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Morgens bei Starbucks



Es war ein ganz normaler, verregneter Montagmorgen. Ich fiel mit weiteren 20 Fahrgästen aus dem schon so überfüllten Bus. Ich rannte über die regennasse Straße und wich heranbrausenden Autos aus. Murrend wegen des immer noch schlechten Wetters, betrat ich Starbucks. Meine Stiefel klatschten auf den Fliesen und ich inhalierte den Duft von Kaffee ein. Ich stellte mich an und wartete. Vor mir stand eine Frau, mittleren Alters, die ihr seltsames lila-rotes Haar streng nach hinten gebunden hatte und schwarze, hochhackige Designerpumps trug. Eine Sekretärin also. Sie bestellte einen sehr starken Kaffee, den noch nicht mal meine Freundin herunter bekommen würde, egal wie müde sie wäre. Hinter dem Tresen stand ein Junge um die 19. Er sah gut aus, richtig schnuckelig sogar. Mir gefiel sein dunkelbraunes, dichtes Haar, was ihm in der Stirn hing. Er sah noch ziemlich verpennt aus. Anscheinend war er neu, denn ich war jeden Tag in dieser Filiale. Dort machte ich Hausaufgaben, traf mich mit Freunden oder beobachtete die anderen Leute. Ich bestellte einen Chocino, eine Mischung aus Kakao und Cappuccino. „Schlechtes Wetter heute, was?“ sprach mich der Schnuckel an und reichte mir mein Getränk. Ich machte den Deckel ab, griff nach dem Zucker und kippte eine wohl ungesunde Menge hinein. „Ja irgendwie schon.“ War meine Antwort, ich legte ihm das Geld hin und nahm eine Handvoll dieser kleinen, in Folie eingepackten Kekse. Der Junge schaute mich belustigt an. „Bist du irgendwie neu hier? Und kann ich was zum Umrühren haben?“ er griff neben sich und zauberte einen kleinen Holzstab hervor, den er mir gab. „Ja, ich bin neu hier. Ich heiße Christoph.“ „Cool, ich will auch mal hier arbeiten.“ „Du willst morgens den übelgelaunten Leuten ihren Kaffee bringen und ihnen sonst den willen erfüllen?“ „Was denn sonst? Soll ich ein Haustürverkäufer werden? Niemand will was von denen, außer alte, verwirrte Leute.“ Ich rührte meine süße Brühe um. Ich konnte den Zucker schon riechen. „Ja, aber ich bin mir sicher, das ist nichts für dich.“ „Sicher? Ich kann sehr überzeugend sein. Frag mal meine Ma.“ Ich riss einen Keks auf. Ich mochte Christoph. „Und wer bist du?“ fragte er ich grinsend. Ich schluckte meinen Keks hinunter. „Olivia, die jetzt dringend zur Schule sollte.“ Stellte ich bei einem Blick auf die Uhr fest. „Hast du heute Nachmittag Zeit?“ „Ja, halb 4 bin ich wieder hier, du kannst mir ja schon mal einen Blaubeermuffin zurück legen.“ Sagte ich in bester Flirtmanier. Dieser Typ war ja sowas von Sahne! Ich nahm mein Zeug. „Bis dann Christoph.“ Ich winkte ihm zu.
Nun, ich hatte zwar den ganzen Verkehr aufgehalten und um die 5 Geschäftsmänner schauten, als ich an ihnen vorbei ging, demonstrativ auf die Uhr schauten-aber es hatte sich auf jeden Fall gelohnt, denn ich hatte ein Date und das nach etlichen Jahren der Verzweiflung.

Starbucks hatte mein Leben verändert.



Impressum

Texte: Idee ist MEINE!!
Tag der Veröffentlichung: 29.03.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Danke an meine Zimmergenossin aus Günthersberge Marie <3 und dem langweiligen Seminar,der ich der Idee verdanke

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