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Die Achterbahn der Gefühle




Tief in meinen Gedanken versunken, was heute alles geschehen war, liege ich in meiner Wanne.
Ich genieße die Stille, höre nur meinen eigenem Herzschlag zu.
Langsam hebe ich meine rechte Hand aus dem Wasser und auf ihr liegt ein kleiner Schaumberg.

Ich beobachte, wie einige Bläschen zerplatzen, bevor ich den Schaum von meiner Hand puste. Die kleinen Flocken setzen sich sofort wieder auf das Schaumbad. Das warme Wasser und der Schaum umhüllen meinen Körper und die Anspannung der letzten Stunden fällt so langsam von mir ab.
Das Verpusten des Schaums wiederhole ich immer wieder. Vorsichtig tauche ich tiefer in das warme Wasser bis selbst mein Gesicht fast unter dem Schaum verschwindet.
Träumerisch schaue ich mir diese weißen weichen Schaumberge vor mir an und während ich kurz mit meinen Augen blinzle, tauchen vor mir wundervolle, leuchtend braune Augen auf. Ein Mund mit diesem sinnlichem Lächeln und dem zarten Rosa, was so leicht schimmert. Wunderschöne geschwungene Augenbrauen, die sich ein wenig keck, bei Konzentration, nach oben ziehen.

Dieses Gesicht, normalerweise so fremd und doch so sehr vertraut, bleibt ohne Bewegung vor mir und sieht mich an. Ein Seufzen kommt mir über die Lippen und ich denke noch einmal an das Bild, das sich mir bot, als ich zurück in die Küche ging.

***



Hatte ich doch unwillkürlich schlucken müssen. Sie strich sich mit ihrer Zunge ganz langsam über diese vollen Lippen. Irgendwie schien sie ganz in Gedanken, denn sie bemerkte nicht, dass ich im Türrahmen stand. Leicht schimmerten ihre Lippen von der Feuchtigkeit und ich hatte nur noch das Bedürfnis, diese Lippen zu spüren.

Eine Weile hielt ich meinen Blick auf sie gerichtet. Beobachtete, wie sie mit ihren langen Fingern durch ihre schwarzen, seidig glänzenden Locken strich. Immer wieder wickelte sie kleine Strähnen um ihre Finger. Sie schien im Moment nicht wirklich in der Küche zu sitzen, da sie mich noch immer nicht bemerkt hatte, verweilte mein Blick noch eine Zeitlang auf ihr.

Ihr Blick war zum Fenster hinaus gerichtet und sie schien zu träumen.
Ich glaubte, ich hätte mich getäuscht, doch es sah aus, als hätte ihr Blick etwas Erotisches an sich. Noch immer war ich von diesem Anblick gefesselt und ich fühlte, wie mir das Atmen immer schwerer fiel.

Mein Herz raste und meine Beine waren fast so weich wie Gummi. Nach einigen Minuten, wie mir schien, in denen ich sie angestarrt hatte, bewegte ich mich fast taumelnd weiter in die Küche hinein und diese Bewegung holte auch die junge Frau aus ihrem Traum.
Lächelnd und mit viel Mühe, nicht zu zeigen, welche Gefühle gerade durch meinen Körper wüteten, stellte ich mich zurück an den Tisch und versuchte, mich die ganze Zeit festzuhalten.

Eine dreiviertel Stunde kämpfte ich noch mit den verwirrenden Gefühlen. Immer darauf bedacht, nichts Falsches zu sagen und meine Stimme unter Kontrolle zu halten. Dann war auch endlich alles andere fertig ausgemessen. Die Küche war der letzte Raum, wo der Handwerker zu tun hatte und ich war froh, nicht mehr alleine mit Frau Conner zu sein.

Nachdem er mit allem fertig war, besprachen wir noch den vorrausichtlichen Liefertermin mit Aufbauzeit.
In meinem Kopf wusste ich sofort, dass ich mir an diesem Tag frei nehmen müsste. Bei der Menge an Möbeln würde die Zeit für den Aufbau einen ganzen Tag erfordern, so suchte ich mir einen Montag aus.

Der Handwerker hatte auch schon alles wieder eingepackt und ich brachte beide zur Tür. Zuerst verabschiedete sich der Mann von mir und er lief schon die Treppe voraus nach unten.

Frau Conner stand mir einige Sekunden lang gegenüber und hielt mir ihre Hand entgegen. Genau in dem Moment war es mein Wunsch, sie am liebsten nicht gehen zu lassen. Ich hatte das Gefühl, dass wenn sie jetzt durch diese Tür ginge, würde ich sie nicht wieder sehen.

Ich ergriff ihre Hand und bevor ich richtig über meine Worte nachdenken konnte, fragte ich sie auch schon geradewegs heraus:

„Darf ich Sie vielleicht… zu einem Kaffee einladen?“ Die braunen Augen blitzten für Sekundenbruchteile auf und ich hörte nur noch die wunderschöne Stimme:

„Das haben Sie doch gerade getan und der Kaffee war auch sehr lecker.“ Verwirrt sah ich sie an und noch bevor ich die Worte richtig begriffen hatte, sprach sie auch schon weiter:

„Aber ich würde Sie sehr gerne zu einem Drink einladen. Vielleicht morgen Abend, wenn Sie Zeit haben?“ Leicht nickte ich und noch immer hielten wir uns die Hände, als sie sich ein klein wenig vorbeugte und ich ihren Atem direkt an meiner rechten Gesichtshälfte verspürte.
Mit einem mir bisher unbekannten weichen Ton hauchte sie fast die Worte:
„Wäre Ihnen morgen Abend acht Uhr recht?“ Ein Schauer lief mir den Rücken herunter, mein
Magen zog sich zusammen. Meine Kehle war schon wieder einmal staubtrocken und schlucken konnte ich überhaupt nicht mehr, da mir mein Atem stockte.

Tief sah sie mir in meine Augen und wieder konnte ich nur nicken. Mit dieser Antwort stellte sie sich wieder gerade hin, grinste mich an und sagte mit einem freundlichen und fröhlichen Ton:
„Schön, dann hole ich Sie Morgen um Acht hier ab.“ Mit diesen Worten ließ sie meine Hand los und verschwand aus der Tür.

Wie lange ich noch an der Wohnungstür stand, weiß ich nicht mehr. Mein Blick war die ganze Zeit auf die Treppe gerichtet, selbst als ich unten die Haustür hörte, wie sie zu gefallen war, konnte ich mich nicht bewegen.

WAS WAR DAS? Was war das gerade gewesen? In mir brodelte es und ich hatte das Gefühl, ich säße in einer Achterbahn, in der ich mehr als nur eine Runde hinter mich gebracht hatte. Die Fahrten waren rasant und ich fühlte dieses Herzklopfen, das Flattern in meinem Bauch und das Auf und Ab meiner Gefühle, machten mich schwindelig.

Tief einatmend trabte ich dann sofort ins Bad und ließ Wasser in meine Wanne laufen.

***



Jetzt entspannt mich dieses warme Wasser, doch noch immer sehe ich dieses wunderschöne Gesicht vor mir, mit diesem seltsamen erotischen Blick. Ihre Lippen, wie sie leuchten. Diese vollen Lippen, die dieses sinnliche Lächeln haben. Vor meinen Augen öffnen sie sich ganz leicht und ich möchte so gerne, dass sie ganz nah zu mir kommen.
Langsam scheinen sie meiner Aufforderung nachzukommen und noch intensiver glänzt dieses zarte Rosa vor meinen Augen.

