mir und sieht enttäuscht von mir zu Ras.
„Das war ein Fehler, nein das ist ein Fehler.“ Sagt er aufgebracht, schüttelt den Kopf und läuft Adam hinterher.
Marie hat es die Sprache verschlagen, sie sammelt sich einen Moment und starrt mich an.
„Emilia, nein oder?“ sie sieht geschockt von mir zu Ras.
„Marie fang jetzt nicht auch noch an.“ Sage ich schwach und befühle meine brennende Wange.
„Mia.“ Sie steht auf und kommt zu mir. „Du liebst ihn wirklich oder?“ sie sieht mir in die Augen und ich nicke leicht.
„Ich habe noch nie jemanden so geliebt.“ Sage ich leise.
Ras der sich das Blut das aus seiner Nase gelaufen ist zwischenzeitlich mit Lous Hilfe abgewischt hat und die Blutung gestoppt hat kommt zu mir und zieht mich in seine Arme.
„Ich liebe dich.“ Sagt er sanft und küsst mich „Ich kann es nicht glauben, ein Baby.“ Er strahlt mich an und trotz allem was in den letzten Minuten passiert war lächle auch ich.
Da ist es wieder, dieses Kribbeln im Bauch wenn er mich ansieht.
Mir wird bewusst dass es nie weg gewesen war, wir lieben uns wirklich nur der Stress und ja, wohl auch mein Hormonhaushalt, waren wohl an dem Streit Schuld.
„Wie weit bist du denn?“ er grinste mich an und legt seine Hand an meinen Bauch.
„14. Woche.“ Grinse ich breit.
„Wow Kleine!“ er zieht mich in seine Arme.
„Ich liebe dich und es tut mir leid.“ Hauche ich ihm ins Ohr.
„Mir tut es auch so leid meine Kleine.“ Er sieht mich an und küsst mich.
Plötzlich geht er in die Knie und ich sehe ihm in die Augen, sie funkeln fast schwarz… er heckt was aus.
„Mia ich liebe dich und will dich niemals verlieren. Willst du meine Frau werden?“ er sieht mich an und ich sehe geschockt auf ihn runter. Er holt eine Schatulle aus seiner Hosentasche und klappt sie auf, ein wunderschöner Ring strahlt mich an.