Ich spüre den Atem auf meiner Haut. Alles in mir zieht sich zusammen. Meine linke Hand streift über meine rechte Brust und ich fühle die Steife meiner Brustwarzen.
Vorsichtig umspiele ich sie mit meinen Fingern, gleite um sie herum und noch immer sehe ich diese wundervollen Lippen ganz nah vor mir.

Ein leises Stöhnen kommt mir über die Lippen und ein Ziehen spüre ich zwischen meinen Beinen. Ich reibe meine Oberschenkel aneinander, während meine Finger noch immer mit meiner Knospe spielen. Mein Reiben wird immer stärker und immer wieder gebe ich ein leises Stöhnen von mir.
Die Lippen spielen vor mir ein eigenes kleines erotisches Spiel. Durch diese kleine Öffnung gleitet die Zunge über diese zarte Haut und die kleinen, feinen, feuchten Tröpfchen, die hängen bleiben, möchte ich am liebsten mit meiner Zunge entgegen nehmen.

Nur einmal, nur einmal das Gefühl haben, wie sich diese Lippen auf meinen anfühlen würden. Der Gedanke geht mir immer wieder durch den Kopf und ich gleite mit meiner rechten Hand über meinen Bauch weiter herunter. Mit meinen Fingern streichle ich an meinen Seiten entlang und …


Mit einem Rutsch gleite ich völlig ins Wasser hinein, weil ich mich vor Schreck nicht mehr halten kann. Ich huste und keuche vor mich hin, als ich ein weiteres Klingeln wahrnehme.
Oh Mann, habe ich mich doch nicht verhört, es klingelt tatsächlich an der Tür. Mann, wer stört denn jetzt um diese Zeit?

Etwas angepisst rappele ich mich aus der Wanne, schnappe mein Handtuch und wickle es mir um meinen Körper, als ich schon wieder diesen Klingeln höre.
„Ja, ja“ kommt es mir genervt über die Lippen. Auf dem Weg zur Tür kommt es mir in den Sinn, was ich eigentlich gerade im Begriff war, zu tun.

Ich drücke auf den Summer und schüttle über mich selbst den Kopf. Egal wer es jetzt sein sollte, durch ihn wurde ich unterbrochen, noch weiter an diese vollen rosa Lippen zu denken.
Ich zucke zusammen, als hätte ich einen Stromschlag bekommen, denn erst jetzt wird mir vollendens bewusst, wobei ich gerade gestört worden bin.
Etwas schwindelig wird mir bei dem Gedanken, dass ich im Begriff gewesen war, mich selbst zu befriedigen, während ich das Gesicht einer Frau vor mir hatte.

Kopfschüttelnd starre ich auf die Treppe und warte darauf, wer endlich nach oben kommt.
Doch dann stockt mir der Atem. Ein Zittern durchläuft meinen Körper. Meine Härchen stellen sich auf, weil sich eine Gänsehaut ausbreitet.
Wie versteinert stehe ich noch in meiner Tür, als die Person direkt vor mir zum Stehen kommt. Diese schwarzen langen Haare, das sinnliche Lächeln und das Blitzen der braunen Augen durchdringen mein Inneres und dieser unwiderstehliche blumige Duft benebelt meine Sinne.

Was tut sie hier? In mir breitet sich eine wohlbekannte Hitze aus, das heiße Blut rauscht nur so durch meine Adern. Ich habe das Gefühl, jeden Moment löse ich mich auf. Der Gedanke daran, was ich gerade in der Wanne getan habe, lässt mich wünschen, dass sich der Boden auftun möge.
Ich kann nur hoffen, dass sie nicht mitbekommt, was in meinem Kopf vorgeht. Wie mein Inneres gerade um Hilfe und Zuflucht schreit, weil ich mich einfach nur verstecken möchte.

Ich starre sie an und ihr Blick streift meinen. Ich fühle, wie sie mit ihren Augen eine Musterung meines Körpers vollführt und in meinem Bauch krabbelt, flattert, schwirrt es herum und ich kann nichts dagegen tun.
Nur ein, selbst für mich kaum hörbares, Stöhnen kommt von mir. Doch die Person vor mir scheint es vernommen zu haben, denn sogleich wird ihr Lächeln etwas intensiver und in ihren Augen blitzt etwas mir Unbekanntes auf:

„Entschuldigen Sie die späte Störung, doch ich glaube, ich habe mein Handy bei Ihnen vergessen.“

Ich stehe vor ihr, habe auch ihre Worte vernommen, doch bewege ich mich nicht.
Nickend versuche ich mich zu drehen, mich von ihrem Blick zu lösen, aber es geht nicht.

>>Beweg dich und sag was, los! LOS DOCH!<< ich schreie mich förmlich innerlich an. >>Hör auf, sie anzustarren, bewege dich endlich! Merkst du denn nicht, dass du dich hier gerade wie eine Idiotien benimmst?<<
Sekunden, Minuten, Stunden wie lange stehe ich hier schon? Ist die Zeit stehen geblieben, oder warum kann ich mich nicht bewegen? Noch einmal schreie ich mich innerlich an. >>Los du blöde Kuh. Hör auf damit! Was soll sie denn von dir denken?<< Die innerliche Rüge hilft mir dabei, mich endlich wieder aus meiner Starre zu lösen und ich bringe mit stockender Stimme hervor:

„Ich… schaue… gleich mal… nach. Kommen Sie doch kurz herein.“ Diese Worte unterstreiche ich mit einer einladenden Handbewegung. Ich bewege mich in Richtung Küche, wo sie ja zuletzt gesessen hatte.

Mhh… ich sehe mich um und kann auf den ersten Blick kein Handy entdecken. Noch immer mit meinen Blicken in der Küche umherschweifend bemerke ich das Auftauchen der jungen Frau im Türrahmen. Noch bevor ich mich schon wieder in ihrem Anblick verlieren kann, streift mein Blick über das Fensterbrett. In einer kleinen Spalte zwischen verschiedenen Gegenständen, die ich dort vorerst abgestellt habe, sehe ich diesen Fremdkörper.
Mit ein paar kleinen Schritten erreiche ich das Fenster und ergreife das kleine schwarze Ding.

Wie zu erwarten, stellt es sich als das gesuchte Handy heraus. >>Wie kommt es denn dahin?<< höre ich meine eigenen Gedanken, doch ich spreche die Frage nicht laut aus. Innerlich zucke ich die Schultern, ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie aufgestanden war.
Ich halte das Handy gleich darauf in Richtung von Frau Conner und sie kommt mir auch entgegen, um es mir abzunehmen.

Überschwänglich und glücklich bedankt sie sich dafür und meint auch noch:
„Nur gut, dass ich es wieder habe. Ich hätte nicht gewusst, was ich machen soll. Hier drin sind alle meine geschäftlichen und privaten Kontaktdaten. Dieses kleine Ding ist meine persönliche Assistentin.“ Lächelnd und wissend nicke ich, als ich erwidere:

„Das kenne ich nur zu gut.“ Jetzt lachen wir beide auf und ihr Lachen bewirkt, dass ich schon wieder eine Gänsehaut bekomme, denn selbst ihr Lachen ist sinnlich und streift leicht in meine Ohren.
Oh weh, was läuft hier? Ich bin ja völlig hin und weg von dieser Frau und ich kann nichts dagegen tun.