Kapitel 26


Hat er mich wirklich gerade gefragt ob ich seine Frau werden will?
Ich Frau Seeberg?
„Wie bitte?“ frage ich leise.
„Eigentlich wollte ich das ein wenig romantischer machen, so unterm Weihnachtsbaum mit allem was dazu gehört aber ich meine es völlig Ernst, heirate mich Emilia Jensen. Werde meine Frau!“ er sieht mich an und ich nicke leicht.
Er streift mir den Ring über und ich sehe auf meine Hand. Der Ring ist weißgold und hat einen kleinen weißen Diamanten. Er ist wunderschön und ich erinnere mich wie ich ihm diesen Ring mal in Oslo gezeigt hatte als wir ein Wochenende da waren. Er sieht mich an und alle anderen warten auf eine Antwort.
„Ja.“ Hauche ich und er nimmt mich fest in den Arm.
„Ist das gerade wirklich passiert?“ Marie sieht mich grinsend an und ich blicke unter Tränen zu ihr.
„Wow!“ Mette schaut mich sprachlos an.
Ihr seid erstaunt?
Fragt mich mal…
Noch vor ein paar Stunden war mein Leben ein Chaos, der Mann den ich liebe und ich hatten eine Art Beziehungspause und ich habe erfahren dass ich schwanger bin.
Und jetzt?
Ich bin verlobt…
Wahnsinn!
Mein Gehirn wird wohl noch eine Weile brauchen um das zu verarbeiten.
Lou kommt inzwischen vor der Bar wieder und drückt mir und Ras einen Eisbeutel in die Hand, mein Gesicht brennt immer noch ganz schön. Ich ziehe scharf Luft ein als ich mir den Eisbeutel aufs Gesicht drücke.
„Hey Kleines. Geht es?“ Ras küsst besorgt meine Stirn und ich nicke benommen.
Man wo hat Adam denn das gelernt?
Ich meine zuhauen kann jeder, aber so das es dermaßen weh tut?
Klar hat er sich als Jugendlicher mal geprügelt aber die Zeiten liegen lange hinter ihm.
Marie fängt sich und kommt nun zaghaft auf uns zu.
Sie sieht mich mit großen Augen an und zieht mich in ihre Arme. „Gott Mia!“ sagt sie und schluchzt auf.
Ich sage nichts, ich bin viel zu erschlagen von den letzten Minuten, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich lasse sie mich an sich drücken.
„Sag mir nur eins… Ich schwöre dann stelle ich nie wieder Fragen. Ist er deine 5?“ sie grinst unter Tränen.
„Nein…“ ich sehe zu Ras und er grinst „… Er ist meine 10.“ Er wirft mir einen Blick zu bei dem mein Magen einen Purzelbaum schlägt, einen dieser Blicke der mir den Atem raubt.
Ich liebe ihn so sehr!
Marie sieht ihn lächelnd an „Gott Ralle! Du wirst Papa und heiratest.“ Sie zieht ihn in ihre Arme.
„Ihr bekommt echt ein Baby?“ Lou strahlt uns an und nimmt und, nachdem Marie von uns abgelassen hat in den Arm. „So jetzt schnappe ich mir meinen Freund so geht das nicht, wir sind hier nicht im Kindergarten.“ Sie schaut von mir zu Ras und stürmt hinter Adam hinterher.
„Lou lass ihn.“ Rufe ich ihr hinterher.
Adam soll sich erst einmal beruhigen, ich kenne ihn, er ist neben mir der größte Sturkopf den ich kenne.
„Nichts da, der hat sich zu entschuldigen. So ein Kinderkram! Was glaubt er wer er ist? Gott?“ sie ist echt wütend auf ihn, das ist unüberhörbar.
„Zumindestens denkt er das manchmal.“ Hannes kommt zu uns und grinst uns an, wir müssen ob wir nun wollen oder nicht alle lachen. Er hat so Recht. Wie bei den meisten Männern hat auch Adam manchmal den witzigen Irrglauben die ganze Welt dreht sich um ihn.
„Herzlichen Glückwunsch Ralle!“ Hannes nimmt ihn in den Arm „Und dir natürlich auch Mia!“ er zieht mich lächelnd in seine Arme.
„Der ganze Quatsch von wegen keine Beziehungen…“ er winkt ab „Das war vielleicht sinnvoll als wir 20 waren, da hätte so etwas böse ausgehen können. Aber jetzt? Ich denke wir sind jetzt alle alt genug um zu wissen was wir tun.“ Er schlägt Ras brüderlich auf die Schulter. „Man Alter du hast dir echt unsere kleine Mia gekrallt. Hammer! Und Mia du bist echt so etwas von scharf und heiß, ich kann ihn so gut verstehen!“ er grinst von einem Ohr zum anderen.
„Ja habe ich und es wäre nett wenn du die Mutter meines Kindes und meine zukünftige Frau nicht unbedingt mit Worte wie heiß und scharf beschreiben würdest.“ Ras lacht und küsst mich.
„Okay, ich habe verstanden.“ Erwidert Hannes sein lachen.
Wir stehen eine Weile so zusammen und ich drücke immer noch den Eisbeutel auf meine Wange. So langsam ist meine Wange durch das Eis betäubt, was nichts an der Tatsache ändert das mein Kopf immer noch weh tut.
„Hey Kleines lass mal sehen.“ Sagt Ras sanft und ich nehme den Eisbeutel runter. „Geht es?“ er streicht sanft drüber. Diese kleine Berührung reicht aus und ich bekomme eine Gänsehaut.
„Hmm. Kopf ist noch dran.“ Sage ich und lächele gequält. Nach dem Schlag an sich ist das ja schon ein gutes Zeichen. „Zeig mal dein Auge?“ sage ich nun leicht lächelnd und er nimmt den Eisbeutel runter, es ist schon jetzt angeschwollen und beginnt langsam in allen Farben des Farbspektrums zu schimmern.
„Das wird ein nettes Veilchen.“ Ich ziehe meine Augenbrauen hoch und küsse sanft darauf. Seine Nase hat aufgehört zu bluten und schwillt zum Glück nicht auch noch an.
„Für dich würde ich mich jederzeit wieder mit ihm prügeln.“ Lacht er und ich sehe ihn schockiert an.
„Untersteh dich oder wehre dich beim nächsten Mal wenigstens!“ sage ich bestimmt und er zieht mich lächelnd in seine Arme.
„Ich liebe Dich so sehr!“ haucht er mir ins Ohr.
„Ich liebe Dich auch.“ Sage ich gerührt, es ist als hätten wir gerade zueinander gefunden. Endlich keine Heimlichkeiten mehr und unsere Liebe offen zeigen.
„Oh seid ihr süß zusammen.“ Mette strahle uns an und zieht uns beide in ihre Arme.
„Es ist verdammt ungewohnt, aber ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen, dass meine beste Freundin wenn sie jetzt von ihrem Freund…“ sie schüttelt grinsend den Kopf „…von ihrem Verlobten spricht meinen Bruder meint.“
„Ja da hast du wohl keine Wahl.“ Sage ich und sie lächelt breit.
„Man Mia jetzt verstehe ich auch so viele Dinge die passiert sind.“ Sie schüttelt nachsichtig den Kopf. „Du hattest also doch was. Mette und ich sind nicht verrückt.“ Sie schaut zu Mette und diese nickt.
„Aber ganz ehrlich Mia mit so etwas hätte ich in 1000 Jahren nicht gerechnet.“ Sie sieht von mir zu Ras.
„Es fiel mir so schwer, anfangs ging es noch, aber es wurde immer schwerer. Ich habe mir gewünscht das mich eine von euch durchschauen würde.“ Ich sehe beide abwechselnd an.
„Also wenn Lou jetzt Adam zur Schnecke macht, dann soll sich mein Lebensabschnittsgefährte nicht einbilden er kommt so davon.“ Mette grinst uns an und stiefelt nach draußen.
„Wow Mia und Ras.“ Marie kann es immer noch nicht fassen.
„Marie…“ Ich lächle sie an.
„Es gibt Schlimmeres…“ sie zwinkert mir zu, sieht dann zur Tür und schmunzelt „… Zum Beispiel wenn ich Adam wäre und jetzt in seiner Haut stecken würde.“

Kapitel 27


Nun drehe ich mich auch zur Tür, Lou kommt Adam hinter sich her ziehend zurück. Wild redet sie die ganze Zeit auf ihn ein, es hat schon in gewisser Art was Komisches an sich. Adam ist eigentlich so ziemlich der letzte Mensch der sich herum schubsen lässt, Lou weiß echt wie man mit ihm umspringen muss.
„Wie kann man nur so bescheuert sein? Mal ehrlich, was denkst du wer du bist? Man hab ich es mit einem Kleinkind oder einem erwachsenen Mann zu tun? Gott du machst mich wahnsinnig!“ schimpft sie und schüttelt den Kopf.
„Schatz.“ Setzt er vorsichtig an doch sie winkt gleich ab.
„Komm mir jetzt nicht so.“ sie schubst ihn zu mir.
„Vorweg ich habe nichts gesagt. Macht das unter euch aus.“ Lou hebt die Hände. „Komm lassen wir Mister “Ich weiß alles besser“ und Mia kurz allein.“ Sagt sie, funkelt Adam böse an und geht mit den anderen zurück zum Tisch.
Adam steht unschlüssig vor mir und starrt zu Boden.
Ras gibt mir einen Kuss, drückt kurz meine Hand und geht ebenfalls zum Tisch.
Dann stehe ich Adam allein gegenüber.
„Gott Emmy ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich meine du und Ralle, das geht nicht.“ Er sieht mich an und ich schüttle meinen Kopf.
„Wenn du so anfängst kannst du gleich wieder gehen.“ Sage ich gequält.
„Es tut mir leid.“ Sagt er nun ganz leise.
„Was tut dir leid?“ Ich klinge böser wie beabsichtigt.
„Es tut mir leid dass ich dich geschlagen habe, ich wollte das nicht. Aber warum hast du denn nichts gesagt?“ er sieht mich an und ich ziehe meine Augenbrauen hoch.
„Nach der Reaktion eben fragst du mich das nicht wirklich, oder?“ frage ich kopfschüttelnd.
„Emmy du hättest es mir sagen müssen.“ Er sieht mich durchdringend an.
„So wie du mir die Sache mit Lou von Anfang an gesagt hast?“ ich ziehe eine Augenbraue hoch.
Ha das soll er jetzt erst einmal widerlegen.
Gut 6 Wochen sind nicht das gleiche wie 9 Monate, aber es geht ums Prinzip.
„Das ist was anderes und das weißt du.“ Er sieht mich erstaunt an.
„Nein Adam ist es eben nicht! Dieser Scheiß Pakt! Gott wir sind keine Teenager mehr! Wir sind alt genug! Ich liebe ihn! Ich liebe ihn wirklich und er liebt mich.“ Sage ich, er sieht mich erstaunt an. „Adam er ist meine 10! Der Eine!“ Ich schaue ihm in die Augen und sein Blick wird weicher.
Die Sache mit dem böse sein liegt uns anscheinend immer noch nicht.
„Es ist euch Ernst, oder?“ er nimmt meine Hand in seine und ich nicke. Nun lächelt er leicht. „Ich hätte es sehen müssen, oder? Ich meine du bist meine kleine Schwester.“
„Nein, wir haben uns die größte Mühe gegeben das man es nicht merkt. Du hast nicht die geringste Vorstellung was für einen Seiltanz wir in den letzten Monaten absolviert haben. Uns kam aber Zugute dass wir uns alle seit deinem Unfall verändert haben. Adam wir sind erwachsen. Ehrlich! Gott Adam er hat mich gefragt ob ich seine Frau werden will und ich habe ja gesagt...“ ich zeige ihm den Ring „ Ich werde ihn heiraten und wir bekommen ein Baby.“ Ein Strahlen erfasst mein ganzes Gesicht und er schaut nun ganz schön sparsam aus der Wäsche.
„Was meinst du?“ er legt seinen Kopf schief.
„Adam, Ras und ich bekommen ein Baby und ich bin mit ihm verlobt.“ Wiederhole ich schmunzelnd.
„Was?“ er zieht mich in seine Arme „Herzlichen Glückwunsch!“ er küsst meine Stirn. „Gott Mia geht es dir gut?“ er befühlt vorsichtig meine Wange, sie brennt noch etwas, aber es geht schon wieder.
„Ja, mein Kopf ist noch dran… Was nach dem Schlag eigentlich ein Wunder ist. Gott Adam! Wo hast du so etwas gelernt?“ Und das frage ich mich wirklich schon die ganze Zeit.
Es grenzt an ein Wunder das Ras nicht zu Boden gegangen ist, wenn man bedenkt das ich noch nicht einmal die ganze Wucht abbekommen habe.
„Kein Ahnung…“ er sieht mich reuevoll an „Es ging da um dich, um meine kleine Emmy.“ er sieht mich mit seinem Hundeblick an.
War klar dass jetzt die unterste Schublade aufgemacht wird.
Ich nehme ihn lachend in den Arm. „Addy wir sind jetzt wirklich erwachsen, ich bin nicht mehr das kleine Mädchen. Du ziehst mit Lou zusammen, Ras und ich werden heiraten und wir bekommen ein Baby. Wir sind wirklich und ohne jeden Zweifel erwachsen.“ Ich lächle und er sieht mich betreten an.
„Das merke ich auch gerade.“ Er grinst, wenn auch noch leicht schief.
„Addy wir sind alt genug, wir stehen beide Mitten im Leben und weißt du was, ich denke unsere Leben werden ganz toll!“ ich sehe ihn lächelnd an.
Er nimmt mich fest in seine Arme. „Es tut mir alles echt leid.“ Wiederholt er.
„Das glaube ich dir und nun gehst du zu Ras und entschuldigst dich, man du hast ihm ein heftiges Feilchen verpasst.“ Ich sehe ihn tadelnd an.
„Unter einer Bedingung.“ Er lässt mich los und ich blicke skeptisch auf. „Bitte geh zu Lou und lege ein gutes Wort für mich ein.“
„Ich versuche mein Bestes.“ Lache ich, drücke ihn an mich und wir gehen wieder zu den anderen, die am Tisch sitzen und lachen.
Ich lasse mich neben Lou auf den Stuhl plumpsen und sie reicht mir den Eisbeutel. Ich lächele leicht und drücke ihn mir wieder ins Gesicht.
Man ich bin gleich tief gefroren.
„Kann ich kurz mit dir reden?“ Adam steht etwas unschlüssig vor Ras.