„Möchten Sie vielleicht ein Glas Cola?“ biete ich ihr an und sie legt ihren dunklen Haarschopf etwas zur Seite. Mit einem vorsichtigen Blick, um wahrscheinlich in meinen zu lesen, dass es mir wirklich nichts ausmacht, dass sie zu so später Stunde in meiner Wohnung steht, nickt sie anschließend. Bevor sie meine Frage auch mit Worten beantwortet:
„Gerne, Aber ich möchte Ihnen keine Umstände machen. Ich gehe auch gerne sofort wieder“

„Oh nein, Sie stören nicht und außerdem bin ich ja alleine.“ Warum ich das gesagt habe, weiß ich nicht, doch nun haben die Worte meinen Mund verlassen und ich beobachte, wie sich eine der Augenbrauen von ihr anhebt und sie dann ein kleines Nicken mir entgegen bringt.

Ich schnappe mir zwei Gläser, hole aus dem Kasten eine frische Cola und schenke uns beiden ein. Ein kleines Frösteln erinnert mich erst jetzt daran, dass ich noch immer im Badehandtuch vor ihr stehe und mein Gesicht verfärbt sich bei dieser Erkenntnis sofort rot. Jedenfalls habe ich das Gefühl, denn es brennt fürchterlich:

„Entschuldigung, ich ziehe mir nur mal schnell etwas über“, dabei senke ich meinen Blick runter zu meinem Körper.

„Kein Problem, ich laufe nicht gleich weg“, bekomme ich zur Antwort und ihre Lippen spielen ihr eigenes Spiel. Feucht glänzend leuchten sie mich an und schon wieder zieht es mich fast magisch zu ihnen.
Obwohl mich dieser Drang beinahe erdrückt, zwinge ich mich, an ihr vorbei zu gehen und dabei streife ich sie ganz kurz an ihrem Oberkörper. Da sie mir nicht wirklich aus dem Weg geht, spüre ich kurz ihre festen Brüste an meinem rechten Oberarm. Irre ich mich, oder konnte ich ihre Brustwarzen wirklich schon als feste Knospen spüren?

Mit schnellen, fast schon panischen Schritten begebe ich mich in mein Schlafzimmer und ziehe mir eine etwas enger anliegende Stoffhose, die eine Mischung aus Freizeit- und Jogginghose ist und darüber ein blaues T-Shirt, was dezent meine Brust zu Geltung bringt, über. Kurz streife ich mir mit den Händen durch das Haar.
Oh Mann, schon wieder fühle ich, wie die Röte sich in meinem Gesicht ausbreitet, habe ich doch die ganze Zeit fast nackt vor ihr gestanden.

Also wirklich, mit deinem Verhalten machst du dich noch zum totalen Vollidioten. Wenn das weiter so geht, denkt sie noch, du hast sie ja nicht mehr alle.
Genau diese Gedanken gehen mir durch den Kopf auf dem Weg zur Küche. Nur, was denkt sie wirklich von mir? Ihre Blicke waren bis jetzt nicht belustigt oder vielleicht abfällig, eher…, mir fällt nicht wirklich ein, wie ihre Blicke sind.
Immer wieder spiegelt sich etwas Unbekanntes darin und ich komme einfach nicht drauf, was es denn sein könnte.

Aber vielleicht irre ich mich ja auch und es ist nur ihre Art von Höflichkeit, denn ihre Souveränität spürt man bei ihr ja sofort, wenn man ihr gegenüber steht.

Zurück in der Küche fasse ich nach mein Glas Cola und mit einem Blick auf meine Besucherin und einer kleinen Prost-Geste trinke ich das Glas fast in einem Zug leer, um das trockene Gefühl in meinem Hals endlich los zu werden.

„Sie haben wirklich eine schöne Wohnung.“ durchbricht ihre Stimme die Stille, bevor sie anfängt, mich zu erdrücken.

„Ja ich habe mich sofort in sie verliebt. Ich mag Altbauwohnungen. Sie haben immer ein gewisses Flair. Auch ist die Gegend recht ruhig hier.“ Wissend nickt sie und nippt immer mal wieder an ihrer Cola.
Bei jedem Schluck, den sie macht, muss ich mich zusammen reißen, denn ohne dass sie es merkt, streift sie dann mit ihrer Zunge vorsichtig noch einmal über ihre Lippen.

Egal wie viel ich auch trinke, der Kloß in meinem Hals lässt sich nicht wegspülen. Eine kleine Weile erzählen wir noch belanglose Dinge.
Sie fragt mich, was ich beruflich mache und ich erzähle ihr von meiner Firma. Ich mache ihr auch den Vorschlag, sie an meine Kunden weiter zu empfehlen. Daraufhin strahlt mich die junge Frau mit einem herzerwärmenden Lächeln an, so dass ich mich noch fester an meinem Tisch festhalten muss. Auch sie erzählt mir etwas von sich, dass sie erst seit kurzer Zeit hier in Deutschland wohnt. Vorher lebte sie bei Ihrer Mutter in Amerika und war immer nur zeitweise hier bei ihrem Vater.
Nur weil dieser jetzt schwer krank geworden ist, kam sie ganz her und übernahm die Geschäfte ihres Vaters. Sie hatte eigentlich mal Kunst studiert und hatte schon eine Stelle als Kunstlehrerin angenommen, als sie von der Krankheit ihres Vaters erfuhr.
Ohne viel zu überlegen, hatte sie ihre Sachen gepackt und war hier her gekommen. All das Wissen, was sie für ihre jetzige Führung der Firma brauchte, brachte sie sich in kurzer Zeit selbst bei.
Sie hatte auch Abendkurse besucht, da sie sich mit BWL so gar nicht auskannte.

Ihre Mitarbeiter unterstützten sie wo sie nur konnten und genau das macht es aus, warum sie auch so familiär miteinander umgehen.
Ich höre die ganze Zeit diesen gewissen Stolz, der ihre Stimme untermalt, den sie auf ihren Vater und ihre Mitarbeiter hat.

Nur sie selbst, wie sie sagt, fühlt sich noch lange nicht wirklich bereit dazu, es tatsächlich zu schaffen.

„Ich bin mir sicher, dass bekommen Sie hin. Ich jedenfalls habe nicht bemerkt, dass Sie erst seit einem dreiviertel Jahr in der Branche arbeiten.“ mache ich ihr Mut, denn genauso empfinde ich es auch.

„Echt, ich kann nicht glauben, dass ich so gut sein soll. Sie waren mein erster Großauftrag und ich bin vor Nervosität fast geplatzt bei unserem ersten Gespräch.“ Ihre Stimme senkt sich ein wenig, als würde sie sich für ihre Worte schämen.

„Also das habe ich nun wirklich nicht bemerkt.“ kontere ich und grinse sie an. Dass ich selbst total nervös in ihrer Gegenwart gewesen bin, das behalte ich lieber für mich. Noch einige Minuten reden wir und lachen, bis sie ihr Glas leer getrunken hat.

„Ich sollte jetzt lieber gehen, denn es ist ja doch schon ziemlich spät.“ Mit diesen Worten steht sie auf und reicht mir das leere Glas. Während ich nach dem Glas greife, und ich zur Bestätigung ein Nicken andeute, streifen meine Finger ihre, die noch das Glas festhalten.

Ein Zucken geht in dem Moment durch meine Hand und ich muss schnell das Glas fester greifen, weil es mir fast heruntergefallen wäre, als sie ihre Finger langsam löst.
Nur zögerlich wendet sie sich in Richtung Flur und ich folge ihr.

Oh Mann, hatten wir nicht gerade so frei miteinander geredet und jetzt fängt dieses Kribbeln schon wieder an. An der Tür angekommen, dreht sie sich noch einmal zu mir um, während ihre rechte Hand schon auf der Türklinke liegt. Tief zieht sie die Luft kurz ein und ich kann sehen, dass sie gerade nach den richtigen Worten sucht. Mit einem leichten Zittern in ihrer Stimme fragt sich mich dann auch:

„Bleibt es morgen dabei?“ Morgen, morgen, was war morgen und dann knalle ich mir in Gedanken vor die Stirn, die Verabredung, na klar!