Dieser blickt skeptisch zu ihm auf. „Behältst du deine Fäuste bei dir?“
„Versprochen.“ Sagt Adam kleinlaut und hilft Ras beim aufstehen, gemeinsam gehen sie ein Stück weg von uns und setzen sich an einen kleinen Tisch.
„Du Mia?“ Nico sieht mich betreten an. Ach ja Mette wollte ihm ja ebenfalls den Kopf waschen. Und so wie er mich gerade ansieht hat sie das augenscheinlich richtig gut gemacht. Ich kann ihm nicht böse sein und ich will es auch nicht.
„Schon gut Nico.“ Ich winke ab.
Kann es sein das wir ganz schönes Chaos gestiftet haben?
„Nein es ist nicht gut, ich war echt bescheuert.“ Er sieht mich entschuldigend an.
„Dafür dass du so böse zu uns warst, wirst du dich damit abfinden müssen, deine Nichte oder deinen Neffen des öfteren zum Babysitten aufs Auge gedrückt zu bekommen.“ Ich zwinkere ihm zu.
„Nichts lieber als das. Ab wann muss ich denn damit rechnen?“ er lächelt erleichtert und Mette streichelt seine Hand.
„Um den 15. Mai, mal schauen ob wir die Hochzeit noch davor hin bekommen.“ Sage ich.
„Hochzeit?“ Nico schaut mich entgeistert an.
„Ja dein Bruder hat hinbekommen was du seit Jahren nicht schaffst.“ Mette knufft ihn ziemlich unsanft.
Ich wedele mit dem Ring herum und Nico lacht.
„Na toll Ralle! Vielen Dank!“ ruft er zu ihm rüber und dieser lacht nur.
Ich lache ebenfalls und wende mich dann an Lou.
„Lou…“ ich sehe sie an und sie grinste.
„Na hat er seine kleine Schwester vor geschickt?“ lächelt sie.
„Ja, weißt du im Grunde genommen ist er ein großes Kind. Ich glaube nicht das er jemals wirklich erwachsen wird.“ Ich zucke mit den Schultern.
Er ist eben wie die meisten Männer, im Grunde genommen ein kleines Kind für den Rest seines Lebens.
„Ich denke das wird schwer werden.“ Stimmt sie mir zu.
„Sei nicht böse auf ihn.“ bitte ich sie. „Wenn es um mich geht versteht er keinen Spaß.“ Ich sehe sie mit meinem gekonntesten Augenaufschlag an.
„Ach was, aber ein bisschen anstrengen soll er sich schon.“ Sie zwinkert mir zu und ich lächle.
Mit ihr hat Adam einen absoluten Glücktreffer gelandet, aber wie heißt es so schön: Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.
„Kaum zu glauben vor einem Jahr waren wir alle noch ungebunden…“ Hannes sieht stöhnend in die Runde „… Na ja bis auf Nico und Marie…“ er lächelt die beiden an „… Und jetzt bin ich der Einzige der noch zu haben ist.“ Er fasst sich an die Brust und lässt sich nach hinten gegen seine Lehne fallen.
„Ach Hannes, irgendwann taucht die Eine aus dem nichts auf und es ist um dich geschehen.“ Grinst Mette.
„Na ja bei Hannes sollte sie ihn schon ins Gesicht schreien, sonst kapiert er das nicht.“ Lacht Marie laut auf.
„Hey.“ Sagt Hannes entrüstet.
„Nun komm mit Ruhm und Ehre hast du dich genauso wenig bekleckert wie Adam und Ralle.“ Sage ich und er muss, ob er nun will oder nicht, mir zustimmen.
„Du Mia es tut mir echt super leid.“ Chris kommt mit seinem Kopf hoch und ich sehe ihn erstaunt an, eigentlich war ich der Meinung er schläft. Aber anscheinend befindet er sich wieder unter den Lebenden.
„Hey Chris lass gut sein, irgendwann hätten wir es sagen müssen…“ ich zucke mit den Schultern.
„Ja aber nicht so.“ er fährt sich durch die Haare. Oh armer kleiner Chris. Er tut mir fast schon leid, aber eben nur fast.
„Ganz ehrlich…“ ich sehe zu ihm „Danke Chris.“ Sage ich und er lächelt erleichtert.
Ich meine das wirklich so, es ist gut wie es gekommen ist, auch wenn ich auf einige Sachen gut hätte verzichten können. Unter anderem auf einen Verlobten mit Veilchen und eine brennende Wange.
Aber gut, nun ist es so und es ist gut so.
Adam und Ras kommen zurück, Adam setzt sich neben Lou und Ras sich neben mich und zieht mich in seine Arme.
„Man du hast deine Fäuste tatsächlich bei dir behalten! Keine Lust mehr auf jemanden einzuschlagen der sich nicht wehrt?“ Lou sieht strafend zu Adam und wir anderen müssen unser grinsen unterdrücken.
„Ich habe mich entschuldigt. Er ist nicht sauer auf mich. Wir treffen uns Mittwoch zum Fußball gucken bei uns.“ Er sieht zu Lou und in seinem Blick liegt die Bitte dass sie ihm sein Verhalten verzeihen würde. „Und?“ fragt er leise nach und sie sieht ihn an.
„Wie hoch sind meine Chancen das du mich in Ruhe lässt bevor ich sage das es Okay ist?“ sie zieht ihre Augenbrauen hoch und hat immer noch ihr Pokerface auf.
„Lou, die Chancen sind schlecht bis sehr schlecht. Glaub mir ich kenne ihn schon ein paar Jahre.“ Sage ich lächelnd und nun zeichnet sich auch auf ihrem Gesicht ein breites Grinsen ab.
„Dich erwachsen zu bekommen wird ein hartes Stück Arbeit.“ Sie sieht ihn an und er nimmt sie erleichtert in den Arm.
„Danke Schatz.“ Sagt er dankbar und küsst sie.
„Man Lou da hast du dir was vorgenommen, an dieser Aufgabe sind schon meine Eltern gescheitert und ich habe in den letzten Jahren auch mein Bestes gegeben… Aussichtslos.“ Ich lache sie an.
„Ach was mit Sexentzug bekommt man so einiges hin.“ Sie tätschelt Adam die Wange und ich lache auf.
Sie weiß echt wie man ihn in den Griff bekommt.
Wir sitzen noch eine ganze Weile zusammen und der Abend bzw. die Nacht ist echt schön.
Ras und ich sind so befreit und genießen es mit allen zusammen zu sitzen.

Kapitel 28


Die Feiertage verbringen wir bei unseren Familien und unsere Hochzeitsankündigung schlägt ein wie eine Bombe, dann noch die Verkündung meiner Schwangerschaft und alle sind total aus dem Häuschen.
Ras zieht zu vorübergehend zu mir und ich melde im Krankenhaus Urlaub auf unbestimmte Zeit an. Mitte Januar kommt er ganz aufgeregt nach Hause.
„Kleine?“ höre ich ihn rufen als ich es mir gerade vor dem Fernseher gemütlich gemacht habe.
„Hier.“ Rufe ich ihm zu.
„Anziehen.“ Sagt er streng und wirft mir meine Jacke zu.
„Aber wieso denn?“ ich sehe ihn geschafft an. Das Baby saugt mir momentan jegliche Energie aus und ich hoffe inständig dass sich das bessert. Ich bin jetzt im 5. Monat und mein Bauch ist quasi explodiert seitdem ich weiß dass ich schwanger bin.
„Komm schon.“ Sagt er bittend und seine Augen funkeln schwarz.
Ich gebe mich geschlagen und ziehe mich an, er führt mich zum Auto und wir fahren los.
„Sagst du mir endlich wo wir hin fahren?“ ich griene ihn an, er weiß doch wie neugierig ich bin.
„Ich habe heute ein Projekt fertig bekommen und will es dir unbedingt zeigen, es ist meine beste Arbeit bisher.“ Er schaut mich so wahnsinnig stolz an und ich bringe es nicht übers Herz ihm zu sagen das ich mir jetzt keine Baustelle anschauen will.
Wir parken auf einer Einfahrt, sie ist noch nicht fertig und überall stehen noch Baugeräte.
Er nimmt mich an die Hand und wir betreten das Haus. Es ist wirklich toll, ein riesengroßer Eingangsbereich der ins Wohnzimmer mit einer riesigen Glasfront übergeht. Wir gehen weiter in die Küche, eine Einbauküche im Landhausstil rundet das Bild ab. Es ist der Wahnsinn.
„Komm.“ Sagte Ras aufgeregt und zieht mich mit sich. Er läuft durch den Essbereich zurück ins Wohnzimmer du deutet auf einen Kamin. Er scheint noch vom Ursprungshaus übrig zu sein und fügt sich toll in das Ambiente ein. Er zieht mich bevor ich überhaupt was sagen kann weiter. Ich bestaune im Untergeschoss noch ein großes Schlafzimmer und ein traumhaftes Bad. Der obere Stock wartet mit 6 identisch großen Zimmern und zwei kleinen Bädern auf.
„Man da hat aber jemand vor ein paar mehr Kinder zu bekommen.“ Lache ich.
„Keine Ahnung.“ Er zieht mich unbarmherzig weiter.
Wir gehen in den Keller, hier unten ist alles ausgebaut und dieser Raum sieht schon fast einzugsbereit aus. Eine riesige schwarze Ledercouch mitten im Raum, eine kleine Bar an der Wand, ein fast überdimensionaler Fernseher an der Wand gegenüber der Couch und alle möglichen Konsolen.
„Das muss doch ein Traum für dich sein.“ Ich grinse ihn an.
„Komm jetzt zeige ich dir das Beste!“ er strahlt mich an.
Was soll das alles denn noch Toppen?
Er zieht mich zurück zur Eingangstür und schiebt mich dann wieder nach draußen.
„Was in aller Welt, Ras es ist kalt.“ Ich sehe ihn empört an.
Er greift neben die Tür, dort ist ein großes Messingschild angebracht und mit Folie abgeklebt. Vorsichtig löst er eine Ecke.
„Schau mal.“ Er lächelt mich ab und zieht die Folie mit einem Rutsch ab.
Ich starre auf das Schild!
Was?
Ich falle ihm um den Hals.

Rasmus & Emilia Seeberg

Steht auf dem Schild und ich kann es nicht glauben.
„Du willst mir jetzt aber nicht sagen das du das in den letzten 2 Wochen alles fertig bekommen hast, oder?“ ich sehe ihn skeptisch an.
„Nein so gut bin selbst ich nicht, ich arbeite schon seit August daran, immer wenn ich Zeit hatte habe ich ein paar Sachen gemacht.“ Sagt er und lächelt.
„Seit August?“ echoe ich.
„Ja Mia, mir war da schon klar dass du die Eine bist und ich mit dir zusammen leben will.“ Er küsst mich. Ich kann gar nicht aufhören zu strahlen, das ist der Wahnsinn…
„6 Kinderzimmer?“ frage ich leise.
„Mehr haben nicht rein gepasst.“ Lacht er und wirbelt mich durch die Luft.
„Hey.“ Wehre ich mich lachend.
„Im April kommen die Landschaftsarchitekten und machen alles drum herum und wir müssen uns noch ein paar Möbel zulegen. Wenn alles weiter so gut im Zeitplan ist können wir gleich nach der Hochzeit einziehen.“ Er strahlt und ist so zufrieden mit sich.
„Ich bin unheimlich stolz auf dich.“ Ich lege meine Hand auf seine Wange.
Ich muss nicht wirklich erwähnen das er das Beste ist was mir in meinem Leben passiert ist.
A pro pro Hochzeit, meine Mor besteht auf biegen und brechen darauf dass wir noch vor der Geburt unseres Kindes heiraten und obwohl ich nie schwanger heiraten wollte, haben wir vor ein paar Tagen einen Termin fest gelegt. Am 09. Mai werde ich Frau Emilia Seeberg.
Klingt immer noch ungewohnt.
Ich Frau Emilia Seeberg… gut so lange ist es ja auch noch nicht her. Kurz vor knapp aber immerhin wären wir dann verheiratet wenn das Baby kommt und meine Mor hat ihren Willen.
Gott rennt die Zeit an mir vorbei, mein Bauch wächst und wächst und ich watschele alle 2 Wochen in die Klinik um zu schauen ob alles in Ordnung ist. Mein Brautkleid wird zum x-ten Mal umgeändert und morgen soll ich tatsächlich heiraten.
Wahnsinn!