„Ja, natürlich, um Acht ich werde auf Sie warten.“ Noch einmal lächelt sie mich an und meint zu mir:
„Ich heiße Alexis. Ich glaube das ist besser, als dieses dumme Sie.“ Und damit lässt sie die Türklinke los und hält mir ihre Hand hin. Total irritiert greife ich danach und mit einem Lächeln antworte ich ihr:

„Stimmt, ich bin Lisi und ich freu mich auf morgen.“ Damit schüttele ich wohl ein wenig zu heftig ihre Hand, was sie stutzen lässt, doch dann müssen wir beide laut auflachen.

„Also dann Lisi, bis morgen.“ Mit diesen Worten verschwindet sie für heute Nacht aus meinem Leben.

Ansteigende Nervosität




Wärme, eine angenehme Wärme streift meinen Körper und langsam wache ich aus meinem Schlaf auf.
Ich fühle, wie einzelne Sonnenstrahlen durch meine Jalousie in mein Schlafzimmer dringen und sie meinen Körper streifen. Ich genieße noch ein wenig die Wärme auf meiner Haut, bevor ich träge meine Augen öffne.

Bei dem Anblick meines völlig verwühlten Bettes, versuche ich mich zu erinnern was ich geträumt habe. Enttäuscht, dass ich mich nicht mehr an meinen Traum erinnern kann, drehe ich meinen Kopf in Richtung Wecker.

Meine Luftmatratze gibt bei dieser Bewegung nach und ich seufze auf. Wie sehr ich mich doch nach einem richtigen Bett sehne und in mir stellt sich eine Vorfreude ein: Nur noch ein kleines Weilchen, bis ich mein Wunschbett endlich habe.

Bei diesem Gedanken sehe ich die Uhrzeit und sie sagt mir, dass ich mich so langsam mal aus den Federn begeben muss. Es ist schon eine Ewigkeit her, dass ich an einem Wochentag vormittags frei habe. Doch meine Freundin Evelin wollte sich unbedingt mit mir treffen, daher hatten wir schon vor drei Wochen den Termin ausgemacht. Sie wollte sich einfach nicht mehr vertrösten lassen.

Es stimmt ja auch, wir haben uns wirklich schon eine Weile nicht mehr gesehen. Daher hatte ich die ganze Zeit auch schon ein schlechtes Gewissen deswegen, aber es war einfach zu viel zu tun gewesen.
So versprach ich ihr, dass ich mir den Dienstag nach ihrem Urlaub am Vormittag frei nehme. Doch hatte ich nicht vor, den ganzen Tag ungenutzt verstreichen zu lassen. Also machte ich für heute noch zwei Außentermine.

Der eine ist einfach nur eine Besichtigung, weil der Kunde mir sein Grundstück zeigen möchte. Während der Besichtigung wird er versuchen, mir seine Vorstellung so genau wie möglich zu vermitteln.
Bei meinem zweiten Termin erhoffe ich mir einen neuen Auftrag. Mit dem Kunden werde ich mich nur erst einmal zum Kaffee treffen.

Doch jetzt denke ich erst einmal an Evelin die heute Mittag treffe. Damit ich nicht noch in mein Büro muss, habe ich auch alle Unterlagen schon in meinem Auto untergebracht.
Na hoffentlich wird mir Evelin nicht ganz so böse sein, dass ich mich schon nach ein paar Stunden von ihr verabschieden muss.

Doch das Beste kommt heute Abend und ein leichtes Kribbeln vor Freude breitet sich in meiner Magengegend aus. >>Ich treffe mich mit Alexis.<< Der Gedanke alleine lässt mein Herz schon schneller schlagen und eine leichte Nervosität breitet sich in mir aus. Ich sehe vor meinen Augen dieses wunderschöne Gesicht und ihr Lächeln.
Auch ich lächle vor mich hin. Wie schafft diese Frau das nur, mich so unheimlich in ihren Bann zu ziehen und mich gleichzeitig aus der Bahn zu werfen, sobald ich nur vor ihr stehe.

Ich möchte so gerne das Geheimnis um diese Frau ergründen. Vielleicht kann ich dann auch selbst besser verstehen, warum ich so auf sie reagiere.
Nur warum ich mich gerade mehr auf Alexis freue als auf Evelin, darüber möchte ich gar nicht erst nachdenken.

Noch einmal prüfe ich die Uhrzeit und gönne mir noch zehn Minuten, während meine Gedanken weiterhin bei Alexis sind. Als sie mich gestern zu einem Drink eingeladen hat, ist ihr Blick so intensiv gewesen, dass ich nicht wusste, wie ich wirklich reagieren sollte. Ich stimmte zu, ohne zu fragen, wo wir eigentlich hingehen wollen und wie wir dahin kommen. Der Gedanke, dass sie mich heute Abend abholt, bewirkt schon wieder ein flatterndes Gefühl in meinem Bauch; irgendwie komme ich mir vor, als hätte ich ein Date mit ihr.

Noch einen Moment beobachte ich die Zeiger auf meiner Uhr und versuche mir vorzustellen, wie der Abend heute werden soll.
Die Uhrzeit schafft es, dass ich aus meinen Gedanken gerissen werde. Verdammt ich muss aufstehen, ich muss zusehen, dass ich pünktlich bin. Denn Evelin kann es gar nicht leiden, wenn man sie warten lässt. Gerade heute ist es ihr noch viel wichtiger, sie möchte mir ihren neuen Lover vorstellen. Na mal sehen, wie lange sie dieses Mal mit dem Typen zusammen bleibt.

Mittlerweile habe ich, seitdem wir zwei uns vor drei Jahren kennen gelernt haben, schon einige kommen und gehen sehen.
Doch irgendwie ist das bei ihr nicht verwunderlich. Sie ist wirklich ein eigensinniger Mensch. So lieb und freundlich sie auch sein kann, so kann sie aber auch eine ganz schöne Hexe sein.
Ich lächle vor mich hin. Na da will ich mich mal lieber fertig machen, nicht dass ich mir wieder ihren Zorn zuziehe. Schließlich habe ich das Ganze ja schon einmal miterleben müssen und irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie es mir bis heute nicht verziehen hat.

Auf dem Weg ins Bad überlege ich fieberhaft, was es eigentlich noch mal gewesen ist, was Evelin damals so erzürnt hat. Mir fällt es beim besten Willen nicht mehr ein. Soweit ich noch weiß, war es wirklich nur eine Kleinigkeit, doch wie sie reagierte und wie lange sie daraufhin böse mit mir war, das weiß ich noch.

Meine Uhr hat mir verraten, dass ich in eineinhalb Stunden in der Stadt sein muss. Seufzend ergebe ich mich, denn ich weiß, dass ich mich sputen muss.

Im Bad sehe ich, dass ich doch tatsächlich noch das Badewasser in der Wanne gelassen habe. Oh weh, stimmt ja. Ich war gestern Abend so verwirrt und irritiert von meinem abendlichen Besuch, dass ich gar nicht noch mal ins Bad gegangen war, sondern sofort in mein Schlafzimmer und völlig fertig legte ich mich dann auch gleich ins Bett.

Brrr… das Wasser ist eiskalt, als ich hinein greife, um den Stöpsel zu ziehen. Zum Glück habe ich ja noch eine extra Dusche, während also ganz gemütlich das Wasser abläuft, kann ich mich schon mal in Ruhe duschen.
Schnell wasche ich mich und verlasse meine Dusche. Mit einem Handtuch um meinen Körper gewickelt, reinige ich schnell, Wanne und Duschkabine.