Kapitel 29


Als es an der Tür klingelt gehe ich so schnell ich eben kann hin.
„Mia!“ Marie umarmt mich fest und hält eine Flasche Kindersekt hoch. Ras schläft heute allein in unserem neuen Haus und feiert mit den Jungs ein wenig. Chris habe ich absolutes Alkoholverbot erteilt und auch für die anderen habe ich lieber Alkoholfreies Bier besorgt, sicher ist sicher.
Ich lache „Du spinnst.“ Ich erwidere ihre Umarmung und ziehe sie in die Wohnung, am Wochenende ziehen Ras und ich endgültig in unser Haus. Zwar haben wir schon ein paar Nächte dort geschlafen, aber erst jetzt ist alles fertig.
Wir gehen ins Wohnzimmer und sehen uns um, überall stehen Kartons die mit Mia oder Addy beschriftet sind.
„Wahnsinn wenn diese Wände sprechen könnten.“ Sie setzt sich lachend auf die Couch.
„Lieber nicht.“ Schmunzele ich. „Aber es war eine schöne Zeit.“ Sage ich ein wenig wehmütig.
„Ja es war eine tolle Zeit, aber Hey sie ist nicht vorbei. Wir wohnen alle jetzt so dicht beieinander, wir werden uns immer noch sehr oft sehen. Du denkst doch nicht ernsthaft die Jungs verzichten auf ihre Fußballabende?“ sie grinst mich an.
Ras hatte ihr und Chris ein kleines Haus in der Nachbarschaft besorgt und die beiden sind auch fleißig am Umbauen, auch für Adam und Lou will er sich umsehen.
„Ich denk nicht, nachdem Ras sowieso der Held ist mit dem tollen Spielzimmer.“ Lache ich.
Und es stimmt wirklich, die Jungs sind alle immer schon hibbelig auf das nächste Fußballspiel und dann hocken sie alle zusammen im Keller und können sich richtig austoben. Das Gute ist auch das der Keller eine eigene Tür hat, so müssen sie nicht durch Haus wenn sie gehen.
„Das Haus ist so schön geworden.“ Sie sieht mich lächelnd an.
„Euer wird bestimmt genauso schön.“ Ich zwinkere ihr zu.
„Ganz bestimmt, Ras war heute mit dem Bauleiter da und sie denken dass wir in 4 Monaten mit allem fertig sind. Hammer oder?“ sie strahlt mich an.
„Ja der Wahnsinn.“ Ich hieve mich hoch und komme mit zwei Tassen zurück und stelle sie auf den Tisch, Marie schenkt uns Kindersekt ein.
„Die Gläser sind alle schon eingepackt.“ Sage ich schulterzuckend.
„Ach was, das ist ja nun echt nicht schlimm.“ Lacht sie und reicht mir eine Tasse.
„Auf dich und Ralle, man ich kann es nicht glauben morgen um diese Zeit bist du Frau Seeberg.“ Sie strahlt mich an.
„Ich fasse es auch nicht.“ Ich lächele und die Tassen stoßen zusammen.
„Auf die schöne Zeit die wir hier hatten.“ Sagt sie in einem ganz wichtigen Tonfall und ich muss lächeln. Ja es war wirklich eine tolle Zeit und ich würde es jederzeit ganz genauso wieder tun.
Alles!
Alle Höhen und Tiefen, denn nur dadurch bin ich die Person die ich jetzt bin.
Wir erzählen uns die halbe Nacht Geschichten aus unserer Jugend und es ist wirklich so schön in Erinnerungen zu schwelgen.
Wir schlafen zusammen in meinem Bett und sie sagt mir mindestens 100 Mal das sie es nicht glaube kann das ich in weniger wie 24 Stunden ihre Schwägerin bin. Ich versichere ihr dass es so ist und ich es selbst kaum glauben kann.
Am nächsten Morgen geht es in der Wohnung zu wie in einem Taubenschlag. Friseur, die Schneiderin, die Frau für die Maniküre und tausend andere Leute geben sich die Klinke in die Hand. Endlich sind Marie und ich fertig und stehen vor meinem großen Spiegel.
„Sehe ich dick aus?“ ich grinse sie an. Ich trage ein schulterfreies schneeweißes Kleid mit Stickereien am Saum, es ist relativ gerade geschnitten. Eigentlich wollte ich eines mit Reifrock haben, aber leider sah das echt verboten mit einem Babybauch aus. Ansonsten ist es eher schlicht gehalten. Meine Haare wurden hoch gesteckt und eine kleine Krone prangt auf meinem Kopf. Ein langer Schleier fällt auf den Boden und ich kann es nicht glauben dass ich das bin. Marie trägt ein hellblaues kurzes Kleid und sieht absolut phantastisch aus. Sie, Mette und Lou sind meine Trauzeuginnen und haben alle das gleiche an, ich bin schon sehr gespannt die anderen beiden zu sehen.
„Nein Quatsch!“ sagt sie lachend zu mir und nimmt mich in den Arm.
Plötzlich durchzieht ein stechender Schmerz meinen Bauch und ich krümme mich. Ich atme tief durch und Marie sieht mich geschockt an.
„Hey.“ Sie setzt mich aufs Bett.
„Man die Vorwehen haben ich schon seit drei Tagen.“ Ich atme ganz tief durch, genauso schnell wie der Schmerz gekommen ist, ist er auch wieder weg.
„Geht es?“ sie nimmt meine Hand in ihre und ich schaue sie lächelnd an.
„Ja alles gut, aber wir sollten jetzt los.“ Ich sehe auf die Uhr, in 20 Minuten erwartet mich Ras in der Kirche.
Unten vor dem Haus wartet eine Limousine und wir beide klettern hinein. Auf dem kurzen Weg zur Kirche habe ich weitere Vorwehen und langsam wird mir klar, dass es sich auch um die ersten richtigen Wehen handeln kann.
Jetzt?
Ist gerade ganz schlecht…
„Marie?“ ich sehe sie mit großen Augen an.
„Was?“ sie schaut mindestens genauso erschrocken.
„Ich glaube aus meinen Vorwehen werden gerade richtige Wehen.“ Ich sehe sie an und atme tief in den Bauch so wie ich es beim Vorbereitungskurs gelernt habe.
„Was machen wir jetzt?“ nun wird sie unruhig.
„Ganz ruhig Marie, das ist mein erstes Kind und es wird wohl noch eine ganze Weile dauern. Ich heirate jetzt und dann sehen wir weiter… Au.“ Wieder krümme ich mich.
„Schaffst du das?“ sie streicht mich über die Wange.
„Ich muss, meine Mor bringt mich um wenn das Baby auf die Welt kommt und Ras und ich sind nicht verheiratet.“ Ich lächele.
Komm schon Baby, nur noch eine Stunde!
Ich streiche beruhigend über meinen Bauch.
Wir kommen ein paar Minuten zu spät bei der Kirche an und mein Far hilft mir aus der Limousine.
„Mia Maus du siehst bezaubernd aus.“ Er drückt mir einen Kuss auf die Wange.
„Danke Far.“ Ich sehe ihn gerührt an.
„Geht es dir gut?“ fragte er mich besorgt als ich tief durch atme.
„Wie man es nimmt, ich habe Wehen.“ Ich sehe ihn an und er nimmt meine Hand in seine.
„Soll ich dich ins Krankenhaus bringen?“ er ist ganz ruhig und sieht mich prüfend an.