Zufrieden mit mir, schlüpfe ich in ein luftiges Sommerkleid. Es ist gerade nach unten geschnitten und um die Hüfte etwas enger. Ich lege mir einen etwas breiteren Gürtel um und schon wirkt das hellblaue Kleid wie ein Zweiteiler. Perfekt auch um nachher zu meinen Terminen gehen zu können.
Mit einem schwarzen Jackett sieht das Outfit auch professionell genug für Termine aus.

Da liebe ich es doch wirklich, bei den Sommertemperaturen, dass ich eine Frau bin. Denn es ist einfach praktisch, dass man mit wenigen Handgriffen, mit seinem Outfit komplett eine andere Wirkung erringen kann.

Um meine Haare zu bändigen, brauche ich eine Weile und weil es mir einfach zu viel wird, binde ich sie auch schon wieder nur mit einem Gummi hinten zusammen. Heute Nachmittag werde ich irgendwo auf einer Toilette meine Haare mit einer Spange zusammen stecken, damit ich mich meinen Kunden auch wirklich zeigen kann.

Nun zeigt mir mein Spiegelbild, dass alles soweit ok aussieht und mehr brauche ich nicht. Schnell greife ich mir meine Autoschlüssel und meine Sonnenbrille. Es ist mittlerweile elf Uhr. Verdammt ich bin einfach zu spät aufgestanden, ich habe noch nicht einmal gefrühstückt.

Das Erste, was ich in der Stadt tun werde ist, mir einen Kaffee zu besorgen und irgendetwas auf die Hand. Ich habe nur noch knapp eine dreiviertel Stunde, bis ich meine Freundin treffe.

***



Nach mir unendlich lang vorkommender Zeit finde ich nun endlich einen Parkplatz, auf dem ich den ganzen Tag bleiben kann. Warum man aber auch wirklich fast alle Parkplätze zeitlich begrenzen muss, ist mir schleierhaft.
Seit wann stellt man sich denn die Uhr, wenn man in der Stadt bummeln gehen will? Nicht mal ganz zehn Minuten, dann muss ich am Langen Ludwig sein. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass sie schon fünf Minuten vorher da sein wird, doch ich brauche nun mal erst meinen Kaffee.

An einem kleinem Café, was auch Straßenverkauf betreibt, besorge ich mir meine Koffein Droge und auch ein kleines Stück Gebäck, nehme mich mir mit. So ausgestatten schlendere ich in Richtung Marktplatz zum Langen Ludwig.

Das 32 Meter hohe Ludwigsmonument wurde 1844 im Zentrum der Stadt aufgebaut. Um die Säule herum gibt es Brunnen und viele verschiedene Läden. sowie kleine Kaffees. Genau am Ende des Fußes der Ludwigssäule, will Evelin auf mich warten.

„Mama, Mama kann ich ein Eis bekommen?“ bettelt ein kleines Mädchen ihre Mutter an und zeigt mit ihrer kleinen Hand auf den Eisstand vor ihr. Die Mutter, die noch einen Kinderwagen vor sich herschiebt, lächelt das Mädchen an und nickt ihr zu. Freude strahlt in den kleinen Kinderaugen und die Kleine rennt schon zu dem Stand voraus. Von einem auf den anderen Fuß zappelnd wartet sie auf ihre Mutter.

Musik dringt aus einem Café, an dem ich vorbei komme und zieht meine Aufmerksamkeit auf sich.
Kurz bleibe ich wie angewurzelt stehen, denn an einen der Außentische sitzt eine schwarzhaarige junge Frau, neben ihr sitzt ein ziemlich gut aussehender junger Mann.
Mein Herz bekommt einen Stich und ich drücke meine Hand gegen meine Brust. Nur Bruchteile von Sekunden dachte ich, dass es Alexis wäre, die dort neben dem dunkelblonden Mann sitzt und vor Glück lacht. Die ihre Hand auf seine gelegt und ihre Finger mit seinen verschränkt hat.
Nur wenige Sekunden waren es und ich atme erleichtert auf, dass sie es doch nicht ist.

Warum? Warum würde es mich stören, wenn ich Alexis mit einem Mann sehen würde? Doch der Gedanke, dass sie einen Freund haben könnte, legt sich wie ein Stein in meinen Magen und zieht mich tief nach unten.

Kopfschüttelnd reiße ich mich von dem Anblick los, um zum Treffpunkt zu gehen. Verwirrt von meinen Gedanken, schlürfe ich an dem heißen Getränk, als mich eine Stimme von hinten zusammen zucken lässt:

„Na wen hast du denn da gerade angestarrt? Kennst du die beiden?“

Leicht erschrocken und aufpassend, dass ich mich nicht verschlucke drehe ich mich um und Evelin steht dicht vor mir. Sie grinst mich breit an.

Ich schlucke um den Rest Kaffee herunter zu bekommen und erst einmal wieder ordentlich Luft zu bekommen, bevor ich das Grinsen erwidern kann. Dann fallen wir uns wie zwei verrückte Hühner, die sich schon Jahre nicht gesehen haben, in die Arme. Dabei muss ich aufpassen, dass ich sie nicht mit dem Kaffee überschütte.

Nach unserer überschwänglichen Begrüßung fragt sie mich auch gleich noch einmal: „Und, kennst du einen der beiden? Oder findest du nur den Typen so geil. Der sieht aber auch verdammt gut aus.“ Kopfschüttelnd knuffe ich sie in die Seite:

„Sag mal, ich denke du hast einen neuen Freund und da schaust du schon wieder auf andere.“ Sie lacht auf, nickt bevor sie mir zustimmt.

„Ja, du hast Recht; nur wer sagt, dass ich nicht trotzdem das Büffet abchecken darf.“ Na das war ja klar, in ihrem Ton kann ich erkennen, dass sie es nicht wirklich ernst mit ihrem Neuen meinen kann.

Der arme Kerl, geht es mir durch den Kopf, als ich fragend um sie herum schaue: „Sag mal, wolltest du nicht jemanden mitbringen?“

Evelin grinst noch breiter und zeigt auf eine groß gewachsene männliche Person, die circa drei Meter von uns entfernt steht. Der Typ sieht wirklich klasse aus. Große schlanke Figur, strohblondes Haar, recht kurz geschnitten. Seine Jeans trägt er etwas tiefer sitzend auf den Hüften und das hellblaue Hemd hängt lässig an seinem Oberkörper herunter:

„Oh, der sieht wirklich gut aus.“ Ich spüre wie Evelins Brust anschwillt: „Nicht wahr. Ich hab doch gesagt der ist ein Hammer und nicht nur im Aussehen.“ Sie zwinkert mir zu und winkt ihm.
Daraufhin setzt er sich in Bewegung, um zu uns zu stoßen. Auch wir bewegen uns ihm entgegen. Er lächelt Evelin an und sie strahlt wie ein Honigkuchenpferd, als er neben ihr zum Stehen kommt und einen Arm um ihre Hüfte legt:

„Das ist meine Freundin Lisi“, sie zeigt mit einer Hand auf mich und die Bewegung führt sie dann zu dem jungen Mann und sie sieht mich an, als sie ihn mir namentlich vorstellt: „Und das ist Dany“, dabei zwinkert sie mir zu.
Dany streckt mir seine Hand entgegen und wir beide nicken uns gegenseitig zu, als ich seinen Händedruck erwidere und wir uns gegenseitig begrüßen.

„Und was machen wir jetzt?“ Mit dieser Frage sieht Dany Evelin an und drückt sie noch etwas fester an sich. Lächelnd zuckte sie mit den Schultern und meint nur:
„Was haltet ihr davon, wenn wir erst einmal ein Eis essen gehen?“ Nickend stimmen wir beide ihr zu und ich bin froh, dass sie mich nicht weiter wegen der beiden fremden Menschen ausfragt.

Zum Glück ist sie mit ihrer neuen Eroberung so beschäftig, dass sie nicht weiter daran denkt. Was sollte ich auch sagen, dass ich nicht den Typen angeschaut habe, sondern die Frau. Oder sollte ich sagen, dass es mir fast den Atem geraubt hat, weil ich in der Fremden eine ganz bestimmte Frau gesehen habe und es mich verletzt hätte, sie mit einem Mann zu sehen.
Ich weiß nicht was sie dazu sagen würde, denn ich weiß ja selber nicht, was ich davon halten soll. Ich meine, es ist bestimmt nichts Schlimmes dabei, wenn man jemanden verwechselt, den man kennt, egal ob Mann oder Frau. Doch verwirren mich meine eigenen Gedanken.

„Was ist, du bist so ruhig?“ holt mich die Frage von Evelin zurück aus meinen Grübeleien und ich gebe ihr zu verstehen, dass alles in Ordnung sei. Wir schlendern über dem Marktplatz zu einer wirklich guten Italienischen Eisdiele. Unter einem Sonnenschirm nehmen wir drei Platz und warten gemeinsam auf die Bedienung.

Eine kleine Weile sitzen wir schon zusammen und haben auch unsere Bestellung abgegeben. Die Bedienung, eine kleine, zierliche Frau, mit braunem kurz geschnittenem Haar, wuselt schnell und präzise an den Tischen vorbei und bearbeitet Bestellungen und Abrechnungen der Kunden.

Ich erwische mich dabei, dass ich angefangen habe einige Kundinnen, oder auch die Kellnerin intensiver zu beobachten. Sie zu mustern, doch bei keiner kann ich sagen, dass ich irgendeine Anziehung verspüre.
Ich sehe ihre Gesichter und die Figur, beobachte die Bewegungen, aber ich verspüre nichts in meinem Bauch.

Unser Eis steht mittlerweile auf dem Tisch und Evelin stupst mich von der Seite an.
„Du hast gleich einen Milchshake, wenn du nicht langsam isst.“

„Mhh…“ geistesabwesend führe ich den ersten vollen Löffel an meinem Mund.

„Was hast du denn heute? Du bist mit deinen Gedanken ja ganz woanders.“ Ich wende meinen Blick zu ihr und lächle verlegen. Sie zieht ihre Unterlippe so zusammen, dass sie einen Schmollmund bekommt und mit großen Augen sieht sie mich an.
„Ich habe fast das Gefühl, dass du gar nicht bei uns bist. Stört es dich, dich mit mir getroffen zu haben.“
Oh, da war er, der kleine bissige Unterton im letzten Satz. Jetzt muss ich aufpassen, nichts Falsches zu sagen, sonst gibt es wieder eine Katastrophe:

„Tut mir wirklich leid. Ich musste nur kurz an meine Kundengespräche denken, die ich heute noch vor mir habe. Ich habe dir doch erzählt, dass ich vielleicht einen neuen Auftrag bekommen kann.“ Dabei nicke ich leicht zur Bestätigung und sie macht es mir nach.

„Naja und du weißt auch, dass ich immer etwas nervös vor dem erst Gespräch mit einem neuen Kunden bin. Daher arbeite ich immer wieder in Gedanken die Möglichkeiten für das Gespräch durch.“

Ich weiß, dass Evelin nicht gerne die zweite Geige spielt, daher kommt mir meine Arbeit sehr zugute, denn zu meinem Glück kennt sie mich, weiß dass ich ein Arbeitstier bin und selten abschalten kann:

„Du machst dir einfach viel zu viele Gedanken. Solange ich dich kenne, hast du doch immer deine neuen Kunden gut um den Finger wickeln können.“ Dabei tätschelt sie mir leicht auf meine rechte Schulter und meint zu Dany, der uns beide beobachtet:

„Lisi ist Architektin und sie baut die Modelle der Kunden. Sie hat ihr eigenes kleines Büro, was richtig gut läuft. Aber das ist auch kein Wunder, denn sie versucht wirklich immer das unmögliche für ihre Kunden wahr zu machen. Sie hat hier in der Stadt wirklich einen guten Ruf und auch die Stadt selber hat ihr schon Aufträge erteilt.“

Ich fühle wie mir die Röte ins Gesicht steigt. Ja, es stimmt, ich habe wirklich schon einige gute Aufträge ausgeführt, aber ich bin nicht gerne im Mittelpunkt deswegen. Doch es erfüllt mich auch etwas mit Stolz, dass Eveline so von mir spricht. Kurz sehe ich sie an und lächle, ja sie kann wirklich ganz lieb sein. Sie scheint sich auch schon wieder beruhigt zu haben und doch sage ich ihr noch:
„Ich gebe mir jetzt Mühe für die nächsten Stunden nicht ganz so an die Arbeit zu denken.“ Freudig lächelt sie mich an und nickt mir zu.

Mir ist etwas unwohl, dass ich Eveline angelogen habe. Nur kann ich ihr ja nicht sagen, dass ich hier gerade prüfe ob mich irgendeine Frau erotisch anzieht, oder allgemein eine seltsame Reaktion. in mir hervorruft.

Erleichtert atme ich innerlich auf. Keine der hier anwesenden Frauen bewirkt, dass sich in mir ein Gefühl von kribbeln oder Nervosität breit macht. Das bringt mich zu dem Entschluss, dass mich Frauen nicht wirklich anziehen. Natürlich sehe ich mir, wie viele andere meiner Gattung, die Frauen an, was sie tragen oder wie sie sich geben. Doch es ist das ganz normale Anschauen meiner Mittmenschen.

Ich versuche, nicht weiter darüber nachzudenken, warum es bei Alexis anders gewesen ist und rede mir selber ein, dass es nur Einbildung sein muss.
Wahrscheinlich ist einfach nur mein Inneres etwas außer Kontrolle geraten.

Ich war vielleicht einfach nur fasziniert von ihr, denn sie sieht wirklich verdammt gut aus. Eigentlich könnte sie sogar ein Model sein. Vielleicht sollte ich sie heute Abend mal fragen, ob sie schon einmal gemodelt hat. Wundern würde es mich bei ihr nicht.

Mit diesem wundervollen schwarzen langen Haare, das ihr Gesicht so schön einrahmt. Ich erinnere mich an diese vorwitzige kleine Locke, die ihr immer ins Gesicht gefallen ist. Ihre wunderschönen braunen Augen, die etwas Geheimnisvolles an sich haben und dieses kleine Blitzen, wenn sie mich anschaut und mir das Kribbeln in meinem Bauch beschert. Die samtweiche Stimme, die aus dem perfekt geformten Mund kommt und immer wieder durch meine Blutbahn rauscht und mir eine Gänsehaut beschert.

Alexis, allein der Name bewirkt, dass ich schon wieder ein Kribbeln in meiner Magengegend bekomme.

>>Heute Abend. Ja heute Abend sehe ich sie wieder.<< Der Gedanke, lässt meine Hände etwas feucht werden und meine Kehle trocknen.
Schon wieder werde ich, bei dem Gedanken an das Treffen heute Abend nervös. Reiß dich mal zusammen, du triffst dich doch nur mit einer Frau, mit der du vielleicht eine Freundschaft aufbauen kannst.