Kapitel 30


„Nein, ich gehe jetzt in diese Kirche und heirate.“ Sage ich bestimmt und er lächelt. Was anderes hatte er auch gar nicht von mir erwartet. Er schlägt den Schleier um und er hängt mir nun vor dem Gesicht.
Mette und Lou begrüßen mich mit einer kurzen Umarmung und dann hören wir auch schon den Hochzeitsmarsch und die drei treten vor mir ein.
Mein Far bietet mir seinen Arm an und ich atme ganz tief durch bevor wir los gehen. Er sieht mich grinsend von der Seite an.
„Das war jetzt aber keine Wehe?“ fragte er schmunzelnd.
„Nein Far. Ich heirate!“ Ich lächele ihn an.
Dann gehen wir langsam auf den Altar zu und da steht er in einem schwarzen Anzug und mein Herz beginnt zu rasen als ich ihn sehe.
Da vorne seht mein Leben und wartet auf mich!
Mein Far übergibt ihm meine Hand.
Ich sehe ihn an….
Alles was passiert war, egal wie es passiert war ergibt plötzlich einen Sinn!
Der Pastor hält einer zugegebenen Masse sehr schöne aber auch sehr lange Vorrede. Ich halte Ras seine Hand sehr fest und er sieht immer mal wieder besorgt zur mir.
Dann endlich stellt er die berühmt berüchtigten Fragen und nachdem wir beide mit Ja geantwortet haben, uns küssen und die ganze Kirche applaudiert beuge ich mich zu ihm.
„Würde Herr Seeberg Frau Seeberg jetzt bitte ins Krankenhaus fahren?“ frage ich ihn und atme tief durch.
Er sieht mich mit großen Augen an und bevor uns alle gratulieren können gehen wir Richtung Limousine.
„Hey Leute! Sorry aber ich denke ihr müsst alleine feiern, Mia bekommt unser Baby.“ Ruft er ihnen noch zu und wir steigen ein.
Kaum im Krankenhaus angekommen werde ich in den Kreissaal gebracht…
Fünf Stunden später halte ich unseren kleinen Sohn das erste Mal in den Armen und kann nicht glauben was wir wunderbares erschaffen haben. Er ist perfekt!

Epilog


„Kleines, holst du Nilly aus dem Auto, ich gehe mit Ben, Amy, Phil und Rick schon mal vor.“ Ras sieht mich fragend an und ich grinse.
„Klar.“ Lache ich und gehe an die hintere Tür unseres Familienvans und schiebe sie auf. Nilly, eigentlich Pernille, unsere Jüngste streckt mir ihre Ärmchen entgegen. Ich schnalle sie ab und nehme sie auf den Arm.
„Na Mausi jetzt sitzen sie alle wieder im Keller und lassen uns allein.“ Ich stupse ihr auf die Nase und sie lacht.
Ich gehe zur Haustür und sehe auf das Schild neben der Tür, noch vor ein paar Jahren standen da nur mein und Ras Name drauf, aber in den letzten 10 Jahren hat sich viel getan. Ich wische mit meinem Ärmel über das Schild und es glänzt wieder.
Rasmus & Emilia Seeberg
Mit
Benjamin, Amalia, Phillip, Frederik
& Pernille