Nur für ein paar Sekunden schließe ich meine Augen und versuche mir vorzustellen, wie sie wohl heute Abend aussehen wird. Soweit ich das beurteilen kann, sieht sie in allem verdammt sexy aus. Sexy. Was denke ich denn da schon wieder?

Doch ein kleines, winziges Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen und mein Herz macht einige Schläge schneller als normal. Denn auch, wenn ich nicht weiß, wie ich all das zu verstehen habe, aber ich freue mich riesig auf diese Verabredung.

Das Eis haben wir mittlerweile verzehrt. Evelin und Dany sind in einer anregenden Unterhaltung vertieft. Worum es genau geht, weiß ich nicht, war ich doch schon wieder mit meinen Gedanke weit weg. Doch anscheinend hat meine Freundin es dieses Mal nicht bemerkt, was mich dann gleich noch einmal lächeln lässt.
Kurz schweifen meine Gedanken noch einmal zu heute Abend ab und ich erwische mich dabei, wie ich überlege, was ich denn eigentlich anziehen soll.

Eine Idee manifestiert sich in mir, ich sollte mir vielleicht noch etwas Schönes kaufen.
Normalerweise weiß ich, dass das nicht erforderlich ist, ich habe genug Sachen zu Hause und außerdem ist das ja auch kein Date, also sollte eigentlich meine Auswahl, die sich in meinem Schrank befindet, ausreichen. Nur ist da dieses tief sitzende Gefühl, dass ich etwas ganz Besonderes anziehen möchte.

„Können wir noch zum New Yorker gehen? Ich will mal schauen, ob ich irgendwas Schönes für mich finde.“ platze ich in die Unterhaltung der beiden und sie sehen mich erst ein wenig verwirrt an.
Anscheinend waren die beiden gerade so mit sich selbst beschäftigt, dass sie mich ganz vergessen haben. Ich muss lachen und sie sehen mich noch fragender an. Glucksend schüttle ich den Kopf und mache eine Handbewegung, dass alles in Ordnung ist und stellte noch einmal meine Frage:
„Und, gehen wir zum New Yorker?“ Als meine Worte endlich Evelin erreicht haben, klatscht sie vor Freude in die Hände und gibt ein überschwängliches: „JA“ von sich.
Dabei schaut sie ihrem Begleiter so intensiv bittend in die Augen, dass er erst gar nicht auf die Idee kommt, etwas anderes zu sagen außer ein „ja“.

Gleich darauf begleichen wir unsere Rechnung und sind auch sofort auf dem Weg zu unserem Ziel.

***



Die Damenabteilung ist im dritten Stock und ich schaue mir mittlerweile die Tops an.

„Suchst du was für ein Date?“ zwinkert mir Evelin von der anderen Seite des Kleiderständers zu.
„Nein“, streite ich sofort ab. Viel zu schnell, dass Evelin den hektischen Unterton heraus hört und gleich darauf ihre Meinung kund tut:
„So so, und das soll ich dir glauben? Du siehst aber so aus, als würdest du etwas ganz Besonderes suchen.“ Ich schiebe die Kleidungsstücke umher und versuche, ihr nicht in die Augen zu schauen. Meine Kehle ist staubtrocken und das Schlucken fällt mir unwahrscheinlich schwer.

„Oh, erst so kurz getrennt und schon ein neues Date. Kenn ich den? Sieht er gut aus? Wie lange kennst du ihn denn schon?“ Als ich ihr am Telefon von meiner Trennung erzählt hatte, war sie nicht wirklich verwundert. Sie hatte schon lange mitbekommen, dass zwischen mir und Marius etwas anders war.

Klar meinte sie auch, ich solle mich nicht verkriechen und Ausschau halten. Nur ist mir nicht danach, Ausschau zu halten geschweige denn, mich zu amüsieren, jedenfalls nicht so, wie sie es sich vorstellt.

„He, lass das. Ich habe kein Date und hör auf zu fragen. Ich habe auch keinen Neuen. Ich will mir einfach nur etwas Schönes kaufen.“ Ich kann nicht verhindern, dass meine Stimme etwas genervt wirkt.
„Ok. Ich frage nicht weiter. Aber ich hoffe, du erzählt mir, wenn es soweit ist.“ Sie glaubt mir nicht, ich kann es an ihrem Ton erkennen, auch sehe ich es in ihrem Blick.

Evelins Begleiter taucht auf einmal auf. Er war die ganze Zeit in der Männerabteilung und hat wohl auch für sich etwas gefunden, denn er trägt eine Tüte bei sich. Meine Freundin strahlt sofort wieder, als sie ihn sieht und mir kommt das erste Mal bei ihr der Gedanke, dass sie sich vielleicht doch noch wirklich in ihn verliebt. Ich würde es ihr wünschen, den richtigen Partner fürs Leben zu finden.

Ich ziehe mir zwei Teile aus dem Angebot hervor, die mir gefallen:
„Ich probier das mal kurz an.“ Damit halte ich die beiden Teile hoch. Eveline und Dany nicken nur und so mache ich mich kurz aus dem Staub.


Noch zwei Stunden, vertreiben wir drei uns die Zeit und ich muss ehrlich zugeben, obwohl Dany erst ziemlich ruhig rüber kommt, entpuppt er sich doch zu einem offenen und ziemlich lustigen Menschen.
Er scheint ein wirklich sehr netter Mann zu sein und ich hoffe für ihn, dass Evelin erkennt, dass er sich anscheinend wirklich in sie verliebt hat, denn seine Blicke zeigen es offensichtlich. Sie sind so voller Sinnlichkeit und auch Begehren, dies kann man in seinen Augen erkennen.

Etwas wehmütig erinnere ich mich, wie es einst bei mir und Marius war. Auch wir hatten uns lange so angesehen und begehrt. Natürlich kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es keine Garantie dafür gibt, auf ewig zusammen zu bleiben, doch möchte ich die Zeit mit Marius nicht missen und auch das, was wir zusammen erlebt haben.

Genau so etwas braucht auch Evelin, damit auch sie einmal weiß, was es heißt, verliebt zu sein.

„Leute, ich muss los. Ihr wisst ja, ich habe noch zwei Termine.“ Ich ernte einen traurigen, enttäuschten Blick, doch sie nickt mir zu:
„Musst du wirklich schon los?“ stellt sie auch schon ihre Frage und sie nimmt mich fest in ihre Arme.
„Ja leider, aber wir können uns doch bald wieder treffen und wenn meine Wohnung fertig ist, dann lade ich euch auch sofort ein.“ Mit einem versöhnlichen Lächeln verabschiede ich mich von den beiden und mache mich auf den Weg zu meinem Auto.

***



Meine Zwei Termine bringe ich ohne Probleme hinter mich. Am meisten freut es mich, dass ich den neuen Auftrag bekommen habe und der Kunde in zwei Tagen in meinem Büro vorbei kommt, um alles Vertragliche zu klären.
Stolz auf mich selbst, klopfe ich mir innerlich auf die Schulter. Na das lief ja besser als ich gedacht habe. Meine Mittarbeiter werden sich freuen, wenn ich ihnen die Nachricht übermittle.

Doch jetzt stehe ich in meinem Schlafzimmer und habe ein ganz anderes Problem. Ich teste nun schon zum Xten Male, welches Outfit ich wirklich tragen soll. Immer wieder fällt mir etwas anderes auf, was mich dazu bewegt mich doch noch einmal umzuziehen. Ich habe mir die zwei Tops von heute Mittag gekauft und ärgere mich, dass ich mir nicht auch noch eine passende Hose oder ein Rock dazu gekauft habe.

Etwas über eine Stunde Zeit habe ich noch, bis Alexis vor meiner Tür steht und ich weiß noch immer nicht, was ich denn anziehen soll. Warum tue ich mich nur so schwer, es ist doch nur ein Treffen.
In mir steigt eine Aufregung, die ich schon seit sehr langer Zeit nicht mehr verspürt habe, doch ich versuche es zu ignorieren. Ich rede mir ein, dass es ganz normal ist das ich aufgeregt bin, denn schließlich kennen wir uns ja noch nicht richtig.

Ich krame in meinen Schrank herum und ziehe einen kurzen Jeansrock heraus. Den kombiniere ich mit einem der Tops, die ich heute beim New Yorker gekauft habe. Ich sehe mir mein Outfit im Spiegel an. Doch auch, wenn es nach meinem Geschmack ist, bin ich mir nicht sicher, ob es gut genug aussieht. Also ziehe ich alles wieder aus, um ein neues Outfit zusammen zu stellen.

Ich werde immer nervöser, weil ich mich einfach nicht entscheiden kann.
„Es kann doch nicht so schwer sein, sich etwas anzuziehen. Du tust ja so, als würdest du zu einem Date gehen“ spreche ich selbst zu mir und schüttle dabei den Kopf.

Wieder bestaune ich ein neues Outfit was ich mir zusammengestellt habe und dieses Mal bin ich doch recht zufrieden. Die junge Frau im Spiegel lächelt mir aufmunternd zu und will mir sagen, dass es wirklich gut aussieht. Na ob ich ihr so glauben kann?
Ich trage eine eng anliegende Jeans und darüber ein schwarzes Top mit einem eleganten V Ausschnitt. Auf der linken Seite des Tops schlängelt sich ein rötlich glänzendes Muster vom Kragen bis zum Bund herunter. Ja dieses hatte mir heute Mittag sofort gefallen, als ich es gesehen habe. Auch dies liegt eng an meinem Körper, was meine Brust recht gut zur Geltung bringt. Schlicht aber trotzdem elegant und doch sexy geht es mir durch den Kopf und noch einmal lächle ich mein Spiegelbild an.

Nun muss ich nur noch meine Haare bändigen. Da sie noch immer etwas feucht sind lassen sie sich leichter frisieren. Ich stecke meine Haare nach oben und lasse nur rechts und links einige kleine Strähnen heraus hängen. Einen ganz kleinen Schimmer Rouge trage ich mir noch auf und einen fast durchsichtigen Lip-gloss. Ich habe nicht wirklich Schminke bei mir zu Hause, denn ich mag es nicht wirklich, mich zu schminken. Zum Abschluss stecke ich mir noch ein Paar schlichte Ohrringe an. Etwas ungewohnt ist dieses Gefühl, da ich selten Ohrringe trage.

Flüchtig schaue ich auf meine Uhr. Wow, ich habe ja noch ganze zehn Minuten Zeit bis Alexis da ist. Wie schaffen es nur die anderen Frauen immer, dass sie so lange brauchen, dass es immer zu spät ist. Ich sitze nun in der Küche und in meiner Hand halte ich ein Glas Cola.

Leise läuft im Hintergrund Musik und ich beobachte die Uhr, wie der Zeiger sehr langsam vorwärts schreitet. Fast völlig hypnotisiert starre ich auf meine Uhr, als ich durch das Klingeln zusammenschrecke.

Sie ist da, zuckt es durch meinem Körper und mein Herz fängt wie auf Kommando an zu klopfen. Fast rennend komme ich an meine Wohnungstür und drücke den Summer. Ich stehe im Türrahmen und schaue auf die Treppe. Ihre Schritte nehme ich bis zu mir herauf wahr und bei jedem Schritt, der sie näher kommen lässt, schlucke ich schwer. Meine Kehle wird trockener und mein Hände etwas feuchter.

Alexis taucht auf den letzten Treppenstufen auf und mir stockt fast der Atem. Wow. Ich habe fast das Gefühl, mir fallen gleich die Augen aus. Mein Herz hört für zwei Schläge auf zu schlagen, bevor es mit Wucht wieder anfängt und beinahe meinen Brustkorb sprengt. Laut dröhnt mein Herzschlag und ich befürchte, dass es sogar Alexis durch den ganzen Flur hört.
Ich versuche zu schlucken, was nicht einfach ist, da in meiner Kehle ein Kloß steckt der einfach nicht verschwinden will.

Oh Mann, diese Frau sieht einfach umwerfend aus. Obwohl es wahrscheinlich schlicht wirken soll.
Ihre schwarze Hose umschmeicheln ihre langen geraden Beine, ihr Top schmiegt sich sanft um ihre Brust und betont auf eine eigene Weise ihre schmalen Hüften. Darüber trägt sie ein schlichtes Jackett und doch sieht alles an ihr so unwahrscheinlich elegant aus. Ihr Gang ist geschmeidig und mein Herz wummert noch mehr in meiner Brust.

Verdammt bleib ruhig. Hallo, das ist eine Frau vor dir und nur weil die gut aussieht musst du hier nicht gleich ausflippen. Ich versuche, mich immer wieder innerlich zu ermahnen, doch hilft das nicht wirklich.

Die Freude, sie zu sehen, versuche ich ein wenig unter Kontrolle zu halten, da ich befürchte, dass ich beinahe überall strahle, bei ihrem Anblick.

>>Oh Mann, du verhältst dich ja wie eine Verliebte. Aber das kann ja nicht sein<< Meine Gedanken machen schon Purzelbäume.

Alexis steht direkt vor mir und schon wieder bekomme ich bei ihr weiche Knie. Langsam, fast in Zeitlupe, so kommt es mir vor, strecke ich ihr meine Hand entgegen. Meine Augen kann ich nicht von ihren lösen und meine Hand lässt ihre einfach nicht mehr los.

„Guten Abend“, sage ich leise und ihr Schmunzeln sorgt dafür, dass ich fast zusammensacke. Wie kann sie mich nur so aus dem Konzept bringen?

„Hallo“, dringt ihre samtweiche Stimme in mein Ohr und ich habe das Gefühl, als hätte mir heute den ganzen Tag etwas gefehlt.
In meinem Inneren tobt ein Orkan und gleichzeitig breitet sich eine unendliche Ruhe in mir aus, als wäre ich jetzt vollständig.

„Und fertig? Meinst du, wir können gleich los?“ Warum wir noch immer unsere Hände halten weiß ich nicht, doch ich nicke.

„Moment ich hole nur meine Schlüssel.“ Wir lassen uns los und ich stolpere schon fast zurück in meine Wohnung um meine Schlüssel und meine kleine Tasche zu holen.
Nervös und mit zittrigen Händen schließe ich meine Tür und dabei genieße ich den blumigen Duft, der sich mittlerweile über den ganzen Flur ausgebreitet hat:

„Du sieht toll aus.“ kommt es von ihr, während ich meinen Schlüssel umdrehe.

„Ach was, nicht mal halb so gut wie du.“ Mein Gesicht fängt sofort an zu glühen, als mir meine eigenen Worte bewusst werden.
Ich fühle, wie sich ein noch intensiveres Lächeln auf ihre Lippen legt. Obwohl ich mit dem Rücken zu ihr stehe, weiß ich wie sie gerade aussieht.

Ist denn das wirklich normal? Erschlägt mich fast die Frage von einer Sekunde zur nächsten.

Doch bevor ich wirklich anfangen kann weiter darüber nach zudenken, drehe ich mich zu ihr um und wir machen uns auf den Weg.

Impressum

Lektorat: Danke an reininde
Tag der Veröffentlichung: 04.06.2012

Alle Rechte vorbehalten

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