Ich gehe mit Nilly auf dem Arm zur Tür und Lou nimmt mich in den Arm.
„Schön dass ihr da seid.“ ich grinse sie an.
„Ja wir waren ja auch schon 5 Tage nicht hier.“ sie lächelt.
„Hallo Prinzessin!“ sie nimmt mir Nilly ab.
„Wo ist denn Addy?“ ich sehe sie fragend an.
„Der ist mit Ras und euren Kiddies in den Garten, Addy und Hannes versuchen das Baumhaus aufzubauen.“ Sie lacht.
Ich gehe an die große Panoramascheibe und sehe hinaus. Ras steht mit Amy und Phil, unseren 8 Jahre alten Zwillingen neben Adam und Hannes und sie alle starren auf einen Bauplan. Rick unser Mittelster mit seinen 5 Jahren sitzt in der Sandkiste zusammen mit Luca dem Vierjährigen Sohn von Adam und Lou. Auf der Veranda stand er Kinderwagen mit dem jüngsten Familienzuwachs von Adam und Lou, der kleinen Bella. Sie ist gerade Mal sechs Wochen alt. Ben unser großer macht sich als einziges nützlich und sortiert die Bretter, er ist jetzt 10 und seinem Papa wie aus dem Gesicht geschnitten.
Klara, Hannes seine Frau sitzt mit deren gemeinsamen Zwillingen Ann und Joanie auf der Hollywoodschaukel und liest den beiden 6 jährigen vor, sie winkt mir zu als sie mich entdeckt. Ich drehe mich um und sehe zu Lou.
Wahnsinn was in den letzten Jahren passiert ist. Wir sind alle verheiratet haben Kinder und leben in einem Umkreis von nicht einmal 2 km. Heute Vormittag war ich bei meinen Eltern und Ras hatte mich vorhin abgeholt, deswegen sind schon alle hier und ich werde in meinem eigenen Haus wie Besuch empfangen.
Es ist toll, so wie früher, wo wir alle in der gleichen Straße gewohnt hatten.
„Das wird nie was.“ Lache ich und deutete auf die Männer die immer noch den Bauplan studieren.
„Wie gut das Chris und Nico gleich kommen. Dann können fünf Männer ihre Köpfe zusammen stecken.“ Sie lacht auf.
„Ich schwöre dir, heute Abend steht dieses Baumhaus nicht. Dafür braucht man nämlich neben Ras, Nico, Adam, Chris und Hannes auch einen Plan und den haben die alle nicht!“ Kichere ich.
„Ich befürchte es.“ Grinst sie.
Kurz darauf klingelt es und Nico und Marie fallen mit ihren Familien ein. Josie hat noch einen kleinen Bruder bekommen, Emil, er ist jetzt 7 und Josie mit ihren fast 14 Jahren ist die Älteste von allen, sie liebt es mit den Kleinen zu spielen. Sie kommt zu mir und nahm mir Nilly ab.
„Komm Kleine wir gehen mit Emil, Sophie und Louis raus.“ Sie sieht zu den Kindern von Chris und Marie und die beiden folgen ihr. Die beiden sind jetzt 7 und 5. Als ich nach draußen sehe und alle so friedlich spielen grinse ich. Es ist so schön und ich sehe mich lächelnd zu Marie um, sie kommt zu mir und nimmt mich in den Arm.
„Schön dich zu sehen.“ Lächelt sie.
„Ich freue mich auch. Man mal wieder alle zusammen.“ Ich strahle.
„Ja das passt gut, Chris und ich müssen euch was sagen.“ Sie sieht in die Runde und wir tauschen einen Blick aus.
Ich kenne diesen Blick und lächle….
Zuwachs!
„Passt gut wir auch.“ Sagen Mette und ich wie aus einem Mund und sehen uns an und fangen an zu lachen.
„Nein oder?“ Lou schüttelt lachend den Kopf.
„Tja noch drei mehr würde ich sagen.“ Lacht Marie.
„Was macht das schon noch aus?“ winkt Lou ab „Am besten wir machen unseren eigenen Kindergarten auf, wenn dieses tolle Baumhaus steht dann wird da die Zentrale.“ Lacht sie.
„Wie ich schon sagte Lou, das wird nie was.“ Lache ich.
Wir gehen alle raus auf die Terrasse und unsere Männer winken uns zu, beglückwünschen sich und lachen herzhaft.
Tja beste Freunde machen eben manchmal auch die Unmöglichsten Sachen zusammen.
Luca komplettiert meine und Ras seine Familie, mit 6 Rabauken sind wir auch absolut ausgelastet und das Haus ist voll.
Es ist jedes Mal ein Riesenspaß wenn wir uns alle treffen, aber wir achten auch darauf dass wir uns ab und zu ohne unsere Kinderschar treffen.
Als es daran geht das alle unsere “Kleinen“ flügge werden und sich unsere Häuser wieder leeren, lieben wir unsere gemeinsamen Abende noch mehr. Wir erzählen uns dann immer voller Stolz was unsere Kinder so treiben. Ben ist in Ras seine Fußstapfen getreten und ist ein begnadeter Architekt, Phillip arbeitet als Arzt in einem Krankenhaus in Oslo, er ist wegen seiner großen Liebe Joanie, ja Hannes seine Tochter, nach Oslo gezogen und die beiden sind sehr glücklich. Amalia ist eine wirklich gute Innenarchitektin, Frederik hat sich für einen bodenständigen Beruf entschieden, er ist ein richtig guter Tischler. Pernille hat Familienrecht studiert und hatte im Zentrum von Kopenhagen eine gut gehende Kanzlei. Luca unser Nesthäkchen ist ein so guter Eishockeyspieler das er damit sein Geld verdient, er hat aber wie Frederik Tischler gelernt und will nach seiner Profikarriere in die Firma seines großen Bruders einsteigen.
Alle sind verheiratet, haben ihre eigenen Familien und leben bis auf Philipp in unserer Nähe. Als Ras und ich unseren 30 jährigen Hochzeitstag feiern haben wir tatsächlich weit über 60 Personen zu versorgen. Es ist ein toller Tag, ich liebe es so sehr alle um mich herum zu haben!

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Tag der Veröffentlichung: 13.03.2012

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